Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
550 Zweites Kapitel.
Das Staatsgebiet gehört dem norddeutschen Tieflande an und ist auf dem
rechten Weserufer von einer Hügelkette (Dünen) in der Richtung von Südost
nach Nordwest durchzogen. Der Weserstrom durchströmt ei in derselben Richtung;
von den Nebenflüssen kommen rechts Wümme und Geeste, rechts Ochtum in
Betracht. Das Klima Bremens ist im ganzen gemäßigt.
Der Boden besteht durchweg aus Diluvial-und Alluvialbildungen; festes Gestein
findet sich nirgends. Am linken User ist wirkliches Flachland; die Dünen auf dem
rechten Ufer bestehen aus kleinkörnigem Sande. Das sogenannte Hollerland auf
dem rechten Ufer (51,5g qkm) hat überhaupt Sandboden mit Einlagerungen von
Raseneisenstein; im Blocklande (29,qkm) und Werderlande (48,,^ qkm) auf derselben
Seite liegt der Sand erst unter einer Schicht von Klei- und Moorboden; vereinzelt
findet sich auch zäher, unfruchtbarer Thon („Dwaa"), auch ist ein Moor vorhanden
(in der Feldmark von Borgfeld). Auf dem linken Ufer findet sich teils Lehm- teils
Kleiboden. — Die Weser macht viele Krümmungen und ist oberhalb Bremens ]48,
in der Stadt bis zu 226 m breit; ihr Lauf im Staatsgebiet hat eine Länge von
24,g km; ihre Tiefe beträgt oberhalb etwa 1,3 m und unterhalb 2—2,„ m. Ihre
Bedeutung für die Schiffahrt ist natürlich sehr groß. Der Weserfluß Wümme hat
im Staatsgebiete einen 28 km langen schiffbaren Lauf und ist mit der Weser durch
zwei kleine Kanäle verbunden. Die bei Bremerhaven mündende Geeste ist gleich-
falls schiffbar; die Ochtum berührt das Gebiet mit 5 km. Zum Schutze dieser
-Gewässer sind Deiche in der Gesamtlänge von 96,2 km nötig geworden. Das Klima
Bremens ist verhältnismäßig mild und beträgt im Jahresdurchschnitt zwischen 8—9° C.
Die meisten Niederschläge sinden im Sommer demnächst im Herbst und Winter und
die wenigsten im Frühlinge statt, sie betragen im Jahresdurchschnitt 7—800 mm.
Der Witterungswechsel ist plötzlich; nach heißen Tagen sind kühle Abende und dichte
Nebel sehr häufig. Die Winde haben meist die Richtungen von Süd bis Nordwest.
Die Bevölkerung ist niederdeutschen Stammes, weit überwiegend evange-
lisch und hauptsächlich mit Handel, demnächst auch mit Industrie, weniger mit
Ackerbau und Viehzucht beschäftigt.
Auf 255,ß qkm lebten nach der Zählung 1885 165628 Einwohner, welche (bis
auf 6196 Katholiken und 840 Juden) fast sämtlich evangelisch waren. Sehr ver-
breitet ist die plattdeutsche Sprache, in den gebildeten Kreisen herrscht jedoch die
hochdeutsche. In Bremen selbst und in Bremerhaven leben auch sehr viele Ausländer,
besonders Amerikaner, Engländer und Holländer, dieserhalb, sowie wegen des be-
deutenden Seeverkehrs wird häufig die englische Sprache gebraucht. — Am 5. Juni
1882 wurden gezählt in Land- und Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischerei 12084 Zu-
gehörige, davon 5187 Erwerbsthätige, in der Industrie einschließlich Bergbau und Bau-
Wesen 75 935 Zugehörige, darunter 29 297 Erwerbsthätige, in Handel, Verkehr, Gast-
Wirtschaft :e. 47114 Zugehörige, darunter 16 829 Erwerbsthätige. Bremen nimmt
unter den deutschen Sechandelsplätzen eine der ersten Stellen ein, und zwar ist
der Handel weit weniger Speditions- und Kommissions- als Eigenhandel und beruht
vorzugsweise auf Warenumsatz, während das reine Papier- und Geldgeschäft sehr
zurücktritt. Es sind über l000 Großhandlungen vorhanden, unter denen sich etwa
50 Reeder befinden. Neben dem Handel treten zunächst alle diejenigen Geschäfts-
zweige bedeutsam hervor, welche mit dem Handel zusammenhängen, Schiffahrt,
Schiffbau k. Haupthaudelsartikel.sind: Petroleum, Reis, Tabak, Baumwolle, Kaffee,
Zucker, Thee, Gewürze, Getreide, Öl, französische Weine:c. Unter diesen Gegenständen
stehen obenan: Petroleum (jährliche Einfuhr für 30—40, Ausfuhr für 40—50 Mill.
Mark), Baumwolle (jährliche Einfuhr für etwa 50—60, Ausfuhr für etwa 53 Mill.
Mark), Tabak (jährliche Einfuhr für 50-60, Ausfuhr für 60-65 Mill. Mark),
wozu noch Tabaksstengel und Zigarren treten. Die Reederei bestand am I.januar
1889 aus 341 Schiffen zu 325594 Tonnen, darunter 118 Dampfer mit 124256 Tonnen
Gehalt. Außerdem steheu noch etwa 260 oldenburgische und preußische Schiffe im
Dienste des preußischen Handels. Das größte Transportgeschäft betreibt die Aktien-
Gesellschaft des Norddeutschen Lloyds, die regelmäßige Dampfschiffverbindungen mit
England und Amerika unterhält und neuerdings auch für die vom Reiche geschaffenen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordwest Bremens Borgfeld Bremens Weserfluß_Wümme Bremerhaven Bremens 8—9°_C. Nordwest Bremen Bremerhaven Bremen England Amerika
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
156 Die ozeanische Inselwelt.
giftiges Gewürm oder ein den Menschen gefährliches Raubtier. Die
Luft ist gesund, feucht und mild. Der fruchtbare Boden trägt nicht allein
eine Menge inländischer Gewächse, unter denen nur der bei uns in Menge
verbrauchte neuseeländische Flachs genannt werden soll, sondern auch fast
alle europäischen Getreidearten und Früchte. Die Wälder Neuseelands
sind wahrhaft prachtvoll und von denen in Australien gänzlich verschieden.
Merkwürdig ist die außerordentliche Menge von Farnkräutern, welche den
Boden beider Inseln überwuchern, und die oft 3 bis 3 1/2 m hoch werden;
ja, es gibt sogar einen schönen Farnbaum, welcher die Höhe von 7 bis
10 «i erreicht.
Beide Inseln haben mit Hinzurechnung der benachbarten kleinen
Inseln einen Flächenraum von 258 800 qkm. Die nördliche (Te-Ika-a
Maui) ist am bekanntesten und macht deu schönsten Teil Neuseelands aus.
Die südliche (Te-Wahi-Punamu), eigentlich mittlere, da eine kleine Insel
die Gruppe schließt, bildet gegen die erstere einen auffallenden Gegensatz.
Sobald man den Fuß über die Cooksstraße gesetzt hat, welche beide von-
einander scheidet, verändert sich das Panorama. Ungeheure Gebirgsmassen,
deren nackte Gipfel hoch in die Wolken reichen und meist unter ewigem
Schnee vergraben sind, decken die Oberfläche. Die Abhänge schmückt ein
herrlicher Pflanzenwuchs, aber jäh und drohend ist der Sturz der Ge-
Wässer in das Meer hinab. Kein Fluß vermag auf diesen schroffen Ab-
hängen ein Bett zu ziehen, das zusammengelaufene Quell- und Schneewasser
stürzt als Wildbach von Kaskade zu Kaskade zum Meer.
Man muß Augenzeuge eines so furchtbaren Anblicks gewesen sein, um
die Szenen von Unordnung und Wildheit, die wahrscheinlich durch unter-
irdische Feuer und Erdbeben hervorgebracht worden sind, zu begreifen.
Die Westküste der Südinsel bietet das traurigste Bild dar. Sie zeigt sich
nur als öde Strecke, über ihr ein trauriger Himmel, stete Stürme um-
brausen sie, und fürchterliche Brandungen peitschen ihre Gestade.
Wie könnten die Bewohner dieses furchtbaren und in seinem nördlichen
Teile doch so schönen und reichen Landes wohl anders als die Natur ihres
Landes sein, rauh und wild? Ihr Sinn ist fest und starr wie das Gestein
ihrer Felsen, ihre Leidenschaften schäumen jach und unbändig wie ihre
Wasserfälle. Es ist ein großer, wohlgebildeter, kraftvoller Menschenschlag,
das Auge schwarz und lebhaft, die Zähne weiß und schön wie Elfenbein,
die Gesichtszüge regelmäßig und angenehm. Das schwarze Haar fällt in
reicher Lockenfülle herab, die Hautfarbe ist hellbraun, fast wie bei den
Bewohnern des südlichen Europas. Der Neuseeländer ist tättowiert, und
zwar besonders schön und reich, sobald er ein vornehmer Mann ist.
Gleichwohl ist diese Tättowierung eine ziemlich schmerzhafte Operation, da
sie nicht nur durch Stiche, sondern auch durch Schnitte ausgesührt wird.
Gesicht und Brust sind die vorzüglichsten Stellen, und große Krieger lassen
sich nach jedem Feldzuge neue Tättowierungen am Körper anbringen, um
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Neuseelands Australien Maui Neuseelands Europas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169
daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg-
züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese
zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls
als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich
große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die
Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich
zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren
bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der
Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.)
dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er-
reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre
Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu-
wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung
des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung
desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung
und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch
bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo-
sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer
füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
236 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
Das Ende des September kam heran, und man suchte das Schiff in einem
sicheren Hafen zu bergen, den man in dem nach Felix Booth benannten
Boothiagolf an dem Boothialande fand. Die eingeschlossenen Seeleute
suchten sich so gut als möglich für den langen Winter vorzubereiten, sie
zerlegten die Dampfmaschine und brachten sie nebst den Kanonen und dem
Pulvermagazin aufs Land. Eine genaue Untersuchung der Feueruugs- und
Lebensmittel ergab, daß man noch zwei Jahre und zehn Monate ausreichen
könne. Der Genuß des Branntweins wurde eingestellt, da er in den kalten
Gegenden nur schädlich wirkte. Zum bessereu Schutze gegen die Kälte be-
legte man das Oberdeck des Schiffes mit einer 1 in dicken Schneelage und
begoß diese so lange mit Wasser, bis sie eine feste Eismasse bildete,
^ Darüberhin führte man ein Dach auf und umgab endlich das ganze Schiff
noch mit einer Wand von Schnee und Eis. Die Feuchtigkeit wurde vou
dem Wohnräume im unteren Verdeck durch kupferne Röhren abgeleitet, und
der Boden jeden Morgen mit heißem Sande bestreut. Eiue Wache hatte
die Aufsicht über das Verdeck zu führen, Ebbe und Flut, Wolken und
Himmelserscheinungen zu beobachten und zu sehen, ob sich wilde Tiere
oder Eingeborene zeigen würden. Um 6 Uhr ward gefrühstückt, um
12 Uhr zu Mittag und um 5 Uhr zu Abend gegessen, Thee oder Kakao
waren dabei die üblichen Getränke. Von 6—9 Uhr ward Abendschule
gehalten, des Nachts schlief man in Hängematten. Am Sonntage fand
keine Arbeit statt, dagegen wurde die Mannschaft gemustert, worauf Gebet
und Predigt folgte. Die Leute bewiesen sich sämtlich wie die Glieder
einer Familie, alle waren gefällig und freundlich untereinander und zeigten
eine musterhafte Ordnung. Die Sonne ging seit Ende des November-
gar nicht mehr auf, doch konnte man von den höchsten Teilen der Insel
herab sie noch um Mittag unmittelbar über dem Horizonte erblicken.
Über der ganzen Natur lag Ruhe und Eintönigkeit. Jeden Mittag breitete
sich ein Dämmerlicht über die Landschaft aus, daß man selbst um diese
Zeit in der Kajütte vollkommen gut sehen und im Freien sogar die kleinste
Druckschrift lesen konnte. Der Horizont zeigte die herrlichsten Farbenspiele,
besonders nach Süden hin, die Nordlichter erschienen am Himmel in
wunderbarem Glänze. Eins der schönsten wurde am 25. November be-
obachtet, gegen Mitternacht wurde es immer prächtiger und hielt bis zum
andern Morgen aus, es bildete einen dem Regenbogen ähnlichen leuchtenden
Bogen, dessen Enden aus zwei gegenüber liegenden Bergen zu ruhen
schienen. Tief am Horizonte verdunkelte sich der vorher heitere Himmel,
die Sterne wurden sichtbar in diesem Dunkel, das nach und nach ins
Braune oder Violette überging.
Die Grenze der Wölbung war ein breiter, hellleuchtender Bogen, erst
weiß, dann gelb. Die Erscheinung glich jetzt einer großen, im Ausgeheu
begriffenen dunklen Sonnenscheibe, deren Rand mit einem glänzenden,
breiten Saunte eingefaßt ist. Lichter schwebten und ragten beständig über
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Engländer und Franzosen im Norden von Amerika. 9
England zu jener Zeit über die Mittel verfügt hätte, um auf die Erschließung
von so unwirtlichen Territorien größere Summen verwenden zu können.
Halb schon in Vergessenheit geraten, starb er 1557. Ihm zu Ehren nannte
man später das Gebiet zwischen der Hudsonsbai, Kanada, Neu-Wales und
Labrador Cabotia. Als nach der Entdeckung der Südsee alle Zweifel
darüber schwanden, daß Amerika als eine getrennte Welt zwischen Asien
und Europa sich ausbreite, begann man etwas eifriger nach einer Durch-
fahrt in die Südsee zu suchen.
Landung der Franzosen in Kanada.
Indessen gehörte zur Mitte des 16. Jahrhunderts das Reisen nach
den ausgedehnten Gebieten des Nordens von Amerika nicht zu den Lieb-
lingswünschen europamüder Abenteurer. Weshalb sollten sie zur Jagd auf
Eisbären und zum Stockfischfang ausziehen, wenn sich in Mexiko und an
der Westküste von Südamerika verführerisches Gold in Menge gewinnen
ließ? Im kalten, erzlosen Norden konnte ein unermeßliches Wald- und
Wassergebiet nur den Jäger anlocken, die Härte des Winters ließ die
Niederlassungen in jenen Regionen im Hinblick auf die Heimat nicht als
vorteilhaften Tausch erscheinen.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Kanada Neu-Wales Südsee Amerika Asien Europa Kanada Amerika Mexiko
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
228 Erstes Kapitel.
strömenden Angerapp und der Inst er; ist auf seinem ganzen Laufe schiffbar,
nimmt links die Alle auf, entsendet zum Kurischen Haff die Deime und mündet
8 km unterhalb Königsberg in das Frische Haff.
Zur Weichsel gehört der Abfluß des Roschesees, welcher in den Narew
mündet, ferner die Drcwenz, welche in Ostpreußen aus dem gleichnamigen See
entspringt. — Die Sorge mündet in den Dransenfee, welcher wiederum durch
den Elbingfluß in das Frische Haff mündet. — Von den Seen gehören die meisten
dem Regierungsbezirke Gumbinnen an, namentlich auch der Spirdiug- und Mauer-
see. Mit beiden ist durch Wasserläufe der Löweutinfee verbunden.
An Kanälen sind zu nennen: der große Friedrichsgraben, der Secken-
burger Kanal, der König-Wilhelms-Kanal und das Oberländische Kanal-
system. — Die besuchtesten Seebadeorte liegen auf der samländifchen Küste
(Cranz, Neukuhren u. s. w.)>
Die Ertragsfähigkeit des Bodens der Provinz ist sehr verschieden.
Es ist ganz unfruchtbarer Dünensand und ebenso trauriger Moorboden vor-
Händen, doch sindet sich in weiter Erstreckung auch fruchtbarer Thon-, Lehm-
und mit Gips- und Kalkmergel gemischter Boden.
Unfruchtbarer Dünensand ist nicht nur auf den beiden Nehrungen und an der
Küste, sondern auch in den Kreisen Neidenburg, Ortelsburg und Johannisburg vor-
Händen. Die größten Moorflächen enthalten das Labianer Moos (südöstlich vom
Kurischen Haff) und das Plinismoos (im Kreise Pillkallen). Die größte Fruchtbar-
keit zeigen hingegen die wiesenreichen Niederungen zu beiden Seiten der Memel,
das Memeldelta und die Pregelniederuug. Namentlich die zuerst erwähnten Distrikte
sind ausgezeichnet; man hat dieselben nicht nur durch starke Deiche gegen Überfchwem-
mnngen geschützt, sondern auch durch zahlreiche Gräben ihre Entwässerung bewirkt. —
Es finden sich in der Provinz (1883) Ackerland 51,4 Proz. (im Bezirke Gumbinnen
46,7 Proz.); Gartenland 0,4, Wiesen 12,7 (am meisten in Gumbinnen, 16,4 Proz'»,
Weiden 10,8, Holzungen 17,9 (am. meisten in Königsberg), Wasserstücke 3,4 (am
meisten in Gumbinnen, 4,g Proz.), Ödland (Kalk-, Sand-, Lehmgruben, Sümpfe :e.)
0,2, Unland (ertraglose Grundstücke) 0,g (am meisten in Königsberg, nämlich 1,2 Proz.),
Wege, Hof- und Baustellen 3,2 Proz.
Nutzbare Mineralien sind wenig vorhanden. Am meisten finden sich
Raseneisenstein, Torf und Bernstein.
Braunkohlen sind gleichfalls, aber in geringer Menge, an der Ostseeküste auf-
gefunden worden. Die erwähnten ausgedehnten Moorflächen liefern reichlichen Torf.
Der aus fossilem Baumharze bestehende Bernstein wird entweder vom Meere an die
Küste geschleudert oder durch Ausbaggerung, auch wohl durch Ausgrabungen in
einer tertiären Schicht bläulichen Thons an der samländifchen Küste gewonnen.
Das Klima der Provinz ist außerordeutlich rauh; lang und kalt ist der
Winter, kurz der Sommer.
Die Nachtfröste beginnen meist schon im Oktober und währen bis Ende Mai.
Im November beginnen die Schneefälle; der Winter wechselt plötzlich zwischen
strenger Kälte und Tauwetter; das Frühjahr ist kurz, kühl und feucht; der Sommer
hat, besonders an der Küste, häufige Regentage und Nebel. Der Unterschied zwischen
der größten Wärme und Kälte beträgt 25—30 °; die Durchschnittstemperatur in
Königsberg 6—7°, in Arys unter 6° (1; die jährliche Regenmenge in Tilsit etwa
700, in Königsberg über 600, in Arys unter 600 mm. Die Vegetationszeit be-
schränkt sich auf höchstens fünf Monate.
Der Sprache nach ist die Mehrzahl der Bevölkerung deutsch, außerdeni
sind Polen, Litauer und Kuren vorhanden.
Deutsche gibt es 73,48 Proz. (wovon die Mebrzahl, 79,18 Proz., in Königs-
berg). Polen 18,gc, Proz. (wovon die meisten, 21.,g Proz., in Gumbinnen), Litauer
8„, Proz. (wovon die meisten, 13,^ Proz., in Gumbinnen), Kuren nur 0,02 Proz.
(besonders in Königsberg). Das deutsche Sprachgebiet liegt im Norden einer von
Osterode über Lötzen nach der russischen Grenze gezogenen Linie, im Süden derselben
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
154 Das Riesengebirge.
vom Berge niedersendet. Als Mönch in grauer Kutte sitzt er auf dem Berge
und hält ein Saitenspiel in der Hand und schlägt mit solcher Kraft in die
Saiten, daß die Erde davon erzittert; oft erhebt er sich im Fluge über die
höchsten Gipfel der Bäume und wirft sein Saitenspiel mit Donnergetöse auf
die Erde; bald wieder reißt er im Wirbelwinde die Bäume aus und dreht sie
im Kreise." Auch war Rübezahl nach Prätorius der Patron der Quacksalber
und Kräutersammler, die auf Jahrmärkten sein Bild als Aushängeschild an ihre
Bude hängten. Um sich in seiner Gunst zu erhalten, nannten sie ihn nicht
Rübezahl, sondern „Herr Johannes"; er zeigte ihnen die Heilkräuter, sagte
ihnen, wozu sie zu verwenden seien, und half ihnen wohl selbst die Wurzeln
ausgraben. Auch darin ähnelt Rübezahl dem „Swantewit", der nach der Sage
schlimme Krankheiten heilte.
Eine andre Haupteigenschaft des slawischen Gottes, die Güte, die er den
Armen und Bedrängten erwies, kennzeichnet in hohem Grade auch unsern
Rübezahl. Da ist er stets mit seinen Steinen, Wurzeln und Blättern bei der
Hand, die sich im Besitze der Begünstigten ganz unverhofft zu purem Golde
verwandeln, nachdem der neckische Geist bereits wieder verschwunden ist. So
singt auch ein Dichter zu Anfang uusres Jahrhunderts:
„Allen Frommen war er gut, Linderte des Armen Qual.
Thät die Reisenden begleiten, Ach, wo ist in unsern Zeiten
Gab dem Hungrigen ein Mahl, Dieser brave Rübezahl?"
Noch ein Punkt scheint mir der Erwähnung nicht unwert zu sein; es ist
dies die auch vonhenelius angeführte Metamorphose des Rübezahl als ein edles
Pferd (equus generosus). Diese Metamorphose weist deutlich auf „Swantewit"
hin, da diesem Gotte in seinem Tempel zu Arkona ein geheiligtes weißes Roß
unterhalten wurde, welches in wichtigen Fällen Orakel gab. —
Ich gehe nun zu der mir am richtigsten erscheinenden Erklärung des
Wortes „Rübezahl" über und führe zum Beweise, daß dieses Wort in früheren
Zeiten ein Spitz- oder Schimpfname gewesen ist, an, daß nach dem alten Märchen
das Aussprechen dieses Wortes stets die Veranlassung zu größten Zornaus-
brüchen des Berggeistes gewesen ist. Rübenzahl oder Rübenschwanz ist aber
ein und dasselbe; denn im schleichen Volksdialekte kommt heute noch das Wort
„Zoal" für Schwanz vor, was viele bestätigen. Kutzner schreibt: „Wir meinen
vielmehr, daß „zal" die ab und zu vorkommende Nebenform des althochdeutschen
und mittelhochdeutschen Wortes Zagel, d. i. Schwanz, ist. So kommt als Spott-
und Schimpfname noch „Sauzal" vor." Auch sind in den „Vergnügten und
Unvergnügten Reisen in das Weltberuffene Riesengebürge" von Dr. Kaspar Lindner
(1737) eine Menge Stellen enthalten, wo ohne weiteres Riebenschwanz oder
Rübenzagel geschrieben ist. Soll es sich nun um die Erklärung des Wortes
Ribe oder Rübe handeln, so würde ich allenfalls der Erklärung aus dem alt-
deutschen Worte ruwi — rauh beitreten; doch halte ich diesen Behelf für durchaus
nicht erforderlich, da Schimpfwörter in der Regel wenig Gewähltes an sich haben,
und Rübenschwanz, also ein rübenartiger Schwanz, als Schimpfwort einer un-
feinen Zeit zuzutrauen ist. Die Bezeichnung „Rauhschwanz" erscheint zu sehr er-
künstelt. Da Rübezahl nach dem Berichte des Henelius in verschiedenen tierischen
Gestalten sich zeigte, so ist die Wahl des Schimpfwortes nicht ohne Beziehung.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
124 Das Riesengebirge.
die Leute saßen, sein tolles Wesen treibe. Man hörte gern zu, lächelte aber
zu den erzählten Geschichten und glaubte ihnen nicht. Da vernahm man Plötz-
lich in dem nahen Unterholz ein lautes Krachen und Prasseln, und sogleich
stürzte ein großer Eber, der einen Pfeil in der Seite hatte, aus dem Dickicht
hervor und eilte auf die Wiese, auf der die Spaziergänger saßen, die nun in
große Gefahr gerieten. Alsbald aber erschien ein prächtig gerüsteter Ritter,
der den Eber verfolgte, ihm den Dolch in die Seite stieß und so die munteren
Leute von jeder Gefahr befreite. Der fremde Ritter wurde eingeladen, Platz
zu nehmen und sich am Frühstück zu beteiligen. Zu ihrem Erstaunen sahen
jetzt die jungen Männer, welche sich in der Gesellschaft befanden, daß die Waffen,
die sie neben sich gelegt hatten, verschwunden waren und auf dem Gipfel eines
Baumes hingen. „Das hat Rübezahl gethan", sagte Irmgard, und allmählich
glaubte man an das Walten des Berggeistes im Gebirge; denn es wurde weiter
erzählt, und der fremde Ritter, der sich für einen Lehnsmann des Markgrafen
von Brandenburg ausgab, hörte aufmerksam zu. Noch war nicht viel Zeit
verstrichen, da vernahm man aus der Ferne Klagelaute. Irmgard und der
Ritter stürzten schnell dorthin, woher der Schmerzensschrei kam. Sie fanden
einen Jäger, der erklärte, er sei durch einen angeschossenen Eber niedergestreckt
und schwer verwundet worden. Irmgard riß ihren Schleier vom Kopfe herunter
und legte ihn in Fetzen auf die Wunden des schwerkranken Mannes. Plötzlich
sprang dieser völlig geheilt auf und behauptete, seine Heilung sei durch die
Wunderkraft des Schleiers vor sich gegangen. „Es ist billig", fuhr er fort,
„daß ich ihn durch einen andern, ebenso kräftigen ersetze." Sosort riß er aus
dem Rücken des erlegten Ebers einige Borsten, warf sie der Irmgard über den
Kopf, wo sie sich zu einem prächtigen, goldenen Schleier vereinigten. Dann
verschwand der eben noch todkranke Mann unter einem furchtbaren Donner-
schlage. Jetzt wußten alle, mit wem sie es zu thuu gehabt hatten; sie-fühlten
sich unheimlich und brachen nach dem nächsten Dorfe auf, um dort zu über-
nachten. Der Ritter wurde zwar von Irmgard eingeladen, mit auf den Kynast
zu kommen und um die schöne Kunigunde zu werben; aber er zog es vor, mit
seinem Knappen weiter zu reisen. Da er nun keinen Führer hatte, verirrte er
sich bald in den engen Schluchten des Gebirges, und als plötzlich dichter Nebel
eintrat, wollte das Roß nicht weiter gehen; er spornte es an, es bäumte sich
und stürzte mit ihm in die Tiefe. Ms er aus seiner Betäubung erwachte, be-
fand er sich auf einem weichen Mooslager in der niedrigen Hütte eines Ein-
siedlers, der ihm erzählte, ein rüstiger Jäger habe ihn auf seiner Schulter zu
ihm gebracht und gesagt, er habe ihn neben seinem toten Pferde in einer Schlucht
gefunden. Bei dem Einsiedler blieb der Ritter mehrere Tage, bis er so ziemlich
genesen war; der Knappe, der ihn nach langem Suchen fand, kaufte ihm ein
Pferd in Hirschberg, und dann ritten beide weiter nach Wien, nachdem zwar
der Ritter noch die schöne Kunigunde in einer Messe in Hirschberg gesehen,
sich aber nicht hatte entschließen können, für sie den gefährlichen Ritt auf der
Mauer um die Burg zu wagen.
Zu Anfange des Frühlings im nächsten Jahre traf es sich, daß Irmgard
ihrer Gewohnheit gemäß durch die Thäler und Wälder streifte und Blumen
suchte. Plötzlich sah sie sich von den Leuten des nahen Hausberges, mit denen
Kunigunde in Fehde lebte, umringt, ergriffen und in die Gefangenschaft
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Rübezahlsagen. 161
der Bote, „wenn Rübezahl nur einige Bäume hätte wachsen lassen, -von denen
man sich einen Stab abschneiden könnte." Zu seinem Erstaunen findet er nur
wenige Schritte weiter an einem Felsblock einen ähnlichen Stock wie der seinige
war. Da kein Mensch zu sehen ist und auf sein Rufen und Pfeifen auch niemand
erscheint, so nimmt er sich getrost den Stock, wandert mit ihm fort und freut
sich des guten Tausches. Doch der Stock wird mit der Zeit schwerer und schwerer,
ohne daß der Bote die Ursache hiervon entdecken kann; und als er ihm zufällig
zwischen die Beine kommt, erhebt er sich plötzlich und trägt ihn durch Dick und
Dünn, über Wald und Feld, Berg und Thal, Wiesen, Abgründe und Klippen.
Der Bote erhebt ein furchtbares Geschrei, doch kein menschliches Wesen hört
ihn; fest klammert er sich an. Städte mit ihren Häusern und Türmen sieht er
unter sich, es schwindelt vor seinen Augen und er sieht nur noch, wie der Stock
in eine öde Felswildnis hineinstürzt. Er verliert die Besinnung, stürzt zu Boden
und als er erwacht, findet er sich vor seinem Hause, und neben ihm liegt Hut
und Stock. Verwundert sieht er sich um, fragt, wie er hierher gekommen sei,
und muß zu seinem Schaden noch den Spott der Nachbarn in den Kauf nehmen,
die ihn auslachen, daß er die Nacht vor seinem Hause und nicht drinnen zu-
gebracht habe.
Rübezahl hilft einem Bedrängten. Ein Bauer, der sich redlich von
früh bis spät quält, kommt durch Unglücksfälle von Jahr zu Jahr in größere
Schulden, die er, als ein Hagelschlag seine üppigen Felder trifft, nicht mehr im
stände ist zu bezahlen. Vergebens bittet er bei Freunden und Nachbarn um
ein Darlehen; überall wird er fortgewiesen, und als ein Gläubiger ihm seine
letzte Kuh nimmt, zieht Mangel und Not in sein Haus ein, Frau und Kinder
schreien nach Brot, das er ihnen nicht geben kann. In seiner Verzweiflung
denkt er an Rübezahl, der fchon fo manchem geholfen hat; er geht ins Gebirge,
ruft ihn und bittet, ihn zu retten. Da legt sich eine rußige Hand auf seine
Schulter, und als er sich umwendet, steht ein Köhler vor ihm, der zornig aus-
ruft: „Schon vielen half ich, die ich für treu und ehrlich hielt; doch keiner hat
meine Gabe wert geachtet; deinen Kindern zuliebe will ich dir die Sorgen
abnehmen. Doch halte die Pfennige zusammen, damit du wieder zu deiner
Habe kommst." Schweigend führt der Berggeist den Bauer an einen Schacht,
zeigt ihm eine Truhe mit Gold und fordert ihn auf, so viel zu nehmen, wie
er brauche. Darauf läßt er ihn einen Schein unterzeichnen, ermahnt ihn, fleißig
zu sein und in drei Jahren an demselben Ort das Geld zurückzugeben. Strahlend
vor Glück stammelt der Bauer seinen Dank und geht fort, um in der Stadt
Nahrungsmittel einzukaufen, die er seiner Frau und seinen Kindern nach Hause
bringt. Vereint mit seiner Frau arbeitet er früh und spät und hat die Freude,
seine Saaten aufs beste gedeihen zu sehen. Als das dritte Jahr vergangen ist.
zieht er seinen Sonntagsrock an und geht mit seiner Familie ins Gebirge, um
den Ort aufzusuchen, an dem er fein Geld zurückerstatten muß. Vergebens aber
sucht er den Schacht; nirgends ist die Stelle zu finden, aus der er vor drei
Jahren sein Geld holte. Plötzlich erhebt sich ein Wirbelwind, der ein Blatt dem
Bauer entgegentreibt, auf dem mit Kohle geschrieben stand: „Zu Dank bezahlt!"
Rübezahl beschenkt einen armen Schuster. Müde und matt, mit zer-
rissenen Stiefeln, von der Sonne ermattet, von Hunger und Durst geplagt, kommt
ein Schuster des Weges daher und ruht sich an einem schattigen Plätzchen aus.
Deutsches Land und Volk. Viii. 11
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
'284 Die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser.
hoch über seinen Rücken hinwegläuft. So entspringt auf dem Vogelsberg
die Nidda, welche im Verein mit der Wetter, Horloff, Nidder und Seemen
dem Maine zufließt und den südlichen Theil Oberhofens bewässert. Ferner
zum Rheingebiete gehört die auf dem Vogelsberge entspringende Ohm, welche
oberhalb Marburg in die Lahn mündet. Zum Wesergebiet dagegen gehört
die gleichfalls vom Vogelsberge kommende Schwalm, welche, den fruchtbaren
Schwälmer Grund bewässernd, der Ed er zufließt. Die Ed er aber, welche
nicht weit von den Lahn-, Dill- und Siegquellen auf dem Ederkopfe entspringt,
fließt in vielfachen Windungen in die Fulda, welche vom Nhöngebirge kommt
und bekanntlich mit der Werra den Zusammenfluß Weser bildet. Wir können
demnach zur Feststellung der Wasserscheide zwischen Rhein und Weser eine Linie
vom Ederkops über den Vogelsberg zum Rhöngebirge ziehen. (Heber
die „Rhön" vergl. unsern Ii. Band, S. 289, und Ederkopf, Ih. Band, S. 149.)
Der Vogelsberg ist das größte zusammenhängende Basaltgebiet Europa's.
Mehr als 40 Hü Meilen Landes sind hier von mächtigen Decken ?ief?s^Gest'eins','
die oft mehrfach über einander liegen, überlagert. Der Basalt hat hier als
feurig-flüssige Lava die Gesteine der Trias, insbesondere den Buntsandstein,
durchbrochen und sich in mächtigen Strömen über denselben ergossen. Wo die
Hauptausbruchsstellen gewesen sind, läßt sich jetzt nach der vieltausendjährigen
Arbeit der Gewässer nicht mehr bestimmen; von einem eigentlichen Krater ist
nichts mehr zu sehen; wol aber finden sich auch heute noch die Spuren eines
kleinen sogenannten parasitischen Vulkanes, wie sie sich an den Seiten großer
Vulkane bilden, in dem „Aspenkippel", zwei Stunden von Gießen, wo Schlacken,
Rapilli und vulkanische Tuffe ebenso vorhanden sind, wie in den vulkanischen
Regionen der Eifel. Die Zeit der Thätigkeit dieser Vulkane fällt in die Tertiär-
Periode, die Zeit, in der sich die Ablagerungen des „Mainzer Beckens" bildeten,
die Rheinhessen, einen Theil des Rhein- und Mainthales bedecken und sich auch
nach Oberhessen bis in die Gegend von Gießen erstrecken. In Oberhessen sind
besonders die Süßwasserbildungen entwickelt, Sande, Sandsteine, Thone und
Braunkohlen. Die letzteren bilden an manchen Orten mächtige, abbauwürdige
Flötze, so bei Salzhausen und am Hessenbrücker Hammer bei Grünberg. Diese
Bildungen sind zuweilen von Basalten bedeckt, was das jüngere Alter des
letzteren beweist. An den meisten Orten aber lagert der Basalt direkt auf dem
Buntsandstein, von dem er häufig Bruchstücke, die er bei dem Durchbrechen mit-
gerissen hat, einschließt; so besonders an dem sogenannten wilden Steine bei
Büdingen, wo die eingeschlossenen Sandsteinblöcke die deutliche Einwirkung der
Hitze zeigen und, wie der Basalt selbst, zerklüftet sind. Als das „Säulen-
gewaltige" zeigt sich dieses Gestein besonders schön an dem sogenannten Bil-
stein bei Lauterbach, wo es in prächtigen Säulen von der verschiedensten Größe
und seltener Regelmäßigkeit abgesondert ist. Die Ausbildungsweife der basal-
tischen Gesteine des Vogelsbergs ist eine sehr verschiedene: bald ist das Gestein
dicht und liefert dann ein vortreffliches Material für Straßenpflaster oder
Chausseen, oder es ist porös und wird dann als Material für Hochbauten sehr
geschätzt und wie der Dolerit von Londorf weithin versandt. An anderen Orten
sind die Hohlräume des Gesteins von Krystallen verschiedener Zeolithe über-
zogen; es sind das die Basaltmandelsteine. An die vulkanische Natur des
Vogelsbergs erinnern noch die zahlreichen Säuerlinge der Wetterau. Bei
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]