Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
550 Zweites Kapitel.
Das Staatsgebiet gehört dem norddeutschen Tieflande an und ist auf dem
rechten Weserufer von einer Hügelkette (Dünen) in der Richtung von Südost
nach Nordwest durchzogen. Der Weserstrom durchströmt ei in derselben Richtung;
von den Nebenflüssen kommen rechts Wümme und Geeste, rechts Ochtum in
Betracht. Das Klima Bremens ist im ganzen gemäßigt.
Der Boden besteht durchweg aus Diluvial-und Alluvialbildungen; festes Gestein
findet sich nirgends. Am linken User ist wirkliches Flachland; die Dünen auf dem
rechten Ufer bestehen aus kleinkörnigem Sande. Das sogenannte Hollerland auf
dem rechten Ufer (51,5g qkm) hat überhaupt Sandboden mit Einlagerungen von
Raseneisenstein; im Blocklande (29,qkm) und Werderlande (48,,^ qkm) auf derselben
Seite liegt der Sand erst unter einer Schicht von Klei- und Moorboden; vereinzelt
findet sich auch zäher, unfruchtbarer Thon („Dwaa"), auch ist ein Moor vorhanden
(in der Feldmark von Borgfeld). Auf dem linken Ufer findet sich teils Lehm- teils
Kleiboden. — Die Weser macht viele Krümmungen und ist oberhalb Bremens ]48,
in der Stadt bis zu 226 m breit; ihr Lauf im Staatsgebiet hat eine Länge von
24,g km; ihre Tiefe beträgt oberhalb etwa 1,3 m und unterhalb 2—2,„ m. Ihre
Bedeutung für die Schiffahrt ist natürlich sehr groß. Der Weserfluß Wümme hat
im Staatsgebiete einen 28 km langen schiffbaren Lauf und ist mit der Weser durch
zwei kleine Kanäle verbunden. Die bei Bremerhaven mündende Geeste ist gleich-
falls schiffbar; die Ochtum berührt das Gebiet mit 5 km. Zum Schutze dieser
-Gewässer sind Deiche in der Gesamtlänge von 96,2 km nötig geworden. Das Klima
Bremens ist verhältnismäßig mild und beträgt im Jahresdurchschnitt zwischen 8—9° C.
Die meisten Niederschläge sinden im Sommer demnächst im Herbst und Winter und
die wenigsten im Frühlinge statt, sie betragen im Jahresdurchschnitt 7—800 mm.
Der Witterungswechsel ist plötzlich; nach heißen Tagen sind kühle Abende und dichte
Nebel sehr häufig. Die Winde haben meist die Richtungen von Süd bis Nordwest.
Die Bevölkerung ist niederdeutschen Stammes, weit überwiegend evange-
lisch und hauptsächlich mit Handel, demnächst auch mit Industrie, weniger mit
Ackerbau und Viehzucht beschäftigt.
Auf 255,ß qkm lebten nach der Zählung 1885 165628 Einwohner, welche (bis
auf 6196 Katholiken und 840 Juden) fast sämtlich evangelisch waren. Sehr ver-
breitet ist die plattdeutsche Sprache, in den gebildeten Kreisen herrscht jedoch die
hochdeutsche. In Bremen selbst und in Bremerhaven leben auch sehr viele Ausländer,
besonders Amerikaner, Engländer und Holländer, dieserhalb, sowie wegen des be-
deutenden Seeverkehrs wird häufig die englische Sprache gebraucht. — Am 5. Juni
1882 wurden gezählt in Land- und Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischerei 12084 Zu-
gehörige, davon 5187 Erwerbsthätige, in der Industrie einschließlich Bergbau und Bau-
Wesen 75 935 Zugehörige, darunter 29 297 Erwerbsthätige, in Handel, Verkehr, Gast-
Wirtschaft :e. 47114 Zugehörige, darunter 16 829 Erwerbsthätige. Bremen nimmt
unter den deutschen Sechandelsplätzen eine der ersten Stellen ein, und zwar ist
der Handel weit weniger Speditions- und Kommissions- als Eigenhandel und beruht
vorzugsweise auf Warenumsatz, während das reine Papier- und Geldgeschäft sehr
zurücktritt. Es sind über l000 Großhandlungen vorhanden, unter denen sich etwa
50 Reeder befinden. Neben dem Handel treten zunächst alle diejenigen Geschäfts-
zweige bedeutsam hervor, welche mit dem Handel zusammenhängen, Schiffahrt,
Schiffbau k. Haupthaudelsartikel.sind: Petroleum, Reis, Tabak, Baumwolle, Kaffee,
Zucker, Thee, Gewürze, Getreide, Öl, französische Weine:c. Unter diesen Gegenständen
stehen obenan: Petroleum (jährliche Einfuhr für 30—40, Ausfuhr für 40—50 Mill.
Mark), Baumwolle (jährliche Einfuhr für etwa 50—60, Ausfuhr für etwa 53 Mill.
Mark), Tabak (jährliche Einfuhr für 50-60, Ausfuhr für 60-65 Mill. Mark),
wozu noch Tabaksstengel und Zigarren treten. Die Reederei bestand am I.januar
1889 aus 341 Schiffen zu 325594 Tonnen, darunter 118 Dampfer mit 124256 Tonnen
Gehalt. Außerdem steheu noch etwa 260 oldenburgische und preußische Schiffe im
Dienste des preußischen Handels. Das größte Transportgeschäft betreibt die Aktien-
Gesellschaft des Norddeutschen Lloyds, die regelmäßige Dampfschiffverbindungen mit
England und Amerika unterhält und neuerdings auch für die vom Reiche geschaffenen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordwest Bremens Borgfeld Bremens Weserfluß_Wümme Bremerhaven Bremens 8—9°_C. Nordwest Bremen Bremerhaven Bremen England Amerika
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
130 Das Festland Australien.
Westküste erreichen. Die Reisenden fanden ein aus drei von Ost nach West
laufenden Zügen bestehendes Gebirge, welches mit dem Namen „Liebig
Mountains" belegt wurde; der höchste Punkt desselben erhielt den Namen
„Monnt Musgrave". Ferner fand man einen mächtigen, aber zur Zeit
trockenen Salzsee, welcher „Lake Amadeus" benannt ward. Mangel an
Lebensmitteln zwang die Reisenden von hier aus wieder zur Umkehr. Im
Jahre 1874 unternahm Giles abermals eine Reise nach dem Westen. Der
Zweck wurde aber wieder nicht erfüllt. Er stieß auf eine Oase von vor-
trefflichem Boden und entdeckte nicht weit von der Grenze der Kolonie
Südaustralien einen See mit süßem Wasser.
Da die Wüsten, welche die Oase umgaben, undurchdringlich waren, so
wanderte Giles zu Fuß, mit einem Fäßchen Wasser auf dem Rücken, zurück.
Ebenso resultatlos war die 1875 von John Roß zu demselben Zwecke
unternommene Reise. Dagegen gelang es dem unternehmenden Giles in
demselben Jahre, endlich sein Ziel zu erreichen: im Mai brach er mit seiner
Karawane auf und gelangte nach den verschiedensten Erlebnissen am 18. No-
vember in Perth an. Hume suchte die Spuren Leichhardts aufzufinden, fand
aber dabei feinen Tod. Von den vielen größeren und kleineren Reisen,
welche in neuester Zeit in Australien gemacht wurden, seien hier nur noch
einige erwähnt.
Hodgkins on erforschte 1876 die im Westen von Queensland gelegenen
Gebiete, er zog vom Herbert zum Leichhardt und ging den letzteren auf-
wärts, dann dem Diamantina folgend wieder zur Küste. Barclay und
Winnecke bereisten 1878 die noch unbekannten Gegenden westlich von dem
Überlandtelegraphen bis Queensland. Im Jahre 1878 erforschte John
Forrest die Nordwestküste von Ashburtou, de Grey und Fortefcne und 1879
fand Alexander Forrest, von Kingsund am Fitzroy aufwärts zur Catherine-
station ziehend, ein wasserreiches, fruchtbares Land. Im Jahre 1883 reiste
John Forrest in den Kimberleydistrikt in Westaustralien und Ernest
Favence zog den in den Carpentariagolf miindenden Mae Arthnr-Fluß
hinauf. Im Jahre 1884 fand Johnston am Ordflnß Gold. Im Norden
Australiens reisten noch Stockdale, Hardman, Lindsay (1886) und
Teuison Woods. Brown, East und Lindsay erforschten 1888 das
Innere Australiens.
Trotz der vielen Reisen zeigt die Karte von Australien noch viele
weiße Flecke, welche die unbekannten Gebiete kennzeichnen, doch kennt man
den Charakter des Landes und man wird dort kaum auf fruchtbare Striche
hoffen dürfen.
Nach so vielen gescheiterten Versuchen, im Innern des Landes festen
Fuß zu fassen und zur Ansiedelung geeignete Plätze aufzufinden, scheint es
erwiesen, daß Australien eigentliche Kulturlandschaften nur an den Küsten-
strichen haben kann; das Innere wird, soweit es sich zur Ernährung von
Herden eignet, den Viehzüchtern vorbehalten bleiben. Aber diese Küsten-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Giles Giles John_Roß Giles Hodgkins Herbert Barclay John
Forrest Alexander_Forrest Alexander John_Forrest Ernest
Favence Johnston Hardman Woods Brown
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Klima.
137
Die nachstehende Tabelle gibt speziell die Größe und Einwohnerzahl
der einzelnen Kolonien an.
Kolonie Enal. Quadralmeilen Quadrat- kilometer Einwohner
Queensland . . . . 668259 1730721 387463
Ncusüdwales .... 308560 799139 1085 740
Viktoria...... 88498 229078 1090869
Südaustralien.... 904133 2341611 313065
Westaustralicn . . . 975 824 2527283 42134
Total 2945274 7 627 832 2919271
Hierzu kommt noch Tasmanien mit 68 766 qkm und 126220 Ein-
wohnern, von denen beim letzten Zensus fast 6000 mehr männlichen als
weiblichen Geschlechts waren.
Das Klima von Australien unterscheidet sich wesentlich von dem andrer
Länder. Der Wendekreis des Steinbocks teilt das Land Australien in zwei
ungleiche Teile, so daß das durchschnittliche Klima des kleineren nördlichen
Teiles ein tropisches, das des größeren südlichen Teiles hingegen ein
gemäßigtes ist. Der bemerkenswerteste, zugleich aber auch der ungünstigste
Charakter des Klimas sind die oft längere Zeit anhaltenden Dürren. Eine
andre Eigentümlichkeit ist der schnelle Wechsel von Hitze und Kälte, so
daß nicht selten innerhalb einer Stunde das Thermometer um 10 bis 11 "R.
fällt. Gewitter und verheerende Hagelstürme kommen im südlichen Austra-
lieu, namentlich im Sommer oft genug vor. Im Norden, dem tropischen
Australien, findet sich der Wechsel des indischen Monsuns; es weht in der
trockenen Zeit der Ost-, in der Regenzeit der Westmousuu. Im südlichen
Australien ist der herrschende Wind der Südwestwind des südlichen Ozeans;
sein Einstnß reicht bis tief in das Innere. Ihm gegenüber steht der glut-
heiße Nordwestwind, der aus dem Innern über die trockenen, dürren, von
den Sonnenstrahlen erhitzten Ebenen nach der Küste weht und der auf
alles organische Leben nachteilig wirkt. Beim mitunter plötzlichen Auftreten
dieses Windes findet innerhalb einer Viertelstunde öfters eine Steigerung
von 20° R. statt, und ebenso schnell sinkt im entgegengesetzten Falle das
Thermometer. Mit Ausnahme dieser heißen Winde ist in den östlichen
und den südlichen Teilen des Kontinents das Klima ein angenehmes und
auch ein sehr gesundes. In Viktoria, der kleinsten aber bevölkertsten aller
australischen Kolonien, ist die mittlere Temperatur im Winter etwa -j- 8°R ,
im Sommer -j- 10 0 R.; man hat in Melbourne, der Hauptstadt der
Kolonie, im Zeiträume von sechs aufeinander folgenden Jahren —1 ^ " R.
als niedrigste und 36 0 itn Schatten als höchste Temperatur beobachtet.
— In den gemäßigten Teilen tritt die Regenzeit gewöhnlich zu Anfang
des Winters ein; dagegen ist in den tropischen Teilen Australiens der
Sommer die nasse Jahreszeit. — Schnee und Eis zeigt sich nur in den
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
156 Die ozeanische Inselwelt.
giftiges Gewürm oder ein den Menschen gefährliches Raubtier. Die
Luft ist gesund, feucht und mild. Der fruchtbare Boden trägt nicht allein
eine Menge inländischer Gewächse, unter denen nur der bei uns in Menge
verbrauchte neuseeländische Flachs genannt werden soll, sondern auch fast
alle europäischen Getreidearten und Früchte. Die Wälder Neuseelands
sind wahrhaft prachtvoll und von denen in Australien gänzlich verschieden.
Merkwürdig ist die außerordentliche Menge von Farnkräutern, welche den
Boden beider Inseln überwuchern, und die oft 3 bis 3 1/2 m hoch werden;
ja, es gibt sogar einen schönen Farnbaum, welcher die Höhe von 7 bis
10 «i erreicht.
Beide Inseln haben mit Hinzurechnung der benachbarten kleinen
Inseln einen Flächenraum von 258 800 qkm. Die nördliche (Te-Ika-a
Maui) ist am bekanntesten und macht deu schönsten Teil Neuseelands aus.
Die südliche (Te-Wahi-Punamu), eigentlich mittlere, da eine kleine Insel
die Gruppe schließt, bildet gegen die erstere einen auffallenden Gegensatz.
Sobald man den Fuß über die Cooksstraße gesetzt hat, welche beide von-
einander scheidet, verändert sich das Panorama. Ungeheure Gebirgsmassen,
deren nackte Gipfel hoch in die Wolken reichen und meist unter ewigem
Schnee vergraben sind, decken die Oberfläche. Die Abhänge schmückt ein
herrlicher Pflanzenwuchs, aber jäh und drohend ist der Sturz der Ge-
Wässer in das Meer hinab. Kein Fluß vermag auf diesen schroffen Ab-
hängen ein Bett zu ziehen, das zusammengelaufene Quell- und Schneewasser
stürzt als Wildbach von Kaskade zu Kaskade zum Meer.
Man muß Augenzeuge eines so furchtbaren Anblicks gewesen sein, um
die Szenen von Unordnung und Wildheit, die wahrscheinlich durch unter-
irdische Feuer und Erdbeben hervorgebracht worden sind, zu begreifen.
Die Westküste der Südinsel bietet das traurigste Bild dar. Sie zeigt sich
nur als öde Strecke, über ihr ein trauriger Himmel, stete Stürme um-
brausen sie, und fürchterliche Brandungen peitschen ihre Gestade.
Wie könnten die Bewohner dieses furchtbaren und in seinem nördlichen
Teile doch so schönen und reichen Landes wohl anders als die Natur ihres
Landes sein, rauh und wild? Ihr Sinn ist fest und starr wie das Gestein
ihrer Felsen, ihre Leidenschaften schäumen jach und unbändig wie ihre
Wasserfälle. Es ist ein großer, wohlgebildeter, kraftvoller Menschenschlag,
das Auge schwarz und lebhaft, die Zähne weiß und schön wie Elfenbein,
die Gesichtszüge regelmäßig und angenehm. Das schwarze Haar fällt in
reicher Lockenfülle herab, die Hautfarbe ist hellbraun, fast wie bei den
Bewohnern des südlichen Europas. Der Neuseeländer ist tättowiert, und
zwar besonders schön und reich, sobald er ein vornehmer Mann ist.
Gleichwohl ist diese Tättowierung eine ziemlich schmerzhafte Operation, da
sie nicht nur durch Stiche, sondern auch durch Schnitte ausgesührt wird.
Gesicht und Brust sind die vorzüglichsten Stellen, und große Krieger lassen
sich nach jedem Feldzuge neue Tättowierungen am Körper anbringen, um
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Neuseelands Australien Maui Neuseelands Europas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169
daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg-
züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese
zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls
als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich
große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die
Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich
zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren
bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der
Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.)
dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er-
reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre
Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu-
wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung
des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung
desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung
und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch
bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo-
sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer
füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
236 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
Das Ende des September kam heran, und man suchte das Schiff in einem
sicheren Hafen zu bergen, den man in dem nach Felix Booth benannten
Boothiagolf an dem Boothialande fand. Die eingeschlossenen Seeleute
suchten sich so gut als möglich für den langen Winter vorzubereiten, sie
zerlegten die Dampfmaschine und brachten sie nebst den Kanonen und dem
Pulvermagazin aufs Land. Eine genaue Untersuchung der Feueruugs- und
Lebensmittel ergab, daß man noch zwei Jahre und zehn Monate ausreichen
könne. Der Genuß des Branntweins wurde eingestellt, da er in den kalten
Gegenden nur schädlich wirkte. Zum bessereu Schutze gegen die Kälte be-
legte man das Oberdeck des Schiffes mit einer 1 in dicken Schneelage und
begoß diese so lange mit Wasser, bis sie eine feste Eismasse bildete,
^ Darüberhin führte man ein Dach auf und umgab endlich das ganze Schiff
noch mit einer Wand von Schnee und Eis. Die Feuchtigkeit wurde vou
dem Wohnräume im unteren Verdeck durch kupferne Röhren abgeleitet, und
der Boden jeden Morgen mit heißem Sande bestreut. Eiue Wache hatte
die Aufsicht über das Verdeck zu führen, Ebbe und Flut, Wolken und
Himmelserscheinungen zu beobachten und zu sehen, ob sich wilde Tiere
oder Eingeborene zeigen würden. Um 6 Uhr ward gefrühstückt, um
12 Uhr zu Mittag und um 5 Uhr zu Abend gegessen, Thee oder Kakao
waren dabei die üblichen Getränke. Von 6—9 Uhr ward Abendschule
gehalten, des Nachts schlief man in Hängematten. Am Sonntage fand
keine Arbeit statt, dagegen wurde die Mannschaft gemustert, worauf Gebet
und Predigt folgte. Die Leute bewiesen sich sämtlich wie die Glieder
einer Familie, alle waren gefällig und freundlich untereinander und zeigten
eine musterhafte Ordnung. Die Sonne ging seit Ende des November-
gar nicht mehr auf, doch konnte man von den höchsten Teilen der Insel
herab sie noch um Mittag unmittelbar über dem Horizonte erblicken.
Über der ganzen Natur lag Ruhe und Eintönigkeit. Jeden Mittag breitete
sich ein Dämmerlicht über die Landschaft aus, daß man selbst um diese
Zeit in der Kajütte vollkommen gut sehen und im Freien sogar die kleinste
Druckschrift lesen konnte. Der Horizont zeigte die herrlichsten Farbenspiele,
besonders nach Süden hin, die Nordlichter erschienen am Himmel in
wunderbarem Glänze. Eins der schönsten wurde am 25. November be-
obachtet, gegen Mitternacht wurde es immer prächtiger und hielt bis zum
andern Morgen aus, es bildete einen dem Regenbogen ähnlichen leuchtenden
Bogen, dessen Enden aus zwei gegenüber liegenden Bergen zu ruhen
schienen. Tief am Horizonte verdunkelte sich der vorher heitere Himmel,
die Sterne wurden sichtbar in diesem Dunkel, das nach und nach ins
Braune oder Violette überging.
Die Grenze der Wölbung war ein breiter, hellleuchtender Bogen, erst
weiß, dann gelb. Die Erscheinung glich jetzt einer großen, im Ausgeheu
begriffenen dunklen Sonnenscheibe, deren Rand mit einem glänzenden,
breiten Saunte eingefaßt ist. Lichter schwebten und ragten beständig über
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Engländer und Franzosen im Norden von Amerika. 9
England zu jener Zeit über die Mittel verfügt hätte, um auf die Erschließung
von so unwirtlichen Territorien größere Summen verwenden zu können.
Halb schon in Vergessenheit geraten, starb er 1557. Ihm zu Ehren nannte
man später das Gebiet zwischen der Hudsonsbai, Kanada, Neu-Wales und
Labrador Cabotia. Als nach der Entdeckung der Südsee alle Zweifel
darüber schwanden, daß Amerika als eine getrennte Welt zwischen Asien
und Europa sich ausbreite, begann man etwas eifriger nach einer Durch-
fahrt in die Südsee zu suchen.
Landung der Franzosen in Kanada.
Indessen gehörte zur Mitte des 16. Jahrhunderts das Reisen nach
den ausgedehnten Gebieten des Nordens von Amerika nicht zu den Lieb-
lingswünschen europamüder Abenteurer. Weshalb sollten sie zur Jagd auf
Eisbären und zum Stockfischfang ausziehen, wenn sich in Mexiko und an
der Westküste von Südamerika verführerisches Gold in Menge gewinnen
ließ? Im kalten, erzlosen Norden konnte ein unermeßliches Wald- und
Wassergebiet nur den Jäger anlocken, die Härte des Winters ließ die
Niederlassungen in jenen Regionen im Hinblick auf die Heimat nicht als
vorteilhaften Tausch erscheinen.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Kanada Neu-Wales Südsee Amerika Asien Europa Kanada Amerika Mexiko
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Forschungsreisen. 125
Greys Reise war ein kühnes Unternehmen und von den größten Ge-
fahren und Anstrengungen begleitet. Überall zeigten sich die Eingeborenen
feindselig. Grey selbst wurde gleich zu Anfang durch einen Wurfspieß
gefährlich verwundet, sein Begleiter unterlag dem Hunger. Durch diese
Reise erfahren wir, daß alle Oasen der Westküste weiter ins Land hinein
von Wüsten umschlossen sind, in denen siroccoartige Winde, dem Innern
entströmend, wirken und — denen der afrikanischen Sahara ähnlich — das
Getreide oft binnen wenigen Stunden bleichen. Alle Flüsse können nur
als Regenflüsse betrachtet werden, die zur Zeit der Dürre als trockeue
Einsenkungen erscheinen.
Noch kühner war die
von der englischen Regie-
rung und den Kolonisten
unter der Führung von
Eyre ausgerüstete und
1840 begonnene Expedi-
tion zur Erforschung des
Nordens von Südaustra-
lien. Weite, unwirtliche
Züge Landes längs der
Flinders - Range (sprich
Rehndsch) und andern Ge-
birgen, die den Torrenssee
einengen, wurden von ihm
unter alleiniger Begleitung
eines eingeborenen Knaben
durchstricheu, indem er sei-
nen übrigen Reisegefährten
nichtselten 100—120 engl.
Meilen (deren fast fünf eine
deutsche Meile ausmachen) voraus war. Im kühnen Vordringen über dürres
oder buschiges Land entrann der brave Eyre oft nur auf wunderbare Art dem
Verderben. An Trinkwasser war der größte Mangel selbst in einer Jahres-
zeit wie der August, in welcher Überfluß zu erwarten gewesen wäre, und
fand man Quellen, so waren sie salzig. Seine Pferde stürzten, kein Baum
war zu erblicken, und dennoch gelang es ihm, sein Ziel zu erreichen. Durch
diese Reise stellte sich die trostlose Gewißheit heraus, daß vom Rüssel-
gebirge bis zum Spencersgolfe längs einer Küstenlinie von mehr als
800 engl. Meilen auch nicht ein einziger Fluß sich in den Ozean ergießt,
der auf ein Vorhandensein von Hochland oder wasserreichen Hügeln im
Innern hindeuten könnte, eine Erscheinung, wie sie nicht zum zweitenmal
auf der Erde vorkommt. Gleichwohl ist gerade dieses Gebiet iu neuester
Zeit der Schauplatz für nicht wenige kühne Unternehmungen geworden.
Ludwig ,-Seid)l)cirm.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Grey August Ludwig Ludwig
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
228 Erstes Kapitel.
strömenden Angerapp und der Inst er; ist auf seinem ganzen Laufe schiffbar,
nimmt links die Alle auf, entsendet zum Kurischen Haff die Deime und mündet
8 km unterhalb Königsberg in das Frische Haff.
Zur Weichsel gehört der Abfluß des Roschesees, welcher in den Narew
mündet, ferner die Drcwenz, welche in Ostpreußen aus dem gleichnamigen See
entspringt. — Die Sorge mündet in den Dransenfee, welcher wiederum durch
den Elbingfluß in das Frische Haff mündet. — Von den Seen gehören die meisten
dem Regierungsbezirke Gumbinnen an, namentlich auch der Spirdiug- und Mauer-
see. Mit beiden ist durch Wasserläufe der Löweutinfee verbunden.
An Kanälen sind zu nennen: der große Friedrichsgraben, der Secken-
burger Kanal, der König-Wilhelms-Kanal und das Oberländische Kanal-
system. — Die besuchtesten Seebadeorte liegen auf der samländifchen Küste
(Cranz, Neukuhren u. s. w.)>
Die Ertragsfähigkeit des Bodens der Provinz ist sehr verschieden.
Es ist ganz unfruchtbarer Dünensand und ebenso trauriger Moorboden vor-
Händen, doch sindet sich in weiter Erstreckung auch fruchtbarer Thon-, Lehm-
und mit Gips- und Kalkmergel gemischter Boden.
Unfruchtbarer Dünensand ist nicht nur auf den beiden Nehrungen und an der
Küste, sondern auch in den Kreisen Neidenburg, Ortelsburg und Johannisburg vor-
Händen. Die größten Moorflächen enthalten das Labianer Moos (südöstlich vom
Kurischen Haff) und das Plinismoos (im Kreise Pillkallen). Die größte Fruchtbar-
keit zeigen hingegen die wiesenreichen Niederungen zu beiden Seiten der Memel,
das Memeldelta und die Pregelniederuug. Namentlich die zuerst erwähnten Distrikte
sind ausgezeichnet; man hat dieselben nicht nur durch starke Deiche gegen Überfchwem-
mnngen geschützt, sondern auch durch zahlreiche Gräben ihre Entwässerung bewirkt. —
Es finden sich in der Provinz (1883) Ackerland 51,4 Proz. (im Bezirke Gumbinnen
46,7 Proz.); Gartenland 0,4, Wiesen 12,7 (am meisten in Gumbinnen, 16,4 Proz'»,
Weiden 10,8, Holzungen 17,9 (am. meisten in Königsberg), Wasserstücke 3,4 (am
meisten in Gumbinnen, 4,g Proz.), Ödland (Kalk-, Sand-, Lehmgruben, Sümpfe :e.)
0,2, Unland (ertraglose Grundstücke) 0,g (am meisten in Königsberg, nämlich 1,2 Proz.),
Wege, Hof- und Baustellen 3,2 Proz.
Nutzbare Mineralien sind wenig vorhanden. Am meisten finden sich
Raseneisenstein, Torf und Bernstein.
Braunkohlen sind gleichfalls, aber in geringer Menge, an der Ostseeküste auf-
gefunden worden. Die erwähnten ausgedehnten Moorflächen liefern reichlichen Torf.
Der aus fossilem Baumharze bestehende Bernstein wird entweder vom Meere an die
Küste geschleudert oder durch Ausbaggerung, auch wohl durch Ausgrabungen in
einer tertiären Schicht bläulichen Thons an der samländifchen Küste gewonnen.
Das Klima der Provinz ist außerordeutlich rauh; lang und kalt ist der
Winter, kurz der Sommer.
Die Nachtfröste beginnen meist schon im Oktober und währen bis Ende Mai.
Im November beginnen die Schneefälle; der Winter wechselt plötzlich zwischen
strenger Kälte und Tauwetter; das Frühjahr ist kurz, kühl und feucht; der Sommer
hat, besonders an der Küste, häufige Regentage und Nebel. Der Unterschied zwischen
der größten Wärme und Kälte beträgt 25—30 °; die Durchschnittstemperatur in
Königsberg 6—7°, in Arys unter 6° (1; die jährliche Regenmenge in Tilsit etwa
700, in Königsberg über 600, in Arys unter 600 mm. Die Vegetationszeit be-
schränkt sich auf höchstens fünf Monate.
Der Sprache nach ist die Mehrzahl der Bevölkerung deutsch, außerdeni
sind Polen, Litauer und Kuren vorhanden.
Deutsche gibt es 73,48 Proz. (wovon die Mebrzahl, 79,18 Proz., in Königs-
berg). Polen 18,gc, Proz. (wovon die meisten, 21.,g Proz., in Gumbinnen), Litauer
8„, Proz. (wovon die meisten, 13,^ Proz., in Gumbinnen), Kuren nur 0,02 Proz.
(besonders in Königsberg). Das deutsche Sprachgebiet liegt im Norden einer von
Osterode über Lötzen nach der russischen Grenze gezogenen Linie, im Süden derselben
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
154 Das Riesengebirge.
vom Berge niedersendet. Als Mönch in grauer Kutte sitzt er auf dem Berge
und hält ein Saitenspiel in der Hand und schlägt mit solcher Kraft in die
Saiten, daß die Erde davon erzittert; oft erhebt er sich im Fluge über die
höchsten Gipfel der Bäume und wirft sein Saitenspiel mit Donnergetöse auf
die Erde; bald wieder reißt er im Wirbelwinde die Bäume aus und dreht sie
im Kreise." Auch war Rübezahl nach Prätorius der Patron der Quacksalber
und Kräutersammler, die auf Jahrmärkten sein Bild als Aushängeschild an ihre
Bude hängten. Um sich in seiner Gunst zu erhalten, nannten sie ihn nicht
Rübezahl, sondern „Herr Johannes"; er zeigte ihnen die Heilkräuter, sagte
ihnen, wozu sie zu verwenden seien, und half ihnen wohl selbst die Wurzeln
ausgraben. Auch darin ähnelt Rübezahl dem „Swantewit", der nach der Sage
schlimme Krankheiten heilte.
Eine andre Haupteigenschaft des slawischen Gottes, die Güte, die er den
Armen und Bedrängten erwies, kennzeichnet in hohem Grade auch unsern
Rübezahl. Da ist er stets mit seinen Steinen, Wurzeln und Blättern bei der
Hand, die sich im Besitze der Begünstigten ganz unverhofft zu purem Golde
verwandeln, nachdem der neckische Geist bereits wieder verschwunden ist. So
singt auch ein Dichter zu Anfang uusres Jahrhunderts:
„Allen Frommen war er gut, Linderte des Armen Qual.
Thät die Reisenden begleiten, Ach, wo ist in unsern Zeiten
Gab dem Hungrigen ein Mahl, Dieser brave Rübezahl?"
Noch ein Punkt scheint mir der Erwähnung nicht unwert zu sein; es ist
dies die auch vonhenelius angeführte Metamorphose des Rübezahl als ein edles
Pferd (equus generosus). Diese Metamorphose weist deutlich auf „Swantewit"
hin, da diesem Gotte in seinem Tempel zu Arkona ein geheiligtes weißes Roß
unterhalten wurde, welches in wichtigen Fällen Orakel gab. —
Ich gehe nun zu der mir am richtigsten erscheinenden Erklärung des
Wortes „Rübezahl" über und führe zum Beweise, daß dieses Wort in früheren
Zeiten ein Spitz- oder Schimpfname gewesen ist, an, daß nach dem alten Märchen
das Aussprechen dieses Wortes stets die Veranlassung zu größten Zornaus-
brüchen des Berggeistes gewesen ist. Rübenzahl oder Rübenschwanz ist aber
ein und dasselbe; denn im schleichen Volksdialekte kommt heute noch das Wort
„Zoal" für Schwanz vor, was viele bestätigen. Kutzner schreibt: „Wir meinen
vielmehr, daß „zal" die ab und zu vorkommende Nebenform des althochdeutschen
und mittelhochdeutschen Wortes Zagel, d. i. Schwanz, ist. So kommt als Spott-
und Schimpfname noch „Sauzal" vor." Auch sind in den „Vergnügten und
Unvergnügten Reisen in das Weltberuffene Riesengebürge" von Dr. Kaspar Lindner
(1737) eine Menge Stellen enthalten, wo ohne weiteres Riebenschwanz oder
Rübenzagel geschrieben ist. Soll es sich nun um die Erklärung des Wortes
Ribe oder Rübe handeln, so würde ich allenfalls der Erklärung aus dem alt-
deutschen Worte ruwi — rauh beitreten; doch halte ich diesen Behelf für durchaus
nicht erforderlich, da Schimpfwörter in der Regel wenig Gewähltes an sich haben,
und Rübenschwanz, also ein rübenartiger Schwanz, als Schimpfwort einer un-
feinen Zeit zuzutrauen ist. Die Bezeichnung „Rauhschwanz" erscheint zu sehr er-
künstelt. Da Rübezahl nach dem Berichte des Henelius in verschiedenen tierischen
Gestalten sich zeigte, so ist die Wahl des Schimpfwortes nicht ohne Beziehung.
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