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1. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 483

1886 - Leipzig : Spamer
Das Samland. Der Bernstein. 483 die Abgrabungen an der Küste Vorschub geleistet wird, namentlich da die bei dieser Gelegenheit bloßgelegten Sandschichten überdem durch den Wind fort- geweht werden und fruchtbares Land überdecken, liegt auf der Hand. Man hat daher daran gedacht, den Bernstein im Innern des Landes durch Anlage von Bergwerken wie irgend ein Erz zu gewinnen, indem, wenn aus der Lage und Richtung der verschiedenen Schichtung sich schließen läßt, daß man an einer gewissen Stelle in nicht zu großer Tiefe auf die Bernsteinschicht gelangen müßte, hier Schachte hineingetrieben und später die Schicht bergmännisch abgebaut werden sollte. Der Versuch ist schon Ende des vorigen Jahrhunderts bei dem Dorfe Hubnicken, wo indes die Arbeiten bald wieder aufgegeben wurden, und neuerlich bei Palmnicken von Staats wegen angestellt. Bernsteingräberei zwischen Rauschen und Lapöhnen. Aber ehe man noch bis zu der in Aussicht genommenen Tiefe gelangt war, trat Wasser in so großer Menge in die Schachtgruben, daß die zu ihrer Be- sestigung getroffenen Einrichtungen zerstört wurden und man trotz alles Pum- pens des Waffers nicht Herr werden konnte, und der wohlgemeinte Versuch, nachdem er Hunderttausende verschlungen, aufgegeben werden mußte. Die Kraft des Menfchengeistes zog hier der Gewalt der Elemente gegen- über ebenso und wahrscheinlich aus demselben Grunde den kürzeren, wie der Gott Thor in seinem Wettkampf mit dem Riesen Ägir, als er, ein so gewal- tiger Trinker er war, den ihm von jenem vorgesetzten Bierkessel nicht leeren konnte; denn dieser Kessel war das Meer oder stand durch Zauberkunst des Riesen mit demselben in Verbindung. Seit etwa 20 Jahren wird die Ge- winnung des Bernsteins von zwei unternehmenden Männern der Provinz, den Herren Stantien und Becker, welche die Berechtigung dazu durch eine hohe dem Staat zu zahlende Pachtsumme erworben haben, im großen betrieben. Die- selben wenden außer den schon erwähnten Arten der Gewinnung noch das Her- vorholen der auch weit von der Küste am Grunde des Meeres liegenden Stücke durch Taucher an, oder, wie es besonders im Kurischen Haff geschieht, durch 31*

2. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 228

1881 - Leipzig : Spamer
228 Erloschene Feuerberge der Eifel. den Höhlungen in ihnen >vard der Tuffstein bereits herausgegraben, an anderen sehen wir, wie die Arbeiter den massigen, gelblichgrauen Stein in Brocken los- brechen. Auf Mühlen, welche im Thale verstreut liegen, wird der Tuffstein sein zermahlen, um dann in Beuteln das Thal hinab nach Brohl gefahren und dort nach dem Niederrhein verladen zu werden. Die Holländer verwenden ihn bei ihren Wasserbauten zur Herstellung des hydraulischen Mörtels, der ihnen die Ziegelsteine bindet, aus denen sie ihre Städte und Dämme, ihre Kirchen und Festungen thürmen. Neuerdings darf, aus Vorsorge gegen Verfälschung, der Tuffstein nur im Orginalznstande nach den Niederlanden versandt werden; ans eigenen Mühlen werden die Brocken dann dort unter Staatskontrolle zum bindenden Staub vermählen. Ans dem Tuffstein wurden in früheren Jahr- Hunderten am Mittelrhein ganze Gebäude aufgeführt; fo besteht die Apollinaris- tirche zu Remagen aus diesem Gesteiu. Schon die Alles benutzenden Römer kannten und bauten in: Brohlthale die Tuffsteinbrüche. Ueber 20 römische Inschriften find bekannt, welche man im Brohlthale, zu Burgbrohl, Tönnisstein, in der Schweppenburg, zu Brohl selbst auf Altären und Säulen, auf Grab- steinen und an den Felswänden anfgefnnden hat. Meist find sie dem Schutz- Patron der Steinmetzen und der Steinbrucharbeiter, dem Hercules Saxanns, geweiht. Einige Gelehrte dachten bei dem Namen Saxanns an den Germanen- gott Saxnöt, andere bringen den Beinamen mit mehr Recht mit saxum, der Fels, in Verbindung. Simrock erinnert an den hammerschwingenden Donner- gott Donar oder Thor, der dem Hercules in der deutschen Mythologie gleich- gesetzt wird. Wie er, tragen die Bergleute noch heute den Hammer als Symbol; das zweite Zeichen, das Eisen, deutet dann aus das Gestein oder das Schwert des Gottes. Ein auf der Schweppenburg von Epheu umrankter Stein trägt nach Freudenberg folgende Umschrift: Hercvli Saxan 0•Sacrvm•Yex Sillatio • Leg • Xxii Pr • Qyi • Synt • Syb Cyra • K • Aprili • 7 M. Unter solchen Erinnerungen an der Römer Handwerk gelangen wir an ein Brückchen, das uns aus der dicken Stanbatmosphäre, in der wir wandelten, längs dem Mühlbache und seinem plätschernden Wasser nach Brohl führt, dem Hauptlade- platze für Tuffsteine. An einer dampfenden und pustenden Papiermühle vorbei und einem Laden, der die lakonische Inschrift zeigt: „Bingener Brod verkaufen", gelangen wir bald anf die linksrheinische Hauptstraße und bekommen den Vater Rhein,, drüben Rheinbrohl mit seiner hochragenden Kirche und droben den Grauwackenbrocken, auf dem Hammerstein ruht, in wohlthnende Sicht. Bei Peter Bröhl, dessen Name wie der zweite Nonn (von Nonns oder Nonnius abzuleiten) hier im Orre gäng und gäbe ist, haben wir Gelegenheit den dick aufgelegten Traßstanb mit „Niedermendiger" hinabzuspülen und bis in die dämmernde Nacht hinein mit dem alten gesprächigen Herrn sich zu unterhalten von Brohls Industrie und Ausschwuug, bis die leise anschlagenden Wellen des Stromes uns das Schlummerlied singen zum Schlaf nach weiter Wanderung. Yalete! —

3. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 166

1883 - Leipzig : Spamer
166 Das Fichtelgebirge und seine Ausläufer. Daß der Zwerg den Holzfäller und die Seinen bei Nachtzeit sicher aus dem Walde bringt, sicher auch vorm Wütenheere, das ist ein Zug, der bei Goethe, wohl sicher als ein Andenken aus der Sage des hereynischen Waldes, wiederkehrt: den grauen Waldzwerg wandelt unser Dichterkönig, in der lieb- lichsten aller Balladen, zu niemand anders um als zum Kinderfreund — zum alten getreuen Eckart. Daß aber den Menschen, der dem wilden Jäger unterkommt, der Un- hold doch mitunter zu Tode hetzt, das beweist dem Leser jener schon früher bei der Sibyllensage erwähnte Student Papst, den dasselbe Leiden tötet, wie den Knaben im Erlkönig. Ist der wilde Jäger kein andrer als Wodan mit seinem Gefolge, so ist Goethes und der Skandinaven Erlkönig auch von gleicher Abkunft. Vettern oder Schatten dieser interessanten Gespenster sind auch jene zauberhaften Ritter, welche zu den Schmieden des Fichtelgebirges kommen, und in Bischofsgrün die Buckel der Rüstung aushämmern, oder die Pserde im Ochsenkopfe drin beschlagen lassen. Der Schmied, der's wagt, bleibt im Berge oder kommt als alter Mann erst wieder heraus. „In der Christnacht, während der Metten, hört man am Schneeberge noch den Schall des Hammers." An Wodan oder eigentlich an seinen in der Sage gänzlich mit ihm ver- schmolzenen Sohn, Donar, den Donnergott und seinen Hammer, erinnert auch im Fichtelgebirge der gewaltige Respekt vor seinem Wirken, vorm Gewitter. In Gesrees fielen, um den Herrn der Donnerkeile zu versöhnen, die Leute auf die Kniee. In Selb und Weißenstadt waren „Feuerkugeln" noch in diesem Jahrhundert in die Gebäude gemauert, um diese vor Donars Keilen zu schützen; das sollen den Leuten freilich die — Zigeuner gelehrt haben: wohl nur Lesart für die alten Heiden. Truden (Druiden) und Hexen (Hagedisen) necken hier noch bis zum heutigen Tage hin und wieder ihre Gläubigen im katholischen wie im protestantischen Teile des Volkes: in sie wandelte das Christentum die alten Seherinnen (Veleda!) und Priesterinnen des alten germanischen Wald- und Götterkultus um. In Stadtsteinach buttern die alten Hexen; sind sie dabei nackt, so gibt es mehr Butter. Sonst machen sie lieber die Gewitter, und nicht nur bei uns, sie verstehen diese Kunst von Schottland und Schweden bis zum Gotthard und Brenner. Die Göttinnen des altdeutschen Heidenglaubens leben ja gleichfalls hier noch fort. Die Hulda oder Holle, die Bertha oder Bercht, die Runen und die Hel klingen aus Sagen und Namen wieder. Wenn z. B. ein alter Spruch sagt: „Sprach Jungfrau Hille, Blut stand stille", so erkennen Wenz und andre Altertumsforscher hierin die Walküre Hilda, die Blut vergießen und wieder stillen kann. Zu den heulenden Kindern sagt man im Fichtelgebirge und im Mistelgau: „Sei still, sonst kommt die Berthe!" Wo Juugsraueu Schätze hüten, und eine ist davon schwarz, oder doch halb- schwarz, so klingt das an die Todesgöttin, die Hel, auffallend an. Während die öfters wiederkehrende Dreizahl der sagenhaften Jungfrauen an die Nomen erinnert, mag der Brunnenkultus an den Mythus jener Hela mahnen, „die unter der Esche Mdrasil wohnt, an deren Wurzeln die heiligen Brunnen rauschen." Noch heute ziert man im Fichtelgebirge bis ins Hummelland heraus am Osterfeste

4. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 405

1883 - Leipzig : Spamer
Der Kyffhäuser und die Goldene Aue. 405 brach von einem goldenen Handfaß einen Fuß ab und schenkte ihn dem Schäfer zum Lohne. Ein andrer Schäfer wurde von einem Zwerge in die tiefe Halle geführt; den fragte der Kaiser, ob die Raben noch um den Berg flögen, und als der Schäfer es bejahte, sprach der Kaiser trübe: „So muß ich aber (wieder) schlafen hundert Jahre." Das ist der Grundstock der Sage. Wie der noch reich und schön umrankt ist von andern Sagen und Märchen, kann man am vollständigsten bei L. Bechstein nachlesen. Uns genüge es. diesen Grundstock selbst leichthin zu betrachten. Die Rotenburg. Daß wir wieder eine Bergentrückuug vor uus haben, wie beim Hörsel- berge, liegt auf der Hand. Ob dabei an eine bestimmte Gottheit gedacht ist, ich möchte es bezweifeln. Wenn I. Grimm durch den feuerfarbenen Bart an Thor erinnert wird, so scheint es näher zu liegeu, daß man diesen Bart kurz- weg von dem Beinamen des Kaisers herleite. Vom Göttermythus ist wohl nur die Form der Bergentrückuug entlehnt, die einer gewissen heidnischen Messias- Hoffnung entspricht. Der heilbringende Gott ist verschwunden, aber er wird einst wiederkommen. Ist es nicht natürlich, daß diese Vorstellung mit erhöhter Energie wiederkehrte, als christliche Priester mit Hilfe der weltlichen Macht dem unüberzeugten Volke seine alten Götter nahmen? Sie waren verdrängt, entrückt, nur an verborgenen, geheim gehaltenen Plätzen wagte man sich ihnen zu nahen; aber man hoffte auf ihre Wiederkehr, bis die alten Götter zu Gespenstern, Wodan zum wilden Jäger, Frau Holle zur Frau

5. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 65

1883 - Leipzig : Spamer
Die Karlschanze und der Bullerborn. 65 Wunder zugetragen haben: Es trat eine solche Dürre ein, daß das Heer ver- schmachtet wäre, wenn nicht plötzlich reichliche Wassermassen aus einem Berge hervorgebrochen wären, ohne daß ein Moses sie mit seinem Zauberstabe her- vorgelockt. Diese Wunderquelle hat man in dem sogenannten Bullerborn bei Altenbeken wiedererkannt, welcher noch im 16. Jahrhundert periodisch strömte und dann wieder versiegte. Sobald er ausbrach, ging ein geheimnis- volles Rauschen durch die Wipfel der umstehenden Bäume, „sibilmn per cacu- mina arborum", wie der Chronist meldet. Seit 1638 fließt die Quelle wieder ununterbrochen, aber nicht mehr an dem früheren Orte, wo noch die Reste einer Terrasse und alte Bäume stehen. Das Gewässer vermischt sich mit einem an- dern, die Sage genannt, nimmt den Namen Beke an und verliert sich bei Neuenbeken im Sande. Hier wollen einige Mythologeu das „Sökwabek" (Sinkebach) der Edda, den Palast der Saga, wiederfinden und in einem Weiher bei Lippspringe den „Mimirsborn", wo der Göttervater Odin sein Auge, d. h. das Sonnen- oder Mondeslicht, gegen einen Trunk urweltlicher Weisheit aus dem Wunderqnell dem urweisen Riesen Mimir zum Pfände gab. Diese Anuahme beruht auf der Voraussetzung, daß das Asgard unserer Vorfahren inmitten des Teutoburger Waldes lag, und daß vielleicht flüchtige Sachsen ihre Sagenschätze im 8. Jahrhundert in den hohen Norden retteten, wo sie in der Mythensammlung der Edda in klimatischem Kolorit, in nordischer Färbung geborgen wurden. Dies sind freilich nur Hypothesen, denen andere von dem Ursprung der germanischen Götter- und Heldensagen entgegenstehen. So haben ja neuerdings die Herren Bugge und Bang viele antik-klassische Elemente und jüdisch-christliche Überlieferungen in den nordisch-germanischen Sagenstoffen nachzuweisen und zu beweisen versucht, daß die nordischen Wikinge auf ihren Fahrten nach Westen vorzugsweise auf den britischen Inseln von den ersten christlichen Aposteln solche Bestandteile in ihren Sagenkreis verschmolzen. Wir setzen unsere Wanderung fort und gelangen an der ehemaligen, jetzt zerstörten Cisterzienserabtei Hardehausen vorbei nach Willebadessen an der „jugendlichen Nethe". Dies war ehedem ein Benediktinerstift (1149), um das sich später ein Städtchen anbaute (1317). Weiter rechts liegt ein Kloster, das hochadlige Damenstist Heerse, gestiftet vom Bischof Luthard Hi. von Pader- born und seiner Schwester Walpurgis Mitte des 9. Jahrhunderts. Sehr sehens- wert ist die Kirche, die zuerst eine flachgedeckte Säulenbasilika war; später aber ward sie gotisch umgebaut. Im Innern befinden sich vier schöne Marmoraltäre aus der Rokokozeit, die leider sehr mit Ölfarbe überkleckst find. Aus den alten noch vorhandenen Kammer- und Renteiregistern ersehen wir, daß z.b. im Jahre 1561 zum Haushalt 12 Thaler 7 Schillinge und 2 Deut, hauptsächlich für Fische, Käse, Salz und Zwiebeln, ausgegeben wurden; das andere bestritten eigner Besitz, Ökonomie und Abgaben. Das Geld hatte aber damals einen viel höhern Wert. So finden wir als Preis eines Pflugs nur 6 Schillinge und als Lohn für die Magd nur 2 Thaler. Die ganze jährliche Einnahme des Stifts betrug an bar nur 27 5 Thaler. Dagegen betrug im Jahre 1862 kurz vor Aufhebung des Stifts die Einnahme im ganzen 8366 Thaler. Über den Nethegau besitzen wir eine Spezialstudie von dem westfälischen Geschicht^chreiber Giefers, in der er nachweist, daß der älteste Anbau in Dörfern, nicht in Höfen stattgefunden, und daß davon im Laufe der Zeiten ungefähr ein Dritteil verschwand. Deutsches Land und Volk. Vi. --5

6. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 133

1883 - Leipzig : Spamer
Das alte Sachsenvolk und sein Glaube. 133 Menschenseelen hinter sich her zieht. Damit hängt auch wohl die Rattenfänger- sage zusammen, wie wir im zweiten Kapitel dieses Abschnitts erörtert haben. An Wodan, den Erntegott, erinnern noch die Gebräuche in Schaumburg- Lippe, das ehedem zum Buckigau, also zu Engern gehörte, zu Ansang dieses Jahrhunderts. Am Schlüsse der Roggenernte wurde dort den Arbeitern das Wodansbier, sogenanntes Wodelbier, gereicht. Auf ein gegebenes Zeichen hielten plötzlich alle Arbeiter inne, stellten die Sensen senkrecht vor sich hin, schlugen mit dem Wetzstein, gössen etwas Milch oder Bier auf den Acker und tranken darauf. Dann setzten sie den nicht ganz geleerten Krug auf die Erde, schwenkten die Hüte und riefen, um eine letzte stehengebliebene Garbe herumtanzend: „Wold, Wold, Wold! Der Himmelsriese weiß, was geschieht, Stets er vom Himmel herniedersieht. Er hat volle Krüge und Büchsen. Auf dem Holze wächst mancherlei Er war nicht Kind und wird nicht alt. Wold, Wold, Wold!" Danach klopften die Weiber die Brotkrumen aus ihren Körben anf den Acker aus und die Männer gössen die Neige ihres Getränkes zur Erde. Die letzte stehengebliebene Garbe nannte man Waulroggeu, d. h. Wolds- oder Wodans- roggen. An den Vegetationsgott Wodan erinnern noch viele Gebräuche mit dem „Schimmelreiter" und „Maikönig", an den im Winter im unterirdischen Schlosse schlafenden Gott die Sagen von verzauberten Kaisern und Helden. Geheiligt und geopfert wurde ihm als dem „Schimmelreiter" das Roß; als Cäeina (15 n. Chr.) sich dem Schauplatze der Varianischen Niederlage nahte, fand er viele Pferdeköpfe an Bäumen aufgepflanzt. Aber auch Menschenopfer bluteten ihm, wie denn die Tribunen und Ceuturioueu des Varus an Altären geschlachtet wurden. Daß man namentlich im Teutoburger Walde, dem Osuing, das ger- manische Asgard, d. h. die Göttersitze uusrer Vorfahren, nachzuweisen versucht hat, ist bereis im dritten Kapitel dieses Abschnitts erörtert worden. Vielfach haben sich altheidnische Gebräuche in christlichem Gewände zur Zeit uusrer Feste erhalten; so steckt in dem Knecht Ruprecht des kiuderfreuudlicheu Bischofs Nikolaus Ruodperacht, der Ruhmumgläuzte, d. i. Wodan, der Wunscherfüller und Gaben- fpender. An Stelle früherer Wodansheiligtümer traten Kapellen des Erzengels Michael, und ebenso vertrat der heilige Martin, dem zu Ehren man in vielen Gegenden eine Gans verspeist, den Erntegott Wodan. Nicht minder hat Westfalen die Erinnerung an Wodans gewaltigen Sohn, den Donnergott Donar, bewahrt. Sind doch in einem der ältesten literarischen Denkmale über den Glauben unsrer Vorfahren, in einer niedersächsischen Ab- schwörnngsformel aus dem 8. Jahrhundert, die drei Namen der Hauptgott- heiteu der alten Sachsen genau verzeichnet, nämlich Wodan, Donar und Saxnot (— Zio, Cheru, der Kriegsgott). Donars Name und sein Hammer klingen noch in gemeinen Flüchen nach; ja, im niederdeutschen Gebiete flucht man geradezu: „Dat di de hamer!" An vielen ihm geweihten Stätten stand die ihm geheiligte Eiche, wie bei Warburg an der Diemel, neben einem Donnersberg. An Donar, den Beschützer vor Seuchen, gemahnen die noch auf dem Lande üblichen Not- feuer, durch die das Vieh getriebeu ward. Unzählige Gebräuche haben sich im Volksaberglauben, besonders auf dem Lande erhalten, welche an den

7. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 406

1882 - Leipzig : Spamer
406 Die Spree und die Spreelandschaften. Von Zeit zu Zeit läßt sich nach der Sage auf den Müggelbergen ein Getöse von Jagdhörnern, ein Gebell von Hunden, unterbrochen von Peitschenknall und Hollahrufen hören; — der Sturmgott Wodan, der unermüdliche Jäger der Wolken, zieht über sein Liebliugsrevier hin, und seine Geißel trifft mit schwerem Schlage der Bäume Wipfel, daß sie lange noch zitternd stehen. Viel grausiger aber ist der Spuk am Teufelssee. Der liegt am Nordabhauge eines der letzten Berge ties im Waldesdunkel. Ja, wenn die Sonnenstrahlen ihn küssen, wenn ein blauer Himmel über ihm lacht, dann schlafen die unheimlichen Wesen in seiner Tiefe; in der Herbstesnacht aber erwachen auch sie und treiben ihr lichtscheues Wesen. Denn auf dem Grunde des Tenselssees steht ein ver- zanbertes Schloß, und seiner Bewohnerin, einer verwunschenen Prinzessin, ist die Macht gegeben, die Leute zu äffen und zu quälen. In der Mondnacht — oder auch am hellen Mittage, namentlich an St. Johann des Täufers hoch- gebenedeitem Tage — siehst du sie sitzen an des Wassers Rand; sie strählt das köstliche, flachsblonde Haar. Oft, so erzählen die Fischer, hat sie weinende Kinder, die sich im Walde verirrt hatten, in die krystallene Tiefe des Sees mit hinab- genommen, sie reich mit Gold und edlem Geschmeide beschenkt und dann entlassen. Wer aber einmal dort tief unter den Wassern gewesen, den leidet es nicht mehr oben in der Sonne hellem Schein; er muß wieder hiuab, er stirbt vor Sehnsucht. Indessen nicht allein in holder Gestalt erscheint die Prinzessin der Müggelberge. Oft auch kommt sie als ein altes Mütterchen, keuchend und hustend, an ihrem Stabe hinter dem großen Steine hervor, welcher unfern des Teuselssees liegt. Dann trägt sie ein Kästchen mit lauterem Golde in der Hand, welches sie ihrem Erlöser bestimmt hat. Dies Kästchen zu erringen, hat gar Mancher schon versucht. So ein Fischer aus Köpenick. Im Traume war ihm die Offenbarung geworden, er brauche die Prinzessin, um sie vom Baune zu erlösen, nur nach Köpenick zu bringen und dreimal um die dortige Kirche zu trageu. Herzhaft nahm er die Unselige aus den Rücken, denn sie war federleicht; rüstig schritt er mit ihr der Stadt zu. Aber je weiter er kam, desto schwerer wurde ihm seine Last. Als er nun gar, mnthig ausharrend, den Umgang um die Kirche unternahm, da erschienen plötzlich Schlangen und Kröten, und Ungeheuer aller Art umringten ihn, um ihn in seinem Vorhaben irre zu machen. Ein Ritter ohne Furcht und Tadel, schritt er jedoch seinen Pfad weiter. Plötzlich aber erhellte grelle Feuersglut den nächtlichen Himmel: ganz Köpenick schien in Flammen zu stehen. Da blickte er, dem ihm ausdrücklich gegebenen Verbot zuwider, rückwärts; aber im Augen- blick war Alles verschwunden, und ein heftiger Schlag raubte ihm das Leben. Aehnliche Spuksagen von der „Prinzessin und der weißen Frau" werden in der Umgegend der Müggelberge vielfach erzählt. Sie sind, wenn man sie wissenschaftlich prüft, nichts Anderes, als die Nachklänge der Verehrung jener großen, schätzebergenden Erdenmutter, deren Kultus sich bei allen indogerma- nischen Völkern sindet und die als Freya, Holda oder Nerthns auch den sem- nonisch-langobardischen Bewohnern der Müggelgegenden einst heilig war. Hier in der wasserreichen Landschaft haben aber natürlich neben den Erdgeistern auch die Wassergeister ihre Macht. Den Nachkommen jener wendischen Fischer, welche mit den übermenschlichen Bewohnern des Wassers einst in so trautem Verkehre standen, erscheinen die Geister der Tiese noch heute in freundlichem Lichte.
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