Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
64 Köln, die Königin des Niederrheins.
Nach dem Tode des ersten Dombaumeisters, Gerhard von Ryle (von
Riehl, dem Namen eines Dorfes bei Köln), ward an dem großen Werke rüstig
weiter gearbeitet; das Material lieferten der Drachenfels und die Reste des
alten Doms. Indessen kam der Bau wegen mangelnder Mittel bald ins
Stocken, und gegen Ende des 13. Jahrhunderts schloß man den Ostchor durch
eiue Mauer ab, da man keine Aussicht auf Vollendung des Ganzen hegte.
Als Heinrich von Virneburg den neuen Chor einweihte, ward der Weiter-
bau aufs Neue angeregt, und 1325 ward das Fundament des Südkreuzes und
der Schiffe gelegt. So schritt auch die innere Ausstattung vorwärts, Altäre
waren schon dem Gottesdienste zum Gebrauch überwiesen, und auch der Süd-
thurm erhob sich allmählich in die Lüfte.
Auch auf anderen Zweigen hatte die Baukunst ihre Blüten entfaltet. Ein
würdiger Hansasaal entsprach der kommerziellen Bedeutung der Stadt, die
in ihrer Eigeuart vortrefflichen Malereien Meister Wilhelm's schmückten ihn
sowie die Domschranken. Ferner zierten den Prachtbau des Doms die Statuen
der zwölf Apostel, die Glasmalereien der oberen Lichtgaden, die Domglocken, die
kunstvollen Chorstühle und vieles Andere.
Papst Urban Vi. stiftete am 21. Mai 1388 eine Universität zu Köln
(studiuw. generale) nach dem Muster der Pariser, an welcher berühmte Gelehrte
wirkten, nachdem schon früher von dort ans die bereits erwähnten Albertus
Magnus (doctor beatus), Duus Scotus (doctor subtilis) und Thomas von
Aquino (doctor angelicus) den Ruhm der Wissenschaft verbreitet hatten. Nach-
mals wurde die Universität von 8000 Stndirenden besucht. Später erlangte
sie eine traurige Berühmtheit der Intoleranz.
Die Fehden zwischen Adel und Bürgerschaft begannen aufs Neue und endigten
diesmal mit einer blntigen Niederlage der Geschlechter, welche ans der Stadt
vertrieben wurden. Nun bildete sich eine demokratische Verfassung, die sich bis
zur Auflösung des Deutschen Reiches erhielt. Gewissermaßen eine Siegestrophäe
dieser Erruugenschaft war der aus den konfiszirten Geldern der Patrizier er-
baute stolze Rathhausthurm. Zum ältesten Theile des Rathhauses gehörte
auch der Hansasaal vom 13. Jahrhundert; die Rückseite nach dem Altmarkt und
der Vorbau im Renaissancestil stammen aus dem 16. Jahrhundert. Das Ganze
steht auf der Stelle des alten römischen Prätoriums.
Kandel und Industrie Kölns. Trotz dieser erbitterten Kämpfe entfal-
teten sich Handel und Gewerbe zu einer nie gesehenen Blüte. Großen Ruf erlaugteu
Goldschmiedekunst und Malerei, wovon die prachtvollen Reliquienschreine der
heil, drei Könige Zeuguiß geben. Es war ferner gradezn zu einem Sprüchwort
geworden: „Reich wie ein Kölner Tuchmacher", undköln galt nach den Chroniken
damaliger Zeit für „eine der betriebsamsten Städte des römischen Reichs". Kölns
Produkte gingen in alle Welt, seine Tuche, Teppiche, Gold-und Silber-, Email-
und Glasarbeiten prangten ans allen Hauptmärkten Italiens, der Niederlande,
Englands und Dänemarks. Doch über der Sncht nach Geld und Reichthnm
ging der Sinn des Idealen nicht verloren, wie die noch immer bewunderten
Schöpfungen der Kölner Malerfchule beweisen.
Das städtische Gemeinwesen und Bürgerthum entwickelte sich in Köln wie
in fast allen übrigen großen Städten Deutschlands. Uni römische Kolonien,
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Extrahierte Personennamen: Gerhard_von_Ryle_(von
Riehl Heinrich_von_Virneburg Heinrich Apostel Urban Albertus
Magnus Magnus Duus_Scotus Thomas_von
Aquino
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
98 Köln, die Königin des Niederrheins.
Schwarzkünstler und glaubten ihn im Bunde mit dem Teufel. Indessen der
Gewinn blendete Michael Wassermetz, ja er Verlobte dem Jüngling sogar seine
Tochter, wenn er ihm das Geheimniß entdecke. Daraufhin gestand ihm der
glückliche Schwiegersohn, daß er ein Jünger der Buchdruckerkuust sei, der Kunst,
die erst kürzlich von dem Mainzer Gutenberg erfunden sei. Nun meldete sich
plötzlich ein früherer Schreiber des Meisters, der durch eine Erbschaft sehr reich
geworden war, als Werber um Adetta's Hand. Anfangs wies ihn der Vater
ab, mit der Erklärung, seine Tochter sei bereits Braut. Da drohte der Gekränkte
mit dem Gerichte gegen den Schwarzkünstler und den mit ihm verbündeten
Meister. Aus Angst gab der erschreckte Mann nach, und Caspar ward als Ge-
nosse des Teufels auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die unglückliche Adetta,
willenlos wie ein Opferlamm zum Altare geschleift, starb bald darauf an ge-
brochenem Herzen; der Meister verfiel in Wahnsinn, und das gauze Haus ward
eine Beute des rächenden Schicksals.
Diese Geschichte von der „schwarzen Kunst" erinnert uns an einen andern
Schwarzkünstler, an Di'. Faust, welcher in dem von Klespe'schen Hause (Ober-
Marspforten) von dem Satan durchs Gitterfenster geholt worden sein soll.
Wenden wir uns nunmehr zu den Kunsttempeln und Monumenten Kölns.
I)as Wallraf-Wicharh-Museum. Monumente. Zwei hochsinnige
Bürger, Wallras und Richartz, sind die Stifter eines der schönsten Kunsttempel
Deutschlands, des nach ihnen benannten Wallraf-Richartz-Mufeums. Zu-
erst vermachte Ferdinand Franz Wallraf, im Volksmunde „Vater Wallraf" ge-
nannt, geboren 1748 in Köln und längere Zeit Professor und Rektor der ehe-
maligen Kölner Universität, der Stadt seine reichhaltigen Sammlungen an
Gemälden, Büchern und Alterthümern. Namentlich sind seine Gemälde (über
1000) ein unschätzbarer Beitrag für die Geschichte der Kölner Malerschule vom
14. Jahrhundert bis zu ihrem Verfall. Wallrafs Vermächtnis; wurde noch
ergänzt und vervollständigt durch den Kommerzienrath Johann Heinrich Richartz
(geboren 1795 in Köln), welcher besonders die nöthigen Geldmittel (ein Kapital
von 232,000 Thalern) zur Erbauung eines würdigen Gebäudes hergab. Das-
selbe ist im sogenannten Tudorstil erbaut, und als Kuriosum erwähnen wir noch,
daß ein altrömischer Bogen des früheren Pfaffenthors in die Hintermauer eines
Hauses an der Ostseite in den Anlagen des Museums eingesetzt ward. Vor dem
Portale stehen die Statuen der Erzbischöse Bruno und Engelbert I.. der
Agrippina und der Kaiserin Helena; an der Seitenfront des östlichen Flügels
steht der Patrizier Overstolz, der Gelehrte Albertus Magnus, der Dom-
baumeister Gerard. der Maler Rubens u. A. Im Innern sieht man in der
Halle die Marmorbüsten der beiden Schöpfer des Mnfenms. In den unteren
Räumen befinden sich zumeist römische Alterthümer, vielfach Funde aus der
Umgegend, zum Theil merkwürdige Altäre und Sarkophage. In dem oberen
Kreuzgang interefsirt uns besonders die Boisserevsche Sammlung von vorzüg-
lichen Glasgemälden. Wichtig für die Geschichte der altkölnischen Malerschule
sind mehrere Bildersäle. Im Treppenhause fesseln uns die fein ausgeführten
Fresken von Eduard Steinte aus der Kultur- und Kunstgeschichte Kölns
nach drei Perioden, nämlich der römischen und romanischen (16 v. Chr. bis 1248
n. Chr.), der mittelalterlichen (1248—1550) und der modernen in zwei kleineren
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Extrahierte Personennamen: Schwarzkünstler Michael_Wassermetz Caspar Ferdinand_Franz_Wallraf Ferdinand Franz Wallrafs_Vermächtnis Kommerzienrath_Johann_Heinrich_Richartz Johann Heinrich Bruno Agrippina Helena Overstolz Albertus_Magnus Magnus Gerard Rubens Eduard_Steinte Eduard
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Legenden von St. Viktor und St. Helena. 197
wie bereits gesagt, ein amphitheatrum castrense im Umfange von 350 Schritten
und einer Arena von 120 Schritten im Umkreis. Zu Ende des 17. Jahr-
Hunderts konnten sich noch alte Leute erinnern, die Meta dieses Amphitheaters
aus über einander gelegten Mühlsteinen gesehen zu haben. Endlich wird der
Name Tanten selbst von den Märtyrern (sancti) abgeleitet, was uns sehr plau-
sibel erscheint. Früher hieß die Stadt merkwürdigerweise Klein-Troja, wie es
auch in dem berühmten Hannoliede (um 1180) heißt:
„Franko gesaz mit den Sinen vili verre nider bi Rini; da worbtin
(gründeten) sie duo mit vrowdie (Freude) eine „luzzile (klein) Troia"; den
bach hizin si Sante na dem wazzern in iri lante."
Danach bringt man die Gründung Xantens mit den Nachkommen der
Trojaner zusammen. Em Sohn Hektors nämlich, Francus oderfranco, von
dem aber kein alter Schriftsteller etwas weiß, gilt für den Gründer Klein-
Trojans oder Xantens, das auch Troia Francornm genannt wird. Doch dies
ist höchst wahrscheinlich eine Verwechslung mit der Colonia Traiana vor dem
jetzigen Klevischen Thore, etwas unterhalb Tanten. Aus Traiana ward Troiana,
wie die Peutinger^schen Tafeln haben und vielleicht auch auf einer Münze im
römisch-germanischen Museum zu Mainz zu lesen ist. Spricht doch auch der
Geograph von Ravenna (Iv, 24) von Tram, in der Leydener Handschrift freilich
steht Troia. Doch die römischen Schriftsteller, besonders Taeitus, wissen von
einer Gründung eines Troia minor oder junior durch die Trojaner, als deren
Nachkommen die Franken sich gern, doch ohne Grund, bekannten, gar nichts.
Zwar erwähnt Taeitus (Germania) die fabelhafte Sage, daß Hercules auf seinen
Wanderungen und auch Ulysses (Odysseus) auf seinen Irrfahrten in diese Gegenden
gekommen sei. Letzterer habe eine Stadt Asoiburgium hier gegründet, welches
man in dem Orte Asberg bei Mörs wieder erkennen will. Merkwürdigerweise
trägt auch eiu Hos im Mörsischen den Namen „Uelschesburg", vielleicht aus
Ulyssesburg entstanden. Wir werden im folgenden Kapitel auf diese Sage noch
ausführlicher zurückkommen; sie hängt vermuthlich nut einer germanischen Götter-
sage zusammen, welche Taeitus mit einer verwandten griechischen verwechselte.
Dem Glauben, daß die Franken Nachkommen der Trojaner seien und
Tanten oder Klein-Troja gegründet haben, begegnen wir zuerst bei dem Geschicht-
schreiber Fredegar (bist. ex. e. 2) zu Anfang des 7. Jahrhunderts. Doch kommt
der Name Troia für Tanten schon früher vor. In einem alten deutschen Liede
heißt es: „Die Trojanischen Franken, die sollen Gott danken", und auf Münzen,
welche die Xarttener dem Herzoge Johann von Kleve (1448 — 81) zu Ehren
schlugen, als er Tanten eroberte und an Kleve brachte, lesen wir die Inschrift:
„Jobannes, Trojanorum rex, moneta nova Troi". Seltsamerweise wird auch
der Name von Siegsried's Mörder in der Nibelungensage, der des grimmen
Hagen von Trojen (oder Tronegge), von Troia abgeleitet und als Besitzer des
Fürstenberges bei Tanten genannt. Ja die Namen Saneta und Troia kommen
in holder Eintracht neben einander vor. So lesen wir auf einer Münze des
Erzbischoss Hermann von Köln aus der Mitte des elften Jahrhunderts: „Loa
(saneta) Troia". Doch reicht der Name Saneta fast ebenso weit zurück als
Troia. In den Xantener Annalen von Pertz (Ii. p. 230) heißt es zum Jahre
864 über die Normannen: „Sie kamen ad sanetas und zerstörten da Troia
Sanctorum (offenbar St. Viktor und seine Getreuen). Trotz all dieser Konfusion
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Extrahierte Personennamen: Viktor Helena Francus Johann_von_Kleve Johann Hagen Hermann_von_Köln Viktor Viktor
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der tausendjährige Rosenstock zu Hildesheim.
379
das dort begründete Bistum hierher und wurde so der Stifter von Hildesheims
Größe und Ansehen. „Denn untrennbar sind diese für die ersten Jahrhunderte
mit dem Bischofssitze verbunden. Männer von seltener Bedeutung verbreiteten
von dort mit dem Glauben zugleich den Geist und die Kunst, und Beruwards
Name leuchtete vor allen hell zu uns herüber durch die Jahrhunderte. Wie er
es war, der Hildesheim äußerlich befestigte durch Wall und Graben, so hat er
den Ruhm dieser Stadt als Sitz der Bildung und Kunst befestigt für lange Zeit.
Dieser Ruhm ist der-
selbe geblieben bis auf
den heutigen Tag, länger
als die Mauern und die
Türme gehalten haben.
In seinem künstlerischen
Reichtum liegt die Be-
deutung von Hildes-
heim, es ist für die Ge-
schichte der romanischen
Kunst der wichtigste Ort
in ganz Norddeutschland.
Dies kuustgeschichtliche
Moment ist besonders
zu betonen. An Schön-
heit der Bauwerke kön-
nen andre Orte, wie
Braunschweig, Goslar
und Lüneburg, mit Hil-
desheim getrost rivali-
sieren, das Werden einer
neuen Kunstart kann
man nur hier so scharf
und genau verfolgen. Es
gibt in nnsrer Gegend
keinen zweiten Ort, wo
man an so reichen Bei-
spielen die ersten Ent-
wickelungsepochen der
romanischen Kunst zu
beobachten vermöchte.
Hier sieht man noch den
Zusammenhang dieser
ernsten Formen mit den
Bernward gerade ist es,
Der Dom zu Hildesheim mit dem tausendjährigen Rosenstrauch.
antiken und altchristlichen Mustern, und Bischof
, welcher diese Verbindung in seinem Wirken am
lebendigsten verkörpert hat. Zu der umfassendsten Bildung trat bei ihm
die persönliche Bekanntschaft mit den Werken der alten Welt, und so er-
blicken wir noch heute an seinen Schöpfungen Formen und Erinnerungen,
die er ,ans einem schöneren Lande mit sich gebracht unter den grauen Himmel
Norddcutschlauds."
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Worwort.
J&orool die Art der in diesem Bande geschilderten Landschaften, welche
znmtheil, wie die hohe Venn und der Hunsrück, selten vom Fuße des Touristen
gestreift werden, zum Theil aber, wie der Rheingau und die Stromtandschaft
von Bingen bis Bonn, von einer wahren Flnt von Schriften geschildert wurden,
machten die Auswahl des für die reifere Jugeud passenden und korretten Mate-
rials zu einer besonders schwierigen Aufgabe.
Der Herausgeber, seit Jahren vertraut mit den Schönheiten und den
Denkmälern des Rheiuthales, mußte es sich zur Aufgabe machen, sowol aus
der Fülle der ästhetischen, wie der geographisch-historischen Literatur, welche über
die geschilderten Rheinlandschaften existirt, einerseits das Beste und Anziehendste,
sowie andererseits das Feststehende herauszunehmen und zu einem möglichst
harmonischen Ganzen zu verbinden. Er nahm dabei keinen Anstand, auf die
besten Quellen des Mittelalters, wie sie im Auszug im „Rheinischen Antiqnarius"
vorliegen, besonders bei den Schicksalen der einzelnen rheinischen Städte, zurück-
zugehen. Ebenso benutzte er dankbar die Werke von Simrock und Horn, Heyl
und Bädeker, und hielt es im Interesse des Unternehmens und der Autoren,
aus den Spezialschristen von W. H. Riehl „Land und Leute", W. Hamm „Das
Weinbuch", Dr. I. Baumgarten „Koblenz und seiue Umgebung", Rudolf Bleuke
„Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung" kleinere Originalpartien
an geeigneter Stelle aufzunehmen. Auch die vorhandenen Sagen- und Gedicht-
sammlungen wurden in passender Weise für die Darstellung verwendet.
Bei der überreichen Literatur und vielen von der Forschung noch heiß
umstrittenen Stelleu und Stätten kann es natürlich nicht fehlen, daß manche
Angaben im vorliegenden Bande vorkommen werden, an welchen der oder jener
Gelehrte auf rheinischem Gebiete Anstoß nehmen wird, manche Gegenstände, so
z. B. die Art der Brückenkonstrnktion im fränkischen Mainz, wurden erst durch
die Untersuchung der letzten Tage entschieden. Allein der Herausgeber sowie
die geehrten Verfasser der einzelnen Abschnitte sind bemüht gewesen, im In-
teresse der Sache nur eine Auswahl unter den besten ihnen zur Verfügung
stehenden Quellen nach eigener Anschauung der Verhältnisse zu treffen, und ist
hier und da ein kleiner Jrrthum untergelaufen, so möge hierfür die Ueberfülle
des zu sortirenden Stoffes die entsprechende Entschuldigung bilden.
Besondern Dauk ist der Herausgeber für freundliche Unterstützung bei
Verabfaffung des Abschnittes über Mainz noch schuldig den Herren Domkapitulax
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Simrock W._H._Riehl Baumgarten Rudolf_Bleuke Rudolf
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
56' Der Taunus.
Die Sal'öurg. „Nachdem Germanicus" — so schreibt Tacitus (Annal.
I. 56) -—- „über den Spuren der väterlichen Verschanzung aus dem Taunus-
gebirge ein Kastell errichtet hatte, ließ er schnell ein Heer gegen die Katten vor-
rücken." Wo dieses Kastell gewesen sei, darüber haben die Ausleger wol
gestritten. Der gelehrte Lipsins (1547 — 1606) gesteht, es nicht zu wissen.
Ein Professor in Gießen suchte es, indem er auf eine entfernte Lautähnlichkeit
Werth legte, auf dem bei seiner Stadt gelegenen Dünsberge. Neuerlich hat
man es sogar in die Gegend von Detmold verlegen wollen. Es ist aber
bestimmt unsere Salburg. Drnsns, der Vater des Germanicus, hatte hier
im Jahre 11 v. Chr. eine Befestigung angelegt; 20 Jahre fpciter, nach der
Varusschlacht, war diese von den umwohnenden Katten zerstört worden; wieder
sechs Jahre nachher, im Jahre 15 n. Chr., stellte sie Germanicus, offenbar
größer und fester, wieder her. Der Ort war gut gewählt: auf einem Sockel
des Gebirges, drei Stunden von Artannum, von wo eine Straße hinaufführte,
an einem Orte, der freie Aussicht nach Norden, nach dem feindlichen Lande,
gewährte. Jetzt zieht in der Nähe vorbei die Landstraße von Homburg nach
Ufingen; von jeder der beiden Städte ist die Salburg anderthalb Stunden entfernt.
Man wußte fchon lange, daß hier eine römische Befestigung gewesen sei;
am weißen Thurme im Schloßhose zu Homburg ist ein von hier stammender,
im Jahre 1723 gefundener Stein mit römischer Inschrift eingemauert; auch zu
anderen Gebäudeu in der Umgegend haben die Trümmer Steine geliefert. Wer
aber noch vor dreißig Jahren die Straße zog, fah keine Spnr mehr davon; auf
der Stelle der Römerfeste wuchs hoher Wald. Namentlich den Bemühungen
des verstorbenen Archivars Habel ist es gelungen, die Ausgrabungen — seit
1854 — in Gang zu bringen, und unter kundiger Leitung werden sie immer-
noch fortgesetzt. Und so sieht man denn hier etwas, das in Deutschland einzig
in seiner Art und wol an Merkwürdigkeit den Römerbauten in Trier und
den Römerbädern in Badenweiler an die Seite zu setzen ist: die deutlichen
Umrisse und die Reste eines römischen Standlagers.
Zur Römerzeit hieß die Feste wol einfach oastslluin Tannense. Der
Name Salburg kommt zum ersten Male, fo viel bekannt ist, in einer bis jetzt
nur handschriftlich vorhandenen Schrift des Jdsteiner Rechtsgelehrten Johann
Jakob Stetter (etwa um 1730) vor, einer Umarbeitung und Erweiterung vou
Weyrich Wettermauu's historischem Bericht von der Wetteraner n. s. w. (1608).
Es heißt da: „Die Bollwerke auff dem Pohl-graben, ob sie gleich alle rninirt,
haben auff deu heütigen Tag ihre gewisse Nahmen, alß . . . von Usingen nach
Homburg die Saalburg." Hiernach war der Name damals bei den Umwohnern
gebräuchlich, und so gewiß schon seit einigen Jahrhunderten. Er hängt sehr
wahrscheinlich mit einem alten Worte Sal (Grenze) zusammen; Salburg be-
deutete also so viel als Grenzseste und ist demnach Salburg, nicht Saalburg zu
schreiben. Andere denken jedoch an das mittelalterliche (fränkische) Sala —
Königsgut, wahrscheinlich aber mit Unrecht. Das alte Kastell am Taunus
war beim Beginn der Frankenherrschaft längst zerstört, verfallen und ohne
Zweifel damals bereits mit Wald oder Gesträuch überwachsen. Es ist überhaupt
niemals fränkisches Königsgut gewesen.
Von Homburg führt uns nun der Weg zunächst nach Dornholzhausen.
Wer hier die Landleute, besonders ältere, französisch anredet, kann Antwort in
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Germanicus Germanicus Habel Johann
Jakob_Stetter Johann Weyrich_Wettermauu's
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
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Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichte von Koblenz. 133
zum Angriff gegen die kriegslustigen Sneven wie zur Verteidigung gegen
Gallier und Germanen, mußte von Anfang an dem Blicke der Südländer auf-
gefallen fem. Das Kastell, Confluentes genannt nach dem Zusammenflusse der
beiden Ströme, fand noch Julianus Ende des 4. Jahrhunderts erhalten, wie
uns fein Chronist Ammianns vermeldet. Karl der Große hielt 807 in dem
frühzeitig dem Christenthum gewonnenen Platze einen Gerichtstag ab. Hier in
der Nähe auf dem Mayenfelde, jenfeit der Mosel, rangen dann die beiden Sohne des
großen Franken, Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche, um das Primat im
Rheinlande. Ein Jahrzehnt später zogen die Recken des Nordens, die Nor-
mannen, mit Fener und Schwert den Rhein hinauf und verbrannten die Hütten
der Stadt so gm wie die von Kreuznach und Worms. Heinrich Il schenkte das
Städtchen mit der meroviugischen Burg auf dem Ehrenbreitstein an den Erz-
bischof von Trier, der von diefem Kardinalpunkte aus vortrefflich seinen Land-
besitz vertheidigeu konnte. In der seit 836 bestehenden, vom Erzbischof Hatto
gegründeten St. Castorkirche ward 1138 der Staufe Konrad Hi. zum deutschen
König erwählt, der Erbe der Salier, der Vorkämpfer der Ghibellinen. Den
festen Mauerring erhielt Koblenz an der Mosel, wie es sich in den Urkunden
nennt, in den Kämpfen der Bürgerschaft gegen das Erzstift und die benachbarten
Raubritter. Der mächtige Erzbischof Balduin gründete 1348 die Mofelbrücke
auf Gruud römischer Fundamente und verwandte dazu die dunkle Basaltlava
aus der Eifel. Spanier, Schweden und Kaiserliche brandschatzten im 17. Jahr-
hundert Stadt und Land, wie überall am Rhein. Gegen Ende des 17. Jahr-
hunderts erhielt die schwer geprüfte Stadt einen neuen Schmuck in dem an der
Rheinseite aufgebauten Residenzschloß, das Erzbischof Clemens Wenzeslans
errichten ließ. Ende des 18. Jahrhunderts ward Koblenz zum Sammelpunkt
des vertriebeneu französischen Adels; sprüchwörtlich ward damals die „voyage
ä Coblence". Damals. als hier dieser sittenlose Adel dominirte, geschah es,
daß der Gras Artois eines schönen Tages einen Schieferdecker vom Dach herab-
schoß, um seine Schießkunst zu erproben. Es war ein Nachkomme des großen
Königs, dessen Generäle die schönsten rheinischen Burgen sprengten, blos um
ihre Rekruten an den Pulverdampf zu gewöhuen. Saubere Gesellschaft, und
gnt, daß die blauken Kanonen auf der Karthause und dem Ehrenbreitsteine
solche Probirkünste mit einer allen Völkern verständlichen Sprache verbieten. Seit
1799—1814 ward Koblenz Hauptstadt des französischen Rhein- und Mosel-
departements. Ihr letzter Präfekt Jules Doacan ließ den quadratischen Castors-
brnnnen errichten mit der Inschrift: „An Mdcccxii memorable par la
campagne contre les Kusses." Als der russische General am 1. Januar 1814
in der Stadt einrückte, ließ er die Prahlerei kontrasigniren mit der Gegeninschrift:
„Vue et approuve par nous, commanclant russe
cle la ville de Coblenz. Le 1. Janvier Mdcccxiy."
Seit 1815, nach dem Wiener Frieden, ward hier dieregiernng der preußischen
Rheinprovinz iustallirt, und 1879 feierte man enthusiastisch die Vereinigung
mit der deutschen Vormacht. Zwei Eisenbahnbrücken waren über Mosel und
Rhein seit 1864 vollendet, die dritte, welche Berlin mit Metz in direkte Ver-
bindung setzt, steht feit 1879 vollendet da, und die Rhein- und Moselstadt, die
schon au 30,000 Einwohner zählt, hat sich als Knotenpunkt für militärische und
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Extrahierte Personennamen: Ammianns Karl_der_Große Karl Karl_der_Kahle Karl Ludwig_der_Deutsche Ludwig Heinrich_Il Heinrich Hatto Konrad_Hi Konrad Balduin Clemens_Wenzeslans Jules_Doacan Janvier_Mdcccxiy
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ursprung des Namens. 37
Hauptsächlich ein Mann hat mit Geschick und Glück dafür gearbeitet, daß
der uralte Name wieder aufgefrischt wurde: Johann Isaak von Gerning,
geboren 1767 in Frankfurt. Er war klassisch gebildet. Freund der Kunst und
der Natur, eine Zeit lang Diplomat, Sammler (als solchen führt ihn Goethe
Xxvi, 276 an), nicht gering zu schätzender Dichter. Er wohnte bald in
Frankfurt, bald in Homburg, am liebsten in seinem „Tusculum" zu Kronberg.
Er starb im Jahre 1837. Im Jahre 1800 schrieb er, ohne Beisetzung seines
Namens, „Skizzen von Frankfurt am Main." Da spricht er von „des Rhein-
gaues, Hochheims und Wickerts Hügeln, woran das Pyramidenförmige Tauuus-
gebirge sich schließt"; und häufig kommt in diesem Werke der Name Taunus
vor. Taeitus, sagt Gerning (nicht ganz richtig), habe den Feldberg schon Taunus
genannt, aber späterhin habe die ganze Gebirgskette, die sich von Friedberg durch
die Wetterau hinab an den Rhein ziehe, den Namen Taunus erhalten. — Wann
war dieses „späterhin?" Die Geschichte von Taeitus an bis in das achtzehnte
Jahrhundert sagt nichts davon. Vielmehr hat erst Gerning selbst den Namen
wieder in das Gedächtniß gebracht. Er that dies noch mehr in späteren
Schriften, von welchen eine („Die Heilquellen am Taunus", 1814) in Distichen
abgefaßt ist.
So kam durch Gerning der alte Name Taunus wieder in Aufnahme.
Zwar vorerst hauptsächlich uur in Schriften. Namentlich die Geographen, die
darauf bedacht waren, einem Gebirge — oder einem Landstriche, den sie sür
gebirgig hielten — einen Gesammtnamen zu geben, griffen den Namen begierig
auf. Sie begrenzten den Taunus durch Main (nebst Nidda), Rhein, Lahn und
das Hügelland der Wetterau. So ist es heute in Lehrbüchern zu lesen. Und seit
die Geographen auch auf die geologischen Verhältnisse Rücksicht nehmen, gilt
der Taunus als das südöstliche Glied des rheinischen Schiefergebirges. Thon-
schiefer, manchmal in Gneis übergehend, von mächtigen Qnarzitgängen durch-
zogen, gegen die Lahn hin Granwacke mit Einlagerungen von Kalken, die den
schönen Nassauer Marmor liefern, und durchbrochen von Grünstein und Basalt,
bilden hauptsächlich das Gesteiu.
Uebrigeus ist nicht der ganze so umgrenzte Landstrich Gebirgsland, sondern
nur jene von Gerning bezeichnete „Gebirgskette" mit einigen Ausläufern nach
Norden und Süden. Diese Kette zeigt sich am schönsten von der Gegend von
Frankfurt aus. Von den höchsten, sanft abgerundeten Kuppen des Feldberges
und Altkönigs senkt sie sich allmählich, aber nicht einförmig, sondern so,
daß immer wieder Berggipfel emporsteigen, nach Osten und Westen. Der
Taunus, vou hier aus gesehen, bietet eins der schönsten Bilder eines deutschen
Mittelgebirges; Humboldt erinnerte sich seiner beim Anblicke eines südameri-
kanischen Bergzuges.
Nach Osten und Süden fällt dieser Hauptzug des Tauuus ziemlich steil
in die Ebene ab. Nach Norden liegt, bis an die Lahn hin, ein Hügelland mit
einzelnen höheren Bergen vor; in diesem strömen Flüßchen nach der Lahn oder,
wie die Wisper nach dem Rheine hin; an ihren Ufern findet sich nur stellen-
weise, z. B. an der Aar, der Weil, der Wisper, entschiedene Thalbildung. Von
Rüdesheim bis Oberlahnstein hat der Rhein durch seinen Durchbruch dieses
Hügelland von dem jenseitigen des Huusrücks geschieden; er hat tief eingeschnitten;
schroff steigen von seinen Ufern die Schieferwände empor; am bekanntesten
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Extrahierte Personennamen: Johann_Isaak_von_Gerning Johann Isaak Goethe
Xxvi Gerning Gerning
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Römerkastell bei Nieder-Biber. 249
Außer dem Aquila der Legion hatte jede Cohors ihr Yexillum und ihren
Atexillifer oder Signifer. Da nun den Limes entlang mehrere Kohorten vertheilt
standen, so muß unter den Signifern ein Kollegium errichtet worden sein, d. i.
ein Verein."
Grotefend vertheidigt eine etwas verschiedene Erklärung, und Dorow will
unter dem Victoriensis einen Ort Victoria in Britannien verstanden haben, wo
Agricola seinen großen Sieg erfocht. Dem sei wie ihm wolle, jedenfalls zeigen
die zahlreichen Funde aller möglichen Artefakte von der Bedeutung und der
langen Behauptung des Kastells von Seiten der Besatzung, die wohl zuerst in
der Cohors Iv Vinclelicorum bestand, von der die meisten Stempel herrühren.
Das ausgegrabene Römerkastell bei Nieder-Biber.
Von besonderer Wichtigkeit für die Zeitbestimmung sind die zahlreichen Münzen,
und da das Kastell wegen seiner Intaktheit und seiner wichtigen Lage gegenüber
den Sigambern und Katten nicht weniger Bedeutung für sich in Anspruch nimmt,
als die Salburg bei Homburg, so sei hier für Freunde der Archäologie nach
Dorow ein kurzes Verzeichniß (siehe Seite 250) der Münzfunde bis 1827 gegeben.
Wohl aufbewahrt liegen sie dem Beschauer zur Ansicht in der Sammlung auf.
Unfere Aufmerksamkeit nimmt ferner in Anspruch der in Silber getriebene
Schild eines römischenkohortenzeichens (Abb.s.s.242). Es scheint der jugendliche
Earacalla oder Gordianus Iii. zu sein, welcher im kaiserlichen Kriegskleide, den
Speer in der Linken, das kurze Schwert, Paragonium, in der Rechten, den als
bärtiger Greis dargestellten Rhein mit Füßen, tritt. Germanische und gallische
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TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
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Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Gutenberg's Schicksale. 347
für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas-
kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd
jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und
Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und
ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen
Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann
gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil
an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten
die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge-
danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz,
die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann
Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien
vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk
der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte
uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen
Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre
1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen
Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter-
nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten
die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent-
wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel,
Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar
der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! —
Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren
Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll-
eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar
der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische
nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem
stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu
Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der
Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten.
Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das
Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt
Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer
Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das
neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus
Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes
verkündet:
„dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder-
Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er
den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im
Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt
zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes
Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern
Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht
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Guteuberg Gutenberg Gutenberg Johannes_Balbns Schluß_Guteuberg