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1. Das Deutsche Reich - S. VI

1900 - Leipzig : Spamer
Vi Oorwort. eignen ruhmreichen Geschichte und klassischen Litteratur sowie des Landes, das sie geboren, zu vergessen; jetzt ist es, Gott sei Dank, anders geworden; die nationalen Bildungselemente dürfen, ja sollen in den Mittelpunkt der Jugenderziehung treten; wir haben deutsche Männer heranzubilden an den Werken deutschen Geistes und indem wir unsre Jugend genau bekannt machen mit dem deutscheu Lande und Volke. Leider muß nun gesagt werden, daß unter den nationalen Bildungs- dementen die eigentliche Vaterlandskunde, die Kenntnis des deutschen Landes, noch immer verhältnismäßig am meisten zurück- tritt und namentlich nicht in gleicher Weise wie die Geschichte für den erwähnten hohen Zweck verwertet wird. Noch immer interessieren auch einen erheblichen Teil unsrer Landsleute die fernen und fremden Teile der lvelt in höherem Maße als die Gaue des lieben 1)eimatslandes; ja viele ahnen kaum, wie reich die letzteren an Schönheit sind, ein wie vielseitiges Interesse sie darbieten. Sicherlich liegt die Schuld, daß es so ist, zu einem nicht unbedeutenden Teile in dem Mangel an solchen Werken, welche von einem einheitlichen Gesichtspunkte aus und in volkstümlicher Weise unser Vaterland behandeln. Während ich jähr- zehntelang als Lehrer der Erdkunde bestrebt war, die Darstellung des deutschen Landes für die nationale Erziehung nutzbar zu machen, habe ich vielfach diesen Mangel empfunden, und es schien mir oft als eine patriotische Pflicht, meinerseits dazu beizutragen, daß derselbe be- seitigt würde. Kleinere Arbeiten über einzelne Teile des Vaterlandes — über das Unstrutgebiet, deu Ayffhäuser, den f)arz — waren gleichsam die Vorbereitungen, und als dann die Verlagshandlung mich zu dem vorliegenden Werke aufforderte, da griff ich freudig zu, um jahrelang alle Mußestunden eines pflichtenreichen Amtes dieser „Vaterlands- künde" zu widmen. Die bedeutenden Schwierigkeiten, die im Wege standen, schreckten mich nicht, aber ich gestehe jetzt offen, daß dieselben doch noch größer gewesen sind, als ich geglaubt hatte. Das Werk wuchs bei der Arbeit über den ursprünglich gezogenen Rahmen sehr

2. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 363

1885 - Leipzig : Spamer
Eine vergessene Universität (Helmstedt). 363 Pferde hinaufgeritten ist. In diesem zweiten, dem ersten gleich hohen Stock- werke befanden sich ursprünglich zwei Hörsäle für die Juristen und die Medi- ziner sowie ein für die anzulegende Bibliothek bestimmtes Gemach. Durch einen in Steinhauerarbeit fein geschnörkelten Kellerhals gelangte man endlich von der Straße aus an der Hinterfront des Gebäudes in einen sich unter der ganzen bebauten Fläche hinziehenden Weinkeller, dessen Anlage Heinrich Julius den Tadlern des Bauplanes gegenüber mit den Worten verteidigte: „Die Studenten sollen lernen, daß Bacchus von ihnen mit Füßen getreten werden muß." Dem leider schon im Jahre 1613 im noch nicht vollendeten 49. Lebens- jähre verstorbenen hochgelehrten und in jeglicher Hinsicht vortrefflichen Heinrich Julius folgte sein wenig begabter Sohn Friedrich Ulrich in der Regierung. Wenngleich dieser politisch unbedeutende, hin- und herschwankende Fürst im Streite mit den Lüneburger Agnaten durch reichskammerlichen Spruch das Fürstentum Grubenhagen, und in den Wirren des hereinbrechenden Dreißig- jährigen Krieges ein Stück seines Landes nach dem andern an kaiserliche Generale verlor, andre Landstrecken durch Tillys Heerscharen in entsetzlicher Weise ver- wüstet sah, ohne solcher wilden, einen ganzen Mann und kräftigen Fürsten fordernden Zeit im mindesten gewachsen zu sein: seiner Julia hat doch auch er in treuer Pietät gegen Vater und Großvater, deren Stamm mit ihm erlosch, sich stets als eifriger Förderer und kräftiger Schirmherr bewiesen. So gründete er durch Überweisung seiner eignen, viele kostbare Manuskripte und Bücher enthaltenden Büchersammlung die Universitätsbibliothek und vermehrte die Ein- nahmen der Hochschule. Aber alle diese und zahlreiche andre äußere Einrichtungen hätten, zumal unter den Bedrängnissen des schrecklichsten aller deutschen Kriege, nun und nimmer der Universität so schnell zu so großem Ruhme verholfen, daß unmittelbar nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges keine andre Universität eine so be- deutende Zahl von Studenten aufzuweisen hatte, wenn nicht zugleich gewaltige Namen der Wissenschaft und darunter jener Melanchthon des 17. Jahrhunderts der alma mater Julia ihren eignen, weithin leuchtenden Glanz verliehen hätten, jener aus der Nacht blutigster Glaubenskämpfe als der größte Heros hervor- ragende Gottesmann, den, so lange es evangelische Theologie geben wird, alle ihre ehrlich denkenden Jünger nur mit tiefster Ehrfurcht und höchster Bewnn- derung anzustaunen vermögen. Da war zunächst Valentin Schindler (geb. 1543), der größte deutsche Philologe seiner Zeit, anfänglich zu Wittenberg, dann nach Helmstedt berufen, wo er 1604 starb, dessen Hauptwerk das nach seinem Tode von Johannes Caselins herausgegebene vielsprachige Lexikon war, in dessen weitem Umfange die hebräische, chaldäische, syrische, die rabbino-talmudische und die arabische Sprache zusammengestellt sich fanden, und durch welches er zuerst auf dem Wege der Sprachenvergleichung den aus der gleichen semitischen Quelle ent- springenden Zusammenhang der arabischen, aramäischen und israelitischen Sprache nachwies. Da war ferner sein Zeitgenosse Johannes Caselius, der „Phönix Deutschlands", 1533 zu Göttingen geboren. Ein Schüler Melanchthons zu Wittenberg, dann des Sigonius zu Bologna und des Viktorius zu Florenz, mit denen er lebenslang innigste Freundschaft und lebhafte Korrespondenz

3. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 366

1885 - Leipzig : Spamer
366 Die Ebene der Oker. Cornelius Martini den in der friesischen Stadt Norden geborenen vierzehn- jährigen Knaben für würdig, seine Studien auf der Helmstedter Universität zu beginnen. In Leiden vollendete er dieselben; aber pietätvolle Sehnsucht zog ihn dann zurück nach dem Orte, an welchem er den Grund seiner weiten, auf die Gebiete der Philosophie, Philologie und Medizin sich erstreckenden Kenntnisse gelegt hatte, und hier erlangte er bald darauf nacheinander den Doktorhut in der philosophischen und medizinischen, später auch noch in der juristischen Fakultät. An Umfang und Vielseitigkeit seines Wissens, an Fruchtbarkeit seines Geistes, an Kraft und Gewandtheit seiner Sprache, an durchdringender Verstandesschärfe und nimmer rastendem Fleiße war er der bei weitem bedeutendste aller Helm- stedter Professoren. Ein Polyhistor in des Wortes bestem Sinne, ein tiefer Forscher und freier Denker, hielt er vor allem die christliche Denkfreiheit hoch, bekämpfte die alles bester und allein wissen wollende Herrschsucht auf allen Wissenschaftsgebieten und half dadurch auch auf dem dunklen Felde der Religion lichtvolle Freiheit erstreiten, so daß Henke ihn „den Schrecken geistlicher und weltlicher Herrschsucht" nennt. In allen vier Fakultäten stand er voranstreitend auf der Höhe seiner Zeit, in allen erwarb er sich hohe Verdienste, so in der medizinischen durch die Verbreitung der Harveyschen Lehre vom Kreislaufe des Blutes und durch die Bestimmung des Nutzens der Chemie für die Pharmazie; in einer, der juristischen, brach er zugleich mit dem Scharfblicke des Genies neue Bahnen. Sein zuerst im Jahre 1645 zu Helmstedt erschienenes Werk: De origine juris germanici, bewies den erstaunten deutschen Landsleuten, daß sie auch eigne urdeutsche Rechte hätten, daß die Juristen sich durch die alleinige Pflege des römischen und kanonischen Rechts an ihrem Vaterlande versündigten und legte dadurch den ersten Grund zur wissenschaftlichen Bearbeitung des deutschen Privatrechtes, das, von den fremden Rechten bis zur Unkenntlichkeit überwuchert, mühsam aus alten Rechtsquellen hervorgesucht und klargestellt werden mußte. Das war eine rettende That am deutschen Geiste, eine Morgen- dämmernng nach der langen mittelalterlichen Nacht, wie sie größer auf keinem Wissensgebiete aus dem Jahrhundert des Dreißigjährigen Krieges in alle Zeiten hineinglänzt! Das eifrige Streben des Braunschweiger Fürstenhauses, stets die besten Lehrkräfte für ihre geliebte Julia heranzuziehen, hatte zur Folge, daß die Helm- stedter Universität zu den am stärksten besuchten deutschen Hochschulen gehörte. Von 400 Studenten im Jahre 1624 hob sich deren, freilich oft hin- und her- schwankende Zahl in gewaltigen Progressionen bis zu ihrer größten Höhe von 2000, die jedoch, namentlich seit dem Tode Calixts, wieder mehr und mehr abnahm; immerhin betrug dieselbe zu Ende des 17. Jahrhunderts durchschnittlich 1000. Als jedoch die Universität zu Göttingen ins Leben gerufen wurde, konnten Männer wie Hermann von der Hardt, Leyfer, Lorenz Heister, Gottfr. Christoph Beireis, Häberlin, Heinrich Philipp Konrad Henke, Namen von gutem Klange, den Niedergang der Frequenz nicht verhindern: die Zahl der zu Helm- stedt Studierenden war gegen das Ende des 18. Jahrhunderts auf 200 gefallen. Da kam der Anfang des 19. Jahrhunderts mit seinen Schrecken, Leiden und Demütigungen; Braunschweig wurde zu dem Königreich Westfalen geschlagen, und trotz aller Versuche und Bitten, die Universität Helmstedt zu erhalten, er- folgte am 10. Dezember 1809 aus Paris ein Dekret, dessen Art. 1 lautete:

4. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. V

1881 - Leipzig : Spamer
Worwort. J&orool die Art der in diesem Bande geschilderten Landschaften, welche znmtheil, wie die hohe Venn und der Hunsrück, selten vom Fuße des Touristen gestreift werden, zum Theil aber, wie der Rheingau und die Stromtandschaft von Bingen bis Bonn, von einer wahren Flnt von Schriften geschildert wurden, machten die Auswahl des für die reifere Jugeud passenden und korretten Mate- rials zu einer besonders schwierigen Aufgabe. Der Herausgeber, seit Jahren vertraut mit den Schönheiten und den Denkmälern des Rheiuthales, mußte es sich zur Aufgabe machen, sowol aus der Fülle der ästhetischen, wie der geographisch-historischen Literatur, welche über die geschilderten Rheinlandschaften existirt, einerseits das Beste und Anziehendste, sowie andererseits das Feststehende herauszunehmen und zu einem möglichst harmonischen Ganzen zu verbinden. Er nahm dabei keinen Anstand, auf die besten Quellen des Mittelalters, wie sie im Auszug im „Rheinischen Antiqnarius" vorliegen, besonders bei den Schicksalen der einzelnen rheinischen Städte, zurück- zugehen. Ebenso benutzte er dankbar die Werke von Simrock und Horn, Heyl und Bädeker, und hielt es im Interesse des Unternehmens und der Autoren, aus den Spezialschristen von W. H. Riehl „Land und Leute", W. Hamm „Das Weinbuch", Dr. I. Baumgarten „Koblenz und seiue Umgebung", Rudolf Bleuke „Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung" kleinere Originalpartien an geeigneter Stelle aufzunehmen. Auch die vorhandenen Sagen- und Gedicht- sammlungen wurden in passender Weise für die Darstellung verwendet. Bei der überreichen Literatur und vielen von der Forschung noch heiß umstrittenen Stelleu und Stätten kann es natürlich nicht fehlen, daß manche Angaben im vorliegenden Bande vorkommen werden, an welchen der oder jener Gelehrte auf rheinischem Gebiete Anstoß nehmen wird, manche Gegenstände, so z. B. die Art der Brückenkonstrnktion im fränkischen Mainz, wurden erst durch die Untersuchung der letzten Tage entschieden. Allein der Herausgeber sowie die geehrten Verfasser der einzelnen Abschnitte sind bemüht gewesen, im In- teresse der Sache nur eine Auswahl unter den besten ihnen zur Verfügung stehenden Quellen nach eigener Anschauung der Verhältnisse zu treffen, und ist hier und da ein kleiner Jrrthum untergelaufen, so möge hierfür die Ueberfülle des zu sortirenden Stoffes die entsprechende Entschuldigung bilden. Besondern Dauk ist der Herausgeber für freundliche Unterstützung bei Verabfaffung des Abschnittes über Mainz noch schuldig den Herren Domkapitulax

5. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 37

1881 - Leipzig : Spamer
Ursprung des Namens. 37 Hauptsächlich ein Mann hat mit Geschick und Glück dafür gearbeitet, daß der uralte Name wieder aufgefrischt wurde: Johann Isaak von Gerning, geboren 1767 in Frankfurt. Er war klassisch gebildet. Freund der Kunst und der Natur, eine Zeit lang Diplomat, Sammler (als solchen führt ihn Goethe Xxvi, 276 an), nicht gering zu schätzender Dichter. Er wohnte bald in Frankfurt, bald in Homburg, am liebsten in seinem „Tusculum" zu Kronberg. Er starb im Jahre 1837. Im Jahre 1800 schrieb er, ohne Beisetzung seines Namens, „Skizzen von Frankfurt am Main." Da spricht er von „des Rhein- gaues, Hochheims und Wickerts Hügeln, woran das Pyramidenförmige Tauuus- gebirge sich schließt"; und häufig kommt in diesem Werke der Name Taunus vor. Taeitus, sagt Gerning (nicht ganz richtig), habe den Feldberg schon Taunus genannt, aber späterhin habe die ganze Gebirgskette, die sich von Friedberg durch die Wetterau hinab an den Rhein ziehe, den Namen Taunus erhalten. — Wann war dieses „späterhin?" Die Geschichte von Taeitus an bis in das achtzehnte Jahrhundert sagt nichts davon. Vielmehr hat erst Gerning selbst den Namen wieder in das Gedächtniß gebracht. Er that dies noch mehr in späteren Schriften, von welchen eine („Die Heilquellen am Taunus", 1814) in Distichen abgefaßt ist. So kam durch Gerning der alte Name Taunus wieder in Aufnahme. Zwar vorerst hauptsächlich uur in Schriften. Namentlich die Geographen, die darauf bedacht waren, einem Gebirge — oder einem Landstriche, den sie sür gebirgig hielten — einen Gesammtnamen zu geben, griffen den Namen begierig auf. Sie begrenzten den Taunus durch Main (nebst Nidda), Rhein, Lahn und das Hügelland der Wetterau. So ist es heute in Lehrbüchern zu lesen. Und seit die Geographen auch auf die geologischen Verhältnisse Rücksicht nehmen, gilt der Taunus als das südöstliche Glied des rheinischen Schiefergebirges. Thon- schiefer, manchmal in Gneis übergehend, von mächtigen Qnarzitgängen durch- zogen, gegen die Lahn hin Granwacke mit Einlagerungen von Kalken, die den schönen Nassauer Marmor liefern, und durchbrochen von Grünstein und Basalt, bilden hauptsächlich das Gesteiu. Uebrigeus ist nicht der ganze so umgrenzte Landstrich Gebirgsland, sondern nur jene von Gerning bezeichnete „Gebirgskette" mit einigen Ausläufern nach Norden und Süden. Diese Kette zeigt sich am schönsten von der Gegend von Frankfurt aus. Von den höchsten, sanft abgerundeten Kuppen des Feldberges und Altkönigs senkt sie sich allmählich, aber nicht einförmig, sondern so, daß immer wieder Berggipfel emporsteigen, nach Osten und Westen. Der Taunus, vou hier aus gesehen, bietet eins der schönsten Bilder eines deutschen Mittelgebirges; Humboldt erinnerte sich seiner beim Anblicke eines südameri- kanischen Bergzuges. Nach Osten und Süden fällt dieser Hauptzug des Tauuus ziemlich steil in die Ebene ab. Nach Norden liegt, bis an die Lahn hin, ein Hügelland mit einzelnen höheren Bergen vor; in diesem strömen Flüßchen nach der Lahn oder, wie die Wisper nach dem Rheine hin; an ihren Ufern findet sich nur stellen- weise, z. B. an der Aar, der Weil, der Wisper, entschiedene Thalbildung. Von Rüdesheim bis Oberlahnstein hat der Rhein durch seinen Durchbruch dieses Hügelland von dem jenseitigen des Huusrücks geschieden; er hat tief eingeschnitten; schroff steigen von seinen Ufern die Schieferwände empor; am bekanntesten

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 347

1880 - Leipzig : Spamer
Gutenberg's Schicksale. 347 für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas- kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge- danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz, die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre 1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter- nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent- wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel, Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! — Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll- eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten. Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes verkündet: „dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder- Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht

7. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 217

1882 - Leipzig : Spamer
Naturgeschichte des Berliners. 217 erbaut. In dem nordwestlichen, nahe der Lehrter Straße belegenen Hofe ward der Attentäter Hödel, welcher am 11. Mai 1878 auf Kaiser Wilhelm schoß, am 16. August desselben Jahres durch den Scharfrichter Krauts mit dem im Märkischen Museum befindlichen Richtbeil enthauptet: die erste Vollziehung der Todesstrafe nach langem Zwischenraum in Berlin, welcher hier bislang auch keine weitere gefolgt ist. Wegen Unzulänglichkeit des bisherigen Strafgerichtsgebäudes ist in der Nähe des Zellengefüngniffes am Treffpunkt der Rathenower Straße und der Straße Alt-Moabit ein neuer großartiger Gebäudekomplex mit ausgedehnten Gefängnissen für die Untersuchungsgefangenen erbaut worden, welcher wegen der Gediegenheit seiner Ausstattung und der Umfänglichkeit der Anlage zu den Sehenswürdigkeiten Berlins zählt. Zur Maturgeschichte des Berliners („die preußische Masse"). Nachdem wir den Reichshauptstädter von den verschiedensten Seiten kennen ge- lernt haben, wollen wir den Versuch zu einer „Naturgeschichte" desselben machen. Ueber keinen Hauptstädter uusers lieben Deutschlands ist verschieden- artiger geurtheilt worden. Während manche Schriftsteller durch deu enormen, ungeahnten Aufschwung Berlins zu einem Panegyrikns des Volkscharakters be- geistert worden sind, haben andere, z.b. der Franzose Tissot, um das Goethe'fche Wort im Faust zu gebrauchen, den Berliner nicht viel besser veranschlagt, als eine „Spottgeburt von Dreck und Feuer". Wir deuteten bereits bei Schilderung der Volkstypen an, daß der jetzige Berliner Volkgeist nur als ein Ergebniß ge- schichtlicher Verhältnisse richtig benrtheilt werden kann. Seit dem französischen Kriege von 1870/71 ist denn auch die Naturgeschichte des Berliners im Zusammeuhange mit der des Preußen allen Ernstes ethnologisch vor dem Tribunal der berühmtesten Anthropologen der Welt verhandelt worden. Den sieg- gewohnten Franzosen, welche nicht nur an der Spitze der Civilisation zu marschiren und den Ausbau der Intelligenz für Frankreich, zumal für Paris, zu viudiziren gewohnt find, erschien ihre Niederlage durch die Deutschen so ungeheuerlich, so unbegreiflich, so sinnverwirrend, daß sie sich in aller Form Rechtens eine wissenschaftliche, völkerrechtliche und völkerpsychologische Erklärung hierfür zurecht machen mußten. Dies ist vollen Ernstes von einem angesehenen Anthropologen und Ethnologen, Monsieur de Quatrefages, geschehen in der vielbesprochenen Erfindung des type berlinois und der race priissierme. Nach der Meinung dieses Gelehrten und der meisten Franzosen sind die eigentlichen Deutschen eine stille, gutmüthige Rasse, aus Gelehrten und Ungelehrten be- stehend, beide zufrieden, wenn man sie selbst in Ruhe läßt, beide keine größeren Genüsse als eine wohlgestopfte Pfeife „Toback" und ein volles Glas Bier kennend, wobei jene zu „Philosophiren", diese zu „duseln" pflegen. Diese Vollblut- Germanen sind Frankreich ungefährlich; es giebt unter ihnen zwar Querköpfe (tetes carrees), welche mitunter nicht so wollen, wie der gallische Nachbar; allein bei vorsichtiger und fester Behandlung beruhigen sich diese Elemente nicht nur leicht, sondern können auch — vergleiche den seligen Rheinbund — höchst nützliche Glieder im Bunde mit den Franzosen für deren weltbeglückende Missionen (Einverleibung des linken Rheinufers?c.) werden. Unter diesen guten, harmlosen Deutschen, freilich schon nicht mehr auf eigentlich deutschem

8. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 132

1882 - Leipzig : Spamer
f 132 Berlin als Pflegestätte der Wissenschaft. kurfürstlichen Geheimen Rath, sondern, nach Gründung des neuen höchsten wissenschaftlichen Vereins des Landes, zum Präsidenten desselben ernannt. Später ward die Sozietät in vier Klassen getheilt, wobei der Name Akademie der Wissenschaften zum Vorzug kam, der sich seitdem auch andauernd behauptet hat. Zu Roß und zu Wagen, auch mit der Treckschute, die am Spree-Ufersaum durch Pferde gezogen ward, strömten die Gäste nach Liitzenburg, um sich in den: herrlichen neugeschaffenen Schloßgarten zu ergehen, dessen Entwurf der berühmte Gartenkünstler Le Nötre und dessen Ausführung der gleichfalls von Paris ver- schriebene Gärtner Godeau besorgt hatte. In dem reichen Zirkel der philoso- phischen Fürstin überstrahlte diese selbst alle die zahlreichen anwesenden Damen durch Geist und dnrch Anmuth der Erscheinung. Alle ihre Zeitgenossen stimmen überein, daß ihre Schönheit außerordentlich gewesen und Ehrfurcht und Be- wunderung geboten, der Ausdruck ihrer seelenvollen klaren Züge nur Zuneigung und Vertrauen eingeflößt habe. Der Ritter Toland, auf welchen Paladin ihrer Tafelrunde wir später zurückkommen werden, schrieb von ihr wörtlich: „Was ihre Person anlanget, so ist sie eben nicht so gar lang und schmal, sondern viel- mehr etwas stark von Leibe; ihre ganze Bildung ist überaus regulär und ihre Haut sehr weiß und lebhaft; sie hat blaue Augen und kohlschwarze Haare: sie hat sehr gerne schöne Damen um sich, wie denn ihr ganzes Frauenzimmer davon voll ist." Der Ceremouienmeister v. Besser hatte für den Festtag deutsche Verse gedichtet, die aber nicht sonderlich gefielen; sicherlich mit Recht, denn sie waren steis und gespreizt. Aber nicht deshalb mißfielen sie damals, sondern weil sie deutsche waren und man französischen Schäferspielen und mythologischen Tän- deleien in französischer Sprache nach dem Zeitgeschmack stets den Vorzug gab. Des- halb müssen die damaligen Bemühungen Besser's, ebenso des Dichters Canitz, die Muttersprache zur Geltung zu bringen, immerhin anerkannt werden. Leibniz hat uns von dem Feste einen französischen Bericht, aus dem wir Einiges ver- deutschen, hinterlassen. Es wurde der Jahrmarkt iu einem Dorfe in komischer Maskerade ausgeführt. Der Leiter des Ganzen war ein Herr v. Osten. In dem Dorfe waren allerhand Buden mit ihren Schildern ausgestellt, in denen man unentgeltlich Schinken, Würste, Ochsenzungen, Weine, Limonaden, Thee, Kaffee, Chokolade u. dergl. vertheilte. Der Markgraf Christian Ludwig. Herr von Obdam, Herr du Hamel u. A. saßen in den Buden. Herr v. Osten spielte den Wunderdoktor und hatte seine Harlekins und Hanswürste, unter welche sich der Markgraf Albrecht mischte. Der Doktor hatte auch Tausendkünstler, den Grafen Solms und Herrn v. Wassenaer, bei sich. Als Becherspieler zeichnete sich kein Geringerer als der Kurprinz selbst aus. Die Bude des Quacksalbers wurde von der Kurfürstin als Doktoriu ver- waltet. Herr Desaleurs spielte vortrefflich den Zahnbrecher. Bei der Er- öffnnng des Theaters erschien in feierlichem Aufzuge der Doktor auf einem künstlichen Elefanten, die Doktorin, getragen von ihren Leibtürken, auf einem Stuhl. Die erwähnten sonstigen Personen folgten hierauf; als dieser Zug vorbei war, kamen Hofdamen als Zigeunerinnen unter Ansühruug der Prin- zessin von Hohenzollern, um ein kleines Ballet aufzuführen, in welches sich Andere zum Tanzen hineinmengten. Dann kam der Astrolog mit Brille und Fernrohr. Diese Rolle hatte man Anfangs Leibniz zugedacht, man war aber

9. Bilder vom Niederrhein - S. 357

1882 - Leipzig : Spamer
Iserlohn. Das Felsenmeer bei Sundwig u. s. w. 357 Aas Jelsenmeer und die Katk- und ^ropfsteinhößten Bei £mtb- wig. Kkttsenstein. Walve. Ungefähr l1/* Stunde von Iserlohn entfernt liegt Sundwig, in dessen Nähe gleichfalls mehrere interessante Höhlen liegen. Die bedeutendste ist die „alte Höhle", welche jedoch nach der Entdeckung der Dechenhöhle, was feenhaften Zauber betrifft, überboten ward, dagegen für wissenschaftliche Forschungen immer noch eine reiche Fundgrube bietet. Auch hier sind verödete Kathedralen, in denen der Sage nach um Mitternacht die Todten zur Messe gehen und ihre blauen Wachslichter entzünden. Iserlohn an der Hardt von der Alexanderhöhe gesehen. Außer dieser zeigt man bei Sundwig noch drei andere, nämlich die Prin- zenhöhle, die Heinrichshöhle und den hohlen Stein oder das Zwergloch. Hier findet man noch stets Ueberreste fossiler Thierknochen. Interessant ist auch ein Besuch des Felsenmeers bei Sundwig, „einer Menge bizarrer Felsengestalten" in einer etwa halbstündigen Vertiefung, die jedoch mit Gestrüpp sehr verwachsen sind. Nach des bekannten Geologen N ö g g e - rath Ansicht verdanken sie ihre Entstehung einem uralten Bergbau, zum Zwecke, die das Kalkgestein durchfetzenden Eifenmaffen zu gewinnen. Im „Romantischen und malerischen Westfalen" lesen wir darüber wie folgt: „Man gewahrt in den zackigen Rissen und Brüchen, wo sie wie durch Beilschläge aus einander geklaubt sind, das Wirken einer mehr als titanenhaften Kraft, die man fönst nicht ohne helllautes, lärmendes Wesen sich denken kann. Es liegt etwas Unheimliches,
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