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1. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. V

1881 - Leipzig : Spamer
Worwort. J&orool die Art der in diesem Bande geschilderten Landschaften, welche znmtheil, wie die hohe Venn und der Hunsrück, selten vom Fuße des Touristen gestreift werden, zum Theil aber, wie der Rheingau und die Stromtandschaft von Bingen bis Bonn, von einer wahren Flnt von Schriften geschildert wurden, machten die Auswahl des für die reifere Jugeud passenden und korretten Mate- rials zu einer besonders schwierigen Aufgabe. Der Herausgeber, seit Jahren vertraut mit den Schönheiten und den Denkmälern des Rheiuthales, mußte es sich zur Aufgabe machen, sowol aus der Fülle der ästhetischen, wie der geographisch-historischen Literatur, welche über die geschilderten Rheinlandschaften existirt, einerseits das Beste und Anziehendste, sowie andererseits das Feststehende herauszunehmen und zu einem möglichst harmonischen Ganzen zu verbinden. Er nahm dabei keinen Anstand, auf die besten Quellen des Mittelalters, wie sie im Auszug im „Rheinischen Antiqnarius" vorliegen, besonders bei den Schicksalen der einzelnen rheinischen Städte, zurück- zugehen. Ebenso benutzte er dankbar die Werke von Simrock und Horn, Heyl und Bädeker, und hielt es im Interesse des Unternehmens und der Autoren, aus den Spezialschristen von W. H. Riehl „Land und Leute", W. Hamm „Das Weinbuch", Dr. I. Baumgarten „Koblenz und seiue Umgebung", Rudolf Bleuke „Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung" kleinere Originalpartien an geeigneter Stelle aufzunehmen. Auch die vorhandenen Sagen- und Gedicht- sammlungen wurden in passender Weise für die Darstellung verwendet. Bei der überreichen Literatur und vielen von der Forschung noch heiß umstrittenen Stelleu und Stätten kann es natürlich nicht fehlen, daß manche Angaben im vorliegenden Bande vorkommen werden, an welchen der oder jener Gelehrte auf rheinischem Gebiete Anstoß nehmen wird, manche Gegenstände, so z. B. die Art der Brückenkonstrnktion im fränkischen Mainz, wurden erst durch die Untersuchung der letzten Tage entschieden. Allein der Herausgeber sowie die geehrten Verfasser der einzelnen Abschnitte sind bemüht gewesen, im In- teresse der Sache nur eine Auswahl unter den besten ihnen zur Verfügung stehenden Quellen nach eigener Anschauung der Verhältnisse zu treffen, und ist hier und da ein kleiner Jrrthum untergelaufen, so möge hierfür die Ueberfülle des zu sortirenden Stoffes die entsprechende Entschuldigung bilden. Besondern Dauk ist der Herausgeber für freundliche Unterstützung bei Verabfaffung des Abschnittes über Mainz noch schuldig den Herren Domkapitulax

2. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 133

1881 - Leipzig : Spamer
Geschichte von Koblenz. 133 zum Angriff gegen die kriegslustigen Sneven wie zur Verteidigung gegen Gallier und Germanen, mußte von Anfang an dem Blicke der Südländer auf- gefallen fem. Das Kastell, Confluentes genannt nach dem Zusammenflusse der beiden Ströme, fand noch Julianus Ende des 4. Jahrhunderts erhalten, wie uns fein Chronist Ammianns vermeldet. Karl der Große hielt 807 in dem frühzeitig dem Christenthum gewonnenen Platze einen Gerichtstag ab. Hier in der Nähe auf dem Mayenfelde, jenfeit der Mosel, rangen dann die beiden Sohne des großen Franken, Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche, um das Primat im Rheinlande. Ein Jahrzehnt später zogen die Recken des Nordens, die Nor- mannen, mit Fener und Schwert den Rhein hinauf und verbrannten die Hütten der Stadt so gm wie die von Kreuznach und Worms. Heinrich Il schenkte das Städtchen mit der meroviugischen Burg auf dem Ehrenbreitstein an den Erz- bischof von Trier, der von diefem Kardinalpunkte aus vortrefflich seinen Land- besitz vertheidigeu konnte. In der seit 836 bestehenden, vom Erzbischof Hatto gegründeten St. Castorkirche ward 1138 der Staufe Konrad Hi. zum deutschen König erwählt, der Erbe der Salier, der Vorkämpfer der Ghibellinen. Den festen Mauerring erhielt Koblenz an der Mosel, wie es sich in den Urkunden nennt, in den Kämpfen der Bürgerschaft gegen das Erzstift und die benachbarten Raubritter. Der mächtige Erzbischof Balduin gründete 1348 die Mofelbrücke auf Gruud römischer Fundamente und verwandte dazu die dunkle Basaltlava aus der Eifel. Spanier, Schweden und Kaiserliche brandschatzten im 17. Jahr- hundert Stadt und Land, wie überall am Rhein. Gegen Ende des 17. Jahr- hunderts erhielt die schwer geprüfte Stadt einen neuen Schmuck in dem an der Rheinseite aufgebauten Residenzschloß, das Erzbischof Clemens Wenzeslans errichten ließ. Ende des 18. Jahrhunderts ward Koblenz zum Sammelpunkt des vertriebeneu französischen Adels; sprüchwörtlich ward damals die „voyage ä Coblence". Damals. als hier dieser sittenlose Adel dominirte, geschah es, daß der Gras Artois eines schönen Tages einen Schieferdecker vom Dach herab- schoß, um seine Schießkunst zu erproben. Es war ein Nachkomme des großen Königs, dessen Generäle die schönsten rheinischen Burgen sprengten, blos um ihre Rekruten an den Pulverdampf zu gewöhuen. Saubere Gesellschaft, und gnt, daß die blauken Kanonen auf der Karthause und dem Ehrenbreitsteine solche Probirkünste mit einer allen Völkern verständlichen Sprache verbieten. Seit 1799—1814 ward Koblenz Hauptstadt des französischen Rhein- und Mosel- departements. Ihr letzter Präfekt Jules Doacan ließ den quadratischen Castors- brnnnen errichten mit der Inschrift: „An Mdcccxii memorable par la campagne contre les Kusses." Als der russische General am 1. Januar 1814 in der Stadt einrückte, ließ er die Prahlerei kontrasigniren mit der Gegeninschrift: „Vue et approuve par nous, commanclant russe cle la ville de Coblenz. Le 1. Janvier Mdcccxiy." Seit 1815, nach dem Wiener Frieden, ward hier dieregiernng der preußischen Rheinprovinz iustallirt, und 1879 feierte man enthusiastisch die Vereinigung mit der deutschen Vormacht. Zwei Eisenbahnbrücken waren über Mosel und Rhein seit 1864 vollendet, die dritte, welche Berlin mit Metz in direkte Ver- bindung setzt, steht feit 1879 vollendet da, und die Rhein- und Moselstadt, die schon au 30,000 Einwohner zählt, hat sich als Knotenpunkt für militärische und

3. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 31

1881 - Leipzig : Spamer
Simmern und Sponheim. - 31 S P o n h eim, auch Spanheim genannt, war der Sitz eines bedeutendendynasten- geschlechts, das ja auch, wie wir gesehen haben, in Kreuznach Güter besaß. Das Dorf liegt im Thale, überragt von den Resten der Burg, einem festen Thurme, dessen Mauern 3 m dick sind. Im Jahre 1044 ward Gräfin Hedwig von Sponheim mit ihrem Sohne Eberhard als Stisterin der Kirche zu Sponheim urkundlich genannt. Der Sohn des Letzteren, Stephan, stiftete die berühmte Abtei Sponheim, deren Bewohner für die Kultur des Hunsrücks von großer Bedeutung waren. An Gütern und Renten fehlte es ihnen bei dem frommen Sinne der Sponheimer Grafen, ihrer Frauen und Töchter nicht, und mancher Wald, den sie erhielten, wurde von ihnen in fruchtbares Ackerland um- geschasfen. Auch haben sie sich die Pflege des Obstbaues und der Viehzucht sehr angelegen sein lassen. In der Stille ihres Thales und im reichen Besitze mochte ihnen aber ans die Dauer das Psalmensingen und die Enthaltsamkeit, welche die Ordensregeln vorschrieben, als lästige Bande erscheinen. Es be- fanden sich unter den Aebten die Glieder der ältesten adeligen Geschlechter des Rheinlandes, und gewiß suchte mancher Sprosse einer armen Adelsfamilie, die überreich mit Kindern gesegnet war, Zuflucht in dem stillen, aber behäbigen Asyl des Klosters. Er konnte aber sein Blut uicht verleugnen und übte in der Kutte gern Rittersitte, die zu jener Zeit im starken Trinken und anderen „noblen Passionen" bestand. Unter dein Abte Heinrich von Kreuznach soll das Leben im Kloster ganz besonders toll gewesen sein. Er war selbst ein Graf von Sponheim und ohne Zweifel nur Mönch geworden, um der fetten Pfründe froh zu werden; das ge- schah denn auch im reichsten Maße. Und wie sein Beispiel die Mönche an- steckte, läßt sich denken. Sie verkauften die kostbarsten Werke aus der Kloster- bibliothek, um mit dem Gelde ihreu Lüsten zu sröhnen. So ging es fort, bis dem Kloster ein Mann zugeführt wurde, der die völlig aufgelöste Zucht deffelben wieder herstellte und seinen Namen zu hohen Ehren brachte. In dem Dorfe Trittenheim an der Mosel wurde am 1. Februar 1462 ein Mann geboren, deffen Name in der Kulturgeschichte des Rheinlandes eine hervorragende Stellung einnimmt. Er hieß Johann Heidenberg und führte als Zu- uamen den Namen seines Geburtsortes. Seiue großen geistigen Anlagen verschafften ihm Freunde und Gönner, die ihm die Mittel boten, in Trier, Köln und Heidel- berg studiren zu können. Als er auf einer Vakanzreise begriffen war. überraschte ihn im Februar 1482 in der Nähe des Klosters Sponheim ein Schneegestöber. Er sand Aufnahme in demselben und faßte den Entschluß, dort zu bleiben. Acht Monate nach feiner Aufnahme wurde er von seinen Mitbrüdern zum Abte ge- wählt. Er stellte die Klosterzucht wieder her, vermehrte die Bibliothek bis auf 2000 Bäude, darunter viele kostbare Handschristen und seltene Bücher, und schrieb selbst eine große Zahl bedeutender Werke, die seinen Ruhm durch ganz Europa verbreiteten. Die bedeutendsten Männer seiner Zeit suchten seine Freundschaft oder traten mit ihm in Verbindung, Der gelehrte Kurfürst Joachim I. von Brandenburg lud ihn 1503 znr Fürstenversammlung nach Frankfurt am Main ein. Auch Kaiser Maximilian I., der viel von dem ge- lehrten Abte gehört hatte, lud ihn zu sich uach Köln. Anastasius Grün hat diesen Stoff in feinem Romanzenkranz „Der letzte Ritter" behandelt. Er läßt aber den Kaiser selbst nach Sponheim zu Trithemius kommen:

4. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 37

1881 - Leipzig : Spamer
Ursprung des Namens. 37 Hauptsächlich ein Mann hat mit Geschick und Glück dafür gearbeitet, daß der uralte Name wieder aufgefrischt wurde: Johann Isaak von Gerning, geboren 1767 in Frankfurt. Er war klassisch gebildet. Freund der Kunst und der Natur, eine Zeit lang Diplomat, Sammler (als solchen führt ihn Goethe Xxvi, 276 an), nicht gering zu schätzender Dichter. Er wohnte bald in Frankfurt, bald in Homburg, am liebsten in seinem „Tusculum" zu Kronberg. Er starb im Jahre 1837. Im Jahre 1800 schrieb er, ohne Beisetzung seines Namens, „Skizzen von Frankfurt am Main." Da spricht er von „des Rhein- gaues, Hochheims und Wickerts Hügeln, woran das Pyramidenförmige Tauuus- gebirge sich schließt"; und häufig kommt in diesem Werke der Name Taunus vor. Taeitus, sagt Gerning (nicht ganz richtig), habe den Feldberg schon Taunus genannt, aber späterhin habe die ganze Gebirgskette, die sich von Friedberg durch die Wetterau hinab an den Rhein ziehe, den Namen Taunus erhalten. — Wann war dieses „späterhin?" Die Geschichte von Taeitus an bis in das achtzehnte Jahrhundert sagt nichts davon. Vielmehr hat erst Gerning selbst den Namen wieder in das Gedächtniß gebracht. Er that dies noch mehr in späteren Schriften, von welchen eine („Die Heilquellen am Taunus", 1814) in Distichen abgefaßt ist. So kam durch Gerning der alte Name Taunus wieder in Aufnahme. Zwar vorerst hauptsächlich uur in Schriften. Namentlich die Geographen, die darauf bedacht waren, einem Gebirge — oder einem Landstriche, den sie sür gebirgig hielten — einen Gesammtnamen zu geben, griffen den Namen begierig auf. Sie begrenzten den Taunus durch Main (nebst Nidda), Rhein, Lahn und das Hügelland der Wetterau. So ist es heute in Lehrbüchern zu lesen. Und seit die Geographen auch auf die geologischen Verhältnisse Rücksicht nehmen, gilt der Taunus als das südöstliche Glied des rheinischen Schiefergebirges. Thon- schiefer, manchmal in Gneis übergehend, von mächtigen Qnarzitgängen durch- zogen, gegen die Lahn hin Granwacke mit Einlagerungen von Kalken, die den schönen Nassauer Marmor liefern, und durchbrochen von Grünstein und Basalt, bilden hauptsächlich das Gesteiu. Uebrigeus ist nicht der ganze so umgrenzte Landstrich Gebirgsland, sondern nur jene von Gerning bezeichnete „Gebirgskette" mit einigen Ausläufern nach Norden und Süden. Diese Kette zeigt sich am schönsten von der Gegend von Frankfurt aus. Von den höchsten, sanft abgerundeten Kuppen des Feldberges und Altkönigs senkt sie sich allmählich, aber nicht einförmig, sondern so, daß immer wieder Berggipfel emporsteigen, nach Osten und Westen. Der Taunus, vou hier aus gesehen, bietet eins der schönsten Bilder eines deutschen Mittelgebirges; Humboldt erinnerte sich seiner beim Anblicke eines südameri- kanischen Bergzuges. Nach Osten und Süden fällt dieser Hauptzug des Tauuus ziemlich steil in die Ebene ab. Nach Norden liegt, bis an die Lahn hin, ein Hügelland mit einzelnen höheren Bergen vor; in diesem strömen Flüßchen nach der Lahn oder, wie die Wisper nach dem Rheine hin; an ihren Ufern findet sich nur stellen- weise, z. B. an der Aar, der Weil, der Wisper, entschiedene Thalbildung. Von Rüdesheim bis Oberlahnstein hat der Rhein durch seinen Durchbruch dieses Hügelland von dem jenseitigen des Huusrücks geschieden; er hat tief eingeschnitten; schroff steigen von seinen Ufern die Schieferwände empor; am bekanntesten

5. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 347

1880 - Leipzig : Spamer
Gutenberg's Schicksale. 347 für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas- kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge- danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz, die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre 1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter- nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent- wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel, Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! — Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll- eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten. Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes verkündet: „dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder- Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht

6. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 327

1883 - Leipzig : Spamer
Ludwig der Bärtige und die Schauenburg. 327 von den in der Gefangenschaft gezeugten Söhnen Karls von Lothringen, der im Kampfe um das karolingische Erbreich in Hugo Capets Hände gefallen war. Eine Vermutung, für die nichts weiter spricht, als die Nachricht französischer Chronisten, die Söhne jenes Karl von Lothringen seien aus Frankreich verwiesen und vom (deutschen) Kaiser au seinem Hofe aufgenommen worden. Der Wahrheit, oder soll ich sagen: der Wahrscheinlichkeit näher kommt die Angabe älterer Quellen, daß Ludwig ein deutscher Franke gewesen sei und als Verwandter Konrads Ii. oder der Kaiserin Gisela jene Schenkung erhalten habe. Schloß Reinhardsbrunn. Freilich die Geringfügigkeit der Schenkung, die Ludwig zwang, selbst an der Urbarmachung des Landes eifrigen Anteil zu nehmen, spricht wenigstens gegen eine nahe Verwandtschaft. Und da sich für den fränkischen Ursprung Ludwigs überhaupt nichts Durchschlagendes beibringen läßt, so ist es wohl nicht bloß dem thüringischen Selbstgefühl, sondern auch der Wahrheit gemäß, wenn wir Ludwig als einen Thüringer hinstellen, der durch eigne Tüchtigkeit sich und seine Nach- kommen zum Mittelpunkt des thüringischen Lebens gemacht hat. Ludwig wohnte die letzten zehn Jahre seines Lebens auf der Schauenburg, die er sich inmitten seiner Besitzungen erbaut hatte und von der jetzt wenigstens noch der Name an dem Felsen haftet, der ihr zum Fundamente diente. Die Besucher von Friedrichroda kennen die Schauenburg als einen gern besuchten Aussichtspunkt. Gestorben ist Ludwig in Mainz, als er im Jahre 1056 von der Bestattung Heinrichs Iii. zu Speier nach seiner Schauenburg zurückreisen wollte.

7. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 47

1883 - Leipzig : Spamer
Pyrmont. 47 Von nah und fern waren die Sachsen herbeigeströmt und durchlärmten die stille Waldeinsamkeit; wo aber der Zug nahte, da scharten sie still sich zur Seite, die wilden Männer mit dem wirren langen Blondhaar und den schreckbaren Antlitzen, die das Kopffell erschlagener Bären und Eber deckte; oder sie reihten fromm dem Zuge sich an und schritten mit hinab in das Weserthal, und sahen, wie vor einer unabsehbaren Menschenmenge Karlmartels Enkel und der Bischof der Paderstadt in dem neuen Kloster das erste feierliche Hochamt hielten." Die junge Stiftung ward von Ludwig dem Frommen und seiner Gemahlin Judith reichlich mit Privilegien (Immunität und Münzrecht) und Gütern aus- gestattet. Die Erwerbung der Reliquien des heiligen Vitus, eines lydischen Knaben, der unter Dioeletian den Märtyrertod erlitten hatte, gaben dem Kloster noch einen besondern Nimbus. Der heilige Vitus ward der Schutzpatron von Corvey und als solcher auch auf der von Corveyer Missionären bekehrten Insel Rügen verehrt. Ja, man glaubt, daß St. Vitus, als die Heiden wieder dort die Oberhand erhielten, zu ihrem Hauptgötzen Swautowit verkehrt ward. Corvey stieg rasch zu einer hohen Blüte, erfreute sich der Gunst deutscher Herr- scher, wie z. B. Heinrichs Ii., und brachte vor allem bedeutende Kirchenlichter und Leuchten der Wissenschaft hervor. So war Papst Gregor V. ein Mönch der Abtei zu Corvey, Ansgar und fein Nachfolger Rembertus wurden die ersten Erzbifchöfe von Hamburg und Bremen. Als Lehrer wirkten dort der weise Rabanus Maurus und Paschasius Radbertus. Zum Teil erwarben sich die Corveyer Mönche hohe Verdienste um die deutsche Geschichtschreibung, wie der Rektor Wittekiud zu Anfang des 11. Jahrhunderts. Ihnen verdanken wir die ersten fünf Bücher der Annalen des Taeitus, welche im dortigen Scriptorium jährlich zehnmal abgeschrieben wurden. Corvey erhielt einen großen Ruf als Erziehungsanstalt, und die vornehmsten Geschlechter sandten dort ihre Söhne hin; die Zahl der Mönche war bis aus 300 gewachsen. Hand in Hand mit dem Wachsen des Ruhms und der Frequenz ging auch die Verbesserung, Erweiterung und Ausschmückung des Stifts. Es erstanden neue Türme und Säulen, Herr- liche Glocken erschallten; zur Aufnahme des Kaisers erbaute man ein besonderes Kaiserhaus. Auch die Sage wob ihren Nimbus um das Kloster; wer kennt nicht die Legende von der weißen Lilie, die allemal ein Mönch in seinem Chor- stuhl fand, sobald ihm sein Ende vorherbestimmt war? — Engelstimmen er- setzten einen fehlenden Mönch im Chorgesang, und so erzählt man sich der Wunderdinge gar mancherlei. So lesen wir in Wigands Chronik von der wunder- baren Verscheuchung von Räubern, die in die Kirche gedrungen waren, durch die Erscheinung gewassneter Reiter u. dgl. mehr. Nach dem Frieden von Lnneville ward die gefürstete Reichsabtei Corvey Westfalen einverleibt, kam später an den Landgrafen von Hessen-Rotenbnrg und dann an den Fürsten von Hohenlohe- Schillingsfürst, Herzog von Ratibor und Corvey. Pyrmont. In einem von großen Waldungen umgebenen Thalkessel der Emmer liegt das freundliche Städtchen Pyrmont, früher Pnrmont, Peeremunt (vielleicht gleichbedeutend mit Mündung des Perebaches?), dereinst von einem Grasengeschlechte beherrscht, jetzt dem Fürsten von Waldeck zugehörig. Schon in alter Zeit waren die Mineralquellen Pyrmonts berühmt; der Chronist Heinrich von Herford (gest. 1370) nennt sie den „heiligenborn". Seit dem sechzehnten

8. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 132

1882 - Leipzig : Spamer
f 132 Berlin als Pflegestätte der Wissenschaft. kurfürstlichen Geheimen Rath, sondern, nach Gründung des neuen höchsten wissenschaftlichen Vereins des Landes, zum Präsidenten desselben ernannt. Später ward die Sozietät in vier Klassen getheilt, wobei der Name Akademie der Wissenschaften zum Vorzug kam, der sich seitdem auch andauernd behauptet hat. Zu Roß und zu Wagen, auch mit der Treckschute, die am Spree-Ufersaum durch Pferde gezogen ward, strömten die Gäste nach Liitzenburg, um sich in den: herrlichen neugeschaffenen Schloßgarten zu ergehen, dessen Entwurf der berühmte Gartenkünstler Le Nötre und dessen Ausführung der gleichfalls von Paris ver- schriebene Gärtner Godeau besorgt hatte. In dem reichen Zirkel der philoso- phischen Fürstin überstrahlte diese selbst alle die zahlreichen anwesenden Damen durch Geist und dnrch Anmuth der Erscheinung. Alle ihre Zeitgenossen stimmen überein, daß ihre Schönheit außerordentlich gewesen und Ehrfurcht und Be- wunderung geboten, der Ausdruck ihrer seelenvollen klaren Züge nur Zuneigung und Vertrauen eingeflößt habe. Der Ritter Toland, auf welchen Paladin ihrer Tafelrunde wir später zurückkommen werden, schrieb von ihr wörtlich: „Was ihre Person anlanget, so ist sie eben nicht so gar lang und schmal, sondern viel- mehr etwas stark von Leibe; ihre ganze Bildung ist überaus regulär und ihre Haut sehr weiß und lebhaft; sie hat blaue Augen und kohlschwarze Haare: sie hat sehr gerne schöne Damen um sich, wie denn ihr ganzes Frauenzimmer davon voll ist." Der Ceremouienmeister v. Besser hatte für den Festtag deutsche Verse gedichtet, die aber nicht sonderlich gefielen; sicherlich mit Recht, denn sie waren steis und gespreizt. Aber nicht deshalb mißfielen sie damals, sondern weil sie deutsche waren und man französischen Schäferspielen und mythologischen Tän- deleien in französischer Sprache nach dem Zeitgeschmack stets den Vorzug gab. Des- halb müssen die damaligen Bemühungen Besser's, ebenso des Dichters Canitz, die Muttersprache zur Geltung zu bringen, immerhin anerkannt werden. Leibniz hat uns von dem Feste einen französischen Bericht, aus dem wir Einiges ver- deutschen, hinterlassen. Es wurde der Jahrmarkt iu einem Dorfe in komischer Maskerade ausgeführt. Der Leiter des Ganzen war ein Herr v. Osten. In dem Dorfe waren allerhand Buden mit ihren Schildern ausgestellt, in denen man unentgeltlich Schinken, Würste, Ochsenzungen, Weine, Limonaden, Thee, Kaffee, Chokolade u. dergl. vertheilte. Der Markgraf Christian Ludwig. Herr von Obdam, Herr du Hamel u. A. saßen in den Buden. Herr v. Osten spielte den Wunderdoktor und hatte seine Harlekins und Hanswürste, unter welche sich der Markgraf Albrecht mischte. Der Doktor hatte auch Tausendkünstler, den Grafen Solms und Herrn v. Wassenaer, bei sich. Als Becherspieler zeichnete sich kein Geringerer als der Kurprinz selbst aus. Die Bude des Quacksalbers wurde von der Kurfürstin als Doktoriu ver- waltet. Herr Desaleurs spielte vortrefflich den Zahnbrecher. Bei der Er- öffnnng des Theaters erschien in feierlichem Aufzuge der Doktor auf einem künstlichen Elefanten, die Doktorin, getragen von ihren Leibtürken, auf einem Stuhl. Die erwähnten sonstigen Personen folgten hierauf; als dieser Zug vorbei war, kamen Hofdamen als Zigeunerinnen unter Ansühruug der Prin- zessin von Hohenzollern, um ein kleines Ballet aufzuführen, in welches sich Andere zum Tanzen hineinmengten. Dann kam der Astrolog mit Brille und Fernrohr. Diese Rolle hatte man Anfangs Leibniz zugedacht, man war aber

9. Bilder vom Niederrhein - S. 357

1882 - Leipzig : Spamer
Iserlohn. Das Felsenmeer bei Sundwig u. s. w. 357 Aas Jelsenmeer und die Katk- und ^ropfsteinhößten Bei £mtb- wig. Kkttsenstein. Walve. Ungefähr l1/* Stunde von Iserlohn entfernt liegt Sundwig, in dessen Nähe gleichfalls mehrere interessante Höhlen liegen. Die bedeutendste ist die „alte Höhle", welche jedoch nach der Entdeckung der Dechenhöhle, was feenhaften Zauber betrifft, überboten ward, dagegen für wissenschaftliche Forschungen immer noch eine reiche Fundgrube bietet. Auch hier sind verödete Kathedralen, in denen der Sage nach um Mitternacht die Todten zur Messe gehen und ihre blauen Wachslichter entzünden. Iserlohn an der Hardt von der Alexanderhöhe gesehen. Außer dieser zeigt man bei Sundwig noch drei andere, nämlich die Prin- zenhöhle, die Heinrichshöhle und den hohlen Stein oder das Zwergloch. Hier findet man noch stets Ueberreste fossiler Thierknochen. Interessant ist auch ein Besuch des Felsenmeers bei Sundwig, „einer Menge bizarrer Felsengestalten" in einer etwa halbstündigen Vertiefung, die jedoch mit Gestrüpp sehr verwachsen sind. Nach des bekannten Geologen N ö g g e - rath Ansicht verdanken sie ihre Entstehung einem uralten Bergbau, zum Zwecke, die das Kalkgestein durchfetzenden Eifenmaffen zu gewinnen. Im „Romantischen und malerischen Westfalen" lesen wir darüber wie folgt: „Man gewahrt in den zackigen Rissen und Brüchen, wo sie wie durch Beilschläge aus einander geklaubt sind, das Wirken einer mehr als titanenhaften Kraft, die man fönst nicht ohne helllautes, lärmendes Wesen sich denken kann. Es liegt etwas Unheimliches,
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