Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Worwort.
J&orool die Art der in diesem Bande geschilderten Landschaften, welche
znmtheil, wie die hohe Venn und der Hunsrück, selten vom Fuße des Touristen
gestreift werden, zum Theil aber, wie der Rheingau und die Stromtandschaft
von Bingen bis Bonn, von einer wahren Flnt von Schriften geschildert wurden,
machten die Auswahl des für die reifere Jugeud passenden und korretten Mate-
rials zu einer besonders schwierigen Aufgabe.
Der Herausgeber, seit Jahren vertraut mit den Schönheiten und den
Denkmälern des Rheiuthales, mußte es sich zur Aufgabe machen, sowol aus
der Fülle der ästhetischen, wie der geographisch-historischen Literatur, welche über
die geschilderten Rheinlandschaften existirt, einerseits das Beste und Anziehendste,
sowie andererseits das Feststehende herauszunehmen und zu einem möglichst
harmonischen Ganzen zu verbinden. Er nahm dabei keinen Anstand, auf die
besten Quellen des Mittelalters, wie sie im Auszug im „Rheinischen Antiqnarius"
vorliegen, besonders bei den Schicksalen der einzelnen rheinischen Städte, zurück-
zugehen. Ebenso benutzte er dankbar die Werke von Simrock und Horn, Heyl
und Bädeker, und hielt es im Interesse des Unternehmens und der Autoren,
aus den Spezialschristen von W. H. Riehl „Land und Leute", W. Hamm „Das
Weinbuch", Dr. I. Baumgarten „Koblenz und seiue Umgebung", Rudolf Bleuke
„Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung" kleinere Originalpartien
an geeigneter Stelle aufzunehmen. Auch die vorhandenen Sagen- und Gedicht-
sammlungen wurden in passender Weise für die Darstellung verwendet.
Bei der überreichen Literatur und vielen von der Forschung noch heiß
umstrittenen Stelleu und Stätten kann es natürlich nicht fehlen, daß manche
Angaben im vorliegenden Bande vorkommen werden, an welchen der oder jener
Gelehrte auf rheinischem Gebiete Anstoß nehmen wird, manche Gegenstände, so
z. B. die Art der Brückenkonstrnktion im fränkischen Mainz, wurden erst durch
die Untersuchung der letzten Tage entschieden. Allein der Herausgeber sowie
die geehrten Verfasser der einzelnen Abschnitte sind bemüht gewesen, im In-
teresse der Sache nur eine Auswahl unter den besten ihnen zur Verfügung
stehenden Quellen nach eigener Anschauung der Verhältnisse zu treffen, und ist
hier und da ein kleiner Jrrthum untergelaufen, so möge hierfür die Ueberfülle
des zu sortirenden Stoffes die entsprechende Entschuldigung bilden.
Besondern Dauk ist der Herausgeber für freundliche Unterstützung bei
Verabfaffung des Abschnittes über Mainz noch schuldig den Herren Domkapitulax
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Simrock W._H._Riehl Baumgarten Rudolf_Bleuke Rudolf
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichte von Koblenz. 133
zum Angriff gegen die kriegslustigen Sneven wie zur Verteidigung gegen
Gallier und Germanen, mußte von Anfang an dem Blicke der Südländer auf-
gefallen fem. Das Kastell, Confluentes genannt nach dem Zusammenflusse der
beiden Ströme, fand noch Julianus Ende des 4. Jahrhunderts erhalten, wie
uns fein Chronist Ammianns vermeldet. Karl der Große hielt 807 in dem
frühzeitig dem Christenthum gewonnenen Platze einen Gerichtstag ab. Hier in
der Nähe auf dem Mayenfelde, jenfeit der Mosel, rangen dann die beiden Sohne des
großen Franken, Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche, um das Primat im
Rheinlande. Ein Jahrzehnt später zogen die Recken des Nordens, die Nor-
mannen, mit Fener und Schwert den Rhein hinauf und verbrannten die Hütten
der Stadt so gm wie die von Kreuznach und Worms. Heinrich Il schenkte das
Städtchen mit der meroviugischen Burg auf dem Ehrenbreitstein an den Erz-
bischof von Trier, der von diefem Kardinalpunkte aus vortrefflich seinen Land-
besitz vertheidigeu konnte. In der seit 836 bestehenden, vom Erzbischof Hatto
gegründeten St. Castorkirche ward 1138 der Staufe Konrad Hi. zum deutschen
König erwählt, der Erbe der Salier, der Vorkämpfer der Ghibellinen. Den
festen Mauerring erhielt Koblenz an der Mosel, wie es sich in den Urkunden
nennt, in den Kämpfen der Bürgerschaft gegen das Erzstift und die benachbarten
Raubritter. Der mächtige Erzbischof Balduin gründete 1348 die Mofelbrücke
auf Gruud römischer Fundamente und verwandte dazu die dunkle Basaltlava
aus der Eifel. Spanier, Schweden und Kaiserliche brandschatzten im 17. Jahr-
hundert Stadt und Land, wie überall am Rhein. Gegen Ende des 17. Jahr-
hunderts erhielt die schwer geprüfte Stadt einen neuen Schmuck in dem an der
Rheinseite aufgebauten Residenzschloß, das Erzbischof Clemens Wenzeslans
errichten ließ. Ende des 18. Jahrhunderts ward Koblenz zum Sammelpunkt
des vertriebeneu französischen Adels; sprüchwörtlich ward damals die „voyage
ä Coblence". Damals. als hier dieser sittenlose Adel dominirte, geschah es,
daß der Gras Artois eines schönen Tages einen Schieferdecker vom Dach herab-
schoß, um seine Schießkunst zu erproben. Es war ein Nachkomme des großen
Königs, dessen Generäle die schönsten rheinischen Burgen sprengten, blos um
ihre Rekruten an den Pulverdampf zu gewöhuen. Saubere Gesellschaft, und
gnt, daß die blauken Kanonen auf der Karthause und dem Ehrenbreitsteine
solche Probirkünste mit einer allen Völkern verständlichen Sprache verbieten. Seit
1799—1814 ward Koblenz Hauptstadt des französischen Rhein- und Mosel-
departements. Ihr letzter Präfekt Jules Doacan ließ den quadratischen Castors-
brnnnen errichten mit der Inschrift: „An Mdcccxii memorable par la
campagne contre les Kusses." Als der russische General am 1. Januar 1814
in der Stadt einrückte, ließ er die Prahlerei kontrasigniren mit der Gegeninschrift:
„Vue et approuve par nous, commanclant russe
cle la ville de Coblenz. Le 1. Janvier Mdcccxiy."
Seit 1815, nach dem Wiener Frieden, ward hier dieregiernng der preußischen
Rheinprovinz iustallirt, und 1879 feierte man enthusiastisch die Vereinigung
mit der deutschen Vormacht. Zwei Eisenbahnbrücken waren über Mosel und
Rhein seit 1864 vollendet, die dritte, welche Berlin mit Metz in direkte Ver-
bindung setzt, steht feit 1879 vollendet da, und die Rhein- und Moselstadt, die
schon au 30,000 Einwohner zählt, hat sich als Knotenpunkt für militärische und
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung]]
Extrahierte Personennamen: Ammianns Karl_der_Große Karl Karl_der_Kahle Karl Ludwig_der_Deutsche Ludwig Heinrich_Il Heinrich Hatto Konrad_Hi Konrad Balduin Clemens_Wenzeslans Jules_Doacan Janvier_Mdcccxiy
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Simmern und Sponheim. - 31
S P o n h eim, auch Spanheim genannt, war der Sitz eines bedeutendendynasten-
geschlechts, das ja auch, wie wir gesehen haben, in Kreuznach Güter besaß. Das
Dorf liegt im Thale, überragt von den Resten der Burg, einem festen Thurme,
dessen Mauern 3 m dick sind. Im Jahre 1044 ward Gräfin Hedwig von
Sponheim mit ihrem Sohne Eberhard als Stisterin der Kirche zu Sponheim
urkundlich genannt. Der Sohn des Letzteren, Stephan, stiftete die berühmte
Abtei Sponheim, deren Bewohner für die Kultur des Hunsrücks von großer
Bedeutung waren. An Gütern und Renten fehlte es ihnen bei dem frommen
Sinne der Sponheimer Grafen, ihrer Frauen und Töchter nicht, und mancher
Wald, den sie erhielten, wurde von ihnen in fruchtbares Ackerland um-
geschasfen. Auch haben sie sich die Pflege des Obstbaues und der Viehzucht
sehr angelegen sein lassen. In der Stille ihres Thales und im reichen Besitze
mochte ihnen aber ans die Dauer das Psalmensingen und die Enthaltsamkeit,
welche die Ordensregeln vorschrieben, als lästige Bande erscheinen. Es be-
fanden sich unter den Aebten die Glieder der ältesten adeligen Geschlechter
des Rheinlandes, und gewiß suchte mancher Sprosse einer armen Adelsfamilie,
die überreich mit Kindern gesegnet war, Zuflucht in dem stillen, aber behäbigen
Asyl des Klosters. Er konnte aber sein Blut uicht verleugnen und übte in der
Kutte gern Rittersitte, die zu jener Zeit im starken Trinken und anderen „noblen
Passionen" bestand.
Unter dein Abte Heinrich von Kreuznach soll das Leben im Kloster ganz
besonders toll gewesen sein. Er war selbst ein Graf von Sponheim und ohne
Zweifel nur Mönch geworden, um der fetten Pfründe froh zu werden; das ge-
schah denn auch im reichsten Maße. Und wie sein Beispiel die Mönche an-
steckte, läßt sich denken. Sie verkauften die kostbarsten Werke aus der Kloster-
bibliothek, um mit dem Gelde ihreu Lüsten zu sröhnen.
So ging es fort, bis dem Kloster ein Mann zugeführt wurde, der die völlig
aufgelöste Zucht deffelben wieder herstellte und seinen Namen zu hohen Ehren brachte.
In dem Dorfe Trittenheim an der Mosel wurde am 1. Februar 1462
ein Mann geboren, deffen Name in der Kulturgeschichte des Rheinlandes eine
hervorragende Stellung einnimmt. Er hieß Johann Heidenberg und führte als Zu-
uamen den Namen seines Geburtsortes. Seiue großen geistigen Anlagen verschafften
ihm Freunde und Gönner, die ihm die Mittel boten, in Trier, Köln und Heidel-
berg studiren zu können. Als er auf einer Vakanzreise begriffen war. überraschte
ihn im Februar 1482 in der Nähe des Klosters Sponheim ein Schneegestöber.
Er sand Aufnahme in demselben und faßte den Entschluß, dort zu bleiben. Acht
Monate nach feiner Aufnahme wurde er von seinen Mitbrüdern zum Abte ge-
wählt. Er stellte die Klosterzucht wieder her, vermehrte die Bibliothek bis auf
2000 Bäude, darunter viele kostbare Handschristen und seltene Bücher, und
schrieb selbst eine große Zahl bedeutender Werke, die seinen Ruhm durch
ganz Europa verbreiteten. Die bedeutendsten Männer seiner Zeit suchten seine
Freundschaft oder traten mit ihm in Verbindung, Der gelehrte Kurfürst
Joachim I. von Brandenburg lud ihn 1503 znr Fürstenversammlung nach
Frankfurt am Main ein. Auch Kaiser Maximilian I., der viel von dem ge-
lehrten Abte gehört hatte, lud ihn zu sich uach Köln. Anastasius Grün hat
diesen Stoff in feinem Romanzenkranz „Der letzte Ritter" behandelt. Er läßt
aber den Kaiser selbst nach Sponheim zu Trithemius kommen:
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Gräfin_Hedwig_von
Sponheim Eberhard Stephan Heinrich_von_Kreuznach Heinrich Johann_Heidenberg Johann Joachim_I._von_Brandenburg Maximilian_I. Maximilian_I. Anastasius_Grün
Extrahierte Ortsnamen: Sponheim Spanheim Kreuznach Sponheim Dorfe_Trittenheim Rheinlandes Trier Heidel- Sponheim Europa Frankfurt Main Sponheim
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ursprung des Namens. 37
Hauptsächlich ein Mann hat mit Geschick und Glück dafür gearbeitet, daß
der uralte Name wieder aufgefrischt wurde: Johann Isaak von Gerning,
geboren 1767 in Frankfurt. Er war klassisch gebildet. Freund der Kunst und
der Natur, eine Zeit lang Diplomat, Sammler (als solchen führt ihn Goethe
Xxvi, 276 an), nicht gering zu schätzender Dichter. Er wohnte bald in
Frankfurt, bald in Homburg, am liebsten in seinem „Tusculum" zu Kronberg.
Er starb im Jahre 1837. Im Jahre 1800 schrieb er, ohne Beisetzung seines
Namens, „Skizzen von Frankfurt am Main." Da spricht er von „des Rhein-
gaues, Hochheims und Wickerts Hügeln, woran das Pyramidenförmige Tauuus-
gebirge sich schließt"; und häufig kommt in diesem Werke der Name Taunus
vor. Taeitus, sagt Gerning (nicht ganz richtig), habe den Feldberg schon Taunus
genannt, aber späterhin habe die ganze Gebirgskette, die sich von Friedberg durch
die Wetterau hinab an den Rhein ziehe, den Namen Taunus erhalten. — Wann
war dieses „späterhin?" Die Geschichte von Taeitus an bis in das achtzehnte
Jahrhundert sagt nichts davon. Vielmehr hat erst Gerning selbst den Namen
wieder in das Gedächtniß gebracht. Er that dies noch mehr in späteren
Schriften, von welchen eine („Die Heilquellen am Taunus", 1814) in Distichen
abgefaßt ist.
So kam durch Gerning der alte Name Taunus wieder in Aufnahme.
Zwar vorerst hauptsächlich uur in Schriften. Namentlich die Geographen, die
darauf bedacht waren, einem Gebirge — oder einem Landstriche, den sie sür
gebirgig hielten — einen Gesammtnamen zu geben, griffen den Namen begierig
auf. Sie begrenzten den Taunus durch Main (nebst Nidda), Rhein, Lahn und
das Hügelland der Wetterau. So ist es heute in Lehrbüchern zu lesen. Und seit
die Geographen auch auf die geologischen Verhältnisse Rücksicht nehmen, gilt
der Taunus als das südöstliche Glied des rheinischen Schiefergebirges. Thon-
schiefer, manchmal in Gneis übergehend, von mächtigen Qnarzitgängen durch-
zogen, gegen die Lahn hin Granwacke mit Einlagerungen von Kalken, die den
schönen Nassauer Marmor liefern, und durchbrochen von Grünstein und Basalt,
bilden hauptsächlich das Gesteiu.
Uebrigeus ist nicht der ganze so umgrenzte Landstrich Gebirgsland, sondern
nur jene von Gerning bezeichnete „Gebirgskette" mit einigen Ausläufern nach
Norden und Süden. Diese Kette zeigt sich am schönsten von der Gegend von
Frankfurt aus. Von den höchsten, sanft abgerundeten Kuppen des Feldberges
und Altkönigs senkt sie sich allmählich, aber nicht einförmig, sondern so,
daß immer wieder Berggipfel emporsteigen, nach Osten und Westen. Der
Taunus, vou hier aus gesehen, bietet eins der schönsten Bilder eines deutschen
Mittelgebirges; Humboldt erinnerte sich seiner beim Anblicke eines südameri-
kanischen Bergzuges.
Nach Osten und Süden fällt dieser Hauptzug des Tauuus ziemlich steil
in die Ebene ab. Nach Norden liegt, bis an die Lahn hin, ein Hügelland mit
einzelnen höheren Bergen vor; in diesem strömen Flüßchen nach der Lahn oder,
wie die Wisper nach dem Rheine hin; an ihren Ufern findet sich nur stellen-
weise, z. B. an der Aar, der Weil, der Wisper, entschiedene Thalbildung. Von
Rüdesheim bis Oberlahnstein hat der Rhein durch seinen Durchbruch dieses
Hügelland von dem jenseitigen des Huusrücks geschieden; er hat tief eingeschnitten;
schroff steigen von seinen Ufern die Schieferwände empor; am bekanntesten
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Isaak_von_Gerning Johann Isaak Goethe
Xxvi Gerning Gerning
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Gutenberg's Schicksale. 347
für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas-
kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd
jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und
Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und
ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen
Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann
gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil
an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten
die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge-
danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz,
die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann
Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien
vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk
der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte
uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen
Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre
1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen
Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter-
nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten
die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent-
wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel,
Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar
der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! —
Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren
Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll-
eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar
der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische
nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem
stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu
Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der
Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten.
Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das
Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt
Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer
Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das
neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus
Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes
verkündet:
„dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder-
Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er
den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im
Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt
zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes
Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern
Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gutenberg Straßburg_Autheil Johann Johann_Fnst Johann Johauu
Guteuberg Gutenberg Gutenberg Johannes_Balbns Schluß_Guteuberg
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ludwig der Bärtige und die Schauenburg. 327
von den in der Gefangenschaft gezeugten Söhnen Karls von Lothringen, der
im Kampfe um das karolingische Erbreich in Hugo Capets Hände gefallen war.
Eine Vermutung, für die nichts weiter spricht, als die Nachricht französischer
Chronisten, die Söhne jenes Karl von Lothringen seien aus Frankreich verwiesen
und vom (deutschen) Kaiser au seinem Hofe aufgenommen worden.
Der Wahrheit, oder soll ich sagen: der Wahrscheinlichkeit näher kommt die
Angabe älterer Quellen, daß Ludwig ein deutscher Franke gewesen sei und als
Verwandter Konrads Ii. oder der Kaiserin Gisela jene Schenkung erhalten habe.
Schloß Reinhardsbrunn.
Freilich die Geringfügigkeit der Schenkung, die Ludwig zwang, selbst an der
Urbarmachung des Landes eifrigen Anteil zu nehmen, spricht wenigstens gegen
eine nahe Verwandtschaft. Und da sich für den fränkischen Ursprung Ludwigs
überhaupt nichts Durchschlagendes beibringen läßt, so ist es wohl nicht bloß dem
thüringischen Selbstgefühl, sondern auch der Wahrheit gemäß, wenn wir Ludwig
als einen Thüringer hinstellen, der durch eigne Tüchtigkeit sich und seine Nach-
kommen zum Mittelpunkt des thüringischen Lebens gemacht hat.
Ludwig wohnte die letzten zehn Jahre seines Lebens auf der Schauenburg,
die er sich inmitten seiner Besitzungen erbaut hatte und von der jetzt wenigstens
noch der Name an dem Felsen haftet, der ihr zum Fundamente diente. Die
Besucher von Friedrichroda kennen die Schauenburg als einen gern besuchten
Aussichtspunkt. Gestorben ist Ludwig in Mainz, als er im Jahre 1056 von der
Bestattung Heinrichs Iii. zu Speier nach seiner Schauenburg zurückreisen wollte.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Karls Hugo_Capets Karl_von_Lothringen Karl Ludwig_ein_deutscher_Franke Ludwig Konrads Gisela Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Schauenburg Karls Lothringen Frankreich Friedrichroda Mainz
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Pyrmont. 47
Von nah und fern waren die Sachsen herbeigeströmt und durchlärmten die stille
Waldeinsamkeit; wo aber der Zug nahte, da scharten sie still sich zur Seite,
die wilden Männer mit dem wirren langen Blondhaar und den schreckbaren
Antlitzen, die das Kopffell erschlagener Bären und Eber deckte; oder sie reihten
fromm dem Zuge sich an und schritten mit hinab in das Weserthal, und sahen,
wie vor einer unabsehbaren Menschenmenge Karlmartels Enkel und der Bischof
der Paderstadt in dem neuen Kloster das erste feierliche Hochamt hielten."
Die junge Stiftung ward von Ludwig dem Frommen und seiner Gemahlin
Judith reichlich mit Privilegien (Immunität und Münzrecht) und Gütern aus-
gestattet. Die Erwerbung der Reliquien des heiligen Vitus, eines lydischen
Knaben, der unter Dioeletian den Märtyrertod erlitten hatte, gaben dem Kloster
noch einen besondern Nimbus. Der heilige Vitus ward der Schutzpatron von
Corvey und als solcher auch auf der von Corveyer Missionären bekehrten
Insel Rügen verehrt. Ja, man glaubt, daß St. Vitus, als die Heiden wieder
dort die Oberhand erhielten, zu ihrem Hauptgötzen Swautowit verkehrt ward.
Corvey stieg rasch zu einer hohen Blüte, erfreute sich der Gunst deutscher Herr-
scher, wie z. B. Heinrichs Ii., und brachte vor allem bedeutende Kirchenlichter
und Leuchten der Wissenschaft hervor. So war Papst Gregor V. ein Mönch
der Abtei zu Corvey, Ansgar und fein Nachfolger Rembertus wurden die ersten
Erzbifchöfe von Hamburg und Bremen. Als Lehrer wirkten dort der weise
Rabanus Maurus und Paschasius Radbertus. Zum Teil erwarben sich die
Corveyer Mönche hohe Verdienste um die deutsche Geschichtschreibung, wie der
Rektor Wittekiud zu Anfang des 11. Jahrhunderts. Ihnen verdanken wir die
ersten fünf Bücher der Annalen des Taeitus, welche im dortigen Scriptorium
jährlich zehnmal abgeschrieben wurden. Corvey erhielt einen großen Ruf als
Erziehungsanstalt, und die vornehmsten Geschlechter sandten dort ihre Söhne
hin; die Zahl der Mönche war bis aus 300 gewachsen. Hand in Hand mit dem
Wachsen des Ruhms und der Frequenz ging auch die Verbesserung, Erweiterung
und Ausschmückung des Stifts. Es erstanden neue Türme und Säulen, Herr-
liche Glocken erschallten; zur Aufnahme des Kaisers erbaute man ein besonderes
Kaiserhaus. Auch die Sage wob ihren Nimbus um das Kloster; wer kennt
nicht die Legende von der weißen Lilie, die allemal ein Mönch in seinem Chor-
stuhl fand, sobald ihm sein Ende vorherbestimmt war? — Engelstimmen er-
setzten einen fehlenden Mönch im Chorgesang, und so erzählt man sich der
Wunderdinge gar mancherlei. So lesen wir in Wigands Chronik von der wunder-
baren Verscheuchung von Räubern, die in die Kirche gedrungen waren, durch
die Erscheinung gewassneter Reiter u. dgl. mehr. Nach dem Frieden von Lnneville
ward die gefürstete Reichsabtei Corvey Westfalen einverleibt, kam später an den
Landgrafen von Hessen-Rotenbnrg und dann an den Fürsten von Hohenlohe-
Schillingsfürst, Herzog von Ratibor und Corvey.
Pyrmont. In einem von großen Waldungen umgebenen Thalkessel der
Emmer liegt das freundliche Städtchen Pyrmont, früher Pnrmont, Peeremunt
(vielleicht gleichbedeutend mit Mündung des Perebaches?), dereinst von einem
Grasengeschlechte beherrscht, jetzt dem Fürsten von Waldeck zugehörig. Schon in
alter Zeit waren die Mineralquellen Pyrmonts berühmt; der Chronist Heinrich
von Herford (gest. 1370) nennt sie den „heiligenborn". Seit dem sechzehnten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Karlmartels Ludwig_dem Ludwig Judith Corveyer Corvey Heinrichs Heinrichs Gregor_V. Gregor_V. Ansgar Rembertus Maurus Paschasius_Radbertus Wittekiud Corvey Hohenlohe-
Schillingsfürst Heinrich
von_Herford Heinrich
Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
f
132 Berlin als Pflegestätte der Wissenschaft.
kurfürstlichen Geheimen Rath, sondern, nach Gründung des neuen höchsten
wissenschaftlichen Vereins des Landes, zum Präsidenten desselben ernannt. Später
ward die Sozietät in vier Klassen getheilt, wobei der Name Akademie der
Wissenschaften zum Vorzug kam, der sich seitdem auch andauernd behauptet hat.
Zu Roß und zu Wagen, auch mit der Treckschute, die am Spree-Ufersaum
durch Pferde gezogen ward, strömten die Gäste nach Liitzenburg, um sich in den:
herrlichen neugeschaffenen Schloßgarten zu ergehen, dessen Entwurf der berühmte
Gartenkünstler Le Nötre und dessen Ausführung der gleichfalls von Paris ver-
schriebene Gärtner Godeau besorgt hatte. In dem reichen Zirkel der philoso-
phischen Fürstin überstrahlte diese selbst alle die zahlreichen anwesenden Damen
durch Geist und dnrch Anmuth der Erscheinung. Alle ihre Zeitgenossen stimmen
überein, daß ihre Schönheit außerordentlich gewesen und Ehrfurcht und Be-
wunderung geboten, der Ausdruck ihrer seelenvollen klaren Züge nur Zuneigung
und Vertrauen eingeflößt habe. Der Ritter Toland, auf welchen Paladin ihrer
Tafelrunde wir später zurückkommen werden, schrieb von ihr wörtlich: „Was
ihre Person anlanget, so ist sie eben nicht so gar lang und schmal, sondern viel-
mehr etwas stark von Leibe; ihre ganze Bildung ist überaus regulär und ihre
Haut sehr weiß und lebhaft; sie hat blaue Augen und kohlschwarze Haare: sie
hat sehr gerne schöne Damen um sich, wie denn ihr ganzes Frauenzimmer
davon voll ist."
Der Ceremouienmeister v. Besser hatte für den Festtag deutsche Verse
gedichtet, die aber nicht sonderlich gefielen; sicherlich mit Recht, denn sie waren
steis und gespreizt. Aber nicht deshalb mißfielen sie damals, sondern weil sie
deutsche waren und man französischen Schäferspielen und mythologischen Tän-
deleien in französischer Sprache nach dem Zeitgeschmack stets den Vorzug gab. Des-
halb müssen die damaligen Bemühungen Besser's, ebenso des Dichters Canitz,
die Muttersprache zur Geltung zu bringen, immerhin anerkannt werden. Leibniz
hat uns von dem Feste einen französischen Bericht, aus dem wir Einiges ver-
deutschen, hinterlassen. Es wurde der Jahrmarkt iu einem Dorfe in komischer
Maskerade ausgeführt. Der Leiter des Ganzen war ein Herr v. Osten. In
dem Dorfe waren allerhand Buden mit ihren Schildern ausgestellt, in denen
man unentgeltlich Schinken, Würste, Ochsenzungen, Weine, Limonaden, Thee,
Kaffee, Chokolade u. dergl. vertheilte. Der Markgraf Christian Ludwig. Herr
von Obdam, Herr du Hamel u. A. saßen in den Buden. Herr v. Osten
spielte den Wunderdoktor und hatte seine Harlekins und Hanswürste, unter welche
sich der Markgraf Albrecht mischte. Der Doktor hatte auch Tausendkünstler,
den Grafen Solms und Herrn v. Wassenaer, bei sich. Als Becherspieler zeichnete
sich kein Geringerer als der Kurprinz selbst aus.
Die Bude des Quacksalbers wurde von der Kurfürstin als Doktoriu ver-
waltet. Herr Desaleurs spielte vortrefflich den Zahnbrecher. Bei der Er-
öffnnng des Theaters erschien in feierlichem Aufzuge der Doktor auf einem
künstlichen Elefanten, die Doktorin, getragen von ihren Leibtürken, auf einem
Stuhl. Die erwähnten sonstigen Personen folgten hierauf; als dieser Zug
vorbei war, kamen Hofdamen als Zigeunerinnen unter Ansühruug der Prin-
zessin von Hohenzollern, um ein kleines Ballet aufzuführen, in welches sich
Andere zum Tanzen hineinmengten. Dann kam der Astrolog mit Brille und
Fernrohr. Diese Rolle hatte man Anfangs Leibniz zugedacht, man war aber
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Le_Nötre Gärtner_Godeau Leibniz Christian_Ludwig Ludwig Hamel Albrecht Albrecht Desaleurs
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Liitzenburg Paris Canitz
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Iserlohn. Das Felsenmeer bei Sundwig u. s. w. 357
Aas Jelsenmeer und die Katk- und ^ropfsteinhößten Bei £mtb-
wig. Kkttsenstein. Walve. Ungefähr l1/* Stunde von Iserlohn entfernt
liegt Sundwig, in dessen Nähe gleichfalls mehrere interessante Höhlen liegen.
Die bedeutendste ist die „alte Höhle", welche jedoch nach der Entdeckung der
Dechenhöhle, was feenhaften Zauber betrifft, überboten ward, dagegen für
wissenschaftliche Forschungen immer noch eine reiche Fundgrube bietet. Auch
hier sind verödete Kathedralen, in denen der Sage nach um Mitternacht die
Todten zur Messe gehen und ihre blauen Wachslichter entzünden.
Iserlohn an der Hardt von der Alexanderhöhe gesehen.
Außer dieser zeigt man bei Sundwig noch drei andere, nämlich die Prin-
zenhöhle, die Heinrichshöhle und den hohlen Stein oder das Zwergloch.
Hier findet man noch stets Ueberreste fossiler Thierknochen.
Interessant ist auch ein Besuch des Felsenmeers bei Sundwig, „einer
Menge bizarrer Felsengestalten" in einer etwa halbstündigen Vertiefung, die
jedoch mit Gestrüpp sehr verwachsen sind. Nach des bekannten Geologen N ö g g e -
rath Ansicht verdanken sie ihre Entstehung einem uralten Bergbau, zum Zwecke,
die das Kalkgestein durchfetzenden Eifenmaffen zu gewinnen. Im „Romantischen
und malerischen Westfalen" lesen wir darüber wie folgt: „Man gewahrt in den
zackigen Rissen und Brüchen, wo sie wie durch Beilschläge aus einander geklaubt
sind, das Wirken einer mehr als titanenhaften Kraft, die man fönst nicht ohne
helllautes, lärmendes Wesen sich denken kann. Es liegt etwas Unheimliches,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]