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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 207

1885 - Leipzig : Spamer
Die Krähen von Amrum. 207 rächen. Der Frühling war bereits hereingebrochen mit seinem Fischsegen, seinem Wiesengrün und seinen Sommervögeln; selbst der Acker war bereits bestellt und das Vieh aus die Sommerweide geführt, als das Volk im Uthlande auf- brach, den Zug gegen die Jüten anzutreten. Die Sylter. Föhrer und Amrnmer Friesen waren freilich nebst vielen andern friesischen Seefahrern der übrigen Inseln und Distrikte Westschleswigs schon im März, wie gewöhnlich, nach Helgoland gefahren, um die beste Frühjahrs- fischzeit nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen; allein sie hatten gleichwohl nicht gesäumt, als die Zeit des verabredeten nordischen Kriegszuges da war, sich wiederum bei Helgoland einzufinden und dieses besonderen Zuges wegen sich zu versammeln. Sie wählten sich darauf ihre Kriegsanführer und stellten Boh an die Spitze der ganzen Flotte auf seiner Galiote „Sei". Die friesische Flotte soll aus 40 größeren und einer beträchtlichen Anzahl kleiner Fahrzeuge, im ganzen mit einer Besatzung von fast 3000 Mann, bestanden haben. Im Mai steuerten sie nach der westlichen, derzeitigen Hauptmündung des mitten durch Nordjütland sich windenden, viele Buchten, Breiten und Engen enthaltenen Lijmsjords. Ihre Bestimmung war eine doppelte: teils an den Ufern Lijmfjords. die dortigen Seeräubernester, von welchen die gefährlichsten der friesischen Feinde ausgegangen waren, aufzusuchen und zu zerstören, teils, wenn thunlich und nötig, das friesische Landheer zu unterstützen in der Gegend des Fjords. Das Landheer der Friesen sammelte sich unterdes verabredetermaßen in Leck, dem Hauptorte der altfriesischen Karr- oder Kjärharde. Es bestand aus ungefähr 6000 rüstigen, streitbaren Männern, von welchen die Eider- und die Strandfriesen die Hälfte, die Goesharder, Karrharder mit den Mooringern und und den Withingern die andre Hälfte ausmachten; doch hatte Nordstrand unter allen friesischen Distrikten das größte Kontingent, nämlich circa 2000 Mann geliefert. Zum Hauptanführer der ganzen Armee war der bekannte friesische Held Ubbo gewählt worden. Die Friesen nahmen ihren Weg von Leck aus nordwärts; auf dem Grim- stein opferten sie nochmals ihren einheimischen Göttern, dem Weda und Tönner, erflehten von ihnen den Sieg über ihre Feinde und zogen dann weiter bis sie den westlichen Rand der Heide erreichten, woselbst die alte Wahrsagerin Walburg in einer Höhle hauste. Um diese aufzusuchen, verließ Ubbo in der Nacht allein das Lager; er fand die alte Frau in ihrer Höhle, allein in einem körperlichen Zustande, daß sie keine Fußreise mehr unternehmen konnte. Ihr Geist war aber noch stark und ihr Auge hellsehend genug, um sie als Ratgeberin und Führerin mit Vorteil auf dem Zuge in das fremde, feindliche Land gebrauchen zu können. Als nun am folgenden Morgen die Friesen wieder aufbrachen, um ihre Reise nach Norden fortzusetzen, fuhr auf Ubbos Befehl einer der Bagagewagen, mit einem Segeltuch überspannt, voraus, um die weise Frau aufzunehmen, und die ganze Armee folgte später gewöhnlich diesem Wagen mit der rätselhaften Walburg, die übrigens den meisten Friesen auf dem ganzen Zuge unsichtbar blieb, wie ein geheimnisvolles, überirdisches Wesen galt, bei dem Ubbo, der Anführer, ab und zu sich Rat und Weisheit holte. Als die Friesen den Farriswald durchzogen und die jütländische Grenze überschritten hatten, erhob sich ein Krähenschwarm vor ihnen in die Luft und l

2. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 222

1885 - Leipzig : Spamer
222 Die schleswigschc Westküste. Fang derselben beschäftigt nicht wenige Fischer (auf Sylt und Amrum allein etwa 60 Familien), zudem wirft die Austernzucht der Regierung einen namhaften Betrag ab. Seit Jahren schon werden die zahlreichen Austernbänke an der schles- wigschen Küste und an den nahegelegenen Inseln für den Betrag von 90 000 Mark im Jahre verpachtet. Die wichtigsten der jetzt bevölkerten Austernbänke sind 1) im Osten und Westen der Insel Sylt: Leghörn, Huntje oder Höertje, die neuentdeckten Bänke bei Jordsand und am Hengst, Teide Mochels Stelle, die Dracht, Stiennack, Stiennackstjert, Horsbüllstjert, Oddelohe, Eidumtiefe, Rantumlohe, Hörnum binnen de Revel und Hörnum buteu de Revel, Andreas Hansens Stelle und die Rote Bank; 2) die Bänke rings um Föhr und Amrum: Bewesten Amrum oder Weben Kniepsand, Koham oder Nißhörn, Amrum Hasen oder Friedrich "Vi. Bank; 3) die Bänke zwischen und bei den Halligen: Benorten-Nordmarsch, Neß- watt (1814 entdeckt), Marschmack, Langeneß, Schmaltiefkante, Erk Jannens Bank (1330 entdeckt), Bewesten-Südfall und Befüden-Südfall. — Klein und wenig ergiebig sind folgende Bänke: Hundslohe, Peter Möllers Stelle am Ellbogen, Nordhalloh, Südhalloh, Pandertiefe bei der Insel Sylt und Oddelohe, Buten- sand, Rochelpahlen, Liensand, Grüne Bank, Diegstelle, Benordenföhr, Benorden- Nißhörn Mittelgrund, Benorden de Wyck, Besüden de Wyck und Oldehörn. Der Fang der Ostrea edulis beginnt am 1. September und dauert als- dann 8—9 Monate. Das Austernboot (ein Segelboot) schleppt das Streich- eisen, ein Instrument, bestehend aus eisernen Stangen, die ein Dreieck bilden, hinter welchem große mit Reifen versehene Schleppsäcke sich befinden. Dieses Streicheisen streicht über die Austernbank und löst dabei die Austern vom Grunde los, so daß dieselben vom Sacke aufgefangen werden. Wenn die Säcke voll sind, wird der Apparat heraufgezogen, die Muscheln werden herausgelesen, in Tonnen gepackt und versandt. Das Hauptabsatzgebiet ist außer Deutschland Dänemark und Rußland. — Der durchschnittliche Jahresertrag der 51 Austern- bänke in der Westsee beträgt jährlich eine Million Austern. „Dem einen sind Gaben, die golden, beschert, Der andre inuß graben tief unter der Erd'." Die friesischen Tuulgräber. Es ist ein schwerer Kampf, der Kampf ums menschliche Dasein, wie er gekämpft wird von den Küstenbewohnern und den In- fassen der meist unfruchtbaren Inseln der Nordsee. Hart ist die Arbeit des Fischers, wenn er gegen Wind und Wellen kämpfen muß, schwer und wenig lohnend auch das „Schillen" — doch alles dies bedeutet wenig im Vergleich zu der Thätigkeit der Tuulgräber, d.i. derjenigen Küsten- und Inselbewohner, welche sehr niedrige Ebben — etwa bei heftigem Ostwind, der das Wasser von den Küsten ungewöhnlich weit forttreibt — benutzen, um während derselben den „Tuul" oder Seetorf zu gewinnen. Zu diesem Zwecke begeben sich mehrere der Gräber zur geeig- neten Zeit an die Küste oder auf das Watt, graben in aller Eile ein großes viereckiges Loch in den Sand- oder Thonboden, bis sie, oft erst in einer Tiefe von 2 m, ein Torflager antreffen, welches wiederum gewöhnlich 1v2—21/2 m mächtig ist, heben den Torf aus und beeilen sich, denselben vermittelst eines Troges oder einer „Schleife" nach einer höheren Ufergegend in Sicherheit zu bringen. Hier muß er lange an der Sonne oder Luft getrocknet werden, bevor

3. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 255

1885 - Leipzig : Spamer
Der Herings- und der Schellfischfang auf der Nordsee. 255 Eine nicht minder eindringliche Vorstellung von dem überwältigenden Reichtum des Meeres liefern auch die andern Zweige des Fischereigewerbes. Der jährliche Ertrag der Sardinenfischerei beträgt an den Küsten der Bretagne allein 600 Millionen Stück. Ebenfalls recht ergiebig ist der Fang der übrigen Fischarten der Salzfluten, als: Stör, Zunge. Scholle u. s. w. sowie der Auster. In New Jork existieren beispielsweise 7000 Austernlokale, welche ca. 20 000 Menschen beschäftigen und jährlich einen Gewinn von etwa 50 Millionen Dollars erzielen. Eine Fischerflottille aus Baltimore liefert zu Zeiten 11 Millionen Fässer Austern in einem einzigen Jahre. Man nimmt an, daß in Europa allein jährlich bei 3 Millionen Austern verzehrt werden. Der Heringsfang in der Nordsee. Berücksichtigt man nun diese immense Ausbeute, so wäre man zu der Annahme berechtigt, daß der Reichtum der Austernbänke früher oder später versiegen müßte. Dieser Eventualität arbeitet aber die Natnr selber entgegen, indem sie in ausgiebiger Weise für den Nachwuchs sorgt. Nach Baker setzt die Auster jährlich 100000, nach Poli 1200 000, nach Leeuwenhoek vollends 10millionen Junge in die Welt. Auch in bezug auf die Seevögel und Seesäugetiere ist die Beute zum Teil unermeßlich. Im Jahre 1870 beispielsweise fing eine norwegische Flottille von 18 Schiffen im ganzen ca. 86 000 Seehunde. Weiter beziffert mau die Zahl sämtlicher innerhalb eines Zeitraumes von 37 Jahren (1835—1872) erbeuteten oder doch vernichteten Wale und Pottfische auf 290 000. Nicht alle

4. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 221

1886 - Leipzig : Spamer
Ncu-Vorpommern, 221 Abrutschungen und Abspülungen liefern dem Meere das Material zum Aufbau des Gellen, wie einer sich an die Ostseite des Dornbusches anschließende, san- dige Halbinsel, Alt-Bessin, von welcher sich ebenfalls eine bei niedrigem Wasser- stände trocken fallende Sandbank 2 km weit nach Süden erstreckt. Zwei kleine dem Ostufer Hiddensöes vorliegende Inseln, der Gänsewerder und die Fähr- insel, haben Veranlassung zu der Meinung gegeben, daß Hiddensöe einst mit Rügen zusammengehangen habe und erst durch eine Sturmflut von demselben getrennt worden sei. Indes bestand die Wasserstraße an der Ostseite Hiddensöes, die noch heute am häufigsten von Küstenfahrern benutzt wird, sicher schon im Jahre 1240. — Hiddensöe ist von der Natur außerordentlich dürftig aus- gestattet. Die einst bewaldeten Höhen des Nordens liefern heute nicht einmal den notwendigen Bedarf an Holz. Nur wo es unumgänglich ist, verwendet man Holz zum Hausbau, bedient sich aber zur Herstellung der Wände oft des Torfes. Dessenungeachtet hängen die Bewohner der Insel mit großer Liebe an dem „süßen Ländchen", wie sie ihre ärmliche Heimat nennen, und trennen sich nur ungern von derselben. Die schon erwähnte Wasserstraße an der Ostseite Hiddensöes ist eine an beiden Seiten durch flache Schare und Haken eingeengte Fahrrinne, welche sorgsam durch See- marken bezeichnet und an mehreren Stellen durch Baggerungen in der notwendigen Tiefe erhalten werden muß. Unter den Namen Lib- den, Trog, Schaproder Bodden und Gellen- ström führt sie zu dem Stralsunder Fahr- Wasser, Sund oder Strelasund genannt, eine etwa 30 km lange und 1—3 km breite Straße, welche die Insel Rügen vom Festlande trennt. Beide Einfahrten in dieselbe sind durch Untiefen verengt und haben nur eine geringe Tiefe. Be- sonders die nördliche hat nur eine sehr schmale, von steil aufsteigenden Untiefen begrenzte Fahrrinne, welche sich aber allmählich oberhalb und unterhalb Stral- snnds bis zu 15 m vertieft. Etwas günstiger ist die südliche Einfahrt, obgleich dieselbe zwischen Palm er Ort auf Rügen und dem von der am Festlande liegenden Insel Koos vorspringenden Haken so beschränkt ist, daß die passier- bare Stelle durch ein Feuerschiff bezeichnet werden muß. Die Straße führt dann über den Mittelgrund in einer durch Baggerung offen gehaltenen Rinne in das tiefere Fahrwasser bei Stralsund. Eingeengt wird der Strelasund auf der Festlandseite durch den Stralsund gegenüberliegenden Dänholm und die öden, bis 26 m ansteigenden Dewiner Berge, mehr aber noch durch die schon hier beginnende Gliederung der Insel Rügen, die beiden Halbinseln Drigge und Zudar. Erstere dringt mit bis 17 m ansteigenden Steilufern südlich von Stralsund zwischen zwar tief einschneidenden, aber flachen Buchten, letztere am Ausgange des Sundes bei Palmer Ort in denselben ein. Durch die Glewitzer Wieck, die im Westen, und die Schoritzer Wieck, die nördlich von Zudar in Bauernhaus in Hiddensöe.

5. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. V

1881 - Leipzig : Spamer
Worwort. J&orool die Art der in diesem Bande geschilderten Landschaften, welche znmtheil, wie die hohe Venn und der Hunsrück, selten vom Fuße des Touristen gestreift werden, zum Theil aber, wie der Rheingau und die Stromtandschaft von Bingen bis Bonn, von einer wahren Flnt von Schriften geschildert wurden, machten die Auswahl des für die reifere Jugeud passenden und korretten Mate- rials zu einer besonders schwierigen Aufgabe. Der Herausgeber, seit Jahren vertraut mit den Schönheiten und den Denkmälern des Rheiuthales, mußte es sich zur Aufgabe machen, sowol aus der Fülle der ästhetischen, wie der geographisch-historischen Literatur, welche über die geschilderten Rheinlandschaften existirt, einerseits das Beste und Anziehendste, sowie andererseits das Feststehende herauszunehmen und zu einem möglichst harmonischen Ganzen zu verbinden. Er nahm dabei keinen Anstand, auf die besten Quellen des Mittelalters, wie sie im Auszug im „Rheinischen Antiqnarius" vorliegen, besonders bei den Schicksalen der einzelnen rheinischen Städte, zurück- zugehen. Ebenso benutzte er dankbar die Werke von Simrock und Horn, Heyl und Bädeker, und hielt es im Interesse des Unternehmens und der Autoren, aus den Spezialschristen von W. H. Riehl „Land und Leute", W. Hamm „Das Weinbuch", Dr. I. Baumgarten „Koblenz und seiue Umgebung", Rudolf Bleuke „Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung" kleinere Originalpartien an geeigneter Stelle aufzunehmen. Auch die vorhandenen Sagen- und Gedicht- sammlungen wurden in passender Weise für die Darstellung verwendet. Bei der überreichen Literatur und vielen von der Forschung noch heiß umstrittenen Stelleu und Stätten kann es natürlich nicht fehlen, daß manche Angaben im vorliegenden Bande vorkommen werden, an welchen der oder jener Gelehrte auf rheinischem Gebiete Anstoß nehmen wird, manche Gegenstände, so z. B. die Art der Brückenkonstrnktion im fränkischen Mainz, wurden erst durch die Untersuchung der letzten Tage entschieden. Allein der Herausgeber sowie die geehrten Verfasser der einzelnen Abschnitte sind bemüht gewesen, im In- teresse der Sache nur eine Auswahl unter den besten ihnen zur Verfügung stehenden Quellen nach eigener Anschauung der Verhältnisse zu treffen, und ist hier und da ein kleiner Jrrthum untergelaufen, so möge hierfür die Ueberfülle des zu sortirenden Stoffes die entsprechende Entschuldigung bilden. Besondern Dauk ist der Herausgeber für freundliche Unterstützung bei Verabfaffung des Abschnittes über Mainz noch schuldig den Herren Domkapitulax

6. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 37

1881 - Leipzig : Spamer
Ursprung des Namens. 37 Hauptsächlich ein Mann hat mit Geschick und Glück dafür gearbeitet, daß der uralte Name wieder aufgefrischt wurde: Johann Isaak von Gerning, geboren 1767 in Frankfurt. Er war klassisch gebildet. Freund der Kunst und der Natur, eine Zeit lang Diplomat, Sammler (als solchen führt ihn Goethe Xxvi, 276 an), nicht gering zu schätzender Dichter. Er wohnte bald in Frankfurt, bald in Homburg, am liebsten in seinem „Tusculum" zu Kronberg. Er starb im Jahre 1837. Im Jahre 1800 schrieb er, ohne Beisetzung seines Namens, „Skizzen von Frankfurt am Main." Da spricht er von „des Rhein- gaues, Hochheims und Wickerts Hügeln, woran das Pyramidenförmige Tauuus- gebirge sich schließt"; und häufig kommt in diesem Werke der Name Taunus vor. Taeitus, sagt Gerning (nicht ganz richtig), habe den Feldberg schon Taunus genannt, aber späterhin habe die ganze Gebirgskette, die sich von Friedberg durch die Wetterau hinab an den Rhein ziehe, den Namen Taunus erhalten. — Wann war dieses „späterhin?" Die Geschichte von Taeitus an bis in das achtzehnte Jahrhundert sagt nichts davon. Vielmehr hat erst Gerning selbst den Namen wieder in das Gedächtniß gebracht. Er that dies noch mehr in späteren Schriften, von welchen eine („Die Heilquellen am Taunus", 1814) in Distichen abgefaßt ist. So kam durch Gerning der alte Name Taunus wieder in Aufnahme. Zwar vorerst hauptsächlich uur in Schriften. Namentlich die Geographen, die darauf bedacht waren, einem Gebirge — oder einem Landstriche, den sie sür gebirgig hielten — einen Gesammtnamen zu geben, griffen den Namen begierig auf. Sie begrenzten den Taunus durch Main (nebst Nidda), Rhein, Lahn und das Hügelland der Wetterau. So ist es heute in Lehrbüchern zu lesen. Und seit die Geographen auch auf die geologischen Verhältnisse Rücksicht nehmen, gilt der Taunus als das südöstliche Glied des rheinischen Schiefergebirges. Thon- schiefer, manchmal in Gneis übergehend, von mächtigen Qnarzitgängen durch- zogen, gegen die Lahn hin Granwacke mit Einlagerungen von Kalken, die den schönen Nassauer Marmor liefern, und durchbrochen von Grünstein und Basalt, bilden hauptsächlich das Gesteiu. Uebrigeus ist nicht der ganze so umgrenzte Landstrich Gebirgsland, sondern nur jene von Gerning bezeichnete „Gebirgskette" mit einigen Ausläufern nach Norden und Süden. Diese Kette zeigt sich am schönsten von der Gegend von Frankfurt aus. Von den höchsten, sanft abgerundeten Kuppen des Feldberges und Altkönigs senkt sie sich allmählich, aber nicht einförmig, sondern so, daß immer wieder Berggipfel emporsteigen, nach Osten und Westen. Der Taunus, vou hier aus gesehen, bietet eins der schönsten Bilder eines deutschen Mittelgebirges; Humboldt erinnerte sich seiner beim Anblicke eines südameri- kanischen Bergzuges. Nach Osten und Süden fällt dieser Hauptzug des Tauuus ziemlich steil in die Ebene ab. Nach Norden liegt, bis an die Lahn hin, ein Hügelland mit einzelnen höheren Bergen vor; in diesem strömen Flüßchen nach der Lahn oder, wie die Wisper nach dem Rheine hin; an ihren Ufern findet sich nur stellen- weise, z. B. an der Aar, der Weil, der Wisper, entschiedene Thalbildung. Von Rüdesheim bis Oberlahnstein hat der Rhein durch seinen Durchbruch dieses Hügelland von dem jenseitigen des Huusrücks geschieden; er hat tief eingeschnitten; schroff steigen von seinen Ufern die Schieferwände empor; am bekanntesten

7. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 347

1880 - Leipzig : Spamer
Gutenberg's Schicksale. 347 für einen Dritten; aber schon 1442 nahm er selbst bei dem St. Thomas- kapitel eine Summe von 80 Pfund auf, für die er eine Rente von 4 Pfnnd jährlich verkaufte. Aber als sein Straßburger Unternehmen scheiterte und Guteuberg uach Mainz zurückgekehrt war, vergaß er die Zinszahlung, und ein neuer Prozeß war die Folge, der sich gegen Gutenberg und seinen Bürgen bis 1474 vor dem Reichsgerichte iu Rottweil sortspauu; erst dann gab das Kapitel das Kapital verloren. So weit hat Straßburg Autheil an dem merkwürdigen Manne, der in allerlei Künsten und Kunstfertigkeiten die Grundlage besaß, auf der sich kurze Zeit dauach der schöpferische Ge- danke mächtig erhob. Dazu half ihm nach seiner Rückkehr nach Mainz, die um das Jahr 1448 erfolgt sein mag, der Mainzer Bürger Johann Fnst, der ihm in wiederholten Verträgen 1450 und 1452 die Kapitalien vorstreckte für Beschaffung des „Gezüges", des Handwerkszeuges zum „Werk der Bücher". Die Erfindung der beweglichen Typen, einmal gemacht, ruhte uicht lange im Kopfe des Erfinders. Mit dem altberühmten lateinischen Schulbuche des Douat machte er deu Anfang, wahrscheinlich im Jahre 1451; die Herstellung von Ablaßbriefen folgte. Aber hoch über diesen Schnitzeln der Kunst, welche Geld einbrachten, steht die großartige Unter- nehmung des Bibeldrucks. Wie die Griechen mit ihrem Homer, so traten die Deutscheu mit der Bibel an den Anfang einer neuen geistigen Ent- wicklung. Auf 881 Blättern erschien die sogenannte 36 zeitige Bibel, Blätter von ungeheurem Werthe für uus. Für eiu einziges Exemplar der vollständigen Bibel wurden 1873 in London 68,000 Mark gezahlt! — Mit diesem Drucke streitet sich die 42zeilige Bibel um die Ehre der früheren Entstehung. Von der letzteren wissen wir, daß sie um 1456 bereits voll- eudet vorlag. — 68,000 Mark bringt jetzt ein einziges Pergamentexemplar der berühmten Bibel mit ihren kräftigen Lettern (wir würden sie gothische nennen); dem Erfinder brachte die ganze Auflage — einen Prozeß mit seinem stillen Compagnon, dem Johann Fnst, und der Spruch lautete: Johauu Guteuberg solle Rechnung thuu von allen Einnahmen und Ausgaben der Buchdruckerei und dauach das gelieheue Kapital mit den Zinsen erstatten. Offenbar hat Gutenberg die Bnchdruckerkuust besser verstanden als das Rechnen, und so fiel er aus eiuer Abhäugigkeit in die andere. „Der Stadt Mentz pfaff und Jurist Dr. Humery" erscheint in der Folge als sein neuer Gläubiger, und mit seinem Gelde beschaffte Gutenberg die Typen für das neue Werk in 373 Blättern, das „Katholikou" des Johannes Balbns aus Genua, eine lateinische Grammatik, an deren Schluß Guteuberg Folgendes verkündet: „dem Schutze des höchsten Gottes, durch dessen Wink der Kinder- Mund beredt wird und der oft den Kindern enthüllt, was er den Weisen verbirgt, ist dieses treffliche Buch Katholikou im Jahr der göttlichen Menschwerdung 1460 in der hehren Stadt zu Mainz im Lande der berühmten Deutschen Nation, die Gottes Milde des Vorzugs eiues so gnädigen Geschenkes vor andern Nationen und der Erleuchtung mit einem so hohen Geisteslicht

8. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 132

1882 - Leipzig : Spamer
f 132 Berlin als Pflegestätte der Wissenschaft. kurfürstlichen Geheimen Rath, sondern, nach Gründung des neuen höchsten wissenschaftlichen Vereins des Landes, zum Präsidenten desselben ernannt. Später ward die Sozietät in vier Klassen getheilt, wobei der Name Akademie der Wissenschaften zum Vorzug kam, der sich seitdem auch andauernd behauptet hat. Zu Roß und zu Wagen, auch mit der Treckschute, die am Spree-Ufersaum durch Pferde gezogen ward, strömten die Gäste nach Liitzenburg, um sich in den: herrlichen neugeschaffenen Schloßgarten zu ergehen, dessen Entwurf der berühmte Gartenkünstler Le Nötre und dessen Ausführung der gleichfalls von Paris ver- schriebene Gärtner Godeau besorgt hatte. In dem reichen Zirkel der philoso- phischen Fürstin überstrahlte diese selbst alle die zahlreichen anwesenden Damen durch Geist und dnrch Anmuth der Erscheinung. Alle ihre Zeitgenossen stimmen überein, daß ihre Schönheit außerordentlich gewesen und Ehrfurcht und Be- wunderung geboten, der Ausdruck ihrer seelenvollen klaren Züge nur Zuneigung und Vertrauen eingeflößt habe. Der Ritter Toland, auf welchen Paladin ihrer Tafelrunde wir später zurückkommen werden, schrieb von ihr wörtlich: „Was ihre Person anlanget, so ist sie eben nicht so gar lang und schmal, sondern viel- mehr etwas stark von Leibe; ihre ganze Bildung ist überaus regulär und ihre Haut sehr weiß und lebhaft; sie hat blaue Augen und kohlschwarze Haare: sie hat sehr gerne schöne Damen um sich, wie denn ihr ganzes Frauenzimmer davon voll ist." Der Ceremouienmeister v. Besser hatte für den Festtag deutsche Verse gedichtet, die aber nicht sonderlich gefielen; sicherlich mit Recht, denn sie waren steis und gespreizt. Aber nicht deshalb mißfielen sie damals, sondern weil sie deutsche waren und man französischen Schäferspielen und mythologischen Tän- deleien in französischer Sprache nach dem Zeitgeschmack stets den Vorzug gab. Des- halb müssen die damaligen Bemühungen Besser's, ebenso des Dichters Canitz, die Muttersprache zur Geltung zu bringen, immerhin anerkannt werden. Leibniz hat uns von dem Feste einen französischen Bericht, aus dem wir Einiges ver- deutschen, hinterlassen. Es wurde der Jahrmarkt iu einem Dorfe in komischer Maskerade ausgeführt. Der Leiter des Ganzen war ein Herr v. Osten. In dem Dorfe waren allerhand Buden mit ihren Schildern ausgestellt, in denen man unentgeltlich Schinken, Würste, Ochsenzungen, Weine, Limonaden, Thee, Kaffee, Chokolade u. dergl. vertheilte. Der Markgraf Christian Ludwig. Herr von Obdam, Herr du Hamel u. A. saßen in den Buden. Herr v. Osten spielte den Wunderdoktor und hatte seine Harlekins und Hanswürste, unter welche sich der Markgraf Albrecht mischte. Der Doktor hatte auch Tausendkünstler, den Grafen Solms und Herrn v. Wassenaer, bei sich. Als Becherspieler zeichnete sich kein Geringerer als der Kurprinz selbst aus. Die Bude des Quacksalbers wurde von der Kurfürstin als Doktoriu ver- waltet. Herr Desaleurs spielte vortrefflich den Zahnbrecher. Bei der Er- öffnnng des Theaters erschien in feierlichem Aufzuge der Doktor auf einem künstlichen Elefanten, die Doktorin, getragen von ihren Leibtürken, auf einem Stuhl. Die erwähnten sonstigen Personen folgten hierauf; als dieser Zug vorbei war, kamen Hofdamen als Zigeunerinnen unter Ansühruug der Prin- zessin von Hohenzollern, um ein kleines Ballet aufzuführen, in welches sich Andere zum Tanzen hineinmengten. Dann kam der Astrolog mit Brille und Fernrohr. Diese Rolle hatte man Anfangs Leibniz zugedacht, man war aber

9. Bilder vom Niederrhein - S. 357

1882 - Leipzig : Spamer
Iserlohn. Das Felsenmeer bei Sundwig u. s. w. 357 Aas Jelsenmeer und die Katk- und ^ropfsteinhößten Bei £mtb- wig. Kkttsenstein. Walve. Ungefähr l1/* Stunde von Iserlohn entfernt liegt Sundwig, in dessen Nähe gleichfalls mehrere interessante Höhlen liegen. Die bedeutendste ist die „alte Höhle", welche jedoch nach der Entdeckung der Dechenhöhle, was feenhaften Zauber betrifft, überboten ward, dagegen für wissenschaftliche Forschungen immer noch eine reiche Fundgrube bietet. Auch hier sind verödete Kathedralen, in denen der Sage nach um Mitternacht die Todten zur Messe gehen und ihre blauen Wachslichter entzünden. Iserlohn an der Hardt von der Alexanderhöhe gesehen. Außer dieser zeigt man bei Sundwig noch drei andere, nämlich die Prin- zenhöhle, die Heinrichshöhle und den hohlen Stein oder das Zwergloch. Hier findet man noch stets Ueberreste fossiler Thierknochen. Interessant ist auch ein Besuch des Felsenmeers bei Sundwig, „einer Menge bizarrer Felsengestalten" in einer etwa halbstündigen Vertiefung, die jedoch mit Gestrüpp sehr verwachsen sind. Nach des bekannten Geologen N ö g g e - rath Ansicht verdanken sie ihre Entstehung einem uralten Bergbau, zum Zwecke, die das Kalkgestein durchfetzenden Eifenmaffen zu gewinnen. Im „Romantischen und malerischen Westfalen" lesen wir darüber wie folgt: „Man gewahrt in den zackigen Rissen und Brüchen, wo sie wie durch Beilschläge aus einander geklaubt sind, das Wirken einer mehr als titanenhaften Kraft, die man fönst nicht ohne helllautes, lärmendes Wesen sich denken kann. Es liegt etwas Unheimliches,

10. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 37

1858 - Leipzig : Spamer
Basaltberg Detonata. 37 Siebe schlemmen, so daß das Wasser die leichteren Theile wegschafft und das Golv zurückbleibt, welches in Abrud Banya abgeliesert wird. In der Nahe befindet sich auch der Basaltberg Detonata, dessen Säulen in verschiedenen Rich- tungen durch und neben einander stehen: senkrecht, wagerecht und schräg; um- kränzt von einem Walde schöner Edeltannen. Der Detonata ist die großartigste Basaltformation Europa's, wenn man von den irisch-schottischen Basalthöhlen und Basaltdämmen absieht. Die riesigen Basaltsäulen des Detonata verschaffen ihm seinen Namen „den vom Donner Ge- troffenen" oder Herabgedonnerten. Trotzig schauen die Kuppen in die Welt hinein, und ringen gegen die Gewitter, die im Sommer häufig an den Felskegeln vorüber- zichn und mit ihren Blitzen manche Basaltsäule zerschmettert in's Thal stürzen, so daß ganze Haufen zerbrochener Basaltblöcke den Fuß des Berges umlagern. Ruinen des Schlosses Deva. In Szalathna hat man eigenthümliche Wassermaschinen gebaut, durch welche die goldhaltigen Gesteine zerkleinert werden. Sie bestehen aus einem Cylinder, in welchem sich ein Stempel auf und ab bewegt, welcher durch eine senkrecht her- abstürzende Wassersäule niedergedrückt wird. Ist das Wasser abgelaufen, so hebt sich von unten ein Wasserstrahl, der den Stempel wieder in die Höhe schiebt. Neben den eigentlichen Goldminen sind aber auch Goldwäschereien im Gange, die von Zigeunern betrieben werden. Die Zigeuner durften seit 1423 sich im Lande ansiedeln und führen ein ungestörtes Wanderleben. Bekannt sind sie als Gei- gen - und Klarinetspieler, die bei Lust- und Trauerfesten sehr gesucht werden.
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TM Hauptwörter (200)200

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