Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die übrigen Staaten in Mittel- und Norddeutschland. 457
Der Verkehr an diesem Platze ist freilich infolge der vermehrten Eisenbahnverbiu-
düngen in letzter Zeit nicht unerheblich zurückgegangen. Von den Steinkohlen werden
etwa 74 Proz. ausgeführt; sehr stark ist auch die Einfuhr, beziehentlich Durchfuhr
böhmischer Braunkohlen. Abgesehen von Steinkohlen, sowie von andern Produkten
des Bergbaues, gelangen besonders Gewebestoffe und Holzwaren zur Ausfuhr, teil-
weise in die fernsten Gegenden, während Rohstoffe für die Industrie (Wolle, Baum-
wolle, Flachs :e.), Kolonialwaren und Getreide eingeführt werden. Handels- und
Gewerbekammern sind in den wichtigsten Handelsplätzen (Zittau, Dresden, Chemnitz,
Plauen, Leipzig); auch das Bank- und Kreditwesen findet geeignete Vertretung. Die
Reichsbank hat eine Hauptstelle in Leipzig und Nebenstellen in mehreren bedeuten-
deren Plätzen. An sonstigen Bankinstituten find zu nennen: die Leipziger Bank, die
Allgemeine Deutsche Kreditanstalt, der Leipziger Kassenverein, die Leipziger Vereins-
bank (sämtlich in Leipzig); die Sächsische Bank, die Dresdener Bank, die Sächsische
Lombard- und die Sächsische Kreditbank (in Dresden), die Stadtbank (in Chemnitz),
die Landständische Bank (in Bautzen) :c. • Auch das Sparkassenwesen ist hoch ent-
wickelt. In Leipzig ist die Zahl der buchhändlerischen Firmen 1833—1883 von 92
auf 523 gestiegen; außerdem waren 1883 in Leipzig noch 5574 auswärtige Firmen
vertreten, von denen etwa '/z in Leipzig stehendes Lager hatten; 1882 wurden hier
2628 Werke publiziert.
Das Verkehrswesen ist der Bedeutung des sächsischen Handels ange-
messen. Als Wasserweg dient die Elbe; die Landstraßen sind zahlreich und
in gutem Zustande, das Eisenbahnwesen besitzt ein sehr verzweigtes System
und auch Post und Telegraphie haben eine entsprechende Entwickelung erhalten.
In Schandau gingen 1888 zu Thal 8015 beladene Schiffe mit einer Ladung
von 2175500 Tonnen und 305 800 Tonnen Floßholz, und zu Berg >177 beladene
und 6363 unbeladene Schiffe mit 199200 Tonnen Ladung durch. Es verkehren
einige 20 Personen- und ebensoviel Schleppdampfer, beziehentlich Kettendampfer und
Güterdampfer. Im Eisenbahnwesen ist, wie in Preußen, das System der Staats-
bahnen zum Durchbruche gekommen. Im Jahre 1888/89 waren 2135 km Eisen-
bahnen (sämtlich unter Staatsverwaltung) vorhanden. Im Personenverkehr ist die
Strecke Dresden-Potschappel, im Güterverkehr (wegen der Kohlenabfuhr) die Strecke
Eainsdorf-Zwickau-Werdau die freqnenteste. Die' Staatsstraßen haben eine Länge
von ca. 3800 km, wovon rund 2800 km kunstmäßig ausgebaut sind. — Das sächsische
Postwesen ist am l. Jan. 1868 auf den Norddeutschen Bund, 1872 auf das Deutsche
Reich übergegangen; es sind Oberpostdirektionen zu Dresden und Leipzig vorhanden.
Bei dem, wie erwähnt, durchschnittlich recht guten Boden wird ziemlich
viel Getreide erzeugt, doch erfordert die zahlreiche Jndustriebevölkerung fast
ein Drittel mehr Getreide als geerntet wird. Die Viehzucht ist sehr be-
deutend; namentlich stark ist der Bestand an Rindvieh, demnächst an Pferden
und Schweinen, verhältnismäßig am schwächsten der an Schafen, doch ist die
Rasse derselben noch immer sehr gut.
Im Jahre 1882 (5. Juni) gab es landwirtschaftliche Betriebe überhaupt
192921, davon nur auf eigenem Lande 121433 (Gesamtfläche: 994714 ha), auf
eigenem und gepachtetem 51508 und nur auf gepachtetem 19880 (Gesamtfläche des
Pachtlandes: 139482 ha). Am verbreitetften sind die mittleren Betriebe (von
l0 100 ha), welche 57,„ Proz. betragen, kleine Betriebe (von 1 — 10 ha) gibt es
25.7 Proz-, große Betriebe (von über 100 ha) 14., Proz. Im Jahre 1888 waren
bestellt mit Roggen 212104 (Ernteertrag: 289126 Tonnen), mit Weizen 50500
^Ernteertrag: 97 796 Tonnen), mit Gerste 32 652 (Ernteertrag: 49 349 Tonnen), mit
Kartoffeln 118846 (Ernteertrag: 1218748 Tonnen), mit Hafer 183233 (Ernteertrag:
285672 Tonnen) und mit Wiesenbau 276 984 ha (Ernteertrag: 453359 Tonnen). —
Der Zuckerrübenbau ist verhältnismäßig gering; im Jahre 1888/89 wurden von drei
Zuckerfabriken 70 669 Tonnen Rüben zu 8829 Tounen Rohzucker und 1925 Tonnen
Melasse verarbeitet. In demselben Verwaltnngsjahre waren 592 Brennereien im
Gange, von denen 116000 Tonnen Kartoffeln, 12400 Tonnen Getreide und 5000
sonnen andre Stoffe verarbeitet wurden. — Bei den Forsten überwiegen die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
98 Die Engländer in Ostindien.
gewährte, erregte natürlich den Neid der daran nicht beteiligten Kauf-
leute. Diese Mißgunst würde jedoch kaum einen so hohen Grad erreicht
haben, wenn sich jener ungeheure Gewinn unter eine größere Zahl von
Aktionären verteilt hätte; so aber kam er nur einer geringen Anzahl von
Aktieninhabern zu gute. Als die Geschäfte der Kompanie im Jahre 1691
ihre höchste Blüte erreichten, lag deren Leitung ausschließlich in den
Händen weniger Kaufherren von ungeheurem Reichtum. Jede Aktie,
welche auf den Namen des Eigentümers eingeschrieben war, gewährte
diesem eine Stimme. Man wollte wissen, daß damals 14 Personen über
ein Drittel sämtlicher Stimmen verfügten, und berechnete, daß gar mancher
jener glücklichen Spekulanten ein jährliches Einkommen von 10 000 Pfd.
Sterl. aus dem Monopol der Kompanie bezöge. Alle Welt deutete be-
souders aus einen Mann hin, wenn er sich auf der „königlichen Börse"
blicken ließ. Dieser Glückliche, der sich durch wohlverstandene Einkäufe
von Stammaktien in kurzer Zeit ein jährliches Einkommen von 20 000
Pfd.sterl. erworben hatte, war Josua Child. Er erhielt zuerst den
beneidenswerten Titel eines Nabob und wetteiferte in bezng auf Aufwand
und Einfluß mit den ersten und angesehensten Edelleuten des Reiches.
Sir Josua Child hatte als armer Bursche begonnen, einen der City-
läden rein zu fegen und sich in der Zeit infolge seiner Fähigkeiten aus
niedrigen Anfängen schnell zu Besitz, Ansehen und großem kaufmännischen
Ruf emporgeschwungeu, so daß er in der Handelswelt Londons bald den
hervorragendsten Platz einnahm. Sobald Josua Child Mitglied des
Komitees der Ostindia-Kompanie geworden, blieben die Folgen nicht auo.
Es dauerte nur kurze Zeit, und die wichtigsten Stellen des Ostindiahanses
in Leadenhallstreet, sowie in den Faktoreien an der West- und Ostküste von
Vorderindien, befanden sich in den Händen von Verwandten und Günst-
lingen des vielvermögenden Mannes.
Bombay, die ursprünglich von den Portugiesen gegründete, aber von
diesen 1064 abgetretene Hauptstadt der westlichen Präsidentschaft des
indo-britischen Reiches ist noch heute nach Kalkutta der wichtigste Handels-
platz in den indischen Meeren. Die Bedeutung dieses Punktes erkannten
die Briten schon wenig Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen im Osten. Von
hier aus ließen sich die mannigfachen Erzeugnisse eines reichen Hinter-
landes heranziehen und nach den Märkten nnsres Weltteiles verfahren.
Wertvolle Ladungen von Pfeffer, Baumwolle, Reis, Arak, Bambus, feine
Hölzer, Gummi, weiterhin Perlmutter, Perlen und edle Gesteine wurden
von unternehmenden Kaufleuten zweier Weltteile feilgeboten und einge-
handelt. Zahlreiche kleine Flotten unter britischer Flagge liefen von dort
bald gegen europäische Feinde, bald gegen indische Seeräuber aus. Die
immer weiter um sich greifende Macht der Ostindischen Kompanie hatte
eine Reihe von Niederlassungen zur Folge, deren Gedeihen mit dem Auf-
blüheu Bombays gleichen Schritt hielt.
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
150 Die ozeanische Inselwelt.
sind hohe Eilande, von Kettengebirgen durchzogen, deren Spitzen eine bc-
deutende Höhe erreichen, und worunter einige als Vulkane erscheinen. Die
zahlreichen Einwohner gehören zu den Papuas.
Ein Gürtel um den Leib ist das einzige Kleidungsstück; sie tättowiereu
Gesicht, Arme und Beine, bemalen sie auch mit Rot und Weiß und färben
ihre Haare gleichfalls rot. Ihre Fahrzeuge oder Prauen sind aus mehreren
Stücken zusammengesetzt und wahre Meisterwerke der Kunst. Um sie zu
zieren, legen sie dieselben mit farbigem Holze oder Perlmutter aus. Von
ihren Kriegsfahrzeugen war eines der größten 29 111 lang und 2 in breit.
Merkwürdig sind ihre Begräbnisfeierlichkeiten. Wenn ein Erwachsener stirbt,
so wird seine Leiche auf einem hohen Gerüste ausgestellt und darunter eine
Grube gemacht, welche das abgelöste Fleisch, das die Raubvögel übrig ge-
lassen, auffängt. Co liegt der Leichnam, bis alles Fleisch entfernt und nur
das Skelett noch vorhanden ist. Dieses bringt man alsdann in ein gemein-
schaftliches Grab, bedeckt dasselbe mit einem Geflecht und führt eine Hütte
darüber auf. Die Gräber der Kinder bestreut man bloß mit Blumen. Die
Oberhäupter, welche sich durch Zieraten, besonders durch einen aus zwei
Federn bestehenden Schmuck auszeichnen, stehen in hohem Ansehen. Tritt
ein Unterthan unvorsichtig in den Schatten seines Häuptlings, so wird dies
ans der Stelle mit dem Tode bestraft, und nur Reiche oder Vornehme können
sich mit Aufopferung ihres Vermögens davon loskaufen. Die Häuptlinge
der verschiedenen Inseln leben miteinander oft im Kriege, die Gefangenen
werden Sklaven und dienen dem Sieger. Von der Hinterlist der Bewohner
dieser Inseln zeugt folgendes Beispiel: Im Jahre 1828 ankerte ein bri-
tischer Walfischfänger in einem ihrer Häsen; man kam ihm mit der größten
Freundlichkeit entgegen und brachte Dams und andre Eßwnrzeln zum Geschenk.
Schon war der Kapitän im Begriff, eine geröstete Yamswurzel zum Munde
zu führen, als ein junger Eingeborener, der zufälligerweise schon länger
ans dem Schiffe war, hinzusprang und mit heftigen Gebärden andeutete,
daß der Genuß der Wurzel töten würde. Man verstand ihn sofort, unter-
suchte die Wurzel und fand sie mit einem schnelltötenden Gifte überzogen.
Die Eingeborenen ergriffen fogleich die Flucht, wurden aber von einein
Walfischboot verfolgt, dessen Mannschaft mehrere von ihnen verwundete
und tötete. Infolge des Vertrages, der am 6. April 1886 zwischen Deutsch-
laud und England geschlossen wurde, sielen die nordwestlichen Inseln dieser
Gruppe an Deutschland (etwa ein Drittel) und die südlichen an England.
Bewohnt ist die Gruppe von ca. 167 000 Melanefiern.
Doch wir verlassen die wunderschönen Salomonseilande, um den
Archipel von Santa Cruz zu besuchen. Der Entdecker desselben ist
gleichfalls der Spanier Mendana, welcher auf seiner dritten Reise im
Jahre 1595 beim Aussuchen der von ihm entdeckten Salomonsinseln jenen
statt dieser fand. Nur noch einmal wurde er von dem berühmten See-
fahrer Quiros elf Jahre später gesehen, dann gänzlich vergessen, bis ihn
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Extrahierte Personennamen: Dams Spanier_Mendana
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- England Deutschland England
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Sandwichinseln. 187
Beringsstraße, als er zuerst auf Tauai gelangte, wo man ihn und seine
Leute wie Götter aufnahm. Man entdeckte noch zwei benachbarte Inseln
und ging alsdann weiter gegen Norden, ohne jedoch lange zu verweilen, da
die Mannschaft zu sehr durch Krankheiten litt. Schon am 26. November 1778
entdeckte Cook die Insel Maui und am 1. Dezember auch Hawai. Man
warf an der Südseite im Angesicht der Ortschaft Kearakakna oder Kealakakua
Anker und ward von den Bewohnern, wie einst Kolumbus von den West-
indiern, empfangen. Überall kam man den noch nie gesehenen Weißen mit
göttlicher Verehrung entgegen; Cook selbst aber ward für den Gott Rono
gehalten, von welchem die Sage ging, daß er, nachdem er auf einem sonderbar
gestalteten Schiffe die Insel verlassen hatte, einst dahin wieder zurückkehren
werde. Da die Ortschaft Kearakakua gegen 1400 Häuser enthielt, so fehlte
es nicht an Scharen Volkes, die beim Heransegeln der Schiffe ans Ufer
eilten. Wohl 15 000 Menschen mochten versammelt sein; das Ufer, die
Felsen, die angrenzenden Berge, die Dächer der Häuser, alle Bäume waren
bedeckt, und das Geschrei der Freude und Verwunderung von volltönenden
Stimmen der Männer vermischte sich mit den helleren Ausrufungen der
tanzenden und mit den Händen klatschenden Frauen. Man setzte in Kanoes
nach den Schiffen über und brachte Waren zum Verkauf oder Tausch. Als
nun Cook vollends die Insel betrat, begrüßte man ihn mit außerordent-
licher Feierlichkeit.
Zwei Häuptlinge mit langen weißen Stäben machten einen Weg
zwischen den Kanoes für sein Fahrzeug, und während Cook zwischen den
Insulanern hindurchruderte, warf sich alles vor ihm aufs Gesicht; kaum
aber war er vorbei, so erhob man sich und folgte ihm nach. Doch er brauchte
sich nur einmal umzusehen, sofort warf man sich auf die Erde oder verhüllte
das Gesicht, und endlich, um ja den Blicken des vermeinten Gottes nicht zu
begegnen, krochen sie auf allen vieren hinter ihm her.
Hierauf führte man Cook nach dem Morai, wohin das Volk nicht
folgen durfte, und wo die von ihm ausgeteilten Geschenke mit der größten
Ehrfurcht in Empfang genommen wurden. Auf sein Begehr wies man ihm
einen Raum am Strande an, begrenzte denselben mit weißen Stäben und
bestimmte, daß derselbe von keinem Insulaner betreten werden durfte, aber
auch die Weißen sollten ihn nach Sonnenuntergang nicht verlassen. Das
Tabu ward über ihn ausgesprochen, und dies hielt jeden Eingeborenen
vom Betreten zurück; leider kehrten sich die Matrosen nicht daran, denn sie
schlichen bald überall umher und suchten Verbindungen anzuknüpfen; dies
mußte die hohe Meinung der Wilden herabstimmen. Auch Cook benahm
sich nicht mit der nötigen Klugheit, sondern war gewaltthätig wie immer
in seinem Verkehre mit den Eingeborenen der Südsee-Jnseln. Da einige
Insulaner ihm Kleinigkeiten entwendet hatten, so ließ er mehrere Unschuldige
durchpeitschen und. aus andre sogar schießen, wobei Tötungen erfolgten.
Dies konnte sein Ansehen nur untergraben, und man war überzeugt, daß
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169
daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg-
züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese
zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls
als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich
große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die
Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich
zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren
bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der
Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.)
dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er-
reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre
Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu-
wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung
des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung
desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung
und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch
bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo-
sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer
füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
236 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
Das Ende des September kam heran, und man suchte das Schiff in einem
sicheren Hafen zu bergen, den man in dem nach Felix Booth benannten
Boothiagolf an dem Boothialande fand. Die eingeschlossenen Seeleute
suchten sich so gut als möglich für den langen Winter vorzubereiten, sie
zerlegten die Dampfmaschine und brachten sie nebst den Kanonen und dem
Pulvermagazin aufs Land. Eine genaue Untersuchung der Feueruugs- und
Lebensmittel ergab, daß man noch zwei Jahre und zehn Monate ausreichen
könne. Der Genuß des Branntweins wurde eingestellt, da er in den kalten
Gegenden nur schädlich wirkte. Zum bessereu Schutze gegen die Kälte be-
legte man das Oberdeck des Schiffes mit einer 1 in dicken Schneelage und
begoß diese so lange mit Wasser, bis sie eine feste Eismasse bildete,
^ Darüberhin führte man ein Dach auf und umgab endlich das ganze Schiff
noch mit einer Wand von Schnee und Eis. Die Feuchtigkeit wurde vou
dem Wohnräume im unteren Verdeck durch kupferne Röhren abgeleitet, und
der Boden jeden Morgen mit heißem Sande bestreut. Eiue Wache hatte
die Aufsicht über das Verdeck zu führen, Ebbe und Flut, Wolken und
Himmelserscheinungen zu beobachten und zu sehen, ob sich wilde Tiere
oder Eingeborene zeigen würden. Um 6 Uhr ward gefrühstückt, um
12 Uhr zu Mittag und um 5 Uhr zu Abend gegessen, Thee oder Kakao
waren dabei die üblichen Getränke. Von 6—9 Uhr ward Abendschule
gehalten, des Nachts schlief man in Hängematten. Am Sonntage fand
keine Arbeit statt, dagegen wurde die Mannschaft gemustert, worauf Gebet
und Predigt folgte. Die Leute bewiesen sich sämtlich wie die Glieder
einer Familie, alle waren gefällig und freundlich untereinander und zeigten
eine musterhafte Ordnung. Die Sonne ging seit Ende des November-
gar nicht mehr auf, doch konnte man von den höchsten Teilen der Insel
herab sie noch um Mittag unmittelbar über dem Horizonte erblicken.
Über der ganzen Natur lag Ruhe und Eintönigkeit. Jeden Mittag breitete
sich ein Dämmerlicht über die Landschaft aus, daß man selbst um diese
Zeit in der Kajütte vollkommen gut sehen und im Freien sogar die kleinste
Druckschrift lesen konnte. Der Horizont zeigte die herrlichsten Farbenspiele,
besonders nach Süden hin, die Nordlichter erschienen am Himmel in
wunderbarem Glänze. Eins der schönsten wurde am 25. November be-
obachtet, gegen Mitternacht wurde es immer prächtiger und hielt bis zum
andern Morgen aus, es bildete einen dem Regenbogen ähnlichen leuchtenden
Bogen, dessen Enden aus zwei gegenüber liegenden Bergen zu ruhen
schienen. Tief am Horizonte verdunkelte sich der vorher heitere Himmel,
die Sterne wurden sichtbar in diesem Dunkel, das nach und nach ins
Braune oder Violette überging.
Die Grenze der Wölbung war ein breiter, hellleuchtender Bogen, erst
weiß, dann gelb. Die Erscheinung glich jetzt einer großen, im Ausgeheu
begriffenen dunklen Sonnenscheibe, deren Rand mit einem glänzenden,
breiten Saunte eingefaßt ist. Lichter schwebten und ragten beständig über
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Jeannette-Expedition. 259
wurde, kehrte Nordenskjöld, seinen Weg um Asien und Europa durch den
Suezkanal uehmend, 1880 wieder heim.
Einen höchst traurigen Ausgang hatte die amerikanische Expedition
der „Jeannette" unter Kapitän Delong in den Jahren 1879—81, welche
der Eigentümer des New Aorker Weltblattes „Herald", Bennett, aus-
rüstete, derselbe, der schon Stanley nach Afrika zur Aufsuchung Livingstones
gesendet hatte. Delong drang durch die Beringsstraße nach Norden vor,
wurde aber vom Eise eingeschlossen und mit diesem hin und her, in der
Hauptsache aber nach Nordwesten getrieben. Am 13. Juni 1881 zwischen
77 und 78" nördl. Breite und 155" östl. Länge wurde aber das Schisf
„Jeannette" vom Eise zerdrückt, während sich die Mannschaft auf drei Boote
rettete und diese nach der Lenamündung steuerte. Zwei kamen auch dort
an, in welchem sich Delong mit befand, das dritte aber blieb verschollen.
Im Winter 1881 erreichten die zwei Boote einzeln die sibirische Küste,
und die Mannschaft zog im traurigsten Zustand am Lenaufer hinaus. Ober-
ingenienr Melville hatte das Kommando der Mannschaft des zuerst gelan-
deten Kutters übernommen; er traf bald auf Eingeborene, welche ihm Hilfe
leisteten und ihn auf eiue russische Station brachten. Sofort nach seiner
Ankunft daselbst rüstete Melville eine Hilfsexpedition, bestehend aus Ein-
geborenen mit Hundeschlitten aus und zog wieder die Lena hinab, seine
andern Kameraden zu suchen. Obgleich er viele Spuren von Delongs
Abteilung fand, traf er doch nicht auf die Gesuchten und mußte, ohne seinen
Zweck erreicht zu haben, wieder umkehren. Im Frühjahr des Jahres 1882
zog eine zweite Hilfsexpedition aus und fand am 23. März die Leichen
und die Tagebücher von der Abteilung Delong.
Es ist schrecklich, das Tagebuch Delongs zu lesen, wie einer nach dem
andern der Unglücklichen ins Grab sank, wie Delong selbst sich immer
schwächer fühlte und die täglichen Notizen immer kürzer werden. Zuletzt
bestanden die Notizeu nur aus Sterbeberichten, bis das Tagebuch plötzlich
mit den Worten „Collins liegt im Sterben" abbrach.
Die Hauptresultate dieser Expedition sind die Entdeckung der Jeannette-,
Henriette- und Bennettinsel, welche zu der neusibirischen Inselgruppe gehören.
Da man zwei Jahre nichts von dem Schicksal der „Jeannette" erfuhr,
wurden einige Schiffe zum Suchen abgesandt, doch ohne Erfolg. Dabei
landeten Hooper und Berry auf der Heraldinsel und aus Wrangelland,
welche diese noch unbekannten Inseln aufnahmen und erforschten.
Der Däne Hoovaard drang 1882 in das Karische Meer ein, wo
er einfror, und Bunge und Toll fuhren von der Lena aus nach den
sibirischen Inseln.
Auf der internationalen Polarkonferenz zu Petersburg im August 1881
trat Weyprecht auf und empfahl Beobachtungsstationen in den Polar-
gegenden, welcher Vorschlag auch angenommen wurde. Fast alle seefahren-
17*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Nordenskjöld Bennett Delongs Delongs Delong Berry Lena August
Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Lena Wrangelland Karische Petersburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Neuseelands Entwickelung und Zukunft. 167
male der Bevölkerung der letztgedachten Abteilungen sind indessen so gering,
daß wir uns hier einfach mit der Aufzählung der Namen begnügen können,
es gelehrteren Abhandlungen und umfangreicheren Werken überlassend,
diese beiden Abteilungen getrennt zu halten. Zu Polynesien gehören die
Fidschi-, Tonga-, Samoa- und Hervey-Jnseln, fernerhin die Sozietäts- mit
den Australinseln, der Panmotu-Archipel (die Jnselwolke), endlich die
Markesas- und die Sandwichinseln oder Hawaii. Zu Mikronesien rechnet
man die Gruppe der Ladronen oder Diebesinseln und die Archipele der
Karolinen-, der Marshall- und Gilbertinseln.
Die Polynesier sind den Malaien verwandt, welche die ostasiatischen
Inseln bewohnen. An Gestalt und Farbe sind sie zwar mannigfaltig und
verschieden, im allgemeinen jedoch mehr als mittelgroß und von gedrungenem,
kräftigem Baue. Ihre Glieder sind fest und muskulös, der Körper wohl-
gebildet, der Kopf häufig oval, das Auge nicht zu groß und schwarz, das
Haar stark und schwarz, oft lockig. Vor den Melanesien, zeichnen sie sich
vorteilhaft durch größere Bildungsfähigkeit aus, so daß, während auf den
zu jener Abteilung gehörigen Inseln die Gesittung nur langsame Fort-
schritte macht, die frühere Barbarei der Polynesier immer mehr abnimmt.
Merkwürdig sind die alten Bauwerke, welche man hier nicht selten findet.
Von Neuseeland wenden wir uns nordwestlich, gehen zwischen Neu-
kaledonien und Australien durch, passieren hierauf die Dampierstraße
zwischen Neuguinea und Neubritannien und erreichen endlich, nachdem wir
den Äquator überschritten haben, unterm achten Grade nördlicher Breite
die wenig bekannten, zum Karolinenarchipel gehörigen Pelew- oder Palaos-,
auch Palau-Jnseln, alle klein und für die Schiffer sehr gefährlich. Ob-
schon 1696 entdeckt, waren sie doch gänzlich in Vergessenheit geraten, als
sie 1783 von dem britischen Seefahrer Wilson wieder gefunden wurden.
Wilson litt in diesem Archipel Schiffbruch, rettete sich jedoch mit seinen
Leuten auf die Insel Oruloug, fand sie von Wilden bewohnt, welche noch
in völligem Naturzustande lebten, und wurde von ihnen äußerst menschen-
freundlich aufgenommen. Dieselben hatten noch niemals Europäer gesehen,
hielten die Kleidung derselben für mit dem Körper verbunden und warew
ganz erstauut, als Wilson den Hut abnahm. Da der Häuptling mit einem
andern der Nachbarinseln sich im Kriege befand, so unterstützten ihn die
Engländer durch einige mit Feuergewehren versehene Matrosen. Sechs
Flinten gewannen die ganze Schlacht, in welcher gegen 4000 Insulaner
von den Kähnen aus gegeneinander kämpften, und erfüllten die Freunde
mit hoher Verehrung, die Feinde aber mit dem furchtbarsten Schrecken.
Man besah die Verwundeten, sie bluteten heftig, und dennoch keine Spur
von Wurfspieß, womit man doch allein gekämpft hatte. Dazu der donner-
ähnliche Knall, der Pulverblitz und Rauch. Alles floh heulend.nach den
Inseln, die Sieger aber waren in Benutzung ihres Sieges sehr bescheiden;
man raubte einige Kokosnüsse und fuhr mit den Verwundeten nach dem
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Roß' Zusammentreffen mit Eskimos. 239
schiede noch eine Stelle auf dem Eise, wo man sie am andern Tage treffen
wollte, um ihre Hütten zu besuchen, ein Vorschlag, welcher mit größter
Freude angenommen ward.
Roß mit seinen Begleitern und auch die Eskimos fanden sich dort
ein; man schlug den Weg nach dem Dorfe ein, das aus 12 Schneehütten
bestand, welche umgekehrten Kesseln nicht unähnlich waren. Jede derselben
hatte einen längeren, etwas gekrümmten Eingang. Die Seefahrer be-
schenkten sie mit Glasperlen, Nähnadeln und andern Kleinigkeiten, was
ihre Furchtsamkeit schnell verscheuchte. Von dieser Zeit an hatte man
häufig Umgang mit ihnen, sie waren die Reisebegleiter und Führer ins
Innere der Insel und an der Küste des Meeres. Es war im allgemeinen
ein gut gearteter Menschenschlag, der friedlich und ruhig lebte, und den
nur die Sorge um die Nahrung in Thätigkeit hielt. Dann aber, wenn
der Eskimo in seinem Kajak die eisbedeckten Fluten durchschnitt, um den
Seehund zu erjagen, zeigte er Leben und Bewegung. In dieses Boot,
das aus einem leichten Holzgestell, mit Seehundsfell überzogen, besteht,
setzt er sich und zieht den das Boot umgebenden Lederrand sich so fest um
den Leib, daß ihn dasselbe vollständig umgibt. Das leichte Schiffchen
gestattet ihm so rasche Führung, daß der Eskimo in einem Tage wohl
10 bis 20 deutsche Meilen mit demselben zurücklegen kann. Die Fahr-
zeuge für die Frauen, die Umiaks, sind von demselben Material, wie die
Kähne der Männer, gewähren aber 10 bis 12 Personen Platz. Die ein-
zigen Personen, welche bei den Eskimos eine hervorragende Stellung ein-
nehmen, sind ihre Zauberer oder Angekkos, welche zugleich ihre Ärzte sind.
Die Idee eiues Gottes ist ihnen fremd, und selbst auf Grönland, wo sie
doch schon längere Zeit mit europäischer Kultur und mit dem Christen-
tnme bekannt geworden, sind sie sich im allgemeinen gleichgeblieben, nur
haben die Zauberer unter den Bekehrten kein Ansehen mehr. Die Christin-
nisierung der grönländischen Eskimos ist das Werk des norwegischen Psar-
rers Hans Egede, welcher im vorigen Jahrhundert lebte.
Der Winter von 1830—31 war außerordentlich hart, die Kälte er-
reichte eiue Höhe von beinahe —40° R. Am 27. Mai brach der jüngere
Roß, James Roß, zu einer Reise ins Innere des Landes auf und ward
dabei der Entdecker des magnetischen Nordpols. Sein Oheim, der Ka-
pitän John Roß, begleitete ihn ein Stück, kehrte aber dann zum Schisse
zurück. Die Beobachtungen der Magnetnadel zeigten James Roß deutlich
den Weg, welchen er einzuschlagen hatte; am 31. Mai machte er Rast und
konnte, den Berechnungen zufolge, nur noch wenige Meilen vom gesuchten
magnetischen Pole entfernt sein. Das Land war sehr niedrig, nur abwärts
von der Küste gewandt erhoben sich Hügel bis etwa zu 20 m. Am I.juni
kam Roß dem Pole so nahe, als es nur immer möglich war; die Magnet-
nadel zeigte eine lotrechte Richtung (es fehlte an derselben höchstens noch
eine Minute); sie war völlig unthätig, obwohl sie auf die zarteste Weise
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Zusammentreffen mit der „Jsabella". 241
dennoch dem Schiffe näher. Da erhob sich ein Wind, das Schiff setzte alle
Segel bei und fuhr südöstlich. Um 10 Uhr erblickte man ein zweites
Schiff, aber dieses entfernte sich rasch. Es war der schrecklichste Augen-
blick, den die Verlassenen erlebt hatten. Zwei Schiffe in der Nähe zu
wissen und sie doch davoneilen zu sehen! Doch der Himmel hals, es ward
wieder windstill, man konnte schnell vorwärts rudern, und um 11 Uhr
erkannte man deutlich, wie das eiue Schiff beilegte und ein Boot ins
Wasser ließ, das auf die Boote zuruderte. Es war bald in der Nähe und
der befehligende Steuermann fragte, ob man das Schiff verloren habe.
Roß nahm das Wort und erkundigte sich nach dem Namen des Schiffes
und bat, an Bord genommen zu werden. Man antwortete, es sei die
„Jsabella" von Hull, einst von Kapitän Roß befehligt. Roß erwiderte:
„Ich bin selbst der Kapitän Roß und diese Leute die Mannschaft der
„Vktory". Erst wollte der erstaunte Steuermann dieser Angabe keinen
Glauben schenken und bemerkte, Kapitän Roß sei schon seit zwei Jahren
tot; aber bald überzeugte er sich durch den bärenähnlichen Anzug, die
langen Bärte, das abgemagerte Aussehen, daß dem doch so sein könnte.
Man fuhr mm nach dem Schiffe zu, und kaum war der vorauseilende
Steuermann an Bord gesprungen, als die gesamte Mannschaft des Schiffes
auf dem Verdecke erschien und die Ankommenden mit Jubelruf begrüßte.
Schnell eilten sie an Bord, jeder war hungrig und mußte gespeist werden,
jeder war in Lumpen und mußte Kleider haben — es gab keinen, dem
das Waschen nicht unerläßliches Bedürfnis war. Alles geschah zu gleicher
Zeit: Waschen, Ankleiden, Essen, Rasieren! Eine Menge Fragen mußten
in buntem Durcheinander beantwortet werden. So sehr der Schlaf Be-
dürsnis war, so war man doch seit zu langer Zeit an eiu kaltes Bett auf
hartem Schnee oder nacktem Felsen gewöhnt, um auf einem guten Lager
schlafen zu können, und selbst Roß mußte das Bett verlassen und die Nacht
aus einem Stuhle zubringen. Der Kapitän der „Jsabella", Hnmphrey,
hatte den kühnen Versuch gemacht, durch die Prinz-Regents-Einfahrt bis
zu den Leopoldsinseln zu gelangen, wo er Spuren von Roß und der
„Victory" zu finden hoffte, denn Mannschaft und Schiff hielten sie längst
für verloren. Ein Eisfeld hatte ihm das weitere Vordringen unmöglich
gemacht.
Am 19. Oktober langte Roß nach einer Abwesenheit von länger als
vier Jahren in London an. Man kennt durch ihn die Lage des magne-
tischen Nordpols, das Land Boothia Felix und das Vorhandensein eines
Binnenmeeres, von welchem schon Franklin durch die Eskimos Nachricht
erhalten hatte.
Mittlerweile hatten die Engländer noch einmal versucht, die Aufgabe
der nordwestlichen Durchfahrt aus dem Landwege zu lösen. Von der ersten
Landreise, welche John Franklin von 1819—21 unternommen hatte, und
Buch b. Enld. Ii. Iß
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Extrahierte Personennamen: Hull Felix Felix John_Franklin_von_1819—21 Enld