Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
142 Das Festland Australien.
einem Büttel griff, das mit gutem Erfolge bereits in mehreren Distrikten
von Neusüdwales Anwendung gefunden hatte. Die Regierung setzte näm-
lich einen Preis aus für denjenigen, der im Bezirke von Melbourne Gold
finden würde, und dies geschah Ende September oder Ansang Oktober
1851 zu Clunes und zu Ballarat, ersterer Ort 36, letzterer 24 Stunden
von Melbourne entfernt. Nicht lange, so wurde auch nordwärts von diesen
Stellen, im Bendigodistrikt, Gold gefunden, und während des Winters von
1852 hielten sich hier allein 50 000 Goldgräber auf, die fast alle so
glücklich waren, mit Schätzen beladen nach Hause zurückkehren zu können.
Einzelne derselben hatten an einem Tage für 5000 Pfund Sterling Gold
erbeutet. Nunmehr strömten Menschen aus der ganzen Welt herbei, hunderte
von Schiffen kamen in Melbourne an, und es war nichts Seltenes, daß in
einem Monate 20 000 bis 30 000 Fremde landeten. Ein merkwürdiger
Wetteifer in den Kolonien entstand, um die fabelhaften Gerüchte über die
Größe der Schätze zu verbreiten, und die armen Goldwäscher, welche auf
dem Sprunge standen, nach einem oder dem andern Orte aufzubrechen,
waren eine Zeitlang in Verzweiflung, weil sie nicht wußten, welchen sie
wählen sollten, d. h. an welchem möglicherweise wohl die größten Nuggets
(Goldklumpen) zu finden wären.
Als indessen überall frische Minen eröffnet wurden, und als in den
Städten eine „Goldeskorte" nach der andern eintraf, wurden die Leute
überall goldtoll, und es wiederholten sich in Viktoria genau alle die Er-
scheinungen, welche schon bei der Goldentdeckung in Neusüdwales vor-
gekommen waren. Es schien auch in Melbourne alles plötzlich auf den
Kopf gestellt; die Leute mit starken Gliedern und harten Händen standen
in der gesellschaftlichen Stufenleiter obenan; ihre Einkünfte waren durch
die gesammelten Schätze außerordentlich gestiegen, und in gleichem Ver-
Hältnisse gingen die Preise aller Waren in die Höhe. Luxusgegenstände
erreichten fabelhafte Preise, da Geld genug vorhanden war und sich Leute
fanden, die mit vollen Händen gaben. Ein alter Soldat, der sich einige
Jahre vor der Goldentdeckung in der Umgebung Melbournes für seine
Ersparnisse von ungefähr 100 Pfund Sterling ein Stück Land gekauft
hatte, verkaufte dasselbe Land kurz nach der Goldentdeckung, da es zu
Bauplätzen verwendet werden sollte, für 120 000 Pfund Sterling. Auf
der andern Seite mußten freilich sämtliche Besoldungen unter 6000 Mark
um etwa 50 Prozent erhöht werden, da die Beamten sonst nicht mehr
hätten auskommen können, und die Polizeileute erhielten, damit sie auf
ihren Posten blieben, täglich 5 Schillinge 9 Penee oder 6 Mark nebst
ihren Rationen.
Die Goldausbeute war aber auch fabelhaft. Am 9. November 1851
brachte die Goldeskorte vom Berge Alexander für 400 000 Mark und von
Ballarat für 144 000 nach Melbourne. Am folgenden Mittwoch wurden
über 800 000 Mark in Gold eingeliefert, am dritten Mittwoch weit über
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
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Grönland. 253
Grönland gegenüberliegenden Landmassen des amerikanischen Archipels
sind Northlincoln und jenseit des Vereinigten Staatensundes
Grinnellland. In die Peabodybai des Smithsundes stürzt der ge-
waltige grönländische Hnmboldtgletscher (79° nördl. Br.) ab. Aus
diesem Sunde führt der Kennedykanal zwischen Grönland und Grinnells-
land in das Hallbecken, aus welchem der Petermannfjord, einem
langen Arme gleich, in das grönländische Festland einschneidet. Dieses
Hallbecken besitzt abermals eine nördliche Fortsetzung in dem Robeson-
kanal, und dieser öffnet sich in das Polarmeer, welches jedoch kein offenes,
wie man gehofft hatte, sondern mit Eis von ganz ungewöhnlicher Dicke und
hohem Alter, schwimmenden Eisbergen ähnlich, besetzt ist.
Die Ostküste Grönlands ist 1869—1870 durch die zweite deutsche
Polarexpedition erforscht worden und zwar zwischen 73 und 77"
nördl. Br., welch letztere bis jetzt höchste erreichte Breite iu Ostgröulaud
durch I. Payers Schlittenreise am 15. April 1870 gewonnen wurde.
Im Jahre 1870 unternahmen Nordenskjöld, Berggren und
Nordström am 19. Juli vom Auleitsivik-Fjord (68" 20' uördl. Br.)
an der Westküste einer Binneneiswanderung, auf welcher sie in drei Tagen
56 km landeinwärts und bis 610 m hoch ansteigend vordrangen, dann
aber zur Umkehr gezwungen waren.
Im Jahre 1871 begann der Geolog K. V. S. Steenstrnp eine
geologische Aufnahme des Küstengebiets am Waigatfund, die er im folgenden
Jahre mit dem Topographen H. G. Roh de fortsetzte.
In demselben Jahre 1872 war auch Ed. Whymper am Waigat
thätig, nachdem er vorher im Umanakdistrikte einen über 2000 m hohen
Berg des Küstengebirges bestiegen hatte.
Im Jahre 1875 besuchte der norwegische Geolog Amand Helland
Nordgrönland, wo er unter anderm Untersuchungen über die Gletscher-
bewegnngen anstellte. Zur Erforschung des bisher wenig bekannt gewesenen
südlichsten Teiles von Grönland begaben sich 1876 der oben genannte
Steenstrup, der auch 1874 mit Johnstrnp eine Reise in Südgrönland
gemacht hatte, ferner Leutnant G. F. Holm und der Student A. Komerup
von Kopenhagen nach Jnlianehaab, von wo sie, nach einer Aufnahme
des Küstengebiets, die unter dem Namen Niviarsiat oder Jomsrnerne
(Jungfrauen) bekannte Gruppe vou Nunatak (etwa 61" nördl. Breite)
vergeblich zu erreichen suchten.
Im Jahre 1877 erforschten Steenstrup und der Marineleutuaut
Jensen die Fjorde im Distrikt Frederikshaab, worauf sich im folgenden
Jahre ersterer nach Nordgrönland, letzterer nach Südgrönland begab.
Steenstrup blieb, zweimal überwinternd, bis zum Herbst 1880 in den
beiden nördlichsten Bezirken Upernivik und Umanak und brachte wichtige
Beiträge zur Kenntnis des Landes.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
78 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend.
Die jetzige evangelische Pfarrkirche in Lauban ist erst im Anfang des
18. Jahrhunderts (1703 hatte man mit dem Bau begonnen) erbaut; 1760
bei dem großen Brande, der ganz Lauban einäscherte, mit abgebrannt, wurde
sie erst nach ihrer Wiederherstellung zur Pfarrkirche gemacht an Stelle der 1760
ebenfalls abgebrannten Trinitatiskirche, die überhaupt nicht wieder erbaut wurde
und bis vor zwei Jahren hier als Ruine bestand; jetzt existiert nur noch der
Turm, der das Geläute der evangelischen.gemeinde trägt. In dieser bis zum
Jahre 1760 bestandenen Pfarrkirche spielte sich der beschriebene Vorfall aus
dem Hussitenkriege ab. Die katholische Kirche ist ein vollständig nener, in den
Jahren 1858—1861 aufgeführter Bau.
An dem Eckhause beim Eingange in die Kirchgasse sieht man in Stein ge-
hauen die Figur eines Mannes, welchem Arme und Beine fehlen. Dies soll das
Bildnis des heldenmütigen Pfarrers sein, welcher am 16. Mai 1427, als die
Hussiten Lauban erstürmten, auf den Kirchturm gestiegen war und von dort
aus die Bürger zum Widerstande ermahnt hatte; er wurde dafür von den
siegreichen Hussiten an vier Pferde gebunden und zerrissen. Andre aber sagen,
das Bild stelle den damaligen Besitzer des Hauses, Konrad von Zeidler, vor,
welcher an diesem unglücklichen Tage die Laubaner führte und im Schldfgruude,
in Stücke gehauen wurde.
Aus dem Dreißigjährigen Kriege fand sich bis vor kurzem als Andenken
an dem hölzernen Giebel eines jetzt abgerissenen Hauses vor dem Nikolaithor
ein halbes Hufeisen angenagelt, welches das Pferd des von den Feinden ver-
folgten schwedischen Königs Karls Xii. verloren haben soll, der auf seinem
berühmten Ritt von Bender nach Schweden so schnell durch Lauban sprengte,
daß das Hufeisen bis dort hinauf geschleudert wurde.
Auch am Queiß gelegen ist Greifenberg und mit der Bahn zu erreichen.
Diese Stadt liegt dem Jsergebirge um 15 km näher. Ein guter Fußgänger
kann von hier aus das Bad Fliusberg in drei Stunden erreichen. Greifenberg
hat noch nicht 3000 Einwohner; unter den Gewerben der Stadt nimmt die
Leinenfabrikation, die seit 400 Jahren getrieben wird, die erste Stelle ein.
Die Weberei erhielt größeren Aufschwung, als sich ihres Glaubens wegen aus
Jauer und Neiße vertriebene Weber hier ansiedelten; noch mehr hob sich die
Stadt nach der Besitznahme Schlesiens durch Preußen infolge der weisen Maß-
regeln Friedrichs des Großen zum Schutze der schleichen Industrie. Im Jahre
1609 gab es sechs Handelshäuser für Leinen, nach 1640 mehrten sich dieselben
auf sechsundzwanzig. Im Jahre 1755 wurde die Kaufmannsfocietät, eine Art
Handelskammer, gebildet. In der Leinwandordnung vom 26. April 1788 er-
scheint Greifenberg als eine der fünf Kommerzialstädte des fchlesischen Gebirges.
Jetzt beschäftigen zehn Fabrikanten die meistens auf dem Lande zerstreut woh-
nenden Weber hauptsächlich in der Erzeugung von leinenen Taschentüchern,
Leinwand und Creas, Damast, Handtüchern, Drell, Inlett- und Züchenleinen.
In zwei Leinendruckereien und Färbereien werden bedruckte Schürzen und
Kleiderstoffe hergestellt. Eine mechanische Weberei arbeitet mit 86 Stühlen;
Bleichanstalten gibt es vier. Greifenberg ist eine alte Stadt, über die wir aus
dem Anfang des elften Jahrhunderts sichere Nachrichten haben. In der katho-
tischen Kirche befindet sich eine 1545 angelegte gräflich Schafsgotschische Familen-
grust. Auf einem 3/4 Stunden von der Stadt entfernt liegenden, 420 in hohen
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Zeidler Konrad Karls Greifenberg Greifenberg Friedrichs Greifenberg Weber Greifenberg
Extrahierte Ortsnamen: Lauban Karls Schweden Bad_Fliusberg Schlesiens
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
360 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
bleiben, aber nicht mehr das sein, was ihr wäret. Ich hoffe, dies wird die letzte
Thorheit eures Königs gewesen sein."
Am 15. August 1898 wurde mit vielem Gepränge, mit Erleuchtung,
Feuerwerk und Gastmählern, während die Bürger seufzten, der Geburtstag des
Kaisers gefeiert. Dann wurden die Befestigungswerke auf Kosten Preußens
wieder ausgebessert und vervollständigt. Wie sehr Glogau während der fran-
zösischen Herrschaft litt, läßt sich in Kürze nicht beschreiben: aber daß die Not
keine kleine gewesen ist. liegt auf der Hand, wenn man bedenkt, daß für die
Bürger zu den vielen Abgaben, welche der Krieg und unglückliche Friede von
den andern Städten forderte, noch die Erhaltung der französischen Truppen
hinzukam. Wie jedoch allenthalben nach den Unfällen der französischen Armee
im Jahre 1812 ein frischer Geist und Sinn die Bürger beseelte, so wurden
auch die Glogauer immer mehr von Abscheu gegen die Franzosen erfüllt. Sie
hatten die Reste der großen Armee zurückkehren fehen in den abenteuerlichsten
Aufzügen, wie sie in Felle von Katzen und Hunden, in zerlumpte Mäntel ge-
hüllt mit erfrornen Händen, Füßen und Nasen durch die Stadt zogen.
Der Krieg gegen Frankreich war erklärt. Am 10. März war das noch
immer von Franzosen besetzte Glogau völlig gesperrt, und nun erfuhren die
Glogauer nichts mehr von dem, was außerhalb ihrer Stadt vorging. Russische
Truppen begannen am 19. März die Beschießung Glogaus. Unter den Be-
lagerern waren auch Preußen, was man erst im Mai erfuhr, als bei einem
Ausfalle einige Preußen gefangen eingebracht wurden. Was mußten die Ein-
wohner jetzt empfinden, da sie sich noch immer der Gewalt französischer, also
ihnen jetzt feindlicher Truppen bloßgestellt fahen! Erst am 10. April 1314
ergaben sich die französischen Truppen unter der Bedingung freien Abzuges.
Glogau hatte während der Belagerung unbeschreiblich gelitten nicht durch die
Preußen und Russen, die es mehr eingeschlossen hielten als eigentlich angriffen,
sondern durch die in der Stadt entstandene Not, welche durch Mangel an Lebens-
Mitteln, durch Krankheit und durch den Druck, besonders durch die ungeheuren
Forderungen der französischen Behörden, herbeigeführt wurde. Der Kehricht
aus den Pferdeställen konnte nicht fortgeschafft werden, sondern wurde auf die
Straßen gebracht und verpestete die Luft. Weil es an Brennholz fehlte, riß
man Häuser ein und brauchte die Balken als Brennholz. Viele Hunderte von
Einwohnern wurden aus der Stadt gelassen, weil es an Lebensmitteln fehlte,
so z.b. am ersten Adventsonntage 1900 Menschen. Von der Besatzung liefen
viele davon, denn sie wurde schlecht verpflegt, und man sah Soldaten bei den Ein-
wohnern Brot erbetteln. Als die Besatzung durch Raketen von der Lage Deutsch-
lands erfuhr, forderten über 2000 Mann Deutsche, Spanier und Holländer ihre
Entlassung und erhielten sie am 23. Januar 1814. Der französische Gouverneur
Laplane stellte seine ungeheuren Geldforderungen öfter unter angedrohter Plün-
derung, am 25. Januar sogar unter Androhung, das Rathaus in die Luft
sprengen zu lassen, wozu er schon zwölf Fässer Pulver in die Keller desselben
hatte bringen lassen. Der auf den Straßen aufgehäufte Mist mußte endlich
am 3. Februar verbrannt werden, wodurch aber die Krankheiten noch vermehrt
wurden. Erst nachdem die Nachrichten von der Thronveränderung in Frank-
reich angekommen waren, ersolgte der Abschluß der Kapitulation am 10. April
1814. Die am 17. April ausmarschierende Besatzung bestand noch aus 2429
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Extrahierte Personennamen: August Laplane
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Frankreich Glogau Glogaus Frank-
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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428 Im Regierungsbezirk Posen.
die ausständischen Polen; gegen 2500 Mann sollen hier zusammengekommen
sein. Ehe sie abzogen, begingen sie manche Grausamkeiten an den Einwohnern.
Mieroslawski führte die Polen gegen die Preußeu, die unter dem General
Hirschfeld standen. Bei Sokolowo kam es zur Schlacht. 300 Edelleute giugeu
auf die preußischen Geschütze los. Die Mehrzahl fiel, aber die Preußeu mußten
weichen, wurden aus einer Stellung nach der andern geworfen und zogen sich
nach Gnefeu zurück. Den Polen kostete dieser Sieg gegen 700 Gefallene und
ebensoviel Verwundete, die nach Wreschen gebracht und dort verpflegt wurden,
so daß die ganze Stadt einem Lazarett glich.
Südlich von Wreschen liegt das kleine Miloslaw; dann fahren wir über
die Warthe unweit Neustadt, kommen nach Jarotfchin, einem Orte von 2500
Einwohnern, die sich vielfach vom Holzfahren aus den reichen nahen Waldungen
nach der Warthe hinunter nähren. Hier wird die Öls-Gnefener Bahn von der
Pofen-Kreuzburger Bahn geschnitten.
Schon im Kreise Krotoschin, südlich von Jarotschin, liegt Koschmin (4200 E.),
Knotenpunkt von vier Chausseen, Sitz eines Lehrerseminars. Hier finden wir das
Schloß der Familie Sapieha, die einst in Großpolen die reichste und angesehenste
war, deren Andenken bei uns nur noch in dem Namen des Sapiehaplatzes in
Posen fortlebt. Vor mehr als hundert Jahren gebot über das ganze Land
rings um feine Feste der Fürst Marcin Sapieha. Nur das kleine Wilkowo ge-
hörte dem Szlacheie Sewerin Wilkonski. Vergebens bemühte sich der Fürst,
den Alten durch den Anblick roter und weißer Gulden zum Verkauf des Gütchens
zu locken. Dieser mochte nicht von der Kirche lassen und den teuern Gräbern;
es trat eine böse Spannung zwischen dem Magnaten und dem Edelmanns ein.
Da kam der Fürst dem edlen Wilkonski freundlich entgegen, mit Bruderkuß lud
er ihn persönlich zur Osterseier auf das Schloß.
Ostern wurde damals von den Polen noch seierlicher begangen als heute.
Die geweihte Speise bildete den Festschmaus, rauschend und glänzend ging es
auf dem Schlosse her, der Ungarwein floß in Strömen, und der Tag ward zur
Nacht, die Nacht zum Tage, bis alle drei hochheiligen Feiertage vorüber waren.
Der Fürst machte den liebenswürdigsten Wirt; er streichelte und küßte den alten
Sewerin, strich ihm den langen Bart, um die letzten Spuren des früheren
Grolles wegzufchmeicheln. Unterdessen brachen die Kosaken des Marcin Sapieha
auf Befehl ihres Herrn in Wilkowo ein, rissen das Wohnhaus, die Hütten der
Bauern, die ehrwürdige Kirche nieder und legten sie in Asche; dann pflügten
sie die leergebrannten Stätten um, streuten Salz in die Furchen und trieben
die Bewohner des früheren Dorfes mit Peitschenhieben ins Gebüsch.
„So rächte sich Marcin Sapieha
Zur Zeit der freien und erlauchten Republik Polonia,
Als man nach Christus lausend schrieb
Sieben hundert zwei und vierzig."
Wir kommen nach Krotoschin, einem freundlichen Ort von 8300 Ein-
wohnern, dem Geburtsorte des Dichters Otto Roquette, der Hauptstadt des
Fürstentums, mit welchem Friedrich Wilhelm Iii. den Fürsten von Thurn und
Taxis beschenkte, als in Preußen eine königliche Post eingerichtet wurde. Einst
war die Stadt noch viel unbedeutender, was schon der Umstand beweisen kann,
daß sie in dem Hexameter genannt wird, mit dem der Posener die sieben
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Hirschfeld Marcin_Sapieha Sewerin_Wilkonski Wilkonski Marcin_Sapieha Marcin_Sapieha Christus Otto_Roquette Otto Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Die Mongolenschlacht im Jahre 1241. 335
tot", was falsch verstanden wie „Fliehet, fliehet" klang. Unordnung riß ein,
und die Mongolen jagten ihre Gegner in die Flucht. Nun standen die beiden
letzten Haufen allein noch auf dem Schlachtfelde, und wenngleich ihre Feinde
ihnen weit überlegen waren, so hatten sie doch eine geordnete Stellung und
eine regelmäßige Art des Angriffes voraus, und außerdem waren sie durch ihre
Panzer und Rüstungen ziemlich gesichert vor den Pfeilen der Mongolen, die
dagegen vor ihren Streichen nicht durch Panzer geschützt waren. Schon glaubten
die Christen den Sieg erfochten zu haben, als sich plötzlich das Glück wendete
und eine allgemeine Flucht den Mongolen den Sieg in die Hände gab.
Als Ursache dieses schnellen Wechsels gibt man an, die Mongolen hätten eine
lange Stange in Gestalt eines Kreuzes erhoben; auf deren Spitze hätten sie einen
Menschenkopf von fürchterlichem Aussehen gesteckt, welcher einen starken und
stinkenden Rauch von sich geblasen habe. Man vermutet, daß diese Stauge ein
Werkzeug gewesen sei, Steine und brennende Stoffe fortzuschleudern, wie es
die Mongolen in ihren Kriegen in China kennen gelernt hatten; andre glauben,
sie sei nur ein Feldzeichen gewesen, um die Streiter zusammenzuhalten. Was
es auch für ein Ding war, die Christen hielten es für eine teuflische Zauberei,
der sie nicht widerstehen könnten, und flohen. Nur Herzog Heinrich wehrte sich
noch, und vier Ritter hielten bei ihm aus. Er wollte sich endlich durch die
Feinde durchschlagen, aber er verlor sein Pferd; einer seiner Begleiter brachte
ihm ein frisches; drei seiner Treuen fielen neben ihm. Schon an der linken
Hand verwundet, wollte der Herzog noch einen kräftigen Hieb thuu, als ein
Mongole ihn mit seiner Lanze unter der Schulter traf und niederstieß. Der
treue Jwanowitz entkam mit zwölf Wunden bedeckt; aber über Heinrichs Leich-
nam sielen die Mongolen her, entkleideten ihn und hieben ihm den Kopf ab,
den sie auf einer Stange als Siegeszeichen forttrugen. Mit diesem Kopfe ritten
sie vor das Schloß von Liegnitz, in welchem vier Söhne Heinrichs in Sicher-
heit waren. Indem die Mongolen den Liegnitzern Heinrichs Haupt zeigten,
hofften sie, das Schloß werde sich ihnen ergeben. Da sie aber ernste Gegen-
wehr fanden, zogen sie ab und nahmen bald darauf ihren Rückzug an der Seite
des Gebirges nach Mähren zu. Ihr Aufenthalt in Schlesien hatte kaum sechs
Wochen gedauert, und dennoch war das ganze Land von Ratibor bis Liegnitz
verheert und verwüstet, und alle Orte, durch welche sie zogen, waren von ihnen
niedergebrannt worden. Wie groß ihre Anzahl in der Schlacht bei Liegnitz ge-
wesen, ist nicht genau anzugeben, wahrscheinlich aber betrug sie nicht über 50 000
streitbare Männer. Heinrichs Heer soll sich auf 30 000 Mann belaufen haben.
Vieles hat eine spätere Zeit zu dieser Begebenheit hinzugedichtet. So sollen die
Mongolen jedem in der Schlacht gefallenen Christen ein Ohr abgeschnitten und
mit diesen Ohren neun Säcke gefüllt haben. Noch jetzt feiern die Liegnitzer all-
jährlich am Sonntage nach dem 9. April das Ohrenfest. Zahlreiche Scharen von
Bewohnern der Stadt und Umgegend ziehen an diesem Tage nach Wahlstadt,
und in den Kirchen wird von den Geistlichen des furchtbaren Kampfes gedacht;
auch Gemälde am Altar und an der Decke der katholischen, am Altar der evan-
gelischen Kirche stellen Szenen der Schlacht dar.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Söhne_Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: China Liegnitz Ratibor Liegnitz Liegnitz
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Die Ritterakademie zu Liegnitz. 347
fast wider die Reputation eines Kavaliers, indem selbigem weit anständiger sei, ein
Pferd geschickt herumzutummeln und Degen und Pistolen wohl zu führen zu wissen."
Die Lektionen begannen erst im folgenden Jahre; das Unterrichtswesen der
Anstalt trug längere Zeit den Charakter einer Universität; es fanden Vorlesungen
über Institutionen, angewandte Mathematik, Heraldik u. s. w. statt. Erst allmählich
wurde die Akademie mehr und mehr Schule, die juristischen Studien abgeschafft,
das Latein (1792) eingeführt, nachdem schon 1743 die Übertragung des Vize-
direktorates von dem Stallmeister auf den Professor primaria erfolgt war.
Am 19. März 1709 feierte die Ritterakademie zum erstenmal das Namens-
fest ihres kaiserlichen Gründers, wobei einige Reden im neuen Auditorium ge-
halten und abends das Gebäude illuminiert wurde; damals waren 24 Akademisten
in Liegnitz. Daß diese Herren Akademiker nicht durchweg solide lebten, beweist
der Umstand, daß schon 1713 den Liegnitzer Weinschenken und „Italienern",
auch Kaffee- und Theeschenken und Handelsleuten durch ein Regierungsreskript
publiziert worden ist, daß sie den Akademisten nichts verleihen oder borgen, weder
Wein noch Thee und Kaffee, auch um ihr Geld einschenken sollten bei Strafe von
50 Thalern. Die Strafe wurde im Wiederholungsfalle noch erheblich verschärft,
das Edikt auch 1723 und 1724 erneuert. Auch wurde im Jahre 1726 den
Professoren geboten, „mit den Akademisten sich keineswegs familiär zu machen."
Die Gebäude der Akademie waren meist hölzern, mit Schindeln gedeckt,
ungleich, boten wenig Bequemlichkeit und entsprachen nicht der Würde der
Anstalt. Deshalb wurde der Neubau der Gebäude beschlossen. Am 5. Juli 1728
wurde derselbe mit der Eröffnung des ersten Grundgrabens begonnen. Der
Bau hat im ganzen zehn Jahre in Anspruch genommen.
Interessant ist ein Streit, den die Profesforen und Exerzitienmeister der
Akademie im Jahre 1732 mit dem Rate der Stadt Liegnitz hatten. Dieser
hatte nämlich 1726 bestimmt, daß weder fremdes Bier noch Fleisch eingeführt,
noch Pfuscher geduldet werden sollten; die Lehrer aber ließen sich die nötigen
Viktnalien und das Bier aus der Ferne kommen und beriefen sich auf die
Stiftungsurkunde, laut welcher der Rat mit der Akademie nichts zu thuu habe.
Der Rat wollte sich dies Vorgehen nicht gefallen lassen und schritt gegen die
Übertreter seiner Verordnung im Jahre 1732 ein. Die Lehrer wurden mit
ihrer Beschwerde abgewiesen. Da verschafften sie sich ärztliche Atteste, welche
das Liegnitzer Bier für nicht zuträglich erklärten, und so umgingen sie das Gesetz.
Die Vorarbeiten und Ausgrabungen zum Neubau waren 1735 so weit
fertig, daß die Grundsteinlegung erfolgen konnte. Die Stadt fchenkte bei der
Feierlichkeit sechs große Kannen Wein, die Bürger hatten sich in den Gassen,
durch welche der Festzug ging, in Reihen gestellt und präsentierten unter flie-
genden Fahnen und klingendem Spiel das Gewehr. Die Anstalt stand damals
im vollsten Glanz; sie wurde von mehreren Prinzen besucht und hatte Pen-
sionäre aus der Lombardei, Ungarn, Litauen und Polen.
Am 22. Februar 1741 traf Friedrich Ii. zum erstenmal in Liegnitz ein
und speiste mit dem Herzog von Holstein in der Ritterakademie. Im Jahre
1763, dem Jahre des Hnbertsbnrger Friedens, wurde am 19. März, wie
gewöhnlich, das Josephsfest gefeiert. Von diesem Jahre ab verlegte man die
Feier der Gründung auf den Friedrichstag, den 5. März, wobei es bis 1774
geblieben ist. Aber die ersten Jahrzehnte preußischer Regierung waren für die
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Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
352 Die Ebene der Lker.
deutschen Zollvereins (1. Januar 1834). Durch Vereinigung mit Hannover
zu einem Steuervereine (1. Juni 1835), dem später auch Oldenburg beitrat,
blieb Braunschweig zwar noch einige Zeit der Mittelpunkt des Handels für die
zum Steuervereine gehörigen Gebiete; nach dem Beitritte des Herzogtums zu
dem deutschen Zollvereine (1. Januar 1842) verlor die Stadt indes ihr seit-
heriges Hauptabsatzgebiet. Diese Nachteile für Handel und Verkehr konnten
durch die seit dieser Zeit erfolgte Anlage der Eisenbahnen, für welche Braun-
schweig gegenwärtig einen Hauptknotenpunkt bildet, nur nach und nach aus-
geglichen werden. Ersatz für Einbuße im Tranfitohandel hat die Stadt jedoch
durch die in den letzten Jahrzehnten erfolgte Entfaltung des Fabrikwesens er-
halten. — Die Wahrung der Handelsinteressen sowie die Vertretung der ge-
samten Kaufmannschaft liegt der Handelskammer ob, welche aus zwölf Mitgliedern
besteht, von denen die Grossisten, die Detaillisten und die Fabrikanten je vier
zu wählen haben. Die Gilden der Handwerker sind auch nach der am I.januar
1865 eingeführten Gewerbefreiheit bestehen geblieben; mehrere der Gewerbe
haben sich außerdem zu Assoziationen vereinigt.
Zur Belebung des Geldverkehrs dienen vornehmlich das herzogliche Leih-
haus, die Braunschweigische Bank, die Reichsbankfiliale, die Braunschweigische
Kreditanstalt, die Brannschweigisch-hannöversche Hypothekenbank sowie zwölf
Wechsel- und Bankiergeschäfte.
Für Rübenzucker ist Braunschweig nächst Magdeburg der bedeutendste
Handelsplatz; der hiesige Gesamtumsatz beläuft sich auf durchschnittlich ca. 60
Millionen Kilogramm jährlich. Im städtischen Gebiet selbst sind sechs Zucker-
sabriken belegen. Die Schokoladefabriken der Stadt beschäftigen etwa 120 Arbeiter
und Arbeiterinnen, und die eine (Wittekop&Comp.) liefert jährlich etwa 250 000 kg
diverser Kakaopräparate. An Makkaroni und Nudeln werden in drei Etabliffe-
ments jährlich 577 600 kg fabriziert.
Weit über die Grenzen des Deutschen Reiches hinaus ist die Wurstfabrika-
tion der Stadt berühmt; wie bedeutend dieser Zweig der gewerblichen Thätig-
keit ist, beweist der Umstand, daß im Durchschnitt jährlich in den Schlächtereien
allein etwa 23 000 Schweine geschlachtet werden. Bekannt, wenn auch von
minderer Bedeutung, ist gleichfalls die hiesige Honigkuchenbäckerei. Ganz be-
sonders hervorzuheben ist Brauuschweigs Spargelbau sowie die Konservesabri-
kation, welch letztere in neun Etablissements betrieben wird. Der erste Versuch,
frischen Spargel nach Hamburg zu versenden, wurde im Jahre 1855 gemacht.
Seitdem stieg die Nachfrage von Jahr zu Jahr. Statistischen Ermittelungen
zufolge betrug bereits im Jahre 1878 die Gesamtfläche des im Stadtgebiete
mit Spargel bestellten Ackerbodens 174 ha, auf denen jährlich etwa 300 000 kg
produziert werden. Die Zufuhr aus den umliegenden Ortschaften beträgt außer-
dem ca. 100 000 kg. Die Hälfte etwa wird als Eilgut in frischem Zustande
versandt; der Rest wandert, abzüglich des einheimischen Konsums, in die Kon-
servefabriken. In den Spargelplantagen finden während der Sommermonate
etwa 600 Frauen und in den Konservefabriken ca. 500 Frauen und Mädchen
dauernde Beschäftigung.
Sonst ist von Braunschweig in industrieller Beziehung noch zu erwähnen
die Stahl- und Dampfkessel-, Nähmaschinen-, Pianoforte-, Sparherd- und Geld-
fchraukfabrikation, die Maschinenbauanstalten (sechs), die optischen Anstalten (neun),
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Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ilmenau und Elgersburg. 309
Für Goethe war dieser „Winkel" des herzoglichen Landes von Anfang an
mehr gewesen als eine Gelegenheit zu Jagd und Abenteuer. Schon im ersten
Jahre seines Aufenthaltes am Weimarischen Hofe, also in einer Zeit, da er
wie berauscht von Ruhm, Glück und Liebe dahin zu leben schien, keimte in seiner
Seele ein sehr ernster Gedanke, der nicht sowohl seinen Lebensgenuß, als das
Gedeihen der Stadt Ilmenau zum Gegenstande hatte. Das war ja das Eigen-
tümliche in Goethes Wesen, daß er im Vollgennsse seines eignen Glückes Glück
um sich verbreiten mußte. Ohne bedächtige Erwägung, ohne Erregung des Pflicht-
gefühls drang ein Strom lebendiger Güte aus der Fülle feines Herzens hervor.
Blankenburg mit dem Greifenstein.
So auch in Ilmenau. Goethe sah die Halden an der Sturmheide, welche von
einem einst großartigen Bergbau zeugten. Die Wasser waren durchgebrochen,
hatten das Bergwerk zerstört und der Stadt ihre Blüte genommen. Da — es
war im Hochsommer des Jahres 1776 — faßte Goethe den Plan, das Berg-
werk wieder in Gang und die Stadt wieder iu Flor zu bringen. Und das ge-
fchah zu derselben Zeit, als ihm die erste Idee zu seiner Iphigenie kam: ein
Beweis, wie auch die ideale Griechenwelt ihn der Wirklichkeit nicht zu entrücken
vermochte, die er mit ebensoviel Klarheit als Liebe zu schauen geschaffen war.
Das vorerwähnte Gedicht „Ilmenau" kündigt die Wiedereröffnung des Berg-
Werkes an. Nach sieben Jahren ist der Gedanke heilsamen Wirkens durch-
gedrungen durch die Wallungen jugendlichen Übermutes; und am 24. Februar
1784 geschieht die Wiedereröffnung, eingeleitet durch eine Rede Goethes, die
uns in seinen Werken aufbewahrt ist.
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Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
48
Berliner Baumeister und Bildhauer.
In diese Periode fallen vier für Berlins bauliche Verhältnisse
wichtige Momente: die sogenannte Gründerzeit, der „Krach", die
Uebertraguug fiskalischer Baurechte auf die Stadtgemeiude und
die Aenderung der Baugesetzgebuug.
Die beispiellosen kriegerischen Erfolge Deutschlands, das Erwachen eines
wirklichen deutschen Nationalbewußtseins, die unversiegbar erscheinenden fünf
Milliarden Fraueskriegsentschädigung, das Gefühl, daß auf längere Zeitruhe und
Friede herrschen würden: alle diese Umstände zusammen erweckten die hochfliegend-
sten Spekulationen, die sich in Berlin u. A. iu einer fieberhaft zu nennenden Bau-
thätigkeit äußerten. In dem soeben (Ende 1880) erschienenen, vom Magistrat
Heransgegebenen großen amtlichen Werk: „Bericht über die Gemeindeverwaltung
der Stadt Berlin in den Jahren 1861 —1876" heißt es bei Besprechung
dieser Zustünde: „Es war eine durch den Lnxns einzelner zu schnellem Reich-
thnm gelangter Kreise, durch die bei leichter Kreditgewährung und zeitweilig
rascherem Konsum rastlos ausgedehnte Produktion in ihren Wirkungen noch
gesteigerte Folge der Verminderung des Geldwerthes, daß auf der einen Seite
die Löhne der Handarbeit eine Höhe erreichten, welche für die Arbeiter eine
starke Versnchuug zu Uebermnth und Verschwendung wurde; daß andererseits
jene Epoche des leichten Verdienstes an der Börse, bei der Lohnarbeit, beim
Handel, insbesondere auch bei dem Handel mit Grundstücken für die auf feste
Renten und Besoldungen Angewiesenen, bis zu der — naturgemäß erst
nach einiger Zeit, wenigstens für die Beamten eintretenden — Ausgleichung
eine Zeit der Sorgen und Bedrängnis; war. die besonders in der „Wohnungs-
uoth" zur Erscheinung kam." Das massenhafte Hinzuströmen der Bevölkerung
erzeugte in der That trotz der Banwnth Wohnungsnoth; die ebenso Massen-
Haft auf den Markt geworfenen Kapitalien und imaginären Papierwerthe die
Vorstellung von allgemeinem Reichthum, der sich vor Allem auch letzterem eut-
sprechende Paläste aneigne» und industrielle Monumentalbauten schassen wollte.
Wenige Jahre, die denkwürdige, sogenannte Gründerzeit, genügten, um
auf diese Weise die Physiognomie Berlins durch Prachtbauten zu verändern,
bei denen mit kostbareren Baumaterialien, Marmor, Granit, Sandstein, franzö-
sischem Kalkstein, Porphyr u. s. f., nicht geknausert und auch auf die stilistische
Ausstattung Unsummen verwendet wurden. Auf 792 Rohbauabnahmen im
Jahre 1870 folgten im Jahre 1871: 1134, im Jahre 1872: 1466, im Jahre
1873 nicht weniger denn 2148, alfo der gesammte Häuserbestaud eiuer mitt-
leren deutschen Stadt!
Auch der mit einem aus Wien entlehnten Ausdruck „Krach" bezeichnete
Rückschlag, den Einsichtige schon in der besten Zeit der Gründerperiode voraus-
geseheu hatten, hat dem privaten Prachtbau keiueu so namhaften Abbruch gethau,
wie man erwarten sollte. Denn das Vertrauen, welches die Krone in die Stadt-
gemeinde setzte, als sie, wie schon in Kap. 1 angedeutet, derselben das ge-
sammte bis dahin fiskalische Eigenthum der Straßen, Plätze und
Brücken und dem Oberbürgermeister die Ausübung der bis dahin vom
königlichen Polizeipräsidium wahrgenommenen Straßenbaupolizei vom
1. Jan. 1876 ab übertrug, konnte nur in höchstem Maße ermuthigend auf die
Bürgerschaft einwirken. Selbst das neue preußische Bebauungsgesetz vom
2. Juli 1875 und die auf Grund desselben erlassenen zwei Bebauungs-Ortsstatute
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Jan
Extrahierte Ortsnamen: Berlins Deutschlands Berlin Berlin Berlins Wien