Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
142 Das Festland Australien.
einem Büttel griff, das mit gutem Erfolge bereits in mehreren Distrikten
von Neusüdwales Anwendung gefunden hatte. Die Regierung setzte näm-
lich einen Preis aus für denjenigen, der im Bezirke von Melbourne Gold
finden würde, und dies geschah Ende September oder Ansang Oktober
1851 zu Clunes und zu Ballarat, ersterer Ort 36, letzterer 24 Stunden
von Melbourne entfernt. Nicht lange, so wurde auch nordwärts von diesen
Stellen, im Bendigodistrikt, Gold gefunden, und während des Winters von
1852 hielten sich hier allein 50 000 Goldgräber auf, die fast alle so
glücklich waren, mit Schätzen beladen nach Hause zurückkehren zu können.
Einzelne derselben hatten an einem Tage für 5000 Pfund Sterling Gold
erbeutet. Nunmehr strömten Menschen aus der ganzen Welt herbei, hunderte
von Schiffen kamen in Melbourne an, und es war nichts Seltenes, daß in
einem Monate 20 000 bis 30 000 Fremde landeten. Ein merkwürdiger
Wetteifer in den Kolonien entstand, um die fabelhaften Gerüchte über die
Größe der Schätze zu verbreiten, und die armen Goldwäscher, welche auf
dem Sprunge standen, nach einem oder dem andern Orte aufzubrechen,
waren eine Zeitlang in Verzweiflung, weil sie nicht wußten, welchen sie
wählen sollten, d. h. an welchem möglicherweise wohl die größten Nuggets
(Goldklumpen) zu finden wären.
Als indessen überall frische Minen eröffnet wurden, und als in den
Städten eine „Goldeskorte" nach der andern eintraf, wurden die Leute
überall goldtoll, und es wiederholten sich in Viktoria genau alle die Er-
scheinungen, welche schon bei der Goldentdeckung in Neusüdwales vor-
gekommen waren. Es schien auch in Melbourne alles plötzlich auf den
Kopf gestellt; die Leute mit starken Gliedern und harten Händen standen
in der gesellschaftlichen Stufenleiter obenan; ihre Einkünfte waren durch
die gesammelten Schätze außerordentlich gestiegen, und in gleichem Ver-
Hältnisse gingen die Preise aller Waren in die Höhe. Luxusgegenstände
erreichten fabelhafte Preise, da Geld genug vorhanden war und sich Leute
fanden, die mit vollen Händen gaben. Ein alter Soldat, der sich einige
Jahre vor der Goldentdeckung in der Umgebung Melbournes für seine
Ersparnisse von ungefähr 100 Pfund Sterling ein Stück Land gekauft
hatte, verkaufte dasselbe Land kurz nach der Goldentdeckung, da es zu
Bauplätzen verwendet werden sollte, für 120 000 Pfund Sterling. Auf
der andern Seite mußten freilich sämtliche Besoldungen unter 6000 Mark
um etwa 50 Prozent erhöht werden, da die Beamten sonst nicht mehr
hätten auskommen können, und die Polizeileute erhielten, damit sie auf
ihren Posten blieben, täglich 5 Schillinge 9 Penee oder 6 Mark nebst
ihren Rationen.
Die Goldausbeute war aber auch fabelhaft. Am 9. November 1851
brachte die Goldeskorte vom Berge Alexander für 400 000 Mark und von
Ballarat für 144 000 nach Melbourne. Am folgenden Mittwoch wurden
über 800 000 Mark in Gold eingeliefert, am dritten Mittwoch weit über
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
240 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
verfertigt war. Hocherfreut über diese Entdeckung ward an der Stelle
(die sich unter 70° 5' nördlicher Breite und 79° 7 1/2' westlicher Länge von
Ferro befindet) die britische Flagge aufgepflanzt und vom magnetischen
Pole im Namen Großbritanniens und des Königs Wilhelm Iv. Besitz ge-
nommen. Aus den umherliegenden Bruchstücken von Kalkstein errichteten
die glücklichen Finder eine Steinpyramide und legten eine Blechbüchse dar-
unter, worin die Nachricht von dieser merkwürdigen Thatsache niedergelegt
ward. „Hätten wir" — erzählt James Roß — „Zeit und Mittel be-
sesseu, wir hätten in unsrer Herzensfreude eine Pyramide erbaut, dauer-
haster als die des Cheops. Die Eskimos hatten keinen Begriff von unsrer
Freude, denn während ich die Lage des Poles nach der Himmelsgegend
berechnete, hatten sie einen armen Seehund in einem Eisloche aufgespürt
und spießten ihn an, um ihn zu verzehren."
Im dritten Sommer (1831) dachten die Seefahrer, da ihnen keine
weiteren Entdeckungen möglich waren, ernstlich an die Rückkehr. Es gelang
ihnen, das Schiff aus dem Hafen zu bringen, allein schon am nächsten
Tage, am 29. August, lag es wieder fest im Eise. Es war keine Aussicht
vorhanden, dasselbe retten zu können, man verlebte noch einen traurigen
Winter auf demselben und entschloß sich, da auch die Lebensmittel zu man-
geln anfingen, am 1. Juni 1832 das Schiff zu verlassen und längs der
Ostküste vom Boothia-Felixlande nach der Küstenstelle zu wandern, wo die
Trümmer der gestrandeten „Fury" lagen. Glücklich erreichte man auch
den Fnrystrand, baute sich hier eine Hütte und benutzte die noch vorhan-
denen Vorräte. Aus den Schiffstrümmern wurden zwei Boote gezimmert
und in diesen die Weiterfahrt versucht; als dieselbe sich aber erfolglos
zeigte, kehrte man zu dem Furystrande zurück, um noch einen traurigen
Winter in jenen Gegenden zu verleben. Zum Glück boten die anfgefnn-
denen Vorräte genug Lebensmittel dar. Mit Anbruch der milden Jahres-
zeit begann man sich zum Aufbruch zu rüsten und versorgte die Boote auf
drei Monate mit Lebensmitteln. Am 8. Juni sagte man dem traurigen
Furystrande lebewohl, nachdem John Roß vorher nach einen Gottesdienst
gehalten hatte. Erst am 14. August zeigte sich für die Boote eine fahr-
bare Wasserstraße, die Vorräte wurden eingeschifft, und nun ging's nord-
wärts.
Die Prinz-Regentsstraße ward verlassen und gegen den Eisgang des
Laneastersundes hin gerudert; hier zog man die Boote ans Land, um sie
auszubessern. Es war am 28. August 4 Uhr morgens — alles schlief
noch — als der Wachthabende, David Wood, im Meere ein Segel zu sehen
glaubte. Er weckte sofort den Kapitän Roß, und dieser erkannte mit Hilfe
des Fernrohres, daß es wirklich ein Schiff sei. Alles eilte jetzt aus dem
Zelte, die Boote wurden jetzt schleunigst ins Meer gelassen und Signale
mittels Verbrennens von nassem Pulver gegeben. Schon um 6 Uhr ver-
ließ man den Landungsplatz, kam zwar nur langsam vorwärts, rückte aber
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm August John_Roß August August David_Wood David
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Niederlassungen der Engländer und Holländer. 17
Hierauf begann die Ausschiffung der „Pilgerväter" und ihrer Habe
am Plymouthfelseu. Ein ungewöhnlich strenger Winter sowie eine an-
steckende Krankheit rafften in den Monaten Januar und Februar 1621
fast die Hälfte der Angekommenen hinweg; die Überlebenden aber begannen
mit Anbruch des Frühjahres den Boden zu bebauen, trafen nun aber auch
mit Indianern zusammen, welche sich schon einige Zeit vorher im Walde
gezeigt, doch nicht bis in die Nähe der Ansiedelung vorgedrungen waren.
Landung der Nlgen'iitcr.
Der erste derselben kam am 16. März in das Dorf und begrüßte die im
Garten arbeitenden Kolonisten auf Englisch mit den Worten: „Willkommen,
Engländer!" und erzählte, daß er schon oft mit ihren an die Mündung
des Penobscots zum Fischfang gekommenen Landsleuten verkehrt habe. Er
hatte vor dieser Zeit so viel Englisch gelernt, daß er sich recht gut den
Engländern verständlich machen konnte.
Samoset, dies war sein Name, wurde bald vertrauter und brachte
auch andre seines Stammes mit, unter denen Squanton war, ein Indianer,
welcher uach einem abenteuerlichen Leben längere Zeit in London als Sklave
gelebt hatte und, von seinem Herrn liebevoll behandelt, nach Verlauf mehrerer
Buch d. Entd. Ii. 2
•»
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Grönland. 253
Grönland gegenüberliegenden Landmassen des amerikanischen Archipels
sind Northlincoln und jenseit des Vereinigten Staatensundes
Grinnellland. In die Peabodybai des Smithsundes stürzt der ge-
waltige grönländische Hnmboldtgletscher (79° nördl. Br.) ab. Aus
diesem Sunde führt der Kennedykanal zwischen Grönland und Grinnells-
land in das Hallbecken, aus welchem der Petermannfjord, einem
langen Arme gleich, in das grönländische Festland einschneidet. Dieses
Hallbecken besitzt abermals eine nördliche Fortsetzung in dem Robeson-
kanal, und dieser öffnet sich in das Polarmeer, welches jedoch kein offenes,
wie man gehofft hatte, sondern mit Eis von ganz ungewöhnlicher Dicke und
hohem Alter, schwimmenden Eisbergen ähnlich, besetzt ist.
Die Ostküste Grönlands ist 1869—1870 durch die zweite deutsche
Polarexpedition erforscht worden und zwar zwischen 73 und 77"
nördl. Br., welch letztere bis jetzt höchste erreichte Breite iu Ostgröulaud
durch I. Payers Schlittenreise am 15. April 1870 gewonnen wurde.
Im Jahre 1870 unternahmen Nordenskjöld, Berggren und
Nordström am 19. Juli vom Auleitsivik-Fjord (68" 20' uördl. Br.)
an der Westküste einer Binneneiswanderung, auf welcher sie in drei Tagen
56 km landeinwärts und bis 610 m hoch ansteigend vordrangen, dann
aber zur Umkehr gezwungen waren.
Im Jahre 1871 begann der Geolog K. V. S. Steenstrnp eine
geologische Aufnahme des Küstengebiets am Waigatfund, die er im folgenden
Jahre mit dem Topographen H. G. Roh de fortsetzte.
In demselben Jahre 1872 war auch Ed. Whymper am Waigat
thätig, nachdem er vorher im Umanakdistrikte einen über 2000 m hohen
Berg des Küstengebirges bestiegen hatte.
Im Jahre 1875 besuchte der norwegische Geolog Amand Helland
Nordgrönland, wo er unter anderm Untersuchungen über die Gletscher-
bewegnngen anstellte. Zur Erforschung des bisher wenig bekannt gewesenen
südlichsten Teiles von Grönland begaben sich 1876 der oben genannte
Steenstrup, der auch 1874 mit Johnstrnp eine Reise in Südgrönland
gemacht hatte, ferner Leutnant G. F. Holm und der Student A. Komerup
von Kopenhagen nach Jnlianehaab, von wo sie, nach einer Aufnahme
des Küstengebiets, die unter dem Namen Niviarsiat oder Jomsrnerne
(Jungfrauen) bekannte Gruppe vou Nunatak (etwa 61" nördl. Breite)
vergeblich zu erreichen suchten.
Im Jahre 1877 erforschten Steenstrup und der Marineleutuaut
Jensen die Fjorde im Distrikt Frederikshaab, worauf sich im folgenden
Jahre ersterer nach Nordgrönland, letzterer nach Südgrönland begab.
Steenstrup blieb, zweimal überwinternd, bis zum Herbst 1880 in den
beiden nördlichsten Bezirken Upernivik und Umanak und brachte wichtige
Beiträge zur Kenntnis des Landes.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
44 Viertes Kapitel.
Tiefebene (Breslau, Berlin, Erfurt), wo jenes Tagesmittel im März 5—7-, im April
18—19-, im Mai 28—29mal vorkommt; ganz im Westen (Trier, Köln) haben
schon Januar und Februar gar nicht selten ein Tagesmittel über 5°, der März
dasselbe so oft wie in Ostpreußen der April, der April 18—19-, der Mai 29—30-
mal. Im Mai haben die östlichen Gegenden fast ebensoviel Tage mit einem
Tagesmittel von über 5° als die westlichen. Da in den letzteren die Vegetation
sich weit früher entwickelt als in den östlichen, so leidet sie naturgemäß dort weit
mehr durch die alljährlichen Kälterückfälle als f)ier. Dort pflegt der letzte Frost
durchschnittlich am Ende April (am frühsten Ende März oder Anfang April, am
spätesten am 17. Mai), hier 1—3 Wochen früher (meist noch Ende April) cinzn-
treten. Der erste Frost kommt im Osten durchschnittlich bald nach Mitte Oktober
(am frühsten am 23. September, am spätesten Mitte November), in den mittleren
Gegenden zu Anfang November (am frühsten in der ersten Hälfte des Oktobers,
am spätesten zu Anfang November), im Westen noch etwa acht Tage später vor. —
Ebenso nachteilig wie die späten Fröste gestalten sich für die Vegetation der west-
lichen Provinzen die Frostwechsel (Wechsel zwischen Frost- und Tauwetter) während
der Monate Februar und März, während dieselben für die östlichen Gegenden
weder in diesem noch in dem folgenden Monate besonderen Schaden hervorrufen.
Der Beginn der frostfreien Zeit liegt im Osten nur etwa 14 Tage später als im
Westen, jedoch wird hier alsdann zum Auftauen des tiefgefrorenen Bodens noch eine
bedeutende Wärmemenge erforderlich, ehe der Pflanzenwuchs sich entwickeln kann.
Es läßt sich begreifen, daß die Bodenbearbeitung behufs der Aussaat in den
einzelnen Gegenden auch zu verschiedenen Zeiten eintreten wird. Nur vereinzelt
kann die Frühjahrsbestellung schon im Februar begonnen werden, so namentlich in
der Rheinprovinz, in der Saalegegend bei Halle k.; im März findet dieselbe schon
auf ausgedehnteren Gebieten statt, namentlich in den ebeneren Gegenden des west-
lichen und mittleren Deutschlands, seltener auch im westlichen Pommern und jüd-
lichen Posen; im April folgen die höheren Gebiete des westlichen und mittleren
Deutschlands und die Ebenen in Preußen, während erst im Mai auf dem nord-
deutschen Rücken und in den Gebirgsgegenden diese Thäiigkeit stattsinden kann.
Ähnlich wird sich die Erntezeit verschieben. Die Roggenernte beginnt nur selten
schon zu Anfang Juli (Oderbruch), häufiger Mitte Juli (in den Ebenen der Rhein-
Provinz, von Sachsen, Schlesien, Brandenburg und Posen), gegen Ende Juli in
kühleren Gegenden (in den Ebenen von Westfalen, Pommern und Preußen), zu
Anfang August in den Bergländern von Rheinland und Westfalen und auf dem
norddeutschen Landrücken, noch später im schleichen Gebirge und Harz.
§ 2. Die Bodenbeschaffenheit und der Anbau.
Naturgemäß ist der Reichtum an Pflanzen und das Gedeihen derselben
nach der Bodenbeschaffenheit fehr verschieden, doch läßt sich nnser Vaterland
im ganzen als ein für das Pflanzenreich günstiges Gebiet bezeichnen. Der
weitaus größte Teil desselben bildet land- und forstwirtschaftliche Fläche,
und von dieser wieder besteht der größte Teil, nämlich (1883)*) 26 311 968 ha,
oder 48,7 °/„ der Gesamtfläche, aus Weinbergen, Acker- und Gartenland,
hierzu kommen 5903344 ha oder 10,9 % Wiesen, 13908398 ha oder
25,7 °/0 Forstet! und Holzungen, 2860149 ha oder 5,3 °/0 Haus- und
Hofräume, Wege, Gewässer :c. Diesen prodnfüven Flächen stehen 5041 226
ha oder 9,4 % Weiden, Hntungen, Öd- und Unland gegenüber. Das
Ackerland dient vorzugsweise den Hauptnährfrüchten, insonderheit dem Ge-
treidebau; diesem zunächst steht der Anbau von Kartoffeln.
*) Vgl. „Statistisches Jahrbuch des Deutschen Reiches" sowie das ebenfalls im
folgenden mehrfach benu^ue Werk von Dr. Karl von Scherzer über „Das Wirtschaft-
liche Leben der Völker" ^Leipzig 1885).
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TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: August Karl_von_Scherzer Karl
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
78 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend.
Die jetzige evangelische Pfarrkirche in Lauban ist erst im Anfang des
18. Jahrhunderts (1703 hatte man mit dem Bau begonnen) erbaut; 1760
bei dem großen Brande, der ganz Lauban einäscherte, mit abgebrannt, wurde
sie erst nach ihrer Wiederherstellung zur Pfarrkirche gemacht an Stelle der 1760
ebenfalls abgebrannten Trinitatiskirche, die überhaupt nicht wieder erbaut wurde
und bis vor zwei Jahren hier als Ruine bestand; jetzt existiert nur noch der
Turm, der das Geläute der evangelischen.gemeinde trägt. In dieser bis zum
Jahre 1760 bestandenen Pfarrkirche spielte sich der beschriebene Vorfall aus
dem Hussitenkriege ab. Die katholische Kirche ist ein vollständig nener, in den
Jahren 1858—1861 aufgeführter Bau.
An dem Eckhause beim Eingange in die Kirchgasse sieht man in Stein ge-
hauen die Figur eines Mannes, welchem Arme und Beine fehlen. Dies soll das
Bildnis des heldenmütigen Pfarrers sein, welcher am 16. Mai 1427, als die
Hussiten Lauban erstürmten, auf den Kirchturm gestiegen war und von dort
aus die Bürger zum Widerstande ermahnt hatte; er wurde dafür von den
siegreichen Hussiten an vier Pferde gebunden und zerrissen. Andre aber sagen,
das Bild stelle den damaligen Besitzer des Hauses, Konrad von Zeidler, vor,
welcher an diesem unglücklichen Tage die Laubaner führte und im Schldfgruude,
in Stücke gehauen wurde.
Aus dem Dreißigjährigen Kriege fand sich bis vor kurzem als Andenken
an dem hölzernen Giebel eines jetzt abgerissenen Hauses vor dem Nikolaithor
ein halbes Hufeisen angenagelt, welches das Pferd des von den Feinden ver-
folgten schwedischen Königs Karls Xii. verloren haben soll, der auf seinem
berühmten Ritt von Bender nach Schweden so schnell durch Lauban sprengte,
daß das Hufeisen bis dort hinauf geschleudert wurde.
Auch am Queiß gelegen ist Greifenberg und mit der Bahn zu erreichen.
Diese Stadt liegt dem Jsergebirge um 15 km näher. Ein guter Fußgänger
kann von hier aus das Bad Fliusberg in drei Stunden erreichen. Greifenberg
hat noch nicht 3000 Einwohner; unter den Gewerben der Stadt nimmt die
Leinenfabrikation, die seit 400 Jahren getrieben wird, die erste Stelle ein.
Die Weberei erhielt größeren Aufschwung, als sich ihres Glaubens wegen aus
Jauer und Neiße vertriebene Weber hier ansiedelten; noch mehr hob sich die
Stadt nach der Besitznahme Schlesiens durch Preußen infolge der weisen Maß-
regeln Friedrichs des Großen zum Schutze der schleichen Industrie. Im Jahre
1609 gab es sechs Handelshäuser für Leinen, nach 1640 mehrten sich dieselben
auf sechsundzwanzig. Im Jahre 1755 wurde die Kaufmannsfocietät, eine Art
Handelskammer, gebildet. In der Leinwandordnung vom 26. April 1788 er-
scheint Greifenberg als eine der fünf Kommerzialstädte des fchlesischen Gebirges.
Jetzt beschäftigen zehn Fabrikanten die meistens auf dem Lande zerstreut woh-
nenden Weber hauptsächlich in der Erzeugung von leinenen Taschentüchern,
Leinwand und Creas, Damast, Handtüchern, Drell, Inlett- und Züchenleinen.
In zwei Leinendruckereien und Färbereien werden bedruckte Schürzen und
Kleiderstoffe hergestellt. Eine mechanische Weberei arbeitet mit 86 Stühlen;
Bleichanstalten gibt es vier. Greifenberg ist eine alte Stadt, über die wir aus
dem Anfang des elften Jahrhunderts sichere Nachrichten haben. In der katho-
tischen Kirche befindet sich eine 1545 angelegte gräflich Schafsgotschische Familen-
grust. Auf einem 3/4 Stunden von der Stadt entfernt liegenden, 420 in hohen
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Zeidler Konrad Karls Greifenberg Greifenberg Friedrichs Greifenberg Weber Greifenberg
Extrahierte Ortsnamen: Lauban Karls Schweden Bad_Fliusberg Schlesiens
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Karl von Holtei. 39
„Wie hast de dich doch seit verfluss'nen Jahren
Su ümgewendt, schermantes Brasset du!
Was hast de nich für Ungemach erfahren
Und justement das sätzte dich in Ruh'!
De Festung han sc reene weggeschtissen
Und Finken seifen, wu sust Kugeln sisfen.
Zengstrüm bliehn Blumen uf der ganzen Plaue
Und wu ma zieht, ihs alles frisch und ^grien;
Im Walle schwimmen de schlohweißen Schwane,
Ma sit se mid a Wasserhiehndeln ziehn,
Do hat i'r Gänge, krumme und ooch grade,
In deutscher Sprache heeßt's: de Prumeuade."
So klang es hernieder von der Ziegelbastion, die jetzt das Denkmal auf-
nimmt, welches das dankbare Schlesien seinem Sänger weiht.
Karl von Holtei.
Die letzten drei Jahre seines Lebens verbrachte Holtei in dem Zimmer
Nr. 21 im zweiten Stock des nach dem Garten gelegenen Flügels des Klosters
der barmherzigen Brüder in Breslau, gepflegt von lieben, von Eigennutz nicht
geleiteten Händen. Am 12. Februar 1880, nachmittags um 5 Uhr, schloß
sich das schmerzverschleierte Auge des müden Wanderers für immer. Welche
Erinnerungen haften an diesem Zimmer Nr. 21! Drei Jahre lang weilte der
„Alte" hier. In diesen vier Wänden, die er fast nie verließ, feierte er am
24. Januar 1878 seinen achtzigsten Geburtstag. Von vielen Orten Schlesiens
und weit außerhalb Schlesiens trafen innige Glückwünsche und zahlreiche Be-
weise herzlichster Teilnahme ein. Doch nur wenige Begünstigte ließ der Jubilar
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Holtei Karl Karl_von_Holtei Karl Holtei
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Posen seit dem Jahre 1793. 415
Kollegienstiftern, neun Klöstern. Zur Stadt gehörten 18 Mühlen, deren
Kämmerei-Einnahme wie -Ausgabe 13—14 000 Thaler betrug; die Stadt war
mit 51500 Thaleru verschuldet. Bewohner gab es 15 253. In den Klöstern
lebten 258 Mönche und 118 Nonnen. Seit dem Herbst 1794 erschien in Posen
eine deutsche Zeitung unter dem Titel der Südpreußischen. Um das Schulwesen
zu heben, berief die Regierung bessere, deutsche Lehrer an das Gymnasium und
eröffnete die neue Lehranstalt feierlich zu Ostern 1804; auch ein katholisches
Schullehrerseminar wurde eingerichtet.
Die preußischen Bemühungen um die Hebung der Stadt wurden durch
den Krieg unterbrochen. Nur 13 Jahre hatte die preußische Herrschaft gedauert.
Nach der für Preußen so unglücklichen Schlacht bei Jena rückte der Marschall
Davonst mit der französischen Avantgarde im Anfange des November 1806 in
Posen ein. Alsbald wurden die beiden der preußischen Regierung anhänglichen
Bürgermeister vor dem Rathause von den Franzosen standrechtlich erschossen.
Am 27. November desselben Jahres erschien Napoleon selbst in Posen und
wurde von den polnischen Großen mit Jubel empfangen. Durch den Tilsiter
Frieden wurde 1807 aus dem bisherigen Südpreußen, einem Teile Westprenßens
und dem Netzedistrikt das Herzogtum Warschau gemacht und unter den König
von Sachsen, Friedrich August, gestellt. Die deutschen Beamten wurden eut-
lassen und alles nach französischem Muster eingerichtet; nicht einmal der Wilhelm-
straße ließ man ihren Namen, sie hieß fortan Napoleonsstraße. Die neue Ver-
fafsuug brachte der Stadt keinen Segen, ihre Schulden stiegen. Die Zeit des
Warschauer Herzogtums war trübselig und kurz.
Am 14. Februar 1813 ritten Kosaken in Posen ein. Im Jahre 1815
gelangte die Stadt Posen als Hauptstadt des Großherzogtums Posen wieder
an Preußen; die Stadt hatte damals 18 211 Einwohner. Dort residierte bis
zu seinem Umzüge nach Berlin der mit dem königlich preußischen Regentenhause
. '.'rwaudte Fürst Anton von Radziwill als königlicher Statthalter; an der Spitze
0 r Verwaltung steht seit 1815 ein Oberpräsident.
'm 4. Januar 1832 wurde in Posen die Städteordnung vom 17. März
1 geführt; es wurden nach derselben 24 Stadtverordnete auf drei Jahre
ger von denen jährlich acht ausschieden und durch Neuwahlen ersetzt wurden;
die verordneten wählten die höheren Magistratsbeamten auf zwölf Jahre,
un ^durften der Bestätigung der Regierung. Im Jahre 1833 wurde
die ...?rwaltung von der Kommunalverwaltung getrennt.
-Äie nruhen des Jahres 1830 im russischen Polen übten ihren Einfluß
auch auf Posen; denn mancher junge Mann verließ Posen und ging über die
Grenze. Die preußische Regierung befürchtete ernstlichen Aufruhr und gab
deshalb dem Generalfeldmarschall v. Gneisenau, der am 24. August 1831
zu Posen an der Cholera starb, den Oberbefehl über die vier östlichen Armee-
korps, während die Stelle des Oberpräsidenten im Dezember 1830 E. H. Flottwell
ehielt, der dieses Amt bis zum Januar 1841 verwaltete. Über die Grund-
sätze seiner Verwaltung spricht sich Flottwell in seiner Denkschrift in folgenden
Worten aus: „Während meiner Wirksamkeit in dem Zeiträume vom Dezember
1830 bis zum Beginne des Jahres 1841 habe ich die der Verwaltung der
Provinz gestellte Aufgabe dahin verstehen zu müssen geglaubt, ihre innige Ver-
bindung mit dem preußischen Staate dadurch zu fördern und zu befestigen, daß
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich_August Friedrich August Anton_von_Radziwill August H._Flottwell
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
360 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
bleiben, aber nicht mehr das sein, was ihr wäret. Ich hoffe, dies wird die letzte
Thorheit eures Königs gewesen sein."
Am 15. August 1898 wurde mit vielem Gepränge, mit Erleuchtung,
Feuerwerk und Gastmählern, während die Bürger seufzten, der Geburtstag des
Kaisers gefeiert. Dann wurden die Befestigungswerke auf Kosten Preußens
wieder ausgebessert und vervollständigt. Wie sehr Glogau während der fran-
zösischen Herrschaft litt, läßt sich in Kürze nicht beschreiben: aber daß die Not
keine kleine gewesen ist. liegt auf der Hand, wenn man bedenkt, daß für die
Bürger zu den vielen Abgaben, welche der Krieg und unglückliche Friede von
den andern Städten forderte, noch die Erhaltung der französischen Truppen
hinzukam. Wie jedoch allenthalben nach den Unfällen der französischen Armee
im Jahre 1812 ein frischer Geist und Sinn die Bürger beseelte, so wurden
auch die Glogauer immer mehr von Abscheu gegen die Franzosen erfüllt. Sie
hatten die Reste der großen Armee zurückkehren fehen in den abenteuerlichsten
Aufzügen, wie sie in Felle von Katzen und Hunden, in zerlumpte Mäntel ge-
hüllt mit erfrornen Händen, Füßen und Nasen durch die Stadt zogen.
Der Krieg gegen Frankreich war erklärt. Am 10. März war das noch
immer von Franzosen besetzte Glogau völlig gesperrt, und nun erfuhren die
Glogauer nichts mehr von dem, was außerhalb ihrer Stadt vorging. Russische
Truppen begannen am 19. März die Beschießung Glogaus. Unter den Be-
lagerern waren auch Preußen, was man erst im Mai erfuhr, als bei einem
Ausfalle einige Preußen gefangen eingebracht wurden. Was mußten die Ein-
wohner jetzt empfinden, da sie sich noch immer der Gewalt französischer, also
ihnen jetzt feindlicher Truppen bloßgestellt fahen! Erst am 10. April 1314
ergaben sich die französischen Truppen unter der Bedingung freien Abzuges.
Glogau hatte während der Belagerung unbeschreiblich gelitten nicht durch die
Preußen und Russen, die es mehr eingeschlossen hielten als eigentlich angriffen,
sondern durch die in der Stadt entstandene Not, welche durch Mangel an Lebens-
Mitteln, durch Krankheit und durch den Druck, besonders durch die ungeheuren
Forderungen der französischen Behörden, herbeigeführt wurde. Der Kehricht
aus den Pferdeställen konnte nicht fortgeschafft werden, sondern wurde auf die
Straßen gebracht und verpestete die Luft. Weil es an Brennholz fehlte, riß
man Häuser ein und brauchte die Balken als Brennholz. Viele Hunderte von
Einwohnern wurden aus der Stadt gelassen, weil es an Lebensmitteln fehlte,
so z.b. am ersten Adventsonntage 1900 Menschen. Von der Besatzung liefen
viele davon, denn sie wurde schlecht verpflegt, und man sah Soldaten bei den Ein-
wohnern Brot erbetteln. Als die Besatzung durch Raketen von der Lage Deutsch-
lands erfuhr, forderten über 2000 Mann Deutsche, Spanier und Holländer ihre
Entlassung und erhielten sie am 23. Januar 1814. Der französische Gouverneur
Laplane stellte seine ungeheuren Geldforderungen öfter unter angedrohter Plün-
derung, am 25. Januar sogar unter Androhung, das Rathaus in die Luft
sprengen zu lassen, wozu er schon zwölf Fässer Pulver in die Keller desselben
hatte bringen lassen. Der auf den Straßen aufgehäufte Mist mußte endlich
am 3. Februar verbrannt werden, wodurch aber die Krankheiten noch vermehrt
wurden. Erst nachdem die Nachrichten von der Thronveränderung in Frank-
reich angekommen waren, ersolgte der Abschluß der Kapitulation am 10. April
1814. Die am 17. April ausmarschierende Besatzung bestand noch aus 2429
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Extrahierte Personennamen: August Laplane
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Frankreich Glogau Glogaus Frank-
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
428 Im Regierungsbezirk Posen.
die ausständischen Polen; gegen 2500 Mann sollen hier zusammengekommen
sein. Ehe sie abzogen, begingen sie manche Grausamkeiten an den Einwohnern.
Mieroslawski führte die Polen gegen die Preußeu, die unter dem General
Hirschfeld standen. Bei Sokolowo kam es zur Schlacht. 300 Edelleute giugeu
auf die preußischen Geschütze los. Die Mehrzahl fiel, aber die Preußeu mußten
weichen, wurden aus einer Stellung nach der andern geworfen und zogen sich
nach Gnefeu zurück. Den Polen kostete dieser Sieg gegen 700 Gefallene und
ebensoviel Verwundete, die nach Wreschen gebracht und dort verpflegt wurden,
so daß die ganze Stadt einem Lazarett glich.
Südlich von Wreschen liegt das kleine Miloslaw; dann fahren wir über
die Warthe unweit Neustadt, kommen nach Jarotfchin, einem Orte von 2500
Einwohnern, die sich vielfach vom Holzfahren aus den reichen nahen Waldungen
nach der Warthe hinunter nähren. Hier wird die Öls-Gnefener Bahn von der
Pofen-Kreuzburger Bahn geschnitten.
Schon im Kreise Krotoschin, südlich von Jarotschin, liegt Koschmin (4200 E.),
Knotenpunkt von vier Chausseen, Sitz eines Lehrerseminars. Hier finden wir das
Schloß der Familie Sapieha, die einst in Großpolen die reichste und angesehenste
war, deren Andenken bei uns nur noch in dem Namen des Sapiehaplatzes in
Posen fortlebt. Vor mehr als hundert Jahren gebot über das ganze Land
rings um feine Feste der Fürst Marcin Sapieha. Nur das kleine Wilkowo ge-
hörte dem Szlacheie Sewerin Wilkonski. Vergebens bemühte sich der Fürst,
den Alten durch den Anblick roter und weißer Gulden zum Verkauf des Gütchens
zu locken. Dieser mochte nicht von der Kirche lassen und den teuern Gräbern;
es trat eine böse Spannung zwischen dem Magnaten und dem Edelmanns ein.
Da kam der Fürst dem edlen Wilkonski freundlich entgegen, mit Bruderkuß lud
er ihn persönlich zur Osterseier auf das Schloß.
Ostern wurde damals von den Polen noch seierlicher begangen als heute.
Die geweihte Speise bildete den Festschmaus, rauschend und glänzend ging es
auf dem Schlosse her, der Ungarwein floß in Strömen, und der Tag ward zur
Nacht, die Nacht zum Tage, bis alle drei hochheiligen Feiertage vorüber waren.
Der Fürst machte den liebenswürdigsten Wirt; er streichelte und küßte den alten
Sewerin, strich ihm den langen Bart, um die letzten Spuren des früheren
Grolles wegzufchmeicheln. Unterdessen brachen die Kosaken des Marcin Sapieha
auf Befehl ihres Herrn in Wilkowo ein, rissen das Wohnhaus, die Hütten der
Bauern, die ehrwürdige Kirche nieder und legten sie in Asche; dann pflügten
sie die leergebrannten Stätten um, streuten Salz in die Furchen und trieben
die Bewohner des früheren Dorfes mit Peitschenhieben ins Gebüsch.
„So rächte sich Marcin Sapieha
Zur Zeit der freien und erlauchten Republik Polonia,
Als man nach Christus lausend schrieb
Sieben hundert zwei und vierzig."
Wir kommen nach Krotoschin, einem freundlichen Ort von 8300 Ein-
wohnern, dem Geburtsorte des Dichters Otto Roquette, der Hauptstadt des
Fürstentums, mit welchem Friedrich Wilhelm Iii. den Fürsten von Thurn und
Taxis beschenkte, als in Preußen eine königliche Post eingerichtet wurde. Einst
war die Stadt noch viel unbedeutender, was schon der Umstand beweisen kann,
daß sie in dem Hexameter genannt wird, mit dem der Posener die sieben
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TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
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Extrahierte Personennamen: Hirschfeld Marcin_Sapieha Sewerin_Wilkonski Wilkonski Marcin_Sapieha Marcin_Sapieha Christus Otto_Roquette Otto Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm