Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 171
welches auf Aap, einer der Karolinen, im Kurs ist. Es besteht dies
nämlich aus runden Steinen von der Gestalt und Größe eines Schweizer-
käses bis zu der eines Mühlsteins. Durch ein in der Mitte befindliches
rundes Loch kann ein Stab gesteckt werden, an welchem diese seltsame
Münze getragen wird. Diese großen Geldstücke sind vor den Häusern zur
Schau ausgestellt. Als Scheidemünze hat man Stücke von der Größe
eines Thalers oder Perlmutterschalen.
Setzt man bei Verfolgung der langen Reihe der Karolineninseln
seine Reise noch weiter nach Osten fort, so gelangt man in den Lord
Mulgrawe-Archipel, welcher wieder in eine nördliche Gruppe, die
Marshalls-, und in eine südliche, die Gilberts- (Kingsmill-) Inseln,
zerfällt. Die erste Entdeckung geschah schon 1529 durch den Spanier
Saavedra, und zwar durch Zufall, bis die englischen Seefahrer Gilbert
und Mars hall sie wieder auffanden. Vorzüglich bekannt sind sie uns
durch den russischen Kapitän Kotzebue und seinen Begleiter, den Dichter
Chamisso, geworden, welche beide eine äußerst anziehende Schilderung
von den liebenswürdigen Bewohnern, besonders denen von Ratack, machten.
Das Volk zeigte sich den Seefahrern freundlich und harmlos, munter, für
Frohsinn und Geselligkeit gestimmt, gescheit und sinnreich. Man kam den
Russen nach Überwindung der ersten Besorgnis vor ihrer Überlegenheit
freundschaftlich entgegen, war nie zudringlich und überlästig; das Eigentum
war geehrt, von Diebstahl keine Spur. Als Kotzebue 1817 mehrere
Wochen auf den Ralickinseln, namentlich Otdia, verweilte, schlössen sich
der Häuptling Rarick und ein andrer Einwohner, Lagediak, ihm be-
sonders an. Letzterer, welcher den Namen Kadu führte, hatte Kotzebue so
lieb gewonnen, daß er sich von ihm nicht wieder trennen wollte. Er führte
seinen Entschluß wirklich aus, betrug sich auf dem russischen Schiffe so ge-
sittet und bescheiden, als ob er mit gebildeten Menschen schon lange Um-
gang gehabt hätte und gewann die Liebe aller. Kadu machte mit Kotzebue
die Fahrt bis Unalaschka und bis an die Beringsstraße; als aber die
Schiffe wieder südlich fuhren, die Sandwichinseln berührten und der
Tropenbewohner nach der Kälte des Nordens und seinen verkrüppelten
Bäumen hier die heimatliche Palme aufs neue erblickte, da war er über
ihren Anblick so erfreut, daß das Heimweh mit seiner ganzen Gewalt er-
wachte und er gegen Ende des Jahres 1817 wieder nach Otdia zurück-
kehrte. Er ward von Kotzebue noch reichlich beschenkt, allein beim Ab^
schiede schien Kadu erst recht zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von
seinen russischen Freunden werde. Er weinte wie ein Kind und bat sie
flehentlich, wiederzukommen. Mit Innigkeit schloß er sich an Kotzebue an
und fragte oft, ob er denn auch wirklich wiederkäme; Männer, Weiber und
Kinder begleiteten die Abreisenden bis zur Schaluppe, und nachdem sie
vom Lande abgestoßen waren, setzten sich die Insulaner ans User und
stimmten ein Lied an, in welchem die Namen der Freunde oft vorkamen.
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Extrahierte Personennamen: Gilbert Chamisso Kadu
Extrahierte Ortsnamen: Lord
Mulgrawe-Archipel Spanier
Saavedra Otdia
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Karl von Holtci. 41
Das beste Denkmal Holteis, welches die Rottanne in Obernigk, den Granit-
stein auf dem Bernhardinkirchhofe und selbst die Büste Rachners überdauern
wird, hat sich der Dichter gesetzt in seinen „Schlesischen Gedichten" im Jahre
1830. „Es gehörte der ganze Mut eines Mannes dazu", sagt Rößler, „da-
mals mit schlesischen Gedichten an die Öffentlichkeit zu treten; die Verachtung
der sogenannten Bauernsprache war gar zu groß. Eine hochgestellte Persönlich-
keit nnsrer Provinz äußerte sich, wie mir der Dichter in seiner originellen Weise
selbst erzählt hat, etwa folgendermaßen: „Derholtei ist ja ein recht guter Kerl,
seine kleinen Lustspiele sind ja auch recht nett; aber mit seinen Schlesischen Ge-
dichten hat er doch eigentlich die ganze Provinz vor Deutschland lächerlich
gemacht." So groß war das Vorurteil gegen die Volkssprache damals, und
es ist, leide? muß es gesagt werden, gerade bei einem großen Teil der söge-
nannten Gebildeten heute noch nicht ganz geschwunden. „Es gibt auch heute
noch Leute", wie Claus Groth sagt, „welche es für eine Frechheit erklären, Bücher
zu schreiben in der Sprache der Gasse und der Schenkstube; aber glücklicherweise
gibt es auch solche, denen sogleich die Thränen der Rührung in die Augen
treten, wenn sie in wohlgesetzter Rede die Töne vernehmen, die ihnen wie die
Jugend teuer und wie sie entschwunden sind." Es bleibt also Holteis unbe-
streitbares Verdienst, einmal daß er diesem ertötenden Vorurteil mutig und
furchtlos entgegengetreten ist, sodann daß er das Fühlen und Denken des schle-
stschen Volkes in schlesischer Sprache glücklich wiedergeschaffen hat und somit
ein Bahnbrecher für alle Zukunft geworden ist." Holtei kennt das schlesische
Volk und seine Stimmungen, und diese bringt er in seinen „Schlesischen Ge-
dichten" zur Anschauung und trifft den Volkston mit großem Glück; er ist mit
dem Volke ernst und heiter, traurig und munter, wie es sich gerade trifft, aber
immer einfach und vom Herzen zum Herzen sprechend. Mit diesen Liedern
hat er sich zuerst Schlesien, dann ganz Deutschland erobert, zuerst langsam
{1. Aufl. 1830, 2. Aufl. 1850, 18. Aufl. 1883.), dann immer schneller. Zwei
Gedichte werden genügen, uns einen Blick in das Herz des Dichters thuu zu
lassen und uns zu eifrigem Lesen der ganzen Sammlung zu bewegen. Ein
Gedicht aus dem Jahre 1828 schildert uns die aus dem Riesengebirge ab-
ziehenden Leinweber, die sich in Rußland eine neue Heimat suchen, aber ihr
„Schläsing" nicht vergessen:
De Leinwäber.
„Ich kam 'a Weg vum Riesenkamm
Und ging uf's Warmbad zu;
Do traf ich auue lange Schar,
Wu Man' und Weib beisammen war,
Und Kinder ohne Schuh'!
Sull's ärndt wul anne Wohlfahrt sein?
Se ha'n kee' Fahndet nich',
Kee Kreutz vuran, kee' Sang und Klang,
Su ziehn se ihren stillen Gang,
's is' urndlich ängstiglich.
Se tra'n ihr Bissel Sack und Pack
Und schleppen rasnig schwär'!
Nu' Leutel sa't, wu giht's denn-t-hin?
Ihr t'utt wul ei de Fremde zieh'n?
Und red't, wu kummt i'r här?
Ber kummen vohn 'a Bärgen här,
Ber zieh'n ei's Polen 'nei;
Ber sein urnär schund matt vur Ruth,
's is' gor a' hungrig Stücket Brut,
De schläs'sche Wäberei.
Im ru'scheu Polen ga'n se uns
Jedwedem a' Stück Land;
Do wull' der uu' in's Flache ziehn
Und lassen ünse Bärge stihn —
Härr Got', dir is's bekannt.
Adjees du liebes Vaterland,
Du Schläsing, gude Nacht!
Säht euch ak üm, su lange 's giht,
Und säht, wu ünse Kuppe stiht
Und ei' der Snnne lacht.
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Holtci Karl Rößler Claus_Groth Holtei Ruth
Extrahierte Ortsnamen: Obernigk Deutschland Deutschland Leutel Polen Polen
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Name des Berggeistes im Riesengebirge. 151
welche man der Sprache anthun muß, um die Namen Rubezzo Giovanni (da
Henelins bereits 1613 den Ribenzal nennt und Prätorius erst 1660 sein Buch
herausgegeben hat, so ist es ganz unmöglich, daß Rubezzo Giovanni das Urbild
Rübezahls sein kann), Ronseval, Rüben v. Zahlen. Rupert Zahn und Rupert
Zeh in Rübezahl umzuwandeln, so legen doch die vielen Pseudo-Rübezahle der
neuesten Zeit — man denke nur an den vor einigen Jahren in Hirschberg ver-
storbenen ehrenwerten Reimann, der wegen seiner exzeptionellen Gewohnheiten
und wegen seines originellen rauhen, bärtigen Äußern allgemein als Rübezahl
tituliert wurde, und an den noch lebenden, im mährischen Gesenke als Rübezahl
bekannten Herrn Obersteiger Lorenz aus Zuckmantel, den wir zwar nicht die
Ehre haben zu kennen, der aber, wie wir lesen, nur wegen seiner bärtigen,
originellen Erscheinung zu dem Titel gekommen ist, welcher heute nur noch
eine gute, humoristische Bedeutung hat — die Vermutung nahe, daß es sich
mit jenem Schmiedeberger Rupert Zeh auch nicht anders verhält. Der sran-
zösische Herr Ronseval sowie auch der Herr Naturforscher Rüben v. Zahlen
dürften wohl kaum ernstlich bei dieser Frage konkurrieren; auch Rupert Zahn,
als welcher sich bei einer angeblich in Schmiedeberg stattgefundenen Teufels-
bannerei der Berggeist selbst legitimiert haben foll, kann sich wohl mit der Ehre
begnügen, überhaupt erwähnt zu werden.
Es kommen nun diejenigen Erklärungen, die ohne weiteres auf der An-
nähme eines Geistes oder Dämons beruhen und bei denen eine geschichtliche
Person ausgeschlossen ist. Unter diese Erklärungen gehört die von Liebusch in
seiner „Skythika"; danach käme Rübezahl von den Wörtern rib, d. i. Berg, und
zal, d. i. Gott; doch sind zugestandenermaßen diese Urformen oder Wurzeln
nirgends mehr nachweisbar. Hierher gehört auch der Roi de Talle (oder
vallee). Wir hätten es hier demnach mit einem Thalherrn oder Thalkönig zu
thun. Dem Berggeiste würde also damit ein ganz andres Gebiet für feine
Herrschaft zugewiesen, als ihm sonst allgemein eingeräumt wird. Auch aus
sprachlichem Grunde läßt diese Erklärung keine Annahme zu; ohne Zweifel ist
dieser sich bei Lucä vorfindende Name zu jener Zeit entstanden, als französische
und italienische Bergleute unser Gebirge nach metallischen Schätzen durchforschten.
Riphaeorum diabolus oder zabulus, Riphenzabel, Ribenzal, Rübenzahl.
Diese Erklärung wird auf die Geistlichkeit der früheren Jahrhunderte zurück-
geführt, welche in ihren Bemühungen, das Ansehen des noch hier und da im
Volke vorhandenen heidnisch-slawischen Götterglaubens zu zerstören, gezwungen
war, die alten Götter als „Diaboli" zu bezeichnen. Wenn nun auch dieser
Erklärung nicht aller Wert abzusprechen ist, so hat sie doch das gegen sich,
daß der Name „Riphäengebirge" statt Riesengebirge niemals außerhalb der
Gelehrtenstube gebräuchlich gewesen ist und schon deshalb unmöglich zu einer
volkstümlichen Anwendung kommen konnte. Die am häufigsten verbreitete und
lediglich auf Mufäus zurückzuführende Erklärung zeigt uns unfern Berggeist
als „Rübenzähler" in eine romantische, für ihn aber unglückliche Liebesaffaire
verwickelt, die ihm den Spottnamen „Rübezahl" eingebracht haben soll. Diese
auf unbegrenzter Phantasie beruhende Deutung ist als eine bene trovata wohl
schwerlich zu bezeichnen. Von dem sonstigen Werte des betreffenden Märchens
wird dabei selbstverständlich ganz abgesehen. Auch einer Entstehung aus dem
Tschechischen muß ich gedenken. Danach soll der Name aus Rybreol entstanden
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
154 Das Riesengebirge.
vom Berge niedersendet. Als Mönch in grauer Kutte sitzt er auf dem Berge
und hält ein Saitenspiel in der Hand und schlägt mit solcher Kraft in die
Saiten, daß die Erde davon erzittert; oft erhebt er sich im Fluge über die
höchsten Gipfel der Bäume und wirft sein Saitenspiel mit Donnergetöse auf
die Erde; bald wieder reißt er im Wirbelwinde die Bäume aus und dreht sie
im Kreise." Auch war Rübezahl nach Prätorius der Patron der Quacksalber
und Kräutersammler, die auf Jahrmärkten sein Bild als Aushängeschild an ihre
Bude hängten. Um sich in seiner Gunst zu erhalten, nannten sie ihn nicht
Rübezahl, sondern „Herr Johannes"; er zeigte ihnen die Heilkräuter, sagte
ihnen, wozu sie zu verwenden seien, und half ihnen wohl selbst die Wurzeln
ausgraben. Auch darin ähnelt Rübezahl dem „Swantewit", der nach der Sage
schlimme Krankheiten heilte.
Eine andre Haupteigenschaft des slawischen Gottes, die Güte, die er den
Armen und Bedrängten erwies, kennzeichnet in hohem Grade auch unsern
Rübezahl. Da ist er stets mit seinen Steinen, Wurzeln und Blättern bei der
Hand, die sich im Besitze der Begünstigten ganz unverhofft zu purem Golde
verwandeln, nachdem der neckische Geist bereits wieder verschwunden ist. So
singt auch ein Dichter zu Anfang uusres Jahrhunderts:
„Allen Frommen war er gut, Linderte des Armen Qual.
Thät die Reisenden begleiten, Ach, wo ist in unsern Zeiten
Gab dem Hungrigen ein Mahl, Dieser brave Rübezahl?"
Noch ein Punkt scheint mir der Erwähnung nicht unwert zu sein; es ist
dies die auch vonhenelius angeführte Metamorphose des Rübezahl als ein edles
Pferd (equus generosus). Diese Metamorphose weist deutlich auf „Swantewit"
hin, da diesem Gotte in seinem Tempel zu Arkona ein geheiligtes weißes Roß
unterhalten wurde, welches in wichtigen Fällen Orakel gab. —
Ich gehe nun zu der mir am richtigsten erscheinenden Erklärung des
Wortes „Rübezahl" über und führe zum Beweise, daß dieses Wort in früheren
Zeiten ein Spitz- oder Schimpfname gewesen ist, an, daß nach dem alten Märchen
das Aussprechen dieses Wortes stets die Veranlassung zu größten Zornaus-
brüchen des Berggeistes gewesen ist. Rübenzahl oder Rübenschwanz ist aber
ein und dasselbe; denn im schleichen Volksdialekte kommt heute noch das Wort
„Zoal" für Schwanz vor, was viele bestätigen. Kutzner schreibt: „Wir meinen
vielmehr, daß „zal" die ab und zu vorkommende Nebenform des althochdeutschen
und mittelhochdeutschen Wortes Zagel, d. i. Schwanz, ist. So kommt als Spott-
und Schimpfname noch „Sauzal" vor." Auch sind in den „Vergnügten und
Unvergnügten Reisen in das Weltberuffene Riesengebürge" von Dr. Kaspar Lindner
(1737) eine Menge Stellen enthalten, wo ohne weiteres Riebenschwanz oder
Rübenzagel geschrieben ist. Soll es sich nun um die Erklärung des Wortes
Ribe oder Rübe handeln, so würde ich allenfalls der Erklärung aus dem alt-
deutschen Worte ruwi — rauh beitreten; doch halte ich diesen Behelf für durchaus
nicht erforderlich, da Schimpfwörter in der Regel wenig Gewähltes an sich haben,
und Rübenschwanz, also ein rübenartiger Schwanz, als Schimpfwort einer un-
feinen Zeit zuzutrauen ist. Die Bezeichnung „Rauhschwanz" erscheint zu sehr er-
künstelt. Da Rübezahl nach dem Berichte des Henelius in verschiedenen tierischen
Gestalten sich zeigte, so ist die Wahl des Schimpfwortes nicht ohne Beziehung.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Burg Kynsberg am Schlesierthale. 185
des Königs von Böhmen Ferdinand I. (später deutscher Kaiser) im Jahre 1545
gegen Erlegung des Pfandschillings an Matthias von Log au überging. Diesem
gemeinnützigen Manne spenden seine Zeitgenossen großes und wohlverdientes Lob;
er hat zur Verschönerung der Kynsburg manches beigetragen. Der Kaiser ehrte
diesen vortrefflichen Mann, trug ihm die ehrenvollsten Geschäfte auf, deren er
sich jederzeit zur Zufriedenheit seines Fürsten erledigte. Logan vermehrte und
verbesserte seine Güter, ohne daß ihm von irgend welcher Seite Habsucht oder
schmutziger Geiz zum Vorwurfe gemacht worden wäre.
Die Kynsburg. Nach Zeichnung von G. Täub er t.
Noch während er lebte, ernannte er seinen zweiten Sohn Matthias zum
Erben der Kynsburg. Dieser jüngere Matthias von Logau, ein Mann von
bedeutendem Vermögen, reichlich ausgestattet mit körperlichen und geistigen Vor-
zügen, befördert und empfohlen durch die Vorzüge seines Vaters, gelangte bald
zu hohem Ruhme und Ansehen. Er wurde 1566 Landeshauptmann der Fürsten-
tümer Schweidnitz und Jauer, 1570 Kammerpräsident und kaufte mit seinen
Brüdern die Fürstentümer Frankenstein und Münsterberg sür 180 000 Gulden,
eine Summe, die auf den damaligen Reichtum der Familien schließen läßt.
Allein die Ritter der beiden Fürstentümer wollten sich nicht zum Vasallentum
unter einem einfachen Edelmanns bequemen und bohrten so lange, bis endlich
Kaiser Maximilian Ii. die Fürstentümer an sich kaufte. Aber Matthias von
Logau war darum, daß ihn die Ritter nicht zum Herrn haben mochten, nicht
weniger angesehen als srüher; ja, sein Einfluß und seine Bedeutung stieg so
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I. Matthias Matthias Matthias_von_Logau Maximilian_Ii Maximilian Matthias_von
Logau
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Überschwemmungen und Eisgänge. 227
schwimmen scheinen. Dann schwelgen sie auf den üppigen Weiden und mästen
sich bis zu 300—500 leg, die Ochsen erreichen das Doppelte an Gewicht.
Da giebt es Kühe, deren strotzende Euter 20 Maß Milch geben. Die Kehr-
seite des entfesselten Elementes ist das Elend und die Armuth, welche die
Zerstörungen verheerender Ueberschwemmuugen und starken Eisganges an-
gerichtet haben. Man hat zwar schon früher dem drohenden Unheil durch
Dämme zu steuern gesucht und zur Aufsicht der Wasserbauten besondere Be-
amten, die sogenannten Deichgrafen, eingesetzt; aber was ist Menschenwerk
gegen die Wucht der Naturgewalten, wie Schiller sagt: „denn die Elemente
hassen das Gebild von Menschenhand."
Lustschloß Moyland bei Kleve.
Die denkwürdigste Wasserflut ist die vom Jahre 1809, weil sie durch
den Edelmuth eines Heldenmädchens, Johanna Sebns, verewigt worden,
einem Dichter (Goethe) und einem Komponisten (Zelter) Stoff bot zu Herr-
lichen Schöpfungen und den Kaiser Napoleon veranlaßte, zum Andenken der
Heldenthat, im Jahre 1811 ein Steindenkmal zu setzen.
Bei Brienen, unweit der Spreyschlenße, bewohnte die arme alte Katha-
rina Sebns eine kleine Hütte zusammen mit einer Tagelöhnerfamilie und ihren
sechs Kindern. Die alte Frau war fchon kindisch geworden und Johanna
Sebus, damals 17 Jahre alt, fast die einzige Stütze des Hauses. Plötzlich,
am 13. Januar 1809, wurden die Bewohner von Brienen durch Nothschüsse
15*
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Extrahierte Personennamen: Schiller Johanna_Sebns Goethe Napoleon rina_Sebns Johanna
Sebus
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
48 Die freie und Hansestadt Hamburg.
um so mehr „verdammten Spaß", je länger ein blaues Auge oder eine breit-
geschlagene Nase auf der See noch die Erinnerung daran wachhält. Daß nicht
die Seeleute allein, sondern auch mancher lockere Vogel aus den sogenannten
besseren Ständen „reinfällt", darf wohl nicht erst erwähnt werden.
Geistiges Leben in Hamburg. Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts beginnt Hamburg in der deutschen Litteratur eine Rolle zu spielen.
Im Jahre 1639 ließ sich Paul Flemming (geboren 1609 zu Hartenstein
im Vogtlande) als Arzt Hierselbst nieder, nachdem er von seiner Reise, die er
.in derselben Eigenschaft mit der Gesandtschaft, welche der Herzog Friedrich von
Schleswig-Holstein nach Moskau und dann nach Persien abgeordnet, unter-
nommen hatte, zurückgekehrt war. Leider erlag dieser Mann mit einem echten
deutschen Herzen und Gemüte, reich an Macht und Fülle, an Wahrheit, Lebendig-
keit, Wärme, Einfachheit und gesunder Natürlichkeit, der Mann, den Gervinns
den „schönsten Charakter unter allen weltlichen Dichtern des Jahrhunderts"
nennt, bereits im April 1640 einer jähen Krankheit. Von seinen vielen Dich-
hingen nennen wir nur das schöne Kirchenlied: „In allen meinen Thaten u. s. w.",
durch das er sich zur langen, gefahrvollen Reise ernst und würdig vorbereitet hatte,
das männlich kräftige Sonnett „An Sich!" mit den herrlichen Schlußworten:
„Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles unterthan", «
und sein anmutig und tief empfundenes:
„Ein getreues Herze wissen,
Hat des höchsten Schatzes Preis u. s. w."
An der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Dichtergruppe zu
erwähnen, deren Erzeugnisse von dem brannschweigischen Hofrat Weichmann
unter dem Titel: „Die Poesie der Niedersachsen" herausgegeben wurde und
die in Hamburg ihre vornehmsten Vertreter hatte. Zu ihnen gehörte Christian
Wernicke, der nach längeren Reisen im Auslande mehrere Jahre in Hamburg
privatisierte. In einer Sammlung von Epigrammen, die zu den besten seiner
Zeit zählen, geißelte er unnachsichtlich den Geschmack der zweiten schleichen
Schule, deren Poesie unwahr, kraftlos, hohl, sinnlich, zügellos, mitunter bis
ins Schmutzige gemein und trotz der galanten Schreibart vergiftet, oberflächlich,
unnatürlich, übertrieben, bis zum Ermüden phrasenreich, mit den „durchdringenden
löblichen Beiwörtern" geschmückt war.
. Seine Pfeile waren besonders gegen die Häupter genannter Schule, Christian
Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Kaspar von Lohenstein, gerichtet.
Einen bedeutenderen Platz' unter den Niedersachsen nahm Barthold
Heinrich Brockes ein. Im Jahre 1680 in Hamburg geboren (gest. 1747),
hatte er in Halle die Rechte studiert und war nach mehrjährigen Reisen, auf
denen er sich eine vielseitige Bildung erworben, nach seiner Vaterstadt zurück-
gekehrt. Hier fand er als Senator Muße genug, sich den von ihm mit Vor-
liebe gepflegten Künsten, der Malerei, der Musik und der Poesie zu widmen.
Seine Gedichte, welche er unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott" in
neun starken Bänden herausgab, beschränken sich auf fromme Naturbetrachtung
und Naturschilderung und enthalten manche wohlgelungene Stellen poetischer
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Paul_Flemming Friedrich_von
Schleswig-Holstein Friedrich Hofrat_Weichmann Christian
Wernicke Christian
Hoffmann_von_Hoffmannswaldau Daniel_Kaspar_von_Lohenstein Heinrich_Brockes Heinrich
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Hannovers berühmte Männer. 437
um Gewährleistung seiner Stellung; die Antworten waren aber nicht entschei-
dend. Während dessen wurde ihm von seiten der preußischen Regierung der
Antrag gemacht, die Leitung des Berliner Nationaltheaters zu übernehmen;
auch dies meldete er Dalberg, indem er zugleich in denselben drang, bis zum
10. November ihm festen Bescheid zukommen zu lassen. Als dieser ausblieb,
durste Jssland nicht länger zögern, zumal da die Anerbietungen, die man ihm
machte, ungemein glänzend waren; denn es wurde ihm nicht nur ein Gehalt
von 3000 und eine Pension von 1200 Thalern zugesichert, sondern es sollten
auch seine Schulden aus der königlichen Kasse bezahlt werden. Er erklärte
daher am 14. November seine Bereitwilligkeit, das ihm zugedachte Amt anzu-
treten. Nun erst, am 16. November, erhielt er ein Schreiben von Dalberg,
worin dieser ihm die gewünschten Aufklärungen gab und zugleich vorteilhaftere
Bedingungen anbot. Natürlich konnte er jetzt nicht mehr zurücktreten, wenn er
auch gewollt hätte, und er verdiente die Vorwürfe nicht, die sein früherer Vor-
gesetzter ihm wegen Annahme des neuen Engagements machte.
Seiner neuen Stelle stand er mit nicht weniger Umsicht vor als der früheren.
Er besonders war es, der nicht nur als Direktor, sondern auch als Schauspieler
die Berliner Bühne zu hohem Ansehen brachte und ihr einen Glanz verlieh,
dessen sie sich vor ihm nicht rühmen durfte. Trotzdem hatte er auch in Berlin
viel von Neidern und Feinden zu leiden. Unter den Beschuldigungen, mit
welchen man ihn von ihrer Seite überhäufte, mag wohl diejenige noch die ge-
rechteste sein, daß er zum Nachteile des Publikums zuweilen jüngere, unbe-
deutendere Talente mehr als billig begünstigte. Die übrigen Anklagen gegen
ihn waren teils gänzlich unbegründet, teils übertrieben.
Im Jahre 1806 wiederholten sich in Berlin die Erlebnisse von Mannheim.
Der König hörte nach der unglücklichen Schlacht bei Jena auf, das Theater
zu unterstützen; die Franzosen rückten in die Hauptstadt Preußens ein, alles
war in größter Verwirrung. Die Deutschen verlangten Stücke zu sehen, welche
ihrer patriotischen Stimmung entsprachen, und doch durfte man aus Furcht, die
übermächtigen Feinde zu erbittern, es nicht wagen, jene Forderungen zu ge-
währen. Es gehörte in der That nicht wenig Besonnenheit und Vorsicht dazu,
auf keiner Seite Anstoß zu geben und dabei doch das Interesse des Theaters
nicht zu vernachlässigen. Jssland verfuhr mit der größten Klugheit und ver-
hinderte so jede Störung.
Nach geschlossenem Frieden gewann alles so ziemlich wieder seine vorige,
ruhige Gestalt. Zur Belohnung seiner guten Dienste und in Anerkennung
seiner gediegenen Kunstleistungen wurde Jsfland im Jahre 1811 vom König
zum Generaldirektor aller königlichen Schauspiele und zum Ritter des roten
Adlerordens dritter Klasse ernannt. Die mannigfaltigen und oft sehr drückenden
Geschäfte hatten jedoch seine Gesundheit bedeutend geschwächt. Nachdem er noch
1811, 1812 und 1813 mehrere Kunstreisen gemacht hatte und unter andern
in Hamburg, Mannheim, Breslau und Karlsruhe — ein ihm hier angebotenes
Engagement lehnte er ab — aufgetreten war, zeigte er sich am 23. Januar
1814 in Berlin zum letztenmal auf der Bühne, wo man einen von ihm zu
Ehren der eben zurückgekehrten königlichen Familie gedichteten Prolog: „Liebe
und Wille", zur Darstellung brachte. Am 21. September machte er noch eine
Spazierfahrt nach Charlottenburg, aber schon am 22. September 1814 starb er.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Dalberg Dalberg
Extrahierte Ortsnamen: Hannovers Berlin Berlin Mannheim Jena Hamburg Mannheim Breslau Karlsruhe Berlin Charlottenburg
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
374 Die Ebene der Oker.
Ader von boshafter Tücke hin, die durch den ganzen Charakter Eulenspiegels
durchläuft, in welchem man den der deutschen Bauern wiedererkennt. Daher
das Massive, Ungeschlachte, für die höheren Stände Unflätige des Witzes, der
nur gar zu gern in körperliche Efflnvien sich ergießt, obgleich niemals in das
eigentlich Obseöne sich verliert. Gerade weil nnsre einseitige Kultur uns nach
und nach auf eine alberne Ziererei hingetrieben hat, welche die Natur verleugnen
will und sich der Wohlthaten schämt, die sie von ihr empfängt, weil sich alles
gerade eben nicht mit eleganter Sauberkeit abthuu läßt; für diese aber ist Eulen-
spiegel eine sehr gute Gegenwucht und eine ironierende Apostrophe der Ver-
achteten an die Hosfärtigen, die gegen sie fremd und vornehm thuu, damit sie
sich erinnern, daß sie auch aus Fleisch und Bein gemacht sind und der Erde an-
gehören. Nicht immer aber verweilt auch der Witz des Buches auf jener unteren
Stufe, er erhebt sich häufig genug in die höhere Sphäre des reineren Scherzes.
Es scheint auch nicht, daß der Name etwas andres bedeute, als wie er in
dem Volksbuche selbst erläutert wird, wenn es erzählt, daß Eulenspiegels Ge-
wohnheit gewesen sei, über die Thür eines Hauses, wo er einen Schalksstreich
„ verübte, eine Eule und einen Spiegel mit der Überschrift „Hic fuit', zu malen.
Die Bedeutung des Spiegels ist hier in der im Mittelalter gebräuchlichen zu
nehmen, in der eines Lehrbuches oder Vorbildes. Ungewisser kann man über
den Charakter sein, welcher durch die Eule ausgedrückt werden soll, als deren
Vorbild unser Bauernsohn Till erscheint. Görres erklärt den allegorischen
Stamm für richtig gewählt und bezeichnet die Eule als bösartig, katzeumäßig,
schadenfroh, fratzenhaft, glühäugig u. s. w. Alle hier angedeuteten moralischen
Eigenschaften scheinen aber der Eule nie zugeschrieben zu sein.
r~
Die Brunonia-Quadriga auf dem herzoglichen Residenzschloß zu Braunschweig.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Litauer und Kuren. 509
nie fehlenden Büchse versagen, merkt er Verrat. Er erprobt schnell die Ladungen
seiner Pistolen, wirft sie von sich und erwartet ruhig die heraneilenden Feinde,
die ihn lebendig zu fangen gedachten. Da zieht er ein kleines Pistol hervor,
das er nie einem Menschen gezeigt hatte, und schießt sich kaltblütig die Kugel
durch den Kopf.
Bei Prozessen und sonst vor Gericht suchen die Litauer sich zunächst durch
vorgeblich mangelndes Verständnis der deutschen Sprache zu sichern und halten
dem Untersuchungsrichter gegenüber alle Winkelzüge, Unwahrheiten und selbst
Meineid für entschuldbar. Dabei leisten sie anderseits direkten Befehlen der
Beamten unweigerlich Folge und erweisen denselben große Ehrerbietung. Dem
Könige sind sie mit aufrichtiger Treue ergeben. Als Soldaten sind sie ganz
besonders tüchtig und geben, da sie treffliche Reiter sind, namentlich ausgezeich-
nete Kavalleristen ab.
Die hohe poetische Begabung des Volkes ist, seit Herder in seinen „Stimmen
der Völker", später die Brüder Grimm, Chamisso und andre darauf aufmerksam
gemacht haben, wohl allgemein bekannt. Sie besitzen einen reichen Schatz von
Volksliedern. Dainos genannt, allerdings meistens lyrischer Natur, der noch in
dem Volke lebt und immer neue Sprossen und Blüten treibt. Weniger bekannt
ist es vielleicht, daß der litauische Volksstamm auch einen nationalen Kunst-
dichter von bedeutendem Talent aufzuweisen hat. Dies ist Christian Donaleitis
(Donalitius nach der damaligen Mode, seinen Namen zu latinisieren), als der
Sohn eines kölmischen Grundbesitzers am 1. Januar 1714 in Lasdinehlen in
der Nähe von Gnmbinnen geboren. Nachdem er unter großen Entbehrungen
in Königsberg Theologie studiert, wurde er erst Kantor, dann Rektor in Stalln-
pönen, dann 1743 Prediger in dem Dorfe Tolmingkemen, woselbst er im Jahre
1780 starb. Sein in litauischer Sprache in Hexametern verfaßtes Gedicht
„Das Jahr" ist zwar höchst wahrscheinlich durch die von „Thomsons Jahres-
zeiten" gegebene Anregung entstanden, doch steht es an urwüchsiger poetischer
Kraft entschieden über dem englischen Gedicht sowie über dem gleichfalls durch
deffen Anregung entstandenen „Frühling" von Kleist. Treffliche, höchst an-
schauliche und reizende Naturschilderungen, dabei eine äußerst lebendige und
naturwahre Darstellung der Charaktere und der Lebensweise der litauischen Land-
bevölkerung, stehen in einem höchst erfreulichen Gegensatz zu der in jener Zeit
herrschenden zopfigen und gezierten Manier. Allerdings wird der künstlerische
Eindruck im ganzen durch zu große Breite und den Mangel an Einheit und
zweckmäßiger Anordnung beeinträchtigt. Möge eine kleine Probe der Dichtung hier
Platz finden. Derdichter, wohl zugleich der eigenen schmerzlichen Empfindung über
das ihn drückende Alter Ausdruck gebend, läßt den biedern Schulzen Priezkus sagen:
„Ja, als ich jung noch war — wo bliebt ihr glücklichen Tage! —
Ach. als ich jung noch war. da priesen mich alle Gesellen.
Herren und Bauern, die Knechte sogar und die ärmliche Viehmagd.
Jetzt in dem grauen Haar verspottet ein jeglicher Schalk mich.
Herr und Bauer verhöhnen den alt gewordenen Schulzen.
Oftmals, wenn ich mein Pferd, das kahlgewordene, zäume,
Und am gekrümmten Halse die graue Mähne betrachte,
Dann mit Seufzen gewahr' ich, wie alt ich selber geworden."
Der Bauer Enskys aber, sein altes Messer hervorlangend, mit dem
er seit dreizehn Jahren so viele Würste und Speckseiten auf Hochzeitsfesten
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Grimm Chamisso Dainos Christian_Donaleitis