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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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644 Drittes Kapitel
Heerstraßen, Grabmäler, Badeeinrichtungen k., die Urbarmachung weiter Gebiete,
die Einführung des Weinbaus u. dgl. Bei Beginn der Völkerwanderung wurden
die Römer völlig verdrängt. Die Gebiete der nun hier angesiedelten Germanen
(Alemannen und Franken) erstreckten sich über die Grenzen des Großherzogtums,
namentlich gegen Osten hinaus. — Von dem Herzog Gottfried von Alemannien
stammt Berthold I. (der Bärtige) ab, welcher als Graf im Breisgau erscheint und
den Titel Herzog von Zähringen annimmt. Sein ältester Sohn Berthold Ii. wurde
sein Nachfolger, während sein jüngerer Sohn Hermann der Heilige Hochberg erbte
und durch Heirat die Stadt Baden erhielt. Der Zuwachs zu diesen noch geringen
Besitzungen war besonders 1227 erheblich, indem zu dieser Zeit die Städte Psorz-
heim, Durlach und Ettlingen erworben wurden. Schon am Ende des 13. Jahr-
Hunderts aber zerfiel das Gebiet des Hauses in eine obere Markgrasschaft mit der
Hauptstadt Baden und in eine untere Markgrafschaft mit Pforzheim. Nachdem 1391
die Wiedervereinigung erfolgt war, teilte Christoph I. das Land 1515 wieder unter
seine drei Söhne. Von diesen starb Philipp kinderlos, während Bernhard eine Linie
Baden-Baden (Residenzen Baden und Rastatt) und Ernst eine Linie Baden-Durlach
(Residenzen Pforzheim, später Durlach und zuletzt Karlsruhe) stiftete. Beide nahmen
die Reformation an, doch trat Baden-Baden später wieder zur katholischen Kirche über.
Die letztere Linie starb 1771 aus und Baden-Durlach (die Eruestinische Linie) trat
in den Gesamtbesitz. Im Lüneviller Frieden erhielt die Markgrasschaft Baden Stücke
der Pfalz (Gegend von Heidelberg), die Stiftsgebiete von Konstanz, Basel, Straß-
bnrg und Speier auf dem rechten Rheinufer, sowie mehrere sonstige reichsunmittel-
bare Gebiete und freie Reichsstädte; der Fürst aber nahm den Titel Kurfürst an.
Neuen Zuwachs brachte der Frieden von Preßburg, in welchem das Land durch den
Breisgau, die Ortenau, Baar, sowie durch die Gebiete der Fürsten von Fürstenberg
und von Leiningen 2c. vergrößert wurde; zugleich erhielt der Fürst den Titel eines
Großherzogs. Nach der Schlacht bei Leipzig verließ Baden die Sache Napoleons
und wurde dann 1815 Mitglied des Deutschen Bundes. Eine ständische Versassuug
wurde 1818 eingeführt, darauf bildete sich (1821) die Union der lutherischen und
reformierten Kirchen des Landes, zugleich wurde auch der erzbischöfliche Stuhl in
Freiburg für die katholischen Unterthanen geschaffen. 1835 schloß sich Baden dem
deutschen Zollverein an. Nach den Erschütterungen der Jahre 1848 und 1849
(Maiaufstand 1849) gewann das Land unter dem jetzigen Großherzoge Friedrich
(von 1852 an als Prinz-Regent, von 1856 an als Großherzog) eine friedliche und
glückliche Entwickeluug.
Den Erhebungsverhältnissen nach gehört Baden zu dem Gebiete des
oberrheinischen Gebirgssystems. Sein vornehmstes Gebirge ist der Schwarz-
Wald; weiter nördlich kommen das Neckarbergland, und nur zu kleinem Teile
auch der Odenwald und das schwäbische Terrassenland in Betracht. West-
wärts dehnt sich, nach dem Rhein zu, der östliche Flügel der oberrheinischen
Ebene aus.
Von dem Schwarzwalde fällt der bei weitem größte Teil auf Baden, nämlich
7270 von 9480 qkm, in demselben befinden sich auch die bedeutendsten Erhebungen
des Gebirges, nämlich der Feldberg (1494 m), der Belchen (1415 m), der Kandel
(1243 m), der Blauen (1167 m) 2c. Die Hauptmasse des Schwarzwaldes besteht
aus Granit, dazu treten Gneis (am Fuße) und Sandstein (auf höheren Punkten).
Während die Hauptmasse des Gebirges mit Tannen bedeckt ist, tragen die Vorberge
der Rheinseite auf ihren Gipfeln meist Laubwälder und auf ihren Hängen Reben-
und Obstpslauzungen. Nördlich von der Enz geht das Gebirge in ein Hügelland, das
Neckarbergland, über, welches sich am Neckar wieder höher erhebt (in dem 567 m
hohen Königsstuhl); es gehört der Triasformation an, doch treten am Neckar auch
vulkanische Gesteine auf. Der rechts vom unteren Neckar folgende Odenwald besteht
seinem Kern nach aus Granit, welcher jedoch meist von Buntsandstein überlagert
wird. Die Rheinebene ist von Schwemmland gebildet; dasselbe ist zwischen Rastatt,
Karlsruhe und Philippsburg sehr sandig, jedoch auch gut angebaut; mehr nach dem
Gebirge zu ist größere Fruchtbarkeit zu finden, besonders auch in den Seitenthälern
des l^chwarzwaldes und auf den Höhen des Odenwaldes; die größte Fruchtbarkeit
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Alemannien Berthold_Ii Hermann_der_Heilige_Hochberg Christoph_I. Philipp_kinderlos Philipp Bernhard Ernst Napoleons Friedrich
( Friedrich
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491 Zweites Kapitel.
doch trat nach dessen Tode eine neue Teilung ein (Altenburger Vertrag); durch
dieselbe entstand auch eine altenbnrgische Linie. Nach Erlöschen derselben
(1672) wurde dieses Gebiet mit Sachsen-Gotha verbunden und nach dem Aus-
sterben der dortigen Fürsten (1825) übernahm Herzog Friedrich von Hildburg-
hausen an Stelle seiner bisherigen Besitzungen das jetzige Gebiet des Herzogtums.
Nachdem schon unter den Enkeln Johann Friedrichs sich eine altenbnrgische
Linie gebildet hatte, aber wieder ausgestorben war, entstand durch den Vertrag von
Altenburg (1610) aufs neue eine solche. Im Jahre 1672 erbte Ernst der Fromme,
Sohn Johanns von Weimar, das Land, welches hinfort Gotha und Altenburg um-
faßte und sich später durch Eisenberg, Ronneburg, Roda, Kamburg und Sulza ver-
größerte. Der letzte Herzog von Gotha-Altenbnrg war Friedrich Iv. (gest. 1825).
Die vorhandenen Erben (Weimar, Koburg, Meiningen und Hildburghausen) ver-
ständigten, sich dahin, daß sür den bisherigen Herzog Friedrich von Hildburghausen
die fünf Ämter Altenburg, Ronneburg, Eifenberg, Roda und Orlamünde zu einem
Herzogtum zusammengelegt wurden, welches den Namen Herzogtum Sachsen-Alten-
bürg erhielt, wofür derselbe auf sein bisheriges Land verzichtete. Dieser Fürst gab
seinem Lande am 29. April 1831 eine Verfassung und trat am 1. Jan. 1834 dem
Zollverein bei. Sein Nachfolger Joseph löste die Frondienste ab und begann die
Regulierung des Grundsteuer- und Hypothekenwesens. Durch die revolutionäre Be-
wegung von 1848 wurde er zur Abdankung gezwungen; ihm folgte sein Bruder
Georg, dessen Sohn Georg (seit 1853) die Wohlfahrt des Landes vielfach gefördert
hat und dem Norddeutschen Bunde, bez. Deutschen Reiche beigetreten ist. Seit 1871
gehören 2/s des Dominialvermögens dem Herzoge, 1/a dem Lande; dafür hat der
Herzog auf eine Zivilliste verzichtet.
Der Ostkreis besteht aus einem wellenförmigen, nach Westen etwas an-
steigenden Gebiete, in welchem man die letzten Ausläufer des sächsischen Erz-
gebirges erkennen kann; der Westkreis enthält einen Teil des Saalethales und
das nördliche Stück des sogenannten Osterlandes, einer ziemlich bergigen Land-
schast, welche sich gegen Nordwesten an das Elstergebirge anschließt.
Der Untergrund des Ostkreises wird von Porphyr, Thonschiefer oder Bunt-
sandstein, hin und wieder auch von Grauwacke und Grünstein gebildet, die nicht
selten zu Tage treten. Auf dem Buntsandstein lagert im nördlichen Distrikt des
Ostkreises Braunkohle von gewaltiger Mächtigkeit; in der Altenbnrger Gegend findet
sich auch Zechstein, der vorzüglichen Ätzkulk liefert. Der bezeichnete Untergrund ist
von mächtigen Lehmschichten bedeckt, die einen fruchtbaren Ackerboden bilden. Der
höchste Punkt des Ostkrcises ist 372 in hoch (bei Ronneburg». In dem bergigen West-
kreise findet sich gegen Osten Kies- und Sandboden, im Westen vorherrschend Gips-
und Kalkstein, sowie roter, eisenschüssiger Sandstein. Im ganzen ist hier die Frucht-
barkeit nicht bedeutend; der höchste Punkt ist nordwestlich von Orlamünde (beim
Rittergute Spaal, 513 m).
Bewässert wird das Land von der Saale und deren Zuflüssen.
Im Ostkreise fließt die Pleiße mit der Wiera und Sprotta, sowie die Schnauder,
ein Zufluß der Weißen Elster; im Westkreis findet sich die Saale, welche die Orla
aufnimmt, die Roda und Wethau, auf ganz kurze Strecke (an der Grenze) auch die
Weiße Elster. Größere Teiche sind im Oftkreise vorhanden; im Westkreise befindet
sich ein See bei Hainspitz.
Bereits ist angedeutet worden, daß der Boden des Ostkreises sehr fruchtbar,
der des Westkreises dagegen weniger ergiebig ist; in jenem wird daher ein sehr
erheblicher Ackerbau betrieben, während iu diesem ausgedehnte Wälder vor-
handen sind.
Im Jahre 1883 nahmen ein: Acker-, Garten- und Weinland 77361, Wiesen
11119, Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 3173, Forsten und Holzungen 36652,
Haus- und Hofräume, Wege und Gewässer 1011 ha. Sehr bedeutend ist sonach das
Ackerland (58,B Proz. gegen 18,7 des Reiches), auch der Waldstand ist etwas höher
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Hildburg- Friedrich Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Ernst Johanns_von_Weimar Johanns Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_von_Hildburghausen Friedrich Jan Joseph Georg Georg_( Rittergute_Spaal
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Altschlesische Münzen. 27
Nachstellungen des deutschen Königs nicht möglich sei, den Peterspfennig zu
zahlen (promissum principi apostoloram Petro persolvere censuni). Ob
Boleslaw später Wort gehalten hat oder nicht: jedenfalls steht fest, daß die
Polen schon ums Jahr 10(30 die edlen Metalle als Geld kannten. Wenn daher
noch gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Krakau auch Marderschnauzen und
Eichhornköpfe die Stelle des Geldes vertraten, so waren das nur noch Überreste
aus früherer Zeit. In Schlesien wurden zwar noch im Anfange des 13. Jahr-
Hunderts Felle von Mardern und Eichhörnchen statt des Zehnten gegeben; aber
sie hatten damals nicht mehr die Bedeutung des Geldes, sondern galten als
Naturalzehnt, wie Getreide, Honig u. dergl.
Wurden edle und unedle Metalle irgendwo gefunden, so war der Besitzer
des Grundes und Bodens zwar Eigentümer; der Fürst aber galt da, wo er
nicht selbst Grundbesitzer war, als Obereigentümer, der dem Besitzer erst das
Recht des Bergbaues verlieh, oder, wenn dieser nicht bauen wollte, es jedem
andern verleihen konnte; in beiden Fällen aber hatte er von jedem, der Metall
gewann, den Zehnten oder das Urbar, d. h. den zwölften Teil des ganzen Ge-
Winnes, zu beanspruchen.
Das Recht zu münzen besaßen die Herzöge ausschließlich, wie sich aus
mehreren Urkunden nachweisen läßt. Als z. B. im Jahre 1222 der Herzog
Kasimir von Oppeln dem Bischof Laurentius die Gründung von Ujest nach
deutschem Rechte gestattete, behielt er ausdrücklich das Recht der Münze für
sich. Der Herzog Heinrich I. erteilte im Jahre 1204 dem Kloster zu „Unserer
lieben Frauen" aus dem Sande zu Breslau eine Anweisung auf 10 Mark
Silbers jährlich aus der dortigen Münze, die ihm also gehörte. Nur der-
jenige durfte münzen, dem der Herzog das Recht dazu verliehen hatte. In der
frühesten Zeit übten die Herzöge selbst das Münzrecht durch ihre Münzen aus.
Später aber verkauften sie das Recht jährlich an die Münzer; die Pächter der
Münzen waren oft jüdische Kaufleute, die zum Schneiden der Münzstempel sich
nicht selten Leute ihrer Nation annahmen, die keine andre als die hebräische
Schrift kannten. Daher finden wir auf polnischen und schlesischen Münzen jener
Zeit zuweilen hebräische Buchstaben.
Von den aus dem Bergbau und der Münze fließenden herzoglichen Ein-
künften nahm die Kirche schon sehr früh den zehnten Teil in Anspruch, und
die Herzöge sicherten ihr in der That denselben zu. So wurde dem Bischof
Laurentius im Jahre 1227 von Heinrich I. der Zehnte von dem Anteile des
Herzogs an dem Goldgewinne, also der Zehnte des Zwölften (des Urbar), be-
willigt. Boleslaw Ii. von Liegnitz versprach im Jahre 1265 dem Bistum
den Zehnten seines Anteils an der Gewinnung aller Metalle, nämlich des
Goldes. Silbers, Kupsers, Bleis und was sonst in seinem Lande gesunden wurde.
Daß der Münzzehnt in seinem ganzen Lande dem Bischof von Breslau gehöre,
bekennt Heinrich Iii. urkundlich im Jahre 1264. Das Münzrecht selbst er-
langte der Bischof von Breslau erst im Jahre 1290, als Herzog Heinrich Iv.
an seinem Todestage zur Genngthuung für die vielen Bedrückungen, die er der
Kirche und den ihr unterworfenen Gütern und Personen bei Lebzeiten zugefügt
hatte, dem Bistum das große Privilegium erteilte. Seit dieser Zeit kann es
erst bischöfliche Münzen geben. Im Laufe des 14. Jahrhunderts verkauften
oder überließen die Herzöge das Münzrecht zum Teil den Städten.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Altschlesische Boleslaw Kasimir_von_Oppeln_dem_Bischof_Laurentius Heinrich_I. Heinrich_I. Boleslaw_Ii Boleslaw Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Krakau Breslau Bischof
Laurentius Goldgewinne Liegnitz Breslau Breslau
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Georg Wilhelm, der letzte Sproß des Hauses der Piasten im Briege. 287
gute Ordnung in Essen, Trinken, Schlafen, Wachen, Ruhe, Bewegung, Liebe
und Furcht des Schöpsers im ganzen Leben. Unter den Augen und der Obhut
eines Lehrers, der sich bemühte, alle diese Tugenden seinem Zögling zu eigen
zu machen, hatte Georg Wilhelm das vierzehnte Jahr, mit welchem er sür
mündig erklärt wurde, erreicht.
Als der Prinz 14^ Jahre alt war, ein Jüngling von blühender Gesichts-
färbe, blondgelocktem Haar, das bis auf die Schultern herabfiel, großer, kräf-
tiger Gestalt, reiste er auf Wunsch der Landstände zur Huldigung nach Wien.
Sobald er dort am 19. Februar 1675 angekommen war, meldete er bei Hofe
seine Absicht, und der Kaiser bestimmte den Tag der Audienz und Huldigung.
Georg Wilhelm legte vor dem Throne mit eignem Munde den Huldigungseid
ab und hielt mit größter Geistesgegenwart einen von ihm selbst verfaßten Vor-
trag, über welchen der Kaiser und die anwesenden Staatsmänner sehr günstig
urteilten. Der spanische Botschafter sagte damals von dem Brieger Fürsten,
die Christenheit habe keinen Fürsten von so geringem Alter und so vieler Fähig-
keit, und Lohenstein erzählt, die ganze Stadt Wien und der Hof habe von nichts
als dem jungen Piasten gesprochen.
Nach beendigter Huldigung kehrte der Fürst nach Brieg zurück. Die Land-
stände, gegen 500 Mann zu Roß, kamen ihm entgegen und führten ihn ins
Schloß unter Lösung der Kanonen, während Bürgerschaft und die Kompanien
geworbener Soldaten mit fliegenden Fahnen im Gewehr standen. Dann leisteten
die Stände den Eid der Treue. Die Freude in dem ganzen Fürstentum war
groß. Auch die Stände von Wohlau und Liegnitz huldigten dem jugendlichen
Fürsten mit großer Freude und erwarteten eine thaten- und segensreiche Regierung.
Im September hielt Georg Wilhelm in Liegnitz einen Landtag ab, ging
von dort nach Breslau und kehrte nach Brieg zurück, um eine Hirschjagd zu
beginnen. Hier hatte er am 15. November bei rauher Witterung in den Wäl-
dern der rechten Oderseite sich erkältet und trat, um sich zu erwärmen, in ein
Bauernhaus, in welchem zu seinem Unglück die Kinder an den Blattern krank
lagen. Der Fürst wurde in Fieberschauern zu Wagen nach Brieg gebracht.
Die Ärzte waren sehr sorgfältig, aber kein Mittel besiegte das heftige Fieber.
Die Kinderpocken zeigten sich bald auf dem ganzen Körper, verschwanden jedoch
wieder und warfen sich aufs Innere. Der Kranke litt mit größter Sanftmut
die brennendsten Schmerzen und zeigte festes Vertrauen auf Gott und die Hoff-
rtuug auf ewiges Leben. Am 21. November war er eine Leiche. Mit ihm
erlosch der piastische Stamm in Schlesien, wie ein Licht, das im Verlöschen
noch einmal hell aufflackert.
Aus dem Briefe, den der Fürst eigenhändig während seiner Krankheit an
den Kaiser geschrieben hat, mögen nur wenige Worte hier Platz finden, damit
sie uns einen Beweis geben, wie berechtigt die Erwartungen der Schlesier von
den Talenten des letzten Piasten waren; er schrieb: „Allergnädigster Kaiser,
König und Herr! Ich bin zwar der Hoffnung und des Vorsatzes gewesen, Ew.
Majestät und dero glorwürdigstem Erzhause noch durch langwierige treue
Dienste mich wohlgefällig zu machen und dies, was ich bei meiner Jugend
annoch nicht zu thuu vermocht, mit zunehmendem Alter in desto vollkommener
Devotion derselben darzustellen. Es scheint aber, daß bei jetziger meiner Un-
päßlichkeit der Allerhöchste seinem nnerforschlichen Gutbefinden nach dieses durch
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Brieger Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Brieg Liegnitz Liegnitz Breslau Brieg Brieg Schlesien
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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282 Die Oder und ihre Umgegend von der Quelle bis Brieg.
Abendmahl nicht an allen hohen Festtagen (Weihnachten, Ostern, Pfingsten)
empfange und seinen Gottesdienst, als einem rechtschaffenen Christen gezieme,
nicht verüben werde, folle als ein ruchloser Mensch und Teufelskind aus der
Stadt Vertrieben werden.
Als die religiöse Bewegung entstand, war es also keineswegs auf eine
Trennung von der Kirche abgesehen, sondern auf Beseitigung der eingerissenen
Mißbräuche, auf tiefere Befriedigung der religiösen Bedürfnisse des Herzens.
Deshalb schenkte der Herzog auch dem Schulwesen besondere Aufmerksamkeit
und beabsichtigte in Liegnitz eine Universität zu stiften. In Brieg mehrte sich
die Zahl der Schüler, so daß an der Stadtschule um die Mitte des 16. Jahr-
Hunderts ein Rektor und zwei Kollegen wirkten.
Friedrich Ii. ist es auch, der mit Joachim Ii. von Brandenburg im Jahre
1537 die bekannte Erbverbrüderung schloß, durch welche später Friedrich Ii.
von Preußen seine Ansprüche auf Liegnitz, Brieg und Wohlan begründete. Nach
feinem Tode (1547) beginnt durch seinen Sohn Georg für Brieg eine glück-
lichere Zeit, denn Georg Ii. ist unbestritten der bedeutendste Fürst unter den
Brieger Piasien; er hat das Fürstentum in einen Stand gesetzt, daß man das
alte Land nicht mehr erkannte und das neue nicht ohne Bewunderung ansehen
konnte. Seine 39jährige Regierung war ein großer Segen für sein Land, und
die Folgen seines segensreichen Wirkens dauern zum Teil heute noch fort. Auch
den Anblick seiner Gestalt hat das Schicksal der Nachwelt erhalten; denn die
unglücklichen Wechselfälle seines Hauses haben sein lebensgroßes Steinbild über
dem Schloßthore verschont, und von dort blickt er noch heute mit seiner Ge-
mahlin Barbara auf den ehemaligen Schauplatz seiner Thätigkeit hernieder.
Georg half mit seinen Mannen dem Kaiser im Kampfe gegen die Türken;
durch Weisheit wußte er manche Streitigkeiten beizulegen und es so einzurichten,
daß auch in kirchlichen Dingen die Katholiken und Protestanten mit seinen Ent-
scheidungen meist zufrieden waren. Adel und Städte verhandelten mit dem
Fürsten auf den Landtagen. Absichtlich hat Georg niemand Unrecht gethan,
niemand ließ er abweisen oder warten, stets antwortete er gütig, oft vergaß er
Speise und Schlaf über Beratungen und Rechtssachen. Untreue Beamte durften
am wenigsten auf Schonung rechnen. Obgleich Brieg auch von 1547—1586
viel durch Brände und Seuchen zu leiden hatte, hob es sich dennoch bedeutend,
weil Ordnung herrschte und der Fürst für seine Stadt besorgt war. Die Stadt-
ordnnng von 1550, die Georg entworfen hatte, geht bis in die kleinsten Punkte
und bestimmt jedem sein Recht und seine Pflicht und dem Übertreter des Ge-
fetzes seine Strafe.
Georg baute sich ein prächtiges, viereckiges Schloß, an drei Seiten mit
fünf Wandelungen (Stockwerken) übereinander und dreifachen Galerien. Hinter
dem Schlosse erbaute er eine Reitbahn, vor demselben legte er einen Lustgarten an.
Auch die Schloßkirche wurde ausgebaut und geschmückt, von 1564—1569 wurde
ein zweites schloßähnliches Gebäude, das Gymnasium, errichtet. Das Rathaus
erhielt damals seine heutige Gestalt, der Ratsturm wurde höher als vorher erbaut.
Von Georg stammt die Errichtung der Schützengilde; die Bürger sollten
sich, da stets die Gefahr eines Türkeneinfalles drohte, im Gebranch des Schieß-
gewehres üben. Um den Eifer der Bürger zu beleben, war der Fürst selbst
oft bei den Übungen der Schützen gegenwärtig.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Georg Georg_Ii Brieger Barbara Georg Georg Georg Georg Georg
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
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354 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
gegen ein reiches Geschenk, gab ihr Futter und behandelte sie zärtlich. Nach
nicht langer Zeit erschien die Herzogin auf der Galerie des Schloßturmes mit
der Taube, deren weißer Hals mit einem rosaseidenen Bändchen geschmückt war.
Der Fürstin Antlitz strahlte in freudiger, fast andächtiger Verklärung; mit den
Worten „Vollziehe deine fromme Sendung" setzte sie die Taube auf ihre Hand.
Das Täubchen rührte sich nicht, sondern niedergekauert schien es sich ganz be-
haglich in der weichen Hand der Herzogin zu befinden. Die hohe Dame unter-
nahm nun einen Rundgang auf der Galerie; als sie uach Norden kam, wurde
die Taube munter, rauschte plötzlich davon, schwang sich hoch empor, schwebte
in der Luft, gleichsam um sich über.dem Gewühl der Stadt zurecht zu finden,
flog dann davon über den einen Oderarm und ließ sich auf der Insel nieder,
welche die Oder bei Glogau dadurch bildet, daß sie sich iu zwei Arme spaltet,
und auf welcher sich die Trümmer des alten Schlosses befanden.
Schnell meldete die Herzogin ihrem Gemahl, wo sich die Taube nieder-
gelassen hatte; der Herzog freute sich über das Zeichen, da er selbst sich diesen
Platz schon für den Dom gewählt hatte; er sagte: „Die Taube hat den Herren
des Domes ein schönes Stück Land zu wählen verstanden."
Der Herzog erbaute den neuen Dom, und die Herzogin schmückte ihn durch
reiche Gaben glänzend aus. Der Dom in der Stadt wurde zu einem Domini-
kanerkloster umgeschaffen, das Salome mit vielen Geschenken bedachte und in
dem sie bestattet wurde.
Herzog Hans der Grausame. Einer der unruhigsten, wildesten und
grausamsten Fürsten, welche im Herzogtums Glogau regiert haben, war Johannii.,
gewöhnlich Hans Ii. genannt; seine ganze Regierungszeit war eine ununter-
brochene Kette der abenteuerlichsten und zügellosesten Handlungen, durch die er
uameuloses Elend über das Land brachte.
Johann Ii. war Herzog von Sagan. Im Jahre 1472 hatte er sein
Herzogtum verkauft und lebte als Freibeuter. Da starb im Jahre 1476 Herzog
Heinrich Xi. von Glogau, Johanns Oheim. Sofort trat er mit Ansprüchen auf
dieses Fürstentum in Schlesien auf, während die Könige von Polen und Ungarn
Glogau als offenes Lehen ansahen und für sich beanspruchten und der Kurfürst
Albrecht Achilles von Brandenburg das Herzogtum als sein Eigentum erklärte,
da seine Tochter Barbara, die Witwe Heinrichs, von ihrem verstorbenen Gemahl
die allein eingesetzte Erbin sei. So entbrannte der Kampf um das Land von
allen Seiten König Matthias von Ungarn unterstützte den Herzog Hans, um
ihm das Herzogtum gewannen zu helfen und es dann für sich einzuziehen. Es
währte nicht lange, so hatte Hans sich ganz Glogau mit unmenschlicher Grau-
samkeit erobert. Bald seufzte das Fürstentum unter der fürchterlichsten Bedrückung;
denn Summen auf Summen preßte Hans aus dem Lande, um verschwenderisch
leben zu können und stets kriegsgerüstet und zu Raufereien kampfbereit zu sein;
er konnte sich rühmen, in wenigen Jahren 600 Dörfer in Brand gesteckt zu
haben. Zwei Gutsbesitzer feines Landes, die er um ihren Reichtum beneidete,
ließ er fälschlich beschuldigen, dann gefangen nehmen und hinrichten; ihr Ver-
mögen machte er zu seinem Eigentums. Die Leiden Glogans waren ohne Bei-
spiel; aus der geringfügigsten Veranlagung nahm er den Bürgern ihre Vorrechte,
bemächtigte sich der Stadtgüter und verkaufte sie; wer Widerspruch erhob, wurde
gesangen genommen, gemartert und hingerichtet.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Hans Johannii Hans_Ii Johann Sagan Heinrich_Xi Heinrich Johanns Johanns Albrecht_Achilles_von_Brandenburg Albrecht Barbara Heinrichs Heinrichs Matthias_von_Ungarn Hans Hans
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Johann, Friedrich von der Leyen & Cie. 135
genommen, wie dies nicht allein die gesteigerten Einkäufe an Rohseide beweisen,
sondern auch die Einrichtung von Kommissionslagern in Wesel, Mülheim
a. Rh. und Köln. Auch die Auswanderung von 13 Krefelder Familien nach
Pennsylvanien um 1683 scheint nicht ausschließlich auf religiöse Motive
zurückgeführt werden zu müssen. Die Auswanderer, größtenteils Leineweber,
fanden sich wahrscheinlich durch die fortschreitende Entwicklung der Seidenindustrie,
welche ihnen die Arbeiter entzog, in ihrer geschäftlichen Thätigkeit beengt; denn
in den religiösen Anschauungen standen sie mit den von der Leyen, die stark zu
denen der Mystiker jener Zeit sich neigten, auf demselben Boden.
Wilhelm von der Leyen wurde der Erbe des Geschäftes, der Bruder
Friedrich blieb nur am Nähseidehandel betheiligt, und mehr und mehr mit dem
Heranwachsen der Söhne seines Bruders zog er, der kinderlose Onkel, sich zurück.
Wilhelm arbeitete mit unverdrossenem Fleiße an der Erweiterung und Aus-
dehuung seines Geschäftes; die selbständige Herstellung von Sammtband wurde
jetzt versucht und bald mit großem Erfolge kultivirt. Des Vaters geschäftliche
Tüchtigkeit ging aus die strebsamen Söhne über. Noch vor dessen Tode hatte
der eine Sohn, Peter von der Leyen, eine Seidenzwirnerei angelegt; ein Jahr
später (1721) hatten zwei andere Söhne unter der finanziellen Betheiligung
der übrigen Familienmitglieder eine Sammtfabrik unter der Firma „Johann,
Friedrich von der Leyen & Cie." errichtet. Nach wenigen Jahren, als der
Vater gestorben, wurde diese Fabrik mit der alten Seiden- und Sammtband-
sabrik verschmolzen; der Stiefbruder Johann trat aus und gründete im Verein
mit seinen Schwägern Jentges und von Elten ein neues Geschäft, das unter
der Firma Johann von der Leyen & Cie. sich vornehmlich der Fabrikation von
Sammt und Sammtbändern zuwandte. An dem älteren Geschäfte waren die
drei Söhne Wilhelm's aus zweiter Ehe (Peter, Friedrich und Heinrich) betheiligt,
alle drei rührige Kaufleute, von denen namentlich der mittlere, Friedrich, durch
Intelligenz und Geschäftsroutine sich auszeichnete. Bis jetzt war die Fabrikation
noch vielfach gehemmt gewesen. In Strasburg und Köln war das Färben
der Seide, naturlich mit großem Zeitverlust und erheblichen Kosten, besorgt
worden. Seit dem Jahre 1724 machte man sich durch die Errichtung einer
eigenen Färberei, die aufs Genaueste koutrolirt werden konnte, von außen unab-
hängig. Man zog geschickte Arbeiter selbst aus weiter Ferne heran, der Einkauf
der Rohseide wurde direkt an der Quelle besorgt, kurz jeder Vortheil wahr-
genommen, um die Fabrikation in jeglicher Weise zu vervollkommnen, aber auch
gegen jegliche Konkurrenz, die bereits aus nächster Nähe drohte, zu sichern.
Bereits um 1725 hatte die Seidenindustrie einen so mächtigen Einstnß auf die
örtlichen Verhältnisse gewonnen, daß die Regierung meinte, wenn die Industrie
in Krefeld noch zwanzig Jahre in dem Flore verbliebe, so würde die Stadt ein
so großes Renomme von Handel und Kaufmannschaft haben, wie die aller-
berühmtesten Kauf- und Handelsstädte in ganz Deutschland. Die Regierung
verfolgte mit warmer Theilnahme das Ausblühen der jungen Industrie und
zeigte sich gern bereit, dieselbe möglichst zu unterstützen. Mit großem Interesse
nahm der sonst für geschäftliche Dinge ziemlich nüchtern urtheilende König
Friedrich Wilhelm I. bei seiner Anwesenheit in Krefeld am 7. August 1738
Ansicht von der Fabrik der Gebrüder von der Leyen; er zeigte sich äußerst
befriedigt und versicherte die Geschäftsinhaber jeglichen Schutzes.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Johann Friedrich_von_der_Leyen Friedrich Leineweber Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm Peter Friedrich Friedrich Johann Johann Johann Peter Friedrich Friedrich Heinrich) Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm_I. August
Extrahierte Ortsnamen: Wesel Mülheim Pennsylvanien Strasburg Krefeld Deutschland Krefeld
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Tod des Kurfürsten Moritz in der Schlacht bei Sievershausen. 289
Absicht des Feindes, ihn zu umgehen, durch voraneilende Bauern aus Pattensen
unterrichtet, hatte sein Heer in weithin sich streckende Linie gestellt. Feld-
schlangen und Donnerbüchsen verschiedener Größe standen auf den Flügeln.
Am sogenannten Vogelherde traf er mit dem Feinde zusammen, der den Wind
und eine kleine Anhöhe für sich hatte, auch das Heer der Verbündeten an Fuß-
Volk überwog, dagegen an Reiterei nachstand. '
Bald nachdem die Geschütze zu spielen angefangen, rückten die „Vorwarten"
aufeinander, so nahe, „daß sie das Weiße in den Augen sehen konnten".
Kurfürst Moritz fällt bei Elvershausen.
Die ersten vier Heerhaufen markgräflicher Reiter führte Klaus Barner, Herzog
Heinrichs geschworener Feind. Gegen diese sprengten die Prinzen Philipp
Magnus und Karl Viktor mit ihren Reitern. „Die zwei jungen Fürsten von
Braunschweig", sagt ein Augenzeuge, „sind vor ihre Reiter vorausgerückt und
auch bald zu Boden gegangen, wo sie ihr Blut ritterlich verstürzt." Beide
Brüder fielen schnell hintereinander. Als dem greisen Vater die Kunde kam,
daß sein Philipp geblieben, sagte er, den Schmerz überwindend: „Gut, so muß
man dem Jungen das Gelbe vom Schnabel wischen;" als er aber die Todes-
Nachricht über Karl Viktor erhielt, brach auf kurze Zeit seine Kraft. Weinend
rief er aus: „Das ist fast zu viel."
Der durch die jungen Herzöge eingeleitete Kamps ward bald allgemein.
Furchtbar wüteten die Scharen des Markgrafen, durch den donnernden Schlachtruf
ihres kühnen Führers angefeuert, in den Reihen der Sachsen und Brauuschweiger,
während von den Verbündeten, deren Schlachtordnung breiter als die des
Deutsches Land und Volk. X. Ig
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Klaus_Barner Heinrichs Heinrichs Philipp
Magnus Philipp Magnus Karl_Viktor Karl Viktor Philipp Philipp Karl_Viktor Karl Viktor Kamps
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Hennig Brabant und der Kampf der Zünfte. 327
beharrlich fortgelegten Feindseligkeiten die Reichsacht zu (12. Mai 1606), deren
Exekution Kaiser Rudolf Il dem Herzoge Heinrich Julius übertrug. Der Rat
wußte jedoch die Vollziehung der Acht geschickt hinzuhalten; und selbst als deren
Erneuerung ans dem niedersächsischen Kreistage zu Halberstadt (im Juli 1611)
ausgerufen wurde, kümmerte sich die Stadt wenig um dieselbe, da auch die
verbündeten Hansastädte ungeachtet der an sie ergangenen kaiserlichen Mandate
den Verkehr mit der geächteten Bürgerschaft aufrecht erhielten.
Braunschweig demütigt sich vor der Hansa.
Nach dem Tode des Herzogs Heinrich Julius (13. Juli 1613) vermehrte
sich die äußere Bedrängnis durch innere Unruhen, infolge deren im Jahre 1614
der gesamte Magistrat seine Entlassung nehmen mußte. Die Stadt erbot sich
nun, dem neuen Herzoge Friedrich Ulrich eine Summe von 100 000 Gulden
gegen Einstellung der Feindseligkeiten zu erlegen. Dieses Anerbieten lehnte der
Herzog jedoch ab und rückte am 21. Juli 1615 an der Spitze eines großen
Heeres (13 000 Mann mit 46 Geschützen) vor die Stadt. Erst als unter dem
Grafen Solms ein Ersatzheer sich den Eingang in die Stadt erzwang, konnte
der Herzog zur Aufhebung der Belagerung bewogen werden (am 2. November).
In dem zu Stuterburg abgeschlossenen Friedensvertrage vom 21. Dezember 1615
mußte sich der Herzog nunmehr zur Zahlung einer Summe von 100000 Gulden
an die Stadt für die Nutzungen ihrer eingezogen gewesenen Güter verstehen und
sich verpflichten, die Aufhebung der Reichsacht zu erwirken, wogegen der Rat
am 5. Februar 1616 die Huldigung leistete.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Hennig Rudolf_Il Rudolf Heinrich_Julius Heinrich Heinrich_Julius_( Heinrich Friedrich_Ulrich Friedrich
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Eine vergessene Universität (Helmstedt). 357
wie ihn seine Zeit und sein Volk nicht trefflicher wünschen konnten. _ Der all
sein Thun beherrschende Grundzug war tiefe Religiosität, das Ziel seiner Re-
gierung war das Wohl seiner Unterthanen. Ganz besonders war sein Streben
darauf gerichtet, die Finsternis, welche die Gemüter damals gefangen hielt, zu
zerstreuen und den Nebel zu bannen, welcher auf allen Gebieten menschlichen
Wissens lagerte. Für alles dies hat er feine volle Geisteskraft, die ganze ihm
zu Gebote stehende Fürstengewalt eingesetzt, dafür war dem Sparsamsten aller
Herrscher nichts teuer und zu gut, dafür hat er Werke geschaffen, die seinen
Namen mit unsterblichen Lorbeern geschmückt haben. Seine Kirchen- und Kloster-
ordnung, sein Corpus doctrinae Julium, seine Hofgerichtsordnung sind aus
geistigem Gebiete, die Schiffbarmachuug der Oker, die Einrichtung eines regel-
mäßigen Briesbotendienstes, die Organisation einer alle waffenfähigen Unter-
thanen umfassenden Miliz, die Ansammlung eines Staatsschatzes von 700 000
Thalern sind auf administrativem Felde derartige Großthaten, aber die größte
von allen war die Stiftung einer Universität für sein Land, das damals um
die Fürstentümer Calenberg und Göttingen sowie um die Grafschaft Hoya
größer war als das jetzige Herzogtum Braunschweig.
Den später so herrlich verkörperten Gedanken hatte Herzog Julius schon
als Prinz gefaßt, er wollte, falls er zur Regierung käme, damit dem Allmäch<
tigen seine Dankbarkeit beweisen; die bei der angestellten Kirchenvisitation so
schrecklich hervorgetretene Unwissenheit der Geistlichen brachte den Gedanken zur
Reife, ja es wurde, um nunmehr keine Zeit zu verlieren, vorerst im Jahre
1571 eine Anstalt mit beschränkteren Zielen, ein Pädagogium, in dem am
Nordrande des Harzes in einer Thalmulde anmutig gelegenen Städtchen Gan-
dersheim errichtet, bevor die zur vollen Ausführung seines Planes erforder-
lichen Vorarbeiten beendigt sein konnten. Die wenig gesunde Lage jenes Ortes
veranlaßte schon nach einigen Jahren die Verlegung des jungen Instituts nach
Helmstedt. Dieser an der Ostgrenze des Herzogtums belegene uralte Kultur-
Punkt, welchen bereits der Missionar Ludgerus durch Errichtung eines nach
ihm genannten Klosters unter den Krummstab gebeugt hatte, der aber später nach
Erstarkung des Bürgersinnes, nach dem 1457 erfolgten Beitritte zum Bunde
der Hansa dem geistlichen Regimente immer mehr Schwierigkeiten bereitete, so
daß sich der Abt Anton Grimhold genötigt sah, im Jahre 1490 den Herzog
Wilhelm den Jüngeren von Braunschweig mit der Stadt zu belehnen, hatte sich
Herzogs Julius Vorliebe hauptsächlich durch die Entschiedenheit erworben, mit
welcher seine Bürger im Jahre 1542 die Kirchenreformation eingeführt und
trotz aller Maßregeln Heinrichs des Jüngeren hoch gehalten und unverletzt be-
wahrt hatten. Dazu kam, daß die an sich zwar etwas ärmlich gebaute, aber
in waldreicher Hügelgegend gelegene Stadt nicht nur gar manche Naturreize
in ihrer Umgebung darbot, sondern sich auch durch eine erfahrungsmäßig höchst
gesunde Lage auszeichnete und bei ihrer fast doppelt so großen Ausdehnung
wie Gandersheim leichter den Anforderungen an eine Universitätsstadt ge-
nügen konnte.
Inzwischen war es den nach Prag gesandten Kammerräten Heinrich von
der Lühe und Matthias Bötticher gelungen, die Privilegierung der zu errichtenden
Universität vom Kaiser Maximilian srüher als die um ein Gleiches bittende
Stadt Straßburg zu erhalten; und nachdem die unentbehrlichsten Gebäude auf
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Julius Ludgerus Anton_Grimhold Wilhelm Julius_Vorliebe Heinrichs Heinrich Heinrich Matthias_Bötticher Maximilian Maximilian