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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 74

1900 - Leipzig : Spamer
74 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. kommenden Befugnis, an die Stelle der Regierung zu"treten und einen Staat im Staate zu bilden. Die reich gewordenen Kaufleute, in deren Solde die in Indien kämpfenden Krieger standen, schauten verachtend auf diese herab; daher kam es, daß dem Militär in Ostindien die Seele seines Standes, der Ehrgeiz, fehlte. Nur verkommene Individuen oder wegen schlechten Betragens aus dem Dienst entlassene Beamte und Offiziere meldeten sich für deu ostindischen Dienst, so daß es am Ende niemand zur Ehre gereichte, sich diesem Gesindel des In- und Auslandes anzuschließen. Die für den Dienst des Vaterlandes in Holland durch Aushebung zur Fahne gerufene Jugend konnte nicht wie das geworbene Heer in England auch für den Dienst in den Kolonien verwendet werden, sondern man überließ es der Kompanie, sich Söldnertruppen anzuwerben. Der Militärdienst wurde in Indien mit einer beispiellosen Nach- lässigkeit und Treulosigkeit betrieben. Das Heer bestand nur aus aben- teueruden, aus aller Herren Länder zusammengelaufenen Gesellen, die an und für sich schon nicht an strenge Ordnung und Zucht gewöhnt waren, in den heißen Gegenden Javas aber noch viel mehr erschlafften. Noch bis in die neuere Zeit ist die Heeresverfassung eine der wundesten Stellen in Niederländisch-Jndien gewesen, welcher Umstand durch die Werbungen von Soldaten im Auslande herbeigeführt worden ist, denn kaum der vierte Teil aller Truppen in jenen Gegenden bestand bis vor kurzem aus Nieder- ländern. Diese fanden es stets für angemessener und einträglicher, Fremde, welche für Geld zu habeu waren, zum Dienst zu verwenden, als ihn selbst zu thun. Seit sich im Jahre 1860 aber unter den ausländischen Truppen bedenkliche Meutereien gezeigt haben, sind die Verhältnisse etwas anders geworden. Wie das Militärwesen sich in einem durchaus zerrütteten Zu- stände befand, so war dies auch mit dem Beamtentum der Fall. Die Beamten hatten nur ihre eigne Bereicherung im Auge und erpreßten daher von den Einwohnern allerlei ungerechte und ungesetzliche Abgaben. Trotz- dem hatte die Handelsgesellschaft ihrem ungeheuren Beamtenheere außer- ordentlich hohe Besoldung zu zahlen. Hierzu gesellten sich noch die Jahresgehalte, welche den inländischen pensionierten Fürsten gewährt werden mußten. Auch die Gesandtschaften, die Geschenke an die Nachbar- könige und die immerwährenden kleinen Kriege gegen aufständische Va- sollen und Fürsten verschlangen große Summen, daß selbst der gewinn- reichste Handel dieselben nicht zu decken vermochte. Daher war es als kein besonderer Verlust für die Mitglieder der Handelsgesellschaft anzusehen, daß am 15. März 1795 die Batavische Republik die Holländisch-ostindische Kompanie aufhob und ihre Besitzungen für Staatseigentum erklärte. In den ersten Jahren des Bestandes der Handelsgesellschaft, als es sich noch darum handelte, gegen den Nationalfeind als mächtiges Volk auf- zutreten und festen Fuß in Indien zu fassen, hatte die Sache eine ganz andre Bewandtnis. Damals galt es eine Nationalangelegenheit; der

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 100

1900 - Leipzig : Spamer
100 Die Engländer in Ostindien. Bombay, wurde unter dem Nameu Sir Josiah Child von Surate zum Barouet und zum Oberkommandierenden aller englischen Truppen im Osten erhoben; daher kam es, daß unter allen servilen Genossenschaften die Ostindische Kompanie durch Willfährigkeit gegen den Thron am meisten hervortrat. Sie gab dem Handelsstande des Königreichs das gesetzwidrige Beispiel bereitwilliger Steuerzahlung, als ohne Zustimmung des Parla- ments König Jakob Ii. bei seinem Regierungsantritt gewisse Abgaben ausschrieb. Sobald indessen der Monarch nach kaum vierjähriger Will- kürherrschast aus dem Lande Vertrieben, und der blutige Lord-Oberrichter Jeffreys, welcher die übermäßigen Monopolanfprüche der Ostindischen Gesellschaft für gesetzmäßig erklärt, ein Gefangener geworden war, vereinigten sich die alten Feinde der Kompanie, verstärkt durch die ehemaligen, von Child aus dem Ostmdiahanse vertriebenen Direktoren und ihren Anhang, mit den mächtigsten whigistisch gesinnten Kaufleuten der City und forderten von dem freiheitlich gesinnten Hause der Gemeinen, welches Wilhelm Iii. von Oranien aus den Thron erhoben hatte, Gerechtigkeit und Wiederver- geltuug. Am heftigsten gebürdete sich Papillon, obgleich derselbe einige Jahre früher als eifrigster Vorkämpfer für den Freibrief der Kompanie gestritten. Ein guter Teil der Gegner der Kompanie aber bestand aus Leuten, welche ihr gram waren, weil sie sich von einem Mann hatte be- herrschen lassen, der seinen Einfluß dazu angewendet, um vor allem seine Interessen und die seiner Kreaturen zu fördern. Als Heilmittel für alles schreiende Unrecht und gegeu zukünftige Übergriffe dieser Art verlangte man von der Krone das Monopol zu einer neuen Gesellschaft auf einem besseren Fundamente, wodurch mau hoffte, die Wiederkehr einer engherzigen und tyrannischen Oberleitung auf immer fern zu halten. Die neu zu be- gründende Kompanie, unter der sich einige der ersten Großhändler der City befanden, wählte zur Wahrnehmung ihrer Interessen ein Komitee und beauftragte dasselbe, vom Parlamente und der Regierung ein Privileg zum Handel nach dem Osten auszuwirken. Nachdem das Ostindiahaus sich im Jahre 1693 gegeu jeden Vergleich ausgesprochen hatte, baten die Gemeinen den König Wilhelm Iii., demselben eine dreijährige Vorausverkündigung der Aufhebung seines Freibriefes zu- stellen zu lassen. Sir Josna Child, welcher befürchtete, durch seine Person im Vordergrunde die Interessen seiner Kompanie noch mehr zu gefährden, machte in der rechten Stunde einem neuen Gouverneur, dem Sir Thomas Cook, scheinbar Platz. Dieser, mit dem bisherigen allmächtigen Leiter des Direktorenhofes nahe verwandt, gehörte zu den angesehensten Kauf- leuten Londons; auch fehlte es ihm als Mitglied des Parlaments nicht an Einfluß. Er wußte in der That binnen kurzer Zeit vermittelst wohl- angewandter 100 000 Pfd. Sterl. die ärgsten Gegner zu besänftigen. Infolgedessen wurde ohne Mitwirkung des Parlaments von feiten der Regierung am 7. Oktober 1693 der Freibrief und das Monopol der alten

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 101

1900 - Leipzig : Spamer
Das Handelsmonopol nach Ostindien. 101 Ostindischen Kompanie durch die Krone von neuem bestätigt, unter der Bedingung, den Kapitalstock um 1v2 Million zu vermehren und jährlich sür 100 000 Psd. Sterl. britische Waren auszuführen. Das Haus der Gemeinen stellte die Berechtigung unbehinderter Monopolverleihung durch die Krone in Frage und bestimmte, „daß es das Recht jedes Engländers Aurengzeti, »mgetien von den Würdenträgern seines Hofes. (3m Hinlergmnd der 2p('an des Uj'anenlhrones.) Nach indischen Vorlagen. sei, nach Ostindien oder irgend einem Teile der Welt Handel zu treiben, außer wenn es durch eine Akte des Parlaments verboten worden wäre." In solchem Verhältnis standen Regierung und Volk.^ Fast um dieselbe Zeit, als die erste indische Kompanie im Jahre 1698 jenes Territorium, aus welchem sich gegenwärtig Kalkutta, die Hauptstadt des Jndo-britischen Reiches, ausdehnt, und weiterhin die Stadt Tschatamntti

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 27

1900 - Leipzig : Spamer
Die französische Mississippi-Gesellschaft. 27 Ein merkwürdiger Umstand, wie er sich kaum jemals in ähnlicher Weise wiederholt hat, trug zum Gedeihen der von den Franzosen gegrün- deten Kolonie Louisiana bei. Zwei Reisende, die vom französischen Kanada aus nach dem Innern von Nordamerika vorgedrungen waren, hatten noch bei Lebzeiten Ludwigs Xiv. den Mississippi entdeckt. Ihre Schilderungen von der Üppigkeit und dem natürlichen Reichtum des Landes regten zu weiteren Untersuchungen an, und Herr de la Salle erhielt Voll- macht zur Erforschung und Besitznahme jener Gegenden. Derselbe gelangte bis zur Mündung des Mississippis und gab dem Lande zu Ehren des Königs den Namen Louisiana. Die ersten Niederlassungen hatten keinen rechten Erfolg, auch die Unternehmungen des reichen Kaufmanns Crozat, welchem 1712 das Privilegium des ausschließlichen Handels dahin sowie das Eigentumsrecht aller neuentdeckten Minen zuerteilt worden war, scheiterten. Derselbe bot daher sein Privilegium dem durch sein rasches Emporkommen ebenso bekannten wie durch seinen jähen Fall berüchtigten Schwindler John Law an. Letzterer hatte schon 17 Jahre früher dem schottischen Parlament die Gründung einer großen Handelsgesellschaft mit ausgedehnten Befugnissen vorgeschlagen. Der Antrag Crozats kam ihm deshalb sehr willkommen, und er entwarf behufs Ausbeutung des Privilegiums den Plan zur Gründung einer Aktiengesellschaft, welche mit dem für die damalige Zeit gewiß sehr bedeutenden Kapital von 100 Millionen Livres arbeiten sollte. Das mit großen Vorrechten ausgestattete Privilegium, mit welchem auch das Recht des Alleinhandels mit kanadischen Biber- und andern Fellen vereinigt wurde, verlieh der Gesellschaft das volle Eigentumsrecht über alle in Louisiana entdeckten und noch zu entdeckenden Ländereien. Alle daselbst vorhandenen Forts, Vorräte?c. wurden ihr überwiesen und ihr dafür nur die Verpflichtung auferlegt, jährlich 6000 Europäer und 300 Neger einzuführen sowie für Geistliche und Kirchen zur Bekehrung der Indianer zu sorgen. Anfänglich fand das Unternehmen sehr laue Aufnahme. Die Erinnerung an ähnliche fehlgeschlagene Versuche, die Art der Kapitalbeschaffung, das Mißtrauen des Parlaments, alles stand einer raschen Beteiligung ent- gegen. Es dauerte fast ein Jahr, ehe die 200 000 Aktien gezeichnet waren. Mit dieser Unternehmung brachte Law jedoch nach und nach eine Menge andrer Handelsspekulationen und großer Geldgeschäfte in Ver- bindnng. Es gelang ihm, den gesamten indischen Handel Frankreichs in den Händen einer einzigen Gesellschaft zu vereinigen, welche nun den Namen „Indische Kompanie" annahm. Auf Kosten dieser Gesellschaft wurden dann Ansiedelungen am Mississippi in großem Maßstab eingeleitet, eine Menge Leute durch Anpreisung der Reichtümer des erworbenen Ge- bietes zur Auswanderung verlockt und der französische Adel durch Ver- leihung von Herzogtümern und Baronien bewogen, der überseeischen Kolonie

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 73

1900 - Leipzig : Spamer
Der niederländische Handel in Ostindien. 73 Jetzt erst trat die niederländische Staatsregierung durch Übernahme der Verwaltung der indischen Besitzungen in ihre natürlichen Rechte, die sie viel zu lange einer Gesellschaft von Kaufleuten überlassen hatte. Die Finanzen Niederländisch-Jndiens waren zerrüttet, der Handel nach Abzug der großen administrativen Ausgaben nicht mehr einträglich, und es be- durfte eine Zeit der politischen Ruhe, verbunden mit einer weisen und ehrlichen Verwaltung, um die zerrütteten Zustände wieder zu heben. Hätte die Fruchtbarkeit des Bodens den Fleiß des Landmannes nicht stets Eigentümliche Segepellung hinlerindifcher Hüllen- und Fluftfahi zeuge. durch reichlichen Ertrag belohnt und den wenigen Bedürfnissen des be- scheidenen Bewohners überflüssig Genüge geleistet, so wäre das reiche Indien infolge der vielen Abgaben und Erpressungen in Not und Elend geraten. Aber die Armut der öffentlichen Kassen und der Mangel an Silber berührte den Inländer wenig, dem die gütige Natur alles zum Leben Notwendige lieferte. Fragt man nach der Ursache des Verfalls der im ersten Jahrhundert ihres Bestehens so blühenden Handelsgesellschaft, so müssen wir dieselbe ganz vorzüglich in der schon erwähnten unnatürlichen Stellung zum Staate suchen, ebenso in der außergewöhnlichen, einer Privatgesellschaft nicht zu-

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 86

1900 - Leipzig : Spamer
86 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. begabt sind. Dabei nimmt deren Seelenzahl mit Riesenschritten zu; Handel und Industrie sind in fortwährendem Steigen begriffen, die Ge- sittung und Moralität heben sich, und dabei wird weder die Sprache noch die Religion der Väter aufgegeben; die alten Sitten sind, insofern sie nicht durch die Fortschritte als veraltet erscheinen, geehrt; die Geschichte und die Denkmäler früherer Zeiten werden sorgfältig gepflegt. Man läßt die Nationalität nicht nur als ein Gegebenes bestehen und sucht sie nicht zu unterdrücken, sondern man faßt sie als einen lebendigen organischen Be- standteil des Völkerlebens auf und sucht ihr Wachstum und ihre Ent- Wickelung zu fördern. Der Javanese hat nicht aufgehört Mohammedaner zu sein: er ist es jetzt nur in einem besseren Sinne als früher, indem er weniger abergläubisch, dafür intelligenter und moralisch besser geworden ist als ehedem. Hat es auch bei aller Ruhe und allem Fortschritt, die sich überall in den holländischen Kolonien offenbaren, keineswegs an Zwischenfällen gefehlt, die besonders durch religiöse Schwärmerei hervor- geruseu wurden, so haben doch diese nur vorübergehende Störungen verursacht. Die religiöse Schwärmerei und der Aberglaube äußern sich allerdings bei den Javanesen nicht selten durch sonderbare Handlungen, die jedoch schon seit langer Zeit keine politische Gefährlichkeit mehr haben, oder denen die Regierung durch kluges Verhalten zuvorzukommen weiß. Hat auch das Kultursystem und dessen Durchführung anfänglich manche Härten mit sich geführt, so sind dieselben doch allmählich aus- geglichen worden. Die Zwangskulturen haben nach und nach aufgehört und beschränken sich nur noch auf Zucker und Kaffee. Die Frondienste sind auf das geringste Maß festgesetzt, und es wird auch für dieselben schon ein billiger Lohn gezahlt. Die Häuptlinge brauchen nicht mehr zu Erpressungen ihre Zuflucht zu nehmen, und die Landbevölkerung gelangt zu immer fortschreitendem Wohlstande. Die Sklaverei hat längst ausgehört, und der Javanese versöhnt sich mit der Arbeit. Man erfreut sich dort einer Herrschaft, die um so weniger empfindlich ist, als sie sich den herkömmlichen Anschauungen anschließt. Die Niederländer haben ihren Beamten den Eid aufgelegt, die Ein- geborenen zu schützen und für deren Wohl nach allen Kräften zu sorgen. Daher wird auch jetzt ein beträchtlicher Teil der Jahreseinnahmen auf Verminderung der Steuern, auf die geistige Hebung des Volkes und auf Förderung ihres Handels und Verkehrs verwendet. Mit unermüdlichem Eifer ist man mit dem Bau von Eisenbahnen und Telegraphen vor- gegangen. Mag auch das Kultursystem eine Bevormundung in sich schließen, so haben doch die besten Kenner jener Völker es für das einzig richtige Mittel erkannt, ein Naturvolk, wie die Malaien der ostindischen Inseln, auf eine höhere Stufe der Bildung zu erheben.

7. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 99

1900 - Leipzig : Spamer
Sir Josua Child, 99 Bis nach diesem Hauptplatz der Kompanie in Indien hatte sich also der Kampf der doppelt erbitterten Parteien hinverpflanzt. Der Kommandant der Besatzung. Kapitän Keigwin. sagte sich in Übereinstimmung mit seinen Truppen von der Autorität der Kompanie los und proklamierte die des Königs (1683). Hierbei blieb es jedoch nicht, die Aufrührer schritten zur Gewalt vor und kerkerten den mißliebigen Stellvertreter des Gouverneurs ein. Nicht ohne Schwierigkeiten ward man des Aufruhrs Herr, und erst nach Hinrichtung mehrerer der Rädelsführer konnte die Gefahr als beseitigt angesehen werden. Die Regierung würde sonst wahrscheinlich das Ver- halten der Aufständischen gebilligt haben, und den Freibrief, auf welchem das Monopol beruhte, hätte ein gleiches Schicksal, wie es mehreren andern Gesellschaften widerfuhr, getroffen. Gerade noch in der rechten Stunde war aber eine vollständige Wandlung im Ostindiahaufe eingetreten. Sir Josua Child, der damalige Gouverneur, trennte sich plötzlich von seinen politischen Freunden, schloß sie von der Direktion aus und unterhandelte wegen eines engeren Anschlusses mit dem Hose. Wahr- scheinlich trug zum Wechsel seiner politischen Ansichten seine Verwandtschaft mit der angesehenen Toryfamilie der Beanforts bei. Papillon, Barnardi- stone und ihre Anhänger verkauften ihre Stammaktien, die Komiteestelleu wurden mit Anhängern Childs besetzt, und dieser war von nun an so wenig beschränkter Gebieter im Ostindiahaufe, daß ihm dessen Mittel zur freiesten Verfügung standen und die wichtigsten Papiere nicht in den Bureaus der Leadenhallstraße, sondern in seinen Wandschränken zu Wan- stead aufbewahrt wurden. Die Wichtigkeit, welche jene außerordentliche Stellung verlieh, erhob ihn bald zu einem Günstling im Königspalaste von Whitehall, wodurch wiederum feine Macht im Ostindiahaufe um so mehr befestigt wurde. Ein Geschenk von 10 000 Guiueen aus seiner Hand nahm König Karl huldvollst entgegen, weitere 10 000 Pfd. Sterl. dessen Bruder Jakob, welcher mit Freuden der Reihe der Aktieninhaber sich zugesellte. Alle, die am Hofe irgend welches Einflusses sich erfreuten, suchte man durch Geschenke von Shawls und Seidenzeugen, von indischen Vogelnestern, durch Diamanten und Säcke voll Gnineen in guter Laune zu erhalten. Die Bestechungssummen, welche der Direktor mit kluger Verschwendung verteilte und die er seinen Kollegen gegenüber nicht einmal zu verrechnen brauchte, hatten bald den gewünschten Erfolg in einem Um- fange, daß der Direktorenhof fast allmächtig im Staate, Child selbst es aber am Hofe wurde. Lord-Oberrichter Jeffreys gab eine Entfchei- dung zu gunsten des Monopols der Kompanie und der strengsten An~ Wendung der Gesetze zur Verteidigung desselben ab; König Jakob Ii. ließ auf den neuen Freibrief, welcher alle Privilegien der Kompanie bestätigte und erweiterte, sein Staatssiegel drücken; alle Kapitäne von Ostindien- fahrern erhielten ihre Bestalluug von der Krone und durften die königliche Flagge aufhiffen. John Child, Sir Jofuas Bruder, Gouverneur von

8. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 310

1884 - Leipzig : Spamer
310 Die schlesische Hauptstadt und ihre Umgebungen. anzuerkennen und seine Interessen selbst denen des gewerblichen Verkehrs voran- gestellt zu sehen; es war schon der Zwang eines schnellen und pünktlichen Gehorsams, den man in der österreichischen Zeit nicht gelernt hatte. Man mußte durchaus den alten Gewohnheiten entsagen, man durfte sich nicht mit den Beamten der Regierung in Unterhandlung einlassen, sondern sollte pünktlich und schnell gehorchen. Diese Zerstörung der alten Sitten und Gewohnheiten erzeugte zunächst ein lebhaftes Gefühl der Unbehaglichkeit; man fing an, wie ein Berichterstatter aus damaliger Zeit schreibt, einzusehen, daß die branden- burgischen Hosen doch noch enger säßen als die böhmischen. Friedrich gab den Breslauern in der Person des Kriegsrates Blochmann einen neuen Ratsdirektor, der den Bürgern bald zeigte, daß das Ende des freistädtischen Breslau heran- gekommen war. Einrichtungen, die beinahe ein halbes Jahrtausend bestanden hatten, erloschen jetzt; die alte Form der Verfassung, die einst unter den Pia- stischen Herzogen sich gebildet und allen Wechsel der Dynastien überdauert hatte, zerbrach fast geräuschlos in der Hand des großen Hohenzollern. Wie die Bres- lauer Stadtverfassung verschwand um dieselbe Zeit die schlesische Ständeverfassung, ein gleichfalls altes, ehrwürdiges Gebäude. Die ganze Besitzergreifung fand ihren Abschluß in der feierlichen Landeshuldigung, welche im Fürstensaale des ehrwürdigen Breslauer Rathauses stattfand. Am Abend der Huldigung (am 7. November) wurde in der Stadt illuminiert, was, da es ohne jede offizielle Anregung zustande kam, immerhin als ein Zeichen günstiger Gesinnung, der Einwohnerschaft angesehen werden darf. Auch eiue Medaille zur Erinnerung an die Huldigung wurde geschlagen. Sie zeigte auf der einen Seite das Brustbild Friedrichs mit der Umschrift: „Fridericus Borussorum Supremus Silesiae Inferioris Dax". Aus der andern Seite war Schlesien als eine mit dem schlesischen Adler geschmückte Frauens- Person dargestellt, die dem König von Preußen eine Krone anbietet; diese Seite hat die Umschrift: „Justo Yictori". Von diesen Medaillen wurde eine größere Anzahl verschenkt; auch erhielten sie mehrere Offiziere, besonders diejenigen, welche bei Mollwitz mitgefochten hatten, und Friedrich der Große ließ ihnen sagen, er schicke ihnen diejenige Medaille, zu welcher sie den Stempel gemacht hätten. Die Gesinnung des Königs trat in jenen Tagen deutlich und charakteristisch hervor. Er verbot die Kanonensalven, weil man Pulver sparen müsse; er ver- warf die Ausschmückungen des Huldigungssaales als unnötig; er wies das ihm angebotene Geschenk von 100 000 Thalern zurück, um zu zeigen, daß für der- gleichen „Geschenke", die entschieden in das Gebiet der Bestechlichkeit fielen, im preußischen Rechtsstaate kein Raum sei; er richtete am Tage nach der Huldigung an die höchsten geistlichen und weltlichen Würdenträger der neuen Provinz eine Ansprache, durch welche er seine neuen Unterthanen über seine Absichten be- lehrte. Mit fester Energie und ohne Schonung machte sich der König daran, Schlesien, und besonders Breslau, mit seinen alten Staaten aufs engste zu vereinigen. Die Breslauer wurden aus einer gewissen Gedankenlosigkeit in eine srische Bewegung auf allen Gebieten hineingetrieben. Friedrich der Große gab auf diese Weise den Breslauern ein Vaterland. Gleichgültig kehrten sie in der Stunde der Gefahr der alten Verbindung mit Österreich den Rücken; aber an Preußen haben sie stets treu festgehalten, wenn auch schwere Drangsale über die Monarchie hinzogen.

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 395

1884 - Leipzig : Spamer
Die Polen. 395 verdankte. Der Bauer weiß, daß der Adel das Land zu Grunde richtete, und deshalb sang er auch schon bald nach 1772 vom Adel: Jeder Versuch zur Aufreizung findet im polnischen Bauer einen sehr nn- empfänglichen Boden. Die Masse der Polen gehört also keineswegs zu den unruhigen, stets zu Revolutionen geneigten Unterthanen Preußens. Zu den beklagenswerten Unruhestiftern gehört in der Provinz Posen nur ein äußerst geringer Teil der polnischen Bevölkerung, der es sich aber — leider — zur Lebensaufgabe gemacht zu haben scheint, die an Zahl vielleicht das Zweihundert- fache überwiegende Masse seiner Landsleute durch beständige Aufstachelungen zum Treubruch gegen den Herrscher, ja bis zur Revolution zu treiben; der gleichzeitig an das wenig unterrichtete Ausland seinen Schmerzensschrei richtet, der sich unglücklich und grausam unterdrückt nennt, um Mitleid, womöglich thätige Teilnahme zu erregen. Diese Unruhestifter gehören meistens dem Adel an, einige sind Litteraten und einige Bürger kleiner Städte. Wollte man die Unzufriedenen zählen, so würde man vielleicht 2000 Seelen finden, die in Preußen noch für die Wiederherstellung des Polentums schwärmen — und diese wenigen Menschen wagen es unausgesetzt, mit den maßlosesten, durchaus unberechtigten, ja völlig ungesetzlichen Ansprüchen der Regierung und dem Träger der Krone entgegenzutreten. Der polnische Edelmann (es gibt natürlich auch ehrenvolle Ausnahmen) sehnt sich zurück nach den polskie czasy, nach den polnischen Zeiten, in denen der Grundbesitz seines Vaters viel größer war als jetzt der seinige, in denen es noch keine freien Bauern gab; er haßt die neue Regierung, die allein sein Herunterkommen verschuldet hat, weil sie allen Wohlstand von Gesetz und Ord- nuug, von Fleiß und Mäßigkeit abhängig macht. Als 1848 ein adliger Frei- heitsapostel in einen Krug kam und einen alten Mann für die dawna Polska, für das alte Polen zu begeistern suchte, da öffnete dieser das Hemd und mit den Worten „dzgkujg, pan, za waszq, wolnosc, ich danke, Herr, für Eure Frei- heit" zeigte er ihm die vielen Narben der Wunden, die ihm einst der Kurbatsch des Woiwoden geschlagen hatte. — Damals behauptete auch der polnische Bauer Pruszak und rief seinen Landsleuten zu: „Nicht eher wird in Polen Ruhe werden, bevor nicht alle Edelleute hängen!" — Im Jahre 1859 schrieb ein polnisches Blatt: „Der Adel ist der Feind des Volkes, der die Thränen und das Blut des Volkes trinkt, der zuerst aus dem Wege geräumt werden muß?" Ju den ersten Jahren nach der preußischen Besitzergreifung von 1315 folgte eine gewisse Abspannung auf die Anstrengungen und Enttäuschungen der napoleonischen Zeit. Man hatte genug des politischen Haders und freute sich des friedlichen Gedeihens und Aufblühens der Provinz unter dem neuen Regi- ment. In Posen entwickelte sich eine wahrhaft glänzende Geselligkeit, zu welcher der Statthalter Fürst Autou Radziwill das Beispiel gab, an welcher der pol- nische Adel und das preußische Beamtentum und Militär gleichmäßig teilnahmen. Die liebenswürdigen Eigenschaften der Polen, der Luxus des Adels verliehen dieser Geselligkeit einen hohen Reiz; Deutsche und Polen drehten sich gemeinsam „Panowie! Panowie! Coscie mieli wglowie Zescie nas zdradzili I kraj swöj zgubili?" „Ihr Herren! Ihr Herren! Was hattet ihr im Kopfe, Daß ihr uns verrietet Und unser Land verspieltet?"

10. Bilder vom Niederrhein - S. 140

1882 - Leipzig : Spamer
140 Die Entwicklung der Krefelder Seiden- und Sammtindustrie. Die heimischen Fabrikanten waren unter solchen Umstünden gezwungen, auf andere Artikel zu sinnen oder sich auf die Anfertigung von Sammtwaaren zu beschränken so daß die Gebrüder vou der Leyeu Jahrzehnte lang das Gebiet der Seidenindustrie fast uneingeschränkt beherrschten. Allerdings erwuchsen ihr aus der andern Seite des Rheines allmählich neue Nebenbuhler, die um so gefährlicher wurden, als die preußische Regierung hier nicht beispringen und auch nicht verhindern konnte, daß Arbeiter den Krefelder Fabriken abspenstig gemacht wurden. Durch große Versprechungen wurden die geschickten Arbeiter von jenen verlockt, ihnen ihre Dienste zu widmen und ihnen die Geheimnisse der Fabrika- tion zu verrathen. Die Fabrik von Andreä in Mülheim a./Rh. wagte es sogar, durchreisende italienische Arbeiter, welche die von der Leyen engagirt hatten, in ihrem Dienste festzuhalten; aber bald nöthigte die energische Erklä- rnng, welche Friedrich der Große an den Landesfürsten erließ, diesen, den Mül- heimer Fabrikherrn aufzufordern, die Arbeiter ruhig weiter ziehen zu lassen. Andreä mußte Folge leisten. — Die Andreä'sche Fabrik in Mülheim ward wieder- holt der Verlockung der Arbeiter beschuldigt. Einen Einblick in die Bedeutung der von der Leyen'schen Fabrik gewährt uns ein an den König gesandter Bericht aus dem Schluß der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Hiernach wurden im Gauzeu nahezu 3000 Arbeiter beschäftigt, 175 Webstühle beschäftigten sich ausschließlich mit der Anfertigung von seidenen Schnupftüchern, 140 mit Sammt, 125 mit Damast und faconnirten Stoffen, andere mit Gros de Tours und Atlas, 97 kleinere Stühle mit brochirten Bändern und figurirtem Sammtband; 197 große Bandmühlen fertigten all- wöchentlich gegen 8000 Stück Bänder aller Art. Daneben unterhielt die Fabrik zwei eigene Seidefärbereien und eine eigene Appretur. Der Lohu, welcher jährlich gezahlt wurde, wird auf 175,000 Rthlr. angegeben. Um jene Zeit war die Weberei fchon nicht mehr auf die Stadt beschränkt; in den benach- barten Orten bis nach Tanten, Goch und Viersen hin waren für die Fabrik Stühle iu Thätigkeit. Alle Maschinen und Stühle waren dazumal noch Eigen- thum der Fabrikherren. Es läßt sich hieraus ermessen, ein wie riesiges Kapital in deren Händen sein mußte, zumal auch die Rohseide in großen Vorräthen entweder direkt in Italien oder in bedeutenden Posten in Amsterdam ein- gekauft werden mußte. Es erklärt sich hieraus zugleich, wie wenig erfolgreich eine finanziell nicht sehr leistungsfähige oder schwache Konkurrenz hiergegen ankämpfen konnte; ohne ein bedeutendes Kapital war das, von allem Anderen abgesehen, gar nicht möglich. Die Arbeiter, in großer Abhängigkeit von den Fabrikherrn, hatten ver- hältnißmäßig gleichwol eine erträgliche Existenz, indem sie von den Geschäfts- krisen wenig berührt wurden. Freilich, es wurde in schlechten Zeiten mitunter die Arbeitszeit beschränkt, auf der andern Seite wurde aber auch für wohlfeiles Brot gesorgt; entlassen wegen mangelnder Nachfrage wurde kein Arbeiter. Mit furchtsamem Herzen indeß erschien der Weber aus der Lieferkammer, denn streng wurde die Arbeit untersucht, und neben scharfen Redensarten gab es selbst für kleine Mängel Kürzung des Lohnes. Erzählt man sich doch, daß die Arbeiter auf dem Gange zur Fabrik es nicht unterließen, unterwegs die Kirche zu betreten, um hier gnädige Behandlung bei der Einlieseruug des Werkes sich zu erbitten.
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