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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 138

1900 - Leipzig : Spamer
138 Das Festland Australien. höheren gebirgigen Steilen, in denen, wie z. B. Mouut Kosciuszko, der Schnee während des größten Teiles des Jahres liegen bleibt. In Sydney hat man, solange es bekannt ist, nur einmal (im Jahre 1836) Schnee be- obachtet. Im allgemeinen ist das Klima der Gesundheit sehr zuträglich, so daß epidemische Krankheiten fast unbekannt sind. Augenkrankheiten sind davon ausgeschlossen, sie erscheinen häufig und sind Folge der staubführenden nordwestlichen Winde. Brustkranken ist das Klima, namentlich in den Breiten von Sydney, sehr zuträglich. Die Kolonisten klagen nicht selten über Rheumatismus, doch dürfte dies mehr ihrem unregelmäßigen Leben als dem Klima zuzuschreiben sein. Es liegt in der Beschaffenheit des Landes und ist bei solchen klima- tischen Verhältnissen erklärlich, daß Australien eigentliche Kulturlandschaften vorzugsweise nur in den Küstenregionen haben kann; das Innere wird, soweit es sich zur Ernährung von Herden eignet, den Viehzüchtern vor- behalten bleiben. In den für den Ackerbau geeigneten Distrikten baut man mit Erfolg alle europäischen Getreidearten, ebenso gedeihen auch Südfrüchte, Baumwolle und Tabak vortrefflich, namentlich aber verdient der Weinbau alle Beachtung; bereits wird seit Jahren ein vortrefflicher einheimischer Rebensaft in den Kolonien getrunken, der auch nach Europa und Amerika seinen Weg findet. An Gesteinen finden sich in Australien hauptsächlich und werden nutzbar gemacht: Granit, Sandstein, Basalte, Kalkstein, Quarz. Man hat bereits angefangen, letzteren zur Glasfabrikation zu verwenden, während Granit und Basalt zu Baumaterialien dienen. An vielen, leider fast unzugäng- lichen Gegenden ist schöner Marmor, Porzellanerde und Töpferthon ge- fnnden worden. Aus der Ostküste, oberhalb Sydney, werden bei Newcastle reiche, mächtige Steinkohlenflöze bearbeitet. Braunkohle (Lignit) findet sich ebenfalls in größeren Lagern vor, und man sängt an, solche aus- zubeuten. Besonders reich aber ist Australien an edlen Metallen und vor- nehmlich wieder an Gold. Die Goldwäscher beschränken sich bis jetzt Haupt- sächlich auf die Kolonien Viktoria und Neusüdwales, doch hat man auch in Queensland und Südaustralien Gold gefunden, ja vom Golf von Car- pentaria aus hat auch fchon hin und wieder Gold seinen Weg nach Sydney gefunden. Es ist über allen Zweifel erhaben, daß sowohl im Norden als im Innern noch mehr bedeutende Goldfelder entdeckt werden. Seit der Entdeckung der Goldfelder im Jahre 1851 bis zum Ende des Jahres 1879 hat man von Australien 60 990 855 Unzen im ungefähren Werte von 240 349 413 Pfd. Sterl. oder über 5 000 000 000 Mark Gold aus- geführt. Doch nicht bloß an Gold, sondern auch an andern Metallen ist Australien reich, und namentlich an Kupfer, welches hauptsächlich in Süd- australien und Queensland ausgebeutet wird. In letztgenannter Kolonie findet sich dasselbe in besonders reichen Erzen. Gediegenes Silber wird ebenfalls hin und wieder gesunden und namentlich in St. Arnand in

2. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 73

1884 - Leipzig : Spamer
Jsergebirge. 7 3 abgebrannt und vergrößert wieder hergestellt. Wenn auch das Klima des Ortes rauh ist, so ist doch der Aufenthalt daselbst sehr angenehm, da Flinsberg in einem schönen Thale liegt, freundliche Anlagen den Badeplatz verschönern und die Umgegend zu den angenehmsten Spaziergängen einladet. Da liegt jenfeit des Queiß der Geiersteiu, der iu einer Stunde zu ersteigen ist, von dem aus man eine herrliche Aussicht in das Queißthal hat. In zwei Stunden gelaugt man bei dem „Wasserfalle" vorbei nach den Kammhäusern auf dem Jserkamm und kann mit Leichtigkeit von dort seinen Spaziergang nach den Jserhäusern ausdehnen. Das Thal von Flinsberg. Nicht gerade beschwerlich und gewiß lohnend sind Ausflüge nach dem Heufuder und der Tafelfichte; höchst augenehm ist ein Spaziergang durch das Queißthal nach dem Hochsteine. Leute, die in Flinsberg Genesung wüuschen, finden Ge- sährten, wenn sie die Badeorte Schwarzbach und Liebwerda aussuchen. Schwarzbach liegt nur eine Stunde Weges von Flinsberg entfernt, dicht an der Nordseite des Heufuders iu einem Thale am Bache Schwarzbach. Der Ort hat kaum 400 Einwohner und nur einen fahrbaren Zugang. Seine sieben Quellen liefern ein erdig-falinifches Stahlwasser, welches viel getrunken wird und besonders gegen Bleichsucht, Blutarmut, Nervenleiden, Kehlkopf- und Lungenkatarrh Erfolg zu haben pflegt. Wer ruhig und zurückgezogen und fern von dem Geräusche der Welt in gesunder Luft lebeu und angenehme Spazier- gänge machen will, der gehe nach Schwarzbach.

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 235

1884 - Leipzig : Spamer
Johann Christian Günther, geboren in Striegan. 235 Ermordung des Generals durch sein Einschreiten verhinderte, sein Paradepferd an. „Ich würde das schöne Sattelzeug mit meinem Blute verderben", sagte Fouque und schlug das Anerbieten aus. „Ich kann Ew. Exzellenz versichern", entgegnete der Oberst, „daß mein Sattelzeug unendlich an Wert gewinnt, wenn es mit dem Blute eines Helden bespritzt wird." Fouque wurde schnell ver- bunden und zu Laudon geführt, der den tapfern Feind mit vorzüglicher Achtung empfing. Auch in Wien begegnete man dem General mit Hochachtung, ent- blödete sich aber nicht, ihm sein ganzes Vermögen zu konfiszieren. Die schwere Verwundung, die Anstrengung des Transportes trugen ihm eine schwere Krank- heit zu. welche seine Lebenskräfte wesentlich erschütterte. Nach dem Huberts- burger Frieden traf er am 15. April in Glatz ein. Bald darauf berief ihn der König durch eine herzliche Einladung nach Potsdam, vier Wochen später schrieb Friedrich an ihn: „Melden Sie mir, ich bitte Sie, wie es mit Ihrer Gesund- heit steht. Ich werde Ihnen meinen Leibarzt schicken, damit Sie sich richtiger Medikamente bedienen und keine Quacksalbereien brauchen, welche Ihnen nichts helfen." Fouques Antwort lautete klagend über Schwäche der Beine, der Brust und der Stimme. „Ich tauge nichts mehr. Für mich ist nur das Domherrn- leben und die Ruhe heilsam. Lassen Sie, Sire, mich diese für den Rest meines Lebens genießen." Der König hatte ihn vorher zum Domherrn von Branden- bürg ernannt und antwortete: „Sie werden in Brandenburg leben, solange Sie wollen; jedoch Sie werden mich manchmal besuchen. Es ist nicht weit. Wenn ich erfahre, daß Sie kommen wollen, so schicke ich Ihnen halbwegs meine Pferde entgegen. Adieu, mein lieber Freund; ich bin der Ihrige mit Herz und Seele." Friedrich ließ Fouques Wohnung in Brandenburg fürstlich möblieren und gab ihm zu Weihnachten 1763 eine Anweisung auf 5000 Thaler aus der Hofstaats- kasse. Auch iu den folgenden Jahren war der König oft aufmerksam gegen den tapfern General. Am 1. Juni 1764 meldete sich Friedrich bei Fouque an: „Ich werde ohne Umstände zu Ihnen kommen wie ein alter Freund, wenn ich Brandenburg passiere. Ich werde den 4. mittags da sein. Ich bringe nur einen einzigen Freund mit, den Erbprinzen von Braunschweig, welcher Ihrer Freundschaft und Achtung wert ist, so daß wir unser drei sein werden, wenn es Ihnen recht ist. Es gehört nur weuig dazu, mich zu sättigen. Ich verlange von Ihnen nur eine gute Suppe und eine Schüssel Spinat, ein freundliches Wirtsgesicht und Sie bei guter Gesundheit zu treffen. Den letzten Artikel empfehle ich Ihnen am meisten." Wie eine Mutter war der König um den hinfälligen Freund besorgt. Im Mai 1773 speiste der König zum letztenmal bei Fouque. Der alte General hörte schwer und konnte nur noch vermittelst einer Maschine sprechen. Am 5. September 1773 schreibt der König noch an seinen alten Freund: „Ich wünschte, mein Lieber, Ihr Zustand gestattete es, daß ich Sie hier iu Potsdam umarmen könnte." Der Wunsch des Königs ging nicht in Erfüllung. Am 3. Mai 1774 starb Fouque, 76 Jahre alt. Die Todesnachricht erschütterte den König tief. Äohann Christian Günther, geboren in Striegan. Auf unsrer Wan- derung durch den Paß, in dessen Mittelpunkt Landeshut liegt, kehren wir zu dem Orte zurück, von dem wir ausgegangen sind, zu Striegau, dem Geburts- orte Günthers, des einzigen großen deutschen Dichters zu Anfang des vorigen

4. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 360

1884 - Leipzig : Spamer
360 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens. bleiben, aber nicht mehr das sein, was ihr wäret. Ich hoffe, dies wird die letzte Thorheit eures Königs gewesen sein." Am 15. August 1898 wurde mit vielem Gepränge, mit Erleuchtung, Feuerwerk und Gastmählern, während die Bürger seufzten, der Geburtstag des Kaisers gefeiert. Dann wurden die Befestigungswerke auf Kosten Preußens wieder ausgebessert und vervollständigt. Wie sehr Glogau während der fran- zösischen Herrschaft litt, läßt sich in Kürze nicht beschreiben: aber daß die Not keine kleine gewesen ist. liegt auf der Hand, wenn man bedenkt, daß für die Bürger zu den vielen Abgaben, welche der Krieg und unglückliche Friede von den andern Städten forderte, noch die Erhaltung der französischen Truppen hinzukam. Wie jedoch allenthalben nach den Unfällen der französischen Armee im Jahre 1812 ein frischer Geist und Sinn die Bürger beseelte, so wurden auch die Glogauer immer mehr von Abscheu gegen die Franzosen erfüllt. Sie hatten die Reste der großen Armee zurückkehren fehen in den abenteuerlichsten Aufzügen, wie sie in Felle von Katzen und Hunden, in zerlumpte Mäntel ge- hüllt mit erfrornen Händen, Füßen und Nasen durch die Stadt zogen. Der Krieg gegen Frankreich war erklärt. Am 10. März war das noch immer von Franzosen besetzte Glogau völlig gesperrt, und nun erfuhren die Glogauer nichts mehr von dem, was außerhalb ihrer Stadt vorging. Russische Truppen begannen am 19. März die Beschießung Glogaus. Unter den Be- lagerern waren auch Preußen, was man erst im Mai erfuhr, als bei einem Ausfalle einige Preußen gefangen eingebracht wurden. Was mußten die Ein- wohner jetzt empfinden, da sie sich noch immer der Gewalt französischer, also ihnen jetzt feindlicher Truppen bloßgestellt fahen! Erst am 10. April 1314 ergaben sich die französischen Truppen unter der Bedingung freien Abzuges. Glogau hatte während der Belagerung unbeschreiblich gelitten nicht durch die Preußen und Russen, die es mehr eingeschlossen hielten als eigentlich angriffen, sondern durch die in der Stadt entstandene Not, welche durch Mangel an Lebens- Mitteln, durch Krankheit und durch den Druck, besonders durch die ungeheuren Forderungen der französischen Behörden, herbeigeführt wurde. Der Kehricht aus den Pferdeställen konnte nicht fortgeschafft werden, sondern wurde auf die Straßen gebracht und verpestete die Luft. Weil es an Brennholz fehlte, riß man Häuser ein und brauchte die Balken als Brennholz. Viele Hunderte von Einwohnern wurden aus der Stadt gelassen, weil es an Lebensmitteln fehlte, so z.b. am ersten Adventsonntage 1900 Menschen. Von der Besatzung liefen viele davon, denn sie wurde schlecht verpflegt, und man sah Soldaten bei den Ein- wohnern Brot erbetteln. Als die Besatzung durch Raketen von der Lage Deutsch- lands erfuhr, forderten über 2000 Mann Deutsche, Spanier und Holländer ihre Entlassung und erhielten sie am 23. Januar 1814. Der französische Gouverneur Laplane stellte seine ungeheuren Geldforderungen öfter unter angedrohter Plün- derung, am 25. Januar sogar unter Androhung, das Rathaus in die Luft sprengen zu lassen, wozu er schon zwölf Fässer Pulver in die Keller desselben hatte bringen lassen. Der auf den Straßen aufgehäufte Mist mußte endlich am 3. Februar verbrannt werden, wodurch aber die Krankheiten noch vermehrt wurden. Erst nachdem die Nachrichten von der Thronveränderung in Frank- reich angekommen waren, ersolgte der Abschluß der Kapitulation am 10. April 1814. Die am 17. April ausmarschierende Besatzung bestand noch aus 2429

5. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 176

1884 - Leipzig : Spamer
176 Das Waldenburger Bergland. Kersbach und Weckelödorf. Die Umgegend von Waldenburg dürfen wir nicht verlassen, ohne noch eine kurze Wanderung nach Süden unternommen zu haben. Dort müssen wir noch Felsen betrachten, welche äußerst interessant sind, aber vielleicht doch in höherem Rufe stehen, als sie verdienen. Weil sie mit der Sudetenkette zusammenhängen und von den meisten Besuchern des Riesengebirges bewundert werden, müssen wir sie hier in nnsre Betrachtung ziehen, obgleich die Leute, welche dort wohnen, kaiserlich österreichische Untertanen sind. Wir wandern nach den Felsen von Adersbach und Weckelsdorf. Diese Felsen hätten wir schon vonlandeshut erreichen können. Gehen wir nämlich von dieser Stadt nach Süden, so erreichen wir bald das am Bober gelegene kleine Liebau; von dort gehen wir in südlicher Richtung, indem wir das Überschaargebirge zur rechten Hand (südlich) haben, nach dem nnbeden- tenden Städtchen Schömberg, in welches wir auch auf angenehmem Wege vom Kloster Grüssau gelangen können. Von Schömberg führt uns die Straße in der Richtung, in der wir von Liebau ge- kommen sind, weiter nach Merkelsdorf. Dieses Dorf liegt von Waldenburg aus südwestlich. Kommen wir von dieser Stadt, so machen wir unterwegs einen kleinen Abstecher nach dem berühmten Kurort Görbersdorf, der kein Mine- ralbad, sondern eine Heilanstalt für ver- schiedene Krankheitsformen der Schwind- sucht ist. Der Ort dehnt sich in einem schönen Thale aus, dessen Seiten von hohen, mit Nadel- und Laubholz be- wachsenen Bergen umschlossen sind. Die Anstalten daselbst sind großartig einge- richtet; die eine umfaßt 110 Fremden- zimmer, zwei Wintergärten, Speise- und Lesesaal und ist von Parkanlagen um- geben, die sich weit ausdehnen und uu- mittelbar an den Wald anschließen. Von Görbersdorf wendet sich die Straße nach Südwesten; wir stoßen auf einen von den vielen Orten, die Friedland heißen, und verfolgen die Straße bis Merkelsdorf. Die deutsche Grenze haben wir bereits überschritten, wir befinden uns im ersten österreichischen Dorfe und treffen es hier, wie an so vielen schlesisch-böhmischen Grenzübergängen. Daß wir von vielen Bettelkindern an- gegangen werden, überrascht uns nicht; aber wir bewundern die Größe, das Aussehen und die Einrichtung des Weinhanses, das uns durchaus nicht dorf- mäßig, sondern fast großstädtisch erscheint. Der Wirt findet seine Rechnung; denn hier herrscht nicht nur im Sommer reger Verkehr, sondern auch im Winter Eingang in die Felsenstadt.

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 392

1884 - Leipzig : Spamer
392 Land und Leute im Großherzogtum Posen. selbstgewirktem Zeuge, in dem schmutzigen Schafpelze, den er im Winter trägt, in dem ungeordneten, langen Haupthaare und schlecht gepflegten Barte empfiehlt er sich nicht. Im allgemeinen steht er auf sehr niedriger Bildungsstufe. In der Jugend hat er sich nur die notdürftigsten Kenntnisse angeeignet. Je älter er wird, desto mehr entfchlägt er sich der Kunst des Lesens und Schreibens, die er sich einst hat widerwillig aufdrängen lassen und von der er keinen Gebrauch zu machen weiß. Aber die polnischen Bauern sind ein kräftiger, leiblich und geistig gesunder Menschenschlag von unzweifelhafter Kulturfähigkeit und, wie es scheint, dazu bestimmt, von sich aus ihre Nation zu verjüngen, abgestorbene Glieder zu ersetzen, krankende mit frischen Säften zu versorgen. Der Bauer ist freier Eigentümer seiner Hufe; die ehemaligen Lasten und Dienste sind beseitigt. Was sich jetzt noch dem Aufblühen des Bauernstandes entgegenstellt, ist Haupt- sächlich der aus feiner Vergangenheit überkommene Mangel an Trieb zur Thätigkeit, ferner seine Bedürfnislosigkeit, die ihn lehrt, mit einem geringen Erwerbe zufrieden zu sein, endlich die Zähigkeit, mit welcher der Bauer überall an veralteten, unzureichenden Grundsätzen des Wirtschaftsbetriebes festhält. Nicht mit einem Schlage konnte aus dem Leibeignen ein thätiger Landwirt werden; aber die Macht der Trägheit wird immer mehr weichen, der Ertrag und der Wert der Grundstücke Posens stetig zunehmen. Wenig Ansprüche macht der Bauer in bezug auf seine Wohnung. Ein Besitzer von 70 und mehr Morgen Land bewohnt oft einen unter niedrigem Strohdache aus Lehm kunstlos errich- teten Bau, in dem wir nicht immer den Luxus eines gedielten Fußbodens finden; einige roh gearbeitete Stühle, ein Tisch, eine große Lade, zuweilen eine Kommode sind ausser den Betten das einzige Gerät; die Wände sind mit wenigen grob gemalten Heiligenbildern geschmückt. Die Wirtschaftsgebäude sind meist bau- fällig, gegen Wind und Regen schlecht verwahrt, mit Stroh gedeckt und aus Lehm errichtet. Der meist enge Hof, in dem die Geräte durcheinander liegen, gewährt kein Bild von Ordnung. Oft muß man erstaunen über die Dürftigkeit der Saat auf fruchtbarem Boden, eine Folge schlechter Düngung und Bestellung. Der Viehstand beschränkt sich auf die notwendigsten Tiere, die nur geringen Ertrag liefern. Die Pferde fehen zwar klein und schwächlich aus, werden aber meist nicht schlecht gefüttert und sind den Anstrengungen, die ihnen zugemutet werden, vollkommen gewachsen; denn der polnische Bauer schont seine Pferde nicht, er liebt schnelles Fahren selbst auf holperigen oder von Regen und Schnee aufgeweichten Wegen. Das Gemütsleben des polnischen Bauern steht im Einklänge mit feiner traurigen Vergangenheit, mit den Ebenen des Landes, mit dem unfreundlichen Aussehen der schattenlosen Dörfer, mit der dumpfen Luft der engen Wohnungen, in denen er nach harter Feldarbeit im Sommer den langen Winter hindurch träge hinbrütet. Da ertönt selten ein munteres Volkslied, ein kräftiges Sol- datenlied. Nur im Rausche legt der Bauer seine friedliche Gesinnung ab: da läßt er sich zu Händeln und Gewaltthätigkeiten herbei, die nicht in seiner Natur liegen. Er ist meist bedächtig und vorsichtig, oft aber auch im Gegensatz hierzu leichtblütig und sorglos. Bei der Verheiratung werden die künftigen Existenz- mittel in Erwägung gezogen, und da gibt es oft ein Handeln und Bieten, das freilich dem ehelichen Glücke später keinen Abbruch thut. An eine Verbesserung seiner Lage denkt der Bauer wenig. Er ist zufrieden, wenn sein Grundstück ihn

7. Bilder vom Niederrhein - S. 335

1882 - Leipzig : Spamer
Fabrikation von Schwertern in Solingen. 335 blanke Farbe bekommt die Klinge durch Schleifen auf einer Holzscheibe mit Schmirgel und Oel. Dann ist die Klinge fertig bis auf den Schmuck durch eingeätzte Figuren und die etwa verlangte Vergoldung. Der Griff wird durch deu „Griffmacher", die Gefäße von dem „Gefäßmacher", die Scheiden vom „Schwertfeger" hergestellt. Die sämmtlichen Stücke werden dann zusammen- gesetzt und die Waffe bereit gemacht oder „gereidet". Solingen. So wandert ein Schwert, ehe es in das Lager des Kaufmanns übergeht, durch viele Hände, und jede übt daran ihre Gefchicklichkeit, die uns erstaunlich scheint, wenn wir die Prachtgefäße und Prachtklingen neben dem schlichten In- fanteriefeitengewehr stehen sehen. Noch heute soll es im Kaukasus Solinger Säbel geben, die sich von Generation zu Geueratiou vererbten und als Familien- lleinode hochgeschätzt werden. Die schwierigste Arbeit von allen Arbeitern haben ohne Zweifel die Schleifer. Die Schleifkotten, zum Theil uralte, halbverfallene Hütten in tiefer Schlucht über dem Bache liegeud, bieten an und für sich schon keinen ge- sunden Aufenthaltsort. Das Schleifen geschieht aus nassem oder trockenem Steine. Beim ersteren wird zwar kein Staub erzeugt, aber die Kleider werden vollständig durchnäßt, und die Gesahr der Erkältung liegt sehr nahe. Das Trockenschleifen erzeugt aber einen ganz entsetzlichen Staub, der dem Arbeiter gerade in das Geficht treibt. Derselbe verrichtet nämlich seine Arbeit, indem er vor dem Steine stehend sich mit dem Rücken an ein Brett lehnt und einen

8. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 46

1885 - Leipzig : Spamer
46 Die freie und Hansestadt Hamburg. Ein gewisser durstiger Zug war es, der sie zum gemeinsamen Handeln der- einigte, ein Sehnen, das auf etwas andres als Seewasser sich richtet. Zur Befriedigung dieses sowie manches sonstigen, mehr oder minder berechtigten Seemannsgelüstes bietet das Bindeglied zwischen Hamburg und Altona die denkbarste Gelegenheit. Etwa die Hälfte der zahlreichen, lang hingestreckten Häuser des sich zwischen dem Hafen und dem Heiligengeistselde ausbreitenden Teiles von St. Pauli enthalten Restaurationen, Gaststuben, Schenken, Wein- stuben, Schnapskeller — Wirtschaften jeder Gattung und Größe — die an jedem Abend und oft tief in die Nacht hinein trotz äußerlicher Verschiedenheit des Aussehens und der Ausstattung, trotz der schlechten Atmosphäre, die Küchen- qualm, Tabakrauch, Rum-, Arak-, Grog-, Whisky- und Puuschgerüche erzeugen, angefüllt sind. Außer diesen Lokalitäten bieten noch viele Zelte, Buden, Karussells, Panoramas, Henneschen- und Volkstheater, Tingel-Tangelwirtschasten Gelegen- heit zur Zerstreuung und Leerung der Taschen. Besonders lebhaft geht es auf dem Spielbudenplatz und dem Zirkusweg zu. Gegen Abend entwickelt sich hier ein reges Leben. Zwar öffnen sich die Hallen des an letztgenannter Straße erbauten Zirkus Renz nur alle zwei bis drei Jahre für einige Sommermonate; dafür aber begrüßt uns ein buntes Gewirr von Tönen, eine Musik, scheinbar nur geeignet und berechnet für die erprobte Widerstandsfähigkeit an Wind- und Wassergeheul gewöhnter Trommelfelle. Dazwischen trifft die heisere oder krächzende Stimme eines Ausrufers unser Ohr. Hier wird durch einen möglichst unharmonischen Tusch zum Besuch einer Riesendame, der größten und stärksten ihres Schlages, eingeladen; dort ermun- tern geschminkte Frauenzimmer zum Besuch einer Schießbude. „Treten sie ein, meine Damen und Herren, nur 10 Pfennige!" erschallt es von dem Eingange eines Panoramas mit entsetzlichen Schlachtszenen, Schiffsbrüchen und dergleichen. Zahlreiche Karussells, zu derteu sich in letzter Zeit auch ein Schiffskarussell gesellt hat, besetzt mit kleinen und großen Kindern, machen ihre Rundtänze nach der Musik einer möglichst lauten Drehorgel mit obligatem Paukenschlag. Nicht zu gedenken der verschiedenen Buden mit Erfrischungen aller Art. Es ist ein Kampf ums Dasein von seiten der Schaubudenbesitzer, der sich vor uuseru Augen hier abspielt. — Höher gestellte Anforderungen befriedigen die mehr oder weniger gut besetzten Volkstheater mit ihren Possen, Lokalstückchen, Operettchen und ihren Komikern und Balletttänzerinnen. Alle diese Belustigungen sind im allgemeinen unschuldiger Natur und werden mit Vorliebe nicht nur vom Matrosen und Schiffsjungen, sondern auch vom „gemeinen Manne" mit Familie'aufgesucht. Gefährlicher sind die Tingel- Tangel-Wirtfchaften oder die sogenannten Singhallen, nicht allein wegen des demoralisierenden Einflusses, den diese „Institute" ausüben, sondern auch namentlich darum, weil sie auf die möglichst große Ausnutzung des Geldbeutels des „dummen" Publikums berechnet sind. Sängerinnen und „Damen" schlim- meren Gelichters bemühen sich, so interessant als nur möglich zu erscheinen, um einen „Gimpel" in ihre Netze zu ziehen, um ihm mit, auch wohl ohne Vorwissen und Billigung seine Taschen nach Kräften zu erleichtern. Die Be- kümmernis. des Betroffenen ist indes oft nicht von langer Dauer. Die Thaler. Markstücke, Dollars, Gulden, Rubel und englischen Pfund klimpern ihm doch nur im Beutel, um verjubelt zu werden, und es blieb für die Rückkehr an Bord

9. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 383

1886 - Leipzig : Spamer
Die Niederung und die Niederunger. 333 ist es, wenn in der festen Wand des Dammes eine schadhafte Stelle sich befindet, in welche das Wafser eindringen und sich immer tiefer hineinfressen kann. Wenn es auch anfangs nur eine kleine Wasserader ist, entwickelt der Wasser- druck eine so große Gewalt, daß der Damm nur zu leicht auseinandergesprengt wird und der Durchbruch erfolgt. Bei einem der letzten Eisgänge war dies der Fall gewesen, und man machte noch die letzten verzweifelten Anstrengungen, den sich schnell vergrößernden Riß zu verstopfen, freilich fast ohne Hoffnung auf Erfolg, als man plötzlich merkte, daß der Zufluß des Wassers aufhörte. Der Strom selbst hatte, indem er eine breite mächtige Eisscholle quer vor den Riß schob, Rettung gebracht. Überschwemmung in der Niederung. So ist das furchtbar großartige Schauspiel des Eisganges immer reich an Szenen ängstlicher Spannung, an oft unerwarteten Katastrophen, an Wechsel von Furcht und Hoffnung, von Trauer und dankbarer Freude. Trotz aller Anstrengungen bricht oft das Unheil herein, und immer sind die Folgen eines Dammbruchs furchtbar. Da weithin das Land flach und eben sich ausbreitet, meist nur sehr wenig höher als der Spiegel des Flusses bei gewöhnlichem Wasserstande, in manchen Gegenden sogar tieser als das Strom- bett ist, verbreitet sich die Flut mit furchtbarer Schnelle bis auf weite Strecken, so daß nicht selten die Bewohner durch das heranbrausende, in Haus und Stall eindringende Wasser aus dem Schlafe geweckt und gezwungen wurden, in die

10. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 47

1886 - Leipzig : Spamer
Die Universität. 47 der rechten Stelle die Fackel nieder, die bald allen im Lande leuchten sollte: die klare Erkenntnis des uralten Rechtes der Herzogtümer, deutsch, selbständig, frei und miteinander verbunden zu sein. Es war daher ein wohlverdientes Geschenk, welches ans Anregung des patriotischen Thaulow das ganze Land der Stadt Kiel in dem neuen Uni- versitätsgebände bot. Die Sammlungen, die man dafür noch in den Zeiten der Dänenherrschaft im ganzen Lande gehalten hat und die so außerordent- liche Teilnahme fanden, waren eine vollbewußte politische Demonstration. Die Universität zu Kiel. Und so ist uns denn das wohlgelungene Werk, zu welchem längst die Summe bereit lag, und das doch erst durch die Fürsorge des deutschen Kaisers zustande kam, auf dem Ehrenplatz, den man ihm anwies, ein Denkmal der neuen Zeit und eine bleibende Erinnerung an ein Stück deutscher Geschichte, das noch für lange unvergeßlich sein wird. Es wurde 1876 vollendet, nachdem vom Kronprinzen 1873 der Grundstein gelegt. Der Plan, nach dem es gebaut ist, rührt von Gropius und Schmieden her und geht die Bahnen der jüngeren Berliner Schule. Man erkennt sie an den sorgfältig abgetönten Farben der farbigen Ziegel. Prächtiger fast, als man von außen vermuten sollte, sindet man das Treppenhaus. Die Hörsäle sind überraschend klein. Kiel ist ja freilich niemals eine zahlreich besuchte Universität gewesen, immerhin ist es nicht aus- geschlossen, daß sie in einem oder dem andern Fache eine mehr als provinzielle Bedeutung erlange. Ohne Zweifel hat eine solche zur Zeit die medizinische
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