Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
138 Das Festland Australien.
höheren gebirgigen Steilen, in denen, wie z. B. Mouut Kosciuszko, der
Schnee während des größten Teiles des Jahres liegen bleibt. In Sydney
hat man, solange es bekannt ist, nur einmal (im Jahre 1836) Schnee be-
obachtet. Im allgemeinen ist das Klima der Gesundheit sehr zuträglich,
so daß epidemische Krankheiten fast unbekannt sind. Augenkrankheiten sind
davon ausgeschlossen, sie erscheinen häufig und sind Folge der staubführenden
nordwestlichen Winde. Brustkranken ist das Klima, namentlich in den
Breiten von Sydney, sehr zuträglich. Die Kolonisten klagen nicht selten
über Rheumatismus, doch dürfte dies mehr ihrem unregelmäßigen Leben
als dem Klima zuzuschreiben sein.
Es liegt in der Beschaffenheit des Landes und ist bei solchen klima-
tischen Verhältnissen erklärlich, daß Australien eigentliche Kulturlandschaften
vorzugsweise nur in den Küstenregionen haben kann; das Innere wird,
soweit es sich zur Ernährung von Herden eignet, den Viehzüchtern vor-
behalten bleiben. In den für den Ackerbau geeigneten Distrikten baut
man mit Erfolg alle europäischen Getreidearten, ebenso gedeihen auch
Südfrüchte, Baumwolle und Tabak vortrefflich, namentlich aber verdient
der Weinbau alle Beachtung; bereits wird seit Jahren ein vortrefflicher
einheimischer Rebensaft in den Kolonien getrunken, der auch nach Europa
und Amerika seinen Weg findet.
An Gesteinen finden sich in Australien hauptsächlich und werden nutzbar
gemacht: Granit, Sandstein, Basalte, Kalkstein, Quarz. Man hat bereits
angefangen, letzteren zur Glasfabrikation zu verwenden, während Granit
und Basalt zu Baumaterialien dienen. An vielen, leider fast unzugäng-
lichen Gegenden ist schöner Marmor, Porzellanerde und Töpferthon ge-
fnnden worden. Aus der Ostküste, oberhalb Sydney, werden bei Newcastle
reiche, mächtige Steinkohlenflöze bearbeitet. Braunkohle (Lignit) findet
sich ebenfalls in größeren Lagern vor, und man sängt an, solche aus-
zubeuten. Besonders reich aber ist Australien an edlen Metallen und vor-
nehmlich wieder an Gold. Die Goldwäscher beschränken sich bis jetzt Haupt-
sächlich auf die Kolonien Viktoria und Neusüdwales, doch hat man auch
in Queensland und Südaustralien Gold gefunden, ja vom Golf von Car-
pentaria aus hat auch fchon hin und wieder Gold seinen Weg nach Sydney
gefunden. Es ist über allen Zweifel erhaben, daß sowohl im Norden als
im Innern noch mehr bedeutende Goldfelder entdeckt werden. Seit der
Entdeckung der Goldfelder im Jahre 1851 bis zum Ende des Jahres 1879
hat man von Australien 60 990 855 Unzen im ungefähren Werte von
240 349 413 Pfd. Sterl. oder über 5 000 000 000 Mark Gold aus-
geführt. Doch nicht bloß an Gold, sondern auch an andern Metallen ist
Australien reich, und namentlich an Kupfer, welches hauptsächlich in Süd-
australien und Queensland ausgebeutet wird. In letztgenannter Kolonie
findet sich dasselbe in besonders reichen Erzen. Gediegenes Silber wird
ebenfalls hin und wieder gesunden und namentlich in St. Arnand in
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: B._Mouut_Kosciuszko
Extrahierte Ortsnamen: Australien Sydney Sydney Europa Amerika Australien Sydney Viktoria Queensland Sydney Australien Queensland
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Jsergebirge. 7 3
abgebrannt und vergrößert wieder hergestellt. Wenn auch das Klima des Ortes
rauh ist, so ist doch der Aufenthalt daselbst sehr angenehm, da Flinsberg in
einem schönen Thale liegt, freundliche Anlagen den Badeplatz verschönern und
die Umgegend zu den angenehmsten Spaziergängen einladet. Da liegt jenfeit
des Queiß der Geiersteiu, der iu einer Stunde zu ersteigen ist, von dem aus
man eine herrliche Aussicht in das Queißthal hat. In zwei Stunden gelaugt
man bei dem „Wasserfalle" vorbei nach den Kammhäusern auf dem Jserkamm und
kann mit Leichtigkeit von dort seinen Spaziergang nach den Jserhäusern ausdehnen.
Das Thal von Flinsberg.
Nicht gerade beschwerlich und gewiß lohnend sind Ausflüge nach dem Heufuder
und der Tafelfichte; höchst augenehm ist ein Spaziergang durch das Queißthal
nach dem Hochsteine. Leute, die in Flinsberg Genesung wüuschen, finden Ge-
sährten, wenn sie die Badeorte Schwarzbach und Liebwerda aussuchen.
Schwarzbach liegt nur eine Stunde Weges von Flinsberg entfernt, dicht
an der Nordseite des Heufuders iu einem Thale am Bache Schwarzbach. Der
Ort hat kaum 400 Einwohner und nur einen fahrbaren Zugang. Seine
sieben Quellen liefern ein erdig-falinifches Stahlwasser, welches viel getrunken
wird und besonders gegen Bleichsucht, Blutarmut, Nervenleiden, Kehlkopf- und
Lungenkatarrh Erfolg zu haben pflegt. Wer ruhig und zurückgezogen und fern
von dem Geräusche der Welt in gesunder Luft lebeu und angenehme Spazier-
gänge machen will, der gehe nach Schwarzbach.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Johann Christian Günther, geboren in Striegan. 235
Ermordung des Generals durch sein Einschreiten verhinderte, sein Paradepferd
an. „Ich würde das schöne Sattelzeug mit meinem Blute verderben", sagte
Fouque und schlug das Anerbieten aus. „Ich kann Ew. Exzellenz versichern",
entgegnete der Oberst, „daß mein Sattelzeug unendlich an Wert gewinnt, wenn
es mit dem Blute eines Helden bespritzt wird." Fouque wurde schnell ver-
bunden und zu Laudon geführt, der den tapfern Feind mit vorzüglicher Achtung
empfing. Auch in Wien begegnete man dem General mit Hochachtung, ent-
blödete sich aber nicht, ihm sein ganzes Vermögen zu konfiszieren. Die schwere
Verwundung, die Anstrengung des Transportes trugen ihm eine schwere Krank-
heit zu. welche seine Lebenskräfte wesentlich erschütterte. Nach dem Huberts-
burger Frieden traf er am 15. April in Glatz ein. Bald darauf berief ihn der
König durch eine herzliche Einladung nach Potsdam, vier Wochen später schrieb
Friedrich an ihn: „Melden Sie mir, ich bitte Sie, wie es mit Ihrer Gesund-
heit steht. Ich werde Ihnen meinen Leibarzt schicken, damit Sie sich richtiger
Medikamente bedienen und keine Quacksalbereien brauchen, welche Ihnen nichts
helfen." Fouques Antwort lautete klagend über Schwäche der Beine, der Brust
und der Stimme. „Ich tauge nichts mehr. Für mich ist nur das Domherrn-
leben und die Ruhe heilsam. Lassen Sie, Sire, mich diese für den Rest meines
Lebens genießen." Der König hatte ihn vorher zum Domherrn von Branden-
bürg ernannt und antwortete: „Sie werden in Brandenburg leben, solange Sie
wollen; jedoch Sie werden mich manchmal besuchen. Es ist nicht weit. Wenn
ich erfahre, daß Sie kommen wollen, so schicke ich Ihnen halbwegs meine Pferde
entgegen. Adieu, mein lieber Freund; ich bin der Ihrige mit Herz und Seele."
Friedrich ließ Fouques Wohnung in Brandenburg fürstlich möblieren und gab
ihm zu Weihnachten 1763 eine Anweisung auf 5000 Thaler aus der Hofstaats-
kasse. Auch iu den folgenden Jahren war der König oft aufmerksam gegen den
tapfern General. Am 1. Juni 1764 meldete sich Friedrich bei Fouque an:
„Ich werde ohne Umstände zu Ihnen kommen wie ein alter Freund, wenn ich
Brandenburg passiere. Ich werde den 4. mittags da sein. Ich bringe nur
einen einzigen Freund mit, den Erbprinzen von Braunschweig, welcher Ihrer
Freundschaft und Achtung wert ist, so daß wir unser drei sein werden, wenn
es Ihnen recht ist. Es gehört nur weuig dazu, mich zu sättigen. Ich verlange
von Ihnen nur eine gute Suppe und eine Schüssel Spinat, ein freundliches
Wirtsgesicht und Sie bei guter Gesundheit zu treffen. Den letzten Artikel
empfehle ich Ihnen am meisten." Wie eine Mutter war der König um den
hinfälligen Freund besorgt. Im Mai 1773 speiste der König zum letztenmal
bei Fouque. Der alte General hörte schwer und konnte nur noch vermittelst
einer Maschine sprechen. Am 5. September 1773 schreibt der König noch an
seinen alten Freund: „Ich wünschte, mein Lieber, Ihr Zustand gestattete es,
daß ich Sie hier iu Potsdam umarmen könnte." Der Wunsch des Königs ging
nicht in Erfüllung. Am 3. Mai 1774 starb Fouque, 76 Jahre alt. Die
Todesnachricht erschütterte den König tief.
Äohann Christian Günther, geboren in Striegan. Auf unsrer Wan-
derung durch den Paß, in dessen Mittelpunkt Landeshut liegt, kehren wir zu
dem Orte zurück, von dem wir ausgegangen sind, zu Striegau, dem Geburts-
orte Günthers, des einzigen großen deutschen Dichters zu Anfang des vorigen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Christian_Günther Johann Günther Fouque Friedrich Friedrich Fouques Friedrich_ließ_Fouques Friedrich Friedrich Friedrich Christian_Günther Günther Günthers
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
360 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
bleiben, aber nicht mehr das sein, was ihr wäret. Ich hoffe, dies wird die letzte
Thorheit eures Königs gewesen sein."
Am 15. August 1898 wurde mit vielem Gepränge, mit Erleuchtung,
Feuerwerk und Gastmählern, während die Bürger seufzten, der Geburtstag des
Kaisers gefeiert. Dann wurden die Befestigungswerke auf Kosten Preußens
wieder ausgebessert und vervollständigt. Wie sehr Glogau während der fran-
zösischen Herrschaft litt, läßt sich in Kürze nicht beschreiben: aber daß die Not
keine kleine gewesen ist. liegt auf der Hand, wenn man bedenkt, daß für die
Bürger zu den vielen Abgaben, welche der Krieg und unglückliche Friede von
den andern Städten forderte, noch die Erhaltung der französischen Truppen
hinzukam. Wie jedoch allenthalben nach den Unfällen der französischen Armee
im Jahre 1812 ein frischer Geist und Sinn die Bürger beseelte, so wurden
auch die Glogauer immer mehr von Abscheu gegen die Franzosen erfüllt. Sie
hatten die Reste der großen Armee zurückkehren fehen in den abenteuerlichsten
Aufzügen, wie sie in Felle von Katzen und Hunden, in zerlumpte Mäntel ge-
hüllt mit erfrornen Händen, Füßen und Nasen durch die Stadt zogen.
Der Krieg gegen Frankreich war erklärt. Am 10. März war das noch
immer von Franzosen besetzte Glogau völlig gesperrt, und nun erfuhren die
Glogauer nichts mehr von dem, was außerhalb ihrer Stadt vorging. Russische
Truppen begannen am 19. März die Beschießung Glogaus. Unter den Be-
lagerern waren auch Preußen, was man erst im Mai erfuhr, als bei einem
Ausfalle einige Preußen gefangen eingebracht wurden. Was mußten die Ein-
wohner jetzt empfinden, da sie sich noch immer der Gewalt französischer, also
ihnen jetzt feindlicher Truppen bloßgestellt fahen! Erst am 10. April 1314
ergaben sich die französischen Truppen unter der Bedingung freien Abzuges.
Glogau hatte während der Belagerung unbeschreiblich gelitten nicht durch die
Preußen und Russen, die es mehr eingeschlossen hielten als eigentlich angriffen,
sondern durch die in der Stadt entstandene Not, welche durch Mangel an Lebens-
Mitteln, durch Krankheit und durch den Druck, besonders durch die ungeheuren
Forderungen der französischen Behörden, herbeigeführt wurde. Der Kehricht
aus den Pferdeställen konnte nicht fortgeschafft werden, sondern wurde auf die
Straßen gebracht und verpestete die Luft. Weil es an Brennholz fehlte, riß
man Häuser ein und brauchte die Balken als Brennholz. Viele Hunderte von
Einwohnern wurden aus der Stadt gelassen, weil es an Lebensmitteln fehlte,
so z.b. am ersten Adventsonntage 1900 Menschen. Von der Besatzung liefen
viele davon, denn sie wurde schlecht verpflegt, und man sah Soldaten bei den Ein-
wohnern Brot erbetteln. Als die Besatzung durch Raketen von der Lage Deutsch-
lands erfuhr, forderten über 2000 Mann Deutsche, Spanier und Holländer ihre
Entlassung und erhielten sie am 23. Januar 1814. Der französische Gouverneur
Laplane stellte seine ungeheuren Geldforderungen öfter unter angedrohter Plün-
derung, am 25. Januar sogar unter Androhung, das Rathaus in die Luft
sprengen zu lassen, wozu er schon zwölf Fässer Pulver in die Keller desselben
hatte bringen lassen. Der auf den Straßen aufgehäufte Mist mußte endlich
am 3. Februar verbrannt werden, wodurch aber die Krankheiten noch vermehrt
wurden. Erst nachdem die Nachrichten von der Thronveränderung in Frank-
reich angekommen waren, ersolgte der Abschluß der Kapitulation am 10. April
1814. Die am 17. April ausmarschierende Besatzung bestand noch aus 2429
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: August Laplane
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Frankreich Glogau Glogaus Frank-
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
176
Das Waldenburger Bergland.
Kersbach und Weckelödorf. Die Umgegend von Waldenburg dürfen wir
nicht verlassen, ohne noch eine kurze Wanderung nach Süden unternommen zu
haben. Dort müssen wir noch Felsen betrachten, welche äußerst interessant sind,
aber vielleicht doch in höherem Rufe stehen, als sie verdienen. Weil sie mit der
Sudetenkette zusammenhängen und von den meisten Besuchern des Riesengebirges
bewundert werden, müssen wir sie hier in nnsre Betrachtung ziehen, obgleich
die Leute, welche dort wohnen, kaiserlich österreichische Untertanen sind. Wir
wandern nach den Felsen von Adersbach und Weckelsdorf. Diese Felsen hätten
wir schon vonlandeshut erreichen können.
Gehen wir nämlich von dieser Stadt nach
Süden, so erreichen wir bald das am
Bober gelegene kleine Liebau; von dort
gehen wir in südlicher Richtung, indem
wir das Überschaargebirge zur rechten
Hand (südlich) haben, nach dem nnbeden-
tenden Städtchen Schömberg, in welches
wir auch auf angenehmem Wege vom
Kloster Grüssau gelangen können. Von
Schömberg führt uns die Straße in der
Richtung, in der wir von Liebau ge-
kommen sind, weiter nach Merkelsdorf.
Dieses Dorf liegt von Waldenburg aus
südwestlich. Kommen wir von dieser
Stadt, so machen wir unterwegs einen
kleinen Abstecher nach dem berühmten
Kurort Görbersdorf, der kein Mine-
ralbad, sondern eine Heilanstalt für ver-
schiedene Krankheitsformen der Schwind-
sucht ist. Der Ort dehnt sich in einem
schönen Thale aus, dessen Seiten von
hohen, mit Nadel- und Laubholz be-
wachsenen Bergen umschlossen sind. Die
Anstalten daselbst sind großartig einge-
richtet; die eine umfaßt 110 Fremden-
zimmer, zwei Wintergärten, Speise- und
Lesesaal und ist von Parkanlagen um-
geben, die sich weit ausdehnen und uu-
mittelbar an den Wald anschließen. Von
Görbersdorf wendet sich die Straße nach Südwesten; wir stoßen auf einen
von den vielen Orten, die Friedland heißen, und verfolgen die Straße bis
Merkelsdorf. Die deutsche Grenze haben wir bereits überschritten, wir befinden
uns im ersten österreichischen Dorfe und treffen es hier, wie an so vielen
schlesisch-böhmischen Grenzübergängen. Daß wir von vielen Bettelkindern an-
gegangen werden, überrascht uns nicht; aber wir bewundern die Größe, das
Aussehen und die Einrichtung des Weinhanses, das uns durchaus nicht dorf-
mäßig, sondern fast großstädtisch erscheint. Der Wirt findet seine Rechnung;
denn hier herrscht nicht nur im Sommer reger Verkehr, sondern auch im Winter
Eingang in die Felsenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
392 Land und Leute im Großherzogtum Posen.
selbstgewirktem Zeuge, in dem schmutzigen Schafpelze, den er im Winter trägt,
in dem ungeordneten, langen Haupthaare und schlecht gepflegten Barte empfiehlt
er sich nicht. Im allgemeinen steht er auf sehr niedriger Bildungsstufe. In
der Jugend hat er sich nur die notdürftigsten Kenntnisse angeeignet. Je älter
er wird, desto mehr entfchlägt er sich der Kunst des Lesens und Schreibens, die
er sich einst hat widerwillig aufdrängen lassen und von der er keinen Gebrauch
zu machen weiß. Aber die polnischen Bauern sind ein kräftiger, leiblich und
geistig gesunder Menschenschlag von unzweifelhafter Kulturfähigkeit und, wie es
scheint, dazu bestimmt, von sich aus ihre Nation zu verjüngen, abgestorbene
Glieder zu ersetzen, krankende mit frischen Säften zu versorgen. Der Bauer ist
freier Eigentümer seiner Hufe; die ehemaligen Lasten und Dienste sind beseitigt.
Was sich jetzt noch dem Aufblühen des Bauernstandes entgegenstellt, ist Haupt-
sächlich der aus feiner Vergangenheit überkommene Mangel an Trieb zur
Thätigkeit, ferner seine Bedürfnislosigkeit, die ihn lehrt, mit einem geringen
Erwerbe zufrieden zu sein, endlich die Zähigkeit, mit welcher der Bauer überall
an veralteten, unzureichenden Grundsätzen des Wirtschaftsbetriebes festhält. Nicht
mit einem Schlage konnte aus dem Leibeignen ein thätiger Landwirt werden;
aber die Macht der Trägheit wird immer mehr weichen, der Ertrag und der
Wert der Grundstücke Posens stetig zunehmen. Wenig Ansprüche macht der
Bauer in bezug auf seine Wohnung. Ein Besitzer von 70 und mehr Morgen
Land bewohnt oft einen unter niedrigem Strohdache aus Lehm kunstlos errich-
teten Bau, in dem wir nicht immer den Luxus eines gedielten Fußbodens finden;
einige roh gearbeitete Stühle, ein Tisch, eine große Lade, zuweilen eine Kommode
sind ausser den Betten das einzige Gerät; die Wände sind mit wenigen grob
gemalten Heiligenbildern geschmückt. Die Wirtschaftsgebäude sind meist bau-
fällig, gegen Wind und Regen schlecht verwahrt, mit Stroh gedeckt und aus
Lehm errichtet. Der meist enge Hof, in dem die Geräte durcheinander liegen,
gewährt kein Bild von Ordnung. Oft muß man erstaunen über die Dürftigkeit
der Saat auf fruchtbarem Boden, eine Folge schlechter Düngung und Bestellung.
Der Viehstand beschränkt sich auf die notwendigsten Tiere, die nur geringen
Ertrag liefern. Die Pferde fehen zwar klein und schwächlich aus, werden aber
meist nicht schlecht gefüttert und sind den Anstrengungen, die ihnen zugemutet
werden, vollkommen gewachsen; denn der polnische Bauer schont seine Pferde
nicht, er liebt schnelles Fahren selbst auf holperigen oder von Regen und Schnee
aufgeweichten Wegen.
Das Gemütsleben des polnischen Bauern steht im Einklänge mit feiner
traurigen Vergangenheit, mit den Ebenen des Landes, mit dem unfreundlichen
Aussehen der schattenlosen Dörfer, mit der dumpfen Luft der engen Wohnungen,
in denen er nach harter Feldarbeit im Sommer den langen Winter hindurch
träge hinbrütet. Da ertönt selten ein munteres Volkslied, ein kräftiges Sol-
datenlied. Nur im Rausche legt der Bauer seine friedliche Gesinnung ab: da
läßt er sich zu Händeln und Gewaltthätigkeiten herbei, die nicht in seiner Natur
liegen. Er ist meist bedächtig und vorsichtig, oft aber auch im Gegensatz hierzu
leichtblütig und sorglos. Bei der Verheiratung werden die künftigen Existenz-
mittel in Erwägung gezogen, und da gibt es oft ein Handeln und Bieten, das
freilich dem ehelichen Glücke später keinen Abbruch thut. An eine Verbesserung
seiner Lage denkt der Bauer wenig. Er ist zufrieden, wenn sein Grundstück ihn
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
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Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Fabrikation von Schwertern in Solingen.
335
blanke Farbe bekommt die Klinge durch Schleifen auf einer Holzscheibe mit
Schmirgel und Oel. Dann ist die Klinge fertig bis auf den Schmuck durch
eingeätzte Figuren und die etwa verlangte Vergoldung. Der Griff wird durch
deu „Griffmacher", die Gefäße von dem „Gefäßmacher", die Scheiden vom
„Schwertfeger" hergestellt. Die sämmtlichen Stücke werden dann zusammen-
gesetzt und die Waffe bereit gemacht oder „gereidet".
Solingen.
So wandert ein Schwert, ehe es in das Lager des Kaufmanns übergeht,
durch viele Hände, und jede übt daran ihre Gefchicklichkeit, die uns erstaunlich
scheint, wenn wir die Prachtgefäße und Prachtklingen neben dem schlichten In-
fanteriefeitengewehr stehen sehen. Noch heute soll es im Kaukasus Solinger
Säbel geben, die sich von Generation zu Geueratiou vererbten und als Familien-
lleinode hochgeschätzt werden.
Die schwierigste Arbeit von allen Arbeitern haben ohne Zweifel die
Schleifer. Die Schleifkotten, zum Theil uralte, halbverfallene Hütten in tiefer
Schlucht über dem Bache liegeud, bieten an und für sich schon keinen ge-
sunden Aufenthaltsort. Das Schleifen geschieht aus nassem oder trockenem
Steine. Beim ersteren wird zwar kein Staub erzeugt, aber die Kleider werden
vollständig durchnäßt, und die Gesahr der Erkältung liegt sehr nahe. Das
Trockenschleifen erzeugt aber einen ganz entsetzlichen Staub, der dem Arbeiter
gerade in das Geficht treibt. Derselbe verrichtet nämlich seine Arbeit, indem
er vor dem Steine stehend sich mit dem Rücken an ein Brett lehnt und einen
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
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Geschlecht (WdK): koedukativ
46 Die freie und Hansestadt Hamburg.
Ein gewisser durstiger Zug war es, der sie zum gemeinsamen Handeln der-
einigte, ein Sehnen, das auf etwas andres als Seewasser sich richtet. Zur
Befriedigung dieses sowie manches sonstigen, mehr oder minder berechtigten
Seemannsgelüstes bietet das Bindeglied zwischen Hamburg und Altona die
denkbarste Gelegenheit. Etwa die Hälfte der zahlreichen, lang hingestreckten
Häuser des sich zwischen dem Hafen und dem Heiligengeistselde ausbreitenden
Teiles von St. Pauli enthalten Restaurationen, Gaststuben, Schenken, Wein-
stuben, Schnapskeller — Wirtschaften jeder Gattung und Größe — die an
jedem Abend und oft tief in die Nacht hinein trotz äußerlicher Verschiedenheit
des Aussehens und der Ausstattung, trotz der schlechten Atmosphäre, die Küchen-
qualm, Tabakrauch, Rum-, Arak-, Grog-, Whisky- und Puuschgerüche erzeugen,
angefüllt sind. Außer diesen Lokalitäten bieten noch viele Zelte, Buden, Karussells,
Panoramas, Henneschen- und Volkstheater, Tingel-Tangelwirtschasten Gelegen-
heit zur Zerstreuung und Leerung der Taschen.
Besonders lebhaft geht es auf dem Spielbudenplatz und dem Zirkusweg zu.
Gegen Abend entwickelt sich hier ein reges Leben. Zwar öffnen sich die Hallen
des an letztgenannter Straße erbauten Zirkus Renz nur alle zwei bis drei
Jahre für einige Sommermonate; dafür aber begrüßt uns ein buntes Gewirr
von Tönen, eine Musik, scheinbar nur geeignet und berechnet für die erprobte
Widerstandsfähigkeit an Wind- und Wassergeheul gewöhnter Trommelfelle.
Dazwischen trifft die heisere oder krächzende Stimme eines Ausrufers unser
Ohr. Hier wird durch einen möglichst unharmonischen Tusch zum Besuch einer
Riesendame, der größten und stärksten ihres Schlages, eingeladen; dort ermun-
tern geschminkte Frauenzimmer zum Besuch einer Schießbude. „Treten sie ein,
meine Damen und Herren, nur 10 Pfennige!" erschallt es von dem Eingange
eines Panoramas mit entsetzlichen Schlachtszenen, Schiffsbrüchen und dergleichen.
Zahlreiche Karussells, zu derteu sich in letzter Zeit auch ein Schiffskarussell
gesellt hat, besetzt mit kleinen und großen Kindern, machen ihre Rundtänze
nach der Musik einer möglichst lauten Drehorgel mit obligatem Paukenschlag.
Nicht zu gedenken der verschiedenen Buden mit Erfrischungen aller Art. Es ist
ein Kampf ums Dasein von seiten der Schaubudenbesitzer, der sich vor uuseru
Augen hier abspielt. — Höher gestellte Anforderungen befriedigen die mehr oder
weniger gut besetzten Volkstheater mit ihren Possen, Lokalstückchen, Operettchen
und ihren Komikern und Balletttänzerinnen.
Alle diese Belustigungen sind im allgemeinen unschuldiger Natur und
werden mit Vorliebe nicht nur vom Matrosen und Schiffsjungen, sondern auch
vom „gemeinen Manne" mit Familie'aufgesucht. Gefährlicher sind die Tingel-
Tangel-Wirtfchaften oder die sogenannten Singhallen, nicht allein wegen des
demoralisierenden Einflusses, den diese „Institute" ausüben, sondern auch
namentlich darum, weil sie auf die möglichst große Ausnutzung des Geldbeutels
des „dummen" Publikums berechnet sind. Sängerinnen und „Damen" schlim-
meren Gelichters bemühen sich, so interessant als nur möglich zu erscheinen,
um einen „Gimpel" in ihre Netze zu ziehen, um ihm mit, auch wohl ohne
Vorwissen und Billigung seine Taschen nach Kräften zu erleichtern. Die Be-
kümmernis. des Betroffenen ist indes oft nicht von langer Dauer. Die Thaler.
Markstücke, Dollars, Gulden, Rubel und englischen Pfund klimpern ihm doch
nur im Beutel, um verjubelt zu werden, und es blieb für die Rückkehr an Bord
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Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Niederung und die Niederunger. 333
ist es, wenn in der festen Wand des Dammes eine schadhafte Stelle sich befindet,
in welche das Wafser eindringen und sich immer tiefer hineinfressen kann.
Wenn es auch anfangs nur eine kleine Wasserader ist, entwickelt der Wasser-
druck eine so große Gewalt, daß der Damm nur zu leicht auseinandergesprengt
wird und der Durchbruch erfolgt. Bei einem der letzten Eisgänge war dies
der Fall gewesen, und man machte noch die letzten verzweifelten Anstrengungen,
den sich schnell vergrößernden Riß zu verstopfen, freilich fast ohne Hoffnung auf
Erfolg, als man plötzlich merkte, daß der Zufluß des Wassers aufhörte. Der
Strom selbst hatte, indem er eine breite mächtige Eisscholle quer vor den Riß
schob, Rettung gebracht.
Überschwemmung in der Niederung.
So ist das furchtbar großartige Schauspiel des Eisganges immer reich
an Szenen ängstlicher Spannung, an oft unerwarteten Katastrophen, an Wechsel
von Furcht und Hoffnung, von Trauer und dankbarer Freude.
Trotz aller Anstrengungen bricht oft das Unheil herein, und immer sind
die Folgen eines Dammbruchs furchtbar. Da weithin das Land flach und eben
sich ausbreitet, meist nur sehr wenig höher als der Spiegel des Flusses bei
gewöhnlichem Wasserstande, in manchen Gegenden sogar tieser als das Strom-
bett ist, verbreitet sich die Flut mit furchtbarer Schnelle bis auf weite Strecken,
so daß nicht selten die Bewohner durch das heranbrausende, in Haus und Stall
eindringende Wasser aus dem Schlafe geweckt und gezwungen wurden, in die
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Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Universität. 47
der rechten Stelle die Fackel nieder, die bald allen im Lande leuchten sollte:
die klare Erkenntnis des uralten Rechtes der Herzogtümer, deutsch, selbständig,
frei und miteinander verbunden zu sein.
Es war daher ein wohlverdientes Geschenk, welches ans Anregung des
patriotischen Thaulow das ganze Land der Stadt Kiel in dem neuen Uni-
versitätsgebände bot. Die Sammlungen, die man dafür noch in den Zeiten
der Dänenherrschaft im ganzen Lande gehalten hat und die so außerordent-
liche Teilnahme fanden, waren eine vollbewußte politische Demonstration.
Die Universität zu Kiel.
Und so ist uns denn das wohlgelungene Werk, zu welchem längst die Summe
bereit lag, und das doch erst durch die Fürsorge des deutschen Kaisers zustande
kam, auf dem Ehrenplatz, den man ihm anwies, ein Denkmal der neuen
Zeit und eine bleibende Erinnerung an ein Stück deutscher Geschichte, das
noch für lange unvergeßlich sein wird. Es wurde 1876 vollendet, nachdem
vom Kronprinzen 1873 der Grundstein gelegt. Der Plan, nach dem es gebaut
ist, rührt von Gropius und Schmieden her und geht die Bahnen der jüngeren
Berliner Schule. Man erkennt sie an den sorgfältig abgetönten Farben der
farbigen Ziegel. Prächtiger fast, als man von außen vermuten sollte, sindet
man das Treppenhaus. Die Hörsäle sind überraschend klein. Kiel ist ja freilich
niemals eine zahlreich besuchte Universität gewesen, immerhin ist es nicht aus-
geschlossen, daß sie in einem oder dem andern Fache eine mehr als provinzielle
Bedeutung erlange. Ohne Zweifel hat eine solche zur Zeit die medizinische
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