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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 169

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169 daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg- züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.) dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er- reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu- wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo- sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 72

1900 - Leipzig : Spamer
72 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. nicht so streng wie heute war, und jedes Schiff sowohl dem Handel diente als auch für das Gefecht bereit sein mußte. Die Bemannung belief sich auf 1300 Köpfe. Haben wir bisher die Holländer und besonders die Ostindische Handelsgesellschaft in ihren kriegerischen Unternehmungen betrachtet, so wollen wir jetzt einen Blick aus den Fortgang ihrer Handelsunternehmungen werfen. Es läßt sich denken, daß, je mehr die politische Macht der Nieder- länder stieg, und je mehr es ihnen gelang, die übrigen Seemächte aus dem indischen Archipel zu verdrängen, der Gewinn aus dem Handel mit Indien sich mehrte. Den Gewürzhandel der Molukken rissen sie allmählich ganz an sich und setzten allein die Preise für die Nelken und Muskatnüsse fest. Hierbei Versuhren sie freilich aus gewaltsame Weise, nicht nur gegen die Menschen, sondern auch gegen die zeugende Kraft der Natur. Sie setzen nämlich fest, daß der Muskatbaum nur auf der Insel Banda, die Nelken nur auf Amboiua gepflanzt werden dürsten, während auf den übrigen Molukken sowie in andern Teilen des Archipels alle Nelken- und Muskat- bäume ausgerottet werden mußten. Im Jahre 1683 war dies streng angeordnet worden. Aber die Natur hat den Bemühungen der engherzigen Kaufleute getrotzt, und deren jährliche Züge durch die Inseln, auf denen sie den Anbau der Gewürze nicht dulden wollten, haben doch nicht ver- hindern können, daß Vögel die Nüsse verschluckt und in andern Gegenden, wohin die vertilgenden Holländer nicht gelangen konnten, wieder unverdaut von sich gegeben und auf diese Weise die Verbreitung befördert haben. Seit dem Jahre 1830 ist übrigens der Anbau der Gewürze vollständig freigegeben worden. Bis zu Ende des 17. Jahrhunderts führte die Ostindische Handels- kompanie ihre Unternehmungen mit vielem Glücke aus. Den Aktionären wurden alljährlich bedeutende Dividenden ausbezahlt, welche 15 bis 20 Prozent betrugen, ja bisweilen bis zu 50 Prozent stiegen. Im Jahre 1633 brachten fünf Schiffe eine Ladung aus dem indischen Archipel, welche auf dem Markte zu Amsterdam für zwei Millionen verkauft wurde, während der Einkaufspreis sich nur auf 600 000 Gulden belief. Ähnliche gewinnbringende Ladungen kamen häufig an. Im Jahre 1697 kam eine Ladung Waren aus Ostindien, deren Einkaufspreis fünf Millionen betrug und die für nicht weniger als zwanzig Millionen losgeschlagen wurde. — Mit dem Abschluß des 17. Jahrhunderts hatte aber auch die Ostindische Handelskompanie ihre höchste Blüte erreicht und ging von jener Zeit an allmählich dem Verfall entgegen. Um jedoch ihren Kredit aufrecht zu er- halten, entrichtete sie ihren Aktionären alljährlich noch dieselben Dividenden, wie zur Zeit ihres finanziellen Glanzes, wodurch ein Ausfall entstand, der sich von Jahr zu Jahr vergrößerte, so daß derselbe gegen Ende des 18. Jahrhunderts etwa 135 Millionen betrug. Um diese Zeit wurde die zwei Jahrhunderte alte Gesellschaft aufgelöst.

3. Das Deutsche Reich - S. 173

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 173 Platze für diese Art des Börsengeschäfts emporgeschwungen, eine Tendenz, ans welcher nicht mit Unrecht eine große Gefahr für den deutschen National- Wohlstand hergeleitet wird. 1) Der Börsensteuer unterliegen mit 5 vom Tausend (50 Pfennig pro 100 Mark): a) inländische Aktien und Aktienanteilscheine sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) ausländische Aktien und Aktienanteilscheine, wenn sie innerhalb des Bundesgebietes ausgehändigt, veräußert, verpfändet oder wenn daselbst andre Geschäfte unter Lebenden damit gemacht oder Zahlungen darauf geleistet werden, unter der gleichen Voraussetzung auch Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere. 2) Mit 2 vom Tausend (20 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig: a) inländische für den Handelsverkehr bestimmte Renten- und Schuldverschreibungen (sofern sie nicht unter Nr. 3 fallen) sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) Renten und Schuldverschreibungen ausländischer Staaten, Korporationen, Aktiengesellschaften oder industrieller Unternehmungen und sonstige für den Handelsverkehr bestimmte ausländische Renten und Schuldverschreibungen sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen aus diese Wertpapiere — unter den Vor- aussetzungen wie unter 1. 3) Mit 1 vom Tausend (10 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig in- ländische auf den Inhaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmigung aus- gegebene Renten- und Schuldverschreibungen der Kommunalverbände und Kommu- uen, der Korporationen ländlicher oder städtischer Grundbesitzer, der Grundkredit- und Hypothekenbanken oder der Transportgesellschaften sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf Papiere. 4) Mit Vio vom Tausend in Abstufungen von je vollen 2000 Mark, bei Ge- schästen im Werte von über 10000 Mark, in Abstufungen von je vollen 10000 Mark werden besteuert 1) Kauf- und Anschaffungsgefchäfte über ausländische Banknoten, ausländisches Papiergeld, ausländische Geldsortcn, 2) Wertpapiere der unter Nr. 1, 2 und 3 bezeichneten Art. — Mit 2/10 vom Tausend sind steuerpflichtig Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte, welche unter Zugrundelegung von Usancen einer Börse geschlossen werden (Loko-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien- ?c. Geschäfte). 5) Mit 5 vom Hundert find steuerpflichtig, Lose öffentlicher Lotterien sowie Ausweise über Spieleinlagen bei öffentlich veranstalteten Ausspielungen von Geld- oder andern Gewinnen. — Bei allen fünf Fällen finden sich gewisse Befreiungen. § 29. Das Versicherung^, Sparkassen- und Genossenschaftswesen. Das Streben, der Not dadurch zu begegnen, daß man in günstigen Zeiten Vorsorge trifft, findet sich nicht bei allen Menschen in gleicher Weise, daher es eine Aufgabe des Gemeinwohls ist, dasselbe zu fördern und zu unter- stützen sowie uameutlich auch dafür zu sorgen, daß die Hilse zur gebotenen Zeit verfügbar sei. Dadurch entstanden schon ziemlich früh, vielleicht zuerst in Spanien (vor Mitte des 10. Jahrhunderts), 1) die Versicherungsgesellschaften. In einer den Bedürfnissen ent- sprechenden Ausbreitung gehören dieselben erst der Nenzeit an. Die erste Lebensversicherung in Deutschland trat 1806 in Hamburg ins Leben; nachdem dieselbe wegen Ungunst der Zeiten hatte eingehen müssen, begann mit deni Entstehen der Lebensversicherungsgesellschaft in Gotha (1827) eine Zeit groß- artiger Eutwickeluug. In ganz Europa gab es bis zum Jahre 1800 nur 20 Asseknranzanstalten; seitdem verbreiteten sich diese wohlthätigen Anstalten in immer steigendem Verhältnisse über die europäischen Kulturländer. 1883 gab es in Europa etwa 101 Staatsanstalten, 3308 Lokalversicherungsvereine und 1152 Privatversicherungsgesellschaften. Von den letzteren entfallen auf Deutsch-

4. Bilder vom Niederrhein - S. 365

1882 - Leipzig : Spamer
Das Femgericht. 365 Kaiser Friedrichs Hi. Später jedoch erwirkten sich sowol Fürsten wie Städte Befreiung von der Verantwortlichkeit den Femgerichten gegenüber. Anfangs besaßen die Freigerichte keine geschriebenen Gesetze. Um diesem Mißstand abzuhelfen, traten im 15. und 16. Jahrhundert sogenannte General- kapitel zusammen und erließen Vorschriften (Reformationen). Trotzdem kamen noch Mißbräuche genug vor, meistens aus Habsucht der Richter und Schöffen, da Strafsummen und Sporteln sehr hoch angesetzt waren. Durch den all- gemeinen Landfrieden 1493 und die verbesserte Justizpflege ward die Gerichts- barkeit der Freigerichte auf ein Minimum beschränkt. Die Femlinde bei Dortmund. Dennoch behaupteten sie sich bis in unser Jahrhundert (bis 1811). Noch in den dreißiger Jahreu existirte wenigstens dem Namen nach ein Freigraf in Werl. Trotz der späteren Ausschreitungen und Mißbräuche ist nicht zu leugnen, daß die Femgerichte in ihrem Anfang und in der Blütezeit ein segensreiches Institut ge- wesen sind, ein Institut unparteiischer Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person, ein strenger Wächter der alten guten Sitten, ein unerbittlicher Richter über alle Ver- brechen. Die Ehre war der Grundpfeiler, Gott, König und Recht der Wahlspruch. Wie im Alterthum die unentrinnbaren Rachegeister, die Erinnyen, so ereilte die heilige Feme den geheimen Verbrecher. Wie ein Blitzstrahl traf ihn der Fluch, der Arm des Rächers. Zittern und Angst befiel ihn, erblickte er als Zeichen

5. Bilder vom Niederrhein - S. 303

1882 - Leipzig : Spamer
Aelteste Geschichte des Siegerlandes 303 liegt. Indessen unterscheiden sich die Hiken sonst von den Nassauern sowol wie den übrigen Umwohnern so auffällig, daß Viele sie als einen besondern Stamm betrachten, über deren Herkunft die verschiedensten Vermuthungen aufgestellt worden find. Ihre Gestalten find höher und schlanker als die der Umwohner, welche ihnen nachsagen, daß sie der Waden entbehren. Diese Verschiedenheit der Gestalt wird noch mehr hervorgehoben durch die eigentümliche Tracht. Die Frauen tragen eine schwarze, nur das Gesicht frei lassende Haube, einen schwarzen, eng anschließenden, mit vielen kleinen Längfalten versehenen Rock, ein vorn mit Seidenband zugeschnürtes schwarzes Mieder und darüber ein grünes Wams. Hierüber trugen sie früher, wie die Hiken überhaupt noch mehr Eigentümliches hatten und nur unter sich heiratheten, unterwegs einen blauen Kittel. Im Gegensatz zu ihren Nachbarn besitzen die Hiken eine große Wander- lust; die meisten sind Handelsleute. Vor der Einführung der Eisenbahn durch- zogen sie mit ihren zweiräderigen Karren fast ganz Deutschland und betrieben namentlich Hopfen- und Getreidehandel. Viel geringer als an den bisher erwähnten Grenzen ist der sprachliche Gegensatz an der noch übrigbleibenden südwestlichen. Zwar haben auch hier das Siegerland sowol wie der Freiengrund Gebirgsgrenzen; aber diese werden von den nach Westen geöffneten Thälern der Sieg und Heller durchbrochen, außerdem wohnt in dem hier angrenzenden Gebiete, welches die Grafschaft Sayn bildete und daher noch heute das Sayuische heißt, gleichfalls rheinfränkische Bevölkerung. Doch wie in seinem ganzen Wesen, hat der Siegerländer und Freiengründer in seinem abgeschlossenen Gebirgsland auch in seiner Sprache einen besonderen Charakter entwickelt, welcher sie in einen deutlichen Gegensatz zu allen übrigen rheinfränkischen Mundarten und so auch zur saynischen stellt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen saynischer und fiegerländer Mundart besteht darin, daß die letztere sowol wie die freieugründer manche Eigentümlichkeiten der hessischen angenommen hat, was sich aus der Nachbarschaft der Hessen sowol wie der Jahrhunderte langen Verbindung mit Nassau leicht erklärt. Aelteste Geschichte des Siegerlandes. Das Siegerlaud findet sich schon im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts unter der Herrschaft des nassauischen Grafen Heinrich Ii. Nach seinem Tode regierten seine Söhne Walram und Otto die von ihrem Vater ererbten Lande eine Zeit lang gemeinschaftlich, bis 1255 auf dem Schlosse zu Nassau eine Theilung derselben stattfand, infolge deren Walram das südlich von der Lahn, Otto das nördlich von der Lahn gelegene, hundert Ortschaften und zehn Höfe umfassende Gebiet, darunter auch das Siegerland, erhielt. In den folgenden Jahrhunderten gingen dann wiederholte Theilungen des Ottonischen Gebiets mit mehrfachen Erwerbungen Hand in Hand. Zu den Nachkommen Otto's, welche über die in den Niederlanden erworbenen Besitzungen herrschten, gehörten unter anderen berühmten Männern auch Wilhelm von Oranien, der Schweigsame, der Befreier der Nieder- lande, und Wilhelm Iii., König von England. Als nach Johann's Yi. Tode die deutschen Besitzungen unter seine fünf Söhne getheilt worden waren, fiel Johann Vii. (1607 —1623) das Siegerland zu, welches trotz seiner geringen Ausdehnung nach seinem Tode dann unter seine drei älteren Söhne getheilt wurde. Nachdem der älteste derselben, Johann der Jüngere, die katholische

6. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 329

1885 - Leipzig : Spamer
Herzog Wilhelm und die „schwarze Schar". 329 behandelt und schließlich dem neugeschaffenen Königreiche Westfalen einverleibt. Dieser Schmach ein Ende zu machen, versuchte Herzog Wilhelm 1809, als Österreich sich gegen Napoleon erhob, im nördlichen Deutschland eine Diversion zu machen und sein Erbe zu erobern. Zu diesem Zwecke hatte er in Böhmen etwa 1000 junge Leute um sich gesammelt, mit denen er einen Aufstand im Königreich Sachsen hervorzurufen und dann nach Braunschweig und Hannover auszubreiten gedachte. Diese Freischar, zu deren Führern tüchtige Offiziere gehörten, bestand nicht bloß aus patriotisch schwärmenden jungen Männern, sondern auch aus solchen Leuten, denen jede andre Triebfeder als die des tapferen Soldaten fremd war. Herzog Wilhelms Tod bei Quatrebras (16. Juni 1815). Durch ihre Kleidung kündigte sie sich selbst als ein Rachekorps an. Jeder Soldat trug eine schwarze Uniform, und am Tschako war ein weißer Totenkopf mit zwei kreuzweis gelegten Totenbeinen zu sehen. Man nannte daher dieses Korps die „schwarze Schar". Mit dieser von Thatendnrst durchdrungenen Schar brach Wilhelm am 21. Mai 1809 in das Königreich Sachsen ein. Die Voraussetzung, daß die Sachsen mit ihm gemeinsame Sache machen würden, verwirklichte sich nicht; er stieß vielmehr auf Widerstand. Einer ausgeschriebenen Kontribution wegen nahm das sächsische Volk gegen ihn Partei, und da die sächsische Armee auf dem Kriegsschauplatze an der Donau war, sammelte man schnell zum Schutze gegen die Eindringlinge einige Truppen. Mit diesen gelang es dem Oberst Thielemann anfangs, die „schwarze Schar" zurückzudrängen. Als aber der

7. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 218

1886 - Leipzig : Spamer
218 Pommern. bedeutende Meereseinbrüche stattfanden, das Meer auch bei uns größere Ver- änderungen verursacht zu haben. Es soll sich in dieser Zeit das Nene Tief gebildet haben; möglich ist, daß dasselbe mehreren auseinander folgenden Fluten seine Entstehung oder seine Erweiterung verdankt; aber die Zeitangaben darüber weichen voneinander ab, und daß auch die Sagenbildung bei solchen Begeben- heiten nicht müßig gewesen ist, scheint daraus hervorzugehen, daß die Namen zweier Kirchspiele, die damals untergegangen sein sollen, in gleichzeitigen glaub- haften Schriftstücken gar nicht vorkommen. Von dem zwar nicht hohen, aber steilen, von Regenschluchten zerrissenen Diluvialufer von Barhöft, auf welchem wegen des gefährlichen Fahrwassers eine Signalstation errichtet ist, erstreckt sich ein brackiges Binnengewässer unter den Namen Grabow, Barther und Bodstedter Bodden etwa 20 km westlich und dann als Saaler Bodden 20 km südwestlich. Das nur 3—5 m tiefe Fahrwasser wird durch niedrige wiesenbedeckte Inseln und Halbinseln, welche stetig an Ausdehnung zunehmen, sowie durch flache Schare und Haken, über die man nicht selten waten kann, sehr beschränkt, so daß größere Schiffe von den Orten Ribnitz, Damgarten und Barth, in denen lebhafter Schiffbau ge- trieben wird, durch Prähme gehoben und so über die flachen Stellen des Fahr- Wassers hinweggetragen werden müssen, um sie nach Stralsund zu bringen, wo dann ihre Ausrüstung vollendet wird. Heute sind diese Binnengewässer von dem Meere durch eine Halbinsel, den Dars, und eine Insel, Zingst, getrennt, zwischen denen bis 1874 der Prerowstrom zum Meere führte. Beide bildeten früher eine einzige Insel, welche bei Wustrow durch eine Straße, den Parnin, vom Festlande getrennt wurde. Durch eine von Nordost kommende Sturmflut aber wurde die Straße durch eingespülten Sand uusahrbar gemacht und da- gegen der Prerowstrom gebildet. Der dem Festlande zunächst liegende Teil des Dars ist teils Diluvium, teils älteres Alluvialgebilde, welches häufig mehr oder minder mächtige Schichten von Ortstein, zuweilen auch Raseneisenerz ent- hält, ist großenteils mit Kieserwaldungen bedeckt. Der nördliche Teil ist da- gegen eine Neubildung des Meeres. Er wird von Dünenreihen durchzogen, deren südliche, ältere, eine westliche, die nördlicheren, jüngeren, dagegen eine nordwestliche Richtung haben. Zwischen ihren niedrigen, ebenfalls mit Kiefern bestandenen Rücken ziehen sich langgestreckte, moorige, mit Elsbrüchern aus- gefüllte Längsthäler hin, in deren breiterem westlichen, gegen das Meer durch Dünen abgeschlossenen Ende Seen liegen, deren ältere auf losem Moor- und Schlammuntergrnnde 1—3 m tiefes Wasser haben, während die jüngsten im Sommer zum Teil austrocknen. Bis aus die neueste Zeit hat die Weiter- bildung der nordwestlichen Spitze des Dars fortgedauert, indem die an der Westküste stattfindende Dünenbildung sich im Laufe der Zeit immer weiter nördlich in das Meer hineingeschoben hat. Eine früher vor derselben gelegene Insel Rutt ist landfest geworden, fo daß von 1694—1840 die Nordspitze um 911m gewachsen ist. Heute hat sich abermals eine nordöstlich von der Spitze der Dars, dem Darserort, eine kleine Sandinsel gebildet, welche von dem- selben durch eine selbst für Boote nicht passierbare Straße getrennt ist und sich allmählich zum Darserortriss verflacht; östlich von diesem liegt die Prerowbank, so daß zwar kleinere Fahrzeuge zwischen beiden einsegeln und ankern können, tiefer gehende Schiffe aber der Küste fern bleiben müssen. Zur Sicherung der

8. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 454

1886 - Leipzig : Spamer
454 Königsberg. Ob außer den angeführten verderblichen geistigen Einflüssen noch körperliche Gründe für die wenigstens zeitweise wohl unleugbar vorhandene geistige Um- nachtung des unglücklichen Fürsten, ob namentlich darauf hinzielende Vergiftungs- versuche vorlagen, wird sich kaum entscheiden lassen. Sehr bestimmte Angaben von Zeitgenossen weisen darauf hin und wenigstens muß mit aller Entschieden- heit behauptet werden, daß die herrschsüchtige Clique, in deren Händen er sich befand, alles mögliche dazu that, ihn in diesem Zustande zu erhalten und eine mögliche Heilung zu verhindern. Ein geschickter Arzt, Johann Fortunatns, den Wilhelm Iv. von Kleve, dessen Tochter Marie Eleonore man dem jungen Fürsten, wie schon die Schatten des Wahnsinns sich über seinen Geist zu senken begonnen hatten, ein trauriges Opfer politischer Rücksichten, vermählt hatte, nach Königsberg schickte und der sich mit großer Zuversicht zu seiner Heilung anheischig machte, wurde sechs Wochen lang, da man sich von seiner Recht- gläubigkeit doch nicht überzeugt hätte und nicht sicher wäre, ob die versprochene Heilung auch mit der Hilfe Gottes unternommen werden und nicht ein Werk des Teufels fein würde, gar nicht zu dem Fürsten gelassen, bis endlich das An- dringen der Fürstin und der Bürgerschaft von Königsberg seine Zulassung er- zwang. Der Erfolg der Kur war überraschend günstig, der junge Fürst er- wachte wieder zur Teilnahme an den Freuden und Interessen des Lebens und fand Behagen an Lustritten und dem ritterlichen Spiel des Ringstechens. Aber nur um fo wütender eiferten die auf diesen Erfolg neidischen Königsberger Ärzte, die Prediger, die Regimentsräte gegen ihn. Erstere bewiesen in einem gelehrten Klagelibell, daß Fortunatus ein unwissender Landläufer ohne Kenntnis der Kraft der Medikamente sei, der nur mit Hilse des Teufels den Fürsten ge- sund machen wolle, die Prediger wiesen ihm ketzerische Meinungen nach, und die Regimentsräte verfehlten nicht, trotz des Widerspruchs des klevischen Gesandten, den gefährlichen Mann zu verbannen, natürlich mit dem gewünschten Erfolg; der Herzog, nicht stark genug, die ihn einschnürenden Bande zu zerreißen und sie doch aufs schmerzlichste empfindend, sank in den alten Zustand stumpfer Schwermut zurück, in dem er verblieb, bis ihn der Tod erlöste. Inzwischen ging die intolerante Pfaffenwirtschaft in Zänkereien und Ver- ketzerungen ihren Gang und es kann uns bei der Betrachtung dieses uuerquick- liehen Schauspiels nur in geringem Maße zur Befriedigung gereichen, daß gerade einer der unduldsamsten und stolzesten dieser sich unfehlbar dünkenden lutherischen Päpstlein, Heshnsins, der unerbittliche Glaubensrichter, selbst dem Vorwurf der Irrlehre erlag und, da er nicht widerrufen wollte, gestürzt und aus dem Lande verbannt wurde. Die Sache ist so charakteristisch für die in damaliger Zeit in religiöser Beziehung herrschende verkehrte Geistesrichtung, daß wir etwas dabei verweilen müssen. Heshusius hatte in einem zur Be- kämpfung der Ealvinisten geschriebenen Buche gesagt: „man dürfe nicht bloß in concreto sagen, der Mensch Christus sei allmächtig, allwissend und anzu- beten; sondern auch in abstracto sei es wahr, daß die menschliche Natur Christi allwissend, allmächtig und anbetenswert sei." Darüber höchste sittliche Entrüstung unter den übrigen Königsberger Kirchenlichrern, Morgenstern, Hofprediger Wedemann, Mörlin und andern, die den zweiten Teil der Behauptung für irrig und ketzerisch erklärten. Nun heftiger Krieg, der nicht bloß in giftigen gelehrten Streitschriften, sondern von den Kanzeln herab mit um so größerer Erbitterung

9. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 76

1881 - Leipzig : Spamer
76 Der Rheingau. „Allein obgleich fast alle die früheren sozialen Charakterzüge des rhein- gauischen Volkes erloschen sind, so war doch ein einziger nicht zu vertilgen: der Rheingauer ist der Marin des deutschen Weinlandes, des Weinbaues und des Weintrinkens als solcher. Das ist die wunderbare natürliche Wahlverwandtschaft zwischen Land und Leuten, die durch keine politische Umwälzung zerstört werden kann. — Der oberste Kanon der alten rheinganischen Landesrechte hieß: „Im Rheingau macht die Luft frei!" Dieses große Privileg des salischeu freien Landstriches hat längst seinen politischen Sinn verloren. Aber ein tiefer poetischer Sinn ist dem wunderlich klingenden mittelalterlichen Rechtsgrundsatze geblieben. Die Luft ist es in der That, die das moderne, in den Banden einer eben so unreifen als überreifen (Zivilisation gefangene rheinganische Volksleben einzig noch frei macht, die milde, hefperische Luft in ganz Deutschland sonder Gleichen, welche die Traube des Steiubergs und Johannisbergs reist, damit der Wein wenigstens das arme Volk im reichsten Gau mit einem Strahl der Poesie ver- kläre, und ihm das Köstlichste nicht ganz verloren sein lasse, was den einzelnen Menschen wie Volksgruppen und Nationen auszeichnet: eigenartige Persönlichkeit." So weit Riehl in seiner Beurtheilung der Rheingauer und ihres Charakters; noch einige Bemerkungen über das Aeußere, deu Typus derselben. Was die Abstammung der Bevölkerung betrifft, so mögen einzelne Elemente auf die vor- römische und die römische Periode zurückgehen. Die Hauptmasse aber der Rhein- gauer entstammt, wie schon die meist deutscheu Wurzeln entlehnten Ortsnamen beweisen, der germanischen Rasse. Die vielen Ortsnamen auf heim, hausen, bach sprechen hier für die Herkunft der Einwanderung vor ca. 1500 Jahren aus dem Kattenlande, dem heutigen Heffen. Aus dem Gebiete der oberen Lahn und der Wetterau hinab zog sich der Strom der von Arnold „obersränkisch" genannten Wanderung hinab in die Mittelrheinlande, um hier im Civilisatious- werke zuerst friedlich, dann feindlich mit dem Stamme der Alemannen zusammen- zustoßen. An die Namensgebung der Letzteren erinnert nur das Dörfchen Eibingen hinter Rüdesheim. Der Typus des Volkes, zumal an kleineren Orten, wo er sich besser und reiner erhalten hat als in den südlichen Ansiedelungen mit wechselnder und gemischter Bevölkerung, zeigt ganz die Art der fränkischen Leibes- bildnng. Hohe, schlanke, etwas vorgebeugte Gestalten, ein ziemlich langes Ge- ficht mit starkem Nasenbein, etwas spitzem Kinn und gewölbtem, hinten aus- gebeugtem Schädeldache. Dabei meist helle und braune Augen und Haare; bei den Frauen öfters etwas vorstehende Kinnbacken und schiefstehende Zahnreihen. Die Muskeln, gewohnt an Hitze und Kälte, weniger an Durst und Wasser. Die geistigen Anlagen vortrefflich, mit besonders entwickeltem Erwerbssinn. Dabei, wie alle Rheinländer, fröhlich, heiter, guter Dinge und nicht selten voll süßen Weines. Land und Leute vertreten den echten Typus des deutschen Rheinlandes und des franken, freien, rheinischen Bauerugeschlechtes. In den Städtchen da sitzen auf palastähnlichen Höfen und Villen, die manchmal noch Wappen und Jahres- zahlen aus der Mainzer Kurzeit tragen, die reichen, wohlsituirten Weinhändler und Weingutsbesitzer. Bei ihnen herrscht in vollem Maße die edle, altgermanische Sitte, die Gastfreundschaft, und stets ist bei ihnen zu finden eine offene Flasche, ein spundfreies Faß. Dabei find sie auch die geborenen Vertreter des politischen Liberalismus, nicht nur des gesellschaftlichem Die Luft macht ja schon frei im Rheingau. Vom alteu Mainzer und rheingauer Adel bemerkt man nur noch

10. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 291

1881 - Leipzig : Spamer
Von Siegfried, dem Wölsung. 291 Wol mag auch hier wie in Worms den Anstoß zu den Mären von Un- gethümen die Thatsache Veranlassung gegeben haben, daß sich bei Bonn im Dilnvium die riesigen Reste ausgestorbener Thierarten vorfinden, die das bran- dende Meer hier einst aus den Höhlen herausschwemmte und im Schutte ablagerte. Vielleicht dankt der mons Draconis früher vorgefundenen Skeletttheilen unter- gegangener Exemplare von Mastodon angustidens und Anclrias Scheuchzeri oder des Archegosaurus Decheni schrecklichem Schädel den Drachennamen. Dietrich's Ausgang. Auch hier im rheinischen Bern wird man vor Zeiten diese Skelette be- wundert haben: Sonst war es anders! Schaut den Zahn Von unserm alten Riesenahn, und der fränkische Sigambrer wird gleich bereit gewesen sein, sie mit dem Riesenvernichter und Drachentödter Siegfried in Verbindung zu bringen. Dann aber kam die Märe von den Heldenthaten Theoderich's des Ostgothen-, man 19*
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