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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 169

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169 daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg- züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.) dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er- reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu- wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo- sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 16

1900 - Leipzig : Spamer
16 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union. Das Haupterzeugnis des jungfräulichen Bodens von Virginia war Tabak. Da es an Umtauschmitteln fehlte, fo ersetzte derselben die Münze, und um 75 kg des „edlen" Krautes erwarben die Heiratslustigen sich je eines der hinüberkommenden ersten 150 Fraueuzimmer als Hausgenossin. Den Bemühungen der unternehmenden Kaufleute, mehr Menschen in das Land hereinzuziehen, stellten sich jedoch insofern ernstliche Verlegen- heiten entgegen, als die üblen Beziehungen der Ansiedler zu der roten Ur- bevölkerung bald das Schlimmste befürchten ließen. Es blieb, gegenüber zahllosen Übergriffen, nicht bei Streit und Hader. Die Folge davon waren mehrere blutige Zusammenstöße, so daß die erzürnten Indianer den Ent- schluß faßten, die begehrlichen Eindringlinge zu vertreiben und womöglich gänzlich auszurotten. Im Mai 1622 fand unversehens jener wohleinge- leitete Überfall statt, welcher 1300 Europäern das Leben kostete. Diese Metzelei schreckte jedoch keineswegs Europamüde ab, die verschont gebliebenen Landsleute zu verstärken. Auch fehlte es während der heftig erregten Zeit der religiösen Kämpfe in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts niemals am nötigen Nachschub, um der Kolonie weiterhin unternehmende Menschen zuzuführen. Geraume Zeit blieben die religiösen und bürgerlichen Wirren in England der neuen Kolonie günstig. Zu derselben Zeit, als die Befiedeluug von Virginia vor sich ging, traf ein andrer von der englischen Krone privilegierter Handelsverein, die sogenannte Plymouth-Kompanie, Anstalten, das ihr überlassen? Ge- biet der europäischen Kultur zuzuführen. England sandte diesmal eine Schar von 102 friedlichen Eroberern, die gleich andern Bedrängten der Alten Welt die Stätten ihrer Geburt verließen, weil bürgerliche und religiöse Drangsale Tausende veraulaßten, jeuseit des Ozeans eine Freistätte zu suchen. Besagte huudert puritanische Pilgrime hatten sich im Jahre 1620 auf dem englischen Fahrzeug „Die Maiblume" eingeschifft, um sich den Ver- folgungen in der Heimat zu entziehen. Der Kapitän sollte sie nach den Ländern des Hudsons bringen. Dort aber waren bereits Holländer ange- siedelt, und diese wußten den Schiffsführer zu bestimmen, weiter nördlich zu steuern. Südlich vom heutigen Boston betraten sie am 11. November die amerikanische Küste. Feindliche Angriffe der Eingeborenen nötigten sie in- dessen, schon einige Tage nach ihrer Landung anf das Schiff zurückzugehen, worauf sie an der Bai von Plymouth am 16. Dezember Anker warfen und sechs Tage später, den 22. Dezember 1620, die erste Kolonie in „Neu- england" gründeten, ein Tag, welcher noch heute von den „Neuengland- Staaten" als Gründungstag festlich begangen wird. Die ganze Gesellschaft, Männer, Frauen und Kinder, versammelte sich an Bord der Schiffes, um Gott zu danken, daß er sie bis hierher geleitet habe, und seinen ferneren Beistand anzuflehen.

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 72

1900 - Leipzig : Spamer
72 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. nicht so streng wie heute war, und jedes Schiff sowohl dem Handel diente als auch für das Gefecht bereit sein mußte. Die Bemannung belief sich auf 1300 Köpfe. Haben wir bisher die Holländer und besonders die Ostindische Handelsgesellschaft in ihren kriegerischen Unternehmungen betrachtet, so wollen wir jetzt einen Blick aus den Fortgang ihrer Handelsunternehmungen werfen. Es läßt sich denken, daß, je mehr die politische Macht der Nieder- länder stieg, und je mehr es ihnen gelang, die übrigen Seemächte aus dem indischen Archipel zu verdrängen, der Gewinn aus dem Handel mit Indien sich mehrte. Den Gewürzhandel der Molukken rissen sie allmählich ganz an sich und setzten allein die Preise für die Nelken und Muskatnüsse fest. Hierbei Versuhren sie freilich aus gewaltsame Weise, nicht nur gegen die Menschen, sondern auch gegen die zeugende Kraft der Natur. Sie setzen nämlich fest, daß der Muskatbaum nur auf der Insel Banda, die Nelken nur auf Amboiua gepflanzt werden dürsten, während auf den übrigen Molukken sowie in andern Teilen des Archipels alle Nelken- und Muskat- bäume ausgerottet werden mußten. Im Jahre 1683 war dies streng angeordnet worden. Aber die Natur hat den Bemühungen der engherzigen Kaufleute getrotzt, und deren jährliche Züge durch die Inseln, auf denen sie den Anbau der Gewürze nicht dulden wollten, haben doch nicht ver- hindern können, daß Vögel die Nüsse verschluckt und in andern Gegenden, wohin die vertilgenden Holländer nicht gelangen konnten, wieder unverdaut von sich gegeben und auf diese Weise die Verbreitung befördert haben. Seit dem Jahre 1830 ist übrigens der Anbau der Gewürze vollständig freigegeben worden. Bis zu Ende des 17. Jahrhunderts führte die Ostindische Handels- kompanie ihre Unternehmungen mit vielem Glücke aus. Den Aktionären wurden alljährlich bedeutende Dividenden ausbezahlt, welche 15 bis 20 Prozent betrugen, ja bisweilen bis zu 50 Prozent stiegen. Im Jahre 1633 brachten fünf Schiffe eine Ladung aus dem indischen Archipel, welche auf dem Markte zu Amsterdam für zwei Millionen verkauft wurde, während der Einkaufspreis sich nur auf 600 000 Gulden belief. Ähnliche gewinnbringende Ladungen kamen häufig an. Im Jahre 1697 kam eine Ladung Waren aus Ostindien, deren Einkaufspreis fünf Millionen betrug und die für nicht weniger als zwanzig Millionen losgeschlagen wurde. — Mit dem Abschluß des 17. Jahrhunderts hatte aber auch die Ostindische Handelskompanie ihre höchste Blüte erreicht und ging von jener Zeit an allmählich dem Verfall entgegen. Um jedoch ihren Kredit aufrecht zu er- halten, entrichtete sie ihren Aktionären alljährlich noch dieselben Dividenden, wie zur Zeit ihres finanziellen Glanzes, wodurch ein Ausfall entstand, der sich von Jahr zu Jahr vergrößerte, so daß derselbe gegen Ende des 18. Jahrhunderts etwa 135 Millionen betrug. Um diese Zeit wurde die zwei Jahrhunderte alte Gesellschaft aufgelöst.

4. Das Deutsche Reich - S. 173

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 173 Platze für diese Art des Börsengeschäfts emporgeschwungen, eine Tendenz, ans welcher nicht mit Unrecht eine große Gefahr für den deutschen National- Wohlstand hergeleitet wird. 1) Der Börsensteuer unterliegen mit 5 vom Tausend (50 Pfennig pro 100 Mark): a) inländische Aktien und Aktienanteilscheine sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) ausländische Aktien und Aktienanteilscheine, wenn sie innerhalb des Bundesgebietes ausgehändigt, veräußert, verpfändet oder wenn daselbst andre Geschäfte unter Lebenden damit gemacht oder Zahlungen darauf geleistet werden, unter der gleichen Voraussetzung auch Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere. 2) Mit 2 vom Tausend (20 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig: a) inländische für den Handelsverkehr bestimmte Renten- und Schuldverschreibungen (sofern sie nicht unter Nr. 3 fallen) sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) Renten und Schuldverschreibungen ausländischer Staaten, Korporationen, Aktiengesellschaften oder industrieller Unternehmungen und sonstige für den Handelsverkehr bestimmte ausländische Renten und Schuldverschreibungen sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen aus diese Wertpapiere — unter den Vor- aussetzungen wie unter 1. 3) Mit 1 vom Tausend (10 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig in- ländische auf den Inhaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmigung aus- gegebene Renten- und Schuldverschreibungen der Kommunalverbände und Kommu- uen, der Korporationen ländlicher oder städtischer Grundbesitzer, der Grundkredit- und Hypothekenbanken oder der Transportgesellschaften sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf Papiere. 4) Mit Vio vom Tausend in Abstufungen von je vollen 2000 Mark, bei Ge- schästen im Werte von über 10000 Mark, in Abstufungen von je vollen 10000 Mark werden besteuert 1) Kauf- und Anschaffungsgefchäfte über ausländische Banknoten, ausländisches Papiergeld, ausländische Geldsortcn, 2) Wertpapiere der unter Nr. 1, 2 und 3 bezeichneten Art. — Mit 2/10 vom Tausend sind steuerpflichtig Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte, welche unter Zugrundelegung von Usancen einer Börse geschlossen werden (Loko-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien- ?c. Geschäfte). 5) Mit 5 vom Hundert find steuerpflichtig, Lose öffentlicher Lotterien sowie Ausweise über Spieleinlagen bei öffentlich veranstalteten Ausspielungen von Geld- oder andern Gewinnen. — Bei allen fünf Fällen finden sich gewisse Befreiungen. § 29. Das Versicherung^, Sparkassen- und Genossenschaftswesen. Das Streben, der Not dadurch zu begegnen, daß man in günstigen Zeiten Vorsorge trifft, findet sich nicht bei allen Menschen in gleicher Weise, daher es eine Aufgabe des Gemeinwohls ist, dasselbe zu fördern und zu unter- stützen sowie uameutlich auch dafür zu sorgen, daß die Hilse zur gebotenen Zeit verfügbar sei. Dadurch entstanden schon ziemlich früh, vielleicht zuerst in Spanien (vor Mitte des 10. Jahrhunderts), 1) die Versicherungsgesellschaften. In einer den Bedürfnissen ent- sprechenden Ausbreitung gehören dieselben erst der Nenzeit an. Die erste Lebensversicherung in Deutschland trat 1806 in Hamburg ins Leben; nachdem dieselbe wegen Ungunst der Zeiten hatte eingehen müssen, begann mit deni Entstehen der Lebensversicherungsgesellschaft in Gotha (1827) eine Zeit groß- artiger Eutwickeluug. In ganz Europa gab es bis zum Jahre 1800 nur 20 Asseknranzanstalten; seitdem verbreiteten sich diese wohlthätigen Anstalten in immer steigendem Verhältnisse über die europäischen Kulturländer. 1883 gab es in Europa etwa 101 Staatsanstalten, 3308 Lokalversicherungsvereine und 1152 Privatversicherungsgesellschaften. Von den letzteren entfallen auf Deutsch-

5. Bilder vom Niederrhein - S. 365

1882 - Leipzig : Spamer
Das Femgericht. 365 Kaiser Friedrichs Hi. Später jedoch erwirkten sich sowol Fürsten wie Städte Befreiung von der Verantwortlichkeit den Femgerichten gegenüber. Anfangs besaßen die Freigerichte keine geschriebenen Gesetze. Um diesem Mißstand abzuhelfen, traten im 15. und 16. Jahrhundert sogenannte General- kapitel zusammen und erließen Vorschriften (Reformationen). Trotzdem kamen noch Mißbräuche genug vor, meistens aus Habsucht der Richter und Schöffen, da Strafsummen und Sporteln sehr hoch angesetzt waren. Durch den all- gemeinen Landfrieden 1493 und die verbesserte Justizpflege ward die Gerichts- barkeit der Freigerichte auf ein Minimum beschränkt. Die Femlinde bei Dortmund. Dennoch behaupteten sie sich bis in unser Jahrhundert (bis 1811). Noch in den dreißiger Jahreu existirte wenigstens dem Namen nach ein Freigraf in Werl. Trotz der späteren Ausschreitungen und Mißbräuche ist nicht zu leugnen, daß die Femgerichte in ihrem Anfang und in der Blütezeit ein segensreiches Institut ge- wesen sind, ein Institut unparteiischer Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person, ein strenger Wächter der alten guten Sitten, ein unerbittlicher Richter über alle Ver- brechen. Die Ehre war der Grundpfeiler, Gott, König und Recht der Wahlspruch. Wie im Alterthum die unentrinnbaren Rachegeister, die Erinnyen, so ereilte die heilige Feme den geheimen Verbrecher. Wie ein Blitzstrahl traf ihn der Fluch, der Arm des Rächers. Zittern und Angst befiel ihn, erblickte er als Zeichen

6. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 162

1885 - Leipzig : Spamer
162 Das Küstenland, die Mündung der Ems und der Dollart. andern, namentlich auch die deutsche, von hervorragendem Einfluß geworden. — In Deutschland ist Emden die Wiege der Gesellschaft für Rettung Schiff- brüchiger geworden. Dem Emder Beispiele folgte Hamburg und diesem Bremen, worauf sich dann andre Küstenstädte der Nord- und Ostsee anschlössen. Damit war aber derselbe ungünstige Weg betreten, der anfangs eine nachdrück- liche Thätigkeit des englischen Rettungswesens verhinderte — das isolierte Vorgehen einzelner Zentren ohne gemeinsame organisierte Vereinigung. Doch wurde diese Gefahr bei Zeiten erkannt, und auf Anregung Bremens wurde zu Kiel im Jahre 1865 die Deutsche Gesellschaft für Rettung Schiffbrüchiger be- gründet, welche unter kaiserlichem Protektorat für einen einheitlichen Rettungs- dienst von der holländischen bis zur russischen Grenze sorgt. Die Organisation selbst ist eine außerordentlich einfache. Für die Er- Haltungsmittel sorgen selbständig wirkende Bezirksvereine; die Verbindung unter diesen wird durch den Gesellschaftsvorstand hergestellt, dem zugleich die För- derung aller Interessen der Gesellschaft obliegt. Die oberste Leitung besorgt der aus der Vertretung sämtlicher Bezirksvereine zusammengesetzte Gesellschafts- ausfchuß. Der Gesellschaftsvorstand hat seinen dauernden Sitz und seine Bureaus in Bremen, wo thatkräftige Männer, durchdrungen von der Bedeutung ihrer humanen Aufgabe, mit größter Aufopferung den umfangreichen Geschäften der Gefellschaft vorstehen. Die von Jahr zu Jahr an Bedeutung wachsenden Resultate ihrer Thätigkeit bilden zugleich den Lohn für dieselbe, und wie groß- artig diese Resultate find, darüber kann der Leser in den jährlich über ganz Deutschland verbreiteten Publikationen der Gesellschaft sich leicht unterrichten; nur das eine Hauptresultat, aus das es ja zuletzt ankommt — die Zahl der seit Begründung des Vereins Geretteten sei hier genannt: sie beträgt bereits über 1200 Seelen. ' Der eben geschilderten Organisation wird aber erst Leben eingehaucht durch die Rettungsthätigkeit selbst, für welche sie die Grundlage bildet. Als Träger aber des gesamten auszuführenden Rettungswefens erscheint die Station, der Sammelpunkt aller helfenden geistigen und mechanischen Kräfte. Wir sagen geistige und mechanische, denn die mechanischen Hilfsmittel würden ohne stete und enge Verschwisterung mit dem geistigen Element ein nutzloses Material bleiben. — Der Natur der Sache nach ist es die Küstenbevölkerung, welcher es zu- fällt, das lebendige Material zu liefern. Jedes aus Seegefahr gerettete Menschenleben wird, den verfügbaren Mitteln der Gesellschaft entsprechend, der Mannschaft des Rettungsbootes mit 20 Mark bezahlt — eine Summe, deren Geringfügigkeit den lediglich auf Gewinn gerichteten Antrieb zur Rettung aus- schließt; wenn demnach diese Küstenbewohner sich jetzt in bereitwilligster Weise mit Verachtung der augenscheinlichsten Todesgefahr für das Rettungswesen zur Verfügung stellen, so können jene 20 Mark ihr sittliches Verdienst nicht schmälern. Freilich ist ihnen von der Gesellschaft ein technisches Material für das Rettungs- werk in die Hände gegeben, auf das sie sich verlassen können, und es kommt zu ihrer moralischen Unterstützung hinzu, daß sie sich in ihrem freiwilligen Thun eins wissen mit der Nation, daß sie sich gewissermaßen als die Bevoll- mächtigten der ihre Gaben beisteuernden binnenländischen Bevölkerung fühlen,

7. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 140

1885 - Leipzig : Spamer
140 Der Jahdebusen und Wilhelmshaven. Die Stadt Wilhelmshaven, die sich allmählich hier ausbaute und die innerhalb der letzten 15 Jahre um mehr als 10 000 Einwohner (gegenwärtig circa 12 000) zugenommen hat, trägt ganz den Charakter der neugebauten Städte. Eine Zierde derselben ist die in den Jahren von 1869—72 von Geh. Rat Adler in Berlin erbaute gotische Kirche, ein Backsteinrohbau mit einem 55 in hohem Vierungsturm. Erwähnenswert ist ferner das nordöstlich von der Stadt gelegene Observatorium, mit Zeitball, sowie das rote Schloß. Zur Lieferung des nötigen Trinkwassers sind zwei artesische Brunnen von 200 und 180 in Tiefe gebohrt, aus denen das Wasser durch Gaskraftmaschinen gehoben wird. Da die- selben jedoch nicht genügend Wasser liefern, ist 1877 eine 13 km lange Wasser- leitung ausgeführt, welche das Wasser bei Feldhusen aus Brunnen mittels Dampf- Maschinen entnimmt und durch eine eiserne Druckrohrleitung nach Wilhelmshaven in ein auf einem backsteinernen Wasserturm stehendes schmiedeeisernes Reservoir von 8 cbm Inhalt drückt. Von hier verzweigt sich das Wasser durch die ganze Stadt. Die deutsche Flotte. „Wer die See beherrscht, beherrscht den Handel; wer den Handel der Welt beherrscht, beherrscht auch die Reichtümer derselben und folglich die Welt selbst", so lautet das stolze Wort des berühmten Sir Walter Raleigh, des Zeitgenossen der Königin Elisabeth von England, das ein neuerer Geschichtschreiber wie folgt deutet: „Wer keinen Teil hat an der Seeherrschaft, hat keinen Teil am Welthandel. Wer keinen Teil am Welthandel hat, der hat auch keinen Teil an den Reichtümern der Welt und an der Macht, welche diese gewähren." — Gewiß ist dies ein gewichtiges Wort, das zu allen Zeiten einer gründlichen Erwägung wert war, und doch zeigt uns ein Blick in die Geschichte, daß dem nicht so war. Wie wäre es sonst möglich gewesen, daß in früherer Zeit im Deutschen Reiche so wenig zur Gründung einer Flotte geschehen ist? Denn die deutsche Marine besteht als solche erst seit dem Jahre 1871, dem Zeitpunkte der Vereinigung der deutschen Staaten. Doch wie überhaupt bei der früheren Zerrissenheit des Deutschen Reiches ein gemeinsames Handeln nur schwer zu er- möglichen war, so konnte auch nicht gut an die Gründung einer deutschen Flotte gedacht werden. Zwar hat Preußen zur Zeit des Großen Kurfürsten bereits eine Flotte besessen, die jedoch unter den Nachfolgern ganz in Verfall geriet. Als nämlich Pommern an das brandenburgijche Haus fiel (1637), war Friedrich Wilhelm sofort aus die Herstellung des Seehandels und einer See- macht bedacht; allein die Rückgabe der besten Teile Pommerns nach dem West- fälischen Frieden (1648) nötigte zum Aufgeben dieser Pläne. Im Herzogtum Preußen ließen sich dieselben wegen der obwaltenden Abhängigkeit von Polen ebensowenig ausführen. Trotz dieser bedeutenden Mißstände ließ sich Friedrich Wilhelm nicht abhalten, 1647 den Antrag des holländischen Admirals Liers und andrer reicher holländischer Kaufleute, eine Ostindische Handelsgesellschaft unter seinem Schutz und Namen zu errichten, anzunehmen. Die größten Schwierigkeiten dabei bestanden in dem Aufbringen der dazu erforderlichen Mittel; denn weder vermochte die Mark dazu beizusteuern, noch zeigte sich Königsberg willfährig; letzteres weigerte sich sogar bestimmt, die geringste Beisteuer zu zahlen. Die Kriege, in welche sich der Kurfürst im Laufe der nächsten Jahre verwickelt sah, machten die Aufnahme und Reali- fieruug des Schiffahrtsprojektes fast unmöglich; doch gab der in allen Dingen

8. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 147

1885 - Leipzig : Spamer
Sturm- bezw. Springfluten. Das Küstenland, die Minima, der Ems und der Bollntt. Kampf der Menschen mit den Elementen. — Die Nordsee als „Mordsee". — Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. — Das Harlinger- und Jeverland. 4— Eichen- und Buchenwälder. Kampf der Menschen mit den Elementen und die großen Sturmfluten: die Nordsee als „Ütordfee". Die deutsche Nordseeküste ist auch für den Fernerstehenden nicht uninteressant; zwar ist es weniger die politische Geschichte dieser äußersten deutschen Länder, welche die Aufmerksamkeit des größeren Pu- blikums auf sich lenkt, sondern vielmehr die Entstehung des Landes selbst. Denn nicht wie an der Ostsee haben unsre Vorfahren jahrhundertelang in ungestörtem Besitz gewohnt; die gesegneten Marschen, der Stolz Oldenburgs und Ostfrieslands, sind durch Menschenhand in langem Kampfe den Wellen des Meeres abgerungen worden. Die Grenzen des festen Landes, an welches dieser Marschengürtel sich anlegte, die „Geest", wird durch eine nordwärts ausgeschweifte Linie bezeichnet, welche die Städte Norden und Jever verbindet und sich dann in weitem Bogen um den Busen der Jahde herumzieht. An diese Geest setzte sich nun ein Alluvium an; dies erweiterte sich allmählich zu großen Feldern, die, solange sie noch von der täglichen Flut überschwemmt werden, den Namen „Watten" 10 * '

9. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 218

1886 - Leipzig : Spamer
218 Pommern. bedeutende Meereseinbrüche stattfanden, das Meer auch bei uns größere Ver- änderungen verursacht zu haben. Es soll sich in dieser Zeit das Nene Tief gebildet haben; möglich ist, daß dasselbe mehreren auseinander folgenden Fluten seine Entstehung oder seine Erweiterung verdankt; aber die Zeitangaben darüber weichen voneinander ab, und daß auch die Sagenbildung bei solchen Begeben- heiten nicht müßig gewesen ist, scheint daraus hervorzugehen, daß die Namen zweier Kirchspiele, die damals untergegangen sein sollen, in gleichzeitigen glaub- haften Schriftstücken gar nicht vorkommen. Von dem zwar nicht hohen, aber steilen, von Regenschluchten zerrissenen Diluvialufer von Barhöft, auf welchem wegen des gefährlichen Fahrwassers eine Signalstation errichtet ist, erstreckt sich ein brackiges Binnengewässer unter den Namen Grabow, Barther und Bodstedter Bodden etwa 20 km westlich und dann als Saaler Bodden 20 km südwestlich. Das nur 3—5 m tiefe Fahrwasser wird durch niedrige wiesenbedeckte Inseln und Halbinseln, welche stetig an Ausdehnung zunehmen, sowie durch flache Schare und Haken, über die man nicht selten waten kann, sehr beschränkt, so daß größere Schiffe von den Orten Ribnitz, Damgarten und Barth, in denen lebhafter Schiffbau ge- trieben wird, durch Prähme gehoben und so über die flachen Stellen des Fahr- Wassers hinweggetragen werden müssen, um sie nach Stralsund zu bringen, wo dann ihre Ausrüstung vollendet wird. Heute sind diese Binnengewässer von dem Meere durch eine Halbinsel, den Dars, und eine Insel, Zingst, getrennt, zwischen denen bis 1874 der Prerowstrom zum Meere führte. Beide bildeten früher eine einzige Insel, welche bei Wustrow durch eine Straße, den Parnin, vom Festlande getrennt wurde. Durch eine von Nordost kommende Sturmflut aber wurde die Straße durch eingespülten Sand uusahrbar gemacht und da- gegen der Prerowstrom gebildet. Der dem Festlande zunächst liegende Teil des Dars ist teils Diluvium, teils älteres Alluvialgebilde, welches häufig mehr oder minder mächtige Schichten von Ortstein, zuweilen auch Raseneisenerz ent- hält, ist großenteils mit Kieserwaldungen bedeckt. Der nördliche Teil ist da- gegen eine Neubildung des Meeres. Er wird von Dünenreihen durchzogen, deren südliche, ältere, eine westliche, die nördlicheren, jüngeren, dagegen eine nordwestliche Richtung haben. Zwischen ihren niedrigen, ebenfalls mit Kiefern bestandenen Rücken ziehen sich langgestreckte, moorige, mit Elsbrüchern aus- gefüllte Längsthäler hin, in deren breiterem westlichen, gegen das Meer durch Dünen abgeschlossenen Ende Seen liegen, deren ältere auf losem Moor- und Schlammuntergrnnde 1—3 m tiefes Wasser haben, während die jüngsten im Sommer zum Teil austrocknen. Bis aus die neueste Zeit hat die Weiter- bildung der nordwestlichen Spitze des Dars fortgedauert, indem die an der Westküste stattfindende Dünenbildung sich im Laufe der Zeit immer weiter nördlich in das Meer hineingeschoben hat. Eine früher vor derselben gelegene Insel Rutt ist landfest geworden, fo daß von 1694—1840 die Nordspitze um 911m gewachsen ist. Heute hat sich abermals eine nordöstlich von der Spitze der Dars, dem Darserort, eine kleine Sandinsel gebildet, welche von dem- selben durch eine selbst für Boote nicht passierbare Straße getrennt ist und sich allmählich zum Darserortriss verflacht; östlich von diesem liegt die Prerowbank, so daß zwar kleinere Fahrzeuge zwischen beiden einsegeln und ankern können, tiefer gehende Schiffe aber der Küste fern bleiben müssen. Zur Sicherung der

10. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 138

1886 - Leipzig : Spamer
138 Das Fischland und seine Bewohner. Des Landes Geschichte. Die beiden Namen, die es führt, spiegeln des Landes Vergangenheit ab. Der älteste, Swante-Wnstrow, bedeutet heilige Insel. Drei Dinge sagt er. Erstens, daß seit alter Zeit hier Wenden wohnten, denn er ist wendischer Herkunft; zweitens, daß dies Land einst eine Insel gewesen ist; und drittens, daß auf dieser Insel in alter Zeit schon ein Heiligtum gestanden habe. Der jüngere Name, seit er in Übung, berichtet mit etwa derselben Deutlich- keit, daß einst das Haupt-, ja vielleicht das ausschließliche Gewerbe der seßhaften Bevölkerung im Fischfang bestanden habe. Noch gegen Ende des 14. Jahr- Hunderts wird der Permin, zu deutsch Wasserstraße, eine fahrbare Verbindung des Binnenwassers mit der Ostsee, ein Mündungsarm des Flusses Recknitz ge- Wesen sein. Vitalienbrüder hatten hier ihre Zuflucht, und Stralsund entsandte seinen Hauptmann Karsten Sarnow gegen die Räuber von Ribnitz. Auf einer älteren Karte heißt die Stelle, wo dieser Arm einst mündete, Störtebecks Hafen. Damals mag an der Stätte einer ehemaligen heidnischen Tempelburg die erste Kirche vom Klarenkloster Ribnitz aus erbaut sein. Diesem Kloster ist das Ländchen lange Jahrhunderte hindurch zinspflichtig und unterthan gewesen. Dafür genoß es seines Schutzes und seiner Pflege. In den endlosen Fehden benachbarter Gebiete, durch welche gewisse Epochen des Mittelalters charakterisiert sind, war es besonders Rostock, von dessen Eifer- sucht das Fischland zu leiden hatte. Einmal — es war 1491, in den Fasten, „als das Eis begnnte zu gehen" — fuhren von dorther 34 Mann in Booten nach Wustrow und nahmen den Fischern, die sie hier am Strande trafen, nicht allein ihre Netze mitsamt dem Fang und ihre Boote weg, sondern führten sogar die Leute selber gefangen nach Rostock. Aber der Rat, besonnener als jene, entließ sie wieder. Dies beweist denn unter anderm, daß damals die Fischerei des Ländchens nicht unerheblich war. Offenbar hat sie von jeher neben Tierzucht und Ackerbau die Einwohner beschäftigt, und zwar vor allem der Heringsfang, der ja auch noch heute betrieben wird. In der Folge trat aber dies Gewerbe, die Fischerei, mehr in den Hinter- grund, und zwar vor der Schiffahrt. Die erste Nachricht, die wir darüber haben, sagt ausdrücklich, daß Bauern des Amtes Ribnitz ihr Getreide selbst zu Wasser nach Lübeck brachten. Die Rostocker hielten die Boote, die vom Fischland kamen und mit Gerste beladen auf Lübeck bestimmt waren, in Warnemünde an; und hatten sie schon früher manchen Strauß wider die sogenannten Klipphäfen aus- gefochten, so ließen Rostock wie Wismar, welche durch Verträge das Privi- legium des Hafenrechts für Mecklenburg erworben hatten, von dieser Zeit an nicht ab mit Anträgen und Maßregeln zu deren Unterdrückung. Sie hatten es natürlich dabei besonders auf die Schiffahrt im Lande Wustrow und den Rib- nitzer Hafen abgesehen, der, wie man wissen muß, am nördlichen User des Binnensees, dem Orte Ribnitz gegenüber, gelegen war. Mittlerweile kam Wustrow in andre Hände. Das Kloster erlosch im Ausgang des Il. Jahrhunderts und seine Besitzungen gingen zunächst an die Landstände, bald nach den Stürmen des Dreißigjährigen Krieges aber an das Domaninm über. Es war im Jahre 1669, als aus dem Landtage zu Parchim die letztere Bestimmung zustande kam. Von nun an hatte das Fischland in seinen Herzögen mächtigere Beschützer als vordem. Es blickte mit froher Hoff- nung in die Zukunft. Rostock, trotz aller erdachten und wirklichen Vorrechte
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TM Hauptwörter (200)200

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