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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. V

1900 - Leipzig : Spamer
Vorwort. Diegegenwart kennt keine Entfernungen, fast keine räumlichen Schranken mehr. Der stetig fortschreitenden Wissenschaft haben wir es zu danken, daß sich heutzutage Süd und Nord, Ost und West, selbst über Ozeane hinweg, die Hände reichen. Noch vor hundert Jahren lagen oft nicht geringe Schwierig- keiten bor, eine Reise von nur wenigen Meilen von einem Städtchen Deutsch- lands nach einem andern zu unternehmen und mit entfernten Freunden sich ins Vernehmen zu setzen; heute unternimmt man Vergnügungstoureu uach Amerika und bis ans Stille Weltmeer; fast jedes Dorf weiß von An- gehörigen in den entlegensten Winkeln der Erde zu berichten, und nur wenige Stunden bedarf der Europäer, um mittels des Welttelegraphen Nachrichten von beiden Erdhalbkugeln einzuholen. Darum ist es aber auch doppelte Pflicht für jeden Gebildeten, die Erde, seine große Heimat, genau kennen zu lernen, und Aufgabe des „Buches der Entdeckungen" ist es, nach Kräften dazu beizutragen, daß folche Kenntnis eine möglichst allgemeine werde. Der hier vorliegende zweite Band des „Buches der Entdeckungen" führt uns in die neuere Zeit und weiter bis in die unmittelbare Gegen- wart hinein, während sich der vorhergehende erste Band mit den Reisen des Altertums und des Mittelalters beschäftigte. Unser erster Abschnitt schildert die Kolonifieruug jener unermeßlichen Länderstrecken, welche wir unter dem Namen der Vereinigten Staaten von Nordamerika zusammenfassen. Diese stetige und immer segens- reichere Kolonisation von Nordamerika, diese Eroberung unabsehbarer Gebiete mittels des Pfluges, vor allem durch Engländer und Deutsche, ist eine wahrhaste Heldeuthat; durch sie führt die Geschichte abermals den Beweis, daß auf die Dauer das Schwert nirgends den Pflug ersetzen kann. In die weiten Flächen Sibiriens führt uns der zweite Abschnitt, und wir seheu die europäische Kultur unaufhaltsam selbst die entlegensten Steppen und Einöden in ihre Kreise ziehen. Es ist eine gewaltige Kultur- arbeit, die das Zarenreich zu erfüllen sich anschickte, durch welche es seine Bestimmung für Europa, ja für die Welt erreicht, die Bestimmung, die gewonnene Bildung nach Asien zurückzutragen und die Fruchtkeime moderner Bildungselemente dorthin zu verpflanzen. Während die russischen Bataillone ihren staunenerregenden Zug durch die Wüsten Asiens vollführten und die siegreichen Kämpfe gegen chie

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. VI

1900 - Leipzig : Spamer
Vi Vorwort. turkmenischen Horden bestanden, wurde noch ein andres europäisches, uns stammverwandtes Volk, die Niederländer, zum Kriege gegen asiatische Völker gernsen. Aus den Schauplatz dieser nunmehr zu gunsten der Nieder- länder beendeten Kämpfe werden wir im weiteren Verlause des vorliegen- den Bändchens versetzt. Wir sehen die Niederländer in Java und aus den übrigen Ostindischen Inseln, in den Ländern der ewig grüuenden Wälder und der stets duftenden Blüten. Die gefährlichsten Nachbarn der Holländer an den Küsten und auf den Inseln des Indischen Ozeans waren seit Jahrhunderten die Engländer, von deren Kolonien uns die beiden folgenden Abschnitte melden. Der eine handelt von ihrer Herrschast in Ostindien seit dem Bestehen der Ost- indischen Handelsgesellschaft. Und eine der Kolonisierung Judiens eben- bürtige That ist die Kolonisierung Australiens, welchem, wie der ozeanischen Inselwelt, der vierte Abschnitt gewidmet ist. Wenige Länder haben sich mit ihrer politischen und kommerziellen Entwickelung während der letzten sechzig Jahre so in den Vordergrund gedrängt, wie Australien, und neben dem Festlande haben auch die Eilandgrnppen der Südsee eine stetig wachsende Bedeutung gewonnen. In unsern Tagen ist das Geheimnis von Jnnerasrika, der Ursprung des Nils und der des Kongos, entdeckt worden. Unter andern kühnen Reisenden, welche mutig ihr Leben einsetzten, trotz der Opser, die der schwarze Erdteil gefordert, stehennamen wie Livingstone, Stanley, Emin Pascha und Wißmann in erster Liuie. Was wir von den Entdeckungen Juuerasrikas bis zur Stunde wissen, ist in einem besonderen Kapitel dieser neuen Auflage zur Darstellung gebracht. Der eisumstarrte hohe Norden und der vulkanische rauhe Süden, die arktischen und antarktischen Länder, haben in neuester Zeit allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, und häufig lesen wir Berichte von kühnen Reisenden, welche sich in jene unwirtlichen Gebiete wagen, um der Wissen- schast zu dieuen. Das Wissenswerteste ihrer Forschungen ist im Schluß- abschnitte uusres Buches zusammengestellt. Haben wir aber in dem „Buche der Entdeckungen" uns darauf be- schränken müssen, in kurzen Umrissen zu schildern, wie die Pioniere der Kultur rastlos und mit ungeahnten Entbehrungen thätig waren, um die üppigen, glühenden Tropen und die toten, kalten Polarländer zu erschließen, so haben wir in folgenden Bänden uusres Kosmos das Gesagte weiter ausgeführt und uns eingehender mit Land und Leuten beschäftigt und möchten die Aufmerksamkeit uufrer Freunde auf dieselben gelenkt haben.

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 36

1900 - Leipzig : Spamer
36 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken. einer Anzahl von Völkern und Stämmen niedergelassen. Die Slawen hatten sich von hier aus allmählich dem Westen zugewendet und waren bereits zur Zeit der Völkerwanderuug bis über die Elbe und Saale vor- gedrungen, so daß sie, von der Ostsee bis zur Halbinsel Morea sich aus- breitend, mehr als die Hälfte uusres Erdteils besetzt hielten. Obgleich sie vorzugsweise Ackerbau trieben, so waren ihnen doch Künste und Gewerbe keineswegs fremd, und die ihrer Sprache eigentümlichen Worte, welche sie für alle verschiedenen Zweige derselben besitzen, bezeugen uns zur Genüge, daß schon in den frühesten Zeiten, von denen heute zwar keine schriftliche Quelle mehr, wohl aber die Sprachkunde und alte Gräber uns Kunde geben, auch bei ihnen die Anfänge einer Kultur vorhanden waren, die unter ver- hältnismäßig ungünstigen Bedingungen jedoch nicht zu der gleichen Ent- Wickelung gelangen konnte, wie bei den westeuropäische» Nationen. Namentlich ist hier noch hervorzuheben, daß die Slawen bis zum heutigen Tage ein wesentlich kontinentales Volk geblieben sind, dem der befruchtende Einfluß des Weltmeeres ziemlich fern geblieben ist. Indessen fehlt es auch bei ihnen in den frühesten Zeiten keineswegs an Lichtblicken. Auf der heutigen Insel Wollin entfaltete die Stadt Vineta oder Jnlin als berühmter Zentralsitz slawischen Handels im 10. Jahr- hunderte ihre reichste Blüte. Wie weit damals ihre Handelsbeziehungen reichten, davon zeugt die Menge altarabischer Münzen, sogenannter Dirrhems, die man dort ausgegraben hat. Jene Münzen rühren aus dem 8. bis 10. Jahrhundert her, d. i. aus dem Zeitalter der Abassideu (in Bagdad) und der Samauiden (in Samarkand). Der arabische Geograph Edrisi, der um das Jahr 1170 schrieb, erwähnt in seinen Schriften ausdrücklich, daß seine Landsleute nach der Ostseeküste gereist sind, um dort gegen ihre Landes- erzengnisse Pelze, Fische, Honig und Bernstein einzutauschen. Das 11. Jahr- hundert bezeichnet für Vinetas Glück und Macht einen Wendepunkt: es begannen die bösen Tage der dänischen Einbrüche und Verheerungen. Vinetas Handel, Reichtum und Bedeutung erlitten dadurch einen um so empfindlicheren Stoß, als gleichzeitig auch im ferueu Osten das Kalifat Bagdad zerfiel. Indes erholte sich die Stadt im Laufe zweier Dezennien wieder; ja, sie gedieh zu einer bemerkenswerten Nachblüte. Adam von Bremen berichtet von ihr als Zeitgenosse (im 11. Jahrhundert) wörtlich: „Sie ist die größte aller (ihm persönlich bekannten) Städte, bewohnt von Slawen und daneben von andern Nationen, teils griechischer, teils barba- rischer Zunge; denn auch die Sachsen haben die Erlaubnis erhalten, sich dort niederzulassen: nur dürfen sie das Christentum nicht zur Schau tragen, da die Einheimischen noch in den Irrtümern des Heidentums befangen sind. Doch dieses abgerechnet, kann es kein milderes, gastlicheres, freundlicheres Volk geben, als das dortige. Reich an Handelsgütern aller nördlichen Nationen, vereinigt diese Stadt in sich alles Seltene und Angenehme." Sicher war Vineta damals die natürliche Handelspforte zum stammverwandten

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 169

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169 daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg- züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.) dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er- reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu- wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo- sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 65

1900 - Leipzig : Spamer
Anfänge der Niederlassungen in Ostindien. 65 aber verurteilt jeden zur ewigen Verdammnis, dem die Richtigkeit eures Glaubens uicht einleuchten will. Wie können wir aber Milde gegen uusre Mitmenschen üben, wenn wir an so strenge und harte Götter glauben sollen? Überall, wohin ihr weißen Männer kommen mögt, gehen Glaube und Treue verloren; Zorn, Habsucht und Gewaltthätigkeit folgen euch auf dem Fuße nach. Glaubt es, wir sind doch bessere Menschen als ihr." Holländische Kriegsschiffe im 17. Jahrhundert. Die Niederländer ihrerseits hatten durch bittere Ersahrungen in der Heimat zu sehr die Ungerechtigkeit des Gewifsenszwanges erfahren, als daß sie denselben anderwärts anzuwenden sich beikommen ließen. Sie kümmerten sich anfangs durchaus nicht um die Glaubenslehre der Völker, die mit ihnen in Handelsverbindungen traten, und selbst später, als sie große Land- strecken eroberten und ihnen die Verpflichtung oblag, die Kultur der ihnen unterworfenen Völker aus Humanität zu befördern, ließen sie den Besiegten nicht nur vollkommene Glaubensfreiheit, sondern auch sämtliche bisherigen Gesetze und Gebräuche. Ja, sie suchten letztere nur allmählich zu veredeln und zu verbessern, sowie vom Aberglauben zu säubern. Es war und ist noch jetzt Staatsgrundsatz der Niederländer, die Häupter und Richter der einzelnen Stämme ihrer ostindischen Kolonien, wenn sie sich nicht feindlich Buch d. Entd. Ii. 5

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 72

1900 - Leipzig : Spamer
72 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. nicht so streng wie heute war, und jedes Schiff sowohl dem Handel diente als auch für das Gefecht bereit sein mußte. Die Bemannung belief sich auf 1300 Köpfe. Haben wir bisher die Holländer und besonders die Ostindische Handelsgesellschaft in ihren kriegerischen Unternehmungen betrachtet, so wollen wir jetzt einen Blick aus den Fortgang ihrer Handelsunternehmungen werfen. Es läßt sich denken, daß, je mehr die politische Macht der Nieder- länder stieg, und je mehr es ihnen gelang, die übrigen Seemächte aus dem indischen Archipel zu verdrängen, der Gewinn aus dem Handel mit Indien sich mehrte. Den Gewürzhandel der Molukken rissen sie allmählich ganz an sich und setzten allein die Preise für die Nelken und Muskatnüsse fest. Hierbei Versuhren sie freilich aus gewaltsame Weise, nicht nur gegen die Menschen, sondern auch gegen die zeugende Kraft der Natur. Sie setzen nämlich fest, daß der Muskatbaum nur auf der Insel Banda, die Nelken nur auf Amboiua gepflanzt werden dürsten, während auf den übrigen Molukken sowie in andern Teilen des Archipels alle Nelken- und Muskat- bäume ausgerottet werden mußten. Im Jahre 1683 war dies streng angeordnet worden. Aber die Natur hat den Bemühungen der engherzigen Kaufleute getrotzt, und deren jährliche Züge durch die Inseln, auf denen sie den Anbau der Gewürze nicht dulden wollten, haben doch nicht ver- hindern können, daß Vögel die Nüsse verschluckt und in andern Gegenden, wohin die vertilgenden Holländer nicht gelangen konnten, wieder unverdaut von sich gegeben und auf diese Weise die Verbreitung befördert haben. Seit dem Jahre 1830 ist übrigens der Anbau der Gewürze vollständig freigegeben worden. Bis zu Ende des 17. Jahrhunderts führte die Ostindische Handels- kompanie ihre Unternehmungen mit vielem Glücke aus. Den Aktionären wurden alljährlich bedeutende Dividenden ausbezahlt, welche 15 bis 20 Prozent betrugen, ja bisweilen bis zu 50 Prozent stiegen. Im Jahre 1633 brachten fünf Schiffe eine Ladung aus dem indischen Archipel, welche auf dem Markte zu Amsterdam für zwei Millionen verkauft wurde, während der Einkaufspreis sich nur auf 600 000 Gulden belief. Ähnliche gewinnbringende Ladungen kamen häufig an. Im Jahre 1697 kam eine Ladung Waren aus Ostindien, deren Einkaufspreis fünf Millionen betrug und die für nicht weniger als zwanzig Millionen losgeschlagen wurde. — Mit dem Abschluß des 17. Jahrhunderts hatte aber auch die Ostindische Handelskompanie ihre höchste Blüte erreicht und ging von jener Zeit an allmählich dem Verfall entgegen. Um jedoch ihren Kredit aufrecht zu er- halten, entrichtete sie ihren Aktionären alljährlich noch dieselben Dividenden, wie zur Zeit ihres finanziellen Glanzes, wodurch ein Ausfall entstand, der sich von Jahr zu Jahr vergrößerte, so daß derselbe gegen Ende des 18. Jahrhunderts etwa 135 Millionen betrug. Um diese Zeit wurde die zwei Jahrhunderte alte Gesellschaft aufgelöst.

7. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 205

1900 - Leipzig : Spamer
Neueste Erforschungsreisen. 205 Lösung Livingstone ein Menschenalter gewandt hatte, zum Abschluß zu bringen. Wie aber der willensstarke Mann im Verkehr mit einem in Sprache, Sitte, in allen Vorstellungen und in seiner ganzen Denkungsweise fremden Volke, unter Schwierigkeiten aller Art, umringt von Aberglauben, Fremden- haß, Treulosigkeit, Gewinn- und Raubsucht, unter den steten Angriffen eines mörderischen Klimas, und häufig sogar der Mittel entbehrend, die Forderungen der eignen Natur, wie die der habgierigen Bevölkerung zu (David Livingjioil!'. befriedigen, dennoch durchdringt, und, wenn auch nach Jahren erst, die vorgesteckten Ziele erreicht — das hat Livingstone uns gelehrt. Von ihm datiert unbestritten die neueste und erfolgreichste Periode der Er- Schließung Zentralafrikas; knüpfen sich auch nicht alle den vergangenen Jahren ungehörigen Entdeckungen auf jenem Gebiete an Livingstones Namen, so dürfte es doch kaum eine geben, die er nicht angebahnt oder erleichtert, zu der er nicht den Weg gezeigt oder dnrch Rat und Beispiel ermuntert hätte. Wir in nnsern Tagen können die volle Größe dessen, was Livingstone

8. Das Deutsche Reich - S. V

1900 - Leipzig : Spamer
f - M Vorwort zur ersten Nuflage. ^achdeni die heiße Sehnsucht, von welcher Jahrhunderte hindurch die edelsten und besten ^öhne unsres Volkes beseelt gewesen sind, erfüllt, das hehre Ideal, für welches sich auch unsre Herzen in jugendlichen Iahren begeistert haben, verwirklicht ist — nachdem sich die deutschen Äämme wieder fest zusammengeschlossen und das Deutsche Reich glor- reich erneuert haben, ist es notwendig, die so schwer errungenen nationalen Güter gegen innere und äußere Feinde zu sichern und, wenn es sein müßte, freudig Gut und Blut für dieselben zu opfern. Dem nach- wachsenden Geschlechte ist diese Ausgabe gestellt; darum gilt es auch, dasselbe zu erziehen in der Liebe zum Vaterlande, in der Hingebung an Aaiser und Reich. Zvahrlich, eine schöne Pflicht ist es, die uns Lehrer verbindet, in den jugendlichen Herzen dieses heilige Feuer zu nähren; die Wärme der eignen Vaterlandsliebe aus empfängliche Gemüter wirken zu lassen! Wodurch aber fänden wir hierzu eine schönere Gelegenheit als durch eine gründliche Einführung der Jugend in die Geschichte, die Litteratur und die Heimats- künde unsres Vaterlandes? Früher hat man leider den deutschen Anaben und Jüngling mit unermüdlichem Eifer in die Geschichte, die Litteratur der Griechen und Römer versenkt, sie aus diesem klassischen aber sremden Boden heimisch zu machen gesucht — um darüber der

9. Das Deutsche Reich - S. 61

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bevölkerung. 61 Juden sich stärker vermehrten als die übrige Bevölkerung. Im allgemeinen tritt bei ihnen das Bestreben hervor, das platte Land mit den großen Städten zu vertauschen. Am auffälligsten ist das Anwachsen der jüdischen Bevölkerung in Berlin, wo- mit die verhältnismäßige Verringerung der jüdischen Bevölkerung in der Provinz Posen in Zusammenhang steht. Nächst Berlin haben namentlich Breslau, Stras- burg , Hamburg, Altona, Stettin, Frankfurt a. M., Mannheim, Straßburg und Mülhausen im Elsaß eine starke jüdische Bevölkerung. Im übrigen liegt das Maxi- mum ihrer Verbreitung auf dem platten Lande in den stark slawischen Gegenden des Ostens (Westpreußen, Posen, Oberschlesien). 1885 waren 16 785734 oder 35,82 Prozent Katholiken, 29369847 oder 62,68 Prozent Protestanten, etwa 100000 Mitglieder von Sekten und andern Konfessionen sowie 563172 oder 1,2g Prozent Juden vorhanden. § 9. Die Volksbildung im allgemeinen. Wenden wir uns zu denjenigen Verhältnissen, welche dazu dienen, die Kulturentwickelung des deutschen Volkes zu veranschaulichen, so haben wir zunächst darauf hinzuweisen, daß die früher gegebene allgemeine Charakteristik desselben (vgl. oben § 5) im voraus seiue Befähigung darthut, den geistigen Fortschritt der Menschheit in hervorragender Weise zu fördern, ja bei der Hebung und Ausbreituug von Kunst, Wissenschaft und Industrie, sowie jeder nützlichen Thätigkeit eine Führerrolle zu übernehmen. Hinsichtlich der Volksbildung nimmt unser Vaterland, und in dem- selben der preußische Staat die erste Stufe in der Welt ein, wiewohl in der letzten Zeit auch in andern Ländern ein erheblicher Fortschritt in gedachter Beziehung hervorgetreten ist. Seit dem Anfange unsres Jahrhunderts fanden in Deutschland, namentlich in Preußen, die Bestrebungen Pestalozzis begeisterte Anhänger, und da auch die politischen Verhältnisse fördernd wirkten, so wurde in den beiden ersten Jahrzehnten unsres Jahrhunderts das Volksschulwesen reformiert und in neue heilsame Bahnen gelenkt. Gegen die Mitte unsres Jahrhunderts begann in Preußen ein konservativerer Hauch das Schulwesen zu durchwehen und das Bestreben hervorzutreten, den staatserschütternden Ideen der Revolution durch entsprechende Gestaltung desselben wirksam entgegen zu treten; diesen Weg hat man nach der Begründung des neuen Kaiserreichs nicht völlig beibehalten. Seit 1372 ist in Preußen für die materielle Hebung des Standes der Volksschullehrer viel geschehen, auch die Zahl der Seminare stark vermehrt worden. In den übrigen Staaten des Deutschen Reiches ist die Höhe des prenßi- schen Volksschulwesens meist erreicht, teilweise in letzter Zeit sogar überholt worden. Recht günstig ist der Stand des Volksschulwesens in den sächsischen Herzogtümern, im Königreich Sachsen, in Baden. Braunschweig, Württemberg, und auch in Bayern. — Die Gesamtzahl der Volksschulen wird in Deutsch- land gegenwärtig auf über 57 000 geschätzt. — Obwohl nun in allen deutschen Staaten der Volksschulunterricht für Kinder vom 6. bis 14. Jahre obligatorisch ist, so fehlt es noch jetzt keineswegs an solchen, welche aller Schulbildung ent- behren (an Analphabeten); doch ist das Verhältnis fortgesetzt günstiger geworden. Am meisten findet sich der Mangel jeglicher Schulbildung unter Angehörigen des preußischen Staates im Regierungsbezirke Posen, demnächst in den Regierungs-

10. Das Deutsche Reich - S. 49

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bevölkerung. 49 und zwar nunmehr als allgemeine Schriftsprache und als Verkehrssprache aller Gebildeten Deutschlands diente. Aus einer Landschaft, welche an der Grenze zwischen Ober- und Niederdeutschland liegt, der Markgrafschaft Meißen, stammt jener Dialekt, daher wird er auch als die Meißner, allgemeiner jedoch als die obersächsische Mundart bezeichnet. Diese von Martin Luther in seinen Schriften und besonders in seiner Bibelübersetzung angewendete Sprache wurde infolge der ungeheuren Verbreitung jener Schriften das allgemeine Mittel der Verständigung aller Deutschen bis in die untersten Schichten des Volkes hinein und ist, uuumehr „neuhochdeutsch" oder kurz „hochdeutsch" ge- uannt, die allgemeine Sprache aller deutschen Schriftsteller und Gebildeten geblieben, wenngleich sie naturgemäß mit der Zeit maucherlei Veränderungen erfahren hat.*) Im Neuhochdeutschen sind die einfachen Beugungsformen noch mehr außer Gebrauch gekommen, dagegen wurde die Sprache in syntaktischer Beziehung (im Satzbau) erheblich weiter entwickelt. Der Übergang vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen vermittelte sich durch eine Periode, in welcher ein Sinken der Sprache und eine Vermengung der Mundarten unverkennbar hervortritt. Indem aus den einzelnen Mundarten eine Menge von Wörtern Gemeingut wurde, trat damals zwar eine Bereicherung der deutschen Sprache ein, jedoch gereicht die Ver- Mischung verschiedenartiger Formen keineswegs der Sprache zum Vorteil, ebenso- wenig der Umstand, daß immer häufiger zu Zusammensetzungen gegriffen wurde. Auch sonst zeigt die Dichtkunst der Zeit, der Meistergesang, durch eine schwerfällige Sprache die deutlichen Spuren des Rückschritts. Während die hochdeutsche Mundart in ihrer mittelhochdeutschen Periode die erwähnte glänzende Literatur zeitigte, ging die niederdeutsche Muudart ihren selbständigen Entwicklungsgang weiter, ohne indes bedeutende poetische Werke zu erzeugen. Die Erhebung des Neuhochdeutschen znr allgemeinen Schriftsprache mußte naturgemäß die Bedeutuug des Niederdeutschen noch er- heblich vermindern, besonders in litterarischen Erzeugnissen. Erst in neuerer Zeit hat sich die niederdeutsche (plattdeutsche) Muudart durch Klaus Groth und Fritz Reuter zu eiuer gewissen litterarischen Bedeutung erhoben, was indes nicht ausschließt, daß diese Mundart, wie alle Volksdialekte im deutscheu Lande, unter dem Einflüsse der Schule und Kirche, des Handels und Waudels sowie besonders auch der allgemeinen Wehrpflicht, zu gunsten des Hochdeutschen mehr und mehr schwindet. Anderseits hat sich nach der Lostrennung Hollands von Deutschland die dortige niederdeutsche Muudart, und neuerdings sogar der vlämisch-deutsche Dialekt in Belgien, zur selbständigen Schriftsprache entwickelt. Die betrachtete mundartliche Scheidung ist keine zufällige, fondern hängt mit dem Gegensatze zusammen, der auch sonst zwischen den Ober- oder Süd- deutschen und den Nieder- oder Norddeutschen besteht. Zuuächst ist zu bemerken, daß die Grenze zwischen beiden Mundarten keineswegs durch das deutsche Mittelgebirge gebildet wird, vielmehr das Herrschaftsgebiet des Ober- deutschen größtenteils noch weit in das Tiefland hineinreicht. Zwischen beiden Dialekten liegen einzelne Mittelgebiete, auch kommen nicht nur in nieder- deutschen Gegenden oberdeutsche Sprachinseln, sondern auch im Gebiete des Oberdeutschen mehrfach niederdeutsche Landstriche vor. *) Nach andern ist diese Sprache keinem der deutschen Dialekte entnommen, sondern wurde schon im 15. Jahrhundert von der kaiserlichen Kanzlei und dem Reichsgerichte angewendet; ihre Verbreitung verdankt sie jedenfalls M. Luther. Das Deutsche Reich. 4
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