Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169
daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg-
züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese
zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls
als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich
große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die
Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich
zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren
bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der
Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.)
dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er-
reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre
Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu-
wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung
des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung
desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung
und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch
bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo-
sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer
füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
72 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
nicht so streng wie heute war, und jedes Schiff sowohl dem Handel diente
als auch für das Gefecht bereit sein mußte. Die Bemannung belief sich
auf 1300 Köpfe.
Haben wir bisher die Holländer und besonders die Ostindische
Handelsgesellschaft in ihren kriegerischen Unternehmungen betrachtet, so
wollen wir jetzt einen Blick aus den Fortgang ihrer Handelsunternehmungen
werfen. Es läßt sich denken, daß, je mehr die politische Macht der Nieder-
länder stieg, und je mehr es ihnen gelang, die übrigen Seemächte aus dem
indischen Archipel zu verdrängen, der Gewinn aus dem Handel mit Indien
sich mehrte. Den Gewürzhandel der Molukken rissen sie allmählich ganz
an sich und setzten allein die Preise für die Nelken und Muskatnüsse fest.
Hierbei Versuhren sie freilich aus gewaltsame Weise, nicht nur gegen die
Menschen, sondern auch gegen die zeugende Kraft der Natur. Sie setzen
nämlich fest, daß der Muskatbaum nur auf der Insel Banda, die Nelken
nur auf Amboiua gepflanzt werden dürsten, während auf den übrigen
Molukken sowie in andern Teilen des Archipels alle Nelken- und Muskat-
bäume ausgerottet werden mußten. Im Jahre 1683 war dies streng
angeordnet worden. Aber die Natur hat den Bemühungen der engherzigen
Kaufleute getrotzt, und deren jährliche Züge durch die Inseln, auf denen
sie den Anbau der Gewürze nicht dulden wollten, haben doch nicht ver-
hindern können, daß Vögel die Nüsse verschluckt und in andern Gegenden,
wohin die vertilgenden Holländer nicht gelangen konnten, wieder unverdaut
von sich gegeben und auf diese Weise die Verbreitung befördert haben.
Seit dem Jahre 1830 ist übrigens der Anbau der Gewürze vollständig
freigegeben worden.
Bis zu Ende des 17. Jahrhunderts führte die Ostindische Handels-
kompanie ihre Unternehmungen mit vielem Glücke aus. Den Aktionären
wurden alljährlich bedeutende Dividenden ausbezahlt, welche 15 bis 20
Prozent betrugen, ja bisweilen bis zu 50 Prozent stiegen. Im Jahre
1633 brachten fünf Schiffe eine Ladung aus dem indischen Archipel, welche
auf dem Markte zu Amsterdam für zwei Millionen verkauft wurde,
während der Einkaufspreis sich nur auf 600 000 Gulden belief. Ähnliche
gewinnbringende Ladungen kamen häufig an. Im Jahre 1697 kam eine
Ladung Waren aus Ostindien, deren Einkaufspreis fünf Millionen betrug
und die für nicht weniger als zwanzig Millionen losgeschlagen wurde. —
Mit dem Abschluß des 17. Jahrhunderts hatte aber auch die Ostindische
Handelskompanie ihre höchste Blüte erreicht und ging von jener Zeit an
allmählich dem Verfall entgegen. Um jedoch ihren Kredit aufrecht zu er-
halten, entrichtete sie ihren Aktionären alljährlich noch dieselben Dividenden,
wie zur Zeit ihres finanziellen Glanzes, wodurch ein Ausfall entstand,
der sich von Jahr zu Jahr vergrößerte, so daß derselbe gegen Ende des
18. Jahrhunderts etwa 135 Millionen betrug. Um diese Zeit wurde die
zwei Jahrhunderte alte Gesellschaft aufgelöst.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Indien Banda Amsterdam Ostindien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 173
Platze für diese Art des Börsengeschäfts emporgeschwungen, eine Tendenz,
ans welcher nicht mit Unrecht eine große Gefahr für den deutschen National-
Wohlstand hergeleitet wird.
1) Der Börsensteuer unterliegen mit 5 vom Tausend (50 Pfennig pro
100 Mark): a) inländische Aktien und Aktienanteilscheine sowie Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) ausländische Aktien und Aktienanteilscheine,
wenn sie innerhalb des Bundesgebietes ausgehändigt, veräußert, verpfändet oder
wenn daselbst andre Geschäfte unter Lebenden damit gemacht oder Zahlungen
darauf geleistet werden, unter der gleichen Voraussetzung auch Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf diese Wertpapiere.
2) Mit 2 vom Tausend (20 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig:
a) inländische für den Handelsverkehr bestimmte Renten- und Schuldverschreibungen
(sofern sie nicht unter Nr. 3 fallen) sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf
diese Wertpapiere, b) Renten und Schuldverschreibungen ausländischer Staaten,
Korporationen, Aktiengesellschaften oder industrieller Unternehmungen und sonstige
für den Handelsverkehr bestimmte ausländische Renten und Schuldverschreibungen
sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen aus diese Wertpapiere — unter den Vor-
aussetzungen wie unter 1.
3) Mit 1 vom Tausend (10 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig in-
ländische auf den Inhaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmigung aus-
gegebene Renten- und Schuldverschreibungen der Kommunalverbände und Kommu-
uen, der Korporationen ländlicher oder städtischer Grundbesitzer, der Grundkredit-
und Hypothekenbanken oder der Transportgesellschaften sowie Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf Papiere.
4) Mit Vio vom Tausend in Abstufungen von je vollen 2000 Mark, bei Ge-
schästen im Werte von über 10000 Mark, in Abstufungen von je vollen 10000 Mark
werden besteuert 1) Kauf- und Anschaffungsgefchäfte über ausländische Banknoten,
ausländisches Papiergeld, ausländische Geldsortcn, 2) Wertpapiere der unter Nr. 1,
2 und 3 bezeichneten Art. — Mit 2/10 vom Tausend sind steuerpflichtig Kauf- und
sonstige Anschaffungsgeschäfte, welche unter Zugrundelegung von Usancen einer
Börse geschlossen werden (Loko-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien- ?c. Geschäfte).
5) Mit 5 vom Hundert find steuerpflichtig, Lose öffentlicher Lotterien sowie
Ausweise über Spieleinlagen bei öffentlich veranstalteten Ausspielungen von Geld-
oder andern Gewinnen. — Bei allen fünf Fällen finden sich gewisse Befreiungen.
§ 29. Das Versicherung^, Sparkassen- und Genossenschaftswesen.
Das Streben, der Not dadurch zu begegnen, daß man in günstigen
Zeiten Vorsorge trifft, findet sich nicht bei allen Menschen in gleicher Weise,
daher es eine Aufgabe des Gemeinwohls ist, dasselbe zu fördern und zu unter-
stützen sowie uameutlich auch dafür zu sorgen, daß die Hilse zur gebotenen
Zeit verfügbar sei. Dadurch entstanden schon ziemlich früh, vielleicht zuerst in
Spanien (vor Mitte des 10. Jahrhunderts),
1) die Versicherungsgesellschaften. In einer den Bedürfnissen ent-
sprechenden Ausbreitung gehören dieselben erst der Nenzeit an. Die erste
Lebensversicherung in Deutschland trat 1806 in Hamburg ins Leben; nachdem
dieselbe wegen Ungunst der Zeiten hatte eingehen müssen, begann mit deni
Entstehen der Lebensversicherungsgesellschaft in Gotha (1827) eine Zeit groß-
artiger Eutwickeluug. In ganz Europa gab es bis zum Jahre 1800 nur 20
Asseknranzanstalten; seitdem verbreiteten sich diese wohlthätigen Anstalten in
immer steigendem Verhältnisse über die europäischen Kulturländer. 1883 gab
es in Europa etwa 101 Staatsanstalten, 3308 Lokalversicherungsvereine und
1152 Privatversicherungsgesellschaften. Von den letzteren entfallen auf Deutsch-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschland Hamburg Gotha Europa Europa
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Femgericht. 365
Kaiser Friedrichs Hi. Später jedoch erwirkten sich sowol Fürsten wie Städte
Befreiung von der Verantwortlichkeit den Femgerichten gegenüber.
Anfangs besaßen die Freigerichte keine geschriebenen Gesetze. Um diesem
Mißstand abzuhelfen, traten im 15. und 16. Jahrhundert sogenannte General-
kapitel zusammen und erließen Vorschriften (Reformationen). Trotzdem kamen
noch Mißbräuche genug vor, meistens aus Habsucht der Richter und Schöffen,
da Strafsummen und Sporteln sehr hoch angesetzt waren. Durch den all-
gemeinen Landfrieden 1493 und die verbesserte Justizpflege ward die Gerichts-
barkeit der Freigerichte auf ein Minimum beschränkt.
Die Femlinde bei Dortmund.
Dennoch behaupteten sie sich bis in unser Jahrhundert (bis 1811). Noch in
den dreißiger Jahreu existirte wenigstens dem Namen nach ein Freigraf in Werl.
Trotz der späteren Ausschreitungen und Mißbräuche ist nicht zu leugnen, daß die
Femgerichte in ihrem Anfang und in der Blütezeit ein segensreiches Institut ge-
wesen sind, ein Institut unparteiischer Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person, ein
strenger Wächter der alten guten Sitten, ein unerbittlicher Richter über alle Ver-
brechen. Die Ehre war der Grundpfeiler, Gott, König und Recht der Wahlspruch.
Wie im Alterthum die unentrinnbaren Rachegeister, die Erinnyen, so ereilte die
heilige Feme den geheimen Verbrecher. Wie ein Blitzstrahl traf ihn der Fluch,
der Arm des Rächers. Zittern und Angst befiel ihn, erblickte er als Zeichen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Hennig Brabant und der Kampf der Zünfte. 327
beharrlich fortgelegten Feindseligkeiten die Reichsacht zu (12. Mai 1606), deren
Exekution Kaiser Rudolf Il dem Herzoge Heinrich Julius übertrug. Der Rat
wußte jedoch die Vollziehung der Acht geschickt hinzuhalten; und selbst als deren
Erneuerung ans dem niedersächsischen Kreistage zu Halberstadt (im Juli 1611)
ausgerufen wurde, kümmerte sich die Stadt wenig um dieselbe, da auch die
verbündeten Hansastädte ungeachtet der an sie ergangenen kaiserlichen Mandate
den Verkehr mit der geächteten Bürgerschaft aufrecht erhielten.
Braunschweig demütigt sich vor der Hansa.
Nach dem Tode des Herzogs Heinrich Julius (13. Juli 1613) vermehrte
sich die äußere Bedrängnis durch innere Unruhen, infolge deren im Jahre 1614
der gesamte Magistrat seine Entlassung nehmen mußte. Die Stadt erbot sich
nun, dem neuen Herzoge Friedrich Ulrich eine Summe von 100 000 Gulden
gegen Einstellung der Feindseligkeiten zu erlegen. Dieses Anerbieten lehnte der
Herzog jedoch ab und rückte am 21. Juli 1615 an der Spitze eines großen
Heeres (13 000 Mann mit 46 Geschützen) vor die Stadt. Erst als unter dem
Grafen Solms ein Ersatzheer sich den Eingang in die Stadt erzwang, konnte
der Herzog zur Aufhebung der Belagerung bewogen werden (am 2. November).
In dem zu Stuterburg abgeschlossenen Friedensvertrage vom 21. Dezember 1615
mußte sich der Herzog nunmehr zur Zahlung einer Summe von 100000 Gulden
an die Stadt für die Nutzungen ihrer eingezogen gewesenen Güter verstehen und
sich verpflichten, die Aufhebung der Reichsacht zu erwirken, wogegen der Rat
am 5. Februar 1616 die Huldigung leistete.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Hennig Rudolf_Il Rudolf Heinrich_Julius Heinrich Heinrich_Julius_( Heinrich Friedrich_Ulrich Friedrich
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
238 Die Eidermündung und der Kieler Kanal.
Willkür. Die Glieder des Augustenburgischen Hauses wurden verbannt, der
Herzog mußte seine reichen Besitzungen weit uuter dem Wert an Dänemark
abtreten. In einem großen Teile des mittleren Schleswig, wo die Kirchen- und
Schulsprache bisher deutsch gewesen war, wurde gewaltsam die dänische Sprache
eingeführt. Eine große Anzahl von Beamten, Predigern und Lehrern wurde
ihrer Gesinnung wegen abgesetzt. Die erledigten Stellen erhielten Dänen, zum
Teil ganz unwürdige und unfähige Männer. An die Stelle des bisherigen
Geldes führte man die dänische Reichsmünze ein und unterdrückte mit leiden-
schaftlichem Eifer alles, was an das alte Recht erinnerte. Alles Bitten und
Flehen war umsonst; Äußerungen der Unzufriedenheit wurden mit Geld- oder
Gefängnisstrafen beantwortet.
Die Schleswig-Holsteiner leisteten mit männlicher Beharrlichkeit Wider-
stand, soweit es irgend in ihren Kräften lag, und in einem großen Teil des
Volkes erlosch niemals ganz die Hoffnung auf Wiederkehr einer besseren Zeit. —
Und sie kam, die bessere Zeit. Deutschland erhob sich aus seiner Erschlaffung;
lauter und immer lauter ertönten die Stimmen für den „verlassenen Bruder-
stamm". Im Jahre 1860 schon forderte das preußische Abgeordnetenhaus die
Staatsregierung auf, Schleswig-Holstein zu seinem Rechte zu verhelfen. Die
Dänen arbeiteten unterdes rastlos darauf hin, das Herzogtum Schleswig dem
dänischen Reiche einzuverleiben, ein Gesetz, durch welches die Inkorporation aus-
gesprochen werden sollte, war schon fertig — da starb Friedrich Vii. am
15. November 1363 auf seinem Schlosse Glücksburg.
Nach den Bestimmungen des Londoner Protokolls bestieg jetzt Prinz Christian
von Glücksburg als Christian Ix. den dänischen Thron. Anfangs weigerte sich
derselbe, die Einverleibung Schleswigs zu vollziehen, weil er ein Einschreiten
der deutschen Großmächte fürchtete; doch die Partei der Eiderdänen hetzte den
Pöbel gegen ihn auf und zwang ihn, das bereits fertige Gesetz zu unterschreiben.
Der alten Erbfolge gemäß hatte der Herzog von Augustenburg den nächsten An-
spruch auf die Regierung in den Herzogtümern; er verzichtete aber zu gunsten seines
Sohnes, des Erbprinzen Friedrich, und dieser erließ als Herzog Friedrich Viii.
von seinem Schlosse Dölzig in Schlesien aus eine Proklamation an die Schleswig-
Holsteiner, in welcher er sie aufforderte, ihn als ihren rechtmäßigen Landesherrn
anzuerkennen. Er fand bei der Mehrzahl der Bewohner freudige Anerkennung;
aber noch hatten die Dänen tatsächlich die Herrschaft. Als aber der Deutsche
Bund zur Regelung der Erbfolge die Exekution für Holstein beschloß und die
Dänen sich vor den um Weihnacht einrückenden Sachsen und Hannoveranern
ohne Widerstand zurückzogen, wurde Friedrich Viii., welcher mit den Bundes-
truppen nach Holstein gekommen war und seinen Wohnsitz in Kiel genommen
hatte, in ganz Holstein als Landesherr ausgerufen. — Jetzt erklärten Preußen
und Österreich, daß die Bedingungen, unter denen sie im Londoner Protokoll
den Prinzen Christian als Thronfolger anerkannt hätten, nicht erfüllt wären,
und stellten bei dem Deutschen Bunde den Antrag, das Herzogtum Schleswig
in Pfand zu nehmen, bis die dänische Regierung ihren Verpflichtungen nachkäme.
Weil der Deutsche Bund Christian Ix. aber überhaupt nicht anerkennen wollte,
wurde dieser Antrag abgelehnt, und Preußen und Osterreich erklärten jetzt, auf
eigne Hand gegen Dänemark einschreiten zu wollen, und so zogen am I.februar
1364 die österreichisch-preußischen Truppen an die Eider.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vii Friedrich Christian
von_Glücksburg Christian_Ix Schleswigs Augustenburg Friedrich Friedrich Friedrich_Viii Friedrich Friedrich_Viii Friedrich Christian
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Schleswig Deutschland Schleswig-Holstein Glücksburg Schleswig- Holstein Sachsen Holstein Holstein Osterreich
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
122 Land Mecklenburg.
Eigenmächtigkeit des Rates zu neuen Unruhen führten, benutzte Herzog Johann
Albrecht, dessen Versuch, sich in die kirchlichen Angelegenheiten der Stadt ein-
zumischen, von dieser zurückgewiesen war. die innere Entzweiung derselben und
suchte sich bei nächtlicher Weile der Stadt zu bemächtigen; jedoch ohne Erfolg.
Später wurde er unter bestimmten Bedingungen freiwillig mit seinem Kriegs-
Volk eingelassen, worauf sein Bruder Ulrich ebenfalls mit geworbenen Truppen
in Rostock einrückte. Das der Stadt gegebene Versprechen, ihre Freiheiten nn-
angetastet zu lassen, wurde aber von den Herzögen nicht gehalten, sondern die
Bürgerschaft entwaffnet, und um sie für die Folge in Gehorsam zu erhalten,
wurde 1566 eine bis an den Zwinger reichende herzogliche Feste aus dem
Rosengarten angelegt, die erst 1575 nach Abschluß des Friedens gänzlich ab-
getragen wurde. Die Stadt klagte beim Kaiser, woraus die herzoglichen Truppen
die angelegte Zwingburg räumen mußten, die einstweilen drei Adligen als
Sequestern übergeben wurde. Die Streitigkeiten dauerten indes fort, und Rostock
wurde im Verlaufe derselben nochmals von beiden Herzögen und dem Könige
von Dänemark, Herzog Ulrichs Schwiegersohn, zu Lande und zu Wasser ein-
geschlossen, bis endlich durch Vermittelung der Landstände 1573 zu Güstrow
ein Vergleich zustande kam. Die Stadt zahlte 10 000 Gulden, wofür ihr die
herzogliche Zwingburg zum Abbruch überlassen wurde; sie stellte nun das
Steinthor und die Stadtmauer wieder her und führte einen sehr hohen Wall
an dieser Stelle auf. Übrigens bekannte sie sich ohne Vorbehalt als erbunter-
thänig und verpflichtet, den Herzögen und ihrem Kriegsvolk jederzeit ihre Thore
zu öffnen, die Reichssteuern für das Land mitzuzahlen und im Kriege ein ge-
rüstetes Fähnlein Knechte von 400 Mann nebst zwei Falkonettlein zu stellen.
Seitdem hat die Stadt nicht wieder kriegerisch den Landesherren widerstanden,
obgleich im folgenden Jahre der Kampf wieder auszubrechen drohte, als die
Herzöge mit 400 Reitern ihren feierlichen Einzug hielten und die zu dieser
Feierlichkeit aufgestellte Bürgerschaft, so großer Begleitung der Herzöge miß-
trauend, mit gesenkten Spießen die herzogliche Reiterei vom Marktplatze zurück-
drängte. Die Stadt, deren Schuldenlast auf 400 000 Gulden angewachsen
war, sank jetzt zusehends, da ihre Teilnahme am Welthandel seit den portu-
giesischen und spanischen Entdeckungen fast völlig aufgehört und Schweden unter
der Dynastie der Wasas sich eine eigne Kriegs- und Handelsflotte gegründet
und sich der Küstenländer des Finnischen und Rigaischen Busens bemächtigt hatte.
Im Dreißigjährigen Kriege kaufte Rostock zwar anfangs die Wallensteinsche
Einquartierung mit 150 000 Thalern ab, wurde aber 1629 von dem kaiser-
lichen Admiral der Ostsee mit 2800 Mann belegt und 1631 von den Schweden
besetzt, die sich während des Krieges sowohl als besonders nach dem Frieden,
der ihnen die Herrschast über die deutschen Strommündungen in die Hände
spielte, angelegen sein ließen, jedes Wiederaufleben der deutschen Schisfahrt und
des Handels der Hansa im Keime zu ersticken.
Am 11. August 1677 brach die furchtbare Feuersbrunst in Rostock aus,
die den größten und schönsten Teil der Alt- und Mittelstadt in Asche legte,
indem über 700 Wohnhäuser nebst einigen öffentlichen Gebäuden in 24 Stunden
niederbrannten. In dem Nordischen Kriege wurde Rostock abwechselnd von den
Dänen, Schweden und Russen stark mitgenommen. Seit 1713 lag die Stadt
mit dem gewaltthätigen Herzog-Karl Leopold in Streit, der die Jagd in der
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Johann
Albrecht Johann Albrecht Ulrich Ulrichs_Schwiegersohn August Leopold Leopold
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
218 Pommern.
bedeutende Meereseinbrüche stattfanden, das Meer auch bei uns größere Ver-
änderungen verursacht zu haben. Es soll sich in dieser Zeit das Nene Tief
gebildet haben; möglich ist, daß dasselbe mehreren auseinander folgenden Fluten
seine Entstehung oder seine Erweiterung verdankt; aber die Zeitangaben darüber
weichen voneinander ab, und daß auch die Sagenbildung bei solchen Begeben-
heiten nicht müßig gewesen ist, scheint daraus hervorzugehen, daß die Namen
zweier Kirchspiele, die damals untergegangen sein sollen, in gleichzeitigen glaub-
haften Schriftstücken gar nicht vorkommen.
Von dem zwar nicht hohen, aber steilen, von Regenschluchten zerrissenen
Diluvialufer von Barhöft, auf welchem wegen des gefährlichen Fahrwassers
eine Signalstation errichtet ist, erstreckt sich ein brackiges Binnengewässer unter
den Namen Grabow, Barther und Bodstedter Bodden etwa 20 km westlich
und dann als Saaler Bodden 20 km südwestlich. Das nur 3—5 m tiefe
Fahrwasser wird durch niedrige wiesenbedeckte Inseln und Halbinseln, welche
stetig an Ausdehnung zunehmen, sowie durch flache Schare und Haken, über
die man nicht selten waten kann, sehr beschränkt, so daß größere Schiffe von
den Orten Ribnitz, Damgarten und Barth, in denen lebhafter Schiffbau ge-
trieben wird, durch Prähme gehoben und so über die flachen Stellen des Fahr-
Wassers hinweggetragen werden müssen, um sie nach Stralsund zu bringen, wo
dann ihre Ausrüstung vollendet wird. Heute sind diese Binnengewässer von
dem Meere durch eine Halbinsel, den Dars, und eine Insel, Zingst, getrennt,
zwischen denen bis 1874 der Prerowstrom zum Meere führte. Beide bildeten
früher eine einzige Insel, welche bei Wustrow durch eine Straße, den Parnin,
vom Festlande getrennt wurde. Durch eine von Nordost kommende Sturmflut
aber wurde die Straße durch eingespülten Sand uusahrbar gemacht und da-
gegen der Prerowstrom gebildet. Der dem Festlande zunächst liegende Teil
des Dars ist teils Diluvium, teils älteres Alluvialgebilde, welches häufig mehr
oder minder mächtige Schichten von Ortstein, zuweilen auch Raseneisenerz ent-
hält, ist großenteils mit Kieserwaldungen bedeckt. Der nördliche Teil ist da-
gegen eine Neubildung des Meeres. Er wird von Dünenreihen durchzogen,
deren südliche, ältere, eine westliche, die nördlicheren, jüngeren, dagegen eine
nordwestliche Richtung haben. Zwischen ihren niedrigen, ebenfalls mit Kiefern
bestandenen Rücken ziehen sich langgestreckte, moorige, mit Elsbrüchern aus-
gefüllte Längsthäler hin, in deren breiterem westlichen, gegen das Meer durch
Dünen abgeschlossenen Ende Seen liegen, deren ältere auf losem Moor- und
Schlammuntergrnnde 1—3 m tiefes Wasser haben, während die jüngsten im
Sommer zum Teil austrocknen. Bis aus die neueste Zeit hat die Weiter-
bildung der nordwestlichen Spitze des Dars fortgedauert, indem die an der
Westküste stattfindende Dünenbildung sich im Laufe der Zeit immer weiter
nördlich in das Meer hineingeschoben hat. Eine früher vor derselben gelegene
Insel Rutt ist landfest geworden, fo daß von 1694—1840 die Nordspitze um
911m gewachsen ist. Heute hat sich abermals eine nordöstlich von der Spitze
der Dars, dem Darserort, eine kleine Sandinsel gebildet, welche von dem-
selben durch eine selbst für Boote nicht passierbare Straße getrennt ist und sich
allmählich zum Darserortriss verflacht; östlich von diesem liegt die Prerowbank,
so daß zwar kleinere Fahrzeuge zwischen beiden einsegeln und ankern können,
tiefer gehende Schiffe aber der Küste fern bleiben müssen. Zur Sicherung der
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Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
234 Pommern.
an, brachte die Festungswerke in Ordnung, bewaffnete Schiffe, sorgte für Waffen
und Munition, sammelte Geld für weitere Ausgaben und setzte sich mit Rostock
und Stettin in Verbindung, um deren Maßregeln zu erfahren. Dabei dauerten
die Verhandlungen mit dem Herzoge, der einen Beitrag zu den allgemeinen
Unkosten des Landes verlangte, und dem kaiserlichen Befehlshaber v. Arnim
fort, als letzterer plötzlich den Dänholm besetzen und verschanzen, die an ihn
gesandten Ratsherren festhalten und die Wege zur Stadt versperren ließ, worauf
die Erbitterung der Bürger derart zunahm, daß einzelne Feindseligkeiten nicht
verhindert werden konnten und der Rat genötigt wurde, den Dänholm durch
Schiffe einschließen zu lassen, um die Zufuhr von Geschütz und Munition zu
verhindern. Zwar wurde zwischen herzoglichen Abgesandten und dem Rate noch
ein Vergleich vereinbart, nach welchem sich die Stadt zur sofortigen Zahlung
von 30 000 Thalern verpflichtete, Arnim den Dänholm behalten und seine
Fürsprache wegen Befreiung von Einquartierung zusagen sollte. Die Bürger-
schast versagte aber ihre Zustimmung zur Zahlung ohne genügende Sicherheit
wegen der Einquartierung, lehnte auch einen Beitrag zu den Lasten des Landes
ab, dessen Herzog sie nicht zu schützen vermöge, und drohte dem Rat, ihr Heil
ohne ihn zu versuchen, falls er ihrem Willen nicht folge. Die 30 000 Thaler
wurden dennoch an Arnim gezahlt, aber die Abfolge zweier Geschütze, welche
er durch anderweitige Vermittelung von zwei Bürgern gekauft hatte, veranlaßte
einen Aufstand, welcher die in der Stadt herrschende Zwietracht offenkundig
machte. Die gemeinsame Not zwang indes zum Frieden; die Geschütze wurden
ausgeliefert, zu größerer Sicherheit aber die Scheunen vor den Thoren ab-
gebrochen und aus gesammeltem Metall neue Kanonen gegossen. Der Vorschlag
des Herzogs, daß die Soldaten der Stadt ihm schwören und er dafür die Sicher-
stelluug der Stadt gegen Einqartierung verbürgen wolle, wurde abgelehnt.
Da erschien ein Gesandter des Königs von Dänemark, warnte vor der
geplanten Besitznahme der Hasenorte durch die Kaiserlichen, die er nicht zu
unterstützen bat, und bot selbst bei etwaigem Bedürfnis Hilfe an. Das Erbieten
wurde abgelehnt und der Herzog und Arnim von dem Vorgange verständigt.
Mit Zustimmung der Landstände ließen neue Boten des Herzogs nun der Stadt
die Wahl zwischen Aufnahme kaiserlicher Besatzung. Belagerung oder Annahme
der Bürgschaft des Herzogs, dem die nur der Stadt zu Dienst verpflichteten
Soldaten den Eid leisten sollten. Die Bürgerschaft wollte den Eid nicht zu-
gestehen, einigte sich sonst aber mit dem Rate zu gemeinsamer Antwort, als die
Kaiserlichen plötzlich das Frankenthor angriffen und den Dänholm mit Geschütz
zu versehen suchten. Zwar wurden alle feindselig scheinenden Schritte seitens
der Stadt vermieden und Arnim und Götze um Einstellung der Feindseligkeiten
angegangen; aber man rüstete doch vorsichtig zum Schutz gegen weitere Angriffe
einige Kriegsfahrzeuge aus, um so mehr, als die kaiserlichen Anführer sich auf
Wallensteins Befehl beriefen, zwar versprachen, keine Geschütze nach dem Dän-
Holm zu schicken, aber in Greifswald alle Vorbereitungen zu einer ernstlichen
Belagerung trafen und der Herzog für dieselben freien Zugang zum Dänholm
unter Androhung militärischer Reichsexekution forderte. Die Stadt berief sich
auf ihr stets reichsfreundliches Verhalten, auf anderwärts gewährte Freiheit
von Einquartierung und die dafür von ihr gebrachten Opfer, wies auf die
gegen sie geübten Feindseligkeiten und verlangte Räumung des Dänholm, den
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Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Stralsund. 235
sie dem Herzoge übergeben wolle; Einstellung der Feindseligkeiten und Schutz
für ihre Privilegien; der Herzog verlangte dagegen unbedingte Unterwerfung
unter die von seinen Gesandten gemachten Vorschläge. Als nun von Rügen
aus auf die Stralsunder Schiffe geschossen wurde, forderte man die Besatzung
des Dänholm zur Übergabe auf. versprach jedoch, dieselbe sicher nach Rügen
zu führen. Der Besatzung fehlte es an den nötigen Lebensmitteln, die auch
auf dem vollständig ausgesogenen Rügen mangelten, und so fand die Übergabe
nach einigem Zögern statt. Der Dänholm wurde nach der Stadtseite stark
verschanzt gefunden und nun ganz in Verteidigungszustand gesetzt.
Die Feindseligkeiten nahmen indes ihren Fortgang: Stralsunder Bürger
wurden von den Kaiserlichen aufgefangen; Stralsunder Schiffe nahmen ein mit
Gerste nach Greifswald bestimmtes Schiff fort; dort verbrannte ein Kriegsschiff
und mehrere Greifswalder Schiffe, was den Stralsundern zur Last gelegt, von
diesen aber abgestritten wurde; Arnim errichtete bei Franzburg ein Lager und
forderte vom Herzoge dazu Hilfsleistung, Lebensmittel, Geschütze und Muni-
tion und zeigte ihm und den Landständen an, wie er nun genötigt sei, Stralsund
mit Gewalt zum Gehorsam zu zwingen; Rat und Bürgerschaft einigten sich
dagegen durch eine „Kapitulation und Artikelsbrief" zu festem Zusammenhalten
in dem zu erwartenden Angriffe um so mehr, als Hilfe von außen wenig zu
erwarten war: Danzig verweigerte den Verkauf von Pulver, die Hansa hatte
zwar eine Unterstützung von 15 000 Thalern beschlossen, aber nicht bezahlt,
Rostock und die Herzogin Witwe mahnten zur Annahme der Vorschläge des
Herzogs; dabei wurden an der rügenschen Küste Batterien aufgeführt und
versucht, die angesehensten Männer der Stadt unter dem Vorgeben neuer Ver-
Handlungen nach Franzburg und Wolgast zu locken, um sie als Geiseln in die Hand
zu bekommen. Die Stadt blieb aber standhaft, ließ sich nur auf Verhandlungen
in der Niedermühle am Knieperteich ein, in denen sie zwar dem Herzoge den
Dänholm übergeben wollte, aber Abzug der Kaiserlichen und Niederlegung der
auf Rügen und auch schon auf dem Festlande angelegten Schanzen verlangte,
worauf der Herzog, fo befriedigt er auch persönlich von dem Widerstande der
Stadt gewesen zu sein scheint, bei der Sachlage nicht eingehen konnte. Da
kamen wiederholte Hilsserbietungen Dänemarks: der König schickte drei Kriegs-
schiffe und 16 Kanonen mit Munition und Bedienung. Die Schiffe wurden
abgelehnt, aber das Kriegsgerät mii; der Bedienung angenommen und ein Bürger
nach Dänemark geschickt, um das mangelnde Geld gegen Verpfändung städtischer
Güter zu leihen. Vergeblich versuchten hanseatische Gesandte, die herzoglichen
Räte, ja die Herzogin Witwe, welche persönlich nach Stralsund kam, weitere
Vermittelung: Arnim forderte aus Wallensteins Befehl Übergabe des Dänholm
und der bewaffneten Schiffe, Aufnahme kaiserlicher Besatzung, Zahlung von
200 000 Thalern und Auslieferung einiger mißliebiger Personen. Auf diese
Bedingungen konnte die Stadt nicht eingehen, und nun rückte Arnim mit einem
Belagerungsheere von 8000 Mann vor die Stadt und schlug im Hainholz,
kaum 2 km von der Stadt entfernt, ein befestigtes Lager auf.
Der Mut der Belagerten wurde durch die Rückkehr dreier Schiffe von
Spanien, deren zwei jedes mit 18 Kanonen bewaffnet waren und durch die
man Angriffe zu Waffer von Greifswald aus abwehren konnte, fowie durch die
von den Dänen, deren Schiffe um Rügen kreuzten, zugesagte Hilfe sehr gehoben.
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