Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
664 Drittes Kapitel.
die neue Lehre bald eine heftige Reaktion, geführt von den Bischöfen von
Metz, Tonl und Verdun. Hierdurch wurden die Protestanten zum Anschlüsse
an Frankreich bewogen, durch welchen die Gebiete Metz, Tonl und Verdun dem
Deutschen Reiche verloren gingen (bestätigt durch den Passauer Vertrag, 1552).
Nachdem dann durch den Dreißigjährigen Krieg die Besitzungen und Rechte des
Hauses Habsburg an Frankreich übergegangen waren, wußte sich Ludwig Xiv.
in der allerunredlichsten Weise in den Besitz der noch selbständigen Teile des
Elsasses (vor allem auch Straßburgs, 1681) zu setzen (durch deu Frieden von
Ryswijk 1697 bestätigt). Durch deu Polnischen Erbfolgekrieg gewann Frank-
reich dann auch Lothringen, welches durch den Herzog Franz Stephan, den
Gemahl Maria Theresias, an den Schwiegervater Ludwigs Xv., Stanislaus
Lesziusky von Polen, abgetreten und nach dessen Tode (1766) in Frankreich
einverleibt wurde. Die Bewohner hatten unter französischer Herrschast ziemlich
entschieden das deutsche Wesen und die deutsche Sprache festgehalten, doch war
in letzter Zeit das Franzosentnm in deutlicher Zunahme begriffen. Der Krieg
von 1870/71 befreite das Land von der französischen Gewaltherrschaft (Frank-
furter Friede, 10. Mai 1871); vom Elsaß blieb namentlich nur Belfort mit
Umgegend bei Frankreich. Das gewonnene Gebiet wurde unmittelbares Reichs-
land (Reichsgesetz vom 9. Juni 1871).
Das Christentum wurde im Elsaß durch den Herzog Etticho eingeführt; für
dasselbe war besonders auch dessen Tochter Ottilia, die Schutzheilige des Elsasses
und Begründerin des Klosters Hohenburg auf dem Ottilienberge, thätig. Der Name
Elsaß wird als „Land der seßhaften Alemannen" oder besser als das „Land der
Sassen am Jll" gedeutet. In Lothringen hatte sich wohl schon zu Anfang des
6. Jahrhunderts eine Sprachgrenze derartig vollzogen, daß der von Alemannen
nicht besetzte südliche Teil verwelschte, während der nördliche germanisch blieb. Der
lothringische Herzog Giselbert, welcher sich Frankreich angeschlossen hatte, wurde durch
König Heinrich I. gewonnen (dann Gemahl der Tochter des Königs Gerberga).
Später finden wir Lothringen in zwei Gebiete (Ober- und Unterlothringen) geteilt.
Kaiser Karl Iv. vereinigte 1354 die freien Städte des Elsasses (außer Straßburg
die Städte Weißenburg, Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Rosheim, Mül-
Hausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster) in den „Bund der zehen Städte." Die
Schirmherrschaft über dieselben sowie die Rechte von Landgrafen im Elsaß übten
schon früh die Habsburger aus. In den Besitz von Metz, Toul und Verdun gelangte
König Heinrich Ii. besonders durch das Bündnis mit Kurfürst Moritz von Sachsen;
er spielte sich übrigens als „Schützer der deutschen Freiheit" auf. Der letzte Herzog
von Lothringen, welcher später als Franz I. die deutsche Krone trug, gab sein Land
dem Erbfeinde Deutschlands preis, um für dasselbe das italienische Land Toscana
zu erhalten. Nach der Besitznahme des Landes durch Frankreich haben namentlich
die Landbewohner in Elsaß-Lothringen die deutschen Einrichtungen, Sitten und Ge-
bräuche festgehalten; daß sich in dem jetzigen Jahrhundert das Franzosentum, nament-
lich in den Städten, stark verbreitete, hatte besonders in der Zerrissenheit Deutsch-
lands seinen Grund; trotzdem hat sich die deutsche Sprache in Predigt und
Kinderlehre bis zum Jahre 1870 auf dem Lande fast überall erhalten.
Der östliche Teil vom Elsaß gehört zur oberrheinischen Tiefebene, der
westliche enthält die Ostabhänge des Wasgeuwaldes. Züge des letzteren bilden
die Grenze gegen Lothringen, welches seinerseits ein Hochland darstellt.
Im südlichsten Teile vom Elsaß finden sich Ausläufer des Schweizerischen Juras
bis zum Passe von Belsort hin. Jenseit desselben erhebt sich das Gebirge des Was-
genwaldes als eine Kette aneinander hängender Berge und Höhen. Dasselbe wird
durch das Markircher Thal in eine südliche und eine nördliche Abteilung geschieden.
Die erstere bildet größtenteils ein llrgebirge aus Granit, Gneis, Syenit, Porphyr
und Melaphyr, welchen nur bisweilen Grauwacke, Rotliegendes und Sandstein an-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Metz Ludwig_Xiv Ludwig Franz_Stephan Franz Maria_Theresias Maria Theresias Ludwigs_Xv. Ludwigs_Xv. Stanislaus
Lesziusky_von_Polen Ottilia Heinrich_I. Karl_Iv Karl Kolmar Metz Heinrich_Ii Heinrich Moritz_von_Sachsen Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Verdun Frankreich Frankreich Elsasses Lothringen Frankreich Frankreich Elsasses Hohenburg Lothringen Frankreich Lothringen Elsasses Weißenburg Hagenau Oberehnheim Rosheim Mül-
Hausen Kaysersberg Türkheim Lothringen Deutschlands Frankreich Elsaß-Lothringen Lothringen
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 169
daß sie im Laufe der Jahrtausende die Gipfel oder unterseeischen Berg-
züge durch Ansetzen ihrer kalkartigen Stöcke immer mehr erhöhen, bis diese
zuletzt in Folge allgemeiner Erhebung des Meeresbodens sich gleichfalls
als Riffe und' Inseln erheben und ganze Felsenketten oder unermeßlich
große unterseeische Bänke und Massen bilden, deren Ausdehnung durch die
Entstehung neuer Tiere, welche den Bau der alten fortführen, unaufhörlich
zunimmt. So baut eine Kolonie auf der andern fort, die Hülle der ersteren
bleibt unverletzt und dient der zweiten als Grundlage, diese wieder der
Bewohner des Harolmenarchipets. (Nach einer Originalphotographie.)
dritten und so fort. Haben diese Baue endlich die Meeresoberfläche er-
reicht, so können die kleineu Tierchen nicht mehr leben und der durch ihre
Trümmer entstandene Boden hört auf, durch ihre Mitwirkung emporzu-
wachsen, wogegen die durch unterirdische Kräfte hervorgebrachte Erhebung
des Bodens fortdauern oder auch nach Jahrtausenden in eine Senkung
desselben übergehen kann. Für beiderlei Tätigkeiten gibt die Bildung
und Gestaltung dieser Inselwelt Belege, so rätselhaft auch manches noch
bleibt. Findet eine Hebung jener Korallenbaue statt, dann setzt die Atmo-
sphäre das Werk der Polypen fort und wirkt auf den Bau ein, das Meer
füllt den inneren Raum mit Sand und Erde aus, schwemmt Pflanzensamen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
72 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
nicht so streng wie heute war, und jedes Schiff sowohl dem Handel diente
als auch für das Gefecht bereit sein mußte. Die Bemannung belief sich
auf 1300 Köpfe.
Haben wir bisher die Holländer und besonders die Ostindische
Handelsgesellschaft in ihren kriegerischen Unternehmungen betrachtet, so
wollen wir jetzt einen Blick aus den Fortgang ihrer Handelsunternehmungen
werfen. Es läßt sich denken, daß, je mehr die politische Macht der Nieder-
länder stieg, und je mehr es ihnen gelang, die übrigen Seemächte aus dem
indischen Archipel zu verdrängen, der Gewinn aus dem Handel mit Indien
sich mehrte. Den Gewürzhandel der Molukken rissen sie allmählich ganz
an sich und setzten allein die Preise für die Nelken und Muskatnüsse fest.
Hierbei Versuhren sie freilich aus gewaltsame Weise, nicht nur gegen die
Menschen, sondern auch gegen die zeugende Kraft der Natur. Sie setzen
nämlich fest, daß der Muskatbaum nur auf der Insel Banda, die Nelken
nur auf Amboiua gepflanzt werden dürsten, während auf den übrigen
Molukken sowie in andern Teilen des Archipels alle Nelken- und Muskat-
bäume ausgerottet werden mußten. Im Jahre 1683 war dies streng
angeordnet worden. Aber die Natur hat den Bemühungen der engherzigen
Kaufleute getrotzt, und deren jährliche Züge durch die Inseln, auf denen
sie den Anbau der Gewürze nicht dulden wollten, haben doch nicht ver-
hindern können, daß Vögel die Nüsse verschluckt und in andern Gegenden,
wohin die vertilgenden Holländer nicht gelangen konnten, wieder unverdaut
von sich gegeben und auf diese Weise die Verbreitung befördert haben.
Seit dem Jahre 1830 ist übrigens der Anbau der Gewürze vollständig
freigegeben worden.
Bis zu Ende des 17. Jahrhunderts führte die Ostindische Handels-
kompanie ihre Unternehmungen mit vielem Glücke aus. Den Aktionären
wurden alljährlich bedeutende Dividenden ausbezahlt, welche 15 bis 20
Prozent betrugen, ja bisweilen bis zu 50 Prozent stiegen. Im Jahre
1633 brachten fünf Schiffe eine Ladung aus dem indischen Archipel, welche
auf dem Markte zu Amsterdam für zwei Millionen verkauft wurde,
während der Einkaufspreis sich nur auf 600 000 Gulden belief. Ähnliche
gewinnbringende Ladungen kamen häufig an. Im Jahre 1697 kam eine
Ladung Waren aus Ostindien, deren Einkaufspreis fünf Millionen betrug
und die für nicht weniger als zwanzig Millionen losgeschlagen wurde. —
Mit dem Abschluß des 17. Jahrhunderts hatte aber auch die Ostindische
Handelskompanie ihre höchste Blüte erreicht und ging von jener Zeit an
allmählich dem Verfall entgegen. Um jedoch ihren Kredit aufrecht zu er-
halten, entrichtete sie ihren Aktionären alljährlich noch dieselben Dividenden,
wie zur Zeit ihres finanziellen Glanzes, wodurch ein Ausfall entstand,
der sich von Jahr zu Jahr vergrößerte, so daß derselbe gegen Ende des
18. Jahrhunderts etwa 135 Millionen betrug. Um diese Zeit wurde die
zwei Jahrhunderte alte Gesellschaft aufgelöst.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Banda Amsterdam Ostindien
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 173
Platze für diese Art des Börsengeschäfts emporgeschwungen, eine Tendenz,
ans welcher nicht mit Unrecht eine große Gefahr für den deutschen National-
Wohlstand hergeleitet wird.
1) Der Börsensteuer unterliegen mit 5 vom Tausend (50 Pfennig pro
100 Mark): a) inländische Aktien und Aktienanteilscheine sowie Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf diese Wertpapiere, b) ausländische Aktien und Aktienanteilscheine,
wenn sie innerhalb des Bundesgebietes ausgehändigt, veräußert, verpfändet oder
wenn daselbst andre Geschäfte unter Lebenden damit gemacht oder Zahlungen
darauf geleistet werden, unter der gleichen Voraussetzung auch Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf diese Wertpapiere.
2) Mit 2 vom Tausend (20 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig:
a) inländische für den Handelsverkehr bestimmte Renten- und Schuldverschreibungen
(sofern sie nicht unter Nr. 3 fallen) sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen auf
diese Wertpapiere, b) Renten und Schuldverschreibungen ausländischer Staaten,
Korporationen, Aktiengesellschaften oder industrieller Unternehmungen und sonstige
für den Handelsverkehr bestimmte ausländische Renten und Schuldverschreibungen
sowie Jnterimsscheine über Einzahlungen aus diese Wertpapiere — unter den Vor-
aussetzungen wie unter 1.
3) Mit 1 vom Tausend (10 Pfennig pro 100 Mark) sind steuerpflichtig in-
ländische auf den Inhaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmigung aus-
gegebene Renten- und Schuldverschreibungen der Kommunalverbände und Kommu-
uen, der Korporationen ländlicher oder städtischer Grundbesitzer, der Grundkredit-
und Hypothekenbanken oder der Transportgesellschaften sowie Jnterimsscheine über
Einzahlungen auf Papiere.
4) Mit Vio vom Tausend in Abstufungen von je vollen 2000 Mark, bei Ge-
schästen im Werte von über 10000 Mark, in Abstufungen von je vollen 10000 Mark
werden besteuert 1) Kauf- und Anschaffungsgefchäfte über ausländische Banknoten,
ausländisches Papiergeld, ausländische Geldsortcn, 2) Wertpapiere der unter Nr. 1,
2 und 3 bezeichneten Art. — Mit 2/10 vom Tausend sind steuerpflichtig Kauf- und
sonstige Anschaffungsgeschäfte, welche unter Zugrundelegung von Usancen einer
Börse geschlossen werden (Loko-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien- ?c. Geschäfte).
5) Mit 5 vom Hundert find steuerpflichtig, Lose öffentlicher Lotterien sowie
Ausweise über Spieleinlagen bei öffentlich veranstalteten Ausspielungen von Geld-
oder andern Gewinnen. — Bei allen fünf Fällen finden sich gewisse Befreiungen.
§ 29. Das Versicherung^, Sparkassen- und Genossenschaftswesen.
Das Streben, der Not dadurch zu begegnen, daß man in günstigen
Zeiten Vorsorge trifft, findet sich nicht bei allen Menschen in gleicher Weise,
daher es eine Aufgabe des Gemeinwohls ist, dasselbe zu fördern und zu unter-
stützen sowie uameutlich auch dafür zu sorgen, daß die Hilse zur gebotenen
Zeit verfügbar sei. Dadurch entstanden schon ziemlich früh, vielleicht zuerst in
Spanien (vor Mitte des 10. Jahrhunderts),
1) die Versicherungsgesellschaften. In einer den Bedürfnissen ent-
sprechenden Ausbreitung gehören dieselben erst der Nenzeit an. Die erste
Lebensversicherung in Deutschland trat 1806 in Hamburg ins Leben; nachdem
dieselbe wegen Ungunst der Zeiten hatte eingehen müssen, begann mit deni
Entstehen der Lebensversicherungsgesellschaft in Gotha (1827) eine Zeit groß-
artiger Eutwickeluug. In ganz Europa gab es bis zum Jahre 1800 nur 20
Asseknranzanstalten; seitdem verbreiteten sich diese wohlthätigen Anstalten in
immer steigendem Verhältnisse über die europäischen Kulturländer. 1883 gab
es in Europa etwa 101 Staatsanstalten, 3308 Lokalversicherungsvereine und
1152 Privatversicherungsgesellschaften. Von den letzteren entfallen auf Deutsch-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschland Hamburg Gotha Europa Europa
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schlesien unter Regenten aus dem Hause Österreich (1526—1740). 23
als Störer des allgemeinen Friedens angesehen und bestraft werden sollten.
Ungemessen war die Freude der Schlesier, und gern bezahlten sie für den kost-
baren Freiheitsbrief 300 000 Gulden in der Meinung, daß ihre Rechte auf
ewig gesichert feien; aber es kam bald anders. Als zwei Jahre später (1611)
Matthias von Ungarn auch König von Böhmen wurde und nach Breslau kam,
um sich huldigen zu lassen, hatten die Schlesier keine Kosten gescheut und den
Empfang des Königs möglichst prächtig eingerichtet; aber ihre alten Vorrechte
hatte er ihnen nur schwer und auf wiederholtes dringendes Bitten bestätigt.
Bald aber wurden hier und da Klagen laut, der Majestätsbrief werde verletzt.
Am meisten hatten die Protestanten in Neiße zu leiden, da der dortige Bischof
von dem Majestätsbrief nichts wissen wollte. Unter Ferdinand Ii. (1619 bis
1637) wurde die Ausrottung der Reformation ernstlich in Angriff genommen.
In Schlesien reformierten die Lichtensteiner Dragoner unter dem Grafen Dohna.
Zunächst gingen diese Soldaten nach Groß-Glogau, besetzten den Pfarrhof und
quartierten sich in den Häusern der Protestanten zu 10—15 Mann ein, for-
derten die besten Speisen und Weine und quälten die armen Wirte so lange,
bis sie katholisch wurden. Wenn diese nachwiesen, daß sie zur Beichte gegangen
waren, wurden sie von der Einquartierung befreit. Die Dragoner zogen als-
bald in ein andres Haus, deffen Wirt protestantisch war. Je mehr Bürger sich
durch die ihnen auferlegte Quälerei hatten bewegen lassen, zur Beichte zu gehen,
um so mehr Dragoner quartierten sich in die Häuser der noch protestantisch
gebliebenen Wirte ein, so daß auf einzelne Häuser ganze Scharen Einqnartie-
rnng kamen. Viele Bürger hätten damals gern Haus und Hof verlassen, um
ihrer religiösen Überzeugung treu bleiben zu können; aber die Stadt war überall
besetzt und Auswanderungen wurden nicht gestattet. So wüteten die „Selig-
macher", wie sich die Lichtensteiner selbst nannten, nicht nur iu Glogau, sondern
auch in Schweidnitz und Janer, in Münsterberg und Frankenstein, am schlimmsten
in Löwenberg; und nicht ohne Grund rühmte sich der Graf Dohna mit lästernden
Worten, er habe ohne Predigt mehr Seelen bekehrt als ehedem Petrus am
Psiugsttage.
Auch durch den Dreißigjährigen Krieg (1618—1648) hatte Schlesien
empfindlich zu leiden, besonders als nach der Schlacht bei Lützen (1632), nach
dem Tode Gustav Adolfs, die Schweden schrecklicher hausten als die Kaiserlichen,
obgleich die Wallensteiner sehr roh und grausam waren. Um Geld und Lebens-
mittel zu erpressen, schnitten die Soldaten lebendigen Menschen Riemen aus
der Haut, schlitzten ihnen die Füße auf. schnitten ihnen Nase und Ohren ab,
füllten ihnen Jauche in den Mund (und das nannten sie spottweise Schweden-
trank), hängten sie an den Füßen auf und zündeten Feuer unter ihnen an,
steckten ihnen brennenden Kien und Schwefel unter die Nägel und zündeten
schließlich jedes Dorf, welches sie verließen, an.
Zu all diesen Schrecken kam die Pest, welche furchtbar wütete und in
Breslau allein gegen 13 000 Menschen fortraffte. Endlich brachte im Jahre
1648 der Westfälische Friede den wenigen Menschen, die noch übrig geblieben
waren, Ruhe und Sicherheit. Es wurde festgesetzt, daß die mittelbaren Fürsten-
tümer Schlesiens ihre Rechte und Privilegien behalten, in den unmittelbaren
schleichen Fürstentümern dagegen die evangelischen Grafen, Freiherren und
Adligen mit ihren Unterthanen ihrem Gottesdienste in der Nachbarschaft und
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Extrahierte Personennamen: Matthias_von_Ungarn Ferdinand_Ii Ferdinand Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
128 Das Riesengebirge.
hielten fest zusammen, und nach diesen fünf Jahren hatten sich bereits 240
Personen gemeldet, eine für dieses kleine Thal nicht unbedeutende Zahl, meist
Hirten, Handwerker und Arbeitsleute, auch einige Bauern und Gutsbesitzer.
Da kam zufällig der Kaiser Franz nach Tirol im Jahre 1832. Sofort
schickten die Zillerthaler eine Deputation von drei Männern an ihn nach Inns-
brück; an der Spitze derselben stand Fleidl, der in der Geschichte der Ziller-
thaler Auswanderung eine hervorragende Rolle zu spielen bestimmt war. Sie
sollten dem Kaiser persönlich die Bitte vortragen, eine eigne protestantische Ge-
meinde in ihrer Heimat bilden zu dürfen. Die drei Männer wurden beim
Kaiser vorgelassen, der Kaiser zeigte sich persönlich human und liebenswürdig;
aber einen Erfolg hatte diese Audienz nicht, denn der Kaiser kann in diesem
Punkte nicht handeln, wie er will. Kaum hatte sich die Nachricht im Lande
verbreitet, daß Franz die Deputation gnädig angenommen und ihnen zugesagt
hatte, zu thuu, was er thun könne, so liefen auch schon Schriften bei den Staats-
behörden ein, in welchen um Abwehrung der Glanbensfpaltnng im Lande ge-
beten wurde. Nach längeren Beratungen auf dem Tiroler Landtage und in
der Hofburg zu Wien ging im Jahre 1834 den im Herzen evangelischen Ziller-
thalern der Bescheid zu, es würde ihnen anheimgestellt, in eine andre öfter-
reichische Provinz zu ziehen, in der sich bereits nichtkatholische Gemeinden be-
fänden, wie in Siebenbürgen.
Alle Bitten und Gesuche um eine Änderung dieses Bescheides blieben ohne
Resultat. Die Lage der Zillerthaler wurde von Tag zu Tag bedenklicher; die
Leute fühlten sich als Protestanten, hatten aber keinen Seelsorger, auch hatte
die katholische Kirche sie noch nicht völlig aufgegeben, ihnen nur mancherlei Be-
schränkungen auferlegt, ihnen unter andern die Ehe und das Begräbnis auf
dem katholischen Friedhofe versagt. Auch der Staat mischte sich hindernd ein
und erschwerte den protestantisch Gesinnten den Erwerb von Eigentum, die
Erteilung von Pässen und dergleichen. Ihrerseits aber hielten sich bei ihrem
lebhaften Temperament die Protestanten wohl nicht frei von Ausbrüchen des
Verdrusses und Ärgers und neckten und verspotteten ihre Widersacher, um ihrer
Erbitterung Luft zu machen. Die Lage der protestantischen Zillerthaler wurde
immer unbehaglicher, und da von oben herab in sie der Keim der Auswanderung^
idee gelegt war, so ging derselbe schnell wuchernd auf. Hat erst einmal die Un-
Zufriedenheit im eignen Heim Platz gegriffen, steckt erst einmal die Wanderlust
in den Gliedern, so ist auf die Dauer kein Halten mehr. Aber darüber waren
die in ihrer Heimat Unzufriedenen bald einig, wenn gewandert werden mußte,
so wollten sie in ein protestantisches Land gehen und es machen, wie es vor
ihnen die Salzburger gethau hatten. Sie wollten nicht wie Kranke in eine andre
Provinz desselben Reiches ziehen. Aber wohin sollten sie ziehen? Preußen
schien ihnen fast von selbst zu winken; mächtig war der Zug dorthin, wo bereits
Tausende, auch von ihren Stamm- und Blutsverwandten, eine neue Heimat ge-
fuuden hatten. Sie beschlossen also, einen Abgesandten nach Berlin an den
preußischen König zu schicken und diesem ihre Sache vorzutragen. Der Mann,
den sie sich als Boten auserlesen hatten, war wiederum Fleidl. Als dieser
Mann nach einigen Umständlichkeiten von seiten der Behörden seinen Paß er-
halten hatte, ging er im Jahre 1837 nach Berlin, wo er zunächst schriftlich,
dann persönlich bei dem Könige seine Bitte vortrug. Friedrich Wilhelm Hl
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Franz Franz Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wien Siebenbürgen Berlin Berlin
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Bergbau- und Hüttenwesen. 53
mehr, da die Wiederaufnahme im Jahre 1854 und Fortführung desselben bis
zum Jahre 1868 nicht lohnte. Schon seit einigen Jahrhunderten wird der
Bergbau auf edle Metalle in Schmiedeberg, Silberberg, Gottesberg und an
andern Orten betrieben. Man darf wohl als sicher annehmen, daß die Lager-
statten edler Metalle im ganzen nicht reich und mächtig gewesen sind, und wird
nicht irren, wenn man die Nachrichten über die hohen Erzeugnisse im 13. und
14.Jahrhundert (z.b. aus Goldberg) für unwahrscheinlich und übertrieben hält.
Jedenfalls sind die Versuche in neuerer Zeit, die an verschiedenen Orten gemacht
worden sind, trotz der großen Opfer, die gebracht wurden, und trotz der vor-
geschrittenen Technik nutzlos und ohne günstige Resultate gewesen.
Bleierz wurde der Sage nach durch einen Zufall in Tarnowitz entdeckt.
Ein Bauer fand zuerst daselbst ein Stück Bleierz, welches ein Ochse ausgescharrt
hatte; er zeigte dasselbe Benthener Bergleuten, deren Aufmerksamkeit es erregte,
so daß sie die Veranlassung zur Aufnahme des Tarnowitzer Bergbaues wurden.
Doch kam derselbe im 16. Jahrhundert durch die schwierige Wasserhaltung,
Nachlässigkeit der Bergbeamten und den Widerstand der adligen Grundbesitzer
wegen Überlassung von Grund und Boden zu bergbaulichen Zwecken nicht vor-
wärts. Ein amtlicher Bericht aus dem Jahre 1539 bezeichnet das Erzfeld um
Tarnowitz als gut, aber unbebaut, weil man zu den Orten, an denen sich viel
Erz befinde, wegen des vielen Wassers nicht gelangen könne, weil die Edelleute
sich dem Bergbau widersetzten, weil der Bergmeister nicht fleißig und eigen-
nützig sei, niemand nach Recht und Ordnung sehe und die Gegend nahe beim
Bergwerk vor Räubern und Mördern nicht sicher sei. Unter diesen Umständen
konnte damals in Tarnowitz nicht viel Erz gewonnen werden. Dazu feint noch,
daß um 1630, unter der Regierung Ferdinands Ii., den Protestanten die Kirchen
fortgenommen wurden. Aus Beuthen wanderten infolgedessen sofort zwanzig
der angesehensten Familien aus. Der größte Teil der Bergleute verließ die
Stadt Tarnowitz und ihre Umgebung; die zurückgebliebenen evangelischen Ein-
wohner gingen nach dem fast 10 Meilen entfernten Kreuzburg in die Kirche, bis
ihnen dies 1680 bei Strafe untersagt wurde. Als nun die evangelischen Ein-
wohner ihren Gottesdienst unter freiem Himmel in Wäldern abhielten, erging
im Jahre 1701 der Befehl, daß kein Buschprediger gelitten werden sollte.
Daß unter solchen Verhältnissen der für jene Gegend so wichtige Bergbau gleich
andern Gewerben nicht gedeihen konnte, liegt auf der Hand.
Im engen Zusammenhange mit der Geschichte des Silber- und Bleiberg-
banes steht die Geschichte des oberschlesischen Galmeibergbaues. Der Galmei
kommt in Oberschlesien vielfach mit den silberhaltigen Bleierzen zusammen vor
und ist bei dem älteren Bleierzbergbau mitgewonnen, aber als wertlos fort-
geworfen worden. Die Verwendung des Galmeis zur Messingbereitung ist nach
Plinius schon den Römern bekannt gewesen. Der erste, von dem feststeht, daß
er in Schlesien Versuche auf Galmei gemacht und ein Messingwerk angelegt
hat, war Peter Jort, ein geachteter Bürger von Tarnowitz. Im Jahre 1584
bewarb sich ein Hans Jörtel, Goldschmied zu Tarnowitz, um das Recht, Galmei
zu graben. Wie lange nun dieser Galmeibergbau bei Tarnowitz und Beuthen
betrieben wurde, ist nicht zu ermitteln; aber es ist wahrscheinlich, daß er unter
Ferdinand Ii., als im Jahre 1631 alle Protestanten aus jener Gegend ver-
trieben wurden, auf lange Zeit zum Stillstand kam. Derselbe gelangte erst zu
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Peter_Jort Hans_Jörtel Ferdinand_Ii Ferdinand
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Femgericht. 365
Kaiser Friedrichs Hi. Später jedoch erwirkten sich sowol Fürsten wie Städte
Befreiung von der Verantwortlichkeit den Femgerichten gegenüber.
Anfangs besaßen die Freigerichte keine geschriebenen Gesetze. Um diesem
Mißstand abzuhelfen, traten im 15. und 16. Jahrhundert sogenannte General-
kapitel zusammen und erließen Vorschriften (Reformationen). Trotzdem kamen
noch Mißbräuche genug vor, meistens aus Habsucht der Richter und Schöffen,
da Strafsummen und Sporteln sehr hoch angesetzt waren. Durch den all-
gemeinen Landfrieden 1493 und die verbesserte Justizpflege ward die Gerichts-
barkeit der Freigerichte auf ein Minimum beschränkt.
Die Femlinde bei Dortmund.
Dennoch behaupteten sie sich bis in unser Jahrhundert (bis 1811). Noch in
den dreißiger Jahreu existirte wenigstens dem Namen nach ein Freigraf in Werl.
Trotz der späteren Ausschreitungen und Mißbräuche ist nicht zu leugnen, daß die
Femgerichte in ihrem Anfang und in der Blütezeit ein segensreiches Institut ge-
wesen sind, ein Institut unparteiischer Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person, ein
strenger Wächter der alten guten Sitten, ein unerbittlicher Richter über alle Ver-
brechen. Die Ehre war der Grundpfeiler, Gott, König und Recht der Wahlspruch.
Wie im Alterthum die unentrinnbaren Rachegeister, die Erinnyen, so ereilte die
heilige Feme den geheimen Verbrecher. Wie ein Blitzstrahl traf ihn der Fluch,
der Arm des Rächers. Zittern und Angst befiel ihn, erblickte er als Zeichen
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Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Hennig Brabant und der Kampf der Zünfte. 327
beharrlich fortgelegten Feindseligkeiten die Reichsacht zu (12. Mai 1606), deren
Exekution Kaiser Rudolf Il dem Herzoge Heinrich Julius übertrug. Der Rat
wußte jedoch die Vollziehung der Acht geschickt hinzuhalten; und selbst als deren
Erneuerung ans dem niedersächsischen Kreistage zu Halberstadt (im Juli 1611)
ausgerufen wurde, kümmerte sich die Stadt wenig um dieselbe, da auch die
verbündeten Hansastädte ungeachtet der an sie ergangenen kaiserlichen Mandate
den Verkehr mit der geächteten Bürgerschaft aufrecht erhielten.
Braunschweig demütigt sich vor der Hansa.
Nach dem Tode des Herzogs Heinrich Julius (13. Juli 1613) vermehrte
sich die äußere Bedrängnis durch innere Unruhen, infolge deren im Jahre 1614
der gesamte Magistrat seine Entlassung nehmen mußte. Die Stadt erbot sich
nun, dem neuen Herzoge Friedrich Ulrich eine Summe von 100 000 Gulden
gegen Einstellung der Feindseligkeiten zu erlegen. Dieses Anerbieten lehnte der
Herzog jedoch ab und rückte am 21. Juli 1615 an der Spitze eines großen
Heeres (13 000 Mann mit 46 Geschützen) vor die Stadt. Erst als unter dem
Grafen Solms ein Ersatzheer sich den Eingang in die Stadt erzwang, konnte
der Herzog zur Aufhebung der Belagerung bewogen werden (am 2. November).
In dem zu Stuterburg abgeschlossenen Friedensvertrage vom 21. Dezember 1615
mußte sich der Herzog nunmehr zur Zahlung einer Summe von 100000 Gulden
an die Stadt für die Nutzungen ihrer eingezogen gewesenen Güter verstehen und
sich verpflichten, die Aufhebung der Reichsacht zu erwirken, wogegen der Rat
am 5. Februar 1616 die Huldigung leistete.
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Extrahierte Personennamen: Hennig Rudolf_Il Rudolf Heinrich_Julius Heinrich Heinrich_Julius_( Heinrich Friedrich_Ulrich Friedrich
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
218 Pommern.
bedeutende Meereseinbrüche stattfanden, das Meer auch bei uns größere Ver-
änderungen verursacht zu haben. Es soll sich in dieser Zeit das Nene Tief
gebildet haben; möglich ist, daß dasselbe mehreren auseinander folgenden Fluten
seine Entstehung oder seine Erweiterung verdankt; aber die Zeitangaben darüber
weichen voneinander ab, und daß auch die Sagenbildung bei solchen Begeben-
heiten nicht müßig gewesen ist, scheint daraus hervorzugehen, daß die Namen
zweier Kirchspiele, die damals untergegangen sein sollen, in gleichzeitigen glaub-
haften Schriftstücken gar nicht vorkommen.
Von dem zwar nicht hohen, aber steilen, von Regenschluchten zerrissenen
Diluvialufer von Barhöft, auf welchem wegen des gefährlichen Fahrwassers
eine Signalstation errichtet ist, erstreckt sich ein brackiges Binnengewässer unter
den Namen Grabow, Barther und Bodstedter Bodden etwa 20 km westlich
und dann als Saaler Bodden 20 km südwestlich. Das nur 3—5 m tiefe
Fahrwasser wird durch niedrige wiesenbedeckte Inseln und Halbinseln, welche
stetig an Ausdehnung zunehmen, sowie durch flache Schare und Haken, über
die man nicht selten waten kann, sehr beschränkt, so daß größere Schiffe von
den Orten Ribnitz, Damgarten und Barth, in denen lebhafter Schiffbau ge-
trieben wird, durch Prähme gehoben und so über die flachen Stellen des Fahr-
Wassers hinweggetragen werden müssen, um sie nach Stralsund zu bringen, wo
dann ihre Ausrüstung vollendet wird. Heute sind diese Binnengewässer von
dem Meere durch eine Halbinsel, den Dars, und eine Insel, Zingst, getrennt,
zwischen denen bis 1874 der Prerowstrom zum Meere führte. Beide bildeten
früher eine einzige Insel, welche bei Wustrow durch eine Straße, den Parnin,
vom Festlande getrennt wurde. Durch eine von Nordost kommende Sturmflut
aber wurde die Straße durch eingespülten Sand uusahrbar gemacht und da-
gegen der Prerowstrom gebildet. Der dem Festlande zunächst liegende Teil
des Dars ist teils Diluvium, teils älteres Alluvialgebilde, welches häufig mehr
oder minder mächtige Schichten von Ortstein, zuweilen auch Raseneisenerz ent-
hält, ist großenteils mit Kieserwaldungen bedeckt. Der nördliche Teil ist da-
gegen eine Neubildung des Meeres. Er wird von Dünenreihen durchzogen,
deren südliche, ältere, eine westliche, die nördlicheren, jüngeren, dagegen eine
nordwestliche Richtung haben. Zwischen ihren niedrigen, ebenfalls mit Kiefern
bestandenen Rücken ziehen sich langgestreckte, moorige, mit Elsbrüchern aus-
gefüllte Längsthäler hin, in deren breiterem westlichen, gegen das Meer durch
Dünen abgeschlossenen Ende Seen liegen, deren ältere auf losem Moor- und
Schlammuntergrnnde 1—3 m tiefes Wasser haben, während die jüngsten im
Sommer zum Teil austrocknen. Bis aus die neueste Zeit hat die Weiter-
bildung der nordwestlichen Spitze des Dars fortgedauert, indem die an der
Westküste stattfindende Dünenbildung sich im Laufe der Zeit immer weiter
nördlich in das Meer hineingeschoben hat. Eine früher vor derselben gelegene
Insel Rutt ist landfest geworden, fo daß von 1694—1840 die Nordspitze um
911m gewachsen ist. Heute hat sich abermals eine nordöstlich von der Spitze
der Dars, dem Darserort, eine kleine Sandinsel gebildet, welche von dem-
selben durch eine selbst für Boote nicht passierbare Straße getrennt ist und sich
allmählich zum Darserortriss verflacht; östlich von diesem liegt die Prerowbank,
so daß zwar kleinere Fahrzeuge zwischen beiden einsegeln und ankern können,
tiefer gehende Schiffe aber der Küste fern bleiben müssen. Zur Sicherung der
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]