Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 401
Schiffe gezählt worden. Für den Verkehr von der Mainmündung bis Frankfurt a./M.
war bisher der Umstand hinderlich, daß die Güter in Mainz umgeladen werden
mußten; nachdem die Strecke bis Frankfurt a./M. kanalisiert worden ist, hat sich der
Frachtenverkehr dahin auf dem Main bedeutend gehoben (statistische Angaben sind
noch nicht möglich). Die Schiffahrt auf der Fulda ist nach Eröffnung der Nord-
bahn im wesentlichen auf den Verkehr von Baumaterial beschränkt. — Die gut ge-
haltenen Kunststraßen hatten bereits zu Ende der siebziger Jahre im Bezirke Kassel
etwa 7000, im Bezirke Wiesbaden gegen 1400 km Länge. — Von den Eisenbahnen
ist vor allem die von Hannover kommende Linie zu erwähnen, welche über Göt-
tingen, Bebra, Fulda und Frankfurt a./M. zum Rheine (bei Kastell) führt; sodann
eine zweite, welche von Karlshafen über Kaffel, Marburg. Gießen, Weilburg, Lim-
bürg nach Oberlahnstein leitet und, den Rhein aufwärts gehend, sich mit der ersteren
Linie vereinigt. Beide Hauptstrecken sind miteinander verbunden: von der Halle-
Kasseler Bahn her durch die Strecke Eichenberg-Münden-Kassel; von der Thüringer
Bahn her durch die Strecke Bebra-Guntershausen, von der Leineselde-Gothaer Bahn
her durch die Linie Dingelstedt-Niederhohne-Kassel und Waldcappel-Treysa; außerdem
durch die Strecken Fulda-Gießen. Gelnhausen-Gießen, Frankfurt-Gießen, Höchst-
Limburg. Außerdem zweigen sich noch seitwärts mehrfache Bahnlinien ab (Elm-
Gmnnden, Hanau-Aschaffenburg, Hanau-Offenbach-Frankfurt a./M., Frankfurt a./M.-
Darmstadt-Heidelberg, Frankfurt a./M.-Mainz am linken Flußufer, Frankfurt a./M.-
Homburg, Höchst-Soden, Kastell-Wiesbaden , Kastell - Biebrich, Wetzlar-Betzdorf,
Hümme-Warburg-Altenbeken :c. Die gesamten Eisenbahnlinien hatten 1888/89 eine
Länge von 1422 km, wovon 1254 km unter Staatsverwaltung, 168 km unter
Privatverwaltung standen. — Das Postwesen entstand im Kurhessischen 1615—1618;
etwa 10 Jahre später trat die Thurn- und Taxissche Verwaltung ein, welche feit
1816 jährlich eine Abgabe von 42000 Thalern zahlte. Auch in Nassau war diese
Verwaltung, anfangs unentgeltlich, seit 1806 gegen eine Abgabe von 6000 Gulden.
In Frankfurt a./M. bestand seit 1722 neben städtischer Botenpost auch Thurn- und
Taxissche Verwaltung; seit 1811 war hier die Generaldirektion der Thurn- und
Taxisschen Verwaltung. Im Jahre 1867 wurde die Verwaltung überall preußisch.
Es bestehen jetzt Oberpostdirektionen in Kassel und in Frankfurt a./M.
In der Provinzialhanptstadt Kassel haben das Oberpräsidium, die Pro-
vinzialsteuerdirektion und das Generalkommando des Xi. Armeekorps ihren Sitz.
Für die Verwaltung der evangelischen Kirche bestehen Konsistorien zu Kassel
und Wiesbaden, für die der katholischen Kirche Bistümer zu Fulda und Lim-
bürg; eine Universität befindet sich zu Marburg. Jeder der beiden Bezirke
bildet auch einen kommunalständischen Verband, zu welchem gesonderte Pro-
vinzialstände gehören (Versammlung zu Kassel und Wiesbaden). Der kom-
munalständischen Verwaltung sind unterstellt: das Chansseebanwesen, die
Leih- und Pfandhäuser, die Landeshospitaler, Landkrankenhäuser, Taub-
stummeninstitnte, die Jrrenheil-, Korrektions- und Landarmenhäuser, sowie
die Schatzkommission und die Landeskreditkasse (in Kassel) und die Landesbank
(in Wiesbaden).
Regierungsbezirk Kassel.
Kassel, Hauptstadt der Provinz und des Regierungsbezirks, Stadtkreis und
Eisenbahnknotenpunkt in einem weiten Thalbecken, an der unteren Fulda, 64083
Einwohner (bis auf ca. 5000 Katholiken und 1800 Juden evangelisch). Oberpräsi-
dium, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht, Oberpostdirektion, Provinzial-Steuer-
direktion, drei Eisenbahnbetriebsämter, Landratsamt für den Landkreis, Hauptsteuer-
amt, Bergrevier, Generalkommission zur Ablösung von Servituten. Unter den sechs
reformierten Kirchen ist die Martinskirche (Grabmal Philipps des Großmütigen);
Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Gewerbe- und Kriegsschule; Akademie der
bildenden Künste; Zeichenschule; bedeutende Sammlungen (Gewerbemuseum, Gemälde-
galerie?c.); Landesbibliothek (140000 Bände); Theater, Strafanstalt, Waisenhäuser).
Das Deutsche Reich. o«
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha. 501
China, Japan), Knöpfe. Kräuterliköre (ganz Norddeutschland), Fleischwaren (ganz
Deutschland, Schweiz, England, Ostasien, Australien, Amerika), Hanfschläuche und
Feuereimer (ganz Deutschland, Österreich), Bau- und Brennholz, Braunstein, Heu
und Waldbeeren. Eingeführt werden besonders: Eisen (aus Schweden, Westfalen,
England), Porzellanerde (aus Holzminden, Altenburg), Tierfelle (aus Südamerika),
Hanf (aus Baden, Württemberg), Zeuge (aus Rheinland, Königreich Sachsen, Eng-
land, Berlin), Kolonialwaren (aus Hamburg, Bremen).
Die Verkehrswege sind hinreichend. Zwar fehlen Wasserstraßen voll-
standig, doch gibt es Landstraßen, Eisenbahnverbindungen, Posten und Tele-
graphenlinien in entsprechender Ausdehnung.
Landstraßen sind etwa 1600 km vorhanden, von denen etwa 2/3 auf Gotha
kommen: im Koburgifcheu überwiegen die chauffierteu Kommunalstraßen, im Gothaischen
sind etwas mehr Staats- als Kommunalstraßen vorhanden, dazu treten in ziem-
licher Erstreckung Domänen- und Waldsträßen. — An Eisenbahnlinien sind besonders
eine längere Strecke der Thüringischen und der Gotha-Leinefelder Bahn, ferner die
Linie Gotha-Ohrdruf, Strecken der Linien Erfnrt-Schweinfurt und Eisenach-Lichten-
sels, sowie die Linien Koburg-Sonneberg und Fröttstedt-Friedrichroda zu nennen.
Die Gesamtlänge der Bahnen beträgt (1886/87) 174,3 km, wovon 126,6 km Staats-
und 47„ km Privatbahnen. Das Postwesen war von 1827—1866 dem Fürsten von
Thurn und Taxis anvertraut, 1866 ging es an den Norddeutschen Bund und später
an das Reich über. Die Leitung führt setzt die Oberpostdirektion Erfurt.
Die Herzogtümer bilden eine konstitutionelle Monarchie (Staatsgrund-
gesetz vom 3. Mai 1852). Für Koburg besteht ein Landtag von 11, für
Gotha ein solcher von 19 Abgeordneten (gewählt auf vier Jahre). Für
gemeinsame Angelegenheiten besteht ein Ausschuß von 7 koburgischen und
14 gothaischen Abgeordneten. — Das Staatsministerium hat zwei Abteilungen:
1) für Koburg und 2) für Gotha. Über beiden Abteilungen steht als oberstes
Regierungsorgan der Staatsminister (zugleich Vorsitzender der einen Abteilung).
Ein besonderes Departement (in Koburg) führt die Angelegenheiten des herzog-
lichen Hauses. Landratsämter sind in Koburg, Gotha, Ohrdruf und Walters-
hausen, landrätliche Funktionen haben außerdem die Magistrate von Koburg,
Neustadt und Rodach, sowie die Stadträte von Gotha, Ohrdruf und Walters-
hausen. Vorhanden ist eine Oberbehörde für die geistlichen und Schnlangelegen-
heiten. Das Schulwesen ist gut entwickelt. Als Landesuniversität dient die
Universität Jena. Auf dem Schlosse Friedenstein in Gotha befinden sich eine
große Bibliothek (200 000 Bände und 6450 Handschriften) und gute Samm-
lungen; in Gotha ist eine Sternwarte. In militärischer Beziehung bildet
das Land mit einem Teil von Sachsen-Meiningen zusammen den Rekrutie-
rungsbezirk des 6. thüringischen Infanterieregiments Nr. 95, welches zum
Xi. Armeekorps gehört.
Das Herzogtum Goburg bildet eine Verwaltungseinheit für sich und besitzt ein
Landratsamt-, es liegt im Gebiete des Mains und hat bedeutende Viehzucht (Rinder).
Darin: Goburg, Hauptstadt des Herzogtums und Eisenbahnkreuzungspunkt im schönen
Jtzthale, Sitz der Landesregierung und des Landratsamtes, Forstinspektion; fünf
evangelische Kirchen (darunter die Moritzkirche mit Fürstengruft). Gymnasium, Real-
schule, Schullehrcrseminar, Taubstummenanstalt, Baugewerkschule, Residenzschloß
(„Ehrenburg"), Zeughaus (darin auch die große herzogliche Bibliothek), Theater,
August enstist; Standbilder des Prinz-Gemahls Albert (Markt) und des Herzogs
Ernst I. (Schloßplatz), hat 17053 Einwohner (1890). Um die Stadt herum wohl-
gepflegte Anlagen, an den Höhen viele anmutige Landhäuser. Mildes Klima. Über
der Stadt liegt im Osten die großartige Feste Koburg, ein gewaltiges Bauwerk mit
drei Ringmauern, vielen Türmen, Bastionen k. Dieselbe würde vielleicht schon von
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Braunstein August Albert_( Ernst_I.
Extrahierte Ortsnamen: China Japan Norddeutschland Deutschland Schweiz England Ostasien Australien Amerika Deutschland Schweden Westfalen England Holzminden Altenburg Südamerika Baden Württemberg Rheinland Königreich_Sachsen Berlin Hamburg Bremen Gotha Gotha Gotha Koburg Koburg Gotha Ohrdruf Rodach Gotha Ohrdruf Gotha Gotha Sachsen-Meiningen Mains Goburg
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
558 Zweites Kapitel.
Maschinenbauer und Techniker), eine Gewerbeschule für Mädchen, eine Taubstummen-
und eine Blindenanstalt, eine Schissahrts-, eine Handels- und eine Musikschule vor-
Händen. Außer der Stadtbibliothek bestehen eine Kommerzbibliothek, ein botanischer
und zoologischer Garten, ein naturhistorisches Museum, eine patriotische Gesellschaft
zur Förderung der Künste und nützlichen Gewerbe, mehrere Theater, eine Kunsthalle,
zahlreiche Sammlungen, viele Anstalten zur Förderung der materiellen Kultur und
großartige Einrichtungen für das Gemeinwohl (das allgemeine Krankenhaus in
St. Georg, das Hospital zum Heiligen Geist, das Johanniskloster, das Maria-Mag-
dalenenkloster). Außer der Gegend an der Binnenalster zeigen die schönsten Bauten
der Neue und der Alte Wall, die Ernst Merck-Straße, der Steindamm, die Esplanade,
die Hermanns- und die Ferdinandsstraße, die Brandwiete und die Große Allee. In
den Vororten finden sich zahlreiche Landhäuser mit schöne» Gärten, — Große Vor-
orte Hamburgs sind: Barmbeck (im Nordosten), Eppendorf (Norden), Eims-
büttel (Nordwesten), Hamm-Horn (Osten), Hohenselde (Nordosten), Pösels-
dorf (Norden), Botenburgsort (Südost), Steinwärder (im Süden von St. Pauli)
und Uhlenhorst.
Mrgedorf, Stadt an der Berlin-Hamburger Bahn und der schiffbaren Bille,
5170 Einwohner. Fruchtbarer Boden, Gartenbau; etwas Industrie (Glashütte,
Lohgerberei, Eisenwerk, Zuckerfabrik); in der Nähe die fruchtbaren „Vierlande" mit
einer eigenartigen Bevölkerung, Obst- und Gemüsebau. — Auf einer Elbinsel liegt
Finkenwärder, Dorf mit fruchtbarem Marschboden, Acker- und Obstbau, Schiff-
fahrt, Fischerei und Schiffbau (große Seesischerflotte von 177 Fahrzeugen). — Kux-
haven und Ritzebüttel, eine örtlich zusammenhängende Gemeinde, Endstation der
Unterelbischen Bahn, 4403 Einwohner. Wichtiger Außenhafen Hamburgs; Seebad;
Handelskammer, Leuchtturm, Zeitball; Lotsenstation, Schiffbau.
Iii. Mas Großherzogtum Oldenburg.
Das Großherzoglum Oldenburg besteht aus drei weit von einander gc-
trennt liegenden Gebieten, nämlich dem Herzogtum Oldenburg, welches zwischen
52° 29' bis 53° 48' nördl. Br. und 7° 5' bis 8° 45' östl. L. v. Gr. liegt,
und den Fürstentümern Lübeck und Birkenfeld.
Das ersterwähnte Hauptland wird im Norden von der Nordsee, an einer kurzen
Strecke im Osten von bremischem Gebiete begrenzt und sonst allenthalben von han-
noverschem Gebiete umschlossen; das Fürstentum Lübeck grenzt im Osten an die Ostsee
und wird im übrigen von holsteinischem und lübeckschem Gebiete umgeben; das
Fürstentum Birkenfeld endlich liegt weit entfernt im südlichen Teile der Rheinpro-
vinz und wird eine kurze Strecke vom Regierungsbezirke Koblenz, sonst ganz vom
Regierungsbezirke Trier begrenzt.
Oldenburgs Geschichte beginnt zur Zeit Heinrichs des Löwen mit dem
Grafen Christian dem Streitbaren, der 1180 reichsuninittelbar wurde. Tie
folgende Zeit war eine höchst kampsreiche. Graf Dietrich der Glückselige
(gest. 1440) heiratete Hedwig von Holstein und wurde Stammvater der
nordischen Herrscher. Sein Sohn Christian I. bestieg den dänischen Thron,
dessen Bruder Gerhard der Mutige erhielt das Stammland. Beim Aussterben
der oldenburgischen Linie (1667) traten Erbstreitigkeiten um das Land zwischen
dem Könige von Dänemark und dem Herzoge von Holstein-Gottorp ein; das-
selbe fiel bei Beendigung derselben an Dänemark. Von diesem ging es 1773
an den Herzog Friedrich August von Holstein-Gottorp, Fürstbischof von Lübeck,
über, welcher fortan den Titel „Herzog von Oldenburg" führte. Durch den
Reichsdeputations-Hauptschluß (1803) wurde das Land vergrößert, gehörte
kurze Zeit zu Frankreich, wurde dann wiederhergestellt und durch das jetzige
Birkenfeld vergrößert. Seit 1853 hat Oldenburg nach und nach das jetzige
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Extrahierte Personennamen: Georg Ernst Birkenfeld Birkenfeld Oldenburgs Heinrichs Christian Hedwig_von_Holstein Friedrich_August_von_Holstein-Gottorp Friedrich August Fürstbischof_von_Lübeck
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Trotzendorf. 89
Dorfe dieses Namens, eine Meile von Görlitz (jetzt Troitschendorf), wo er 1490
geboren wurde, gehört in die Reihe der großen Schulmänner des 16. Jahr-
Hunderts, wie Sturm in Straßbnrg. Neander in Jlefeld, H. Wolf in Augsburg,
Mylins in Görlitz, Fabricius in Meißen, welche alle aus der Schule Melauchthons
hervorgegangen sind. Trotzendorf war der Sohn eines ehrbaren Landmannes,
der mit Bettelmönchen in Verbindung stand. Als diese die Lernbegierde und Fähig-
keit des Knaben wahrnahmen, veranlagten sie den Vater, den kleinen Valentin
nach Görlitz auf die Schule zu schicken. Bald aber wurde es dem Vater leid, den
Sohn fortgeschickt zu haben; er ließ ihn wieder zurückkommen und verwendete
ihn in der Landwirtschaft.
Goldberg.
Aber die Mutter gefiel sich in dem Gedanken, ihr Söhnchen könne
einmal ein Priester werden, und sie wußte es durchzusetzen, daß Valentin in
seinem Geburtsorte weiter im Lesen und Schreiben unterrichtet wurde. Als
Schreibmaterial dienten dem Knaben Birkenrinde (interior betulae cortex),
Gänsekiele und Kaminruß (fuligo infumibuli atramentum suppeditavit).
Zwei Jahre dauerte dieser Unterricht Auf unablässiges Betreiben seiner
Mutter wurde der Jüugling im Jahre 1508 wieder in die Stadt gebracht,
um sich ganz dem Studium zu widmen. Trotzendorf überholte bald alle seine
Mitschüler, und als 1513 sein Vater starb (seine Mutter war schon früher
an der Pest gestorben), verkaufte er sein Erbgut und begab sich nach Leipzig,
wo er sich zwei Jahre lang lateinischen und griechischen Studien widmete.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Ritterakademie zu Liegnitz. 347
fast wider die Reputation eines Kavaliers, indem selbigem weit anständiger sei, ein
Pferd geschickt herumzutummeln und Degen und Pistolen wohl zu führen zu wissen."
Die Lektionen begannen erst im folgenden Jahre; das Unterrichtswesen der
Anstalt trug längere Zeit den Charakter einer Universität; es fanden Vorlesungen
über Institutionen, angewandte Mathematik, Heraldik u. s. w. statt. Erst allmählich
wurde die Akademie mehr und mehr Schule, die juristischen Studien abgeschafft,
das Latein (1792) eingeführt, nachdem schon 1743 die Übertragung des Vize-
direktorates von dem Stallmeister auf den Professor primaria erfolgt war.
Am 19. März 1709 feierte die Ritterakademie zum erstenmal das Namens-
fest ihres kaiserlichen Gründers, wobei einige Reden im neuen Auditorium ge-
halten und abends das Gebäude illuminiert wurde; damals waren 24 Akademisten
in Liegnitz. Daß diese Herren Akademiker nicht durchweg solide lebten, beweist
der Umstand, daß schon 1713 den Liegnitzer Weinschenken und „Italienern",
auch Kaffee- und Theeschenken und Handelsleuten durch ein Regierungsreskript
publiziert worden ist, daß sie den Akademisten nichts verleihen oder borgen, weder
Wein noch Thee und Kaffee, auch um ihr Geld einschenken sollten bei Strafe von
50 Thalern. Die Strafe wurde im Wiederholungsfalle noch erheblich verschärft,
das Edikt auch 1723 und 1724 erneuert. Auch wurde im Jahre 1726 den
Professoren geboten, „mit den Akademisten sich keineswegs familiär zu machen."
Die Gebäude der Akademie waren meist hölzern, mit Schindeln gedeckt,
ungleich, boten wenig Bequemlichkeit und entsprachen nicht der Würde der
Anstalt. Deshalb wurde der Neubau der Gebäude beschlossen. Am 5. Juli 1728
wurde derselbe mit der Eröffnung des ersten Grundgrabens begonnen. Der
Bau hat im ganzen zehn Jahre in Anspruch genommen.
Interessant ist ein Streit, den die Profesforen und Exerzitienmeister der
Akademie im Jahre 1732 mit dem Rate der Stadt Liegnitz hatten. Dieser
hatte nämlich 1726 bestimmt, daß weder fremdes Bier noch Fleisch eingeführt,
noch Pfuscher geduldet werden sollten; die Lehrer aber ließen sich die nötigen
Viktnalien und das Bier aus der Ferne kommen und beriefen sich auf die
Stiftungsurkunde, laut welcher der Rat mit der Akademie nichts zu thuu habe.
Der Rat wollte sich dies Vorgehen nicht gefallen lassen und schritt gegen die
Übertreter seiner Verordnung im Jahre 1732 ein. Die Lehrer wurden mit
ihrer Beschwerde abgewiesen. Da verschafften sie sich ärztliche Atteste, welche
das Liegnitzer Bier für nicht zuträglich erklärten, und so umgingen sie das Gesetz.
Die Vorarbeiten und Ausgrabungen zum Neubau waren 1735 so weit
fertig, daß die Grundsteinlegung erfolgen konnte. Die Stadt fchenkte bei der
Feierlichkeit sechs große Kannen Wein, die Bürger hatten sich in den Gassen,
durch welche der Festzug ging, in Reihen gestellt und präsentierten unter flie-
genden Fahnen und klingendem Spiel das Gewehr. Die Anstalt stand damals
im vollsten Glanz; sie wurde von mehreren Prinzen besucht und hatte Pen-
sionäre aus der Lombardei, Ungarn, Litauen und Polen.
Am 22. Februar 1741 traf Friedrich Ii. zum erstenmal in Liegnitz ein
und speiste mit dem Herzog von Holstein in der Ritterakademie. Im Jahre
1763, dem Jahre des Hnbertsbnrger Friedens, wurde am 19. März, wie
gewöhnlich, das Josephsfest gefeiert. Von diesem Jahre ab verlegte man die
Feier der Gründung auf den Friedrichstag, den 5. März, wobei es bis 1774
geblieben ist. Aber die ersten Jahrzehnte preußischer Regierung waren für die
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
368 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
lohnende Bergbau von da ab aufhörte; dagegen kam die Töpferei in Aufnahme,
die jetzt einen Haupterwerbszweig der Einwohnerschaft bildet. Die sehr an-
sehnliche Anzahl von Thonwarenfabriken erhält ihr Material aus den umfang-
reichen Thonschichten der Umgegend der Stadt und liefert das weithin bekannte
Bunzlauer Töpsergeschirr.
Das Waisenhaus zu Buuzlau entstand ohne landesherrliche Beihilfe. Ein
Maurermeister der Stadt, Gottfried Zahn, der erst in seinem 24. Lebensjahre
das Schreiben und Lesen erlernt hatte, wurde durch die Bekanntschaft mit den
Frankeschen Stiftungen in Halle bewogen und durch das Mitleid mit armen,
verwaisten Kindern getrieben, auf die Gründung eines Waisenhauses für feine
Gegend zu denken. Er hatte kein Vermögen, aber ein festes Vertrauen auf
Gott. Zuerst nahm er 1744 einen Lehrer in sein Haus und ließ durch den-
selben Kinder, meistens unentgeltlich, unterrichten; sein Haus richtete er zu
einer Schule ein und hatte einmal 24 arme Kinder in demselben beisammen.
Allein diese Schule wurde als ein Eingriff in die Stadtschulenrechte untersagt. Zahn
gab jedoch seinen Gedanken nicht auf; nach eingezogener königlicher Bewilligung
erhielt er von dem Magistrate die Erlaubnis, eine Schulaustalt zu gründen,
wenn er sich verpflichten wolle, einen Lehrer und zwei Waisenkinder in der-
selben unentgeltlich zu versorgen. Diese Bedingung ging er 1753 ein und sing
am 14. März 1754 seine Schule in seinem Hause wieder an. Sehr bald fanden
sich nun auch Wohlthäter, welche durch Geldbeiträge Zahns Unternehmen unter-
stützten oder Kleidungsstücke und Bücher für die armen Kinder schenkten. Zahn
vergrößerte dnrch Ankauf eines benachbarten Hauses seine Anstalt und legte
1755 den Grundstein zu einem größeren Waisenhause. Die Anstalt wurde
einem Gymnasium ähnlich ausgebildet, auch wurden Kinder für Geld als Pen-
sionäre in derselben ausgenommen; städtische Kinder durften die Schulstunden
besuchen. Zahn starb am 22. September 1758 und hatte die gegründete Hoff-
nung zum ferneren Gedeihen seines Waisenhauses noch erlebt. Nach seinem
Tode übernahm der zweite Pastor zu Bunzlan, Woltersdorf, die Direktion, und
unter ihm gedieh die Anstalt immer mehr. Im Jahre 1764 gingen zum ersten-
mal Zöglinge des Hauses auf die Universität ab. Eine mit der Anstalt ver-
bnndene Buchdruckerei vermehrte die Einkünfte.
In Bunzlan ist dem Fürsten Kntusow ein Denkmal errichtet worden. Die
Stadt hatte durch die Gewaltherrschaft der Franzosen zu Anfang nnsres Jahr-
Hunderts erheblich gelitten; sie nahm lebhaft teil an der allgemeinen Erhebung
gegen die Unterdrücker. Am 13. April 1813 zog der russische Kaiser Alexander
in Bunzlan ein. In seiner Begleitung befand sich Kntosow, der, im Jahre
1745 geboren, im Jahre 1805 das erste russische Armeekorps gegen die Fran-
zosen und unter Kaiser Alexander das verbündete Heer am 2. Dezember in der
Schlacht bei Austerlitz befehligte. Für seinen Sieg bei Smolensk erhielt er den
Beinamen Smolenskij. Er erkrankte in Bnnzlau am Nervenfieber. Als der
König von Preußen, Friedrich Wilhelm Iii., am 22. April 1813 auf kurze Zeit
in die Stadt kam, ging er fofort, ohne die Gefahr der Ansteckung zu scheuen,
zu dem kranken Fürsten, der am 28. desselben Monats starb. Am 9. Mai
wurde die Leiche in feierlicher Prozession nach Petersburg geführt. Ten Zug
eröffneten die Schulkinder der beiden christlichen Konfessionen, ihnen folgte die
evangelische und katholische Geistlichkeit, in deren Mitte sich der Pope befand,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_Zahn Woltersdorf Alexander Alexander Kntosow Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
48 Die freie und Hansestadt Hamburg.
um so mehr „verdammten Spaß", je länger ein blaues Auge oder eine breit-
geschlagene Nase auf der See noch die Erinnerung daran wachhält. Daß nicht
die Seeleute allein, sondern auch mancher lockere Vogel aus den sogenannten
besseren Ständen „reinfällt", darf wohl nicht erst erwähnt werden.
Geistiges Leben in Hamburg. Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts beginnt Hamburg in der deutschen Litteratur eine Rolle zu spielen.
Im Jahre 1639 ließ sich Paul Flemming (geboren 1609 zu Hartenstein
im Vogtlande) als Arzt Hierselbst nieder, nachdem er von seiner Reise, die er
.in derselben Eigenschaft mit der Gesandtschaft, welche der Herzog Friedrich von
Schleswig-Holstein nach Moskau und dann nach Persien abgeordnet, unter-
nommen hatte, zurückgekehrt war. Leider erlag dieser Mann mit einem echten
deutschen Herzen und Gemüte, reich an Macht und Fülle, an Wahrheit, Lebendig-
keit, Wärme, Einfachheit und gesunder Natürlichkeit, der Mann, den Gervinns
den „schönsten Charakter unter allen weltlichen Dichtern des Jahrhunderts"
nennt, bereits im April 1640 einer jähen Krankheit. Von seinen vielen Dich-
hingen nennen wir nur das schöne Kirchenlied: „In allen meinen Thaten u. s. w.",
durch das er sich zur langen, gefahrvollen Reise ernst und würdig vorbereitet hatte,
das männlich kräftige Sonnett „An Sich!" mit den herrlichen Schlußworten:
„Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles unterthan", «
und sein anmutig und tief empfundenes:
„Ein getreues Herze wissen,
Hat des höchsten Schatzes Preis u. s. w."
An der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Dichtergruppe zu
erwähnen, deren Erzeugnisse von dem brannschweigischen Hofrat Weichmann
unter dem Titel: „Die Poesie der Niedersachsen" herausgegeben wurde und
die in Hamburg ihre vornehmsten Vertreter hatte. Zu ihnen gehörte Christian
Wernicke, der nach längeren Reisen im Auslande mehrere Jahre in Hamburg
privatisierte. In einer Sammlung von Epigrammen, die zu den besten seiner
Zeit zählen, geißelte er unnachsichtlich den Geschmack der zweiten schleichen
Schule, deren Poesie unwahr, kraftlos, hohl, sinnlich, zügellos, mitunter bis
ins Schmutzige gemein und trotz der galanten Schreibart vergiftet, oberflächlich,
unnatürlich, übertrieben, bis zum Ermüden phrasenreich, mit den „durchdringenden
löblichen Beiwörtern" geschmückt war.
. Seine Pfeile waren besonders gegen die Häupter genannter Schule, Christian
Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Kaspar von Lohenstein, gerichtet.
Einen bedeutenderen Platz' unter den Niedersachsen nahm Barthold
Heinrich Brockes ein. Im Jahre 1680 in Hamburg geboren (gest. 1747),
hatte er in Halle die Rechte studiert und war nach mehrjährigen Reisen, auf
denen er sich eine vielseitige Bildung erworben, nach seiner Vaterstadt zurück-
gekehrt. Hier fand er als Senator Muße genug, sich den von ihm mit Vor-
liebe gepflegten Künsten, der Malerei, der Musik und der Poesie zu widmen.
Seine Gedichte, welche er unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott" in
neun starken Bänden herausgab, beschränken sich auf fromme Naturbetrachtung
und Naturschilderung und enthalten manche wohlgelungene Stellen poetischer
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Paul_Flemming Friedrich_von
Schleswig-Holstein Friedrich Hofrat_Weichmann Christian
Wernicke Christian
Hoffmann_von_Hoffmannswaldau Daniel_Kaspar_von_Lohenstein Heinrich_Brockes Heinrich
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Hannovers berühmte Männer. 437
um Gewährleistung seiner Stellung; die Antworten waren aber nicht entschei-
dend. Während dessen wurde ihm von seiten der preußischen Regierung der
Antrag gemacht, die Leitung des Berliner Nationaltheaters zu übernehmen;
auch dies meldete er Dalberg, indem er zugleich in denselben drang, bis zum
10. November ihm festen Bescheid zukommen zu lassen. Als dieser ausblieb,
durste Jssland nicht länger zögern, zumal da die Anerbietungen, die man ihm
machte, ungemein glänzend waren; denn es wurde ihm nicht nur ein Gehalt
von 3000 und eine Pension von 1200 Thalern zugesichert, sondern es sollten
auch seine Schulden aus der königlichen Kasse bezahlt werden. Er erklärte
daher am 14. November seine Bereitwilligkeit, das ihm zugedachte Amt anzu-
treten. Nun erst, am 16. November, erhielt er ein Schreiben von Dalberg,
worin dieser ihm die gewünschten Aufklärungen gab und zugleich vorteilhaftere
Bedingungen anbot. Natürlich konnte er jetzt nicht mehr zurücktreten, wenn er
auch gewollt hätte, und er verdiente die Vorwürfe nicht, die sein früherer Vor-
gesetzter ihm wegen Annahme des neuen Engagements machte.
Seiner neuen Stelle stand er mit nicht weniger Umsicht vor als der früheren.
Er besonders war es, der nicht nur als Direktor, sondern auch als Schauspieler
die Berliner Bühne zu hohem Ansehen brachte und ihr einen Glanz verlieh,
dessen sie sich vor ihm nicht rühmen durfte. Trotzdem hatte er auch in Berlin
viel von Neidern und Feinden zu leiden. Unter den Beschuldigungen, mit
welchen man ihn von ihrer Seite überhäufte, mag wohl diejenige noch die ge-
rechteste sein, daß er zum Nachteile des Publikums zuweilen jüngere, unbe-
deutendere Talente mehr als billig begünstigte. Die übrigen Anklagen gegen
ihn waren teils gänzlich unbegründet, teils übertrieben.
Im Jahre 1806 wiederholten sich in Berlin die Erlebnisse von Mannheim.
Der König hörte nach der unglücklichen Schlacht bei Jena auf, das Theater
zu unterstützen; die Franzosen rückten in die Hauptstadt Preußens ein, alles
war in größter Verwirrung. Die Deutschen verlangten Stücke zu sehen, welche
ihrer patriotischen Stimmung entsprachen, und doch durfte man aus Furcht, die
übermächtigen Feinde zu erbittern, es nicht wagen, jene Forderungen zu ge-
währen. Es gehörte in der That nicht wenig Besonnenheit und Vorsicht dazu,
auf keiner Seite Anstoß zu geben und dabei doch das Interesse des Theaters
nicht zu vernachlässigen. Jssland verfuhr mit der größten Klugheit und ver-
hinderte so jede Störung.
Nach geschlossenem Frieden gewann alles so ziemlich wieder seine vorige,
ruhige Gestalt. Zur Belohnung seiner guten Dienste und in Anerkennung
seiner gediegenen Kunstleistungen wurde Jsfland im Jahre 1811 vom König
zum Generaldirektor aller königlichen Schauspiele und zum Ritter des roten
Adlerordens dritter Klasse ernannt. Die mannigfaltigen und oft sehr drückenden
Geschäfte hatten jedoch seine Gesundheit bedeutend geschwächt. Nachdem er noch
1811, 1812 und 1813 mehrere Kunstreisen gemacht hatte und unter andern
in Hamburg, Mannheim, Breslau und Karlsruhe — ein ihm hier angebotenes
Engagement lehnte er ab — aufgetreten war, zeigte er sich am 23. Januar
1814 in Berlin zum letztenmal auf der Bühne, wo man einen von ihm zu
Ehren der eben zurückgekehrten königlichen Familie gedichteten Prolog: „Liebe
und Wille", zur Darstellung brachte. Am 21. September machte er noch eine
Spazierfahrt nach Charlottenburg, aber schon am 22. September 1814 starb er.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Dalberg Dalberg
Extrahierte Ortsnamen: Hannovers Berlin Berlin Mannheim Jena Hamburg Mannheim Breslau Karlsruhe Berlin Charlottenburg
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
232 Die Eidermündung und der Kieler Kanal.
Landesfürsten die Fortdauer der Trennung des Landes von Dänemark sowie
auch eine freie, dem vereinigten Schleswig-Holstein gemeinschaftliche Verfassung
anszubedingen. Den Wahlvorschriften gemäß stellte daher Christian I. sogleich
nach seinem Regierungsantritte für sich und seine Nachkommen zwei wichtige
Freiheitsbriefe aus. Der erste, die Wahlkapitulation vom 6. März 1460, hat
später die Aufschrift erhalten: „Das sind der Lande Privilegien, von dem alten
König Christian besiegelt"; der zweite führt den Namen: „Eine tapfere Ver-
befsernng der Freiheit". In dem ersten Briefe erklärt Christian:
„daß die Stände und Einwohner Schleswigs und Holsteins ihn gewählt
haben zu einem Herzog von Schleswig, Grafen von Holstein und Stor-
marn, nicht als einen König zu Dänemark, sondern als Landes-
Herrn von Schleswig und Holstein." Im weiteren wurde festgestellt, daß
die Herzogtümer nie mit Dänemark vereinigt werden, dagegen zusammenbleiben
sollten auf ewig ungeteilt. Der Herzog durfte keine Steuern auflegen ohne Zu-
stimmung der Stände, ohne diese weder Krieg führen, noch Münzen schlagen,
noch andre als Eingeborne in den Herzogtümern anstellen. Schleswig-Holstein
war mithin ein unabhängiger Staat geblieben, welcher nur den Herrscher mit
Dänemark gemeinschaftlich hatte, mit Dänemark in Personalunion stand.
Der erste königliche Besitzer hielt sein Wort und erklärte seinen Sohn
Friedrich zum Herzog von Holstein und Schleswig. Aber schon Christians
Nachfolger nahm einen Teil der Herzogtümer zum Kronlande; man unterschied
seitdem in den Herzogtümern einen königlichen Anteil und ein& herzoglichen.
Es kamen jedoch andre Zeiten. Die großen Verluste Dänemarks gegen
Schweden, sein gezwungenes Zurücktreten unter die Mächte untergeordneten
Ranges, die 1660 in absolutes Königsregiment umgewandelte Verfassung und
die zu gleicher Zeit festgestellte Erbfähigkeit der weiblichen Linie wurden die
Quelle alles Unheils für die Herzogtümer.
Der seit 1660 begonnene Entwicklungsprozeß mußte in ein gesteigertes
Stadium treten, seitdem das in Napoleonischer Zeit französisch gesinnte Däne-
mark 1814 auch Norwegen gegen Lauenburg um 6 Millionen Thaler eingebüßt
hatte und somit immer mehr auf die Herzogtümer als ein wichtiges Fundament
seiner Macht hingewiesen war; dazu stand ein Übergehen der Krone auf die
weibliche Linie in Aussicht. In den Herzogtümern erwachte anderseits immer
mächtiger die Erinnerung an ihr altes Recht. Der Adel, sich der dänischen
Übergriffe besonders bewußt, bat — freilich vergebens — um Bestätigung der
Landesrechte von 1460. Ebenso vergeblich waren die Bemühungen der Kieler
Professoren Dahlmann und Falk, in klaren Worten die Rechte Schleswig-Holsteins
darzulegen. Erfolgreicher waren ihre Bestrebungen, durch das Studium der
Landesgeschichte das deutsche Nationalgefühl unter ihren Zuhörern wachzurufen.
In diesem Sinne aber wirkte durch Wort und Schrift ganz besonders Uwe
Jens Lornsen. Er ward am 18. November 1793 in Keitum auf Sylt geboren.
1816 bezog er die Universität Kiel, um daselbst Rechtswissenschaft zu studieren.
Nach Beendigung seiner Studien erhielt Lornsen eine Anstellung in der
schleswig-holsteinischen Kanzlei in Kopenhagen und wurde 1830 zum Land-
Vogt auf Sylt ernannt. Im Jahre 1831 schrieb er ein kleines Werk, betitelt:
„Über das Verfassungswerk in Schleswig-Holstein", in welchem er besonders
die Selbständigkeit Schleswig-Holsteins bei fortdauernder Personalunion forderte.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Christian Christian Friedrich Friedrich Christians Jens_Lornsen
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Schleswig-Holstein Schleswigs Holstein Holstein Schleswig-Holstein Holstein Schleswig Schweden Norwegen Lauenburg Schleswig-Holsteins Keitum Kopenhagen Schleswig-Holsteins
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
484
Königsberg,
Ausbaggern des den Boden bedeckenden Schlammes, wie bei Besprechung jener
Gegend noch etwas eingehender zu schildern sein wird.
Daß der Bernstein nicht bloß als hübscher, angenehm duftender Schmuck-
stein seine Bedeutung hat, als welcher er namentlich im ganzen Orient und bei
den Völkern im Innern Afrikas sehr beliebt ist, darf ich wohl nur kurz in Er-
innernng bringen. Die höchste Bedeutung aber hat der Bernstein für den
Naturforscher, da wir aus ihm die wichtigsten Schlüsse über die Organismen
früherer geologischer Perioden machen können. Wohl sind die Reste und Spuren
organischer Wesen, die in früheren, gewiß zum Teil Millionen von Jahren
zurückliegenden Zeiten unser Erdenrund bevölkert, aus verschiedenen Perioden,
die wir als Versteinerungen oder Abdrücke in sehr verschiedenen Mineralien
finden, zahlreich und mannigfaltig. Aber sie beziehen sich fast durchweg nur
auf die Klasse der Wirbeltiere, deren Skelett, oder der Konchylien, Seeigel und
dergleichen, deren schon selbst fast steinartiges Gehäuse der Zerstörung längere
Zeit Widerstand zu leisten vermochte, bei den Pflanzen auf Stamm und Blätter.
Der Bernstein aber, ein dem Stamm und der Rinde eines unsrer Kiefer ähn-
lichen Baumes entquillendes Harz, hat gerade aus der Klasse der niederen, meistens
höchst zart gebauten Tiere, Ameisen, Mücken, Libellen, Käfer, kleine Schmetter-
linge und deren Raupen, Spinnen und ähnliche, sowie Blütenblätter und Blüten-
staub, feine Blattspitzchen und Rindenteile umschlossen und unversehrt, wie in
gläsernem Sarge, durch Millionen von Jahren für den jetzigen sinnigen Be-
trachter der Natur treu bewahrt. Das allerdings höchst mühsame und schwierige
Studium dieser „Bernsteineinschlüsse" ist besonders von dem im Jahre 1877
zu Danzig verstorbenen, auch sonst um die Kenntnis der natürlichen Verhält-
nisse unsrer Provinz hochverdienten Professor Menge und dem vor kurzem
ebenfalls aus dem Leben geschiedenen Professor der Breslauer Universität
Geppert mit großem Erfolge betrieben. Die sehr reiche Sammlung von orga-
nischen Bernsteineinschlüssen des Professor Menge ist nach dessen Tode dem
Danziger naturkundlichen Museum einverleibt.
Bernsteineinschlüsse.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]