Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 401
Schiffe gezählt worden. Für den Verkehr von der Mainmündung bis Frankfurt a./M.
war bisher der Umstand hinderlich, daß die Güter in Mainz umgeladen werden
mußten; nachdem die Strecke bis Frankfurt a./M. kanalisiert worden ist, hat sich der
Frachtenverkehr dahin auf dem Main bedeutend gehoben (statistische Angaben sind
noch nicht möglich). Die Schiffahrt auf der Fulda ist nach Eröffnung der Nord-
bahn im wesentlichen auf den Verkehr von Baumaterial beschränkt. — Die gut ge-
haltenen Kunststraßen hatten bereits zu Ende der siebziger Jahre im Bezirke Kassel
etwa 7000, im Bezirke Wiesbaden gegen 1400 km Länge. — Von den Eisenbahnen
ist vor allem die von Hannover kommende Linie zu erwähnen, welche über Göt-
tingen, Bebra, Fulda und Frankfurt a./M. zum Rheine (bei Kastell) führt; sodann
eine zweite, welche von Karlshafen über Kaffel, Marburg. Gießen, Weilburg, Lim-
bürg nach Oberlahnstein leitet und, den Rhein aufwärts gehend, sich mit der ersteren
Linie vereinigt. Beide Hauptstrecken sind miteinander verbunden: von der Halle-
Kasseler Bahn her durch die Strecke Eichenberg-Münden-Kassel; von der Thüringer
Bahn her durch die Strecke Bebra-Guntershausen, von der Leineselde-Gothaer Bahn
her durch die Linie Dingelstedt-Niederhohne-Kassel und Waldcappel-Treysa; außerdem
durch die Strecken Fulda-Gießen. Gelnhausen-Gießen, Frankfurt-Gießen, Höchst-
Limburg. Außerdem zweigen sich noch seitwärts mehrfache Bahnlinien ab (Elm-
Gmnnden, Hanau-Aschaffenburg, Hanau-Offenbach-Frankfurt a./M., Frankfurt a./M.-
Darmstadt-Heidelberg, Frankfurt a./M.-Mainz am linken Flußufer, Frankfurt a./M.-
Homburg, Höchst-Soden, Kastell-Wiesbaden , Kastell - Biebrich, Wetzlar-Betzdorf,
Hümme-Warburg-Altenbeken :c. Die gesamten Eisenbahnlinien hatten 1888/89 eine
Länge von 1422 km, wovon 1254 km unter Staatsverwaltung, 168 km unter
Privatverwaltung standen. — Das Postwesen entstand im Kurhessischen 1615—1618;
etwa 10 Jahre später trat die Thurn- und Taxissche Verwaltung ein, welche feit
1816 jährlich eine Abgabe von 42000 Thalern zahlte. Auch in Nassau war diese
Verwaltung, anfangs unentgeltlich, seit 1806 gegen eine Abgabe von 6000 Gulden.
In Frankfurt a./M. bestand seit 1722 neben städtischer Botenpost auch Thurn- und
Taxissche Verwaltung; seit 1811 war hier die Generaldirektion der Thurn- und
Taxisschen Verwaltung. Im Jahre 1867 wurde die Verwaltung überall preußisch.
Es bestehen jetzt Oberpostdirektionen in Kassel und in Frankfurt a./M.
In der Provinzialhanptstadt Kassel haben das Oberpräsidium, die Pro-
vinzialsteuerdirektion und das Generalkommando des Xi. Armeekorps ihren Sitz.
Für die Verwaltung der evangelischen Kirche bestehen Konsistorien zu Kassel
und Wiesbaden, für die der katholischen Kirche Bistümer zu Fulda und Lim-
bürg; eine Universität befindet sich zu Marburg. Jeder der beiden Bezirke
bildet auch einen kommunalständischen Verband, zu welchem gesonderte Pro-
vinzialstände gehören (Versammlung zu Kassel und Wiesbaden). Der kom-
munalständischen Verwaltung sind unterstellt: das Chansseebanwesen, die
Leih- und Pfandhäuser, die Landeshospitaler, Landkrankenhäuser, Taub-
stummeninstitnte, die Jrrenheil-, Korrektions- und Landarmenhäuser, sowie
die Schatzkommission und die Landeskreditkasse (in Kassel) und die Landesbank
(in Wiesbaden).
Regierungsbezirk Kassel.
Kassel, Hauptstadt der Provinz und des Regierungsbezirks, Stadtkreis und
Eisenbahnknotenpunkt in einem weiten Thalbecken, an der unteren Fulda, 64083
Einwohner (bis auf ca. 5000 Katholiken und 1800 Juden evangelisch). Oberpräsi-
dium, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht, Oberpostdirektion, Provinzial-Steuer-
direktion, drei Eisenbahnbetriebsämter, Landratsamt für den Landkreis, Hauptsteuer-
amt, Bergrevier, Generalkommission zur Ablösung von Servituten. Unter den sechs
reformierten Kirchen ist die Martinskirche (Grabmal Philipps des Großmütigen);
Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Gewerbe- und Kriegsschule; Akademie der
bildenden Künste; Zeichenschule; bedeutende Sammlungen (Gewerbemuseum, Gemälde-
galerie?c.); Landesbibliothek (140000 Bände); Theater, Strafanstalt, Waisenhäuser).
Das Deutsche Reich. o«
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bevölkerung. 61
Juden sich stärker vermehrten als die übrige Bevölkerung. Im allgemeinen
tritt bei ihnen das Bestreben hervor, das platte Land mit den großen Städten
zu vertauschen.
Am auffälligsten ist das Anwachsen der jüdischen Bevölkerung in Berlin, wo-
mit die verhältnismäßige Verringerung der jüdischen Bevölkerung in der Provinz
Posen in Zusammenhang steht. Nächst Berlin haben namentlich Breslau, Stras-
burg , Hamburg, Altona, Stettin, Frankfurt a. M., Mannheim, Straßburg und
Mülhausen im Elsaß eine starke jüdische Bevölkerung. Im übrigen liegt das Maxi-
mum ihrer Verbreitung auf dem platten Lande in den stark slawischen Gegenden
des Ostens (Westpreußen, Posen, Oberschlesien). 1885 waren 16 785734 oder
35,82 Prozent Katholiken, 29369847 oder 62,68 Prozent Protestanten, etwa 100000
Mitglieder von Sekten und andern Konfessionen sowie 563172 oder 1,2g Prozent
Juden vorhanden.
§ 9. Die Volksbildung im allgemeinen.
Wenden wir uns zu denjenigen Verhältnissen, welche dazu dienen, die
Kulturentwickelung des deutschen Volkes zu veranschaulichen, so haben wir
zunächst darauf hinzuweisen, daß die früher gegebene allgemeine Charakteristik
desselben (vgl. oben § 5) im voraus seiue Befähigung darthut, den geistigen
Fortschritt der Menschheit in hervorragender Weise zu fördern, ja bei der
Hebung und Ausbreituug von Kunst, Wissenschaft und Industrie, sowie jeder
nützlichen Thätigkeit eine Führerrolle zu übernehmen.
Hinsichtlich der Volksbildung nimmt unser Vaterland, und in dem-
selben der preußische Staat die erste Stufe in der Welt ein, wiewohl in der
letzten Zeit auch in andern Ländern ein erheblicher Fortschritt in gedachter
Beziehung hervorgetreten ist. Seit dem Anfange unsres Jahrhunderts fanden
in Deutschland, namentlich in Preußen, die Bestrebungen Pestalozzis begeisterte
Anhänger, und da auch die politischen Verhältnisse fördernd wirkten, so wurde
in den beiden ersten Jahrzehnten unsres Jahrhunderts das Volksschulwesen
reformiert und in neue heilsame Bahnen gelenkt. Gegen die Mitte unsres
Jahrhunderts begann in Preußen ein konservativerer Hauch das Schulwesen
zu durchwehen und das Bestreben hervorzutreten, den staatserschütternden Ideen
der Revolution durch entsprechende Gestaltung desselben wirksam entgegen zu
treten; diesen Weg hat man nach der Begründung des neuen Kaiserreichs nicht
völlig beibehalten. Seit 1372 ist in Preußen für die materielle Hebung des
Standes der Volksschullehrer viel geschehen, auch die Zahl der Seminare stark
vermehrt worden.
In den übrigen Staaten des Deutschen Reiches ist die Höhe des prenßi-
schen Volksschulwesens meist erreicht, teilweise in letzter Zeit sogar überholt
worden. Recht günstig ist der Stand des Volksschulwesens in den sächsischen
Herzogtümern, im Königreich Sachsen, in Baden. Braunschweig, Württemberg,
und auch in Bayern. — Die Gesamtzahl der Volksschulen wird in Deutsch-
land gegenwärtig auf über 57 000 geschätzt. — Obwohl nun in allen deutschen
Staaten der Volksschulunterricht für Kinder vom 6. bis 14. Jahre obligatorisch
ist, so fehlt es noch jetzt keineswegs an solchen, welche aller Schulbildung ent-
behren (an Analphabeten); doch ist das Verhältnis fortgesetzt günstiger geworden.
Am meisten findet sich der Mangel jeglicher Schulbildung unter Angehörigen
des preußischen Staates im Regierungsbezirke Posen, demnächst in den Regierungs-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Breslau Hamburg Altona Stettin Frankfurt_a._M. Mannheim Straßburg Elsaß Posen Oberschlesien Deutschland Sachsen Baden Württemberg Bayern Deutsch- Posen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
92 Sechstes Kapitel.
Sehr förderlich für diesen angestrengteren Betrieb der Landwirtschaft
erwies sich übrigens auch die ausgedehntere Einführung des Klee- und Kar-
toffelbaues sowie der Stallsütteruug des Viehs an Stelle des Weidebetriebes;
hierzn kam etwa gleichzeitig in nnserm Jahrhundert die Aufhebung der mittel-
alterlichen Fendallasten, fowie die immer weiter durchgeführte Separation,
welche für Verteilung der Gemeindeweiden forgt und zugleich der großen
Bodenzerstückelung ein Ende macht. Um nun aber die moderne Landwirt-
fchaft mit Erfolg betreiben zu können, hat sich nicht nur eiu größeres Betriebs-
kapital, fondern auch eine höhere Berufsbildung nötig gemacht; für die letztere
forgen jetzt höhere und uiedere Landwirtschaftsschulen, welche man im
Lanse uusres Jahrhunderts begründet hat.
Der Begründer des neuen landwirtschaftlichen Betriebes ist Thaer, welcher
1806 zu Möglin eine berühmte Landwirtschastsschule errichtete, die bis 1862 bestand.
Der Thaerschen folgte allmählich die Grüudung ähnlicher Anstalten, so zu Hohen-
heim bei Stuttgart, zu Schleißheim bei München, zu Jena, zu Eldena bei Greifs-
Wald, zu Wiesbaden, Tharand, Poppelsdorf bei Bonn und Proskau (Oberschlesien).
Manche von diesen Anstalten sind wieder eingegangen oder haben Veränderungen
erfahren, dagegen sind neuerdings viele Universitäten mit Lehrstühlen für Landwirt-
schast versehen worden. Besonders erwähnenswert sind auch die Versuchsanstalten,
welche mit den größeren landwirtschaftlichen Instituten verbunden worden sind. In
denselben werden alle möglichen hochbedeutsamen Versuche gemacht, um die Viehrassen
zu veredeln und zu verbessern, sowie die Bodenproduktion durch zweckmäßigere Be-
fruchtung, durch Akklimatisieren neuer Nutzpflanzen und durch Verbesserung des
ganzen Kulturverfahrens zu heben. Die Verquickung landwirtschaftlicher Fachbildung
mit den Aufgaben einer höheren Schulbildung, wie sie neuerdings mehrfach ver-
sucht worden ist, empfiehlt sich wohl kaum, da ein Zweck die Erreichung des
andern erschwert. Dagegen haben niedere Ackerbauschulen (landwirtschaftliche
Winterschulen 2c.) sich dadurch nützlich erwiesen, daß sie kleineren Landwirten be-
hilflich gewesen sind, die Lücken ihrer Elementarbildung auszufüllen. — Eine
außerordentliche Bedeutung für die Entwicklung der Landwirtschaft haben übrigens
auch die landwirtschaftlichen und Bauernvererne gewonnen. Dieselben
haben sich zunächst in den reicheren Landesteilen, allmählich aber auch in ent-
legeneren und weniger produktiven Gegenden Deutschlands von Jahr zu Jahr ver-
mehrt und von den Regierungen angemessene Förderung erhalten. Im preußischen
Staate sind sie zu Zentralverbänden zusammengefaßt worden, und die über die Pro-
vinzen systematisch verteilten landwirtschaftlichen Ausstellungen und Tier-
schauen, zu denen der Staat Preise hergibt, pflegen selbst für die kleinsten landwirt-
schaftlichen Betriebe von reicher Förderung und Anregung zu fein. Auch die
Geflügelzucht ist Gegenstand zahlreicher Vereine geworden, welche auf ihren Aus-
stellungen namentlich die Veredelung der Hühner- und Taubenrassen ins Auge fassen,
aber daneben auch den Schutz nützlicher Vögel in Feld und Wald nicht vergessen.
An landwirtschaftlichen Vereinen ist im preußischen Staate bisher die Provinz Han-
nover besonders reich, unter den übrigen deutschen Ländern das Königreich Sachsen.
Eine sehr wesentliche Hebung der deutschen Landwirtschaft ergibt sich
namentlich auch dadurch, daß iu den hierzu geeigueten Gegenden die Zucker-
rübe kultiviert und mit dem Wirtschaftsbetriebe als Nebenzweig vielfach
Branntweinbrennereien verbunden werden. Trotzdem die Zuckerrübe eine
intensivere Bodenbearbeitung und bedeutende Ausgaben für teure Düugstoffe
voraussetzt, auch eiuer starken Besteuerung unterliegt, hat doch ihr Anbau
in hohem Maße zur Blüte des Ackerbaues in den beteiligten Gegenden
beigetragen, da bis zum Anfange der achtziger Jahre alle einigermaßen
ausreichend fuudierteu und folid verwalteten Fabriken reichen Gewinn zu
geben pflegten.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 103
Aus den bisherigen Angaben läßt sich leicht folgern, daß der für den
Handel überschüssige Holzvorrat sich lange Zeit hindurch fortgesetzt verringert
und erst mit den ernstlichen Bemühungen, die Waldungen forstwisseuschastlich
zu behandeln, wieder festere Verhältnisse gewonnen hat. Wenn trotzdeni die Holz-
einfuhr die Holzausfuhr noch jetzt mehr und mehr übersteigt, so hat dies besonders
darin seinen Grund, daß der Holzverbrauch im Julaude ganz gewaltig wächst.
Für Schiffbau, Eisenbahnschwellen, Eisenbahnwagen, Telegraphenleitnngen,
Papierfabrikation aus Holzstoff, ja selbst für den Bau vieler Maschinen n. bergt,
hat sich der Holzbedars erstaunlich gesteigert, trotzdem durch die Anwendung von
Kohlen zu Heizzwecken sich der Bedarf für die letzteren äußerst vermindert hat. So
kommt es denn, daß Preußen, welches früher erheblich mehr Holz aus- als einführte,
von 1862 an eine erheblich größere und fortwährend wachsende Einfuhr nötig hat.
Noch 1862 überragte die Einfuhr die Ausfuhr zunächst jährlich um etwa 40000,
dann 1865—71 um 2,2 Mill., 1872—75 sogar um 4,9 Mill. und gegenwärtig immer-
noch um 3—4 Mill. Raummeter.
Vergleicht man die Holzproduktion mit der Holzkonsumtion, so ergibt sich,
daß dieselben sich im Deutschen Reiche gegenwärtig etwa gleich stehen, indem
sie durchschnittlich jährlich je 40 600 000 edin betragen. Zum Brennen wird
etwas mehr Holz verbraucht als sür die Industrie, deu Bau :c.
Der Wert der Einfuhr und.der Ausfuhr betragen nach jenem Durchschnitts-
satze etwa je 490 Mill. Mark. — Übrigens haben gegenwärtig von den europäischen
Staaten nur drei an Holz einen ziemlich erheblichen Ausfuhrüberschuß, nämlich
Rußland einen solchen von etwa 7840000, Schweden-Norwegen von etwa 6580000
und Österreich-Ungarn von 2800000 cbm. Unter denjenigen Staaten, bei denen der
Einfuhrbedarf die einheimische Produktion übersteigt, steht Großbritannien mit
8 820000 cbm Mehrbedarf obenan, darauf folgt Frankreich mit einem Mehrbedarf
von etwa 5 600000 cbm. — Brennholz braucht Deutschland gegenwärtig etwa
21280000, Nutzholz dagegen 19 320000 cbm.
Es erübrigt uns, in der Kürze aus die forstwissenschaftlichen Institute
hinzuweisen: Im Königreiche Preußeu ist zu Eberswalde eine Forstakademie
von namhaftem Rufe, zu derselben trat bei der Erwerbung Hannovers die
treffliche Forstakademie zu Münden. Das Königreich Sachsen besitzt die Akade-
mie zu Tharandt, Bayern diejenige von Aschasfenbnrg, Württemberg eine solche
zu Hohenheim und die thüringischen Staaten werden mit höheren Forstbeamten
durch das Institut zu Eisenach versorgt. — Eine mehr militärische Lanfbahn
schlagen in Preußen die „reitenden Feldjäger" ein, welche eine Zeitlang im
Depeschenverkehre Verwendung finden. Anch die niederen Forstbeamten haben
gegenwärtig eiue entsprechende Vorbildung nachzuweisen, während ihre sonstige
Vorbereitung eine mehr praktische (bei Forstleuten und bei dem Jägerkorps) ist.
Der Wineralreichtum, Wergbau und Küttenbelrieö.
§ 9. Die Metalle.
Das Deutsche Reich ist an mineralischen Schätzen ziemlich reich. Zwar
wird von den edlen Metallen gegenwärtig nur Silber in größeren Mengen
bergbaulich gewonnen, aber um so bedeutender ist das Vorkommen wertvoller
unedler Metalle und andrer schätzbarer Mineralien. Der Abbau der Vorhan-
denen unterirdischen Schätze ist ein derartig schwunghafter, daß die bergmän-
nische Produktion Deutschlands fast durchweg eine sehr hohe Stellung einnimmt.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Eberswalde Sachsen Tharandt Württemberg Hohenheim Eisenach Wergbau Deutschlands
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 253
Lampenfabrikation, im Bau elektrischer Apparate (Siemens und Halske), in der
Fabrikation von Gas- und Wasseranlagen, von Gold-, Silber- und Alfenide-
waren sowie von Fortepianos. In feinen Glas-, Porzellan- und Thonwaren
(besonders Öfen) gibt es 608 Betriebe mit 10555 Zugehörigen; in Holz- und
Schnitzstoffen 6414 Betriebe mit 73707 Zugehörigen; besonders großartig ist bte
Anfertigung von Möbeln, welche einen bedeutenden Export erzielen. Die Textü-
industrie, welche sich auf die Fabrikation von Garnen und Zeugen aus Seide,
Wolle und Baumwolle erstreckt, hat 5071 Betriebe und 34039 Zugehörige. Gefertigt
werden namentlich tuchähnliche und glatte Stoffe, Seidenzeuge, Bänder, Posamenten,
Strumpf- und Phantasiewaren. Sehr wichtig ist auch die Färberei und Druckerei.
Außerordentlich entwickelt 'ist vor allen die Bekleidungs- und Reinigungsindustrie,
welche 60131 Betriebe und 167553 Zugehörige besitzt. Es handelt sich hier um
Herstellung fertiger Wäsche für Franen, Männer und Kinder, von Strohhüten,
Putzfedern und künstlichen Blumen, besonders auch für das Ausland. Die Papier-
Industrie hat 1051 Betriebe und 16344 Zugehörige und liefert besonders in
Luxuspapieren bedeutende Werte für das- Ausland. Die Tabaksfabrikation be-
schästigt in mehreren hundert kleineren und einem Dutzend größeren Anstalten
mehrere tausend Arbeiter, so daß Berlin auch hierin einen wichtigen Platz Deutsch-
lands darstellt. Für Nahrungs- und Genußmittel sind 4152 Betriebe mit 46887
Zugehörigen vorhanden. Eine wichtige Stellung nimmt hier die Bierbrauerei ein,
welche, abgesehen von dem seit alter Zeit sehr geschätzten Weißbier, immer mehr
auch in der Herstellung von Lagerbier Vortreffliches leistet. In der chemischen
Industrie, welche in 275 Betrieben 6054 Zugehörige besitzt, werden alle möglichen
Artikel hergestellt, auch ist die Herstellung von Seifen und Toilettengegenständen
ein lohnender Geschäftszweig. Die Leder-, Wachstuch- und Gummi-Jndnstrie, leistet
vortreffliches und hat 2194 Betriebe mit 21731 Zugehörigen. Im Buchverlag und
Buchdruck hat Berlin nahezu die Bedeutung Leipzigs erlangt. Das polygraphische
Gewerbe besitzt 1025 Betriebe und 19 785 Angehörige. — Der Handel Berlins
befaßt sich nicht nur mit den Bedürfnissen der großen Stadt und den Erzeugnissen
des Gewerbfleißes, sondern nimmt auch für auswärtige Märkte eine sehr hervor-
ragende Stellung ein; er beschäftigt in 31604 Betrieben 68293 Personen (168699
Angehörige). Für Spiritus ist Berlin der Hauptplatz Deutschlands; nicht mehr
dagegen als Wollmarkt. In chemischen Farbwaren, Zephyrstickwolle, wollenen
Sommerstoffen, Strumpfwaren, Phantasieartikeln, Konfektionsgegenständen, Posa-
menten, Luxuspapieren, Gummi- und Kurzwaren, Gaskronleuchtern, Möbeln,
Pianoforten, Nähmaschinen, Geldschränken, Lampen, Dampf- und Telegraphen-
apparaten findet ein erheblicher Export statt. — In den letzten Jahrzehnten hat
sich Berlin als Geldmarkt so außerordentlich gehoben, daß die Umsätze der Börse
im ganzen nur wenig geringer sind als in London, und in „auswärtigen Werten"
hier überhaupt die größten Geschäfte gemacht werden. Es sind über 600 Bank-
geschäfte vorhanden, unter denen solche von höchster Bedeutung und größtem Rufe.
Das Produkteugeschäft ist gleichfalls sehr bedeutend. Außer den großen Staats-
instituten sind viele private Geldinstitute von bedeutendem Umfange vorhanden. Das
Versicherungswesen dient allen möglichen Interessen durch größere Gesellschaften. —
Den Wissenschaften dient vor allem die Universität, die bedeutendste des deutschen
Reiches. Für höhere Bildung finden sich sonst fünfzehn Gymnasien, acht Real-
gymnasien, zwei Oberrealschulen, ein Progymnasium, mehrere höhere Bürgerschulen,
eine Handelsschule, ein Schullehrerseminar, zwei Seminare sür Lehrerinnen, eine
Turnlehrerbildungsanstalt, eine Taubstummenanstalt, sieben öffentliche höhere
Mädchenschulen und zahlreiche höhere Privatschulen für Knaben und Mädchen.
Die große königliche Bibliothek hat gegen eine Million Bände und 15000 Hand-
schriften, die Universitätsbibliothek 160000 Bände. Erwähnenswert sind ferner die
Akademie der Wissenschaften, die Akademie der Künste, das deutsche Gewerbemuseum,
das königliche Institut für Glasmalerei, die Kriegsakademie, die Militärturnanstalt,
die Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule, die Artillerieschieß- und die Ober-
feuerwerkerschule, die Bergakademie und die polytechnische Hochschule, die Tier-
arzneischule, die Sternwarte, das meteorologische, metronomische und geodätische
Institut, die landwirtschaftliche Hochschule, das Hebammeninstitut, das medizinisch-
chirurgische Friedrich-Wilhelmsinstitut, die Hochschule für Tonkunst, die Musterzeichen-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Leipzigs Berlins Berlin Deutschlands Berlin London
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Trotzendorf. 89
Dorfe dieses Namens, eine Meile von Görlitz (jetzt Troitschendorf), wo er 1490
geboren wurde, gehört in die Reihe der großen Schulmänner des 16. Jahr-
Hunderts, wie Sturm in Straßbnrg. Neander in Jlefeld, H. Wolf in Augsburg,
Mylins in Görlitz, Fabricius in Meißen, welche alle aus der Schule Melauchthons
hervorgegangen sind. Trotzendorf war der Sohn eines ehrbaren Landmannes,
der mit Bettelmönchen in Verbindung stand. Als diese die Lernbegierde und Fähig-
keit des Knaben wahrnahmen, veranlagten sie den Vater, den kleinen Valentin
nach Görlitz auf die Schule zu schicken. Bald aber wurde es dem Vater leid, den
Sohn fortgeschickt zu haben; er ließ ihn wieder zurückkommen und verwendete
ihn in der Landwirtschaft.
Goldberg.
Aber die Mutter gefiel sich in dem Gedanken, ihr Söhnchen könne
einmal ein Priester werden, und sie wußte es durchzusetzen, daß Valentin in
seinem Geburtsorte weiter im Lesen und Schreiben unterrichtet wurde. Als
Schreibmaterial dienten dem Knaben Birkenrinde (interior betulae cortex),
Gänsekiele und Kaminruß (fuligo infumibuli atramentum suppeditavit).
Zwei Jahre dauerte dieser Unterricht Auf unablässiges Betreiben seiner
Mutter wurde der Jüugling im Jahre 1508 wieder in die Stadt gebracht,
um sich ganz dem Studium zu widmen. Trotzendorf überholte bald alle seine
Mitschüler, und als 1513 sein Vater starb (seine Mutter war schon früher
an der Pest gestorben), verkaufte er sein Erbgut und begab sich nach Leipzig,
wo er sich zwei Jahre lang lateinischen und griechischen Studien widmete.
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TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
54 Handel und Gewerbe in Schlesien.
Anfang des 18. Jahrhunderts durch den Breslauer Kaufmann Georg von Giesche
wiederum in Aufnahme, welchem bereits im Jahre 1704 von Kaiser Leopold ein
Privilegium in ganz Ober- und Niederschlesien, für sich allein Galmei graben zu
dürfen, erteilt wurde.
Solange der Galmei nur zur Messingbereitung Verwendung fand, war
die Bedeutung des schleichen Galmeibergbaues eine verhältnismäßig geringe
und untergeordnete. Dies änderte sich jedoch wieder, als es im Anfange unsres
Jahrhunderts dem Hütteninspektor Reberg zu Wosrolla gelang, aus zinkischen
Ofenbrüchen und demnächst aus Galmei metallisches Zink darzustellen, was im
Jahre 1809 zur Errichtung der königlichen Lydognia-Zinkhütte, der ersten
größeren Zinkhütte in Oberschlesien, führte.
Unter österreichischer Herrschaft gedieh der Bergbau in Schlesien nicht.
Erst Friedrich der Große war es, welcher nach der Besitzergreifung Schlesiens
mit sicherem Blicke die hohe Bedeutung des Bergbaues erkannte und durch seine
Fürsorge und weise Maßnahmen den Grund zu der Entwickelung und Blüte
legte, welche der schlesische Bergbau unter dem dauernden Schutze und der Für-
sorge der preußischen Regenten erlangt hat. Friedrich der Große richtete das
landesherrliche Bergamt zu Reichenstein ein, das im Jahre 1769 in ein Ober-
bergamt verwandelt, 1778 nach Reichenbach, 1779 nach Breslau, 1819 nach
Brieg. 1850 wieder nach Breslau verlegt wurde.
Im Jahre 1768 entsandte Friedrich Ii. erfahrene Räte nach Schlesien,
die das schlesische Bergwesen untersuchen und dessen Organisation einleiten
sollten, die auch die Lust zum Bergbau in den Schlesiern rege machen mußten.
Schon im Jahre 1769 erließ der König die revidierte Bergordnung für das
souveräne Herzogtum Schlesien und die Grafschaft Glatz, welche die Grundlage
bildete, zum Bergbau in Schlesien an allen Orten anzufeuern; er regelte das
Knappschaftswesen und erließ verschiedene, die Entwicklung des Bergbaues
bezweckende Verordnungen.
Was aber die Regierung Friedrichs des Großen in der Geschichte des
schleichen Bergbaues unvergeßlich macht und von besonderem Einfluß erscheinen
läßt, war die glückliche Wahl eines geschickten Leiters, indem an die Spitze der
Bergwerksverwaltung ein hochbegabter, theoretisch und praktisch ausgebildeter
Mann gestellt wurde, welcher auf die Entwicklung des schleichen Bergbaues einen
eminenten Einfluß ausgeübt hat. Es war dies der 1779 zum kommissarischen
Direktor des Oberbergamtes, nachher zum ersten schleichen Berghauptmann und
im Jahre 1802 zum Oberberghauptmann und später zum Staatsminister ernannte
Graf Friedrich Wilhelm von Rheden. Dieser Mann war ausgestattet mit einem
reichen Schatz von technischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Kenntnissen,
welche er sich unter Leitung seines Oheims, des hannöverschen Berghauptmanns
von Rheden, beim Harzer Bergbau und durch sorgsame Studien auf der Uni-
versität Göttingen, auch durch Bereifung deutscher und englischer Berg- und
Hüttenwerke erworben hatte.
Beim Eintritt Rhedens in die schlesische Bergwerksverwaltung im Jahre
1780 war in Oberschlesien der Steinkohlenbergbau überhaupt noch nicht ins
Leben getreten. Als metallischer Bergbau war in Oberschlesien nur der von der
Giescheschen Gesellschaft betriebene Galmeibergbau im Gange, der etwa 10 000
Zentner Galmei jährlich zur Messingfabrikation förderte. Der Bleierzbergbau bei.
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Giesche Leopold Leopold Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrich_Wilhelm_von_Rheden Friedrich Wilhelm
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Ritterakademie zu Liegnitz. 347
fast wider die Reputation eines Kavaliers, indem selbigem weit anständiger sei, ein
Pferd geschickt herumzutummeln und Degen und Pistolen wohl zu führen zu wissen."
Die Lektionen begannen erst im folgenden Jahre; das Unterrichtswesen der
Anstalt trug längere Zeit den Charakter einer Universität; es fanden Vorlesungen
über Institutionen, angewandte Mathematik, Heraldik u. s. w. statt. Erst allmählich
wurde die Akademie mehr und mehr Schule, die juristischen Studien abgeschafft,
das Latein (1792) eingeführt, nachdem schon 1743 die Übertragung des Vize-
direktorates von dem Stallmeister auf den Professor primaria erfolgt war.
Am 19. März 1709 feierte die Ritterakademie zum erstenmal das Namens-
fest ihres kaiserlichen Gründers, wobei einige Reden im neuen Auditorium ge-
halten und abends das Gebäude illuminiert wurde; damals waren 24 Akademisten
in Liegnitz. Daß diese Herren Akademiker nicht durchweg solide lebten, beweist
der Umstand, daß schon 1713 den Liegnitzer Weinschenken und „Italienern",
auch Kaffee- und Theeschenken und Handelsleuten durch ein Regierungsreskript
publiziert worden ist, daß sie den Akademisten nichts verleihen oder borgen, weder
Wein noch Thee und Kaffee, auch um ihr Geld einschenken sollten bei Strafe von
50 Thalern. Die Strafe wurde im Wiederholungsfalle noch erheblich verschärft,
das Edikt auch 1723 und 1724 erneuert. Auch wurde im Jahre 1726 den
Professoren geboten, „mit den Akademisten sich keineswegs familiär zu machen."
Die Gebäude der Akademie waren meist hölzern, mit Schindeln gedeckt,
ungleich, boten wenig Bequemlichkeit und entsprachen nicht der Würde der
Anstalt. Deshalb wurde der Neubau der Gebäude beschlossen. Am 5. Juli 1728
wurde derselbe mit der Eröffnung des ersten Grundgrabens begonnen. Der
Bau hat im ganzen zehn Jahre in Anspruch genommen.
Interessant ist ein Streit, den die Profesforen und Exerzitienmeister der
Akademie im Jahre 1732 mit dem Rate der Stadt Liegnitz hatten. Dieser
hatte nämlich 1726 bestimmt, daß weder fremdes Bier noch Fleisch eingeführt,
noch Pfuscher geduldet werden sollten; die Lehrer aber ließen sich die nötigen
Viktnalien und das Bier aus der Ferne kommen und beriefen sich auf die
Stiftungsurkunde, laut welcher der Rat mit der Akademie nichts zu thuu habe.
Der Rat wollte sich dies Vorgehen nicht gefallen lassen und schritt gegen die
Übertreter seiner Verordnung im Jahre 1732 ein. Die Lehrer wurden mit
ihrer Beschwerde abgewiesen. Da verschafften sie sich ärztliche Atteste, welche
das Liegnitzer Bier für nicht zuträglich erklärten, und so umgingen sie das Gesetz.
Die Vorarbeiten und Ausgrabungen zum Neubau waren 1735 so weit
fertig, daß die Grundsteinlegung erfolgen konnte. Die Stadt fchenkte bei der
Feierlichkeit sechs große Kannen Wein, die Bürger hatten sich in den Gassen,
durch welche der Festzug ging, in Reihen gestellt und präsentierten unter flie-
genden Fahnen und klingendem Spiel das Gewehr. Die Anstalt stand damals
im vollsten Glanz; sie wurde von mehreren Prinzen besucht und hatte Pen-
sionäre aus der Lombardei, Ungarn, Litauen und Polen.
Am 22. Februar 1741 traf Friedrich Ii. zum erstenmal in Liegnitz ein
und speiste mit dem Herzog von Holstein in der Ritterakademie. Im Jahre
1763, dem Jahre des Hnbertsbnrger Friedens, wurde am 19. März, wie
gewöhnlich, das Josephsfest gefeiert. Von diesem Jahre ab verlegte man die
Feier der Gründung auf den Friedrichstag, den 5. März, wobei es bis 1774
geblieben ist. Aber die ersten Jahrzehnte preußischer Regierung waren für die
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
368 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
lohnende Bergbau von da ab aufhörte; dagegen kam die Töpferei in Aufnahme,
die jetzt einen Haupterwerbszweig der Einwohnerschaft bildet. Die sehr an-
sehnliche Anzahl von Thonwarenfabriken erhält ihr Material aus den umfang-
reichen Thonschichten der Umgegend der Stadt und liefert das weithin bekannte
Bunzlauer Töpsergeschirr.
Das Waisenhaus zu Buuzlau entstand ohne landesherrliche Beihilfe. Ein
Maurermeister der Stadt, Gottfried Zahn, der erst in seinem 24. Lebensjahre
das Schreiben und Lesen erlernt hatte, wurde durch die Bekanntschaft mit den
Frankeschen Stiftungen in Halle bewogen und durch das Mitleid mit armen,
verwaisten Kindern getrieben, auf die Gründung eines Waisenhauses für feine
Gegend zu denken. Er hatte kein Vermögen, aber ein festes Vertrauen auf
Gott. Zuerst nahm er 1744 einen Lehrer in sein Haus und ließ durch den-
selben Kinder, meistens unentgeltlich, unterrichten; sein Haus richtete er zu
einer Schule ein und hatte einmal 24 arme Kinder in demselben beisammen.
Allein diese Schule wurde als ein Eingriff in die Stadtschulenrechte untersagt. Zahn
gab jedoch seinen Gedanken nicht auf; nach eingezogener königlicher Bewilligung
erhielt er von dem Magistrate die Erlaubnis, eine Schulaustalt zu gründen,
wenn er sich verpflichten wolle, einen Lehrer und zwei Waisenkinder in der-
selben unentgeltlich zu versorgen. Diese Bedingung ging er 1753 ein und sing
am 14. März 1754 seine Schule in seinem Hause wieder an. Sehr bald fanden
sich nun auch Wohlthäter, welche durch Geldbeiträge Zahns Unternehmen unter-
stützten oder Kleidungsstücke und Bücher für die armen Kinder schenkten. Zahn
vergrößerte dnrch Ankauf eines benachbarten Hauses seine Anstalt und legte
1755 den Grundstein zu einem größeren Waisenhause. Die Anstalt wurde
einem Gymnasium ähnlich ausgebildet, auch wurden Kinder für Geld als Pen-
sionäre in derselben ausgenommen; städtische Kinder durften die Schulstunden
besuchen. Zahn starb am 22. September 1758 und hatte die gegründete Hoff-
nung zum ferneren Gedeihen seines Waisenhauses noch erlebt. Nach seinem
Tode übernahm der zweite Pastor zu Bunzlan, Woltersdorf, die Direktion, und
unter ihm gedieh die Anstalt immer mehr. Im Jahre 1764 gingen zum ersten-
mal Zöglinge des Hauses auf die Universität ab. Eine mit der Anstalt ver-
bnndene Buchdruckerei vermehrte die Einkünfte.
In Bunzlan ist dem Fürsten Kntusow ein Denkmal errichtet worden. Die
Stadt hatte durch die Gewaltherrschaft der Franzosen zu Anfang nnsres Jahr-
Hunderts erheblich gelitten; sie nahm lebhaft teil an der allgemeinen Erhebung
gegen die Unterdrücker. Am 13. April 1813 zog der russische Kaiser Alexander
in Bunzlan ein. In seiner Begleitung befand sich Kntosow, der, im Jahre
1745 geboren, im Jahre 1805 das erste russische Armeekorps gegen die Fran-
zosen und unter Kaiser Alexander das verbündete Heer am 2. Dezember in der
Schlacht bei Austerlitz befehligte. Für seinen Sieg bei Smolensk erhielt er den
Beinamen Smolenskij. Er erkrankte in Bnnzlau am Nervenfieber. Als der
König von Preußen, Friedrich Wilhelm Iii., am 22. April 1813 auf kurze Zeit
in die Stadt kam, ging er fofort, ohne die Gefahr der Ansteckung zu scheuen,
zu dem kranken Fürsten, der am 28. desselben Monats starb. Am 9. Mai
wurde die Leiche in feierlicher Prozession nach Petersburg geführt. Ten Zug
eröffneten die Schulkinder der beiden christlichen Konfessionen, ihnen folgte die
evangelische und katholische Geistlichkeit, in deren Mitte sich der Pope befand,
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_Zahn Woltersdorf Alexander Alexander Kntosow Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
48 Die freie und Hansestadt Hamburg.
um so mehr „verdammten Spaß", je länger ein blaues Auge oder eine breit-
geschlagene Nase auf der See noch die Erinnerung daran wachhält. Daß nicht
die Seeleute allein, sondern auch mancher lockere Vogel aus den sogenannten
besseren Ständen „reinfällt", darf wohl nicht erst erwähnt werden.
Geistiges Leben in Hamburg. Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts beginnt Hamburg in der deutschen Litteratur eine Rolle zu spielen.
Im Jahre 1639 ließ sich Paul Flemming (geboren 1609 zu Hartenstein
im Vogtlande) als Arzt Hierselbst nieder, nachdem er von seiner Reise, die er
.in derselben Eigenschaft mit der Gesandtschaft, welche der Herzog Friedrich von
Schleswig-Holstein nach Moskau und dann nach Persien abgeordnet, unter-
nommen hatte, zurückgekehrt war. Leider erlag dieser Mann mit einem echten
deutschen Herzen und Gemüte, reich an Macht und Fülle, an Wahrheit, Lebendig-
keit, Wärme, Einfachheit und gesunder Natürlichkeit, der Mann, den Gervinns
den „schönsten Charakter unter allen weltlichen Dichtern des Jahrhunderts"
nennt, bereits im April 1640 einer jähen Krankheit. Von seinen vielen Dich-
hingen nennen wir nur das schöne Kirchenlied: „In allen meinen Thaten u. s. w.",
durch das er sich zur langen, gefahrvollen Reise ernst und würdig vorbereitet hatte,
das männlich kräftige Sonnett „An Sich!" mit den herrlichen Schlußworten:
„Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles unterthan", «
und sein anmutig und tief empfundenes:
„Ein getreues Herze wissen,
Hat des höchsten Schatzes Preis u. s. w."
An der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Dichtergruppe zu
erwähnen, deren Erzeugnisse von dem brannschweigischen Hofrat Weichmann
unter dem Titel: „Die Poesie der Niedersachsen" herausgegeben wurde und
die in Hamburg ihre vornehmsten Vertreter hatte. Zu ihnen gehörte Christian
Wernicke, der nach längeren Reisen im Auslande mehrere Jahre in Hamburg
privatisierte. In einer Sammlung von Epigrammen, die zu den besten seiner
Zeit zählen, geißelte er unnachsichtlich den Geschmack der zweiten schleichen
Schule, deren Poesie unwahr, kraftlos, hohl, sinnlich, zügellos, mitunter bis
ins Schmutzige gemein und trotz der galanten Schreibart vergiftet, oberflächlich,
unnatürlich, übertrieben, bis zum Ermüden phrasenreich, mit den „durchdringenden
löblichen Beiwörtern" geschmückt war.
. Seine Pfeile waren besonders gegen die Häupter genannter Schule, Christian
Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Kaspar von Lohenstein, gerichtet.
Einen bedeutenderen Platz' unter den Niedersachsen nahm Barthold
Heinrich Brockes ein. Im Jahre 1680 in Hamburg geboren (gest. 1747),
hatte er in Halle die Rechte studiert und war nach mehrjährigen Reisen, auf
denen er sich eine vielseitige Bildung erworben, nach seiner Vaterstadt zurück-
gekehrt. Hier fand er als Senator Muße genug, sich den von ihm mit Vor-
liebe gepflegten Künsten, der Malerei, der Musik und der Poesie zu widmen.
Seine Gedichte, welche er unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott" in
neun starken Bänden herausgab, beschränken sich auf fromme Naturbetrachtung
und Naturschilderung und enthalten manche wohlgelungene Stellen poetischer
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Extrahierte Personennamen: Paul_Flemming Friedrich_von
Schleswig-Holstein Friedrich Hofrat_Weichmann Christian
Wernicke Christian
Hoffmann_von_Hoffmannswaldau Daniel_Kaspar_von_Lohenstein Heinrich_Brockes Heinrich