Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 401

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 401 Schiffe gezählt worden. Für den Verkehr von der Mainmündung bis Frankfurt a./M. war bisher der Umstand hinderlich, daß die Güter in Mainz umgeladen werden mußten; nachdem die Strecke bis Frankfurt a./M. kanalisiert worden ist, hat sich der Frachtenverkehr dahin auf dem Main bedeutend gehoben (statistische Angaben sind noch nicht möglich). Die Schiffahrt auf der Fulda ist nach Eröffnung der Nord- bahn im wesentlichen auf den Verkehr von Baumaterial beschränkt. — Die gut ge- haltenen Kunststraßen hatten bereits zu Ende der siebziger Jahre im Bezirke Kassel etwa 7000, im Bezirke Wiesbaden gegen 1400 km Länge. — Von den Eisenbahnen ist vor allem die von Hannover kommende Linie zu erwähnen, welche über Göt- tingen, Bebra, Fulda und Frankfurt a./M. zum Rheine (bei Kastell) führt; sodann eine zweite, welche von Karlshafen über Kaffel, Marburg. Gießen, Weilburg, Lim- bürg nach Oberlahnstein leitet und, den Rhein aufwärts gehend, sich mit der ersteren Linie vereinigt. Beide Hauptstrecken sind miteinander verbunden: von der Halle- Kasseler Bahn her durch die Strecke Eichenberg-Münden-Kassel; von der Thüringer Bahn her durch die Strecke Bebra-Guntershausen, von der Leineselde-Gothaer Bahn her durch die Linie Dingelstedt-Niederhohne-Kassel und Waldcappel-Treysa; außerdem durch die Strecken Fulda-Gießen. Gelnhausen-Gießen, Frankfurt-Gießen, Höchst- Limburg. Außerdem zweigen sich noch seitwärts mehrfache Bahnlinien ab (Elm- Gmnnden, Hanau-Aschaffenburg, Hanau-Offenbach-Frankfurt a./M., Frankfurt a./M.- Darmstadt-Heidelberg, Frankfurt a./M.-Mainz am linken Flußufer, Frankfurt a./M.- Homburg, Höchst-Soden, Kastell-Wiesbaden , Kastell - Biebrich, Wetzlar-Betzdorf, Hümme-Warburg-Altenbeken :c. Die gesamten Eisenbahnlinien hatten 1888/89 eine Länge von 1422 km, wovon 1254 km unter Staatsverwaltung, 168 km unter Privatverwaltung standen. — Das Postwesen entstand im Kurhessischen 1615—1618; etwa 10 Jahre später trat die Thurn- und Taxissche Verwaltung ein, welche feit 1816 jährlich eine Abgabe von 42000 Thalern zahlte. Auch in Nassau war diese Verwaltung, anfangs unentgeltlich, seit 1806 gegen eine Abgabe von 6000 Gulden. In Frankfurt a./M. bestand seit 1722 neben städtischer Botenpost auch Thurn- und Taxissche Verwaltung; seit 1811 war hier die Generaldirektion der Thurn- und Taxisschen Verwaltung. Im Jahre 1867 wurde die Verwaltung überall preußisch. Es bestehen jetzt Oberpostdirektionen in Kassel und in Frankfurt a./M. In der Provinzialhanptstadt Kassel haben das Oberpräsidium, die Pro- vinzialsteuerdirektion und das Generalkommando des Xi. Armeekorps ihren Sitz. Für die Verwaltung der evangelischen Kirche bestehen Konsistorien zu Kassel und Wiesbaden, für die der katholischen Kirche Bistümer zu Fulda und Lim- bürg; eine Universität befindet sich zu Marburg. Jeder der beiden Bezirke bildet auch einen kommunalständischen Verband, zu welchem gesonderte Pro- vinzialstände gehören (Versammlung zu Kassel und Wiesbaden). Der kom- munalständischen Verwaltung sind unterstellt: das Chansseebanwesen, die Leih- und Pfandhäuser, die Landeshospitaler, Landkrankenhäuser, Taub- stummeninstitnte, die Jrrenheil-, Korrektions- und Landarmenhäuser, sowie die Schatzkommission und die Landeskreditkasse (in Kassel) und die Landesbank (in Wiesbaden). Regierungsbezirk Kassel. Kassel, Hauptstadt der Provinz und des Regierungsbezirks, Stadtkreis und Eisenbahnknotenpunkt in einem weiten Thalbecken, an der unteren Fulda, 64083 Einwohner (bis auf ca. 5000 Katholiken und 1800 Juden evangelisch). Oberpräsi- dium, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht, Oberpostdirektion, Provinzial-Steuer- direktion, drei Eisenbahnbetriebsämter, Landratsamt für den Landkreis, Hauptsteuer- amt, Bergrevier, Generalkommission zur Ablösung von Servituten. Unter den sechs reformierten Kirchen ist die Martinskirche (Grabmal Philipps des Großmütigen); Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Gewerbe- und Kriegsschule; Akademie der bildenden Künste; Zeichenschule; bedeutende Sammlungen (Gewerbemuseum, Gemälde- galerie?c.); Landesbibliothek (140000 Bände); Theater, Strafanstalt, Waisenhäuser). Das Deutsche Reich. o«

2. Das Deutsche Reich - S. 61

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bevölkerung. 61 Juden sich stärker vermehrten als die übrige Bevölkerung. Im allgemeinen tritt bei ihnen das Bestreben hervor, das platte Land mit den großen Städten zu vertauschen. Am auffälligsten ist das Anwachsen der jüdischen Bevölkerung in Berlin, wo- mit die verhältnismäßige Verringerung der jüdischen Bevölkerung in der Provinz Posen in Zusammenhang steht. Nächst Berlin haben namentlich Breslau, Stras- burg , Hamburg, Altona, Stettin, Frankfurt a. M., Mannheim, Straßburg und Mülhausen im Elsaß eine starke jüdische Bevölkerung. Im übrigen liegt das Maxi- mum ihrer Verbreitung auf dem platten Lande in den stark slawischen Gegenden des Ostens (Westpreußen, Posen, Oberschlesien). 1885 waren 16 785734 oder 35,82 Prozent Katholiken, 29369847 oder 62,68 Prozent Protestanten, etwa 100000 Mitglieder von Sekten und andern Konfessionen sowie 563172 oder 1,2g Prozent Juden vorhanden. § 9. Die Volksbildung im allgemeinen. Wenden wir uns zu denjenigen Verhältnissen, welche dazu dienen, die Kulturentwickelung des deutschen Volkes zu veranschaulichen, so haben wir zunächst darauf hinzuweisen, daß die früher gegebene allgemeine Charakteristik desselben (vgl. oben § 5) im voraus seiue Befähigung darthut, den geistigen Fortschritt der Menschheit in hervorragender Weise zu fördern, ja bei der Hebung und Ausbreituug von Kunst, Wissenschaft und Industrie, sowie jeder nützlichen Thätigkeit eine Führerrolle zu übernehmen. Hinsichtlich der Volksbildung nimmt unser Vaterland, und in dem- selben der preußische Staat die erste Stufe in der Welt ein, wiewohl in der letzten Zeit auch in andern Ländern ein erheblicher Fortschritt in gedachter Beziehung hervorgetreten ist. Seit dem Anfange unsres Jahrhunderts fanden in Deutschland, namentlich in Preußen, die Bestrebungen Pestalozzis begeisterte Anhänger, und da auch die politischen Verhältnisse fördernd wirkten, so wurde in den beiden ersten Jahrzehnten unsres Jahrhunderts das Volksschulwesen reformiert und in neue heilsame Bahnen gelenkt. Gegen die Mitte unsres Jahrhunderts begann in Preußen ein konservativerer Hauch das Schulwesen zu durchwehen und das Bestreben hervorzutreten, den staatserschütternden Ideen der Revolution durch entsprechende Gestaltung desselben wirksam entgegen zu treten; diesen Weg hat man nach der Begründung des neuen Kaiserreichs nicht völlig beibehalten. Seit 1372 ist in Preußen für die materielle Hebung des Standes der Volksschullehrer viel geschehen, auch die Zahl der Seminare stark vermehrt worden. In den übrigen Staaten des Deutschen Reiches ist die Höhe des prenßi- schen Volksschulwesens meist erreicht, teilweise in letzter Zeit sogar überholt worden. Recht günstig ist der Stand des Volksschulwesens in den sächsischen Herzogtümern, im Königreich Sachsen, in Baden. Braunschweig, Württemberg, und auch in Bayern. — Die Gesamtzahl der Volksschulen wird in Deutsch- land gegenwärtig auf über 57 000 geschätzt. — Obwohl nun in allen deutschen Staaten der Volksschulunterricht für Kinder vom 6. bis 14. Jahre obligatorisch ist, so fehlt es noch jetzt keineswegs an solchen, welche aller Schulbildung ent- behren (an Analphabeten); doch ist das Verhältnis fortgesetzt günstiger geworden. Am meisten findet sich der Mangel jeglicher Schulbildung unter Angehörigen des preußischen Staates im Regierungsbezirke Posen, demnächst in den Regierungs-

3. Das Deutsche Reich - S. 92

1900 - Leipzig : Spamer
92 Sechstes Kapitel. Sehr förderlich für diesen angestrengteren Betrieb der Landwirtschaft erwies sich übrigens auch die ausgedehntere Einführung des Klee- und Kar- toffelbaues sowie der Stallsütteruug des Viehs an Stelle des Weidebetriebes; hierzn kam etwa gleichzeitig in nnserm Jahrhundert die Aufhebung der mittel- alterlichen Fendallasten, fowie die immer weiter durchgeführte Separation, welche für Verteilung der Gemeindeweiden forgt und zugleich der großen Bodenzerstückelung ein Ende macht. Um nun aber die moderne Landwirt- fchaft mit Erfolg betreiben zu können, hat sich nicht nur eiu größeres Betriebs- kapital, fondern auch eine höhere Berufsbildung nötig gemacht; für die letztere forgen jetzt höhere und uiedere Landwirtschaftsschulen, welche man im Lanse uusres Jahrhunderts begründet hat. Der Begründer des neuen landwirtschaftlichen Betriebes ist Thaer, welcher 1806 zu Möglin eine berühmte Landwirtschastsschule errichtete, die bis 1862 bestand. Der Thaerschen folgte allmählich die Grüudung ähnlicher Anstalten, so zu Hohen- heim bei Stuttgart, zu Schleißheim bei München, zu Jena, zu Eldena bei Greifs- Wald, zu Wiesbaden, Tharand, Poppelsdorf bei Bonn und Proskau (Oberschlesien). Manche von diesen Anstalten sind wieder eingegangen oder haben Veränderungen erfahren, dagegen sind neuerdings viele Universitäten mit Lehrstühlen für Landwirt- schast versehen worden. Besonders erwähnenswert sind auch die Versuchsanstalten, welche mit den größeren landwirtschaftlichen Instituten verbunden worden sind. In denselben werden alle möglichen hochbedeutsamen Versuche gemacht, um die Viehrassen zu veredeln und zu verbessern, sowie die Bodenproduktion durch zweckmäßigere Be- fruchtung, durch Akklimatisieren neuer Nutzpflanzen und durch Verbesserung des ganzen Kulturverfahrens zu heben. Die Verquickung landwirtschaftlicher Fachbildung mit den Aufgaben einer höheren Schulbildung, wie sie neuerdings mehrfach ver- sucht worden ist, empfiehlt sich wohl kaum, da ein Zweck die Erreichung des andern erschwert. Dagegen haben niedere Ackerbauschulen (landwirtschaftliche Winterschulen 2c.) sich dadurch nützlich erwiesen, daß sie kleineren Landwirten be- hilflich gewesen sind, die Lücken ihrer Elementarbildung auszufüllen. — Eine außerordentliche Bedeutung für die Entwicklung der Landwirtschaft haben übrigens auch die landwirtschaftlichen und Bauernvererne gewonnen. Dieselben haben sich zunächst in den reicheren Landesteilen, allmählich aber auch in ent- legeneren und weniger produktiven Gegenden Deutschlands von Jahr zu Jahr ver- mehrt und von den Regierungen angemessene Förderung erhalten. Im preußischen Staate sind sie zu Zentralverbänden zusammengefaßt worden, und die über die Pro- vinzen systematisch verteilten landwirtschaftlichen Ausstellungen und Tier- schauen, zu denen der Staat Preise hergibt, pflegen selbst für die kleinsten landwirt- schaftlichen Betriebe von reicher Förderung und Anregung zu fein. Auch die Geflügelzucht ist Gegenstand zahlreicher Vereine geworden, welche auf ihren Aus- stellungen namentlich die Veredelung der Hühner- und Taubenrassen ins Auge fassen, aber daneben auch den Schutz nützlicher Vögel in Feld und Wald nicht vergessen. An landwirtschaftlichen Vereinen ist im preußischen Staate bisher die Provinz Han- nover besonders reich, unter den übrigen deutschen Ländern das Königreich Sachsen. Eine sehr wesentliche Hebung der deutschen Landwirtschaft ergibt sich namentlich auch dadurch, daß iu den hierzu geeigueten Gegenden die Zucker- rübe kultiviert und mit dem Wirtschaftsbetriebe als Nebenzweig vielfach Branntweinbrennereien verbunden werden. Trotzdem die Zuckerrübe eine intensivere Bodenbearbeitung und bedeutende Ausgaben für teure Düugstoffe voraussetzt, auch eiuer starken Besteuerung unterliegt, hat doch ihr Anbau in hohem Maße zur Blüte des Ackerbaues in den beteiligten Gegenden beigetragen, da bis zum Anfange der achtziger Jahre alle einigermaßen ausreichend fuudierteu und folid verwalteten Fabriken reichen Gewinn zu geben pflegten.

4. Das Deutsche Reich - S. 103

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 103 Aus den bisherigen Angaben läßt sich leicht folgern, daß der für den Handel überschüssige Holzvorrat sich lange Zeit hindurch fortgesetzt verringert und erst mit den ernstlichen Bemühungen, die Waldungen forstwisseuschastlich zu behandeln, wieder festere Verhältnisse gewonnen hat. Wenn trotzdeni die Holz- einfuhr die Holzausfuhr noch jetzt mehr und mehr übersteigt, so hat dies besonders darin seinen Grund, daß der Holzverbrauch im Julaude ganz gewaltig wächst. Für Schiffbau, Eisenbahnschwellen, Eisenbahnwagen, Telegraphenleitnngen, Papierfabrikation aus Holzstoff, ja selbst für den Bau vieler Maschinen n. bergt, hat sich der Holzbedars erstaunlich gesteigert, trotzdem durch die Anwendung von Kohlen zu Heizzwecken sich der Bedarf für die letzteren äußerst vermindert hat. So kommt es denn, daß Preußen, welches früher erheblich mehr Holz aus- als einführte, von 1862 an eine erheblich größere und fortwährend wachsende Einfuhr nötig hat. Noch 1862 überragte die Einfuhr die Ausfuhr zunächst jährlich um etwa 40000, dann 1865—71 um 2,2 Mill., 1872—75 sogar um 4,9 Mill. und gegenwärtig immer- noch um 3—4 Mill. Raummeter. Vergleicht man die Holzproduktion mit der Holzkonsumtion, so ergibt sich, daß dieselben sich im Deutschen Reiche gegenwärtig etwa gleich stehen, indem sie durchschnittlich jährlich je 40 600 000 edin betragen. Zum Brennen wird etwas mehr Holz verbraucht als sür die Industrie, deu Bau :c. Der Wert der Einfuhr und.der Ausfuhr betragen nach jenem Durchschnitts- satze etwa je 490 Mill. Mark. — Übrigens haben gegenwärtig von den europäischen Staaten nur drei an Holz einen ziemlich erheblichen Ausfuhrüberschuß, nämlich Rußland einen solchen von etwa 7840000, Schweden-Norwegen von etwa 6580000 und Österreich-Ungarn von 2800000 cbm. Unter denjenigen Staaten, bei denen der Einfuhrbedarf die einheimische Produktion übersteigt, steht Großbritannien mit 8 820000 cbm Mehrbedarf obenan, darauf folgt Frankreich mit einem Mehrbedarf von etwa 5 600000 cbm. — Brennholz braucht Deutschland gegenwärtig etwa 21280000, Nutzholz dagegen 19 320000 cbm. Es erübrigt uns, in der Kürze aus die forstwissenschaftlichen Institute hinzuweisen: Im Königreiche Preußeu ist zu Eberswalde eine Forstakademie von namhaftem Rufe, zu derselben trat bei der Erwerbung Hannovers die treffliche Forstakademie zu Münden. Das Königreich Sachsen besitzt die Akade- mie zu Tharandt, Bayern diejenige von Aschasfenbnrg, Württemberg eine solche zu Hohenheim und die thüringischen Staaten werden mit höheren Forstbeamten durch das Institut zu Eisenach versorgt. — Eine mehr militärische Lanfbahn schlagen in Preußen die „reitenden Feldjäger" ein, welche eine Zeitlang im Depeschenverkehre Verwendung finden. Anch die niederen Forstbeamten haben gegenwärtig eiue entsprechende Vorbildung nachzuweisen, während ihre sonstige Vorbereitung eine mehr praktische (bei Forstleuten und bei dem Jägerkorps) ist. Der Wineralreichtum, Wergbau und Küttenbelrieö. § 9. Die Metalle. Das Deutsche Reich ist an mineralischen Schätzen ziemlich reich. Zwar wird von den edlen Metallen gegenwärtig nur Silber in größeren Mengen bergbaulich gewonnen, aber um so bedeutender ist das Vorkommen wertvoller unedler Metalle und andrer schätzbarer Mineralien. Der Abbau der Vorhan- denen unterirdischen Schätze ist ein derartig schwunghafter, daß die bergmän- nische Produktion Deutschlands fast durchweg eine sehr hohe Stellung einnimmt.

5. Das Deutsche Reich - S. 253

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 253 Lampenfabrikation, im Bau elektrischer Apparate (Siemens und Halske), in der Fabrikation von Gas- und Wasseranlagen, von Gold-, Silber- und Alfenide- waren sowie von Fortepianos. In feinen Glas-, Porzellan- und Thonwaren (besonders Öfen) gibt es 608 Betriebe mit 10555 Zugehörigen; in Holz- und Schnitzstoffen 6414 Betriebe mit 73707 Zugehörigen; besonders großartig ist bte Anfertigung von Möbeln, welche einen bedeutenden Export erzielen. Die Textü- industrie, welche sich auf die Fabrikation von Garnen und Zeugen aus Seide, Wolle und Baumwolle erstreckt, hat 5071 Betriebe und 34039 Zugehörige. Gefertigt werden namentlich tuchähnliche und glatte Stoffe, Seidenzeuge, Bänder, Posamenten, Strumpf- und Phantasiewaren. Sehr wichtig ist auch die Färberei und Druckerei. Außerordentlich entwickelt 'ist vor allen die Bekleidungs- und Reinigungsindustrie, welche 60131 Betriebe und 167553 Zugehörige besitzt. Es handelt sich hier um Herstellung fertiger Wäsche für Franen, Männer und Kinder, von Strohhüten, Putzfedern und künstlichen Blumen, besonders auch für das Ausland. Die Papier- Industrie hat 1051 Betriebe und 16344 Zugehörige und liefert besonders in Luxuspapieren bedeutende Werte für das- Ausland. Die Tabaksfabrikation be- schästigt in mehreren hundert kleineren und einem Dutzend größeren Anstalten mehrere tausend Arbeiter, so daß Berlin auch hierin einen wichtigen Platz Deutsch- lands darstellt. Für Nahrungs- und Genußmittel sind 4152 Betriebe mit 46887 Zugehörigen vorhanden. Eine wichtige Stellung nimmt hier die Bierbrauerei ein, welche, abgesehen von dem seit alter Zeit sehr geschätzten Weißbier, immer mehr auch in der Herstellung von Lagerbier Vortreffliches leistet. In der chemischen Industrie, welche in 275 Betrieben 6054 Zugehörige besitzt, werden alle möglichen Artikel hergestellt, auch ist die Herstellung von Seifen und Toilettengegenständen ein lohnender Geschäftszweig. Die Leder-, Wachstuch- und Gummi-Jndnstrie, leistet vortreffliches und hat 2194 Betriebe mit 21731 Zugehörigen. Im Buchverlag und Buchdruck hat Berlin nahezu die Bedeutung Leipzigs erlangt. Das polygraphische Gewerbe besitzt 1025 Betriebe und 19 785 Angehörige. — Der Handel Berlins befaßt sich nicht nur mit den Bedürfnissen der großen Stadt und den Erzeugnissen des Gewerbfleißes, sondern nimmt auch für auswärtige Märkte eine sehr hervor- ragende Stellung ein; er beschäftigt in 31604 Betrieben 68293 Personen (168699 Angehörige). Für Spiritus ist Berlin der Hauptplatz Deutschlands; nicht mehr dagegen als Wollmarkt. In chemischen Farbwaren, Zephyrstickwolle, wollenen Sommerstoffen, Strumpfwaren, Phantasieartikeln, Konfektionsgegenständen, Posa- menten, Luxuspapieren, Gummi- und Kurzwaren, Gaskronleuchtern, Möbeln, Pianoforten, Nähmaschinen, Geldschränken, Lampen, Dampf- und Telegraphen- apparaten findet ein erheblicher Export statt. — In den letzten Jahrzehnten hat sich Berlin als Geldmarkt so außerordentlich gehoben, daß die Umsätze der Börse im ganzen nur wenig geringer sind als in London, und in „auswärtigen Werten" hier überhaupt die größten Geschäfte gemacht werden. Es sind über 600 Bank- geschäfte vorhanden, unter denen solche von höchster Bedeutung und größtem Rufe. Das Produkteugeschäft ist gleichfalls sehr bedeutend. Außer den großen Staats- instituten sind viele private Geldinstitute von bedeutendem Umfange vorhanden. Das Versicherungswesen dient allen möglichen Interessen durch größere Gesellschaften. — Den Wissenschaften dient vor allem die Universität, die bedeutendste des deutschen Reiches. Für höhere Bildung finden sich sonst fünfzehn Gymnasien, acht Real- gymnasien, zwei Oberrealschulen, ein Progymnasium, mehrere höhere Bürgerschulen, eine Handelsschule, ein Schullehrerseminar, zwei Seminare sür Lehrerinnen, eine Turnlehrerbildungsanstalt, eine Taubstummenanstalt, sieben öffentliche höhere Mädchenschulen und zahlreiche höhere Privatschulen für Knaben und Mädchen. Die große königliche Bibliothek hat gegen eine Million Bände und 15000 Hand- schriften, die Universitätsbibliothek 160000 Bände. Erwähnenswert sind ferner die Akademie der Wissenschaften, die Akademie der Künste, das deutsche Gewerbemuseum, das königliche Institut für Glasmalerei, die Kriegsakademie, die Militärturnanstalt, die Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule, die Artillerieschieß- und die Ober- feuerwerkerschule, die Bergakademie und die polytechnische Hochschule, die Tier- arzneischule, die Sternwarte, das meteorologische, metronomische und geodätische Institut, die landwirtschaftliche Hochschule, das Hebammeninstitut, das medizinisch- chirurgische Friedrich-Wilhelmsinstitut, die Hochschule für Tonkunst, die Musterzeichen-

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 89

1884 - Leipzig : Spamer
Trotzendorf. 89 Dorfe dieses Namens, eine Meile von Görlitz (jetzt Troitschendorf), wo er 1490 geboren wurde, gehört in die Reihe der großen Schulmänner des 16. Jahr- Hunderts, wie Sturm in Straßbnrg. Neander in Jlefeld, H. Wolf in Augsburg, Mylins in Görlitz, Fabricius in Meißen, welche alle aus der Schule Melauchthons hervorgegangen sind. Trotzendorf war der Sohn eines ehrbaren Landmannes, der mit Bettelmönchen in Verbindung stand. Als diese die Lernbegierde und Fähig- keit des Knaben wahrnahmen, veranlagten sie den Vater, den kleinen Valentin nach Görlitz auf die Schule zu schicken. Bald aber wurde es dem Vater leid, den Sohn fortgeschickt zu haben; er ließ ihn wieder zurückkommen und verwendete ihn in der Landwirtschaft. Goldberg. Aber die Mutter gefiel sich in dem Gedanken, ihr Söhnchen könne einmal ein Priester werden, und sie wußte es durchzusetzen, daß Valentin in seinem Geburtsorte weiter im Lesen und Schreiben unterrichtet wurde. Als Schreibmaterial dienten dem Knaben Birkenrinde (interior betulae cortex), Gänsekiele und Kaminruß (fuligo infumibuli atramentum suppeditavit). Zwei Jahre dauerte dieser Unterricht Auf unablässiges Betreiben seiner Mutter wurde der Jüugling im Jahre 1508 wieder in die Stadt gebracht, um sich ganz dem Studium zu widmen. Trotzendorf überholte bald alle seine Mitschüler, und als 1513 sein Vater starb (seine Mutter war schon früher an der Pest gestorben), verkaufte er sein Erbgut und begab sich nach Leipzig, wo er sich zwei Jahre lang lateinischen und griechischen Studien widmete.

7. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 54

1884 - Leipzig : Spamer
54 Handel und Gewerbe in Schlesien. Anfang des 18. Jahrhunderts durch den Breslauer Kaufmann Georg von Giesche wiederum in Aufnahme, welchem bereits im Jahre 1704 von Kaiser Leopold ein Privilegium in ganz Ober- und Niederschlesien, für sich allein Galmei graben zu dürfen, erteilt wurde. Solange der Galmei nur zur Messingbereitung Verwendung fand, war die Bedeutung des schleichen Galmeibergbaues eine verhältnismäßig geringe und untergeordnete. Dies änderte sich jedoch wieder, als es im Anfange unsres Jahrhunderts dem Hütteninspektor Reberg zu Wosrolla gelang, aus zinkischen Ofenbrüchen und demnächst aus Galmei metallisches Zink darzustellen, was im Jahre 1809 zur Errichtung der königlichen Lydognia-Zinkhütte, der ersten größeren Zinkhütte in Oberschlesien, führte. Unter österreichischer Herrschaft gedieh der Bergbau in Schlesien nicht. Erst Friedrich der Große war es, welcher nach der Besitzergreifung Schlesiens mit sicherem Blicke die hohe Bedeutung des Bergbaues erkannte und durch seine Fürsorge und weise Maßnahmen den Grund zu der Entwickelung und Blüte legte, welche der schlesische Bergbau unter dem dauernden Schutze und der Für- sorge der preußischen Regenten erlangt hat. Friedrich der Große richtete das landesherrliche Bergamt zu Reichenstein ein, das im Jahre 1769 in ein Ober- bergamt verwandelt, 1778 nach Reichenbach, 1779 nach Breslau, 1819 nach Brieg. 1850 wieder nach Breslau verlegt wurde. Im Jahre 1768 entsandte Friedrich Ii. erfahrene Räte nach Schlesien, die das schlesische Bergwesen untersuchen und dessen Organisation einleiten sollten, die auch die Lust zum Bergbau in den Schlesiern rege machen mußten. Schon im Jahre 1769 erließ der König die revidierte Bergordnung für das souveräne Herzogtum Schlesien und die Grafschaft Glatz, welche die Grundlage bildete, zum Bergbau in Schlesien an allen Orten anzufeuern; er regelte das Knappschaftswesen und erließ verschiedene, die Entwicklung des Bergbaues bezweckende Verordnungen. Was aber die Regierung Friedrichs des Großen in der Geschichte des schleichen Bergbaues unvergeßlich macht und von besonderem Einfluß erscheinen läßt, war die glückliche Wahl eines geschickten Leiters, indem an die Spitze der Bergwerksverwaltung ein hochbegabter, theoretisch und praktisch ausgebildeter Mann gestellt wurde, welcher auf die Entwicklung des schleichen Bergbaues einen eminenten Einfluß ausgeübt hat. Es war dies der 1779 zum kommissarischen Direktor des Oberbergamtes, nachher zum ersten schleichen Berghauptmann und im Jahre 1802 zum Oberberghauptmann und später zum Staatsminister ernannte Graf Friedrich Wilhelm von Rheden. Dieser Mann war ausgestattet mit einem reichen Schatz von technischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Kenntnissen, welche er sich unter Leitung seines Oheims, des hannöverschen Berghauptmanns von Rheden, beim Harzer Bergbau und durch sorgsame Studien auf der Uni- versität Göttingen, auch durch Bereifung deutscher und englischer Berg- und Hüttenwerke erworben hatte. Beim Eintritt Rhedens in die schlesische Bergwerksverwaltung im Jahre 1780 war in Oberschlesien der Steinkohlenbergbau überhaupt noch nicht ins Leben getreten. Als metallischer Bergbau war in Oberschlesien nur der von der Giescheschen Gesellschaft betriebene Galmeibergbau im Gange, der etwa 10 000 Zentner Galmei jährlich zur Messingfabrikation förderte. Der Bleierzbergbau bei.

8. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 347

1884 - Leipzig : Spamer
Die Ritterakademie zu Liegnitz. 347 fast wider die Reputation eines Kavaliers, indem selbigem weit anständiger sei, ein Pferd geschickt herumzutummeln und Degen und Pistolen wohl zu führen zu wissen." Die Lektionen begannen erst im folgenden Jahre; das Unterrichtswesen der Anstalt trug längere Zeit den Charakter einer Universität; es fanden Vorlesungen über Institutionen, angewandte Mathematik, Heraldik u. s. w. statt. Erst allmählich wurde die Akademie mehr und mehr Schule, die juristischen Studien abgeschafft, das Latein (1792) eingeführt, nachdem schon 1743 die Übertragung des Vize- direktorates von dem Stallmeister auf den Professor primaria erfolgt war. Am 19. März 1709 feierte die Ritterakademie zum erstenmal das Namens- fest ihres kaiserlichen Gründers, wobei einige Reden im neuen Auditorium ge- halten und abends das Gebäude illuminiert wurde; damals waren 24 Akademisten in Liegnitz. Daß diese Herren Akademiker nicht durchweg solide lebten, beweist der Umstand, daß schon 1713 den Liegnitzer Weinschenken und „Italienern", auch Kaffee- und Theeschenken und Handelsleuten durch ein Regierungsreskript publiziert worden ist, daß sie den Akademisten nichts verleihen oder borgen, weder Wein noch Thee und Kaffee, auch um ihr Geld einschenken sollten bei Strafe von 50 Thalern. Die Strafe wurde im Wiederholungsfalle noch erheblich verschärft, das Edikt auch 1723 und 1724 erneuert. Auch wurde im Jahre 1726 den Professoren geboten, „mit den Akademisten sich keineswegs familiär zu machen." Die Gebäude der Akademie waren meist hölzern, mit Schindeln gedeckt, ungleich, boten wenig Bequemlichkeit und entsprachen nicht der Würde der Anstalt. Deshalb wurde der Neubau der Gebäude beschlossen. Am 5. Juli 1728 wurde derselbe mit der Eröffnung des ersten Grundgrabens begonnen. Der Bau hat im ganzen zehn Jahre in Anspruch genommen. Interessant ist ein Streit, den die Profesforen und Exerzitienmeister der Akademie im Jahre 1732 mit dem Rate der Stadt Liegnitz hatten. Dieser hatte nämlich 1726 bestimmt, daß weder fremdes Bier noch Fleisch eingeführt, noch Pfuscher geduldet werden sollten; die Lehrer aber ließen sich die nötigen Viktnalien und das Bier aus der Ferne kommen und beriefen sich auf die Stiftungsurkunde, laut welcher der Rat mit der Akademie nichts zu thuu habe. Der Rat wollte sich dies Vorgehen nicht gefallen lassen und schritt gegen die Übertreter seiner Verordnung im Jahre 1732 ein. Die Lehrer wurden mit ihrer Beschwerde abgewiesen. Da verschafften sie sich ärztliche Atteste, welche das Liegnitzer Bier für nicht zuträglich erklärten, und so umgingen sie das Gesetz. Die Vorarbeiten und Ausgrabungen zum Neubau waren 1735 so weit fertig, daß die Grundsteinlegung erfolgen konnte. Die Stadt fchenkte bei der Feierlichkeit sechs große Kannen Wein, die Bürger hatten sich in den Gassen, durch welche der Festzug ging, in Reihen gestellt und präsentierten unter flie- genden Fahnen und klingendem Spiel das Gewehr. Die Anstalt stand damals im vollsten Glanz; sie wurde von mehreren Prinzen besucht und hatte Pen- sionäre aus der Lombardei, Ungarn, Litauen und Polen. Am 22. Februar 1741 traf Friedrich Ii. zum erstenmal in Liegnitz ein und speiste mit dem Herzog von Holstein in der Ritterakademie. Im Jahre 1763, dem Jahre des Hnbertsbnrger Friedens, wurde am 19. März, wie gewöhnlich, das Josephsfest gefeiert. Von diesem Jahre ab verlegte man die Feier der Gründung auf den Friedrichstag, den 5. März, wobei es bis 1774 geblieben ist. Aber die ersten Jahrzehnte preußischer Regierung waren für die

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 368

1884 - Leipzig : Spamer
368 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens. lohnende Bergbau von da ab aufhörte; dagegen kam die Töpferei in Aufnahme, die jetzt einen Haupterwerbszweig der Einwohnerschaft bildet. Die sehr an- sehnliche Anzahl von Thonwarenfabriken erhält ihr Material aus den umfang- reichen Thonschichten der Umgegend der Stadt und liefert das weithin bekannte Bunzlauer Töpsergeschirr. Das Waisenhaus zu Buuzlau entstand ohne landesherrliche Beihilfe. Ein Maurermeister der Stadt, Gottfried Zahn, der erst in seinem 24. Lebensjahre das Schreiben und Lesen erlernt hatte, wurde durch die Bekanntschaft mit den Frankeschen Stiftungen in Halle bewogen und durch das Mitleid mit armen, verwaisten Kindern getrieben, auf die Gründung eines Waisenhauses für feine Gegend zu denken. Er hatte kein Vermögen, aber ein festes Vertrauen auf Gott. Zuerst nahm er 1744 einen Lehrer in sein Haus und ließ durch den- selben Kinder, meistens unentgeltlich, unterrichten; sein Haus richtete er zu einer Schule ein und hatte einmal 24 arme Kinder in demselben beisammen. Allein diese Schule wurde als ein Eingriff in die Stadtschulenrechte untersagt. Zahn gab jedoch seinen Gedanken nicht auf; nach eingezogener königlicher Bewilligung erhielt er von dem Magistrate die Erlaubnis, eine Schulaustalt zu gründen, wenn er sich verpflichten wolle, einen Lehrer und zwei Waisenkinder in der- selben unentgeltlich zu versorgen. Diese Bedingung ging er 1753 ein und sing am 14. März 1754 seine Schule in seinem Hause wieder an. Sehr bald fanden sich nun auch Wohlthäter, welche durch Geldbeiträge Zahns Unternehmen unter- stützten oder Kleidungsstücke und Bücher für die armen Kinder schenkten. Zahn vergrößerte dnrch Ankauf eines benachbarten Hauses seine Anstalt und legte 1755 den Grundstein zu einem größeren Waisenhause. Die Anstalt wurde einem Gymnasium ähnlich ausgebildet, auch wurden Kinder für Geld als Pen- sionäre in derselben ausgenommen; städtische Kinder durften die Schulstunden besuchen. Zahn starb am 22. September 1758 und hatte die gegründete Hoff- nung zum ferneren Gedeihen seines Waisenhauses noch erlebt. Nach seinem Tode übernahm der zweite Pastor zu Bunzlan, Woltersdorf, die Direktion, und unter ihm gedieh die Anstalt immer mehr. Im Jahre 1764 gingen zum ersten- mal Zöglinge des Hauses auf die Universität ab. Eine mit der Anstalt ver- bnndene Buchdruckerei vermehrte die Einkünfte. In Bunzlan ist dem Fürsten Kntusow ein Denkmal errichtet worden. Die Stadt hatte durch die Gewaltherrschaft der Franzosen zu Anfang nnsres Jahr- Hunderts erheblich gelitten; sie nahm lebhaft teil an der allgemeinen Erhebung gegen die Unterdrücker. Am 13. April 1813 zog der russische Kaiser Alexander in Bunzlan ein. In seiner Begleitung befand sich Kntosow, der, im Jahre 1745 geboren, im Jahre 1805 das erste russische Armeekorps gegen die Fran- zosen und unter Kaiser Alexander das verbündete Heer am 2. Dezember in der Schlacht bei Austerlitz befehligte. Für seinen Sieg bei Smolensk erhielt er den Beinamen Smolenskij. Er erkrankte in Bnnzlau am Nervenfieber. Als der König von Preußen, Friedrich Wilhelm Iii., am 22. April 1813 auf kurze Zeit in die Stadt kam, ging er fofort, ohne die Gefahr der Ansteckung zu scheuen, zu dem kranken Fürsten, der am 28. desselben Monats starb. Am 9. Mai wurde die Leiche in feierlicher Prozession nach Petersburg geführt. Ten Zug eröffneten die Schulkinder der beiden christlichen Konfessionen, ihnen folgte die evangelische und katholische Geistlichkeit, in deren Mitte sich der Pope befand,

10. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 48

1885 - Leipzig : Spamer
48 Die freie und Hansestadt Hamburg. um so mehr „verdammten Spaß", je länger ein blaues Auge oder eine breit- geschlagene Nase auf der See noch die Erinnerung daran wachhält. Daß nicht die Seeleute allein, sondern auch mancher lockere Vogel aus den sogenannten besseren Ständen „reinfällt", darf wohl nicht erst erwähnt werden. Geistiges Leben in Hamburg. Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahr- Hunderts beginnt Hamburg in der deutschen Litteratur eine Rolle zu spielen. Im Jahre 1639 ließ sich Paul Flemming (geboren 1609 zu Hartenstein im Vogtlande) als Arzt Hierselbst nieder, nachdem er von seiner Reise, die er .in derselben Eigenschaft mit der Gesandtschaft, welche der Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein nach Moskau und dann nach Persien abgeordnet, unter- nommen hatte, zurückgekehrt war. Leider erlag dieser Mann mit einem echten deutschen Herzen und Gemüte, reich an Macht und Fülle, an Wahrheit, Lebendig- keit, Wärme, Einfachheit und gesunder Natürlichkeit, der Mann, den Gervinns den „schönsten Charakter unter allen weltlichen Dichtern des Jahrhunderts" nennt, bereits im April 1640 einer jähen Krankheit. Von seinen vielen Dich- hingen nennen wir nur das schöne Kirchenlied: „In allen meinen Thaten u. s. w.", durch das er sich zur langen, gefahrvollen Reise ernst und würdig vorbereitet hatte, das männlich kräftige Sonnett „An Sich!" mit den herrlichen Schlußworten: „Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann, Dem ist die weite Welt und alles unterthan", « und sein anmutig und tief empfundenes: „Ein getreues Herze wissen, Hat des höchsten Schatzes Preis u. s. w." An der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Dichtergruppe zu erwähnen, deren Erzeugnisse von dem brannschweigischen Hofrat Weichmann unter dem Titel: „Die Poesie der Niedersachsen" herausgegeben wurde und die in Hamburg ihre vornehmsten Vertreter hatte. Zu ihnen gehörte Christian Wernicke, der nach längeren Reisen im Auslande mehrere Jahre in Hamburg privatisierte. In einer Sammlung von Epigrammen, die zu den besten seiner Zeit zählen, geißelte er unnachsichtlich den Geschmack der zweiten schleichen Schule, deren Poesie unwahr, kraftlos, hohl, sinnlich, zügellos, mitunter bis ins Schmutzige gemein und trotz der galanten Schreibart vergiftet, oberflächlich, unnatürlich, übertrieben, bis zum Ermüden phrasenreich, mit den „durchdringenden löblichen Beiwörtern" geschmückt war. . Seine Pfeile waren besonders gegen die Häupter genannter Schule, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Kaspar von Lohenstein, gerichtet. Einen bedeutenderen Platz' unter den Niedersachsen nahm Barthold Heinrich Brockes ein. Im Jahre 1680 in Hamburg geboren (gest. 1747), hatte er in Halle die Rechte studiert und war nach mehrjährigen Reisen, auf denen er sich eine vielseitige Bildung erworben, nach seiner Vaterstadt zurück- gekehrt. Hier fand er als Senator Muße genug, sich den von ihm mit Vor- liebe gepflegten Künsten, der Malerei, der Musik und der Poesie zu widmen. Seine Gedichte, welche er unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott" in neun starken Bänden herausgab, beschränken sich auf fromme Naturbetrachtung und Naturschilderung und enthalten manche wohlgelungene Stellen poetischer
   bis 10 von 32 weiter»  »»
32 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 32 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 8
2 0
3 14
4 3
5 4
6 0
7 1
8 2
9 0
10 2
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 1
17 0
18 2
19 3
20 0
21 0
22 1
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 5
30 1
31 0
32 0
33 4
34 0
35 0
36 0
37 4
38 1
39 11
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 14
46 0
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 12
1 44
2 0
3 40
4 213
5 119
6 129
7 4
8 9
9 25
10 105
11 65
12 49
13 32
14 0
15 17
16 80
17 86
18 35
19 18
20 6
21 100
22 8
23 23
24 31
25 9
26 4
27 3
28 100
29 3
30 2
31 0
32 11
33 2
34 13
35 31
36 166
37 26
38 14
39 44
40 130
41 16
42 24
43 23
44 33
45 61
46 32
47 6
48 48
49 106
50 23
51 4
52 18
53 1
54 87
55 0
56 2
57 46
58 7
59 6
60 8
61 61
62 6
63 1
64 42
65 3
66 5
67 4
68 18
69 15
70 181
71 15
72 81
73 26
74 5
75 37
76 138
77 118
78 19
79 46
80 35
81 1
82 32
83 3
84 18
85 14
86 7
87 55
88 2
89 2
90 6
91 46
92 281
93 19
94 97
95 28
96 1
97 7
98 33
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 58
1 30
2 0
3 12
4 1
5 2
6 5
7 7
8 5
9 1
10 0
11 11
12 6
13 1
14 3
15 0
16 0
17 1
18 9
19 3
20 0
21 5
22 0
23 0
24 4
25 85
26 0
27 0
28 1
29 23
30 2
31 0
32 1
33 44
34 2
35 10
36 9
37 0
38 6
39 12
40 3
41 0
42 2
43 8
44 5
45 0
46 0
47 6
48 0
49 4
50 3
51 14
52 43
53 0
54 11
55 9
56 0
57 2
58 9
59 24
60 5
61 22
62 3
63 1
64 4
65 14
66 24
67 12
68 3
69 1
70 7
71 6
72 7
73 4
74 35
75 6
76 0
77 1
78 3
79 0
80 6
81 78
82 35
83 0
84 1
85 0
86 4
87 0
88 0
89 5
90 0
91 15
92 2
93 1
94 28
95 4
96 28
97 9
98 9
99 14
100 15
101 0
102 8
103 3
104 4
105 15
106 19
107 5
108 0
109 1
110 8
111 24
112 5
113 0
114 6
115 3
116 1
117 6
118 0
119 1
120 0
121 1
122 17
123 3
124 4
125 1
126 0
127 14
128 0
129 9
130 14
131 9
132 0
133 11
134 0
135 16
136 76
137 0
138 0
139 1
140 2
141 1
142 21
143 2
144 8
145 0
146 0
147 9
148 0
149 1
150 1
151 2
152 6
153 3
154 5
155 2
156 4
157 12
158 0
159 2
160 1
161 8
162 0
163 0
164 4
165 15
166 18
167 0
168 2
169 6
170 2
171 0
172 91
173 32
174 3
175 20
176 0
177 5
178 0
179 5
180 2
181 0
182 21
183 92
184 3
185 1
186 2
187 0
188 8
189 1
190 0
191 1
192 0
193 1
194 4
195 2
196 15
197 0
198 2
199 276