Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 401

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 401 Schiffe gezählt worden. Für den Verkehr von der Mainmündung bis Frankfurt a./M. war bisher der Umstand hinderlich, daß die Güter in Mainz umgeladen werden mußten; nachdem die Strecke bis Frankfurt a./M. kanalisiert worden ist, hat sich der Frachtenverkehr dahin auf dem Main bedeutend gehoben (statistische Angaben sind noch nicht möglich). Die Schiffahrt auf der Fulda ist nach Eröffnung der Nord- bahn im wesentlichen auf den Verkehr von Baumaterial beschränkt. — Die gut ge- haltenen Kunststraßen hatten bereits zu Ende der siebziger Jahre im Bezirke Kassel etwa 7000, im Bezirke Wiesbaden gegen 1400 km Länge. — Von den Eisenbahnen ist vor allem die von Hannover kommende Linie zu erwähnen, welche über Göt- tingen, Bebra, Fulda und Frankfurt a./M. zum Rheine (bei Kastell) führt; sodann eine zweite, welche von Karlshafen über Kaffel, Marburg. Gießen, Weilburg, Lim- bürg nach Oberlahnstein leitet und, den Rhein aufwärts gehend, sich mit der ersteren Linie vereinigt. Beide Hauptstrecken sind miteinander verbunden: von der Halle- Kasseler Bahn her durch die Strecke Eichenberg-Münden-Kassel; von der Thüringer Bahn her durch die Strecke Bebra-Guntershausen, von der Leineselde-Gothaer Bahn her durch die Linie Dingelstedt-Niederhohne-Kassel und Waldcappel-Treysa; außerdem durch die Strecken Fulda-Gießen. Gelnhausen-Gießen, Frankfurt-Gießen, Höchst- Limburg. Außerdem zweigen sich noch seitwärts mehrfache Bahnlinien ab (Elm- Gmnnden, Hanau-Aschaffenburg, Hanau-Offenbach-Frankfurt a./M., Frankfurt a./M.- Darmstadt-Heidelberg, Frankfurt a./M.-Mainz am linken Flußufer, Frankfurt a./M.- Homburg, Höchst-Soden, Kastell-Wiesbaden , Kastell - Biebrich, Wetzlar-Betzdorf, Hümme-Warburg-Altenbeken :c. Die gesamten Eisenbahnlinien hatten 1888/89 eine Länge von 1422 km, wovon 1254 km unter Staatsverwaltung, 168 km unter Privatverwaltung standen. — Das Postwesen entstand im Kurhessischen 1615—1618; etwa 10 Jahre später trat die Thurn- und Taxissche Verwaltung ein, welche feit 1816 jährlich eine Abgabe von 42000 Thalern zahlte. Auch in Nassau war diese Verwaltung, anfangs unentgeltlich, seit 1806 gegen eine Abgabe von 6000 Gulden. In Frankfurt a./M. bestand seit 1722 neben städtischer Botenpost auch Thurn- und Taxissche Verwaltung; seit 1811 war hier die Generaldirektion der Thurn- und Taxisschen Verwaltung. Im Jahre 1867 wurde die Verwaltung überall preußisch. Es bestehen jetzt Oberpostdirektionen in Kassel und in Frankfurt a./M. In der Provinzialhanptstadt Kassel haben das Oberpräsidium, die Pro- vinzialsteuerdirektion und das Generalkommando des Xi. Armeekorps ihren Sitz. Für die Verwaltung der evangelischen Kirche bestehen Konsistorien zu Kassel und Wiesbaden, für die der katholischen Kirche Bistümer zu Fulda und Lim- bürg; eine Universität befindet sich zu Marburg. Jeder der beiden Bezirke bildet auch einen kommunalständischen Verband, zu welchem gesonderte Pro- vinzialstände gehören (Versammlung zu Kassel und Wiesbaden). Der kom- munalständischen Verwaltung sind unterstellt: das Chansseebanwesen, die Leih- und Pfandhäuser, die Landeshospitaler, Landkrankenhäuser, Taub- stummeninstitnte, die Jrrenheil-, Korrektions- und Landarmenhäuser, sowie die Schatzkommission und die Landeskreditkasse (in Kassel) und die Landesbank (in Wiesbaden). Regierungsbezirk Kassel. Kassel, Hauptstadt der Provinz und des Regierungsbezirks, Stadtkreis und Eisenbahnknotenpunkt in einem weiten Thalbecken, an der unteren Fulda, 64083 Einwohner (bis auf ca. 5000 Katholiken und 1800 Juden evangelisch). Oberpräsi- dium, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht, Oberpostdirektion, Provinzial-Steuer- direktion, drei Eisenbahnbetriebsämter, Landratsamt für den Landkreis, Hauptsteuer- amt, Bergrevier, Generalkommission zur Ablösung von Servituten. Unter den sechs reformierten Kirchen ist die Martinskirche (Grabmal Philipps des Großmütigen); Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Gewerbe- und Kriegsschule; Akademie der bildenden Künste; Zeichenschule; bedeutende Sammlungen (Gewerbemuseum, Gemälde- galerie?c.); Landesbibliothek (140000 Bände); Theater, Strafanstalt, Waisenhäuser). Das Deutsche Reich. o«

2. Das Deutsche Reich - S. 417

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 417 in diesen Gegenden das politische Leben der Nation (Rense, Aachen). Selbst die traurigen Zeiten des Faustrechts, des Dreißigjährigen Krieges, der französischen Raub- und Revolutionskriege konnten die Bedeutung und den Wohlstand der Rhein- lande nicht tilgen; dieselben haben sich indes erst zu einer wahren Blüte entwickeln können, seitdem sie zur preußischen Rheinprovinz vereinigt worden sind. Im Jahre 1867 ist der Provinz noch das Hessen-Homburgische Oberamt Meisenheim hinzugefügt worden (Bezirk Koblenz). — Hohenzollern, wo zu Anfang der Regierung Kaiser Heinrichs Iv. zuerst Grafen von Zollern auftraten, war seit 1576 in die Linien Hechingen und Sigmaringen geteilt; denselben wurde 1623, bez. 1638 die Reichs- fürstenwürde verliehen. Vergrößerungen traten 1803 (Reichsdeputationshauptschluß) und 1806 (Rheinbundsakle) ein; 1849 gingen beide Fürstentümer durch Staats- vertrag an Preußen über. Die Rheinprovinz ist bis auf ihren nördlichen Teil gebirgig, und zwar gehören ihre Erhebungen zu dem rheinisch-westfälischen Gebirgssystem. Das Gebiet des Niederrheins besteht aus Tiefland, von welchem sich eine Seiten- bucht den Strom aufwärts bis in die Nähe von Bonn erstreckt. Hohenzollern ist auch ein Gebirgsland. Auf dem linken Ufer des Rheinstromes' breitet sich zwischen Rhein, Nahe, Saar und Mosel der Huusrück aus, eine Hochebene, welche aus Grauwacke- und Schiefer- massen besteht und nach den Thälern zu ziemlich steil abfällt. Auf der Hochebene streichen mehrere Bergkämme, welche- in der Richtung von Südwesten nach Nord- osten hin die Namen Hochwald (mit dem Erbeskopf, 814 m), Jdarwald (mit dem Jdarkopf, 714 m) und Soonwald führen. Ganz im Südwesten dieses Gebirgslandes liegt ein Steinkohlengebirge mit reichhaltigen Flözen (Saarbecken). Nordwärts von dem Hnnsrück breitet sich zwischen den Flüssen Mosel, Our, Ahr und Rhein das rauhe, unfruchtbare Hochland der Eifel aus, welches in die Hobe Eifel (mit der Hohen Acht, 760 ml, die Vordereifel und die Schneeeifel (Schneifel, im Nordwesten) zerfällt. Das Gebirge besteht vorherrschend aus devonischen Schichten, die aber viel- fach, besonders in der Hohen Eisel, von vulkanischen Gesteinen (Basalt, Phonolith, Trachyt und Lavamassen) durchbrochen werden. Hier ist das Gebirge reich an schön gebildeten Bulkauen, Kraterseen (Maare genannt) und Mineralquellen. Zwischen Mosel, Elz und Nette senkt sich die Hochebene zu dem fruchtbaren und milden Mai- felde. Durch den Zitterwald (mit dem Weißenstein, 686 m hoch) ist die Eifel gegen Nordwesten hin mit dem Hohen Venn verbunden. Das letztere reicht nordwärts bis in die Gegend von Montjoie und Eupen, geht westwärts nach Belgien hinüber und besteht aus einer unwegsamen, rauhen, an tiefen Torflagern reichen Hochebene (bis 672 m hoch), deren vorherrschendes Gestein versteinerungsloser kristallinischer Schiefer („Ardennenschiefer") ist. — Von dem östlichen Flügel des rheinisch-westfälischen Systems erstreckt sich zunächst der nördliche Teil des Westerwedes in die Provinz hinein (vgl. die Provinz Hessen-Nassau). Hier befindet sich im Osten ein Stück des Wester- Waldes (bis zu dem Siegzufluffe Nister) und im Westen das durch seine schönen vulkanischen Berge ausgezeichnete Siebeugebirge mit der Löwenburg (440), dem Öl- berge (460) und dem Drachenfels (325 m). Nördlich von der Sieg folgt das Sauer- land, ein Bergland, welches nach der breiten Rheinebene abfällt und zu dessen nörd- lichsten Teilen der Haarstrang und das Ruhrkohlengebirge gehören. Das letztere reicht anch in die Rheinprovinz hinein. — Im Bezirke Sigmaringen befinden sich Teile der Rauhen Alp (durchschnittlich 555 m hoch), welcher unter andern Bergen auch der Hohenzollern (7öl m) vorgelagert ist, und des Schwarzwaldes (mit Triasgestein). Hinsichtlich der Bewässerung gehört die Provinz in einem schmalen nordwestlichen Streifen zum Gebiete der Maas, weit überwiegeud jedoch zu demjenigen des Rheins. — Durch den südlichen Teil des Bezirks Sigmaringen fließt die Donan (noch nicht schiffbar). Der Rhein bildet von der Nahemündnng bei Bingen an zunächst bis Hoch- heim bei Koblenz die Grenze zwischen den Provinzen Heffen-Nafsan und Rheinland, durchströmt dann die Bezirke Koblenz, Köln und Düsseldorf in nordwestlicher Rich- tnng und verläßt die Provinz und zugleich Deutschland wenig unterhalb Emmerich. Das Deutsche Reich. 07

3. Das Deutsche Reich - S. 510

1900 - Leipzig : Spamer
510 Zweites Kapitel. entlang bis Arnstadt laufen, in dessen Norden das Land flach wird. Die rudol- städtische Unterherrschaft wird zu einem großen Teile von dem Kysfhäuser- gebirge ausgefüllt, doch wird dieselbe auch von der Hainleite (im Südwesten) berührt und enthält (gegen Osten) auch Flachland; die Sondershäusische Unter- Herrschaft wird in ihrem nördlichen Teile von einem Höhenzuge berührt, der sich ostwärts in die Kyffhäuserberge und die Bendeleber Höhen spaltet, in ihrem südlichen Teile hingegen von der Hainleite durchzogen. Unter den Kuppen des Thüringer Waldes finden sich (im Rndolstädtischen) der Wurzelberg (867 na), der Hettftedt (820 m) und der Trippstein, ferner (im Sonders- häufenschen) der Silberberg (752 in), der Dreiherrenstein (783 in) und der Rehberg (814 na); aus dem südlichen Teile des Hochlandes ragen empor (im Rudolstädtischen) der Hainberg (691 na), der Große Kalm (546 in) und der Singerberg (582 in), serner (im Sondershäusenschen) an der Gera die Königsleite bei Gossel (518 m) und der Fürstenberg bei Arnstadt (299 in). In den Unterherrschaften erheben sich: auf der Hainleite der Possen bei Sondershausen (442 na); auf dem Kyffhäusergebirge das Lengefeld (486 in). — In geognostischer Beziehung enthält die Oberherrschaft des Fürstentums Rudolstadt von Süden nach Norden zunächst besonders Grauwacke und Thonschiefer, dann (zwischen Rinne und Schwarza) eiuen Streifen Zechstein, weiter (vom oberen Jlmgebiete bis in die Saalegegend) Sandstein und endlich Muschelkalk; die Oberherrschaft von Sondershausen dagegen in der Aufeinanderfolge von Süden nach Norden erst Grauwackeuformation, dann einen Streifen von Quarz, Glimmer- Porphyr und Steinkohlenformation, weiterhin (am Nordabhange des Thüringer Waldes) Buntsandstein mit Mergellagern und Gips, noch nördlicher (von Plaue an) Muschelkalk und endlich (im Flachlande) Keuper. — Beide Unterherrschaften gehören der Triasformation an. In dem größeren sondershäusischen Gebiete treten außer den Triasgesteinen Zechstein, ein Braunkohlenlager (östlich von Sondershausen) und Tuffstein (bei Greußen im Helbethale) auf; im rudolstädtischen Anteil der Unterherr- schast kommen am Kyffhäusergebirge in der Nähe der Rotenburg und der Kyffhäuser- bürg Grauit, Syenit, Zechstein, Rotliegendes und Porphyr zu Tage; bei Franken- Hausen findet sich ferner ein Steinsalz- und ein Braunkohlenlager. Eisenerze werden namentlich bei Könitz gefunden. Der Boden ist in der Unterherrschaft und in einzelnen Thalgründen und tieferen Strichen der Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudol- stadt, sowie im Llrnstädter Bezirke und in der Uulerherrfchaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen vorherrschend fruchtbar, in den gebirgigen Gegenden beider Länder dagegen für den Ackerbau wenig branchbar. In letzteren Gebieten finden sich vorherrschend Waldungen, welche überhaupt verhältnismäßig sehr verbreitet sind. Im Jahre 1883 enthielten die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt, bez. Sondershausen an Acker-, Gartenland ?e. 39338, bez. 50306, an Wiesen 7482, bez. 3864, an Weiden, Hutungen ?e. 2222, bez. 1921, an Forstungen ?e. 41347, bez. 25978, an Haus- und Hofräumen 2c 3654, bez. 4150 ha. — In Schwarzburg- Sondershausen ist verhältnismäßig viel Ackerland (58,4 Proz. gegen 48,7 Proz. im Reichsdurchschnitt), in diesem und Schwarzburg-Rudvlstadt auch viel Wald(30„, bez. 44 Proz., gegen 25,7 Proz. im Reichsdurchschnitt) vorhanden. Die Waldungelr- sind in der rudolstädtischen Oberherrschaft und in den sondershäusischen Gebieten des Thüringer Waldes überwiegend Nadelholz, in den andern Gebieten (Arnstädter Ge- gend, Kyffhäuser ?e.) überwiegend Laubholz, Im ganzen beträgt das Nadelholz in Sondershausen 55, in Rudolstadt über 82 Proz., davon kommt der größte Teil auf Fichten und Tannen. Sondershausen hat bedeutende Staats- und Kronforsten (16 785 dkl, 64,g Proz.), und weniger ausgedehnte Gemeinde-, Stiftungs-, Genoffen- und Privatforsten (2512, bez. 242, 3836 und 2603 ha), Rudolstadt neben bedeu- tendeu Staats- und Kronforsten (18881 ha oder 45,7 Proz.) namentlich viele Privat- forsten (16807 ha oder 40,7 Proz), wogegen die Gemeindeforsten (10,4 Proz.), namentlich aber die Stifts- und Genossenforsten zurücktreten (1,2, bez. 2,0 Proz.).

4. Das Deutsche Reich - S. 644

1900 - Leipzig : Spamer
644 Drittes Kapitel Heerstraßen, Grabmäler, Badeeinrichtungen k., die Urbarmachung weiter Gebiete, die Einführung des Weinbaus u. dgl. Bei Beginn der Völkerwanderung wurden die Römer völlig verdrängt. Die Gebiete der nun hier angesiedelten Germanen (Alemannen und Franken) erstreckten sich über die Grenzen des Großherzogtums, namentlich gegen Osten hinaus. — Von dem Herzog Gottfried von Alemannien stammt Berthold I. (der Bärtige) ab, welcher als Graf im Breisgau erscheint und den Titel Herzog von Zähringen annimmt. Sein ältester Sohn Berthold Ii. wurde sein Nachfolger, während sein jüngerer Sohn Hermann der Heilige Hochberg erbte und durch Heirat die Stadt Baden erhielt. Der Zuwachs zu diesen noch geringen Besitzungen war besonders 1227 erheblich, indem zu dieser Zeit die Städte Psorz- heim, Durlach und Ettlingen erworben wurden. Schon am Ende des 13. Jahr- Hunderts aber zerfiel das Gebiet des Hauses in eine obere Markgrasschaft mit der Hauptstadt Baden und in eine untere Markgrafschaft mit Pforzheim. Nachdem 1391 die Wiedervereinigung erfolgt war, teilte Christoph I. das Land 1515 wieder unter seine drei Söhne. Von diesen starb Philipp kinderlos, während Bernhard eine Linie Baden-Baden (Residenzen Baden und Rastatt) und Ernst eine Linie Baden-Durlach (Residenzen Pforzheim, später Durlach und zuletzt Karlsruhe) stiftete. Beide nahmen die Reformation an, doch trat Baden-Baden später wieder zur katholischen Kirche über. Die letztere Linie starb 1771 aus und Baden-Durlach (die Eruestinische Linie) trat in den Gesamtbesitz. Im Lüneviller Frieden erhielt die Markgrasschaft Baden Stücke der Pfalz (Gegend von Heidelberg), die Stiftsgebiete von Konstanz, Basel, Straß- bnrg und Speier auf dem rechten Rheinufer, sowie mehrere sonstige reichsunmittel- bare Gebiete und freie Reichsstädte; der Fürst aber nahm den Titel Kurfürst an. Neuen Zuwachs brachte der Frieden von Preßburg, in welchem das Land durch den Breisgau, die Ortenau, Baar, sowie durch die Gebiete der Fürsten von Fürstenberg und von Leiningen 2c. vergrößert wurde; zugleich erhielt der Fürst den Titel eines Großherzogs. Nach der Schlacht bei Leipzig verließ Baden die Sache Napoleons und wurde dann 1815 Mitglied des Deutschen Bundes. Eine ständische Versassuug wurde 1818 eingeführt, darauf bildete sich (1821) die Union der lutherischen und reformierten Kirchen des Landes, zugleich wurde auch der erzbischöfliche Stuhl in Freiburg für die katholischen Unterthanen geschaffen. 1835 schloß sich Baden dem deutschen Zollverein an. Nach den Erschütterungen der Jahre 1848 und 1849 (Maiaufstand 1849) gewann das Land unter dem jetzigen Großherzoge Friedrich (von 1852 an als Prinz-Regent, von 1856 an als Großherzog) eine friedliche und glückliche Entwickeluug. Den Erhebungsverhältnissen nach gehört Baden zu dem Gebiete des oberrheinischen Gebirgssystems. Sein vornehmstes Gebirge ist der Schwarz- Wald; weiter nördlich kommen das Neckarbergland, und nur zu kleinem Teile auch der Odenwald und das schwäbische Terrassenland in Betracht. West- wärts dehnt sich, nach dem Rhein zu, der östliche Flügel der oberrheinischen Ebene aus. Von dem Schwarzwalde fällt der bei weitem größte Teil auf Baden, nämlich 7270 von 9480 qkm, in demselben befinden sich auch die bedeutendsten Erhebungen des Gebirges, nämlich der Feldberg (1494 m), der Belchen (1415 m), der Kandel (1243 m), der Blauen (1167 m) 2c. Die Hauptmasse des Schwarzwaldes besteht aus Granit, dazu treten Gneis (am Fuße) und Sandstein (auf höheren Punkten). Während die Hauptmasse des Gebirges mit Tannen bedeckt ist, tragen die Vorberge der Rheinseite auf ihren Gipfeln meist Laubwälder und auf ihren Hängen Reben- und Obstpslauzungen. Nördlich von der Enz geht das Gebirge in ein Hügelland, das Neckarbergland, über, welches sich am Neckar wieder höher erhebt (in dem 567 m hohen Königsstuhl); es gehört der Triasformation an, doch treten am Neckar auch vulkanische Gesteine auf. Der rechts vom unteren Neckar folgende Odenwald besteht seinem Kern nach aus Granit, welcher jedoch meist von Buntsandstein überlagert wird. Die Rheinebene ist von Schwemmland gebildet; dasselbe ist zwischen Rastatt, Karlsruhe und Philippsburg sehr sandig, jedoch auch gut angebaut; mehr nach dem Gebirge zu ist größere Fruchtbarkeit zu finden, besonders auch in den Seitenthälern des l^chwarzwaldes und auf den Höhen des Odenwaldes; die größte Fruchtbarkeit

5. Das Deutsche Reich - S. 133

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 133 Da das Zinnmetall in Deutschland nur in ganz geringer Menge ge- Wonnen wird, so ist die Judustrie in demselben nicht allzu bedeutend. Die Fabrikation von Zinnwaren sindet in Lüdenscheid (Westfalen), besonders aber in Mittelfranken (Nürnberg, Fürth) statt. Verarbeitet wurden 1887: 6812 Tonnen; von dem angegebenen Betrage gelangte etwas über ein Sechstel zur Aussuhr. Die Industrie von wissenschaftlichen Instrumenten ist zu hoher Voll- endnng gediehen; Hauptplatz für dieselbe ist München; auch andre Plätze, wie Braunschweig, Berlin, Rathenow, verdienen eine rühmliche Erwähnung. Im Jahre 1882 waren mit der Anfertigung von wissenschaftlichen Jnstru- menten 4585 Hauptbetriebe mit 15073 Arbeitern beschäftigt, und zwar kamen auf mathematische, physikalische und chemische Instrumente 2612, auf chirurgische Jnstru- mente 1744, auf Telegraphen- und Telephonanlagen 140 Hauptbetriebe. 1887 wurden an wissenschaftlichen Instrumenten 700 Tonnen im Werte von 13990000 Mark ausgeführt. § 15. Industrie der Steine und Erden. Auf die Industrie der Steine und Erden kommen nach der letzten Zäh- lnng ruud 55 000 Hauptbetriebe mit eiuem Personal von 349196 Köpfen. Der größte Teil hiervon kommt auf Preußen, von dem die Provinz Schlesien und Rheinland obenan stehen; demnächst solgen Brandenburg und Sachsen; auch Bayern, das Königreich Sachsen und Thüringen nehmen in dieser Industrie eine hervorragende Stelle ein. Stein-, Marmor- und Schieferbrüche sowie Betriebe sür grobe und seiuere Marmor-, Stein- und Schieferwaren weisen 17 699 Betriebe (darunter 14918 Hauptbetriebe mit 72249 Köpfen) auf; davon kommt fast die Hälfte auf Preußeu, diesem zuuächst stehen Bayern, das Königreich Sachsen und das Herzogtum Sachseu-Meiningen. Für feinere Steinwaren sind 1938 Haupt- und 121 Nebenbetriebe vorhanden, die erstereu mit 7292 Köpfen. Die Sandsteinbrüche an der Elbe (in der Sächsischen Schweiz), an der unteren Unstrut (bei Nebra), finden eine weitgehende Ausbeutung und Versendung, ähnlich ist dies bei den Sandsteinen der Wesergegend der Fall. Granite und Gneise kom- men in der norddeutschen Tiefebene vielfach als erratische Blöcke vor und werden häusig zu Denkmälern und Kunstwerken verarbeitet; besonders ist das letztere auch mit den Graniten des Fichtelgebirges der Fall, welche unter anderm zu Weißen- stadt zu allerhand gröberen Waren (Futtertrögen, Brunnenbecken jc.) verarbeitet werden. Eine weitgehende Verwertung finden die Trachytbrüche des Siebengebirges, die Marmorbrüche am llntersberg bei Reichenhall in Bayern. Marmorwaren ver- schiedener Art werden zu Berchtesgaden in Bayern, zu Olpe in Westfalen, zu Rübe- land im Harze :e. angefertigt. Die fogenannte Marmelfabrikation, d. i. die Ver- fertignng von Kugeln aus Kalkstein, Kieseln, Jaspis und Glas, betreibt man in Meiningen (Sonneberg) und in Koburg-Gotha. Der Reichtum an gutem Tafel- schiefer, ein Vorzug des Franken- und des südöstlichen Thüringer Waldes, hat auch hauptsächlich die Industrie von Schiefertafeln und Schiefergriffeln, die weithin versendet werden, besonders in den thüringischen Staaten (zu Lehesten, Gräfenthal, sonneberg) und im bayrischen Bezirk Oberfranken (Geroldsgrün), hervorgerufen, während aus dem mittelrheinischen Schiefer an der Mosel (bei Müllenbach), ferner im Lennegebirge (bei Olpe), im Harze (bei Lautenthal), im Erzgebirge (bei Lößnitz, Affalter, Dittersdorf :e.) gute Dachschieferplatten geschnitten werden. Die lithogra- phischen Schiefer von Solnhofen an der Altmühl im fränkischen Jura sind bereits ruhmlichst erwähnt worden; die aus ihnen geschnittenen Platten gehen in alle Welt

6. Das Deutsche Reich - S. 494

1900 - Leipzig : Spamer
491 Zweites Kapitel. doch trat nach dessen Tode eine neue Teilung ein (Altenburger Vertrag); durch dieselbe entstand auch eine altenbnrgische Linie. Nach Erlöschen derselben (1672) wurde dieses Gebiet mit Sachsen-Gotha verbunden und nach dem Aus- sterben der dortigen Fürsten (1825) übernahm Herzog Friedrich von Hildburg- hausen an Stelle seiner bisherigen Besitzungen das jetzige Gebiet des Herzogtums. Nachdem schon unter den Enkeln Johann Friedrichs sich eine altenbnrgische Linie gebildet hatte, aber wieder ausgestorben war, entstand durch den Vertrag von Altenburg (1610) aufs neue eine solche. Im Jahre 1672 erbte Ernst der Fromme, Sohn Johanns von Weimar, das Land, welches hinfort Gotha und Altenburg um- faßte und sich später durch Eisenberg, Ronneburg, Roda, Kamburg und Sulza ver- größerte. Der letzte Herzog von Gotha-Altenbnrg war Friedrich Iv. (gest. 1825). Die vorhandenen Erben (Weimar, Koburg, Meiningen und Hildburghausen) ver- ständigten, sich dahin, daß sür den bisherigen Herzog Friedrich von Hildburghausen die fünf Ämter Altenburg, Ronneburg, Eifenberg, Roda und Orlamünde zu einem Herzogtum zusammengelegt wurden, welches den Namen Herzogtum Sachsen-Alten- bürg erhielt, wofür derselbe auf sein bisheriges Land verzichtete. Dieser Fürst gab seinem Lande am 29. April 1831 eine Verfassung und trat am 1. Jan. 1834 dem Zollverein bei. Sein Nachfolger Joseph löste die Frondienste ab und begann die Regulierung des Grundsteuer- und Hypothekenwesens. Durch die revolutionäre Be- wegung von 1848 wurde er zur Abdankung gezwungen; ihm folgte sein Bruder Georg, dessen Sohn Georg (seit 1853) die Wohlfahrt des Landes vielfach gefördert hat und dem Norddeutschen Bunde, bez. Deutschen Reiche beigetreten ist. Seit 1871 gehören 2/s des Dominialvermögens dem Herzoge, 1/a dem Lande; dafür hat der Herzog auf eine Zivilliste verzichtet. Der Ostkreis besteht aus einem wellenförmigen, nach Westen etwas an- steigenden Gebiete, in welchem man die letzten Ausläufer des sächsischen Erz- gebirges erkennen kann; der Westkreis enthält einen Teil des Saalethales und das nördliche Stück des sogenannten Osterlandes, einer ziemlich bergigen Land- schast, welche sich gegen Nordwesten an das Elstergebirge anschließt. Der Untergrund des Ostkreises wird von Porphyr, Thonschiefer oder Bunt- sandstein, hin und wieder auch von Grauwacke und Grünstein gebildet, die nicht selten zu Tage treten. Auf dem Buntsandstein lagert im nördlichen Distrikt des Ostkreises Braunkohle von gewaltiger Mächtigkeit; in der Altenbnrger Gegend findet sich auch Zechstein, der vorzüglichen Ätzkulk liefert. Der bezeichnete Untergrund ist von mächtigen Lehmschichten bedeckt, die einen fruchtbaren Ackerboden bilden. Der höchste Punkt des Ostkrcises ist 372 in hoch (bei Ronneburg». In dem bergigen West- kreise findet sich gegen Osten Kies- und Sandboden, im Westen vorherrschend Gips- und Kalkstein, sowie roter, eisenschüssiger Sandstein. Im ganzen ist hier die Frucht- barkeit nicht bedeutend; der höchste Punkt ist nordwestlich von Orlamünde (beim Rittergute Spaal, 513 m). Bewässert wird das Land von der Saale und deren Zuflüssen. Im Ostkreise fließt die Pleiße mit der Wiera und Sprotta, sowie die Schnauder, ein Zufluß der Weißen Elster; im Westkreis findet sich die Saale, welche die Orla aufnimmt, die Roda und Wethau, auf ganz kurze Strecke (an der Grenze) auch die Weiße Elster. Größere Teiche sind im Oftkreise vorhanden; im Westkreise befindet sich ein See bei Hainspitz. Bereits ist angedeutet worden, daß der Boden des Ostkreises sehr fruchtbar, der des Westkreises dagegen weniger ergiebig ist; in jenem wird daher ein sehr erheblicher Ackerbau betrieben, während iu diesem ausgedehnte Wälder vor- handen sind. Im Jahre 1883 nahmen ein: Acker-, Garten- und Weinland 77361, Wiesen 11119, Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 3173, Forsten und Holzungen 36652, Haus- und Hofräume, Wege und Gewässer 1011 ha. Sehr bedeutend ist sonach das Ackerland (58,B Proz. gegen 18,7 des Reiches), auch der Waldstand ist etwas höher

7. Das Deutsche Reich - S. 499

1900 - Leipzig : Spamer
Das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha. 499 stand machte (durch Kursachsen unterdrückt). Nach dem Tode des Herzogs Franz Friedrick, Anton (Dezember 1806) stand Koburg-Saalseld, da der Erbprinz Ernst im russischen Heere diente, bis zum Tilsiter Frieden unter französischer Verwaltung. Nach dem Aussterben der Linie Gotha-Altenburg erhielt Koburg den größten Teil von Gotha, trat dagegen das Fürstentum Saalfeld, das Amt Themar und die auf dem linken Ufer der Steinach gelegenen koburgischeu Ortschaften an Meiningen ab. Seitdem heißt das Herzogtum Sachsen-Kobnrg-Gotha, doch behielten beide Herzog- tümer zunächst eine gesonderte Verwaltung, erst durch das Staatsgrundgesetz vom 14. Juni 1852 sind beide Gebiete in gewisser Beziehung zu einem Staatsganzen vereinigt worden. Das Land Koburg ist von zwei Hügelreihen durchzogen, welche zu dein nördlichen Teile des fränkischen Terrassenlandes und dem großen Triasgebiete gehören; für Gotha kommen der Thüringer Wald, das thüringische Hochland sowie ein Teil der fruchtbaren Niederung des Unstrutgebietes in Betracht. Bedeutendere Berge Koburgs sind: der Spitzberg (477 m), die hohe Tanne (516 m), die Beste Koburg (465 m), der Fuchsberg (450 m), der Hohenstein (406 m). Im Nordwesten des Herzogtums besteht der Untergrund des Bodens hauptsächlich aus Buntsandstein, der vielfach von Muschelkalk überlagert ist, der übrige Teil des Landes enthält vorzugsweise Kenper, aus welchem Liasschichteu hervortreten. Das Herzogtum Gotha trägt in seinem Anteile am Thüringer Walde die höchsten Gipfel desselben, nämlich den Beerberg (984 m), den Schneekopf (987 m), den Jnselsberg (914 m), die Schmücke (911 m). Im thüringischen Hochlande treten hervor: der Krähnberg (447 m), der Seeberg (411m), der Hörselberg (483 m), die Wachsenburg, eine der drei Gleichen (414 m), die Fahnersche Höhe (411 m). Das Gestein des Thüringer Waldes wird hier gebildet aus Rotliegendem, Granit, Glimmerschiefer, Grünstein, Melaphyr und Porphyr, das der übrigen Gegend des Herzogtums Gotha aus Flözkalk, Mergel und Sandstein. Das Herzogtum Coburg gehört zum Main-, das Herzogtum Gotha zum Elb- und Wesergebiete. Die Hauptwasserader Koburgs ist die Jtz, welche im Lande die Effelder, die Röder und Lauter aufnimm: und sich im Königreiche Bayern in den Main ergießt; ferner sind die Mainflüßchen Rodach und Steinach, der Biberbach und die Nassach (Exklave Königsberg) zu erwähnen. Im Herzogtum Gotha gehören die Unstrut (nur im nordöstlichen Grenzgebiete) und Gera mit Apfelstedt zum Elbgebiete, die Werra (in der Exklave Nazza) und deren Nebenfluß Hörsel mit den Zuflüssen Nesse, Leina, Laucha, Emfe und Erbstrom zum Wesergebiete. Merkwürdig und von lokaler Be- deutung ist der Leinakanal, welcher Gotha mit Wasser versorgt (Anlage des Land- grasen Balthasar vom Jahre 1369). Der Boden beider Herzogtünier ist, abgesehen von den eigentlichen Ge- birgsgegenden, für den Ackerbau geeignet, in den tieferen Strichen vielfach sogar sehr fruchtbar; die Gebirgsgegenden sind ziemlich waldreich oder mit guten Gebirgswiesen versehen. An mineralischen Schätzen sind Salz, Braunstein und etwas Steinkohle vorhanden. Über die Bodenbenutzung ergaben die Aufnahmen von 1883 folgende Zahlen: an Acker-, Garten- und Weinland 104846 ha, an Wiesen 19401 ha, an Weiden, Hutuugen, Od- und Unland 4682 ha, an Forsten und Holzungen 58733 ha, an Haus- und Hofräumen, Wegen, Gewässern 2c. 7989 ha. Eine bemerkenswerte Höhe haben sonach das Ackerland ic. (53,6 Proz.) und die Forsten (30 Proz.). Die letzteren bestehen zum größeren Teil aus Nadel- (72,7 Proz.), zum kleineren aus Laubholz (27,3 Proz.). Uberwiegend ist Kronen- und Staatsforst, dessen Bestand 37855 ha (64,4 Proz.) beträgt, wogegen nur 10522 ha Privat-, 6403 ha Gemeinde-, 220 ha Stiftungs- und 3733 ha Genossenschaftsforsten vorhanden sind. — Ein ergiebiges Steinsalzlager findet sich bei Ausleben (in der Nähe von Gotha), Braunstein bei Elgersburg und Friedrichroda und etwas Steinkohle bei Manebach (in der Nähe von Ilmenau). 32*

8. Das Deutsche Reich - S. 218

1900 - Leipzig : Spamer
218 Erstes Kapitel. vielfach gesegneter ist als die der Landwirtschaft dienende Oberfläche desselben. Besonders finden sich an nützlichen Mineralien Kohlen, Eisenerze und Salz; in der Förderung der beiden ersteren steht Preußen unter deu europäischen Ländern nur England nach. Von den sechs bedeutenden Steinkohlenbecken sallen fünf, nämlich das westfälische, das Aachener, das oberschlesische, das niederschlesische (Waldenburger) und das Saarbecken, nach Preußen; von kleineren Steinkohlenablagerungen sind diejenigen von Ibbenbüren und Löbejün-Wettin zu nennen. Die Kohle der Sekuudärsormation lagert hauptsächlich im Wälderthon der Wesergebirge zwischen Leine und Weser und ist gleichfalls im Abbau begriffen. Die Braunkohle (der Tertiärsormation) ist weithin über den Staat verbreitet und nur im äußersten Nordwesten und Nordosten seltener; ihre wichtigsten Lager finden sich im Kölner Becken, am Westerwald, am Meißner und Habichtswalde in Hessen (gute Pech- und Glanz- kohle), in der Saalegegend der Provinz Sachsen (Kreis Weißenfels :c.), im Bezirk Frankfurt a. d. O., in der Oberlausitz, im uördlicheu Schlesien und in den benachbarten Grenzgebieten Posens, sowie in Oberschlesien zwischen Brieg und Oppeln. Ebenso lagern in dem Tieflande, besonders in der Havelgegend sowie im westlichen Hannover etwa große Torfmassen; im ganzen finden sich 20 000 qkm Mvorstäche mit Torfbildnug. — Die Verbreitung der Eisenerze ist ganz außerordentlich. Dnrch das ganze Flachland hin ist Raseneisenstein zu finden, namentlich aber sind Rheinland, Westfalen, Schlesien und Nassau au Eisenerzen reich. In Rheinland-Westfalen sind meist Brauu- und Spat- eisensteine von hohem Gehalte, in Nassau Braun- und Roteisensteine, fast überall aber neben den Steinkohlen Thoneisenstein und im Muschelkalke und brauueu Jura Schlesiens besonders Brauneisenstein vorhanden. Bei Schmiede- berg im Riesengebirge findet sich ein reiches Magneteisenlager und auch im Harze lagern im Silur und Devon Eisenerze. — Zinkerze kommen in außer- ordentlichem Reichtum in Oberschlesien (Galmei im Mnschelkalke), ferner im Aachener Kohlenbecken :c., Bleierze bei Tarnowitz und Beutheu in Ober- schlesien (im Muschelkalke), im Bezirke Köln (bei Commern im Buutsandstein des Bleiberges), im unteren Lahnthal (in der Sandsteinformation), im Harze (in Verbindung mit andern Metallen) vor; die Bleierze Schlesiens sind durch ihren Silbergehalt wertvoll. Die reichste Ausbeute au Kupfererzen gewährt die Grafschaft Mansseld in der Provinz Sachsen, deren Kupferschieferflöz uebeu auderu Metallen in geringerer Menge reiche Ausbeute au Kupfer und Silber gibt. Außerdem fiuden sich namentlich Kupferkiese in Schlesien und im linksrheinischen Gebiete (bei Saarlonis :c.) vor. In geringeren Mengen werden gegenwärtig Silbererze im Harze gewonnen; Nickelerze bei Bieden- köpf, Kobalterze im Oberharze, in Schlesien :c., Manganerze in den Bezirken Wiesbaden und Koblenz, Arsenikerze in Schlesien (bei Reichen- stein und Landshut), Schwefelkiese in Westfalen (Gegend von Arnsberg) :c., Alauuerze in der Provinz Sachsen, am Rhein :e. Außerdem finden sich Marmor (in Schlesien, Westfalen :e.), Zementkalk (im Saarbecken), ge- wöhnlicher Kalk und Gips in zahlreichen Ablagerungen, Bausteine siud au deu Abhängen des Mittelgebirges und in den Geschieben des Flachlandes weit verbreitet; auch Mühlsteine (in dem Quadersandstein Schlesiens), Dach- schiefer (in den devonischen Gebirgen des rheinisch-westsälischen Systems und

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 89

1884 - Leipzig : Spamer
Trotzendorf. 89 Dorfe dieses Namens, eine Meile von Görlitz (jetzt Troitschendorf), wo er 1490 geboren wurde, gehört in die Reihe der großen Schulmänner des 16. Jahr- Hunderts, wie Sturm in Straßbnrg. Neander in Jlefeld, H. Wolf in Augsburg, Mylins in Görlitz, Fabricius in Meißen, welche alle aus der Schule Melauchthons hervorgegangen sind. Trotzendorf war der Sohn eines ehrbaren Landmannes, der mit Bettelmönchen in Verbindung stand. Als diese die Lernbegierde und Fähig- keit des Knaben wahrnahmen, veranlagten sie den Vater, den kleinen Valentin nach Görlitz auf die Schule zu schicken. Bald aber wurde es dem Vater leid, den Sohn fortgeschickt zu haben; er ließ ihn wieder zurückkommen und verwendete ihn in der Landwirtschaft. Goldberg. Aber die Mutter gefiel sich in dem Gedanken, ihr Söhnchen könne einmal ein Priester werden, und sie wußte es durchzusetzen, daß Valentin in seinem Geburtsorte weiter im Lesen und Schreiben unterrichtet wurde. Als Schreibmaterial dienten dem Knaben Birkenrinde (interior betulae cortex), Gänsekiele und Kaminruß (fuligo infumibuli atramentum suppeditavit). Zwei Jahre dauerte dieser Unterricht Auf unablässiges Betreiben seiner Mutter wurde der Jüugling im Jahre 1508 wieder in die Stadt gebracht, um sich ganz dem Studium zu widmen. Trotzendorf überholte bald alle seine Mitschüler, und als 1513 sein Vater starb (seine Mutter war schon früher an der Pest gestorben), verkaufte er sein Erbgut und begab sich nach Leipzig, wo er sich zwei Jahre lang lateinischen und griechischen Studien widmete.

10. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 347

1884 - Leipzig : Spamer
Die Ritterakademie zu Liegnitz. 347 fast wider die Reputation eines Kavaliers, indem selbigem weit anständiger sei, ein Pferd geschickt herumzutummeln und Degen und Pistolen wohl zu führen zu wissen." Die Lektionen begannen erst im folgenden Jahre; das Unterrichtswesen der Anstalt trug längere Zeit den Charakter einer Universität; es fanden Vorlesungen über Institutionen, angewandte Mathematik, Heraldik u. s. w. statt. Erst allmählich wurde die Akademie mehr und mehr Schule, die juristischen Studien abgeschafft, das Latein (1792) eingeführt, nachdem schon 1743 die Übertragung des Vize- direktorates von dem Stallmeister auf den Professor primaria erfolgt war. Am 19. März 1709 feierte die Ritterakademie zum erstenmal das Namens- fest ihres kaiserlichen Gründers, wobei einige Reden im neuen Auditorium ge- halten und abends das Gebäude illuminiert wurde; damals waren 24 Akademisten in Liegnitz. Daß diese Herren Akademiker nicht durchweg solide lebten, beweist der Umstand, daß schon 1713 den Liegnitzer Weinschenken und „Italienern", auch Kaffee- und Theeschenken und Handelsleuten durch ein Regierungsreskript publiziert worden ist, daß sie den Akademisten nichts verleihen oder borgen, weder Wein noch Thee und Kaffee, auch um ihr Geld einschenken sollten bei Strafe von 50 Thalern. Die Strafe wurde im Wiederholungsfalle noch erheblich verschärft, das Edikt auch 1723 und 1724 erneuert. Auch wurde im Jahre 1726 den Professoren geboten, „mit den Akademisten sich keineswegs familiär zu machen." Die Gebäude der Akademie waren meist hölzern, mit Schindeln gedeckt, ungleich, boten wenig Bequemlichkeit und entsprachen nicht der Würde der Anstalt. Deshalb wurde der Neubau der Gebäude beschlossen. Am 5. Juli 1728 wurde derselbe mit der Eröffnung des ersten Grundgrabens begonnen. Der Bau hat im ganzen zehn Jahre in Anspruch genommen. Interessant ist ein Streit, den die Profesforen und Exerzitienmeister der Akademie im Jahre 1732 mit dem Rate der Stadt Liegnitz hatten. Dieser hatte nämlich 1726 bestimmt, daß weder fremdes Bier noch Fleisch eingeführt, noch Pfuscher geduldet werden sollten; die Lehrer aber ließen sich die nötigen Viktnalien und das Bier aus der Ferne kommen und beriefen sich auf die Stiftungsurkunde, laut welcher der Rat mit der Akademie nichts zu thuu habe. Der Rat wollte sich dies Vorgehen nicht gefallen lassen und schritt gegen die Übertreter seiner Verordnung im Jahre 1732 ein. Die Lehrer wurden mit ihrer Beschwerde abgewiesen. Da verschafften sie sich ärztliche Atteste, welche das Liegnitzer Bier für nicht zuträglich erklärten, und so umgingen sie das Gesetz. Die Vorarbeiten und Ausgrabungen zum Neubau waren 1735 so weit fertig, daß die Grundsteinlegung erfolgen konnte. Die Stadt fchenkte bei der Feierlichkeit sechs große Kannen Wein, die Bürger hatten sich in den Gassen, durch welche der Festzug ging, in Reihen gestellt und präsentierten unter flie- genden Fahnen und klingendem Spiel das Gewehr. Die Anstalt stand damals im vollsten Glanz; sie wurde von mehreren Prinzen besucht und hatte Pen- sionäre aus der Lombardei, Ungarn, Litauen und Polen. Am 22. Februar 1741 traf Friedrich Ii. zum erstenmal in Liegnitz ein und speiste mit dem Herzog von Holstein in der Ritterakademie. Im Jahre 1763, dem Jahre des Hnbertsbnrger Friedens, wurde am 19. März, wie gewöhnlich, das Josephsfest gefeiert. Von diesem Jahre ab verlegte man die Feier der Gründung auf den Friedrichstag, den 5. März, wobei es bis 1774 geblieben ist. Aber die ersten Jahrzehnte preußischer Regierung waren für die
   bis 10 von 36 weiter»  »»
36 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 36 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 8
2 0
3 13
4 1
5 5
6 0
7 1
8 4
9 0
10 2
11 0
12 0
13 2
14 0
15 0
16 1
17 0
18 10
19 4
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 5
30 1
31 0
32 0
33 4
34 1
35 0
36 0
37 5
38 4
39 11
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 12
46 1
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 42
2 0
3 29
4 55
5 94
6 95
7 4
8 9
9 13
10 54
11 23
12 48
13 28
14 0
15 13
16 66
17 74
18 22
19 17
20 5
21 92
22 7
23 20
24 29
25 5
26 3
27 2
28 66
29 3
30 1
31 0
32 10
33 2
34 8
35 30
36 128
37 26
38 13
39 40
40 40
41 13
42 23
43 15
44 11
45 49
46 25
47 6
48 35
49 97
50 20
51 2
52 16
53 1
54 83
55 0
56 2
57 29
58 7
59 6
60 6
61 15
62 5
63 1
64 36
65 2
66 4
67 4
68 17
69 14
70 157
71 13
72 56
73 18
74 3
75 35
76 104
77 111
78 7
79 18
80 22
81 1
82 28
83 3
84 17
85 10
86 6
87 51
88 2
89 1
90 6
91 45
92 213
93 18
94 93
95 14
96 1
97 7
98 29
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 59
1 50
2 0
3 14
4 1
5 4
6 6
7 15
8 6
9 1
10 3
11 17
12 6
13 1
14 10
15 0
16 0
17 1
18 18
19 5
20 0
21 6
22 0
23 0
24 6
25 88
26 0
27 0
28 1
29 26
30 2
31 0
32 2
33 45
34 3
35 11
36 14
37 0
38 15
39 14
40 4
41 0
42 2
43 8
44 21
45 0
46 1
47 8
48 0
49 4
50 4
51 15
52 55
53 0
54 14
55 17
56 0
57 2
58 9
59 25
60 7
61 23
62 3
63 1
64 5
65 14
66 42
67 14
68 3
69 1
70 8
71 7
72 9
73 4
74 36
75 6
76 0
77 1
78 34
79 0
80 7
81 81
82 35
83 5
84 1
85 0
86 4
87 0
88 0
89 5
90 0
91 17
92 2
93 23
94 44
95 12
96 43
97 16
98 9
99 21
100 15
101 1
102 8
103 3
104 4
105 15
106 20
107 15
108 0
109 1
110 10
111 24
112 5
113 0
114 16
115 3
116 1
117 7
118 0
119 8
120 0
121 1
122 20
123 4
124 7
125 1
126 0
127 18
128 0
129 10
130 30
131 10
132 0
133 38
134 0
135 21
136 77
137 1
138 0
139 7
140 3
141 1
142 25
143 2
144 15
145 4
146 0
147 10
148 0
149 1
150 1
151 2
152 6
153 4
154 5
155 4
156 4
157 19
158 0
159 5
160 1
161 8
162 0
163 0
164 4
165 15
166 20
167 0
168 2
169 7
170 4
171 2
172 92
173 34
174 57
175 20
176 1
177 6
178 0
179 5
180 3
181 0
182 23
183 97
184 4
185 1
186 2
187 0
188 31
189 1
190 0
191 3
192 0
193 2
194 4
195 2
196 17
197 0
198 2
199 278