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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 401

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 401 Schiffe gezählt worden. Für den Verkehr von der Mainmündung bis Frankfurt a./M. war bisher der Umstand hinderlich, daß die Güter in Mainz umgeladen werden mußten; nachdem die Strecke bis Frankfurt a./M. kanalisiert worden ist, hat sich der Frachtenverkehr dahin auf dem Main bedeutend gehoben (statistische Angaben sind noch nicht möglich). Die Schiffahrt auf der Fulda ist nach Eröffnung der Nord- bahn im wesentlichen auf den Verkehr von Baumaterial beschränkt. — Die gut ge- haltenen Kunststraßen hatten bereits zu Ende der siebziger Jahre im Bezirke Kassel etwa 7000, im Bezirke Wiesbaden gegen 1400 km Länge. — Von den Eisenbahnen ist vor allem die von Hannover kommende Linie zu erwähnen, welche über Göt- tingen, Bebra, Fulda und Frankfurt a./M. zum Rheine (bei Kastell) führt; sodann eine zweite, welche von Karlshafen über Kaffel, Marburg. Gießen, Weilburg, Lim- bürg nach Oberlahnstein leitet und, den Rhein aufwärts gehend, sich mit der ersteren Linie vereinigt. Beide Hauptstrecken sind miteinander verbunden: von der Halle- Kasseler Bahn her durch die Strecke Eichenberg-Münden-Kassel; von der Thüringer Bahn her durch die Strecke Bebra-Guntershausen, von der Leineselde-Gothaer Bahn her durch die Linie Dingelstedt-Niederhohne-Kassel und Waldcappel-Treysa; außerdem durch die Strecken Fulda-Gießen. Gelnhausen-Gießen, Frankfurt-Gießen, Höchst- Limburg. Außerdem zweigen sich noch seitwärts mehrfache Bahnlinien ab (Elm- Gmnnden, Hanau-Aschaffenburg, Hanau-Offenbach-Frankfurt a./M., Frankfurt a./M.- Darmstadt-Heidelberg, Frankfurt a./M.-Mainz am linken Flußufer, Frankfurt a./M.- Homburg, Höchst-Soden, Kastell-Wiesbaden , Kastell - Biebrich, Wetzlar-Betzdorf, Hümme-Warburg-Altenbeken :c. Die gesamten Eisenbahnlinien hatten 1888/89 eine Länge von 1422 km, wovon 1254 km unter Staatsverwaltung, 168 km unter Privatverwaltung standen. — Das Postwesen entstand im Kurhessischen 1615—1618; etwa 10 Jahre später trat die Thurn- und Taxissche Verwaltung ein, welche feit 1816 jährlich eine Abgabe von 42000 Thalern zahlte. Auch in Nassau war diese Verwaltung, anfangs unentgeltlich, seit 1806 gegen eine Abgabe von 6000 Gulden. In Frankfurt a./M. bestand seit 1722 neben städtischer Botenpost auch Thurn- und Taxissche Verwaltung; seit 1811 war hier die Generaldirektion der Thurn- und Taxisschen Verwaltung. Im Jahre 1867 wurde die Verwaltung überall preußisch. Es bestehen jetzt Oberpostdirektionen in Kassel und in Frankfurt a./M. In der Provinzialhanptstadt Kassel haben das Oberpräsidium, die Pro- vinzialsteuerdirektion und das Generalkommando des Xi. Armeekorps ihren Sitz. Für die Verwaltung der evangelischen Kirche bestehen Konsistorien zu Kassel und Wiesbaden, für die der katholischen Kirche Bistümer zu Fulda und Lim- bürg; eine Universität befindet sich zu Marburg. Jeder der beiden Bezirke bildet auch einen kommunalständischen Verband, zu welchem gesonderte Pro- vinzialstände gehören (Versammlung zu Kassel und Wiesbaden). Der kom- munalständischen Verwaltung sind unterstellt: das Chansseebanwesen, die Leih- und Pfandhäuser, die Landeshospitaler, Landkrankenhäuser, Taub- stummeninstitnte, die Jrrenheil-, Korrektions- und Landarmenhäuser, sowie die Schatzkommission und die Landeskreditkasse (in Kassel) und die Landesbank (in Wiesbaden). Regierungsbezirk Kassel. Kassel, Hauptstadt der Provinz und des Regierungsbezirks, Stadtkreis und Eisenbahnknotenpunkt in einem weiten Thalbecken, an der unteren Fulda, 64083 Einwohner (bis auf ca. 5000 Katholiken und 1800 Juden evangelisch). Oberpräsi- dium, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht, Oberpostdirektion, Provinzial-Steuer- direktion, drei Eisenbahnbetriebsämter, Landratsamt für den Landkreis, Hauptsteuer- amt, Bergrevier, Generalkommission zur Ablösung von Servituten. Unter den sechs reformierten Kirchen ist die Martinskirche (Grabmal Philipps des Großmütigen); Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Gewerbe- und Kriegsschule; Akademie der bildenden Künste; Zeichenschule; bedeutende Sammlungen (Gewerbemuseum, Gemälde- galerie?c.); Landesbibliothek (140000 Bände); Theater, Strafanstalt, Waisenhäuser). Das Deutsche Reich. o«

2. Das Deutsche Reich - S. 99

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 99 die Ostsee, neuerdings nicht ganz ohne Erfolg betrieben. Jedenfalls steht Deutsch- land auch hier weit mehr zurück, als es gut ist; werden doch in den Vereinigten Staaten jährlich 11200 Mill. Austern gefangen, von der Chesapeakebncht (Penn- sylvanien) jährlich 11 Mill. Fäßchen und Büchsen versendet und in England an- geblich 2500 Mill. Austern zum Verkauf gestellt; selbst Frankreich, Belgien, Holland und namentlich Portugal stehen weit voraus. Wenn die Aalfischerei in Italien (Lagune von Comacchio), an der schwedischen, norwegischen und dänischen Küste ungeheure Erträge liefert, so kann man sich nur darüber wundern, daß in Deutschland dieselbe noch nicht recht in Aufnahme kommen kann. Störe und Hausen, deren Laich zur Kaviarbereitung benutzt und deren Fleisch gegessen wird, steigen auch in die deutschen Ströme zur Laichzeit aufwärts, doch werdeu an der Elb- und Wesermündung jährlich nur einige Tausend Störe gefangen und die deutsche Kaviarbereitung kommt für den Außenhandel so gut wie gar nicht in Betracht. Das deutsche Zollgebiet empfing 1882 an Kaviar und Kaviarsurrogaten noch 281200 kg im Werte von 2109000 Mark, während die Ausfuhr nur 9600 kg im Werte von 36000 Mark betrug. Die Astrachaner Fischereien dagegen liefern jähr- lich ca. 2 Mill. Stück verschiedener Störarten (300000 Störe, 100000 Hausen und 1v2 Mill. Ssewrugen), von denen die größten 8 m lang und 1,5 Tonnen schwer sind; der Ertrag der russischen Kaviarbereitung hatte 1883 die Höhe von 4101148 kg im Werte von 24606888 Mark. Wie viet namentlich auch die Binnengewässer in der Versorgung des Landes mit nahrhafter Fischspeise zu leisten vermöchten, wenn allenthalben die nötige Für- sorge waltete, ergibt sich aus den bedeutenden Erträgen der Seen und Teiche der Lausitz an Karpfen: Etwa 1000 ha Teiche liefern jährlich nach Kottbus bis zu 300000 Stück Karpfen, refp. Hechte, Karanfchen, Schleien und Barsche im Gewichte von 400—500 Tonnen, und einige Züchter allein Karpfen im Gewichte bis zu 100 Tonnen. Die Peitzer Teiche in der Niederlausitz, 76 an der Zahl und im Umfange von etwa 2000 ha, liefern jährlich 60—70000 Karpfen im durchschnittlichen Gewichte von je 2 kg. Perlmuttermuscheln werden gegenwärtig noch, wenngleich in geringem Betrage, im bayrischen Main- und sächsischen Elstergebiete gefischt. Im Mittelalter muß der Ertrag bedeutend gewesen sein, und noch jetzt be- finden sich im Grünen Gewölbe zu Dresden Halsbänder von Elsterperlen, die einen hohen Wert haben. Trotz oer gegenwärtigen Schonung (schlagweise erfolgt die Ab- fischung nur alle zehn Jahre) ist Ausbeute und Wert meist nicht groß; von 1819—79 sollen in der Elster nur 22732 Stück im Werte von etwa 30000 Mark gefangen worden sein; 1878 allerdings auch zwei kostbare Exemplare im Werte von 200, bez. 192 Mark. § 8. Die Waldkultur. Wie in andern Ländern Europas, ist auch in Deutschland durch gewaltige Überschwemmungen und überhaupt durch Unregelmäßigkeiten der Niederschläge die Regierung auf die unverantwortlichen Waldverwüstungen und auf die Not- wendigkeit hingelenkt worden, denselben Einhalt zu thun, ja womöglich durch Wiederaufsorstung entwaldeter Gegenden eine bessere Verteilung der Nieder- schlüge herbeizuführen. Namentlich kam die landesherrliche Forstfläche nach den politischen Umwälzungen am Anfange unsres Jahrhunderts sehr in Gefahr. Bei der Mediatisierung der vielen kleinen Fürsten wurden von diesen ihre bis- herigen Kammerforsten als Privateigentum reklamiert; überall hatte der Staat eine bedeutende Schuldeulast zu tilgen und in vielen Fällen wurde auf die Forsten als den letzten Notpfennig hingewiesen. Nachdem dann eine ziemlich starke Strömung sogar den Verkauf aller Domänen und Forsten angestrebt hatte, kam man endlich zu der richtigen Erkenntnis und erklärte fast allgemein

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 80

1884 - Leipzig : Spamer
80 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend. Feld zu treiben, noch auch ihre Äcker zu bestellen, weil sie sich nicht retten konnten, wenn der gewaltige Vogel daherranschte, sie mit seinen Krallen ergriff und fortschleppte. Nicht lange dauerte es, so herrschte im Lande eine entsetzliche Hungersnot, und der Herzog Bolko auf Neuburg wußte sich nicht anders zu helfen, als daß er demjenigen, der den Greif töten würde, weite Ländereien und eine große Summe Geldes versprach. So weit und laut aber auch der Herzog durch seine Herolde sein Angebot bekannt machen ließ, es fand sich doch niemand, der es unternommen hätte, sich in Lebensgefahr zu stürzen und den Kampf mit dem Greifen zu unternehmen. Das Elend in den sonst so lachenden Auen wurde immer größer. Da ließ der Herzog durch das Land bekannt machen, wer den Greifen töte, der solle nicht nur die bisher ausgesetzte Be- lohnung, sondern auch die Hand seiner einzigen Tochter Agnes erhalten. Nun wohnte aber in der Nähe der Burg ein Schäfer mit Namen Gottfche Schaf, ein stattlicher und mutiger Jüngling, der sonst täglich seine Herde ins Gebirge trieb: er hatte einst die schöne Herzogstochter auf dem Schloß gesehen, sich sterblich in sie verliebt und beschloß jetzt, den Kampf mit dem Greifen um sie zu wagen. Er begab sich also eines Tages, nachdem er sich Lebensmittel auf einige Tage eingesteckt hatte, mit einer langen Stange und einer scharfen Axt bewaffnet, ins Gebirge, um zunächst das Nest des Ungetüms zu suchen. Schon hatte er mehrere Tage den Wald durchsucht, schon ging sein Vorrat auf die Neige, schon war er matt und müde und dachte daran, in sein Elternhaus zurückzukehren: da vernahm er über sich das Rauschen von mächtigen Flügeln und sah den Greif, der in seinen Klauen ein starkes Rind hatte und durch die Luft davontrug. Der kluge Schäfer verfolgte den Vogel mit seinen Blicken und entdeckte so das Nest desselben; denn er vermutete, daß der Greif Junge habe und die Beute denselben zum Fraß bringe. Als sich der Greif einer in der ganzen Gegend bekannten ungeheuren Eiche näherte, hörte Gottfche Schaf das gierige Geschrei der kleinen Greifen, war mit seiner Entdeckung zufrieden und versteckte sich, um nicht von des Ungeheuers weitblickenden Augen entdeckt zu werden. Am andern Morgen flog der alte Greif natürlich wieder auf Raub aus. Kaum war er ausgeflogen, da eilte der Schäfer zum Baume, sammelte viel Reisig, machte aus demselben ein großes Bündel, steckte es auf seine lange Stange, kletterte ein gutes Stück den Baum hinan, zündete das Bündel an und hielt das brennende Reisig mit der Stange in die Höhe von unten gegen das Greifennest, in dem sich drei Junge, die noch nicht flügge waren, befanden. Bald entzündeten sich die Hölzer, aus denen das Nest zusammengebaut war; lichterloh brannte die Behausung der Raubvögel. Die jungen Greife erhoben ein jämmerliches Geschrei und kamen elend in den Flammen um. Durch das Jammern der Jungen wurde der alte Vogel herbeigelockt; er kam mit unglanb- licher Schnelligkeit und suchte mit seinen Schwingen das Nest und seine Jungen zu retten, indem er sich abmühte, das Feuer auszuschlagen. Bei dieser Sorge um das Leben seiner Kinder verbrannte er sich die Fittiche, so daß er jählings auf die Erde stürzte. Gottfche Schaf stieg vom Baume, schlug mit seiner Stange derb gegen den Kopf des Greifen, bis das Tier matt wurde, und trennte ihm mit einem tüchtigen Axthiebe den Kopf vom Rumpfe. Der Schäfer kehrte freudig in die Hütte seines Vaters zurück und erzählte, was er gethan hatte. Die Nachbarn sammelten sich glückwünschend um den

4. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 89

1884 - Leipzig : Spamer
Trotzendorf. 89 Dorfe dieses Namens, eine Meile von Görlitz (jetzt Troitschendorf), wo er 1490 geboren wurde, gehört in die Reihe der großen Schulmänner des 16. Jahr- Hunderts, wie Sturm in Straßbnrg. Neander in Jlefeld, H. Wolf in Augsburg, Mylins in Görlitz, Fabricius in Meißen, welche alle aus der Schule Melauchthons hervorgegangen sind. Trotzendorf war der Sohn eines ehrbaren Landmannes, der mit Bettelmönchen in Verbindung stand. Als diese die Lernbegierde und Fähig- keit des Knaben wahrnahmen, veranlagten sie den Vater, den kleinen Valentin nach Görlitz auf die Schule zu schicken. Bald aber wurde es dem Vater leid, den Sohn fortgeschickt zu haben; er ließ ihn wieder zurückkommen und verwendete ihn in der Landwirtschaft. Goldberg. Aber die Mutter gefiel sich in dem Gedanken, ihr Söhnchen könne einmal ein Priester werden, und sie wußte es durchzusetzen, daß Valentin in seinem Geburtsorte weiter im Lesen und Schreiben unterrichtet wurde. Als Schreibmaterial dienten dem Knaben Birkenrinde (interior betulae cortex), Gänsekiele und Kaminruß (fuligo infumibuli atramentum suppeditavit). Zwei Jahre dauerte dieser Unterricht Auf unablässiges Betreiben seiner Mutter wurde der Jüugling im Jahre 1508 wieder in die Stadt gebracht, um sich ganz dem Studium zu widmen. Trotzendorf überholte bald alle seine Mitschüler, und als 1513 sein Vater starb (seine Mutter war schon früher an der Pest gestorben), verkaufte er sein Erbgut und begab sich nach Leipzig, wo er sich zwei Jahre lang lateinischen und griechischen Studien widmete.

5. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 347

1884 - Leipzig : Spamer
Die Ritterakademie zu Liegnitz. 347 fast wider die Reputation eines Kavaliers, indem selbigem weit anständiger sei, ein Pferd geschickt herumzutummeln und Degen und Pistolen wohl zu führen zu wissen." Die Lektionen begannen erst im folgenden Jahre; das Unterrichtswesen der Anstalt trug längere Zeit den Charakter einer Universität; es fanden Vorlesungen über Institutionen, angewandte Mathematik, Heraldik u. s. w. statt. Erst allmählich wurde die Akademie mehr und mehr Schule, die juristischen Studien abgeschafft, das Latein (1792) eingeführt, nachdem schon 1743 die Übertragung des Vize- direktorates von dem Stallmeister auf den Professor primaria erfolgt war. Am 19. März 1709 feierte die Ritterakademie zum erstenmal das Namens- fest ihres kaiserlichen Gründers, wobei einige Reden im neuen Auditorium ge- halten und abends das Gebäude illuminiert wurde; damals waren 24 Akademisten in Liegnitz. Daß diese Herren Akademiker nicht durchweg solide lebten, beweist der Umstand, daß schon 1713 den Liegnitzer Weinschenken und „Italienern", auch Kaffee- und Theeschenken und Handelsleuten durch ein Regierungsreskript publiziert worden ist, daß sie den Akademisten nichts verleihen oder borgen, weder Wein noch Thee und Kaffee, auch um ihr Geld einschenken sollten bei Strafe von 50 Thalern. Die Strafe wurde im Wiederholungsfalle noch erheblich verschärft, das Edikt auch 1723 und 1724 erneuert. Auch wurde im Jahre 1726 den Professoren geboten, „mit den Akademisten sich keineswegs familiär zu machen." Die Gebäude der Akademie waren meist hölzern, mit Schindeln gedeckt, ungleich, boten wenig Bequemlichkeit und entsprachen nicht der Würde der Anstalt. Deshalb wurde der Neubau der Gebäude beschlossen. Am 5. Juli 1728 wurde derselbe mit der Eröffnung des ersten Grundgrabens begonnen. Der Bau hat im ganzen zehn Jahre in Anspruch genommen. Interessant ist ein Streit, den die Profesforen und Exerzitienmeister der Akademie im Jahre 1732 mit dem Rate der Stadt Liegnitz hatten. Dieser hatte nämlich 1726 bestimmt, daß weder fremdes Bier noch Fleisch eingeführt, noch Pfuscher geduldet werden sollten; die Lehrer aber ließen sich die nötigen Viktnalien und das Bier aus der Ferne kommen und beriefen sich auf die Stiftungsurkunde, laut welcher der Rat mit der Akademie nichts zu thuu habe. Der Rat wollte sich dies Vorgehen nicht gefallen lassen und schritt gegen die Übertreter seiner Verordnung im Jahre 1732 ein. Die Lehrer wurden mit ihrer Beschwerde abgewiesen. Da verschafften sie sich ärztliche Atteste, welche das Liegnitzer Bier für nicht zuträglich erklärten, und so umgingen sie das Gesetz. Die Vorarbeiten und Ausgrabungen zum Neubau waren 1735 so weit fertig, daß die Grundsteinlegung erfolgen konnte. Die Stadt fchenkte bei der Feierlichkeit sechs große Kannen Wein, die Bürger hatten sich in den Gassen, durch welche der Festzug ging, in Reihen gestellt und präsentierten unter flie- genden Fahnen und klingendem Spiel das Gewehr. Die Anstalt stand damals im vollsten Glanz; sie wurde von mehreren Prinzen besucht und hatte Pen- sionäre aus der Lombardei, Ungarn, Litauen und Polen. Am 22. Februar 1741 traf Friedrich Ii. zum erstenmal in Liegnitz ein und speiste mit dem Herzog von Holstein in der Ritterakademie. Im Jahre 1763, dem Jahre des Hnbertsbnrger Friedens, wurde am 19. März, wie gewöhnlich, das Josephsfest gefeiert. Von diesem Jahre ab verlegte man die Feier der Gründung auf den Friedrichstag, den 5. März, wobei es bis 1774 geblieben ist. Aber die ersten Jahrzehnte preußischer Regierung waren für die

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 368

1884 - Leipzig : Spamer
368 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens. lohnende Bergbau von da ab aufhörte; dagegen kam die Töpferei in Aufnahme, die jetzt einen Haupterwerbszweig der Einwohnerschaft bildet. Die sehr an- sehnliche Anzahl von Thonwarenfabriken erhält ihr Material aus den umfang- reichen Thonschichten der Umgegend der Stadt und liefert das weithin bekannte Bunzlauer Töpsergeschirr. Das Waisenhaus zu Buuzlau entstand ohne landesherrliche Beihilfe. Ein Maurermeister der Stadt, Gottfried Zahn, der erst in seinem 24. Lebensjahre das Schreiben und Lesen erlernt hatte, wurde durch die Bekanntschaft mit den Frankeschen Stiftungen in Halle bewogen und durch das Mitleid mit armen, verwaisten Kindern getrieben, auf die Gründung eines Waisenhauses für feine Gegend zu denken. Er hatte kein Vermögen, aber ein festes Vertrauen auf Gott. Zuerst nahm er 1744 einen Lehrer in sein Haus und ließ durch den- selben Kinder, meistens unentgeltlich, unterrichten; sein Haus richtete er zu einer Schule ein und hatte einmal 24 arme Kinder in demselben beisammen. Allein diese Schule wurde als ein Eingriff in die Stadtschulenrechte untersagt. Zahn gab jedoch seinen Gedanken nicht auf; nach eingezogener königlicher Bewilligung erhielt er von dem Magistrate die Erlaubnis, eine Schulaustalt zu gründen, wenn er sich verpflichten wolle, einen Lehrer und zwei Waisenkinder in der- selben unentgeltlich zu versorgen. Diese Bedingung ging er 1753 ein und sing am 14. März 1754 seine Schule in seinem Hause wieder an. Sehr bald fanden sich nun auch Wohlthäter, welche durch Geldbeiträge Zahns Unternehmen unter- stützten oder Kleidungsstücke und Bücher für die armen Kinder schenkten. Zahn vergrößerte dnrch Ankauf eines benachbarten Hauses seine Anstalt und legte 1755 den Grundstein zu einem größeren Waisenhause. Die Anstalt wurde einem Gymnasium ähnlich ausgebildet, auch wurden Kinder für Geld als Pen- sionäre in derselben ausgenommen; städtische Kinder durften die Schulstunden besuchen. Zahn starb am 22. September 1758 und hatte die gegründete Hoff- nung zum ferneren Gedeihen seines Waisenhauses noch erlebt. Nach seinem Tode übernahm der zweite Pastor zu Bunzlan, Woltersdorf, die Direktion, und unter ihm gedieh die Anstalt immer mehr. Im Jahre 1764 gingen zum ersten- mal Zöglinge des Hauses auf die Universität ab. Eine mit der Anstalt ver- bnndene Buchdruckerei vermehrte die Einkünfte. In Bunzlan ist dem Fürsten Kntusow ein Denkmal errichtet worden. Die Stadt hatte durch die Gewaltherrschaft der Franzosen zu Anfang nnsres Jahr- Hunderts erheblich gelitten; sie nahm lebhaft teil an der allgemeinen Erhebung gegen die Unterdrücker. Am 13. April 1813 zog der russische Kaiser Alexander in Bunzlan ein. In seiner Begleitung befand sich Kntosow, der, im Jahre 1745 geboren, im Jahre 1805 das erste russische Armeekorps gegen die Fran- zosen und unter Kaiser Alexander das verbündete Heer am 2. Dezember in der Schlacht bei Austerlitz befehligte. Für seinen Sieg bei Smolensk erhielt er den Beinamen Smolenskij. Er erkrankte in Bnnzlau am Nervenfieber. Als der König von Preußen, Friedrich Wilhelm Iii., am 22. April 1813 auf kurze Zeit in die Stadt kam, ging er fofort, ohne die Gefahr der Ansteckung zu scheuen, zu dem kranken Fürsten, der am 28. desselben Monats starb. Am 9. Mai wurde die Leiche in feierlicher Prozession nach Petersburg geführt. Ten Zug eröffneten die Schulkinder der beiden christlichen Konfessionen, ihnen folgte die evangelische und katholische Geistlichkeit, in deren Mitte sich der Pope befand,

7. Bilder vom Niederrhein - S. 354

1882 - Leipzig : Spamer
354 Die Grafschaft Mark. Schichten des Kalksteingebirges ursprünglich eine horizontale Lage auf dem Boden des Meeres einnahmen, daß sie aber dann durch unterirdische Kräfte in ihre jetzige aufgerichtete Stellung emporgehoben wurden. Dadurch wurden sie natürlich theilweise durchbrochen, theilweise über einander geschoben, und es bil- deteu sich Klüfte und Sprünge. Dadurch war auch dem Wasser von außen der Weg ins Innere gebahnt. Niederschlag aus der Atmosphäre sickerte in die Spalten ein und arbeitete sich bis zur Thalsohle durch. Diese zersetzende Kraft erweiterte durch Abspülungen und Durchbrüche die bereits vorhandenen Hohl- räume. Dazu kam, daß der Kalkstein in Wasser lösliche Bestandtheile enthielt. So erzengen sich die wunderbarsten Tropfsteingebilde, die uns mehr das Werk der Kunst als der Natur zu sein scheinen. Ost sammelt sich die Feuchtigkeit an der Decke zu großen Tropsen, die endlich vermöge ihrer Schwere abfallen. An anderen Stellen regnet es förmlich von der Decke herab und stäubt, wie Karl Vogt in einem Aussatze der Gartenlaube (Jahrg. 1869, Nr. 9 u. 10) so schön beschreibt, nebelartig empor. Wp ein Wassertröpfchen hinkommt, bleibt ein krystallisirtes Kalktheilchen sitzen, und darum setzen sich andere an. So ent- stehen an den Wänden, wo das Wasser abrinnt, förmliche Vorhänge mit dem kunstvollsten Faltenwurf. Von der Decke aber, wo die Tropsen abfallen, bilden sich Zapfen nach unten, und da, wo der Tropfen auffällt, wächst nach oben ein Kegel entgegen, bis sie schließlich zu einer die Decke gleichsam tragenden Säule zusammenwachsen. Auch Pflanzen, wie Algen und Schimmel, befördern solche Gebilde, umhüllen sich mit Kalkstein, verwesen schließlich, lassen aber in feinen, durchsichtigen Röhrchen an der Decke oder spitzenartigen Geweben an den Wänden ihre ursprüngliche Gestalt zurück. Je reiner das einsickernde Wasser ist und je ungestörter es im Innern wirken konnte, um so reicher ist die Formen- bildung, um so durchsichtiger die Farbe der Krystalle. Die interessanteste dieser Höhlen ist wol die berühmte Dechenhöhle bei Letmathe in der sogenannten Grüne, wo die Bahn nach Iserlohn durch einen mächtigen Damm das Thal durchschneidet. Dieselbe hat ihren Namen von dem als Geognost hochberühmten vi-, v. Dechen und ward 1868 zufällig bei Eisenbahnbanten entdeckt. Eine solche Höhle war schon 1477, der Lübecker Chronik von Detmar zufolge, bei Iserlohn von einem Jäger entdeckt worden. Man soll darin Todtengebeine von ungeheurer Größe, Arm- und Beinknochen so dick wie der achte Theil einer Tonne und einen Kopf so groß wie einen Scheffel gefunden haben. Auch in der Dechenhöhle fand man viele Ueberreste fossiler Thierknochen, wie von dem ausgestorbenen Höhlenbären (Ursus spelaeus), der Höhlenhyäne (Hvaena spelaea), von verschwundenen Hirschgattungen und dem urweltlichen Pferde. In der benachbarten Grürmannsh öhle, an deren Eingang zwei steil aufragende Felsen mit Namen „Mönch und Nonne" sind, fand man Reste vom Mammnth (Elephas primigenius). Auch Steinbeile. Steinmesser, gespaltene Knochen u. dgl., die auf eine Bearbeitung durch Menschenhand hindeuten, findet man sast noch täglich in dieser Gegend. Mit diesen hochwichtigen Forschungen be- schästigt sich insbesondere der 1877 in Hamm gegründete Zweigverein der „Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte". Doch betreten wir die merkwürdige Grotte selbst. Vom Eingange aus wandeln wir in mehrfachen Windungen westlich 289 m weit; die Breite beträgt durchschnittlich 5—6 in. Ein Gefühl der Andacht und Bewunderung zu gleicher

8. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 48

1885 - Leipzig : Spamer
48 Die freie und Hansestadt Hamburg. um so mehr „verdammten Spaß", je länger ein blaues Auge oder eine breit- geschlagene Nase auf der See noch die Erinnerung daran wachhält. Daß nicht die Seeleute allein, sondern auch mancher lockere Vogel aus den sogenannten besseren Ständen „reinfällt", darf wohl nicht erst erwähnt werden. Geistiges Leben in Hamburg. Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahr- Hunderts beginnt Hamburg in der deutschen Litteratur eine Rolle zu spielen. Im Jahre 1639 ließ sich Paul Flemming (geboren 1609 zu Hartenstein im Vogtlande) als Arzt Hierselbst nieder, nachdem er von seiner Reise, die er .in derselben Eigenschaft mit der Gesandtschaft, welche der Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein nach Moskau und dann nach Persien abgeordnet, unter- nommen hatte, zurückgekehrt war. Leider erlag dieser Mann mit einem echten deutschen Herzen und Gemüte, reich an Macht und Fülle, an Wahrheit, Lebendig- keit, Wärme, Einfachheit und gesunder Natürlichkeit, der Mann, den Gervinns den „schönsten Charakter unter allen weltlichen Dichtern des Jahrhunderts" nennt, bereits im April 1640 einer jähen Krankheit. Von seinen vielen Dich- hingen nennen wir nur das schöne Kirchenlied: „In allen meinen Thaten u. s. w.", durch das er sich zur langen, gefahrvollen Reise ernst und würdig vorbereitet hatte, das männlich kräftige Sonnett „An Sich!" mit den herrlichen Schlußworten: „Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann, Dem ist die weite Welt und alles unterthan", « und sein anmutig und tief empfundenes: „Ein getreues Herze wissen, Hat des höchsten Schatzes Preis u. s. w." An der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Dichtergruppe zu erwähnen, deren Erzeugnisse von dem brannschweigischen Hofrat Weichmann unter dem Titel: „Die Poesie der Niedersachsen" herausgegeben wurde und die in Hamburg ihre vornehmsten Vertreter hatte. Zu ihnen gehörte Christian Wernicke, der nach längeren Reisen im Auslande mehrere Jahre in Hamburg privatisierte. In einer Sammlung von Epigrammen, die zu den besten seiner Zeit zählen, geißelte er unnachsichtlich den Geschmack der zweiten schleichen Schule, deren Poesie unwahr, kraftlos, hohl, sinnlich, zügellos, mitunter bis ins Schmutzige gemein und trotz der galanten Schreibart vergiftet, oberflächlich, unnatürlich, übertrieben, bis zum Ermüden phrasenreich, mit den „durchdringenden löblichen Beiwörtern" geschmückt war. . Seine Pfeile waren besonders gegen die Häupter genannter Schule, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Kaspar von Lohenstein, gerichtet. Einen bedeutenderen Platz' unter den Niedersachsen nahm Barthold Heinrich Brockes ein. Im Jahre 1680 in Hamburg geboren (gest. 1747), hatte er in Halle die Rechte studiert und war nach mehrjährigen Reisen, auf denen er sich eine vielseitige Bildung erworben, nach seiner Vaterstadt zurück- gekehrt. Hier fand er als Senator Muße genug, sich den von ihm mit Vor- liebe gepflegten Künsten, der Malerei, der Musik und der Poesie zu widmen. Seine Gedichte, welche er unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott" in neun starken Bänden herausgab, beschränken sich auf fromme Naturbetrachtung und Naturschilderung und enthalten manche wohlgelungene Stellen poetischer

9. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 437

1885 - Leipzig : Spamer
Hannovers berühmte Männer. 437 um Gewährleistung seiner Stellung; die Antworten waren aber nicht entschei- dend. Während dessen wurde ihm von seiten der preußischen Regierung der Antrag gemacht, die Leitung des Berliner Nationaltheaters zu übernehmen; auch dies meldete er Dalberg, indem er zugleich in denselben drang, bis zum 10. November ihm festen Bescheid zukommen zu lassen. Als dieser ausblieb, durste Jssland nicht länger zögern, zumal da die Anerbietungen, die man ihm machte, ungemein glänzend waren; denn es wurde ihm nicht nur ein Gehalt von 3000 und eine Pension von 1200 Thalern zugesichert, sondern es sollten auch seine Schulden aus der königlichen Kasse bezahlt werden. Er erklärte daher am 14. November seine Bereitwilligkeit, das ihm zugedachte Amt anzu- treten. Nun erst, am 16. November, erhielt er ein Schreiben von Dalberg, worin dieser ihm die gewünschten Aufklärungen gab und zugleich vorteilhaftere Bedingungen anbot. Natürlich konnte er jetzt nicht mehr zurücktreten, wenn er auch gewollt hätte, und er verdiente die Vorwürfe nicht, die sein früherer Vor- gesetzter ihm wegen Annahme des neuen Engagements machte. Seiner neuen Stelle stand er mit nicht weniger Umsicht vor als der früheren. Er besonders war es, der nicht nur als Direktor, sondern auch als Schauspieler die Berliner Bühne zu hohem Ansehen brachte und ihr einen Glanz verlieh, dessen sie sich vor ihm nicht rühmen durfte. Trotzdem hatte er auch in Berlin viel von Neidern und Feinden zu leiden. Unter den Beschuldigungen, mit welchen man ihn von ihrer Seite überhäufte, mag wohl diejenige noch die ge- rechteste sein, daß er zum Nachteile des Publikums zuweilen jüngere, unbe- deutendere Talente mehr als billig begünstigte. Die übrigen Anklagen gegen ihn waren teils gänzlich unbegründet, teils übertrieben. Im Jahre 1806 wiederholten sich in Berlin die Erlebnisse von Mannheim. Der König hörte nach der unglücklichen Schlacht bei Jena auf, das Theater zu unterstützen; die Franzosen rückten in die Hauptstadt Preußens ein, alles war in größter Verwirrung. Die Deutschen verlangten Stücke zu sehen, welche ihrer patriotischen Stimmung entsprachen, und doch durfte man aus Furcht, die übermächtigen Feinde zu erbittern, es nicht wagen, jene Forderungen zu ge- währen. Es gehörte in der That nicht wenig Besonnenheit und Vorsicht dazu, auf keiner Seite Anstoß zu geben und dabei doch das Interesse des Theaters nicht zu vernachlässigen. Jssland verfuhr mit der größten Klugheit und ver- hinderte so jede Störung. Nach geschlossenem Frieden gewann alles so ziemlich wieder seine vorige, ruhige Gestalt. Zur Belohnung seiner guten Dienste und in Anerkennung seiner gediegenen Kunstleistungen wurde Jsfland im Jahre 1811 vom König zum Generaldirektor aller königlichen Schauspiele und zum Ritter des roten Adlerordens dritter Klasse ernannt. Die mannigfaltigen und oft sehr drückenden Geschäfte hatten jedoch seine Gesundheit bedeutend geschwächt. Nachdem er noch 1811, 1812 und 1813 mehrere Kunstreisen gemacht hatte und unter andern in Hamburg, Mannheim, Breslau und Karlsruhe — ein ihm hier angebotenes Engagement lehnte er ab — aufgetreten war, zeigte er sich am 23. Januar 1814 in Berlin zum letztenmal auf der Bühne, wo man einen von ihm zu Ehren der eben zurückgekehrten königlichen Familie gedichteten Prolog: „Liebe und Wille", zur Darstellung brachte. Am 21. September machte er noch eine Spazierfahrt nach Charlottenburg, aber schon am 22. September 1814 starb er.

10. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 45

1885 - Leipzig : Spamer
Matrosen- und Volksleben ans dem „Hamburger Berge". 45 Und wen sollte endlich das vortrefflich eingerichtete Affenhaus mit seinen allen Lebensmut. Schlauheit. Tücke. Sanftmut. Gelehrigkeit. Nachahmungstrieb, körperliche Gewandtheit entwickelnden, possierlichen Bewohnern nicht lebhaft interessieren, besonders wenn ihnen zur Sommerzeit die ausreichendsten Mittel zum Spielen und Klettern im Freien dargeboten werden? Besondere Erwähnung verdienen noch das Aquarium und das Terra- rinm. welche fast in der Mitte des Gartens Platz gefunden haben. Letzteres ist ein Glashaus, dessen Grotten im kleinen mit mehr oder weniger schön ge- färbten Schlangen, Eidechsen, Kröten und dergleichen belebt sind. Das Aqua- rium. nach den Plänen des in derartigen Bauten bereits praktisch erfahrenen W. Alfred Lloyd in London von Menron und Haller erbaut, wurde, um eine gleichmäßige Temperatur zu erhalten, einige Meter unter der Oberfläche des Terrains angelegt und enthält in seinen durch starke Glasscheiben dem Auge des Beschauers zugänglichen Behältern die Bewohner des nassen Elements. Hier erfreuen uns die lustigen Bewegungen der Süßwassersische, dort tummeln sich deren Verwandte aus den Weltmeeren, oder es fesseln unser Auge die ver- schiedensten Schnecken, Krebse, Krabben, Muscheln, Seesterne, Seerosen. Polypen und andres in den mannigfaltigsten Farben und Gestaltungen. Fassen wir alles zusammen, so darf man wohl behaupten, daß Hamburgs Zoologischer Garten sowohl durch die Auswahl der Tiere als durch seine prak- tischen und anmutenden Anlagen nicht nur den Dilettanten, sondern auch den Gebildeten und Forscher befriedigt, und daß demselben mit Recht ein Ehren- platz unter seinesgleichen einzuräumen ist. In Anerkennung dieser Thatsache wurde dem Gründer in der „Ernst Merk-Halle" ein Denkmal gesetzt. Matrosen- und Volksleben auf dem „Hamburger Lerge". Es ist Montag Nachmittag. Wir befinden uns am Hasen. Das junge Laub der Bäume und Sträucher der Elbhöhe und der Anlagen neben derselben hat noch nicht von Staub und Hitze gelitten und prangt im schönsten Hellgrün, während die Zrühlingssonne die mannigfachen Bilder am Hafen so schön beleuchtet, wie es ein Frühlingstag in Hamburg nur zuläßt. Dort arbeiten sich Rollwagen die Straße hinauf; dazwischen jagen Droschken und Reiter, schreien Kofferträger, singen Matrosen, rufen Verkäufer und lustwandeln Fremde; hier stehen Gruppen von kräftigen Gestalten mit derben, von der Sonne wie von geistigen Getränken geröteten Gesichtern. Ein ungebundenes Benehmen scheint in dieser Gesellschaft vorzuherrschen; mehr als einmal ragt eine wie zum Schlage erhobene Faust in die Lüfte — beileibe keine Beleidigung, sonder nur eine Bekräftigung des eben Gesagten ausdrückend — und zu öftern Malen dringt der zwar kräftig hervor- gestoßene, aber dennoch als eine der häufigsten, durchaus freundlichsten Be- grüßungen geltende Wunsch, daß Gott jemanden verdammen möge, zu uns herüber. Jetzt scheinen sie zu einem Entschluß gekommen zu sein; sie wenden sich, in kleinere Gruppen teilend, dem „Hamburger Berge", der jetzigen Vorstadt St.pauli zu. Folgen wir den Jüngern Neptuns, denn nicht nur der dunkelblaue Anzug mit breitem Matrosenkragen und der nackte Hals lassen uns in ihnen Seeleute er- kennen, sondern auch ihr etwas wiegender Gang läßt daraus, schließen, daß es Menschen sind, die sich vorherrschend auf schwankendem Boden bewegen, auf dem sie sich stets gegen einen unvorhergesehenen Stoß gesichert halten müssen.
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