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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 74

1900 - Leipzig : Spamer
74 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. kommenden Befugnis, an die Stelle der Regierung zu"treten und einen Staat im Staate zu bilden. Die reich gewordenen Kaufleute, in deren Solde die in Indien kämpfenden Krieger standen, schauten verachtend auf diese herab; daher kam es, daß dem Militär in Ostindien die Seele seines Standes, der Ehrgeiz, fehlte. Nur verkommene Individuen oder wegen schlechten Betragens aus dem Dienst entlassene Beamte und Offiziere meldeten sich für deu ostindischen Dienst, so daß es am Ende niemand zur Ehre gereichte, sich diesem Gesindel des In- und Auslandes anzuschließen. Die für den Dienst des Vaterlandes in Holland durch Aushebung zur Fahne gerufene Jugend konnte nicht wie das geworbene Heer in England auch für den Dienst in den Kolonien verwendet werden, sondern man überließ es der Kompanie, sich Söldnertruppen anzuwerben. Der Militärdienst wurde in Indien mit einer beispiellosen Nach- lässigkeit und Treulosigkeit betrieben. Das Heer bestand nur aus aben- teueruden, aus aller Herren Länder zusammengelaufenen Gesellen, die an und für sich schon nicht an strenge Ordnung und Zucht gewöhnt waren, in den heißen Gegenden Javas aber noch viel mehr erschlafften. Noch bis in die neuere Zeit ist die Heeresverfassung eine der wundesten Stellen in Niederländisch-Jndien gewesen, welcher Umstand durch die Werbungen von Soldaten im Auslande herbeigeführt worden ist, denn kaum der vierte Teil aller Truppen in jenen Gegenden bestand bis vor kurzem aus Nieder- ländern. Diese fanden es stets für angemessener und einträglicher, Fremde, welche für Geld zu habeu waren, zum Dienst zu verwenden, als ihn selbst zu thun. Seit sich im Jahre 1860 aber unter den ausländischen Truppen bedenkliche Meutereien gezeigt haben, sind die Verhältnisse etwas anders geworden. Wie das Militärwesen sich in einem durchaus zerrütteten Zu- stände befand, so war dies auch mit dem Beamtentum der Fall. Die Beamten hatten nur ihre eigne Bereicherung im Auge und erpreßten daher von den Einwohnern allerlei ungerechte und ungesetzliche Abgaben. Trotz- dem hatte die Handelsgesellschaft ihrem ungeheuren Beamtenheere außer- ordentlich hohe Besoldung zu zahlen. Hierzu gesellten sich noch die Jahresgehalte, welche den inländischen pensionierten Fürsten gewährt werden mußten. Auch die Gesandtschaften, die Geschenke an die Nachbar- könige und die immerwährenden kleinen Kriege gegen aufständische Va- sollen und Fürsten verschlangen große Summen, daß selbst der gewinn- reichste Handel dieselben nicht zu decken vermochte. Daher war es als kein besonderer Verlust für die Mitglieder der Handelsgesellschaft anzusehen, daß am 15. März 1795 die Batavische Republik die Holländisch-ostindische Kompanie aufhob und ihre Besitzungen für Staatseigentum erklärte. In den ersten Jahren des Bestandes der Handelsgesellschaft, als es sich noch darum handelte, gegen den Nationalfeind als mächtiges Volk auf- zutreten und festen Fuß in Indien zu fassen, hatte die Sache eine ganz andre Bewandtnis. Damals galt es eine Nationalangelegenheit; der

2. Das Deutsche Reich - S. 194

1900 - Leipzig : Spamer
194 Siebentes Kapitel. Heere — und zwar die ersten drei Jahre bei den Fahnen, die letzten vier Jahre in der Reserve — die folgenden fünf Lebensjahre der Landwehr ersten Aufgebots und fodann bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird, der Landwehr zweiten Auf- gebots au. Hierzu tritt der Laudsturm, welcher im Kriegsfalle au der Ver- teidiguug des Vaterlandes teilzunehmen hat. Derselbe besteht aus allen Wehr- Pflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, welche weder dem Heere uoch der Marine angehören, und wird in zwei Aufgebote eingeteilt. Zum Laudsturm ersten Aufgebots gehören die Landstnrmpflichtigen bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie ihr 39. Lebens- jähr vollenden, zum Laudsturm zweiten Aufgebots vou dem bezeichneten Zeit- punkte bis zum Ablaufe der Landsturmpflicht. (Vgl. das Landwehr- und Landsturmgesetz vom 11. Februar 1883). Die Friedeuspräseuzstärke betrug bis zum 31. Dezember 1871 eiu Prozent der Bevölkerung und wird jetzt im Wege der Reichsgesetzgebung festgestellt. Die Kosten des Reichsheeres werden von den einzelnen Staaten zur Reichskasse gezahlt; die bezügliche Summe wird durch Etatsgesetz festgestellt. Die gesamte Landmacht bildet ein einheitliches Heer, welches in Krieg und Friedeu unter dem Befehle des Kaisers steht; alle Truppeu müssen dem Befehle des Kaisers unbedingte Folge leisten (entsprechende Fassung des Fahneneides). — Der Kaiser kann, wenn die öffentliche Sicherheit in dem Bundesgebiete bedroht ist, einen jeden Teil desselben in Kriegszustand erklären (Art. 57 — 68). Die preußische Militärgesetzgebung ist (mit Ausnahme der Militärkirchenord- nung) allgemein eingeführt. Für die Bekleidung und deren Schnitt dient diejenige des preußischen Heeres als Norm; daneben kann jeder Kontingentsherr Abzeichen lkokarden :e.) bestimmen. Behufs Erhaltung der Kriegstüchtigkeit der einzelnen Kontingente hat der Kaiser das Recht der Inspektion aller Truppenteile. Der Kaiser bestimmt den Präsenzstand, die Gliederung und Einteilung der Kontingente, die Organisation der Landwehr, die Garnisonen und die kriegsbereite Aufstellung eines jeden Teiles des Reichsheeres; er ernennt auch die Höchstkommandierenden eines Kontingents, alle Offiziere, welche Truppen mehr als eines Kontingents befehligen und alle Festungskommandanten; die Ernennung von Generalen und Offizieren in Generalsstellungen innerhalb des Kontingents bedarf seiner Zustimmung. Der Kaiser hat das Recht, Festungen innerhalb des Bundesgebietes anzulegen. Die Bundes- fürsten sind Chefs aller ihren Gebieten angehörigen Truppenteile und ernennen die Offiziere derselben, wo nicht besondere Konventionen etwas andres bestimmen. Sie haben das Recht, zu polizeilichen Zwecken nicht bloß ihre eignen, sondern alle in ihren Gebieten dislozierten Truppen zu verwenden. Bayern und Württemberg haben Separatrechte, welche durch die Bündnis- Verträge vom 23. November 1870 und die Militärkonvention vom 2t.—25. Novem- der festgesetzt werden und die bezüglichen Vorschriften etwas modifizieren. Die Einnahmen und Ausgaben des Reichs werden durch den Reichs- Haushaltsetat geordnet, welcher jährlich festgestellt wird. Zur Bestreitung der Ausgaben dienen namentlich die Einnahmen der Zölle, der gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern fowie des Post- und Telegraphenwesens; der Rest wird solange Reichssteueru uicht eingeführt find, durch Beiträge der Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung gedeckt (Art. 69—73). Die gemeinschaftlichen Ausgaben werden in der Regel für ein Jahr bewilligt, doch kann dies in besonderen Fällen auch für längere Dauer geschehen. Für die Verwendung aller Einnahmen ist vom Reichskanzler dem Bundesrate und Reichs- tage zur Entlastung jährlich Rechnung zu legen. Bei außerordentlichen Bedürfnissen

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 295

1884 - Leipzig : Spamer
Der Ring und das Rathaus. 295 einen hölzernen Pflock in die Thür, und solche Pflöcke trug er in der Tasche stets bei sich. Zur rechten Seite steht ein Gewappneter mit der Überschrift: „Ich bin des Rats geharnischter Mann, Wer mich anfaßt, der muß ein Schwert han." Diese Figur stellt einen Beamten, des Rates reisigen Knecht, dar, der die Pflicht hatte, in voller Rüstung, besonders zur Nachtzeit, die Nachbarschaft der Stadt zu durchlaufen und alles Verdächtige zu berichten. Marktplatz in Breslau. Im ersten Stock befindet sich der Fürstensaal, der nicht groß, aber schön gewölbt ist, dessen Gewölbe in der Mitte von einer Säule getragen wird. Auf der rechten Seite an der Wand führt ein Wappen die Inschrift: Felix 1 . . s timet, Infelix f civ"as <luae tempore pacis bella < . d- H-: Unglümch } ^ bic Stadt, welche zur Zeit des Friedens Kriege { Hier in diesem Saale wurden die schlesischen Fürstentage abgehalten, auf denen das Recht hatten zu erscheinen die Fürsten und Standesherren, die De- putierten des Adels der Erbfürstentümer und der Stadt Breslau, die Ab- geordneten von acht Städten mit zusammen einer Stimme. Hier huldigten im Jahre 1741 die Schlesier feierlich Friedrich Ii. Auf einem drei Stufen hohen

4. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 215

1886 - Leipzig : Spamer
Älteste Geschichte. 215 Dienstpflicht und mangelnde Freizügigkeit galten bei den Wenden nicht als Zeichen der Unfreiheit. Gleiches Waffenrecht genossen auch die Bewohner der Städte, welche sich an die Festen der Fürsten und Edlen anschlössen. Zu jeder Feste gehörte ein bestimmter Landstrich. Burgward, welcher seinen eignen Be- sehlshaber. den Burgherrn. Kastellan, hatte. Seine Kriegsleute hießen Bürger, auch Kastellanen, welcher Name dann auch für die freien Handel- und Gewerbe- treibenden der Städte gebraucht wurde. Die Angelegenheiten der Städter und Bauern wurden in Marktgemeinden besprochen, doch wurden die städtischen Angelegenheiten, zumal in größeren Städten, auch in besondern Versammlungshäusern, Kantinen, beraten. Wie die niederen Freien ihre Angelegenheiten, so berieten die Edlen die Angelegenheiten des ganzen Landes auf sogenannten Herrentagen, oder der Fürst berief dazu die Landesgemeinde, an der Edle und niedere Freie teilnahmen. Die Beschlüsse mußten mit Einstimmigkeit gefaßt werden, was freilich nicht immer ohne Partei- bildung und Zwang erreicht werden konnte. — Wo landesfürstliche Gewalt eingeführt war. stand sie in hoher Achtung: die Erbgüter seiner Familie sowie die der Edlen durften ohne seine Zustimmung nicht veräußert werden, ihm stand von allen Bauern ein in Korn zu entrichtender Hufenzins zu, iu jeder Feste hatte er ein Haus, welches die Städter in Ordnung zu halten hatten, er empfing nicht nur Lieferungen an allen Lebensbedürfnissen, sondern mußte auch mit seinem Gefolge bei seinen Zügen durch das Land erhalten und ihm bei seinen Jagden jede Hilfe geleistet werden, die Schenken gaben einen Geld- und Wachszins, Salz durfte nur mit seiner Erlaubnis gesotten werden, für die Er- Haltung der Märkte, Straßen und Brücken zinsten die Kaufleute, teils in Geld, teils in Waren. Das Amt des Kriegsherrn war das am meisten geachtete. Dem Fürsten gehörten alle Festen durch Erbrecht, auf ihrem Besitz beruhte seine Herrschaft, waren sie verloren, so war er seines Landes und seiner Herr- schast beraubt. Im Kriege waren alle Freien waffenpflichtig, die Edlen mit ihrem Gefolge beritten, die niederen Freien zu Fuß; die Hauptleute wurden aus den Edlen genommen. Der Kampf galt in der Regel äußeren Feinden, aber er wurde auch zwischen Städten und einzelnen Personen, und bei diesen als heilige Pflicht in den Geschlechtern forterbend, vielfach im Lande geführt. Das Schiedsamt hatte zwar der Fürst, doch konnte er die Sühne nicht immer aufrecht erhalten. — Strafen richteten sich gegen das Eigentum und die per- sönliche Freiheit, Leibes- und Lebensstrafen kamen außer Stockschlägen nicht vor. Geschriebene Gesetze gab es nicht, sondern das Recht wurde auf ein- gehegten Plätzen eines geheiligten Waldes, in besonderen Sälen oder in den Pfalzen der Fürsten, vor dem Fürsten selbst, dem Burggrafen oder fürstlichen Boten durch Schöffen vor versammelter Gemeine nach dem Herkommen ge- snnden. Als letztes Beweismittel galt der Eid, der indes schwer verstattet wurde. Die Vollstreckung des Urteils lag dem Fürsten und seinen Beamten ob. — Die Religion im Wendenlande war Abgötterei, Heidentum, aber bei den germanischen Bewohnern anders gestaltet als bei den Wenden. Jene verehrten den Thor, den Gott der in der Natur wirksamen Kräfte, des Donners, Regens und Sonnenscheins; Wodan, der in den geistigen Kräften des Menschen wirksam ist. der ihm Tapferkeit, Weisheit und mancherlei Kunst verleiht, und Frigg, die ver- schwiegene, schicksalskundige Göttin der Ehe, und es knüpft an diese altgermanischen

5. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 436

1886 - Leipzig : Spamer
436 Die preußische Seenplatte. Dienst, suchte er doch vorzugsweise auf das Ehrgefühl zu wirken und hatte nur äußerst selten nötig, zu den Mitteln körperlicher Züchtigung zu greifen, die in jener Zeit fast allgemein mit äußerster Brutalität gehandhabt wurden, da man ohne sie nicht glaubte, die Disziplin aufrecht erhalten zu können. Die Offiziere suchte er möglichst persönlich an sich zu ziehen und eine stete, innige Gemein- schast mit ihnen zu gründen, wobei es unvergleichlich war, wie er den Ton seines Korps zu adeln, durch Erzählung und Gespräch zu beleben, selbst der Eintönigkeit des Dienstes Reiz und Schwnng zu geben verstand. Die Soldaten wußte er meisterhaft nicht für den Paradeplatz, sondern für den Krieg auszubilden, sie gewandt und selbstdenkend zu machen, wozu die Um- gegend von Johannisburg mit ihren Wäldern, Seen und Sümpfen allerdings ganz besonders geeignet war. Sein damaliges Bataillon mochte, wie ein kun- diger Beurteiler sagt, dem Ideal ziemlich gleich kommen, das die neuere Er- fahrung und die verbesserte Taktik seitdem in nnsrer ganzen Infanterie ein- geführt hat. Zu bedauern ist nur, daß Männer wie Aork damals in dem preußischen Heere so selten waren. Sonst wäre die bald darauf eintretende Katastrophe von 1306 und 1307 wohl vermieden worden. Da Aork der Meinung war, daß er lange in dieser Stellung verbleiben würde und das kleine, damals äußerst dürftige Städtchen durchaus keine für ihn passende Wohnung, in der er die Offiziere seines Bataillons bei sich aus- nehmen konnte, darbot, baute er sich mit Unterstützung des inzwischen zur Regierung gekommenen Friedrich Wilhelms Iii. ein Haus „in schlicht edlem Stil", umgeben von einem freundlichen Garten, das allerdings neben den Johannisburger Häuschen ein kleiner Palast war. Nach wenig mehr als zwei Jahren mußte er die ihm lieb gewordene Stätte seines Wirkens verlassen, um eine andre Bestimmung zu erfüllen. Mehrere der ihm damals untergebenen Offiziere und Soldaten haben später unter ihm gedient, als es galt, die dort erlangte Kriegstüchtigkeit im ernsten Kampfe zu bewähren. Versetzen wir uns in Gedanken wieder nach Lötzen und fahren von dort auf der ostpreußischen Südbahn in südöstlicher Richtung, oft dicht bei größeren und kleineren Seen vorbei, einen Arm des großen Laßmiadensees auf eiuer Brücke überschreitend, nach Lyck, an der Mündung des Lyckflusses in den Lycksee gelegen. Das kleine Flüßchen, der Abfluß verschiedener nördlich von Lyck lie- gender kleiner Seen, tritt am Südende des Lyckfees wieder aus und ergießt sich in den Bobr, einem zweiten Beifluß der Narew. Die freundliche, nicht ganz unbedeutende Stadt mit fast 7000 Einwohnern hat eine reizende Lage. Sie breitet sich auf einer Anhöhe längs dem See aus, die in eine mit Garten- anlagen besetzte Landzunge ausläuft. Mitten in dem an dieser Stelle etwa nur 500 m breiten See liegt eine Insel, mit der Stadt und mit dem jenseitigen Ufer durch Brücken verbunden, welche das noch wohlerhaltene, jetzt als Gefängnis benutzte Schloß und noch ein zweites stattliches Gebäude, früher Gerichtsgebäude, jetzt gleichfalls Gefängnis, trägt. Das neue Gerichtsgebäude, eine alte Kirche und das im Jahre 1858 erbaute Gymnasium geben der Stadt ein recht statt- liches Ansehen. Am jenseitigen Ufer des Sees erheben sich die bewaldeten Sarkener Berge.

6. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 168

1886 - Leipzig : Spamer
168 Die Leiden Neubrandenburgs. und die benachbarten kleineren Lübz, Krivitz, Plau, Malchow, Neustadt ebenso mißhandelte. In diesen Nöten hatte Neubrandenburg einen Teil seiner Güter verkaufen müssen; gleichwohl kam es 1665 zum förmlichen Konkurs der Kom- mune, deren Schulden, 54000 Thaler, den damaligen Wert des Stadtgutes überstiegen, so daß die Stadt 1671 ihre sämtlichen Güter den Gläubigern überlassen mußte. Und während des Krieges zwischen Schweden und Branden- bürg 1676 brannte sie bis auf 31 Häuser und Buden nieder, als ein nnvor- sichtiger Schuß eines Soldaten ein Strohdach entzündet hatte. Der letzte große Brand war 1737, bei welchem 222 Häuser in Asche gelegt wurden. Von so vielen Leiden hat die arme Stadt sich durch die Tüchtigkeit ihrer Bürgerschaft und ihres Rates allgemach wieder erholt und zu einer Art Wohl- stand erhoben. Wenn sie auch an Einwohnerzahl von der Residenz Neustrelitz überflügelt wird, so ist sie doch vom Laude Stargard immer als seine Haupt- stadt angesehen und in ihr sind deswegen die öffentlichen Institute, die nicht an den Hof angewachsen sind, vereinigt. Als im Anfang April 1813 der Herzog Georg vom Rheinbunde abtrat, sich an Rußland und Preußen anschloß und ein Regiment Kavallerie auszurüsten und ins Feld zu stellen versprach, stellte sich eine Überzahl junger Leute freiwillig, so daß keine Aushebung nötig war, darunter fast alle jungen Leute der Neubrandenburger großen Schule, deren Alter und Kräfte es erlaubten, auch der Konrektor Milarch. Die Aus- rüstuug des ganzen Regiments wurde durch freiwillige Gaben beschafft. Der Herzog gab sein Silberservice, 30 000 Thaler an Wert, die Gaben aus Neu- brandenbnrg betrugen 8000 Thaler; im ganzen wurden 200 000 Thaler auf- gebracht. Außerdem stellten sich 60 junge Leute als freiwillige Jäger, die sich selbst ausrüsteten und unterhielten. Seitdem Neubrandenburg durch die Eisenbahn mit Rostock, Stralsund, Stettin, Berlin und dem südwestlichen Mecklenburg in rasche Verbindung gekommen ist, hat es auch angefangen, den engen Zirkel seiner Mauern auf der Bahnhofsseite zu sprengen und eine mit geschmackvollen Häusern und hübschen Gärten besetzte Vorstadt zu erbauen. Seine zentrale Lage inmitten so vieler Verbindungen mit einem großen Produktenreichen Umkreis verheißt ihm ein rasches Wachstum, durch welches bald alle Narben verschwinden werden, die ihm von den einst überstandenen Kämpfen noch hier und da übrig geblieben sind. Die Physiognomie des Stargardschen Landes würde nicht vollständig sein, wenn nicht auch Friedland darin sichtbar wäre, die älteste Stadt des Landes mit etwas über 5000 Einwohnern, zwei Kirchen, anmutigen Wallpromenaden, durch ihre große und ergiebige Feldmark die reichste der strelitzischen Städte, im äußeren Aufputz aber hinter allen andern zurückgeblieben. Die hauptsächlichste Nahrungsquelle ihrer Bewohner liegt in ihrer 56 74 qkm großen Wiese; in ihrer Umgegend blüht der Tabaksbau, da die Tabakspflanze auf dem leichten und warmen Boden in vorzüglicher Güte gedeiht. Unter dem Patronat des Rats steht das in ihr befindliche Gymnasium, das sich durch einen hervortretenden Zug altväterischer Einfachheit und Biderbigkeit vor den übrigen höheren Schulen des ganzen Mecklenburg auszeichnet. Bei aller Einfachheit des Lebens verstehen die Friedländer aber sehr wohl auf einen Schelm anderthalb herauszugeben.

7. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 89

1880 - Leipzig : Spamer
Vogesenfestungen und -Straßen. 89 Wir haben oben der Kanäle gedacht, welche ursprünglich für militärische Zwecke gebaut, später doch dem friedlichen Verkehr dienen mußten. Die kunstvollsten dieser Bauten neuerer Zeit waren aber die des unter Napoleon I. begonnenen Rhein-Rhone- und des bei Zabern das Gebirge überschreitenden Rhein- Marne-Kanals, durch welche das Elsaß in das großartige französische Kanalsystem verflochten ward. Die Verbindung des Rheins mit zwei Haupt- strömen Frankreichs war dadurch hergestellt, und die Franzosen sagten mit einer der ihnen eigenthümlichen Redefloskeln: „Rhein und Rhone münden jetzt in die Seine." Ruine von Lützelburg. Das wird freilich noch einige Zeit dauern, ehe der Handel und Ver- kehr wieder die alten, naturgemäßen Straßen einschlägt, welche nicht über das Gebirge nach Westen, sondern aus deu Gebirgsthäleru zum Rhein und über deu Rhein führen. Militärisch kehrt aber das Elsaß schon jetzt wieder die Stirn gegen Frankreich. Die kleinen Festungen nach dem Vauban'schen System haben bei dem gegenwärtigen Stande der Kriegskunst theils ihre Bedentuug verloren, theils entspricht ihre Anlage, seitdem das Elsaß wieder deutsch geworden und seine Front verändert hat, nicht mehr dem Zwecke der Landesverteidigung. Wir sehen daher jetzt die im letzten Kriege hart mitgenommenen Mauern von Schlettstadt und Pfalzburg völlig sinken, die alten Festungsgräben füllen sich mit Erde, und anf den früheren düsteren Wällen werden Bürger und Bürgerinnen in schattigen Anlagen lustwandeln. Dagegen wird Straßburg in deutscheu Händen jetzt zu einem Waffenplatz ersten Ranges nach den Regeln der neueren Befestignngsknnst eingerichtet und schiebt bereits

8. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 115

1880 - Leipzig : Spamer
Die Armagnacs ober Armen Gecken" im Elsaß, 115 barfüßig hinterdrein. Etliche hundert Frauen ritten dem Znge zur Seite und brachten den ganzen Plunder ihrer Weiberröcke und Hanswirthschaft mit in das Feldlager, so daß dieses einem Trödelmarkt oder einem Komödianten- aufzuge glich. Sie nannten sich selbst auch ecorcheurs, d. i. Schinder, und sie verstanden es trefflich, die Bauern zu schinden und den Sparpfennig der Städte zu erpressen; der Volkswitz aber taufte dieses arme prahlerische Raubgesindel unter Verkehrung ihres ursprünglichen Namens Armagnac mit dem Spottnamen der „Armen Gecken". Herumziehende Banden der Armagnacs. Als der Psalzgraf vom Rhein sich anschickte, den Städten des Elsaß zu Hülfe zu kommen, verließen die „Armen Gecken" schnell das Land, aber nur, um ihren räuberischen Einfall fünf Jahre später in noch schlimmerer Weise zu wiederholen. Dieses Mal war es Kaiser Friedrich Iii. selbst, welcher die Gefahr für das Reichsland heraufbeschwor. Die Streitigkeiten zwischen den Städten der Eidgenossenschaft erregten in ihm den Wunsch, die alte Machtstellung des Hauses Habsburg in der Schweiz so, wie sie vor den Tagen von Sempach und Näfels bestanden, wieder auszurichten. Er wandte sich (1443) an König 8*

9. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 389

1883 - Leipzig : Spamer
Erfurt und sein Dom. 389 daran. In diesem Wechsel kündigt sich uns im großen und ganzen die Ge- schichte Erfurts an. Erst hat geistliches Regiment es verhindert, Reichsstadt zu werden, dann hat die Bestimmung zur Festung, und zwar zur Festung ersten Ranges, dem Wachstum der Stadt seine Grenze gesetzt. Schon Bonifazins fand Erfurt als Stadt vor und gründete in dieser ein Bistum, das aber später vom Bistum Mainz verschlungen wurde. Dadurch geriet Erfurt in eine Abhängigkeit, die es zum Unwillen reizte und wenn auch nicht fein äußeres Wachstum, so doch sein Selbstgefühl kränkte oder niederdrückte. Rathaus in Erfurt. Erfurt war wie dazu geschaffen, der Mittelpunkt des thüringer Landes und Lebens zu fein; nun war es eine bischöflich mainzische Stadt und konnte höchstens den mainzischen Anforderungen und Ansprüchen sich mit mehr Nach- druck widersetzen, als es die schwächeren Orte Thüringens doch eben auch thaten. Allerdings groß und reich ist Erfurt unter oder, soll ich sagen, trotz des Mainzer Krummstabs geworden. Man spricht von 30 000 geharnischten Rittern und Knappen, die es Rudolf von Habsburg zur Verfügung gestellt hätte, als er gegen das Ende seiner Laufbahn nach Erfurt kam und dann zur Sicherung des Landfriedens die Burgen der räuberischen Ritter brach. Seine höchste Blüte aber und auch seine größte Bedeutung hat Erfurt erst am Ende des Mittelalters erreicht. Der neu erwachte wissenschaftliche Geist drängte zur

10. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 224

1882 - Leipzig : Spamer
224 Ausflug nach Potsdam. I)as Wititärwaisenhaus. Streng, aber väterlich! Das war die Losung des Soldatenkönigs. Dies bekundete er n. A. in der Erbauung einer Versorgnngs- und Erziehungsanstalt in Potsdam im Jahre 1722. Die An- stalt umfaßt das große Knabenwaisenhaus, das Mädchenwaisenhaus, das Haus für Offizierstöchter und das Lazareth, mit reicher Dotirnng in Ländereien. Die Anstalt wurde für arme Soldatenkinder des ganzen Heeres bestimmt, welche über sechs Jahre alt und nicht gebrechlich sind. Alle wurden nicht nur gauz frei ernährt und gekleidet, sondern auch unterrichtet und erzogen, auch bei ihrer Entlassung ausgesteuert. Die Einrichtung war um so segensreicher, als bei dem damaligen Werbesystem die Soldaten sehr lange, oft zeitlebens, in ihrem Stande blieben und heiratheten, fo daß die Hinterbliebenen nicht felten in Roth geriethen. Diese Verhältnisse haben sich seit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht erheblich geändert; noch immer aber ist das Militärwaisenhaus ein überaus wohlthätiges Institut, nebenbei für das preußische Heer aber auch von Bedeutung, da es demselben trefflich vorgebildete Unteroffiziere liefert. Die Disziplin, obwol militärisch streng, unterdrückt den natürlichen Frohsinn in den Kindern keineswegs, wie man in den Freistunden bei den Spielen, ans den Spaziergängen n. s. f. leicht beobachten kann. Das Gebäude zeichnet sich mehr durch seine Weitläufigkeit aus als durch seinen Stil, welcher der Ent- stehnngszeit entsprechend nüchtern ist. Eine vom kunstgeschichtlichen Standpunkte traurige Beziehung knüpft sich an die Erbauung des Militärwaisenhauses: die Zerstörung des ältesten Gotteshauses, ja gewissermaßen des geheiligten Wahr- zeichens der ganzen Mark Brandenburg, der berühmten, im byzantinischen Stile erbauten Marienkirche auf dem Marien- oder Harlnnger Berg bei Brandenburg. Den Besuchern des Königs nnsers Harzgebirges, des Brocken, wird im Nordosten des Horizontes, in etwa 155 km Luftlinien Entfernung, ein kaum sichtbarer Punkt, der sagenumwobene Harlnnger Berg, gezeigt, der Berg, welcher die erste christliche Kirche auf dem rechten Elbufer getragen haben soll, lieber den Namen Harlnnger Berg ist viel fabnlirt worden: in die Kriegszüge wider die Wilzen, welche Karl der Große bezwang, wird er verflochten, und vielleicht will der Name Harlunger Berg nichts als Karlinger Berg, einen der Punkte, auf welchem die fränkischen Christen über das Wendenland Umschau hielten, andeuten. Einst stand auf ihm der Tempel des dreiköpfigen Gottes Triglasf, und noch lange ward dieser hölzerne Götze in dem herrlichen, zuerst 1166 er- wähnten Gotteshause bewahrt. Später verfiel dasselbe aus Verwahrlosung im Innern etwas, war aber im Ganzen und Großen noch wohl erhalten, als Friedrich Wilhelm I. Besehl gab, das Gebäude abzubrechen, um die Steine für den Bau des Potsdamer Waisenhauses zu verwenden: eine That, welche Emil Dominik eine Roheit sonder Gleichen, für die nicht einmal die Jahres- zahl des schmachvollen Ereignisses 1722 als Entschuldigung dienen könne, be- zeichnet. Umsonst hatte sich das Brandenburger Domkapitel widersetzt, umsonst der Magistrat sich erboten, wenn die Kirche erhalten bleibe , aus seinen Ziegeleien die Steine umsonst nach Potsdam zu liefern. Mit Pulver mußte das zähe Mauerwerk zersprengt werden, über ein Jahr dauerte das Niederreißen und das Nachwühlen in der Erde. Das Letztere war dem Könige sicherlich die Hauptsache; er war mehr Schatzgräber als Kirchenverwüster.
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