Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
74 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
kommenden Befugnis, an die Stelle der Regierung zu"treten und einen
Staat im Staate zu bilden. Die reich gewordenen Kaufleute, in deren
Solde die in Indien kämpfenden Krieger standen, schauten verachtend auf
diese herab; daher kam es, daß dem Militär in Ostindien die Seele seines
Standes, der Ehrgeiz, fehlte. Nur verkommene Individuen oder wegen
schlechten Betragens aus dem Dienst entlassene Beamte und Offiziere
meldeten sich für deu ostindischen Dienst, so daß es am Ende niemand zur
Ehre gereichte, sich diesem Gesindel des In- und Auslandes anzuschließen.
Die für den Dienst des Vaterlandes in Holland durch Aushebung zur
Fahne gerufene Jugend konnte nicht wie das geworbene Heer in England
auch für den Dienst in den Kolonien verwendet werden, sondern man
überließ es der Kompanie, sich Söldnertruppen anzuwerben.
Der Militärdienst wurde in Indien mit einer beispiellosen Nach-
lässigkeit und Treulosigkeit betrieben. Das Heer bestand nur aus aben-
teueruden, aus aller Herren Länder zusammengelaufenen Gesellen, die an
und für sich schon nicht an strenge Ordnung und Zucht gewöhnt waren, in
den heißen Gegenden Javas aber noch viel mehr erschlafften. Noch bis
in die neuere Zeit ist die Heeresverfassung eine der wundesten Stellen in
Niederländisch-Jndien gewesen, welcher Umstand durch die Werbungen von
Soldaten im Auslande herbeigeführt worden ist, denn kaum der vierte
Teil aller Truppen in jenen Gegenden bestand bis vor kurzem aus Nieder-
ländern. Diese fanden es stets für angemessener und einträglicher, Fremde,
welche für Geld zu habeu waren, zum Dienst zu verwenden, als ihn selbst
zu thun. Seit sich im Jahre 1860 aber unter den ausländischen Truppen
bedenkliche Meutereien gezeigt haben, sind die Verhältnisse etwas anders
geworden. Wie das Militärwesen sich in einem durchaus zerrütteten Zu-
stände befand, so war dies auch mit dem Beamtentum der Fall. Die
Beamten hatten nur ihre eigne Bereicherung im Auge und erpreßten daher
von den Einwohnern allerlei ungerechte und ungesetzliche Abgaben. Trotz-
dem hatte die Handelsgesellschaft ihrem ungeheuren Beamtenheere außer-
ordentlich hohe Besoldung zu zahlen. Hierzu gesellten sich noch die
Jahresgehalte, welche den inländischen pensionierten Fürsten gewährt
werden mußten. Auch die Gesandtschaften, die Geschenke an die Nachbar-
könige und die immerwährenden kleinen Kriege gegen aufständische Va-
sollen und Fürsten verschlangen große Summen, daß selbst der gewinn-
reichste Handel dieselben nicht zu decken vermochte. Daher war es als
kein besonderer Verlust für die Mitglieder der Handelsgesellschaft anzusehen,
daß am 15. März 1795 die Batavische Republik die Holländisch-ostindische
Kompanie aufhob und ihre Besitzungen für Staatseigentum erklärte.
In den ersten Jahren des Bestandes der Handelsgesellschaft, als es
sich noch darum handelte, gegen den Nationalfeind als mächtiges Volk auf-
zutreten und festen Fuß in Indien zu fassen, hatte die Sache eine ganz
andre Bewandtnis. Damals galt es eine Nationalangelegenheit; der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Ortsnamen: Indien Ostindien Holland England Indien Javas Niederländisch-Jndien Nieder- Batavische_Republik Indien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
194 Siebentes Kapitel.
Heere — und zwar die ersten drei Jahre bei den Fahnen, die letzten vier
Jahre in der Reserve — die folgenden fünf Lebensjahre der Landwehr
ersten Aufgebots und fodann bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres,
in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird, der Landwehr zweiten Auf-
gebots au. Hierzu tritt der Laudsturm, welcher im Kriegsfalle au der Ver-
teidiguug des Vaterlandes teilzunehmen hat. Derselbe besteht aus allen Wehr-
Pflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, welche
weder dem Heere uoch der Marine angehören, und wird in zwei Aufgebote
eingeteilt. Zum Laudsturm ersten Aufgebots gehören die Landstnrmpflichtigen
bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie ihr 39. Lebens-
jähr vollenden, zum Laudsturm zweiten Aufgebots vou dem bezeichneten Zeit-
punkte bis zum Ablaufe der Landsturmpflicht. (Vgl. das Landwehr- und
Landsturmgesetz vom 11. Februar 1883). Die Friedeuspräseuzstärke betrug
bis zum 31. Dezember 1871 eiu Prozent der Bevölkerung und wird jetzt
im Wege der Reichsgesetzgebung festgestellt. Die Kosten des Reichsheeres
werden von den einzelnen Staaten zur Reichskasse gezahlt; die bezügliche
Summe wird durch Etatsgesetz festgestellt. Die gesamte Landmacht bildet ein
einheitliches Heer, welches in Krieg und Friedeu unter dem Befehle des
Kaisers steht; alle Truppeu müssen dem Befehle des Kaisers unbedingte Folge
leisten (entsprechende Fassung des Fahneneides). — Der Kaiser kann, wenn
die öffentliche Sicherheit in dem Bundesgebiete bedroht ist, einen jeden Teil
desselben in Kriegszustand erklären (Art. 57 — 68).
Die preußische Militärgesetzgebung ist (mit Ausnahme der Militärkirchenord-
nung) allgemein eingeführt. Für die Bekleidung und deren Schnitt dient diejenige
des preußischen Heeres als Norm; daneben kann jeder Kontingentsherr Abzeichen
lkokarden :e.) bestimmen. Behufs Erhaltung der Kriegstüchtigkeit der einzelnen
Kontingente hat der Kaiser das Recht der Inspektion aller Truppenteile. Der Kaiser
bestimmt den Präsenzstand, die Gliederung und Einteilung der Kontingente, die
Organisation der Landwehr, die Garnisonen und die kriegsbereite Aufstellung eines
jeden Teiles des Reichsheeres; er ernennt auch die Höchstkommandierenden eines
Kontingents, alle Offiziere, welche Truppen mehr als eines Kontingents befehligen
und alle Festungskommandanten; die Ernennung von Generalen und Offizieren in
Generalsstellungen innerhalb des Kontingents bedarf seiner Zustimmung. Der Kaiser
hat das Recht, Festungen innerhalb des Bundesgebietes anzulegen. Die Bundes-
fürsten sind Chefs aller ihren Gebieten angehörigen Truppenteile und ernennen die
Offiziere derselben, wo nicht besondere Konventionen etwas andres bestimmen. Sie
haben das Recht, zu polizeilichen Zwecken nicht bloß ihre eignen, sondern alle in
ihren Gebieten dislozierten Truppen zu verwenden.
Bayern und Württemberg haben Separatrechte, welche durch die Bündnis-
Verträge vom 23. November 1870 und die Militärkonvention vom 2t.—25. Novem-
der festgesetzt werden und die bezüglichen Vorschriften etwas modifizieren.
Die Einnahmen und Ausgaben des Reichs werden durch den Reichs-
Haushaltsetat geordnet, welcher jährlich festgestellt wird. Zur Bestreitung der
Ausgaben dienen namentlich die Einnahmen der Zölle, der gemeinschaftlichen
Verbrauchssteuern fowie des Post- und Telegraphenwesens; der Rest wird
solange Reichssteueru uicht eingeführt find, durch Beiträge der Bundesstaaten
nach Maßgabe ihrer Bevölkerung gedeckt (Art. 69—73).
Die gemeinschaftlichen Ausgaben werden in der Regel für ein Jahr bewilligt,
doch kann dies in besonderen Fällen auch für längere Dauer geschehen. Für die
Verwendung aller Einnahmen ist vom Reichskanzler dem Bundesrate und Reichs-
tage zur Entlastung jährlich Rechnung zu legen. Bei außerordentlichen Bedürfnissen
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Ring und das Rathaus. 295
einen hölzernen Pflock in die Thür, und solche Pflöcke trug er in der Tasche
stets bei sich. Zur rechten Seite steht ein Gewappneter mit der Überschrift:
„Ich bin des Rats geharnischter Mann,
Wer mich anfaßt, der muß ein Schwert han."
Diese Figur stellt einen Beamten, des Rates reisigen Knecht, dar, der die
Pflicht hatte, in voller Rüstung, besonders zur Nachtzeit, die Nachbarschaft der
Stadt zu durchlaufen und alles Verdächtige zu berichten.
Marktplatz in Breslau.
Im ersten Stock befindet sich der Fürstensaal, der nicht groß, aber schön
gewölbt ist, dessen Gewölbe in der Mitte von einer Säule getragen wird. Auf
der rechten Seite an der Wand führt ein Wappen die Inschrift:
Felix 1 . . s timet,
Infelix f civ"as <luae tempore pacis bella < .
d- H-:
Unglümch } ^ bic Stadt, welche zur Zeit des Friedens Kriege {
Hier in diesem Saale wurden die schlesischen Fürstentage abgehalten, auf
denen das Recht hatten zu erscheinen die Fürsten und Standesherren, die De-
putierten des Adels der Erbfürstentümer und der Stadt Breslau, die Ab-
geordneten von acht Städten mit zusammen einer Stimme. Hier huldigten im
Jahre 1741 die Schlesier feierlich Friedrich Ii. Auf einem drei Stufen hohen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Felix Felix Friedrich_Ii Friedrich
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Älteste Geschichte. 215
Dienstpflicht und mangelnde Freizügigkeit galten bei den Wenden nicht als
Zeichen der Unfreiheit. Gleiches Waffenrecht genossen auch die Bewohner der
Städte, welche sich an die Festen der Fürsten und Edlen anschlössen. Zu jeder
Feste gehörte ein bestimmter Landstrich. Burgward, welcher seinen eignen Be-
sehlshaber. den Burgherrn. Kastellan, hatte. Seine Kriegsleute hießen Bürger,
auch Kastellanen, welcher Name dann auch für die freien Handel- und Gewerbe-
treibenden der Städte gebraucht wurde.
Die Angelegenheiten der Städter und Bauern wurden in Marktgemeinden
besprochen, doch wurden die städtischen Angelegenheiten, zumal in größeren
Städten, auch in besondern Versammlungshäusern, Kantinen, beraten. Wie die
niederen Freien ihre Angelegenheiten, so berieten die Edlen die Angelegenheiten
des ganzen Landes auf sogenannten Herrentagen, oder der Fürst berief dazu
die Landesgemeinde, an der Edle und niedere Freie teilnahmen. Die Beschlüsse
mußten mit Einstimmigkeit gefaßt werden, was freilich nicht immer ohne Partei-
bildung und Zwang erreicht werden konnte. — Wo landesfürstliche Gewalt
eingeführt war. stand sie in hoher Achtung: die Erbgüter seiner Familie sowie
die der Edlen durften ohne seine Zustimmung nicht veräußert werden, ihm
stand von allen Bauern ein in Korn zu entrichtender Hufenzins zu, iu jeder
Feste hatte er ein Haus, welches die Städter in Ordnung zu halten hatten, er
empfing nicht nur Lieferungen an allen Lebensbedürfnissen, sondern mußte auch
mit seinem Gefolge bei seinen Zügen durch das Land erhalten und ihm bei
seinen Jagden jede Hilfe geleistet werden, die Schenken gaben einen Geld- und
Wachszins, Salz durfte nur mit seiner Erlaubnis gesotten werden, für die Er-
Haltung der Märkte, Straßen und Brücken zinsten die Kaufleute, teils in Geld,
teils in Waren. Das Amt des Kriegsherrn war das am meisten geachtete.
Dem Fürsten gehörten alle Festen durch Erbrecht, auf ihrem Besitz beruhte
seine Herrschaft, waren sie verloren, so war er seines Landes und seiner Herr-
schast beraubt. Im Kriege waren alle Freien waffenpflichtig, die Edlen mit
ihrem Gefolge beritten, die niederen Freien zu Fuß; die Hauptleute wurden
aus den Edlen genommen. Der Kampf galt in der Regel äußeren Feinden,
aber er wurde auch zwischen Städten und einzelnen Personen, und bei diesen
als heilige Pflicht in den Geschlechtern forterbend, vielfach im Lande geführt.
Das Schiedsamt hatte zwar der Fürst, doch konnte er die Sühne nicht immer
aufrecht erhalten. — Strafen richteten sich gegen das Eigentum und die per-
sönliche Freiheit, Leibes- und Lebensstrafen kamen außer Stockschlägen nicht
vor. Geschriebene Gesetze gab es nicht, sondern das Recht wurde auf ein-
gehegten Plätzen eines geheiligten Waldes, in besonderen Sälen oder in den
Pfalzen der Fürsten, vor dem Fürsten selbst, dem Burggrafen oder fürstlichen
Boten durch Schöffen vor versammelter Gemeine nach dem Herkommen ge-
snnden. Als letztes Beweismittel galt der Eid, der indes schwer verstattet wurde.
Die Vollstreckung des Urteils lag dem Fürsten und seinen Beamten ob. — Die
Religion im Wendenlande war Abgötterei, Heidentum, aber bei den germanischen
Bewohnern anders gestaltet als bei den Wenden. Jene verehrten den Thor,
den Gott der in der Natur wirksamen Kräfte, des Donners, Regens und
Sonnenscheins; Wodan, der in den geistigen Kräften des Menschen wirksam ist.
der ihm Tapferkeit, Weisheit und mancherlei Kunst verleiht, und Frigg, die ver-
schwiegene, schicksalskundige Göttin der Ehe, und es knüpft an diese altgermanischen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
436 Die preußische Seenplatte.
Dienst, suchte er doch vorzugsweise auf das Ehrgefühl zu wirken und hatte nur
äußerst selten nötig, zu den Mitteln körperlicher Züchtigung zu greifen, die in
jener Zeit fast allgemein mit äußerster Brutalität gehandhabt wurden, da man
ohne sie nicht glaubte, die Disziplin aufrecht erhalten zu können. Die Offiziere
suchte er möglichst persönlich an sich zu ziehen und eine stete, innige Gemein-
schast mit ihnen zu gründen, wobei es unvergleichlich war, wie er den Ton
seines Korps zu adeln, durch Erzählung und Gespräch zu beleben, selbst der
Eintönigkeit des Dienstes Reiz und Schwnng zu geben verstand.
Die Soldaten wußte er meisterhaft nicht für den Paradeplatz, sondern für
den Krieg auszubilden, sie gewandt und selbstdenkend zu machen, wozu die Um-
gegend von Johannisburg mit ihren Wäldern, Seen und Sümpfen allerdings
ganz besonders geeignet war. Sein damaliges Bataillon mochte, wie ein kun-
diger Beurteiler sagt, dem Ideal ziemlich gleich kommen, das die neuere Er-
fahrung und die verbesserte Taktik seitdem in nnsrer ganzen Infanterie ein-
geführt hat. Zu bedauern ist nur, daß Männer wie Aork damals in dem
preußischen Heere so selten waren. Sonst wäre die bald darauf eintretende
Katastrophe von 1306 und 1307 wohl vermieden worden.
Da Aork der Meinung war, daß er lange in dieser Stellung verbleiben
würde und das kleine, damals äußerst dürftige Städtchen durchaus keine für
ihn passende Wohnung, in der er die Offiziere seines Bataillons bei sich aus-
nehmen konnte, darbot, baute er sich mit Unterstützung des inzwischen zur
Regierung gekommenen Friedrich Wilhelms Iii. ein Haus „in schlicht edlem
Stil", umgeben von einem freundlichen Garten, das allerdings neben den
Johannisburger Häuschen ein kleiner Palast war. Nach wenig mehr als zwei
Jahren mußte er die ihm lieb gewordene Stätte seines Wirkens verlassen, um
eine andre Bestimmung zu erfüllen. Mehrere der ihm damals untergebenen
Offiziere und Soldaten haben später unter ihm gedient, als es galt, die dort
erlangte Kriegstüchtigkeit im ernsten Kampfe zu bewähren.
Versetzen wir uns in Gedanken wieder nach Lötzen und fahren von dort
auf der ostpreußischen Südbahn in südöstlicher Richtung, oft dicht bei größeren
und kleineren Seen vorbei, einen Arm des großen Laßmiadensees auf eiuer
Brücke überschreitend, nach Lyck, an der Mündung des Lyckflusses in den Lycksee
gelegen. Das kleine Flüßchen, der Abfluß verschiedener nördlich von Lyck lie-
gender kleiner Seen, tritt am Südende des Lyckfees wieder aus und ergießt sich
in den Bobr, einem zweiten Beifluß der Narew. Die freundliche, nicht ganz
unbedeutende Stadt mit fast 7000 Einwohnern hat eine reizende Lage. Sie
breitet sich auf einer Anhöhe längs dem See aus, die in eine mit Garten-
anlagen besetzte Landzunge ausläuft. Mitten in dem an dieser Stelle etwa
nur 500 m breiten See liegt eine Insel, mit der Stadt und mit dem jenseitigen
Ufer durch Brücken verbunden, welche das noch wohlerhaltene, jetzt als Gefängnis
benutzte Schloß und noch ein zweites stattliches Gebäude, früher Gerichtsgebäude,
jetzt gleichfalls Gefängnis, trägt. Das neue Gerichtsgebäude, eine alte Kirche
und das im Jahre 1858 erbaute Gymnasium geben der Stadt ein recht statt-
liches Ansehen. Am jenseitigen Ufer des Sees erheben sich die bewaldeten
Sarkener Berge.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
168 Die Leiden Neubrandenburgs.
und die benachbarten kleineren Lübz, Krivitz, Plau, Malchow, Neustadt ebenso
mißhandelte. In diesen Nöten hatte Neubrandenburg einen Teil seiner Güter
verkaufen müssen; gleichwohl kam es 1665 zum förmlichen Konkurs der Kom-
mune, deren Schulden, 54000 Thaler, den damaligen Wert des Stadtgutes
überstiegen, so daß die Stadt 1671 ihre sämtlichen Güter den Gläubigern
überlassen mußte. Und während des Krieges zwischen Schweden und Branden-
bürg 1676 brannte sie bis auf 31 Häuser und Buden nieder, als ein nnvor-
sichtiger Schuß eines Soldaten ein Strohdach entzündet hatte. Der letzte große
Brand war 1737, bei welchem 222 Häuser in Asche gelegt wurden.
Von so vielen Leiden hat die arme Stadt sich durch die Tüchtigkeit ihrer
Bürgerschaft und ihres Rates allgemach wieder erholt und zu einer Art Wohl-
stand erhoben. Wenn sie auch an Einwohnerzahl von der Residenz Neustrelitz
überflügelt wird, so ist sie doch vom Laude Stargard immer als seine Haupt-
stadt angesehen und in ihr sind deswegen die öffentlichen Institute, die nicht
an den Hof angewachsen sind, vereinigt. Als im Anfang April 1813 der
Herzog Georg vom Rheinbunde abtrat, sich an Rußland und Preußen anschloß
und ein Regiment Kavallerie auszurüsten und ins Feld zu stellen versprach,
stellte sich eine Überzahl junger Leute freiwillig, so daß keine Aushebung nötig
war, darunter fast alle jungen Leute der Neubrandenburger großen Schule,
deren Alter und Kräfte es erlaubten, auch der Konrektor Milarch. Die Aus-
rüstuug des ganzen Regiments wurde durch freiwillige Gaben beschafft. Der
Herzog gab sein Silberservice, 30 000 Thaler an Wert, die Gaben aus Neu-
brandenbnrg betrugen 8000 Thaler; im ganzen wurden 200 000 Thaler auf-
gebracht. Außerdem stellten sich 60 junge Leute als freiwillige Jäger, die sich
selbst ausrüsteten und unterhielten.
Seitdem Neubrandenburg durch die Eisenbahn mit Rostock, Stralsund,
Stettin, Berlin und dem südwestlichen Mecklenburg in rasche Verbindung gekommen
ist, hat es auch angefangen, den engen Zirkel seiner Mauern auf der Bahnhofsseite
zu sprengen und eine mit geschmackvollen Häusern und hübschen Gärten besetzte
Vorstadt zu erbauen. Seine zentrale Lage inmitten so vieler Verbindungen
mit einem großen Produktenreichen Umkreis verheißt ihm ein rasches Wachstum,
durch welches bald alle Narben verschwinden werden, die ihm von den einst
überstandenen Kämpfen noch hier und da übrig geblieben sind.
Die Physiognomie des Stargardschen Landes würde nicht vollständig sein,
wenn nicht auch Friedland darin sichtbar wäre, die älteste Stadt des Landes
mit etwas über 5000 Einwohnern, zwei Kirchen, anmutigen Wallpromenaden,
durch ihre große und ergiebige Feldmark die reichste der strelitzischen Städte, im
äußeren Aufputz aber hinter allen andern zurückgeblieben. Die hauptsächlichste
Nahrungsquelle ihrer Bewohner liegt in ihrer 56 74 qkm großen Wiese; in
ihrer Umgegend blüht der Tabaksbau, da die Tabakspflanze auf dem leichten und
warmen Boden in vorzüglicher Güte gedeiht. Unter dem Patronat des Rats
steht das in ihr befindliche Gymnasium, das sich durch einen hervortretenden
Zug altväterischer Einfachheit und Biderbigkeit vor den übrigen höheren Schulen
des ganzen Mecklenburg auszeichnet. Bei aller Einfachheit des Lebens verstehen
die Friedländer aber sehr wohl auf einen Schelm anderthalb herauszugeben.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Vogesenfestungen und -Straßen. 89
Wir haben oben der Kanäle gedacht, welche ursprünglich für militärische Zwecke
gebaut, später doch dem friedlichen Verkehr dienen mußten. Die kunstvollsten
dieser Bauten neuerer Zeit waren aber die des unter Napoleon I. begonnenen
Rhein-Rhone- und des bei Zabern das Gebirge überschreitenden Rhein-
Marne-Kanals, durch welche das Elsaß in das großartige französische
Kanalsystem verflochten ward. Die Verbindung des Rheins mit zwei Haupt-
strömen Frankreichs war dadurch hergestellt, und die Franzosen sagten mit
einer der ihnen eigenthümlichen Redefloskeln: „Rhein und Rhone münden
jetzt in die Seine."
Ruine von Lützelburg.
Das wird freilich noch einige Zeit dauern, ehe der Handel und Ver-
kehr wieder die alten, naturgemäßen Straßen einschlägt, welche nicht über
das Gebirge nach Westen, sondern aus deu Gebirgsthäleru zum Rhein und
über deu Rhein führen. Militärisch kehrt aber das Elsaß schon jetzt wieder
die Stirn gegen Frankreich.
Die kleinen Festungen nach dem Vauban'schen System haben bei dem
gegenwärtigen Stande der Kriegskunst theils ihre Bedentuug verloren,
theils entspricht ihre Anlage, seitdem das Elsaß wieder deutsch geworden und
seine Front verändert hat, nicht mehr dem Zwecke der Landesverteidigung.
Wir sehen daher jetzt die im letzten Kriege hart mitgenommenen Mauern
von Schlettstadt und Pfalzburg völlig sinken, die alten Festungsgräben füllen
sich mit Erde, und anf den früheren düsteren Wällen werden Bürger und
Bürgerinnen in schattigen Anlagen lustwandeln. Dagegen wird Straßburg
in deutscheu Händen jetzt zu einem Waffenplatz ersten Ranges nach den
Regeln der neueren Befestignngsknnst eingerichtet und schiebt bereits
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Armagnacs ober Armen Gecken" im Elsaß, 115
barfüßig hinterdrein. Etliche hundert Frauen ritten dem Znge zur Seite und
brachten den ganzen Plunder ihrer Weiberröcke und Hanswirthschaft mit in
das Feldlager, so daß dieses einem Trödelmarkt oder einem Komödianten-
aufzuge glich. Sie nannten sich selbst auch ecorcheurs, d. i. Schinder, und
sie verstanden es trefflich, die Bauern zu schinden und den Sparpfennig der
Städte zu erpressen; der Volkswitz aber taufte dieses arme prahlerische
Raubgesindel unter Verkehrung ihres ursprünglichen Namens Armagnac mit
dem Spottnamen der „Armen Gecken".
Herumziehende Banden der Armagnacs.
Als der Psalzgraf vom Rhein sich anschickte, den Städten des Elsaß zu
Hülfe zu kommen, verließen die „Armen Gecken" schnell das Land, aber nur,
um ihren räuberischen Einfall fünf Jahre später in noch schlimmerer Weise
zu wiederholen.
Dieses Mal war es Kaiser Friedrich Iii. selbst, welcher die Gefahr für
das Reichsland heraufbeschwor. Die Streitigkeiten zwischen den Städten der
Eidgenossenschaft erregten in ihm den Wunsch, die alte Machtstellung des
Hauses Habsburg in der Schweiz so, wie sie vor den Tagen von Sempach
und Näfels bestanden, wieder auszurichten. Er wandte sich (1443) an König
8*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Erfurt und sein Dom. 389
daran. In diesem Wechsel kündigt sich uns im großen und ganzen die Ge-
schichte Erfurts an. Erst hat geistliches Regiment es verhindert, Reichsstadt
zu werden, dann hat die Bestimmung zur Festung, und zwar zur Festung ersten
Ranges, dem Wachstum der Stadt seine Grenze gesetzt.
Schon Bonifazins fand Erfurt als Stadt vor und gründete in dieser ein
Bistum, das aber später vom Bistum Mainz verschlungen wurde. Dadurch
geriet Erfurt in eine Abhängigkeit, die es zum Unwillen reizte und wenn auch
nicht fein äußeres Wachstum, so doch sein Selbstgefühl kränkte oder niederdrückte.
Rathaus in Erfurt.
Erfurt war wie dazu geschaffen, der Mittelpunkt des thüringer Landes
und Lebens zu fein; nun war es eine bischöflich mainzische Stadt und konnte
höchstens den mainzischen Anforderungen und Ansprüchen sich mit mehr Nach-
druck widersetzen, als es die schwächeren Orte Thüringens doch eben auch thaten.
Allerdings groß und reich ist Erfurt unter oder, soll ich sagen, trotz des
Mainzer Krummstabs geworden. Man spricht von 30 000 geharnischten Rittern
und Knappen, die es Rudolf von Habsburg zur Verfügung gestellt hätte, als
er gegen das Ende seiner Laufbahn nach Erfurt kam und dann zur Sicherung
des Landfriedens die Burgen der räuberischen Ritter brach. Seine höchste
Blüte aber und auch seine größte Bedeutung hat Erfurt erst am Ende des
Mittelalters erreicht. Der neu erwachte wissenschaftliche Geist drängte zur
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf
Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
224 Ausflug nach Potsdam.
I)as Wititärwaisenhaus. Streng, aber väterlich! Das war die
Losung des Soldatenkönigs. Dies bekundete er n. A. in der Erbauung einer
Versorgnngs- und Erziehungsanstalt in Potsdam im Jahre 1722. Die An-
stalt umfaßt das große Knabenwaisenhaus, das Mädchenwaisenhaus, das Haus
für Offizierstöchter und das Lazareth, mit reicher Dotirnng in Ländereien. Die
Anstalt wurde für arme Soldatenkinder des ganzen Heeres bestimmt, welche
über sechs Jahre alt und nicht gebrechlich sind. Alle wurden nicht nur gauz frei
ernährt und gekleidet, sondern auch unterrichtet und erzogen, auch bei ihrer
Entlassung ausgesteuert. Die Einrichtung war um so segensreicher, als bei
dem damaligen Werbesystem die Soldaten sehr lange, oft zeitlebens, in ihrem
Stande blieben und heiratheten, fo daß die Hinterbliebenen nicht felten in Roth
geriethen. Diese Verhältnisse haben sich seit der Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht erheblich geändert; noch immer aber ist das Militärwaisenhaus
ein überaus wohlthätiges Institut, nebenbei für das preußische Heer aber auch
von Bedeutung, da es demselben trefflich vorgebildete Unteroffiziere liefert.
Die Disziplin, obwol militärisch streng, unterdrückt den natürlichen Frohsinn
in den Kindern keineswegs, wie man in den Freistunden bei den Spielen, ans
den Spaziergängen n. s. f. leicht beobachten kann. Das Gebäude zeichnet sich
mehr durch seine Weitläufigkeit aus als durch seinen Stil, welcher der Ent-
stehnngszeit entsprechend nüchtern ist. Eine vom kunstgeschichtlichen Standpunkte
traurige Beziehung knüpft sich an die Erbauung des Militärwaisenhauses: die
Zerstörung des ältesten Gotteshauses, ja gewissermaßen des geheiligten Wahr-
zeichens der ganzen Mark Brandenburg, der berühmten, im byzantinischen
Stile erbauten Marienkirche auf dem Marien- oder Harlnnger Berg
bei Brandenburg.
Den Besuchern des Königs nnsers Harzgebirges, des Brocken, wird im
Nordosten des Horizontes, in etwa 155 km Luftlinien Entfernung, ein kaum
sichtbarer Punkt, der sagenumwobene Harlnnger Berg, gezeigt, der Berg, welcher
die erste christliche Kirche auf dem rechten Elbufer getragen haben soll, lieber
den Namen Harlnnger Berg ist viel fabnlirt worden: in die Kriegszüge wider
die Wilzen, welche Karl der Große bezwang, wird er verflochten, und vielleicht
will der Name Harlunger Berg nichts als Karlinger Berg, einen der Punkte,
auf welchem die fränkischen Christen über das Wendenland Umschau hielten,
andeuten. Einst stand auf ihm der Tempel des dreiköpfigen Gottes Triglasf,
und noch lange ward dieser hölzerne Götze in dem herrlichen, zuerst 1166 er-
wähnten Gotteshause bewahrt. Später verfiel dasselbe aus Verwahrlosung
im Innern etwas, war aber im Ganzen und Großen noch wohl erhalten, als
Friedrich Wilhelm I. Besehl gab, das Gebäude abzubrechen, um die Steine
für den Bau des Potsdamer Waisenhauses zu verwenden: eine That, welche
Emil Dominik eine Roheit sonder Gleichen, für die nicht einmal die Jahres-
zahl des schmachvollen Ereignisses 1722 als Entschuldigung dienen könne, be-
zeichnet. Umsonst hatte sich das Brandenburger Domkapitel widersetzt, umsonst
der Magistrat sich erboten, wenn die Kirche erhalten bleibe , aus seinen Ziegeleien
die Steine umsonst nach Potsdam zu liefern. Mit Pulver mußte das zähe
Mauerwerk zersprengt werden, über ein Jahr dauerte das Niederreißen und
das Nachwühlen in der Erde. Das Letztere war dem Könige sicherlich die
Hauptsache; er war mehr Schatzgräber als Kirchenverwüster.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Harlnnger_Berg Karl_der_Große Karl Friedrich Wilhelm_I. Emil_Dominik