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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 550

1900 - Leipzig : Spamer
550 Zweites Kapitel. Das Staatsgebiet gehört dem norddeutschen Tieflande an und ist auf dem rechten Weserufer von einer Hügelkette (Dünen) in der Richtung von Südost nach Nordwest durchzogen. Der Weserstrom durchströmt ei in derselben Richtung; von den Nebenflüssen kommen rechts Wümme und Geeste, rechts Ochtum in Betracht. Das Klima Bremens ist im ganzen gemäßigt. Der Boden besteht durchweg aus Diluvial-und Alluvialbildungen; festes Gestein findet sich nirgends. Am linken User ist wirkliches Flachland; die Dünen auf dem rechten Ufer bestehen aus kleinkörnigem Sande. Das sogenannte Hollerland auf dem rechten Ufer (51,5g qkm) hat überhaupt Sandboden mit Einlagerungen von Raseneisenstein; im Blocklande (29,qkm) und Werderlande (48,,^ qkm) auf derselben Seite liegt der Sand erst unter einer Schicht von Klei- und Moorboden; vereinzelt findet sich auch zäher, unfruchtbarer Thon („Dwaa"), auch ist ein Moor vorhanden (in der Feldmark von Borgfeld). Auf dem linken Ufer findet sich teils Lehm- teils Kleiboden. — Die Weser macht viele Krümmungen und ist oberhalb Bremens ]48, in der Stadt bis zu 226 m breit; ihr Lauf im Staatsgebiet hat eine Länge von 24,g km; ihre Tiefe beträgt oberhalb etwa 1,3 m und unterhalb 2—2,„ m. Ihre Bedeutung für die Schiffahrt ist natürlich sehr groß. Der Weserfluß Wümme hat im Staatsgebiete einen 28 km langen schiffbaren Lauf und ist mit der Weser durch zwei kleine Kanäle verbunden. Die bei Bremerhaven mündende Geeste ist gleich- falls schiffbar; die Ochtum berührt das Gebiet mit 5 km. Zum Schutze dieser -Gewässer sind Deiche in der Gesamtlänge von 96,2 km nötig geworden. Das Klima Bremens ist verhältnismäßig mild und beträgt im Jahresdurchschnitt zwischen 8—9° C. Die meisten Niederschläge sinden im Sommer demnächst im Herbst und Winter und die wenigsten im Frühlinge statt, sie betragen im Jahresdurchschnitt 7—800 mm. Der Witterungswechsel ist plötzlich; nach heißen Tagen sind kühle Abende und dichte Nebel sehr häufig. Die Winde haben meist die Richtungen von Süd bis Nordwest. Die Bevölkerung ist niederdeutschen Stammes, weit überwiegend evange- lisch und hauptsächlich mit Handel, demnächst auch mit Industrie, weniger mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt. Auf 255,ß qkm lebten nach der Zählung 1885 165628 Einwohner, welche (bis auf 6196 Katholiken und 840 Juden) fast sämtlich evangelisch waren. Sehr ver- breitet ist die plattdeutsche Sprache, in den gebildeten Kreisen herrscht jedoch die hochdeutsche. In Bremen selbst und in Bremerhaven leben auch sehr viele Ausländer, besonders Amerikaner, Engländer und Holländer, dieserhalb, sowie wegen des be- deutenden Seeverkehrs wird häufig die englische Sprache gebraucht. — Am 5. Juni 1882 wurden gezählt in Land- und Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischerei 12084 Zu- gehörige, davon 5187 Erwerbsthätige, in der Industrie einschließlich Bergbau und Bau- Wesen 75 935 Zugehörige, darunter 29 297 Erwerbsthätige, in Handel, Verkehr, Gast- Wirtschaft :e. 47114 Zugehörige, darunter 16 829 Erwerbsthätige. Bremen nimmt unter den deutschen Sechandelsplätzen eine der ersten Stellen ein, und zwar ist der Handel weit weniger Speditions- und Kommissions- als Eigenhandel und beruht vorzugsweise auf Warenumsatz, während das reine Papier- und Geldgeschäft sehr zurücktritt. Es sind über l000 Großhandlungen vorhanden, unter denen sich etwa 50 Reeder befinden. Neben dem Handel treten zunächst alle diejenigen Geschäfts- zweige bedeutsam hervor, welche mit dem Handel zusammenhängen, Schiffahrt, Schiffbau k. Haupthaudelsartikel.sind: Petroleum, Reis, Tabak, Baumwolle, Kaffee, Zucker, Thee, Gewürze, Getreide, Öl, französische Weine:c. Unter diesen Gegenständen stehen obenan: Petroleum (jährliche Einfuhr für 30—40, Ausfuhr für 40—50 Mill. Mark), Baumwolle (jährliche Einfuhr für etwa 50—60, Ausfuhr für etwa 53 Mill. Mark), Tabak (jährliche Einfuhr für 50-60, Ausfuhr für 60-65 Mill. Mark), wozu noch Tabaksstengel und Zigarren treten. Die Reederei bestand am I.januar 1889 aus 341 Schiffen zu 325594 Tonnen, darunter 118 Dampfer mit 124256 Tonnen Gehalt. Außerdem steheu noch etwa 260 oldenburgische und preußische Schiffe im Dienste des preußischen Handels. Das größte Transportgeschäft betreibt die Aktien- Gesellschaft des Norddeutschen Lloyds, die regelmäßige Dampfschiffverbindungen mit England und Amerika unterhält und neuerdings auch für die vom Reiche geschaffenen

2. Das Deutsche Reich - S. 584

1900 - Leipzig : Spamer
584 Drittes Kapitel. Deutschlands (Faber). Aus den bisherigen Angaben läßt sich schließen, daß der aus- wärtige Handel Bayerns sich auf gewisse landwirtschaftliche Gegenstände (Hopfen, Obst, Wein, demnächst auf Vieh, besonders Rinder, und Käse), namentlich aber auf eine Reihe von Jndustrieerzeuguissen (Bier von München ic.; Metallwaren, Bleistifte und Spiegelglas zc. von Nürnberg-Fürth, Baumwollengewebe von Augsburg, und ähn- liche Produkte), die Einfuhr dagegen außer auf Rohprodukte für die Industrie auf Kolonialwaren erstreckt. Als Handelsstädte haben Nürnberg und Augsburg sich seit dem Mittelalter eine hervorragende Bedeutung bewahrt, zu ihnen treten neuerdings besonders München und Würzburg' auch Regensburg und Bamberg verdienen er- wähnt zu werden. — Das Bank- und Kreditwesen ist in Bayern noch nicht in gleichem Maße entwickelt, wie in andern deutschen Staaten, was sich daraus ergibt, daß im März 1887 im ganzen Lande nur 13 Bank- und Kreditinstitute mit einem Gesamt- kapitale von 124 Mill. Mark, dagegen in dem viel kleineren Königreiche Sachsen in der nämlichen Zeit 15 solche Institute mit einem Aktienkapitale von über 156 Mill. Mark vorhanden waren. Unter den erwähnten bayrischen Bankinstituten befanden sich eine Zettel- und zwei Staatsbanken. Das Verkehrswesen befindet sich in nicht gerade ungünstigem Zustande. Abgesehen von den früher erwähnten Wasserstraßen ist einigermaßen für Land- straßen, wenn auch nicht überall in gleichem Maße wie in andern deutschen Staaten, gesorgt; auch ist das Eisenbahnnetz zu großen Verbindnngsstraßen ausgebaut, die namentlich Punkte wie München, Nürnberg, Augsburg, Regens- bürg, Würzburg in deu Weltverkehr zieheu. Posteu und Telegraphen haben in Bayern eine von dem Reiche unabhängige Landesverwaltung. Die Länge der Eisenbahnen betrug 1888/89 5344,B km, wovou etwa nur 1/9 tu Privatverwaltung stand. Hervorragend sind besonders folgende Bahn- linien: Müncheu-Jugolstadt-Bamberg-Hos, Treuchtliugen-Würzbnrg, Pleinfeld-Angs- bnrg-Bnchloe, Bamberg-Würzburg, Schweinsurt-Meiningen, Schweinfnrt-Gemünden, Donauwörth-Jngolstadt-Regensburg, Augsburg - Ingolstadt, München - Regensburg Hos, Weiden-Neueumarkt, Hos-Eger, Krailsheim-Nürnberg-Würzburg, Würzburg- Aschaffenburg, Nürnberg-Eger, Ülm-München-Simbach, München-Bnchloe-Lindan, Ulm-Kempten, München-Rosenheim-Salzburg, Rosenheim-Pilsting, Landshut-Pilsting- Eisenstein, Rosenheim-Kusstein, München-Töltz, München - Peißenberg; — die Lud- wigsbahu (Nürnberg-Fürth) und das System der pfälzischen Eisenbahnen (Neunkirchen- Worms, Germersheim-Saarbrückeu, Neustadt-Weißenburg :c.). _ Alt der Spitze des Staatswesens stehen uuter dem Könige sechs königliche Staatsministerien: 1) königliches Haus und Äußeres, 2) Justiz, 3) Inneres, 4) Kirchen - und Schulaugelegeuheiteu, 5) Finanzen, 6) Krieg; neben den Ministerien besteht noch ein Staatsrat. Im Ministerialdepartement des Äußeren befinden sich: die Geueraldirektion der Königlichen Verkehrsanstalteu (mit Ab- teilungen für Eisenbahnbau, Eisenbahnbetrieb, sowie Post und Telegraphen); im Departement des Inneren: die Abteilung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, der Verwaltungsgerichtshof, der Obermedizinalausschuß, das Ober- bergamt, die oberste Baubehörde, die Statistische Zentralkommission, die Landes- Gestütsverwaltuug, das Reichsarchiv, die Normaleichungskommission, das Landes- versichernngsamt:c.; im Departement für Kirchen- und Schulaugelegenheiteu: der oberste Schulrat, die katholischen Bistümer und das protestantische Ober- konsistorinm; im Finanzdepartement: der oberste Rechnuugshos, die General- Bergwerks- und Salinenadministration, die Generaldirektion der Zölle und indirekten Stenern, die Staatsschuldentilgnngskommission und die Königliche Bank; im Kriegsdepartement: das Generalauditoriat k. Der Staat bildet eine konstitutionelle Monarchie, daher steht dem Könige ein Landtag mit zwei Kammern zur Seite. Die Erste Kammer („Kammer der

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 143

1900 - Leipzig : Spamer
Goldgewinnung. 143 eine Million und am vierten Mittwoch brach der Wagen, der die gewaltige Last zu tragen hatte, unterwegs zusammen, und die Eskorte kam einen Tag später in die Stadt; diesmal waren es 1110 kg Gold — im Werte von etwa 31/2 Millionen Mark. Seitdem hat sich die Goldausbeute im ganzen noch sehr bedeutend vergrößert, und die Ausfuhr nach England berechnete sich sehr bald nur nach Millionen von Psnnd Sterling. Schwankungen kommen natürlicherweise vor; so betrug z. B. die Ausfuhr von Gold von Etiinesen beim Goldwäschen. Australien nach England in den ersten elf Monaten 1866 die Summe von 6 231612 Pfund Sterling, in der entsprechenden Periode des folgenden Jahres nur 5 291 014 Pfund Sterling und vom Januar bis November 1868 wieder 6 356 102 Pfund. Solche Schwankungen wollen aber bei der kolossalen Höhe der ganzen Zahlen nicht viel bedeuten. Die jährliche Ausbeute Australiens an Gold darf im ganzen zu wenigstens 240 Millionen Mark angenommen werden? Wie die Größe der Ausbeute, so hat sich auch die Zahl der Gold- fexber im Verlaufe der Zeit sehr bedeutend vermehrt, und es ist jetzt er-

4. Das Deutsche Reich - S. 47

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bevölkerung. 47 sind Auster und Krebs, von welchen jene im Wattenmeere an der schleswigschen Küste, diese in vielen Binnengewässern gefischt werden. Die Viehzucht erstreckt sich auf Pferde, Rinder, Schafe. Ziegen, Schweine, Esel und Maultiere, auch fiudet sich Seiden- und Bienen- zu cht sowie die Züchtung nützlichen Geflügels, namentlich der Enten, Gänse, Haus- und Truthühner. Das Nähere wird später betrachtet werden; vorläufig mögen die allgemeinen Zahlen genügen: Am 10. Januar 1883 wurden im Deutschen Reiche gezählt: 1. Pferde....................3522545 Stück 2. Rindvieh..................15786764 „ 3. Schafe....................19189715 „ 4. Schweine..................9206195 „ 5. Ziegen....................2640994 ,, 6. Bienenstöcke . . T . . . . . 1911748 „ 7. Maultiere, Maulesel, Esel . . 9795 „ Der gesamte Viehbestand berechnete sich auf ein Kapital von 5576844000 Mark. fünftes Kapitel. Die Bevölkerung. § 1. Die Abstammung. Die Gesamtbevölkerung des Deutscheu Reiches betrug am I.dezember 1885 46 855 704 Köpfe. Von diesen Angehörigen des großen Staatsverbandes sind 3 295 000 Nichtdeutsche; die ungeheure Mehrheit, nämlich 43 560 704, besteht also aus Deutschen! Diese gehören mit den Skandinaviern, Eng- ländern und Holländern der germanischen Völkerfamilie an, welche wiederum mit deu Kelteu, Slawen und Gräcoromanen den europäischen Zweig des großen indogermanischen Sprachstammes darstellt. Alle dem letzteren zugehörigen Völker finden die gemeinsame Wurzel ihrer Sprache in dem Sanskrit, aus welchem sich die germanischen Sprachen nach dem Gesetze des Ablautens der Vokale und der Lautverschiebung der Konso- nanten gebildet haben. Charakteristisch für die germanischen Sprachen ist ferner das Vorhandensein einer parken und schwachen Konjugatiou und Deklination. Die Ablautung entwickelte sich zunächst im Verbum und griff sodann in alle etymologischen Teile der Grammatik über. Die Lautverfchiebung der Konsonanten besteht in der Vertanfchnng der ursprünglich im Sanskrit angewendeten Konsonan- ten, besonders der Mntae (stummen Mitlanter, z. B. b, p, d, t), mit andern ver- wandten Lauten und hat dazu geführt, daß die deutschen Wortwurzeln weit mehr von ursprünglichen Sanskritwurzeln abweichen, als die der übrigen indogerma- nischen Sprachfamilicn. Die germanischen Sprachen haben den hohen Vorzug, daß sie einerseits von irgend einem Stamme immer neue Ableitungen bilden können und

5. Das Deutsche Reich - S. 112

1900 - Leipzig : Spamer
112 Sechstes Kapitel. in das Reichsland und die bayrische Pfalz hinüberreicht; 3) das ober- schlesische auf dem Tarnowitzer Plateau, welches uach dem österreichischen und russischen Gebiete hinübergreift; 4) das niederschlesische im Walden- burgischen; 5) das Zwickauer von der Zschopan bis zur Pleißeuquelle; 6) das Kohlenbecken des Plauen scheu Gruudes bei Dresdeu. Kleinere Stein- kohlenlager finden sich bei Ibbenbüren in Westfalen, am Piesberge in Han- nover, bei Wettin in der Provinz Sachsen, auf der Südseite des Thüringer Waldes, in Bayern und Sachfen-Meiningen :c. Hierzu kommen Ablagerungen in der sogeuauuteu Wälderformation (im Wealden) in den kleinen Gebirgen zwischen Leine und Weser ?c. — Die Braunkohle findet sich besonders in zahlreichen und ergiebigen Ablagerungen an der Saale und ihren Zuflüssen (in der Provinz Sachsen und den Nachbargebieten), in der Rheinprovinz, am Westerwalds, im nördlichen Teile der oberrheinischen Tiefebene, im Gebiete der Fulda und sehr vereinzelt durch das norddeutsche Tieslaud verstreut (in Brandenburg, Schlesien jc.). Den Umfang der deutschen Kohlenfelder hat man auf 3600 engl. Quadratmeilen berechnet, während Großbritannien 9000, Neusüdwales 24000, Ostindien 35500, die Vereinigten Staaten 194000, China 200000, Spanien dagegen nur 3500, Frank- reich 1800, Belgien 900 engl. Quadratmeilen Kohlenfelder haben sollen. Sehr ver- schieden ist natürlich die Mächtigkeit. — Das rheinisch-westfälische Becken ist bis auf 35—100000 Mill. Tonnen geschätzt worden, so daß es bei der jetzigen Pro- duktiousweise noch 2—5000 Jahre reichen würde. Es lagert besonders an der Ruhr zwischen Unna und Duisburg-Ruhrort, doch reicht es auch nordwärts bis zur Lippe. Die Flöze fallen flach und in sanften Mulden und Sätteln nach Norden ein und die kleineren Reviere von Piesberg und Ibbenbüren erscheinen als Fortsetzung des großen Beckens. Mit jedem Jahre wachsen noch die Aufschlüsse nach Norden hin. Das Saarbecken hat etwa einen Flächenraum von 290000 ha und nach ungefährer Schätzung 45400 Mill. Tonnen Inhalt; dasselbe könnte also noch 17000 Jahre die jetzige Ausbeute gewähren. Die Hauptpartie findet sich zwischen Ottweiler, Saar- louis und Forbach, außerdem sind mehrere kleinere Reviere nördlich und nordöstlich davon vorhanden. Der Abbau ist durch die gestörten Lagerungsverhältnisse, durch Grubenbrände jc. erschwert, doch die Kohle sehr gut; sie beherrscht Südwestdeutsch- land und findet starken Export (nach Frankreich, der Schweiz :e.). Das ober- schlesische Becken hat, soweit es preußisch ist, eine Ausdehnung von ungefähr acht deutschen Quadratmeilen und ist in der Mitte der siebziger Jahre bis zu einer Tiefe von 630 m. auf etwa 1000 Mill. Tonnen geschätzt worden, wozu in einer jetzt nicht als abbaufähig geltenden Tiefe etwa noch weitere 4000 Mill. Tonnen kommen. Die Hauptpartie findet sich von Neu-Beruu, Myslowitz, Tarnowitz an der polnischen Grenze bis Gleiwitz und Kieferstädtel im Westen; dazu kommen mehrere kleinere Reviere fnikolai-Czuchow, Niedobschütz-Loslau :e.). Die Lagerungsverhältniffe sind sehr günstige, die Produktionskosten gering, die Kohle gut und billig; die Flöze haben eine Mächtigkeit von 3—4m. Das niederschlesische Becken läßt sich zwar keineswegs an Bedeutung mit dem oberschlesischen vergleichen, doch bietet es gleich- falls eine ziemlich reiche Produktion, wenngleich die Schwierigkeit der Gewinnung groß und daher der Preis hoch ist. — Die beiden Becken des Königreichs Sachsen nehmen eine Fläche von 16000 ha ein. Dieselben bilden den Haupthebel der sächsischen Industrie, versorgen jedoch auch einen Teil Süddeutschlands. Die kleinen Reviere in Süddeutschland: St. Bilt, Berghaupten, Erbendorf und Stockheim können das Bedürfnis ihrer Gegend nicht decken und sind überhaupt unbedeutend; ebenso haben die kleinen Reviere in Thüringen (Ilfeld, Manebach, Kammerberg) keine allgemeinere Bedeutung. — Die Kohle der sekundären Periode der Wealdenformation hat an einzelnen Teilen der Wesergebirge eine allmähliche Bedeutung gewonnen; sie wird am Deister, Süntel und Osterwald und am Steinhuder See abgebaut, ist vortrefflich und für Hannover von Bedeutung. — Die Braunkohle (Kohle der tertiären Periode) hat in ihren Ablagerungen am Fuße der Alpen (bei Miesbach, Tölz, Pensberg,

6. Das Deutsche Reich - S. 174

1900 - Leipzig : Spamer
174 Sechstes Kapitel. land die meisten. Die Versicherungsanstalten umfassen gegenwärtig alle mög- lichen Zweige: die Transport-, Feuer-, Lebens-, Hagel-, Vieh-, Unfall- und sonstige Versicherungszweige. Die Lebensversicherung ist nach den betreffen- den Bevölkeruugszahleu und der Menge der Policen verhältnismäßig am stärk- sten verbreitet in Großbritannien, dann aber folgt Deutschland, und etwa in gleicher Höhe stehen die Schweiz und die Vereiuigteu Staaten, mehr zurück treten Frankreich, Österreich-Ungarn :c. In der Feuerversicherung steht hinsichtlich der durchschnittlich aus den Kopf der Bevölkerung entfallenden Beträge Deutschland etwas weiter zurück, doch nimmt es immerhin noch einen ziemlich hohen Rang ein, indem es ans Frankreich, Großbritannien und Belgien folgt, alfo namentlich andre Großstaaten, wie Österreich-Ungarn und Jtalieu, hinter sich läßt. Die Hagel- und Viehversicherung ist in Deutsch- laud noch nicht zu rechter Eutwickelung gekommen, auch die Aussteuerkassen geben bisher keine günstigen Resultate, dagegen ist das Rückversicheruugs- wesen, durch welches die Verteilung der Schäden ermöglicht wird, zu ziem- licher Bedeutung gestiegen. Zu Ansang der achtziger Jahre ergaben sich an in Lebensversicherungen ver- sicherten Kapitalien: in Großbritannien 10816 Mill., in den Vereinigten.,Staaten 8320 Mill., in Deutschland 2498 Mill., in Frankreich 2197 Mill., in Österreich 44473 Mill., in Rußland nur 220 Mill., in Schweden-Norwegen 1911/5 Mill. Mark. — Nach amtlichen Ermittelungen waren im Jahre 1883 bei den 38 deutschen Lebensversicherungsgesellschaften 61567 Versicherungen mit 257427521 Mark abge- schlossen und am Schlüsse des Jahres 1883 betrug die Zahl aller Lebensverfiche- rungen 675331, der Gesamtversicherungsstand 2497 966625 Mark; die Durchschnitts- summe für eine Versicherung 3699 Mark. In dem Jahre 1883 gingen ein an Prämien 91734256 Mark, an Zinsen 23372495 Mark. — Die gesamten Garantie- sonds der Aktien- und gegenseitigen Gesellschaft erreichten Ende 1883 eine Höhe von 650081364 Mark, d. h. 24,2 Proz. der Totalversicherungssumme. Uber die Feuerversicherung ist folgendes zu sagen: Der versicherte Be- trag war um 1880: in Frankreich 81120 Mill. Mark oder 2240 Mark pro Ein- wohner, in Deutschland 63400 Mill. oder 1360 Mark pro Einwohner, in Groß- britannien 54760 Mill., 1560 Mark pro Einwohner, in Belgien 8000 Mill., 1440 Mark pro Kopf, in den Vereinigten Staaten 25800 Mill., 520 Mark pro Einw., in Rußland 3600 Mill., 40 Mark pro Einw., in Skandinavien 2300 Mill., 280 Mark pro Einw. — Der jährliche Feuerschaden ist im ganzen auf 11640 Mill. Mark oder 5 Mark pro Einw., in den Vereinigten Staaten auf 460 Mill. oder 9 Mark pro Kopf, in Rußland auf 240 Mill. oder 3 Mark pro Kopf, in Großbritannien 184 Mill. oder 5 Mark pro Kopf, in Deutschland auf 128 Mill. oder 3 Mark pro Kopf, in Frankreich auf 62 Mill. oder 2 Mark pro Kopf, in Skandinavien auf 20 Mill. oder 3 Mark pro Kopf und in Belgien auf 10 Mill. oder 2 Mark pro Kopf zu berechnen. Von den auf Aktien gegründeten Feuerversicherungsgesellschasten stehen äugen- blicklich (1884) am günstigsten folgende Fenervcrsichernngsgcsellschaften: die Aachen- Münchener (70 Proz. Dividende), die Kolonia (60 Proz.), die Leipziger (40 Proz.), die Elberselder (40 Proz.), der deutsche Phönix (33'/^ Proz.); ferner folgende Lebens- Versicherungsgesellschaften: die deutsche Lebensversicherung in Lübeck (61'/g Proz.), der Janns in Hamburg (42 Proz.); ferner Rückversichernngsgesellschasten: die Aachener (45 Proz.), die sächsische (75 Proz.); weiterhin die badische Schiffahrtsassekuranz (45^ Proz.), die Dresdener Allgemeine Transportversicherung (75 Proz.), die Niederrheinische Güterassekurauz (60 Proz.), die Rhenania (75 Proz.) :e. 2) Das Sparkassenweseu. Die erste eigentliche Sparkasse für die wenig begüterten Volksklaffen wurde 1778 in Hamburg eröffnet, worauf eiue folche in Oldenburg (1785), in Bern (1787) und in Kiel (1797) folgte. Bei der

7. Das Deutsche Reich - S. 175

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 175 Weiterentwickelung des Sparkassenwesens ist Deutschland hinter andern Ländern zurückgeblieben, besonders hinter Großbritannien und Frankreich, wo (ebenso wie in Italien und Belgien) die Spareinlagen unter Staatsgarantie gestellt, ja gewissermaßen die Sparsamen unter den armen Leuten zu Staatsgläubigern gemacht wurden. Der Gedanke der Schulsparkasseu soll in Frankreich aufgetaucht sein, doch ist er zuerst in Deutschland, und zwar in Sachsen-Kobnrg-Gotha und Weimar (1844) dann in Württemberg und Bayern zu erfolgreicher Verwirk- üchuug gekommen. Diese Sparkassen sind dann aber in Deutschland nicht in demselben Maße durchgeführt worden wie in Belgien, Dänemark, Italien, Großbritannien und besonders in Frankreich. Die Idee der Postsparkassen ist in England (1881) aufgetaucht und daselbst bereits in hohem Maße der- wirklicht worden; in Deutschland ist die Absicht der Regierung, dieselben durch- zuführen, bisher noch nicht verwirklicht worden (Ablehnung der Regiernngs- vorläge durch den Reichstag). Trotzdem fehlt es anch in Deutschland nicht an Anregungen und Gelegenheiten, die kleinen Sparbeträge geeignet unterzubringen Alle größeren und die meisten Mittelstädte, dazu sehr viele Kreise haben Spar- lassen errichtet und neuerdings denselben eine solche Einrichtung gegeben, daß selbst Pseuuigsammlungen recht leicht bewirkt werden können (Pfennigspar- kassen mit dem Verkauf von Marken und Karten bei Geschäftsleuten). Über den Stand im Jahre 1882 wird folgende Übersicht Aufschluß geben: Betrag der Einlagen: in Deutschland 2106 Mill. Mark oder pro Kopf 47 Mark „ Österreich-Ungarn 1702 „ „ „ „ „ 46 „ Großbritannien 1646 „ „ „ „ „ 46 „ Frankreich 1224 „ „ „ „ „ 33 „ Italien 672 „ „ „ „ „ 24 „ der Schweiz. 244 „ „ „ „ „ 88 „ Skandinavien 546 „ „ „ „ „ 67 „ Belgien-Holland 146 „ „ „ „ „ 16 „ Rußland 64 „ „ „ „ „ 1 „ Spanien 48 „ „ „ „ „ 3 3) Das deutsche Genossenschaftswesen, 1850 von Schulze-Delitzsch begründet, ist bemüht, die Kräfte des Einzelnen durch die Unterstützung andrer entsprechend zu heben und dadurch die Erwerbsfähigkeit und die Existenz der wirtschaftlich Schwachen zu bessern. So haben sich Vorschuß- und Kredit- vereine (Volksbanken), Genossenschaften in einzelnen Gewerbszwei- gen und Konsumvereine gebildet. Die Vorschußvereine, welche besonders in den preußischen Provinzen Brandenburg, Schlesien und Sachsen, demnächst in den Königreichen Sachsen und Württemberg Verbreitung gefunden haben, entwickeln im ganzen eine höchst segensreiche Wirksamkeit. Die Konsumvereine, welche die Erzieluug direkter Bezüge und die Vermeidung des die Waren ver- tenernden Zwischen- und Kleinhandels anstreben, haben in Deutschland nicht die nämliche Verbreitung gewonnen wie in Österreich. Gefährlich hat sich im Genossenschaftswesen die Solidarhaft der Mitglieder erwiesen, daher die Reichsregierung hierin eine Abänderung herbeigeführt hat. Zu dem Schulze- Delitzfchfchengeuosseuschaftssysteme ist neuerdings das Reiffeifenfche getreten, welches sich in landwirtschaftlichen Kreisen bewährt.

8. Das Deutsche Reich - S. 249

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 249 der übrigen Provinz 216775, bez. 71497 Personen. Die Hauptvermittelungsorte für den Handel von und nach außerhalb sind Hamburg und Stettin. Dem Handels- verkehr dienen besonders die Niederschlesisch-Märkische, die Anhalter, die Berlin- Hamburger, die Berlin-Lehrter Bahn, die Ostbahn, die Berlin-Stettiner und die Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn, ferner die Elbe und Oder, die Havel mit der Spree, der Finow-, der Friedrich-Wilhelms- und der Plauesche Kanal. Von den Handelskammern ist namentlich die in Berlin („Kollegium der Ältesten der Berliner Kaufmannschaft") von Bedeutung. In Berlin haben die Reichsbank (Stammkapital von 120 Mill. Mark), die Seehaudluug, die Bank des Berliner Kaffenvereins ihren Sitz, auch findet sich hier eine sehr bedeutende Börse; Reichsbanknebenstellen und kleinere Geldinstitute sind über die Provinz verbreitet. Bedeutend sind der Berliner Wollmarkt (im Juni) und die Frankfurter Messe (dreimal jährlich). Die Industrie bewegt sich zunächst in der Fabrikation von Tuchen und Wollwaren, in welcher die Provinz mit Rheinland, Schlesien, der Provinz und dem Königreich Sachsen im Reiche' die erste Stelle einnimmt. Auch in Seidenwaren und gemischten Stoffen wird Bedeutendes geleistet. Die Ver- arbeitung von Metallen erstreckt sich hauptsächlich auf den Maschinenbau sowie auf die Herstellung von gröberen Eisenwaren, Kupfer-, Messing- und Bronze- waren. Bedeutend sind auch die Fabrikation von feinen Leder- und Kurzwaren, Möbeln, von Putz- und Bekleidungsgegenständen, Ziegelsteinen, Thonwaren und Glas, die Spiritusbrennerei und die Bierbrauerei. Die Hauptsitze für die Tuchfabrikation befinden sich im Süden der Provinz (Kottbns, Luckenwalde, Guben, Forst, Sorau, Finsterwalde), wo Tuche, Buckskins, Double- und Teppichstoffe angefertigt werden; in Berlin bestehen mehrere große Shnddysabriken. Der Gesamtwert der Tuchfabrikation der Provinz beziffert sich jähr- lich etwa auf 100 Mill. Mark. Ein großer Teil der Tuche geht, abgesehen von dem übrigen Deutschland, nach den Vereinigten Staaten, auch wohl nach Südamerika, Westindien, Mexiko, Japan, Spanien :e. Seiden- und Halbseidenwaren werden in Berlin, Potsdam und Brandenburg angefertigt. Roheisen wird von einer großen Anzahl von Werken verarbeitet; die Maschinenindustrie, die Fabrikation von Lampen, wissenschaftlichen und musikalischen Instrumenten, Luxuspapieren, Lichtern und Seifen, feinen Leder- und Kurzwaren, Goldleisten, Möbeln und Telegraphenapparaten haben besonders in Berlin ihren Sitz. Die bedeutendsten Ziegeleien und Thonwarenfabriken liegen an der Havel; von den mehr als 20 Glashütten ist die umfangreichste in Baruth. Die Luxuspapiere, Kurz-, Galanterie- und Konfektionswaren gehen zu einem großen Betrage nach den Vereinigten Staaten; auch die Berliner Lampen haben einen starken Absatz nach dem Auslande. Spiritusbrennereien waren (1886/87) im Direk- tionsbezirk Brandenburg-Pommern 973, Bierbrauereien (in Brandenburg 1887/88) 560, Zuckerfabriken (1887/88) 12 in Betrieb; bedeutende Beträge von Spiritus gingen ins Ausland. Der Ackerbau ist, wie bereits angedeutet, zwar stark verbreitet, kann jedoch bei weitem nicht die Bedürfnisse des Landes decken; am bedeutendsten noch ist der Anbau der Kartoffel, die in dem sandigen Boden vortrefflich gedeiht. Der Gartenbau ist verhältnismäßig stark entwickelt. Die Provinz Brandenburg (abgesehen von Berlin) hatte (1882) 261101 land- wirtschaftliche Betriebe; gewidmet waren von 2234851 ha (1882) im Erntejahre 1886 dem Roggen 607 812, dem Weizen 50863, der Gerste 77 077, der Kartoffel 293182, dem Haser 212943, dem Wiesenheu 403555 ha. Geerntet wurden (abgesehen von Berlin) 1886 an Roggen 514459, an Weizen 68276, an Gerste 86549, an Kar- tosfeln 2471362, an Hafer 201951, an Wiesenheu 760394 Tonnen. Das Ergebnis der Roggenernte stellt sich in der Provinz durchschnittlich nur auf 0,-z Tonne pro Hektar, während der Durchschnitt im ganzen preußischen Staate 0f9o Tonne beträgt. Tabak wurden 1886/87 von 8840 Pflanzern auf 2343 ha 4042 Tonnen im Werte von 1405000 Mark geerntet. Die bedeutendsten Obst-, Kunst-und Handelsgärtnereien besinden sich in Berlin, Potsdam, Werder, Lübbenau, Lübben, Guben und Groß-

9. Das Deutsche Reich - S. 400

1900 - Leipzig : Spamer
400 Erstes Kapitel. berühmt, der Unter-Westerwaldkreis (das „Kannenbäckerland") erzielt in Stein- und Thonkrügen, Pfeifen ?c. einen jährlichen Umsatz von 3—372 Mill. Mark, und auch die Töpfereien des Kreises Marburg sind beträchtlich. — Die Fabrikation von Bijouteriewaren ist vor über 250 Jahren von Franzosen in Hanau eingeführt worden und hat noch jetzt daselbst ihre wichtigste Stätte nicht nur innerhalb der Provinz, sondern (abgesehen von Pforzheim in Baden) auch innerhalb Deutschlands. Hier sind in dem letzten Jahrzehnt jährlich Metalle im Werte von 8—9 Mill. Mark verarbeitet und (abgesehen von dem Werte der Edelsteine) Fabrikate für etwa 12 Mill. Mark gefertigt worden. — Der Bergbau findet sich im Bezirke Nassau (Lahn- und Dillthal) sowie in einzelnen Distrikten des Bezirks Kassel (in den Kreisen Schmal- kalden und Rinteln :e,). Produziert werden besonders Eisenerze (in letzter Zeit durchschnittlich jährlich 700000 Tonnen), Zink-, Blei- und Manganerze (etwa 13000, bez. 25000 und 6 — 7000 Tonnen), sowie Braunkohlen (etwa 180000 Tonnen). Geringer sind die gewonnenen Mengen an Nickel-, Kupfer- und Kobalterz, sowie an Steinkohlen. Der Hüttenbetrieb wurde in letzter Zeit durch 22 Hochöfen, mehrere Nickel-, Blei- 2c. Werke und etwa 40 Werke für Eifengnßivaren, Stabeisen und Roh- stahl vertreten. Salz wird in den Salinen zu Rodenberg und Sooden bei Allen- dorf, allerdings nur aus schwacher Sole, gewonnen (1886: 2993 Tonnen). — Der Haupthandelsplatz ist, wie erwähnt, Frankfurt a./M., in zweiter Linie stehen Kassel und Hauau. Die erstgenannte alte Handelsstadt ist besonders ein wichtiger Geld- und Börsenplatz. Als solcher hat sie früher in Deutschland ungefähr die erste Stelle eingenommen, ist indes in letzter Zeit mehr und mehr von Berlin in den Hinter- gruud gedrängt worden. Noch jetzt indes befinden sich in Frankfurt viele größere Geldinstitute und Bankhäuser, z. B. die Frankfurter Bank (mit einem Umsatz von über 10 Milliarden Mark jährlich), die Deutsche Effekten- und Wechselbank, Frank- furter Hypothekenbank, der Frankfurter Hypolheken-Kreditverein, Frankfurter Bank- verein, die Deutsche Handelsgesellschaft, Deutsche Vereinsbank, Landwirtschaftliche Kreditbank :e. Auch besteht in Frankfurt a./M. eine Reichsbankhauptftelle, und es ist hier das Versicherungswesen stark vertreten (Feuerversicherungsgesellschaft „Deutscher Phönix", Frankfurter Lebensversicherung^, Frankfurter Rückversicherung^, Frank- furter Transport- und Glasverficherungsgesellschaft, Lebens- und Feuerverficherungs- gesellschast „Providentia", Deutsche Rückverficherungsbank). Im übrigen Gebiete der Provinz finden sich, abgesehen von zahlreichen Agenturen der Reichsbank, Sparkassen und Vorschußvereinen, die Landeskreditkasse in Kassel und die Nassauische Landesbank in Wiesbaden; das Versicherungswesen ist noch durch die National-Viehversichernngs- gesellschast in Kassel vertreten. — Die Wareneinfuhr der Provinz erstreckt sich beson- ders auf Kaffee und Tabak (aus Holland, England, Bremen), Wein (aus Frank- reich), Manufakturwaren (aus England, Belgien und Frankreich), Fette nud Öle (aus England und Holland), Häute, Felle, Federn und Glasivareu (aus Osterreich); die Warenausfuhr dagegen auf Manufakturwaren, Geschmeide, Eisen, Leinwand, Thon- waren, Wein, Bier, Mineralwasser :e. Ziele der Ausfuhr waren bisher die Ver- einigten Staaten, Rußland, England, Italien, die Türkei und Donaustaaten. Werfen wir einen Blick auf die Verkehrswege der Provinz, so kommen wir zunächst auf die bereits erwähnten Wasserstrecken des Rheins, Mains, der Lahn, der Weser, Werra und Fulda zurück, die trotz des wachsenden Eisen- bahuverkehrs noch immer ihre Bedeutung bewahren; die Kunststraßen sind bereits vor Eintritt der neuen politischen Verhältnisse wohl entwickelt gewesen. Hinsichtlich der Eisenbahnlinien hat die Provinz insofern ihre frühere ver- mittelnde Bedeutung bewahrt, als sie von wichtigen Bahnen durchzogen wird, die den Norden und Süden miteinander verknüpfen und daher außerordentlich verkehrsreich sind. Das Post- und Telegraphenwefen ist erst nach der Ein- Verlegung dieser Landesteile in die preußische Monarchie der Thurn- und Taxisschen Verwaltung entzogen worden. Aus der Lahn sind bei Niederlahnstein 1888 zu Thal 515 beladene und 15 unbe- ladene, mit 42500 Tonnen Fracht (1881/85 durchschnittlich 976 bez. 41), zu Berg 6 beladene und 521 unbeladene, mit 100 Tonnen Fracht (1881/85: 95, bez. 919),

10. Das Deutsche Reich - S. 96

1900 - Leipzig : Spamer
96 Sechstes Kapitel. des Reiches decken zu helfen. Bedenklich blieb dann freilich, daß die Ein- führnng, ja die Erhöhung der Getreidezölle (1885) ein weiteres Zurück- gehen der Getreidepreise uicht verhinderte. Sonach mußte man also an- nehmen, daß die auswärtigen Landwirte so billig zu produzieren im stände wären, daß ihnen nach Traguug der Transportkosten und der Einfuhr- zölle doch noch ein hinreichender Gewinn verbliebe, um ihre Produkte billiger als nnsre deutscheu Landwirte verkaufen zu köuueu. Es ist dies in den großen Getreideländern, deren Export für uns in Betracht kommt, also in Rußland, Ungarn, Rumänien, und namentlich auch in Nordamerika und Ostindien, an- scheinend auch der Fall. Ein ungemein produktiver, geringer Düngung bedürf- tiger Boden, ein günstigeres Klima, ja anch wohl die bei einer noch ziemlich anspruchslosen Bevölkerung (wenigstens in Rußland, Ungarn, Rumänien, Indien) unbedeutenderen Kulturkosten lassen es möglich werden, daß man den europäischen, also anch den deutschen Markt noch immer mit außerordentlich billigem Getreide von auswärts übersluteu kann. Hierzu kommt noch ein andrer Grund, der von einsichtigen Nationalökonomen hervorgehoben worden ist und auch in immer weiteren Kreisen gewürdigt zu werdeu scheint, nämlich die ans der Einführung der Goldwährung in Deutschland eutstaudeue Auders- stelluug uusres Vaterlaudes gegenüber denjenigen Ländern, in denen ent- weder die Silberwährung oder eine ausgedehnte Papierwirtschaft herrscht. § 7. Die Fischzucht und der Fischereibetrieb. Fischzucht und Fischereibetrieb sind verhältnismäßig recht lange in Deutsch- laud vernachlässigt worden, so daß auch jetzt noch in dieser Beziehung nichts Bedeutendes erreicht ist und die meisten unsrer Nachbarn uns weit hinter sich lassen. Ohne an die Zukunft irgendwie zu denken, ohne die allernotwendigste Schonzeit zu beobachten, war in den Binnengewässern von befugten und unbefugten Personen beliebig gefischt worden, und daher allenthalben ein immer größerer Mangel an Fischen, besonders an edleren Sorten derselben, eingetreten. Endlich fing man an, dem Beispiele andrer Nationen, besonders der Amerikaner, zu folgen, und seit mehreren Jahren entfaltet der „deutsche Fischereiverein", auch vom Reiche, weungleich nur schwach (1889—90: 40 000 Mark), unterstützt, seine erfolgreiche Thätigkeit. Von Amerika, wo von Staats wegen sehr große Summen zur Hebung der Fisch- zucht gewidmet und großartige Einrichtungen getroffen worden sind, werden von Jahr zu Jatir bedeutendere Mengen befruchteter Eier von Edelfischen, besonders Salmoniden (Lachsarten), bezogen und in die deutscheu Ströme und Flüsse sowie iu geeignete Binnenseen verpflanzt. Daneben entwickeln nunmehr zahlreiche Lokal-, Provinzial- und Landesvereine eine ersprießliche Thätigkeit, welche nach ungefährer Schätzung gemeinsam etwa ebensoviel befruchtete Eier aller Art aussetzen, wie jener Haupwereiu. Schon gibt es einige Fischzuchtaustalten im Jnlande, namentlich die bei Hüningen im Reichslande, und wie erfolgreich diese sämtlichen Bestrebungen sind, geht aus der Thatsache hervor, daß sich die Fangergebnisse an Edelfischen höchst erfreulich steigern. Die künstliche Fischzucht ist zuerst wieder durch einen Deutschen, den Leutnant Jacobi aus dem Lippeschen, angeregt worden. Infolgedessen entstanden in der That Fischzuchlanstalten zu Höhnhausen und Hamburg, in Waldeck und im Lippeschen. Die von der französischen Regierung angelegte Fischzuchtanstalt zu Hüningen erfreut sich, jetzt auch von der deutschen Regierung kräftig unterstützt, einer großen Blüte.
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