Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
550 Zweites Kapitel.
Das Staatsgebiet gehört dem norddeutschen Tieflande an und ist auf dem
rechten Weserufer von einer Hügelkette (Dünen) in der Richtung von Südost
nach Nordwest durchzogen. Der Weserstrom durchströmt ei in derselben Richtung;
von den Nebenflüssen kommen rechts Wümme und Geeste, rechts Ochtum in
Betracht. Das Klima Bremens ist im ganzen gemäßigt.
Der Boden besteht durchweg aus Diluvial-und Alluvialbildungen; festes Gestein
findet sich nirgends. Am linken User ist wirkliches Flachland; die Dünen auf dem
rechten Ufer bestehen aus kleinkörnigem Sande. Das sogenannte Hollerland auf
dem rechten Ufer (51,5g qkm) hat überhaupt Sandboden mit Einlagerungen von
Raseneisenstein; im Blocklande (29,qkm) und Werderlande (48,,^ qkm) auf derselben
Seite liegt der Sand erst unter einer Schicht von Klei- und Moorboden; vereinzelt
findet sich auch zäher, unfruchtbarer Thon („Dwaa"), auch ist ein Moor vorhanden
(in der Feldmark von Borgfeld). Auf dem linken Ufer findet sich teils Lehm- teils
Kleiboden. — Die Weser macht viele Krümmungen und ist oberhalb Bremens ]48,
in der Stadt bis zu 226 m breit; ihr Lauf im Staatsgebiet hat eine Länge von
24,g km; ihre Tiefe beträgt oberhalb etwa 1,3 m und unterhalb 2—2,„ m. Ihre
Bedeutung für die Schiffahrt ist natürlich sehr groß. Der Weserfluß Wümme hat
im Staatsgebiete einen 28 km langen schiffbaren Lauf und ist mit der Weser durch
zwei kleine Kanäle verbunden. Die bei Bremerhaven mündende Geeste ist gleich-
falls schiffbar; die Ochtum berührt das Gebiet mit 5 km. Zum Schutze dieser
-Gewässer sind Deiche in der Gesamtlänge von 96,2 km nötig geworden. Das Klima
Bremens ist verhältnismäßig mild und beträgt im Jahresdurchschnitt zwischen 8—9° C.
Die meisten Niederschläge sinden im Sommer demnächst im Herbst und Winter und
die wenigsten im Frühlinge statt, sie betragen im Jahresdurchschnitt 7—800 mm.
Der Witterungswechsel ist plötzlich; nach heißen Tagen sind kühle Abende und dichte
Nebel sehr häufig. Die Winde haben meist die Richtungen von Süd bis Nordwest.
Die Bevölkerung ist niederdeutschen Stammes, weit überwiegend evange-
lisch und hauptsächlich mit Handel, demnächst auch mit Industrie, weniger mit
Ackerbau und Viehzucht beschäftigt.
Auf 255,ß qkm lebten nach der Zählung 1885 165628 Einwohner, welche (bis
auf 6196 Katholiken und 840 Juden) fast sämtlich evangelisch waren. Sehr ver-
breitet ist die plattdeutsche Sprache, in den gebildeten Kreisen herrscht jedoch die
hochdeutsche. In Bremen selbst und in Bremerhaven leben auch sehr viele Ausländer,
besonders Amerikaner, Engländer und Holländer, dieserhalb, sowie wegen des be-
deutenden Seeverkehrs wird häufig die englische Sprache gebraucht. — Am 5. Juni
1882 wurden gezählt in Land- und Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischerei 12084 Zu-
gehörige, davon 5187 Erwerbsthätige, in der Industrie einschließlich Bergbau und Bau-
Wesen 75 935 Zugehörige, darunter 29 297 Erwerbsthätige, in Handel, Verkehr, Gast-
Wirtschaft :e. 47114 Zugehörige, darunter 16 829 Erwerbsthätige. Bremen nimmt
unter den deutschen Sechandelsplätzen eine der ersten Stellen ein, und zwar ist
der Handel weit weniger Speditions- und Kommissions- als Eigenhandel und beruht
vorzugsweise auf Warenumsatz, während das reine Papier- und Geldgeschäft sehr
zurücktritt. Es sind über l000 Großhandlungen vorhanden, unter denen sich etwa
50 Reeder befinden. Neben dem Handel treten zunächst alle diejenigen Geschäfts-
zweige bedeutsam hervor, welche mit dem Handel zusammenhängen, Schiffahrt,
Schiffbau k. Haupthaudelsartikel.sind: Petroleum, Reis, Tabak, Baumwolle, Kaffee,
Zucker, Thee, Gewürze, Getreide, Öl, französische Weine:c. Unter diesen Gegenständen
stehen obenan: Petroleum (jährliche Einfuhr für 30—40, Ausfuhr für 40—50 Mill.
Mark), Baumwolle (jährliche Einfuhr für etwa 50—60, Ausfuhr für etwa 53 Mill.
Mark), Tabak (jährliche Einfuhr für 50-60, Ausfuhr für 60-65 Mill. Mark),
wozu noch Tabaksstengel und Zigarren treten. Die Reederei bestand am I.januar
1889 aus 341 Schiffen zu 325594 Tonnen, darunter 118 Dampfer mit 124256 Tonnen
Gehalt. Außerdem steheu noch etwa 260 oldenburgische und preußische Schiffe im
Dienste des preußischen Handels. Das größte Transportgeschäft betreibt die Aktien-
Gesellschaft des Norddeutschen Lloyds, die regelmäßige Dampfschiffverbindungen mit
England und Amerika unterhält und neuerdings auch für die vom Reiche geschaffenen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordwest Bremens Borgfeld Bremens Weserfluß_Wümme Bremerhaven Bremens 8—9°_C. Nordwest Bremen Bremerhaven Bremen England Amerika
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
584 Drittes Kapitel.
Deutschlands (Faber). Aus den bisherigen Angaben läßt sich schließen, daß der aus-
wärtige Handel Bayerns sich auf gewisse landwirtschaftliche Gegenstände (Hopfen, Obst,
Wein, demnächst auf Vieh, besonders Rinder, und Käse), namentlich aber auf eine
Reihe von Jndustrieerzeuguissen (Bier von München ic.; Metallwaren, Bleistifte und
Spiegelglas zc. von Nürnberg-Fürth, Baumwollengewebe von Augsburg, und ähn-
liche Produkte), die Einfuhr dagegen außer auf Rohprodukte für die Industrie auf
Kolonialwaren erstreckt. Als Handelsstädte haben Nürnberg und Augsburg sich seit
dem Mittelalter eine hervorragende Bedeutung bewahrt, zu ihnen treten neuerdings
besonders München und Würzburg' auch Regensburg und Bamberg verdienen er-
wähnt zu werden. — Das Bank- und Kreditwesen ist in Bayern noch nicht in gleichem
Maße entwickelt, wie in andern deutschen Staaten, was sich daraus ergibt, daß im
März 1887 im ganzen Lande nur 13 Bank- und Kreditinstitute mit einem Gesamt-
kapitale von 124 Mill. Mark, dagegen in dem viel kleineren Königreiche Sachsen in
der nämlichen Zeit 15 solche Institute mit einem Aktienkapitale von über 156 Mill.
Mark vorhanden waren. Unter den erwähnten bayrischen Bankinstituten befanden
sich eine Zettel- und zwei Staatsbanken.
Das Verkehrswesen befindet sich in nicht gerade ungünstigem Zustande.
Abgesehen von den früher erwähnten Wasserstraßen ist einigermaßen für Land-
straßen, wenn auch nicht überall in gleichem Maße wie in andern deutschen
Staaten, gesorgt; auch ist das Eisenbahnnetz zu großen Verbindnngsstraßen
ausgebaut, die namentlich Punkte wie München, Nürnberg, Augsburg, Regens-
bürg, Würzburg in deu Weltverkehr zieheu.
Posteu und Telegraphen haben in Bayern eine von dem Reiche unabhängige
Landesverwaltung. Die Länge der Eisenbahnen betrug 1888/89 5344,B km, wovou
etwa nur 1/9 tu Privatverwaltung stand. Hervorragend sind besonders folgende Bahn-
linien: Müncheu-Jugolstadt-Bamberg-Hos, Treuchtliugen-Würzbnrg, Pleinfeld-Angs-
bnrg-Bnchloe, Bamberg-Würzburg, Schweinsurt-Meiningen, Schweinfnrt-Gemünden,
Donauwörth-Jngolstadt-Regensburg, Augsburg - Ingolstadt, München - Regensburg
Hos, Weiden-Neueumarkt, Hos-Eger, Krailsheim-Nürnberg-Würzburg, Würzburg-
Aschaffenburg, Nürnberg-Eger, Ülm-München-Simbach, München-Bnchloe-Lindan,
Ulm-Kempten, München-Rosenheim-Salzburg, Rosenheim-Pilsting, Landshut-Pilsting-
Eisenstein, Rosenheim-Kusstein, München-Töltz, München - Peißenberg; — die Lud-
wigsbahu (Nürnberg-Fürth) und das System der pfälzischen Eisenbahnen (Neunkirchen-
Worms, Germersheim-Saarbrückeu, Neustadt-Weißenburg :c.). _
Alt der Spitze des Staatswesens stehen uuter dem Könige sechs königliche
Staatsministerien: 1) königliches Haus und Äußeres, 2) Justiz, 3) Inneres,
4) Kirchen - und Schulaugelegeuheiteu, 5) Finanzen, 6) Krieg; neben den
Ministerien besteht noch ein Staatsrat. Im Ministerialdepartement des Äußeren
befinden sich: die Geueraldirektion der Königlichen Verkehrsanstalteu (mit Ab-
teilungen für Eisenbahnbau, Eisenbahnbetrieb, sowie Post und Telegraphen);
im Departement des Inneren: die Abteilung für Landwirtschaft, Gewerbe und
Handel, der Verwaltungsgerichtshof, der Obermedizinalausschuß, das Ober-
bergamt, die oberste Baubehörde, die Statistische Zentralkommission, die Landes-
Gestütsverwaltuug, das Reichsarchiv, die Normaleichungskommission, das Landes-
versichernngsamt:c.; im Departement für Kirchen- und Schulaugelegenheiteu:
der oberste Schulrat, die katholischen Bistümer und das protestantische Ober-
konsistorinm; im Finanzdepartement: der oberste Rechnuugshos, die General-
Bergwerks- und Salinenadministration, die Generaldirektion der Zölle und
indirekten Stenern, die Staatsschuldentilgnngskommission und die Königliche
Bank; im Kriegsdepartement: das Generalauditoriat k.
Der Staat bildet eine konstitutionelle Monarchie, daher steht dem Könige
ein Landtag mit zwei Kammern zur Seite. Die Erste Kammer („Kammer der
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Goldgewinnung. 143
eine Million und am vierten Mittwoch brach der Wagen, der die gewaltige
Last zu tragen hatte, unterwegs zusammen, und die Eskorte kam einen Tag
später in die Stadt; diesmal waren es 1110 kg Gold — im Werte von
etwa 31/2 Millionen Mark. Seitdem hat sich die Goldausbeute im ganzen
noch sehr bedeutend vergrößert, und die Ausfuhr nach England berechnete
sich sehr bald nur nach Millionen von Psnnd Sterling. Schwankungen
kommen natürlicherweise vor; so betrug z. B. die Ausfuhr von Gold von
Etiinesen beim Goldwäschen.
Australien nach England in den ersten elf Monaten 1866 die Summe
von 6 231612 Pfund Sterling, in der entsprechenden Periode des folgenden
Jahres nur 5 291 014 Pfund Sterling und vom Januar bis November
1868 wieder 6 356 102 Pfund.
Solche Schwankungen wollen aber bei der kolossalen Höhe der ganzen
Zahlen nicht viel bedeuten. Die jährliche Ausbeute Australiens an Gold
darf im ganzen zu wenigstens 240 Millionen Mark angenommen werden?
Wie die Größe der Ausbeute, so hat sich auch die Zahl der Gold-
fexber im Verlaufe der Zeit sehr bedeutend vermehrt, und es ist jetzt er-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Ortsnamen: England Goldwäschen England
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bevölkerung.
47
sind Auster und Krebs, von welchen jene im Wattenmeere an der schleswigschen
Küste, diese in vielen Binnengewässern gefischt werden.
Die Viehzucht erstreckt sich auf Pferde, Rinder, Schafe. Ziegen,
Schweine, Esel und Maultiere, auch fiudet sich Seiden- und Bienen-
zu cht sowie die Züchtung nützlichen Geflügels, namentlich der Enten, Gänse,
Haus- und Truthühner.
Das Nähere wird später betrachtet werden; vorläufig mögen die allgemeinen
Zahlen genügen:
Am 10. Januar 1883 wurden im Deutschen Reiche gezählt:
1. Pferde....................3522545 Stück
2. Rindvieh..................15786764 „
3. Schafe....................19189715 „
4. Schweine..................9206195 „
5. Ziegen....................2640994 ,,
6. Bienenstöcke . . T . . . . . 1911748 „
7. Maultiere, Maulesel, Esel . . 9795 „
Der gesamte Viehbestand berechnete sich auf ein Kapital von 5576844000 Mark.
fünftes Kapitel.
Die Bevölkerung.
§ 1. Die Abstammung.
Die Gesamtbevölkerung des Deutscheu Reiches betrug am I.dezember
1885 46 855 704 Köpfe. Von diesen Angehörigen des großen Staatsverbandes
sind 3 295 000 Nichtdeutsche; die ungeheure Mehrheit, nämlich 43 560 704,
besteht also aus Deutschen! Diese gehören mit den Skandinaviern, Eng-
ländern und Holländern der germanischen Völkerfamilie an, welche wiederum
mit deu Kelteu, Slawen und Gräcoromanen den europäischen Zweig
des großen indogermanischen Sprachstammes darstellt. Alle dem letzteren
zugehörigen Völker finden die gemeinsame Wurzel ihrer Sprache in dem
Sanskrit, aus welchem sich die germanischen Sprachen nach dem Gesetze
des Ablautens der Vokale und der Lautverschiebung der Konso-
nanten gebildet haben. Charakteristisch für die germanischen Sprachen ist
ferner das Vorhandensein einer parken und schwachen Konjugatiou und
Deklination.
Die Ablautung entwickelte sich zunächst im Verbum und griff sodann in alle
etymologischen Teile der Grammatik über. Die Lautverfchiebung der Konsonanten
besteht in der Vertanfchnng der ursprünglich im Sanskrit angewendeten Konsonan-
ten, besonders der Mntae (stummen Mitlanter, z. B. b, p, d, t), mit andern ver-
wandten Lauten und hat dazu geführt, daß die deutschen Wortwurzeln weit mehr
von ursprünglichen Sanskritwurzeln abweichen, als die der übrigen indogerma-
nischen Sprachfamilicn.
Die germanischen Sprachen haben den hohen Vorzug, daß sie einerseits
von irgend einem Stamme immer neue Ableitungen bilden können und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
112 Sechstes Kapitel.
in das Reichsland und die bayrische Pfalz hinüberreicht; 3) das ober-
schlesische auf dem Tarnowitzer Plateau, welches uach dem österreichischen
und russischen Gebiete hinübergreift; 4) das niederschlesische im Walden-
burgischen; 5) das Zwickauer von der Zschopan bis zur Pleißeuquelle; 6) das
Kohlenbecken des Plauen scheu Gruudes bei Dresdeu. Kleinere Stein-
kohlenlager finden sich bei Ibbenbüren in Westfalen, am Piesberge in Han-
nover, bei Wettin in der Provinz Sachsen, auf der Südseite des Thüringer
Waldes, in Bayern und Sachfen-Meiningen :c. Hierzu kommen Ablagerungen
in der sogeuauuteu Wälderformation (im Wealden) in den kleinen Gebirgen
zwischen Leine und Weser ?c. — Die Braunkohle findet sich besonders in
zahlreichen und ergiebigen Ablagerungen an der Saale und ihren Zuflüssen
(in der Provinz Sachsen und den Nachbargebieten), in der Rheinprovinz, am
Westerwalds, im nördlichen Teile der oberrheinischen Tiefebene, im Gebiete
der Fulda und sehr vereinzelt durch das norddeutsche Tieslaud verstreut (in
Brandenburg, Schlesien jc.).
Den Umfang der deutschen Kohlenfelder hat man auf 3600 engl. Quadratmeilen
berechnet, während Großbritannien 9000, Neusüdwales 24000, Ostindien 35500,
die Vereinigten Staaten 194000, China 200000, Spanien dagegen nur 3500, Frank-
reich 1800, Belgien 900 engl. Quadratmeilen Kohlenfelder haben sollen. Sehr ver-
schieden ist natürlich die Mächtigkeit. — Das rheinisch-westfälische Becken ist
bis auf 35—100000 Mill. Tonnen geschätzt worden, so daß es bei der jetzigen Pro-
duktiousweise noch 2—5000 Jahre reichen würde. Es lagert besonders an der Ruhr
zwischen Unna und Duisburg-Ruhrort, doch reicht es auch nordwärts bis zur Lippe.
Die Flöze fallen flach und in sanften Mulden und Sätteln nach Norden ein und
die kleineren Reviere von Piesberg und Ibbenbüren erscheinen als Fortsetzung des
großen Beckens. Mit jedem Jahre wachsen noch die Aufschlüsse nach Norden hin.
Das Saarbecken hat etwa einen Flächenraum von 290000 ha und nach ungefährer
Schätzung 45400 Mill. Tonnen Inhalt; dasselbe könnte also noch 17000 Jahre die
jetzige Ausbeute gewähren. Die Hauptpartie findet sich zwischen Ottweiler, Saar-
louis und Forbach, außerdem sind mehrere kleinere Reviere nördlich und nordöstlich
davon vorhanden. Der Abbau ist durch die gestörten Lagerungsverhältnisse, durch
Grubenbrände jc. erschwert, doch die Kohle sehr gut; sie beherrscht Südwestdeutsch-
land und findet starken Export (nach Frankreich, der Schweiz :e.). Das ober-
schlesische Becken hat, soweit es preußisch ist, eine Ausdehnung von ungefähr
acht deutschen Quadratmeilen und ist in der Mitte der siebziger Jahre bis zu einer
Tiefe von 630 m. auf etwa 1000 Mill. Tonnen geschätzt worden, wozu in einer jetzt
nicht als abbaufähig geltenden Tiefe etwa noch weitere 4000 Mill. Tonnen kommen.
Die Hauptpartie findet sich von Neu-Beruu, Myslowitz, Tarnowitz an der polnischen
Grenze bis Gleiwitz und Kieferstädtel im Westen; dazu kommen mehrere kleinere
Reviere fnikolai-Czuchow, Niedobschütz-Loslau :e.). Die Lagerungsverhältniffe sind
sehr günstige, die Produktionskosten gering, die Kohle gut und billig; die Flöze
haben eine Mächtigkeit von 3—4m. Das niederschlesische Becken läßt sich zwar
keineswegs an Bedeutung mit dem oberschlesischen vergleichen, doch bietet es gleich-
falls eine ziemlich reiche Produktion, wenngleich die Schwierigkeit der Gewinnung
groß und daher der Preis hoch ist. — Die beiden Becken des Königreichs Sachsen
nehmen eine Fläche von 16000 ha ein. Dieselben bilden den Haupthebel der sächsischen
Industrie, versorgen jedoch auch einen Teil Süddeutschlands. Die kleinen Reviere
in Süddeutschland: St. Bilt, Berghaupten, Erbendorf und Stockheim können das
Bedürfnis ihrer Gegend nicht decken und sind überhaupt unbedeutend; ebenso haben
die kleinen Reviere in Thüringen (Ilfeld, Manebach, Kammerberg) keine allgemeinere
Bedeutung. — Die Kohle der sekundären Periode der Wealdenformation hat an
einzelnen Teilen der Wesergebirge eine allmähliche Bedeutung gewonnen; sie wird
am Deister, Süntel und Osterwald und am Steinhuder See abgebaut, ist vortrefflich
und für Hannover von Bedeutung. — Die Braunkohle (Kohle der tertiären Periode)
hat in ihren Ablagerungen am Fuße der Alpen (bei Miesbach, Tölz, Pensberg,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
174 Sechstes Kapitel.
land die meisten. Die Versicherungsanstalten umfassen gegenwärtig alle mög-
lichen Zweige: die Transport-, Feuer-, Lebens-, Hagel-, Vieh-, Unfall- und
sonstige Versicherungszweige. Die Lebensversicherung ist nach den betreffen-
den Bevölkeruugszahleu und der Menge der Policen verhältnismäßig am stärk-
sten verbreitet in Großbritannien, dann aber folgt Deutschland, und etwa in
gleicher Höhe stehen die Schweiz und die Vereiuigteu Staaten, mehr zurück
treten Frankreich, Österreich-Ungarn :c. In der Feuerversicherung steht
hinsichtlich der durchschnittlich aus den Kopf der Bevölkerung entfallenden
Beträge Deutschland etwas weiter zurück, doch nimmt es immerhin noch
einen ziemlich hohen Rang ein, indem es ans Frankreich, Großbritannien und
Belgien folgt, alfo namentlich andre Großstaaten, wie Österreich-Ungarn und
Jtalieu, hinter sich läßt. Die Hagel- und Viehversicherung ist in Deutsch-
laud noch nicht zu rechter Eutwickelung gekommen, auch die Aussteuerkassen
geben bisher keine günstigen Resultate, dagegen ist das Rückversicheruugs-
wesen, durch welches die Verteilung der Schäden ermöglicht wird, zu ziem-
licher Bedeutung gestiegen.
Zu Ansang der achtziger Jahre ergaben sich an in Lebensversicherungen ver-
sicherten Kapitalien: in Großbritannien 10816 Mill., in den Vereinigten.,Staaten
8320 Mill., in Deutschland 2498 Mill., in Frankreich 2197 Mill., in Österreich
44473 Mill., in Rußland nur 220 Mill., in Schweden-Norwegen 1911/5 Mill. Mark.
— Nach amtlichen Ermittelungen waren im Jahre 1883 bei den 38 deutschen
Lebensversicherungsgesellschaften 61567 Versicherungen mit 257427521 Mark abge-
schlossen und am Schlüsse des Jahres 1883 betrug die Zahl aller Lebensverfiche-
rungen 675331, der Gesamtversicherungsstand 2497 966625 Mark; die Durchschnitts-
summe für eine Versicherung 3699 Mark. In dem Jahre 1883 gingen ein an
Prämien 91734256 Mark, an Zinsen 23372495 Mark. — Die gesamten Garantie-
sonds der Aktien- und gegenseitigen Gesellschaft erreichten Ende 1883 eine Höhe von
650081364 Mark, d. h. 24,2 Proz. der Totalversicherungssumme.
Uber die Feuerversicherung ist folgendes zu sagen: Der versicherte Be-
trag war um 1880: in Frankreich 81120 Mill. Mark oder 2240 Mark pro Ein-
wohner, in Deutschland 63400 Mill. oder 1360 Mark pro Einwohner, in Groß-
britannien 54760 Mill., 1560 Mark pro Einwohner, in Belgien 8000 Mill., 1440
Mark pro Kopf, in den Vereinigten Staaten 25800 Mill., 520 Mark pro Einw.,
in Rußland 3600 Mill., 40 Mark pro Einw., in Skandinavien 2300 Mill., 280
Mark pro Einw. — Der jährliche Feuerschaden ist im ganzen auf 11640
Mill. Mark oder 5 Mark pro Einw., in den Vereinigten Staaten auf 460 Mill.
oder 9 Mark pro Kopf, in Rußland auf 240 Mill. oder 3 Mark pro Kopf, in
Großbritannien 184 Mill. oder 5 Mark pro Kopf, in Deutschland auf 128 Mill.
oder 3 Mark pro Kopf, in Frankreich auf 62 Mill. oder 2 Mark pro Kopf, in
Skandinavien auf 20 Mill. oder 3 Mark pro Kopf und in Belgien auf 10 Mill.
oder 2 Mark pro Kopf zu berechnen.
Von den auf Aktien gegründeten Feuerversicherungsgesellschasten stehen äugen-
blicklich (1884) am günstigsten folgende Fenervcrsichernngsgcsellschaften: die Aachen-
Münchener (70 Proz. Dividende), die Kolonia (60 Proz.), die Leipziger (40 Proz.),
die Elberselder (40 Proz.), der deutsche Phönix (33'/^ Proz.); ferner folgende Lebens-
Versicherungsgesellschaften: die deutsche Lebensversicherung in Lübeck (61'/g Proz.), der
Janns in Hamburg (42 Proz.); ferner Rückversichernngsgesellschasten: die Aachener
(45 Proz.), die sächsische (75 Proz.); weiterhin die badische Schiffahrtsassekuranz
(45^ Proz.), die Dresdener Allgemeine Transportversicherung (75 Proz.), die
Niederrheinische Güterassekurauz (60 Proz.), die Rhenania (75 Proz.) :e.
2) Das Sparkassenweseu. Die erste eigentliche Sparkasse für die wenig
begüterten Volksklaffen wurde 1778 in Hamburg eröffnet, worauf eiue folche
in Oldenburg (1785), in Bern (1787) und in Kiel (1797) folgte. Bei der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Großbritannien Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Belgien Großbritannien Deutschland Frankreich Schweden-Norwegen Frankreich Deutschland Belgien Skandinavien Großbritannien Deutschland Frankreich Skandinavien Belgien Hamburg_( Niederrheinische_Güterassekurauz_( Rhenania_( Hamburg Oldenburg Bern Kiel
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 175
Weiterentwickelung des Sparkassenwesens ist Deutschland hinter andern Ländern
zurückgeblieben, besonders hinter Großbritannien und Frankreich, wo (ebenso
wie in Italien und Belgien) die Spareinlagen unter Staatsgarantie gestellt,
ja gewissermaßen die Sparsamen unter den armen Leuten zu Staatsgläubigern
gemacht wurden.
Der Gedanke der Schulsparkasseu soll in Frankreich aufgetaucht sein,
doch ist er zuerst in Deutschland, und zwar in Sachsen-Kobnrg-Gotha und
Weimar (1844) dann in Württemberg und Bayern zu erfolgreicher Verwirk-
üchuug gekommen. Diese Sparkassen sind dann aber in Deutschland nicht in
demselben Maße durchgeführt worden wie in Belgien, Dänemark, Italien,
Großbritannien und besonders in Frankreich. Die Idee der Postsparkassen
ist in England (1881) aufgetaucht und daselbst bereits in hohem Maße der-
wirklicht worden; in Deutschland ist die Absicht der Regierung, dieselben durch-
zuführen, bisher noch nicht verwirklicht worden (Ablehnung der Regiernngs-
vorläge durch den Reichstag). Trotzdem fehlt es anch in Deutschland nicht an
Anregungen und Gelegenheiten, die kleinen Sparbeträge geeignet unterzubringen
Alle größeren und die meisten Mittelstädte, dazu sehr viele Kreise haben Spar-
lassen errichtet und neuerdings denselben eine solche Einrichtung gegeben, daß
selbst Pseuuigsammlungen recht leicht bewirkt werden können (Pfennigspar-
kassen mit dem Verkauf von Marken und Karten bei Geschäftsleuten).
Über den Stand im Jahre 1882 wird folgende Übersicht Aufschluß geben:
Betrag der Einlagen:
in Deutschland 2106 Mill. Mark oder pro Kopf 47 Mark
„ Österreich-Ungarn 1702 „ „ „ „ „ 46
„ Großbritannien 1646 „ „ „ „ „ 46
„ Frankreich 1224 „ „ „ „ „ 33
„ Italien 672 „ „ „ „ „ 24
„ der Schweiz. 244 „ „ „ „ „ 88
„ Skandinavien 546 „ „ „ „ „ 67
„ Belgien-Holland 146 „ „ „ „ „ 16
„ Rußland 64 „ „ „ „ „ 1
„ Spanien 48 „ „ „ „ „ 3
3) Das deutsche Genossenschaftswesen, 1850 von Schulze-Delitzsch
begründet, ist bemüht, die Kräfte des Einzelnen durch die Unterstützung andrer
entsprechend zu heben und dadurch die Erwerbsfähigkeit und die Existenz der
wirtschaftlich Schwachen zu bessern. So haben sich Vorschuß- und Kredit-
vereine (Volksbanken), Genossenschaften in einzelnen Gewerbszwei-
gen und Konsumvereine gebildet. Die Vorschußvereine, welche besonders
in den preußischen Provinzen Brandenburg, Schlesien und Sachsen, demnächst
in den Königreichen Sachsen und Württemberg Verbreitung gefunden haben,
entwickeln im ganzen eine höchst segensreiche Wirksamkeit. Die Konsumvereine,
welche die Erzieluug direkter Bezüge und die Vermeidung des die Waren ver-
tenernden Zwischen- und Kleinhandels anstreben, haben in Deutschland nicht
die nämliche Verbreitung gewonnen wie in Österreich. Gefährlich hat sich
im Genossenschaftswesen die Solidarhaft der Mitglieder erwiesen, daher die
Reichsregierung hierin eine Abänderung herbeigeführt hat. Zu dem Schulze-
Delitzfchfchengeuosseuschaftssysteme ist neuerdings das Reiffeifenfche getreten,
welches sich in landwirtschaftlichen Kreisen bewährt.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Italien Belgien Frankreich Deutschland Sachsen-Kobnrg-Gotha Weimar Württemberg Bayern Deutschland Belgien Dänemark Italien Frankreich England Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Italien Schweiz Skandinavien Spanien Brandenburg Sachsen Sachsen Württemberg Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 249
der übrigen Provinz 216775, bez. 71497 Personen. Die Hauptvermittelungsorte für
den Handel von und nach außerhalb sind Hamburg und Stettin. Dem Handels-
verkehr dienen besonders die Niederschlesisch-Märkische, die Anhalter, die Berlin-
Hamburger, die Berlin-Lehrter Bahn, die Ostbahn, die Berlin-Stettiner und die
Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn, ferner die Elbe und Oder, die Havel mit der
Spree, der Finow-, der Friedrich-Wilhelms- und der Plauesche Kanal. Von den
Handelskammern ist namentlich die in Berlin („Kollegium der Ältesten der Berliner
Kaufmannschaft") von Bedeutung. In Berlin haben die Reichsbank (Stammkapital
von 120 Mill. Mark), die Seehaudluug, die Bank des Berliner Kaffenvereins ihren
Sitz, auch findet sich hier eine sehr bedeutende Börse; Reichsbanknebenstellen und
kleinere Geldinstitute sind über die Provinz verbreitet. Bedeutend sind der Berliner
Wollmarkt (im Juni) und die Frankfurter Messe (dreimal jährlich).
Die Industrie bewegt sich zunächst in der Fabrikation von Tuchen und
Wollwaren, in welcher die Provinz mit Rheinland, Schlesien, der Provinz
und dem Königreich Sachsen im Reiche' die erste Stelle einnimmt. Auch in
Seidenwaren und gemischten Stoffen wird Bedeutendes geleistet. Die Ver-
arbeitung von Metallen erstreckt sich hauptsächlich auf den Maschinenbau sowie
auf die Herstellung von gröberen Eisenwaren, Kupfer-, Messing- und Bronze-
waren. Bedeutend sind auch die Fabrikation von feinen Leder- und Kurzwaren,
Möbeln, von Putz- und Bekleidungsgegenständen, Ziegelsteinen, Thonwaren und
Glas, die Spiritusbrennerei und die Bierbrauerei.
Die Hauptsitze für die Tuchfabrikation befinden sich im Süden der Provinz
(Kottbns, Luckenwalde, Guben, Forst, Sorau, Finsterwalde), wo Tuche, Buckskins,
Double- und Teppichstoffe angefertigt werden; in Berlin bestehen mehrere große
Shnddysabriken. Der Gesamtwert der Tuchfabrikation der Provinz beziffert sich jähr-
lich etwa auf 100 Mill. Mark. Ein großer Teil der Tuche geht, abgesehen von dem
übrigen Deutschland, nach den Vereinigten Staaten, auch wohl nach Südamerika,
Westindien, Mexiko, Japan, Spanien :e. Seiden- und Halbseidenwaren werden
in Berlin, Potsdam und Brandenburg angefertigt. Roheisen wird von einer großen
Anzahl von Werken verarbeitet; die Maschinenindustrie, die Fabrikation von Lampen,
wissenschaftlichen und musikalischen Instrumenten, Luxuspapieren, Lichtern und Seifen,
feinen Leder- und Kurzwaren, Goldleisten, Möbeln und Telegraphenapparaten haben
besonders in Berlin ihren Sitz. Die bedeutendsten Ziegeleien und Thonwarenfabriken
liegen an der Havel; von den mehr als 20 Glashütten ist die umfangreichste in
Baruth. Die Luxuspapiere, Kurz-, Galanterie- und Konfektionswaren gehen zu einem
großen Betrage nach den Vereinigten Staaten; auch die Berliner Lampen haben einen
starken Absatz nach dem Auslande. Spiritusbrennereien waren (1886/87) im Direk-
tionsbezirk Brandenburg-Pommern 973, Bierbrauereien (in Brandenburg 1887/88)
560, Zuckerfabriken (1887/88) 12 in Betrieb; bedeutende Beträge von Spiritus
gingen ins Ausland.
Der Ackerbau ist, wie bereits angedeutet, zwar stark verbreitet, kann
jedoch bei weitem nicht die Bedürfnisse des Landes decken; am bedeutendsten
noch ist der Anbau der Kartoffel, die in dem sandigen Boden vortrefflich gedeiht.
Der Gartenbau ist verhältnismäßig stark entwickelt.
Die Provinz Brandenburg (abgesehen von Berlin) hatte (1882) 261101 land-
wirtschaftliche Betriebe; gewidmet waren von 2234851 ha (1882) im Erntejahre 1886
dem Roggen 607 812, dem Weizen 50863, der Gerste 77 077, der Kartoffel 293182,
dem Haser 212943, dem Wiesenheu 403555 ha. Geerntet wurden (abgesehen von
Berlin) 1886 an Roggen 514459, an Weizen 68276, an Gerste 86549, an Kar-
tosfeln 2471362, an Hafer 201951, an Wiesenheu 760394 Tonnen. Das Ergebnis
der Roggenernte stellt sich in der Provinz durchschnittlich nur auf 0,-z Tonne pro
Hektar, während der Durchschnitt im ganzen preußischen Staate 0f9o Tonne beträgt.
Tabak wurden 1886/87 von 8840 Pflanzern auf 2343 ha 4042 Tonnen im Werte
von 1405000 Mark geerntet. Die bedeutendsten Obst-, Kunst-und Handelsgärtnereien
besinden sich in Berlin, Potsdam, Werder, Lübbenau, Lübben, Guben und Groß-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Stettin Berlin- Friedrich-Wilhelms- Berlin Berlin Rheinland Schlesien Königreich_Sachsen Luckenwalde Guben Sorau Finsterwalde Buckskins Berlin Deutschland Westindien Mexiko Japan Spanien Berlin Potsdam Brandenburg Berlin Baruth Brandenburg Berlin Berlin Berlin Potsdam Guben
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
400 Erstes Kapitel.
berühmt, der Unter-Westerwaldkreis (das „Kannenbäckerland") erzielt in Stein- und
Thonkrügen, Pfeifen ?c. einen jährlichen Umsatz von 3—372 Mill. Mark, und auch
die Töpfereien des Kreises Marburg sind beträchtlich. — Die Fabrikation von
Bijouteriewaren ist vor über 250 Jahren von Franzosen in Hanau eingeführt
worden und hat noch jetzt daselbst ihre wichtigste Stätte nicht nur innerhalb der
Provinz, sondern (abgesehen von Pforzheim in Baden) auch innerhalb Deutschlands.
Hier sind in dem letzten Jahrzehnt jährlich Metalle im Werte von 8—9 Mill. Mark
verarbeitet und (abgesehen von dem Werte der Edelsteine) Fabrikate für etwa 12 Mill.
Mark gefertigt worden. — Der Bergbau findet sich im Bezirke Nassau (Lahn- und
Dillthal) sowie in einzelnen Distrikten des Bezirks Kassel (in den Kreisen Schmal-
kalden und Rinteln :e,). Produziert werden besonders Eisenerze (in letzter Zeit
durchschnittlich jährlich 700000 Tonnen), Zink-, Blei- und Manganerze (etwa 13000,
bez. 25000 und 6 — 7000 Tonnen), sowie Braunkohlen (etwa 180000 Tonnen).
Geringer sind die gewonnenen Mengen an Nickel-, Kupfer- und Kobalterz, sowie
an Steinkohlen. Der Hüttenbetrieb wurde in letzter Zeit durch 22 Hochöfen, mehrere
Nickel-, Blei- 2c. Werke und etwa 40 Werke für Eifengnßivaren, Stabeisen und Roh-
stahl vertreten. Salz wird in den Salinen zu Rodenberg und Sooden bei Allen-
dorf, allerdings nur aus schwacher Sole, gewonnen (1886: 2993 Tonnen). — Der
Haupthandelsplatz ist, wie erwähnt, Frankfurt a./M., in zweiter Linie stehen Kassel
und Hauau. Die erstgenannte alte Handelsstadt ist besonders ein wichtiger Geld-
und Börsenplatz. Als solcher hat sie früher in Deutschland ungefähr die erste Stelle
eingenommen, ist indes in letzter Zeit mehr und mehr von Berlin in den Hinter-
gruud gedrängt worden. Noch jetzt indes befinden sich in Frankfurt viele größere
Geldinstitute und Bankhäuser, z. B. die Frankfurter Bank (mit einem Umsatz von
über 10 Milliarden Mark jährlich), die Deutsche Effekten- und Wechselbank, Frank-
furter Hypothekenbank, der Frankfurter Hypolheken-Kreditverein, Frankfurter Bank-
verein, die Deutsche Handelsgesellschaft, Deutsche Vereinsbank, Landwirtschaftliche
Kreditbank :e. Auch besteht in Frankfurt a./M. eine Reichsbankhauptftelle, und es
ist hier das Versicherungswesen stark vertreten (Feuerversicherungsgesellschaft „Deutscher
Phönix", Frankfurter Lebensversicherung^, Frankfurter Rückversicherung^, Frank-
furter Transport- und Glasverficherungsgesellschaft, Lebens- und Feuerverficherungs-
gesellschast „Providentia", Deutsche Rückverficherungsbank). Im übrigen Gebiete der
Provinz finden sich, abgesehen von zahlreichen Agenturen der Reichsbank, Sparkassen
und Vorschußvereinen, die Landeskreditkasse in Kassel und die Nassauische Landesbank
in Wiesbaden; das Versicherungswesen ist noch durch die National-Viehversichernngs-
gesellschast in Kassel vertreten. — Die Wareneinfuhr der Provinz erstreckt sich beson-
ders auf Kaffee und Tabak (aus Holland, England, Bremen), Wein (aus Frank-
reich), Manufakturwaren (aus England, Belgien und Frankreich), Fette nud Öle (aus
England und Holland), Häute, Felle, Federn und Glasivareu (aus Osterreich); die
Warenausfuhr dagegen auf Manufakturwaren, Geschmeide, Eisen, Leinwand, Thon-
waren, Wein, Bier, Mineralwasser :e. Ziele der Ausfuhr waren bisher die Ver-
einigten Staaten, Rußland, England, Italien, die Türkei und Donaustaaten.
Werfen wir einen Blick auf die Verkehrswege der Provinz, so kommen
wir zunächst auf die bereits erwähnten Wasserstrecken des Rheins, Mains, der
Lahn, der Weser, Werra und Fulda zurück, die trotz des wachsenden Eisen-
bahuverkehrs noch immer ihre Bedeutung bewahren; die Kunststraßen sind
bereits vor Eintritt der neuen politischen Verhältnisse wohl entwickelt gewesen.
Hinsichtlich der Eisenbahnlinien hat die Provinz insofern ihre frühere ver-
mittelnde Bedeutung bewahrt, als sie von wichtigen Bahnen durchzogen wird,
die den Norden und Süden miteinander verknüpfen und daher außerordentlich
verkehrsreich sind. Das Post- und Telegraphenwefen ist erst nach der Ein-
Verlegung dieser Landesteile in die preußische Monarchie der Thurn- und
Taxisschen Verwaltung entzogen worden.
Aus der Lahn sind bei Niederlahnstein 1888 zu Thal 515 beladene und 15 unbe-
ladene, mit 42500 Tonnen Fracht (1881/85 durchschnittlich 976 bez. 41), zu Berg
6 beladene und 521 unbeladene, mit 100 Tonnen Fracht (1881/85: 95, bez. 919),
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Rodenberg
Extrahierte Ortsnamen: Marburg Hanau Pforzheim Baden Deutschlands Nassau Lahn- Kassel Rinteln Frankfurt Kassel Deutschland Berlin Frankfurt Frankfurt Kassel Wiesbaden Kassel Holland England Bremen Frank- England Belgien Frankreich England Holland Osterreich England Italien Rheins Mains Fulda Niederlahnstein
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
96 Sechstes Kapitel.
des Reiches decken zu helfen. Bedenklich blieb dann freilich, daß die Ein-
führnng, ja die Erhöhung der Getreidezölle (1885) ein weiteres Zurück-
gehen der Getreidepreise uicht verhinderte. Sonach mußte man also an-
nehmen, daß die auswärtigen Landwirte so billig zu produzieren im stände
wären, daß ihnen nach Traguug der Transportkosten und der Einfuhr-
zölle doch noch ein hinreichender Gewinn verbliebe, um ihre Produkte billiger
als nnsre deutscheu Landwirte verkaufen zu köuueu. Es ist dies in den großen
Getreideländern, deren Export für uns in Betracht kommt, also in Rußland,
Ungarn, Rumänien, und namentlich auch in Nordamerika und Ostindien, an-
scheinend auch der Fall. Ein ungemein produktiver, geringer Düngung bedürf-
tiger Boden, ein günstigeres Klima, ja anch wohl die bei einer noch ziemlich
anspruchslosen Bevölkerung (wenigstens in Rußland, Ungarn, Rumänien,
Indien) unbedeutenderen Kulturkosten lassen es möglich werden, daß man den
europäischen, also anch den deutschen Markt noch immer mit außerordentlich
billigem Getreide von auswärts übersluteu kann. Hierzu kommt noch ein
andrer Grund, der von einsichtigen Nationalökonomen hervorgehoben worden
ist und auch in immer weiteren Kreisen gewürdigt zu werdeu scheint, nämlich
die ans der Einführung der Goldwährung in Deutschland eutstaudeue Auders-
stelluug uusres Vaterlaudes gegenüber denjenigen Ländern, in denen ent-
weder die Silberwährung oder eine ausgedehnte Papierwirtschaft herrscht.
§ 7. Die Fischzucht und der Fischereibetrieb.
Fischzucht und Fischereibetrieb sind verhältnismäßig recht lange in Deutsch-
laud vernachlässigt worden, so daß auch jetzt noch in dieser Beziehung nichts
Bedeutendes erreicht ist und die meisten unsrer Nachbarn uns weit hinter sich
lassen. Ohne an die Zukunft irgendwie zu denken, ohne die allernotwendigste
Schonzeit zu beobachten, war in den Binnengewässern von befugten und
unbefugten Personen beliebig gefischt worden, und daher allenthalben ein
immer größerer Mangel an Fischen, besonders an edleren Sorten derselben,
eingetreten. Endlich fing man an, dem Beispiele andrer Nationen, besonders
der Amerikaner, zu folgen, und seit mehreren Jahren entfaltet der „deutsche
Fischereiverein", auch vom Reiche, weungleich nur schwach (1889—90: 40 000
Mark), unterstützt, seine erfolgreiche Thätigkeit.
Von Amerika, wo von Staats wegen sehr große Summen zur Hebung der Fisch-
zucht gewidmet und großartige Einrichtungen getroffen worden sind, werden von
Jahr zu Jatir bedeutendere Mengen befruchteter Eier von Edelfischen, besonders
Salmoniden (Lachsarten), bezogen und in die deutscheu Ströme und Flüsse sowie iu
geeignete Binnenseen verpflanzt. Daneben entwickeln nunmehr zahlreiche Lokal-,
Provinzial- und Landesvereine eine ersprießliche Thätigkeit, welche nach ungefährer
Schätzung gemeinsam etwa ebensoviel befruchtete Eier aller Art aussetzen, wie jener
Haupwereiu. Schon gibt es einige Fischzuchtaustalten im Jnlande, namentlich die
bei Hüningen im Reichslande, und wie erfolgreich diese sämtlichen Bestrebungen sind,
geht aus der Thatsache hervor, daß sich die Fangergebnisse an Edelfischen höchst
erfreulich steigern.
Die künstliche Fischzucht ist zuerst wieder durch einen Deutschen, den Leutnant
Jacobi aus dem Lippeschen, angeregt worden. Infolgedessen entstanden in der That
Fischzuchlanstalten zu Höhnhausen und Hamburg, in Waldeck und im Lippeschen.
Die von der französischen Regierung angelegte Fischzuchtanstalt zu Hüningen erfreut
sich, jetzt auch von der deutschen Regierung kräftig unterstützt, einer großen Blüte.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Jacobi
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Rumänien Nordamerika Ostindien Ungarn Indien Deutschland Amerika Edelfischen Hamburg