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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 28

1900 - Leipzig : Spamer
28 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union. seine Unterstützung zuzuwenden. Durch verschiedene glückliche Maui- pulationen begünstigt, ward Law der einflußreichste Mann in Frankreichs er leitete bald alle Finanzgeschäfte des Staates. Nun richteten sich die Blicke aller derjenigen, welche rasch, ohne zu arbeiten, reich werden wollten, den Unternehmungen des ebenso kühnen, wie vom Glück begünstigten Schotten zu. Alle Welt wollte Lawsche Aktien haben. Das rasche Steigen der- selben, die großen Gewinne glücklicher Spekulanten erzeugten eine förmliche Spielwut. Arm und reich, vornehm und gering drängte sich zu der Kasse des gefeierten Finanzmannes. Der hohe Adel beugte sich vor dem schot- tischen Emporkömmling, und selbst ausländische Fürsten sandten Agenten nach Paris, um für sie zu spielen. In kaum drei Wochen waren 300 000 Aktien zum Nominalbetrag von 150 Millionen Livres untergebracht, welche der Gesellschaft 1500 Millionen Livres zuführten. Rasch stiegen die Aktien auf 6-, 7-, 8-, 9-, 10 000 Livres. Die Gewinne, welche hier- bei gemacht wurden, waren unglaublich. Die Spielwut erhielt sich von Mitte 1718 bis gegen Ende des Jahres 1720, denn da hatte das Fieber, welches die französische Gesellschaft ergriffen, bereits gründlich ausgerast. Der schwindelhafte neue Finanzbau Laws war zusammengestürzt; Tausende von Spekulanten lagen unter seinen Trümmern begraben. Wie viel Elend und Unglück diese merkwürdige Aktienspielwut indessen auch für Frankreich brachte, so hatte sie doch immerhin einiges Gute für die neueu An- siedelungen in Amerika. Es waren eine Menge Menschen nach den Be- sitzungen der Mississippi-Gesellschast gelockt worden, und dieselben ver- ließen doch nur zu eiuem ffeinen Teil das Land, als der Zusammenbruch von Laws papieruem Kunstbau erfolgte. Schou im Jahre 1717 hatten einige französische Kolonisten am Ausflusse des Mississippis eine Niederlassung ge- gründet, welche sie zu Ehren des Regenten von Frankreich, des Herzogs von Orleans, New Orleans nannten. Die günstig gewählte Lage in der Nähe des Meeres machte die Stadt sehr bald zu einem wichtigen Aus- fuhrplatze für den unerschöpflichen Reichtum der Laudesprodukte Louisianas. Ebenso waren auf der Südseite der großen Seen im Michigan- und Missonristaate Franzosen beschäftigt, das Land zu kultivieren, wobei sie mehrere neue Städte, wie Detroit, Viueennes, St. Louis, anlegten. Während die Glückssonne des Schotten am höchsten stand, befürchteten die benachbarten britischen Ansiedler, daß es den Franzosen gelingen könnte, eine Verbindung der Kolonien am großen Strome, „dem Vater der Gewässer", mit den kanadischen Niederlassungen znstandezubriugen. Daher wurde 1732 von feiten der britischen Regierung die Gründung einer ueueu Kolonie zwischen den Karolinen und dem spanischen Florida durch den menschenfreundlichen Oglethorpe begünstigt. Doch erst als ver- trieben? Protestanten aus Salzburg, als Schweizer und Schotten in größeren Zügen einwanderten, gewann die neue Niederlassung höheren

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. VI

1900 - Leipzig : Spamer
Vi Vorwort. turkmenischen Horden bestanden, wurde noch ein andres europäisches, uns stammverwandtes Volk, die Niederländer, zum Kriege gegen asiatische Völker gernsen. Aus den Schauplatz dieser nunmehr zu gunsten der Nieder- länder beendeten Kämpfe werden wir im weiteren Verlause des vorliegen- den Bändchens versetzt. Wir sehen die Niederländer in Java und aus den übrigen Ostindischen Inseln, in den Ländern der ewig grüuenden Wälder und der stets duftenden Blüten. Die gefährlichsten Nachbarn der Holländer an den Küsten und auf den Inseln des Indischen Ozeans waren seit Jahrhunderten die Engländer, von deren Kolonien uns die beiden folgenden Abschnitte melden. Der eine handelt von ihrer Herrschast in Ostindien seit dem Bestehen der Ost- indischen Handelsgesellschaft. Und eine der Kolonisierung Judiens eben- bürtige That ist die Kolonisierung Australiens, welchem, wie der ozeanischen Inselwelt, der vierte Abschnitt gewidmet ist. Wenige Länder haben sich mit ihrer politischen und kommerziellen Entwickelung während der letzten sechzig Jahre so in den Vordergrund gedrängt, wie Australien, und neben dem Festlande haben auch die Eilandgrnppen der Südsee eine stetig wachsende Bedeutung gewonnen. In unsern Tagen ist das Geheimnis von Jnnerasrika, der Ursprung des Nils und der des Kongos, entdeckt worden. Unter andern kühnen Reisenden, welche mutig ihr Leben einsetzten, trotz der Opser, die der schwarze Erdteil gefordert, stehennamen wie Livingstone, Stanley, Emin Pascha und Wißmann in erster Liuie. Was wir von den Entdeckungen Juuerasrikas bis zur Stunde wissen, ist in einem besonderen Kapitel dieser neuen Auflage zur Darstellung gebracht. Der eisumstarrte hohe Norden und der vulkanische rauhe Süden, die arktischen und antarktischen Länder, haben in neuester Zeit allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, und häufig lesen wir Berichte von kühnen Reisenden, welche sich in jene unwirtlichen Gebiete wagen, um der Wissen- schast zu dieuen. Das Wissenswerteste ihrer Forschungen ist im Schluß- abschnitte uusres Buches zusammengestellt. Haben wir aber in dem „Buche der Entdeckungen" uns darauf be- schränken müssen, in kurzen Umrissen zu schildern, wie die Pioniere der Kultur rastlos und mit ungeahnten Entbehrungen thätig waren, um die üppigen, glühenden Tropen und die toten, kalten Polarländer zu erschließen, so haben wir in folgenden Bänden uusres Kosmos das Gesagte weiter ausgeführt und uns eingehender mit Land und Leuten beschäftigt und möchten die Aufmerksamkeit uufrer Freunde auf dieselben gelenkt haben.

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 74

1900 - Leipzig : Spamer
74 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. kommenden Befugnis, an die Stelle der Regierung zu"treten und einen Staat im Staate zu bilden. Die reich gewordenen Kaufleute, in deren Solde die in Indien kämpfenden Krieger standen, schauten verachtend auf diese herab; daher kam es, daß dem Militär in Ostindien die Seele seines Standes, der Ehrgeiz, fehlte. Nur verkommene Individuen oder wegen schlechten Betragens aus dem Dienst entlassene Beamte und Offiziere meldeten sich für deu ostindischen Dienst, so daß es am Ende niemand zur Ehre gereichte, sich diesem Gesindel des In- und Auslandes anzuschließen. Die für den Dienst des Vaterlandes in Holland durch Aushebung zur Fahne gerufene Jugend konnte nicht wie das geworbene Heer in England auch für den Dienst in den Kolonien verwendet werden, sondern man überließ es der Kompanie, sich Söldnertruppen anzuwerben. Der Militärdienst wurde in Indien mit einer beispiellosen Nach- lässigkeit und Treulosigkeit betrieben. Das Heer bestand nur aus aben- teueruden, aus aller Herren Länder zusammengelaufenen Gesellen, die an und für sich schon nicht an strenge Ordnung und Zucht gewöhnt waren, in den heißen Gegenden Javas aber noch viel mehr erschlafften. Noch bis in die neuere Zeit ist die Heeresverfassung eine der wundesten Stellen in Niederländisch-Jndien gewesen, welcher Umstand durch die Werbungen von Soldaten im Auslande herbeigeführt worden ist, denn kaum der vierte Teil aller Truppen in jenen Gegenden bestand bis vor kurzem aus Nieder- ländern. Diese fanden es stets für angemessener und einträglicher, Fremde, welche für Geld zu habeu waren, zum Dienst zu verwenden, als ihn selbst zu thun. Seit sich im Jahre 1860 aber unter den ausländischen Truppen bedenkliche Meutereien gezeigt haben, sind die Verhältnisse etwas anders geworden. Wie das Militärwesen sich in einem durchaus zerrütteten Zu- stände befand, so war dies auch mit dem Beamtentum der Fall. Die Beamten hatten nur ihre eigne Bereicherung im Auge und erpreßten daher von den Einwohnern allerlei ungerechte und ungesetzliche Abgaben. Trotz- dem hatte die Handelsgesellschaft ihrem ungeheuren Beamtenheere außer- ordentlich hohe Besoldung zu zahlen. Hierzu gesellten sich noch die Jahresgehalte, welche den inländischen pensionierten Fürsten gewährt werden mußten. Auch die Gesandtschaften, die Geschenke an die Nachbar- könige und die immerwährenden kleinen Kriege gegen aufständische Va- sollen und Fürsten verschlangen große Summen, daß selbst der gewinn- reichste Handel dieselben nicht zu decken vermochte. Daher war es als kein besonderer Verlust für die Mitglieder der Handelsgesellschaft anzusehen, daß am 15. März 1795 die Batavische Republik die Holländisch-ostindische Kompanie aufhob und ihre Besitzungen für Staatseigentum erklärte. In den ersten Jahren des Bestandes der Handelsgesellschaft, als es sich noch darum handelte, gegen den Nationalfeind als mächtiges Volk auf- zutreten und festen Fuß in Indien zu fassen, hatte die Sache eine ganz andre Bewandtnis. Damals galt es eine Nationalangelegenheit; der

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 81

1900 - Leipzig : Spamer
Die Insel Java. 81 Die nächsten Unterabteilungen sind die Residentien. Jede derselben wird von einem Residenten verwaltet und zerfällt wiederum iu mehrere Regentschaften, an deren Spitze ein Regent steht. Dieser ist stets ein Ein- geborener und gehört dem einheimischen Adel, meist den früheren Herrscher- familien an, deren Einfluß auf ihre Landsleute heute noch ungebrochen ist. Unter diesen stehen die ebenfalls eingeborenen Distrikts- oder Dessahäupt- linge, welche für Eintreibung der Steuern sorgen und, von den Bewohnern gewählt, deren Interessen der Regierung gegenüber vertreten. Die Würde des Regenten ist meist erblich, um die Vornehmen an die Regierung zu fesseln; ihm steht die Sorge für die öffentliche Sicherheit, für die Gesundheit, für Wege- und Ackerbau, fürs Schul- und Religious- wesen zu. Zur Seite hat er den Assistentregenten, einen europäischen Be- amten. Auf diese Weise hat die niederländische Regierung einen großen Teil der Verwaltung den Eingeborenen selbst überlassen und deren Jnter- essen fest mit den ihrigen verknüpft, sowie sie auch die durch den Adatsdas Herkommen) schon eingebürgerten Frondienste zu ihrem Vorteil mit heranzog. Nach Einführung des Systems van den Bosch haben sich die jährlichen Einnahmen von Java auf die Summe von etwa 120 Millionen Gulden erhöht, wovon zunächst die Verwaltung und die einzuführenden Ver- besserungen bestritten, die Restsummen dann an den niederländischen Staats- schätz abgeliefert werden. Daß diese nicht unbedeutend sind, geht daraus hervor, daß sie in den 52 letzten Jahren die Gesamtsumme von 500 Millionen Gulden erreichten. Nach diesen Betrachtungen über die geschichtlichen Verhältnisse des ostasiatischen Archipels wenden wir uns noch kurz der wichtigsten Insel in demselben, dem Eilande Java zu. Tana Java (das Land Java) oder Nusa (Insel) Java, wie die Eingeborenen sie nennen, ist eine der größten Sundainseln. Über den Ursprung des Namens Java sind wir im Ungewissen. Eine der im Lande selbst verbreiteten Traditionen erzählt, daß die Insel ihre Benennung von den ersten Einwanderern empfing, die vom asiatischen Kontinente nach ihr übersiedelten. Damals hieß Java noch Nusa hara- hara oder Nusa kedang, die wilde, unkultivierte Insel; als aber die neuen Ankömmlinge dort ein Java-wut genanntes Gras (Panicum italicum) an- trafen, von dem sie sich zuerst nährten, nannten sie das Eiland nach diesem Java. Auch im 27. Kapitel des Propheten Hesekiel ist schon von den reichen Kaufleuten von Javan die Rede, welche Eisen und Zimt auf den Markt nach Tyrus brachten. Wir überlassen es andern, den Znsammenhang dieses Javan mit nnsrer Insel nachzuweisen. Die Araber, die ihren Glauben schon, ehe die Europäer das Kap der guten Hoffnung umschifften, über den ostasiatischen Archipel ausgebreitet hatten, nennen die dort wohnenden Völker Javi, und Java ist auch der Name, mit dem die Eingeborenen von Celebes die Inseln Borneo, Java, Sumatra und die malaiische Halbinsel bezeichnen. Buch d. Entd. Ii. 6

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 93

1900 - Leipzig : Spamer
Geschichte der Ostindischen Kompanie. % 93 Von dieser Zeit an beginnt der eigentliche Aufschwung des ostindischen Handels. Schon der nächste Seezug zeigte sich von unberechenbaren Folgen. Seit mehreren Jahren befand sich Kapitän Hawkins als Agent der Kom- panie am Hofe des Großmoguls Dschihangir und war daselbst wohlgelitten, doch hielt es den portugiesischen Einflüssen gegenüber schwer, besondere Vorteile zu erlangen. Die Flotte nun, welche nach Annahme der obigen wichtigen Bestimmungen unter dem Kommando des Kapitäns Down ton im März 1614 auslief, bestand nur aus vier Schiffen; aber mit dieser kleinen Macht gelang es dem britischen Seefahrer, nach seiner Ankunft in Indien einen Angriff der Portugiesen auf eine der Flotten des Großmoguls siegreich zurückzuschlagen. Diese kräftige Dienstleistung machte nicht allein Indiens Beherrscher den Interessen der Kompanie bleibend geneigt, sondern brachte auch den Eingeborenen eine hohe Meinung von der Macht der Engländer bei. Jener günstige Eindruck ward verstärkt, als im Jahre 1615 Sir Thomas Roe an der Spitze eines kleinen Geschwaders in Surate anlangte und in der Eigenschaft eines Abgesandten des Königs Jakob I. von England am Hofe des Großmoguls auftrat. Er verweilte mehrere Jahre an den Kaisersitzen zu Agra und Delhi und galt als Günstling von jenem. Seine Bemühungen führten im Jahre 1619 zur Erweiterung der schon früher der Ostindischen Kompanie bewilligten Privilegien, sowie zur Bestätigung der schon erlangten Erlaubnis, in Sind, Bengalen und andern Teilen des Mogulreiches Faktoreien anlegen zu dürfen. Im zweiten Jahr- zehnt des 17. Jahrhunderts besaßen die Engländer bereits Faktoreien zu Atschin, Zambe, zu Teeoa auf Sumatra, in dem Großmogulreiche zu Surate, Ahmedabad, Agra, Azmere oder Agrimere sowie zu Aurampur; weiterhin zu Firaudo, zu Bantam, zu Dschakatra (dem heutigen Batavia), sowie zu Topara; auf Borueo, zu Bandjermassing und Sokotomia, auf den Banda- Inseln zu Banda; auf Malakka zu Patani; auf der Insel Celebes zu Makassar, zu Siam, an der Ostküste von Ostindien zu Masukiapatam und Petapoli, wie auf der Westküste zu Kalikut. Unter solchen Umständen genoß die Kompanie schon um das Jahr 1617 ein solches Ansehen, daß ihre Aktien 203 °/0 galten. Mittlerweile hatten jedoch die andauernden Streitigkeiten mit den Holländern, welche sich noch größerer Erfolge im Osten Asiens rühmen durften, eine bedrohliche Höhe erreicht: sie singen an, den britischen Handel schwer zu beeinträchtigen. Dem abzuhelfen, traten Abgesandte beider Länder zusammen und suchten einen friedlichen Ausgleich herbeizuführen. Die beiden Ostindischen Kom- panien — so ward vorgeschlagen — sollten den Handel nach den indischen Meeren als eine gemeinschaftliche Angelegenheit betreiben und durch Einig- keit nicht allein ihre gemeinsamen Feinde, die Portugiesen, zurückdrängen, sondern auch die übrigen Nationen verhindern, in Indien festen Fuß zu fassen. Der daraufhin abgeschlossene Vertrag blieb jedoch kaum zehn

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 94

1900 - Leipzig : Spamer
94 Die Engländer in Ostindien. Monate in Kraft. Schon im Dezember 1820 griff infolge neuer Zerwürfnisse der holländische Generalgouverneur plötzlich die Inseln Lantore und Pull- Roo an, auf deren Besitz die Engländer Ansprüche machten, nahm sie weg und eröffnete durch dieses Vorgehen eine Reihe von Feindseligkeiten, welche ihren Höhepunkt im Februar 1623 in blutigen Hinrichtungen, zu Amboiua fanden, infolge deren die Agenten der englischen Kompanie sich von allen Gewürzinseln vertrieben sahen. — Der ununterbrochene Streit wirkte aus die Erweite- rung des englischen Handels höchst nachteilig. Die Sache ward selbst nicht besser, als es der Kompanie im Jahre 1622 gelang, der portugiesischen Macht eine empfindliche Niederlage beizubringen und sich in den persischen Meeren einer wertvollen portugiesischen Faktorei aus der Insel Ormuz mit Hilfe des Schahs von Persien zu bemächtigen. Vielmehr wiesen die Ge- schästsbücher des Ostindiahanses drei Jahre später eine Schuld von 300 000 Pfd. Sterl. aus, so daß 1625 ernstlich in Überlegung gezogen ward, ob es nicht besser sei, alle Besitzungen in Indien und den Handel dorthin aus- zugeben, zumal man schon vorher sich genötigt gesehen, die Faktoreien in Japan, trotz eines zweiten, noch günstigeren Freibriefes vom Kaiser, infolge mangelnden Schutzes eingehen zu lassen. Auf dem Höhepunkte ihres Kredits im Jahre 1616 hatte die Kom- panie einen Fond von 1629 040 Pfd. Sterl. zusammengebracht, als aber im Jahre 1624 eine neue Anleihe gemacht werden sollte, blieben die Teil- nehmer aus, und die Aktien, welche 1617 zu 203 % verkauft wurden, fanden kaum noch Abnehmer zur Hälfte jenes Betrages. Die Kompanie bestand aber auch diese Ungunst der Zeiten, und ihre Entwickelung nahm auch in den folgenden Jahren stetigen, wenn auch öfters unterbrochenen Fortgang. Ein wichtiges Hoheitsrecht, welches ihr im Jahre 1627 König Karl I. verlieh, bestand in der vollen Gerichtsbarkeit über ihre auswärtigen Bediensteten und ihre Unterthanen im fernen Osten, welche sie nach ge- meinem wie nach Kriegsrecht aburteilen lassen durfte. Im Jahre 1636, noch unter der stets geldbedürftigen Regierung Karls I., wurde das Monopol der Ostindischen Handelsgesellschaft dadurch verletzt, daß der König auch dem Sir William Courteeu auf den Vor- wand hin, die Ostindische Handelsgesellschaft thue zu wenig für das all- gemeine Beste, die Erlaubnis erteilte, nach Indien Handel zu treiben. Nichtsdestoweniger fiel es der mittlerweile in ihren älteren Mitgliedern außerordentlich zusammengewachsenen und dadurch erstarkten Kompanie nicht schwer, jenes königliche Patent für sich unschädlich zu machen; ja es gelang ihr sogar, 1639 auf der Küste von Koromandel zu Madraspat- uam eine feste Niederlassung zu gründen, nachdem ihr von seiten eines geneigten indischen Radschahs gestattet worden war, in dem ihr überlassenen kleinen Bezirk das Fort St. George zu bauen. Dahin siedelte bald nach- her die Präsidentschaft über, welche sich bisher zu Bantam befand. In- folge der rührigen Thätigkeit, die sich an diesem wichtigen Punkte entwickelte,

7. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 98

1900 - Leipzig : Spamer
98 Die Engländer in Ostindien. gewährte, erregte natürlich den Neid der daran nicht beteiligten Kauf- leute. Diese Mißgunst würde jedoch kaum einen so hohen Grad erreicht haben, wenn sich jener ungeheure Gewinn unter eine größere Zahl von Aktionären verteilt hätte; so aber kam er nur einer geringen Anzahl von Aktieninhabern zu gute. Als die Geschäfte der Kompanie im Jahre 1691 ihre höchste Blüte erreichten, lag deren Leitung ausschließlich in den Händen weniger Kaufherren von ungeheurem Reichtum. Jede Aktie, welche auf den Namen des Eigentümers eingeschrieben war, gewährte diesem eine Stimme. Man wollte wissen, daß damals 14 Personen über ein Drittel sämtlicher Stimmen verfügten, und berechnete, daß gar mancher jener glücklichen Spekulanten ein jährliches Einkommen von 10 000 Pfd. Sterl. aus dem Monopol der Kompanie bezöge. Alle Welt deutete be- souders aus einen Mann hin, wenn er sich auf der „königlichen Börse" blicken ließ. Dieser Glückliche, der sich durch wohlverstandene Einkäufe von Stammaktien in kurzer Zeit ein jährliches Einkommen von 20 000 Pfd.sterl. erworben hatte, war Josua Child. Er erhielt zuerst den beneidenswerten Titel eines Nabob und wetteiferte in bezng auf Aufwand und Einfluß mit den ersten und angesehensten Edelleuten des Reiches. Sir Josua Child hatte als armer Bursche begonnen, einen der City- läden rein zu fegen und sich in der Zeit infolge seiner Fähigkeiten aus niedrigen Anfängen schnell zu Besitz, Ansehen und großem kaufmännischen Ruf emporgeschwungeu, so daß er in der Handelswelt Londons bald den hervorragendsten Platz einnahm. Sobald Josua Child Mitglied des Komitees der Ostindia-Kompanie geworden, blieben die Folgen nicht auo. Es dauerte nur kurze Zeit, und die wichtigsten Stellen des Ostindiahanses in Leadenhallstreet, sowie in den Faktoreien an der West- und Ostküste von Vorderindien, befanden sich in den Händen von Verwandten und Günst- lingen des vielvermögenden Mannes. Bombay, die ursprünglich von den Portugiesen gegründete, aber von diesen 1064 abgetretene Hauptstadt der westlichen Präsidentschaft des indo-britischen Reiches ist noch heute nach Kalkutta der wichtigste Handels- platz in den indischen Meeren. Die Bedeutung dieses Punktes erkannten die Briten schon wenig Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen im Osten. Von hier aus ließen sich die mannigfachen Erzeugnisse eines reichen Hinter- landes heranziehen und nach den Märkten nnsres Weltteiles verfahren. Wertvolle Ladungen von Pfeffer, Baumwolle, Reis, Arak, Bambus, feine Hölzer, Gummi, weiterhin Perlmutter, Perlen und edle Gesteine wurden von unternehmenden Kaufleuten zweier Weltteile feilgeboten und einge- handelt. Zahlreiche kleine Flotten unter britischer Flagge liefen von dort bald gegen europäische Feinde, bald gegen indische Seeräuber aus. Die immer weiter um sich greifende Macht der Ostindischen Kompanie hatte eine Reihe von Niederlassungen zur Folge, deren Gedeihen mit dem Auf- blüheu Bombays gleichen Schritt hielt.

8. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 100

1900 - Leipzig : Spamer
100 Die Engländer in Ostindien. Bombay, wurde unter dem Nameu Sir Josiah Child von Surate zum Barouet und zum Oberkommandierenden aller englischen Truppen im Osten erhoben; daher kam es, daß unter allen servilen Genossenschaften die Ostindische Kompanie durch Willfährigkeit gegen den Thron am meisten hervortrat. Sie gab dem Handelsstande des Königreichs das gesetzwidrige Beispiel bereitwilliger Steuerzahlung, als ohne Zustimmung des Parla- ments König Jakob Ii. bei seinem Regierungsantritt gewisse Abgaben ausschrieb. Sobald indessen der Monarch nach kaum vierjähriger Will- kürherrschast aus dem Lande Vertrieben, und der blutige Lord-Oberrichter Jeffreys, welcher die übermäßigen Monopolanfprüche der Ostindischen Gesellschaft für gesetzmäßig erklärt, ein Gefangener geworden war, vereinigten sich die alten Feinde der Kompanie, verstärkt durch die ehemaligen, von Child aus dem Ostmdiahanse vertriebenen Direktoren und ihren Anhang, mit den mächtigsten whigistisch gesinnten Kaufleuten der City und forderten von dem freiheitlich gesinnten Hause der Gemeinen, welches Wilhelm Iii. von Oranien aus den Thron erhoben hatte, Gerechtigkeit und Wiederver- geltuug. Am heftigsten gebürdete sich Papillon, obgleich derselbe einige Jahre früher als eifrigster Vorkämpfer für den Freibrief der Kompanie gestritten. Ein guter Teil der Gegner der Kompanie aber bestand aus Leuten, welche ihr gram waren, weil sie sich von einem Mann hatte be- herrschen lassen, der seinen Einfluß dazu angewendet, um vor allem seine Interessen und die seiner Kreaturen zu fördern. Als Heilmittel für alles schreiende Unrecht und gegeu zukünftige Übergriffe dieser Art verlangte man von der Krone das Monopol zu einer neuen Gesellschaft auf einem besseren Fundamente, wodurch mau hoffte, die Wiederkehr einer engherzigen und tyrannischen Oberleitung auf immer fern zu halten. Die neu zu be- gründende Kompanie, unter der sich einige der ersten Großhändler der City befanden, wählte zur Wahrnehmung ihrer Interessen ein Komitee und beauftragte dasselbe, vom Parlamente und der Regierung ein Privileg zum Handel nach dem Osten auszuwirken. Nachdem das Ostindiahaus sich im Jahre 1693 gegeu jeden Vergleich ausgesprochen hatte, baten die Gemeinen den König Wilhelm Iii., demselben eine dreijährige Vorausverkündigung der Aufhebung seines Freibriefes zu- stellen zu lassen. Sir Josna Child, welcher befürchtete, durch seine Person im Vordergrunde die Interessen seiner Kompanie noch mehr zu gefährden, machte in der rechten Stunde einem neuen Gouverneur, dem Sir Thomas Cook, scheinbar Platz. Dieser, mit dem bisherigen allmächtigen Leiter des Direktorenhofes nahe verwandt, gehörte zu den angesehensten Kauf- leuten Londons; auch fehlte es ihm als Mitglied des Parlaments nicht an Einfluß. Er wußte in der That binnen kurzer Zeit vermittelst wohl- angewandter 100 000 Pfd. Sterl. die ärgsten Gegner zu besänftigen. Infolgedessen wurde ohne Mitwirkung des Parlaments von feiten der Regierung am 7. Oktober 1693 der Freibrief und das Monopol der alten

9. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 101

1900 - Leipzig : Spamer
Das Handelsmonopol nach Ostindien. 101 Ostindischen Kompanie durch die Krone von neuem bestätigt, unter der Bedingung, den Kapitalstock um 1v2 Million zu vermehren und jährlich sür 100 000 Psd. Sterl. britische Waren auszuführen. Das Haus der Gemeinen stellte die Berechtigung unbehinderter Monopolverleihung durch die Krone in Frage und bestimmte, „daß es das Recht jedes Engländers Aurengzeti, »mgetien von den Würdenträgern seines Hofes. (3m Hinlergmnd der 2p('an des Uj'anenlhrones.) Nach indischen Vorlagen. sei, nach Ostindien oder irgend einem Teile der Welt Handel zu treiben, außer wenn es durch eine Akte des Parlaments verboten worden wäre." In solchem Verhältnis standen Regierung und Volk.^ Fast um dieselbe Zeit, als die erste indische Kompanie im Jahre 1698 jenes Territorium, aus welchem sich gegenwärtig Kalkutta, die Hauptstadt des Jndo-britischen Reiches, ausdehnt, und weiterhin die Stadt Tschatamntti

10. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 102

1900 - Leipzig : Spamer
102 Die Engländer in Ostindien. und Godwindpur samt der Gerichtsbarkeit über die Bewohner mit dem Rechte, Forts zu errichten, erwarb — wurde der neuen Ostindischen Handelskompanie am 5. September desselben Jahres, nachdem sie die Regierung vermittelst einer Bestechung von 2 Millionen zu 8 % in Form einer Anleihe gewonnen hatte, unter dem Titel „Die englische Kompanie der nach Indien handelnden Kaufleute von England", zufolge einer Parlamentsakte vom 5. Juli ebenfalls ein Freibrief erteilt. Die neue Genossenschaft rüstete im nächsten Jahre (1699) drei Schiffe mit einer Ladung im Werte von 178 000 Pf. Sterl. für Indien aus, während die alte Ostindiakompanie in demselben Jahre auf 13 Schiffen für 525 000 Pfd. Sterl. Waren sandte. Die Streitigkeiten zwischen beiden Gesellschaften, deren neuere man Dowgatekompanie hieß, weil sie in der Dowgatestraße, und zwar in der stattlichen Halle der Pelzhändler, ihre Versammlungen abhielt, während die ältere nach ihrem Geschäftshaufe in der Leadenhallstraße benannt wurde, zogen sich in feindseligster Weise manche Jahre hin. Die Haupt- Waffen der neuen Genossenschaft waren Schmähschriften, die der alten Geldbestechungen; die neue wurde durch die Whigs unterstützt, die alte durch die Tories; jene stützte sich auf die Volksgunst, die letztere aus den ungeheuren Vorteil eines großen gemeinsamen Schatzes. Mit Hilfe des letzteren hatte sich die Unterstützung aller Einflußreichen am Hofe und im Parlamente leicht erkaufen lassen, während die neue Kompanie das Geld zu dergleichen Zwecken aus ihrem eignen Seckel nehmen mußte, ohne Hoffnung auf baldigen Wiedergewinn. Die bisherigen Verdrießlichkeiten, bei denen niemand etwas gewann, sowie zahllose Mißstände, die der Nebenbuhlerschaft der beiden Kompanie» entsprangen, führten im Jahre 1701 schließlich doch zu einer Vereinigung der zwei Gesellschaften, welche Königin Anna durch das Staatssiegel am 22. Juli 1702 sanktionierte. Als das englische Gouvernement sich sechs Jahre nachher in Geldnot befand, erklärte es sich bereit, der „Vereinigten Kompanie" das ausschließliche Privilegium des Handels nach Ostindien bis zum 25. März 1726 wieder zuzugestehen. Durch eine Parlamentsakte ward der Gesellschaft bis drei Jahre nach dem Erlöschen ihres Freibriefes ihr früheres Monopol und damit ihr gesicherter Bestand gewährleistet. Dafür forderte die Regierung jedoch eine Aushilfe von 1 200 000 Pfd. Sterl. ohne Interessen, welche samt dem früheren Vorschusse von 2 000 000 Pfd. Sterl. eine 5 °/0 Anleihe der Regierung bilden sollten. Mit der segensreichen Regierung Wilhelms Iii. hatte die Glanz- Periode des Handels und allgemeinen Wohlstandes Großbritanniens be- gönnen. — Die außerordentliche Wichtigkeit der südasiatischen Kolonien für die englische Machtstellung trat während einer Verkehrs- und Handels- strömung, wie sie bis dahin noch nicht dagewesen, immer mehr zu Tage. Das britische Gouvernement sah sich veranlaßt, den Niederlassungen
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