Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Ebernburg und der Rheingrafenstein. 27
1697 von den Franzosen zerstört. Einzelne Reste der alten Gebäude sind noch
vorhanden. In einer Nische des Burghofes sind allerlei Alterthümer verwahrt,
die beim Aufgraben der Ruinen gefunden wurden. Ein besonders tiefer Zieh-
brunnen, der noch zum alten Schlosse gehört hat, erregt die Aufmerksamkeit der
Besucher. In einem Saale des Neubaues befinden sich die Porträts Sickingen's
und seiner Freunde, so daß man sich leicht in die Zeit zurückversetzt, als ein
muthiger deutscher Ritter es wagte, mit ganzer Kraft einem „Reichsfeinde"
entgegen zu treten.
Der Rheingrafenstein war eine Burg des edlen Geschlechtes der „vom
Stein", als dessen Urheber Graf Cancer gilt, der im 8. Jahrhundert gelebt
haben soll. Im Jahre 1347 uauute sich Johann Ii., der mit dem Wildgrafen
von Dhaun verwandt war, Rheingraf vom Rheingrafenstein, womit der Ursprung
der Benennung erklärt ist. Nach vielfachen Schicksalen, deren nähere Auseinander-
setzung uns zu weit führen würde, kamen 1791 die Besitzungen vom Rheingrafen-
stein an die Grumbach'sche Linie, die heute noch in den Fürsten von Salm-
Horstmar fortlebt. Sie sind auch Eigeuthümer der malerischen Ruine, von der
man rundum eine prachtvolle Aussicht auf das Thal der Nahe und die sie um-
gebenden Berge, auf die Rebenhügel, lachenden Wiesen, Felder und Wälder hat.
Wer Simrock's „Rheinsagen" zur Haud hat, möge die Sage vom wilden Jäger
nachlesen, die mit den Worten beginnt:
Der Wild- und Rheingraf stieß ins Horn:
„Hallo, hallo zu Fuß und Roß!"
Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn;
Laut rasselnd stürzt ihm nach der Troß.
Laut klifft und klafft es, frei von Koppel,
Durch Korn und Klee, durch Heid' und Stoppel.
Führt uns diese Sage eine bedeutsame Sagengestalt des deutschen Volks-
glanbens vor Augen, so erinnert eine andere, die Gustav Pfarrius poetisch
bearbeitet hat, an den Bau des Schlosses mit Hülfe des Teufels. Der Fürst
der Hölle, der sich für diese seine Dienstleistungen gewöhnlich eine Seele ausbat,
erhielt aber statt dessen einen Esel, dasjenige Thier, das ihm im deutschen
Heidenthum, als Herr Uriau noch der germanische Gott Wodan war, geweiht
sein mochte. In der wilden Jagd erscheint auch mitunter ein Esel. Aehnliche
Sagen knüpfen sich an den Bau des Münsters zu Aachen sowie der Dome zu
Mainz, Trier.und Köln und führen uns den alten Heidengott als Weltbaumeister
vor, denn bauen steht symbolisch für schaffen.
Zwischen Nahe, Rhein und Mosel liegt der Hunsrück im Norden der
Vogesen. Er gehört der Uebergangs- und Flötzsormation an, in der ver-
steinerungsleerer Thonschiefer und Quarzite vorherrschen. Eingelagert sind Ueber-
gangskalk mit Kohlensandstein, bunter Sandstein, Quadersandstein und Trapp-
thon. Einzelne Abtheilungen des Hunsrücks führen besondere Namen, so der
Hochwald, der Idar- und der Soonwald. Der eigentliche Hunsrück reicht
von Rheinböllen bis Koblenz und von den Höhen bei Bernkastel bis ebendahin.
Er bildet ein wellenförmiges Plateau, aus dem sich einzelne stark bewaldete
Kuppen und Höhenzüge emporheben, durchschnitten von Thälern, welche Bäche
zur Mosel, Nahe und zum Rhein senden. Der große Soonwald ist ein dunkler
Gebirgsforst, in dem zu Anfang dieses Jahrhunderts die Räuberbanden des
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Extrahierte Personennamen: Johann_Ii Johann Gustav_Pfarrius Gustav
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Goethe in Wetzlar. 163
Braut Charlotte, der Tochter des in Wetzlar wohnenden Amtmanns Bnsf,
bekannt gemacht worden war und herzliche Aufnahme in dieser Familie gefunden
hatte, zog ihn die Liebenswürdigkeit des heiteren, unbefangenen, pflichttreuen
Mädchens mit solcher Gewalt in ihre Kreise, daß er fast stets in ihrer Nähe
war und mit dem Verlobten Paare den Sommer hindurch eine „echt deutsche
Idylle" erlebte. Doch die srenndschaftliche Zuneigung zu der Verlobten seines
Freundes verwandelte sich allmählich in eine leidenschaftliche Liebe, so daß er
es für gut fand, den Ort seines Glückes und seiner Leiden plötzlich zu verlassen.
Gebäude des ehemaligen Reichskammergerichts in Wetzlar.
Während er in der nächsten Zeit wieder in Frankfurt lebte, suchte er sich vou den
schmerzhaften Seelenstimmungen, die ihn lange gedrückt, dadurch zu befreien, daß er
sie in einem dichterischen Werke niederlegte. „Aber es wollte sich nichts gestalten, es
fehlte mir eine Begebenheit, eine Fabel, in welcher sie sich verkörpern konnten."
Da erhielt er im Oktober 1772 durch Kestner vou Wetzlar die Nachricht, daß der
braunschweigische Legationssekretär Jerusalem, veranlaßt durch die unglückliche
Liebe zu der Gattin eines Freundes, sich erschossen habe, und sogleich war der
Plan zu den „Leiden des jungen Werther" gefunden; doch dauerte es noch länger
als ein Jahr, bis Goethe das Werk niederschrieb, und zwar innerhalb vier Wochen
(Febr. 1774). Diese Dichtung, die mehr noch als das im vorhergehenden Jahre
erschienene Sturmdrama „Götz von Berlichingen" eine ungeheure Wirkung in
Deutschland, ja in der ganzen gebildeten Welt ausübte und den Ruhm des
jungen Dichters überallhin verbreitete, hat ihren Grund und Boden in dessen
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Extrahierte Personennamen: Goethe Charlotte Kestner Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Wetzlar Wetzlar Wetzlar Frankfurt Wetzlar Jerusalem Berlichingen Deutschland