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1. Das Deutsche Reich - S. 426

1900 - Leipzig : Spamer
426 Erstes Kapitel. Eisenhüttenwerk), Brachbach; ferner zwischen Sieg und Heller, bei Betzdorf (an der Mündung der Heller in die Sieg, Bahnkreuzung, Eisenhütte, Fabrikation von Maschinen, Leder und Leinwand, Steinbrüche; in der Nähe die Baumwollenspinnerei Struth), Alsdorf, Grünebach (Eisenhütte), Gebhardshain (reiche Lager von Eisenglanz und Brauneisenstein), Daaden (Bergrevier), Herdorf an der Heller (Bahnstation, außer den sehr bedeutenden Eisengruben auch zwei wichtige Eisen- Hüttenwerke), Friesenhagen (auch Eisenhütten, die dem Grafen V. Wildenburg- Schönstein gehören: Sitz desselben das nahe Schloß Wildenburg), Steeg an der Wisse (auch Eisenhütte), Bei Wehbach ein Eisenwalzwerk und eine Baumwollen- spinnerei (Jungthal), Bei Niederfischbach außer Eisenerz- auch Bleigruben. In einiger Entfernung zwischen Hessen-nassauischem und großherzoglich-hessischem Gebiete liegt der Kreis Wetzlar, an der Lahn und Dill; das Acker- und Gartenland (40,g Proz.) steht hinter dem Waldboden zurück (über 42 Proz.)' ausgedehnt sind auch die Wiesen (über 10 Proz.); die Bevölkerung ist fast ganz evangelisch. Bestand- teile des Kreises sind die ehemalige freie Reichsstadt Wetzlar und die Standesherr- schasten Solms-Braunfels und Solms-Hohensolms-Lich. Darin: Wetzlar, Kreisstadt und Eisenbahnkreuzungspunkt am Einflüsse der Dill in die Lahn, 7783 Einwohner (größtenteils evangelisch). Gymnasium, Bergrevier, Domkirche (teils evangelisch, teils katholisch), bedeutende Loh- und Wcißgerberei und Handschuhfabrikation, Seifen- siederei und Färberei; bedeutende Eisengießereien; Fabrikation optischer Instrumente: im ganzen Kreise sehr reiche Eisensteingruben; außerdem Branntweinbrennereien und Bierbrauereien, Getreidehaudel, Reichsbanknebenstelle; Obst- und Gemüsebau, In der alten freien Reichsstadt befand sich ^lange das Reickskammergericht (1691 bis 1806); Erinnerung an Goethe; Sieg der Österreicher über die Franzosen (1796). — Eisenerzgruben finden sich in Grabenheim, Nieder- und Oberkleen, Nau- boru, Burgsolms, Leun, Nieder- und Oberbiel, Aßlar (Eisenhütte), Eh- ringshausen, Stockhausen ?e. Bei Oberndors an der Solms liegt die Burg- ruine Dahlheim. — Braunfels, Stadt am Jsarbache, 1626 Einwohner. Schloß und Standesherrschaft des Fürsten v, Solms-Braunfels mit bedeutenden Eisenstein- gruben. — Hohensolms, Flecken; Schloß und Standesherrschaft des Fürsten v, Solms-Hohensolms-Lich. Der Kreis St. Goar liegt rechts von der unteren Mosel und am linken Rhein- user, zieht sich zum Huusrück hinein und bildet eine an Ruinen reiche, herrliche Landschaft, welche zwar verhältnismäßig wenig Acker- und Gartenland (gegen 30 Proz.), dagegen viel Wald (über 50 Proz.) und auch ziemlich viel Wiesen (gegen 8 Proz.) und Weinberge (fast 3 Proz.) besitzt; über */5 der Bevölkerung ist katholisch. Außer der Grafschaft Katzenellenbogen umschließt der Kreis ehemalige Gebiete von Kurtrier und der Rheinpfalz. Darin: St. Goar, herrlich gelegene Kreisstadt und Bahnstation am Rheine, 1453 Einwohner. Starker Obst- und Weinbau, Schiffahrt und Salmfang; über der Stadt die Ruinen der großartigen Burg Rheinfels (1245 erbaut, 1797 von den Franzosen zerstört). St. Goar entstand um die Kapelle des heiligen Goar v. Aquitanien (570 erbaut). — Das Dorf Werlau mit Kupfer- und Bleierzgrube. — Boppard, Stadt und Bahnstation am linken Rheinufer, unter- halb St. Goar. Realprogymnasium, katholisches Schullehrerseminar, Besserungsanstalt (ehemaliges Kloster St. Martin); Zigarrenfabrikation. Bedeutender Obst- und Wein- bau und Zwiebelhandel; Schiffahrt. In der Nähe die Kaltwasserheilanstalten Marien- berg (ehemalige Reichsabteil und Mühlenbad. — Salzig, mit Wein- und Obstbau. — Oberwesel, Stadt und Bahnstation oberhalb St. Goar am Rhein, 2545 Ein- wohner (meist katholisch). Alte Frauenkirche; Weinbau, Salmenfang, Schieferbruch. Ehemalige freie Reichsstadt, noch jetzt von Mauern und Türmen umgeben und von der Ruine Schönburg überragt. — Bacharach, Stadt und Bahnstation, weiter rheinaufwärts, 1686 Einwohner. Weinbau, Weinhandel, Laubsägenfabrikation; Ruine der Weruerkapelle und der Burg Stahlcck (1156 — 1253 Residenz der Pfalzgrafen). Weitere Weinorte sind: Steeg (der treffliche „Steeger"), Oberdiebach (Ruine Fürstenberg), Ober- und Niederheimbach (Burgruine Hohneck oder Heimburg), Trechtiughaufen (schöne Ruine Sooneck und Schloß Rheinstein, von Prinz Friedrich v. Preußen wiederhergestellt, sowie Ruine Reichenstein), Brodenbach, an der Mosel (schöne Ruine Ehrenburg). Eisenerzlager finden sich bei Niedergondershausen, Alken (Ruine Thurand, Weinbau), Ober- und Niederfell.

2. Das Deutsche Reich - S. 584

1900 - Leipzig : Spamer
584 Drittes Kapitel. Deutschlands (Faber). Aus den bisherigen Angaben läßt sich schließen, daß der aus- wärtige Handel Bayerns sich auf gewisse landwirtschaftliche Gegenstände (Hopfen, Obst, Wein, demnächst auf Vieh, besonders Rinder, und Käse), namentlich aber auf eine Reihe von Jndustrieerzeuguissen (Bier von München ic.; Metallwaren, Bleistifte und Spiegelglas zc. von Nürnberg-Fürth, Baumwollengewebe von Augsburg, und ähn- liche Produkte), die Einfuhr dagegen außer auf Rohprodukte für die Industrie auf Kolonialwaren erstreckt. Als Handelsstädte haben Nürnberg und Augsburg sich seit dem Mittelalter eine hervorragende Bedeutung bewahrt, zu ihnen treten neuerdings besonders München und Würzburg' auch Regensburg und Bamberg verdienen er- wähnt zu werden. — Das Bank- und Kreditwesen ist in Bayern noch nicht in gleichem Maße entwickelt, wie in andern deutschen Staaten, was sich daraus ergibt, daß im März 1887 im ganzen Lande nur 13 Bank- und Kreditinstitute mit einem Gesamt- kapitale von 124 Mill. Mark, dagegen in dem viel kleineren Königreiche Sachsen in der nämlichen Zeit 15 solche Institute mit einem Aktienkapitale von über 156 Mill. Mark vorhanden waren. Unter den erwähnten bayrischen Bankinstituten befanden sich eine Zettel- und zwei Staatsbanken. Das Verkehrswesen befindet sich in nicht gerade ungünstigem Zustande. Abgesehen von den früher erwähnten Wasserstraßen ist einigermaßen für Land- straßen, wenn auch nicht überall in gleichem Maße wie in andern deutschen Staaten, gesorgt; auch ist das Eisenbahnnetz zu großen Verbindnngsstraßen ausgebaut, die namentlich Punkte wie München, Nürnberg, Augsburg, Regens- bürg, Würzburg in deu Weltverkehr zieheu. Posteu und Telegraphen haben in Bayern eine von dem Reiche unabhängige Landesverwaltung. Die Länge der Eisenbahnen betrug 1888/89 5344,B km, wovou etwa nur 1/9 tu Privatverwaltung stand. Hervorragend sind besonders folgende Bahn- linien: Müncheu-Jugolstadt-Bamberg-Hos, Treuchtliugen-Würzbnrg, Pleinfeld-Angs- bnrg-Bnchloe, Bamberg-Würzburg, Schweinsurt-Meiningen, Schweinfnrt-Gemünden, Donauwörth-Jngolstadt-Regensburg, Augsburg - Ingolstadt, München - Regensburg Hos, Weiden-Neueumarkt, Hos-Eger, Krailsheim-Nürnberg-Würzburg, Würzburg- Aschaffenburg, Nürnberg-Eger, Ülm-München-Simbach, München-Bnchloe-Lindan, Ulm-Kempten, München-Rosenheim-Salzburg, Rosenheim-Pilsting, Landshut-Pilsting- Eisenstein, Rosenheim-Kusstein, München-Töltz, München - Peißenberg; — die Lud- wigsbahu (Nürnberg-Fürth) und das System der pfälzischen Eisenbahnen (Neunkirchen- Worms, Germersheim-Saarbrückeu, Neustadt-Weißenburg :c.). _ Alt der Spitze des Staatswesens stehen uuter dem Könige sechs königliche Staatsministerien: 1) königliches Haus und Äußeres, 2) Justiz, 3) Inneres, 4) Kirchen - und Schulaugelegeuheiteu, 5) Finanzen, 6) Krieg; neben den Ministerien besteht noch ein Staatsrat. Im Ministerialdepartement des Äußeren befinden sich: die Geueraldirektion der Königlichen Verkehrsanstalteu (mit Ab- teilungen für Eisenbahnbau, Eisenbahnbetrieb, sowie Post und Telegraphen); im Departement des Inneren: die Abteilung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, der Verwaltungsgerichtshof, der Obermedizinalausschuß, das Ober- bergamt, die oberste Baubehörde, die Statistische Zentralkommission, die Landes- Gestütsverwaltuug, das Reichsarchiv, die Normaleichungskommission, das Landes- versichernngsamt:c.; im Departement für Kirchen- und Schulaugelegenheiteu: der oberste Schulrat, die katholischen Bistümer und das protestantische Ober- konsistorinm; im Finanzdepartement: der oberste Rechnuugshos, die General- Bergwerks- und Salinenadministration, die Generaldirektion der Zölle und indirekten Stenern, die Staatsschuldentilgnngskommission und die Königliche Bank; im Kriegsdepartement: das Generalauditoriat k. Der Staat bildet eine konstitutionelle Monarchie, daher steht dem Könige ein Landtag mit zwei Kammern zur Seite. Die Erste Kammer („Kammer der

3. Das Deutsche Reich - S. 621

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Württemberg. 621 Von dem Schwäbischen Jura kommt besonders der mittlere Teil, die Rauhe Alp in Betracht, welche von der Donau bis zu dem von Brenz und Kocher gebildeten Quer- thale reicht. Ihr südwestlicher Teil ist durch Donauzuflüsse mannigfach gegliedert; erst von der Lauchart (in Hohenzollern) an beginnt die eigentliche Rauhe Alp mit ihrem zusammenhängenden, wasserarmen Rücken; ihr höchster Punkt ist der Lemberg (1012 m) bei Gosheim. Nach der Nordwestseite hin stürzt die Alp sehr steil ab (etwa 300 m tief), und hier finden sich auch die höchsten Erhebungen derselben; auf beiden Abhängen sind Höhlen häufig. Das Härtfeld schließt sich nordöstlich an die Rauhe Alp an und erstreckt sich bis in die Gegend von Nördlingen (Ries) als letztes Glied des Schwäbischen Juras. Die Platte desselben ist auch wasserarm und ein- förmig, aber waldreicher als die Alp; sie fällt auch zur Donau ziemlich steil ab. — Das nördliche Terrassenland gehört dem großen Triasgebiete an; der zu Württem- berg gehörige Teil desselben bildet im ganzen eine von tiefen Thälern durchschnittene Hochebene, die sich von Süden nach Norden senkt und in ihren südlichen Teilen große Waldungen enthält. Zwischen Heilbronn und Hall erheben sich die Löwen- steiner Berge und an diese schließt sich südostwärts der Welzheimer Wald. Zwischen Stuttgart und Tübingen breitet sich der waldreiche Schönbuch aus (584 m), in dessen Nordosten die fruchtbare Hochebene Filder liegt (in der Neckarkrümmung bei Pochingen). — Von dem Schwarzwalde kommen nur die östlichsten und verhältnismäßig niedrigen Teile in Betracht; die höheren liegen im Großherzogtum Baden. Seine westlichen Teile bestehen aus Buntsandstein, ooch reicht das württembergische Gebiet auch ^be- sonders an der badenschen Grenze) in die Region älterer Gesteinmassen (besonders des Granits) hinein; in dem Katzenkopf der Hornisgrinde wird hier eine Höhe von 1151 m erreicht. Weiter nordwärts folgt das Neckarbergland, größtenteils dem Buntsandstein angehörig; hier erheben sich noch die Höhenzüge des Stromberges und Heuchelberges (gegen 500 m hoch). Für den südöstlichen Teil des Landes bildet die Donau, für den übrigen der Rhein das Hauptstromgebiet; eine herrschende Stellung im Lande nimmt der Rheinfluß Neckar mit seinen Zuflüssen ein. Die Donau tritt oberhalb Tuttlingen in das Land, verläßt dasselbe aber bald wieder, um die hoheuzolleruschen Lande zu durchströmen, dann durchfließt sie einen größeren Teil des Landes von Scheer bis Ulm und nimmt hier von rechts Ries, Roth und Jller, von links Lauter und Brenz auf. Zum Rheingebiete gehen Argen und Schüssen (auf dem württembergischen Bodenseeufer), ferner wird das Land von der oberen Murg berührt; wichtiger ist der Neckar. Derselbe gehört von seiner Quelle (ober- halb Rottweil bis in die Gegend von Wimpfen und Jagstfeld fast immer Württem- berg an, nur auf eine kurze Strecke zwischen Sulz und Horb berührt er die hohen- zollernschen Lande. Er nimmt in Württemberg auch links die Enz mit Nagold und Würm und rechts Fils, Rems, Kocher und Jagst auf. Im Osten greift noch der Mainfluß Tauber iu das Land ein. Von diesen Gewässern ist hauptsächlich der Neckar schiffbar; die Schiffbarkeit der Donau für größere Fahrzeuge beginnt erst an der Grenze des Landes, bei Ulm. Die fruchtbarste Gegend des Landes bildet der Neckarkreis, eine auch durch Anmut der Natur allsgezeichnete Gegend, und zwar steht hier wiederum das eigentliche Neckarthal obenan. In dem Schwarzwaldgebiete findet sich ver- hältnismäßig das meiste Waldland, die Höhen der Rauhen Alp sind wegen Wassermangels und dürren Bodens überwiegend unfruchtbar; die schwäbische Terrasse hat iu ihren südlichen Teilen bedeutende Waldungen, während in den nördlichen der Ackerbau vorherrscht. In dem Donaukreise, der sich südwärts bis zum Bodensee erstreckt, sind Acker- und Waldslächen ziemlich gleich verteilt, die Fruchtbarkeit ist verschieden. Im Jahre 1883 waren vorhanden: Acker-, Garten- und Weinland 902466, Wiesen 28j)927, Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 91064, Forsten und Holzungen 599976, Haus- und Hofräume, Wege und Gewässer 69045 ha. Hiernach erreichten Ackerland :e. nicht ganz den Reichsdurchschnitt; derselbe wurde dagegen in Wiesen (14,7

4. Das Deutsche Reich - S. 674

1900 - Leipzig : Spamer
674 Drittes Kapitel. Dorf Mackweiler mit den Ruinen eines römischen Bades und Steinbrüchen. — Saarunion, Stadt und Bahnstation an der Saar, 3189 Einwohner. Strohhut- flechterei; bis 1793 zu Nassau-Weilburg gehörig. — Das Dorf Saarwerden an der Saar war früher Hauptort der Grafschaft gleichen Namens. — Das Dorf Alt- weiler mit Bad. Weinbau wird betrieben in den Dörfern Dettweiler an der Zorn, Burbach, Jmsweiler, Kirchweiler. Der Regierungsbezirk Ober-Elsaß. Der Kreis Golmar liegt an der Jll, dem Rhein-Rhonekanal und an der Fecht und erstreckt sich vom Rheine bis zur französischen Grenze; Acker- und Gartenland umfassen gegen 44, Wiesen 10, Weinpslanzungen 4,7 und Waldungen 28 Proz.; nicht ganz V3 der Bevölkerung ist evangelisch. Darin: Golmar im Elsaß, Haupt- stadt des Bezirks, Kreisstadt und Eisenbahnknotenpunkt an der Lauch und dem Logelbache, 30400 Einwohner (1890). Bezirkspräsidium, Kreisdirektion, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht sowie Kammer für Handelssachen; Forstdirektion; eine evangelische und zwei katholische Kirchen (zu letzteren Münster St. Martin); Gym- nasium mit Realschule, simultanes und katholisches Schullehrerseminar, Museum (Ge- mäldesammlnng und Bibliothek, in dem ehemaligen Dominikanerkloster Unterlinden), Waisenhaus, Bürgerhospital; Getreidehalle (ehemalige Dominikanerkirche). Präch- tiges Bezirkspräsidialgebäude (Park), Oberlandesgerichtsgebäude; Bezirksgefängnis. An die enge und unregelmäßige Altstadt schließt sich (nach dem Bahnhofe zu) die schöne Neustadt mit dem „Marsfelde" und den Standbildern des Generals Rapp und Admirals Bruat. Bedeutende Industrie: Große Baumwollspinnereien und -Webe- reien ; Fabrikation von Gänseleberpasteten, Wagen und Maschinen; Gerberei, Glocken- gießerei und Bierbrauerei; Sägewerke. In der flachen, fruchtbaren Umgegend er- giebiger Acker-, Garten- und Weinbau; lebhafter Handel (Wein, Getreide, Holz, Kolonialwaren :e.); Handelskammer. Zu der Stadt gehört der Fabrikort Logel- bach am gleichnamigen Bache; Schlacht „auf dem Lügenfelde" (833), freie Reichs- stadt (seit 1226), französisch seit 1680; Geburtsort des Fabeldichters Psessel (1736, Denkmal). — Horburg, Dorf an der Jll; ehemaliger Hauptort der gleichnamigen Grafschaft. — Neubreisach, Stadt, Festung und Bahnstation am Rhein-Rhone- und Neubreisacher Kanal, 3058 Einwohner (1890). Von Ludwig dem Xiv. an- gelegt, als er Altbreisach wieder hatte zurückgeben müssen (1699); Kapitulation am 10. November 1870. — Winzenheim, schön gelegene Stadt am Eingange des Münsterthales, 3735 Einwohner. Eisengießerei, Baumwollenspinnerei und -Weberei, Bierbrauerei; Weinbau, Steinbrüche. In der Nähe die Ruinen Hohenlandsberg (Aussicht) und Plixburg sowie die Wilspenschlucht. — Egisheim, Flecken und Bahn- station am Wasgenwalde; großartige Ruine „Drei-Exen" (oder „drei Türme"); Wein- bau. — Türkheim im Elsaß, Stadt und Bahnstation an der Fecht und am Ein- gange des Münsterthales, 2542 Einwohner. Papierfabrikation, Baumwollenspinnerei, Weinbau (gurer Rotwein); Aussichtspunkt „Drei-Ähren." Früher Reichsstadt, Sieg Tnrennes (1675). — Münster im Elsaß, schön gelegene Stadt und Bahnstation im Münster- (oder Georgien-) thale, an der Fecht, 5389 Einwohner. Hauptzollamt, Realschule; große Baumwollenspinnerei und -Weberei, sowie Bleicherei (große Fabrik von Hartmann mit Mustereinrichtungen für Arbeiter); Holzhandel. In der Um- gegend großartige Waldungen sowie viele Sennhütten mit Alpenwirtschaft („Münster- käse"). Der größte Teil des Münsterthales gehörte der ehemaligen freien Reichsstadt Münster (Mitglied des „Zehn-Städtebundes"), die sich der Reformation anschloß, Ehemalige Benediktmerabtei (von 634). Schönheiten des Münsterthales. Sulz- bach, Dorf am gleichnamigen Bache, schön gelegener Badeort; Ruinen Haneck, Schrankenfels und Hohenhattstatt. — Wasserburg, Dorf am Sulzbache, Baum- wollenweberei, Ruine. — Stoßweier, Dorf im Kleinbachthale, mit Baumwollen- fpinnerei und -Weberei, sowie Bleichen; Fabrikation von Holzschuhen und Käsen. Berühmte Straße, die westwärts durch die Schlucht nach Frankreich führt. — In dem Kreise mehrfach noch Baumwollenspinnerei und -Weberei, z. B. in den Dörfern Günsbach, Breitenbach, Mühlbach, Metzeral und Sondernach an der Fecht (alle im Münsterthale). Der Kreis Altkirch liegt im Süden des Bezirkes, an den Jllqnellen; das

5. Das Deutsche Reich - S. 644

1900 - Leipzig : Spamer
644 Drittes Kapitel Heerstraßen, Grabmäler, Badeeinrichtungen k., die Urbarmachung weiter Gebiete, die Einführung des Weinbaus u. dgl. Bei Beginn der Völkerwanderung wurden die Römer völlig verdrängt. Die Gebiete der nun hier angesiedelten Germanen (Alemannen und Franken) erstreckten sich über die Grenzen des Großherzogtums, namentlich gegen Osten hinaus. — Von dem Herzog Gottfried von Alemannien stammt Berthold I. (der Bärtige) ab, welcher als Graf im Breisgau erscheint und den Titel Herzog von Zähringen annimmt. Sein ältester Sohn Berthold Ii. wurde sein Nachfolger, während sein jüngerer Sohn Hermann der Heilige Hochberg erbte und durch Heirat die Stadt Baden erhielt. Der Zuwachs zu diesen noch geringen Besitzungen war besonders 1227 erheblich, indem zu dieser Zeit die Städte Psorz- heim, Durlach und Ettlingen erworben wurden. Schon am Ende des 13. Jahr- Hunderts aber zerfiel das Gebiet des Hauses in eine obere Markgrasschaft mit der Hauptstadt Baden und in eine untere Markgrafschaft mit Pforzheim. Nachdem 1391 die Wiedervereinigung erfolgt war, teilte Christoph I. das Land 1515 wieder unter seine drei Söhne. Von diesen starb Philipp kinderlos, während Bernhard eine Linie Baden-Baden (Residenzen Baden und Rastatt) und Ernst eine Linie Baden-Durlach (Residenzen Pforzheim, später Durlach und zuletzt Karlsruhe) stiftete. Beide nahmen die Reformation an, doch trat Baden-Baden später wieder zur katholischen Kirche über. Die letztere Linie starb 1771 aus und Baden-Durlach (die Eruestinische Linie) trat in den Gesamtbesitz. Im Lüneviller Frieden erhielt die Markgrasschaft Baden Stücke der Pfalz (Gegend von Heidelberg), die Stiftsgebiete von Konstanz, Basel, Straß- bnrg und Speier auf dem rechten Rheinufer, sowie mehrere sonstige reichsunmittel- bare Gebiete und freie Reichsstädte; der Fürst aber nahm den Titel Kurfürst an. Neuen Zuwachs brachte der Frieden von Preßburg, in welchem das Land durch den Breisgau, die Ortenau, Baar, sowie durch die Gebiete der Fürsten von Fürstenberg und von Leiningen 2c. vergrößert wurde; zugleich erhielt der Fürst den Titel eines Großherzogs. Nach der Schlacht bei Leipzig verließ Baden die Sache Napoleons und wurde dann 1815 Mitglied des Deutschen Bundes. Eine ständische Versassuug wurde 1818 eingeführt, darauf bildete sich (1821) die Union der lutherischen und reformierten Kirchen des Landes, zugleich wurde auch der erzbischöfliche Stuhl in Freiburg für die katholischen Unterthanen geschaffen. 1835 schloß sich Baden dem deutschen Zollverein an. Nach den Erschütterungen der Jahre 1848 und 1849 (Maiaufstand 1849) gewann das Land unter dem jetzigen Großherzoge Friedrich (von 1852 an als Prinz-Regent, von 1856 an als Großherzog) eine friedliche und glückliche Entwickeluug. Den Erhebungsverhältnissen nach gehört Baden zu dem Gebiete des oberrheinischen Gebirgssystems. Sein vornehmstes Gebirge ist der Schwarz- Wald; weiter nördlich kommen das Neckarbergland, und nur zu kleinem Teile auch der Odenwald und das schwäbische Terrassenland in Betracht. West- wärts dehnt sich, nach dem Rhein zu, der östliche Flügel der oberrheinischen Ebene aus. Von dem Schwarzwalde fällt der bei weitem größte Teil auf Baden, nämlich 7270 von 9480 qkm, in demselben befinden sich auch die bedeutendsten Erhebungen des Gebirges, nämlich der Feldberg (1494 m), der Belchen (1415 m), der Kandel (1243 m), der Blauen (1167 m) 2c. Die Hauptmasse des Schwarzwaldes besteht aus Granit, dazu treten Gneis (am Fuße) und Sandstein (auf höheren Punkten). Während die Hauptmasse des Gebirges mit Tannen bedeckt ist, tragen die Vorberge der Rheinseite auf ihren Gipfeln meist Laubwälder und auf ihren Hängen Reben- und Obstpslauzungen. Nördlich von der Enz geht das Gebirge in ein Hügelland, das Neckarbergland, über, welches sich am Neckar wieder höher erhebt (in dem 567 m hohen Königsstuhl); es gehört der Triasformation an, doch treten am Neckar auch vulkanische Gesteine auf. Der rechts vom unteren Neckar folgende Odenwald besteht seinem Kern nach aus Granit, welcher jedoch meist von Buntsandstein überlagert wird. Die Rheinebene ist von Schwemmland gebildet; dasselbe ist zwischen Rastatt, Karlsruhe und Philippsburg sehr sandig, jedoch auch gut angebaut; mehr nach dem Gebirge zu ist größere Fruchtbarkeit zu finden, besonders auch in den Seitenthälern des l^chwarzwaldes und auf den Höhen des Odenwaldes; die größte Fruchtbarkeit

6. Das Deutsche Reich - S. 60

1900 - Leipzig : Spamer
60 Fünftes Kapitel. allgemeinen der einen Konfession angehörigen größeren Gebietes Enklaven der andern Konfession eingestreut finden. Die „Konfessionskarte" führt ziemlich genau die Grenzen der ehemaligen Reichsterritorien vor Augen, wie sie sich auf einer Karte des 17. Jahrhunderts darstellen. Da der Herzog von Bayern an der katholischen Kirche festhielt, so stellen sich die altbayrischen Landesteile als katholisches Gebiet dar, während die neueren Er- Werbungen Bayerns die evangelischen Gebiete der Fürstentümer Ansbach-Baireuth, der freien Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg a. T. und Nördlingen sowie das vorherrschend evangelische Gebiet der Rheinpfalz einschließen und nur durch Terri- torieu der ehemaligen Bistümer Würzburg, Bamberg und Mainz einen Zuwachs an Katholiken ergeben haben. Im Königreich Württemberg enthalten die ehe- maligen Besitzungen der Herzöge und einiger freien Reichsstädte eine evangelische, diejenigen der Fürsten von Fürstenberg und Taxis sowie einige Abteigebiete eine katholische Bevölkerung. Im Großherzogtum Baden sticht der ehemals markgräs- lich-badensche Teil mit seiner evangelischen Bevölkerung von dem katholischen Breis- gau des ehemaligen österreichischen Besitzes ab, wogegen die Gegend von Heidelberg durch ihre Konfessionsverhältnisse an die ehemalige Kurpfalz erinnert. In Elsaß-Lothringen hat französischer Einfluß die evangelische Bevölkerung stark zurückgedrängt, doch erinnern noch jetzt evangelische Landstriche an ehemalige Besitzungen nassauischer, Hessen-darmstädtischer und pfalz-zweibrückenfcher Fürsten. In Rheinland-Westfalen sondern sich von den ehemals geistlichen Gebieten (Kurtrier, Kurköln, Kurmaiuz, Münster, Paderborn) die evangelischen Gebiete ab, die aus der jülich-kleveschen Erbschaft den brandenburgischen Kurfürsten zufielen (Kleve, Mark, Ravensberg). In Ostfriesland und im Großherzogtum Olden- bürg wird die evangelische Bevölkerung südwärts von katholischen Gebieten der ehemaligen Bistümer Münster und Osnabrück begrenzt, aus denen wiederum die evangelische Grasschaft Tecklenburg (lange brandenburgisch) sich heraushebt. In dem früheren Kurhessen tritt das katholische Gebiet von Fulda, in der jetzigen preußi- schen Provinz Sachsen der ehemalige Besitz von Kurmainz (Eichsfeld, Gegend von Erfurt) abweichend hervor. In Westpreußen und Posen deuten große katholische Gebiete auf die frühere Herrschaft Polens, in Ostpreußen find uuter der Herr- fchaft der hohenzollernschen Herzöge selbst die polnischen Masuren evangelisch ge- worden, doch schiebt sich in dieses Land das katholische Dreieck des Bistums Erme- land ein. Die Herrschaft des Katholizismus iu Oberschlesien fällt mit dem Überwiegen des polnischen Elements zusammen, wobei allerdings bemerkt werden muß, daß hier im jetzigen Jahrhundert der Katholizismus stark vorgedrungen ist. Die evangelische Bevölkerung scheidet sich in die lutherische und in die reformierte Konfession Nachdem anfangs die Lehre Luthers allenthalben Verbrei- tnng gefunden hatte, wurde dieselbe später durch den Übertritt mehrerer Fürsten (von Hessen, Brandenburg :e.) zur reformierten Kirche in mehreren Ländern zu gunsten dieser etwas zurückgedrängt. König Friedrich Wilhelm Iii. stiftete für die Angehörigen beider Konfessionen die evangelische Union, zu welcher sich die preußische Landeskirche bekennt. Kleinere evangelische Gemeinschaften bilden im Deutschen Reiche die Altlutheraner, Herrnhuter, Mennoniten, wozu neuerdings auch vereinzelte Jrvingianer :e. gekommen sind. Bon der evangelischen Kirchengemein- schast ausgetreten sind einzelne „freie Gemeinden". Bon den Katholiken der römischen Kirche, welche die Autorität des Papstes für ihr religiöses Lebeu als maß- gebend anerkennen, haben sich seit dem letzten vatikanischen Konzile mehrere alt- katholische Gemeinden abgesondert. Griechische Katholiken sind nur vereinzelt vorhanden. — Im allgemeinen haben während der letzten Zählungsperioden im Reiche die Evangelischen etwas mehr zugenommen als die Katholiken, doch zeigt der preußische Staat im besonderen eine kleine Zunahme der Katholiken (vergl. die starke katholische Propaganda in den polnischen Gegenden). Im ganzen hat während der letzten Jahrzehnte in den evangelischen Gegenden die katholische, in den katho- lischen Gegenden die evangelische Bevölkerung mehr zugenommen. Die Judeu sind durch ganz Deutschland hin verbreitet, doch ziemlich nn- gleich. Statistische Erhebungen lassen erkennen, daß im Deutschen Reiche die

7. Das Deutsche Reich - S. 375

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 375 langobardischen Sueven (südlich). Die Sigambrer machten den Römern viel zu schaffen (Lollius geschlagen, 16 v. Chr.). Nach mehrfachem Vordringen durch diese Gebiete nach der Weser und Elbe zu (Drusus, Tibcrins) erlitten die Römer in der Nähe der Provinz unter Varns eine schmähliche Niederlage (durch den Cherusker- Hermann, 9 n. Chr.), machten unter Germanieus neue Anstrengungen, festen Fuß zu fassen, gaben aber zuletzt (47 n. Chr.) ihre Bemühungen auf. Später traten die Bewohner dieser Gegenden uuter dem Sammelnamen der Franken auf, deren west- licher Zweig sich, aus dem heutigen Holland und Belgien südwärts vordringend, unter dem Merowinger Chlodwig im heutigen Frankreich ein mächtiges Reich gründete und auch einen Teil des östlichen Zweiges sofort unterwarf. Der damals im heutigen Westfalen wohnende östlichste Teil der Franken scheint sich indes mit dem aus ferner wohnenden Germanen (Cheruskern :e.) entstandenen großen Völkerbunde der Sachsen vereinigt zu haben, deren unabhängiger, dem Heidentum zugewendeter Sinn ihm zusagte. Bei dem langwierigen Kampfe der Franken mit den Sachsen wohnten hier die Westfalen (nordöstlich von ihnen nach der Weser zu die Engern und von diesen östlich, zwischen Weser und Elbe, die Ostfalen), setzten unter Wittekind Karl dem Großen heftigen Widerstand entgegen und beugten sich erst 803 diesem und dem Christentum. Bei der Teilung des Frankenreichs fiel Westfalen mit dem übrigen Lande der Sachsen Ludwig dem Deutschen zu. Unter den Wirren der letzten Karo- lingerzeit erhob sich im Sachsenlande ein mächtiges Herzogshaus, welches mit Heinrich I. die deutsche (ostfränkische) Königswürde erwarb. Nun erlangte das Haus der Bil- lunger und nach deren Aussterben Lothar v. Süpplingenburg die Herzogswürde. Bei dessen Erhebung zum Kaiser erhielt mit Heinrich dem Stolzen das Welsenhaus Sachsen; als aber mit der Ächtung seines Sohnes, Heinrichs des Löwen (1180), das große Gebiet des Herzogtums zerstückelt wurde, entstanden neben dem Herzogtum Westfalen, welches den größten Teil des jetzigen Bezirks Arnsberg und Teile der Bezirke Minden und Münster umfaßte (zu Kurköln), die reichsunmittelbaren Stifter Osnabrück, Paderborn und Münster, die Grafschaften Mark, Ravensberg, Tecklen- bürg, Siegen :c. Die Länder Mark und Ravensberg fielen später an Jülich-Kleve und bildeten einen größeren Staat, von welchem 1609 Johann Sigismund von Brandenburg Kleve, Mark und Ravensberg erhielt. Ein späterer Hohenzoller, der Große Kurfürst, gewann (1648) das Stift Minden, ein andrer, König Friedrich I., erwarb durch Kauf (1707) die Grafschaft Tecklenburg. Nach Auflösung der geist- lichen Gebiete (1803) kam vorübergehend das eigentliche Herzogtum Westfalen an Hessen-Darmstadt, Paderborn und der östliche Teil von Münster an Preußen; andre Stücke des geistlichen Besitzes an die Fürsten von Salm (später den Herzog von Arenberg) und die Herzöge von Croy und von Looz-Corswaren. Unter der Herr- schast Napoleons I. wurde der jetzige Bezirk Münster zu Frankreich, der Bezirk Minden zu dem Königreiche Westfalen geschlagen; nach dem Sturze des Corsen ge- wann Preußen (1815) nicht nur diese Gebiete, sondern auch seine früheren Be- fitzungen und das Fürstentum Siegen, welches seit 1255 einer Linie des Hauses Nassau-Oranien gehört hatte. Die gegenwärtige Provinz setzt sich aus folgenden ehemaligen Gebieten zusammen, und zwar der Bezirk Münster: aus dem Stift Münster mit den Standesherrschaften Dülmen, Rheina-Wolbeck, Bocholt, Ahaus und Horstmar nebst Cappenberg, dem Fürstentum Tecklenburg, der Grafschaft Reck- linghausen (Besitz des Herzogs von Arenberg) und den Herrschaften Steinfurt, Anholt und Gemen; der Bezirk Minden: aus dem Weserlaude mit den Stiftern Minden und Paderborn, der Abtei Corvey, den Grafschaften Ravensberg und Riet- berg, der Herrschaft Rheda und dem früheren Osnabrückischen Amte Reckenberg; der Bezirk Arnsberg: aus dem Herzogtum Westfalen, der Grafschaft Mark mit Lim- bürg und Lippstadt, dem Gebiete der Reichsstadt Dortmund, den Grafschaften Witt- genstein und dem Fürstentum Siegen. Werfen wir einen Blick auf die Erhebungsverhältnisse der Provinz, so finden wir, daß die südöstliche Hälfte derselben weit überwiegend aus Berg- land, die nordwestliche hingegen in eben dem Maße aus Tiefland besteht. Im Bezirk Arnsberg gehört nur der nördlichste Teil, im Bezirk Minden nur das Gebiet nördlich vom Wiehengebirge, der Landstrich zwischen diesem und

8. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 172

1884 - Leipzig : Spamer
172 Das Waldenburger Bergland. Räubereien in Schlesien, ohne einen Feind zu haben, fortsetzte. Die Stadt Namslan hatte er zu seiner Feste gemacht, von der ans er die Umgegend bis nach Öls hin brandschatzte, weil es der Herzog von Öls mit den Polen gehalten hatte. Nun rief dieser die Polen nach Schlesien zurück; mit den Breslauern ver- feindete sich Affenheim, weil diese sein Treiben mißbilligten. Dafür aber fand er Raubgesellen in den Besitzern der Bonenburg und in Hermann Czettritz auf Fürstenstein. Jetzt wurde von Namslau, der Bolkenburg und dem Fürstenstein aus Schlesien verwüstet. Die Raubzüge brachten bedeutende Beute ein, welche die Räuber in ihre festen Burgen schleppten. Geistliche und Lehrer griffen zu den Waffen, um das Land zu schützen; der Bischof schlenderte den Bannstrahl auf die rohen Ritter: aber alles war vergeblich. Drei Jahre, bis zum Jahre 1445, wüteten die grausamen Menschen. Durch die Bemühungen der Herzogin Elisabeth zu Liegnitz kam endlich ein Friede zustande. Aber Assenheim hielt nicht, was er versprochen hatte; er zog plündernd nach Neumarkt, wurde aber dort ergriffen und zur Strafe seines Rechtsbruches enthauptet. Über dieses Urteil waren die Freunde des Assenheim empört, und sie be- gannen wieder ihre Raubzüge gegen die Städter; erst im Jahre 1449 werden endlich die Fehden beigelegt. Allein nach Verlauf von nicht mehr als zwölf Jahren loderte durch Podiebrad fchon wieder die Kriegsfackel auf durch ganz Schlesien, Mähren und Böhmen, und die Schloßherren fanden abermals ihre volle Beschäftigung. Podiebrad kam nach Schlesien, belagerte und bekam — ob mit Gewalt oder durch Unterhandlungen ist ungewiß — den Fürstenstein im Jahre 1463 und gab ihn seinen Getreuen. So wurde die Burg wiederum eine Geißel für Schlesien. Zur Freude der Breslauer kam im Jahre 1474 Matthias von Ungarn mit 1500 Reitern und 3000 Trabanten, um endlich die Frevler auf dem Fürstenstein zu züchtigen. Zwar erschütterten die Büchsen mit Macht die Wehre und Türme der Feste, aber die Festung blieb uuerobert, die Gewandtheit und Tapferkeit der Besatzung unbesiegt, und Matthias mußte die Belagerung ausgeben, weil ihn ein Einfall der Türken nach Ungarn zurückrief. Der Raubritter vom Fürstenstein konnte, wie früher, die Straßen unsicher machen. Im Jahre 1509 kaufte den Fürstenstein Kunz von Hochberg, dessen Familie ihn noch heute im Besitz hat. Im Dreißigjährigen Kriege mußte die Burg Haus Heinrich von Hochberg verlassen, und sie wurde einmal von den Kaiserlichen, zweimal von den Schweden erobert. Nach dem Frieden ließ dann der Besitzer die Festungswerke abtragen und machte aus dem Hause des Krieges eine Stätte des Friedens. Es würde zu weit führen, wenn wir uns bekannt machen wollten mit der ganzen Kette von Sorgen und Mühen, welche die Familie Hochberg um den Besitz des Fürstensteins durchzukämpfen gehabt hat, wieviel Leiden sie ge- tragen, wieviel Geld sie dabei verausgabt hat; wie sie aber immer in der Not Rettung gefunden, wie sie selbst vom ärmsten Bauer, wenn er nur noch etwas hergeben konnte, unterstützt worden ist, weil sie überall Liebe gesäet und Liebe geerntet hat. Wenn nach den Zeiten des Druckes und der Not friedlichere Zeiten zurückkehrten, traten auch bald geordnetere Verhältnisse wieder ein. Ein mühevolles Leben führte besonders Hans Heinrich I. von Hochberg, dessen Verdienste Ferdinand Iii. dadurch auerkauute, daß er ihn 1650 zum Reichsfreiherrn ernannte. Auf den Fürstentagen zeichnete sich der Besitzer von Fürstenstein sehr aus, und Kaiser Leopold erhob ihn 1666 in den Reichsgrafenstand. Die Hochbergs

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 187

1884 - Leipzig : Spamer
Die Burg Kynsberg am Schlesierthale. 187 einem Felsen zerspalten. Die bewunderswerte Treue des Hundes hatte das Unglück verhütet. Man band den Knaben sorgfältig los, hob ihn auf, und als er wieder zu sich kam, erzählte er, daß das Pferd unversehens scheu geworden sei und einen Satz gemacht habe, wobei er aus dem Sattel gestürzt sei. In demselben Augenblicke ergriff der treue Hund die Zügel des Pferdes und hielt sie fest, bis endlich Hilfe kam. Zum Andenken an diese wunderbare Rettung ließen die Eltern den Junker mit Pferd und Hund malen in einem Gemälde, das noch vorhanden ist. Im 18. Jahrhundert verfiel die Burg immer mehr, so daß die Herrschaft ihre Wohnung in dem benachbarten Dittmannsdorf nahm. Ode und verlassen von fast allem Leben, denn nur ein Beamter wohnte im Thorhause, stürzte im Herbste des Jahres 1789 ein Teil der Seitenmauern der Burg zusammen. Die Räume, welche mehrere Jahrhunderte hindurch den Familien von Herzögen, Fürsten und Freiherren freundliches Obdach gewährt, verfielen derartig, daß die Trümmer nur mit Lebensgefahr zu betreten waren. Damit die Gläubiger der Herrschaft, die tief in Schulden geraten war, befriedigt würden, wurden die Besitzungen in einzelne Teile zerteilt und ver- kauft. Die Burg wurde auf diese Weise im Jahre 1823 durch gerichtlichen Zuschlag Eigentum einiger Bauern, die schon früher Besitzer des Berges und Waldes geworden waren. Es ging das Gerücht, die Bauern hätten den Kauf nur gemacht, um die Burgruine niederzureißen und das Material für sich zu verwenden, ferner auch, um zu verhindern, daß Fremde in ihr Gebiet kämen. Ein Freund des Altertums wußte es dahin zu bringen, daß noch Nachgebote gegeben werden konnten; er wollte die Burg vor dem Niederreißen retten. Da meldete sich der Professor Büsching mit einem Nachgebot, und mit ihm wollte jener Freund des Altertums nicht wetteifern, da er dieselbe Absicht wie dieser hatte. Professor Büsching erstand die Burg, und so wurde die Ruine einem so liebevollen Pfleger zu teil, wie sich nur je einer finden konnte. Mit einer rührenden Zärtlichkeit hing er an seiner Kynsburg, ließ die Trümmer auf- räumen, machte die Ruine wieder gangbar, stellte den Turm wieder her, versah ihn mit einer Treppe, verwandelte die ehemalige Burgkapelle in ein freundliches Zimmer, in welchem er sich gern selbst aufhielt, wenn seine amtliche Stellung in Breslau ihm einen Ausflug gestattete; auch verschönerte er den Burghof durch anmutige Gartenanlagen und sorgte für die Bequemlichkeit und Unterhaltung der Burgbesucher. Im Jahre 1840 kam die Burg, nachdem sie siebzehn Jahre liebevoll gepflegt worden, in die Hände des Grafen von Burghauß, der schon früher die Herrschaft Kynau an sich gebracht hatte. Was Büsching begonnen hat, setzt der Graf von Burghauß fort. Alljährlich wird mit den Verschönerungen der Burg und ihrer Umgebung fortgefahren, so daß wir lebhaft an den alten Matthias von Logau erinnert werden. So lohnend der Spaziergang zur Burg ist, so interessant ist eine Wan- dernng durch die Gemächer derselben. Außerhalb der Thorbrüstung erblicken wir rechts die halb erhabenen Bilder der Stärke, Geduld, Klugheit und Hoff- nuug, links die der Barmherzigkeit, Mäßigkeit, Gerechtigkeit und Treue. Die Bilder tragen die Unterschristen: Portitudo, Patientia, Prudentia, Spes, Caritas und Fides. Mäßigkeit und Gerechtigkeit sind ohne Unterschriften. Über dem Eingangsthor sehen wir die Wappen vom Grafen Hohenzollern und von Rochow. Treten wir in das Schloß ein, so wird uns das Gefängnis gezeigt, in welchem

10. Bilder vom Niederrhein - S. 231

1882 - Leipzig : Spamer
Emmerich. 231 Römerbrunnens, im Volksmunde allgemein der „Drususbrunnen" genannt. Das Dasein der Römer bekunden auch sonstige wichtige Funde, wie Urnen, Münzen, Thränenfläschchen u. dergl. mehr. Lange nachher gründete ein vornehmer Graf Wichmann ans dem Elten- berge das adlige Frauenstift Elten, als dessen erste Aebtissin seine Tochter Luit- garda genannt wird. Die Abtei ward vom Kaiser Otto I. mit Schenkungen (darunter Embrick) 970 bereichert und 973 zu Nimwegen durch Otto Ii. bestätigt. Emmerich mit der St. Adelgundiskirche. Aber Luitgarda's Schwester Adela soll die Schenkungen dieser angegriffen und sie haben vergiften lassen. Sie ward jedoch auf Befehl Kaiser Otto's Iii. wieder aus dem Befitze Eltens vertrieben. Ein späterer Versuch, mit Hülse ihres zweiten Gemahls, Balderich Ih. von Kleve, sich in Elten festzusetzen, scheiterte an dem Veto des Kaisers. Nach Otto's Iii. Tode eroberte Balderich das Kloster von Neuem; aber unter Heinrich Ii. ward die Abtei wieder hergestellt. Von der unweiblichen Adela und ihrem ebenbürtigen Gemahl Balderich erzählt
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