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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 582

1900 - Leipzig : Spamer
582 Drittes Kapitel. Dementsprechend ist auch die Mundart der Bevölkerung ziemlich verschieden. — Nach der Zählung vom 5. Juni 1882 kamen in ganz Bayern auf Land- und Forstwirt- schaft, Tierzucht k. 2681265 Zugehörige, darunter 1506012 Erwerbsthätige; es ist dies also nahezu die Hälfte der ganzen Bevölkerung. Auf die Industrie, ein- schließlich Bergbau und Bauwesen kamen 1492491 Zugehörige, darunter 629419 Erwerbsthätige; Handel und Verkehr, einschließlich Gast- und Schankwirtschast wurden durch 435701 Zugehörige vertreten, darunter 172008 Erwerbsthätige. — Der Acker- bau gedeiht natürlich am besten in den früher erwähnten fruchtbaren Gegenden. Besonders für Weizenbau geeiguet sind die Landstriche von Straubing in Nieder- bayern, der Ries, das Hügelland, welches den Übergang von den Alpen zu den Hochebenen bildet, die Main- und die Rheinebene. Gartenbau findet sich in Bam- berg, Nürnberg k., Hopfenbau in der Gegend von Schwabach (Spalt), Nürnberg (Altdorf), Hersbruck und Neustadt a. A. sowie zwischen Bamberg und Schweinfurt; Tabaksbau in der Rheinpfalz sowie bei Nürnberg-Fürth; Obst und Wein werden im Mainthale, besonders von Schweinfurt abwärts, und in dem Hügellande der Rheinpfalz gebaut. — Im Jahre 1888 betrug iu ganz Bayern die Erntefläche für Roggen 543615 (wovon 317469 in den drei südlichen Bezirken), für Weizen 322453 (wovon in den drei südlichen Bezirken 199007), für Spelz 92 623 (vornehmlich in den südlichen Bezirken), für Gerste 351267 (besonders im Hauptlande), für Kar- tosfeln 300094, für Hafer 450648 und für Wiesenheu 1275537 (wovon 944027 in den drei südlichen Bezirken) ha. In demselben Jahre ergab sich eine Ernte von 592054, bez. 398458, 97681, 491358, 2567802, 602011 und 5015096 Tonnen. Im Hopfenbau steht Bayern obenan. Von den 45 937 ha, welche 1885 demselben im ganzen Reiche gewidmet waren, kanien 26816 ha (also 56,6 Proz.) auf dieses Land; die Erntemenge betrug zur gleichen Zeit für Bayern 15163 Tonnen (33201 Tonnen im ganzen Reiche). Der ausgedehnteste Hopfenbau ist, wie erwähnt, in Mittelfranken. — Der Tabaksbau fand 1888/89 auf 3454 ha (1884: 4889 ha), be- sonders in der Rheinpfalz, statt (im ganzen Reiche auf 18 032 ha). Die Zahl der Tabakpflanzer betrug 1888/89 in Bayern 14195, der Ernteertrag 4640 Tonnen. — An Wein wurden in Durchschnitte der Jahre 1878/79 bis 1884/85 605 787 hl (etwa 7a der Ernte des Reiches) gewonnen; wie schon erwähnt besonders in Franken und der Rheinpfalz. Weinberge gab es 1883 im ganzen 23847 ha. Der Zuckerrübenbau und die mit derselben verbundene Zuckerindustrie ist ganz unbedeutend. Im Jahre 1888/89 wurden von zwei Fabriken in Bayern und Baden nur 42154 Tonnen Rüben zu 5158 Tonnen Rohzucker und 1158 Tonnen Melasse verarbeitet. Im Jahre 1883 kamen ferner auf den Anbau von Ölsaat 3547, von Flachs 14076, von Hanf 1367, von Zichorien 183 ha; Gartenland waren 71364 ha vorhanden. — Daß Bayern außerordentlich wiesenreich ist, haben wir bereits erwähnt; daher ist auch der Ertrag an Wiesenheu (vgl. oben) so groß. Hieraus ergibt sich aber auch die hohe Bedeutung der Viehzucht, besonders der Rindviehzucht, für das Königreich. In letzterer Be- ziehnng steht Bayern im Reiche ganz besonders hoch. Die Rindviehzucht hat eine hohe Entwickelung in den Alpengegenden, besonders in dem Algän, wo auch große Mengen trefflicher Fettkäse erzeugt werden, ferner in der Oberpfalz, im Fichtelgebirge, im Ansbachfchen (Mittelfranken), in Unterfranken und in der Rheinpfalz. Die Pferde- zucht ist im ganzen wenig entwickelt und der Bestand an Pferden erreicht nicht die Höhe des Reichsdurchschnittes. Ter Bestand an Schweinen entspricht in Franken etwa dem Reichsdurchschnitt, bleibt aber in den andern Landesteilen erheblich hinter dem- selben zurück. Ziegen sind in dem südlichen Bayern sehr wenig vorhanden, während der Bestand derselben, in den übrigen Gegenden, besonders in der Pfalz, den Reichs- durchschnitt übersteigt. Ani niedrigsten steht die Schafzucht, namentlich in der Rhein- Pfalz (6,z gegen 35,^ Proz. im Reichsdurchschnitt), verhältnismäßig am meisten Schafe sind in Franken vorhanden (19„ Proz.). Am 10. Januar 1883 wurden in Bayern gezählt: 356316 Pferde, 3037 098 Rinder (davon in Franken 855836 oder 37,z auf 100 ha, in den drei südlichen Bezirken 1 962287 oder 41,„ auf 100 ha, in der Rheinpfalz 218975 oder 36,g auf 100 ha; im ganzen 40 auf 100 ha gegen 29,2 un Reichsdurchschnitt), ferner 1 178270 -Schafe (15,5 auf 100 ha), 1038344 Schweine (13,7 gegen 17 im Reichsdurchschnitt auf 100 ha) und 220818 Ziegen (2,g in der Rheinpfalz, 1„ in den füblichen Bezirken gegen 4,9 im Reichsdurchschnitt auf 100 ha). Die Viehzucht ist in Bayern nicht nur mit landwirtschaftlichen Betrieben

2. Das Deutsche Reich - S. 584

1900 - Leipzig : Spamer
584 Drittes Kapitel. Deutschlands (Faber). Aus den bisherigen Angaben läßt sich schließen, daß der aus- wärtige Handel Bayerns sich auf gewisse landwirtschaftliche Gegenstände (Hopfen, Obst, Wein, demnächst auf Vieh, besonders Rinder, und Käse), namentlich aber auf eine Reihe von Jndustrieerzeuguissen (Bier von München ic.; Metallwaren, Bleistifte und Spiegelglas zc. von Nürnberg-Fürth, Baumwollengewebe von Augsburg, und ähn- liche Produkte), die Einfuhr dagegen außer auf Rohprodukte für die Industrie auf Kolonialwaren erstreckt. Als Handelsstädte haben Nürnberg und Augsburg sich seit dem Mittelalter eine hervorragende Bedeutung bewahrt, zu ihnen treten neuerdings besonders München und Würzburg' auch Regensburg und Bamberg verdienen er- wähnt zu werden. — Das Bank- und Kreditwesen ist in Bayern noch nicht in gleichem Maße entwickelt, wie in andern deutschen Staaten, was sich daraus ergibt, daß im März 1887 im ganzen Lande nur 13 Bank- und Kreditinstitute mit einem Gesamt- kapitale von 124 Mill. Mark, dagegen in dem viel kleineren Königreiche Sachsen in der nämlichen Zeit 15 solche Institute mit einem Aktienkapitale von über 156 Mill. Mark vorhanden waren. Unter den erwähnten bayrischen Bankinstituten befanden sich eine Zettel- und zwei Staatsbanken. Das Verkehrswesen befindet sich in nicht gerade ungünstigem Zustande. Abgesehen von den früher erwähnten Wasserstraßen ist einigermaßen für Land- straßen, wenn auch nicht überall in gleichem Maße wie in andern deutschen Staaten, gesorgt; auch ist das Eisenbahnnetz zu großen Verbindnngsstraßen ausgebaut, die namentlich Punkte wie München, Nürnberg, Augsburg, Regens- bürg, Würzburg in deu Weltverkehr zieheu. Posteu und Telegraphen haben in Bayern eine von dem Reiche unabhängige Landesverwaltung. Die Länge der Eisenbahnen betrug 1888/89 5344,B km, wovou etwa nur 1/9 tu Privatverwaltung stand. Hervorragend sind besonders folgende Bahn- linien: Müncheu-Jugolstadt-Bamberg-Hos, Treuchtliugen-Würzbnrg, Pleinfeld-Angs- bnrg-Bnchloe, Bamberg-Würzburg, Schweinsurt-Meiningen, Schweinfnrt-Gemünden, Donauwörth-Jngolstadt-Regensburg, Augsburg - Ingolstadt, München - Regensburg Hos, Weiden-Neueumarkt, Hos-Eger, Krailsheim-Nürnberg-Würzburg, Würzburg- Aschaffenburg, Nürnberg-Eger, Ülm-München-Simbach, München-Bnchloe-Lindan, Ulm-Kempten, München-Rosenheim-Salzburg, Rosenheim-Pilsting, Landshut-Pilsting- Eisenstein, Rosenheim-Kusstein, München-Töltz, München - Peißenberg; — die Lud- wigsbahu (Nürnberg-Fürth) und das System der pfälzischen Eisenbahnen (Neunkirchen- Worms, Germersheim-Saarbrückeu, Neustadt-Weißenburg :c.). _ Alt der Spitze des Staatswesens stehen uuter dem Könige sechs königliche Staatsministerien: 1) königliches Haus und Äußeres, 2) Justiz, 3) Inneres, 4) Kirchen - und Schulaugelegeuheiteu, 5) Finanzen, 6) Krieg; neben den Ministerien besteht noch ein Staatsrat. Im Ministerialdepartement des Äußeren befinden sich: die Geueraldirektion der Königlichen Verkehrsanstalteu (mit Ab- teilungen für Eisenbahnbau, Eisenbahnbetrieb, sowie Post und Telegraphen); im Departement des Inneren: die Abteilung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, der Verwaltungsgerichtshof, der Obermedizinalausschuß, das Ober- bergamt, die oberste Baubehörde, die Statistische Zentralkommission, die Landes- Gestütsverwaltuug, das Reichsarchiv, die Normaleichungskommission, das Landes- versichernngsamt:c.; im Departement für Kirchen- und Schulaugelegenheiteu: der oberste Schulrat, die katholischen Bistümer und das protestantische Ober- konsistorinm; im Finanzdepartement: der oberste Rechnuugshos, die General- Bergwerks- und Salinenadministration, die Generaldirektion der Zölle und indirekten Stenern, die Staatsschuldentilgnngskommission und die Königliche Bank; im Kriegsdepartement: das Generalauditoriat k. Der Staat bildet eine konstitutionelle Monarchie, daher steht dem Könige ein Landtag mit zwei Kammern zur Seite. Die Erste Kammer („Kammer der

3. Das Deutsche Reich - S. 623

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Württemberg. 623 Rohzucker und 2049 Tonnen Melasse verarbeitet. — Der Entwickelung der Industrie steht der Mangel an Kohlen sehr im Wege. Im Bergbau wurden 1884/85; 10 491 Tonnen Roheisen, ferner 1888/89 auf drei Salzwerken und vier Salinen 186329 Tonnen Salz aller Art gewonnen. Gute Bausteine werden besonders am Schwarz- walde gebrochen (Sandsteine, Granit k.). Wichtig ist in der Metallbearbeitung die Herstellung von Messerschmiedewaren (besonders in Heilbronn, Stuttgart und Tutt- lingen), von Sensen und Blechwaren, von Gold- und Silberwaren (Gmünd, Heil- bronn), von Messing-, Bronze-, Neusilber- und Britanniawaren (Gmünd, Ulm); der Maschinenbau, die Fabrikation von Wagen und Eisenbahnmaterial (Stuttgart), von Pianosorten (Stuttgart), von Harmoniums (Ulm), von Uhren (im Schwarzwalde). Bedeutend sind ferner die Holzindustrie, namentlich die Möbelfabrikation (in dem Neckarkreise, besonders in Stuttgart und Umgegend), die Strohflechterei (im Schwarz- walde), die Lederfabrikation (in Calw, Stuttgart und Reutlingen), die Handschuh- und feinere Lederwarenfabrikation (in Stuttgart). In der Textilindustrie beschäftigte Württemberg gleichfalls eine erhebliche Anzahl von Personen, und zwar in der Ber- arbeitung von Seide 1520, von Schafwolle 3793, von Baumwolle 9773, von Flachs, Hanf und Inte 6641, von gemischten Geweben 1981 Personen; hervorragend sind besonders der Ncckarkreis (Eßlingen ?e.), der Donaukreis (in Jute). Spitzenklöppelei wird im Schwarzwalde, Färberei und Stoffdruckerei in Heidenheim betrieben; auch die Anfertigung von Posamentierwaren ist nicht unbedeutend. Kleider, Wäsche und Putz- waren werden in Stuttgart und Rottweil in bedeutenderem Umfange hergestellt, für Schokoladefabrikation ist Stuttgart ein Hauptplatz. Sehr erheblich ist ferner die Bierbrauerei; hergestellt wurden 1888/89: 3153500 hl und auf den Kopf der Be- völkerung kamen 156 1 jährlich (gegen 77 1 im Reiche). — Der Handel Württem- bergs beschäftigt sich mit Vertrieb von landwirtschaftlichen Produkten (Getreide, Wein, Obst, Rindern) und einzelnen Jndustrieartikelu. Es stehen ihm zwar keine erheb- lichen Wasserstraßen (der Neckar hat nur einen flachen Wasserweg), aber gute Laud- straßeu und ein ziemlich entwickeltes Eisenbahnnetz zur Verfügung. Trotzdem hindert die Binnenlage des Landes in hohem Maße einen erfolgreichen Eintritt in den Welthandel. Im Jahre 1888 gingen von Heilbronn 525 Schiffe mit 34500 Tonnen Güter und 144500 Tonnen Floßholz zu Thal, dagegen kamen 1256 beladene Schiffe mit 72500 Tonnen Güter zu Berg an. Im Jahre 1888/89 waren im ganzen 1461 hin Eisenbahnen vorhanden, welche fast ganz unter Staatsverwaltung standen. Zentralpunkt des Bahnverkehres sind Stuttgart und Ulm, welche auch eine hervor- ragende Stellung im Handel einnehmen. — An Bank- und Kreditanstalten für den landwirtschaftlichen, hypothekarischen, geschäftlichen und industriellen Betrieb sind fünf vorhanden, unter denen sich eine Zettelbank und ein Staatsinstitnt befindet. Das Post- und Telegraphenwesen wird vom Staate selbständig verwaltet. Württemberg ist eine konstitutionelle Monarchie. An der Spitze der Staatsverwaltung stehen die sechs königlichen Ministerien, nämlich: 1) der Justiz; 2) der auswärtigen Angelegenheiten (mit den beiden Generaldirektionen der Staatseisenbahnen, der Posten und Telegraphen); 3) des Innern (um- fassend das Bauweseu, die Ablösungskommission, das Oberbergamt, das Medi- zinalkollegium, die Zentralstelle für Gewerbe und Handel sowie für die Landwirtschaft); 4) des Kirchen- und Schulwesens (welchem das evangelische Konsistorium, der katholische Kirchenrat und die israelitische Oberkircheubehörde unterstellt sind); 5) des Krieges (mit dem Oberkriegsgericht) und 6) der Finanzen (mit der Oberfinanzkammer, welche in die Domänen-, die Forst- direktion und den Bergrat zerfällt und auch die Oberrechnungskammer, die Staatskasfenverwaltung, das Steuerkollegium und das statistische Landesamt ein- schließt). Der Abteilung für die Verkehrsanstalten ist ein „Beirat der Verkehrs- anstalten" (mit Vertretern des Handels, der Gewerbe und der Landwirtschaft) zur Seite gestellt. — Nach der Verfassung bestehen die Landstände Württem- bergs aus zwei Kammern, nämlich der „Kammer der Standesherren" (aus

4. Das Deutsche Reich - S. 621

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Württemberg. 621 Von dem Schwäbischen Jura kommt besonders der mittlere Teil, die Rauhe Alp in Betracht, welche von der Donau bis zu dem von Brenz und Kocher gebildeten Quer- thale reicht. Ihr südwestlicher Teil ist durch Donauzuflüsse mannigfach gegliedert; erst von der Lauchart (in Hohenzollern) an beginnt die eigentliche Rauhe Alp mit ihrem zusammenhängenden, wasserarmen Rücken; ihr höchster Punkt ist der Lemberg (1012 m) bei Gosheim. Nach der Nordwestseite hin stürzt die Alp sehr steil ab (etwa 300 m tief), und hier finden sich auch die höchsten Erhebungen derselben; auf beiden Abhängen sind Höhlen häufig. Das Härtfeld schließt sich nordöstlich an die Rauhe Alp an und erstreckt sich bis in die Gegend von Nördlingen (Ries) als letztes Glied des Schwäbischen Juras. Die Platte desselben ist auch wasserarm und ein- förmig, aber waldreicher als die Alp; sie fällt auch zur Donau ziemlich steil ab. — Das nördliche Terrassenland gehört dem großen Triasgebiete an; der zu Württem- berg gehörige Teil desselben bildet im ganzen eine von tiefen Thälern durchschnittene Hochebene, die sich von Süden nach Norden senkt und in ihren südlichen Teilen große Waldungen enthält. Zwischen Heilbronn und Hall erheben sich die Löwen- steiner Berge und an diese schließt sich südostwärts der Welzheimer Wald. Zwischen Stuttgart und Tübingen breitet sich der waldreiche Schönbuch aus (584 m), in dessen Nordosten die fruchtbare Hochebene Filder liegt (in der Neckarkrümmung bei Pochingen). — Von dem Schwarzwalde kommen nur die östlichsten und verhältnismäßig niedrigen Teile in Betracht; die höheren liegen im Großherzogtum Baden. Seine westlichen Teile bestehen aus Buntsandstein, ooch reicht das württembergische Gebiet auch ^be- sonders an der badenschen Grenze) in die Region älterer Gesteinmassen (besonders des Granits) hinein; in dem Katzenkopf der Hornisgrinde wird hier eine Höhe von 1151 m erreicht. Weiter nordwärts folgt das Neckarbergland, größtenteils dem Buntsandstein angehörig; hier erheben sich noch die Höhenzüge des Stromberges und Heuchelberges (gegen 500 m hoch). Für den südöstlichen Teil des Landes bildet die Donau, für den übrigen der Rhein das Hauptstromgebiet; eine herrschende Stellung im Lande nimmt der Rheinfluß Neckar mit seinen Zuflüssen ein. Die Donau tritt oberhalb Tuttlingen in das Land, verläßt dasselbe aber bald wieder, um die hoheuzolleruschen Lande zu durchströmen, dann durchfließt sie einen größeren Teil des Landes von Scheer bis Ulm und nimmt hier von rechts Ries, Roth und Jller, von links Lauter und Brenz auf. Zum Rheingebiete gehen Argen und Schüssen (auf dem württembergischen Bodenseeufer), ferner wird das Land von der oberen Murg berührt; wichtiger ist der Neckar. Derselbe gehört von seiner Quelle (ober- halb Rottweil bis in die Gegend von Wimpfen und Jagstfeld fast immer Württem- berg an, nur auf eine kurze Strecke zwischen Sulz und Horb berührt er die hohen- zollernschen Lande. Er nimmt in Württemberg auch links die Enz mit Nagold und Würm und rechts Fils, Rems, Kocher und Jagst auf. Im Osten greift noch der Mainfluß Tauber iu das Land ein. Von diesen Gewässern ist hauptsächlich der Neckar schiffbar; die Schiffbarkeit der Donau für größere Fahrzeuge beginnt erst an der Grenze des Landes, bei Ulm. Die fruchtbarste Gegend des Landes bildet der Neckarkreis, eine auch durch Anmut der Natur allsgezeichnete Gegend, und zwar steht hier wiederum das eigentliche Neckarthal obenan. In dem Schwarzwaldgebiete findet sich ver- hältnismäßig das meiste Waldland, die Höhen der Rauhen Alp sind wegen Wassermangels und dürren Bodens überwiegend unfruchtbar; die schwäbische Terrasse hat iu ihren südlichen Teilen bedeutende Waldungen, während in den nördlichen der Ackerbau vorherrscht. In dem Donaukreise, der sich südwärts bis zum Bodensee erstreckt, sind Acker- und Waldslächen ziemlich gleich verteilt, die Fruchtbarkeit ist verschieden. Im Jahre 1883 waren vorhanden: Acker-, Garten- und Weinland 902466, Wiesen 28j)927, Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 91064, Forsten und Holzungen 599976, Haus- und Hofräume, Wege und Gewässer 69045 ha. Hiernach erreichten Ackerland :e. nicht ganz den Reichsdurchschnitt; derselbe wurde dagegen in Wiesen (14,7

5. Das Deutsche Reich - S. 678

1900 - Leipzig : Spamer
678 Drittes Kapitel. Saulcy); Toten- und Diedenhofener Brücke (über den Hauptarm der Mosel). Fabrikation von Leder und Lederwaren, Schuhwaren, Flanell und andern Wollen- waren, Hüteu und künstlichen Blumen, Wagen ic.; große Mahl- und Ölmühlen und Sägewerke, Bierbrauereien; Handel (Holz, Leder, Kohlen, Getreide, Öl, Gemüse, Liköre, Kolonial- und Kurzwaren, Geflügel und namentlich Wein; für letzteren über 40 Großhandlungen): Vieh- und Pferdemärkte sowie die „Metzer Messe" (großer Krammarkt im Mai); Handelskammer, Reichsbankstelle; lebhafte Schiffahrt. Im fruchtbaren Moselthale starker Ackerbau und Gärtnereibetrieb, an den Berglehnen (namentlich der westlichen Höhenzüge) vortrefflicher Wein- und Obstbau. Das Klima ist in der Stadt selbst sehr mild, doch findet ein schroffer Temperaturwechsel statt. — Schon in sehr früher Zeit starke Festung; seit 1550 Wallbefestigung (statt der früheren Mauern); nach 1674 baute Vauban die Werke um; der Bau der Außen- forts trat 1867 ein; seit 1871 ist die Zahl derselben noch vermehrt und überhaupt die Festung weiter verstärkt worden. Französisch war Metz von 1552—1870. Die Schlachten um Metz im Jahre 1870: bei Colombey-Nouilly (14. August), Vionville (16. August), Gravelotte (18. August); bei Noisseville (31. August und I.september). Der Landkreis Metz enthält ein Hügelland au der Mosel; Acker- und Garten- land 75, Weinpflanzuugen 3,.2, Wiesen 8, Waldungen etwas über 17 Proz.; kaum V10 der Bevölkerung evangelisch. Darin: Montigny, großes Dorf bei Metz (über 3000 Einwohner), katholisches Priesterseminar, Obst- und Gemüsebau, botanischer Garten; Eisenbahnwerkstätte. — Plantieres, Dorf bei Metz (2300 Einwohner); Handelsgärtnereien; großer Kirchhhof; Fort Goeben. Bei dem Dorfe Monlins (Bahnstation. Weinbau, Champagnerfabrikation) das Schloß Frescaty (Kapitulation von Metz, 27. Oktober 1870). Beim Dorfe Scy auf dem Mont St. Quentin die Feste Prinz Friedrich Karl. — Woippy, Dorf im Moselthale; Wein- und Erd- beerenbau; Schlacht am 7. Oktober 1870 (Laudwehr-Division Kummer). — St. Pri- vat, Dorf (Hauptstützpunkt der Franzosen am 18. August 1870). — Maizieres, Dorf und Bahnstation im Norden von Metz. Eisenhütte. — Gorze, anmutig ge- legene Stadt in einem Thale im Südwesten von Metz, 1469 Einwohner. Ehe- malige Benediktinerabtei (745 gestiftet). — Noveant, Dorf und Bahnstation; Eisen- Hütte, Weinbau. — Corny, Dorf rechts an der Mosel; Schloß (Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl bei der Belagerung von Metz), Hopfen-, Obst- und Wein- bau. — Ars an der Mosel, Stadt und Bahnstation^ 4615 Einwohner. Zwei große Eisenwerke, Papierfabrikation; Gemüse-, Obst- und Weinbau. — Grav elotte, Dorf im Westen von Metz; Schlacht am 18. August 1870. — Rezonville, Dorf, Stütz- punkt der Franzosen am 16. August 1870. — Vionville, Dorf; Schlacht am 16. August 1870. — Coureelles, Dorf und Bahnstation an der Nied, südöstlich von Metz; Schlacht am 27. September 1870. — Schloß Colombey und Dorf Nouilly; Schlacht am 14. August 1870. — Noisseville, Dorf im Osten von Metz; Schlachten am 31. August und 1. September 1870. — Obst- und Weinbau findet sich namentlich bei den Dörfern St. Julien (auch Gemüsebau; Fort Man- teuffei), Ban - St. Martin , Lorry, Saulny, Pierrevillers , Rombas, Vaux, Iussy, ©Heitel St. Germain, Pange, Remilly, Solgue, Der Kreis Viedenhoftn liegt an der Mosel und Orne; Acker- und Garten- land 60, Weingärten wenig über 1, Wiesen 7, Wälder 26 Proz.; am linken Mosel- user bedeutende Eisenerzlager, an welche sich eine große Eisenindustrie anschließt; die Bevölkerung ist fast ganz katholisch, 73 derselben französisch. Darin: Meden- hofen (Thionville), Kreisstadt und Bahnkreuzungspunkt an der Mosel, 8777 Ein- wohner (1890). Kreisdirektion, Hauptzollamt, Realschule; Gemüse-, Obst-und Wein- bau; Messerfabrikation. Im Dorfe Beauregard (zur Stadtgemeinde gehörig) ein Lehrerinnenseminar. Seit 1683 französisch, am 24. November 1870 den deutschen Truppen übergeben. — Dorf Volkringen mit Burgruine. — Flörchingen, Dorf an der Fentfch; dazu Schloß Bettingen. — Hayingen, Flecken und Bahn- station im Fentfchthale (ca. 5000 Einwohner); Schloß; bedeutendes Eisenhüttenwerk (3000 Arbeiter) und wichtige Eisensteingruben (Besitz der Familie von Wendel). — Ückingen, Dorf, mit Glashütte. — Groß-Moyeuvre, großes Dorf und Bahn- station (3800 Einwohner), großartiges Eisenhüttenwerk; in der Nähe ergiebige Eisen- steingruben (Besitz der Familie von Wendel). — Deutsch-Oth (Audiyi le Tiche), Dorf und Bahnstation; Fabrikation von Fayenceöfen und Eisenerzgruben. —

6. Das Deutsche Reich - S. 644

1900 - Leipzig : Spamer
644 Drittes Kapitel Heerstraßen, Grabmäler, Badeeinrichtungen k., die Urbarmachung weiter Gebiete, die Einführung des Weinbaus u. dgl. Bei Beginn der Völkerwanderung wurden die Römer völlig verdrängt. Die Gebiete der nun hier angesiedelten Germanen (Alemannen und Franken) erstreckten sich über die Grenzen des Großherzogtums, namentlich gegen Osten hinaus. — Von dem Herzog Gottfried von Alemannien stammt Berthold I. (der Bärtige) ab, welcher als Graf im Breisgau erscheint und den Titel Herzog von Zähringen annimmt. Sein ältester Sohn Berthold Ii. wurde sein Nachfolger, während sein jüngerer Sohn Hermann der Heilige Hochberg erbte und durch Heirat die Stadt Baden erhielt. Der Zuwachs zu diesen noch geringen Besitzungen war besonders 1227 erheblich, indem zu dieser Zeit die Städte Psorz- heim, Durlach und Ettlingen erworben wurden. Schon am Ende des 13. Jahr- Hunderts aber zerfiel das Gebiet des Hauses in eine obere Markgrasschaft mit der Hauptstadt Baden und in eine untere Markgrafschaft mit Pforzheim. Nachdem 1391 die Wiedervereinigung erfolgt war, teilte Christoph I. das Land 1515 wieder unter seine drei Söhne. Von diesen starb Philipp kinderlos, während Bernhard eine Linie Baden-Baden (Residenzen Baden und Rastatt) und Ernst eine Linie Baden-Durlach (Residenzen Pforzheim, später Durlach und zuletzt Karlsruhe) stiftete. Beide nahmen die Reformation an, doch trat Baden-Baden später wieder zur katholischen Kirche über. Die letztere Linie starb 1771 aus und Baden-Durlach (die Eruestinische Linie) trat in den Gesamtbesitz. Im Lüneviller Frieden erhielt die Markgrasschaft Baden Stücke der Pfalz (Gegend von Heidelberg), die Stiftsgebiete von Konstanz, Basel, Straß- bnrg und Speier auf dem rechten Rheinufer, sowie mehrere sonstige reichsunmittel- bare Gebiete und freie Reichsstädte; der Fürst aber nahm den Titel Kurfürst an. Neuen Zuwachs brachte der Frieden von Preßburg, in welchem das Land durch den Breisgau, die Ortenau, Baar, sowie durch die Gebiete der Fürsten von Fürstenberg und von Leiningen 2c. vergrößert wurde; zugleich erhielt der Fürst den Titel eines Großherzogs. Nach der Schlacht bei Leipzig verließ Baden die Sache Napoleons und wurde dann 1815 Mitglied des Deutschen Bundes. Eine ständische Versassuug wurde 1818 eingeführt, darauf bildete sich (1821) die Union der lutherischen und reformierten Kirchen des Landes, zugleich wurde auch der erzbischöfliche Stuhl in Freiburg für die katholischen Unterthanen geschaffen. 1835 schloß sich Baden dem deutschen Zollverein an. Nach den Erschütterungen der Jahre 1848 und 1849 (Maiaufstand 1849) gewann das Land unter dem jetzigen Großherzoge Friedrich (von 1852 an als Prinz-Regent, von 1856 an als Großherzog) eine friedliche und glückliche Entwickeluug. Den Erhebungsverhältnissen nach gehört Baden zu dem Gebiete des oberrheinischen Gebirgssystems. Sein vornehmstes Gebirge ist der Schwarz- Wald; weiter nördlich kommen das Neckarbergland, und nur zu kleinem Teile auch der Odenwald und das schwäbische Terrassenland in Betracht. West- wärts dehnt sich, nach dem Rhein zu, der östliche Flügel der oberrheinischen Ebene aus. Von dem Schwarzwalde fällt der bei weitem größte Teil auf Baden, nämlich 7270 von 9480 qkm, in demselben befinden sich auch die bedeutendsten Erhebungen des Gebirges, nämlich der Feldberg (1494 m), der Belchen (1415 m), der Kandel (1243 m), der Blauen (1167 m) 2c. Die Hauptmasse des Schwarzwaldes besteht aus Granit, dazu treten Gneis (am Fuße) und Sandstein (auf höheren Punkten). Während die Hauptmasse des Gebirges mit Tannen bedeckt ist, tragen die Vorberge der Rheinseite auf ihren Gipfeln meist Laubwälder und auf ihren Hängen Reben- und Obstpslauzungen. Nördlich von der Enz geht das Gebirge in ein Hügelland, das Neckarbergland, über, welches sich am Neckar wieder höher erhebt (in dem 567 m hohen Königsstuhl); es gehört der Triasformation an, doch treten am Neckar auch vulkanische Gesteine auf. Der rechts vom unteren Neckar folgende Odenwald besteht seinem Kern nach aus Granit, welcher jedoch meist von Buntsandstein überlagert wird. Die Rheinebene ist von Schwemmland gebildet; dasselbe ist zwischen Rastatt, Karlsruhe und Philippsburg sehr sandig, jedoch auch gut angebaut; mehr nach dem Gebirge zu ist größere Fruchtbarkeit zu finden, besonders auch in den Seitenthälern des l^chwarzwaldes und auf den Höhen des Odenwaldes; die größte Fruchtbarkeit

7. Das Deutsche Reich - S. 129

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 129 Mark angeführt; desgleichen an Herrenhüten aus Filz 349 Tonnen im Werte von 6 287 000 Mark. In den zuletzt erwähnten Artikeln hat namentlich Berlin eine stets wachsende Bedeutung gewonnen und die englische Konkurrenz stark erschüttert. Auch Nürn- berg, Leipzig, Hamburg, München, Stuttgart ?c. verdienen hier genannt zu werden. Für Korsetts und Blusen ist das Königreich Württemberg, für Wäsche Bielefeld, für Wachstuch Leipzig und Berlin besonders wichtig. Als Hilfsindustrien für die verschiedenen Webereigewerbe kommen Für- berei und Zeugdruckerei in Betracht. Dieselben werden besonders in Rheinland, in den Textilindnstrieorten Sachsens sowie in einzelnen Gegenden Süddeutschlands betrieben. Die Seidenfärbereien Krefelds, die Türkischrotfärbereien von Elberfeld-Barmen, die Färbereien verschiedener Art zu Chemnitz, Mittweida, Glauchau, Meerane :e. in Sachsen, zu Augsburg und Ingolstadt in Bayern, zu Heidenheim in Württemberg, die Kattundruckereien in Berlin, ferner in den süddeutschen Orten Säckingen, Lörrach und Konstanz, sowie in Mülhausen i. E. und Augsburg in Bayern behaupten eine angesehene Stellung. § 14. Die Metallverarbeitung. Edelmetalle. Die industrielle Verwendung der Edelmetalle hat sich in letzter Zeit außerordentlich vermehrt; dieselbe betrug nach zehnjährigem Durchschnitt 1871/80 im ganzen bei Gold ungefähr die Hälfte der gesamten Produktion, nämlich 84 000 von 171500 kg, bei Silber etwa 1/6 derselben, nämlich 471000 von 2 522 000 kg. In Deutschland beträgt gegenwärtig der industrielle Goldverbrauch 14700 kg fein und der industrielle Silberverbrauch 100 000 kg fein pro Jahr; von dem letzteren Betrage stammt jedoch etwa der vierte Teil aus der Einfchmelzung alten Bruchsilbers :c. Aus diesen Angaben kann man sich leicht einen Schluß aus die Ausdehnung der deutschen Edel- Metallverarbeitung machen; dieselbe wird nämlich in der That nur von wenigen Ländern in der Welt übertroffen. In Gold steht Deutschland nur Groß- britannien, Frankreich, den Vereinigten Staaten nach und wird von der Schweiz nicht vollständig erreicht; in Silber aber wird es nur vou den Ver- einigten Staaten übertroffen, steht Frankreich gleich und übertrifft noch Groß- britannien. Bon großer Bedeutung sind besonders die Silberwarenfabriken in Berlin, die Gold- und Silberwaren von Pforzheim in Baden, Stuttgart, Gmünd und Heilbronn in Württemberg, die Bijouterien von Hanau in Heffen- Nassau; Nürnberg und Fürth behaupten einen Weltruf in Gold- und Silber- fchlägerblättchen, Gold- und Silberdraht. Die in Edelmetall, namentlich Gold, zu fassenden Edel- und Halbedelsteine (vgl. oben) werden hauptsächlich im Waldkircher Thale in Baden geschliffen. Welche bedeutende Stellung namentlich Hanau und Pforzheim in dieser Industrie einnehmen, ergibt sich unter anderm daraus, daß in den letzten Jahren der Gold- verbrauch dort durchschnittlich 3200, hier 4000 kg betragen hat. Berlin hat neuer- dings besonders auch in kunstreichen Tafelaufsätzen und Kunstaeqenständen von Silber Ausgezeichnetes geleistet. An die Verarbeitung vou Edelmetallen schließt sich vielfach eine solche von andern Metallen zu Schmuck- und Kuustgegeustäudeu aller Art an, z. B. werden derartige Gegenstände von Neusilber, Britannia :c angefertigt. Das Deutsche Reich, g

8. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 172

1884 - Leipzig : Spamer
172 Das Waldenburger Bergland. Räubereien in Schlesien, ohne einen Feind zu haben, fortsetzte. Die Stadt Namslan hatte er zu seiner Feste gemacht, von der ans er die Umgegend bis nach Öls hin brandschatzte, weil es der Herzog von Öls mit den Polen gehalten hatte. Nun rief dieser die Polen nach Schlesien zurück; mit den Breslauern ver- feindete sich Affenheim, weil diese sein Treiben mißbilligten. Dafür aber fand er Raubgesellen in den Besitzern der Bonenburg und in Hermann Czettritz auf Fürstenstein. Jetzt wurde von Namslau, der Bolkenburg und dem Fürstenstein aus Schlesien verwüstet. Die Raubzüge brachten bedeutende Beute ein, welche die Räuber in ihre festen Burgen schleppten. Geistliche und Lehrer griffen zu den Waffen, um das Land zu schützen; der Bischof schlenderte den Bannstrahl auf die rohen Ritter: aber alles war vergeblich. Drei Jahre, bis zum Jahre 1445, wüteten die grausamen Menschen. Durch die Bemühungen der Herzogin Elisabeth zu Liegnitz kam endlich ein Friede zustande. Aber Assenheim hielt nicht, was er versprochen hatte; er zog plündernd nach Neumarkt, wurde aber dort ergriffen und zur Strafe seines Rechtsbruches enthauptet. Über dieses Urteil waren die Freunde des Assenheim empört, und sie be- gannen wieder ihre Raubzüge gegen die Städter; erst im Jahre 1449 werden endlich die Fehden beigelegt. Allein nach Verlauf von nicht mehr als zwölf Jahren loderte durch Podiebrad fchon wieder die Kriegsfackel auf durch ganz Schlesien, Mähren und Böhmen, und die Schloßherren fanden abermals ihre volle Beschäftigung. Podiebrad kam nach Schlesien, belagerte und bekam — ob mit Gewalt oder durch Unterhandlungen ist ungewiß — den Fürstenstein im Jahre 1463 und gab ihn seinen Getreuen. So wurde die Burg wiederum eine Geißel für Schlesien. Zur Freude der Breslauer kam im Jahre 1474 Matthias von Ungarn mit 1500 Reitern und 3000 Trabanten, um endlich die Frevler auf dem Fürstenstein zu züchtigen. Zwar erschütterten die Büchsen mit Macht die Wehre und Türme der Feste, aber die Festung blieb uuerobert, die Gewandtheit und Tapferkeit der Besatzung unbesiegt, und Matthias mußte die Belagerung ausgeben, weil ihn ein Einfall der Türken nach Ungarn zurückrief. Der Raubritter vom Fürstenstein konnte, wie früher, die Straßen unsicher machen. Im Jahre 1509 kaufte den Fürstenstein Kunz von Hochberg, dessen Familie ihn noch heute im Besitz hat. Im Dreißigjährigen Kriege mußte die Burg Haus Heinrich von Hochberg verlassen, und sie wurde einmal von den Kaiserlichen, zweimal von den Schweden erobert. Nach dem Frieden ließ dann der Besitzer die Festungswerke abtragen und machte aus dem Hause des Krieges eine Stätte des Friedens. Es würde zu weit führen, wenn wir uns bekannt machen wollten mit der ganzen Kette von Sorgen und Mühen, welche die Familie Hochberg um den Besitz des Fürstensteins durchzukämpfen gehabt hat, wieviel Leiden sie ge- tragen, wieviel Geld sie dabei verausgabt hat; wie sie aber immer in der Not Rettung gefunden, wie sie selbst vom ärmsten Bauer, wenn er nur noch etwas hergeben konnte, unterstützt worden ist, weil sie überall Liebe gesäet und Liebe geerntet hat. Wenn nach den Zeiten des Druckes und der Not friedlichere Zeiten zurückkehrten, traten auch bald geordnetere Verhältnisse wieder ein. Ein mühevolles Leben führte besonders Hans Heinrich I. von Hochberg, dessen Verdienste Ferdinand Iii. dadurch auerkauute, daß er ihn 1650 zum Reichsfreiherrn ernannte. Auf den Fürstentagen zeichnete sich der Besitzer von Fürstenstein sehr aus, und Kaiser Leopold erhob ihn 1666 in den Reichsgrafenstand. Die Hochbergs

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 187

1884 - Leipzig : Spamer
Die Burg Kynsberg am Schlesierthale. 187 einem Felsen zerspalten. Die bewunderswerte Treue des Hundes hatte das Unglück verhütet. Man band den Knaben sorgfältig los, hob ihn auf, und als er wieder zu sich kam, erzählte er, daß das Pferd unversehens scheu geworden sei und einen Satz gemacht habe, wobei er aus dem Sattel gestürzt sei. In demselben Augenblicke ergriff der treue Hund die Zügel des Pferdes und hielt sie fest, bis endlich Hilfe kam. Zum Andenken an diese wunderbare Rettung ließen die Eltern den Junker mit Pferd und Hund malen in einem Gemälde, das noch vorhanden ist. Im 18. Jahrhundert verfiel die Burg immer mehr, so daß die Herrschaft ihre Wohnung in dem benachbarten Dittmannsdorf nahm. Ode und verlassen von fast allem Leben, denn nur ein Beamter wohnte im Thorhause, stürzte im Herbste des Jahres 1789 ein Teil der Seitenmauern der Burg zusammen. Die Räume, welche mehrere Jahrhunderte hindurch den Familien von Herzögen, Fürsten und Freiherren freundliches Obdach gewährt, verfielen derartig, daß die Trümmer nur mit Lebensgefahr zu betreten waren. Damit die Gläubiger der Herrschaft, die tief in Schulden geraten war, befriedigt würden, wurden die Besitzungen in einzelne Teile zerteilt und ver- kauft. Die Burg wurde auf diese Weise im Jahre 1823 durch gerichtlichen Zuschlag Eigentum einiger Bauern, die schon früher Besitzer des Berges und Waldes geworden waren. Es ging das Gerücht, die Bauern hätten den Kauf nur gemacht, um die Burgruine niederzureißen und das Material für sich zu verwenden, ferner auch, um zu verhindern, daß Fremde in ihr Gebiet kämen. Ein Freund des Altertums wußte es dahin zu bringen, daß noch Nachgebote gegeben werden konnten; er wollte die Burg vor dem Niederreißen retten. Da meldete sich der Professor Büsching mit einem Nachgebot, und mit ihm wollte jener Freund des Altertums nicht wetteifern, da er dieselbe Absicht wie dieser hatte. Professor Büsching erstand die Burg, und so wurde die Ruine einem so liebevollen Pfleger zu teil, wie sich nur je einer finden konnte. Mit einer rührenden Zärtlichkeit hing er an seiner Kynsburg, ließ die Trümmer auf- räumen, machte die Ruine wieder gangbar, stellte den Turm wieder her, versah ihn mit einer Treppe, verwandelte die ehemalige Burgkapelle in ein freundliches Zimmer, in welchem er sich gern selbst aufhielt, wenn seine amtliche Stellung in Breslau ihm einen Ausflug gestattete; auch verschönerte er den Burghof durch anmutige Gartenanlagen und sorgte für die Bequemlichkeit und Unterhaltung der Burgbesucher. Im Jahre 1840 kam die Burg, nachdem sie siebzehn Jahre liebevoll gepflegt worden, in die Hände des Grafen von Burghauß, der schon früher die Herrschaft Kynau an sich gebracht hatte. Was Büsching begonnen hat, setzt der Graf von Burghauß fort. Alljährlich wird mit den Verschönerungen der Burg und ihrer Umgebung fortgefahren, so daß wir lebhaft an den alten Matthias von Logau erinnert werden. So lohnend der Spaziergang zur Burg ist, so interessant ist eine Wan- dernng durch die Gemächer derselben. Außerhalb der Thorbrüstung erblicken wir rechts die halb erhabenen Bilder der Stärke, Geduld, Klugheit und Hoff- nuug, links die der Barmherzigkeit, Mäßigkeit, Gerechtigkeit und Treue. Die Bilder tragen die Unterschristen: Portitudo, Patientia, Prudentia, Spes, Caritas und Fides. Mäßigkeit und Gerechtigkeit sind ohne Unterschriften. Über dem Eingangsthor sehen wir die Wappen vom Grafen Hohenzollern und von Rochow. Treten wir in das Schloß ein, so wird uns das Gefängnis gezeigt, in welchem

10. Bilder vom Niederrhein - S. 125

1882 - Leipzig : Spamer
Erzbischof Hanno. 125 waren aus Köln entflohen und riefen Heinrich, der sich damals zu einem Zuge nach Ungarn rüstete, um Hülfe an. Dieser eilte aus Regensburg herbei, und nachdem er in Mainz das Pfingstfest gefeiert, kam er nach Köln und lud Hanno vor, um über sein Verhalten in jener Fehde Gericht zu halten. Doch konnte er dem Erzbischof nichts anhaben, da jene 690 selbst zu viel gefrevelt hatteu. Ja, als der König verlangte. Hanno solle ihnen die Rückkehr in die Stadt er- lauben, weigerte sich dieser entschieden, und Heinrich gab auf den Rath seiner Freunde nach, da seine augenblickliche Lage es ihm unmöglich machte, seinen Willen durchzusetzen. So schieden diese beiden Männer, um sich von da ab nicht mehr zu be- gegnen. Denn mit Hanno's Kraft war es seit jenem Aufstand vorbei, es ging mit ihm zu Ende. Sein geliebtes Köln hatte sich in Feindschaft von ihm ab- gewendet; darum sollte es auch seine Gebeine nicht haben. Nicht, wie er früher verordnet, in der Kirche Maria ad gradus wollte er beigesetzt sein, sondern in der von ihm gegründeten Abtei Siegburg. Vor seinem Tode aber verzieh er den Empörern, wie es heißt, infolge eines Traumes, in dem er sich in einer Versammlung der übrigen Bischöfe erblickte, angethan mit einem glänzend weißen Kleide. Auf der Brust aber hatte er einen großen, häßlichen Fleck, und der Bischof Arnulf von Worms bedeutete ihn, er möge diesen tilgen, denn er werde bald abberufen werden. Kurz darauf starb er und ward seinem Willen gemäß in Siegburg beigesetzt. Hanno's kirchliche Wirksamkeit zeigte sich nicht nur in der Bekämpfung der damals herrschenden Simonie und der Verbesserung der klösterlichen Zucht, sondern auch in der Verschönerung und Bereicherung der Kölner Kirchen, be- sonders des Domes St. Peter und der Kirche Maria ad gradus. Noch größere Wichtigkeit für die ganze Rheingegend hatte die Gründung nener Klöster. Von diesen Stiftungen ist die Abtei Siegburg die wichtigste. An die Er- Werbung von Siegburg knüpft sich eine gar traurige Geschichte. Der mächtige Pfalzgraf Heinrich verwüstete Hanno's Gebiet mit Feuer und Schwert, wes- halb dieser den Bann über ihn aussprach. Da ging Heinrich in sich, schenkte die Siegburg der Kirche St. Peter in Köln und ging in ein Kloster. Lange hielt er es aber darin nicht aus, da brach er wieder los, und die Verwüstung und Plünderung ging von Neuem au. Endlich scharten sich die Kölner und ihre Nachbarn zusammen. Vor ihnen zog sich der Pfalzgraf auf sein festes Schloß bei Kochem an der Mosel zurück. In einem Anfall von Tobsucht, woran er oft gelitten haben soll, erschlug er dort seine Gemahlin Adelheid und zeigte den schaudernden Feinden ihr abgeschlagenes Haupt. Damit war der Krieg zu Ende; denn das Licht des Geistes kehrte dem Unglücklichen nie wieder. Hanno verwandelte die Burg in ein Kloster, in das er zuerst Mönche aus der Gegend von Trier und später, als diese sich seiner strengen Ordnung nicht fügten, solche aus Oberitalien kommen ließ. Heinrich Iv. sowol wie Hanno und seine Nachfolger statteten die Abtei reichlich mit Gütern und Ge- rechtsamen aus, so daß sie in der Folge sehr mächtig wurde. Erst im Jahre 1803 ward sie aufgehoben, und später gründete der edle König Friedrich Wil- Helm Hi. auf ihr eine Irrenanstalt, die noch heute segensreich wirkt. — Doch kehren wir uach dieser geschichtlichen Episode zu den weiteren Schick- salen der Stadt Kaiserswerth zurück.
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