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1. Das Deutsche Reich - S. 584

1900 - Leipzig : Spamer
584 Drittes Kapitel. Deutschlands (Faber). Aus den bisherigen Angaben läßt sich schließen, daß der aus- wärtige Handel Bayerns sich auf gewisse landwirtschaftliche Gegenstände (Hopfen, Obst, Wein, demnächst auf Vieh, besonders Rinder, und Käse), namentlich aber auf eine Reihe von Jndustrieerzeuguissen (Bier von München ic.; Metallwaren, Bleistifte und Spiegelglas zc. von Nürnberg-Fürth, Baumwollengewebe von Augsburg, und ähn- liche Produkte), die Einfuhr dagegen außer auf Rohprodukte für die Industrie auf Kolonialwaren erstreckt. Als Handelsstädte haben Nürnberg und Augsburg sich seit dem Mittelalter eine hervorragende Bedeutung bewahrt, zu ihnen treten neuerdings besonders München und Würzburg' auch Regensburg und Bamberg verdienen er- wähnt zu werden. — Das Bank- und Kreditwesen ist in Bayern noch nicht in gleichem Maße entwickelt, wie in andern deutschen Staaten, was sich daraus ergibt, daß im März 1887 im ganzen Lande nur 13 Bank- und Kreditinstitute mit einem Gesamt- kapitale von 124 Mill. Mark, dagegen in dem viel kleineren Königreiche Sachsen in der nämlichen Zeit 15 solche Institute mit einem Aktienkapitale von über 156 Mill. Mark vorhanden waren. Unter den erwähnten bayrischen Bankinstituten befanden sich eine Zettel- und zwei Staatsbanken. Das Verkehrswesen befindet sich in nicht gerade ungünstigem Zustande. Abgesehen von den früher erwähnten Wasserstraßen ist einigermaßen für Land- straßen, wenn auch nicht überall in gleichem Maße wie in andern deutschen Staaten, gesorgt; auch ist das Eisenbahnnetz zu großen Verbindnngsstraßen ausgebaut, die namentlich Punkte wie München, Nürnberg, Augsburg, Regens- bürg, Würzburg in deu Weltverkehr zieheu. Posteu und Telegraphen haben in Bayern eine von dem Reiche unabhängige Landesverwaltung. Die Länge der Eisenbahnen betrug 1888/89 5344,B km, wovou etwa nur 1/9 tu Privatverwaltung stand. Hervorragend sind besonders folgende Bahn- linien: Müncheu-Jugolstadt-Bamberg-Hos, Treuchtliugen-Würzbnrg, Pleinfeld-Angs- bnrg-Bnchloe, Bamberg-Würzburg, Schweinsurt-Meiningen, Schweinfnrt-Gemünden, Donauwörth-Jngolstadt-Regensburg, Augsburg - Ingolstadt, München - Regensburg Hos, Weiden-Neueumarkt, Hos-Eger, Krailsheim-Nürnberg-Würzburg, Würzburg- Aschaffenburg, Nürnberg-Eger, Ülm-München-Simbach, München-Bnchloe-Lindan, Ulm-Kempten, München-Rosenheim-Salzburg, Rosenheim-Pilsting, Landshut-Pilsting- Eisenstein, Rosenheim-Kusstein, München-Töltz, München - Peißenberg; — die Lud- wigsbahu (Nürnberg-Fürth) und das System der pfälzischen Eisenbahnen (Neunkirchen- Worms, Germersheim-Saarbrückeu, Neustadt-Weißenburg :c.). _ Alt der Spitze des Staatswesens stehen uuter dem Könige sechs königliche Staatsministerien: 1) königliches Haus und Äußeres, 2) Justiz, 3) Inneres, 4) Kirchen - und Schulaugelegeuheiteu, 5) Finanzen, 6) Krieg; neben den Ministerien besteht noch ein Staatsrat. Im Ministerialdepartement des Äußeren befinden sich: die Geueraldirektion der Königlichen Verkehrsanstalteu (mit Ab- teilungen für Eisenbahnbau, Eisenbahnbetrieb, sowie Post und Telegraphen); im Departement des Inneren: die Abteilung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, der Verwaltungsgerichtshof, der Obermedizinalausschuß, das Ober- bergamt, die oberste Baubehörde, die Statistische Zentralkommission, die Landes- Gestütsverwaltuug, das Reichsarchiv, die Normaleichungskommission, das Landes- versichernngsamt:c.; im Departement für Kirchen- und Schulaugelegenheiteu: der oberste Schulrat, die katholischen Bistümer und das protestantische Ober- konsistorinm; im Finanzdepartement: der oberste Rechnuugshos, die General- Bergwerks- und Salinenadministration, die Generaldirektion der Zölle und indirekten Stenern, die Staatsschuldentilgnngskommission und die Königliche Bank; im Kriegsdepartement: das Generalauditoriat k. Der Staat bildet eine konstitutionelle Monarchie, daher steht dem Könige ein Landtag mit zwei Kammern zur Seite. Die Erste Kammer („Kammer der

2. Das Deutsche Reich - S. 621

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Württemberg. 621 Von dem Schwäbischen Jura kommt besonders der mittlere Teil, die Rauhe Alp in Betracht, welche von der Donau bis zu dem von Brenz und Kocher gebildeten Quer- thale reicht. Ihr südwestlicher Teil ist durch Donauzuflüsse mannigfach gegliedert; erst von der Lauchart (in Hohenzollern) an beginnt die eigentliche Rauhe Alp mit ihrem zusammenhängenden, wasserarmen Rücken; ihr höchster Punkt ist der Lemberg (1012 m) bei Gosheim. Nach der Nordwestseite hin stürzt die Alp sehr steil ab (etwa 300 m tief), und hier finden sich auch die höchsten Erhebungen derselben; auf beiden Abhängen sind Höhlen häufig. Das Härtfeld schließt sich nordöstlich an die Rauhe Alp an und erstreckt sich bis in die Gegend von Nördlingen (Ries) als letztes Glied des Schwäbischen Juras. Die Platte desselben ist auch wasserarm und ein- förmig, aber waldreicher als die Alp; sie fällt auch zur Donau ziemlich steil ab. — Das nördliche Terrassenland gehört dem großen Triasgebiete an; der zu Württem- berg gehörige Teil desselben bildet im ganzen eine von tiefen Thälern durchschnittene Hochebene, die sich von Süden nach Norden senkt und in ihren südlichen Teilen große Waldungen enthält. Zwischen Heilbronn und Hall erheben sich die Löwen- steiner Berge und an diese schließt sich südostwärts der Welzheimer Wald. Zwischen Stuttgart und Tübingen breitet sich der waldreiche Schönbuch aus (584 m), in dessen Nordosten die fruchtbare Hochebene Filder liegt (in der Neckarkrümmung bei Pochingen). — Von dem Schwarzwalde kommen nur die östlichsten und verhältnismäßig niedrigen Teile in Betracht; die höheren liegen im Großherzogtum Baden. Seine westlichen Teile bestehen aus Buntsandstein, ooch reicht das württembergische Gebiet auch ^be- sonders an der badenschen Grenze) in die Region älterer Gesteinmassen (besonders des Granits) hinein; in dem Katzenkopf der Hornisgrinde wird hier eine Höhe von 1151 m erreicht. Weiter nordwärts folgt das Neckarbergland, größtenteils dem Buntsandstein angehörig; hier erheben sich noch die Höhenzüge des Stromberges und Heuchelberges (gegen 500 m hoch). Für den südöstlichen Teil des Landes bildet die Donau, für den übrigen der Rhein das Hauptstromgebiet; eine herrschende Stellung im Lande nimmt der Rheinfluß Neckar mit seinen Zuflüssen ein. Die Donau tritt oberhalb Tuttlingen in das Land, verläßt dasselbe aber bald wieder, um die hoheuzolleruschen Lande zu durchströmen, dann durchfließt sie einen größeren Teil des Landes von Scheer bis Ulm und nimmt hier von rechts Ries, Roth und Jller, von links Lauter und Brenz auf. Zum Rheingebiete gehen Argen und Schüssen (auf dem württembergischen Bodenseeufer), ferner wird das Land von der oberen Murg berührt; wichtiger ist der Neckar. Derselbe gehört von seiner Quelle (ober- halb Rottweil bis in die Gegend von Wimpfen und Jagstfeld fast immer Württem- berg an, nur auf eine kurze Strecke zwischen Sulz und Horb berührt er die hohen- zollernschen Lande. Er nimmt in Württemberg auch links die Enz mit Nagold und Würm und rechts Fils, Rems, Kocher und Jagst auf. Im Osten greift noch der Mainfluß Tauber iu das Land ein. Von diesen Gewässern ist hauptsächlich der Neckar schiffbar; die Schiffbarkeit der Donau für größere Fahrzeuge beginnt erst an der Grenze des Landes, bei Ulm. Die fruchtbarste Gegend des Landes bildet der Neckarkreis, eine auch durch Anmut der Natur allsgezeichnete Gegend, und zwar steht hier wiederum das eigentliche Neckarthal obenan. In dem Schwarzwaldgebiete findet sich ver- hältnismäßig das meiste Waldland, die Höhen der Rauhen Alp sind wegen Wassermangels und dürren Bodens überwiegend unfruchtbar; die schwäbische Terrasse hat iu ihren südlichen Teilen bedeutende Waldungen, während in den nördlichen der Ackerbau vorherrscht. In dem Donaukreise, der sich südwärts bis zum Bodensee erstreckt, sind Acker- und Waldslächen ziemlich gleich verteilt, die Fruchtbarkeit ist verschieden. Im Jahre 1883 waren vorhanden: Acker-, Garten- und Weinland 902466, Wiesen 28j)927, Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 91064, Forsten und Holzungen 599976, Haus- und Hofräume, Wege und Gewässer 69045 ha. Hiernach erreichten Ackerland :e. nicht ganz den Reichsdurchschnitt; derselbe wurde dagegen in Wiesen (14,7

3. Das Deutsche Reich - S. 644

1900 - Leipzig : Spamer
644 Drittes Kapitel Heerstraßen, Grabmäler, Badeeinrichtungen k., die Urbarmachung weiter Gebiete, die Einführung des Weinbaus u. dgl. Bei Beginn der Völkerwanderung wurden die Römer völlig verdrängt. Die Gebiete der nun hier angesiedelten Germanen (Alemannen und Franken) erstreckten sich über die Grenzen des Großherzogtums, namentlich gegen Osten hinaus. — Von dem Herzog Gottfried von Alemannien stammt Berthold I. (der Bärtige) ab, welcher als Graf im Breisgau erscheint und den Titel Herzog von Zähringen annimmt. Sein ältester Sohn Berthold Ii. wurde sein Nachfolger, während sein jüngerer Sohn Hermann der Heilige Hochberg erbte und durch Heirat die Stadt Baden erhielt. Der Zuwachs zu diesen noch geringen Besitzungen war besonders 1227 erheblich, indem zu dieser Zeit die Städte Psorz- heim, Durlach und Ettlingen erworben wurden. Schon am Ende des 13. Jahr- Hunderts aber zerfiel das Gebiet des Hauses in eine obere Markgrasschaft mit der Hauptstadt Baden und in eine untere Markgrafschaft mit Pforzheim. Nachdem 1391 die Wiedervereinigung erfolgt war, teilte Christoph I. das Land 1515 wieder unter seine drei Söhne. Von diesen starb Philipp kinderlos, während Bernhard eine Linie Baden-Baden (Residenzen Baden und Rastatt) und Ernst eine Linie Baden-Durlach (Residenzen Pforzheim, später Durlach und zuletzt Karlsruhe) stiftete. Beide nahmen die Reformation an, doch trat Baden-Baden später wieder zur katholischen Kirche über. Die letztere Linie starb 1771 aus und Baden-Durlach (die Eruestinische Linie) trat in den Gesamtbesitz. Im Lüneviller Frieden erhielt die Markgrasschaft Baden Stücke der Pfalz (Gegend von Heidelberg), die Stiftsgebiete von Konstanz, Basel, Straß- bnrg und Speier auf dem rechten Rheinufer, sowie mehrere sonstige reichsunmittel- bare Gebiete und freie Reichsstädte; der Fürst aber nahm den Titel Kurfürst an. Neuen Zuwachs brachte der Frieden von Preßburg, in welchem das Land durch den Breisgau, die Ortenau, Baar, sowie durch die Gebiete der Fürsten von Fürstenberg und von Leiningen 2c. vergrößert wurde; zugleich erhielt der Fürst den Titel eines Großherzogs. Nach der Schlacht bei Leipzig verließ Baden die Sache Napoleons und wurde dann 1815 Mitglied des Deutschen Bundes. Eine ständische Versassuug wurde 1818 eingeführt, darauf bildete sich (1821) die Union der lutherischen und reformierten Kirchen des Landes, zugleich wurde auch der erzbischöfliche Stuhl in Freiburg für die katholischen Unterthanen geschaffen. 1835 schloß sich Baden dem deutschen Zollverein an. Nach den Erschütterungen der Jahre 1848 und 1849 (Maiaufstand 1849) gewann das Land unter dem jetzigen Großherzoge Friedrich (von 1852 an als Prinz-Regent, von 1856 an als Großherzog) eine friedliche und glückliche Entwickeluug. Den Erhebungsverhältnissen nach gehört Baden zu dem Gebiete des oberrheinischen Gebirgssystems. Sein vornehmstes Gebirge ist der Schwarz- Wald; weiter nördlich kommen das Neckarbergland, und nur zu kleinem Teile auch der Odenwald und das schwäbische Terrassenland in Betracht. West- wärts dehnt sich, nach dem Rhein zu, der östliche Flügel der oberrheinischen Ebene aus. Von dem Schwarzwalde fällt der bei weitem größte Teil auf Baden, nämlich 7270 von 9480 qkm, in demselben befinden sich auch die bedeutendsten Erhebungen des Gebirges, nämlich der Feldberg (1494 m), der Belchen (1415 m), der Kandel (1243 m), der Blauen (1167 m) 2c. Die Hauptmasse des Schwarzwaldes besteht aus Granit, dazu treten Gneis (am Fuße) und Sandstein (auf höheren Punkten). Während die Hauptmasse des Gebirges mit Tannen bedeckt ist, tragen die Vorberge der Rheinseite auf ihren Gipfeln meist Laubwälder und auf ihren Hängen Reben- und Obstpslauzungen. Nördlich von der Enz geht das Gebirge in ein Hügelland, das Neckarbergland, über, welches sich am Neckar wieder höher erhebt (in dem 567 m hohen Königsstuhl); es gehört der Triasformation an, doch treten am Neckar auch vulkanische Gesteine auf. Der rechts vom unteren Neckar folgende Odenwald besteht seinem Kern nach aus Granit, welcher jedoch meist von Buntsandstein überlagert wird. Die Rheinebene ist von Schwemmland gebildet; dasselbe ist zwischen Rastatt, Karlsruhe und Philippsburg sehr sandig, jedoch auch gut angebaut; mehr nach dem Gebirge zu ist größere Fruchtbarkeit zu finden, besonders auch in den Seitenthälern des l^chwarzwaldes und auf den Höhen des Odenwaldes; die größte Fruchtbarkeit

4. Das Deutsche Reich - S. 99

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 99 die Ostsee, neuerdings nicht ganz ohne Erfolg betrieben. Jedenfalls steht Deutsch- land auch hier weit mehr zurück, als es gut ist; werden doch in den Vereinigten Staaten jährlich 11200 Mill. Austern gefangen, von der Chesapeakebncht (Penn- sylvanien) jährlich 11 Mill. Fäßchen und Büchsen versendet und in England an- geblich 2500 Mill. Austern zum Verkauf gestellt; selbst Frankreich, Belgien, Holland und namentlich Portugal stehen weit voraus. Wenn die Aalfischerei in Italien (Lagune von Comacchio), an der schwedischen, norwegischen und dänischen Küste ungeheure Erträge liefert, so kann man sich nur darüber wundern, daß in Deutschland dieselbe noch nicht recht in Aufnahme kommen kann. Störe und Hausen, deren Laich zur Kaviarbereitung benutzt und deren Fleisch gegessen wird, steigen auch in die deutschen Ströme zur Laichzeit aufwärts, doch werdeu an der Elb- und Wesermündung jährlich nur einige Tausend Störe gefangen und die deutsche Kaviarbereitung kommt für den Außenhandel so gut wie gar nicht in Betracht. Das deutsche Zollgebiet empfing 1882 an Kaviar und Kaviarsurrogaten noch 281200 kg im Werte von 2109000 Mark, während die Ausfuhr nur 9600 kg im Werte von 36000 Mark betrug. Die Astrachaner Fischereien dagegen liefern jähr- lich ca. 2 Mill. Stück verschiedener Störarten (300000 Störe, 100000 Hausen und 1v2 Mill. Ssewrugen), von denen die größten 8 m lang und 1,5 Tonnen schwer sind; der Ertrag der russischen Kaviarbereitung hatte 1883 die Höhe von 4101148 kg im Werte von 24606888 Mark. Wie viet namentlich auch die Binnengewässer in der Versorgung des Landes mit nahrhafter Fischspeise zu leisten vermöchten, wenn allenthalben die nötige Für- sorge waltete, ergibt sich aus den bedeutenden Erträgen der Seen und Teiche der Lausitz an Karpfen: Etwa 1000 ha Teiche liefern jährlich nach Kottbus bis zu 300000 Stück Karpfen, refp. Hechte, Karanfchen, Schleien und Barsche im Gewichte von 400—500 Tonnen, und einige Züchter allein Karpfen im Gewichte bis zu 100 Tonnen. Die Peitzer Teiche in der Niederlausitz, 76 an der Zahl und im Umfange von etwa 2000 ha, liefern jährlich 60—70000 Karpfen im durchschnittlichen Gewichte von je 2 kg. Perlmuttermuscheln werden gegenwärtig noch, wenngleich in geringem Betrage, im bayrischen Main- und sächsischen Elstergebiete gefischt. Im Mittelalter muß der Ertrag bedeutend gewesen sein, und noch jetzt be- finden sich im Grünen Gewölbe zu Dresden Halsbänder von Elsterperlen, die einen hohen Wert haben. Trotz oer gegenwärtigen Schonung (schlagweise erfolgt die Ab- fischung nur alle zehn Jahre) ist Ausbeute und Wert meist nicht groß; von 1819—79 sollen in der Elster nur 22732 Stück im Werte von etwa 30000 Mark gefangen worden sein; 1878 allerdings auch zwei kostbare Exemplare im Werte von 200, bez. 192 Mark. § 8. Die Waldkultur. Wie in andern Ländern Europas, ist auch in Deutschland durch gewaltige Überschwemmungen und überhaupt durch Unregelmäßigkeiten der Niederschläge die Regierung auf die unverantwortlichen Waldverwüstungen und auf die Not- wendigkeit hingelenkt worden, denselben Einhalt zu thun, ja womöglich durch Wiederaufsorstung entwaldeter Gegenden eine bessere Verteilung der Nieder- schlüge herbeizuführen. Namentlich kam die landesherrliche Forstfläche nach den politischen Umwälzungen am Anfange unsres Jahrhunderts sehr in Gefahr. Bei der Mediatisierung der vielen kleinen Fürsten wurden von diesen ihre bis- herigen Kammerforsten als Privateigentum reklamiert; überall hatte der Staat eine bedeutende Schuldeulast zu tilgen und in vielen Fällen wurde auf die Forsten als den letzten Notpfennig hingewiesen. Nachdem dann eine ziemlich starke Strömung sogar den Verkauf aller Domänen und Forsten angestrebt hatte, kam man endlich zu der richtigen Erkenntnis und erklärte fast allgemein

5. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 80

1884 - Leipzig : Spamer
80 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend. Feld zu treiben, noch auch ihre Äcker zu bestellen, weil sie sich nicht retten konnten, wenn der gewaltige Vogel daherranschte, sie mit seinen Krallen ergriff und fortschleppte. Nicht lange dauerte es, so herrschte im Lande eine entsetzliche Hungersnot, und der Herzog Bolko auf Neuburg wußte sich nicht anders zu helfen, als daß er demjenigen, der den Greif töten würde, weite Ländereien und eine große Summe Geldes versprach. So weit und laut aber auch der Herzog durch seine Herolde sein Angebot bekannt machen ließ, es fand sich doch niemand, der es unternommen hätte, sich in Lebensgefahr zu stürzen und den Kampf mit dem Greifen zu unternehmen. Das Elend in den sonst so lachenden Auen wurde immer größer. Da ließ der Herzog durch das Land bekannt machen, wer den Greifen töte, der solle nicht nur die bisher ausgesetzte Be- lohnung, sondern auch die Hand seiner einzigen Tochter Agnes erhalten. Nun wohnte aber in der Nähe der Burg ein Schäfer mit Namen Gottfche Schaf, ein stattlicher und mutiger Jüngling, der sonst täglich seine Herde ins Gebirge trieb: er hatte einst die schöne Herzogstochter auf dem Schloß gesehen, sich sterblich in sie verliebt und beschloß jetzt, den Kampf mit dem Greifen um sie zu wagen. Er begab sich also eines Tages, nachdem er sich Lebensmittel auf einige Tage eingesteckt hatte, mit einer langen Stange und einer scharfen Axt bewaffnet, ins Gebirge, um zunächst das Nest des Ungetüms zu suchen. Schon hatte er mehrere Tage den Wald durchsucht, schon ging sein Vorrat auf die Neige, schon war er matt und müde und dachte daran, in sein Elternhaus zurückzukehren: da vernahm er über sich das Rauschen von mächtigen Flügeln und sah den Greif, der in seinen Klauen ein starkes Rind hatte und durch die Luft davontrug. Der kluge Schäfer verfolgte den Vogel mit seinen Blicken und entdeckte so das Nest desselben; denn er vermutete, daß der Greif Junge habe und die Beute denselben zum Fraß bringe. Als sich der Greif einer in der ganzen Gegend bekannten ungeheuren Eiche näherte, hörte Gottfche Schaf das gierige Geschrei der kleinen Greifen, war mit seiner Entdeckung zufrieden und versteckte sich, um nicht von des Ungeheuers weitblickenden Augen entdeckt zu werden. Am andern Morgen flog der alte Greif natürlich wieder auf Raub aus. Kaum war er ausgeflogen, da eilte der Schäfer zum Baume, sammelte viel Reisig, machte aus demselben ein großes Bündel, steckte es auf seine lange Stange, kletterte ein gutes Stück den Baum hinan, zündete das Bündel an und hielt das brennende Reisig mit der Stange in die Höhe von unten gegen das Greifennest, in dem sich drei Junge, die noch nicht flügge waren, befanden. Bald entzündeten sich die Hölzer, aus denen das Nest zusammengebaut war; lichterloh brannte die Behausung der Raubvögel. Die jungen Greife erhoben ein jämmerliches Geschrei und kamen elend in den Flammen um. Durch das Jammern der Jungen wurde der alte Vogel herbeigelockt; er kam mit unglanb- licher Schnelligkeit und suchte mit seinen Schwingen das Nest und seine Jungen zu retten, indem er sich abmühte, das Feuer auszuschlagen. Bei dieser Sorge um das Leben seiner Kinder verbrannte er sich die Fittiche, so daß er jählings auf die Erde stürzte. Gottfche Schaf stieg vom Baume, schlug mit seiner Stange derb gegen den Kopf des Greifen, bis das Tier matt wurde, und trennte ihm mit einem tüchtigen Axthiebe den Kopf vom Rumpfe. Der Schäfer kehrte freudig in die Hütte seines Vaters zurück und erzählte, was er gethan hatte. Die Nachbarn sammelten sich glückwünschend um den

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 172

1884 - Leipzig : Spamer
172 Das Waldenburger Bergland. Räubereien in Schlesien, ohne einen Feind zu haben, fortsetzte. Die Stadt Namslan hatte er zu seiner Feste gemacht, von der ans er die Umgegend bis nach Öls hin brandschatzte, weil es der Herzog von Öls mit den Polen gehalten hatte. Nun rief dieser die Polen nach Schlesien zurück; mit den Breslauern ver- feindete sich Affenheim, weil diese sein Treiben mißbilligten. Dafür aber fand er Raubgesellen in den Besitzern der Bonenburg und in Hermann Czettritz auf Fürstenstein. Jetzt wurde von Namslau, der Bolkenburg und dem Fürstenstein aus Schlesien verwüstet. Die Raubzüge brachten bedeutende Beute ein, welche die Räuber in ihre festen Burgen schleppten. Geistliche und Lehrer griffen zu den Waffen, um das Land zu schützen; der Bischof schlenderte den Bannstrahl auf die rohen Ritter: aber alles war vergeblich. Drei Jahre, bis zum Jahre 1445, wüteten die grausamen Menschen. Durch die Bemühungen der Herzogin Elisabeth zu Liegnitz kam endlich ein Friede zustande. Aber Assenheim hielt nicht, was er versprochen hatte; er zog plündernd nach Neumarkt, wurde aber dort ergriffen und zur Strafe seines Rechtsbruches enthauptet. Über dieses Urteil waren die Freunde des Assenheim empört, und sie be- gannen wieder ihre Raubzüge gegen die Städter; erst im Jahre 1449 werden endlich die Fehden beigelegt. Allein nach Verlauf von nicht mehr als zwölf Jahren loderte durch Podiebrad fchon wieder die Kriegsfackel auf durch ganz Schlesien, Mähren und Böhmen, und die Schloßherren fanden abermals ihre volle Beschäftigung. Podiebrad kam nach Schlesien, belagerte und bekam — ob mit Gewalt oder durch Unterhandlungen ist ungewiß — den Fürstenstein im Jahre 1463 und gab ihn seinen Getreuen. So wurde die Burg wiederum eine Geißel für Schlesien. Zur Freude der Breslauer kam im Jahre 1474 Matthias von Ungarn mit 1500 Reitern und 3000 Trabanten, um endlich die Frevler auf dem Fürstenstein zu züchtigen. Zwar erschütterten die Büchsen mit Macht die Wehre und Türme der Feste, aber die Festung blieb uuerobert, die Gewandtheit und Tapferkeit der Besatzung unbesiegt, und Matthias mußte die Belagerung ausgeben, weil ihn ein Einfall der Türken nach Ungarn zurückrief. Der Raubritter vom Fürstenstein konnte, wie früher, die Straßen unsicher machen. Im Jahre 1509 kaufte den Fürstenstein Kunz von Hochberg, dessen Familie ihn noch heute im Besitz hat. Im Dreißigjährigen Kriege mußte die Burg Haus Heinrich von Hochberg verlassen, und sie wurde einmal von den Kaiserlichen, zweimal von den Schweden erobert. Nach dem Frieden ließ dann der Besitzer die Festungswerke abtragen und machte aus dem Hause des Krieges eine Stätte des Friedens. Es würde zu weit führen, wenn wir uns bekannt machen wollten mit der ganzen Kette von Sorgen und Mühen, welche die Familie Hochberg um den Besitz des Fürstensteins durchzukämpfen gehabt hat, wieviel Leiden sie ge- tragen, wieviel Geld sie dabei verausgabt hat; wie sie aber immer in der Not Rettung gefunden, wie sie selbst vom ärmsten Bauer, wenn er nur noch etwas hergeben konnte, unterstützt worden ist, weil sie überall Liebe gesäet und Liebe geerntet hat. Wenn nach den Zeiten des Druckes und der Not friedlichere Zeiten zurückkehrten, traten auch bald geordnetere Verhältnisse wieder ein. Ein mühevolles Leben führte besonders Hans Heinrich I. von Hochberg, dessen Verdienste Ferdinand Iii. dadurch auerkauute, daß er ihn 1650 zum Reichsfreiherrn ernannte. Auf den Fürstentagen zeichnete sich der Besitzer von Fürstenstein sehr aus, und Kaiser Leopold erhob ihn 1666 in den Reichsgrafenstand. Die Hochbergs

7. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 187

1884 - Leipzig : Spamer
Die Burg Kynsberg am Schlesierthale. 187 einem Felsen zerspalten. Die bewunderswerte Treue des Hundes hatte das Unglück verhütet. Man band den Knaben sorgfältig los, hob ihn auf, und als er wieder zu sich kam, erzählte er, daß das Pferd unversehens scheu geworden sei und einen Satz gemacht habe, wobei er aus dem Sattel gestürzt sei. In demselben Augenblicke ergriff der treue Hund die Zügel des Pferdes und hielt sie fest, bis endlich Hilfe kam. Zum Andenken an diese wunderbare Rettung ließen die Eltern den Junker mit Pferd und Hund malen in einem Gemälde, das noch vorhanden ist. Im 18. Jahrhundert verfiel die Burg immer mehr, so daß die Herrschaft ihre Wohnung in dem benachbarten Dittmannsdorf nahm. Ode und verlassen von fast allem Leben, denn nur ein Beamter wohnte im Thorhause, stürzte im Herbste des Jahres 1789 ein Teil der Seitenmauern der Burg zusammen. Die Räume, welche mehrere Jahrhunderte hindurch den Familien von Herzögen, Fürsten und Freiherren freundliches Obdach gewährt, verfielen derartig, daß die Trümmer nur mit Lebensgefahr zu betreten waren. Damit die Gläubiger der Herrschaft, die tief in Schulden geraten war, befriedigt würden, wurden die Besitzungen in einzelne Teile zerteilt und ver- kauft. Die Burg wurde auf diese Weise im Jahre 1823 durch gerichtlichen Zuschlag Eigentum einiger Bauern, die schon früher Besitzer des Berges und Waldes geworden waren. Es ging das Gerücht, die Bauern hätten den Kauf nur gemacht, um die Burgruine niederzureißen und das Material für sich zu verwenden, ferner auch, um zu verhindern, daß Fremde in ihr Gebiet kämen. Ein Freund des Altertums wußte es dahin zu bringen, daß noch Nachgebote gegeben werden konnten; er wollte die Burg vor dem Niederreißen retten. Da meldete sich der Professor Büsching mit einem Nachgebot, und mit ihm wollte jener Freund des Altertums nicht wetteifern, da er dieselbe Absicht wie dieser hatte. Professor Büsching erstand die Burg, und so wurde die Ruine einem so liebevollen Pfleger zu teil, wie sich nur je einer finden konnte. Mit einer rührenden Zärtlichkeit hing er an seiner Kynsburg, ließ die Trümmer auf- räumen, machte die Ruine wieder gangbar, stellte den Turm wieder her, versah ihn mit einer Treppe, verwandelte die ehemalige Burgkapelle in ein freundliches Zimmer, in welchem er sich gern selbst aufhielt, wenn seine amtliche Stellung in Breslau ihm einen Ausflug gestattete; auch verschönerte er den Burghof durch anmutige Gartenanlagen und sorgte für die Bequemlichkeit und Unterhaltung der Burgbesucher. Im Jahre 1840 kam die Burg, nachdem sie siebzehn Jahre liebevoll gepflegt worden, in die Hände des Grafen von Burghauß, der schon früher die Herrschaft Kynau an sich gebracht hatte. Was Büsching begonnen hat, setzt der Graf von Burghauß fort. Alljährlich wird mit den Verschönerungen der Burg und ihrer Umgebung fortgefahren, so daß wir lebhaft an den alten Matthias von Logau erinnert werden. So lohnend der Spaziergang zur Burg ist, so interessant ist eine Wan- dernng durch die Gemächer derselben. Außerhalb der Thorbrüstung erblicken wir rechts die halb erhabenen Bilder der Stärke, Geduld, Klugheit und Hoff- nuug, links die der Barmherzigkeit, Mäßigkeit, Gerechtigkeit und Treue. Die Bilder tragen die Unterschristen: Portitudo, Patientia, Prudentia, Spes, Caritas und Fides. Mäßigkeit und Gerechtigkeit sind ohne Unterschriften. Über dem Eingangsthor sehen wir die Wappen vom Grafen Hohenzollern und von Rochow. Treten wir in das Schloß ein, so wird uns das Gefängnis gezeigt, in welchem

8. Bilder vom Niederrhein - S. 354

1882 - Leipzig : Spamer
354 Die Grafschaft Mark. Schichten des Kalksteingebirges ursprünglich eine horizontale Lage auf dem Boden des Meeres einnahmen, daß sie aber dann durch unterirdische Kräfte in ihre jetzige aufgerichtete Stellung emporgehoben wurden. Dadurch wurden sie natürlich theilweise durchbrochen, theilweise über einander geschoben, und es bil- deteu sich Klüfte und Sprünge. Dadurch war auch dem Wasser von außen der Weg ins Innere gebahnt. Niederschlag aus der Atmosphäre sickerte in die Spalten ein und arbeitete sich bis zur Thalsohle durch. Diese zersetzende Kraft erweiterte durch Abspülungen und Durchbrüche die bereits vorhandenen Hohl- räume. Dazu kam, daß der Kalkstein in Wasser lösliche Bestandtheile enthielt. So erzengen sich die wunderbarsten Tropfsteingebilde, die uns mehr das Werk der Kunst als der Natur zu sein scheinen. Ost sammelt sich die Feuchtigkeit an der Decke zu großen Tropsen, die endlich vermöge ihrer Schwere abfallen. An anderen Stellen regnet es förmlich von der Decke herab und stäubt, wie Karl Vogt in einem Aussatze der Gartenlaube (Jahrg. 1869, Nr. 9 u. 10) so schön beschreibt, nebelartig empor. Wp ein Wassertröpfchen hinkommt, bleibt ein krystallisirtes Kalktheilchen sitzen, und darum setzen sich andere an. So ent- stehen an den Wänden, wo das Wasser abrinnt, förmliche Vorhänge mit dem kunstvollsten Faltenwurf. Von der Decke aber, wo die Tropsen abfallen, bilden sich Zapfen nach unten, und da, wo der Tropfen auffällt, wächst nach oben ein Kegel entgegen, bis sie schließlich zu einer die Decke gleichsam tragenden Säule zusammenwachsen. Auch Pflanzen, wie Algen und Schimmel, befördern solche Gebilde, umhüllen sich mit Kalkstein, verwesen schließlich, lassen aber in feinen, durchsichtigen Röhrchen an der Decke oder spitzenartigen Geweben an den Wänden ihre ursprüngliche Gestalt zurück. Je reiner das einsickernde Wasser ist und je ungestörter es im Innern wirken konnte, um so reicher ist die Formen- bildung, um so durchsichtiger die Farbe der Krystalle. Die interessanteste dieser Höhlen ist wol die berühmte Dechenhöhle bei Letmathe in der sogenannten Grüne, wo die Bahn nach Iserlohn durch einen mächtigen Damm das Thal durchschneidet. Dieselbe hat ihren Namen von dem als Geognost hochberühmten vi-, v. Dechen und ward 1868 zufällig bei Eisenbahnbanten entdeckt. Eine solche Höhle war schon 1477, der Lübecker Chronik von Detmar zufolge, bei Iserlohn von einem Jäger entdeckt worden. Man soll darin Todtengebeine von ungeheurer Größe, Arm- und Beinknochen so dick wie der achte Theil einer Tonne und einen Kopf so groß wie einen Scheffel gefunden haben. Auch in der Dechenhöhle fand man viele Ueberreste fossiler Thierknochen, wie von dem ausgestorbenen Höhlenbären (Ursus spelaeus), der Höhlenhyäne (Hvaena spelaea), von verschwundenen Hirschgattungen und dem urweltlichen Pferde. In der benachbarten Grürmannsh öhle, an deren Eingang zwei steil aufragende Felsen mit Namen „Mönch und Nonne" sind, fand man Reste vom Mammnth (Elephas primigenius). Auch Steinbeile. Steinmesser, gespaltene Knochen u. dgl., die auf eine Bearbeitung durch Menschenhand hindeuten, findet man sast noch täglich in dieser Gegend. Mit diesen hochwichtigen Forschungen be- schästigt sich insbesondere der 1877 in Hamm gegründete Zweigverein der „Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte". Doch betreten wir die merkwürdige Grotte selbst. Vom Eingange aus wandeln wir in mehrfachen Windungen westlich 289 m weit; die Breite beträgt durchschnittlich 5—6 in. Ein Gefühl der Andacht und Bewunderung zu gleicher

9. Bilder vom Niederrhein - S. 125

1882 - Leipzig : Spamer
Erzbischof Hanno. 125 waren aus Köln entflohen und riefen Heinrich, der sich damals zu einem Zuge nach Ungarn rüstete, um Hülfe an. Dieser eilte aus Regensburg herbei, und nachdem er in Mainz das Pfingstfest gefeiert, kam er nach Köln und lud Hanno vor, um über sein Verhalten in jener Fehde Gericht zu halten. Doch konnte er dem Erzbischof nichts anhaben, da jene 690 selbst zu viel gefrevelt hatteu. Ja, als der König verlangte. Hanno solle ihnen die Rückkehr in die Stadt er- lauben, weigerte sich dieser entschieden, und Heinrich gab auf den Rath seiner Freunde nach, da seine augenblickliche Lage es ihm unmöglich machte, seinen Willen durchzusetzen. So schieden diese beiden Männer, um sich von da ab nicht mehr zu be- gegnen. Denn mit Hanno's Kraft war es seit jenem Aufstand vorbei, es ging mit ihm zu Ende. Sein geliebtes Köln hatte sich in Feindschaft von ihm ab- gewendet; darum sollte es auch seine Gebeine nicht haben. Nicht, wie er früher verordnet, in der Kirche Maria ad gradus wollte er beigesetzt sein, sondern in der von ihm gegründeten Abtei Siegburg. Vor seinem Tode aber verzieh er den Empörern, wie es heißt, infolge eines Traumes, in dem er sich in einer Versammlung der übrigen Bischöfe erblickte, angethan mit einem glänzend weißen Kleide. Auf der Brust aber hatte er einen großen, häßlichen Fleck, und der Bischof Arnulf von Worms bedeutete ihn, er möge diesen tilgen, denn er werde bald abberufen werden. Kurz darauf starb er und ward seinem Willen gemäß in Siegburg beigesetzt. Hanno's kirchliche Wirksamkeit zeigte sich nicht nur in der Bekämpfung der damals herrschenden Simonie und der Verbesserung der klösterlichen Zucht, sondern auch in der Verschönerung und Bereicherung der Kölner Kirchen, be- sonders des Domes St. Peter und der Kirche Maria ad gradus. Noch größere Wichtigkeit für die ganze Rheingegend hatte die Gründung nener Klöster. Von diesen Stiftungen ist die Abtei Siegburg die wichtigste. An die Er- Werbung von Siegburg knüpft sich eine gar traurige Geschichte. Der mächtige Pfalzgraf Heinrich verwüstete Hanno's Gebiet mit Feuer und Schwert, wes- halb dieser den Bann über ihn aussprach. Da ging Heinrich in sich, schenkte die Siegburg der Kirche St. Peter in Köln und ging in ein Kloster. Lange hielt er es aber darin nicht aus, da brach er wieder los, und die Verwüstung und Plünderung ging von Neuem au. Endlich scharten sich die Kölner und ihre Nachbarn zusammen. Vor ihnen zog sich der Pfalzgraf auf sein festes Schloß bei Kochem an der Mosel zurück. In einem Anfall von Tobsucht, woran er oft gelitten haben soll, erschlug er dort seine Gemahlin Adelheid und zeigte den schaudernden Feinden ihr abgeschlagenes Haupt. Damit war der Krieg zu Ende; denn das Licht des Geistes kehrte dem Unglücklichen nie wieder. Hanno verwandelte die Burg in ein Kloster, in das er zuerst Mönche aus der Gegend von Trier und später, als diese sich seiner strengen Ordnung nicht fügten, solche aus Oberitalien kommen ließ. Heinrich Iv. sowol wie Hanno und seine Nachfolger statteten die Abtei reichlich mit Gütern und Ge- rechtsamen aus, so daß sie in der Folge sehr mächtig wurde. Erst im Jahre 1803 ward sie aufgehoben, und später gründete der edle König Friedrich Wil- Helm Hi. auf ihr eine Irrenanstalt, die noch heute segensreich wirkt. — Doch kehren wir uach dieser geschichtlichen Episode zu den weiteren Schick- salen der Stadt Kaiserswerth zurück.

10. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 45

1885 - Leipzig : Spamer
Matrosen- und Volksleben ans dem „Hamburger Berge". 45 Und wen sollte endlich das vortrefflich eingerichtete Affenhaus mit seinen allen Lebensmut. Schlauheit. Tücke. Sanftmut. Gelehrigkeit. Nachahmungstrieb, körperliche Gewandtheit entwickelnden, possierlichen Bewohnern nicht lebhaft interessieren, besonders wenn ihnen zur Sommerzeit die ausreichendsten Mittel zum Spielen und Klettern im Freien dargeboten werden? Besondere Erwähnung verdienen noch das Aquarium und das Terra- rinm. welche fast in der Mitte des Gartens Platz gefunden haben. Letzteres ist ein Glashaus, dessen Grotten im kleinen mit mehr oder weniger schön ge- färbten Schlangen, Eidechsen, Kröten und dergleichen belebt sind. Das Aqua- rium. nach den Plänen des in derartigen Bauten bereits praktisch erfahrenen W. Alfred Lloyd in London von Menron und Haller erbaut, wurde, um eine gleichmäßige Temperatur zu erhalten, einige Meter unter der Oberfläche des Terrains angelegt und enthält in seinen durch starke Glasscheiben dem Auge des Beschauers zugänglichen Behältern die Bewohner des nassen Elements. Hier erfreuen uns die lustigen Bewegungen der Süßwassersische, dort tummeln sich deren Verwandte aus den Weltmeeren, oder es fesseln unser Auge die ver- schiedensten Schnecken, Krebse, Krabben, Muscheln, Seesterne, Seerosen. Polypen und andres in den mannigfaltigsten Farben und Gestaltungen. Fassen wir alles zusammen, so darf man wohl behaupten, daß Hamburgs Zoologischer Garten sowohl durch die Auswahl der Tiere als durch seine prak- tischen und anmutenden Anlagen nicht nur den Dilettanten, sondern auch den Gebildeten und Forscher befriedigt, und daß demselben mit Recht ein Ehren- platz unter seinesgleichen einzuräumen ist. In Anerkennung dieser Thatsache wurde dem Gründer in der „Ernst Merk-Halle" ein Denkmal gesetzt. Matrosen- und Volksleben auf dem „Hamburger Lerge". Es ist Montag Nachmittag. Wir befinden uns am Hasen. Das junge Laub der Bäume und Sträucher der Elbhöhe und der Anlagen neben derselben hat noch nicht von Staub und Hitze gelitten und prangt im schönsten Hellgrün, während die Zrühlingssonne die mannigfachen Bilder am Hafen so schön beleuchtet, wie es ein Frühlingstag in Hamburg nur zuläßt. Dort arbeiten sich Rollwagen die Straße hinauf; dazwischen jagen Droschken und Reiter, schreien Kofferträger, singen Matrosen, rufen Verkäufer und lustwandeln Fremde; hier stehen Gruppen von kräftigen Gestalten mit derben, von der Sonne wie von geistigen Getränken geröteten Gesichtern. Ein ungebundenes Benehmen scheint in dieser Gesellschaft vorzuherrschen; mehr als einmal ragt eine wie zum Schlage erhobene Faust in die Lüfte — beileibe keine Beleidigung, sonder nur eine Bekräftigung des eben Gesagten ausdrückend — und zu öftern Malen dringt der zwar kräftig hervor- gestoßene, aber dennoch als eine der häufigsten, durchaus freundlichsten Be- grüßungen geltende Wunsch, daß Gott jemanden verdammen möge, zu uns herüber. Jetzt scheinen sie zu einem Entschluß gekommen zu sein; sie wenden sich, in kleinere Gruppen teilend, dem „Hamburger Berge", der jetzigen Vorstadt St.pauli zu. Folgen wir den Jüngern Neptuns, denn nicht nur der dunkelblaue Anzug mit breitem Matrosenkragen und der nackte Hals lassen uns in ihnen Seeleute er- kennen, sondern auch ihr etwas wiegender Gang läßt daraus, schließen, daß es Menschen sind, die sich vorherrschend auf schwankendem Boden bewegen, auf dem sie sich stets gegen einen unvorhergesehenen Stoß gesichert halten müssen.
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