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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 441

1884 - Leipzig : Spamer
Die ersten Herrscher. 441 Welt ohne Sonne, was ein Reich ohne König?" Darauf schilderte er in den lebhaftesten Farben die Leiden des Landes und die Schmach des Volkes und führte als Ursache des Verfalles an, daß dem Reiche das Haupt, der König, fehle. Lauter Beifall ward dem Redner zu teil; die Versammlung bat ihn, die Krone anzunehmen und das Reich aus den Trümmern wieder auszurichten: Crae sträubte sich lange, die ihm angebotene Ehre anzunehmen. Endlich gab er den eindringlichen Bitten nach, ergriff das Zepter und handhabte die ihm übertragene Macht mit solcher Weisheit und Mäßigung, daß er Vater des Volkes genannt wurde. Mit den Nachbarn führte er siegreiche Kriege, viele Feinde unterwarf er seiner Herrschast. An der Weichsel gründete er eine Stadt, die er nach seinem Namen Krakau nannte, machte sie zu seinem Wohnsitze und sprach von dort aus Recht und gab den Lechiten, d. h. den Polen, Gesetze, welche noch lange nach ihm als die Grundlage des polnischen Rechtes geachtet wurden. Krakau konnte jedoch lange Zeit nicht zu der gewünschten Blüte gelangen; denn in den Höhlen um die Stadt lag ein riesengroßer, grimmiger Drache, der die Herden auf den Triften, das Zugvieh auf den Feldern, selbst Menschen an- fiel und verschlang. Kein Wunder war es also, wenn die Menschen in bestän- diger Angst waren, sich nicht in jene Gegend wagten, in der sie nicht sicher leben konnten. Kein Fremder kam, um sich in Krakau niederzulassen; und die- jenigen, welche dort wohnten, entschlossen sich, dem wilden Getier allwöchentlich eine bestimmte Anzahl Vieh zum Fräße preiszugeben; doch reifte bei vielen der Entschluß, lieber die Stadt zu verlassen, als täglich ihr Leben und Gut bedroht zu sehen. Da rief der alternde Crae, der seinem Vaterlande ein zärt- licherer Sohn als seinen Söhnen ein zärtlicher Vater war, seine beiden Söhne, Lech und Crac, zu sich und sprach zu ihnen: „Euch, meines Lebens Hälfte, habe ich in meinen Tugenden erzogen; ich habe gewollt, daß ihr tapfer seid und die Verteidigung und Beschirmung des Wohles eurer Mitbürger übernehmt. Zaudert also nicht, sondern gehet hin und waffnet euch zur Erlegung des Ungeheuers, das die Bürger peinigt." Die Söhne gehorchten willig den Worten des Vaters, konnten aber mit den Bürgern das Ungeheuer nicht so leicht besiegen, als sie gehofft hatten. Aus den Worten des Vaters hatte der jüngere Bruder erkannt, daß beide Söhne dem Vater gleich lieb sind, beide ihm in der Herrschaft folgen sollen. Er, ergrimmt über dieses Ansinnen, betrachtet fortan seinen ältern Bruder als Feind und erschlägt ihn, um in den alleinigen Besitz der väterlichen Krone und Herrschaft zu gelangen. Von dem Morde seines Bruders kehrt er heim zum Vater und weint, der Drache habe den Bruder erschlagen; der trauernde Vater begrüßt seinen Sohn und dankt ihm für die Tapferkeit, daß er dem Ungetüm wenigstens den teuren Leichnam entrissen habe. Als man einsah, daß man im offenen Kampfe den Drachen nicht besiegen konnte, nahm man zur List Zuflucht. Rinderhäute wurden mit Pech, Schwefel und andern brennenden Stoffen angefüllt, in die Nähe der Höhlen geworfen und an versteckten Stellen angezündet. Der Drache stürzte sich auf die Häute und verschlang sie mit gewohnter Gier, wurde aber nun vom innern Brande im Leibe verzehrt. So wurde Krakau von der Plage befreit und gewann bald an Größe und Ausdehnung, so daß Gnesen fast gänzlich verdunkelt wurde. Crac regierte noch

2. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 442

1884 - Leipzig : Spamer
442 Im Regierungsbezirk Bromberg. viele Jahre und starb in hohem Alter. Auf die Kunde von seinem Tode verfiel das Land in tiefe Trauer; das Volk strömte aus allen Himmelsgegenden herbei, um der Beerdigung der fürstlichen Leiche beizuwohnen. Ohne Schwierigkeit wurde der nach dem Morde Lechs einzige Sohn des Verstorbenen gewählt und auf den Thron gehoben. Crac Ii. war ein verruchter Erbe seines Vaters. Daß seine Hand durch den Brudermord befleckt war, blieb nicht mehr verborgen. Bald verbreitete sich das Gerücht von der schändlichen That. Erst flüsterte man es sich leise von Mund zu Mund zu, dann kam der Frevel klar an den Tag. Von solchem Haß waren die Polen gegen ihren Fürsten erfüllt, daß sie ihn vom Throne stießen und bei Todesstrafe aus dem Reiche verbannten. Auf den.verwaisten Thron erhob das Volk mit allgemeiner Übereinstimmung eine Tochter Cracs I., die Wanda hieß, ein Mädchen von solcher Schönheit und Anmut, daß jeder, der sie ansah, bezaubert wurde. Durch die Würde ihres Be- nehmens, durch Wohlredenheit und Geistesfülle zog sie die Gemüter und Herzen aller an sich. Zahlreiche Bewerber um ihre Hand fanden sich bei ihr ein; aber sie wies sie alle zurück, widmete sich nur der Verwaltung des Staates und regierte auf dem väterlichen Throne so vorsichtig, weise und gerecht, daß alle ihr Herrschertalent und ihre Staatsklugheit bewunderten. Als der von Wanda verschmähte mächtige Fürst Rithogar in Schmerz und Zorn darüber, daß er verschmäht war, ein großes Heer sammelte, um in Polen einzufallen und mit Gewalt der Waffen zu erlangen, was er in Güte vergebens begehrt hatte, sandte er fürstliche Boten zur kampfbereiten Fürstin mit der Weisung, sie sollten Schmeichelei, Bitten, Versprechungen, kurz alles aufbieten, um den hartnäckigen weiblichen Sinn zu beugen. Wanda aber antwortete männlich fest und mit Würde: „Für ein so schwaches und des heiligen Ehe- bündnisses so unwürdiges Weib hält mich euer Fürst, daß er meint, ich, erhaben durch den Ruhm und die Macht meiner Herrschaft, könne so schweres Unrecht, mit dem er mein Reich angegriffen hat, vergessen und mich mit meinem Lande ihm unterwerfen und zu der Erniedrigung meines Volkes und meiner Krone die Zustimmung geben? Kampf hat er mir angesagt; wohl, er rüste sich!" Die Gesandten zogen sich beschämt und bestürzt zurück. Als es aber zur Schlacht kommen sollte und Rithogars tapfere Mannen den edlen Zorn verletzter Jung- fränlichkeit aus den Augen der Fürstin flammen sahen, da sank ihr Mut und ihre Kraft fiel in die Fesseln übermächtigen Zaubers. Nicht Bitten noch Über- redungskünste, nicht Drohungen noch Strafen vermochten die Mannen zum Kampfe gegen Wanda zu bewegen. Rithogar stürzte sich in Verzweiflung darüber, daß alle seine Pläne schimpflich scheiterten und sein früherer Ruhm gänzlich vernichtet war, ins Schwert. Mit unversehrtem Heere kehrte Wanda triumphierend nach Krakau zurück und wurde mit unermeßlichem Jubel und großen Feierlichkeiten empfangen. Glücklich über den wunderbar errungenen Sieg und den bedeutenden Erfolg des Krieges, ordnete sie den Göttern dreißig- tägige Opfer und Feste an und stürzte sich am Schlüsse der Feste, nachdem sie reichliche Belohnungen an ihre Getreuen und verdienstvolle Männer ausgeteilt hatte, vor den Augen ihres Volkes unter Gebeten, daß die Götter ihr gnädig sein möchten, von der Weichselbrücke hinab in den flutenden Strom. Das ge- schah um das Jahr 750 unsrer Zeitrechnung.

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 445

1884 - Leipzig : Spamer
Kruschwitz und der Mäuseturm am Goplosee. 445 ihm zu erzählen. Er starb zu Anfang des 9. Jahrhunderts und hinterließ einen einzigen Sohn, der nach ihm Popiel hieß. Als der ältere Popiel starb, war der junge Fürst, der auf den Thron erhoben wurde, noch nicht mündig; erfahrene Männer führten für ihn die Re- gierung. Je mehr Popiel Il heranwuchs, desto unbequemer wurde ihm strenge Zucht und Sitte, desto niedriger sein Sinn; für weise Lehren hatte er kein Ohr, Warnungen waren ihm lästig, wackerer Männer Gesellschaft mied er, in träger Ruhe, leichtfertigem Spiel, üppigen Tänzen und wilden Gastmählern lebte er dahin, zum Waffenhandwerk zeigte er keine Lust. Seine Ratgeber hofften, wenn er sich vermähle, würde er auf den Pfad der Tugend zurückkehren; aber sie hatten sich getäuscht, denn die Gattin bestärkte den Fürsten in seinen Lastern, da Ehrgeiz, Habsucht, Herrschsucht und Tücke sie zu jeder Schandthat fähig machten. Ihr waren die verständigen Männer, die einst den jungen Fürsten bevormundet hatten, noch lästiger als ihm; sie wirkte Tag und Nacht auf den Gemahl ein und suchte ihn zu dem Entschluß zu führen, daß er sie aus dem Wege räume. Der Mäuseturm am Goplosee. Popiel ließ sich von dem ränkesüchtigen Weibe leiten, er heuchelte Reue, schluchzte und seufzte und wußte die Greise zu täuschen. Sie nahmen, ohne an Arglist und Falschheit zu denken, den mit Gift gefüllten Becher und kamen alle um. Freilich siel der Verdacht des Mordes auf Popiel und sein schändliches Weib; aber wer hätte gewagt, diesen Verdacht auszusprechen? Die Sterne des Vaterlandes waren untergegangen; die Mörder freuten sich des gelungenen Frevels und erdreisteten sich, den Greisen schnöden Verrat und Verschwörung nachzusagen. Das Land zitterte in Schrecken vor der Wut und Grausamkeit des Tyrannen, der sich nun ungehemmt seinen wilden Lüsten, seinen sittenlosen Begierden, der Roheit seiner entarteten Natur überließ. Doch in nicht gar langer Zeit überraschte den Bösewicht mitten in seinen Freveln die Rache des Himmels. Der König saß beim schwelgerischen Mahle. Da stürzen mit Entsetzen die Diener in den Saal und berichten, aus den Leichen der gemordeten Greise seien unzählbare Scharen von Mäusen hervorgekrochen, eine unermeßliche Flut dieser entsetzlichen Tiere erfülle Hof und Schloß. In alle Zimmer drangen die Mäuse, auch in den Speisesaal kamen sie. Umsonst

4. Bilder vom Niederrhein - S. 57

1882 - Leipzig : Spamer
Köln zur Zeit der Römer. 57 denen des Deutzer Kastells zum Bau der Pantaleonskirche verwandt haben. Später habe der Kaiser Otto das Deutzer Kastell wieder notdürftig restaurireu lassen. Manche nehmen an, die Brücke Konstantins habe in der Gegend des heutigen Bayeuthurms gestanden, indessen ist dies wol irrig, und der daselbst angenommene Brückenbogen führte wol zu einem mittelalterlichen Zollhause. Von römischen Daten ist noch nachzuholen, daß im Jahre 70 n.chr. der römische Statthalter am Niederrhein, Vitellius, in Köln von seinen Truppen zum römischen Kaiser ausgerufen ward und nach Rom eilte, um dort seinen Einzug zu halten. Wie er in Schwelgerei und Schlemmerei versank, ist bekannt. Kirche St. Gereon. Auch der Kaiser Trajau ward als solcher zuerst in Köln (98 n. Chr.) proklamirt. Von dem Luxus aus der Römerzeit geben viele Gräberfunde Kunde, wie das Grab in dem Dorfe Wieden mit einem Marmorsarkophag, zwei Sesseln, mehreren Büsten u. dgl. Unter der Regierung Konstantias des Großen (306—337) soll seine Mutter, die heilige Helena, in Köln gewesen sein und die Gereonskirche an der Stelle gegründet haben, wo der Sage nach der heilige Gereon mit dem Rest der thebäischen Legion unter Diocletian (287) bei der Christen- Verfolgung den Märtyrertod erlitt. Noch heute erinnert das „Martinsfeld", eigentlich „Marthrsfeld", an diese Verfolgungen. Die jetzige Gereouskirche

5. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 518

1880 - Leipzig : Spamer
51$ Von Metz nach Trier. starb, hat einen Text festgestellt, demzufolge die Inschrift folgendermaßen lauten würde: „Dieses Denkmal hat der Secundinns Securus dem Secundinns Aventinns und den Söhnen des Secundinus Securus und der Publia Pagata, Gattin des Secundinns Aventinus, und dem L. Saccius Modestus und dem Modestus Macedo, dem Sohne desselben, Julius Secundinus Securus, ihren verstorbenen Verwandten und sich bei Lebzeiten als ihr Erbe errichtet." Hiernach ist die Benennung „Secundinerdenkmal" wol gerechtfertigt. Ueber der Inschrift erscheinen drei, ungefähr 3 m hohe Figuren, die ein- ander die Hände ereichen. Man darf in ihnen wol die Stifter des Mo- nnmentes oder die Personen, denen es gesetzt wurde, erblicken. Die Brust- bilder und die Medaillons sind auch als Porträts aufzufassen. Die übrigen Skulpturen sind theils symbolische Darstellungen, theils Scenen aus dem Leben der Römer, wohin besonders die Darstellungen von bespannten Wagen, welche vermuthlich bei Festspielen verwendet worden waren, gehören. Auf der Nordseite ist der Souuengott im Strahlenkranze auf seinem von vier Rossen gezogenen Wagen sichtbar. Es giebt eine große Anzahl Abbildungen dieses Monuments. Einen bronzenen Abguß erhielt Goethe im Jahre 1829. Er erfreute ihn sehr, denn das herrliche Werk hatte ihn 1791 lebhaft beschäftigt, und so schrieb er auch ein Vorwort zu Zumpft und Osterwalds Werk über das Jgeler Denkmal, in welchem die Erinnerung an seine Anwesenheit an Ort und Stelle lebhaft nachzittert. In der Nähe sind Grabsteine römischer Handwerker gefunden worden, welche Abbildungen ihrer Werkzeuge und Geräthe zeigen. Es mögen noch manche Reste römischer Knltnrthätigkeit im Boden ruhen, die ein Zufall aus Licht bringt, damit sie der Wissenschaft neuen Aufschluß bringen können. Als der Dichter Ausouius die Mosel besuchte, besaug er die vorhandenen Römerwerke in folgenden Versen: Diese nun, oder doch Aehnliche wol (Werth ist es zu glauben) Haben im belgischen Land die Pracht der Paläste geschaffen, Und erhabene Villen, die Zier des Stromes, erbauet. Tie hier thronet, erhöht auf dem Wall natürlicher Felsen, Jene gegründet am Rand des weit vorragenden Ufers. Tort steht eine zurück, und fängt im Schöße den Arm auf, Jene, beherrschend den Hügel, der dicht am Fluß sich erhebet, Maßt sich freieren Blick in das Fruchtland an und die Wildniß, Und wie an eigener Flur ergötzt sich die reiche Beschauung. Bei dem auf dem rechten Ufer gelegenen Dorfe Conz überschreitet die Trier-Saarbrücker Eisenbahn die Mosel auf einer prächtigen Brücke und trifft dort mit der Eisenbahn nach Luxemburg zusammen. Eine steinerne Brücke führt über die Saar. Hier fand am 11. August 1675 eine Schlacht statt, welche die Franzosen unter dem Marquis Bovilliers gegeu Oester- reicher, Lothringer, Braunschweiger, Osnabrücker und Münsterländer schlugen. Erstere hatten sich der Stadt Trier bemächtigt und sahen sich durch die Ver- bündeten bedroht. Marschall Erequi rückte mit 10,000 Mann zum Eutsatze

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 138

1880 - Leipzig : Spamer
138 Straßburg, die Königin des Oberrheins. eingeschüchterter Sklaven; hier die begeisterte Arbeit freier Männer, die trotzig in schwindelnde Höhe klimmen mit einem heiligen, kühnen Glauben. Unter den Bildnern, welche „mit heiligem Schmuck zierten den Erwins- ban" nimmt eine Künstlerin, Namens Sabina, den ersten Rang eiu. So sehr hatte sich der Name des Meisters mit dem Bau verwoben, daß man sie lange Zeit hindurch für eine Tochter Erwin's hielt. Die Worte auf einer Schriftrolle, welche der von ihr geschaffeue Apostel Johannes am südlichen Eingange des Querschiffs in der Hand hielt, schienen diese An- nähme zu bestätigen; sie lauteten: „Gratia divinae l)e petra dura Pietatis adesto Sabinae Per quam sum facta figura." Mau übersetzte, indem man petra dura mit Sabina verband: „Die Gnade der göttlichen Barmherzigkeit sei mit Sabina von Steinbach, von der ich, diese Gestalt, gemacht bin." Richtiger beziehen wir aber petra dura auf facta und übersetzen: „Göttlicher Gnade Heil Von der aus Steinen hart Werde Sabina zutheil, Ich, Bild, gefüget ward." Wir wissen, daß der südliche Kreuzarm des Münsters, an welchem dieses Bilduiß steht, schou vor Erwin's Zeit fertig war; auch tragen die Bildwerke die Züge einer früheren Zeit; daraus folgt, daß Sabina vor Erwin gelebt haben muß und nicht seine Tochter sein kann. — Die meisten dieser Bildwerke haben durch die barbarischen Verwüstungen der Schreckens- männer währeud der Revolutionszeit schwer gelitten, so anch die Reiter- bilder der Könige Chlodwig, Dagobert und Rudolf von Habsburg am Münsterportal, welche — wie das Volk sagt — über dem Baue des Münsters arm geworden sind. Was das Bilduiß Ludwig's Xiv., in späterer Zeit noch zu deu drei anderen hinzugefügt, an dieser Stelle zu bedeuten hat, ist schwer zu sageu. Im Innern des Münsters sind es vor Allem zwei Kunstwerke, welche unsere Aufmerksamkeit fefselu. Das eine ist die berühmte astronomische Uhr, von Isaak Habrecht (1571—1574) ausgeführt, welche zu dem Kölner- Chor, der Ulmer Orgel, der Frankfurter Messe, der Nürnberger Industrie, der Augsburger Baukunst und dem Straßburger Münsterthurm als das siebente Wunder Deutschlands gezählt wurde. Lauge Jahre stand das Volk um die Mittagszeit bewundernd davor, wenn der Hahn auf der Spitze krähte, der Tod die Zahl der Stunden schlug und der Heiland segnend die Arme ausbreitete, während die zwölf Apostel mit andachtsvoller Verbeugung an ihm vorüberschritteu. Als aber im vorigen Jahrhundert das Uhrwerk allmählich schadhaft geworden war und die Apostel infolge dessen ihre Wanderung ein- stellten, da knüpfte die Sage an das erstorbene Werk an. Sie erzählt, der Stadtrath habe dh Meister Habrecht aus Besorguiß, daß er anderswo ein zweites ähnliches Wunderwerk ausführen könne, der Zauberei beschuldigt und, nachdem er auf der Folter geständig worden, zur Blendung verurtheilt; da sei der alte Meister noch einmal zu der Uhr getreten, angeblich um am Räderwerke noch etwas zu richten, und habe einige Zeit daran gefeilt.

7. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 79

1880 - Leipzig : Spamer
Eine Wasgaulandschaft in der Juraperiode. 79 Meeresgrunde. Ihre Abdrücke in den Juraschichten gehören zu den am liebsten gesehenen Versteinerungen. Ein großer Theil dieser Meeresbewohner baut sich aus Kalk und auch aus Kieselerde seine mnschel- und schneckenartigen Gehäuse, wozu das Meer selbst ihueu das Material liefert. Nach dem Absterben der Organismen sinken jene Schalen auf den Grund des Meeres, bilden dort einen kalkigen Brei und erhärten allmählich zu einer steiuigen Masse. An manchen solcher Stellen mischt sich der dnrch die Flüsse herbeigeführte Schlamm mit jenem Kalk- brei, wodurch die Mergel- lager von thonigem oder san- digem Kalkstein entstehen. So bildet sich auf dem Grunde des Jurameers eine bis zu 300 m und darüber dicke Schicht aus Kalk- und Mergellagern, die sogenannte Juraformation, welche wir heute noch in allen Gegenden finden, die in jener Schöpfungsperiode von dem Jurameere umflutet waren; also auch im Elsasser Golf, der jetzigen Tiefebene des Oberrheins. Besagter Ichthyosaurus, dem Viktor Scheffel ein Denk- mal setzte, war nämlich der Letzte seines Stammes. Nene Veränderungen und theilweise Hebungen der Erdoberfläche bewirkten ein allmähliches Verlaufen des Meerwassers und ein Austrocknen des Elsasser Golfes, neue Geschöpfe traten auf den Schauplatz der Schöpfung; durch die breite Flüche zog der Rhein seine Thalfurche und eine andere üppige Vegetation bedeckte das Erdreich. Die Vmerscheide der Uogesen. Die großen Ströme nennt Alexander von Humboldr das lebenerweckende, kulturfördernde, menschenverbindende Element, die eigentlichen Lebensadern der Länder. An ihren Mündungen erwachte die Weltgeschichte, ihr Lauf leitet aufwärts in das Innere der Länder. Truvtienkopf 1226 Jznabken 12^9 Elsass er, B elch&n/12&£ Pass d Marlarch nstdie 760 <~dl.de> Bonhtrmme. 1086 Bludenbercf 1232 Jloneck 1366 Rjieinkojrf 1319 Kcüüer ~Waserv 127& J{Ceirck,opf 1333 Sulx er Belcherrb 14-32

8. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 91

1883 - Leipzig : Spamer
Rachezüge des Germanikus. 91 Verwirrung abmarschierenden Legionen plötzlich an und rief seinen Soldaten zu: „Seht da. Varus und die Legionen zum zweiteumale besiegt!" — Die Germanen hieben besonders auf die Pferde ein. Diese, wütend vor Schmerz, warfen ihre Reiter ab und verursachten die schrecklichste Verwirrung. Cäcina selbst stürzte mit seinem Pferde und ward nur durch die Abwehr der ersten Legion gerettet. Mit Mühe und Not kämpften sich die Römer durch und schlugen ein Lager auf. Da aber alle Werkzeuge fehlten, die Verwundeten ächzten und stöhnten und eine undurchdringliche Finsternis herrschte, erreichte das Elend den höchsten Grad. Ein scheu gewordenes Pferd, das durch das Lager rannte, verbreitete einen panischen Schrecken. Mit dem Rufe: „Die Germanen sind da!" stürzte alles wie besessen dem hintern Lagerthore (porta decumana) zu. um sich zu flüchten. Da warf sich Cäcina verzweifelt vor die Ansgangspforte und hielt die Kopflosen zurück. Er ermunterte sie, im Lager hinter den festen Wällen standzuhalten und abzuwarten, bis sie die Germanen angriffen; dann würden sie dieselben durch einen plötzlichen Ausfall zurückschlagen. Zu statten kam ihnen eine Meinungsverschiedenheit unter den deutschen Heerführern: Hermann stimmte dafür, den Abzug der Römer ruhig abzuwarten und sie auf ungünstigem Terrain anzugreifen; Jngniomar dagegen stimmte für Erstürmung des Lagers. Der Vorschlag des letzteren fand wegen der Ausficht auf größere Beute all- gemeinen Beifall; auch vermutete man keinen großen Widerstand. Wie sehr aber täuschte man sich! Die Germanen wurden mit blutigen Köpfen heimgeschickt, Jngniomar schwer verwundet. Hermann entkam unversehrt aus dem Kampfe. Die Römer, obgleich erschöpft und verwundet, fanden Trost im Gefühl des Sieges. Aller Wahrscheinlichkeit nach fand der Kampf in der Nähe des Bourtauger Moors statt, über welchen wohl die pontes longi geführt haben. Man hat dort auch interessante Funde gemacht, welche diese Annahme zu bestätigen scheinen. Auch auf dem Rückwege harrte der Römer großes Ungemach. Germanikus schiffte zwei von den die Ems hinaufgefahrenen Legionen aus und übergab sie dem Vitellius. auf daß er sie zu Lande weiter nach dem Rheine längs des Ozeans führe. Hier gerieten sie durch Sturmfluten und Überschwemmungen in große Not. Endlich gelangten sie an die Mündung eines Flusfes — bei Tacitus lesen wir Visurgis, die Weser —■ doch es kann nur die Hunse (Un- singis), welche bei Groningen in die Nordsee fließt, gemeint sein. So endete der Feldzug des Jahres 15 ohne nennenswerte Erfolge, wohl aber waren die Reihen der Römer durch erlittene Unfälle gewaltig gelichtet. Dies benutzte der ohnehin eifersüchtige und mißgünstige Tiberins, den Germanikus von weiteren Unternehmungen abzuhalten. Kaum waren die Legionen am Rheine eingetroffen, als Stertinius aus- gesandt wurde. Hermanns Vater, Segimer und seinen Sohn Sesithakus auf- zunehmen. Es scheint demnach, daß auch der Vater Hermanns die Sache seines Sohnes im Stiche gelassen und Zuflucht bei den Römern gesucht habe. Er watd mit seinem Sohne in Gnaden aufgenommen, letzterer jedoch nicht ohne Zögern, dcl er den Leichnam des Varus mißhandelt haben sollte, und beide wurden nach der oppidum Ubiorum, d. i. Köln, gebracht. Wir werfen hiermit einen traurigen Blick auf die Uneinigkeit in der Familie des großen Cherusker- Häuptlings. Auch ein Bruder desselben, Flavus, diente bei den Römern. Als Dermann mit diesem im Jahre 16 an der Weser zusammentraf, kam es zu

9. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 94

1883 - Leipzig : Spamer
94 Geschichtliches aus dem Altsassenlande. Hermann geriet mit Marbod, dem früher befreundeten Markomannen- fürsten, in Feindschaft, wie Tacitus erzählt, wegen eines Zwistes über den Ruhm, Deutschland vor Unterjochung bewahrt zu haben, wahrscheinlich aber, weil sich bei dem großen Einigungswerke aller deutschen Stämme keiner dem andern unterordnen wollte. Den Marbod machte jedoch sein Königstitel verhaßt, so daß sogar einige seiner Stämme, die Semnonen und Langobarden, zu Hermann übergingen. Dagegen trat Jnguiomar, welcher es unter seiner Würde hielt, dem weit jüugern Neffen zu gehorchen, zu Marbod über. Der Zusammenstoß fand vermutlich im heutigen Sachsen, vielleicht an der Mulde statt. Beide Heerführer entflammten ihre Truppen durch leideufchaft- liche Reden. Hermann nannte den Marbod einen elenden Feigling, Hochverräter und Satelliten des Kaisers, welcher sich in den Schlupfwinkeln des Hereynifchen Waldes verkrochen und dann demütig einen Frieden von den Römern erbettelt habe. Marbod seinerseits schmälerte Hermanns Ruhm, weil er hinterlistig drei wehrlose Legionen überfallen, aber Weib und Kind treulos im Stiche gelassen habe. Dagegen wies er auf Jngniomars treuen Rat hin und nannte ihn einen wahren Vaterlandsfreund. Nie stießen — berichtet Tacitus — zwei Heere mit größerer Wut aufeinander, niemals wurde mit zweifelhafterem Erfolge gekämpft. Auf beiden Seiten wurden die rechten Flügel geworfen, aber der Kampf blieb ohne Entscheidung. Trotzdem nimmt man an, daß sich Marbod für geschlagen hielt, denn er zog sich auf die benachbarten Hügel zurück. Als infolgedessen viele ihn verließen, ging er, von Truppen entblößt, nach Böhmen. Umsonst bat er den Tiberius um Hilfe; ja, der Sohn des Germanikus, Drufus, welcher nach ihm den Oberbefehl in Germanien führte, hetzte noch andre Feinde gegen Marbod. Endlich fnchte er, von allen verlassen, Schutz bei Tiberius. Dieser gewährte ihm einen Ruhesitz in Ravenna, wo er in hohem Alter starb. Aber auch Hermanns Tage waren gezählt. Sein ehrgeiziges Trachten, an der Spitze aller Germanen zu stehen, brachte ihn bald in Verdacht, als strebe er nach der Königsherrschaft. Ein Chattenfürst, Adgandestrius, hatte sich schon den Römern brieflich angeboten, den Hermann durch Gift zu töten, wenn sie ihm solches übersendeten; aber Tiberius hatte seinen heimtückischen Anschlag mit Entrüstung von sich gewiesen. Doch es fanden sich andre Feinde und zwar in seiner eignen Verwandtschaft. Mit den Waffen in der Hand verteidigte er sich mit wechselndem Glücke, bis er endlich durch Hinterlist fiel. „Unstreitig war er der Befreier Deutschlands" — sagt Tacitus — „er bekämpfte das römische Reich, nicht wie andre Könige und Feldherren bei seinem Entstehen, sondern zur Zeit seiner höchsten Blüte, und blieb, obgleich in den Schlachten nicht immer glücklich, im Kriege unbesiegt. Auf 37 Jahre brachte er sein Leben; zwölf Jahre behauptete er sich als Heerführer; noch heute wird er bei den barbarischen Völkern besungen." — Dies Lob singt ihm der Römer, der Feind! — In welchem Lichte würde der herrliche Jüngling und Held, der Befreier seines Vaterlandes, strahlen, hätten wir eine Schilderung über ihn aus dem Munde seiner begeisterten Landsleute, besäßen wir eins jener Heldenlieder, welche sein dankbares Volk zu seinem Preise anstimmte! — Viele Mythologen glauben, daß uns diese Lieder nicht ganz spurlos verschwunden seien, daß noch Über- reste seiner Verehrung, ja Vergötterung erhalten seien. Ja, man glaubt, daß unter der göttlichen Lichtgestalt unseres größten Sagenhelden Sigurd oder Sigfried
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