Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die ersten Herrscher. 441
Welt ohne Sonne, was ein Reich ohne König?" Darauf schilderte er in den
lebhaftesten Farben die Leiden des Landes und die Schmach des Volkes und
führte als Ursache des Verfalles an, daß dem Reiche das Haupt, der König,
fehle. Lauter Beifall ward dem Redner zu teil; die Versammlung bat ihn, die
Krone anzunehmen und das Reich aus den Trümmern wieder auszurichten:
Crae sträubte sich lange, die ihm angebotene Ehre anzunehmen. Endlich gab
er den eindringlichen Bitten nach, ergriff das Zepter und handhabte die ihm
übertragene Macht mit solcher Weisheit und Mäßigung, daß er Vater des
Volkes genannt wurde. Mit den Nachbarn führte er siegreiche Kriege, viele
Feinde unterwarf er seiner Herrschast. An der Weichsel gründete er eine Stadt,
die er nach seinem Namen Krakau nannte, machte sie zu seinem Wohnsitze und
sprach von dort aus Recht und gab den Lechiten, d. h. den Polen, Gesetze, welche
noch lange nach ihm als die Grundlage des polnischen Rechtes geachtet wurden.
Krakau konnte jedoch lange Zeit nicht zu der gewünschten Blüte gelangen;
denn in den Höhlen um die Stadt lag ein riesengroßer, grimmiger Drache, der
die Herden auf den Triften, das Zugvieh auf den Feldern, selbst Menschen an-
fiel und verschlang. Kein Wunder war es also, wenn die Menschen in bestän-
diger Angst waren, sich nicht in jene Gegend wagten, in der sie nicht sicher
leben konnten. Kein Fremder kam, um sich in Krakau niederzulassen; und die-
jenigen, welche dort wohnten, entschlossen sich, dem wilden Getier allwöchentlich
eine bestimmte Anzahl Vieh zum Fräße preiszugeben; doch reifte bei vielen
der Entschluß, lieber die Stadt zu verlassen, als täglich ihr Leben und Gut
bedroht zu sehen. Da rief der alternde Crae, der seinem Vaterlande ein zärt-
licherer Sohn als seinen Söhnen ein zärtlicher Vater war, seine beiden Söhne,
Lech und Crac, zu sich und sprach zu ihnen: „Euch, meines Lebens Hälfte, habe
ich in meinen Tugenden erzogen; ich habe gewollt, daß ihr tapfer seid und die
Verteidigung und Beschirmung des Wohles eurer Mitbürger übernehmt. Zaudert
also nicht, sondern gehet hin und waffnet euch zur Erlegung des Ungeheuers,
das die Bürger peinigt." Die Söhne gehorchten willig den Worten des Vaters,
konnten aber mit den Bürgern das Ungeheuer nicht so leicht besiegen, als sie
gehofft hatten.
Aus den Worten des Vaters hatte der jüngere Bruder erkannt, daß beide
Söhne dem Vater gleich lieb sind, beide ihm in der Herrschaft folgen sollen.
Er, ergrimmt über dieses Ansinnen, betrachtet fortan seinen ältern Bruder als
Feind und erschlägt ihn, um in den alleinigen Besitz der väterlichen Krone und
Herrschaft zu gelangen. Von dem Morde seines Bruders kehrt er heim zum
Vater und weint, der Drache habe den Bruder erschlagen; der trauernde Vater
begrüßt seinen Sohn und dankt ihm für die Tapferkeit, daß er dem Ungetüm
wenigstens den teuren Leichnam entrissen habe.
Als man einsah, daß man im offenen Kampfe den Drachen nicht besiegen
konnte, nahm man zur List Zuflucht. Rinderhäute wurden mit Pech, Schwefel
und andern brennenden Stoffen angefüllt, in die Nähe der Höhlen geworfen
und an versteckten Stellen angezündet. Der Drache stürzte sich auf die Häute
und verschlang sie mit gewohnter Gier, wurde aber nun vom innern Brande
im Leibe verzehrt.
So wurde Krakau von der Plage befreit und gewann bald an Größe und
Ausdehnung, so daß Gnesen fast gänzlich verdunkelt wurde. Crac regierte noch
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
442 Im Regierungsbezirk Bromberg.
viele Jahre und starb in hohem Alter. Auf die Kunde von seinem Tode verfiel
das Land in tiefe Trauer; das Volk strömte aus allen Himmelsgegenden herbei,
um der Beerdigung der fürstlichen Leiche beizuwohnen.
Ohne Schwierigkeit wurde der nach dem Morde Lechs einzige Sohn des
Verstorbenen gewählt und auf den Thron gehoben. Crac Ii. war ein verruchter
Erbe seines Vaters. Daß seine Hand durch den Brudermord befleckt war, blieb
nicht mehr verborgen. Bald verbreitete sich das Gerücht von der schändlichen
That. Erst flüsterte man es sich leise von Mund zu Mund zu, dann kam der
Frevel klar an den Tag. Von solchem Haß waren die Polen gegen ihren
Fürsten erfüllt, daß sie ihn vom Throne stießen und bei Todesstrafe aus dem
Reiche verbannten.
Auf den.verwaisten Thron erhob das Volk mit allgemeiner Übereinstimmung
eine Tochter Cracs I., die Wanda hieß, ein Mädchen von solcher Schönheit und
Anmut, daß jeder, der sie ansah, bezaubert wurde. Durch die Würde ihres Be-
nehmens, durch Wohlredenheit und Geistesfülle zog sie die Gemüter und Herzen
aller an sich. Zahlreiche Bewerber um ihre Hand fanden sich bei ihr ein; aber
sie wies sie alle zurück, widmete sich nur der Verwaltung des Staates und
regierte auf dem väterlichen Throne so vorsichtig, weise und gerecht, daß alle
ihr Herrschertalent und ihre Staatsklugheit bewunderten.
Als der von Wanda verschmähte mächtige Fürst Rithogar in Schmerz und
Zorn darüber, daß er verschmäht war, ein großes Heer sammelte, um in Polen
einzufallen und mit Gewalt der Waffen zu erlangen, was er in Güte vergebens
begehrt hatte, sandte er fürstliche Boten zur kampfbereiten Fürstin mit der
Weisung, sie sollten Schmeichelei, Bitten, Versprechungen, kurz alles aufbieten,
um den hartnäckigen weiblichen Sinn zu beugen. Wanda aber antwortete
männlich fest und mit Würde: „Für ein so schwaches und des heiligen Ehe-
bündnisses so unwürdiges Weib hält mich euer Fürst, daß er meint, ich, erhaben
durch den Ruhm und die Macht meiner Herrschaft, könne so schweres Unrecht,
mit dem er mein Reich angegriffen hat, vergessen und mich mit meinem Lande
ihm unterwerfen und zu der Erniedrigung meines Volkes und meiner Krone
die Zustimmung geben? Kampf hat er mir angesagt; wohl, er rüste sich!"
Die Gesandten zogen sich beschämt und bestürzt zurück. Als es aber zur Schlacht
kommen sollte und Rithogars tapfere Mannen den edlen Zorn verletzter Jung-
fränlichkeit aus den Augen der Fürstin flammen sahen, da sank ihr Mut und
ihre Kraft fiel in die Fesseln übermächtigen Zaubers. Nicht Bitten noch Über-
redungskünste, nicht Drohungen noch Strafen vermochten die Mannen zum
Kampfe gegen Wanda zu bewegen. Rithogar stürzte sich in Verzweiflung
darüber, daß alle seine Pläne schimpflich scheiterten und sein früherer Ruhm
gänzlich vernichtet war, ins Schwert. Mit unversehrtem Heere kehrte Wanda
triumphierend nach Krakau zurück und wurde mit unermeßlichem Jubel und
großen Feierlichkeiten empfangen. Glücklich über den wunderbar errungenen
Sieg und den bedeutenden Erfolg des Krieges, ordnete sie den Göttern dreißig-
tägige Opfer und Feste an und stürzte sich am Schlüsse der Feste, nachdem sie
reichliche Belohnungen an ihre Getreuen und verdienstvolle Männer ausgeteilt
hatte, vor den Augen ihres Volkes unter Gebeten, daß die Götter ihr gnädig
sein möchten, von der Weichselbrücke hinab in den flutenden Strom. Das ge-
schah um das Jahr 750 unsrer Zeitrechnung.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kruschwitz und der Mäuseturm am Goplosee. 445
ihm zu erzählen. Er starb zu Anfang des 9. Jahrhunderts und hinterließ
einen einzigen Sohn, der nach ihm Popiel hieß.
Als der ältere Popiel starb, war der junge Fürst, der auf den Thron
erhoben wurde, noch nicht mündig; erfahrene Männer führten für ihn die Re-
gierung. Je mehr Popiel Il heranwuchs, desto unbequemer wurde ihm strenge
Zucht und Sitte, desto niedriger sein Sinn; für weise Lehren hatte er kein Ohr,
Warnungen waren ihm lästig, wackerer Männer Gesellschaft mied er, in träger
Ruhe, leichtfertigem Spiel, üppigen Tänzen und wilden Gastmählern lebte er
dahin, zum Waffenhandwerk zeigte er keine Lust. Seine Ratgeber hofften, wenn
er sich vermähle, würde er auf den Pfad der Tugend zurückkehren; aber sie
hatten sich getäuscht, denn die Gattin bestärkte den Fürsten in seinen Lastern,
da Ehrgeiz, Habsucht, Herrschsucht und Tücke sie zu jeder Schandthat fähig machten.
Ihr waren die verständigen Männer, die einst den jungen Fürsten bevormundet
hatten, noch lästiger als ihm; sie wirkte Tag und Nacht auf den Gemahl ein
und suchte ihn zu dem Entschluß zu führen, daß er sie aus dem Wege räume.
Der Mäuseturm am Goplosee.
Popiel ließ sich von dem ränkesüchtigen Weibe leiten, er heuchelte Reue, schluchzte
und seufzte und wußte die Greise zu täuschen. Sie nahmen, ohne an Arglist
und Falschheit zu denken, den mit Gift gefüllten Becher und kamen alle um.
Freilich siel der Verdacht des Mordes auf Popiel und sein schändliches Weib;
aber wer hätte gewagt, diesen Verdacht auszusprechen?
Die Sterne des Vaterlandes waren untergegangen; die Mörder freuten
sich des gelungenen Frevels und erdreisteten sich, den Greisen schnöden Verrat
und Verschwörung nachzusagen. Das Land zitterte in Schrecken vor der Wut
und Grausamkeit des Tyrannen, der sich nun ungehemmt seinen wilden Lüsten,
seinen sittenlosen Begierden, der Roheit seiner entarteten Natur überließ.
Doch in nicht gar langer Zeit überraschte den Bösewicht mitten in seinen
Freveln die Rache des Himmels. Der König saß beim schwelgerischen Mahle.
Da stürzen mit Entsetzen die Diener in den Saal und berichten, aus den Leichen
der gemordeten Greise seien unzählbare Scharen von Mäusen hervorgekrochen,
eine unermeßliche Flut dieser entsetzlichen Tiere erfülle Hof und Schloß. In
alle Zimmer drangen die Mäuse, auch in den Speisesaal kamen sie. Umsonst
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Köln zur Zeit der Römer. 57
denen des Deutzer Kastells zum Bau der Pantaleonskirche verwandt haben.
Später habe der Kaiser Otto das Deutzer Kastell wieder notdürftig restaurireu
lassen. Manche nehmen an, die Brücke Konstantins habe in der Gegend des
heutigen Bayeuthurms gestanden, indessen ist dies wol irrig, und der daselbst
angenommene Brückenbogen führte wol zu einem mittelalterlichen Zollhause.
Von römischen Daten ist noch nachzuholen, daß im Jahre 70 n.chr. der
römische Statthalter am Niederrhein, Vitellius, in Köln von seinen Truppen
zum römischen Kaiser ausgerufen ward und nach Rom eilte, um dort seinen
Einzug zu halten. Wie er in Schwelgerei und Schlemmerei versank, ist bekannt.
Kirche St. Gereon.
Auch der Kaiser Trajau ward als solcher zuerst in Köln (98 n. Chr.)
proklamirt. Von dem Luxus aus der Römerzeit geben viele Gräberfunde Kunde,
wie das Grab in dem Dorfe Wieden mit einem Marmorsarkophag, zwei Sesseln,
mehreren Büsten u. dgl.
Unter der Regierung Konstantias des Großen (306—337) soll seine
Mutter, die heilige Helena, in Köln gewesen sein und die Gereonskirche
an der Stelle gegründet haben, wo der Sage nach der heilige Gereon mit
dem Rest der thebäischen Legion unter Diocletian (287) bei der Christen-
Verfolgung den Märtyrertod erlitt. Noch heute erinnert das „Martinsfeld",
eigentlich „Marthrsfeld", an diese Verfolgungen. Die jetzige Gereouskirche
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TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
51$ Von Metz nach Trier.
starb, hat einen Text festgestellt, demzufolge die Inschrift folgendermaßen
lauten würde:
„Dieses Denkmal hat der Secundinns Securus dem Secundinns
Aventinns und den Söhnen des Secundinus Securus und der Publia
Pagata, Gattin des Secundinns Aventinus, und dem L. Saccius Modestus und
dem Modestus Macedo, dem Sohne desselben, Julius Secundinus Securus,
ihren verstorbenen Verwandten und sich bei Lebzeiten als ihr Erbe errichtet."
Hiernach ist die Benennung „Secundinerdenkmal" wol gerechtfertigt.
Ueber der Inschrift erscheinen drei, ungefähr 3 m hohe Figuren, die ein-
ander die Hände ereichen. Man darf in ihnen wol die Stifter des Mo-
nnmentes oder die Personen, denen es gesetzt wurde, erblicken. Die Brust-
bilder und die Medaillons sind auch als Porträts aufzufassen. Die übrigen
Skulpturen sind theils symbolische Darstellungen, theils Scenen aus dem
Leben der Römer, wohin besonders die Darstellungen von bespannten
Wagen, welche vermuthlich bei Festspielen verwendet worden waren, gehören.
Auf der Nordseite ist der Souuengott im Strahlenkranze auf seinem von
vier Rossen gezogenen Wagen sichtbar.
Es giebt eine große Anzahl Abbildungen dieses Monuments. Einen
bronzenen Abguß erhielt Goethe im Jahre 1829. Er erfreute ihn sehr,
denn das herrliche Werk hatte ihn 1791 lebhaft beschäftigt, und so schrieb
er auch ein Vorwort zu Zumpft und Osterwalds Werk über das Jgeler
Denkmal, in welchem die Erinnerung an seine Anwesenheit an Ort und Stelle
lebhaft nachzittert.
In der Nähe sind Grabsteine römischer Handwerker gefunden worden,
welche Abbildungen ihrer Werkzeuge und Geräthe zeigen. Es mögen noch
manche Reste römischer Knltnrthätigkeit im Boden ruhen, die ein Zufall
aus Licht bringt, damit sie der Wissenschaft neuen Aufschluß bringen können.
Als der Dichter Ausouius die Mosel besuchte, besaug er die vorhandenen
Römerwerke in folgenden Versen:
Diese nun, oder doch Aehnliche wol (Werth ist es zu glauben)
Haben im belgischen Land die Pracht der Paläste geschaffen,
Und erhabene Villen, die Zier des Stromes, erbauet.
Tie hier thronet, erhöht auf dem Wall natürlicher Felsen,
Jene gegründet am Rand des weit vorragenden Ufers.
Tort steht eine zurück, und fängt im Schöße den Arm auf,
Jene, beherrschend den Hügel, der dicht am Fluß sich erhebet,
Maßt sich freieren Blick in das Fruchtland an und die Wildniß,
Und wie an eigener Flur ergötzt sich die reiche Beschauung.
Bei dem auf dem rechten Ufer gelegenen Dorfe Conz überschreitet
die Trier-Saarbrücker Eisenbahn die Mosel auf einer prächtigen Brücke
und trifft dort mit der Eisenbahn nach Luxemburg zusammen. Eine steinerne
Brücke führt über die Saar. Hier fand am 11. August 1675 eine Schlacht
statt, welche die Franzosen unter dem Marquis Bovilliers gegeu Oester-
reicher, Lothringer, Braunschweiger, Osnabrücker und Münsterländer schlugen.
Erstere hatten sich der Stadt Trier bemächtigt und sahen sich durch die Ver-
bündeten bedroht. Marschall Erequi rückte mit 10,000 Mann zum Eutsatze
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Extrahierte Personennamen: L._Saccius_Modestus Modestus_Macedo Julius_Secundinus_Securus Goethe August
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
138 Straßburg, die Königin des Oberrheins.
eingeschüchterter Sklaven; hier die begeisterte Arbeit freier Männer, die
trotzig in schwindelnde Höhe klimmen mit einem heiligen, kühnen Glauben.
Unter den Bildnern, welche „mit heiligem Schmuck zierten den Erwins-
ban" nimmt eine Künstlerin, Namens Sabina, den ersten Rang eiu.
So sehr hatte sich der Name des Meisters mit dem Bau verwoben, daß
man sie lange Zeit hindurch für eine Tochter Erwin's hielt. Die Worte
auf einer Schriftrolle, welche der von ihr geschaffeue Apostel Johannes am
südlichen Eingange des Querschiffs in der Hand hielt, schienen diese An-
nähme zu bestätigen; sie lauteten:
„Gratia divinae l)e petra dura
Pietatis adesto Sabinae Per quam sum facta figura."
Mau übersetzte, indem man petra dura mit Sabina verband: „Die
Gnade der göttlichen Barmherzigkeit sei mit Sabina von Steinbach, von
der ich, diese Gestalt, gemacht bin." Richtiger beziehen wir aber petra
dura auf facta und übersetzen:
„Göttlicher Gnade Heil Von der aus Steinen hart
Werde Sabina zutheil, Ich, Bild, gefüget ward."
Wir wissen, daß der südliche Kreuzarm des Münsters, an welchem
dieses Bilduiß steht, schou vor Erwin's Zeit fertig war; auch tragen die
Bildwerke die Züge einer früheren Zeit; daraus folgt, daß Sabina vor
Erwin gelebt haben muß und nicht seine Tochter sein kann. — Die meisten
dieser Bildwerke haben durch die barbarischen Verwüstungen der Schreckens-
männer währeud der Revolutionszeit schwer gelitten, so anch die Reiter-
bilder der Könige Chlodwig, Dagobert und Rudolf von Habsburg am
Münsterportal, welche — wie das Volk sagt — über dem Baue des
Münsters arm geworden sind. Was das Bilduiß Ludwig's Xiv., in späterer
Zeit noch zu deu drei anderen hinzugefügt, an dieser Stelle zu bedeuten
hat, ist schwer zu sageu.
Im Innern des Münsters sind es vor Allem zwei Kunstwerke, welche
unsere Aufmerksamkeit fefselu. Das eine ist die berühmte astronomische
Uhr, von Isaak Habrecht (1571—1574) ausgeführt, welche zu dem Kölner-
Chor, der Ulmer Orgel, der Frankfurter Messe, der Nürnberger Industrie,
der Augsburger Baukunst und dem Straßburger Münsterthurm als das
siebente Wunder Deutschlands gezählt wurde. Lauge Jahre stand das Volk
um die Mittagszeit bewundernd davor, wenn der Hahn auf der Spitze krähte,
der Tod die Zahl der Stunden schlug und der Heiland segnend die Arme
ausbreitete, während die zwölf Apostel mit andachtsvoller Verbeugung an
ihm vorüberschritteu. Als aber im vorigen Jahrhundert das Uhrwerk allmählich
schadhaft geworden war und die Apostel infolge dessen ihre Wanderung ein-
stellten, da knüpfte die Sage an das erstorbene Werk an. Sie erzählt, der
Stadtrath habe dh Meister Habrecht aus Besorguiß, daß er anderswo ein
zweites ähnliches Wunderwerk ausführen könne, der Zauberei beschuldigt und,
nachdem er auf der Folter geständig worden, zur Blendung verurtheilt; da
sei der alte Meister noch einmal zu der Uhr getreten, angeblich um am
Räderwerke noch etwas zu richten, und habe einige Zeit daran gefeilt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Sabina Apostel Johannes Sabina Sabina_von_Steinbach Sabina Sabina Chlodwig Rudolf_von_Habsburg Rudolf Isaak_Habrecht Isaak Apostel Apostel
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Eine Wasgaulandschaft in der Juraperiode.
79
Meeresgrunde. Ihre Abdrücke in den Juraschichten gehören zu den am
liebsten gesehenen Versteinerungen.
Ein großer Theil dieser Meeresbewohner baut sich aus Kalk und auch
aus Kieselerde seine mnschel- und schneckenartigen Gehäuse, wozu das Meer
selbst ihueu das Material liefert. Nach dem Absterben der Organismen
sinken jene Schalen auf den
Grund des Meeres, bilden
dort einen kalkigen Brei und
erhärten allmählich zu einer
steiuigen Masse. An manchen
solcher Stellen mischt sich der
dnrch die Flüsse herbeigeführte
Schlamm mit jenem Kalk-
brei, wodurch die Mergel-
lager von thonigem oder san-
digem Kalkstein entstehen.
So bildet sich auf dem
Grunde des Jurameers eine
bis zu 300 m und darüber
dicke Schicht aus Kalk- und
Mergellagern, die sogenannte
Juraformation, welche
wir heute noch in allen
Gegenden finden, die in jener
Schöpfungsperiode von dem
Jurameere umflutet waren;
also auch im Elsasser Golf,
der jetzigen Tiefebene des
Oberrheins.
Besagter Ichthyosaurus,
dem Viktor Scheffel ein Denk-
mal setzte, war nämlich der
Letzte seines Stammes. Nene
Veränderungen und theilweise
Hebungen der Erdoberfläche
bewirkten ein allmähliches
Verlaufen des Meerwassers
und ein Austrocknen des
Elsasser Golfes, neue Geschöpfe traten auf den Schauplatz der Schöpfung;
durch die breite Flüche zog der Rhein seine Thalfurche und eine andere
üppige Vegetation bedeckte das Erdreich.
Die Vmerscheide der Uogesen. Die großen Ströme nennt Alexander von
Humboldr das lebenerweckende, kulturfördernde, menschenverbindende Element,
die eigentlichen Lebensadern der Länder. An ihren Mündungen erwachte
die Weltgeschichte, ihr Lauf leitet aufwärts in das Innere der Länder.
Truvtienkopf 1226
Jznabken 12^9
Elsass er, B elch&n/12&£
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<~dl.de> Bonhtrmme. 1086
Bludenbercf 1232
Jloneck 1366
Rjieinkojrf 1319
Kcüüer ~Waserv 127&
J{Ceirck,opf 1333
Sulx er Belcherrb 14-32
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Rachezüge des Germanikus. 91
Verwirrung abmarschierenden Legionen plötzlich an und rief seinen Soldaten
zu: „Seht da. Varus und die Legionen zum zweiteumale besiegt!" — Die
Germanen hieben besonders auf die Pferde ein. Diese, wütend vor Schmerz,
warfen ihre Reiter ab und verursachten die schrecklichste Verwirrung. Cäcina
selbst stürzte mit seinem Pferde und ward nur durch die Abwehr der ersten Legion
gerettet. Mit Mühe und Not kämpften sich die Römer durch und schlugen ein
Lager auf. Da aber alle Werkzeuge fehlten, die Verwundeten ächzten und
stöhnten und eine undurchdringliche Finsternis herrschte, erreichte das Elend den
höchsten Grad. Ein scheu gewordenes Pferd, das durch das Lager rannte,
verbreitete einen panischen Schrecken. Mit dem Rufe: „Die Germanen sind da!"
stürzte alles wie besessen dem hintern Lagerthore (porta decumana) zu. um
sich zu flüchten. Da warf sich Cäcina verzweifelt vor die Ansgangspforte und
hielt die Kopflosen zurück. Er ermunterte sie, im Lager hinter den festen Wällen
standzuhalten und abzuwarten, bis sie die Germanen angriffen; dann würden
sie dieselben durch einen plötzlichen Ausfall zurückschlagen. Zu statten kam
ihnen eine Meinungsverschiedenheit unter den deutschen Heerführern: Hermann
stimmte dafür, den Abzug der Römer ruhig abzuwarten und sie auf ungünstigem
Terrain anzugreifen; Jngniomar dagegen stimmte für Erstürmung des Lagers.
Der Vorschlag des letzteren fand wegen der Ausficht auf größere Beute all-
gemeinen Beifall; auch vermutete man keinen großen Widerstand. Wie sehr aber
täuschte man sich! Die Germanen wurden mit blutigen Köpfen heimgeschickt,
Jngniomar schwer verwundet. Hermann entkam unversehrt aus dem Kampfe.
Die Römer, obgleich erschöpft und verwundet, fanden Trost im Gefühl des Sieges.
Aller Wahrscheinlichkeit nach fand der Kampf in der Nähe des Bourtauger
Moors statt, über welchen wohl die pontes longi geführt haben. Man hat dort
auch interessante Funde gemacht, welche diese Annahme zu bestätigen scheinen.
Auch auf dem Rückwege harrte der Römer großes Ungemach. Germanikus
schiffte zwei von den die Ems hinaufgefahrenen Legionen aus und übergab sie
dem Vitellius. auf daß er sie zu Lande weiter nach dem Rheine längs des
Ozeans führe. Hier gerieten sie durch Sturmfluten und Überschwemmungen
in große Not. Endlich gelangten sie an die Mündung eines Flusfes — bei
Tacitus lesen wir Visurgis, die Weser —■ doch es kann nur die Hunse (Un-
singis), welche bei Groningen in die Nordsee fließt, gemeint sein. So endete
der Feldzug des Jahres 15 ohne nennenswerte Erfolge, wohl aber waren die
Reihen der Römer durch erlittene Unfälle gewaltig gelichtet. Dies benutzte der
ohnehin eifersüchtige und mißgünstige Tiberins, den Germanikus von weiteren
Unternehmungen abzuhalten.
Kaum waren die Legionen am Rheine eingetroffen, als Stertinius aus-
gesandt wurde. Hermanns Vater, Segimer und seinen Sohn Sesithakus auf-
zunehmen. Es scheint demnach, daß auch der Vater Hermanns die Sache seines
Sohnes im Stiche gelassen und Zuflucht bei den Römern gesucht habe. Er
watd mit seinem Sohne in Gnaden aufgenommen, letzterer jedoch nicht ohne
Zögern, dcl er den Leichnam des Varus mißhandelt haben sollte, und beide
wurden nach der oppidum Ubiorum, d. i. Köln, gebracht. Wir werfen hiermit
einen traurigen Blick auf die Uneinigkeit in der Familie des großen Cherusker-
Häuptlings. Auch ein Bruder desselben, Flavus, diente bei den Römern. Als
Dermann mit diesem im Jahre 16 an der Weser zusammentraf, kam es zu
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Extrahierte Personennamen: Varus Cäcina Cäcina Hermann Hermann Germanikus Hermanns Varus
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
94 Geschichtliches aus dem Altsassenlande.
Hermann geriet mit Marbod, dem früher befreundeten Markomannen-
fürsten, in Feindschaft, wie Tacitus erzählt, wegen eines Zwistes über den Ruhm,
Deutschland vor Unterjochung bewahrt zu haben, wahrscheinlich aber, weil sich
bei dem großen Einigungswerke aller deutschen Stämme keiner dem andern
unterordnen wollte. Den Marbod machte jedoch sein Königstitel verhaßt, so
daß sogar einige seiner Stämme, die Semnonen und Langobarden, zu Hermann
übergingen. Dagegen trat Jnguiomar, welcher es unter seiner Würde hielt,
dem weit jüugern Neffen zu gehorchen, zu Marbod über.
Der Zusammenstoß fand vermutlich im heutigen Sachsen, vielleicht an der
Mulde statt. Beide Heerführer entflammten ihre Truppen durch leideufchaft-
liche Reden. Hermann nannte den Marbod einen elenden Feigling, Hochverräter
und Satelliten des Kaisers, welcher sich in den Schlupfwinkeln des Hereynifchen
Waldes verkrochen und dann demütig einen Frieden von den Römern erbettelt
habe. Marbod seinerseits schmälerte Hermanns Ruhm, weil er hinterlistig drei
wehrlose Legionen überfallen, aber Weib und Kind treulos im Stiche gelassen
habe. Dagegen wies er auf Jngniomars treuen Rat hin und nannte ihn einen
wahren Vaterlandsfreund. Nie stießen — berichtet Tacitus — zwei Heere mit
größerer Wut aufeinander, niemals wurde mit zweifelhafterem Erfolge gekämpft.
Auf beiden Seiten wurden die rechten Flügel geworfen, aber der Kampf blieb
ohne Entscheidung. Trotzdem nimmt man an, daß sich Marbod für geschlagen
hielt, denn er zog sich auf die benachbarten Hügel zurück. Als infolgedessen
viele ihn verließen, ging er, von Truppen entblößt, nach Böhmen. Umsonst
bat er den Tiberius um Hilfe; ja, der Sohn des Germanikus, Drufus, welcher
nach ihm den Oberbefehl in Germanien führte, hetzte noch andre Feinde gegen
Marbod. Endlich fnchte er, von allen verlassen, Schutz bei Tiberius. Dieser
gewährte ihm einen Ruhesitz in Ravenna, wo er in hohem Alter starb.
Aber auch Hermanns Tage waren gezählt. Sein ehrgeiziges Trachten,
an der Spitze aller Germanen zu stehen, brachte ihn bald in Verdacht, als
strebe er nach der Königsherrschaft. Ein Chattenfürst, Adgandestrius, hatte sich
schon den Römern brieflich angeboten, den Hermann durch Gift zu töten, wenn
sie ihm solches übersendeten; aber Tiberius hatte seinen heimtückischen Anschlag
mit Entrüstung von sich gewiesen. Doch es fanden sich andre Feinde und zwar
in seiner eignen Verwandtschaft. Mit den Waffen in der Hand verteidigte er
sich mit wechselndem Glücke, bis er endlich durch Hinterlist fiel. „Unstreitig
war er der Befreier Deutschlands" — sagt Tacitus — „er bekämpfte das
römische Reich, nicht wie andre Könige und Feldherren bei seinem Entstehen,
sondern zur Zeit seiner höchsten Blüte, und blieb, obgleich in den Schlachten
nicht immer glücklich, im Kriege unbesiegt. Auf 37 Jahre brachte er sein
Leben; zwölf Jahre behauptete er sich als Heerführer; noch heute wird er bei
den barbarischen Völkern besungen." — Dies Lob singt ihm der Römer, der
Feind! — In welchem Lichte würde der herrliche Jüngling und Held, der
Befreier seines Vaterlandes, strahlen, hätten wir eine Schilderung über ihn aus
dem Munde seiner begeisterten Landsleute, besäßen wir eins jener Heldenlieder,
welche sein dankbares Volk zu seinem Preise anstimmte! — Viele Mythologen
glauben, daß uns diese Lieder nicht ganz spurlos verschwunden seien, daß noch Über-
reste seiner Verehrung, ja Vergötterung erhalten seien. Ja, man glaubt, daß
unter der göttlichen Lichtgestalt unseres größten Sagenhelden Sigurd oder Sigfried
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Extrahierte Personennamen: Hermann Hermann Hermann Marbod Tacitus Marbod Tiberius Tiberius Tiberius Hermann Tiberius Tacitus Sigurd
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Drufus Germanien Ravenna