Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
150 Die ozeanische Inselwelt.
sind hohe Eilande, von Kettengebirgen durchzogen, deren Spitzen eine bc-
deutende Höhe erreichen, und worunter einige als Vulkane erscheinen. Die
zahlreichen Einwohner gehören zu den Papuas.
Ein Gürtel um den Leib ist das einzige Kleidungsstück; sie tättowiereu
Gesicht, Arme und Beine, bemalen sie auch mit Rot und Weiß und färben
ihre Haare gleichfalls rot. Ihre Fahrzeuge oder Prauen sind aus mehreren
Stücken zusammengesetzt und wahre Meisterwerke der Kunst. Um sie zu
zieren, legen sie dieselben mit farbigem Holze oder Perlmutter aus. Von
ihren Kriegsfahrzeugen war eines der größten 29 111 lang und 2 in breit.
Merkwürdig sind ihre Begräbnisfeierlichkeiten. Wenn ein Erwachsener stirbt,
so wird seine Leiche auf einem hohen Gerüste ausgestellt und darunter eine
Grube gemacht, welche das abgelöste Fleisch, das die Raubvögel übrig ge-
lassen, auffängt. Co liegt der Leichnam, bis alles Fleisch entfernt und nur
das Skelett noch vorhanden ist. Dieses bringt man alsdann in ein gemein-
schaftliches Grab, bedeckt dasselbe mit einem Geflecht und führt eine Hütte
darüber auf. Die Gräber der Kinder bestreut man bloß mit Blumen. Die
Oberhäupter, welche sich durch Zieraten, besonders durch einen aus zwei
Federn bestehenden Schmuck auszeichnen, stehen in hohem Ansehen. Tritt
ein Unterthan unvorsichtig in den Schatten seines Häuptlings, so wird dies
ans der Stelle mit dem Tode bestraft, und nur Reiche oder Vornehme können
sich mit Aufopferung ihres Vermögens davon loskaufen. Die Häuptlinge
der verschiedenen Inseln leben miteinander oft im Kriege, die Gefangenen
werden Sklaven und dienen dem Sieger. Von der Hinterlist der Bewohner
dieser Inseln zeugt folgendes Beispiel: Im Jahre 1828 ankerte ein bri-
tischer Walfischfänger in einem ihrer Häsen; man kam ihm mit der größten
Freundlichkeit entgegen und brachte Dams und andre Eßwnrzeln zum Geschenk.
Schon war der Kapitän im Begriff, eine geröstete Yamswurzel zum Munde
zu führen, als ein junger Eingeborener, der zufälligerweise schon länger
ans dem Schiffe war, hinzusprang und mit heftigen Gebärden andeutete,
daß der Genuß der Wurzel töten würde. Man verstand ihn sofort, unter-
suchte die Wurzel und fand sie mit einem schnelltötenden Gifte überzogen.
Die Eingeborenen ergriffen fogleich die Flucht, wurden aber von einein
Walfischboot verfolgt, dessen Mannschaft mehrere von ihnen verwundete
und tötete. Infolge des Vertrages, der am 6. April 1886 zwischen Deutsch-
laud und England geschlossen wurde, sielen die nordwestlichen Inseln dieser
Gruppe an Deutschland (etwa ein Drittel) und die südlichen an England.
Bewohnt ist die Gruppe von ca. 167 000 Melanefiern.
Doch wir verlassen die wunderschönen Salomonseilande, um den
Archipel von Santa Cruz zu besuchen. Der Entdecker desselben ist
gleichfalls der Spanier Mendana, welcher auf seiner dritten Reise im
Jahre 1595 beim Aussuchen der von ihm entdeckten Salomonsinseln jenen
statt dieser fand. Nur noch einmal wurde er von dem berühmten See-
fahrer Quiros elf Jahre später gesehen, dann gänzlich vergessen, bis ihn
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Dams Spanier_Mendana
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- England Deutschland England
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
156 Die ozeanische Inselwelt.
giftiges Gewürm oder ein den Menschen gefährliches Raubtier. Die
Luft ist gesund, feucht und mild. Der fruchtbare Boden trägt nicht allein
eine Menge inländischer Gewächse, unter denen nur der bei uns in Menge
verbrauchte neuseeländische Flachs genannt werden soll, sondern auch fast
alle europäischen Getreidearten und Früchte. Die Wälder Neuseelands
sind wahrhaft prachtvoll und von denen in Australien gänzlich verschieden.
Merkwürdig ist die außerordentliche Menge von Farnkräutern, welche den
Boden beider Inseln überwuchern, und die oft 3 bis 3 1/2 m hoch werden;
ja, es gibt sogar einen schönen Farnbaum, welcher die Höhe von 7 bis
10 «i erreicht.
Beide Inseln haben mit Hinzurechnung der benachbarten kleinen
Inseln einen Flächenraum von 258 800 qkm. Die nördliche (Te-Ika-a
Maui) ist am bekanntesten und macht deu schönsten Teil Neuseelands aus.
Die südliche (Te-Wahi-Punamu), eigentlich mittlere, da eine kleine Insel
die Gruppe schließt, bildet gegen die erstere einen auffallenden Gegensatz.
Sobald man den Fuß über die Cooksstraße gesetzt hat, welche beide von-
einander scheidet, verändert sich das Panorama. Ungeheure Gebirgsmassen,
deren nackte Gipfel hoch in die Wolken reichen und meist unter ewigem
Schnee vergraben sind, decken die Oberfläche. Die Abhänge schmückt ein
herrlicher Pflanzenwuchs, aber jäh und drohend ist der Sturz der Ge-
Wässer in das Meer hinab. Kein Fluß vermag auf diesen schroffen Ab-
hängen ein Bett zu ziehen, das zusammengelaufene Quell- und Schneewasser
stürzt als Wildbach von Kaskade zu Kaskade zum Meer.
Man muß Augenzeuge eines so furchtbaren Anblicks gewesen sein, um
die Szenen von Unordnung und Wildheit, die wahrscheinlich durch unter-
irdische Feuer und Erdbeben hervorgebracht worden sind, zu begreifen.
Die Westküste der Südinsel bietet das traurigste Bild dar. Sie zeigt sich
nur als öde Strecke, über ihr ein trauriger Himmel, stete Stürme um-
brausen sie, und fürchterliche Brandungen peitschen ihre Gestade.
Wie könnten die Bewohner dieses furchtbaren und in seinem nördlichen
Teile doch so schönen und reichen Landes wohl anders als die Natur ihres
Landes sein, rauh und wild? Ihr Sinn ist fest und starr wie das Gestein
ihrer Felsen, ihre Leidenschaften schäumen jach und unbändig wie ihre
Wasserfälle. Es ist ein großer, wohlgebildeter, kraftvoller Menschenschlag,
das Auge schwarz und lebhaft, die Zähne weiß und schön wie Elfenbein,
die Gesichtszüge regelmäßig und angenehm. Das schwarze Haar fällt in
reicher Lockenfülle herab, die Hautfarbe ist hellbraun, fast wie bei den
Bewohnern des südlichen Europas. Der Neuseeländer ist tättowiert, und
zwar besonders schön und reich, sobald er ein vornehmer Mann ist.
Gleichwohl ist diese Tättowierung eine ziemlich schmerzhafte Operation, da
sie nicht nur durch Stiche, sondern auch durch Schnitte ausgesührt wird.
Gesicht und Brust sind die vorzüglichsten Stellen, und große Krieger lassen
sich nach jedem Feldzuge neue Tättowierungen am Körper anbringen, um
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Neuseelands Australien Maui Neuseelands Europas
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Neuseeland. 157
noch in späteren Zeiten eine Erinnerung an ihre Thaten zu haben. Man
hat einige Künstler, welche sich nur mit Tättowierung abgeben und eine
vorzügliche Gewandtheit in der Herstellung regelmäßiger Formen besitzen.
Sie bedienen sich hierzu vorzugsweise eines scharfen Knochens, der bisweilen
noch mit einigen Zähnen versehen ist. Man setzt ihn auf die Haut und
schlägt mit einem Stäbchen auf den Rücken desselben, damit er tief genug
eindringe. Da hierbei Blutungen entstehen, so wartet man, bis dieselben
gestillt sind, worauf man die Furchen mit einem in Farben getauchten
Vorratshaus eines Nlaori.
Pinsel bestreicht. Mit der Tättowierung hat es ungefähr dieselbe Be-
wandtnis wie mit unsern Wappen. Bei Verträgen mit Häuptlingen ver-
tritt die Abzeichnung ihrer Tättowierung, Moko genannt, die Stelle der
Unterschrift. Frauen dürfen sich nur wenig tättowieren, Sklaven gar nicht.
Diese Operation wird nicht auf einmal, sondern nach und nach gemacht.
Der Charakter des Neuseeländers oder Maori ist ein Verein von
guten und schlechten Eigenschaften, eine Mischung von Sanftmut und
Grausamkeit, die ihn zum furchtbarsten Kannibalen macht. Ist er ruhig,
so zeigt sein Gesicht Gutmütigkeit und Freundlichkeit, gerät er in Zorn
und Wut, so ist jeder Zug, jede Gebärde völlig entstellt. Rachsucht ist
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
132 Das Festland Australien.
Vorkommen imposanter Nadelbäume. Australien besitzt deren auf seiuem
Kontinente zwei: den Buuya-Buuya-Baum (Araucaria Bidwiliii) und die
Moretonbai-Tanne (A. Luuuiugliami), beide in den östlichen Teilen (Neu-
südwales), beide eßbare Nüsse liefernd, die sür die Eingeborenen von großer
Bedeutung sind. Ganz eigentümlich stehen die Grasbäume (Xanthorrhoea)
da, die ganz an die verwandten Aneeaarten der mexikanisch-texanischen
Steppenländer erinnern. Einen niedrigen Stamm bildend entfalten sie
an dessen Gipsel einen dichten Schopf grasartiger, niederfallender Blätter,
aus deren Mitte sich ein langer Blnmenschast erhebt. Wie die Farn-
bänme, so vertreten sie, wo sie erscheinen, die Palmensorm. Es gibt nur
ein paar Arten: unter ihnen die schlanke Bangalapalme (Ptychosperma
elegans) und die stattliche Kohlpalme (Livistonia australis). An saftigen
Nahrungsmitteln dagegen steht Australien, im Verhältnis zu seiuem Um-
fange und der Mannigfaltigkeit seiner Gewächse, Sudafrika vielleicht aus-
genommen, allen Weltteilen nach. Kaum daß ein Gras, die Coola (Pani-
cum laevinode), und auch dieses nur" auf beschränktem Räume des Nord-
osteus, eiue Art Getreide liefert. Doch hat es keinen Ackerbau erzeugt.
Kein Wunder, daß der Australier alles genießt, was eßbar ist, von den
widerlichsten Insekten und ihren Larven bis zum delikaten Känguruh, von
der erbärmlichsten Nardn-Frucht (Marsilea hirsuta E. Br.) bis zu den
Wurzeln der Teichrosen (Nymphaea) 2c. Es spricht schon deutlich geuug,
daß manche Stämme der Eingeborenen kein andres Wasser kennen oder ge-
nießen als das, was ihnen aus dem Begleiter des schrecklichen Skrnb, aus
den Zweigen des Malley-(Malli-)Busches (Eucalyptus dumosa), heraus-
fließt, sobald sie dieselben zerbrechen. Wären die Europäer auf die ein-
heimischen Beeren und Früchte angewiesen, so würden sie nichts andres zu
thuu haben, als den ganzen Tag, gleich den Schwarzen, nach Nahrung aus-
zuspähen. Dies verhindern die vielen Nahrungsmittel, die der Kolonist
teils der gemäßigten, teils der warmen Zone entnahm und nach Australien
überführte. Im Süden prangen daher die Gewächse Mitteleuropas, uusre
Getreidearten, unser Wein ?e., neben den Zeugen einer warmen Zone, neben
Pisang, Orangen, Ananas :e. Nach den Tropen hin nimmt in Queens-
laud mit der Baumwolle auch der tropische Charakter der Früchte zu.
Alles aber beschränkt sich auf den äußersten Küstensaum; das Innere ist
auch in botanischer und volkswirtschaftlicher Beziehung noch vielfach ein
Buch mit sieben Siegeln.
Doch werfen wir noch einen Blick auf die Bevölkeruug. Sie ist
äußerst schwach, deuu die Zahl der Ureinwohner Australiens beläuft sich
gegenwärtig wohl schwerlich aus mehr als 30 000. Die eingeborenen
Australier stehen unstreitig aus einer sehr niedrigen Stufe der Zivili-
sation. Ihre Farbe ist mehr ein schmutziges Schwarzbraun und nicht mit
dem Schwarz der afrikanischen Neger zu vergleichen. Sie haben eine
hohe Stirn und wildes, langes, aber nicht wolliges Haar, eine flach-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Eingeborene von Neuseeland. 159
Opfer vom sicheren Tode rettet. Man glaubt, daß die Gesundheit des
Getöteten auf den Kranken übergehe, und zwar besonders, wenn man Ge-
Hirn und Augen desselben verzehre, in welchem Falle man auch von seinem
Geiste in der andern Welt nicht gemartert werden kann.
Der Handel mit tättowierten und geräucherten Menschenköpfen war
bis vor etwa 30 Jahren gar nicht unbedeutend. Im Museum für Völker-
künde zu Leipzig ist ein solcher geräucherter Kopf aufbewahrt. Die Gesichts-
züge sind höchst wohl erhalten, Haare und Bart ganz unversehrt, nur die
eingesetzten Glasaugen geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche.
Eiiigeöorene von Neuseeland (2iuori), Aliim« und Frau.
Ehemals beschränkte man sich eben daraus, die Köpfe, verstorbener Freunde
auszuheben; als man aber merkte, daß Europäer danach als Merkwürdig-
keiten begierig waren und man diese Familienheiligtümer nicht weggeben
wollte, so bereitete man die Köpfe der Feinde oder der andern Erschlagenen
aus ähnliche Weise und brachte sie öffentlich auf die von Europäern be-
suchten Märkte, selbst nach Sydney. Die Köpfe der Häuptlinge hebt man
besonders auf. Kommt ein Freund oder naher Verwandter des Toten in
das Dorf, so holt man sie hervor, stellt sie hoch auf, z. B. auf Dachgiebel,
über die Hausthür, auf Stangen und führt nun die Fremden an diese
Stelle; diese weinen über den Toten, liebkosen den Kopf und brechen beim
Gedanken an die ehemaligen Feinde und Beleidiger desselben in die furcht-
barste Wut aus. Alle Sklaven suchen sich jetzt vor dem Fremdlinge zu
verbergen; erblickte er einen, so könnte es leicht geschehen, daß er dem
Haupte des erschlagenen Freundes einen oder den andern zum Sühnopfer
brächte.
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Extrahierte Ortsnamen: Neuseeland Neuseeland Sydney
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die staatliche Organisation und das politische Leben Deutschlands. 199
X. Die Reichsbank. Dieselbe dient zur Regelung des Geldumlaufs,
zur Erleichterung von Zahlungen, zur Nutzbarmachung von Kapitalien.
Die Reichsanssicht wird durch ein Kuratorium ausgeübt, dessen Vorsitz der
Reichskanzler führt und das außerdem noch vier Mitglieder hat. Neben der Reichs-
Hauptbank stehen 17 Reichsbankhauptstelleu und 44 Reichsbankstellen, diesen sind
vielfach noch Reichsbanknebenstellen beigegeben.
Xi. Die Reichsschuldenkommission. Dieselbe führt die Aufsicht über
die Reichsfchuldeuverwaltuug, über die Verwaltung des Reichskriegsschatzes, des
Jnvalidenfonds, des Festungsbaufonds, des Fonds für den Bau des Reichs-
tagsgebäudes fowie über die Anfertigung :c. der Banknoten.
Die Kommission besteht aus vier Mitgliedern des Bundesrats, drei Mit-
gliedern des Reichstags und dem Präsidenten des Rechnungshofs; in gewissen
Fällen wird sie verstärkt. Der Reichsinvalidenfonds betrug Ende März 1887:
500851900 Mark; die Reichsschulden Ende März 1888: 851229 700 Mark ein-
schließlich des ausgegebenen Reichspapiergeldes: 130211700 Mark.
Xii. Das Reichs-Marineamt ist als Reichsbehörde, welche die oberste
Verwaltung der kaiserlichen Marine unterliegt, durch kaiserlichen Erlaß vom
30. März 1889 von dem Oberkommando der Marine getrennt worden. Die
Geschäfte dieser Behörde werden in mehreren gesonderten Abteilungen bearbeitet,
deren eine die militärischen Sachen behandelt, während andre Abteilungen die
technischen, ferner die statistischen, weiterhin die hydrographischen beziehentlich
kartographischen Arbeiten besorgen. Zum Ressort des Marineamtes gehören
uuter andern: vornehmlich die Inspektion des Torpedowesens zu Kiel, die Schiffs-
Prüfungskommission ebendaselbst, ferner die beiden Marine-Stationsintendan-
tureu zu Kiel und Wilhelmshaven, die drei Werften zu Dauzig, Kiel und
Wilhelmshaven, weiterhin vier Artilleriedepots (zu Friedrichsort, Wilhelmshaven.
Geestemünde und Kuxhaven), auch mehrere Minendepots u. s. w., endlich die
deutsche Seewarte zu Hamburg.
In der vorgeführten Reihe von zwölf Reichsbehörden ist ein besonderes
Reichskriegsamt nicht mit erwähnt worden. Auch besteht in der That ein solches
Reichsamt nicht, vielmehr gilt als oberstes beratendes Zentralorgan für das
Reichskriegswesen der in § 2 (Seite 190) bei der Stelle über den Bundesrat
genannte „Ausschuß für das Landheer und die Festuugen", welchem der preu-
ßifche Kriegsminister als Präses vorsteht.
An gegenwärtiger Stelle sei noch der Flagge und dem Wappen des
Deutschen Reiches ein Wort vergönnt. Die Farben des Reiches sind schwarz-
weiß-rot. Dieser Zusammenstellung liegen zunächst die preußischen Farben
Schwarz-Weiß zu Grunde; dieselben wurden (wohl durch die Farben der
Hansestädte Weiß-Rot) vervollständigt. Die Farben Schwarz-Rot-Gold, welche
nach dem Befreiungskriege von allen national gesinnten Vereinigungen als
deutsche Flagge benutzt worden sind, haben damit ihre Bedeutung verloren.
Die Flagge der kaiserlichen Marine besteht aus eiuem weißen Felde, welches
durch ein schwarzes Kreuz, das in der Mitte den Reichsadler trägt, in vier
Felder geschieden ist, von denen das obere am Flaggenstock wagerecht schwarz-
weiß-rot geteilt ist und im mittleren weißen Felde das Eiserne Kreuz trägt.
Das Wappen wurde durch kaiserlichen Erlaß vom 3. August 1871 fest-
gestellt. Dasselbe besteht zunächst aus dem heraldischen schwarzen, einköpfigen.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Wilhelmshaven Kiel Wilhelmshaven Wilhelmshaven Hamburg § Schwarz-Rot-Gold
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
420 Stadt und Festung Posen.
einer Provinz. Die Straßen sind breit, prächtige Häuser mit eleganten Läden
und großen Spiegelscheiben reihen sich dort aneinander. Elegante Kutschen
rollen an uns vorüber, schwerfällige Landwagen sehen wir ankommen und zu den
Thoren hiuaussahren, stolze Reiter auf geschniegelten Pferden blicken nach dem
bunten Getriebe der lustwandelnden Spaziergänger, unter denen sich der rastlose
Geschäftsmann seinen Weg sucht. Des Abends finden wir Vergnügen an Kon-
zerteu, Theatervorstellungen, Vorträgen; an Nachmittagen finden sich Gelegen-
heiten zu schönen Ausflügen in die Umgegend mit der Bahn (z. B. nach Moschin)
oder mit Wagen; in den besuchtesten Konditoreien liegen viele Zeitungen aus,
in vielen Weinstuben und Restaurationen wird viel gegessen und getrunken;
Droschken, die seit 1345 eingeführt sind, bringen den müden Wanderer nach
Hanse und erleichtern dem eilenden Arzte und Kausmanne den Verkehr.
Das Rathaus. Auf dem Alten Markte in der Stadt zieht das Rathaus
unsre Aufmerksamkeit auf sich. Vor demselben steht eine steinerne Säule aus
alter Zeit, die wir, obgleich sie stark beschädigt ist, noch als einen Pranger er-
kennen. Oben auf der Säule befindet sich eine Figur, welche den Scharfrichter
mit dem zum Hiebe erhobenen Schwert darstellt. Die Jahreszahl 1535 weist
ans die Errichtung des Prangers hin, die übrigen in die Säule eingetragenen
Zahlen auf das Jahr der betreffenden Todesstrafen.
Das Rathaus wurde wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert, bald nach-
dem die Altstadt Posen gegründet war, angelegt. Im Jahre 1508 wurde es
abgebrochen und ein neues Gebäude aufgeführt, das 1535 abbrannte. Durch
einen italienischen Baumeister aus Lucca wurde das Rathaus wieder hergestellt
und durch einen Turm geschmückt, der 1675, vom Blitze getroffen, niederbrannte;
aber schon 1698 war ein neuer Turm vollendet, der zwei Glocken im Gewicht
von 157 und 100 Zentnern trug. Ein Orkan warf 1725 die Spitze des Turmes
mit den Glocken um; erst unter der Regierung des Stanislaus August erhielt
der Turm die neue Spitze, die er noch heute trägt; am 19. Juni 1793 wurde
der große kupferne Adler mit dem Wappen des Königs und der Republik auf
der Brust auf die äußerste Spitze des Turmes gebracht.
Unter den vielen Zimmern und Sälen des Rathauses befindet sich auch
eins, die frühere Folterkammer, in der noch vor hundert Jahren an verdächtigen
Menschen, die nicht eingestehen wollten, glühende Eisen zur Auwendung kamen.
Heute dient die Folterkammer friedlicheren Zwecken; es ruhen dort viele Tausende
von Wertpapieren der Sparkasse und aller städtischen Fonds hinter Schloß und
Riegel. Alle halbe Jahre erscheinen auch noch jetzt in diesem Räume Männer
mit großen eisernen Instrumenten, sie treiben indes ein weniger grausames
Geschäft — es ist die Kassendeputation, welche die Konpons abschneidet.
Schloß. Das Schloß wurde schon 1253 von den Fürsten Przemyslaw
und Boleslaw auf dem Schloßberge angelegt. In demselben residierten die
Fürsten. Später wohnten daselbst die großpolnischen Generale. Als das Schloß
1536 abgebrannt war, baute es der General Gorka wieder aus; im Jahre 1655
nahm der schwedische Kommandant dort seinen Sitz. Da es durch die Schweden-
kriege sehr gelitten hatte, baute es 1783 der General Raczynski wieder aus.
Hier wohnten die polnischen Könige, wenn sie Posen besuchten; hier fanden die
t
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Stanislaus_August August Boleslaw Gorka Raczynski
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der heilige Adalbert. 453
Unser Aussehen, der Ausdruck unsrer Mienen, unsre Tracht und Sprache ist
diesem Volke ein Greuel. Legen wir daher unsre geistliche Ordenstracht ab,
lassen wir unser geschorenes Haar wachsen und frei herabhängen und gewinnen
wir sein Vertrauen, wenn wir ihm ähnlicher erscheinen, reden mit den Leuten
in ihrer Weise, leben mit ihnen und verdienen mit unsrer Hände Arbeit uns
unsern Unterhalt. Dann wird mit Gottes Hilfe sich wohl Gelegenheit finden,
ihnen das Wort zu predigen und diesem Eingang in Herz und Geist zu verschaffen."
Die Wanderer zogen si.ch zurück, durchschweiften die Gegend, lebten kärglich
und ruhten, wenn sie ermüdet waren. So ruhten sie auch einmal nach langem
angestrengten Marsche aus, schlummerten bald ein, wurden aber plötzlich
durch eine heransprengende Reiterschar erweckt, gebunden und fortgeschleppt.
Tod des heiligen Adalbert.
Sie hatten nämlich nach den Begriffen der Heiden ein entsetzliches Verbrechen
begangen: denn sie hatten den heiligen Hain und das heilige Land betreten, das
den Göttern Perkunos, Potrimpos und Piknllos geweiht war und von keinem
Sterblichen betreten werden durste. Die drei Dulder wurden auf eine Anhöhe
geführt. Ein Götzenpriester stößt mit aller Kraft einen starken Wurfspieß durch
Adalberts Brust; er hält es für seine Pflicht, dem Übertreter der Göttergebote
die erste Wunde zu geben. Darauf stürzen andre Heiden herbei. Von sieben
Lanzen wird Adalbert durchbohrt, aus sieben Wunden rinnt sein Blut. Da
lösen sich, während er noch aufrecht steht, feine Fesseln durch himmlische Macht,
mit schwacher Stimme spricht er: „Gott sei mir gnädig"; daraus stürzt er, in-
dem er die Arme ausbreitet, zu Boden, bildet mit seinem Körper die Gestalt
eines Kreuzes und gibt seinen Geist auf. So starb Adalbert am 23. April
des Jahres 997.
Da durch das Blut Adalberts die beleidigten Götter gesühnt waren, ließ
man die beiden Priester, die den Bischof begleiteten, leben. Als dann die
Preußen wohl nicht ohne Mitwirken der beiden Freigelassenen erfahren hatten,
daß der Polenherzog Boleslaw dem Geopferten sehr zugethau war, bewahrten
sie die Leiche und boten sie dem Herzog zum Kauf an. Kein Preis erschien
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
I
136 Das Riesengebirge.
auf der Feldmark Erdmannsdorf zu allgemeiner Zufriedenheit als beendet an-
gesehen werden. Schnell wurden die einzelnen Strecken abgesteckt, die Grenz-
steine verteilt, die Wege verzeichnet, die Gemeindewiese bestimmt. So hatte denn
jeder eine kleine Scholle Landes, die er sein eigen, seine engere Heimat nennen
konnte. Alsbald ging es an den Häuserbau; um den Bau von 64 Häusern wurde
petitioniert. Baumeister und Techniker entwarfen Pläne, die geprüft und be-
gutachtet wurden. Nachdem dieselben genehmigt waren, wurde die Arbeit
begonnen. Fleidl mußte die Wünsche seiner Genossen erforschen, wie sie ihre
Stuben und Kammern und Stallungen nach Länge, Breite und Höhe eingerichtet
zu haben wünschten. Das war nun ein Fahren und Graben und Klopfen und
Hämmern bei Tag und bei Nacht. 421 Zimmerleute, 187 Maurer arbeiteten
täglich, und unter diesen Arbeitern waren viele Tiroler. Der festgesetzte Termin
— am 1. Oktober sollten die Häuser fertig sein — konnte trotz allen Fleißes
nicht inne gehalten werden; am 6. November 1838 wurde das erste Gebäude
bezogen; bis zum letzten November standen wenigstens 45 Häuser beziehbar da.
Es mußte noch den ganzen Winter gearbeitet werden, da die anfangs festgesetzte
Zahl der Häuser nicht genügte. Den neuen Besitzern wurde die Pflicht auf-
erlegt, während der ersten zwanzig Jahre nur wieder an Tiroler zu verkaufen.
Es waren im ganzen ungefähr 141500 Thaler Verpslegungs- und Baugelder
von der Regierung gezahlt worden.
So entstand um Erdmannsdorf eine neue Kolonie, die aus drei einzelnen
Teilen besteht und den gemeinsamen Namen Zillerthal führt. Das Zentrum der
Kolonie heißt Mittel-Zillerthal (1374: 32 Häuser mit 436 Bewohnern), zu
Erdmannsdorf gehört Nieder-Zillerthal (11 Häuser mit 63 Bewohnern), zu
Seidorf Hohen-Zillerthal (7 Häuser mit 51 Bewohnern). Die Tirolerhäuser
liegen mitten im Besitze, sind umgeben von den zugehörigen Feldereien und
Gärten. Wohnung, Stallung und Scheune sind zu einem großen Gebäude ver-
einigt. Das erste Haus am Eingange des Dorfes trägt die Inschrift an der
Galerie: „Gott segne den König Friedrich Wilhelm Iii." In ihrem hübschen
Heim begannen die Zillerthaler, sobald sie sich eingelebt hatten, frisch und rührig zu
schaffen und zu arbeiten. Es fehlte ihnen hierzu weder an Lust, noch an Geschick,
noch auch an den nötigen Mitteln; einige befaßten sich mit der Gärtnerei, andre
legten sich auf die Milchwirtschaft, die bald eine gewisse Berühmtheit erlangte.
Viele Sitten aus Tirol haben die schleichen Zillerthaler beibehalten. Tracht,
Sitten und Spracheigentümlichkeiten haben sich auch auf die in Preußen geborene
Generation fortgeerbt. Die großen Filzhüte mit den goldenen Troddeln werden
noch immer direkt aus Tirol bezogen. Die Männer haben die graue Jacke mit
grüner Paspelschnur, die roten breiten Hosenträger und den breiten Leibgürtel
behalten; die kurzen Beinkleider gaben sie in dem kälteren Norden bald auf.
Die Frauen haben schon meist die heimatliche Tracht abgelegt und sie mit der
ihrer Nachbarinnen vertauscht; nur bei besonderen Gelegenheiten werden noch
die kurzen Kleider mit dem schwarzen Samtmieder wieder hervorgeholt. Noch
laden zu Hochzeiten die Hochzeitbitter in nationaler Tirolertracht die Gäste zu-
sammen; zahlreich, oft mit Musik, lenkt der festliche Zug in die Kirche. Dann
läßt sich wohl auch noch das allbekannte Jodeln hören. Die Toten werden,
ganz gegen die Sitte uusrer Landleute, mit möglichst geringem Aufwand be-
stattet. Am Sonntag wird mit Rücksicht auf die Hausfrau und das Gesinde,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
300 Die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser.
muß heut vorlieb nehmen, es ist Montag, wir haben heute nur Gewärmtes!" —
Nun gut, ich bleibe da, und wie das Mittagsessen vorbei war, will ich mich
verabschieden. „Oho", sagt da der Großherzog, „so schnell geht das nicht.
Erst trinken wir noch eine Tasse Kaffee und rauchen eine Pfeife Tuwak zu-
sammen. Lnwies, sei so gut und hol' einmal dem Fröhlich e Köhlche uff sei
Pfeif!" — Das thut seine Frau und unterdessen fragt mich der Großherzog
aus nach Allerlei, nach unserm neuen Bürgermeister, Pfarrer und Schullehrer.
Inzwischen kommt die Großherzogin zurück, und neugierig, wie alle Weiber
sind, möchte sie gern wissen, was wir mit einander verhandelten. Aber der
Großherzog klopft ihr auf die Schulter und sagt: „Luwies! die Weibsleut'
brauchen net allen -— Dreck zu wisse!""
Durch diese und ahnliche Erzählungen wnßte sich der Lügenfröhlich ge-
waltig in Respekt zu setzen. Aber er prahlte auch mit noch viel ansehnlicheren
Bekanntschaften.
„Ich ging einmal" — so erzählt er den Bauern, die noch an die leib-
hastige Gestalt des Gottseibeiuns glaubten — spät Abends durch den Wald
mit meiner Büchse und meinem treuen „Waldmann". Auf einmal fing mein
Hund an zu knurren, und ein langer dürrer Kerl tritt mir in den Weg mit
einem Schlapphut auf dem Kops und einer rothen Gickelsfeder (Hahnenfeder).
Der Gesell kam mir sehr verdächtig vor, und es fiel mir auf, daß er hinkte.
Als ich zusah, bemerkte ich, daß er einen Pferdefuß hatte. Nun wußte ich
Bescheid, ließ mir aber nichts anmerken. „Fröhlich" — rief er mir mit
heiserer Stimme zu — „was hast du denn da an deiner Seite baumeln? —
Damit deutete er auf meine Flinte. — „ Das is mei Tnwakspeif" — sagt'
ich — willst du einmal rauchen?" — Und als er mir zunickte, steck' ich ihm
meine Flinte mit dem Lauf ins Maul und drück' meine Ladnng los. Nun,
denk' ich, hat der Kerl den Krach. Aber was mach' ich für große Augen, als
sich derselbe blos schüttelt und schließlich meine Kugel mit den Worten ausspie:
„Pfui Deiwel, Fröhlich, was rauchst du für einen starken Tuwak!" — Seit
der Zeit hat mich der unheimliche Kerl in Ruh' gelassen; — es scheint doch,
daß er Respekt vor mir bekommen hat!"
„Das will ich meinen!" stimmten die andächtig zuhörenden Bauern bei.
Wer sich für weitere Schnurren des Vogelsberger Münchhausen interessirt,
den verweisen wir auf die Einleitung zu dem in unserem Verlage erschienenen
„Märchenschatz" von Franz Otto oder auf die novellistisch behandelte bio-
graphische Skizze von Otto Müller: „Der Vogelsberger Münchhausen", im
Nordwestdeutschen Schriftstellerverlag in Bremen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Franz_Otto Franz Otto Otto_Müller Otto