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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 150

1900 - Leipzig : Spamer
150 Die ozeanische Inselwelt. sind hohe Eilande, von Kettengebirgen durchzogen, deren Spitzen eine bc- deutende Höhe erreichen, und worunter einige als Vulkane erscheinen. Die zahlreichen Einwohner gehören zu den Papuas. Ein Gürtel um den Leib ist das einzige Kleidungsstück; sie tättowiereu Gesicht, Arme und Beine, bemalen sie auch mit Rot und Weiß und färben ihre Haare gleichfalls rot. Ihre Fahrzeuge oder Prauen sind aus mehreren Stücken zusammengesetzt und wahre Meisterwerke der Kunst. Um sie zu zieren, legen sie dieselben mit farbigem Holze oder Perlmutter aus. Von ihren Kriegsfahrzeugen war eines der größten 29 111 lang und 2 in breit. Merkwürdig sind ihre Begräbnisfeierlichkeiten. Wenn ein Erwachsener stirbt, so wird seine Leiche auf einem hohen Gerüste ausgestellt und darunter eine Grube gemacht, welche das abgelöste Fleisch, das die Raubvögel übrig ge- lassen, auffängt. Co liegt der Leichnam, bis alles Fleisch entfernt und nur das Skelett noch vorhanden ist. Dieses bringt man alsdann in ein gemein- schaftliches Grab, bedeckt dasselbe mit einem Geflecht und führt eine Hütte darüber auf. Die Gräber der Kinder bestreut man bloß mit Blumen. Die Oberhäupter, welche sich durch Zieraten, besonders durch einen aus zwei Federn bestehenden Schmuck auszeichnen, stehen in hohem Ansehen. Tritt ein Unterthan unvorsichtig in den Schatten seines Häuptlings, so wird dies ans der Stelle mit dem Tode bestraft, und nur Reiche oder Vornehme können sich mit Aufopferung ihres Vermögens davon loskaufen. Die Häuptlinge der verschiedenen Inseln leben miteinander oft im Kriege, die Gefangenen werden Sklaven und dienen dem Sieger. Von der Hinterlist der Bewohner dieser Inseln zeugt folgendes Beispiel: Im Jahre 1828 ankerte ein bri- tischer Walfischfänger in einem ihrer Häsen; man kam ihm mit der größten Freundlichkeit entgegen und brachte Dams und andre Eßwnrzeln zum Geschenk. Schon war der Kapitän im Begriff, eine geröstete Yamswurzel zum Munde zu führen, als ein junger Eingeborener, der zufälligerweise schon länger ans dem Schiffe war, hinzusprang und mit heftigen Gebärden andeutete, daß der Genuß der Wurzel töten würde. Man verstand ihn sofort, unter- suchte die Wurzel und fand sie mit einem schnelltötenden Gifte überzogen. Die Eingeborenen ergriffen fogleich die Flucht, wurden aber von einein Walfischboot verfolgt, dessen Mannschaft mehrere von ihnen verwundete und tötete. Infolge des Vertrages, der am 6. April 1886 zwischen Deutsch- laud und England geschlossen wurde, sielen die nordwestlichen Inseln dieser Gruppe an Deutschland (etwa ein Drittel) und die südlichen an England. Bewohnt ist die Gruppe von ca. 167 000 Melanefiern. Doch wir verlassen die wunderschönen Salomonseilande, um den Archipel von Santa Cruz zu besuchen. Der Entdecker desselben ist gleichfalls der Spanier Mendana, welcher auf seiner dritten Reise im Jahre 1595 beim Aussuchen der von ihm entdeckten Salomonsinseln jenen statt dieser fand. Nur noch einmal wurde er von dem berühmten See- fahrer Quiros elf Jahre später gesehen, dann gänzlich vergessen, bis ihn

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 156

1900 - Leipzig : Spamer
156 Die ozeanische Inselwelt. giftiges Gewürm oder ein den Menschen gefährliches Raubtier. Die Luft ist gesund, feucht und mild. Der fruchtbare Boden trägt nicht allein eine Menge inländischer Gewächse, unter denen nur der bei uns in Menge verbrauchte neuseeländische Flachs genannt werden soll, sondern auch fast alle europäischen Getreidearten und Früchte. Die Wälder Neuseelands sind wahrhaft prachtvoll und von denen in Australien gänzlich verschieden. Merkwürdig ist die außerordentliche Menge von Farnkräutern, welche den Boden beider Inseln überwuchern, und die oft 3 bis 3 1/2 m hoch werden; ja, es gibt sogar einen schönen Farnbaum, welcher die Höhe von 7 bis 10 «i erreicht. Beide Inseln haben mit Hinzurechnung der benachbarten kleinen Inseln einen Flächenraum von 258 800 qkm. Die nördliche (Te-Ika-a Maui) ist am bekanntesten und macht deu schönsten Teil Neuseelands aus. Die südliche (Te-Wahi-Punamu), eigentlich mittlere, da eine kleine Insel die Gruppe schließt, bildet gegen die erstere einen auffallenden Gegensatz. Sobald man den Fuß über die Cooksstraße gesetzt hat, welche beide von- einander scheidet, verändert sich das Panorama. Ungeheure Gebirgsmassen, deren nackte Gipfel hoch in die Wolken reichen und meist unter ewigem Schnee vergraben sind, decken die Oberfläche. Die Abhänge schmückt ein herrlicher Pflanzenwuchs, aber jäh und drohend ist der Sturz der Ge- Wässer in das Meer hinab. Kein Fluß vermag auf diesen schroffen Ab- hängen ein Bett zu ziehen, das zusammengelaufene Quell- und Schneewasser stürzt als Wildbach von Kaskade zu Kaskade zum Meer. Man muß Augenzeuge eines so furchtbaren Anblicks gewesen sein, um die Szenen von Unordnung und Wildheit, die wahrscheinlich durch unter- irdische Feuer und Erdbeben hervorgebracht worden sind, zu begreifen. Die Westküste der Südinsel bietet das traurigste Bild dar. Sie zeigt sich nur als öde Strecke, über ihr ein trauriger Himmel, stete Stürme um- brausen sie, und fürchterliche Brandungen peitschen ihre Gestade. Wie könnten die Bewohner dieses furchtbaren und in seinem nördlichen Teile doch so schönen und reichen Landes wohl anders als die Natur ihres Landes sein, rauh und wild? Ihr Sinn ist fest und starr wie das Gestein ihrer Felsen, ihre Leidenschaften schäumen jach und unbändig wie ihre Wasserfälle. Es ist ein großer, wohlgebildeter, kraftvoller Menschenschlag, das Auge schwarz und lebhaft, die Zähne weiß und schön wie Elfenbein, die Gesichtszüge regelmäßig und angenehm. Das schwarze Haar fällt in reicher Lockenfülle herab, die Hautfarbe ist hellbraun, fast wie bei den Bewohnern des südlichen Europas. Der Neuseeländer ist tättowiert, und zwar besonders schön und reich, sobald er ein vornehmer Mann ist. Gleichwohl ist diese Tättowierung eine ziemlich schmerzhafte Operation, da sie nicht nur durch Stiche, sondern auch durch Schnitte ausgesührt wird. Gesicht und Brust sind die vorzüglichsten Stellen, und große Krieger lassen sich nach jedem Feldzuge neue Tättowierungen am Körper anbringen, um

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 157

1900 - Leipzig : Spamer
Neuseeland. 157 noch in späteren Zeiten eine Erinnerung an ihre Thaten zu haben. Man hat einige Künstler, welche sich nur mit Tättowierung abgeben und eine vorzügliche Gewandtheit in der Herstellung regelmäßiger Formen besitzen. Sie bedienen sich hierzu vorzugsweise eines scharfen Knochens, der bisweilen noch mit einigen Zähnen versehen ist. Man setzt ihn auf die Haut und schlägt mit einem Stäbchen auf den Rücken desselben, damit er tief genug eindringe. Da hierbei Blutungen entstehen, so wartet man, bis dieselben gestillt sind, worauf man die Furchen mit einem in Farben getauchten Vorratshaus eines Nlaori. Pinsel bestreicht. Mit der Tättowierung hat es ungefähr dieselbe Be- wandtnis wie mit unsern Wappen. Bei Verträgen mit Häuptlingen ver- tritt die Abzeichnung ihrer Tättowierung, Moko genannt, die Stelle der Unterschrift. Frauen dürfen sich nur wenig tättowieren, Sklaven gar nicht. Diese Operation wird nicht auf einmal, sondern nach und nach gemacht. Der Charakter des Neuseeländers oder Maori ist ein Verein von guten und schlechten Eigenschaften, eine Mischung von Sanftmut und Grausamkeit, die ihn zum furchtbarsten Kannibalen macht. Ist er ruhig, so zeigt sein Gesicht Gutmütigkeit und Freundlichkeit, gerät er in Zorn und Wut, so ist jeder Zug, jede Gebärde völlig entstellt. Rachsucht ist

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 132

1900 - Leipzig : Spamer
132 Das Festland Australien. Vorkommen imposanter Nadelbäume. Australien besitzt deren auf seiuem Kontinente zwei: den Buuya-Buuya-Baum (Araucaria Bidwiliii) und die Moretonbai-Tanne (A. Luuuiugliami), beide in den östlichen Teilen (Neu- südwales), beide eßbare Nüsse liefernd, die sür die Eingeborenen von großer Bedeutung sind. Ganz eigentümlich stehen die Grasbäume (Xanthorrhoea) da, die ganz an die verwandten Aneeaarten der mexikanisch-texanischen Steppenländer erinnern. Einen niedrigen Stamm bildend entfalten sie an dessen Gipsel einen dichten Schopf grasartiger, niederfallender Blätter, aus deren Mitte sich ein langer Blnmenschast erhebt. Wie die Farn- bänme, so vertreten sie, wo sie erscheinen, die Palmensorm. Es gibt nur ein paar Arten: unter ihnen die schlanke Bangalapalme (Ptychosperma elegans) und die stattliche Kohlpalme (Livistonia australis). An saftigen Nahrungsmitteln dagegen steht Australien, im Verhältnis zu seiuem Um- fange und der Mannigfaltigkeit seiner Gewächse, Sudafrika vielleicht aus- genommen, allen Weltteilen nach. Kaum daß ein Gras, die Coola (Pani- cum laevinode), und auch dieses nur" auf beschränktem Räume des Nord- osteus, eiue Art Getreide liefert. Doch hat es keinen Ackerbau erzeugt. Kein Wunder, daß der Australier alles genießt, was eßbar ist, von den widerlichsten Insekten und ihren Larven bis zum delikaten Känguruh, von der erbärmlichsten Nardn-Frucht (Marsilea hirsuta E. Br.) bis zu den Wurzeln der Teichrosen (Nymphaea) 2c. Es spricht schon deutlich geuug, daß manche Stämme der Eingeborenen kein andres Wasser kennen oder ge- nießen als das, was ihnen aus dem Begleiter des schrecklichen Skrnb, aus den Zweigen des Malley-(Malli-)Busches (Eucalyptus dumosa), heraus- fließt, sobald sie dieselben zerbrechen. Wären die Europäer auf die ein- heimischen Beeren und Früchte angewiesen, so würden sie nichts andres zu thuu haben, als den ganzen Tag, gleich den Schwarzen, nach Nahrung aus- zuspähen. Dies verhindern die vielen Nahrungsmittel, die der Kolonist teils der gemäßigten, teils der warmen Zone entnahm und nach Australien überführte. Im Süden prangen daher die Gewächse Mitteleuropas, uusre Getreidearten, unser Wein ?e., neben den Zeugen einer warmen Zone, neben Pisang, Orangen, Ananas :e. Nach den Tropen hin nimmt in Queens- laud mit der Baumwolle auch der tropische Charakter der Früchte zu. Alles aber beschränkt sich auf den äußersten Küstensaum; das Innere ist auch in botanischer und volkswirtschaftlicher Beziehung noch vielfach ein Buch mit sieben Siegeln. Doch werfen wir noch einen Blick auf die Bevölkeruug. Sie ist äußerst schwach, deuu die Zahl der Ureinwohner Australiens beläuft sich gegenwärtig wohl schwerlich aus mehr als 30 000. Die eingeborenen Australier stehen unstreitig aus einer sehr niedrigen Stufe der Zivili- sation. Ihre Farbe ist mehr ein schmutziges Schwarzbraun und nicht mit dem Schwarz der afrikanischen Neger zu vergleichen. Sie haben eine hohe Stirn und wildes, langes, aber nicht wolliges Haar, eine flach-

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 159

1900 - Leipzig : Spamer
Eingeborene von Neuseeland. 159 Opfer vom sicheren Tode rettet. Man glaubt, daß die Gesundheit des Getöteten auf den Kranken übergehe, und zwar besonders, wenn man Ge- Hirn und Augen desselben verzehre, in welchem Falle man auch von seinem Geiste in der andern Welt nicht gemartert werden kann. Der Handel mit tättowierten und geräucherten Menschenköpfen war bis vor etwa 30 Jahren gar nicht unbedeutend. Im Museum für Völker- künde zu Leipzig ist ein solcher geräucherter Kopf aufbewahrt. Die Gesichts- züge sind höchst wohl erhalten, Haare und Bart ganz unversehrt, nur die eingesetzten Glasaugen geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche. Eiiigeöorene von Neuseeland (2iuori), Aliim« und Frau. Ehemals beschränkte man sich eben daraus, die Köpfe, verstorbener Freunde auszuheben; als man aber merkte, daß Europäer danach als Merkwürdig- keiten begierig waren und man diese Familienheiligtümer nicht weggeben wollte, so bereitete man die Köpfe der Feinde oder der andern Erschlagenen aus ähnliche Weise und brachte sie öffentlich auf die von Europäern be- suchten Märkte, selbst nach Sydney. Die Köpfe der Häuptlinge hebt man besonders auf. Kommt ein Freund oder naher Verwandter des Toten in das Dorf, so holt man sie hervor, stellt sie hoch auf, z. B. auf Dachgiebel, über die Hausthür, auf Stangen und führt nun die Fremden an diese Stelle; diese weinen über den Toten, liebkosen den Kopf und brechen beim Gedanken an die ehemaligen Feinde und Beleidiger desselben in die furcht- barste Wut aus. Alle Sklaven suchen sich jetzt vor dem Fremdlinge zu verbergen; erblickte er einen, so könnte es leicht geschehen, daß er dem Haupte des erschlagenen Freundes einen oder den andern zum Sühnopfer brächte.

6. Das Deutsche Reich - S. 199

1900 - Leipzig : Spamer
Die staatliche Organisation und das politische Leben Deutschlands. 199 X. Die Reichsbank. Dieselbe dient zur Regelung des Geldumlaufs, zur Erleichterung von Zahlungen, zur Nutzbarmachung von Kapitalien. Die Reichsanssicht wird durch ein Kuratorium ausgeübt, dessen Vorsitz der Reichskanzler führt und das außerdem noch vier Mitglieder hat. Neben der Reichs- Hauptbank stehen 17 Reichsbankhauptstelleu und 44 Reichsbankstellen, diesen sind vielfach noch Reichsbanknebenstellen beigegeben. Xi. Die Reichsschuldenkommission. Dieselbe führt die Aufsicht über die Reichsfchuldeuverwaltuug, über die Verwaltung des Reichskriegsschatzes, des Jnvalidenfonds, des Festungsbaufonds, des Fonds für den Bau des Reichs- tagsgebäudes fowie über die Anfertigung :c. der Banknoten. Die Kommission besteht aus vier Mitgliedern des Bundesrats, drei Mit- gliedern des Reichstags und dem Präsidenten des Rechnungshofs; in gewissen Fällen wird sie verstärkt. Der Reichsinvalidenfonds betrug Ende März 1887: 500851900 Mark; die Reichsschulden Ende März 1888: 851229 700 Mark ein- schließlich des ausgegebenen Reichspapiergeldes: 130211700 Mark. Xii. Das Reichs-Marineamt ist als Reichsbehörde, welche die oberste Verwaltung der kaiserlichen Marine unterliegt, durch kaiserlichen Erlaß vom 30. März 1889 von dem Oberkommando der Marine getrennt worden. Die Geschäfte dieser Behörde werden in mehreren gesonderten Abteilungen bearbeitet, deren eine die militärischen Sachen behandelt, während andre Abteilungen die technischen, ferner die statistischen, weiterhin die hydrographischen beziehentlich kartographischen Arbeiten besorgen. Zum Ressort des Marineamtes gehören uuter andern: vornehmlich die Inspektion des Torpedowesens zu Kiel, die Schiffs- Prüfungskommission ebendaselbst, ferner die beiden Marine-Stationsintendan- tureu zu Kiel und Wilhelmshaven, die drei Werften zu Dauzig, Kiel und Wilhelmshaven, weiterhin vier Artilleriedepots (zu Friedrichsort, Wilhelmshaven. Geestemünde und Kuxhaven), auch mehrere Minendepots u. s. w., endlich die deutsche Seewarte zu Hamburg. In der vorgeführten Reihe von zwölf Reichsbehörden ist ein besonderes Reichskriegsamt nicht mit erwähnt worden. Auch besteht in der That ein solches Reichsamt nicht, vielmehr gilt als oberstes beratendes Zentralorgan für das Reichskriegswesen der in § 2 (Seite 190) bei der Stelle über den Bundesrat genannte „Ausschuß für das Landheer und die Festuugen", welchem der preu- ßifche Kriegsminister als Präses vorsteht. An gegenwärtiger Stelle sei noch der Flagge und dem Wappen des Deutschen Reiches ein Wort vergönnt. Die Farben des Reiches sind schwarz- weiß-rot. Dieser Zusammenstellung liegen zunächst die preußischen Farben Schwarz-Weiß zu Grunde; dieselben wurden (wohl durch die Farben der Hansestädte Weiß-Rot) vervollständigt. Die Farben Schwarz-Rot-Gold, welche nach dem Befreiungskriege von allen national gesinnten Vereinigungen als deutsche Flagge benutzt worden sind, haben damit ihre Bedeutung verloren. Die Flagge der kaiserlichen Marine besteht aus eiuem weißen Felde, welches durch ein schwarzes Kreuz, das in der Mitte den Reichsadler trägt, in vier Felder geschieden ist, von denen das obere am Flaggenstock wagerecht schwarz- weiß-rot geteilt ist und im mittleren weißen Felde das Eiserne Kreuz trägt. Das Wappen wurde durch kaiserlichen Erlaß vom 3. August 1871 fest- gestellt. Dasselbe besteht zunächst aus dem heraldischen schwarzen, einköpfigen.

7. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 420

1884 - Leipzig : Spamer
420 Stadt und Festung Posen. einer Provinz. Die Straßen sind breit, prächtige Häuser mit eleganten Läden und großen Spiegelscheiben reihen sich dort aneinander. Elegante Kutschen rollen an uns vorüber, schwerfällige Landwagen sehen wir ankommen und zu den Thoren hiuaussahren, stolze Reiter auf geschniegelten Pferden blicken nach dem bunten Getriebe der lustwandelnden Spaziergänger, unter denen sich der rastlose Geschäftsmann seinen Weg sucht. Des Abends finden wir Vergnügen an Kon- zerteu, Theatervorstellungen, Vorträgen; an Nachmittagen finden sich Gelegen- heiten zu schönen Ausflügen in die Umgegend mit der Bahn (z. B. nach Moschin) oder mit Wagen; in den besuchtesten Konditoreien liegen viele Zeitungen aus, in vielen Weinstuben und Restaurationen wird viel gegessen und getrunken; Droschken, die seit 1345 eingeführt sind, bringen den müden Wanderer nach Hanse und erleichtern dem eilenden Arzte und Kausmanne den Verkehr. Das Rathaus. Auf dem Alten Markte in der Stadt zieht das Rathaus unsre Aufmerksamkeit auf sich. Vor demselben steht eine steinerne Säule aus alter Zeit, die wir, obgleich sie stark beschädigt ist, noch als einen Pranger er- kennen. Oben auf der Säule befindet sich eine Figur, welche den Scharfrichter mit dem zum Hiebe erhobenen Schwert darstellt. Die Jahreszahl 1535 weist ans die Errichtung des Prangers hin, die übrigen in die Säule eingetragenen Zahlen auf das Jahr der betreffenden Todesstrafen. Das Rathaus wurde wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert, bald nach- dem die Altstadt Posen gegründet war, angelegt. Im Jahre 1508 wurde es abgebrochen und ein neues Gebäude aufgeführt, das 1535 abbrannte. Durch einen italienischen Baumeister aus Lucca wurde das Rathaus wieder hergestellt und durch einen Turm geschmückt, der 1675, vom Blitze getroffen, niederbrannte; aber schon 1698 war ein neuer Turm vollendet, der zwei Glocken im Gewicht von 157 und 100 Zentnern trug. Ein Orkan warf 1725 die Spitze des Turmes mit den Glocken um; erst unter der Regierung des Stanislaus August erhielt der Turm die neue Spitze, die er noch heute trägt; am 19. Juni 1793 wurde der große kupferne Adler mit dem Wappen des Königs und der Republik auf der Brust auf die äußerste Spitze des Turmes gebracht. Unter den vielen Zimmern und Sälen des Rathauses befindet sich auch eins, die frühere Folterkammer, in der noch vor hundert Jahren an verdächtigen Menschen, die nicht eingestehen wollten, glühende Eisen zur Auwendung kamen. Heute dient die Folterkammer friedlicheren Zwecken; es ruhen dort viele Tausende von Wertpapieren der Sparkasse und aller städtischen Fonds hinter Schloß und Riegel. Alle halbe Jahre erscheinen auch noch jetzt in diesem Räume Männer mit großen eisernen Instrumenten, sie treiben indes ein weniger grausames Geschäft — es ist die Kassendeputation, welche die Konpons abschneidet. Schloß. Das Schloß wurde schon 1253 von den Fürsten Przemyslaw und Boleslaw auf dem Schloßberge angelegt. In demselben residierten die Fürsten. Später wohnten daselbst die großpolnischen Generale. Als das Schloß 1536 abgebrannt war, baute es der General Gorka wieder aus; im Jahre 1655 nahm der schwedische Kommandant dort seinen Sitz. Da es durch die Schweden- kriege sehr gelitten hatte, baute es 1783 der General Raczynski wieder aus. Hier wohnten die polnischen Könige, wenn sie Posen besuchten; hier fanden die t

8. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 453

1884 - Leipzig : Spamer
Der heilige Adalbert. 453 Unser Aussehen, der Ausdruck unsrer Mienen, unsre Tracht und Sprache ist diesem Volke ein Greuel. Legen wir daher unsre geistliche Ordenstracht ab, lassen wir unser geschorenes Haar wachsen und frei herabhängen und gewinnen wir sein Vertrauen, wenn wir ihm ähnlicher erscheinen, reden mit den Leuten in ihrer Weise, leben mit ihnen und verdienen mit unsrer Hände Arbeit uns unsern Unterhalt. Dann wird mit Gottes Hilfe sich wohl Gelegenheit finden, ihnen das Wort zu predigen und diesem Eingang in Herz und Geist zu verschaffen." Die Wanderer zogen si.ch zurück, durchschweiften die Gegend, lebten kärglich und ruhten, wenn sie ermüdet waren. So ruhten sie auch einmal nach langem angestrengten Marsche aus, schlummerten bald ein, wurden aber plötzlich durch eine heransprengende Reiterschar erweckt, gebunden und fortgeschleppt. Tod des heiligen Adalbert. Sie hatten nämlich nach den Begriffen der Heiden ein entsetzliches Verbrechen begangen: denn sie hatten den heiligen Hain und das heilige Land betreten, das den Göttern Perkunos, Potrimpos und Piknllos geweiht war und von keinem Sterblichen betreten werden durste. Die drei Dulder wurden auf eine Anhöhe geführt. Ein Götzenpriester stößt mit aller Kraft einen starken Wurfspieß durch Adalberts Brust; er hält es für seine Pflicht, dem Übertreter der Göttergebote die erste Wunde zu geben. Darauf stürzen andre Heiden herbei. Von sieben Lanzen wird Adalbert durchbohrt, aus sieben Wunden rinnt sein Blut. Da lösen sich, während er noch aufrecht steht, feine Fesseln durch himmlische Macht, mit schwacher Stimme spricht er: „Gott sei mir gnädig"; daraus stürzt er, in- dem er die Arme ausbreitet, zu Boden, bildet mit seinem Körper die Gestalt eines Kreuzes und gibt seinen Geist auf. So starb Adalbert am 23. April des Jahres 997. Da durch das Blut Adalberts die beleidigten Götter gesühnt waren, ließ man die beiden Priester, die den Bischof begleiteten, leben. Als dann die Preußen wohl nicht ohne Mitwirken der beiden Freigelassenen erfahren hatten, daß der Polenherzog Boleslaw dem Geopferten sehr zugethau war, bewahrten sie die Leiche und boten sie dem Herzog zum Kauf an. Kein Preis erschien

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 136

1884 - Leipzig : Spamer
I 136 Das Riesengebirge. auf der Feldmark Erdmannsdorf zu allgemeiner Zufriedenheit als beendet an- gesehen werden. Schnell wurden die einzelnen Strecken abgesteckt, die Grenz- steine verteilt, die Wege verzeichnet, die Gemeindewiese bestimmt. So hatte denn jeder eine kleine Scholle Landes, die er sein eigen, seine engere Heimat nennen konnte. Alsbald ging es an den Häuserbau; um den Bau von 64 Häusern wurde petitioniert. Baumeister und Techniker entwarfen Pläne, die geprüft und be- gutachtet wurden. Nachdem dieselben genehmigt waren, wurde die Arbeit begonnen. Fleidl mußte die Wünsche seiner Genossen erforschen, wie sie ihre Stuben und Kammern und Stallungen nach Länge, Breite und Höhe eingerichtet zu haben wünschten. Das war nun ein Fahren und Graben und Klopfen und Hämmern bei Tag und bei Nacht. 421 Zimmerleute, 187 Maurer arbeiteten täglich, und unter diesen Arbeitern waren viele Tiroler. Der festgesetzte Termin — am 1. Oktober sollten die Häuser fertig sein — konnte trotz allen Fleißes nicht inne gehalten werden; am 6. November 1838 wurde das erste Gebäude bezogen; bis zum letzten November standen wenigstens 45 Häuser beziehbar da. Es mußte noch den ganzen Winter gearbeitet werden, da die anfangs festgesetzte Zahl der Häuser nicht genügte. Den neuen Besitzern wurde die Pflicht auf- erlegt, während der ersten zwanzig Jahre nur wieder an Tiroler zu verkaufen. Es waren im ganzen ungefähr 141500 Thaler Verpslegungs- und Baugelder von der Regierung gezahlt worden. So entstand um Erdmannsdorf eine neue Kolonie, die aus drei einzelnen Teilen besteht und den gemeinsamen Namen Zillerthal führt. Das Zentrum der Kolonie heißt Mittel-Zillerthal (1374: 32 Häuser mit 436 Bewohnern), zu Erdmannsdorf gehört Nieder-Zillerthal (11 Häuser mit 63 Bewohnern), zu Seidorf Hohen-Zillerthal (7 Häuser mit 51 Bewohnern). Die Tirolerhäuser liegen mitten im Besitze, sind umgeben von den zugehörigen Feldereien und Gärten. Wohnung, Stallung und Scheune sind zu einem großen Gebäude ver- einigt. Das erste Haus am Eingange des Dorfes trägt die Inschrift an der Galerie: „Gott segne den König Friedrich Wilhelm Iii." In ihrem hübschen Heim begannen die Zillerthaler, sobald sie sich eingelebt hatten, frisch und rührig zu schaffen und zu arbeiten. Es fehlte ihnen hierzu weder an Lust, noch an Geschick, noch auch an den nötigen Mitteln; einige befaßten sich mit der Gärtnerei, andre legten sich auf die Milchwirtschaft, die bald eine gewisse Berühmtheit erlangte. Viele Sitten aus Tirol haben die schleichen Zillerthaler beibehalten. Tracht, Sitten und Spracheigentümlichkeiten haben sich auch auf die in Preußen geborene Generation fortgeerbt. Die großen Filzhüte mit den goldenen Troddeln werden noch immer direkt aus Tirol bezogen. Die Männer haben die graue Jacke mit grüner Paspelschnur, die roten breiten Hosenträger und den breiten Leibgürtel behalten; die kurzen Beinkleider gaben sie in dem kälteren Norden bald auf. Die Frauen haben schon meist die heimatliche Tracht abgelegt und sie mit der ihrer Nachbarinnen vertauscht; nur bei besonderen Gelegenheiten werden noch die kurzen Kleider mit dem schwarzen Samtmieder wieder hervorgeholt. Noch laden zu Hochzeiten die Hochzeitbitter in nationaler Tirolertracht die Gäste zu- sammen; zahlreich, oft mit Musik, lenkt der festliche Zug in die Kirche. Dann läßt sich wohl auch noch das allbekannte Jodeln hören. Die Toten werden, ganz gegen die Sitte uusrer Landleute, mit möglichst geringem Aufwand be- stattet. Am Sonntag wird mit Rücksicht auf die Hausfrau und das Gesinde,

10. Bilder vom Niederrhein - S. 300

1882 - Leipzig : Spamer
300 Die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. muß heut vorlieb nehmen, es ist Montag, wir haben heute nur Gewärmtes!" — Nun gut, ich bleibe da, und wie das Mittagsessen vorbei war, will ich mich verabschieden. „Oho", sagt da der Großherzog, „so schnell geht das nicht. Erst trinken wir noch eine Tasse Kaffee und rauchen eine Pfeife Tuwak zu- sammen. Lnwies, sei so gut und hol' einmal dem Fröhlich e Köhlche uff sei Pfeif!" — Das thut seine Frau und unterdessen fragt mich der Großherzog aus nach Allerlei, nach unserm neuen Bürgermeister, Pfarrer und Schullehrer. Inzwischen kommt die Großherzogin zurück, und neugierig, wie alle Weiber sind, möchte sie gern wissen, was wir mit einander verhandelten. Aber der Großherzog klopft ihr auf die Schulter und sagt: „Luwies! die Weibsleut' brauchen net allen -— Dreck zu wisse!"" Durch diese und ahnliche Erzählungen wnßte sich der Lügenfröhlich ge- waltig in Respekt zu setzen. Aber er prahlte auch mit noch viel ansehnlicheren Bekanntschaften. „Ich ging einmal" — so erzählt er den Bauern, die noch an die leib- hastige Gestalt des Gottseibeiuns glaubten — spät Abends durch den Wald mit meiner Büchse und meinem treuen „Waldmann". Auf einmal fing mein Hund an zu knurren, und ein langer dürrer Kerl tritt mir in den Weg mit einem Schlapphut auf dem Kops und einer rothen Gickelsfeder (Hahnenfeder). Der Gesell kam mir sehr verdächtig vor, und es fiel mir auf, daß er hinkte. Als ich zusah, bemerkte ich, daß er einen Pferdefuß hatte. Nun wußte ich Bescheid, ließ mir aber nichts anmerken. „Fröhlich" — rief er mir mit heiserer Stimme zu — „was hast du denn da an deiner Seite baumeln? — Damit deutete er auf meine Flinte. — „ Das is mei Tnwakspeif" — sagt' ich — willst du einmal rauchen?" — Und als er mir zunickte, steck' ich ihm meine Flinte mit dem Lauf ins Maul und drück' meine Ladnng los. Nun, denk' ich, hat der Kerl den Krach. Aber was mach' ich für große Augen, als sich derselbe blos schüttelt und schließlich meine Kugel mit den Worten ausspie: „Pfui Deiwel, Fröhlich, was rauchst du für einen starken Tuwak!" — Seit der Zeit hat mich der unheimliche Kerl in Ruh' gelassen; — es scheint doch, daß er Respekt vor mir bekommen hat!" „Das will ich meinen!" stimmten die andächtig zuhörenden Bauern bei. Wer sich für weitere Schnurren des Vogelsberger Münchhausen interessirt, den verweisen wir auf die Einleitung zu dem in unserem Verlage erschienenen „Märchenschatz" von Franz Otto oder auf die novellistisch behandelte bio- graphische Skizze von Otto Müller: „Der Vogelsberger Münchhausen", im Nordwestdeutschen Schriftstellerverlag in Bremen.
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