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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 73

1884 - Leipzig : Spamer
Jsergebirge. 7 3 abgebrannt und vergrößert wieder hergestellt. Wenn auch das Klima des Ortes rauh ist, so ist doch der Aufenthalt daselbst sehr angenehm, da Flinsberg in einem schönen Thale liegt, freundliche Anlagen den Badeplatz verschönern und die Umgegend zu den angenehmsten Spaziergängen einladet. Da liegt jenfeit des Queiß der Geiersteiu, der iu einer Stunde zu ersteigen ist, von dem aus man eine herrliche Aussicht in das Queißthal hat. In zwei Stunden gelaugt man bei dem „Wasserfalle" vorbei nach den Kammhäusern auf dem Jserkamm und kann mit Leichtigkeit von dort seinen Spaziergang nach den Jserhäusern ausdehnen. Das Thal von Flinsberg. Nicht gerade beschwerlich und gewiß lohnend sind Ausflüge nach dem Heufuder und der Tafelfichte; höchst augenehm ist ein Spaziergang durch das Queißthal nach dem Hochsteine. Leute, die in Flinsberg Genesung wüuschen, finden Ge- sährten, wenn sie die Badeorte Schwarzbach und Liebwerda aussuchen. Schwarzbach liegt nur eine Stunde Weges von Flinsberg entfernt, dicht an der Nordseite des Heufuders iu einem Thale am Bache Schwarzbach. Der Ort hat kaum 400 Einwohner und nur einen fahrbaren Zugang. Seine sieben Quellen liefern ein erdig-falinifches Stahlwasser, welches viel getrunken wird und besonders gegen Bleichsucht, Blutarmut, Nervenleiden, Kehlkopf- und Lungenkatarrh Erfolg zu haben pflegt. Wer ruhig und zurückgezogen und fern von dem Geräusche der Welt in gesunder Luft lebeu und angenehme Spazier- gänge machen will, der gehe nach Schwarzbach.

2. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 78

1884 - Leipzig : Spamer
78 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend. Die jetzige evangelische Pfarrkirche in Lauban ist erst im Anfang des 18. Jahrhunderts (1703 hatte man mit dem Bau begonnen) erbaut; 1760 bei dem großen Brande, der ganz Lauban einäscherte, mit abgebrannt, wurde sie erst nach ihrer Wiederherstellung zur Pfarrkirche gemacht an Stelle der 1760 ebenfalls abgebrannten Trinitatiskirche, die überhaupt nicht wieder erbaut wurde und bis vor zwei Jahren hier als Ruine bestand; jetzt existiert nur noch der Turm, der das Geläute der evangelischen.gemeinde trägt. In dieser bis zum Jahre 1760 bestandenen Pfarrkirche spielte sich der beschriebene Vorfall aus dem Hussitenkriege ab. Die katholische Kirche ist ein vollständig nener, in den Jahren 1858—1861 aufgeführter Bau. An dem Eckhause beim Eingange in die Kirchgasse sieht man in Stein ge- hauen die Figur eines Mannes, welchem Arme und Beine fehlen. Dies soll das Bildnis des heldenmütigen Pfarrers sein, welcher am 16. Mai 1427, als die Hussiten Lauban erstürmten, auf den Kirchturm gestiegen war und von dort aus die Bürger zum Widerstande ermahnt hatte; er wurde dafür von den siegreichen Hussiten an vier Pferde gebunden und zerrissen. Andre aber sagen, das Bild stelle den damaligen Besitzer des Hauses, Konrad von Zeidler, vor, welcher an diesem unglücklichen Tage die Laubaner führte und im Schldfgruude, in Stücke gehauen wurde. Aus dem Dreißigjährigen Kriege fand sich bis vor kurzem als Andenken an dem hölzernen Giebel eines jetzt abgerissenen Hauses vor dem Nikolaithor ein halbes Hufeisen angenagelt, welches das Pferd des von den Feinden ver- folgten schwedischen Königs Karls Xii. verloren haben soll, der auf seinem berühmten Ritt von Bender nach Schweden so schnell durch Lauban sprengte, daß das Hufeisen bis dort hinauf geschleudert wurde. Auch am Queiß gelegen ist Greifenberg und mit der Bahn zu erreichen. Diese Stadt liegt dem Jsergebirge um 15 km näher. Ein guter Fußgänger kann von hier aus das Bad Fliusberg in drei Stunden erreichen. Greifenberg hat noch nicht 3000 Einwohner; unter den Gewerben der Stadt nimmt die Leinenfabrikation, die seit 400 Jahren getrieben wird, die erste Stelle ein. Die Weberei erhielt größeren Aufschwung, als sich ihres Glaubens wegen aus Jauer und Neiße vertriebene Weber hier ansiedelten; noch mehr hob sich die Stadt nach der Besitznahme Schlesiens durch Preußen infolge der weisen Maß- regeln Friedrichs des Großen zum Schutze der schleichen Industrie. Im Jahre 1609 gab es sechs Handelshäuser für Leinen, nach 1640 mehrten sich dieselben auf sechsundzwanzig. Im Jahre 1755 wurde die Kaufmannsfocietät, eine Art Handelskammer, gebildet. In der Leinwandordnung vom 26. April 1788 er- scheint Greifenberg als eine der fünf Kommerzialstädte des fchlesischen Gebirges. Jetzt beschäftigen zehn Fabrikanten die meistens auf dem Lande zerstreut woh- nenden Weber hauptsächlich in der Erzeugung von leinenen Taschentüchern, Leinwand und Creas, Damast, Handtüchern, Drell, Inlett- und Züchenleinen. In zwei Leinendruckereien und Färbereien werden bedruckte Schürzen und Kleiderstoffe hergestellt. Eine mechanische Weberei arbeitet mit 86 Stühlen; Bleichanstalten gibt es vier. Greifenberg ist eine alte Stadt, über die wir aus dem Anfang des elften Jahrhunderts sichere Nachrichten haben. In der katho- tischen Kirche befindet sich eine 1545 angelegte gräflich Schafsgotschische Familen- grust. Auf einem 3/4 Stunden von der Stadt entfernt liegenden, 420 in hohen

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 187

1884 - Leipzig : Spamer
Die Burg Kynsberg am Schlesierthale. 187 einem Felsen zerspalten. Die bewunderswerte Treue des Hundes hatte das Unglück verhütet. Man band den Knaben sorgfältig los, hob ihn auf, und als er wieder zu sich kam, erzählte er, daß das Pferd unversehens scheu geworden sei und einen Satz gemacht habe, wobei er aus dem Sattel gestürzt sei. In demselben Augenblicke ergriff der treue Hund die Zügel des Pferdes und hielt sie fest, bis endlich Hilfe kam. Zum Andenken an diese wunderbare Rettung ließen die Eltern den Junker mit Pferd und Hund malen in einem Gemälde, das noch vorhanden ist. Im 18. Jahrhundert verfiel die Burg immer mehr, so daß die Herrschaft ihre Wohnung in dem benachbarten Dittmannsdorf nahm. Ode und verlassen von fast allem Leben, denn nur ein Beamter wohnte im Thorhause, stürzte im Herbste des Jahres 1789 ein Teil der Seitenmauern der Burg zusammen. Die Räume, welche mehrere Jahrhunderte hindurch den Familien von Herzögen, Fürsten und Freiherren freundliches Obdach gewährt, verfielen derartig, daß die Trümmer nur mit Lebensgefahr zu betreten waren. Damit die Gläubiger der Herrschaft, die tief in Schulden geraten war, befriedigt würden, wurden die Besitzungen in einzelne Teile zerteilt und ver- kauft. Die Burg wurde auf diese Weise im Jahre 1823 durch gerichtlichen Zuschlag Eigentum einiger Bauern, die schon früher Besitzer des Berges und Waldes geworden waren. Es ging das Gerücht, die Bauern hätten den Kauf nur gemacht, um die Burgruine niederzureißen und das Material für sich zu verwenden, ferner auch, um zu verhindern, daß Fremde in ihr Gebiet kämen. Ein Freund des Altertums wußte es dahin zu bringen, daß noch Nachgebote gegeben werden konnten; er wollte die Burg vor dem Niederreißen retten. Da meldete sich der Professor Büsching mit einem Nachgebot, und mit ihm wollte jener Freund des Altertums nicht wetteifern, da er dieselbe Absicht wie dieser hatte. Professor Büsching erstand die Burg, und so wurde die Ruine einem so liebevollen Pfleger zu teil, wie sich nur je einer finden konnte. Mit einer rührenden Zärtlichkeit hing er an seiner Kynsburg, ließ die Trümmer auf- räumen, machte die Ruine wieder gangbar, stellte den Turm wieder her, versah ihn mit einer Treppe, verwandelte die ehemalige Burgkapelle in ein freundliches Zimmer, in welchem er sich gern selbst aufhielt, wenn seine amtliche Stellung in Breslau ihm einen Ausflug gestattete; auch verschönerte er den Burghof durch anmutige Gartenanlagen und sorgte für die Bequemlichkeit und Unterhaltung der Burgbesucher. Im Jahre 1840 kam die Burg, nachdem sie siebzehn Jahre liebevoll gepflegt worden, in die Hände des Grafen von Burghauß, der schon früher die Herrschaft Kynau an sich gebracht hatte. Was Büsching begonnen hat, setzt der Graf von Burghauß fort. Alljährlich wird mit den Verschönerungen der Burg und ihrer Umgebung fortgefahren, so daß wir lebhaft an den alten Matthias von Logau erinnert werden. So lohnend der Spaziergang zur Burg ist, so interessant ist eine Wan- dernng durch die Gemächer derselben. Außerhalb der Thorbrüstung erblicken wir rechts die halb erhabenen Bilder der Stärke, Geduld, Klugheit und Hoff- nuug, links die der Barmherzigkeit, Mäßigkeit, Gerechtigkeit und Treue. Die Bilder tragen die Unterschristen: Portitudo, Patientia, Prudentia, Spes, Caritas und Fides. Mäßigkeit und Gerechtigkeit sind ohne Unterschriften. Über dem Eingangsthor sehen wir die Wappen vom Grafen Hohenzollern und von Rochow. Treten wir in das Schloß ein, so wird uns das Gefängnis gezeigt, in welchem

4. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 206

1884 - Leipzig : Spamer
206 Die Grafschaft Glatz. dem Gewerbebetrieb zugewendet haben. Die Uhrenfabrikation, die Woll- und Twist- (Baumwollengarn-) Spinnerei beschäftigen gegen 200 Personen, die übrigen Gewerbe sind von geringer Bedeutung. Wenn auch der Ort klein und unbedeutend ist, so wird er doch oft besucht, besonders weil die Spaziergänge auf den Höhen sehr angenehm sind. Von den Wällen herab hat man eine herrliche Aussicht sowohl nach Schlesien als auch nach der Grafschaft hin, und die wechselvolle und frische Anmut der reizenden Thalschluchten fesselt den Blick des Wanderers. Daß die Festung Silberberg gerade an dieser Stelle des Eulengebirges erbaut wurde, dazu gab die freie und kuppenartige Form einiger Berggipfel sowie die Lage des Orts Veranlaffung, da hier nämlich von jeher eine Paß- straße aus einem wichtigen Teile Schlesiens nach der Grafschaft Glatz und nach Böhmen führte und durch die neue Festung ein wichtiges Mittelglied zwischen den Festungen Glatz und Schweidnitz gewonnen wurde. Auf der Paßstraße bei Silberberg vorbei zogen gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges schwedische Heerhaufen; im Siebenjährigen Kriege nahmen in diesen Gegenden bald preußische, bald österreichische Heeresteile Stellungen und Lagerstätten ein. An diese Zeit erinnern noch jetzt Bruchstücke und Schanzen, die zwar gegenwärtig bereits völlig mit Rasen bedeckt und mit Gesträuch bewachsen, aber in ihrer früheren Bestimmung noch hinlänglich erkennbar sind. Auch manche noch übliche Namen, wie Kanonenweg, Husarensteg, Kroatenplan, weisen auf jene Kriegszeiten hin. Langtnbitlau und pcterswaldau, )wei schleiche Webcrdörfer. Im Reichenbacher Kreise zieht sich 5 km südwestlich von der Kreisstadt in einer Länge von 9 km am Fuße des Eulengebirges hinauf das Dorf Langenbielau, das in Nieder- und Oberlangenbielau zerfällt. Das Klima ist bei der nach Nordosten* zu offenen Lage des Ortes rauh, aber gesund. Der Boden besteht meist aus Granit, Kalk und rotem Sandstein. Die das Dorf der Länge nach durchfließende Viele wird zur Abführung der unreinen Abflüsse der zahlreichen Fabriken des Ortes benutzt, das für die Haushaltungen erforderliche Wasser dagegen aus Brunnen bezogen. Das Dorf oder die Dörfer I, Ii, Iii, Iv, haben 13 400 Einwohner. Bereits seit dem 14. Jahrhundert ist die Weberei der Haupterwerbszweig der Einwohnerschaft. Es bestehen gegenwärtig sieben größere Fabrikanlagen für Weberei mit über 2000 Stühlen, vier Bleichereien, ebensoviel Färbereien, zwei Baumwollspinnereien, eine Kanevasfabrik. Der größte Teil der Bewohner treibt die Handweberei im eignen Hause, der kleinere Teil ist in den Fabriken beschäftigt. Außer den Webereien finden wir in dem Dorfe zwei Mehlmühlen, eine Brettschneiderei, eine Preßhefen-, eine Stärke- fabrik, sämtlich mit Dampfbetrieb, und eine Zuckersiederei. Der Versand der fertigen leinenen, wollenen und baumwollenen Zeuge ist außer nach den größeren Städten der Provinz Schlesien und den Nachbarprovinzen auch nach Dänemark, Schweden, Amerika und Rußland gerichtet. In dem Dorfe befindet sich ein Kranken- und ein Waisenhaus; es hat auch Gasbeleuchtung. Natürlich ist die Gemeindeverwaltung nach Art der städtischen Verwaltungen eingerichtet. Von der Kreisstadt Reichenbach aus 5 km westlich, am Fuße der Hohen Eule, liegt das Dorf Peterswaldau, das in Ober-, Mittel-, Nieder- und Königl.- Peterswaldau zerfällt. Der vorherrschend lehmige, über einen Untergrund aus

5. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 141

1884 - Leipzig : Spamer
Fischbach. 141 Im Südosten der Falkensteine erhebt sich der Kittnerberg, in dem nach alter Sage ein goldener Esel liegt, der so großen Goldeswert hat,'daß von diesem Schatze Fischbach zu einer Stadt umgewandelt werden kann, wenn er einstmals aufgefunden wird. Wer den Esel findet, der wird nach dieser Sage die Stadt gründen und der erste Bürgermeister in derselben sein. Schloß Fischbach. Wer den Weg nach dem Kreuze auf dem Falkensteine verfolgt, muß vor- übergehen bei dem Prinzesfinstühl, einem in den Fels eingehauenen Sitz, von welchem sich die Leute folgende Sage erzählen: In dem Boberthale weidete täglich ein junger Hirt feine Herde und blieb im freien Felde von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Als er einst seiner weidenden Herde folgte, kam er bis zu dem Fuße des Berges, auf welchem die Ruinen der alten Burg standen. Der Fuß war von dichtem Walde umgeben. In das Dickicht führte ein wenig be- tretener und deshalb kaum bemerkbarer Weg. Der Hirt war neugierig und ging dem Wege nach bis in die tiefste Waldesnacht, ohne an seine Herde zu denken. Es wurde so finster, daß er fast nichts mehr sehen konnte und sich mit dem Stabe forttappeu mußte. Plötzlich wurde es hell, der Wald öffnete sich: er stand vor einem reizenden, in frischem Frühlingsgrün prangenden Thale. Als er hinauf schaute zur Höhe des Falkensteins, sah er eine schöne Jungfrau mit blonden Locken auf einer schroffen Felswand sitzen und von einem silberweißen Rocken spinnen. Diese sah von der Höhe mit freundlichem Blicke auf den Schäfer herab; aber als es 12 Uhr im nahen Dörfchen schlug, war sie verschwunden.

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 270

1884 - Leipzig : Spamer
270 Die Oder und ihre Umgegend von der Quelle bis Brieg. landete, wo ein Chor niedlicher Bauernmädchen die Aussteigenden empfing und bei Musik und Gesang bewirtete. Viele Fremde fanden in der Bibliothek und den Kunstsammlungen des Grafen Unterhaltung; andre ergötzten sich bei den Ausführungen deutscher Komödien, italienischer komischer Opern, französischer Trauerspiele, von Pantomimen und Balletten. Friedrich der Große besuchte im Jahre 1770 den Grafen in Roßwalde und war durch die Großartigkeit der arrangierten Feste, in denen Schlag auf Schlag Wunder auf Wunder folgte, überrascht. Hoditz hatte alles aufgeboten, um den Helden würdig zu empfangen, und alles gelang nach Wunsch. Der König schenkte dem Grafen zum Danke eine prächtige, mit Diamanten und seinem Bildnisse verzierte Dose, in der eine Anweisung auf 10 000 Thaler lag. Diese Einlage mußte dem Besitzer von Roßwalde sehr angenehm sein; denn obgleich er sehr reich war, lebte er doch in einer solchen Sorglosigkeit, daß seine Aus- gaben größer wurden als seine reichlichen Einnahmen. Seine Güter ließ er durch Pächter verwalten, die ihm kaum die Hälfte von dem gaben, was er hätte fordern können. Er geriet in eine immer bedrängtere Lage und sah endlich keinen andern Ausweg, als das Anerbieten des Königs von Preußen, in Potsdam zu wohnen, anzunehmen. Friedrich Ii. bot alles aus, um dem armen Greise den schweren Schritt zu erleichtern; er räumte ihm und den treuen Dienern ein geräumiges Haus ein, unterhielt ihm eine gute Tafel und setzte ihn durch ein beträchtliches Jahrgeld in den Stand, eine Kapelle zu besolden und selbst noch zuweilen kleine Feste zu geben. Die Musik erfreute den Grafen; bei süßen Tönen vergaß er die düsteren Vorstellungen, die seinen Geist be- unruhigten. So verlebte er noch einige Jahre, bis er endlich, da seine Kräfte erschöpft waren, am 18. März 1778 in feinem 72. Jahre aus dem Leben fchied. Ratibor. Nur einige Meilen unterhalb der Stelle, an welcher die Zinna in die Odev geht, liegt in einem anmutigen Teile des Oderthales, rings um- geben von Hügelland, das nach Norden hin den Charakter der Ebene annimmt, die von fast 13 400 Einwohnern bewohnte Stadt Ratibor. Ursprünglich war die Bevölkerung der Stadt slawisch; im 13. Jahrhundert wurde der Ort ger- mauisiert; unter Karl Iv. und Wenzel erhielt das slawische Element wieder den Vorzug: man schrieb alles mährisch, sprach polnisch und kleidete sich deutsch. Im Jahre 1741 wurde das österreichische Herzogtum Ratibor von preußischen Truppen besetzt und 1745 durch den Dresdener Frieden dauernd mit Preußen vereinigt. In einer Entfernung von 15—20 km von Ratibor werden Stein- kohlen gefördert. Der Boden um die Stadt erzeugt alle Arten von Getreide, Zucker- rübeu, Raps und Holz; Ackerwirtschaft wird von der Stadtbevölkerung wenig getrieben, dagegen bedeutender Gartenbau und lebhafter Gemüsehandel, welcher einen großen Teil Oberschlesiens versorgt. Heute wird in der Stadt Vorherr- schend deutsch gesprochen, aber in der ländlichen Umgebung slawisch, und zwar auf dem linken Oderufer böhmisch oder mährisch, auf dem rechten ein mit vielen deutschen Wörtern untermischtes Polnisch.

7. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 420

1884 - Leipzig : Spamer
420 Stadt und Festung Posen. einer Provinz. Die Straßen sind breit, prächtige Häuser mit eleganten Läden und großen Spiegelscheiben reihen sich dort aneinander. Elegante Kutschen rollen an uns vorüber, schwerfällige Landwagen sehen wir ankommen und zu den Thoren hiuaussahren, stolze Reiter auf geschniegelten Pferden blicken nach dem bunten Getriebe der lustwandelnden Spaziergänger, unter denen sich der rastlose Geschäftsmann seinen Weg sucht. Des Abends finden wir Vergnügen an Kon- zerteu, Theatervorstellungen, Vorträgen; an Nachmittagen finden sich Gelegen- heiten zu schönen Ausflügen in die Umgegend mit der Bahn (z. B. nach Moschin) oder mit Wagen; in den besuchtesten Konditoreien liegen viele Zeitungen aus, in vielen Weinstuben und Restaurationen wird viel gegessen und getrunken; Droschken, die seit 1345 eingeführt sind, bringen den müden Wanderer nach Hanse und erleichtern dem eilenden Arzte und Kausmanne den Verkehr. Das Rathaus. Auf dem Alten Markte in der Stadt zieht das Rathaus unsre Aufmerksamkeit auf sich. Vor demselben steht eine steinerne Säule aus alter Zeit, die wir, obgleich sie stark beschädigt ist, noch als einen Pranger er- kennen. Oben auf der Säule befindet sich eine Figur, welche den Scharfrichter mit dem zum Hiebe erhobenen Schwert darstellt. Die Jahreszahl 1535 weist ans die Errichtung des Prangers hin, die übrigen in die Säule eingetragenen Zahlen auf das Jahr der betreffenden Todesstrafen. Das Rathaus wurde wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert, bald nach- dem die Altstadt Posen gegründet war, angelegt. Im Jahre 1508 wurde es abgebrochen und ein neues Gebäude aufgeführt, das 1535 abbrannte. Durch einen italienischen Baumeister aus Lucca wurde das Rathaus wieder hergestellt und durch einen Turm geschmückt, der 1675, vom Blitze getroffen, niederbrannte; aber schon 1698 war ein neuer Turm vollendet, der zwei Glocken im Gewicht von 157 und 100 Zentnern trug. Ein Orkan warf 1725 die Spitze des Turmes mit den Glocken um; erst unter der Regierung des Stanislaus August erhielt der Turm die neue Spitze, die er noch heute trägt; am 19. Juni 1793 wurde der große kupferne Adler mit dem Wappen des Königs und der Republik auf der Brust auf die äußerste Spitze des Turmes gebracht. Unter den vielen Zimmern und Sälen des Rathauses befindet sich auch eins, die frühere Folterkammer, in der noch vor hundert Jahren an verdächtigen Menschen, die nicht eingestehen wollten, glühende Eisen zur Auwendung kamen. Heute dient die Folterkammer friedlicheren Zwecken; es ruhen dort viele Tausende von Wertpapieren der Sparkasse und aller städtischen Fonds hinter Schloß und Riegel. Alle halbe Jahre erscheinen auch noch jetzt in diesem Räume Männer mit großen eisernen Instrumenten, sie treiben indes ein weniger grausames Geschäft — es ist die Kassendeputation, welche die Konpons abschneidet. Schloß. Das Schloß wurde schon 1253 von den Fürsten Przemyslaw und Boleslaw auf dem Schloßberge angelegt. In demselben residierten die Fürsten. Später wohnten daselbst die großpolnischen Generale. Als das Schloß 1536 abgebrannt war, baute es der General Gorka wieder aus; im Jahre 1655 nahm der schwedische Kommandant dort seinen Sitz. Da es durch die Schweden- kriege sehr gelitten hatte, baute es 1783 der General Raczynski wieder aus. Hier wohnten die polnischen Könige, wenn sie Posen besuchten; hier fanden die t

8. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 470

1884 - Leipzig : Spamer
470 Im Regierungsbezirk Bromberg. wendete sich die Wut der Polen gegen wehrlose Einwohner. Vier Männer, unter ihnen ein 60jähriger Greis, wurden hingeschlachtet, andre schwer verletzt und mißhandelt oder eingesperrt, ihre Häuser wurden ausgeplündert. Änowrazlaw. Fahren wir in der Richtung, in der wir von Gnesen ge- kommen sind, weiter, so kommen wir über die kleine Kreisstadt Mogilno (2464 E.) nach Jnowrazlaw, einer Stadt in dem weizenreichen Kujawien, die wahrscheinlich eine bedeutende Zukunft hat. Jnowrazlaw (Inowroclaw = Jungbreslau) wird schon im 12. Jahrhundert erwähnt. Der Handelsweg zwischen Preußen und der Lausitz ging über diesen Ort, und das kam ihm sehr zu statten. Nachweis- lich hatte die Stadt in der Mitte des 13. Jahrhunderts Magdeburger Recht und durfte fünf Sechstel der Abgaben von Gebäuden, Verkaufsbänken und Gärten zum Stadtbesten einbehalten und verwenden und zahlte nur den sechsten Teil an den Herzog; sie war durch Mauern geschützt und hatte ein Schloß, in welchem ein Starost saß. Im 14. und 15. Jahrhundert hatte sie viel durch die Kriege mit den preußischen Rittern zu leiden. Als um 1430 (genaue Nach- richten fehlen) die Stadt durch die Ritter eingeäschert worden war, erwirkte sie sich die Ausstellung eines neuen Freibriefs von König Kasimir Iv. Zufolge dieser neuen Urkunde besaß die Stadt ein Bad, dessen Einnahmen sie bezog, Wiesen und Weiden, sowie die halbe Benutzung einer Strecke der Netze, hielt am Dienstag einen Wochenmarkt und stand in der Magdeburger Freiheit. Von den Gefällen der Vogtei fiel ihr ein Drittel zu. Von den Häusern und Grund- stücken wurde ein Zins an den Herrscher abgeführt. Die Bürger durften Wein und Met am Rathaus verkaufen. Auswärts gebrautes Bier sollte aber weder in der Stadt selbst, noch im Umkreise auswärts geschenkt werden. Im 16. Jahr- hundert kam die Stadt sehr herunter, sie hatte zum Kriege nur einen Fuß- gänger, einen vierspännigen Wagen und eine Marketenderin zu stellen. Im Jahre 1772 wurde Jnowrazlaw (es hieß damals auch Jungbreslau) preußisch, und hier leistete der Netzedistrikt am 22. Mai 1775 die Erblandeshuldigung. Namens der Stadt that dies ihr Bürgermeister Georg Wolter. Die 190 Wohn- gebäude, welche die Stadt damals hatte, waren meist schlecht und von Holz gebaut. Das schlechte Rathaus auf dem Markte hatte neben sich einen alten Tnrm. Ein Kloster der Franziskaner und fünf Kirchen waren am Orte. Die Straßen waren so schmutzig, daß man bei üblem Wetter kaum durchkommen konnte. An gutem Trinkwasser litten die Bewohner Mangel. „Auf dem Markte ist statt eines Wasserbehälters ein großer Sumpf oder Teich", schreibt 1793 der Bromberger Hosgerichtsrat Holfche. Längst hat sich das Aussehen der Stadt geändert. Die Stadt hat schöne Gebäude, ein freundliches Aussehen und 11 558 E. Ein mächtiges Steinsalzlager, das vor wenigen Jahren dort entdeckt ist, gewährt reiche Ausbeute; die eingerichtete Saline hat einen großartigen Betrieb. Durch Auslaugung des Salzgesteines mittels eingeleiteten Süßwassers -wird eine Sole gewonnen, und das hat Veranlassung zur Gründung des Solbades Jnowrazlaw gegeben, das von Jahr zu Jahr mehr in Aufnahme kommt. Ende des achten Bandes,

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 176

1884 - Leipzig : Spamer
176 Das Waldenburger Bergland. Kersbach und Weckelödorf. Die Umgegend von Waldenburg dürfen wir nicht verlassen, ohne noch eine kurze Wanderung nach Süden unternommen zu haben. Dort müssen wir noch Felsen betrachten, welche äußerst interessant sind, aber vielleicht doch in höherem Rufe stehen, als sie verdienen. Weil sie mit der Sudetenkette zusammenhängen und von den meisten Besuchern des Riesengebirges bewundert werden, müssen wir sie hier in nnsre Betrachtung ziehen, obgleich die Leute, welche dort wohnen, kaiserlich österreichische Untertanen sind. Wir wandern nach den Felsen von Adersbach und Weckelsdorf. Diese Felsen hätten wir schon vonlandeshut erreichen können. Gehen wir nämlich von dieser Stadt nach Süden, so erreichen wir bald das am Bober gelegene kleine Liebau; von dort gehen wir in südlicher Richtung, indem wir das Überschaargebirge zur rechten Hand (südlich) haben, nach dem nnbeden- tenden Städtchen Schömberg, in welches wir auch auf angenehmem Wege vom Kloster Grüssau gelangen können. Von Schömberg führt uns die Straße in der Richtung, in der wir von Liebau ge- kommen sind, weiter nach Merkelsdorf. Dieses Dorf liegt von Waldenburg aus südwestlich. Kommen wir von dieser Stadt, so machen wir unterwegs einen kleinen Abstecher nach dem berühmten Kurort Görbersdorf, der kein Mine- ralbad, sondern eine Heilanstalt für ver- schiedene Krankheitsformen der Schwind- sucht ist. Der Ort dehnt sich in einem schönen Thale aus, dessen Seiten von hohen, mit Nadel- und Laubholz be- wachsenen Bergen umschlossen sind. Die Anstalten daselbst sind großartig einge- richtet; die eine umfaßt 110 Fremden- zimmer, zwei Wintergärten, Speise- und Lesesaal und ist von Parkanlagen um- geben, die sich weit ausdehnen und uu- mittelbar an den Wald anschließen. Von Görbersdorf wendet sich die Straße nach Südwesten; wir stoßen auf einen von den vielen Orten, die Friedland heißen, und verfolgen die Straße bis Merkelsdorf. Die deutsche Grenze haben wir bereits überschritten, wir befinden uns im ersten österreichischen Dorfe und treffen es hier, wie an so vielen schlesisch-böhmischen Grenzübergängen. Daß wir von vielen Bettelkindern an- gegangen werden, überrascht uns nicht; aber wir bewundern die Größe, das Aussehen und die Einrichtung des Weinhanses, das uns durchaus nicht dorf- mäßig, sondern fast großstädtisch erscheint. Der Wirt findet seine Rechnung; denn hier herrscht nicht nur im Sommer reger Verkehr, sondern auch im Winter Eingang in die Felsenstadt.

10. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 295

1884 - Leipzig : Spamer
Der Ring und das Rathaus. 295 einen hölzernen Pflock in die Thür, und solche Pflöcke trug er in der Tasche stets bei sich. Zur rechten Seite steht ein Gewappneter mit der Überschrift: „Ich bin des Rats geharnischter Mann, Wer mich anfaßt, der muß ein Schwert han." Diese Figur stellt einen Beamten, des Rates reisigen Knecht, dar, der die Pflicht hatte, in voller Rüstung, besonders zur Nachtzeit, die Nachbarschaft der Stadt zu durchlaufen und alles Verdächtige zu berichten. Marktplatz in Breslau. Im ersten Stock befindet sich der Fürstensaal, der nicht groß, aber schön gewölbt ist, dessen Gewölbe in der Mitte von einer Säule getragen wird. Auf der rechten Seite an der Wand führt ein Wappen die Inschrift: Felix 1 . . s timet, Infelix f civ"as <luae tempore pacis bella < . d- H-: Unglümch } ^ bic Stadt, welche zur Zeit des Friedens Kriege { Hier in diesem Saale wurden die schlesischen Fürstentage abgehalten, auf denen das Recht hatten zu erscheinen die Fürsten und Standesherren, die De- putierten des Adels der Erbfürstentümer und der Stadt Breslau, die Ab- geordneten von acht Städten mit zusammen einer Stimme. Hier huldigten im Jahre 1741 die Schlesier feierlich Friedrich Ii. Auf einem drei Stufen hohen
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