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1. Das Deutsche Reich - S. 454

1900 - Leipzig : Spamer
454 Zweites Kapitel. französischen Zeit furchtbar, zumal die Hauptschlachten des Freiheitskrieges in Sachsen geschlagen wurden. Nach Napoleons Sturz erlangte Preußen von Sachsen 367% Quadratmeilen und 864400 Einwohner, während die Mark Meißen (mit Ausnahme des nördlichsten Striches), der größte Teil der Oberlansitz und das Gebiet zwischen Mulde und Elster (das Pleißnerland und der südliche Teil des Osterlandes), im ganzen 27172 Quadratmeilen mit 1182744 Einwohnern dem Könige Friedrich August I. verblieben. Derselbe that fortan viel für die Hebung des Landes. König Anton (1827—36) gab dem Lande (1831) eine Verfassung. Unter König Johann (1854—73) trat Sachsen dem Norddeutschen Bunde bei, welcher 1871 sich zu dem Deutschen Reiche erweiterte. Im Jahre 1866 Bundesgenosse Österreichs gegen-Preußen, trug König Johann im französischen Kriege thatkräftig zur Niederwerfung des Erbfeindes und zur Neugestaltung nnsres Vaterlandes bei; der jetzige König, Albert, aber war als Kronprinz einer der ruhmreichsten Heerführer gegen Frankreich. Betrachten wir die Erhebungsverhältnisse des Landes, so finden wir, daß die südliche Hälfte desselben Gebirgsland ist, woran sich nordwärts Hügel- land (^/z) und erst an dieses wiederum Flachland (V6) schließt. In dem Ge- birgslande treten von Osten nach Westen zu das Lausitzer, Elbsandstein-, Erz- und Elstergebirge hervor; das Erzgebirge ist das Hauptgebirge. Das Lausitzer Gebirge reicht bis zur Südostgrenze Sachsens und besteht aus zahlreichen Berggruppen; die höchsten Punkte (die Lausche und der Oybin, der Hoch- wald, der Czorneboh bei Bautzen ?e.) übersteigen nicht eine Höhe von 830 in; es besteht vorherrschend aus Granit, daneben ans Sandstein und Basalt. Das West- wärts folgende Elbfandsteingebirge (die „Sächsische Schweiz"), zu beiden Seiten der Elbe, besteht aus Quadersandstein, welcher an einzelnen Stellen durch Basaltmassen durchbrochen wird. Gegen Südwesten folgt dann das Erzgebirge, ein ausgevräates Kammgebirge, welches gegen Süden steil abfällt, dagegen nach Norden hin sich alt- mählich abstuft. Es ist in seinem südwestlichen Teile am höchsten (sein Kamm bis zu 1000 m und seine höchsten Kuppen, Fichtelberg, Keilberg, Auersberg, über 1200 m hoch). Dem Erzgebirge ist das sächsische Mittelgebirge vorgelagert, welches von Glauchau au 60 km weit östlich zieht und am Ostende mit dem Erzgebirge zu- sammenhängt; noch weiter nördlich folgt das sächsische Bergland bis an die Linie Meißen-Ofchatz-Grimma-Altenburg hin. Der östliche Teil des Erzgebirges besteht bis zur Zschopau hin hauptsächlich aus Gneis, stellenweise auch aus Granit, der südwestliche aus Glimmer- und Thonschiefer sowie gleichfalls aus Granit. Die Ur- gesteine werden vielfach von Basalt, Phonolith, Porphyr und Melaphyr durchsetzt (besonders an der unteren Zschopau und in der Nähe des Zwickauer Beckens). An dem Nordrande der Urgebirgsschichten tritt Steinkohlengebirge mit stellenweise sehr reichhaltigen Flözen auf; das nördliche Bergland enthält Brannkohlenlager (bei Grimma, Oschatz, Bautzen). Das Erzgebirge ist reich an Erzen, besonders an Blei, Silber, Zinn und Eisen. ^ Die Bewässerung des Königreichs Sachsen ist sehr günstig. Zahlreiche Flüsse und Bäche entspringen den im Südeu des Landes liegenden Gebirgen, nm sich größtenteils in den Elbstrom zu ergießeu, welcher den Hanptstrom Sachsens bildet. __ Nur die Lausitzer Neiße, welche, nachdem sie in Böhmen ihren Ursprung ge- funden hat, nach Sachsen übertritt, gehört der Oder an. Die Elbe tritt als 130 m breiter, schiffbarer Strom in das Königreich, durchbricht zunächst das Elbsandstein- gebirge, fließt dann durch den Thalkessel von Dresden, wird bis Meißen von Höhen- zügen begleitet und verläßt Sachsen oberhalb Mühlberg (bei Strehla); sie hat in diesem Lande eine schiffbare Strecke von 117 km. Von den linken Nebenflüssen der Elbe find links die Mulde, welche sich aus der Zwickauer und Freiberger Mulde (Zufluß Zschopau) bei Kolditz bildet, und die zur Saale gehende Weiße Elster mit der Pleiße und Parthe, von den rechten Nebenflüssen die Spree und die Schwarze Elster mit der Röder zu nennen. Außerdem sind viele kleinere Flüßchen, Flöß- graben, Bergbaugräben, an stehenden Gewässern indes nur größere deiche (bei Moritzburg, Wermsdors ?e.), aber keine eigentlichen Landseen vorhanden. An Mineral-

2. Das Deutsche Reich - S. 664

1900 - Leipzig : Spamer
664 Drittes Kapitel. die neue Lehre bald eine heftige Reaktion, geführt von den Bischöfen von Metz, Tonl und Verdun. Hierdurch wurden die Protestanten zum Anschlüsse an Frankreich bewogen, durch welchen die Gebiete Metz, Tonl und Verdun dem Deutschen Reiche verloren gingen (bestätigt durch den Passauer Vertrag, 1552). Nachdem dann durch den Dreißigjährigen Krieg die Besitzungen und Rechte des Hauses Habsburg an Frankreich übergegangen waren, wußte sich Ludwig Xiv. in der allerunredlichsten Weise in den Besitz der noch selbständigen Teile des Elsasses (vor allem auch Straßburgs, 1681) zu setzen (durch deu Frieden von Ryswijk 1697 bestätigt). Durch deu Polnischen Erbfolgekrieg gewann Frank- reich dann auch Lothringen, welches durch den Herzog Franz Stephan, den Gemahl Maria Theresias, an den Schwiegervater Ludwigs Xv., Stanislaus Lesziusky von Polen, abgetreten und nach dessen Tode (1766) in Frankreich einverleibt wurde. Die Bewohner hatten unter französischer Herrschast ziemlich entschieden das deutsche Wesen und die deutsche Sprache festgehalten, doch war in letzter Zeit das Franzosentnm in deutlicher Zunahme begriffen. Der Krieg von 1870/71 befreite das Land von der französischen Gewaltherrschaft (Frank- furter Friede, 10. Mai 1871); vom Elsaß blieb namentlich nur Belfort mit Umgegend bei Frankreich. Das gewonnene Gebiet wurde unmittelbares Reichs- land (Reichsgesetz vom 9. Juni 1871). Das Christentum wurde im Elsaß durch den Herzog Etticho eingeführt; für dasselbe war besonders auch dessen Tochter Ottilia, die Schutzheilige des Elsasses und Begründerin des Klosters Hohenburg auf dem Ottilienberge, thätig. Der Name Elsaß wird als „Land der seßhaften Alemannen" oder besser als das „Land der Sassen am Jll" gedeutet. In Lothringen hatte sich wohl schon zu Anfang des 6. Jahrhunderts eine Sprachgrenze derartig vollzogen, daß der von Alemannen nicht besetzte südliche Teil verwelschte, während der nördliche germanisch blieb. Der lothringische Herzog Giselbert, welcher sich Frankreich angeschlossen hatte, wurde durch König Heinrich I. gewonnen (dann Gemahl der Tochter des Königs Gerberga). Später finden wir Lothringen in zwei Gebiete (Ober- und Unterlothringen) geteilt. Kaiser Karl Iv. vereinigte 1354 die freien Städte des Elsasses (außer Straßburg die Städte Weißenburg, Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Rosheim, Mül- Hausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster) in den „Bund der zehen Städte." Die Schirmherrschaft über dieselben sowie die Rechte von Landgrafen im Elsaß übten schon früh die Habsburger aus. In den Besitz von Metz, Toul und Verdun gelangte König Heinrich Ii. besonders durch das Bündnis mit Kurfürst Moritz von Sachsen; er spielte sich übrigens als „Schützer der deutschen Freiheit" auf. Der letzte Herzog von Lothringen, welcher später als Franz I. die deutsche Krone trug, gab sein Land dem Erbfeinde Deutschlands preis, um für dasselbe das italienische Land Toscana zu erhalten. Nach der Besitznahme des Landes durch Frankreich haben namentlich die Landbewohner in Elsaß-Lothringen die deutschen Einrichtungen, Sitten und Ge- bräuche festgehalten; daß sich in dem jetzigen Jahrhundert das Franzosentum, nament- lich in den Städten, stark verbreitete, hatte besonders in der Zerrissenheit Deutsch- lands seinen Grund; trotzdem hat sich die deutsche Sprache in Predigt und Kinderlehre bis zum Jahre 1870 auf dem Lande fast überall erhalten. Der östliche Teil vom Elsaß gehört zur oberrheinischen Tiefebene, der westliche enthält die Ostabhänge des Wasgeuwaldes. Züge des letzteren bilden die Grenze gegen Lothringen, welches seinerseits ein Hochland darstellt. Im südlichsten Teile vom Elsaß finden sich Ausläufer des Schweizerischen Juras bis zum Passe von Belsort hin. Jenseit desselben erhebt sich das Gebirge des Was- genwaldes als eine Kette aneinander hängender Berge und Höhen. Dasselbe wird durch das Markircher Thal in eine südliche und eine nördliche Abteilung geschieden. Die erstere bildet größtenteils ein llrgebirge aus Granit, Gneis, Syenit, Porphyr und Melaphyr, welchen nur bisweilen Grauwacke, Rotliegendes und Sandstein an-

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 40

1900 - Leipzig : Spamer
40 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken. feiten der Mongolen, Tataren und Türken wurden die Russen schließlich vom Seehandel ganz abgeschnitten und verschwanden für uns überhaupt, da seit dem Falle Konstantinopels (1453) der gesamte pontische Handel erstorben war, besonders seit die Osmanen ihre Herrschaft am Schwarzen Meere immer weiter ausbreiteten. Es bedurfte neuer Anregungen, um Rußland mit Europa wieder in regelmäßige Verbindung zu bringen, und diese kamen aus einer Gegend, von der man sie am wenigsten vermutet hatte — aus dem äußersten Norden. Den Anstoß dazu, daß Rußland wieder aufs neue und zwar auf einem neuen Wege mit dem Westen Europas in Handelsverbindungen trat, gab ein deutscher Edelmann, Sigismund von Herberstein aus Wippach in Kärnten. Schon zu Ausgange des 15. Jahrhunderts hatten die deut- schen Kaiser Friedrich Iii. und Maximilian I. das Bedürfnis gefühlt, mit dem russischen Reiche, welches seit 1430 unter Iwan von der Oberherr- schast der Mongolen frei geworden war, in Verbindung zu treten. Sie hatten Gesandte an diesen Fürsten geschickt; auch der Erzherzog Sigismund sandte einen Tiroler, Michael Saups, 1492 nach Moskau, der über das russische Reich und die Länder bis zum Ob Erkundigungen einziehen sollte. Doch größere Bedeutung erlangten die Reisen des obengenannten Herber- stein. Zweimal verweilte er als kaiserlicher Gesandter, 1517 sowie 1526, am Hofe der moskowitifchen Großfürsten, wo er weitreichende Erkundigun- gen über Land und Leute des bis dahin noch wenig gekannten Rußlands einzog. Die Frucht seiner Studien war die erste neuere Karte des großen Reiches, auf der auch Teile Westasiens erscheinen und der Fluß Ob in dem See Kitais, welchen Herberstein seinem Namen nach als in China gelegen vermutet, entspringt. Deshalb versetzt er auch die chinesische Hauptstadt Peking oder Kumbalig ganz in dessen Nähe. Auf dieser Karte erscheint auch bereits das Weiße Meer als ein Arm des Nördlichen Eismeeres. Die Russen selbst wußten damals noch wenig vom Norden ihres Reiches, denn die Stadt Cholmogory an der Dwina war der nördlichste Ort, wo- hin sie des Pelzhandels wegen kamen. Doch erstreckten sich ihre Reisen schon bis zum Ob, sie zogen die Petschora aufwärts, überschritten die ura- tischen Höhen und stiegen ins Thal der Soswa, die in den Ob mündet, herab. Bis hierher hatten daher die russischen Großfürsten von Moskau aus gelegentlich ihre Herrschaft ausgedehnt. Damals waren die Versuche, eine nordwestliche Durchfahrt nach Indien zu sinden, gescheitert, und Herbersteins Karte, die im Oblause den direkten Weg nach Katai, d. h. China, zeigte, gab nun die Richtung an, aus welcher man vorgehen müffe. Also in nordöstlicher Richtung, längs der Küste Lapplands, wollte man vordringen, und das Volk, welches hier zuerst bahn- brechend auftrat, war das britische. England suchte neue Absatzwege für seine Erzeugnisse, die damals — in der Mitte des 16. Jahrhunderts — nur zu sehr gedrückten Preisen auf den europäischen Märkten anzubringen

4. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 359

1884 - Leipzig : Spamer
1741. 1806—1814. 359 40 Österreichern wurde in der Nähe der Schloßbastion aufgehoben, der Haupt- wall erstiegen, ehe das Festungsgeschütz abgefeuert werden konnte, die Thor- wache besetzt! alles dies war das Werk einer halben Stunde. Die österreichische Besatzung warf sich ins Schloß, mußte sich aber am nächsten Morgen ergeben. Graf Wallis mit 2 Geueraleu, 36 Ober- und Stabsoffizieren und 855 Unter- offizieren und Gemeinen wurde kriegsgefangen; erobert wurden 64 Kanonen, 5 Mörser, 1300 Zentner Pulver. Die Preußen hatten 4 Tote und 29 Ver- wundete, die Österreicher ungefähr ebensoviel. Zum Denkmal dieser preußischen Wassenthat wurde in eine Futtermauer der Kreuzbastei eine Sandsteintafel mit der Inschrift „F. R. 1741" eingelegt; die Bastei erhielt den Namen Friedrich. Das Plündern war den siegenden Truppen untersagt. Am dritten Tage nach der Einnahme huldigten Magistrat, Geistliche und alle Beamten namens der Bürgerschaft iu Gegenwart des Fürsten Leopold und der Markgrasen Karl und Wilhelm dem Könige von Preußen. Seit 1742 begannen die zur Verstärkung der Festuug nötigen Bauten. Gloglau blieb während der Schleichen Kriege in preußischem Besitz. 1806—1814. Als im Jahre 1806 der Krieg des Frankenkaisers Napoleon eine für Preußen unglückliche Wendung genommen hatte und dem Prinzen Hieronymus Napoleon die Aufgabe zugefallen war, mit Franzosen, Bayern und Württembergern unter Vandamme Schlesien zu erobern, war es die Festung Glogan, auf die es die Feinde zunächst abgesehen hatten. Festnngskommandant war damals der Generalmajor von Marwitz, stellvertretender Gouverneur der Generalleutnant von Reinhard. Am 21. Oktober 1806 ging der Befehl ein, Glogau solle gegen einen Handstreich gesichert werden. Sofort wurden die Arbeiten begonnen; aber als sich schon am 7. November der Feind von allen Seiten zeigte, war die Befestigung noch lange nicht vollendet. Noch am 7. Novem- der abends erschien ein Unterhändler bei dem Gouverneur und forderte zur Übergabe der Festung auf. Er wurde abgewiesen, ebenso wie ein zweiter am 15. November. Damals hätten vielleicht die Feinde von Glogau zurückgedrängt werden können, denn Napoleon hatte die Bayern abberufen, und das Heer der Belagerer bestand aus nur 5000 Württembergern; aber es geschah nichts, es fehlte an der nötigen Thatkrast. Als das Belagerungsgeschütz der Feinde von Küstrin herangekommen war und man anfing, die Stadt zu beschießen, wurde sie am 3. Dezember übergeben. Daß die Übergabe damals noch nicht notwendig war, das steht jetzt wohl so ziemlich fest. In die Hände der Feinde sielen 208 Stück schweres Geschütz und ein großer Vorrat von Gewehren, Kugeln und Pulver; das Gewehr streckten 3374 Mann, unter diesen 72 Offiziere. Durch den Besitz von Glogau wurden die Feinde Meister eines großen Teiles von Schlesien und erhielten Geschütz, mit dem sie die andern Festungen angreifen konnten. Glogau mußte, um der Plünderung zu entgehen, an Vandamme 25 000 Thaler bezahlen; es erhielt einen französischen Gouverneur. Auch nach dem Frieden zu Tilsit blieb die Festung (mit Stettin und Küstrin) mit 10 000 Mann französischer Besatzung in den Händen der Feinde. Im Schlosse zu Glogau redete der brutale Imperator im Jahre 1807 die preußischen Stände also an: „Ihr habt den Frieden gewünscht; ich habe ihn euch soeben gegeben; der Krieg war eine Thorheit (sottise), zu welcher die Hofleute den König verleitet haben; sie hätte ihm beinahe den Verlust des Thrones zugezogen. Ihr werdet Preußen

5. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 13

1885 - Leipzig : Spamer
Aus den Zeiten der Hansa. 13 unbekümmert blieb. Sie hat es erreicht meist durch die Macht des Geldes bei den stets geldbedürftigen Fürsten, durch die Klugheit ihrer Unterhandlungen, in schlimmeren Fällen durch Absperrung und Versagung des Handels gegen aus- wärtige Mächte, wie durch Verhansnng, d. i. Ausschließung aus dem Bunde gegen ungehorsame Bundesglieder, auch wo es not that durch das Schwert. Gertruden- Jakobi- Petrikirche. Nikolaikirche. Ellernlhor- Beerdigungsplatz kapelle^ kirche. Dom. Katharinenkirche. brücke. (jetzt kl. Michaeliskirche). Johanniskirche. Hamburg ums Jahr 1587. Die Not und Verwirrung der Zeit erheischte solche Hilfe, die, weil sie von Fürsten nicht erlangt werden konnte, der Mut der Städtebewohner sich selbst verschaffte und dadurch den Grund legte zu jener Selbständigkeit und freien Würde, mit welcher von jetzt an besonders die Küstenstädte Niederdeutschlands, unter ihnen Hamburg, sich erhoben. Namentlich war es der Norden Deutsch- lands, welcher sich zu der Zeit, wo Kaiser und Reich im Westen und Süden und durch unaufhörliche Fehden im Innern beschäftigt waren, so sehr seinem Schicksale überlassen fand, daß ohne die kräftigen Bollwerke, welche diese in Wohlstand blühenden Städte bildeten, die Grenzen gegen die Nachbarstaaten nicht hätten geschützt werden können. Die Bewohner der Städte fühlten diese Wichtigkeit ihrer Verhältnisse und brachten sie späterhin gern zur Sprache, um so mehr, da sie nicht ohne Kraftanstrengung und ohne Klugheit alle anmaßenden Zumutungen hätten zurückweisen können. Für die Ostseestädte und für Ham- bürg war die dänische Macht die gefährlichste, und die Ansprüche, welche der

6. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 122

1886 - Leipzig : Spamer
122 Land Mecklenburg. Eigenmächtigkeit des Rates zu neuen Unruhen führten, benutzte Herzog Johann Albrecht, dessen Versuch, sich in die kirchlichen Angelegenheiten der Stadt ein- zumischen, von dieser zurückgewiesen war. die innere Entzweiung derselben und suchte sich bei nächtlicher Weile der Stadt zu bemächtigen; jedoch ohne Erfolg. Später wurde er unter bestimmten Bedingungen freiwillig mit seinem Kriegs- Volk eingelassen, worauf sein Bruder Ulrich ebenfalls mit geworbenen Truppen in Rostock einrückte. Das der Stadt gegebene Versprechen, ihre Freiheiten nn- angetastet zu lassen, wurde aber von den Herzögen nicht gehalten, sondern die Bürgerschaft entwaffnet, und um sie für die Folge in Gehorsam zu erhalten, wurde 1566 eine bis an den Zwinger reichende herzogliche Feste aus dem Rosengarten angelegt, die erst 1575 nach Abschluß des Friedens gänzlich ab- getragen wurde. Die Stadt klagte beim Kaiser, woraus die herzoglichen Truppen die angelegte Zwingburg räumen mußten, die einstweilen drei Adligen als Sequestern übergeben wurde. Die Streitigkeiten dauerten indes fort, und Rostock wurde im Verlaufe derselben nochmals von beiden Herzögen und dem Könige von Dänemark, Herzog Ulrichs Schwiegersohn, zu Lande und zu Wasser ein- geschlossen, bis endlich durch Vermittelung der Landstände 1573 zu Güstrow ein Vergleich zustande kam. Die Stadt zahlte 10 000 Gulden, wofür ihr die herzogliche Zwingburg zum Abbruch überlassen wurde; sie stellte nun das Steinthor und die Stadtmauer wieder her und führte einen sehr hohen Wall an dieser Stelle auf. Übrigens bekannte sie sich ohne Vorbehalt als erbunter- thänig und verpflichtet, den Herzögen und ihrem Kriegsvolk jederzeit ihre Thore zu öffnen, die Reichssteuern für das Land mitzuzahlen und im Kriege ein ge- rüstetes Fähnlein Knechte von 400 Mann nebst zwei Falkonettlein zu stellen. Seitdem hat die Stadt nicht wieder kriegerisch den Landesherren widerstanden, obgleich im folgenden Jahre der Kampf wieder auszubrechen drohte, als die Herzöge mit 400 Reitern ihren feierlichen Einzug hielten und die zu dieser Feierlichkeit aufgestellte Bürgerschaft, so großer Begleitung der Herzöge miß- trauend, mit gesenkten Spießen die herzogliche Reiterei vom Marktplatze zurück- drängte. Die Stadt, deren Schuldenlast auf 400 000 Gulden angewachsen war, sank jetzt zusehends, da ihre Teilnahme am Welthandel seit den portu- giesischen und spanischen Entdeckungen fast völlig aufgehört und Schweden unter der Dynastie der Wasas sich eine eigne Kriegs- und Handelsflotte gegründet und sich der Küstenländer des Finnischen und Rigaischen Busens bemächtigt hatte. Im Dreißigjährigen Kriege kaufte Rostock zwar anfangs die Wallensteinsche Einquartierung mit 150 000 Thalern ab, wurde aber 1629 von dem kaiser- lichen Admiral der Ostsee mit 2800 Mann belegt und 1631 von den Schweden besetzt, die sich während des Krieges sowohl als besonders nach dem Frieden, der ihnen die Herrschast über die deutschen Strommündungen in die Hände spielte, angelegen sein ließen, jedes Wiederaufleben der deutschen Schisfahrt und des Handels der Hansa im Keime zu ersticken. Am 11. August 1677 brach die furchtbare Feuersbrunst in Rostock aus, die den größten und schönsten Teil der Alt- und Mittelstadt in Asche legte, indem über 700 Wohnhäuser nebst einigen öffentlichen Gebäuden in 24 Stunden niederbrannten. In dem Nordischen Kriege wurde Rostock abwechselnd von den Dänen, Schweden und Russen stark mitgenommen. Seit 1713 lag die Stadt mit dem gewaltthätigen Herzog-Karl Leopold in Streit, der die Jagd in der

7. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 475

1886 - Leipzig : Spamer
Königsberg als Festung. 47 5 Tode des Großen Kurfürsten schliefen allerdings diese Versuche, für Preußen Kolonialbesitz zu erringen, sehr bald wieder ein — um erst seit kurzem, und zwar ziemlich in derselben Gegend, hoffen wir mit nachhaltigerem Erfolge, wieder aufgenommen zu werden. _ Königsberg als Festung- Schon zur Zeit des Großen Kurfürsten wurde am linken'pregelufer zum Schutze der Einfahrt in den Fluß, wohl auch in der Absicht, die widerspenstige Stadt im Zaume zu halten, die kleine Feste Friedrichsburg gegründet, die freilich jetzt gegenüber den so sehr gesteigerten Mitteln der Belagerungskunst wohl schwerlich widerstandsfähig sich zeigen würde. Die neue Börse. Auch die zur Zeit des Siebenjährigen Krieges mit großen Kosten ausgeführte Umwallung der ganzen weitläufigen Stadt war für eine Verteidigung derselben völlig wertlos, gewährte aber später, mit Baumpflanzungen eingefaßt, einen an- genehmen Spaziergang um die Stadt. Dagegen wurde seit 1843 auf Verord- nnng Friedrich Wilhelms Iv. durch Anlage von zwölf, nach den jetzigen Be- dürfniffen der Belagerungskunst erbauten Forts Königsberg zu einem Waffenplatz ersten Ranges erhoben und damit einem tiefgefühlten Bedürfnis abgeholfen, da Preußens Ostgrenze, wohl infolge des unbegrenzten Vertrauens, das Friedrich Wilhelm Iii. in die Freundschaft seines ihm durch alte Waffenbrüderschaft ver- bündeten Nachbars setzte, bis dahin fast gänzlich nnbeschützt war. Die Besatzung während des Friedens beträgt 6680 Mann.

8. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 461

1880 - Leipzig : Spamer
Richard Löwenherz und Blondel. 461 Trifels der Höhepunkt ihres Glanzes eingetreten. Zwar hatte Friedrick sich zum Lieblingssitze Hagenau gewählt und daselbst sich ein prächtiges Schloß und in diesem eine Kapelle aus Marmor gebaut und des Kaisers Kleinodien dorthin verbracht; aber wenn er von Hagenau nach Kaisers- lautern zog, wo er ja auch oft und gern seinen Aufenthalt nahm, so brachte er immer einige Tage dort zu, und seiner Frau, Anna, soll ja die Stadt Annweiler, am Fuße des Trifels, ihren Namen verdanken. Der Sohn und Nachfolger Friedrichs, Heinrich Vi., von seinen Gegnern gehaßt und gefürchtet, von seinen Freunden bewundert und am Ende heiß beklagt, hatte große, gewaltige Pläne. Er wollte seinem Hause das Erbrecht auf den Kaiserthron erringen und Sizilien für immer mit dem Reiche vereinen. Er wollte das griechische Reich erobern und so das ganze römische Welt- reich unter deutsche Herrschaft bringen. Er starb eines unerwartet frühen Todes, ohne seine Pläne verwirklicht zu haben. Aber er hatte das Kaiser- thum zu einer Höhe erhoben, auf der er es selbst mit Aufbietung seiner gewaltigen Geistes- und Charakterkraft bei längerem Leben nicht hätte hal- ten können. Unter diesem gewaltigen Kaiser spielt unsere Burg eine be- deutende Rolle. Sie wird genannt als das Gefäuguiß des Richard Löwen- herz von England. Obwol ihr das Recht auf diese Berühmtheit bestritten wird, lebt die Sage fort und ist, in Stein gehauen, die Knnde davon in den Trümmern der Burg aufgestellt. Richard hatte au dem Kreuzzuge des Jahres 1189 Theil genommen, sich vor Acre mit den deutschen Fürsten und mit dem König Philipp August von Frankreich entzweit und das heilige Land verlassen; er war in Sizilien thätig, den Aufstand gegen Heinrich zu ent- flammen und zu schüren, wollte durch Süddeutschlaud, um sich mit seinem Schwager, Heinrich dem Löwen, der wiederholt der Hohenstaufen Herrschaft zu stürzen sich bestrebte, vereinigen, und ward auf diesem Wege von Her- zog Leopold von Oesterreich gefangen und als Feind des Reiches dem Kaiser ausgeliefert. Dieser setzte ihn auf die Reichsfeste Trifels, wo er ein Jahr schmachtete. Der Sage nach war sein Edelknabe und Minstrel Blondel von Burg zu Burg gewaudert und hatte vor einer jeden, wie weiland Noah seine Tauben nach dem trockenen Lande, sein Lied als Kundschafter ausgesendet, ob es den geliebten, schmerzlich vermißten Herrn nicht fände. Endlich, drang dasselbe hinein in das sinstere Burgverließ zu dem Gefau- geueu, der hoffnungslos dort schmachtete und nun durch den treuen, opfer- freudigen Bloudel befreit ward. Die Geschichte selbst weiß, daß Richard sich durch die Summe von 100,000 Mark Silber, das Versprechen eines jährlichen Zinses von 5000 Pfd. Sterling loskaufen und daß er noch überdies England als Lehen aus des Kaisers Hand nehmen mußte. Wie die Gefangenhaltung, ja noch mehr als diese, wurde dem Kaiser die Art der Freilassung und seine Hab- sucht, die dabei zu Tage trat, verübelt, und schlimm nrtheilten seine Zeit- genossen über ihn. Er aber kümmerte sich nicht um ihren Tadel; er nahm das Gold und warb damit ein gewaltiges Heer, das er im Jahre 1194 nach Italien führte und mit dessen Hülfe er sich Sizilien unterwarf.

9. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 329

1880 - Leipzig : Spamer
Karl Mathy. 329 Fickler, Brentano diesen Antrag als eine Schädigung der kleinen Prodn- zenten und Arbeiter bekämpften. Ein Hauptaugenmerk Mathy's war darauf gerichtet, eiu Zusammen- wirken des Liberalismus in Nord und Süd zu Stande zu bringen. Es war wesentlich sein Verdienst, als Juli 1847 die „Deutsche Zeituug" ge- gründet wurde, au der die bewährtesten politischen wie staatswissenschaft- lichen Kräfte sich betheiligten. Die Wogen der politischen Bewegung gingen immer höher; die Februarrevolution, die Louis Philipp's Regiment stürzte, brach herein, ihre Wirkungen pflanzten sich nach Deutschland fort. Schon Herbst 1847 war ein Kreis liberaler Männer in Heppenheim zusammen- getreten, um die deutsche Einheit anzubahnen. Karl Mathy. Mathy wies darauf hin, daß die Grundlage dazu im Zollverein schon vorhanden sei, und daß sie nur durch dessen Erweiterung kommen könne. Aber mit Eintritt der Februarrevolution und der Erklärung Frankreichs zur Republik drangen die radikalen Elemente in den Vordergrund; man träumte, man schwärmte für eine deutsche Republik. Badeu ging voran. Gerade iu Mathy's Wahlbezirk, im Seekreise, war durch Fickler schon am 13. März die Republik erklärt worden. Mathy reiste unverzüglich hin; in stürmischen Volksversammlungen trat er gegen diese Idee auf: die ge- schliche Ordnung müsse aufrecht erhalten werden, und er ließ Fickler ver- haften. Nie hat ihm seine Partei diese That vergeben, ihre Presse strömte von Schmähungen über. Er vertheidigte mnthig das Einschreiten der

10. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 457

1880 - Leipzig : Spamer
Panorama vom Trifels. Trifels Annweilers Berge seh ich wieder Und ihre Burgdreifaltigkeit, In Ehren alt, vernarbt und bieder, Kriegszeugen deutscher Kaiserzeit. Dort Scharfenburg, die schlanke, feine, Vor ihr der Felsklotz Anebos, Und hier, als Dritter im Vereine, Der Reichspfalz Trifels Steinkoloß. So klingt es in Scheffel's „Aus dem Weiteren". „Die Burg-Drei- faltigkeit" beherrscht das ganze Rheinthal an der oberen Hardt, und gar- lockend verkündet sie der Ebene die Herrlichkeiten des Gebirgslaudes, und der dasselbe durchziehenden Thäler. Einst des Deutschen Reiches Feste, war sie die Zeugin der höchsten Macht und Pracht des alten deutschen Kaiserthums, barg sie in ihren Mauern die Jnsignien der Weltherrschaft, bewirthete sie die ruhmreichsten Träger der deutschen Königskrone und schmückt jetzt ihr noch ihre Stirn das Diadem ruhmvoller Erinnerung. Beim Eingange in das Annweiler Thal, dort, wo die Queich aus der Berge Hut hinaustritt in die weite Ebene, vom Städtchen Annweiler ausgehend, führt in einer halben Stunde ein vielgewundener, schönbeschatteter Weg hinauf zu dem eigentlichen Trifels, der mit Anebos und Scharfeuburg, oder der Münze, wie der Volksmund die letztere Burg nenut, die „Burgdreifaltigkeit" ausmacht.
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