Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Eingeborene von Neuseeland. 159
Opfer vom sicheren Tode rettet. Man glaubt, daß die Gesundheit des
Getöteten auf den Kranken übergehe, und zwar besonders, wenn man Ge-
Hirn und Augen desselben verzehre, in welchem Falle man auch von seinem
Geiste in der andern Welt nicht gemartert werden kann.
Der Handel mit tättowierten und geräucherten Menschenköpfen war
bis vor etwa 30 Jahren gar nicht unbedeutend. Im Museum für Völker-
künde zu Leipzig ist ein solcher geräucherter Kopf aufbewahrt. Die Gesichts-
züge sind höchst wohl erhalten, Haare und Bart ganz unversehrt, nur die
eingesetzten Glasaugen geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche.
Eiiigeöorene von Neuseeland (2iuori), Aliim« und Frau.
Ehemals beschränkte man sich eben daraus, die Köpfe, verstorbener Freunde
auszuheben; als man aber merkte, daß Europäer danach als Merkwürdig-
keiten begierig waren und man diese Familienheiligtümer nicht weggeben
wollte, so bereitete man die Köpfe der Feinde oder der andern Erschlagenen
aus ähnliche Weise und brachte sie öffentlich auf die von Europäern be-
suchten Märkte, selbst nach Sydney. Die Köpfe der Häuptlinge hebt man
besonders auf. Kommt ein Freund oder naher Verwandter des Toten in
das Dorf, so holt man sie hervor, stellt sie hoch auf, z. B. auf Dachgiebel,
über die Hausthür, auf Stangen und führt nun die Fremden an diese
Stelle; diese weinen über den Toten, liebkosen den Kopf und brechen beim
Gedanken an die ehemaligen Feinde und Beleidiger desselben in die furcht-
barste Wut aus. Alle Sklaven suchen sich jetzt vor dem Fremdlinge zu
verbergen; erblickte er einen, so könnte es leicht geschehen, daß er dem
Haupte des erschlagenen Freundes einen oder den andern zum Sühnopfer
brächte.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Neuseeland Neuseeland Sydney
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
56 Fünftes Kapitel.
bebaut werden sollte, in drei Hauptteile nach der Bodenbeschaffenheit zerlegt, von
welchen jeder einzelne sein Stück erhielt. Die Bestellung der Äcker wechselte
dann nach Winterfrucht, Sommerfrucht und Brache ab und geschah behufs
besserer Sicherung der Grenzen gleichzeitig. Rings um die Äcker breiteten sich
dann Wald und Weidelaud zur uugeteilteu Benutzung der ganzen Gemeinde
aus, und das Ganze zusammen hieß Mark (Grenze), die darin enthaltenen
Gehöfte aber bildeten eine Markgenossenschaft. Wenn damals die deutschen
Dörfer nur klein und wenig volkreich, dagegen sehr zahlreich über die Land-
schaft hingebreitet waren, so mußten die Verhältnisse allmählich deren Ver-
ringerung sowie eine größere Vereinigung der Wohnsitze herbeiführen. Seit
Karl dem Großen ist dies fortgesetzt geschehen, das ganze Mittelalter hindurch,
uameutlich aber während des Dreißigjährigen Krieges. Die Zahl der bäuer-
licheu Güter verringerte sich, während die Zahl der Familien wuchs; selbst die
Vermehrung der Häuser hielt nicht mit der letzteren Schritt. Am meisten noch
hat sich das altbäuerliche Leben in einzelnen Teilen Schleswig-Holsteins, in
den sriesischeu Küstengebieten und in Westfalen, hin und wieder auch iu ab-
gelegenen Gegeudeu Süddeutfchlauds erhalteu. — Die Bauart der Häuser
war schon in alter Zeit bei den verschiedenen Stämmen keineswegs gleich und
in der geschichtlichen Entwickeluug unsres Volkes haben naturgemäß die Zeit-
Verhältnisse zu mancherlei Wandlungen und Änderungen derselben geführt*).
Am verbreiterten ist die Form des fränkischen Bauernhauses, welches eine
von den wirtschaftlichen Nebengebäuden gesonderte geräumige Behausung bildet.
An derselben führt auf der breiten Seite der Eingang in einen bis zur Rückwand
durchgehenden Flur, in welchem sich die Sommerküche befindet. Vom Flur aus
gelangt man auf der der Dorfstraße zugewendeten Giebelfeite in eine etwa quadra-
tische Stube mit zwei Fenstern nach der Dorfstraße und ebeufo vielen nach dem
Hofe! daneben liegt eine halb so breite einfensterige Kammer. In der Stube steht
ein Kochofen für die Winterküche; in der Ecke zwischen den Fenstern hin laufen
Holzbänke, vor denen der Familientisch steht. An der entgegengesetzten Seite des
Flurs befinden sich einige Kammern. Durch ein Thorhaus, das eine Thür für
Fußgänger und eine Einfahrt für Wagen hat, gelangt man in den Hof; links steht
das Wohnhaus, rechts Ställe, Gerätschuppeu und Scheune. Das ganze Gehöft ist
häufig von einem Zaune umgeben, welcher dann auch den Hausgarten umschließt.
— Das sächsische Haus, welches in Westfalen und im nordwestlichen Deutschland,
besonders in Schleswig-Holsteiu, angetroffen wird, vereinigt sämtliche für die Wirt-
schaft nötigen Räumlichkeiten mit der Wohnung unter einem Dache. Bon der
Giebelseite führt ein großes Eingangsthor zu der Diele, die sich mitten durch das
Haus zieht. Auf der einen Seite derselben haben die Pferde, auf der andern die
Kühe ihren Stand und werden von der Diele aus gefüttert. Über der Diele und
den Viehställen findet die Ernte ihren Platz, ebenda schlafen über den Pferden die
Knechte, über den Kühen die Mägde. Im Hintergrund der Diele steht der Herd,
zu dessen Seiten die Bettstätten der Familie; rechts und links vom Herde erstreckt
sich der Raum für die Hauswirtschaft bis zu den Seitenwänden des Hauses, durch
welche je eine Glasthür ins Freie führt. — Das schweizerische Haus, welches
sich in den deutschen Alpenthäleru findet, hat meist eine quadratische Form, dabei
aber eine große Mannigfaltigkeit der inneren Einrichtung; bezeichnend find nament-
lich ein flaches, breit überhängendes Dach und ringsum laufende Galerien darunter.
— Das in der Weichselgegend vorkommende nordische Haus ist, wie das fränkische,
von den wirtschaftlichen Nebengebäuden gesondert. Es hat in der Giebelseite durch
eine Vorhalle seinen Zugang und wird von beiden Seiten durch Fenster erhellt;
die Vorhalle ist ganz oder halb offen. Das Innere hat entweder einen einzigen
oder zwei hintereinander liegende Räume. Daß das fränkische Haus sich besonders
*) Vgl. „Unser deutsches Land und Volk" Bd. I, Seite 79—84.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holsteins Westfalen Westfalen Deutschland Schleswig-Holsteiu Weichselgegend
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
294 Die schlesische Hauptstadt und ihre Umgebungen.
mit altertümlichen Giebeln geschmückt sind, umgeben den Ring, und von den
vier Ecken gehen acht gerade Hauptstraßen aus, welche als Verlängerungen der
Marktseiten zu betrachten sind.
Jetzt ist der Platz nur noch mit 98 „ grundsesten" Buden jahrmarkt-
ähnlich besetzt, nachdem schon mehr als 170 angekauft und abgebrochen worden
sind, weil der von ihnen früher eingenommene Raum dem heutigen Personen-
verkehr zu sehr fehlte.
Von allen Häusern, welche die Mitte des Marktes einnehmen, begrüßen
wir zuerst das alte, ehrwürdige Rathaus, das in der zweiten Hälfte des 14.
Jahrhunderts in gotischem Stil erbaut ist. Die Außenseite ist mit kunstvollen
Steinmetzarbeiten an den Erkern, Gesimsen und Giebeln, mit Figuren und
Schnörkeln, die zum Teil schon abgebrochen sind, reich ausgestattet. Viele kleine
Türme zieren das Rathaus; der Hauptturm, der achteckig ist und einen Kranz
mit zwei Durchsichten hat, in welchem die Glocken der Stadtuhr hängen, ist
1558 zum Teil umgebaut, zum Teil erhöht worden. Man setzte auf die
Mauern das Holzwerk, beschlug es mit Kupfer, das grün angestrichen wurde,
und fügte das goldene Gepränge hinzu. Zur Verzierung wurden noch zehn
Knöpfe angebracht. Als die Spitze stand, stellte man auf die acht Ecken des
Kranzes vier Löwen und vier Engel, von denen die letzten wieder abgenommen
wurden. Am Turme sieht man das aus Stein gehauene und ausgemalte
Stadtwappen.
Wann die Stadtuhr auf dem Turme eingerichtet ist, läßt sich nicht be-
stimmen, aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie aus dem 14. Jahrhundert
stammt. Sie hatte, wie man sich ausdrückte, den ganzen Zeiger, d. h. auf
dem Zifferblatt standen die Zahlen von 1—24 und der Zeiger ging in 24
Stunden einmal herum.
Im Jahre 1580 wurden neue Zeigertafeln, deren eine 131/2 Zentner
wiegt und 4% m im Durchmesser hat, aufgezogen, die zur halben Uhr ein-
gerichtet waren, d. h. die Scheibe enthielt nur die Zahlen von 1 —12 und
der Zeiger ging in zwölf Stunden einmal herum. Am 24. Juli 1580 wurde
zu Maria Magdalena von der Kanzel verkündigt, daß die halbe Uhr ein-
geführt sei, und daß die Stadtuhr an diesem Tage um Mittag 12 Uhr schlagen
werde; man solle sich künftighin danach richten, daß der Tag seinen Anfang
um Mitternacht nehme.
Von dem Glockenspiel, welches sich am 9. Oktober 1550 zuerst hören
ließ und alle halbe Stunden das Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich", zur
ganzen Stunde „Veni creator spiritus" spielte, ist nichts mehr vorhanden;
es ist vielleicht schon 1558 bei der Reparatur und Erhöhung des Turmes
wieder abgenommen worden.
Am Haupteingange stehen zwei alte, aus Stein gehauene Figuren; die
zur linken Hand stellt einen Mann mit einem Hammer dar, der um den Leib
eine Tasche trägt; über ihm stehen die Worte:
„Ich bin der Voitknecht,
Wer nicht Recht thut, ford're ich vor Recht."
Ein Vogtknecht nämlich hatte das Amt, die Parteien vor den Stadtvogt
zu laden. Fand er sie nicht zu Hause, so schlug er als Zeichen der Vorladung
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Ring und das Rathaus. 295
einen hölzernen Pflock in die Thür, und solche Pflöcke trug er in der Tasche
stets bei sich. Zur rechten Seite steht ein Gewappneter mit der Überschrift:
„Ich bin des Rats geharnischter Mann,
Wer mich anfaßt, der muß ein Schwert han."
Diese Figur stellt einen Beamten, des Rates reisigen Knecht, dar, der die
Pflicht hatte, in voller Rüstung, besonders zur Nachtzeit, die Nachbarschaft der
Stadt zu durchlaufen und alles Verdächtige zu berichten.
Marktplatz in Breslau.
Im ersten Stock befindet sich der Fürstensaal, der nicht groß, aber schön
gewölbt ist, dessen Gewölbe in der Mitte von einer Säule getragen wird. Auf
der rechten Seite an der Wand führt ein Wappen die Inschrift:
Felix 1 . . s timet,
Infelix f civ"as <luae tempore pacis bella < .
d- H-:
Unglümch } ^ bic Stadt, welche zur Zeit des Friedens Kriege {
Hier in diesem Saale wurden die schlesischen Fürstentage abgehalten, auf
denen das Recht hatten zu erscheinen die Fürsten und Standesherren, die De-
putierten des Adels der Erbfürstentümer und der Stadt Breslau, die Ab-
geordneten von acht Städten mit zusammen einer Stimme. Hier huldigten im
Jahre 1741 die Schlesier feierlich Friedrich Ii. Auf einem drei Stufen hohen
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Extrahierte Personennamen: Felix Felix Friedrich_Ii Friedrich
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
332 Die schlesische Hauptstadt und ihre Umgebungen.
Töchterlein und einen hübschen, aber trotzigen und leichtsinnigen Burschen hatte.
Aus diesem Lehrling und dem Töchterchen des Meisters wurde gar bald ein
Liebespaar; aber Meister Frank dachte nicht daran, dem armen und unerfahrenen
Burschen seine Tochter zu versprechen. Darüber ergrimmte der Bursche und
zog hinaus in die Welt; er hoffte durch seine Geschicklichkeit in der Weite
seine Nahrung zu finden, aber niemand nahm ihn in Arbeit, weil er sich nicht
als Geselle ausweisen konnte. So kam er denn bald herunter, irrte planlos
umher in zerrissenen Kleidern und halb verhungert. Als er eines Tages er-
wachte — er hatte unter freiem Himmel im Walde geschlafen — standen einige
wild aussehende Männer um ihu, die ihn aufforderten, einer der Ihrigen zu
werden; sie seien Straßenräuber, die ein lustiges Leben führen. Der Bursche
nahm den Vorschlag an, blieb über zwei Jahre bei den Räubern und hatte das
Glück, allein den Verfolgern zu entgehen, während alle seine Kameraden der
Gerechtigkeit in die Hände fielen. Mit den geraubten Schätzen beladen, ritt er
in seine Vaterstadt ein, ging zum Vater seiner Geliebten und bat um die Hand
derselben; er erzählte, wie ihm in der Welt alles geglückt sei und er als reicher
Mann zurückkehre; aber Meister Frank glaubte dem Burschen nicht und warf
ihn zur Thür hinaus. Wütend und Rache schnaubend eilte der Räuber nach
der Insel des Domes, wo der ihm verwandte Domtnrmwart ihm eine Herberge
gab. In der Nacht schlich er fort, erbrach den Laden des Goldschmiedes, warf
Stroh, Zunder und zuletzt eine brennende Lunte hinein und entfloh dann. Kaum
hatte er den Dom erreicht, da weckte die Sturmglocke die Bürger; denn des Gold-
schmieds Haus brannte hell, und vom Sturme getrieben wälzte sich die Flamme von
Haus zu Haus, von Straße zu Straße. Der boshafte Brandstifter steckte den Kops
durch eine Luke des Domturmes und sog gierig den Rauchdampf ein, der den Turm
einhüllte. Da kam ihm plötzlich ein wunderliches Grausen an; es kam ihm vor,
als werde ihm die Luke zu eng. Er wollte seinen Kopf zurückziehen, aber konnte es
nicht. Immer enger zog sich das steinerne Band um seinen von der Anstrengung
geschwollenen Hals. Er zerschlug sich die Häude an der Mauer, die ihn gesangen
hielt; er schrie um Hilfe, die Augen traten starr aus ihren Höhlen, und sehr
bald endete der Verräter sein Leben durch Erstickungstod. Das Gesicht an der
Mauer des Turmes, noch heute sichtbar, ist das Konterfei des Bösewichts.
Hofer mit dem langen Barte. Zur Zeit Karls Y. lebte in Breslau
ein Weißgerber, der Hofer hieß und einen so langen Bart hatte, daß er ihm
bis auf die Sohlen feiner Füße reichte. Damals ließ sich in Wien ein fremder
Mann mit einem langen Barte für Geld sehen; und als zwei Ratsherren aus
Breslau erklärten, daß in ihrer Vaterstadt ein Mann lebe, der einen längeren
Bart habe, wollte das der Kaiser nicht glauben, befahl dann aber, daß Hofer
auf seine Kosten nach Wien kommen und, wenn er den Sieg über den Fremden
davontragen würde, sich eine Gnade von ihm ansbitten folle. Hofer reiste nach
Wien, stellte sich dem Kaiser vor, und es zeigte sich alsbald, daß sein Bart
länger war als der des Fremden. Als nun der Kaiser den Sieger ausforderte,
sich eine Gnade auszukitten, sagte Hofer, der ein reicher und bereits bejahrter
Mann war, er bedürfe nichts; allein wenn ihm der Kaiser eine Gnade bewilligen
wolle, so möge er befehlen, daß, wenn er gestorben sein würde, der gesamte
Breslauer Rat seine Leiche begleiten solle. Diese Ehre ist ihm bewilligt worden,
und das Grabmal Hofers ist noch heute in der Kirche zu St. Barbara zu sehen.
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Extrahierte Personennamen: Frank Frank Karls Hofer Hofers Barbara
Extrahierte Ortsnamen: Goldschmiedes Karls Breslau Wien Breslau Wien Wien
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
392 Land und Leute im Großherzogtum Posen.
selbstgewirktem Zeuge, in dem schmutzigen Schafpelze, den er im Winter trägt,
in dem ungeordneten, langen Haupthaare und schlecht gepflegten Barte empfiehlt
er sich nicht. Im allgemeinen steht er auf sehr niedriger Bildungsstufe. In
der Jugend hat er sich nur die notdürftigsten Kenntnisse angeeignet. Je älter
er wird, desto mehr entfchlägt er sich der Kunst des Lesens und Schreibens, die
er sich einst hat widerwillig aufdrängen lassen und von der er keinen Gebrauch
zu machen weiß. Aber die polnischen Bauern sind ein kräftiger, leiblich und
geistig gesunder Menschenschlag von unzweifelhafter Kulturfähigkeit und, wie es
scheint, dazu bestimmt, von sich aus ihre Nation zu verjüngen, abgestorbene
Glieder zu ersetzen, krankende mit frischen Säften zu versorgen. Der Bauer ist
freier Eigentümer seiner Hufe; die ehemaligen Lasten und Dienste sind beseitigt.
Was sich jetzt noch dem Aufblühen des Bauernstandes entgegenstellt, ist Haupt-
sächlich der aus feiner Vergangenheit überkommene Mangel an Trieb zur
Thätigkeit, ferner seine Bedürfnislosigkeit, die ihn lehrt, mit einem geringen
Erwerbe zufrieden zu sein, endlich die Zähigkeit, mit welcher der Bauer überall
an veralteten, unzureichenden Grundsätzen des Wirtschaftsbetriebes festhält. Nicht
mit einem Schlage konnte aus dem Leibeignen ein thätiger Landwirt werden;
aber die Macht der Trägheit wird immer mehr weichen, der Ertrag und der
Wert der Grundstücke Posens stetig zunehmen. Wenig Ansprüche macht der
Bauer in bezug auf seine Wohnung. Ein Besitzer von 70 und mehr Morgen
Land bewohnt oft einen unter niedrigem Strohdache aus Lehm kunstlos errich-
teten Bau, in dem wir nicht immer den Luxus eines gedielten Fußbodens finden;
einige roh gearbeitete Stühle, ein Tisch, eine große Lade, zuweilen eine Kommode
sind ausser den Betten das einzige Gerät; die Wände sind mit wenigen grob
gemalten Heiligenbildern geschmückt. Die Wirtschaftsgebäude sind meist bau-
fällig, gegen Wind und Regen schlecht verwahrt, mit Stroh gedeckt und aus
Lehm errichtet. Der meist enge Hof, in dem die Geräte durcheinander liegen,
gewährt kein Bild von Ordnung. Oft muß man erstaunen über die Dürftigkeit
der Saat auf fruchtbarem Boden, eine Folge schlechter Düngung und Bestellung.
Der Viehstand beschränkt sich auf die notwendigsten Tiere, die nur geringen
Ertrag liefern. Die Pferde fehen zwar klein und schwächlich aus, werden aber
meist nicht schlecht gefüttert und sind den Anstrengungen, die ihnen zugemutet
werden, vollkommen gewachsen; denn der polnische Bauer schont seine Pferde
nicht, er liebt schnelles Fahren selbst auf holperigen oder von Regen und Schnee
aufgeweichten Wegen.
Das Gemütsleben des polnischen Bauern steht im Einklänge mit feiner
traurigen Vergangenheit, mit den Ebenen des Landes, mit dem unfreundlichen
Aussehen der schattenlosen Dörfer, mit der dumpfen Luft der engen Wohnungen,
in denen er nach harter Feldarbeit im Sommer den langen Winter hindurch
träge hinbrütet. Da ertönt selten ein munteres Volkslied, ein kräftiges Sol-
datenlied. Nur im Rausche legt der Bauer seine friedliche Gesinnung ab: da
läßt er sich zu Händeln und Gewaltthätigkeiten herbei, die nicht in seiner Natur
liegen. Er ist meist bedächtig und vorsichtig, oft aber auch im Gegensatz hierzu
leichtblütig und sorglos. Bei der Verheiratung werden die künftigen Existenz-
mittel in Erwägung gezogen, und da gibt es oft ein Handeln und Bieten, das
freilich dem ehelichen Glücke später keinen Abbruch thut. An eine Verbesserung
seiner Lage denkt der Bauer wenig. Er ist zufrieden, wenn sein Grundstück ihn
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TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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462 Im Regierungsbezirk Bromberg.
aus. Der Zauber gelaug vortrefflich, bald lag der Körper des alten Starosten
frisch und verjüngt da, aber Leben konnte Matthias ihm nicht zurückgeben;
denn die Seele war ihm entwichen, weil er das Gefäß, in das er sie gesperrt,
nicht luftdicht verschlossen hatte. Er versuchte zu fliehen, aber die Flucht miß-
lang; der Schwarzkünstler wurde von den Richtern zum Flammentode verurteilt.
Das Begräbnis des Starosten fand mit großem Gepränge statt; hinter
dem Sarge schritt, mit Eisenketten beschwert und eine brennende Fackel in der
Hand, Matthias einher, der schon nach wenigen Tagen den Scheiterhaufen be-
steigen sollte. Nun bereute er seiue böse That und hatte im Gefängnis Sehn-
sucht nach einem Priester. Ein Geistlicher von ärmlichem Aussehen, als wäre
er ein Bettelmönch, erscheint in der dunklen Zelle, und ihm bekennt Matthias
sein Unrecht. Aber ein höhnisches Gelächter erscholl unter der Kutte bei dieser
Anklage, denn Pan Twardowski hatte sich unter dem Gewände des Mönches
in die Zelle geschlichen. „Willst du mir treu sein, alle meine Befehle genau
vollziehen, so rette ich dich", sagte Twardowski. „Das schwöre ich Euch", eut-
geguete Matthias „ich will Euch nie verlassen, Euer Diener, Euer Sklave, Euer
Hund will ich sein." Der Zauberer nahm den Diener bei der Hand, öffnete
das Pförtchen, und beide verließen die Zelle. Die Wache that ihnen nichts.
Als Matthias nach kurzer Zeit von dem Fenster eines Hauses auf den Markt-
platz hinausschaute, sah er, wie er — in zweiter Gestalt zum Holzstoß geführt
wurde, während er selbst gerettet und gesichert war. Der Diener des Zauberers
weinte aus Rührung über seinen Doppelgänger, wunderte sich aber nicht wenig,
als er sah, wie sich der vermeintliche Missethäter auf dem Holzstoß in ein
Bund Stroh verwandelte und alles Volk, über dieses Wunder entsetzt, sich be-
kreuzte und die Flucht ergriff.
Nachdem Twardowski längere Zeit in Bromberg zugebracht hatte, kehrte
er nach Krakau zurück und begann wieder sein einsiedlerisches Leben. In dem
Bewußtsein, alle Macht und alles Wissen zu umfassen, fühlte er sich nicht glücklich.
Der Gedanke quälte ihn, daß er die Welt noch nicht genossen habe und nun zu
alt und abgelebt sei, um sie noch genießen zu können. Arbeit und Sorge hatten
sein Haar gebleicht und ausfallen lassen, seine Augen waren von Ringen um-
geben, seine Wangen eingefallen wie altes Pergament, seine Haltung hinfällig
und gebückt. Er rief seinen treuen Diener herbei und sagte ihm, daß er ihn
verjüngen solle. Der Zauberer gab die sorgfältigste Unterweisung, beschrieb
jede Zeit, jede Salbung, jedes Mittel aufs genaueste. Drei Jahre, sieben Monate
und sieben Tage wollte der Zauberer im Grabe ruhen, nachdem er in bestimmter
Reihenfolge sieben Tage mit sieben Salben und Kräutern zur Zeit des Neu-
mondes in schlafendem Zustande gesalbt war. Unter dem Schein von sieben
aus Leichenfett bereiteten Kerzen war der Körper auszugraben. Die Verjüngung
gelang. Aus dem geöffneten Sarge dufteten Blumen dem Diener entgegen, in
die sich die Hobelspäne verwandelt hatten, und in den Blumen lag ein kleiner
Knabe, der in wenigen Tagen zum kräftigen Jüngling gedieh.
Für Twardowski begann ein neues Lebeu. Er bezog ein großes Haus,
mietete zahlreiche Dienerschaft, richtete das Haus so prachtvoll ein, daß es von
Gold und Silber strotzte, versorgte seinen Keller mit edlen, feurigen Weinen,
seinen Marstall mit den prächtigsten Pferden und besorgte sich aus Deutschland
kostbare Kutschen. Die Bücher blieben bestaubt im Winkel liegen. An Freunden
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
354 Die Grafschaft Mark.
Schichten des Kalksteingebirges ursprünglich eine horizontale Lage auf dem
Boden des Meeres einnahmen, daß sie aber dann durch unterirdische Kräfte in
ihre jetzige aufgerichtete Stellung emporgehoben wurden. Dadurch wurden sie
natürlich theilweise durchbrochen, theilweise über einander geschoben, und es bil-
deteu sich Klüfte und Sprünge. Dadurch war auch dem Wasser von außen
der Weg ins Innere gebahnt. Niederschlag aus der Atmosphäre sickerte in die
Spalten ein und arbeitete sich bis zur Thalsohle durch. Diese zersetzende Kraft
erweiterte durch Abspülungen und Durchbrüche die bereits vorhandenen Hohl-
räume. Dazu kam, daß der Kalkstein in Wasser lösliche Bestandtheile enthielt.
So erzengen sich die wunderbarsten Tropfsteingebilde, die uns mehr das Werk
der Kunst als der Natur zu sein scheinen. Ost sammelt sich die Feuchtigkeit
an der Decke zu großen Tropsen, die endlich vermöge ihrer Schwere abfallen.
An anderen Stellen regnet es förmlich von der Decke herab und stäubt, wie
Karl Vogt in einem Aussatze der Gartenlaube (Jahrg. 1869, Nr. 9 u. 10)
so schön beschreibt, nebelartig empor. Wp ein Wassertröpfchen hinkommt, bleibt
ein krystallisirtes Kalktheilchen sitzen, und darum setzen sich andere an. So ent-
stehen an den Wänden, wo das Wasser abrinnt, förmliche Vorhänge mit
dem kunstvollsten Faltenwurf. Von der Decke aber, wo die Tropsen abfallen,
bilden sich Zapfen nach unten, und da, wo der Tropfen auffällt, wächst nach
oben ein Kegel entgegen, bis sie schließlich zu einer die Decke gleichsam tragenden
Säule zusammenwachsen. Auch Pflanzen, wie Algen und Schimmel, befördern
solche Gebilde, umhüllen sich mit Kalkstein, verwesen schließlich, lassen aber in
feinen, durchsichtigen Röhrchen an der Decke oder spitzenartigen Geweben an
den Wänden ihre ursprüngliche Gestalt zurück. Je reiner das einsickernde Wasser
ist und je ungestörter es im Innern wirken konnte, um so reicher ist die Formen-
bildung, um so durchsichtiger die Farbe der Krystalle. Die interessanteste dieser
Höhlen ist wol die berühmte Dechenhöhle bei Letmathe in der sogenannten
Grüne, wo die Bahn nach Iserlohn durch einen mächtigen Damm das Thal
durchschneidet. Dieselbe hat ihren Namen von dem als Geognost hochberühmten
vi-, v. Dechen und ward 1868 zufällig bei Eisenbahnbanten entdeckt. Eine
solche Höhle war schon 1477, der Lübecker Chronik von Detmar zufolge, bei
Iserlohn von einem Jäger entdeckt worden. Man soll darin Todtengebeine
von ungeheurer Größe, Arm- und Beinknochen so dick wie der achte Theil einer
Tonne und einen Kopf so groß wie einen Scheffel gefunden haben. Auch in
der Dechenhöhle fand man viele Ueberreste fossiler Thierknochen, wie von dem
ausgestorbenen Höhlenbären (Ursus spelaeus), der Höhlenhyäne (Hvaena
spelaea), von verschwundenen Hirschgattungen und dem urweltlichen Pferde.
In der benachbarten Grürmannsh öhle, an deren Eingang zwei steil aufragende
Felsen mit Namen „Mönch und Nonne" sind, fand man Reste vom Mammnth
(Elephas primigenius). Auch Steinbeile. Steinmesser, gespaltene Knochen
u. dgl., die auf eine Bearbeitung durch Menschenhand hindeuten, findet man
sast noch täglich in dieser Gegend. Mit diesen hochwichtigen Forschungen be-
schästigt sich insbesondere der 1877 in Hamm gegründete Zweigverein der
„Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte".
Doch betreten wir die merkwürdige Grotte selbst. Vom Eingange aus
wandeln wir in mehrfachen Windungen westlich 289 m weit; die Breite beträgt
durchschnittlich 5—6 in. Ein Gefühl der Andacht und Bewunderung zu gleicher
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Vogt Karl Hvaena Steinmesser
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
406 Die Seltne, das mittlere und untere Ruhrthal.
„Es sind vorhanden 1648 Schmelz-, Glüh-, Wärm-, Schweiß- und Pnddel-,
Cupol- und Flammen-, Koaks- und andere Oefen, 298 Dampfkessel, 77 Dampf-
hämmer von 2—1000 Centnern. 18 Walzpressen, 294 Dampfmaschinen von
2—1000 Pferdekräften. zusammen 11,000 Pferdekräfte ausmachend. 1063
Werkzeugmaschinen. Drehbänke. Fraisbänke, Bohrmaschinen, Hobelmaschinen,
42 Loch- und Stoßmaschinen, 32 Pressen, 63 Schleifmaschinen. 31 Schmirgel-
Maschinen. 142 andere Maschinen." Der tägliche Verbrauch von Kohlen und
Koaks beträgt durchschnittlich 1,800,000 kg (1800 Tonnen), die mit 180 Doppel-
wagen herbeigeschafft werden. An Wasser wird durch eine besondere Wasser-
leitung aus der eiue Meile weit entfernten Ruhr täglich 24,700 kbm zugeführt.
Zur Illumination der Werkstätten und Verkehrswege verbrennen 21,215 Flam-
men jährlich 7v4 Millionen Kubikmeter Leuchtgas; außerdem brennen 1778
Straßenlaternen. Nach allen Richtungen laufen normalspurige Schienengeleise,
im Durchschnitt von 38,92 km Länge, mit 201 Weichen und 35 Drehscheiben;
den Betrieb besorgen 14 Tenderlokomotiven und 537 Wagen. Daneben laufen
noch 18 km lange schmalspurige Geleise mit 263 Weichen und 16 Drehscheiben,
auf denen 10 Lokomotiven und 210 Wagen fahren. Dazu kommt ein Fuhr-
park mit 214 Karren und 80 Pferden, eine 60 km lange Telegraphenleitung,
die 31 Stationen mit 45 Morseapparaten und 13 Stationen mit Induktoren für
den Eisenbahnbetrieb besitzt. Dieses ineinander greifende Riesenuhr- und Räder-
werk überblickt der „Gußstahl-Krösus" mit klarem Kopfe und rastlosem Eifer.
Fremden gegenüber wird in den abgeschlossenen Werkstätten die größte
Schweigsamkeit über den innern Betrieb beobachtet und die strengste Kontrole
über die Arbeiter selbst ausgeübt. Zur Schärfung der Pflichttreue fehlt es nicht
an besonderen Belohnungen für die Aufseher, Werkführer und Ingenieure. Alle
Fabrikräume find eingefriedigt und den ganzen Häuserkomplex umgiebt eine
Art chinesischer Mauer aus Stein und Holzwerk. Vor allen Thüren und Ein-
gängen halten Thürhüter in besonderen Häuschen bei Tag und bei Nacht streng
Wache. Besonders vorsichtig wird die nächtliche Revision der sämmtlichen Ge-
bäulichkeiten durch die wachthabende Mannschaft der Fabrikfeuerwehr, die zu-
gleich die Polizei vertritt, gehandhabt. Um lästige Besucher und unbefugte
Neugierige abzuhalten, liest man an den Haupteiugängen Bekanntmachungen,
die vor unmotivirten Nachsuchungen um Eintritt warnen. Wo sollte dies auch
hinführen, wenn der Zutritt dem Publikum freistünde? Abgesehen von der
Störung der Arbeiter und der Gefahr des Ausplauderns von Fabrikgeheimnissen
könnte Herr Krupp ein besonderes Bureau und eine förmliche Kompagnie von
Fremdenführern unterhalten.
Die Kruppsche Fabrikstadt — denn so kann man wol seine Gebäude nennen
— durchschneidet eine Chaussee, die dieselbe in eine nördliche und südliche Hälfte
trennt. Rechts und links am Wege befinden sich die Eingänge. Durch besondere
Vergünstigung treten wir von links in die „Kruppschen Südstaaten". Wir be-
merken dort große schwarze Tafeln mit vielen Hundert Häkchen, an welchen die
Arbeiter die Blechmarken mit ihren Nummern jeden Morgen vorfinden, die sie
dann beim Eintritt in ihren Arbeitsraum dem Werkführer abgeben. Dieser
führt darüber genau Buch; am Abend erhalten die Arbeiter ihre Nummern
wieder und werfen sie in einen Briefschalter, worauf sie Jemand reihen-
weise ordnet.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Agrikultur, Bergbau und Industrie. 309
Agrikultur. Während die Höhen fast ganz mit Wald, die Thäler mit
Wiesen bedeckt sind, hat das Ackerland nur eine geringe Ausdehnung. In eine
Menge kleiner Gebiete getheilt, die, abwechselnd mit Roggen, Haser, Kartoffeln
und Klee bestellt, einen bunten Anblick gewähren, erstreckt es sich gewöhnlich
am unteren Abhänge der Berge hin, welche die Dörfer umgeben. Letztere liegen
mit wenigen Ausnahmen in den Thälern an der Stelle, wo zwei oder mehrere
derselben zusammenstoßen. Ihre zweistöckigen, aus Fachwerk gebauten Häuser
verrathen schon durch ihr ganzes Aeußere den Sinn für Ordnung und Reinlich-
keit, welcher die Bewohner derselben so sehr auszeichnet, und ihre weißgetünchten
Wände mit schwarz angestrichenem Gebälk bilden einen anmnthigen Gegensatz
zu dem Grün der sie umgebenden Bäume und der bis dicht an die Dörfer
herantretenden Wiesen. Sie sind mit moosbedeckten Strohdächern versehen,
neben welchen wir namentlich aus den neuereu Gebäuden der Hauptthäler auch
schon manches Schieferdach erblicken. Bei allen Strohdächern bemerken wir
noch zwei am Giebel sich kreuzende Balken, deren Ende mit Schnitzwerk verziert
ist, welches ebenso wie in Westfalen Pferdeköpfe darstellen soll. Wir finden
dieselben in der Nachbarschaft Westfalens auch in anderen Landstrichen, während
sie weiter nach Süden, z. B. auf dem Westerwald, schon nicht mehr vorkommen.
Die Dächer sind hoch und spitz und die Speicher, welche zur Aufbewahrung
fast sämmtlicher Vorräthe dienen, dem entsprechend geräumig. Für Scheune,
die fast nur zum Dreschen dient, und Stallung giebt es keine besonderen Gebäude,
sondern beide sind mit dem Wohnhause unter einem Dache vereinigt. Trotzdem
ist das ganze Gebäude meist ziemlich klein, und dem entsprechend ist auch der
Grundbesitz nur ein geringer. Infolge der seit Jahrhunderten bestehenden
unbegrenzten Theilbarkeit der Güter haben nur wenige Bauern so viel Land,
daß sie zur Bearbeitung desselben Dienstboten nöthig haben; die meisten besorgen
es allein mit ihrer Familie, und da das Klima rauh und der Boden unfruchtbar
ist, so ernten sie durchschnittlich nicht so viel, wie sie für ihren Haushalt be-
dürfen. Wenn auch die Viehzucht bei der Beschaffenheit des Landes wichtiger
ist als der Ackerbau, so hat doch nur die geringe Minderzahl mehr als drei
Stück Rindvieh, die meisten noch weniger. Es giebt daher in den nur auf
Landwirtschaft angewiesenen Bezirken des Landes keine reichen Bauern, wie
sie anderwärts so häusig sind. Da auch der Hauberg jetzt nur wenig einträgt,
so sind die meisten Bauern trotz ihrer Betriebsamkeit, Sparsamkeit und höchst
einfachen Lebensweise verschuldet. Das ganze Siegerland nebst dem Freien-
grund würde ein eben so armes Land sein wie der Westerwald und manche um-
liegende Bezirke, ja, es würde kaum im Stande sein, auch nur ein Drittel seiner
gegen 70,000 Seelen zählenden Bevölkerung zu ernähren, wenn es nicht andere
bedeutende Quellen des Wohlstandes hätte, nämlich Bergbau und Industrie.
Wergöau und Industrie. Der Bergbau des Siegerlandes und Freien-
grundes ist uralt und beschränkte sich wol zuerst auf die Förderung der an der
Oberfläche der Erde am Ausgehenden der Gänge anstehenden Erze. Zeugen
davon sind die mächtigen, langgestreckten Furchen, die sogenannten Pin gen,
welchen wir noch heute begegnen, wenn wir die erzreichen Berge durchwandern.
Auch Sagen weisen auf einen alten Bergbau hin. Eine solche giebt es z. B.
über den erzreichen Altenberg im Norden des Siegerlandes. Dort stand vor
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]