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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 28

1900 - Leipzig : Spamer
28 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union. seine Unterstützung zuzuwenden. Durch verschiedene glückliche Maui- pulationen begünstigt, ward Law der einflußreichste Mann in Frankreichs er leitete bald alle Finanzgeschäfte des Staates. Nun richteten sich die Blicke aller derjenigen, welche rasch, ohne zu arbeiten, reich werden wollten, den Unternehmungen des ebenso kühnen, wie vom Glück begünstigten Schotten zu. Alle Welt wollte Lawsche Aktien haben. Das rasche Steigen der- selben, die großen Gewinne glücklicher Spekulanten erzeugten eine förmliche Spielwut. Arm und reich, vornehm und gering drängte sich zu der Kasse des gefeierten Finanzmannes. Der hohe Adel beugte sich vor dem schot- tischen Emporkömmling, und selbst ausländische Fürsten sandten Agenten nach Paris, um für sie zu spielen. In kaum drei Wochen waren 300 000 Aktien zum Nominalbetrag von 150 Millionen Livres untergebracht, welche der Gesellschaft 1500 Millionen Livres zuführten. Rasch stiegen die Aktien auf 6-, 7-, 8-, 9-, 10 000 Livres. Die Gewinne, welche hier- bei gemacht wurden, waren unglaublich. Die Spielwut erhielt sich von Mitte 1718 bis gegen Ende des Jahres 1720, denn da hatte das Fieber, welches die französische Gesellschaft ergriffen, bereits gründlich ausgerast. Der schwindelhafte neue Finanzbau Laws war zusammengestürzt; Tausende von Spekulanten lagen unter seinen Trümmern begraben. Wie viel Elend und Unglück diese merkwürdige Aktienspielwut indessen auch für Frankreich brachte, so hatte sie doch immerhin einiges Gute für die neueu An- siedelungen in Amerika. Es waren eine Menge Menschen nach den Be- sitzungen der Mississippi-Gesellschast gelockt worden, und dieselben ver- ließen doch nur zu eiuem ffeinen Teil das Land, als der Zusammenbruch von Laws papieruem Kunstbau erfolgte. Schou im Jahre 1717 hatten einige französische Kolonisten am Ausflusse des Mississippis eine Niederlassung ge- gründet, welche sie zu Ehren des Regenten von Frankreich, des Herzogs von Orleans, New Orleans nannten. Die günstig gewählte Lage in der Nähe des Meeres machte die Stadt sehr bald zu einem wichtigen Aus- fuhrplatze für den unerschöpflichen Reichtum der Laudesprodukte Louisianas. Ebenso waren auf der Südseite der großen Seen im Michigan- und Missonristaate Franzosen beschäftigt, das Land zu kultivieren, wobei sie mehrere neue Städte, wie Detroit, Viueennes, St. Louis, anlegten. Während die Glückssonne des Schotten am höchsten stand, befürchteten die benachbarten britischen Ansiedler, daß es den Franzosen gelingen könnte, eine Verbindung der Kolonien am großen Strome, „dem Vater der Gewässer", mit den kanadischen Niederlassungen znstandezubriugen. Daher wurde 1732 von feiten der britischen Regierung die Gründung einer ueueu Kolonie zwischen den Karolinen und dem spanischen Florida durch den menschenfreundlichen Oglethorpe begünstigt. Doch erst als ver- trieben? Protestanten aus Salzburg, als Schweizer und Schotten in größeren Zügen einwanderten, gewann die neue Niederlassung höheren

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 74

1900 - Leipzig : Spamer
74 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. kommenden Befugnis, an die Stelle der Regierung zu"treten und einen Staat im Staate zu bilden. Die reich gewordenen Kaufleute, in deren Solde die in Indien kämpfenden Krieger standen, schauten verachtend auf diese herab; daher kam es, daß dem Militär in Ostindien die Seele seines Standes, der Ehrgeiz, fehlte. Nur verkommene Individuen oder wegen schlechten Betragens aus dem Dienst entlassene Beamte und Offiziere meldeten sich für deu ostindischen Dienst, so daß es am Ende niemand zur Ehre gereichte, sich diesem Gesindel des In- und Auslandes anzuschließen. Die für den Dienst des Vaterlandes in Holland durch Aushebung zur Fahne gerufene Jugend konnte nicht wie das geworbene Heer in England auch für den Dienst in den Kolonien verwendet werden, sondern man überließ es der Kompanie, sich Söldnertruppen anzuwerben. Der Militärdienst wurde in Indien mit einer beispiellosen Nach- lässigkeit und Treulosigkeit betrieben. Das Heer bestand nur aus aben- teueruden, aus aller Herren Länder zusammengelaufenen Gesellen, die an und für sich schon nicht an strenge Ordnung und Zucht gewöhnt waren, in den heißen Gegenden Javas aber noch viel mehr erschlafften. Noch bis in die neuere Zeit ist die Heeresverfassung eine der wundesten Stellen in Niederländisch-Jndien gewesen, welcher Umstand durch die Werbungen von Soldaten im Auslande herbeigeführt worden ist, denn kaum der vierte Teil aller Truppen in jenen Gegenden bestand bis vor kurzem aus Nieder- ländern. Diese fanden es stets für angemessener und einträglicher, Fremde, welche für Geld zu habeu waren, zum Dienst zu verwenden, als ihn selbst zu thun. Seit sich im Jahre 1860 aber unter den ausländischen Truppen bedenkliche Meutereien gezeigt haben, sind die Verhältnisse etwas anders geworden. Wie das Militärwesen sich in einem durchaus zerrütteten Zu- stände befand, so war dies auch mit dem Beamtentum der Fall. Die Beamten hatten nur ihre eigne Bereicherung im Auge und erpreßten daher von den Einwohnern allerlei ungerechte und ungesetzliche Abgaben. Trotz- dem hatte die Handelsgesellschaft ihrem ungeheuren Beamtenheere außer- ordentlich hohe Besoldung zu zahlen. Hierzu gesellten sich noch die Jahresgehalte, welche den inländischen pensionierten Fürsten gewährt werden mußten. Auch die Gesandtschaften, die Geschenke an die Nachbar- könige und die immerwährenden kleinen Kriege gegen aufständische Va- sollen und Fürsten verschlangen große Summen, daß selbst der gewinn- reichste Handel dieselben nicht zu decken vermochte. Daher war es als kein besonderer Verlust für die Mitglieder der Handelsgesellschaft anzusehen, daß am 15. März 1795 die Batavische Republik die Holländisch-ostindische Kompanie aufhob und ihre Besitzungen für Staatseigentum erklärte. In den ersten Jahren des Bestandes der Handelsgesellschaft, als es sich noch darum handelte, gegen den Nationalfeind als mächtiges Volk auf- zutreten und festen Fuß in Indien zu fassen, hatte die Sache eine ganz andre Bewandtnis. Damals galt es eine Nationalangelegenheit; der

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 98

1900 - Leipzig : Spamer
98 Die Engländer in Ostindien. gewährte, erregte natürlich den Neid der daran nicht beteiligten Kauf- leute. Diese Mißgunst würde jedoch kaum einen so hohen Grad erreicht haben, wenn sich jener ungeheure Gewinn unter eine größere Zahl von Aktionären verteilt hätte; so aber kam er nur einer geringen Anzahl von Aktieninhabern zu gute. Als die Geschäfte der Kompanie im Jahre 1691 ihre höchste Blüte erreichten, lag deren Leitung ausschließlich in den Händen weniger Kaufherren von ungeheurem Reichtum. Jede Aktie, welche auf den Namen des Eigentümers eingeschrieben war, gewährte diesem eine Stimme. Man wollte wissen, daß damals 14 Personen über ein Drittel sämtlicher Stimmen verfügten, und berechnete, daß gar mancher jener glücklichen Spekulanten ein jährliches Einkommen von 10 000 Pfd. Sterl. aus dem Monopol der Kompanie bezöge. Alle Welt deutete be- souders aus einen Mann hin, wenn er sich auf der „königlichen Börse" blicken ließ. Dieser Glückliche, der sich durch wohlverstandene Einkäufe von Stammaktien in kurzer Zeit ein jährliches Einkommen von 20 000 Pfd.sterl. erworben hatte, war Josua Child. Er erhielt zuerst den beneidenswerten Titel eines Nabob und wetteiferte in bezng auf Aufwand und Einfluß mit den ersten und angesehensten Edelleuten des Reiches. Sir Josua Child hatte als armer Bursche begonnen, einen der City- läden rein zu fegen und sich in der Zeit infolge seiner Fähigkeiten aus niedrigen Anfängen schnell zu Besitz, Ansehen und großem kaufmännischen Ruf emporgeschwungeu, so daß er in der Handelswelt Londons bald den hervorragendsten Platz einnahm. Sobald Josua Child Mitglied des Komitees der Ostindia-Kompanie geworden, blieben die Folgen nicht auo. Es dauerte nur kurze Zeit, und die wichtigsten Stellen des Ostindiahanses in Leadenhallstreet, sowie in den Faktoreien an der West- und Ostküste von Vorderindien, befanden sich in den Händen von Verwandten und Günst- lingen des vielvermögenden Mannes. Bombay, die ursprünglich von den Portugiesen gegründete, aber von diesen 1064 abgetretene Hauptstadt der westlichen Präsidentschaft des indo-britischen Reiches ist noch heute nach Kalkutta der wichtigste Handels- platz in den indischen Meeren. Die Bedeutung dieses Punktes erkannten die Briten schon wenig Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen im Osten. Von hier aus ließen sich die mannigfachen Erzeugnisse eines reichen Hinter- landes heranziehen und nach den Märkten nnsres Weltteiles verfahren. Wertvolle Ladungen von Pfeffer, Baumwolle, Reis, Arak, Bambus, feine Hölzer, Gummi, weiterhin Perlmutter, Perlen und edle Gesteine wurden von unternehmenden Kaufleuten zweier Weltteile feilgeboten und einge- handelt. Zahlreiche kleine Flotten unter britischer Flagge liefen von dort bald gegen europäische Feinde, bald gegen indische Seeräuber aus. Die immer weiter um sich greifende Macht der Ostindischen Kompanie hatte eine Reihe von Niederlassungen zur Folge, deren Gedeihen mit dem Auf- blüheu Bombays gleichen Schritt hielt.

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 100

1900 - Leipzig : Spamer
100 Die Engländer in Ostindien. Bombay, wurde unter dem Nameu Sir Josiah Child von Surate zum Barouet und zum Oberkommandierenden aller englischen Truppen im Osten erhoben; daher kam es, daß unter allen servilen Genossenschaften die Ostindische Kompanie durch Willfährigkeit gegen den Thron am meisten hervortrat. Sie gab dem Handelsstande des Königreichs das gesetzwidrige Beispiel bereitwilliger Steuerzahlung, als ohne Zustimmung des Parla- ments König Jakob Ii. bei seinem Regierungsantritt gewisse Abgaben ausschrieb. Sobald indessen der Monarch nach kaum vierjähriger Will- kürherrschast aus dem Lande Vertrieben, und der blutige Lord-Oberrichter Jeffreys, welcher die übermäßigen Monopolanfprüche der Ostindischen Gesellschaft für gesetzmäßig erklärt, ein Gefangener geworden war, vereinigten sich die alten Feinde der Kompanie, verstärkt durch die ehemaligen, von Child aus dem Ostmdiahanse vertriebenen Direktoren und ihren Anhang, mit den mächtigsten whigistisch gesinnten Kaufleuten der City und forderten von dem freiheitlich gesinnten Hause der Gemeinen, welches Wilhelm Iii. von Oranien aus den Thron erhoben hatte, Gerechtigkeit und Wiederver- geltuug. Am heftigsten gebürdete sich Papillon, obgleich derselbe einige Jahre früher als eifrigster Vorkämpfer für den Freibrief der Kompanie gestritten. Ein guter Teil der Gegner der Kompanie aber bestand aus Leuten, welche ihr gram waren, weil sie sich von einem Mann hatte be- herrschen lassen, der seinen Einfluß dazu angewendet, um vor allem seine Interessen und die seiner Kreaturen zu fördern. Als Heilmittel für alles schreiende Unrecht und gegeu zukünftige Übergriffe dieser Art verlangte man von der Krone das Monopol zu einer neuen Gesellschaft auf einem besseren Fundamente, wodurch mau hoffte, die Wiederkehr einer engherzigen und tyrannischen Oberleitung auf immer fern zu halten. Die neu zu be- gründende Kompanie, unter der sich einige der ersten Großhändler der City befanden, wählte zur Wahrnehmung ihrer Interessen ein Komitee und beauftragte dasselbe, vom Parlamente und der Regierung ein Privileg zum Handel nach dem Osten auszuwirken. Nachdem das Ostindiahaus sich im Jahre 1693 gegeu jeden Vergleich ausgesprochen hatte, baten die Gemeinen den König Wilhelm Iii., demselben eine dreijährige Vorausverkündigung der Aufhebung seines Freibriefes zu- stellen zu lassen. Sir Josna Child, welcher befürchtete, durch seine Person im Vordergrunde die Interessen seiner Kompanie noch mehr zu gefährden, machte in der rechten Stunde einem neuen Gouverneur, dem Sir Thomas Cook, scheinbar Platz. Dieser, mit dem bisherigen allmächtigen Leiter des Direktorenhofes nahe verwandt, gehörte zu den angesehensten Kauf- leuten Londons; auch fehlte es ihm als Mitglied des Parlaments nicht an Einfluß. Er wußte in der That binnen kurzer Zeit vermittelst wohl- angewandter 100 000 Pfd. Sterl. die ärgsten Gegner zu besänftigen. Infolgedessen wurde ohne Mitwirkung des Parlaments von feiten der Regierung am 7. Oktober 1693 der Freibrief und das Monopol der alten

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 171

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 171 welches auf Aap, einer der Karolinen, im Kurs ist. Es besteht dies nämlich aus runden Steinen von der Gestalt und Größe eines Schweizer- käses bis zu der eines Mühlsteins. Durch ein in der Mitte befindliches rundes Loch kann ein Stab gesteckt werden, an welchem diese seltsame Münze getragen wird. Diese großen Geldstücke sind vor den Häusern zur Schau ausgestellt. Als Scheidemünze hat man Stücke von der Größe eines Thalers oder Perlmutterschalen. Setzt man bei Verfolgung der langen Reihe der Karolineninseln seine Reise noch weiter nach Osten fort, so gelangt man in den Lord Mulgrawe-Archipel, welcher wieder in eine nördliche Gruppe, die Marshalls-, und in eine südliche, die Gilberts- (Kingsmill-) Inseln, zerfällt. Die erste Entdeckung geschah schon 1529 durch den Spanier Saavedra, und zwar durch Zufall, bis die englischen Seefahrer Gilbert und Mars hall sie wieder auffanden. Vorzüglich bekannt sind sie uns durch den russischen Kapitän Kotzebue und seinen Begleiter, den Dichter Chamisso, geworden, welche beide eine äußerst anziehende Schilderung von den liebenswürdigen Bewohnern, besonders denen von Ratack, machten. Das Volk zeigte sich den Seefahrern freundlich und harmlos, munter, für Frohsinn und Geselligkeit gestimmt, gescheit und sinnreich. Man kam den Russen nach Überwindung der ersten Besorgnis vor ihrer Überlegenheit freundschaftlich entgegen, war nie zudringlich und überlästig; das Eigentum war geehrt, von Diebstahl keine Spur. Als Kotzebue 1817 mehrere Wochen auf den Ralickinseln, namentlich Otdia, verweilte, schlössen sich der Häuptling Rarick und ein andrer Einwohner, Lagediak, ihm be- sonders an. Letzterer, welcher den Namen Kadu führte, hatte Kotzebue so lieb gewonnen, daß er sich von ihm nicht wieder trennen wollte. Er führte seinen Entschluß wirklich aus, betrug sich auf dem russischen Schiffe so ge- sittet und bescheiden, als ob er mit gebildeten Menschen schon lange Um- gang gehabt hätte und gewann die Liebe aller. Kadu machte mit Kotzebue die Fahrt bis Unalaschka und bis an die Beringsstraße; als aber die Schiffe wieder südlich fuhren, die Sandwichinseln berührten und der Tropenbewohner nach der Kälte des Nordens und seinen verkrüppelten Bäumen hier die heimatliche Palme aufs neue erblickte, da war er über ihren Anblick so erfreut, daß das Heimweh mit seiner ganzen Gewalt er- wachte und er gegen Ende des Jahres 1817 wieder nach Otdia zurück- kehrte. Er ward von Kotzebue noch reichlich beschenkt, allein beim Ab^ schiede schien Kadu erst recht zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von seinen russischen Freunden werde. Er weinte wie ein Kind und bat sie flehentlich, wiederzukommen. Mit Innigkeit schloß er sich an Kotzebue an und fragte oft, ob er denn auch wirklich wiederkäme; Männer, Weiber und Kinder begleiteten die Abreisenden bis zur Schaluppe, und nachdem sie vom Lande abgestoßen waren, setzten sich die Insulaner ans User und stimmten ein Lied an, in welchem die Namen der Freunde oft vorkamen.

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 157

1900 - Leipzig : Spamer
Neuseeland. 157 noch in späteren Zeiten eine Erinnerung an ihre Thaten zu haben. Man hat einige Künstler, welche sich nur mit Tättowierung abgeben und eine vorzügliche Gewandtheit in der Herstellung regelmäßiger Formen besitzen. Sie bedienen sich hierzu vorzugsweise eines scharfen Knochens, der bisweilen noch mit einigen Zähnen versehen ist. Man setzt ihn auf die Haut und schlägt mit einem Stäbchen auf den Rücken desselben, damit er tief genug eindringe. Da hierbei Blutungen entstehen, so wartet man, bis dieselben gestillt sind, worauf man die Furchen mit einem in Farben getauchten Vorratshaus eines Nlaori. Pinsel bestreicht. Mit der Tättowierung hat es ungefähr dieselbe Be- wandtnis wie mit unsern Wappen. Bei Verträgen mit Häuptlingen ver- tritt die Abzeichnung ihrer Tättowierung, Moko genannt, die Stelle der Unterschrift. Frauen dürfen sich nur wenig tättowieren, Sklaven gar nicht. Diese Operation wird nicht auf einmal, sondern nach und nach gemacht. Der Charakter des Neuseeländers oder Maori ist ein Verein von guten und schlechten Eigenschaften, eine Mischung von Sanftmut und Grausamkeit, die ihn zum furchtbarsten Kannibalen macht. Ist er ruhig, so zeigt sein Gesicht Gutmütigkeit und Freundlichkeit, gerät er in Zorn und Wut, so ist jeder Zug, jede Gebärde völlig entstellt. Rachsucht ist

7. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 158

1900 - Leipzig : Spamer
158 Die ozeanische Inselwelt. seine erste Leidenschaft und bildet den Hauptzug des Charakters. Die kleinste Beleidigung — er kann sie nicht vergessen; vergilt er sie nicht, so geschieht's durch Kinder und Kindeskinder. Von Geschlecht zu Geschlecht erbt das Andenken daran fort und wird noch in späteren Zeiten als Vor- wand zu einem feindlichen Angriffe benutzt. Dem Tode trotzt er mit Kaltblütigkeit und Mut, doch ist er iu seinen Kämpfen weniger tapfer, namentlich den europäischen Waffen gegenüber, als verschlagen und gewandt. Menschenfleisch ist seine Lieblingsspeise. Ein Missionär sah einst nach einem hitzigen Tressen 60 Lsen errichten, und in allen lagen Menschen- leichname zum Schmause. Es gibt Beispiele, daß sich Krieger in der Wut des Kampfes über deu gefallenen Feind stürzten und das aus der klaffenden Wunde herausströmende Blut mit der Gier eines Raubtieres aufschlürften. Gefangene band man nicht selten an einen Baum, um das von den Gliedern abgeschnittene, noch zuckende, warme Fleisch zu essen und das in Bechern aufgefangene Blut dabei zu trinken. Die Köpfe erschlagener Feinde steckte man auf Stangen und trug sie als Siegeszeichen herum, der Hände be- diente man sich als Haken in den Hütten. Schon die Kinder werden gegen den Anblick menschlicher Glieder abgestumpft, und mau sah dieselben mit abgeschnittenen Gliedern spielen oder den Kopf eines Sklaven sich als Ball zuwerfen. So werden sie gefühllos gegen die eignen Freunde. Stirbt ein Mann, fo beraubt man die Weiber alles ihres Eigentums; daher nehmen sich viele das Leben oder sitzen an seinem Grabe und stoßen oder schneiden sich tiese Wunden in den Leib. Neugeborene Kinder, besonders Mädchen, werden häufig getötet, und vielleicht ist unter drei Weibern Neu- feelands stets eines, welches ein oder mehrere Kinder getötet hat. Der Mann hat das Recht über das Leben seiner Frau. Dasselbe Recht besitzt eine jede Herrschaft über das Leben der Sklaven, deren Los im übrigen leidlich ist. Aber wehe den unglücklichen Geschöpfen, wenn sie den Versuch macheu, sich durch Flucht zu befreien. Ein englischer Kaufmann war Zeuge eiuer solchen Szene. Ein löjähriges Sklavenmädchen war drei Tage ohne Erlaubnis weggeblieben. Da trat sie wieder in die Hütte, die Frau aber rief einen Knecht und befahl ihm, sie zu töten. Ein Keulenschlag auf die Stiru streckte sie nieder, ihr Leichnam aber ward an demselben Abende zur Mahlzeit gebraten. Alles menschliche Gefühl empört sich in uns, wenn wir derartige Vorfälle, welche zu den gewöhnlichen gehören, von den zuverlässigsten Personen erfahren. Leidenschaft. Haß, Verachtung von Menschenleben und Aberglaube fordern unzählige Opfer. Da ist der Sohn eines Häuptlings krank, kein Mittel fruchtet, die Krankheit will nicht weichen. Man rät zartes Menfchensleisch. Der Vater tötet einen 14jährigen Knaben und setzt das Fleisch dem kranken Sohne vor, und da es nicht hilft, so gedenkt man eben es noch mit Mädchenfleifch zu versuchen, als ein christlicher Missionär dazwischen tritt und das arme

8. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 225

1900 - Leipzig : Spamer
„Ereöus" und „Terror" in der Alelvihevai. Ae Änideckung der Nord- und Züdpolarlander. Die Aufsuchung einer nordwestlichen und nordöstlichen Durchfahrt im 16. bis 18. Jahrhundert. Die Reisen von Parry und John Roß. Auffindung des magnetischen Nordpols. Die Franklin-Expeditionen und die Auffindung der nordwestlichen Durchfahrt. Weitere Polarreisen und die deutschen Nordfahrten. Kaiser Franz Joseph-Land. Nordenskjöld. Jeannette-Expeditionen. Die internationalen Polarstationen. Greely. Die höchste nördliche Breite. Fridtjof Nansen. Wenn wir es auch recht wohl begreiflich finden, daß zu den oben ge- schilderten Entdeckungsfahrten sich Männer gefunden haben, da dieselben Aussicht auf reichen Gewinn oder wenigstens auf Ruhm und Ehre ver- sprachen, so muß es uns fast wunder nehmen, sobald wir vernehmen, daß sich immer wieder von neuem der Blick des kühnen Seefahrers auch auf jene Gegenden richtete, die wenig Gewinn, aber desto mehr Mühen und Gefahren erwarten ließen: auf die eisumstarrten Länder des hohen Nordens, die, obschon viel umworben und viel besucht, dem Menschen doch keine bleibende Stätte gewähren. Je abwehrender und feindlicher aber die Natur in jenen Gegenden sich gegen den Menschen verhält, um so eifriger ist derselbe bestrebt gewesen, auch dorthin seinen Fuß zu setzen. Die Nord- und Südpolfahrten, welche gerade in den letzten Jahrzehnten trotz fo mancher mißlungenen Unternehmungen ins Werk gesetzt sind, geben uns Buch d. Entd. Ii. 15

9. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 210

1900 - Leipzig : Spamer
210 Die Erschließung des schwarzen Erdteils. Bis Njangwe reichten die Pfade der arabischen Sklavenhändler, welche raubend und mordend als eine furchtbare Geißel ganz Jnnerafrika durch- ziehen. Dort aber fand auch ihre Macht eine Schranke. Weiter nördlich war noch keines Fremden Fuß gekommen, und trotzdem der Lualaba schon ebenda nach einem Laufe von 240 deutschen Meilen den Nil an Wassermasse bedeutend übertreffen soll, wußte niemand, wohin er ströme. Livingstone und nach ihm Cameron versuchten das Problem zu lösen, eine Expedition zu werben und dem Laufe des Lualaba zu folgen. Beide mußten nnver- richteter Sache umkehren. Cameron glaubte den Oberlauf des Kongos vor sich zu haben, Livingstone einen Quellfluß des Nils. Der erstere hatte recht. Allein er führte seinen Kongo direkt westlich zur Mündung quer durch Afrika hindurch; und nun wieder war Livingstone auf der richtigen Fährte, weil er den Lualaba von Njangwe nordwärts fließen ließ. Stanleys unbesiegbare Thatkraft scheint Hindernisse nicht zu, kennen. Er sollte glücklicher sein als sein kaum minder energischer Vorgänger. Sein Entschluß, den Lualaba zu erforschen oder unterzugehen, war gefaßt. Am 5. November 1876 verließ er Njangwe. Die große historische That seines Lebens begann. Die Expedition bestand aus 140 Büchsenschützen, 70 mit Speeren Bewaffneten, seinem Boot und 18 selbsterbauten Kanoes. Eine feurige An- fprache entflammte seine Leute für seine Pläne und brachte ihnen auf ihre Weise einen Begriff von der Größe des Augenblicks bei. Unaufhörlicher Kampf zu Wasser und zu Lande nahm seinen Anfang. Durch den Urwald bahnte anfangs die Axt den Weg. Dann begab er sich ganz aus den Strom. Aber Katarakte und Wasserfälle zwangen ihn zu den mühseligsten Umwegen. Von den Bäumen zischten vergiftete Pfeile und Speere auf die kühnen Ein- dringlinge herab. Ganze Flotten verlegten ihnen die Wasserstraße. Einmal hatte Stanley eine förmliche Belagerung auszuhalten. Aber weiter und weiter drang er vor. Immer mächtiger wurde der ..große Strom", der seine Richtung nach Norden verfolgte. Endlich unter dem Äquator wendete er sich gegen Nordwesten. Die bevölkerte Tiesebene Jnnerafrikas hatte sich mit ihren Wundern dem Entdecker ausgethan. Städte zeigten sich an den Ufern, Schätze aller Art, besonders ungeheure Massen von Elsenbein, das zu den verschiedensten Zwecken verwendet wird. Zahllose Inseln füllten den Stromlauf, der, sich seeartig ailsdehnend, bis zu zwei deutschen Meilen breit wurde. Gewaltige Nebenflüsse ent- deckte man längs des ganzen Laufes. Mangel, Krankheiten, Leiden aller Art bedrängten die Expedition inmitten ihrer Kämpfe. Der Proviant ging zeitweise aus, die Munition wurde knapp.. Allein Stanleys Sinn blieb fest, und einen Rückweg gab es ohnehin nicht mehr. Aus dem Nordwest- lichen Lauf ward unter 4" nördlicher Breite ein westlicher. Dann wendeten

10. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 22

1900 - Leipzig : Spamer
22 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union. sämtlichen Pflanzstaaten herrschte ein thätiges, ernstes, nüchternes, aller- dings mehr dem Praktischen zugewandtes Leben. Die Sittenstrenge der Ansiedler bildete einen ausfallenden Gegensatz zu der Leichtfertigkeit, welche die Stuarts über Altengland verbreitet hatten. Im Jahre 1672 schirmte eine Miliz von 8000 Mann die Sicherheit der Staaten, das Schulwesen fand sorgsame Pflege, und es war damit viel besser bestellt als im Mutter- lande; ja selbst die Bedeutung wissenschaftlichen Strebens wurde in den Kolonien mit gebührendem Ernst anerkannt. Aber alles dies bereitete den Stuarts nur Mißbehagen, und es hörten daher die Versuche der heimischen Regierung, den Trotz der Kolonie zu brechen, nicht auf. Massa- chusetts befand sich infolgedessen beim Tode Karls Ii. in einem höchst mißlichen Zustande. Unordnung und. Rechtsunsicherheit herrschten allerorten. Mitte des 17. Jahrhunderts war aber das Übergewicht der britischen Kolonisten in den weiten Gebieten, welche sich unternehmenden und thätigen Menschen öffneten, besiegelt. Am längsten widerstrebten die Holländer einer Unter- ordnuug gegenüber den viel zahlreicheren Engländern. Sie hatten einige Zeit vorher erst die Abkömmlinge der Schweden, welche uuter Gustav Adolfs und dessen Tochter Christinas Regierung die ersten Niederlassuugeu im Staate Delaware zu Neugothenburg und Christinia (Wilmington) ge- gründet hatten, gezwungen, sich unter niederländischen Schutz zu begeben. Nun schlug auch ihre Stunde. Während des Krieges zwischen Groß- britannieu und den Generalstaaten wurde ihre Niederlassung Neunieder- land 1664 von den Engländern in Beschlag genommen, und die Kolonisten fügten sich, als ihnen die Rechte britischer Unterthanen und freies Re- ligionsbekenntnis verliehen wurden. Das gewonnene Territorium vom Delaware bis Congisland schenkte König Karl Ii. im Jahre 1667 seinem Bruder, dem Herzoge von Jork (als König von England später Jakob Ii.). Dieser nannte sein amerikanisches Besitztum New Jork und verkaufte bald nachher weite, vorzugsweise von Holländern und Schweden bewohnte Strecken desselben wieder an zwei englische Edellente, welche ihr neu- erworbenes Territorium New Jersey nannten. Die prächtige, von der Natur und sonstigen Verhältnissen gleich sehr begünstigte Lage des Landes zog bald eine Menge Ansiedler herbei, und so entstanden dort in rascher Folge die Städte New Jork, Elisabethtown, Middletown u. s. w. Ein andres wichtiges Ereignis bildete die Gründung von Penn- sylvanien durch den Quäker William Peun. Darunter ist jenes Gebiet zwischen den Grenzen von Maryland und New Jork zu verstehen, das sich Penn als Ausgleichung für eine Schuldforderung an die königliche Schatz- kammer durch Karl Ii. vou England abtreten ließ. William Penn, 1644 zu London geboren und im theologischen Kolle- ginm zu Oxford erzogen, hatte sich frühzeitig dem Hauptapostel der Quäker.
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