Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 171
welches auf Aap, einer der Karolinen, im Kurs ist. Es besteht dies
nämlich aus runden Steinen von der Gestalt und Größe eines Schweizer-
käses bis zu der eines Mühlsteins. Durch ein in der Mitte befindliches
rundes Loch kann ein Stab gesteckt werden, an welchem diese seltsame
Münze getragen wird. Diese großen Geldstücke sind vor den Häusern zur
Schau ausgestellt. Als Scheidemünze hat man Stücke von der Größe
eines Thalers oder Perlmutterschalen.
Setzt man bei Verfolgung der langen Reihe der Karolineninseln
seine Reise noch weiter nach Osten fort, so gelangt man in den Lord
Mulgrawe-Archipel, welcher wieder in eine nördliche Gruppe, die
Marshalls-, und in eine südliche, die Gilberts- (Kingsmill-) Inseln,
zerfällt. Die erste Entdeckung geschah schon 1529 durch den Spanier
Saavedra, und zwar durch Zufall, bis die englischen Seefahrer Gilbert
und Mars hall sie wieder auffanden. Vorzüglich bekannt sind sie uns
durch den russischen Kapitän Kotzebue und seinen Begleiter, den Dichter
Chamisso, geworden, welche beide eine äußerst anziehende Schilderung
von den liebenswürdigen Bewohnern, besonders denen von Ratack, machten.
Das Volk zeigte sich den Seefahrern freundlich und harmlos, munter, für
Frohsinn und Geselligkeit gestimmt, gescheit und sinnreich. Man kam den
Russen nach Überwindung der ersten Besorgnis vor ihrer Überlegenheit
freundschaftlich entgegen, war nie zudringlich und überlästig; das Eigentum
war geehrt, von Diebstahl keine Spur. Als Kotzebue 1817 mehrere
Wochen auf den Ralickinseln, namentlich Otdia, verweilte, schlössen sich
der Häuptling Rarick und ein andrer Einwohner, Lagediak, ihm be-
sonders an. Letzterer, welcher den Namen Kadu führte, hatte Kotzebue so
lieb gewonnen, daß er sich von ihm nicht wieder trennen wollte. Er führte
seinen Entschluß wirklich aus, betrug sich auf dem russischen Schiffe so ge-
sittet und bescheiden, als ob er mit gebildeten Menschen schon lange Um-
gang gehabt hätte und gewann die Liebe aller. Kadu machte mit Kotzebue
die Fahrt bis Unalaschka und bis an die Beringsstraße; als aber die
Schiffe wieder südlich fuhren, die Sandwichinseln berührten und der
Tropenbewohner nach der Kälte des Nordens und seinen verkrüppelten
Bäumen hier die heimatliche Palme aufs neue erblickte, da war er über
ihren Anblick so erfreut, daß das Heimweh mit seiner ganzen Gewalt er-
wachte und er gegen Ende des Jahres 1817 wieder nach Otdia zurück-
kehrte. Er ward von Kotzebue noch reichlich beschenkt, allein beim Ab^
schiede schien Kadu erst recht zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von
seinen russischen Freunden werde. Er weinte wie ein Kind und bat sie
flehentlich, wiederzukommen. Mit Innigkeit schloß er sich an Kotzebue an
und fragte oft, ob er denn auch wirklich wiederkäme; Männer, Weiber und
Kinder begleiteten die Abreisenden bis zur Schaluppe, und nachdem sie
vom Lande abgestoßen waren, setzten sich die Insulaner ans User und
stimmten ein Lied an, in welchem die Namen der Freunde oft vorkamen.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Gilbert Chamisso Kadu
Extrahierte Ortsnamen: Lord
Mulgrawe-Archipel Spanier
Saavedra Otdia
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
158 Die ozeanische Inselwelt.
seine erste Leidenschaft und bildet den Hauptzug des Charakters. Die
kleinste Beleidigung — er kann sie nicht vergessen; vergilt er sie nicht, so
geschieht's durch Kinder und Kindeskinder. Von Geschlecht zu Geschlecht
erbt das Andenken daran fort und wird noch in späteren Zeiten als Vor-
wand zu einem feindlichen Angriffe benutzt. Dem Tode trotzt er mit
Kaltblütigkeit und Mut, doch ist er iu seinen Kämpfen weniger tapfer,
namentlich den europäischen Waffen gegenüber, als verschlagen und gewandt.
Menschenfleisch ist seine Lieblingsspeise. Ein Missionär sah einst nach
einem hitzigen Tressen 60 Lsen errichten, und in allen lagen Menschen-
leichname zum Schmause. Es gibt Beispiele, daß sich Krieger in der Wut
des Kampfes über deu gefallenen Feind stürzten und das aus der klaffenden
Wunde herausströmende Blut mit der Gier eines Raubtieres aufschlürften.
Gefangene band man nicht selten an einen Baum, um das von den Gliedern
abgeschnittene, noch zuckende, warme Fleisch zu essen und das in Bechern
aufgefangene Blut dabei zu trinken. Die Köpfe erschlagener Feinde steckte
man auf Stangen und trug sie als Siegeszeichen herum, der Hände be-
diente man sich als Haken in den Hütten. Schon die Kinder werden gegen
den Anblick menschlicher Glieder abgestumpft, und mau sah dieselben mit
abgeschnittenen Gliedern spielen oder den Kopf eines Sklaven sich als Ball
zuwerfen. So werden sie gefühllos gegen die eignen Freunde. Stirbt
ein Mann, fo beraubt man die Weiber alles ihres Eigentums; daher
nehmen sich viele das Leben oder sitzen an seinem Grabe und stoßen oder
schneiden sich tiese Wunden in den Leib. Neugeborene Kinder, besonders
Mädchen, werden häufig getötet, und vielleicht ist unter drei Weibern Neu-
feelands stets eines, welches ein oder mehrere Kinder getötet hat. Der
Mann hat das Recht über das Leben seiner Frau. Dasselbe Recht besitzt
eine jede Herrschaft über das Leben der Sklaven, deren Los im übrigen
leidlich ist. Aber wehe den unglücklichen Geschöpfen, wenn sie den Versuch
macheu, sich durch Flucht zu befreien. Ein englischer Kaufmann war Zeuge
eiuer solchen Szene. Ein löjähriges Sklavenmädchen war drei Tage ohne
Erlaubnis weggeblieben. Da trat sie wieder in die Hütte, die Frau aber
rief einen Knecht und befahl ihm, sie zu töten. Ein Keulenschlag auf die
Stiru streckte sie nieder, ihr Leichnam aber ward an demselben Abende
zur Mahlzeit gebraten.
Alles menschliche Gefühl empört sich in uns, wenn wir derartige
Vorfälle, welche zu den gewöhnlichen gehören, von den zuverlässigsten
Personen erfahren. Leidenschaft. Haß, Verachtung von Menschenleben und
Aberglaube fordern unzählige Opfer.
Da ist der Sohn eines Häuptlings krank, kein Mittel fruchtet, die
Krankheit will nicht weichen. Man rät zartes Menfchensleisch. Der Vater
tötet einen 14jährigen Knaben und setzt das Fleisch dem kranken Sohne vor,
und da es nicht hilft, so gedenkt man eben es noch mit Mädchenfleifch zu
versuchen, als ein christlicher Missionär dazwischen tritt und das arme
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Niederlassungen der Engländer und Holländer. 17
Hierauf begann die Ausschiffung der „Pilgerväter" und ihrer Habe
am Plymouthfelseu. Ein ungewöhnlich strenger Winter sowie eine an-
steckende Krankheit rafften in den Monaten Januar und Februar 1621
fast die Hälfte der Angekommenen hinweg; die Überlebenden aber begannen
mit Anbruch des Frühjahres den Boden zu bebauen, trafen nun aber auch
mit Indianern zusammen, welche sich schon einige Zeit vorher im Walde
gezeigt, doch nicht bis in die Nähe der Ansiedelung vorgedrungen waren.
Landung der Nlgen'iitcr.
Der erste derselben kam am 16. März in das Dorf und begrüßte die im
Garten arbeitenden Kolonisten auf Englisch mit den Worten: „Willkommen,
Engländer!" und erzählte, daß er schon oft mit ihren an die Mündung
des Penobscots zum Fischfang gekommenen Landsleuten verkehrt habe. Er
hatte vor dieser Zeit so viel Englisch gelernt, daß er sich recht gut den
Engländern verständlich machen konnte.
Samoset, dies war sein Name, wurde bald vertrauter und brachte
auch andre seines Stammes mit, unter denen Squanton war, ein Indianer,
welcher uach einem abenteuerlichen Leben längere Zeit in London als Sklave
gelebt hatte und, von seinem Herrn liebevoll behandelt, nach Verlauf mehrerer
Buch d. Entd. Ii. 2
•»
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Trotzendorf. 89
Dorfe dieses Namens, eine Meile von Görlitz (jetzt Troitschendorf), wo er 1490
geboren wurde, gehört in die Reihe der großen Schulmänner des 16. Jahr-
Hunderts, wie Sturm in Straßbnrg. Neander in Jlefeld, H. Wolf in Augsburg,
Mylins in Görlitz, Fabricius in Meißen, welche alle aus der Schule Melauchthons
hervorgegangen sind. Trotzendorf war der Sohn eines ehrbaren Landmannes,
der mit Bettelmönchen in Verbindung stand. Als diese die Lernbegierde und Fähig-
keit des Knaben wahrnahmen, veranlagten sie den Vater, den kleinen Valentin
nach Görlitz auf die Schule zu schicken. Bald aber wurde es dem Vater leid, den
Sohn fortgeschickt zu haben; er ließ ihn wieder zurückkommen und verwendete
ihn in der Landwirtschaft.
Goldberg.
Aber die Mutter gefiel sich in dem Gedanken, ihr Söhnchen könne
einmal ein Priester werden, und sie wußte es durchzusetzen, daß Valentin in
seinem Geburtsorte weiter im Lesen und Schreiben unterrichtet wurde. Als
Schreibmaterial dienten dem Knaben Birkenrinde (interior betulae cortex),
Gänsekiele und Kaminruß (fuligo infumibuli atramentum suppeditavit).
Zwei Jahre dauerte dieser Unterricht Auf unablässiges Betreiben seiner
Mutter wurde der Jüugling im Jahre 1508 wieder in die Stadt gebracht,
um sich ganz dem Studium zu widmen. Trotzendorf überholte bald alle seine
Mitschüler, und als 1513 sein Vater starb (seine Mutter war schon früher
an der Pest gestorben), verkaufte er sein Erbgut und begab sich nach Leipzig,
wo er sich zwei Jahre lang lateinischen und griechischen Studien widmete.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Pan Twardowski. 463
fehlte es dem reichen Manne nicht. Auf seinem Tische dampften die ausgesnch-
testen Speisen, die Becher schäumten vom edelsten Wein, Geld besorgte der
Teufel in gewünschter Menge.
Der Diener Matthias aber beneidete seinen Herrn um den Reichtum, und
das mochte Twardowski nicht leiden. Deshalb verwandelte er ihn in eine Spinne,
die in einer Ecke des Fensters ihre Netze spann und auf Mücken Jagd machte.
Alles hatte der Meister im Überfluß, aber es fehlte ihm das Weib. Auch
das Weib sollte er jetzt finden. Ein adliges Fräulein, eine Waise, die schöne
Agnes, gewann Twardowski lieb; sie war 25 Jahre alt und in der Blüte ihrer
Schönheit, hochmütig aus ihre Geburt und stolz auf ihr ungewöhnliches Wissen;
dem Twardowski gegenüber war sie heiter, freundlich und gefühlvoll, sie schätzte
in ihm den berühmten Gelehrten und Arzt. Er ahnte nicht, daß sie in ihm
nicht den jungen, hübschen Freier verehrte, daß sie ein kaltes und berechnendes
Weib war, dem die Äußerlichkeiten des Glückes und die Bewunderung der Menge
über alles ging. Von dem Zauber ihrer Schönheit war er so berauscht, daß
seinem durchdringenden Verstand das wahre Wesen des Weibes, an das er seine
Zukunft zu fesseln entschlossen war, entging.
Die Liebe Twardowskis zu Agnes wuchs von Tag zu Tag. Wo es ihm
nur möglich war, suchte er sie zu sehen; er verfolgte sie bis in die Kirche, be-
gleitete sie auf Spaziergängen und widmete seine ganze Zeit ihrem Dienste.
Leider wußte er, daß der Pflegevater des Mädchens ihm die Hand der Agnes
nicht geben würde, weil sie einen reichen Kaufmann heiraten sollte; daß sie ent-
erbt werden würde, wenn sie sich den Zauberer zum Manne wählen sollte.
Der Teufel riet deshalb zur Entführung. Twardowski sollte dem jungen
Mädchen durch einen Brief seine Liebe erklären, ihr eine Zeit zur Entführung
bestimmen und ihr sagen, er wolle sie in eine entlegene Waldkapelle führen, in
die er einen Geistlichen bestellt habe zur Vollziehung der Trauung. Der Geist-
liche aber wollte der Teufel sein. Agnes ging auf den Vorschlag Twardowskis
ein. An einem Sonntage nach beendigtem Nachmittagsgottesdienste stieg sie in
einen Wagen des Zauberers, der für sie vor der Kirchthür bereit stand.
Twardowski ritt zu Pferde der Kutsche nach. Endlich kam man in einen
dunklen, dichten Wald, der Kutscher hielt die Zügel an, und man stand plötzlich
vor einer Kapelle, deren Thür offen war.
Das Brautpaar trat in die Kapelle ein, vor deren Altar mit der Stola
geziert ein Mönch stand, der des Brautpaares harrte. Die Kapelle war alt,
düster und verfallen, Feuchtigkeit floß von den Wänden herab, die Fenster
hatten Wind und Sturm zerschlagen, auf dem Boden lagen Trümmer, an den
Wänden hingen zersetzte Gemälde. Den Altar bedeckte ein beflecktes Tischtuch,
zwei tief herabgebrannte Kerzen brannten in zwei elenden Holzleuchtern, ein
weißes Kreuz fand sich an den Stufen des Altars. Die Trauung wurde aufs
eiligste vollzogen. Das junge Paar stieg in die Kutsche, und im Fluge ging es
zurück nach Krakau. Gäste waren geladen zu einem großartigen Mahle, aber
sie wußten nicht, wem zu Ehren das Fest sein sollte. Alle waren erstaunt, als
sich die Neuvermählten zeigten; am meisten überrascht von den Geladenen waren
der Pflegevater der Agnes und der junge Mann, den sie heiraten sollte. Doch
bald beruhigten sich die Gäste, sie ließen sich die Speisen und den Wein gut
schmecken und tanzten munter.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
464 Im Regierungsbezirk Bromberg.
Em Jahr lang dauerte Twardowskis Glück. Dann änderte sich die Ge-
sinnung der Agnes; Stolz und Herrschsucht machten sich immer mehr bei ihr
bemerklich; auch gab sie sich keine Mühe, ihre Gleichgültigkeit gegen Twardowski,
der sie noch immer leidenschaftlich liebte, zu verbergen. Ja der Meister mußte
sich sogar überzeugen, daß seine Frau ihm untreu war: er überraschte sie mit
ihrem Geliebten, als sie den Gatten fern glaubte, und hörte, wie sie ihrem
Liebhaber sagte, daß sie Twardowski nie geliebt, daß sie ihn nur der Stellung
halber geheiratet und bisher ihre Rolle gut gespielt und sich einen Vogel ge-
fangen habe, der nun sicher und ruhig im Käfig sitze. Bei solchen Gesprächen
überraschte Twardowski das Paar. Den Liebhaber des untreuen Weibes ver-
wandelte er in die Gestalt eines räudigen Hundes und sagte ihm, alle Welt
werde ihn mit Steinwürfen und Stockschlägen jagen. Agnes wurde deshalb von
ihm verstoßen mit den Worten: „Hebe dich aus meinem Hause hinweg! Auf den
Straßen magst du dein Brot erbetteln; gehe, versuche das Elend und koste die
Not!" Die Diener eilten herbei und schafften die Jammernde zum Hause hinaus.
Jahre vergingen, Twardowski ergab sich dem wüsten Leben und verachtete
das weibliche Geschlecht, von dem er glaubte, daß es wahre Liebe nicht kenne.
Einst fuhr er in seinem Wagen durch die Straßen von Krakau und über einen
Platz fort. Da bemerkte er auf dem Platze die Bude einer Töpferin, und
plötzlich erkannte er in dem bleichen, abgehärmten Gesichte seine verstoßene
Gattin. Ein schmutziges, zersetztes Kleid schlotterte um den verfallenen Leib;
ihre einst so schönen Augen waren in den Höhlen zurückgetreten, ihr Haar
flatterte wild um die Stirn, die Lippen waren farblos und dünn. Zu ihren
Füßen lag der häßliche, graue Hund — einst ihr Geliebter, jetzt ihr treuer
Wächter, den sie aus Erbarmen vor dem Verhungern schützte.
Der Meister erglühte in seinem Zorn und sein Rachegefühl erwachte. Er
fuhr mit seinem Wagen durch die Töpfe, daß sie in Scherben gingen, und der
Jammer des Weibes und des Hundes Geheul waren Musik für seine Ohren.
So oft er an der Bude der Händlerin vorbeifuhr, wiederholte er diesen Akt
der Rache, bis das Weib sich eine andre Stätte suchte, um ihr Leben kümmer-
lich zu fristen.
Der Rest von Twardowskis Leben war voll von Bitterkeit und Trauer.
Zum zweitenmal war er alt geworden, ihn erfreute weder die Welt noch die
Wissenschaft. Trübsinnig, schweigsam, gesenkten Hauptes, mit eingefallenem
Antlitz ging er einher und war die Zielscheibe des Volkswitzes. Er verzichtete
aus die Freuden des Lebens, und seine Frennde und Anhänger zogen sich von
ihm zurück. Nur sein Diener Matthias war ihm in der Gestalt einer Spinne
treu geblieben. Dennoch wollte der Greis noch leben und mied deshalb die
Alpen, um nicht nach Rom zu gelangen; denn nur in Rom konnte ihn der
Teufel holen, Twardowski aber hatte sich vorgenommen, die List der Hölle zu
überlisten. Endlich wurde der Teufel unmutig und aller der Dienste über-
drüssig, die er fast stündlich seinem Gebieter leisten mußte und die sich in alle
Ewigkeit schienen fortsetzen zu wollen. Er greift zu einer List, nimmt die Ge-
stalt eines Dieners an und bittet den Herrn Twardowski als berühmten Arzt,
seinem todkranken Gebieter zu Hilfe zu eilen. Dieser, gutmütig, arglos und
gern zu Helsen bereit, wirft sich sogleich in seinen Wagen und jagt nach dem
bezeichneten Orte. Der Teufel aber wußte es einzurichten, daß plötzlich eine
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
134 Das Riesengebirgc.
demselben sei des Morgens kaum zu atmen und unbedingt nachteilig. So hörte
die Arbeit des Komitees nicht ans; denn man mußte den gerechten Klagen vieler
Leute nachgeben und noch neue Wohnungen schaffen.
Noch bedenklicher als die Wohnungsnot war der Gesundheitszustand. Das
Jahr 1837 war ein Cholerajahr; die tückische Krankheit verbreitete sich in der
Umgegend. Da die Tiroler auf der Reise viel Beschwerden durchgemacht, oft in
Nässe und im Freien gelegen hatten, so war zu erwarten, daß sie für die
Krankheit besonders empfänglich sein würden; aber infolge der umfassenden
Vorsichtsmaßregeln forderte die Cholera nur fünf Opfer. Es gereichte den
Hinterbliebenen Zillerthalern zum besonderen Tröste, daß den Sterbenden ein
evangelischer Geistlicher das Abendmahl darreichen konnte. Die Toten wurden
unter allgemeiner Teilnahme der ganzen Bevölkerung bestattet.
Die Vermögensverhältnisse der Eingewanderten waren ziemlich gut bestellt.
Es gab 37 Bauernsamilien mit 201 Gliedern, die allein ein Vermögen von
ungefähr 100 000 Gulden hatten und mit 34 Pferden ankamen. Von kleinen
Hausbesitzern wurden 11 Familien und 55 Personen gezählt, die über 20 000
Gulden besaßen; fünf Familien und 30 Personen waren Acker- und Viehpächter;
die „leeren Inwohner", von denen die meisten unverheiratet waren, zählten
84 Köpfe, die einen Sparpfennig von über 18 000 Gulden mit sich führten.
Durch Vermittlung des Komitees wurde das Geld in Breslau umgewechselt
und dort zinsbar angelegt, wenn die Besitzer es wünschten; manche freilich
waren mißtrauisch und behielten ihr Geld zurück. Die Ärmeren erhielten aus
Kollekten, die zu ihrem Besten veranstaltet waren, Unterstützungen in Strümpfen,
Tüchern, Handschuhen; alle wurden verpflegt, bis sie in ihre Häuser einziehen
konnten. Der Prinz Wilhelm sandte damals auch eine Summe zur Unterstützung
der Zillerthaler nach Schmiedeberg und bezahlte die Apothekerrechnung während
der Cholera-Epidemie.
Anstrengend, ja aufreibend war die Thätigkeit des Bürgermeisters von
Schmiedeberg, denn er sollte allen Klagen abhelfen, die Wohnungen und Ställe
kontrollieren, die Polizeipflicht üben; er mußte sich mit den Wirten plagen und
die Tiroler beschwichtigen. Die größte Mannigfaltigkeit der Geschäfte, die Haupt-
sorge für die Einwanderer, die unermüdlichste Thätigkeit siel der Präsidentin
des Komitees, der Gräfin von Reden, zu; sie hatte die Leitung der kirchlichen,
Medizinal- und Schulangelegenheiten; sie bestimmte den Lehrer und sein Gehalt;
sie besprach sich mit dem Geistlichen; sie ließ nähen, stricken und stopfen für die
Bedürftigen, sie kochte für die Unverheirateten, sie schrieb unzählige Briefe in
Angelegenheiten der Zillerthaler und ließ sich keine Mühe verdrießen.
Eine tüchtige Stütze fand die Gräsin an dem aus vier Vertrauensmännern
bestehenden selbstgewählten Vorstande der kleinen Tiroler Gemeinde. Dieser Vor-
stand hatte keine geringe Aufgabe, denn er war Sprecher der Gemeinde, hatte
für Ruhe und Ordnung zu sorgen und mußte alles zum besten kehren. Der
bibelfeste Fleidl that auch hier im Vorstande das meiste; er traf stets das rechte
Wort zur rechten Zeit; als Junggeselle war er aus seiner Heimat ausgezogen,
in Schmiedeberg verlobte er sich mit einer Zillerthalerin und bezog sein neues
Heim mit seinem jungen Weibe.
Was den Zillerthalern ganz besondere Freude bereitete und eine gewaltige
Anziehungskrast auf sie alle ausübte, das waren die Abendandachten in dem
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
368 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens.
lohnende Bergbau von da ab aufhörte; dagegen kam die Töpferei in Aufnahme,
die jetzt einen Haupterwerbszweig der Einwohnerschaft bildet. Die sehr an-
sehnliche Anzahl von Thonwarenfabriken erhält ihr Material aus den umfang-
reichen Thonschichten der Umgegend der Stadt und liefert das weithin bekannte
Bunzlauer Töpsergeschirr.
Das Waisenhaus zu Buuzlau entstand ohne landesherrliche Beihilfe. Ein
Maurermeister der Stadt, Gottfried Zahn, der erst in seinem 24. Lebensjahre
das Schreiben und Lesen erlernt hatte, wurde durch die Bekanntschaft mit den
Frankeschen Stiftungen in Halle bewogen und durch das Mitleid mit armen,
verwaisten Kindern getrieben, auf die Gründung eines Waisenhauses für feine
Gegend zu denken. Er hatte kein Vermögen, aber ein festes Vertrauen auf
Gott. Zuerst nahm er 1744 einen Lehrer in sein Haus und ließ durch den-
selben Kinder, meistens unentgeltlich, unterrichten; sein Haus richtete er zu
einer Schule ein und hatte einmal 24 arme Kinder in demselben beisammen.
Allein diese Schule wurde als ein Eingriff in die Stadtschulenrechte untersagt. Zahn
gab jedoch seinen Gedanken nicht auf; nach eingezogener königlicher Bewilligung
erhielt er von dem Magistrate die Erlaubnis, eine Schulaustalt zu gründen,
wenn er sich verpflichten wolle, einen Lehrer und zwei Waisenkinder in der-
selben unentgeltlich zu versorgen. Diese Bedingung ging er 1753 ein und sing
am 14. März 1754 seine Schule in seinem Hause wieder an. Sehr bald fanden
sich nun auch Wohlthäter, welche durch Geldbeiträge Zahns Unternehmen unter-
stützten oder Kleidungsstücke und Bücher für die armen Kinder schenkten. Zahn
vergrößerte dnrch Ankauf eines benachbarten Hauses seine Anstalt und legte
1755 den Grundstein zu einem größeren Waisenhause. Die Anstalt wurde
einem Gymnasium ähnlich ausgebildet, auch wurden Kinder für Geld als Pen-
sionäre in derselben ausgenommen; städtische Kinder durften die Schulstunden
besuchen. Zahn starb am 22. September 1758 und hatte die gegründete Hoff-
nung zum ferneren Gedeihen seines Waisenhauses noch erlebt. Nach seinem
Tode übernahm der zweite Pastor zu Bunzlan, Woltersdorf, die Direktion, und
unter ihm gedieh die Anstalt immer mehr. Im Jahre 1764 gingen zum ersten-
mal Zöglinge des Hauses auf die Universität ab. Eine mit der Anstalt ver-
bnndene Buchdruckerei vermehrte die Einkünfte.
In Bunzlan ist dem Fürsten Kntusow ein Denkmal errichtet worden. Die
Stadt hatte durch die Gewaltherrschaft der Franzosen zu Anfang nnsres Jahr-
Hunderts erheblich gelitten; sie nahm lebhaft teil an der allgemeinen Erhebung
gegen die Unterdrücker. Am 13. April 1813 zog der russische Kaiser Alexander
in Bunzlan ein. In seiner Begleitung befand sich Kntosow, der, im Jahre
1745 geboren, im Jahre 1805 das erste russische Armeekorps gegen die Fran-
zosen und unter Kaiser Alexander das verbündete Heer am 2. Dezember in der
Schlacht bei Austerlitz befehligte. Für seinen Sieg bei Smolensk erhielt er den
Beinamen Smolenskij. Er erkrankte in Bnnzlau am Nervenfieber. Als der
König von Preußen, Friedrich Wilhelm Iii., am 22. April 1813 auf kurze Zeit
in die Stadt kam, ging er fofort, ohne die Gefahr der Ansteckung zu scheuen,
zu dem kranken Fürsten, der am 28. desselben Monats starb. Am 9. Mai
wurde die Leiche in feierlicher Prozession nach Petersburg geführt. Ten Zug
eröffneten die Schulkinder der beiden christlichen Konfessionen, ihnen folgte die
evangelische und katholische Geistlichkeit, in deren Mitte sich der Pope befand,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried_Zahn Woltersdorf Alexander Alexander Kntosow Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Pan Twardowski^ 457
Die neue Entwickelung seit 1772 war entschieden deutsch, und während
der Stürme, welche die Polen in unsern Tagen erregten, stand Bromberg als
ein Hort der Deutschen fest. Als im März 1343 einige polnische Edelleute
dem Bürgermeister seine Amtsgewalt abnehmen und einen Polenausschuß ein-
richten wollten, erhob sich rasch und gewaltig die Kraft der Deutschen. „Wir
sind Deutsche und wollen Deutsche bleiben. Es ist notwendig, daß wir als
Männer auftreten, des deutschen Namens würdig, uns fest aneinander schließen,
Mann an Mann, Ort an Ort. Lassen wir das Banner eines tausendjährigen
Ruhmes von unsern Türmen wehen, ein sichtbares Zeichen nnsres ernsten Willens."
So erscholl es damals in Bromberg tausendstimmig; es bildete sich ein Bürger-
ansschuß zur Wahrung der preußischen Interessen im Großherzogtum Posen.
Zur Belebung der Deutschen erschien seit Anfang April die Bromberger deutsche
Zeitung. Hier in Bromberg wurde damals als Ziel, das erstrebt werden müsse,
aufgestellt, das ganze Posen bei Deutschland zu erhalten, einer teilweisen pol-
nischen Reorganisation entgegenzuwirken. Brombergs Verhalten im Jahre 1848
ist der Glanzpunkt in der Geschichte der Stadt und des Landes. Jetzt hat die
Stadt 34 044 Einwohner; in derselben sind zwei katholische, zwei evangelische,
eine lutherische Kirche, ein stattliches Regierungsgebäude, Gymnasium, Real-
schule, evangelisches Lehrerseminar, Blinden- und Taubstummenanstalt.
Pan Twardowski. Ein Teil einer unter den Polen weitverbreiteten
Sage spielt in Bromberg, nämlich ein Abschnitt der Lebensgeschichte des Pan
Twardowski. Dieser Twardowski ist nämlich für die Polen das, was für die
Deutschen der Doktor Faust ist. Gar vieles weiß die Sage von ihm zu er-
zählen; aber alles, was berichtet wird, läßt sich nicht in den Rahmen einer
Lebensbeschreibung zusammenbringen; hier mögen einige Abschnitte genügen.
Twardowskis Seele war durch seinen Vater an den Teufel verkauft worden.
Als nämlich ein polnischer Edelmann mit Namen Twardowski aus der Gegend
von Podgörze gegenüber von Krakau einmal eine Reise machen mußte und zur
Nachtzeit durch Felder und Wälder auf elendem Klepper ritt, wurde er von einem
starken Gewitter überrascht. Während der Donner brüllte und die Blitze kreuz
und quer durch die Lüste zuckten, um die nächtliche Finsternis auf Augenblicke
in die Helle des Tages zu verwandeln, verlor der Edelmann den Weg und
geriet in eine Gegend, die durch Bäche aufgeweicht und durchrissen war. In
seiner Not wußte er sich nicht mehr zu helfen und schwebte in großer Angst.
Da nahen sich ihm Räuber, um ihn auszuplündern. „Helfe mir, wer will",
sagte der Bedrängte, „und wenn's der Teufel ist!" Alsbald erschien eine Schar
Reiter, welche den Edelmann aus der Gewalt der Räuber befreiten. Der Anführer
derselben, der kein andrer als der zur Hilfe herbeigerufene Fürst der Hölle war,
erbat sich von Twardowski als sein Eigentum das aus, was er bei seiner Heimkehr
zu Hause treffen würde, doch ohne daß er jetzt wisse, was es wohl sei. Twardowski
war zufrieden. Der Teufel setzte unter einem breitästigen Eichbaume auf einer
Pergamentrolle den Kontrakt auf, den dann der Edelmann mit seinem eignen
Blute unterschrieb. Als er zu Hause ankam, hatte ihm seine Gattin ein Söhnchen
geschenkt. Groß, ja unermeßlich war seine Betrübnis, daß er die Seele des
Kindes dem Teufel verschrieben hatte, besonders da ihm die teure Gattin bald
nach der Geburt des Kleinen starb und er mit feinem Sohne allein zurückblieb.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Siegen. 317
ein Rechtsgelehrter und Schöffe zu Antwerpen, war zur neuen Lehre überge-
treten und mußte daher 1568 nach Köln flüchten, wo er Sachwalter der zweiten
Gemahlin Wilhelm's von Oranien, einer Prinzessin Anna von Sachsen, wurde.
Diese Prinzessin warf ein Auge auf den schönen Mann, und derselbe war zu
schwach, ihr zu widerstehen. Bald war dieses sträfliche Verhältniß ein öffent-
liches Geheimniß, und als Rubens der Prinzessin, welche wegen Familienan-
gelegenheiten nach Siegen gereist war, dorthin folgen wollte, wurde er auf Ge-
heiß des Grafen von Dillenburg im März 1571 auf nassauischem Boden verhastet
und iu zweijähriger strenger Haft gehalten. Endlich gelang es den Anstrengungen
seines edelmüthigen Weibes, eine Milderung seines Schicksals zu erwirken. Nach
einer Hinterlegung von 6000 Reichsthalern wurde ihm Siegen als Aufenthalts-
ort angewiesen, wo die früher wohlhabende Familie dann mehrere Jahre in großer
Dürftigkeit lebte, und hier wurde Peter Paul Rubens am 28. oder 29. Juni
1577 geboren. Siegen ist auch die Vaterstadt des um das Volksschulwesen so
hoch verdienten Friedrich Adolf Diesterweg, der hier am 29. Oktober
1790 das Licht der Welt erblickte.
Unter anderen berühmten Männern, welche das Siegerland hervorgebracht
hat, verdient noch besonders Johann Heinrich Jung, genannt Stilling,
unsere Beachtung. Derselbe wurde am 12. September 1740 iu dem Dörfchen
Gruud geboren, welches im Nordwesten des Siegerlandes, eine Stunde südlich von
dem Städtchen Hilchenbach, in romantischer Umgebung liegt und von hohen
Bergen eingeschlossen ist. Oberhalb desselben befindet sich die Ruiuegiesberg, einer
der geschichtlich denkwürdigsten Punkte des Siegerlandes. Denn in dem vom Grafen
Heinrich im Anfang des 13. Jahrhunderts erbauten Schlosse Giesberg, welches seit
1398 der Sitz eines Femgerichts war, sammelte Wilhelm der Verschwiegene im
Jahre 1568 die Obersten seines Heeres zur Befreiung der Niederlande. Im
17. Jahrhundert sank das Schloß in Trümmer, die ein Hauptschauplatz der
idyllischen Jugendgeschichte Jung Stilling's sind. Sein Vater, ein Schneider und
Schulmeister, war wegen des frühen Todes seiner Frau in tiefe Schwermuth ver-
funken und erzog den Knaben in fast klösterlicher Abgeschlossenheit mit größter
Strenge. Jeder Verkehr mit anderen Kindern war ihm untersagt, dagegen waren
fromme Uebungen, Schreiben und Lefen, namentlich der Bibel, seine Hauptbeschäf-
tiguug. Alle diese Unistände bewirkten bei dem weichen, phantasievollen Knaben
eine schwärmerische, mystische Richtung und Weichheit der Empfindung, die
ihm sein ganzes Leben hindurch eigen blieb. Weil er früh eine ungewöhnliche
Begabung zeigte, ließ man ihn in Hilchenbach im Latein unterrichten. Im
Alter von fünfzehn Jahren wurde er Lehrer in einem benachbarten Dorfe und
erlernte zugleich das Schneiderhandwerk, während er seinen Wissensdurst durch
das Lesender verschiedensten Bücher, unter welchen ihm namentlich Homer sehr
anzog, zu befriedigen suchte. Als er infolge von eigentümlichem Mißgeschick
und Ränken ihm feindlich gesinnter Personen diese wie mehrere andere Stellen
hatte aufgeben und zu seiner größten Betrübniß mehrmals zum Schneiderhand-
werk hatte zurückgreifen müssen, verließ er in seinem 21. Lebensjahre, in der
Ueberzeugung, daß ihn die Vorsehung nicht zum Schulehalten bestimmt habe,
seine Heimat, um auf sein Handwerk zu reisen. Nachdem er in Solingen und
dann in Rade vorm Walde bei einem Meister gearbeitet, nahm ihn ein wackerer
Kaufmann in der Nähe von letzterem Orte als Erzieher seiner Kinder an, und
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Anna_von_Sachsen Peter_Paul_Rubens Friedrich_Adolf_Diesterweg Friedrich Adolf Johann_Heinrich_Jung Johann Heinrich Heinrich Heinrich Wilhelm