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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 81

1900 - Leipzig : Spamer
Die Insel Java. 81 Die nächsten Unterabteilungen sind die Residentien. Jede derselben wird von einem Residenten verwaltet und zerfällt wiederum iu mehrere Regentschaften, an deren Spitze ein Regent steht. Dieser ist stets ein Ein- geborener und gehört dem einheimischen Adel, meist den früheren Herrscher- familien an, deren Einfluß auf ihre Landsleute heute noch ungebrochen ist. Unter diesen stehen die ebenfalls eingeborenen Distrikts- oder Dessahäupt- linge, welche für Eintreibung der Steuern sorgen und, von den Bewohnern gewählt, deren Interessen der Regierung gegenüber vertreten. Die Würde des Regenten ist meist erblich, um die Vornehmen an die Regierung zu fesseln; ihm steht die Sorge für die öffentliche Sicherheit, für die Gesundheit, für Wege- und Ackerbau, fürs Schul- und Religious- wesen zu. Zur Seite hat er den Assistentregenten, einen europäischen Be- amten. Auf diese Weise hat die niederländische Regierung einen großen Teil der Verwaltung den Eingeborenen selbst überlassen und deren Jnter- essen fest mit den ihrigen verknüpft, sowie sie auch die durch den Adatsdas Herkommen) schon eingebürgerten Frondienste zu ihrem Vorteil mit heranzog. Nach Einführung des Systems van den Bosch haben sich die jährlichen Einnahmen von Java auf die Summe von etwa 120 Millionen Gulden erhöht, wovon zunächst die Verwaltung und die einzuführenden Ver- besserungen bestritten, die Restsummen dann an den niederländischen Staats- schätz abgeliefert werden. Daß diese nicht unbedeutend sind, geht daraus hervor, daß sie in den 52 letzten Jahren die Gesamtsumme von 500 Millionen Gulden erreichten. Nach diesen Betrachtungen über die geschichtlichen Verhältnisse des ostasiatischen Archipels wenden wir uns noch kurz der wichtigsten Insel in demselben, dem Eilande Java zu. Tana Java (das Land Java) oder Nusa (Insel) Java, wie die Eingeborenen sie nennen, ist eine der größten Sundainseln. Über den Ursprung des Namens Java sind wir im Ungewissen. Eine der im Lande selbst verbreiteten Traditionen erzählt, daß die Insel ihre Benennung von den ersten Einwanderern empfing, die vom asiatischen Kontinente nach ihr übersiedelten. Damals hieß Java noch Nusa hara- hara oder Nusa kedang, die wilde, unkultivierte Insel; als aber die neuen Ankömmlinge dort ein Java-wut genanntes Gras (Panicum italicum) an- trafen, von dem sie sich zuerst nährten, nannten sie das Eiland nach diesem Java. Auch im 27. Kapitel des Propheten Hesekiel ist schon von den reichen Kaufleuten von Javan die Rede, welche Eisen und Zimt auf den Markt nach Tyrus brachten. Wir überlassen es andern, den Znsammenhang dieses Javan mit nnsrer Insel nachzuweisen. Die Araber, die ihren Glauben schon, ehe die Europäer das Kap der guten Hoffnung umschifften, über den ostasiatischen Archipel ausgebreitet hatten, nennen die dort wohnenden Völker Javi, und Java ist auch der Name, mit dem die Eingeborenen von Celebes die Inseln Borneo, Java, Sumatra und die malaiische Halbinsel bezeichnen. Buch d. Entd. Ii. 6

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 157

1900 - Leipzig : Spamer
Neuseeland. 157 noch in späteren Zeiten eine Erinnerung an ihre Thaten zu haben. Man hat einige Künstler, welche sich nur mit Tättowierung abgeben und eine vorzügliche Gewandtheit in der Herstellung regelmäßiger Formen besitzen. Sie bedienen sich hierzu vorzugsweise eines scharfen Knochens, der bisweilen noch mit einigen Zähnen versehen ist. Man setzt ihn auf die Haut und schlägt mit einem Stäbchen auf den Rücken desselben, damit er tief genug eindringe. Da hierbei Blutungen entstehen, so wartet man, bis dieselben gestillt sind, worauf man die Furchen mit einem in Farben getauchten Vorratshaus eines Nlaori. Pinsel bestreicht. Mit der Tättowierung hat es ungefähr dieselbe Be- wandtnis wie mit unsern Wappen. Bei Verträgen mit Häuptlingen ver- tritt die Abzeichnung ihrer Tättowierung, Moko genannt, die Stelle der Unterschrift. Frauen dürfen sich nur wenig tättowieren, Sklaven gar nicht. Diese Operation wird nicht auf einmal, sondern nach und nach gemacht. Der Charakter des Neuseeländers oder Maori ist ein Verein von guten und schlechten Eigenschaften, eine Mischung von Sanftmut und Grausamkeit, die ihn zum furchtbarsten Kannibalen macht. Ist er ruhig, so zeigt sein Gesicht Gutmütigkeit und Freundlichkeit, gerät er in Zorn und Wut, so ist jeder Zug, jede Gebärde völlig entstellt. Rachsucht ist

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 162

1900 - Leipzig : Spamer
162 Die ozeanische Inselwelt. Seitdem habeil die blutigen Streitigkeiten sich gemindert, ja in vielen Distrikten fast gänzlich ausgehört, und die Beispiele von Mordlust und Verräterei werden selbst bei denen seltener, die sich noch nicht zum Christen- tum bekehrt haben. Der Jude Palack, welcher lange mit den Neusee- läudern in Handelsangelegenheiten verkehrt hatte, erklärte sich über das Werk der Missionäre also: „Die Mission hat für die bürgerliche Gesittung der Insel mehr geleistet, als alle europäischen Kaufleute zusammen; ja ohne sie wäre es für die Kaufleute zu unsicher gewesen, im Lande zu wohnen." Mit dem Christentum werden alle nnsre Künste und bürgerlichen Einrichtungen in die neubekehrten Länder verpflanzt. Alle Naturvölker finden bald Gefallen an den Einrichtungen der kultivierten christlichen Na- tionen und bringen dieselben mit dem Christentnme in unauflöslichen Zu- sammenhang. Dies zeigt uns Waimate auf das unwiderleglichste. Ein Reisender schildert diesen Ort mit folgenden Worten: „Es gibt hier drei große Häuser, in denen die Missionäre wohnen, und nahe dabei sind die Hütten der eingeborenen Arbeiter. Anf einem benachbarten Abhänge standen schon Gerste und Weizen in voller Ähre, an einem andern sah man Felder mit Kartoffeln und Klee. Auch hatte man Gärten mit jeder Frucht und jedem Küchengewächs, das England hervorbringt; andre ge- hören schon einem wärmeren Klima an. Ich nenne Spargel, Bohnen, Gurken, Rhabarber. Äpfel, Birnen, Feigen, Aprikosen, Wein, Oliven, Stachel- und Johannisbeeren, Hopfen und selbst mehrere Arten Blumen. Um den Hof standen Ställe, eine Scheune zum Dreschen sowie eine Ma- schine zum Reinigen des Getreides und eine Schmiede. Auf dem Boden lagen Pflüge und andre Ackerwerkzeuge, in der Mitte sah man jene länd- liche Mischuug von Schweinen und Geflügel, wie man sie auf jedem euro- päischen Hofe so gemächlich beisammen sieht. Einige hundert Schritte davon hatte man das Wasser zu einem Teiche eingedämmt und eine große dauerhafte Wassermühle errichtet, und dies alles an einer Stelle, an welcher vor fünf Jahren nichts als Farnkraut wuchs. Die Arbeit der Eingeborenen, von den Missionären gelehrt, hat die Umwandlung hervorgebracht. Der Neuseeländer hat das Haus gebaut, den Fensterrahmen gemacht, die Felder gepflügt, die Bäume gepfropft. In der Mühle sieht man einen mit Mehl gepuderten Eingeborenen als Knappen. Man hat auf diese Weise die Künste der gebildeten Menschheit mit der Erziehung zum Christentnme verbunden. Einige junge Leute, die auf dem Gute beschäftigt und erzogen wurden, waren von Missionaren aus der Sklaverei erkauft worden. Sie trugen Hemd, Jacke und Beinkleid und hatten ein ordentliches Aussehen. Ein junger Arbeiter brachte während nnsrer Anwesenheit ein Messer und einen Bohrer, beides auf der Straße gefunden, da er von ihnen nicht wußte, wem sie gehörten. Alles war fröhlich und wohlgemut, und am Abend sah ich mehrere mit Ballschlagen beschäftigt, während die Knaben

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 86

1900 - Leipzig : Spamer
86 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. begabt sind. Dabei nimmt deren Seelenzahl mit Riesenschritten zu; Handel und Industrie sind in fortwährendem Steigen begriffen, die Ge- sittung und Moralität heben sich, und dabei wird weder die Sprache noch die Religion der Väter aufgegeben; die alten Sitten sind, insofern sie nicht durch die Fortschritte als veraltet erscheinen, geehrt; die Geschichte und die Denkmäler früherer Zeiten werden sorgfältig gepflegt. Man läßt die Nationalität nicht nur als ein Gegebenes bestehen und sucht sie nicht zu unterdrücken, sondern man faßt sie als einen lebendigen organischen Be- standteil des Völkerlebens auf und sucht ihr Wachstum und ihre Ent- Wickelung zu fördern. Der Javanese hat nicht aufgehört Mohammedaner zu sein: er ist es jetzt nur in einem besseren Sinne als früher, indem er weniger abergläubisch, dafür intelligenter und moralisch besser geworden ist als ehedem. Hat es auch bei aller Ruhe und allem Fortschritt, die sich überall in den holländischen Kolonien offenbaren, keineswegs an Zwischenfällen gefehlt, die besonders durch religiöse Schwärmerei hervor- geruseu wurden, so haben doch diese nur vorübergehende Störungen verursacht. Die religiöse Schwärmerei und der Aberglaube äußern sich allerdings bei den Javanesen nicht selten durch sonderbare Handlungen, die jedoch schon seit langer Zeit keine politische Gefährlichkeit mehr haben, oder denen die Regierung durch kluges Verhalten zuvorzukommen weiß. Hat auch das Kultursystem und dessen Durchführung anfänglich manche Härten mit sich geführt, so sind dieselben doch allmählich aus- geglichen worden. Die Zwangskulturen haben nach und nach aufgehört und beschränken sich nur noch auf Zucker und Kaffee. Die Frondienste sind auf das geringste Maß festgesetzt, und es wird auch für dieselben schon ein billiger Lohn gezahlt. Die Häuptlinge brauchen nicht mehr zu Erpressungen ihre Zuflucht zu nehmen, und die Landbevölkerung gelangt zu immer fortschreitendem Wohlstande. Die Sklaverei hat längst ausgehört, und der Javanese versöhnt sich mit der Arbeit. Man erfreut sich dort einer Herrschaft, die um so weniger empfindlich ist, als sie sich den herkömmlichen Anschauungen anschließt. Die Niederländer haben ihren Beamten den Eid aufgelegt, die Ein- geborenen zu schützen und für deren Wohl nach allen Kräften zu sorgen. Daher wird auch jetzt ein beträchtlicher Teil der Jahreseinnahmen auf Verminderung der Steuern, auf die geistige Hebung des Volkes und auf Förderung ihres Handels und Verkehrs verwendet. Mit unermüdlichem Eifer ist man mit dem Bau von Eisenbahnen und Telegraphen vor- gegangen. Mag auch das Kultursystem eine Bevormundung in sich schließen, so haben doch die besten Kenner jener Völker es für das einzig richtige Mittel erkannt, ein Naturvolk, wie die Malaien der ostindischen Inseln, auf eine höhere Stufe der Bildung zu erheben.

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 154

1900 - Leipzig : Spamer
154 Die ozeanische Inselwelt. einen Stiel zurecht, da ihm die europäische Handhabe nicht paßt. Das Beil wird iu seiner Hand zu einer furchtbaren Angriffs-und Verteidigungs- Waffe. Die Bewohner der verschiedenen Inseln leben in beständigen Kriegen miteinander, so freundschaftlich sie den Europäern auch oft entgegenkamen, so konnten dieselben doch nicht genug auf ihrer Hut feiu, da Treulosigkeit ein hervorstechender Zug ihres Charakters zu sein scheint. Südwestlich von den Neuen Hebriden liegt die 16 762 qkm große Insel Neukaledonien. Dieselbe ward nebst mehreren daran liegenden Jnselchen am 4. September 1774 von Cook entdeckt, indem er von dem Heiligengeist-Archipel südwestlich schiffte. Der genannte große Seefahrer entwirft ein ziemlich freundliches Bild von den Bewohnern dieses Landes, indem während seines Aufenthaltes nichts Unangenehmes sich zutrug. Später. 1792, kam der Franzose d'entrccasteaux hierher und sprach sich im ent- gegengesetzten Sinne über sie aus. Sie gehören gleichfalls zu der Papua- raffe und wurden von dem letztgenannten Reisenden als freche Diebe, wild und streitsüchtig und als Menschenfresser erkannt. Man fand benagte Menschenknochen bei ihnen und entdeckte jenes abscheuliche Instrument, dessen sie sich zu bedienen pflegen, um ihren Schlachtopfern den Bauch auf- zureißen. Mit menschenfrefserischer Lüsternheit betrachteten sie die kräftigen Körper der Fremden, wobei sie ausriefen: „Kap parec", d. h. sehr gut. Ein Gürtel war ihre einzige Kleidung. Zur Erntezeit feiern die Bewohner Neukaledoniens, welche man auch oft, wie die Südsee-Jusulauer insgemein, Ka n aken nennt, das sogenannte Pilupilufest. Hierbei findet eine Verteilung von Nahrungsmitteln statt, ein großer allgemeiner Schmaus, und schließlich ein einfacher Tanz, bei welchem die Weiber einen großen Kreis bilden, den im Innern eine kleinere Gruppe, mit grünen, blühenden Zweigen ausgestattet, umtanzt. Ein Franzose, der diesem Feste zuschaute, faud, daß dasselbe eiu trauriges Nachspiel hatte. Durch einen Eingeborenen aufmerksam gemacht, fand er in einer Hütte zwölf Häuptlinge neben einein gewaltigen Feuer, an dem man die Leichen erschlagener Feinde briet und auffraß. Deu widerlichsten Anblick gewährte ein Greis, der einen ganzen Schädel ab- nagte. Der alte Dämon hatte bereits alle fleischigen Teile, die Nase und die Backen abgezehrt; nun grub er mit einem Stäbchen die Augen aus und suchte dann zum Gehirn zu gelangen, indem er durch Aufschlagen des Schädels anf einen Stein die weichen Teile herausschüttelte und ganz ver- schlang. Endlich legte der schlane Alte, um nichts zurückzulassen, den Schädel mit der Rückseite ins Feuer, die Hitze löste das Gehirn, und bald war es ganz aufgezehrt. Neukaledonien ist in französischem Besitz, und die Regierung hat nicht unbedeutende Summen daran gewendet, um diese reiche, fruchtbare Insel für das Mutterland nutzbringend zu machen. Doch hier, wie überall, haben die Franzosen ihre Unfähigkeit zu kolonisieren bewiesen und nur

6. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 390

1884 - Leipzig : Spamer
390 Land und Leute im Großherzogtum Posen. Die kaiserlichen Oberpostdirektionen, unter denen das ganze Postwesen der Provinz steht, haben ihren Sitz in Posen und in Bromberg. Das Oberlandesgericht hat seinen Sitz in Posen; unter demselben stehen die sieben Landgerichte in Posen, Lissa, Meseritz, Ostrowo, Bromberg, Gnesen und Schneidemühl. Außerdem sind in jedem Kreise mehrere Amtsgerichte. Die katholische Kirche steht unter der Leitung des Erzbischofs von Posen und Gnesen; an jedem dieser Orte steht dem Erzbischos ein Domkapitel und ein Konsistorium zur Seite. Der erzbischöfliche Stuhl ist zur Zeit unbesetzt. An der Spitze der evangelischen Kirche der Provinz steht das evangelische Kon- sistorium zu Posen, dem ein Generalsuperintendent vorsteht. Die meisten Polen sind katholisch, nur um Adeluau und bei Bomst gibt es mehrere polnisch-protestantische Gemeinden mit etwa 11000 Mitgliedern. Die meisten Deutschen sind Protestanten, doch wohnen längs der schleichen Grenze gegen 100 000 deutsche Katholiken. Der gemeine Mann hält in der Provinz Posen polnisch und katholisch, deutsch und protestantisch für gleich- bedeutend. Die Zahl der Altlutheraner und Reformierten ist nur gering. Ein Drittel der Bewohner sind Protestanten, zwei Drittel Katholiken. Posen zählt 1703 400 Einwohner; auf der Quadratmeile leben durch- schnittlich 3238 Menschen. Die Einwohner sind Deutsche, Polen und Juden. In der Provinz wohnen ungefähr 56 600 Juden, die alle deutsch sprechen; sie leben vorzugsweise in den Städten und treiben Handel, leichtes Handwerk und Schank- Wirtschaft, sind thätig und nüchtern; ihre Verhältnisse sind gesetzlich geordnet, ihre Lage ist gegen früher wesentlich gebessert, denn sie haben dieselben Rechte und Pflichten wie die übrigen Staatsangehörigen. In der neueren Zeit ist ihre Zahl im Abnehmen. Amerika und Australien locken viele junge Leute hinüber; reich gewordene Handelsleute ziehen nach Berlin, um hier dem Weltmarkte näher zu stehen. Auch die Deutschen leben meist in den Städten; alle deutschen Stämme sind hier vertreten; manche, wie die Bamberger um Posen, haben bis jetzt die eigentümliche Tracht und die Mundart ihrer Vorfahren beibehalten. Die deutschen Kolonien auf dem Lande kennzeichnen sich meist leicht durch deutsche Ortsnamen oder durch ein an den polnischen Dorfnamen angehängtes „Hauland". Die Zahl der Deutschen in der Provinz Posen ist nicht viel geringer als die der Polen. Im Norden und Westen der Provinz, also in den Kreisen Bromberg. Wirsitz, Schubin, Kolmar, Czarnikau, Birnbaum, Meseritz, Bomst und Fraustadt sind die Deutschen iu der Mehrzahl. Im östlichen Teile, also in den Kreisen Mogilno, Gnesen, Wongrowitz, Wreschen, Pieschen, Adeluau, Schildberg, Schroda und Kosten sind die Polen überwiegend. Vit poleil. Will man die Polen mit wenigen Worten charakterisieren, so muß man sie als einen kräftigen Menschenschlag bezeichnen, der leicht erregt, heitern Sinnes und gastfrei ist und große Anhänglichkeit an Religion, Sprache und Sitte der Vorfahren hat. Kirchliche Feste und Jahrmärkte bieten oft Ge- legenheit zu geselligem Trünke, bei dem nicht immer Maß gehalten wird. Die polnische Sprache soll für den Fremden unter allen slawischen Sprachen die schwierigste sein, teils wegen der großen Mannigfaltigkeit in der Aussprache der Vokale und einer solchen Zusammenfügung der Mitlaute, daß nur eine slawische Zunge sie besiegen kann — welcher nichtslawische Mund möchte den

7. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 511

1886 - Leipzig : Spamer
Die Deutschen. 511 Die Deutschen. Was nun die rein deutsche Bevölkerung Preußens an- betrifft, so hat eine bestimmte Charakterisierung derselben nach ihren Eigentum- lichkeiten etwas Mißliches, einerseits da der Verfasser gewissermaßen in eigener Sache Urteil sprechen muß, anderseits weil innerhalb derselben nach der Art, wie sich die Bewohner in dem Lande zusammengefunden, notwendigerweise ge- wisse Verschiedenheiten obwalten müssen. So werde ich mich darauf beschränken, teils auf diese Verschiedenheiten hinzudeuten, teils gewisse den verschiedenen Elementen meiner Ansicht nach gemeinsame Züge hervorzuheben. Wie die ge- schichtliche Entwicklung Preußens ergibt, haben verschiedene Volksstämme auf diesem Boden sich miteinander verschmolzen und in Gegenden, wo demselben Stamme Angehörige in größerer Menge festen Fuß gefaßt, wird die alte Stam- mesart und der Dialekt derselben sich ziemlich unverändert erhalten haben. Aber das ist in entschiedener Weise und in großem Maßstabe fast nur in den Weichselniederungen geschehen, deren Bewohner ich in ihrer Eigenart schon zu schildern versucht habe. Besonders stark scheint die Einwanderung aus Sachsen und Thüringen gewesen zu sein, aber auch Schwaben und Pfälzer haben ihr Kontingent gestellt. Dem entsprechend werden in verschiedenen Gegenden des Landes auch sehr verschiedene Dialekte gesprochen, doch würde es im einzelnen schwer, ja fast unmöglich sein, für jede Gegend die Stammelemente ihrer Be- völkernng nachzuweisen. Daß der Gebildete diesen dialektischen Abweichungen von dem reinen Deutsch weniger unterworfen ist, liegt in der Natur der Sache, doch pflegt auch ihm immer noch etwas davon anzukleben, und besonders in vertraulicher Rede pflegt er zahlreiche Provinzialismen, namentlich dem Pol- nischen und dem Litauischen, vielleicht auch der Sprache der alten Preußen ent- lehnt, die sich eingebürgert haben, nicht gerade zu vermeiden. Selbst die größeren Städte, in denen doch schon seit lange verschiedene Bevölkerungselemente sich vermischt, haben ihre Besonderheiten, an denen man den Albinger, Doanziger und Kenigsbcirger leicht erkennt, wohl nicht ganz abgelegt, wenn ihre Bewohner im allgemeinen wohl auch nicht mehr in sonderbarem Lokalpatriotismus daran hängen, wie jener alte Albinger, der zu einem sich einer reinen Aussprache be- fleißigeuden Mitbürger mit Entrüstung sagte: „Du Plähster, verleechen doch nich deene Motterspraach'i" Im übrigen Deutschland wird meistens der Preuße als solcher leicht erkannt, woraus ersichtlich, daß es neben den erwähnten Ver- schiedenheiten auch allen Bewohnern gemeinsame Eigenheiten geben muß. Doch gehen wir zur Betrachtung mehr innerlicher Eigentümlichkeiten der Bewohner unsrer Provinz über. Der Preuße ist nicht von großer Beweglich- keit des Geistes und Gemütes, sondern mehr der Mann des klaren Verstandes, ruhiger Überlegung und langsamen Entschlusses; aber das einmal Ergriffene pflegt er festzuhalten und durchzuführen. Er ist gegen Fremde nicht entgegen- kommend, eher zurückhaltend und verschlossen, aber wenn „das Eis erst ge- krochen", die Rinde geschmolzen ist, auch sehr herzlich und vertraulich. Er hat immer noch, obwohl die neuere Zeit darin etwas geändert hat, eine gewisse Scheu, in die Öffentlichkeit zu treten, überhaupt öffentlich mit andern gemeinsam zu verkehren, und pflegt dafür den häuslichen und Familienverkehr mit Innig- keit und Behagen. Wohl hängt er mit warmer Liebe an der engeren Heimat und zeigt wenig Neigung, sie mit andern, wenn auch in vieler Beziehung be- günstigteren Gegenden zu vertauschen, aber mit wahrer Begeisterung fühlt er

8. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 100

1858 - Leipzig : Spamer
1ü0 Pests Handel der Josephsstadt durch die Landstraße und von der Franzstadt durch die Fleischer- gasse und den Heumarkt getrennt wird. Das Rathhaus, die Universität mit der schönsten Kirche, die drei Stockwerk hohe und 3 Höfe umschließende Jnvaliden- kaserne, die 12,000 Quadratklaftern mißt und 47 Fenster Front hat, und Pa- läste schmücken diesen Stadttheil, wogegen in den drei übrigen sich noch viel ein- stöckige Häuser mit weitläufigen Oekonomiehöfen und Kohlgärten finden, aber auch stattliche Gebäude nicht fehlen. Obschon die Stadt 9580 Protestanten, 7600 Reformirte, 12,640 Juden, einige Hundert unirte und nicht unirte Grie- chen neben den Katholiken als Einwohner hat, so kennt man in Pest doch keinen Religionshaß, auch verkehren die Nationen friedlich mit einander, und die Stadt ist reich ay Vereinen, Schulen und Wohlthätigkeitsanstalten aller Art. An der Spitze der Bildung steht die Universität, im Großhandel dagegen der Lloyd des Großhandlungsgremiums, den Landbau fördert der landwirthschaftliche Verein, die Künste der Musik - und Kunstverein, und der Großhandel setzt jähr- lich für mehr als 30 Millionen Gulden Waare um. Eine geschäftige dichte Volks- menge stuthet an den Häusern auf und nieder, besonders in der Waitzener Straße, Fiakers rollen über das Pstaster, Bauern in malerischer Tracht, Slovaken, Ar- menier, Griechen, Walachen, Zigeuner, Serbier, Kroaten und Slavonier schreiten neben und an einander hin, Gelehrte, Kaufleute, Künstler, Lehrjungen, Sack- träger und Briefboten, in buntem malerischem Gemisch. Ist nun gar Wochen- markt, Jahrmarkt oder Messe, wo oft 15,000 Bauerwagen, Tausende von Rin- dern und Schafen in Pest sich sammeln, wo von den Pußten und den Gebirgen, von Serbien, Rußland und Deutschland Handelsleute sich einfinden; dann giebt Pest ein großartiges Bild des ungarischen Handels und Volkslebens. Von nah und fern kommen die Bauern in langen Caravanen auf quietschen- dem Wagen oder bescheiden zu Fuß, um Getreide zur Stadt zu fahren oder ein Rind, ein Paar Schafe oder ein Schwein zu Markte zu treiben, wogegen ihre Frauen einige fette Gänse, Enten und Hühner im Korbe haben, um für diese gluckende, schreiende Gesellschaft in der Stadt einen Käufer zu suchen, damit man auf dem Jahrmärkte, der oft 14 Tage dauert, einen Einkauf unternehmen kann. Auf diese Bauern, oder vielmehr auf ihren Durst am heißen Sommertage auf stau- bigem Markte speeuliren eine Menge menschenfreundlicher Garköche und kleiner Wirthe, welche ihre hölzernen Buden auf dem Markte aufschlagen, um Speise und Trank feil zu halten. Die Buden haben indeß nur für den Kochkünstler, seine Vorräthe und Apparate Platz, weshalb sich das geehrte Baucrnpublicum vor demselben haufenweise lagert: malerische Gruppen und dazu oft in sehr leb- haft dramatischer Scene, wenn der feurige Wein Raufbolden und Streitsüchtigen zu Kopfe gestiegen ist. Ja, einige der Garköche haben ihren bleibenden Aufenthalt auf der Straße aufgeschlagen, sich gewissermaßen auf ihr angesiedelt, denn Winter und Sommer bedienen sie hier für einige Kreuzer ihr nur halb bekleidetes Publi- cum. Ihre Speisewirthschaft ist demnach auf das Wandern eingerichtet, da sie nur den Tag über auf der Straße etablirt wird, des Nachts dagegen verschwindet. Ein hölzerner Schemel, Tischchen mit einigen Tellern und Holzlöffeln, ein Schub-

9. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 121

1858 - Leipzig : Spamer
———• ;t ' ‘ T " ' " Bewohner. 121 blaue Augen, Helles Haar, dünnen Bart, gerundetes Gesicht und Mittelstatur; die in der Mitte Wohnenden dagegen zeigen eine bräunliche Gesichtsfarbe, dunkle Augen und Haar, ein längliches Gesicht, eine hohe Gestalt und trotzige Haltung. Noch kühner blicken die Süddalnlatier in die Welt, deren kriegerischen Sinn die kräftigen hohen Gestalten mit dunkelschwarzem Haar verrathen. Die Venetier haben ihre Kriege mit Hülfe dalmatischer Söldlinge geführt. Die Bewohner des innern Landes heißen Morlachen oder Morlaken, doch sie selbst halten dies für! einen Schimpfnamen und nennen sich Montanari, d. h. Bergbewohner. Bei dem Mortachen befindet sich Alles noch in einem gewissen Urzustände. Die Frau ist sein Lastthier. Sie muß nicht nur alle schweren Feldarbeiten verrichten, son- Fliehende Morlachen. dern auch die Erzeugnisse zu Markte tragen. Morlachische Dörfer bestehen aus wüst durcheinander liegenden Gehöften, von denen jedes mit einer aus Feldstei- nen erbauten Mauer umgeben ist. Den oberen Rand derselben bedecken Dorn- büsche , deren Stacheln nach außen gerichtet sind und welche ein schwerer Stein belastet, damit sie nicht herunter gerissen werden. Hier und da sieht man auch eine Leiter, welche dem Hause und Wagen durch Einfachheit entspricht, denn sie besteht aus zwei, oben gabelförmig zusammengebogenen Holzklötzen, auf welche man Querhölzer als Sprossen nagelte. Die Wohnungen selbst sind ärmliche Hütten, aus rohen Steinen erbaut, indem man sie zu einer Wand zusammensetzt
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