Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Insel Java. 81
Die nächsten Unterabteilungen sind die Residentien. Jede derselben
wird von einem Residenten verwaltet und zerfällt wiederum iu mehrere
Regentschaften, an deren Spitze ein Regent steht. Dieser ist stets ein Ein-
geborener und gehört dem einheimischen Adel, meist den früheren Herrscher-
familien an, deren Einfluß auf ihre Landsleute heute noch ungebrochen ist.
Unter diesen stehen die ebenfalls eingeborenen Distrikts- oder Dessahäupt-
linge, welche für Eintreibung der Steuern sorgen und, von den Bewohnern
gewählt, deren Interessen der Regierung gegenüber vertreten.
Die Würde des Regenten ist meist erblich, um die Vornehmen an die
Regierung zu fesseln; ihm steht die Sorge für die öffentliche Sicherheit,
für die Gesundheit, für Wege- und Ackerbau, fürs Schul- und Religious-
wesen zu. Zur Seite hat er den Assistentregenten, einen europäischen Be-
amten. Auf diese Weise hat die niederländische Regierung einen großen
Teil der Verwaltung den Eingeborenen selbst überlassen und deren Jnter-
essen fest mit den ihrigen verknüpft, sowie sie auch die durch den Adatsdas
Herkommen) schon eingebürgerten Frondienste zu ihrem Vorteil mit heranzog.
Nach Einführung des Systems van den Bosch haben sich die jährlichen
Einnahmen von Java auf die Summe von etwa 120 Millionen Gulden
erhöht, wovon zunächst die Verwaltung und die einzuführenden Ver-
besserungen bestritten, die Restsummen dann an den niederländischen Staats-
schätz abgeliefert werden. Daß diese nicht unbedeutend sind, geht daraus
hervor, daß sie in den 52 letzten Jahren die Gesamtsumme von 500
Millionen Gulden erreichten.
Nach diesen Betrachtungen über die geschichtlichen Verhältnisse des
ostasiatischen Archipels wenden wir uns noch kurz der wichtigsten Insel in
demselben, dem Eilande Java zu.
Tana Java (das Land Java) oder Nusa (Insel) Java, wie die
Eingeborenen sie nennen, ist eine der größten Sundainseln.
Über den Ursprung des Namens Java sind wir im Ungewissen. Eine
der im Lande selbst verbreiteten Traditionen erzählt, daß die Insel ihre
Benennung von den ersten Einwanderern empfing, die vom asiatischen
Kontinente nach ihr übersiedelten. Damals hieß Java noch Nusa hara-
hara oder Nusa kedang, die wilde, unkultivierte Insel; als aber die neuen
Ankömmlinge dort ein Java-wut genanntes Gras (Panicum italicum) an-
trafen, von dem sie sich zuerst nährten, nannten sie das Eiland nach diesem
Java. Auch im 27. Kapitel des Propheten Hesekiel ist schon von den reichen
Kaufleuten von Javan die Rede, welche Eisen und Zimt auf den Markt
nach Tyrus brachten. Wir überlassen es andern, den Znsammenhang dieses
Javan mit nnsrer Insel nachzuweisen. Die Araber, die ihren Glauben
schon, ehe die Europäer das Kap der guten Hoffnung umschifften, über den
ostasiatischen Archipel ausgebreitet hatten, nennen die dort wohnenden Völker
Javi, und Java ist auch der Name, mit dem die Eingeborenen von Celebes
die Inseln Borneo, Java, Sumatra und die malaiische Halbinsel bezeichnen.
Buch d. Entd. Ii. 6
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Neuseeland. 157
noch in späteren Zeiten eine Erinnerung an ihre Thaten zu haben. Man
hat einige Künstler, welche sich nur mit Tättowierung abgeben und eine
vorzügliche Gewandtheit in der Herstellung regelmäßiger Formen besitzen.
Sie bedienen sich hierzu vorzugsweise eines scharfen Knochens, der bisweilen
noch mit einigen Zähnen versehen ist. Man setzt ihn auf die Haut und
schlägt mit einem Stäbchen auf den Rücken desselben, damit er tief genug
eindringe. Da hierbei Blutungen entstehen, so wartet man, bis dieselben
gestillt sind, worauf man die Furchen mit einem in Farben getauchten
Vorratshaus eines Nlaori.
Pinsel bestreicht. Mit der Tättowierung hat es ungefähr dieselbe Be-
wandtnis wie mit unsern Wappen. Bei Verträgen mit Häuptlingen ver-
tritt die Abzeichnung ihrer Tättowierung, Moko genannt, die Stelle der
Unterschrift. Frauen dürfen sich nur wenig tättowieren, Sklaven gar nicht.
Diese Operation wird nicht auf einmal, sondern nach und nach gemacht.
Der Charakter des Neuseeländers oder Maori ist ein Verein von
guten und schlechten Eigenschaften, eine Mischung von Sanftmut und
Grausamkeit, die ihn zum furchtbarsten Kannibalen macht. Ist er ruhig,
so zeigt sein Gesicht Gutmütigkeit und Freundlichkeit, gerät er in Zorn
und Wut, so ist jeder Zug, jede Gebärde völlig entstellt. Rachsucht ist
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
162 Die ozeanische Inselwelt.
Seitdem habeil die blutigen Streitigkeiten sich gemindert, ja in vielen
Distrikten fast gänzlich ausgehört, und die Beispiele von Mordlust und
Verräterei werden selbst bei denen seltener, die sich noch nicht zum Christen-
tum bekehrt haben. Der Jude Palack, welcher lange mit den Neusee-
läudern in Handelsangelegenheiten verkehrt hatte, erklärte sich über das
Werk der Missionäre also: „Die Mission hat für die bürgerliche Gesittung
der Insel mehr geleistet, als alle europäischen Kaufleute zusammen; ja
ohne sie wäre es für die Kaufleute zu unsicher gewesen, im Lande zu
wohnen."
Mit dem Christentum werden alle nnsre Künste und bürgerlichen
Einrichtungen in die neubekehrten Länder verpflanzt. Alle Naturvölker
finden bald Gefallen an den Einrichtungen der kultivierten christlichen Na-
tionen und bringen dieselben mit dem Christentnme in unauflöslichen Zu-
sammenhang. Dies zeigt uns Waimate auf das unwiderleglichste. Ein
Reisender schildert diesen Ort mit folgenden Worten: „Es gibt hier drei
große Häuser, in denen die Missionäre wohnen, und nahe dabei sind die
Hütten der eingeborenen Arbeiter. Anf einem benachbarten Abhänge
standen schon Gerste und Weizen in voller Ähre, an einem andern sah
man Felder mit Kartoffeln und Klee. Auch hatte man Gärten mit jeder
Frucht und jedem Küchengewächs, das England hervorbringt; andre ge-
hören schon einem wärmeren Klima an. Ich nenne Spargel, Bohnen,
Gurken, Rhabarber. Äpfel, Birnen, Feigen, Aprikosen, Wein, Oliven,
Stachel- und Johannisbeeren, Hopfen und selbst mehrere Arten Blumen.
Um den Hof standen Ställe, eine Scheune zum Dreschen sowie eine Ma-
schine zum Reinigen des Getreides und eine Schmiede. Auf dem Boden
lagen Pflüge und andre Ackerwerkzeuge, in der Mitte sah man jene länd-
liche Mischuug von Schweinen und Geflügel, wie man sie auf jedem euro-
päischen Hofe so gemächlich beisammen sieht. Einige hundert Schritte
davon hatte man das Wasser zu einem Teiche eingedämmt und eine große
dauerhafte Wassermühle errichtet, und dies alles an einer Stelle, an welcher
vor fünf Jahren nichts als Farnkraut wuchs. Die Arbeit der Eingeborenen,
von den Missionären gelehrt, hat die Umwandlung hervorgebracht. Der
Neuseeländer hat das Haus gebaut, den Fensterrahmen gemacht, die
Felder gepflügt, die Bäume gepfropft. In der Mühle sieht man einen mit
Mehl gepuderten Eingeborenen als Knappen. Man hat auf diese Weise
die Künste der gebildeten Menschheit mit der Erziehung zum Christentnme
verbunden. Einige junge Leute, die auf dem Gute beschäftigt und erzogen
wurden, waren von Missionaren aus der Sklaverei erkauft worden. Sie
trugen Hemd, Jacke und Beinkleid und hatten ein ordentliches Aussehen.
Ein junger Arbeiter brachte während nnsrer Anwesenheit ein Messer und
einen Bohrer, beides auf der Straße gefunden, da er von ihnen nicht
wußte, wem sie gehörten. Alles war fröhlich und wohlgemut, und am
Abend sah ich mehrere mit Ballschlagen beschäftigt, während die Knaben
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
86 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
begabt sind. Dabei nimmt deren Seelenzahl mit Riesenschritten zu;
Handel und Industrie sind in fortwährendem Steigen begriffen, die Ge-
sittung und Moralität heben sich, und dabei wird weder die Sprache noch
die Religion der Väter aufgegeben; die alten Sitten sind, insofern sie nicht
durch die Fortschritte als veraltet erscheinen, geehrt; die Geschichte und die
Denkmäler früherer Zeiten werden sorgfältig gepflegt. Man läßt die
Nationalität nicht nur als ein Gegebenes bestehen und sucht sie nicht zu
unterdrücken, sondern man faßt sie als einen lebendigen organischen Be-
standteil des Völkerlebens auf und sucht ihr Wachstum und ihre Ent-
Wickelung zu fördern. Der Javanese hat nicht aufgehört Mohammedaner
zu sein: er ist es jetzt nur in einem besseren Sinne als früher, indem er
weniger abergläubisch, dafür intelligenter und moralisch besser geworden
ist als ehedem. Hat es auch bei aller Ruhe und allem Fortschritt, die
sich überall in den holländischen Kolonien offenbaren, keineswegs an
Zwischenfällen gefehlt, die besonders durch religiöse Schwärmerei hervor-
geruseu wurden, so haben doch diese nur vorübergehende Störungen verursacht.
Die religiöse Schwärmerei und der Aberglaube äußern sich allerdings
bei den Javanesen nicht selten durch sonderbare Handlungen, die jedoch
schon seit langer Zeit keine politische Gefährlichkeit mehr haben, oder denen
die Regierung durch kluges Verhalten zuvorzukommen weiß.
Hat auch das Kultursystem und dessen Durchführung anfänglich
manche Härten mit sich geführt, so sind dieselben doch allmählich aus-
geglichen worden. Die Zwangskulturen haben nach und nach aufgehört
und beschränken sich nur noch auf Zucker und Kaffee. Die Frondienste
sind auf das geringste Maß festgesetzt, und es wird auch für dieselben
schon ein billiger Lohn gezahlt. Die Häuptlinge brauchen nicht mehr zu
Erpressungen ihre Zuflucht zu nehmen, und die Landbevölkerung gelangt
zu immer fortschreitendem Wohlstande.
Die Sklaverei hat längst ausgehört, und der Javanese versöhnt sich
mit der Arbeit. Man erfreut sich dort einer Herrschaft, die um so weniger
empfindlich ist, als sie sich den herkömmlichen Anschauungen anschließt.
Die Niederländer haben ihren Beamten den Eid aufgelegt, die Ein-
geborenen zu schützen und für deren Wohl nach allen Kräften zu sorgen.
Daher wird auch jetzt ein beträchtlicher Teil der Jahreseinnahmen auf
Verminderung der Steuern, auf die geistige Hebung des Volkes und auf
Förderung ihres Handels und Verkehrs verwendet. Mit unermüdlichem
Eifer ist man mit dem Bau von Eisenbahnen und Telegraphen vor-
gegangen. Mag auch das Kultursystem eine Bevormundung in sich schließen,
so haben doch die besten Kenner jener Völker es für das einzig richtige
Mittel erkannt, ein Naturvolk, wie die Malaien der ostindischen Inseln,
auf eine höhere Stufe der Bildung zu erheben.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
154 Die ozeanische Inselwelt.
einen Stiel zurecht, da ihm die europäische Handhabe nicht paßt. Das
Beil wird iu seiner Hand zu einer furchtbaren Angriffs-und Verteidigungs-
Waffe. Die Bewohner der verschiedenen Inseln leben in beständigen Kriegen
miteinander, so freundschaftlich sie den Europäern auch oft entgegenkamen,
so konnten dieselben doch nicht genug auf ihrer Hut feiu, da Treulosigkeit
ein hervorstechender Zug ihres Charakters zu sein scheint.
Südwestlich von den Neuen Hebriden liegt die 16 762 qkm große
Insel Neukaledonien. Dieselbe ward nebst mehreren daran liegenden
Jnselchen am 4. September 1774 von Cook entdeckt, indem er von dem
Heiligengeist-Archipel südwestlich schiffte. Der genannte große Seefahrer
entwirft ein ziemlich freundliches Bild von den Bewohnern dieses Landes,
indem während seines Aufenthaltes nichts Unangenehmes sich zutrug. Später.
1792, kam der Franzose d'entrccasteaux hierher und sprach sich im ent-
gegengesetzten Sinne über sie aus. Sie gehören gleichfalls zu der Papua-
raffe und wurden von dem letztgenannten Reisenden als freche Diebe, wild
und streitsüchtig und als Menschenfresser erkannt. Man fand benagte
Menschenknochen bei ihnen und entdeckte jenes abscheuliche Instrument,
dessen sie sich zu bedienen pflegen, um ihren Schlachtopfern den Bauch auf-
zureißen. Mit menschenfrefserischer Lüsternheit betrachteten sie die kräftigen
Körper der Fremden, wobei sie ausriefen: „Kap parec", d. h. sehr gut.
Ein Gürtel war ihre einzige Kleidung.
Zur Erntezeit feiern die Bewohner Neukaledoniens, welche man auch
oft, wie die Südsee-Jusulauer insgemein, Ka n aken nennt, das sogenannte
Pilupilufest. Hierbei findet eine Verteilung von Nahrungsmitteln statt,
ein großer allgemeiner Schmaus, und schließlich ein einfacher Tanz, bei
welchem die Weiber einen großen Kreis bilden, den im Innern eine
kleinere Gruppe, mit grünen, blühenden Zweigen ausgestattet, umtanzt.
Ein Franzose, der diesem Feste zuschaute, faud, daß dasselbe eiu
trauriges Nachspiel hatte. Durch einen Eingeborenen aufmerksam gemacht,
fand er in einer Hütte zwölf Häuptlinge neben einein gewaltigen Feuer,
an dem man die Leichen erschlagener Feinde briet und auffraß. Deu
widerlichsten Anblick gewährte ein Greis, der einen ganzen Schädel ab-
nagte. Der alte Dämon hatte bereits alle fleischigen Teile, die Nase und
die Backen abgezehrt; nun grub er mit einem Stäbchen die Augen aus
und suchte dann zum Gehirn zu gelangen, indem er durch Aufschlagen des
Schädels anf einen Stein die weichen Teile herausschüttelte und ganz ver-
schlang. Endlich legte der schlane Alte, um nichts zurückzulassen, den
Schädel mit der Rückseite ins Feuer, die Hitze löste das Gehirn, und bald
war es ganz aufgezehrt.
Neukaledonien ist in französischem Besitz, und die Regierung hat nicht
unbedeutende Summen daran gewendet, um diese reiche, fruchtbare Insel
für das Mutterland nutzbringend zu machen. Doch hier, wie überall,
haben die Franzosen ihre Unfähigkeit zu kolonisieren bewiesen und nur
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
390 Land und Leute im Großherzogtum Posen.
Die kaiserlichen Oberpostdirektionen, unter denen das ganze Postwesen
der Provinz steht, haben ihren Sitz in Posen und in Bromberg.
Das Oberlandesgericht hat seinen Sitz in Posen; unter demselben stehen
die sieben Landgerichte in Posen, Lissa, Meseritz, Ostrowo, Bromberg, Gnesen
und Schneidemühl. Außerdem sind in jedem Kreise mehrere Amtsgerichte.
Die katholische Kirche steht unter der Leitung des Erzbischofs von Posen
und Gnesen; an jedem dieser Orte steht dem Erzbischos ein Domkapitel und
ein Konsistorium zur Seite. Der erzbischöfliche Stuhl ist zur Zeit unbesetzt.
An der Spitze der evangelischen Kirche der Provinz steht das evangelische Kon-
sistorium zu Posen, dem ein Generalsuperintendent vorsteht.
Die meisten Polen sind katholisch, nur um Adeluau und bei Bomst gibt
es mehrere polnisch-protestantische Gemeinden mit etwa 11000 Mitgliedern.
Die meisten Deutschen sind Protestanten, doch wohnen längs der schleichen
Grenze gegen 100 000 deutsche Katholiken. Der gemeine Mann hält in der
Provinz Posen polnisch und katholisch, deutsch und protestantisch für gleich-
bedeutend. Die Zahl der Altlutheraner und Reformierten ist nur gering. Ein
Drittel der Bewohner sind Protestanten, zwei Drittel Katholiken.
Posen zählt 1703 400 Einwohner; auf der Quadratmeile leben durch-
schnittlich 3238 Menschen. Die Einwohner sind Deutsche, Polen und Juden. In
der Provinz wohnen ungefähr 56 600 Juden, die alle deutsch sprechen; sie leben
vorzugsweise in den Städten und treiben Handel, leichtes Handwerk und Schank-
Wirtschaft, sind thätig und nüchtern; ihre Verhältnisse sind gesetzlich geordnet,
ihre Lage ist gegen früher wesentlich gebessert, denn sie haben dieselben Rechte
und Pflichten wie die übrigen Staatsangehörigen. In der neueren Zeit ist ihre
Zahl im Abnehmen. Amerika und Australien locken viele junge Leute hinüber;
reich gewordene Handelsleute ziehen nach Berlin, um hier dem Weltmarkte näher
zu stehen. Auch die Deutschen leben meist in den Städten; alle deutschen Stämme
sind hier vertreten; manche, wie die Bamberger um Posen, haben bis jetzt die
eigentümliche Tracht und die Mundart ihrer Vorfahren beibehalten. Die deutschen
Kolonien auf dem Lande kennzeichnen sich meist leicht durch deutsche Ortsnamen
oder durch ein an den polnischen Dorfnamen angehängtes „Hauland".
Die Zahl der Deutschen in der Provinz Posen ist nicht viel geringer als
die der Polen. Im Norden und Westen der Provinz, also in den Kreisen
Bromberg. Wirsitz, Schubin, Kolmar, Czarnikau, Birnbaum, Meseritz, Bomst
und Fraustadt sind die Deutschen iu der Mehrzahl. Im östlichen Teile, also
in den Kreisen Mogilno, Gnesen, Wongrowitz, Wreschen, Pieschen, Adeluau,
Schildberg, Schroda und Kosten sind die Polen überwiegend.
Vit poleil. Will man die Polen mit wenigen Worten charakterisieren,
so muß man sie als einen kräftigen Menschenschlag bezeichnen, der leicht erregt,
heitern Sinnes und gastfrei ist und große Anhänglichkeit an Religion, Sprache
und Sitte der Vorfahren hat. Kirchliche Feste und Jahrmärkte bieten oft Ge-
legenheit zu geselligem Trünke, bei dem nicht immer Maß gehalten wird.
Die polnische Sprache soll für den Fremden unter allen slawischen Sprachen
die schwierigste sein, teils wegen der großen Mannigfaltigkeit in der Aussprache
der Vokale und einer solchen Zusammenfügung der Mitlaute, daß nur eine
slawische Zunge sie besiegen kann — welcher nichtslawische Mund möchte den
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Deutschen. 511
Die Deutschen. Was nun die rein deutsche Bevölkerung Preußens an-
betrifft, so hat eine bestimmte Charakterisierung derselben nach ihren Eigentum-
lichkeiten etwas Mißliches, einerseits da der Verfasser gewissermaßen in eigener
Sache Urteil sprechen muß, anderseits weil innerhalb derselben nach der Art,
wie sich die Bewohner in dem Lande zusammengefunden, notwendigerweise ge-
wisse Verschiedenheiten obwalten müssen. So werde ich mich darauf beschränken,
teils auf diese Verschiedenheiten hinzudeuten, teils gewisse den verschiedenen
Elementen meiner Ansicht nach gemeinsame Züge hervorzuheben. Wie die ge-
schichtliche Entwicklung Preußens ergibt, haben verschiedene Volksstämme auf
diesem Boden sich miteinander verschmolzen und in Gegenden, wo demselben
Stamme Angehörige in größerer Menge festen Fuß gefaßt, wird die alte Stam-
mesart und der Dialekt derselben sich ziemlich unverändert erhalten haben.
Aber das ist in entschiedener Weise und in großem Maßstabe fast nur in den
Weichselniederungen geschehen, deren Bewohner ich in ihrer Eigenart schon zu
schildern versucht habe. Besonders stark scheint die Einwanderung aus Sachsen
und Thüringen gewesen zu sein, aber auch Schwaben und Pfälzer haben ihr
Kontingent gestellt. Dem entsprechend werden in verschiedenen Gegenden des
Landes auch sehr verschiedene Dialekte gesprochen, doch würde es im einzelnen
schwer, ja fast unmöglich sein, für jede Gegend die Stammelemente ihrer Be-
völkernng nachzuweisen. Daß der Gebildete diesen dialektischen Abweichungen
von dem reinen Deutsch weniger unterworfen ist, liegt in der Natur der Sache,
doch pflegt auch ihm immer noch etwas davon anzukleben, und besonders in
vertraulicher Rede pflegt er zahlreiche Provinzialismen, namentlich dem Pol-
nischen und dem Litauischen, vielleicht auch der Sprache der alten Preußen ent-
lehnt, die sich eingebürgert haben, nicht gerade zu vermeiden. Selbst die größeren
Städte, in denen doch schon seit lange verschiedene Bevölkerungselemente sich
vermischt, haben ihre Besonderheiten, an denen man den Albinger, Doanziger
und Kenigsbcirger leicht erkennt, wohl nicht ganz abgelegt, wenn ihre Bewohner
im allgemeinen wohl auch nicht mehr in sonderbarem Lokalpatriotismus daran
hängen, wie jener alte Albinger, der zu einem sich einer reinen Aussprache be-
fleißigeuden Mitbürger mit Entrüstung sagte: „Du Plähster, verleechen doch
nich deene Motterspraach'i" Im übrigen Deutschland wird meistens der Preuße
als solcher leicht erkannt, woraus ersichtlich, daß es neben den erwähnten Ver-
schiedenheiten auch allen Bewohnern gemeinsame Eigenheiten geben muß.
Doch gehen wir zur Betrachtung mehr innerlicher Eigentümlichkeiten der
Bewohner unsrer Provinz über. Der Preuße ist nicht von großer Beweglich-
keit des Geistes und Gemütes, sondern mehr der Mann des klaren Verstandes,
ruhiger Überlegung und langsamen Entschlusses; aber das einmal Ergriffene
pflegt er festzuhalten und durchzuführen. Er ist gegen Fremde nicht entgegen-
kommend, eher zurückhaltend und verschlossen, aber wenn „das Eis erst ge-
krochen", die Rinde geschmolzen ist, auch sehr herzlich und vertraulich. Er hat
immer noch, obwohl die neuere Zeit darin etwas geändert hat, eine gewisse
Scheu, in die Öffentlichkeit zu treten, überhaupt öffentlich mit andern gemeinsam
zu verkehren, und pflegt dafür den häuslichen und Familienverkehr mit Innig-
keit und Behagen. Wohl hängt er mit warmer Liebe an der engeren Heimat
und zeigt wenig Neigung, sie mit andern, wenn auch in vieler Beziehung be-
günstigteren Gegenden zu vertauschen, aber mit wahrer Begeisterung fühlt er
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Hrsg.: Wenzig, Josef, Vogel, Carl, Körner, Friedrich
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
1ü0
Pests Handel
der Josephsstadt durch die Landstraße und von der Franzstadt durch die Fleischer-
gasse und den Heumarkt getrennt wird. Das Rathhaus, die Universität mit der
schönsten Kirche, die drei Stockwerk hohe und 3 Höfe umschließende Jnvaliden-
kaserne, die 12,000 Quadratklaftern mißt und 47 Fenster Front hat, und Pa-
läste schmücken diesen Stadttheil, wogegen in den drei übrigen sich noch viel ein-
stöckige Häuser mit weitläufigen Oekonomiehöfen und Kohlgärten finden, aber
auch stattliche Gebäude nicht fehlen. Obschon die Stadt 9580 Protestanten,
7600 Reformirte, 12,640 Juden, einige Hundert unirte und nicht unirte Grie-
chen neben den Katholiken als Einwohner hat, so kennt man in Pest doch keinen
Religionshaß, auch verkehren die Nationen friedlich mit einander, und die
Stadt ist reich ay Vereinen, Schulen und Wohlthätigkeitsanstalten aller Art.
An der Spitze der Bildung steht die Universität, im Großhandel dagegen der
Lloyd des Großhandlungsgremiums, den Landbau fördert der landwirthschaftliche
Verein, die Künste der Musik - und Kunstverein, und der Großhandel setzt jähr-
lich für mehr als 30 Millionen Gulden Waare um. Eine geschäftige dichte Volks-
menge stuthet an den Häusern auf und nieder, besonders in der Waitzener Straße,
Fiakers rollen über das Pstaster, Bauern in malerischer Tracht, Slovaken, Ar-
menier, Griechen, Walachen, Zigeuner, Serbier, Kroaten und Slavonier schreiten
neben und an einander hin, Gelehrte, Kaufleute, Künstler, Lehrjungen, Sack-
träger und Briefboten, in buntem malerischem Gemisch. Ist nun gar Wochen-
markt, Jahrmarkt oder Messe, wo oft 15,000 Bauerwagen, Tausende von Rin-
dern und Schafen in Pest sich sammeln, wo von den Pußten und den Gebirgen,
von Serbien, Rußland und Deutschland Handelsleute sich einfinden; dann giebt
Pest ein großartiges Bild des ungarischen Handels und Volkslebens.
Von nah und fern kommen die Bauern in langen Caravanen auf quietschen-
dem Wagen oder bescheiden zu Fuß, um Getreide zur Stadt zu fahren oder ein Rind,
ein Paar Schafe oder ein Schwein zu Markte zu treiben, wogegen ihre Frauen
einige fette Gänse, Enten und Hühner im Korbe haben, um für diese gluckende,
schreiende Gesellschaft in der Stadt einen Käufer zu suchen, damit man auf dem
Jahrmärkte, der oft 14 Tage dauert, einen Einkauf unternehmen kann. Auf
diese Bauern, oder vielmehr auf ihren Durst am heißen Sommertage auf stau-
bigem Markte speeuliren eine Menge menschenfreundlicher Garköche und kleiner
Wirthe, welche ihre hölzernen Buden auf dem Markte aufschlagen, um Speise
und Trank feil zu halten. Die Buden haben indeß nur für den Kochkünstler,
seine Vorräthe und Apparate Platz, weshalb sich das geehrte Baucrnpublicum
vor demselben haufenweise lagert: malerische Gruppen und dazu oft in sehr leb-
haft dramatischer Scene, wenn der feurige Wein Raufbolden und Streitsüchtigen
zu Kopfe gestiegen ist. Ja, einige der Garköche haben ihren bleibenden Aufenthalt
auf der Straße aufgeschlagen, sich gewissermaßen auf ihr angesiedelt, denn Winter
und Sommer bedienen sie hier für einige Kreuzer ihr nur halb bekleidetes Publi-
cum. Ihre Speisewirthschaft ist demnach auf das Wandern eingerichtet, da sie
nur den Tag über auf der Straße etablirt wird, des Nachts dagegen verschwindet.
Ein hölzerner Schemel, Tischchen mit einigen Tellern und Holzlöffeln, ein Schub-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Hrsg.: Wenzig, Josef, Vogel, Carl, Körner, Friedrich
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bewohner. 121
blaue Augen, Helles Haar, dünnen Bart, gerundetes Gesicht und Mittelstatur;
die in der Mitte Wohnenden dagegen zeigen eine bräunliche Gesichtsfarbe, dunkle
Augen und Haar, ein längliches Gesicht, eine hohe Gestalt und trotzige Haltung.
Noch kühner blicken die Süddalnlatier in die Welt, deren kriegerischen Sinn die
kräftigen hohen Gestalten mit dunkelschwarzem Haar verrathen. Die Venetier
haben ihre Kriege mit Hülfe dalmatischer Söldlinge geführt. Die Bewohner des
innern Landes heißen Morlachen oder Morlaken, doch sie selbst halten dies für!
einen Schimpfnamen und nennen sich Montanari, d. h. Bergbewohner. Bei
dem Mortachen befindet sich Alles noch in einem gewissen Urzustände. Die Frau
ist sein Lastthier. Sie muß nicht nur alle schweren Feldarbeiten verrichten, son-
Fliehende Morlachen.
dern auch die Erzeugnisse zu Markte tragen. Morlachische Dörfer bestehen aus
wüst durcheinander liegenden Gehöften, von denen jedes mit einer aus Feldstei-
nen erbauten Mauer umgeben ist. Den oberen Rand derselben bedecken Dorn-
büsche , deren Stacheln nach außen gerichtet sind und welche ein schwerer Stein
belastet, damit sie nicht herunter gerissen werden. Hier und da sieht man auch
eine Leiter, welche dem Hause und Wagen durch Einfachheit entspricht, denn sie
besteht aus zwei, oben gabelförmig zusammengebogenen Holzklötzen, auf welche
man Querhölzer als Sprossen nagelte. Die Wohnungen selbst sind ärmliche
Hütten, aus rohen Steinen erbaut, indem man sie zu einer Wand zusammensetzt
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]