Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kloster Grüssau, das schlesische Eskorial. 147
Lasten, Steuern. Zöllen und Hebungen, welchen Namen sie immer haben mögen. ^
Alle Dörfer, welche in jener Gegend bereits angelegt sind oder vom Stifte noch l.
angelegt werden, sollen unter die Gerichtsbarkeit des Stiftes gehören. Zu den
zuerst geschenkten Dörfern treten bald noch andre hinzu; einzelne andre Ort-
schasten werden der neuen Stiftung zinspslichtig. Bolko wurde nicht müde^
dem Stifte immer größere Wohlthaten zu erweisen.
Kloster Grüssau. Nach einer Zeichnung von Gustav Täubert.
Der massive Bau des Klosters scheint im Jahre 1293 noch nicht vollendet
gewesen zu sein; denn in diesem Jahre schenkte Bolko dem Stifte 30 Mark aus
den Zöllen von Löwenberg, Buuzlau, Schweidnitz, Reichenbach und Franken-
stein zum Fortbau des Klosters (ad structuram monasterii sui) als einen jähr-
lichen Zins unter der Bedingung, daß die Mönche um so eifriger für ihn zu
Gott beten sollten. Im Jahre 1303 starb Bolko, der beste Wohlthäter der
schleichen Kirche. Sein Leichnam wurde nach Grüssau gebracht und in der
von ihm erbauten Stiftskirche beigesetzt. Seine Nachfolger bestätigten nicht nur
die Schenkungen und Stiftungen ihrer Vorgänger, sondern fügten den alten neue
Schenkungen hinzu. So gehörte Grüssau im 14. Jahrhundert zu den vor-
^ehmsten Klöstern Schlesiens und behauptete mit Rücksicht auf seine fürstliche
Gründung und reiche Ausstattung stets einen vorzüglichen Rang.
Es war um die Mitte des Monats Juli 1426,.als rauchende Trümmer
eingeäscherter, vorher blühender Ortschaften in Grüssau die Schreckenskunde
verbreiteten, daß ein Schwärm Hussiten im Anzüge sei. Unter der Anführung
10*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Bolko Gustav_Täubert Gustav Bolko
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Erzbischof Hanno. 125
waren aus Köln entflohen und riefen Heinrich, der sich damals zu einem Zuge
nach Ungarn rüstete, um Hülfe an. Dieser eilte aus Regensburg herbei, und
nachdem er in Mainz das Pfingstfest gefeiert, kam er nach Köln und lud Hanno
vor, um über sein Verhalten in jener Fehde Gericht zu halten. Doch konnte
er dem Erzbischof nichts anhaben, da jene 690 selbst zu viel gefrevelt hatteu.
Ja, als der König verlangte. Hanno solle ihnen die Rückkehr in die Stadt er-
lauben, weigerte sich dieser entschieden, und Heinrich gab auf den Rath seiner
Freunde nach, da seine augenblickliche Lage es ihm unmöglich machte, seinen
Willen durchzusetzen.
So schieden diese beiden Männer, um sich von da ab nicht mehr zu be-
gegnen. Denn mit Hanno's Kraft war es seit jenem Aufstand vorbei, es ging
mit ihm zu Ende. Sein geliebtes Köln hatte sich in Feindschaft von ihm ab-
gewendet; darum sollte es auch seine Gebeine nicht haben. Nicht, wie er früher
verordnet, in der Kirche Maria ad gradus wollte er beigesetzt sein, sondern in
der von ihm gegründeten Abtei Siegburg. Vor seinem Tode aber verzieh er
den Empörern, wie es heißt, infolge eines Traumes, in dem er sich in einer
Versammlung der übrigen Bischöfe erblickte, angethan mit einem glänzend weißen
Kleide. Auf der Brust aber hatte er einen großen, häßlichen Fleck, und der
Bischof Arnulf von Worms bedeutete ihn, er möge diesen tilgen, denn er
werde bald abberufen werden. Kurz darauf starb er und ward seinem Willen
gemäß in Siegburg beigesetzt.
Hanno's kirchliche Wirksamkeit zeigte sich nicht nur in der Bekämpfung der
damals herrschenden Simonie und der Verbesserung der klösterlichen Zucht,
sondern auch in der Verschönerung und Bereicherung der Kölner Kirchen, be-
sonders des Domes St. Peter und der Kirche Maria ad gradus. Noch
größere Wichtigkeit für die ganze Rheingegend hatte die Gründung nener Klöster.
Von diesen Stiftungen ist die Abtei Siegburg die wichtigste. An die Er-
Werbung von Siegburg knüpft sich eine gar traurige Geschichte. Der mächtige
Pfalzgraf Heinrich verwüstete Hanno's Gebiet mit Feuer und Schwert, wes-
halb dieser den Bann über ihn aussprach. Da ging Heinrich in sich, schenkte
die Siegburg der Kirche St. Peter in Köln und ging in ein Kloster. Lange
hielt er es aber darin nicht aus, da brach er wieder los, und die Verwüstung
und Plünderung ging von Neuem au. Endlich scharten sich die Kölner und
ihre Nachbarn zusammen. Vor ihnen zog sich der Pfalzgraf auf sein festes
Schloß bei Kochem an der Mosel zurück. In einem Anfall von Tobsucht,
woran er oft gelitten haben soll, erschlug er dort seine Gemahlin Adelheid
und zeigte den schaudernden Feinden ihr abgeschlagenes Haupt. Damit war
der Krieg zu Ende; denn das Licht des Geistes kehrte dem Unglücklichen nie
wieder. Hanno verwandelte die Burg in ein Kloster, in das er zuerst Mönche
aus der Gegend von Trier und später, als diese sich seiner strengen Ordnung
nicht fügten, solche aus Oberitalien kommen ließ. Heinrich Iv. sowol wie
Hanno und seine Nachfolger statteten die Abtei reichlich mit Gütern und Ge-
rechtsamen aus, so daß sie in der Folge sehr mächtig wurde. Erst im Jahre
1803 ward sie aufgehoben, und später gründete der edle König Friedrich Wil-
Helm Hi. auf ihr eine Irrenanstalt, die noch heute segensreich wirkt. —
Doch kehren wir uach dieser geschichtlichen Episode zu den weiteren Schick-
salen der Stadt Kaiserswerth zurück.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Hanno Heinrich Heinrich Hanno Hanno Heinrich Heinrich Maria Maria Arnulf_von_Worms Peter Maria Maria Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Peter Adelheid Hanno Heinrich_Iv Heinrich Hanno Friedrich_Wil- Friedrich
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
358 Die Ebene der Oker.
einem inmitten der Stadt gelegenen, vom Abte des nahen lutherisch gewordenen
Klosters Marienthal dazu geschenkten Platze in Eile errichtet, alle erforderlichen
Gesetze verfaßt, berühmte Professoren aller Fakultäten gewonnen und die Er-
öffnnng der vom Kaiser Schola Julia genannten Anstalt auf den 15. Oktober
1576 durch öffentlichen Anschlag bestimmt worden, begab sich Julius, gefolgt
von seinen Söhnen, vielen Fürsten, worunter die Grafen von der Lippe,
von Reinstein und von Mansfeld, den Prälaten, der ganzen Ritterschaft und
den Abgeordneten der Städte „unter Vortritt von 14 Trompetern und vier
Heerpaukern, im feierlichen buntprächtigen Zuge mit 500 Pferden am 14. Oktober
nach Helmstedt, wo er bei herrlichem Wetter nachmittags 3 Uhr unter dem An-
dränge großer Volksmassen vom Professor der Theologie, Timotheus Kirchner,
mit einer lateinischen Rede empfangen wurde, deren Beantwortung des Herzogs
ehemaliger Kanzler, der hochberühmte Jurist Joachim Muusinger von Fruudeck,
übernahm." „Glänzend beleuchtete am folgenden Morgen die Sonne vom
wolkenlosen Himmel einen Festzug durch die blumengeschmückten Gassen zur
St. Stephanikirche, wie die Stadt einen zweiten von gleicher Bedeutung nie
gesehen. Dem schmetternden Musikkorps folgten in vorgeschriebener Ordnung
der Landesherr mit seinen Prinzen, darunter sein demnächstiger Nachfolger,
Heinrich Julius, postulierter Bischof von Halberstadt, als vom Kaiser ernannter
Rector perpetuus Academiae Juliae in schwarzem „bischöflichen Habit", die
Grafen, die Landstände, die Gesandten des Stifts Halberstadt, die Hofbeamten,
alsdann sechs „wohlgeschmückte" Edelknaben, welche die kaiserlichen Privilegien
und Herzogs Julius Stistungs- und Schenkungsurkunde, auf rotsamtnen Pol-
stern liegend, ferner zwei schwere silberne und vergoldete Universitätszepter,
die Bibel, das Corpus doctrinae Julium, die Universitätsstatuten, den purpurnen
Rektormantel und die Siegel der Universität sowie der einzelnen Fakultäten
trugen. Diese Siegel waren vom Kaiser Maximilian folgendermaßen bestimmt:
Das Universitätswappen zeigte Simson, des Löwen Rachen aufreißend,
über ihm einen Stern und hinter ihm die Sonne, mit dem Wahlspruche: Ex
forti dulcedo.*)
Die theologische Fakultät führte die Dreieinigkeit, Gott Vater mit dem
Sohne auf einem Stuhle sitzend, darüber den heiligen Geist in Taubengestalt
zwischen Sonne und Mond schwebend und den Wahlspruch: Hie est filius
meus, hunc audite! im Siegel.
Die Juristen hatten einen ein Zepter haltenden roten Löwen mit demspruche:
Vae vobis, si dicitis bonum malum et malum bonum, die Mediziner einen
gekrönten Ochsen unter einem Sterne nebst der Sentenz: Altissimus de terra
creavit medicinam, die Philosophen — facultas artium — aber auf einem
Grunde von Rosenblättern einen den Merkurstab haltenden Löwen mit dem
Spruche: Yestigium Sajüentiae erhalten. Das Wappen des akademischen Ge-
richts endlich zeigte zwischen Sonne und Mond und unter einem Sterne einen
Mann auf dem Richterstuhle, Schwert und Wagschale haltend, mit dem Wahl-
spruch: Erudimini, qui judicatis terram.
„Im Chor in der Kirchen" — sagt Julius' Zeitgenosse Algermann in
*) Von diesem Wappen wird eine der vielen Deutungen der Bezeichnung
„Philister" für alle „dem Simson nicht folgenden Menschen" abgeleitet.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Julia Julius Reinstein Timotheus_Kirchner Joachim_Muusinger_von_Fruudeck Heinrich_Julius Heinrich Julius_Stistungs- Maximilian Maximilian Simson Algermann
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Erzbischöfe von Trier. 541
von allen Gliedern, er hatte ein groß Haubt, mitt einem Strauben, weiden
und brunen Crnllen, ein breidt Angesicht, midt pusenden Backen, ein scharff
manliches Gesicht, einen bescheiden Mündt, die glefferen etslicher massen
dicke, die Nase breidt, mit geronnen Naßlocheren, die Nase was in der
Mitte niedergedrückt, midt einem großen Kinne, mit einer hogen Stirn.
Er hatte auch eine grosse Brüste, unter seinen Augen rothhelferbig; er stände
auf feinen Beinen wie ein Lenwe, und hatte gntlig Geberde jegen seine
guten Freunde und jegen seine Unterthanen. Man er aber zornig was, dann
schlotterten und pnseten ihm die Backen: es stunde ime weißlich und herlich
wohll ahn, nit nbell."
Römische Bäder bei Trier.
Als Feind hat Deutschlands letzter Ritter vor der Stadt gelegen.
Vergebens versuchte 1523 Franz von Sickingen in der allgemeinen
Unruhe der Reformationszeit, dem Ritterstande, gegenüber der überhand
nehmenden Gewalt der Landesfürsten, zu seiner alten Geltung zu ver-
helfen. Der Anschlag auf Trier mißlang. Vergebens donnerten seine
Kanonen von der Anhöhe, die jetzt noch das Franzensknöppchen heißt, an
der Ostseite des Trierer Thals, gegen die Stadt. Der Erzbischos Richard
von Greifenklau fand Hülfe bei den benachbarten Landesfürsten, vor allen
Dingen bei Landgraf Philipp von Hessen und dem Kurfürsten von der Pfalz.
Vereinigt drängten sie Franz von Sickingen zurück; seine Feste Landstuhl
siel, mit ihr er selbst, und in sein Schicksal wurden seine Freunde, darunter
Ulrich von Hutten, mit hinabgezogen. Erzbischos Philipp Christoph von
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Franz_von_Sickingen Franz Richard
von_Greifenklau Philipp_von_Hessen Philipp Franz_von_Sickingen Franz Ulrich_von_Hutten Philipp
Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
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Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Schätze der Abtei. 467
Die Stiftungsurkunde datirt ebenfalls aus diesem Jahre. Der Schirm-
Herr des Klosters war der Bischof von Speyer. In der Urkunde schenkte
Konrad Ii. dem Kloster die Dörfer Dürkheim, Wachenheim, Schifferstadt,
Grethen, sowie in der Wetterau die Dörfer Eichen, Snndelingen, Feuer-
bach und Sulzbach, uebst allen Rechten, Znbehörigkeiten und Nutznießungen,
wie sie bisher die fränkischen Herzöge dort geübt. Auch das Münzrecht
wnrde dem Kloster ertheilt. Der Abt führte den Titel „Von Gottes Gnaden"
und war Lehnsherr von zwanzig Grafen und Herren. Der Kaiser Konrad
erlebte die Vollendung der Kirche nicht; er starb zu Utrecht 1039, und schon
drei Jahre ruhten seine Gebeine in der Stadt, in der er zu Lebzeiten so
gern geweilt, in Speyer, als unter seinem Sohne Heinrich Iii. die Pracht-
volle Kirche mit dem Kreuze geziert und unter das Patronat des heiligen
Kreuzes und des Johannes des Evangelisten gestellt wurde. Das Stift
trug daher auch den Namen „Stift zum heiligen Kreuze" und führte als
Wappen ein schwarzes Krenz in weißem Felde. Reich beschenkt, wie die
Abtei von ihrem kaiserlichen Gründer schon war, wußte sie sich bald noch solche
Schätze zu sammeln, daß sie sogar den Neid ihres Schirmherrn erregte.
Bischof Eginhard von Speyer entführte 1065, also 30 Jahre nach der
Gründung der Abtei, einen Theil ihrer Schätze nach Speyer, die von der
Speyerer Chronik also aufgeführt werdeu: „Uuder andern derselben Kleinot
seind gewesen 34 Pfund nnverwerkts Gold, eine güldene königliche Krön,
ein güldenes Scepter, zween ganz güldene Kebild mit ihren Patenen, unter
denen der eine mit köstlichen Edelgesteinen durchlegt, der ander plat ge-
Wesen, ein Kelch aus einem Edelgestein Orichius geheißen, dergleichen das
Paten, beid in klar Gold verfasset und mit anderm Edelgestein gezieret.
Item zwee Särk oder Schrein voller würdig Heiligthums, der ein gülden
und mit Edelstein durchlegt, der auder von Helfenbein und beschlagen. Item
sechs Hörner von Helffantzähnen gemacht, und ein Geschirr wie ein Flasch,
auch vier Tafeln alles von Helfenbein. Item zwo Meerschnecken, in Gold
und Silber köstlich verfasset. Zwei silberne und verguldte Rauchfaß, drei
kristallinen Geschirr in Gold gefaßt, sechs silberne Leuchter, zwei silberen
Eimer, ein silbern Gießsaß und Handbecken. Ein Meßbuch Helfenbeine und
in Gold verfaßt. Auch ein Psalterbüchlein, so des Kaisers Caroli Magni
gewesen, war durchaus mit Gold geschrieben in Helfenbein eingebunden und
mit Gold beschlagen. Ein sequentional-Bnch mit Gold und Silber be-
schlagen, ohne sonst einen merkliche summa vou Meßgewandern, Leviten-
Röcken, Chorkappen und andere Gezierden von eytel Gold gewürkt." —
Man sieht, der geistliche Schirmherr der Abtei that sein Mögliches, um
die Bewohner derselben vor der Gefahr, die der Mammon in sich birgt,
zu behüten und zu bewahren. Es half aber nicht, denn sehr bald ver-
nimmt man, daß die Benediktiner, die sich zuerst, den Regeln ihres Ordens
gemäß, eines frommen Wandels befleißigten und segensreich wirkten mit
dem Reichthum auch die Schwelgerei und Sittenlosigkeit überkamen und
anstatt die Wohlthäter der Gegend ihre Bedränger und geistlichen Tyrannen
wnrden. Aber über den Starken kam ein Stärkerer. Zu dem geistlichen
30«-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Ii Konrad Konrad Konrad Heinrich_Iii Heinrich Johannes Eginhard Caroli_Magni
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Dr. Martin Luther auf der Wartburg. 341
herabgezogen. Bruder Jakob entsprang hurtig in den Wald, und der Kutscher
erhielt den Befehl, mit Amsdorf getrost weiter zu fahren. Luther wurde auf
ein Pferd gesetzt, bis abends um 11 Uhr im Walde umhergeführt und dann
endlich in die Wartburg eingebracht. Dort wurde er Junker Jürg (Georg)
genannt, und, um diese Maske aufrecht zu erhalten, angewiesen, Haar und Bart
wachsen zu lassen und sich nach Ritterart zu kleiden. Wir wissen bereits, daß
Hans von Berlepsch, der Schloßhauptmann von der Wartburg, und Hunt von
Wenkheim vom Altenstein die Entführer waren, und daß sie im Auftrage ihres
Kurfürsten die Wegelagerer gespielt hatten.
Es war eine große Mummerei, aber Luther wurde die Hauptrolle, die
er darin zu spielen hatte, anfangs recht schwer. Um das Geheimnis zu be-
wahren, hielt man ihn eingeschlossen, bis Haar und Bart den Mönch unkenntlich
gemacht hätten; und das war für eine Thatkraft und Wirkensfreudigkeit, wie
sie Luther eigen war, für die Heldennatur des großen Reformators eine schier
unerträgliche Lage. Aus der zerstörenden Selbstbetrachtung im Erfurter Kloster
hatte ihn Staupitz gerettet, als er ihn nach Wittenberg an die Universität und
demnächst zu seelsorgerischer Wirksamkeit berief. Und nun, da er seine ganze
Kraft entfaltet hatte, seiner Heldennatur sich bewußt geworden war, nun sollte
er sich wieder auf sich zurückgewiesen sehen! Doch nein, er war seines Berufes
bereits zu gewiß. In der Stille griff er eine Arbeit an, die mehr als irgend
eine seiner Schriften das Werk fördern sollte, dem er sich geweiht. War er
zum Schweigen verurteilt, das Wort Gottes sollte für ihn zu seinem Volke
reden, d. h. er übersetzte das Neue Testament. Wohl regten Denkarbeit und
Eingeschlossenheit ihn auf, dunkle Stunden zogen wieder an seiner Seele vor-
über, der Teufel war wieder los und trat zu ihm ein. Aber Luther war nicht
mehr der bange Mönch von Erfurt, auch mit dem Teufel zu streiten war er
Manns genug; er griff nach dem Tintenfaß, schleuderte es nach dem Bösen, und
siehe — er hatte sich von dannen gehoben, nur der Tintenfleck an der Wand
verriet die Stelle, von der er sich genaht.
Als die strenge Hast nicht mehr nötig und seiner Gesundheit wegen nicht
mehr rätlich erschien, durfte Luther die Burg verlassen und in Wald und Feld
an der Jagd teilnehmen, wie es sich für einen Junker geziemte. Aber auch das
Jagdverguügen vermochte seine berufsmäßigen Gedanken nicht zu bannen; auch
aus der Jagd theologisierte er, wie er sich ausdrückt; Jagdnetz und Hunde er-
schienen ihm wie die Werkzeuge des Teufels, mit denen er unschuldigen Seelen
nachstellt. Der Teufel aber war ihm der Gehilfe des Papstes, und so blieb
seine Seele von dem Kampfe beherrscht, den er in Wittenberg auf sich genommen
und in dem er zu Worms so sieghaft gestanden hatte.
Dennoch ist es nicht ein Moment dieses Kampfes gewesen, was ihn ver-
anlaßte, im Frühling des Jahres 1522 gegen das Gebot seines Kurfürsten die
Wartburg zu verlassen. Daheim in Wittenberg war ihm der Wolf in seine
Herde eingebrochen. Sein Kollege Karlstadt hatte im Bunde mit den sogenannten
Zwickauer Propheten die Wittenberger zu einer Schwärmerei fortgerissen, die,
ohne ihr eignes Thun zu fühlen und ohne die Folgen zu ermessen, ihre phan-
tastischen Anwandlungen zu verwirklichen strebte. Die Bilder waren aus den
Kirchen gerissen, der Gottesdienst war ohne Bedacht geändert, und kurz, man
war auf dem Wege, das Kind mit dem Bade, d. h. die kirchliche Ordnung
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Jakob Georg) Hans_von_Berlepsch Karlstadt
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Reinhardsbrunn. 325
dem Springer gestiftet worden zur Buße für seine Vermählung mit der Pfalz-
gräfin Adelheid, deren Gemahl Friedrich er auf der Jagd erschlagen haben soll.
Diese Buße aber genügte nicht, sein Gewissen zu befreien; sondern als in seinem
Alter ihm die Thatkrast erlosch, meldete sich die alte Schuld wieder und forderte
der Buße mehr. Da ließ er Adelheid in das Kloster Zscheiplitz gehen, er selbst
aber trat in die Benediktinerabtei Reinhardsbrunn. Dort hat er seine Ruhe
wiedergefunden, wenn auch vielleicht erst im Grabe. Er starb im Jahre 1123.
Liebenstein.
So ist Reinhardsbrunn zur Totengruft der thüringischen Landgrafen geworden
und ist es auch ferner geblieben bis zum Jahre 1440. Mit dem Erlöschen
der geraden landgräflichen Linie in diesem Jahre begann die Bedeutung des
Klosters beträchtlich abzunehmen, seine Blüte hinzuwelken, bis im Jahre 1525
der Bauernkrieg ihm den Garaus machte.
Als nun später, nachdem die Bauernflut sich verlaufen hatte, die Mönche
ihr geplündertes und zerstörtes Kloster wieder aufsuchten, wies sie Johann
der Beständige fort und zog das Klostergut ein. Was von den Grabdenkmälern
der thüringischen Landgrafen aus dem Bauernsturm gerettet ist, hat in der
Schloßkirche Aufnahme gefunden, die der jetztregierende Herzog von Gotha er-
baut und durch die „Kirchgalerie" mit dem Schlosse verbunden hat.
Auch eine Höhle hat Reinhardsbrunn in seiner Nähe; wie wäre es auch
sonst das vollständige Gegenstück zu Altenstein! Es ist die Marien glas höhle,
ein Gipssteinbruch, der, mit einer weiten Halle beginnend, tief in die Erde
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Adelheid Friedrich Friedrich Adelheid Johann
Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kloster Ncu-Zelle. 483
var uns eröffnet. Bon üppigem Grün umsäumt, zieht der Strom, in fernstem
Bogen nordwärts sich wendend, durch das Gelände dahin. Drüben die Höhen im
Westen haben hohes, kulturgeschichtliches Interesse. Hier ist es wol angezeigt, zu
landen; wir stehen aus dem Boden des alten Cisterzienserklosters Neu-Zelle.
Kloster Weu-Icsse. Durch ein tief eingeschnittenes Thal, am Bahnhose
vorüber, wandern wir einer der ehrwürdigsten Stiftungen der Lausitz zu. Eine
hohe Cisterzienferkirche grüßt uns fchon von ferne; uralte Kastanien nehmen
uns in ihren Schatten auf. Eine gepflasterte Straße führt uns. neben dem
Klostersee sich hinziehend, an die Psorte des Klosterhofes.
Krossen an der Oder.
Wie athmet hier Alles Frieden und Ruhe! An Steinen und Thorwegen
ein klösterliches Wappen mit Mitra und Hirtenstab — an den Kreuzwegen hohe,
bemalte Kruzifixe — befinden wir uns hier wirklich im evangelischen Lande
Brandenburg? Jetzt eröffnet sich der weite Klosterhof vor uns — Kapläne
in der Amtstracht schreiten über denselben; die hellen Glockentöne von der
Klosterkirche her mahnen zum Eintritt in das Gotteshaus; folgen wir ihnen
denn in die Abtei der heiligen Maria!
Dies Kloster Neu-Zelle ward von dem kühnen Markgrafen Dietzmann von
Meißen um 1290 angelegt; feine Aufhebung erfolgte am 25. Februar 1817,
nachdem die Niederlausitz, deren erster Landstand der Abt zu Neu-Zelle gewesen
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Extrahierte Personennamen: Maria Dietzmann_von
Meißen
Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
274 Die märkischen Elbgcgendcn.
Blutstropfen benetzt. Der Eindruck des Wunders war bei deu Zeitgenossen ein
überwältigender. Die Untersuchungen des Bischofs von Havelberg bestätigten
die Authentizität des Mirakels. Ein altes Mütterchen, welches die Hostien ge-
sehen hatte, warf die Krücken fort und ward gesund. So war Wilsnack über
Nacht zu einer Gnadenstätte geworden. In rascher Folge entwickelte sich nun
das Dorf zur Stadt, und die reichen Gaben der Pilger, welche hier Vergebung
ihrer Sünden suchten, ermöglichten dem Bischöfe Johann Wöpelitz, einem der
kunstsinnigsten Männer jener Tage, den Bau der herrlichen Kirche.
Es waren gesegnete und buntbewegte Zeiten für Wilsnack, die Jahre bis
zur Reformation! Jedes Haus war eine Herberge und hatte fein besonderes
Zeichen. Ein ewiger Jahrmarkt schien den Wilsnackern gekommen zu sein.
Die Böhmen, die Polen, die Ungarn kamen mit fahrenden Weibern und Gauklern;
die Magyaren stifteten ein Wachslicht, so hoch, das; es von der Orgel aus an-
gezündet werden mußte; herrliche Glocken sendeten ihre tiefen, wohllautenden
Stimmen aus der Kirche weit über das Land hinaus. Im Gotteshause selbst
befanden sich drei Orgeln und eine Menge von Votivgefchenken, welche mit der
Geschichte des heiligen Blutes in näherem Zusammenhange standen, z. B. ein
Schwert, in welches sich der Stab eines Pilgrims verwandelt hatte, welcher
auf dem Wege nach Wilsnack von Räubern angegriffen worden war, Hände von
Silber und Aehnliches mehr. Eine Sünderwage, deren Handhabung einem
Priester oblag, bestimmte die Schwere der Schuld des Einzelnen und die Buße,
welche er in Naturalien oder Geld zu entrichten hatte, ehe ihm die Sünden-
Vergebung gewährt und der Anblick des heiligen Blutes verstattet ward.
Eine besonders ergiebige Einnahmequelle für das Havelberger Bisthum
war der Verkauf gewisser bleierner Zeichen, einer Art von Schau- und Gedenk-
münzen, welche mit drei purpurnen Blutstropfen gezeichnet waren. Auf deu
Hut oder das Barett gesteckt, eröffneten sie den Pilgern von Wilsnack überall
gastfreie Aufnahme und machten deren Wirthe der Verdienste der Pilgerfahrt
theilhaftig. Aber auch das Wilsnacker Wunderblnt theilte das gemeinsame
Schicksal aller Dinge auf Erden; sein Ansehen sank.
Die ersten Angriffe gegen die abgöttische Verehrung der wunderwirkenden
Hostien geschahen durch keinen "Geringeren als durch Johann Hus. Ihm folgte
in der Bekämpfung der Hostiengeschichte der Magdeburger Domherr Heinrich
Tacke und endlich Luther selbst. Mit zäher Thatkraft wollte besonders der
Domdechant Peter Konradi die Wilsnacker Hostien vor den Angriffen der evan-
gelifchen Prädikanten fchühen, bis am 28. Mai 1552 der evangelische Pfarrer
Ellefeld zu Wilsnack der Existenz des heiligen Blutes selbst ein Ende machte.
Er zerschlug die Gefäße und verbrannte die Hostien mit den Worten: „Ver-
fluchter Teufel; heute zerstöre ich dich in Gottes Namen, weil du Viele irregeführt
hast." Freilich hatte der muthige Mann seine That mit Gesängniß aus der
Plattenburg, dem bedeutendsten bischöflichen Schlöffe der Priegnitz, zu büßen.
Einst war der Name der Stadt Wilsnack durch ganz Europa hin bekannt.
Jetzt herrscht die elegische Stille eines Landstädtchens in dem Orte, aus dessen
Kirchhofe sich einst das bunte Jahrmarktsgetümmel deutschen Wanderlebens in
der warmen Augustsonne entfaltete, denn der St. Bartholomäustag bildete den
Höhepunkt der Verehrung des heiligen Blutes. Nur das grandiose Gotteshaus
gemahnt an die alte, farbenprächtige Zeit.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Wöpelitz Johann Johann_Hus Johann Heinrich
Tacke Heinrich Peter_Konradi Ellefeld
Extrahierte Ortsnamen: Havelberg Polen Gotteshause Gottes Plattenburg Europa
Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Havelberg. 261
Bischöfen aus den Häusern Bardeleben, Königsmark und Schlabrendorf gewidmet.
Unter gothischen Baldachinen oder in Laubgewindeu ruhen die Herren im geist-
lichen Ornate vor uns. Die geharnischte Gestalt eines Christoph von der
Schulenburg führt uns dagegen die verschwenderische Pracht des erlöschenden
Ritterthums vor Augen.
Den höchsten Schmuck des Domes zu Havelberg bildet indessen sein vor-
erwähnter Lettner, welchen der kunstsinnige Bischof Johann Wöpelitz hat aufführen
lassen. Diese hohen sandsteinernen Schranken, kunstvoll durchbrochen und reich
mit spätgothischem Maßwerke verziert — diese Heiligengestalten unter den präch-
tigen Baldachinen gehören unbedingt mit zu dem Edelsten, was wir in der
Mark an Kunstschaffen älterer Zeit besitzen. Gleich vortrefflich sind alte, hohe
steinerne Leuchter, welche vor dem Chore stehen und an denen sich die höchst
drastisch gehaltenen Gestalten von Koch und Kellermeister befinden. Mit un-
vergleichlicher Freigebigkeit — wenigstens hierzulande — hat Bischof Wöpelitz,
welcher der Sohn eines Bürgers zu Wilsnack gewesen, diese seine Kathedrale
geschmückt. Sieh' dies sein Hochgrab — sieh' diese aus Eichenholz geschnitzten
Chorstühle mit den ungeheuerlichen Menschen-, Affen- und Fischgestalten: sie
dürfen sich würdig deu Werken des Ulmer Meisters Sürlin anschließen!
Auf dein Boden des hohen Chores befinden sich außer Bischof Wöpelitz' Hoch-
grab und den im Estrich liegenden Leichensteinen der Bischöfe Reiner und Heinrich
auch die Denkmäler zweier brandenburgischer Markgrafen, der ballenstädtischen
Prinzen Hermann und Johann, welche als Bischöfe von Havelberg 1291 und
1292 verstorben sind. Die geistlichen Herren tragen das in charaktervoll
gezeichneten Linien in den Stein eingegrabene bischöfliche Gewand; doch statt
der Mitra bedeckt der Fürstenhut ihre Häupter; — die Köpfe, beide von lockigen
Haaren umwallt, ähneln sich sehr. Diese beiden Grabsteine sind als die letzten
Zeugnisse von geschichtlich sehr beachtenswerten Plänen der anhaltinischen Fürsten
anzusehen. Markgraf Otto Iv. ließ es sich viel Mühe kosten, Prinzen seines
Hauses auf die Bischossstühle des Landes zu bringen, um über ein, durch keine
päpstlichen Beeinflussungen beunruhigtes Land zu herrschen. Beide fürstlichen
Bischöfe starben indessen viel zu früh, als daß diese Pläne des großen Anhal-
tiners hätten ausgeführt werden können.
Der Freund märkischer Geschichte vermag sich nur schwer von den Hallen
des Havelberger Domes zu trennen. Aber es treibt uns hinaus; denn auch
der Kreuzgang der Kirche beansprucht eine eingehendere Betrachtung. Wie
gewöhnlich, umschließen diese Gewölbegänge, nach innen zu geöffnet, den mit
hohem Grase bewachsenen Kirchhof. Das Moos und die helleren Flechten auf
den Leichensteinen aber machen uns die Inschriften unleserlich. Eiue Tanne,
der einzige Baum auf diesem Friedhofe, ragt hoch bis fast zum Dache der Kirche
aus dem leichengedüngten Boden auf. Unter den gedrungenen Gewölben des
Kreuzganges aber stehen in langen grauen Reiheu die Denksteine der Prioren
und Domherreu von Havelberg, dazwischen geharnischte Edelleute, tief ver-
schleierte Frauengestalten und mit dem Todtenkranze geschmückte Kinder.
Hier ruhen die Herren von Buch, Söhne jenes altmärkischen Geschlechtes,
welches der deutschen Rechtswissenschaft den hochverdienten Glossator des Sachsen-
spiegels gegeben hat. Auch jener alte Rath Johann von Buch, welcher der Sage
nach den Markgrasen Otto mit dem Pfeile aus der Gefangenschaft gerettet hat.
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Extrahierte Personennamen: Christoph_von_der
Schulenburg Lettner Johann_Wöpelitz Johann Koch Bischof_Wöpelitz Heinrich Heinrich Hermann Johann Johann Otto Kirchhof Johann_von_Buch Johann Otto