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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 147

1884 - Leipzig : Spamer
Kloster Grüssau, das schlesische Eskorial. 147 Lasten, Steuern. Zöllen und Hebungen, welchen Namen sie immer haben mögen. ^ Alle Dörfer, welche in jener Gegend bereits angelegt sind oder vom Stifte noch l. angelegt werden, sollen unter die Gerichtsbarkeit des Stiftes gehören. Zu den zuerst geschenkten Dörfern treten bald noch andre hinzu; einzelne andre Ort- schasten werden der neuen Stiftung zinspslichtig. Bolko wurde nicht müde^ dem Stifte immer größere Wohlthaten zu erweisen. Kloster Grüssau. Nach einer Zeichnung von Gustav Täubert. Der massive Bau des Klosters scheint im Jahre 1293 noch nicht vollendet gewesen zu sein; denn in diesem Jahre schenkte Bolko dem Stifte 30 Mark aus den Zöllen von Löwenberg, Buuzlau, Schweidnitz, Reichenbach und Franken- stein zum Fortbau des Klosters (ad structuram monasterii sui) als einen jähr- lichen Zins unter der Bedingung, daß die Mönche um so eifriger für ihn zu Gott beten sollten. Im Jahre 1303 starb Bolko, der beste Wohlthäter der schleichen Kirche. Sein Leichnam wurde nach Grüssau gebracht und in der von ihm erbauten Stiftskirche beigesetzt. Seine Nachfolger bestätigten nicht nur die Schenkungen und Stiftungen ihrer Vorgänger, sondern fügten den alten neue Schenkungen hinzu. So gehörte Grüssau im 14. Jahrhundert zu den vor- ^ehmsten Klöstern Schlesiens und behauptete mit Rücksicht auf seine fürstliche Gründung und reiche Ausstattung stets einen vorzüglichen Rang. Es war um die Mitte des Monats Juli 1426,.als rauchende Trümmer eingeäscherter, vorher blühender Ortschaften in Grüssau die Schreckenskunde verbreiteten, daß ein Schwärm Hussiten im Anzüge sei. Unter der Anführung 10*

2. Bilder vom Niederrhein - S. 125

1882 - Leipzig : Spamer
Erzbischof Hanno. 125 waren aus Köln entflohen und riefen Heinrich, der sich damals zu einem Zuge nach Ungarn rüstete, um Hülfe an. Dieser eilte aus Regensburg herbei, und nachdem er in Mainz das Pfingstfest gefeiert, kam er nach Köln und lud Hanno vor, um über sein Verhalten in jener Fehde Gericht zu halten. Doch konnte er dem Erzbischof nichts anhaben, da jene 690 selbst zu viel gefrevelt hatteu. Ja, als der König verlangte. Hanno solle ihnen die Rückkehr in die Stadt er- lauben, weigerte sich dieser entschieden, und Heinrich gab auf den Rath seiner Freunde nach, da seine augenblickliche Lage es ihm unmöglich machte, seinen Willen durchzusetzen. So schieden diese beiden Männer, um sich von da ab nicht mehr zu be- gegnen. Denn mit Hanno's Kraft war es seit jenem Aufstand vorbei, es ging mit ihm zu Ende. Sein geliebtes Köln hatte sich in Feindschaft von ihm ab- gewendet; darum sollte es auch seine Gebeine nicht haben. Nicht, wie er früher verordnet, in der Kirche Maria ad gradus wollte er beigesetzt sein, sondern in der von ihm gegründeten Abtei Siegburg. Vor seinem Tode aber verzieh er den Empörern, wie es heißt, infolge eines Traumes, in dem er sich in einer Versammlung der übrigen Bischöfe erblickte, angethan mit einem glänzend weißen Kleide. Auf der Brust aber hatte er einen großen, häßlichen Fleck, und der Bischof Arnulf von Worms bedeutete ihn, er möge diesen tilgen, denn er werde bald abberufen werden. Kurz darauf starb er und ward seinem Willen gemäß in Siegburg beigesetzt. Hanno's kirchliche Wirksamkeit zeigte sich nicht nur in der Bekämpfung der damals herrschenden Simonie und der Verbesserung der klösterlichen Zucht, sondern auch in der Verschönerung und Bereicherung der Kölner Kirchen, be- sonders des Domes St. Peter und der Kirche Maria ad gradus. Noch größere Wichtigkeit für die ganze Rheingegend hatte die Gründung nener Klöster. Von diesen Stiftungen ist die Abtei Siegburg die wichtigste. An die Er- Werbung von Siegburg knüpft sich eine gar traurige Geschichte. Der mächtige Pfalzgraf Heinrich verwüstete Hanno's Gebiet mit Feuer und Schwert, wes- halb dieser den Bann über ihn aussprach. Da ging Heinrich in sich, schenkte die Siegburg der Kirche St. Peter in Köln und ging in ein Kloster. Lange hielt er es aber darin nicht aus, da brach er wieder los, und die Verwüstung und Plünderung ging von Neuem au. Endlich scharten sich die Kölner und ihre Nachbarn zusammen. Vor ihnen zog sich der Pfalzgraf auf sein festes Schloß bei Kochem an der Mosel zurück. In einem Anfall von Tobsucht, woran er oft gelitten haben soll, erschlug er dort seine Gemahlin Adelheid und zeigte den schaudernden Feinden ihr abgeschlagenes Haupt. Damit war der Krieg zu Ende; denn das Licht des Geistes kehrte dem Unglücklichen nie wieder. Hanno verwandelte die Burg in ein Kloster, in das er zuerst Mönche aus der Gegend von Trier und später, als diese sich seiner strengen Ordnung nicht fügten, solche aus Oberitalien kommen ließ. Heinrich Iv. sowol wie Hanno und seine Nachfolger statteten die Abtei reichlich mit Gütern und Ge- rechtsamen aus, so daß sie in der Folge sehr mächtig wurde. Erst im Jahre 1803 ward sie aufgehoben, und später gründete der edle König Friedrich Wil- Helm Hi. auf ihr eine Irrenanstalt, die noch heute segensreich wirkt. — Doch kehren wir uach dieser geschichtlichen Episode zu den weiteren Schick- salen der Stadt Kaiserswerth zurück.

3. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 358

1885 - Leipzig : Spamer
358 Die Ebene der Oker. einem inmitten der Stadt gelegenen, vom Abte des nahen lutherisch gewordenen Klosters Marienthal dazu geschenkten Platze in Eile errichtet, alle erforderlichen Gesetze verfaßt, berühmte Professoren aller Fakultäten gewonnen und die Er- öffnnng der vom Kaiser Schola Julia genannten Anstalt auf den 15. Oktober 1576 durch öffentlichen Anschlag bestimmt worden, begab sich Julius, gefolgt von seinen Söhnen, vielen Fürsten, worunter die Grafen von der Lippe, von Reinstein und von Mansfeld, den Prälaten, der ganzen Ritterschaft und den Abgeordneten der Städte „unter Vortritt von 14 Trompetern und vier Heerpaukern, im feierlichen buntprächtigen Zuge mit 500 Pferden am 14. Oktober nach Helmstedt, wo er bei herrlichem Wetter nachmittags 3 Uhr unter dem An- dränge großer Volksmassen vom Professor der Theologie, Timotheus Kirchner, mit einer lateinischen Rede empfangen wurde, deren Beantwortung des Herzogs ehemaliger Kanzler, der hochberühmte Jurist Joachim Muusinger von Fruudeck, übernahm." „Glänzend beleuchtete am folgenden Morgen die Sonne vom wolkenlosen Himmel einen Festzug durch die blumengeschmückten Gassen zur St. Stephanikirche, wie die Stadt einen zweiten von gleicher Bedeutung nie gesehen. Dem schmetternden Musikkorps folgten in vorgeschriebener Ordnung der Landesherr mit seinen Prinzen, darunter sein demnächstiger Nachfolger, Heinrich Julius, postulierter Bischof von Halberstadt, als vom Kaiser ernannter Rector perpetuus Academiae Juliae in schwarzem „bischöflichen Habit", die Grafen, die Landstände, die Gesandten des Stifts Halberstadt, die Hofbeamten, alsdann sechs „wohlgeschmückte" Edelknaben, welche die kaiserlichen Privilegien und Herzogs Julius Stistungs- und Schenkungsurkunde, auf rotsamtnen Pol- stern liegend, ferner zwei schwere silberne und vergoldete Universitätszepter, die Bibel, das Corpus doctrinae Julium, die Universitätsstatuten, den purpurnen Rektormantel und die Siegel der Universität sowie der einzelnen Fakultäten trugen. Diese Siegel waren vom Kaiser Maximilian folgendermaßen bestimmt: Das Universitätswappen zeigte Simson, des Löwen Rachen aufreißend, über ihm einen Stern und hinter ihm die Sonne, mit dem Wahlspruche: Ex forti dulcedo.*) Die theologische Fakultät führte die Dreieinigkeit, Gott Vater mit dem Sohne auf einem Stuhle sitzend, darüber den heiligen Geist in Taubengestalt zwischen Sonne und Mond schwebend und den Wahlspruch: Hie est filius meus, hunc audite! im Siegel. Die Juristen hatten einen ein Zepter haltenden roten Löwen mit demspruche: Vae vobis, si dicitis bonum malum et malum bonum, die Mediziner einen gekrönten Ochsen unter einem Sterne nebst der Sentenz: Altissimus de terra creavit medicinam, die Philosophen — facultas artium — aber auf einem Grunde von Rosenblättern einen den Merkurstab haltenden Löwen mit dem Spruche: Yestigium Sajüentiae erhalten. Das Wappen des akademischen Ge- richts endlich zeigte zwischen Sonne und Mond und unter einem Sterne einen Mann auf dem Richterstuhle, Schwert und Wagschale haltend, mit dem Wahl- spruch: Erudimini, qui judicatis terram. „Im Chor in der Kirchen" — sagt Julius' Zeitgenosse Algermann in *) Von diesem Wappen wird eine der vielen Deutungen der Bezeichnung „Philister" für alle „dem Simson nicht folgenden Menschen" abgeleitet.

4. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 541

1880 - Leipzig : Spamer
Erzbischöfe von Trier. 541 von allen Gliedern, er hatte ein groß Haubt, mitt einem Strauben, weiden und brunen Crnllen, ein breidt Angesicht, midt pusenden Backen, ein scharff manliches Gesicht, einen bescheiden Mündt, die glefferen etslicher massen dicke, die Nase breidt, mit geronnen Naßlocheren, die Nase was in der Mitte niedergedrückt, midt einem großen Kinne, mit einer hogen Stirn. Er hatte auch eine grosse Brüste, unter seinen Augen rothhelferbig; er stände auf feinen Beinen wie ein Lenwe, und hatte gntlig Geberde jegen seine guten Freunde und jegen seine Unterthanen. Man er aber zornig was, dann schlotterten und pnseten ihm die Backen: es stunde ime weißlich und herlich wohll ahn, nit nbell." Römische Bäder bei Trier. Als Feind hat Deutschlands letzter Ritter vor der Stadt gelegen. Vergebens versuchte 1523 Franz von Sickingen in der allgemeinen Unruhe der Reformationszeit, dem Ritterstande, gegenüber der überhand nehmenden Gewalt der Landesfürsten, zu seiner alten Geltung zu ver- helfen. Der Anschlag auf Trier mißlang. Vergebens donnerten seine Kanonen von der Anhöhe, die jetzt noch das Franzensknöppchen heißt, an der Ostseite des Trierer Thals, gegen die Stadt. Der Erzbischos Richard von Greifenklau fand Hülfe bei den benachbarten Landesfürsten, vor allen Dingen bei Landgraf Philipp von Hessen und dem Kurfürsten von der Pfalz. Vereinigt drängten sie Franz von Sickingen zurück; seine Feste Landstuhl siel, mit ihr er selbst, und in sein Schicksal wurden seine Freunde, darunter Ulrich von Hutten, mit hinabgezogen. Erzbischos Philipp Christoph von

5. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 467

1880 - Leipzig : Spamer
Die Schätze der Abtei. 467 Die Stiftungsurkunde datirt ebenfalls aus diesem Jahre. Der Schirm- Herr des Klosters war der Bischof von Speyer. In der Urkunde schenkte Konrad Ii. dem Kloster die Dörfer Dürkheim, Wachenheim, Schifferstadt, Grethen, sowie in der Wetterau die Dörfer Eichen, Snndelingen, Feuer- bach und Sulzbach, uebst allen Rechten, Znbehörigkeiten und Nutznießungen, wie sie bisher die fränkischen Herzöge dort geübt. Auch das Münzrecht wnrde dem Kloster ertheilt. Der Abt führte den Titel „Von Gottes Gnaden" und war Lehnsherr von zwanzig Grafen und Herren. Der Kaiser Konrad erlebte die Vollendung der Kirche nicht; er starb zu Utrecht 1039, und schon drei Jahre ruhten seine Gebeine in der Stadt, in der er zu Lebzeiten so gern geweilt, in Speyer, als unter seinem Sohne Heinrich Iii. die Pracht- volle Kirche mit dem Kreuze geziert und unter das Patronat des heiligen Kreuzes und des Johannes des Evangelisten gestellt wurde. Das Stift trug daher auch den Namen „Stift zum heiligen Kreuze" und führte als Wappen ein schwarzes Krenz in weißem Felde. Reich beschenkt, wie die Abtei von ihrem kaiserlichen Gründer schon war, wußte sie sich bald noch solche Schätze zu sammeln, daß sie sogar den Neid ihres Schirmherrn erregte. Bischof Eginhard von Speyer entführte 1065, also 30 Jahre nach der Gründung der Abtei, einen Theil ihrer Schätze nach Speyer, die von der Speyerer Chronik also aufgeführt werdeu: „Uuder andern derselben Kleinot seind gewesen 34 Pfund nnverwerkts Gold, eine güldene königliche Krön, ein güldenes Scepter, zween ganz güldene Kebild mit ihren Patenen, unter denen der eine mit köstlichen Edelgesteinen durchlegt, der ander plat ge- Wesen, ein Kelch aus einem Edelgestein Orichius geheißen, dergleichen das Paten, beid in klar Gold verfasset und mit anderm Edelgestein gezieret. Item zwee Särk oder Schrein voller würdig Heiligthums, der ein gülden und mit Edelstein durchlegt, der auder von Helfenbein und beschlagen. Item sechs Hörner von Helffantzähnen gemacht, und ein Geschirr wie ein Flasch, auch vier Tafeln alles von Helfenbein. Item zwo Meerschnecken, in Gold und Silber köstlich verfasset. Zwei silberne und verguldte Rauchfaß, drei kristallinen Geschirr in Gold gefaßt, sechs silberne Leuchter, zwei silberen Eimer, ein silbern Gießsaß und Handbecken. Ein Meßbuch Helfenbeine und in Gold verfaßt. Auch ein Psalterbüchlein, so des Kaisers Caroli Magni gewesen, war durchaus mit Gold geschrieben in Helfenbein eingebunden und mit Gold beschlagen. Ein sequentional-Bnch mit Gold und Silber be- schlagen, ohne sonst einen merkliche summa vou Meßgewandern, Leviten- Röcken, Chorkappen und andere Gezierden von eytel Gold gewürkt." — Man sieht, der geistliche Schirmherr der Abtei that sein Mögliches, um die Bewohner derselben vor der Gefahr, die der Mammon in sich birgt, zu behüten und zu bewahren. Es half aber nicht, denn sehr bald ver- nimmt man, daß die Benediktiner, die sich zuerst, den Regeln ihres Ordens gemäß, eines frommen Wandels befleißigten und segensreich wirkten mit dem Reichthum auch die Schwelgerei und Sittenlosigkeit überkamen und anstatt die Wohlthäter der Gegend ihre Bedränger und geistlichen Tyrannen wnrden. Aber über den Starken kam ein Stärkerer. Zu dem geistlichen 30«-

6. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 341

1883 - Leipzig : Spamer
Dr. Martin Luther auf der Wartburg. 341 herabgezogen. Bruder Jakob entsprang hurtig in den Wald, und der Kutscher erhielt den Befehl, mit Amsdorf getrost weiter zu fahren. Luther wurde auf ein Pferd gesetzt, bis abends um 11 Uhr im Walde umhergeführt und dann endlich in die Wartburg eingebracht. Dort wurde er Junker Jürg (Georg) genannt, und, um diese Maske aufrecht zu erhalten, angewiesen, Haar und Bart wachsen zu lassen und sich nach Ritterart zu kleiden. Wir wissen bereits, daß Hans von Berlepsch, der Schloßhauptmann von der Wartburg, und Hunt von Wenkheim vom Altenstein die Entführer waren, und daß sie im Auftrage ihres Kurfürsten die Wegelagerer gespielt hatten. Es war eine große Mummerei, aber Luther wurde die Hauptrolle, die er darin zu spielen hatte, anfangs recht schwer. Um das Geheimnis zu be- wahren, hielt man ihn eingeschlossen, bis Haar und Bart den Mönch unkenntlich gemacht hätten; und das war für eine Thatkraft und Wirkensfreudigkeit, wie sie Luther eigen war, für die Heldennatur des großen Reformators eine schier unerträgliche Lage. Aus der zerstörenden Selbstbetrachtung im Erfurter Kloster hatte ihn Staupitz gerettet, als er ihn nach Wittenberg an die Universität und demnächst zu seelsorgerischer Wirksamkeit berief. Und nun, da er seine ganze Kraft entfaltet hatte, seiner Heldennatur sich bewußt geworden war, nun sollte er sich wieder auf sich zurückgewiesen sehen! Doch nein, er war seines Berufes bereits zu gewiß. In der Stille griff er eine Arbeit an, die mehr als irgend eine seiner Schriften das Werk fördern sollte, dem er sich geweiht. War er zum Schweigen verurteilt, das Wort Gottes sollte für ihn zu seinem Volke reden, d. h. er übersetzte das Neue Testament. Wohl regten Denkarbeit und Eingeschlossenheit ihn auf, dunkle Stunden zogen wieder an seiner Seele vor- über, der Teufel war wieder los und trat zu ihm ein. Aber Luther war nicht mehr der bange Mönch von Erfurt, auch mit dem Teufel zu streiten war er Manns genug; er griff nach dem Tintenfaß, schleuderte es nach dem Bösen, und siehe — er hatte sich von dannen gehoben, nur der Tintenfleck an der Wand verriet die Stelle, von der er sich genaht. Als die strenge Hast nicht mehr nötig und seiner Gesundheit wegen nicht mehr rätlich erschien, durfte Luther die Burg verlassen und in Wald und Feld an der Jagd teilnehmen, wie es sich für einen Junker geziemte. Aber auch das Jagdverguügen vermochte seine berufsmäßigen Gedanken nicht zu bannen; auch aus der Jagd theologisierte er, wie er sich ausdrückt; Jagdnetz und Hunde er- schienen ihm wie die Werkzeuge des Teufels, mit denen er unschuldigen Seelen nachstellt. Der Teufel aber war ihm der Gehilfe des Papstes, und so blieb seine Seele von dem Kampfe beherrscht, den er in Wittenberg auf sich genommen und in dem er zu Worms so sieghaft gestanden hatte. Dennoch ist es nicht ein Moment dieses Kampfes gewesen, was ihn ver- anlaßte, im Frühling des Jahres 1522 gegen das Gebot seines Kurfürsten die Wartburg zu verlassen. Daheim in Wittenberg war ihm der Wolf in seine Herde eingebrochen. Sein Kollege Karlstadt hatte im Bunde mit den sogenannten Zwickauer Propheten die Wittenberger zu einer Schwärmerei fortgerissen, die, ohne ihr eignes Thun zu fühlen und ohne die Folgen zu ermessen, ihre phan- tastischen Anwandlungen zu verwirklichen strebte. Die Bilder waren aus den Kirchen gerissen, der Gottesdienst war ohne Bedacht geändert, und kurz, man war auf dem Wege, das Kind mit dem Bade, d. h. die kirchliche Ordnung

7. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 325

1883 - Leipzig : Spamer
Reinhardsbrunn. 325 dem Springer gestiftet worden zur Buße für seine Vermählung mit der Pfalz- gräfin Adelheid, deren Gemahl Friedrich er auf der Jagd erschlagen haben soll. Diese Buße aber genügte nicht, sein Gewissen zu befreien; sondern als in seinem Alter ihm die Thatkrast erlosch, meldete sich die alte Schuld wieder und forderte der Buße mehr. Da ließ er Adelheid in das Kloster Zscheiplitz gehen, er selbst aber trat in die Benediktinerabtei Reinhardsbrunn. Dort hat er seine Ruhe wiedergefunden, wenn auch vielleicht erst im Grabe. Er starb im Jahre 1123. Liebenstein. So ist Reinhardsbrunn zur Totengruft der thüringischen Landgrafen geworden und ist es auch ferner geblieben bis zum Jahre 1440. Mit dem Erlöschen der geraden landgräflichen Linie in diesem Jahre begann die Bedeutung des Klosters beträchtlich abzunehmen, seine Blüte hinzuwelken, bis im Jahre 1525 der Bauernkrieg ihm den Garaus machte. Als nun später, nachdem die Bauernflut sich verlaufen hatte, die Mönche ihr geplündertes und zerstörtes Kloster wieder aufsuchten, wies sie Johann der Beständige fort und zog das Klostergut ein. Was von den Grabdenkmälern der thüringischen Landgrafen aus dem Bauernsturm gerettet ist, hat in der Schloßkirche Aufnahme gefunden, die der jetztregierende Herzog von Gotha er- baut und durch die „Kirchgalerie" mit dem Schlosse verbunden hat. Auch eine Höhle hat Reinhardsbrunn in seiner Nähe; wie wäre es auch sonst das vollständige Gegenstück zu Altenstein! Es ist die Marien glas höhle, ein Gipssteinbruch, der, mit einer weiten Halle beginnend, tief in die Erde

8. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 483

1882 - Leipzig : Spamer
Kloster Ncu-Zelle. 483 var uns eröffnet. Bon üppigem Grün umsäumt, zieht der Strom, in fernstem Bogen nordwärts sich wendend, durch das Gelände dahin. Drüben die Höhen im Westen haben hohes, kulturgeschichtliches Interesse. Hier ist es wol angezeigt, zu landen; wir stehen aus dem Boden des alten Cisterzienserklosters Neu-Zelle. Kloster Weu-Icsse. Durch ein tief eingeschnittenes Thal, am Bahnhose vorüber, wandern wir einer der ehrwürdigsten Stiftungen der Lausitz zu. Eine hohe Cisterzienferkirche grüßt uns fchon von ferne; uralte Kastanien nehmen uns in ihren Schatten auf. Eine gepflasterte Straße führt uns. neben dem Klostersee sich hinziehend, an die Psorte des Klosterhofes. Krossen an der Oder. Wie athmet hier Alles Frieden und Ruhe! An Steinen und Thorwegen ein klösterliches Wappen mit Mitra und Hirtenstab — an den Kreuzwegen hohe, bemalte Kruzifixe — befinden wir uns hier wirklich im evangelischen Lande Brandenburg? Jetzt eröffnet sich der weite Klosterhof vor uns — Kapläne in der Amtstracht schreiten über denselben; die hellen Glockentöne von der Klosterkirche her mahnen zum Eintritt in das Gotteshaus; folgen wir ihnen denn in die Abtei der heiligen Maria! Dies Kloster Neu-Zelle ward von dem kühnen Markgrafen Dietzmann von Meißen um 1290 angelegt; feine Aufhebung erfolgte am 25. Februar 1817, nachdem die Niederlausitz, deren erster Landstand der Abt zu Neu-Zelle gewesen 31*

9. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 274

1882 - Leipzig : Spamer
274 Die märkischen Elbgcgendcn. Blutstropfen benetzt. Der Eindruck des Wunders war bei deu Zeitgenossen ein überwältigender. Die Untersuchungen des Bischofs von Havelberg bestätigten die Authentizität des Mirakels. Ein altes Mütterchen, welches die Hostien ge- sehen hatte, warf die Krücken fort und ward gesund. So war Wilsnack über Nacht zu einer Gnadenstätte geworden. In rascher Folge entwickelte sich nun das Dorf zur Stadt, und die reichen Gaben der Pilger, welche hier Vergebung ihrer Sünden suchten, ermöglichten dem Bischöfe Johann Wöpelitz, einem der kunstsinnigsten Männer jener Tage, den Bau der herrlichen Kirche. Es waren gesegnete und buntbewegte Zeiten für Wilsnack, die Jahre bis zur Reformation! Jedes Haus war eine Herberge und hatte fein besonderes Zeichen. Ein ewiger Jahrmarkt schien den Wilsnackern gekommen zu sein. Die Böhmen, die Polen, die Ungarn kamen mit fahrenden Weibern und Gauklern; die Magyaren stifteten ein Wachslicht, so hoch, das; es von der Orgel aus an- gezündet werden mußte; herrliche Glocken sendeten ihre tiefen, wohllautenden Stimmen aus der Kirche weit über das Land hinaus. Im Gotteshause selbst befanden sich drei Orgeln und eine Menge von Votivgefchenken, welche mit der Geschichte des heiligen Blutes in näherem Zusammenhange standen, z. B. ein Schwert, in welches sich der Stab eines Pilgrims verwandelt hatte, welcher auf dem Wege nach Wilsnack von Räubern angegriffen worden war, Hände von Silber und Aehnliches mehr. Eine Sünderwage, deren Handhabung einem Priester oblag, bestimmte die Schwere der Schuld des Einzelnen und die Buße, welche er in Naturalien oder Geld zu entrichten hatte, ehe ihm die Sünden- Vergebung gewährt und der Anblick des heiligen Blutes verstattet ward. Eine besonders ergiebige Einnahmequelle für das Havelberger Bisthum war der Verkauf gewisser bleierner Zeichen, einer Art von Schau- und Gedenk- münzen, welche mit drei purpurnen Blutstropfen gezeichnet waren. Auf deu Hut oder das Barett gesteckt, eröffneten sie den Pilgern von Wilsnack überall gastfreie Aufnahme und machten deren Wirthe der Verdienste der Pilgerfahrt theilhaftig. Aber auch das Wilsnacker Wunderblnt theilte das gemeinsame Schicksal aller Dinge auf Erden; sein Ansehen sank. Die ersten Angriffe gegen die abgöttische Verehrung der wunderwirkenden Hostien geschahen durch keinen "Geringeren als durch Johann Hus. Ihm folgte in der Bekämpfung der Hostiengeschichte der Magdeburger Domherr Heinrich Tacke und endlich Luther selbst. Mit zäher Thatkraft wollte besonders der Domdechant Peter Konradi die Wilsnacker Hostien vor den Angriffen der evan- gelifchen Prädikanten fchühen, bis am 28. Mai 1552 der evangelische Pfarrer Ellefeld zu Wilsnack der Existenz des heiligen Blutes selbst ein Ende machte. Er zerschlug die Gefäße und verbrannte die Hostien mit den Worten: „Ver- fluchter Teufel; heute zerstöre ich dich in Gottes Namen, weil du Viele irregeführt hast." Freilich hatte der muthige Mann seine That mit Gesängniß aus der Plattenburg, dem bedeutendsten bischöflichen Schlöffe der Priegnitz, zu büßen. Einst war der Name der Stadt Wilsnack durch ganz Europa hin bekannt. Jetzt herrscht die elegische Stille eines Landstädtchens in dem Orte, aus dessen Kirchhofe sich einst das bunte Jahrmarktsgetümmel deutschen Wanderlebens in der warmen Augustsonne entfaltete, denn der St. Bartholomäustag bildete den Höhepunkt der Verehrung des heiligen Blutes. Nur das grandiose Gotteshaus gemahnt an die alte, farbenprächtige Zeit.

10. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 261

1882 - Leipzig : Spamer
Havelberg. 261 Bischöfen aus den Häusern Bardeleben, Königsmark und Schlabrendorf gewidmet. Unter gothischen Baldachinen oder in Laubgewindeu ruhen die Herren im geist- lichen Ornate vor uns. Die geharnischte Gestalt eines Christoph von der Schulenburg führt uns dagegen die verschwenderische Pracht des erlöschenden Ritterthums vor Augen. Den höchsten Schmuck des Domes zu Havelberg bildet indessen sein vor- erwähnter Lettner, welchen der kunstsinnige Bischof Johann Wöpelitz hat aufführen lassen. Diese hohen sandsteinernen Schranken, kunstvoll durchbrochen und reich mit spätgothischem Maßwerke verziert — diese Heiligengestalten unter den präch- tigen Baldachinen gehören unbedingt mit zu dem Edelsten, was wir in der Mark an Kunstschaffen älterer Zeit besitzen. Gleich vortrefflich sind alte, hohe steinerne Leuchter, welche vor dem Chore stehen und an denen sich die höchst drastisch gehaltenen Gestalten von Koch und Kellermeister befinden. Mit un- vergleichlicher Freigebigkeit — wenigstens hierzulande — hat Bischof Wöpelitz, welcher der Sohn eines Bürgers zu Wilsnack gewesen, diese seine Kathedrale geschmückt. Sieh' dies sein Hochgrab — sieh' diese aus Eichenholz geschnitzten Chorstühle mit den ungeheuerlichen Menschen-, Affen- und Fischgestalten: sie dürfen sich würdig deu Werken des Ulmer Meisters Sürlin anschließen! Auf dein Boden des hohen Chores befinden sich außer Bischof Wöpelitz' Hoch- grab und den im Estrich liegenden Leichensteinen der Bischöfe Reiner und Heinrich auch die Denkmäler zweier brandenburgischer Markgrafen, der ballenstädtischen Prinzen Hermann und Johann, welche als Bischöfe von Havelberg 1291 und 1292 verstorben sind. Die geistlichen Herren tragen das in charaktervoll gezeichneten Linien in den Stein eingegrabene bischöfliche Gewand; doch statt der Mitra bedeckt der Fürstenhut ihre Häupter; — die Köpfe, beide von lockigen Haaren umwallt, ähneln sich sehr. Diese beiden Grabsteine sind als die letzten Zeugnisse von geschichtlich sehr beachtenswerten Plänen der anhaltinischen Fürsten anzusehen. Markgraf Otto Iv. ließ es sich viel Mühe kosten, Prinzen seines Hauses auf die Bischossstühle des Landes zu bringen, um über ein, durch keine päpstlichen Beeinflussungen beunruhigtes Land zu herrschen. Beide fürstlichen Bischöfe starben indessen viel zu früh, als daß diese Pläne des großen Anhal- tiners hätten ausgeführt werden können. Der Freund märkischer Geschichte vermag sich nur schwer von den Hallen des Havelberger Domes zu trennen. Aber es treibt uns hinaus; denn auch der Kreuzgang der Kirche beansprucht eine eingehendere Betrachtung. Wie gewöhnlich, umschließen diese Gewölbegänge, nach innen zu geöffnet, den mit hohem Grase bewachsenen Kirchhof. Das Moos und die helleren Flechten auf den Leichensteinen aber machen uns die Inschriften unleserlich. Eiue Tanne, der einzige Baum auf diesem Friedhofe, ragt hoch bis fast zum Dache der Kirche aus dem leichengedüngten Boden auf. Unter den gedrungenen Gewölben des Kreuzganges aber stehen in langen grauen Reiheu die Denksteine der Prioren und Domherreu von Havelberg, dazwischen geharnischte Edelleute, tief ver- schleierte Frauengestalten und mit dem Todtenkranze geschmückte Kinder. Hier ruhen die Herren von Buch, Söhne jenes altmärkischen Geschlechtes, welches der deutschen Rechtswissenschaft den hochverdienten Glossator des Sachsen- spiegels gegeben hat. Auch jener alte Rath Johann von Buch, welcher der Sage nach den Markgrasen Otto mit dem Pfeile aus der Gefangenschaft gerettet hat.
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