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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 40

1900 - Leipzig : Spamer
40 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken. feiten der Mongolen, Tataren und Türken wurden die Russen schließlich vom Seehandel ganz abgeschnitten und verschwanden für uns überhaupt, da seit dem Falle Konstantinopels (1453) der gesamte pontische Handel erstorben war, besonders seit die Osmanen ihre Herrschaft am Schwarzen Meere immer weiter ausbreiteten. Es bedurfte neuer Anregungen, um Rußland mit Europa wieder in regelmäßige Verbindung zu bringen, und diese kamen aus einer Gegend, von der man sie am wenigsten vermutet hatte — aus dem äußersten Norden. Den Anstoß dazu, daß Rußland wieder aufs neue und zwar auf einem neuen Wege mit dem Westen Europas in Handelsverbindungen trat, gab ein deutscher Edelmann, Sigismund von Herberstein aus Wippach in Kärnten. Schon zu Ausgange des 15. Jahrhunderts hatten die deut- schen Kaiser Friedrich Iii. und Maximilian I. das Bedürfnis gefühlt, mit dem russischen Reiche, welches seit 1430 unter Iwan von der Oberherr- schast der Mongolen frei geworden war, in Verbindung zu treten. Sie hatten Gesandte an diesen Fürsten geschickt; auch der Erzherzog Sigismund sandte einen Tiroler, Michael Saups, 1492 nach Moskau, der über das russische Reich und die Länder bis zum Ob Erkundigungen einziehen sollte. Doch größere Bedeutung erlangten die Reisen des obengenannten Herber- stein. Zweimal verweilte er als kaiserlicher Gesandter, 1517 sowie 1526, am Hofe der moskowitifchen Großfürsten, wo er weitreichende Erkundigun- gen über Land und Leute des bis dahin noch wenig gekannten Rußlands einzog. Die Frucht seiner Studien war die erste neuere Karte des großen Reiches, auf der auch Teile Westasiens erscheinen und der Fluß Ob in dem See Kitais, welchen Herberstein seinem Namen nach als in China gelegen vermutet, entspringt. Deshalb versetzt er auch die chinesische Hauptstadt Peking oder Kumbalig ganz in dessen Nähe. Auf dieser Karte erscheint auch bereits das Weiße Meer als ein Arm des Nördlichen Eismeeres. Die Russen selbst wußten damals noch wenig vom Norden ihres Reiches, denn die Stadt Cholmogory an der Dwina war der nördlichste Ort, wo- hin sie des Pelzhandels wegen kamen. Doch erstreckten sich ihre Reisen schon bis zum Ob, sie zogen die Petschora aufwärts, überschritten die ura- tischen Höhen und stiegen ins Thal der Soswa, die in den Ob mündet, herab. Bis hierher hatten daher die russischen Großfürsten von Moskau aus gelegentlich ihre Herrschaft ausgedehnt. Damals waren die Versuche, eine nordwestliche Durchfahrt nach Indien zu sinden, gescheitert, und Herbersteins Karte, die im Oblause den direkten Weg nach Katai, d. h. China, zeigte, gab nun die Richtung an, aus welcher man vorgehen müffe. Also in nordöstlicher Richtung, längs der Küste Lapplands, wollte man vordringen, und das Volk, welches hier zuerst bahn- brechend auftrat, war das britische. England suchte neue Absatzwege für seine Erzeugnisse, die damals — in der Mitte des 16. Jahrhunderts — nur zu sehr gedrückten Preisen auf den europäischen Märkten anzubringen

2. Das Deutsche Reich - S. 228

1900 - Leipzig : Spamer
228 Erstes Kapitel. strömenden Angerapp und der Inst er; ist auf seinem ganzen Laufe schiffbar, nimmt links die Alle auf, entsendet zum Kurischen Haff die Deime und mündet 8 km unterhalb Königsberg in das Frische Haff. Zur Weichsel gehört der Abfluß des Roschesees, welcher in den Narew mündet, ferner die Drcwenz, welche in Ostpreußen aus dem gleichnamigen See entspringt. — Die Sorge mündet in den Dransenfee, welcher wiederum durch den Elbingfluß in das Frische Haff mündet. — Von den Seen gehören die meisten dem Regierungsbezirke Gumbinnen an, namentlich auch der Spirdiug- und Mauer- see. Mit beiden ist durch Wasserläufe der Löweutinfee verbunden. An Kanälen sind zu nennen: der große Friedrichsgraben, der Secken- burger Kanal, der König-Wilhelms-Kanal und das Oberländische Kanal- system. — Die besuchtesten Seebadeorte liegen auf der samländifchen Küste (Cranz, Neukuhren u. s. w.)> Die Ertragsfähigkeit des Bodens der Provinz ist sehr verschieden. Es ist ganz unfruchtbarer Dünensand und ebenso trauriger Moorboden vor- Händen, doch sindet sich in weiter Erstreckung auch fruchtbarer Thon-, Lehm- und mit Gips- und Kalkmergel gemischter Boden. Unfruchtbarer Dünensand ist nicht nur auf den beiden Nehrungen und an der Küste, sondern auch in den Kreisen Neidenburg, Ortelsburg und Johannisburg vor- Händen. Die größten Moorflächen enthalten das Labianer Moos (südöstlich vom Kurischen Haff) und das Plinismoos (im Kreise Pillkallen). Die größte Fruchtbar- keit zeigen hingegen die wiesenreichen Niederungen zu beiden Seiten der Memel, das Memeldelta und die Pregelniederuug. Namentlich die zuerst erwähnten Distrikte sind ausgezeichnet; man hat dieselben nicht nur durch starke Deiche gegen Überfchwem- mnngen geschützt, sondern auch durch zahlreiche Gräben ihre Entwässerung bewirkt. — Es finden sich in der Provinz (1883) Ackerland 51,4 Proz. (im Bezirke Gumbinnen 46,7 Proz.); Gartenland 0,4, Wiesen 12,7 (am meisten in Gumbinnen, 16,4 Proz'», Weiden 10,8, Holzungen 17,9 (am. meisten in Königsberg), Wasserstücke 3,4 (am meisten in Gumbinnen, 4,g Proz.), Ödland (Kalk-, Sand-, Lehmgruben, Sümpfe :e.) 0,2, Unland (ertraglose Grundstücke) 0,g (am meisten in Königsberg, nämlich 1,2 Proz.), Wege, Hof- und Baustellen 3,2 Proz. Nutzbare Mineralien sind wenig vorhanden. Am meisten finden sich Raseneisenstein, Torf und Bernstein. Braunkohlen sind gleichfalls, aber in geringer Menge, an der Ostseeküste auf- gefunden worden. Die erwähnten ausgedehnten Moorflächen liefern reichlichen Torf. Der aus fossilem Baumharze bestehende Bernstein wird entweder vom Meere an die Küste geschleudert oder durch Ausbaggerung, auch wohl durch Ausgrabungen in einer tertiären Schicht bläulichen Thons an der samländifchen Küste gewonnen. Das Klima der Provinz ist außerordeutlich rauh; lang und kalt ist der Winter, kurz der Sommer. Die Nachtfröste beginnen meist schon im Oktober und währen bis Ende Mai. Im November beginnen die Schneefälle; der Winter wechselt plötzlich zwischen strenger Kälte und Tauwetter; das Frühjahr ist kurz, kühl und feucht; der Sommer hat, besonders an der Küste, häufige Regentage und Nebel. Der Unterschied zwischen der größten Wärme und Kälte beträgt 25—30 °; die Durchschnittstemperatur in Königsberg 6—7°, in Arys unter 6° (1; die jährliche Regenmenge in Tilsit etwa 700, in Königsberg über 600, in Arys unter 600 mm. Die Vegetationszeit be- schränkt sich auf höchstens fünf Monate. Der Sprache nach ist die Mehrzahl der Bevölkerung deutsch, außerdeni sind Polen, Litauer und Kuren vorhanden. Deutsche gibt es 73,48 Proz. (wovon die Mebrzahl, 79,18 Proz., in Königs- berg). Polen 18,gc, Proz. (wovon die meisten, 21.,g Proz., in Gumbinnen), Litauer 8„, Proz. (wovon die meisten, 13,^ Proz., in Gumbinnen), Kuren nur 0,02 Proz. (besonders in Königsberg). Das deutsche Sprachgebiet liegt im Norden einer von Osterode über Lötzen nach der russischen Grenze gezogenen Linie, im Süden derselben

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 417

1884 - Leipzig : Spamer
Posen feit dem Jahre 1793. 417 Die Verschworen beschlossen, ihre Führer aus den Gefängnissen zu be- freien. In der Nacht vom 3. zum 4. März sollten sich die Polen, zunächst in der Wallischei, dem polnischen Stadtteile, erheben, und während des Tumultes sollten die Gefängnisse gesprengt werden. Aber auch von diesem Vorhaben waren die Behörden am 3. März in Kenntnis gesetzt worden, so daß die Auf- rührer auf bewaffneten und wohlorganisierten Widerstand stießen und auseinander gehen mußten, nachdem zwei ihrer Anführer beim Einfahren in die Stadt ver- wundet, einer getötet worden war. Am 7. März wurde über Posen der Belagerungszustand verhängt. Etwa 250 von den 700 Ergriffenen wurden in Berlin vor den Staatsgerichtshof gestellt und gegen acht auf Todesstrafe, gegen fünfzig auf Gefängnisstrafe erkannt. Der 20. August 1848 brachte diesen Verurteilten Befreiung und Amnestie. Schon infolge der Pariser Februarrevolution regten sich die Polen in Posen und dachten wieder an eine Wiederherstellung des Königreichs; die Auf- regung war unerhört. Die ankommenden Zeitungen, die nur durch einen Kampf zu erringen waren, wurden als Gemeingut betrachtet; niemand durste sie be- halten, der sich nicht zum lauten Vorlesen bequemte. Schnell sonderten sich bestimmte Kreise ab. Bald sah man die Polen nur in denjenigen Restaura- tionen, von denen sich die Deutschen immer mehr zurückzogen. Da nun die Polen glaubten, daß ihr Aufstand 1846 entschieden gelungen wäre, wenn sie einen politisch richtigeren Zeitpunkt abgewartet hätten, so war es natürlich, daß sie jetzt, als das französische Königtum gestürzt war, sich in fast sämtlichen deutschen Staaten die Unzufriedenen erhoben hatten, der Kampf des Volkes in Berlin begonnen hatte, den Augenblick für ihre große Schild- erhebung gekommen glaubten. Am 20. März verbreitete sich mit Blitzesschnelle das Gerücht von einem Aufstande durch die Stadt. Wie aus der Erde gerufen, standen die preußischen Soldaten auf den Straßen, das Schloß, in welchem der Oberpräsident der Provinz wohnt, wurde stark besetzt und auf dem Kanonen- und Wilhelmsplatze konzentrierten sich bedeutende Truppenmassen, die Läden wurden geschlossen, aber es kam zu keinem bedenklichen Auftritte. Die Ver- anlassung zur Unruhe war eine aus Polen bestehende Deputation, die sich zum Oberpräsidenten mit dem Gesuche begab, eine Petition durch Bevollmächtigte an den König nach Berlin senden zu dürfen. Die Genehmigung wurde erteilt. Nach der Rückkunft der Deputation vom Oberpräsidenten steckte sich hier und da ein Pole eine Schleife von weißen und roten Bändchen an. Es bildete sich das polnische Nationalkomitee. So war der Nachmittag gekommen, die Unruhe war geschwunden, und das schöne Wetter lockte die Bevölkerung auf die Straßen, in denen meistenteils von Damenhänden aus den geöffneten Fenstern die roten und weißen Bändchen, Schleifen und Kokarden wie ein Schwärm bunter Schmetterlinge herabschwebten; bald zeigte sich auch hier und da eine polnische Fahne, und ehe der Abend kam, trug alles, was sich Polen nannte, bis auf den zerlumpten Bettler, die nationalen Abzeichen. ^ Leider blieb es nicht bei dieser friedlichen Begeisterung; es wurde ein Geist heraufbeschworen, der schwer zu bändigen war und einer nach Freiheit strebenden Nation ebenso unwürdig ist wie eines jeden einzelnen Edelmannes. Der Vorsitzende des polnischen Komitees, Buchhändler Stefanski, verbreitete eine gedruckte Ansprache an die Deutschen, welche unter vielen Schmähungen Deutsches Land und Volk. Viii. 27

4. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 26

1884 - Leipzig : Spamer
26 Aus Schlesiens Vergangenheit. ^Utf"d)k|tfd)e Münzen. Wenn wir die Geschichte eines Landes und das Leben der Einwohner desselben kennen lernen wollen, so müssen wir uns auch mit den Münzen bekannt machen, die in dem Lande Geltung haben. Kennen wir die Münzen nicht, so werden wir uns oft über die in den Urkunden und Geschichtswerten erzählten Ereignisse falsche Vorstellungen machen. Wenn wir z. B. hören, daß Heinrich I. um das Jahr 1230 für ein Streitroß 23 Mark bezahlte und bei dieser Summe an die heute geltende deutsche Reichsmark denken, so irren wir uns; denn die Mark, die damals im Gebrauch war, galt ungefähr 38v2 jetzige Mark, so daß das Roß etwa 940 deutsche Reichsmark kostete. So interessant und wichtig die Kunde des Münzwesens älterer Zeit für alle Länder ist, so schwierig und mühselig ist das Studium der Münzen oft. Auch für Schlesien sind durchweg sichere Resultate trotz der größeren Bemühungen von ausgezeichneten Gelehrten noch nicht gewonnen. Viel hat sich der Professor der Geschichte an der Universität Breslau und Archivrat G. A. Stenzel mit dem schleichen Münzwesen in seiner Geschichte Schlesiens beschäftigt; nach ihm hat Dr. Tagmann unter Benutzung verschiedener wichtiger Urkunden Untersuchungen über denselben Gegenstand gemacht und ihn weiter gefördert. Uusre urkundlichen Nachrichten über die Gewinnung edler Metalle in Schlesien reichen nur bis in den Anfang des 13. Jahrhunderts zurück; denn erst im Jahre 1227 werden urkundlich die Goldgruben in Schlesien erwähnt. Daß aber damals das schlesische Bergwerksrecht bereits sich in gewissem Grade ausgebildet hatte, geht aus der Gründnngsnrkunde der Stadt Kulm hervor, in welcher im Jahre 1232 auf Kulm das Goldrecht, wie es in dem Lande des Herzogs von Schlesien war, übertragen wurde; denn der Entdecker des Goldes und der, auf dessen Grund und Boden es gefunden wurde, sollte dasselbe Recht wie dort haben. Auf Gewinnung des Goldes durch Waschen, was die Schlesier Seifen nannten, weisen verschiedene Ortsnamen mit der Endung „seifen" hin. Auch Münzen werden beim Beginn des 13. Jahrhunderts genannt, wie im Jahre 1203 bei der Gründung des Klosters Trebnitz; im Jahre 1204 wird die Münze in Breslau, 1222 die in Ujest erwähnt. Da Schlesien vor dem Jahre 1163 ein Teil Polens war, so gilt von Schlesien für die Zeit bis zu diesem Jahre alles, was aus Polen hierüber be- kannt ist. Die Polen hatten damals schon geprägte Münzen; denn im Jahre 1159 werden als Brückenzoll duo denarii poloniensis monetae genannt; und der Bischof Otto von Bamberg erhielt 1125 für seine Reise nach Pommern, wohin er sich zur Bekehrung der Heiden begab, von Herzog Boleslaw Hi. in Gnesen einheimisches Geld (monetam illius terrae). Bereits im Jahre 1054 wurden vom Herzog Kasimir von Polen dem Herzog Brzetislaw von Böhmen, wenn er ihm Breslau und einige andre Städte wieder herausgebe, als Tribut jährlich 30 Mark Gold und 500 Mark Silber bewilligt. Sogar schon im Jahre 1013 hatte Polen und mit ihm Schlesien jährlich an den päpstlichen Stuhl den Peterspfennig zu zahlen ver- sprochen, d. h. von jedem lebenden Haupte einen Pfennig nach Rom abzn- liefern (pro qnolibet humano capite unxim denarium currentis et usualis monetae illius patriae, berichtet Dithmar von Merseburg). Boleslaw von Polen beklagt sich dann brieflich bei dem Papste, daß es ihm wegen der

5. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 67

1858 - Leipzig : Spamer
Geschichte des Weinbaus. Weinlese. 67 eines lateinischen 8 hat, an das man die aus kleinen Blättern und einem großen Wickelblait bestehende Spitze der Rolle hängt, während der Arbeiter beim Um- drehen des Haspels den Wickel mit einem Handeisen glättet. Ungarn erzeugt gegen 400,000 Centner Tabak, von dem die Regierung 120,000 Centner für ihre Rechnung ankauft. Im Torontaler Comitate find 41 Pußten mit Tabak bebaut, im Szabolcser bauen 3o Ortschaften nur Tabak, und in 14 anderen Comitaten wird viel Tabak producirt. Die besten Rauch- sorten sind Lettinger, Verpeleier, Dvbrver, Ribaer, Palanker, Veger, Nagyfalver, Csetneker und Kospalinger, die besten Schnupftabake bringt Tolna, Fünfkirchen, Arad, Szegcdin unddöbrököz. Der ungarische Tabak ist wohlriechend und hat eine schöne Farbe, bleibt daher gewöhnlich auch ohne weitere Zubereitung. Den ame- rikanischen Tabak, welchen Joseph Ii. anpstanzen ließ, nennt man noch Kaiser- tabak. Die Hauptmarktplätzc des Tabaks sind Preßburg und Pest und die Haupt- fabriken in Debreezin, Fünfkirchen, Kaschau, Oedenburg, Szegedin, Ofen, Pest und Preßburg. Ein ganz anderes Bild des ungarischen Lebens bieten uns die zahlreichen Weinberge, die aus den 1% Millionen Joch Landes, die sie einnehmen, an 30 Millionen Eimer Wein liefern, der aber wie der Tabak noch mancher Ver- besserung durch sorgfältigere Behandlung fähig ist. Bekanntlich sind die Römer die Förderer des Weinbaues in Europa ge- wesen, und die Kreuzzüge trugen später zu seiner weitern Verbreitung bei. Frankreich ward dadurch das Hauptweinland nördlich der Alpen, von wo aus Karl der Große und die Hohenstaufen den Weinbau weiter nach Osten hin ver- breiteten; aber schon im 10. Jahrhundert verpflanzte man nach dem Elsaß unga- rische Weinreben. Denn in Ungarn ist der Weinbau uralt, obschon Bela lv. 1241 aus Italien und Morea, und Ludwig aus Italien Weinreben kommen ließen, der Tokaier Ausbruch erst seit 1650 berühmt ist, und der Tokaier Wein selbst gegen Ende des 15. Jahrhunderts zuerst genannt wird. Die Weinlese ist in Ungarn ein Nationalfest, denn nur in 6 Gespan- schasten ist kein Weinberg zu finden, in den übrigen dagegen hat jeder Bauer und Bürger seinen Weinberg oder wenigstens sein Weingärtchen. Ist die länd- liche Arbeit vollendet, so ziehen Bauer und Städter mit Weib und Kind hinaus auf den Weinberg, um etliche Wochen im Häuschen dort zu wohnen, bis alle Trauben abgelesen sind. Da jauchzt es vor Lust und Freude, da knallen Böller, Flinten und Pistolen, da ziehen heitere Gesellschaften unter Zigeunermusik mit dem Erntekränze heim, und selbst der Bettler erhält seinen Antheil an der Segensgabe der Weinhügel. Da rühmt der Ungar seinen Tokaier, der Deutsche seinen Rüster, der Walache seinen Menescher. Ein Beigeschmack von Zimmet macht den feurigen dunkelrothen Menescher kenntlich, der an Ausbruch 2500 Ei- mer liefert, das würzige Feuer und die balsamische Heilkraft den klaren gelb- grünen Tokaier, den in der Hegyallja auf 5 Quadratmeilen 21 Ortschaften pfle- gen, welche nahe an 1 Million Eimer gewinnen; da liefert das pester Comitat mit seinem rothen Ofener, dem weißen Steinbrucher u. a. 1% Million Eimer, das 5 *

6. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 72

1858 - Leipzig : Spamer
72 Steinkohlenlager. 50 Millionen Centner. Auch im neogroder Comitat, in Syrmien und unter den Ausläufern des Fruschka Gora stehen reiche Braunkohlengruben. Weniger bekannt als sein Tabak und Wein, sind Ungarns Steinkohlen, wie denn überhaupt Ungarn vor einem Jahrtausend bergmännisch viel mehr ausgebeutet zu sein scheint, da man in den alten Goldgruben von Gyvgy und Vöröspatak römische Wachstafeln fand, und eifrig betriebener Steinbrüche in Legenden aus der römischen Kaiserzeit gedacht wird. Von den Steinkohlen und ihrer Anwendung hatten die Römer freilich keine Ahnung; erst in neuester Zeit haben Untersuchungen ergeben, daß sich längs der Karpaten Steinkohlenftötze finden, die indessen nur von geringer Mächtigkeit zu sein scheinen. Solche Flötze stehen an der Tatra entlang bei Kaproneza, Sevar, Felsöbanya, bei Iglo und' Porratsch in der Zips. Auch entdeckte man im Banate und zwar im südöstlichen Kraschoer Comitat bei Orawitza ein Flötz von 6 Meilen Länge. Am mächtigsten tritt es bei Bortut auf. Indessen liefert Gerlics die beste Kohle. Zwischen Donau und Drave ziehen sich die Baranyaer Kohsenfelder 6—8 Meilen weit hin und gehen im Tolnaer Comitate in Braunkohle über. Die malerischen Hügel Mctschek bei Fünfkirchen tragen in ihren Ausläufern schönen weißen Wein, bergen aber in ihrem Schooße zugleich Steinkohlen, und bei Siklos findet man im harsanyer Berge vorsündstuthliche Vögel. Auch bei Ofen benutzt man zu Vörösvar eine Steinkohlengrube, wie denn in jenen Gegenden oft unter Sandstein oder zwischen Schichten von Grünstein und Schiefer Steinkohlen stehen. Welchen Einfluß diese Steinkohlenlager dereinst auf Ungarns industrielle Entwickelung haben werden, läßt sich wol ahnen, aber nicht voraussagen. Tokai. 4

7. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 62

1858 - Leipzig : Spamer
62 Land und Leute. Bodengestalt und die historischen Erinnerungen, denn bis zur Raab drang Karl der Große, die Mähren und in neuester Zeit die Franzosen vor. Das Land zwi- schen Oedenburg und Raab ist ganz eben und hat im Nordwesten das Rosalien-, Leithagebirge und die Preßburger Karpathenausläufer, im Südwcstcn die Bor- höhen der steirischen Alpen, im Südosten den Bakonyer Wald, und im Nordosten die Neutraer Bergzüge zur Grenze. Aecker und Weiden sind bedeckt mit Halmen und Herden, und der Getreide - und Viehhandel hat in Wieselburg und Oeden- burg seine großen Stapelplätze. Die Strecke zwischen Preßburg und Wieselburg heißt der Haidboden, die zwischen der kleinen und großen Raab die Raabau, zwischen ihr und dem Haidboden breitet sich der Hansag aus. Die Sommer pfle- gen so heiß zu sein, daß der Bauer sein Bett unter dem Vorsprung des Daches im Freien aufschlägt, und es gegen die Golfen durch ein dichtes Netz schützt, wel- ches an langen Fäden vom Balken herabhängt, wie er sich gegen die Ein- brüche des Wolfes auch durch gewaltige Dornbündel wahrt, die er als Wand um sein Gehöft aufthürmt. Zwischen den beliebten Lettinger Tabak pflanzt er Kar- toffeln, arbeitet fleißig, liebt aber auch bunten Sonntagsstaat: einen dicken Blu- menstrauß oder ein Bündel wollener und schwarzer Pfauenfedern auf dem Hute, einen bunten Brustlatz mit kleinen bunten Rosetten geschmückt und seine Frau putzt sich mit Bändern, Schleifen und Spitzen, die Hirten haben weiße Mäntel mit eingenähten rothen Blumen, drehen ihr schwarzes Haar in zwei dicke Zöpfe und lassen sic vor dem Ohre herabhängen. Zn der Kirche sitzen die Mädchen vorn, hinter ihnen die Frauen mit weißen Kopftüchern, und ganz hinten -knien die Männer, oder sitzen auf untergeschlagenen Beinen. Doch wir haben noch Vieles von Ungarn zu erzählen, besteigen daher den leichten Wagen und fahren über Pest wieder durch die Pußten, um die Weingegenden kennen zu lernen. Von Csarda zu Csarda setzen wir unsern Weg fort und sehen uns bald im rechten Tabaks - und Weinlande. Eine Csarda.

8. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 43

1858 - Leipzig : Spamer
Gewächsreichthum der Batschka. 43 nach der Donau hinüber, indem er die Teletskaner Platte zur rechten Hand behält. Der Begakanal im östlichen Theile des Banats dagegen ist eine 16 Mei- len lange Verbesserung des Begaflusses, dessen morastige Ufer der Schifffahrt hinderlich sein würden. In grader Linie führt er die Getreidekähne von Facset und Temesvar bis Becskerek, wie denn auch der Temeskanal die Temes verkürzt und der Berzavaer Kanal die Temes mit ihrem Zuflüsse, der Berzava, verbindet. Man geht damit um, baldigst im Banat Eisenbahnen anzulegen, den Laus der Theiß zu regeln und so unendlich viel fruchtbares Land für den Ackerbau zu gewinnen ; so sieht es einer großen Zukunft entge- gen. Leiten diese glücklichen Verhält- nisse Kolonien fleißiger Anbauer ins Land, wie dies bereits im vorigen Jahrhundert wiederholt geschehen ist, so wird die Wohlhabenheit des Lan- des noch mehr zunehmen, und das Banat die Kornkammer Europa's werden. Die Niederungen der Batschka, vor Zeiten der Tummelplatz blutiger Schlachten altrömischer und türki- scher Heere, umschließen mit ihrer getreidetragenden Stromebene ein nie- driges , wenig fruchtbares Plateau, auf welchem Roßheerden und Rinder weiden, und das man unter dem Namen Batschka nicht mit zu begrei- fen pflegt. Dagegen darf man die Niederungen, welche Theiß und Do- nau mit ihrem fetten Schlamme dün- gen, das Nilland der Monarchie nennen. Da wogen unabsehbar die hochhalmigen Weizenfelder in grü- nen oder gelbbraunen Wellen, da duftet es aromatisch von dem reifen- den Roggen, da ziehen sich Hanfäcker als dunkelgrüne Streifen zwischen Weinbergen und Obsthainen hin, blöken Schaf- herden drüben auf dem Anger, kriechen Kürbißranken mit gewaltigen Früchten beladen am Boden hin, und schaut des Maulbeerbaumes weiße Frucht verstohlen aus der Schattennacht der Blätter hervor. Behaglich breiten sich zwischen Wiesen und Gärten die reichen Dörfer der deutschen Bauern aus, welche mit Fleiß und Sorgfalt den fruchtbaren Boden benutzen und durch das ganze Kaiserthum wegen ihrer Wohlhabenheit, ihrer Treue, wie ihres Fleißes rühmlichst bekannt sind. Freundlich schimmern zwischen dem Grün der Pflaumen - und Apfelbäume die Serbische Posten.

9. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 41

1858 - Leipzig : Spamer
Schiffszieher-an der Donau. Bilder aus der serbischen Woiwodina und dem Temeser Banat. i. aul den gesegnetsten Ländern Europa's gehört das Banat. Hier ist üppige ^„^.Fruchtbarkeit gepaart mit überraschender Schönheit. Unabsehbare Hei- den wechseln mit üppigen Getreidefeldern, schilfige Moräste mit prachtvollen Laubwäldern, romantische Gebirgsthäler mit weiten Ebenen, und zu dieser Mannigfaltigkeit der Landschaften gesellen sich ver bunte Schmuck der verschie- denen Trachten und der abweichenden Physiognomien der Landesbewohner. Hier hausen blauäugige, gelbhaarige Deutsche in stattlichen Dörfern, im nächsten Ort liegen Walachen in langen Hemden und weiten Beinkleidern müßig vor den Thüren der Holzhäuser, wogegen draußen vor den weißen Wohnungen des näch- sten Dorfes stämmige Serben arbeiten, Bulgaren auf den Aeckern pflügen, oder schlanke Magyaren in sausendem Galopp auf klapperndem Wagen hinaus nach der Pußte jagen. Damit das Land aber neben dem Reichthum an irdischen Schätzen auch unter weisen Herrschern der höheren Güter nicht entbehre, gewann der Türken - und Franzosenbesteger Prinz Eugen bei Zenta einen seiner schösten Triumphe.

10. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 5

1858 - Leipzig : Spamer
r"—- Die Königskrone. Verschiedene Volksstämme. 5 Blumengewinde und symbolische Thiergestalten als Einfassung umgaben, lieber den sieben auf Säulen ruhenden Schwibbogen der Mantelstickerei sah man oben Adler, darunter Portraits, und die 4 Felderder Mantelbreite wurden von Heili- genbildern gefüllt, die von geflügelten Engeln wie von einem Rahmen umspannt waren. Da sah man aus dem Rückenstück den Heiland mit der Glorie, dem Kreuz- stab und der Himmelskugel, den Fuß aus Löwen - und Drachenköpfe setzend, um- geben von betenden Engeln, rechts die heilige Maria und oben und unten die Symbole der Evangelisten. Propheten mit Unterschriften, Apostel unter gothi- schem Baldachin, allegorische Figuren, Märtyrer, Könige, Arabesken mit Blumen und Adlern, die Portraits des Königspaares und seines Sohnes, Heilige und Könige mit Krone, Speer und Weltkugel füllten die übrigen Räume des wunder- baren Mantels. Kaum hatte Stephan das Land in 72 Gespanschaften eingetheilt und die Verwaltung geregelt, so waren slavische und deutsche Colonisten wiederholt ins Land gezogen und mit ihnen städtisches Leben , Gewerbfleiß lind Betriebsam- keit. Deutsche Kreuzfahrer durcheilten das Land, und der König Andreas Ii. unternahm sogar einen besondern Kreuzzug mit seinen frommen Ungarn. Denn ihre Macht war rasch gewachsen, da sich die Jazygen (zu unterscheiden von den zur Römerzeit von der Moldau aus nach Ungarn eingedrungenen und als behende Bogenschützen gefürchteten) mit ihnen vereinigt hatten. Aus schnellen, mit Schup- penpanzern bedeckten Rossen sprengten die Reiter daher, die gleichfalls ein eng anliegendes Schuppenkleiv trugen. Kein Wall, kein Strom hielt sic aus, und weithin entsandten ste die selten fehlenden Pfeile. In den Pußten der Theiß erhielt sich dieser magyarische Volksstamm, lebte nach alter Weise von dem Ertrag der Herden und Aeckcr und behauptete bis in die neueste Zeit seine Privilegien, die jedem Jazygen Adelsrechte verliehen. Er bewohnt mit den Kumancn noch hellte die drei Districte Iazygien, Klein - und Großkumanicn mit dem Hauptort Iaszbercny und bekennt sich zur kleinern Hälfte zur helvetischen Eonfession. Als die Mongolen Rußland verheerten, gewann Ungarn einen neuen Zu- wachs der Bevölkerung, denn es flüchteten Kumancn, ein Volk türkischen Stam- mes , nach Ungarn, ließen sich in den Pußten von Ketskemet und in dieser Stadt nieder und dienten den ungarischen Königen als Leibwache, da sie als geschickte Steinschleuderer sich einen Namen erworben hatten. In langem Gewände mit Litzen und langem Schlitz auf der Seite, mit einer Mütze mit hohem Federbusch, einem großen Schild und einer Keule versehen, zogen sie vor den Königen her. Aber Diese blieben dennoch beschränkt in ihrer Macht, da der Adel das Recht er- hielt, auf dem Reichstage in der Ebene Rakos deil König zu wählen. Tausende stattlicher Reiter kamen auf flüchtigen Rossen dahergesprengt, auf dem Haupte die viereckige Mütze mit der Reiherfeder, im goldblitzenden Attila, das krumme Schwert an der Seite. Zelte wurden aufgeschlagen, ein buntes, lustiges Lager- leben begann, Gesang erscholl, sobald die Berathungen zu Roß beendigt waren, und unendliches Jubelgeschrei erfüllte die Luft, wenn die Herolde den Namen des zum König Erwählten verkündigten. Nachdem der Adel dem Könige 1222 die goldene Butte abgetrotzt hatte,
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