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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
28 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
seine Unterstützung zuzuwenden. Durch verschiedene glückliche Maui-
pulationen begünstigt, ward Law der einflußreichste Mann in Frankreichs
er leitete bald alle Finanzgeschäfte des Staates. Nun richteten sich die
Blicke aller derjenigen, welche rasch, ohne zu arbeiten, reich werden wollten,
den Unternehmungen des ebenso kühnen, wie vom Glück begünstigten
Schotten zu.
Alle Welt wollte Lawsche Aktien haben. Das rasche Steigen der-
selben, die großen Gewinne glücklicher Spekulanten erzeugten eine förmliche
Spielwut. Arm und reich, vornehm und gering drängte sich zu der Kasse
des gefeierten Finanzmannes. Der hohe Adel beugte sich vor dem schot-
tischen Emporkömmling, und selbst ausländische Fürsten sandten Agenten
nach Paris, um für sie zu spielen. In kaum drei Wochen waren 300 000
Aktien zum Nominalbetrag von 150 Millionen Livres untergebracht,
welche der Gesellschaft 1500 Millionen Livres zuführten. Rasch stiegen
die Aktien auf 6-, 7-, 8-, 9-, 10 000 Livres. Die Gewinne, welche hier-
bei gemacht wurden, waren unglaublich. Die Spielwut erhielt sich von
Mitte 1718 bis gegen Ende des Jahres 1720, denn da hatte das Fieber,
welches die französische Gesellschaft ergriffen, bereits gründlich ausgerast.
Der schwindelhafte neue Finanzbau Laws war zusammengestürzt; Tausende
von Spekulanten lagen unter seinen Trümmern begraben. Wie viel Elend
und Unglück diese merkwürdige Aktienspielwut indessen auch für Frankreich
brachte, so hatte sie doch immerhin einiges Gute für die neueu An-
siedelungen in Amerika. Es waren eine Menge Menschen nach den Be-
sitzungen der Mississippi-Gesellschast gelockt worden, und dieselben ver-
ließen doch nur zu eiuem ffeinen Teil das Land, als der Zusammenbruch
von Laws papieruem Kunstbau erfolgte. Schou im Jahre 1717 hatten einige
französische Kolonisten am Ausflusse des Mississippis eine Niederlassung ge-
gründet, welche sie zu Ehren des Regenten von Frankreich, des Herzogs
von Orleans, New Orleans nannten. Die günstig gewählte Lage in
der Nähe des Meeres machte die Stadt sehr bald zu einem wichtigen Aus-
fuhrplatze für den unerschöpflichen Reichtum der Laudesprodukte Louisianas.
Ebenso waren auf der Südseite der großen Seen im Michigan- und
Missonristaate Franzosen beschäftigt, das Land zu kultivieren, wobei sie
mehrere neue Städte, wie Detroit, Viueennes, St. Louis, anlegten.
Während die Glückssonne des Schotten am höchsten stand, befürchteten
die benachbarten britischen Ansiedler, daß es den Franzosen gelingen
könnte, eine Verbindung der Kolonien am großen Strome, „dem Vater
der Gewässer", mit den kanadischen Niederlassungen znstandezubriugen.
Daher wurde 1732 von feiten der britischen Regierung die Gründung
einer ueueu Kolonie zwischen den Karolinen und dem spanischen Florida
durch den menschenfreundlichen Oglethorpe begünstigt. Doch erst als ver-
trieben? Protestanten aus Salzburg, als Schweizer und Schotten in
größeren Zügen einwanderten, gewann die neue Niederlassung höheren
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Extrahierte Personennamen: Louis
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Frankreich Amerika Frankreich Louisianas Michigan- Florida Salzburg
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
142 Das Festland Australien.
einem Büttel griff, das mit gutem Erfolge bereits in mehreren Distrikten
von Neusüdwales Anwendung gefunden hatte. Die Regierung setzte näm-
lich einen Preis aus für denjenigen, der im Bezirke von Melbourne Gold
finden würde, und dies geschah Ende September oder Ansang Oktober
1851 zu Clunes und zu Ballarat, ersterer Ort 36, letzterer 24 Stunden
von Melbourne entfernt. Nicht lange, so wurde auch nordwärts von diesen
Stellen, im Bendigodistrikt, Gold gefunden, und während des Winters von
1852 hielten sich hier allein 50 000 Goldgräber auf, die fast alle so
glücklich waren, mit Schätzen beladen nach Hause zurückkehren zu können.
Einzelne derselben hatten an einem Tage für 5000 Pfund Sterling Gold
erbeutet. Nunmehr strömten Menschen aus der ganzen Welt herbei, hunderte
von Schiffen kamen in Melbourne an, und es war nichts Seltenes, daß in
einem Monate 20 000 bis 30 000 Fremde landeten. Ein merkwürdiger
Wetteifer in den Kolonien entstand, um die fabelhaften Gerüchte über die
Größe der Schätze zu verbreiten, und die armen Goldwäscher, welche auf
dem Sprunge standen, nach einem oder dem andern Orte aufzubrechen,
waren eine Zeitlang in Verzweiflung, weil sie nicht wußten, welchen sie
wählen sollten, d. h. an welchem möglicherweise wohl die größten Nuggets
(Goldklumpen) zu finden wären.
Als indessen überall frische Minen eröffnet wurden, und als in den
Städten eine „Goldeskorte" nach der andern eintraf, wurden die Leute
überall goldtoll, und es wiederholten sich in Viktoria genau alle die Er-
scheinungen, welche schon bei der Goldentdeckung in Neusüdwales vor-
gekommen waren. Es schien auch in Melbourne alles plötzlich auf den
Kopf gestellt; die Leute mit starken Gliedern und harten Händen standen
in der gesellschaftlichen Stufenleiter obenan; ihre Einkünfte waren durch
die gesammelten Schätze außerordentlich gestiegen, und in gleichem Ver-
Hältnisse gingen die Preise aller Waren in die Höhe. Luxusgegenstände
erreichten fabelhafte Preise, da Geld genug vorhanden war und sich Leute
fanden, die mit vollen Händen gaben. Ein alter Soldat, der sich einige
Jahre vor der Goldentdeckung in der Umgebung Melbournes für seine
Ersparnisse von ungefähr 100 Pfund Sterling ein Stück Land gekauft
hatte, verkaufte dasselbe Land kurz nach der Goldentdeckung, da es zu
Bauplätzen verwendet werden sollte, für 120 000 Pfund Sterling. Auf
der andern Seite mußten freilich sämtliche Besoldungen unter 6000 Mark
um etwa 50 Prozent erhöht werden, da die Beamten sonst nicht mehr
hätten auskommen können, und die Polizeileute erhielten, damit sie auf
ihren Posten blieben, täglich 5 Schillinge 9 Penee oder 6 Mark nebst
ihren Rationen.
Die Goldausbeute war aber auch fabelhaft. Am 9. November 1851
brachte die Goldeskorte vom Berge Alexander für 400 000 Mark und von
Ballarat für 144 000 nach Melbourne. Am folgenden Mittwoch wurden
über 800 000 Mark in Gold eingeliefert, am dritten Mittwoch weit über
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150 Die ozeanische Inselwelt.
sind hohe Eilande, von Kettengebirgen durchzogen, deren Spitzen eine bc-
deutende Höhe erreichen, und worunter einige als Vulkane erscheinen. Die
zahlreichen Einwohner gehören zu den Papuas.
Ein Gürtel um den Leib ist das einzige Kleidungsstück; sie tättowiereu
Gesicht, Arme und Beine, bemalen sie auch mit Rot und Weiß und färben
ihre Haare gleichfalls rot. Ihre Fahrzeuge oder Prauen sind aus mehreren
Stücken zusammengesetzt und wahre Meisterwerke der Kunst. Um sie zu
zieren, legen sie dieselben mit farbigem Holze oder Perlmutter aus. Von
ihren Kriegsfahrzeugen war eines der größten 29 111 lang und 2 in breit.
Merkwürdig sind ihre Begräbnisfeierlichkeiten. Wenn ein Erwachsener stirbt,
so wird seine Leiche auf einem hohen Gerüste ausgestellt und darunter eine
Grube gemacht, welche das abgelöste Fleisch, das die Raubvögel übrig ge-
lassen, auffängt. Co liegt der Leichnam, bis alles Fleisch entfernt und nur
das Skelett noch vorhanden ist. Dieses bringt man alsdann in ein gemein-
schaftliches Grab, bedeckt dasselbe mit einem Geflecht und führt eine Hütte
darüber auf. Die Gräber der Kinder bestreut man bloß mit Blumen. Die
Oberhäupter, welche sich durch Zieraten, besonders durch einen aus zwei
Federn bestehenden Schmuck auszeichnen, stehen in hohem Ansehen. Tritt
ein Unterthan unvorsichtig in den Schatten seines Häuptlings, so wird dies
ans der Stelle mit dem Tode bestraft, und nur Reiche oder Vornehme können
sich mit Aufopferung ihres Vermögens davon loskaufen. Die Häuptlinge
der verschiedenen Inseln leben miteinander oft im Kriege, die Gefangenen
werden Sklaven und dienen dem Sieger. Von der Hinterlist der Bewohner
dieser Inseln zeugt folgendes Beispiel: Im Jahre 1828 ankerte ein bri-
tischer Walfischfänger in einem ihrer Häsen; man kam ihm mit der größten
Freundlichkeit entgegen und brachte Dams und andre Eßwnrzeln zum Geschenk.
Schon war der Kapitän im Begriff, eine geröstete Yamswurzel zum Munde
zu führen, als ein junger Eingeborener, der zufälligerweise schon länger
ans dem Schiffe war, hinzusprang und mit heftigen Gebärden andeutete,
daß der Genuß der Wurzel töten würde. Man verstand ihn sofort, unter-
suchte die Wurzel und fand sie mit einem schnelltötenden Gifte überzogen.
Die Eingeborenen ergriffen fogleich die Flucht, wurden aber von einein
Walfischboot verfolgt, dessen Mannschaft mehrere von ihnen verwundete
und tötete. Infolge des Vertrages, der am 6. April 1886 zwischen Deutsch-
laud und England geschlossen wurde, sielen die nordwestlichen Inseln dieser
Gruppe an Deutschland (etwa ein Drittel) und die südlichen an England.
Bewohnt ist die Gruppe von ca. 167 000 Melanefiern.
Doch wir verlassen die wunderschönen Salomonseilande, um den
Archipel von Santa Cruz zu besuchen. Der Entdecker desselben ist
gleichfalls der Spanier Mendana, welcher auf seiner dritten Reise im
Jahre 1595 beim Aussuchen der von ihm entdeckten Salomonsinseln jenen
statt dieser fand. Nur noch einmal wurde er von dem berühmten See-
fahrer Quiros elf Jahre später gesehen, dann gänzlich vergessen, bis ihn
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Extrahierte Personennamen: Dams Spanier_Mendana
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- England Deutschland England
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 171
welches auf Aap, einer der Karolinen, im Kurs ist. Es besteht dies
nämlich aus runden Steinen von der Gestalt und Größe eines Schweizer-
käses bis zu der eines Mühlsteins. Durch ein in der Mitte befindliches
rundes Loch kann ein Stab gesteckt werden, an welchem diese seltsame
Münze getragen wird. Diese großen Geldstücke sind vor den Häusern zur
Schau ausgestellt. Als Scheidemünze hat man Stücke von der Größe
eines Thalers oder Perlmutterschalen.
Setzt man bei Verfolgung der langen Reihe der Karolineninseln
seine Reise noch weiter nach Osten fort, so gelangt man in den Lord
Mulgrawe-Archipel, welcher wieder in eine nördliche Gruppe, die
Marshalls-, und in eine südliche, die Gilberts- (Kingsmill-) Inseln,
zerfällt. Die erste Entdeckung geschah schon 1529 durch den Spanier
Saavedra, und zwar durch Zufall, bis die englischen Seefahrer Gilbert
und Mars hall sie wieder auffanden. Vorzüglich bekannt sind sie uns
durch den russischen Kapitän Kotzebue und seinen Begleiter, den Dichter
Chamisso, geworden, welche beide eine äußerst anziehende Schilderung
von den liebenswürdigen Bewohnern, besonders denen von Ratack, machten.
Das Volk zeigte sich den Seefahrern freundlich und harmlos, munter, für
Frohsinn und Geselligkeit gestimmt, gescheit und sinnreich. Man kam den
Russen nach Überwindung der ersten Besorgnis vor ihrer Überlegenheit
freundschaftlich entgegen, war nie zudringlich und überlästig; das Eigentum
war geehrt, von Diebstahl keine Spur. Als Kotzebue 1817 mehrere
Wochen auf den Ralickinseln, namentlich Otdia, verweilte, schlössen sich
der Häuptling Rarick und ein andrer Einwohner, Lagediak, ihm be-
sonders an. Letzterer, welcher den Namen Kadu führte, hatte Kotzebue so
lieb gewonnen, daß er sich von ihm nicht wieder trennen wollte. Er führte
seinen Entschluß wirklich aus, betrug sich auf dem russischen Schiffe so ge-
sittet und bescheiden, als ob er mit gebildeten Menschen schon lange Um-
gang gehabt hätte und gewann die Liebe aller. Kadu machte mit Kotzebue
die Fahrt bis Unalaschka und bis an die Beringsstraße; als aber die
Schiffe wieder südlich fuhren, die Sandwichinseln berührten und der
Tropenbewohner nach der Kälte des Nordens und seinen verkrüppelten
Bäumen hier die heimatliche Palme aufs neue erblickte, da war er über
ihren Anblick so erfreut, daß das Heimweh mit seiner ganzen Gewalt er-
wachte und er gegen Ende des Jahres 1817 wieder nach Otdia zurück-
kehrte. Er ward von Kotzebue noch reichlich beschenkt, allein beim Ab^
schiede schien Kadu erst recht zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von
seinen russischen Freunden werde. Er weinte wie ein Kind und bat sie
flehentlich, wiederzukommen. Mit Innigkeit schloß er sich an Kotzebue an
und fragte oft, ob er denn auch wirklich wiederkäme; Männer, Weiber und
Kinder begleiteten die Abreisenden bis zur Schaluppe, und nachdem sie
vom Lande abgestoßen waren, setzten sich die Insulaner ans User und
stimmten ein Lied an, in welchem die Namen der Freunde oft vorkamen.
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Extrahierte Personennamen: Gilbert Chamisso Kadu
Extrahierte Ortsnamen: Lord
Mulgrawe-Archipel Spanier
Saavedra Otdia
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Neukaledonien. 155
klägliche Fortschritte gemacht. Nach dem für sie unglücklichen Kriege
1870/71 hatten sie nun gar die in Paris gefangenen Communisten dahin
gebracht und versprachen sich von deren Einfluß auf die Eingeborenen und
von deren Wirksamkeit reichen Erfolg. Im Jahre 1885 belief sich die
Bevölkerung auf 20 813 Seelen.
Die größte Insel Ozeaniens nach Neuguinea ist die 1642 von dem
berühmten Seefahrer Tasm an entdeckte und von ihm zunächst Staaten-
land genannte Insel Neuseeland. Mehr als ein Jahrhundert verging
Mann und Frau aus Neukaiedonien.
nach der ersten Auffindung, bis sie 1769 von Cook auf der ersten Reise
um die Erde wieder besucht ward. Er fand, daß Neuseeland nicht aus
einer, sondern aus zwei Inseln bestehe, welche durch eine Meerenge, die
man zum Andenken an ihren Entdecker Cooksstraße nennt, voneinander
getrennt sind. Derselbe Seefahrer besuchte sie noch mehrere Male.
Andre sind ihm nachgefolgt, und so ist sie uns ziemlich bekannt geworden.
Eine Kette schneebedeckter Gebirge, meist vulkanische Kegelberge, bis zu
5000 m. Höhe, durchzieht beide Inseln. Die Küsten sind reich an weiten
Buchten und schönen Häfen. Dichte Wälder bedecken die Hügelreihen und
die riesenmäßige Kallrifichte findet sich häufig. Nirgends trifft man ein
! x
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Extrahierte Personennamen: Cook Cooksstraße
Extrahierte Ortsnamen: Neukaledonien Paris Neuguinea Neuseeland Neuseeland
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Engländer und Franzosen im Norden von Amerika. 9
England zu jener Zeit über die Mittel verfügt hätte, um auf die Erschließung
von so unwirtlichen Territorien größere Summen verwenden zu können.
Halb schon in Vergessenheit geraten, starb er 1557. Ihm zu Ehren nannte
man später das Gebiet zwischen der Hudsonsbai, Kanada, Neu-Wales und
Labrador Cabotia. Als nach der Entdeckung der Südsee alle Zweifel
darüber schwanden, daß Amerika als eine getrennte Welt zwischen Asien
und Europa sich ausbreite, begann man etwas eifriger nach einer Durch-
fahrt in die Südsee zu suchen.
Landung der Franzosen in Kanada.
Indessen gehörte zur Mitte des 16. Jahrhunderts das Reisen nach
den ausgedehnten Gebieten des Nordens von Amerika nicht zu den Lieb-
lingswünschen europamüder Abenteurer. Weshalb sollten sie zur Jagd auf
Eisbären und zum Stockfischfang ausziehen, wenn sich in Mexiko und an
der Westküste von Südamerika verführerisches Gold in Menge gewinnen
ließ? Im kalten, erzlosen Norden konnte ein unermeßliches Wald- und
Wassergebiet nur den Jäger anlocken, die Härte des Winters ließ die
Niederlassungen in jenen Regionen im Hinblick auf die Heimat nicht als
vorteilhaften Tausch erscheinen.
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Kanada Neu-Wales Südsee Amerika Asien Europa Kanada Amerika Mexiko
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die französische Mississippi-Gesellschaft. 27
Ein merkwürdiger Umstand, wie er sich kaum jemals in ähnlicher
Weise wiederholt hat, trug zum Gedeihen der von den Franzosen gegrün-
deten Kolonie Louisiana bei. Zwei Reisende, die vom französischen
Kanada aus nach dem Innern von Nordamerika vorgedrungen waren,
hatten noch bei Lebzeiten Ludwigs Xiv. den Mississippi entdeckt. Ihre
Schilderungen von der Üppigkeit und dem natürlichen Reichtum des Landes
regten zu weiteren Untersuchungen an, und Herr de la Salle erhielt Voll-
macht zur Erforschung und Besitznahme jener Gegenden. Derselbe gelangte
bis zur Mündung des Mississippis und gab dem Lande zu Ehren des Königs
den Namen Louisiana. Die ersten Niederlassungen hatten keinen rechten
Erfolg, auch die Unternehmungen des reichen Kaufmanns Crozat, welchem
1712 das Privilegium des ausschließlichen Handels dahin sowie das
Eigentumsrecht aller neuentdeckten Minen zuerteilt worden war, scheiterten.
Derselbe bot daher sein Privilegium dem durch sein rasches Emporkommen
ebenso bekannten wie durch seinen jähen Fall berüchtigten Schwindler
John Law an.
Letzterer hatte schon 17 Jahre früher dem schottischen Parlament die
Gründung einer großen Handelsgesellschaft mit ausgedehnten Befugnissen
vorgeschlagen. Der Antrag Crozats kam ihm deshalb sehr willkommen,
und er entwarf behufs Ausbeutung des Privilegiums den Plan zur
Gründung einer Aktiengesellschaft, welche mit dem für die damalige Zeit
gewiß sehr bedeutenden Kapital von 100 Millionen Livres arbeiten sollte.
Das mit großen Vorrechten ausgestattete Privilegium, mit welchem auch
das Recht des Alleinhandels mit kanadischen Biber- und andern Fellen
vereinigt wurde, verlieh der Gesellschaft das volle Eigentumsrecht über
alle in Louisiana entdeckten und noch zu entdeckenden Ländereien. Alle
daselbst vorhandenen Forts, Vorräte?c. wurden ihr überwiesen und ihr
dafür nur die Verpflichtung auferlegt, jährlich 6000 Europäer und
300 Neger einzuführen sowie für Geistliche und Kirchen zur Bekehrung
der Indianer zu sorgen.
Anfänglich fand das Unternehmen sehr laue Aufnahme. Die Erinnerung
an ähnliche fehlgeschlagene Versuche, die Art der Kapitalbeschaffung, das
Mißtrauen des Parlaments, alles stand einer raschen Beteiligung ent-
gegen. Es dauerte fast ein Jahr, ehe die 200 000 Aktien gezeichnet
waren. Mit dieser Unternehmung brachte Law jedoch nach und nach eine
Menge andrer Handelsspekulationen und großer Geldgeschäfte in Ver-
bindnng. Es gelang ihm, den gesamten indischen Handel Frankreichs in
den Händen einer einzigen Gesellschaft zu vereinigen, welche nun den
Namen „Indische Kompanie" annahm. Auf Kosten dieser Gesellschaft
wurden dann Ansiedelungen am Mississippi in großem Maßstab eingeleitet,
eine Menge Leute durch Anpreisung der Reichtümer des erworbenen Ge-
bietes zur Auswanderung verlockt und der französische Adel durch Ver-
leihung von Herzogtümern und Baronien bewogen, der überseeischen Kolonie
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs John_Law
Extrahierte Ortsnamen: Louisiana Kanada Nordamerika Louisiana Louisiana Frankreichs Mississippi
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
138 Das Festland Australien.
höheren gebirgigen Steilen, in denen, wie z. B. Mouut Kosciuszko, der
Schnee während des größten Teiles des Jahres liegen bleibt. In Sydney
hat man, solange es bekannt ist, nur einmal (im Jahre 1836) Schnee be-
obachtet. Im allgemeinen ist das Klima der Gesundheit sehr zuträglich,
so daß epidemische Krankheiten fast unbekannt sind. Augenkrankheiten sind
davon ausgeschlossen, sie erscheinen häufig und sind Folge der staubführenden
nordwestlichen Winde. Brustkranken ist das Klima, namentlich in den
Breiten von Sydney, sehr zuträglich. Die Kolonisten klagen nicht selten
über Rheumatismus, doch dürfte dies mehr ihrem unregelmäßigen Leben
als dem Klima zuzuschreiben sein.
Es liegt in der Beschaffenheit des Landes und ist bei solchen klima-
tischen Verhältnissen erklärlich, daß Australien eigentliche Kulturlandschaften
vorzugsweise nur in den Küstenregionen haben kann; das Innere wird,
soweit es sich zur Ernährung von Herden eignet, den Viehzüchtern vor-
behalten bleiben. In den für den Ackerbau geeigneten Distrikten baut
man mit Erfolg alle europäischen Getreidearten, ebenso gedeihen auch
Südfrüchte, Baumwolle und Tabak vortrefflich, namentlich aber verdient
der Weinbau alle Beachtung; bereits wird seit Jahren ein vortrefflicher
einheimischer Rebensaft in den Kolonien getrunken, der auch nach Europa
und Amerika seinen Weg findet.
An Gesteinen finden sich in Australien hauptsächlich und werden nutzbar
gemacht: Granit, Sandstein, Basalte, Kalkstein, Quarz. Man hat bereits
angefangen, letzteren zur Glasfabrikation zu verwenden, während Granit
und Basalt zu Baumaterialien dienen. An vielen, leider fast unzugäng-
lichen Gegenden ist schöner Marmor, Porzellanerde und Töpferthon ge-
fnnden worden. Aus der Ostküste, oberhalb Sydney, werden bei Newcastle
reiche, mächtige Steinkohlenflöze bearbeitet. Braunkohle (Lignit) findet
sich ebenfalls in größeren Lagern vor, und man sängt an, solche aus-
zubeuten. Besonders reich aber ist Australien an edlen Metallen und vor-
nehmlich wieder an Gold. Die Goldwäscher beschränken sich bis jetzt Haupt-
sächlich auf die Kolonien Viktoria und Neusüdwales, doch hat man auch
in Queensland und Südaustralien Gold gefunden, ja vom Golf von Car-
pentaria aus hat auch fchon hin und wieder Gold seinen Weg nach Sydney
gefunden. Es ist über allen Zweifel erhaben, daß sowohl im Norden als
im Innern noch mehr bedeutende Goldfelder entdeckt werden. Seit der
Entdeckung der Goldfelder im Jahre 1851 bis zum Ende des Jahres 1879
hat man von Australien 60 990 855 Unzen im ungefähren Werte von
240 349 413 Pfd. Sterl. oder über 5 000 000 000 Mark Gold aus-
geführt. Doch nicht bloß an Gold, sondern auch an andern Metallen ist
Australien reich, und namentlich an Kupfer, welches hauptsächlich in Süd-
australien und Queensland ausgebeutet wird. In letztgenannter Kolonie
findet sich dasselbe in besonders reichen Erzen. Gediegenes Silber wird
ebenfalls hin und wieder gesunden und namentlich in St. Arnand in
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Extrahierte Personennamen: B._Mouut_Kosciuszko
Extrahierte Ortsnamen: Australien Sydney Sydney Europa Amerika Australien Sydney Viktoria Queensland Sydney Australien Queensland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
154 Die ozeanische Inselwelt.
einen Stiel zurecht, da ihm die europäische Handhabe nicht paßt. Das
Beil wird iu seiner Hand zu einer furchtbaren Angriffs-und Verteidigungs-
Waffe. Die Bewohner der verschiedenen Inseln leben in beständigen Kriegen
miteinander, so freundschaftlich sie den Europäern auch oft entgegenkamen,
so konnten dieselben doch nicht genug auf ihrer Hut feiu, da Treulosigkeit
ein hervorstechender Zug ihres Charakters zu sein scheint.
Südwestlich von den Neuen Hebriden liegt die 16 762 qkm große
Insel Neukaledonien. Dieselbe ward nebst mehreren daran liegenden
Jnselchen am 4. September 1774 von Cook entdeckt, indem er von dem
Heiligengeist-Archipel südwestlich schiffte. Der genannte große Seefahrer
entwirft ein ziemlich freundliches Bild von den Bewohnern dieses Landes,
indem während seines Aufenthaltes nichts Unangenehmes sich zutrug. Später.
1792, kam der Franzose d'entrccasteaux hierher und sprach sich im ent-
gegengesetzten Sinne über sie aus. Sie gehören gleichfalls zu der Papua-
raffe und wurden von dem letztgenannten Reisenden als freche Diebe, wild
und streitsüchtig und als Menschenfresser erkannt. Man fand benagte
Menschenknochen bei ihnen und entdeckte jenes abscheuliche Instrument,
dessen sie sich zu bedienen pflegen, um ihren Schlachtopfern den Bauch auf-
zureißen. Mit menschenfrefserischer Lüsternheit betrachteten sie die kräftigen
Körper der Fremden, wobei sie ausriefen: „Kap parec", d. h. sehr gut.
Ein Gürtel war ihre einzige Kleidung.
Zur Erntezeit feiern die Bewohner Neukaledoniens, welche man auch
oft, wie die Südsee-Jusulauer insgemein, Ka n aken nennt, das sogenannte
Pilupilufest. Hierbei findet eine Verteilung von Nahrungsmitteln statt,
ein großer allgemeiner Schmaus, und schließlich ein einfacher Tanz, bei
welchem die Weiber einen großen Kreis bilden, den im Innern eine
kleinere Gruppe, mit grünen, blühenden Zweigen ausgestattet, umtanzt.
Ein Franzose, der diesem Feste zuschaute, faud, daß dasselbe eiu
trauriges Nachspiel hatte. Durch einen Eingeborenen aufmerksam gemacht,
fand er in einer Hütte zwölf Häuptlinge neben einein gewaltigen Feuer,
an dem man die Leichen erschlagener Feinde briet und auffraß. Deu
widerlichsten Anblick gewährte ein Greis, der einen ganzen Schädel ab-
nagte. Der alte Dämon hatte bereits alle fleischigen Teile, die Nase und
die Backen abgezehrt; nun grub er mit einem Stäbchen die Augen aus
und suchte dann zum Gehirn zu gelangen, indem er durch Aufschlagen des
Schädels anf einen Stein die weichen Teile herausschüttelte und ganz ver-
schlang. Endlich legte der schlane Alte, um nichts zurückzulassen, den
Schädel mit der Rückseite ins Feuer, die Hitze löste das Gehirn, und bald
war es ganz aufgezehrt.
Neukaledonien ist in französischem Besitz, und die Regierung hat nicht
unbedeutende Summen daran gewendet, um diese reiche, fruchtbare Insel
für das Mutterland nutzbringend zu machen. Doch hier, wie überall,
haben die Franzosen ihre Unfähigkeit zu kolonisieren bewiesen und nur
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Neuseelands Entwickelung und Zukunft. 167
male der Bevölkerung der letztgedachten Abteilungen sind indessen so gering,
daß wir uns hier einfach mit der Aufzählung der Namen begnügen können,
es gelehrteren Abhandlungen und umfangreicheren Werken überlassend,
diese beiden Abteilungen getrennt zu halten. Zu Polynesien gehören die
Fidschi-, Tonga-, Samoa- und Hervey-Jnseln, fernerhin die Sozietäts- mit
den Australinseln, der Panmotu-Archipel (die Jnselwolke), endlich die
Markesas- und die Sandwichinseln oder Hawaii. Zu Mikronesien rechnet
man die Gruppe der Ladronen oder Diebesinseln und die Archipele der
Karolinen-, der Marshall- und Gilbertinseln.
Die Polynesier sind den Malaien verwandt, welche die ostasiatischen
Inseln bewohnen. An Gestalt und Farbe sind sie zwar mannigfaltig und
verschieden, im allgemeinen jedoch mehr als mittelgroß und von gedrungenem,
kräftigem Baue. Ihre Glieder sind fest und muskulös, der Körper wohl-
gebildet, der Kopf häufig oval, das Auge nicht zu groß und schwarz, das
Haar stark und schwarz, oft lockig. Vor den Melanesien, zeichnen sie sich
vorteilhaft durch größere Bildungsfähigkeit aus, so daß, während auf den
zu jener Abteilung gehörigen Inseln die Gesittung nur langsame Fort-
schritte macht, die frühere Barbarei der Polynesier immer mehr abnimmt.
Merkwürdig sind die alten Bauwerke, welche man hier nicht selten findet.
Von Neuseeland wenden wir uns nordwestlich, gehen zwischen Neu-
kaledonien und Australien durch, passieren hierauf die Dampierstraße
zwischen Neuguinea und Neubritannien und erreichen endlich, nachdem wir
den Äquator überschritten haben, unterm achten Grade nördlicher Breite
die wenig bekannten, zum Karolinenarchipel gehörigen Pelew- oder Palaos-,
auch Palau-Jnseln, alle klein und für die Schiffer sehr gefährlich. Ob-
schon 1696 entdeckt, waren sie doch gänzlich in Vergessenheit geraten, als
sie 1783 von dem britischen Seefahrer Wilson wieder gefunden wurden.
Wilson litt in diesem Archipel Schiffbruch, rettete sich jedoch mit seinen
Leuten auf die Insel Oruloug, fand sie von Wilden bewohnt, welche noch
in völligem Naturzustande lebten, und wurde von ihnen äußerst menschen-
freundlich aufgenommen. Dieselben hatten noch niemals Europäer gesehen,
hielten die Kleidung derselben für mit dem Körper verbunden und warew
ganz erstauut, als Wilson den Hut abnahm. Da der Häuptling mit einem
andern der Nachbarinseln sich im Kriege befand, so unterstützten ihn die
Engländer durch einige mit Feuergewehren versehene Matrosen. Sechs
Flinten gewannen die ganze Schlacht, in welcher gegen 4000 Insulaner
von den Kähnen aus gegeneinander kämpften, und erfüllten die Freunde
mit hoher Verehrung, die Feinde aber mit dem furchtbarsten Schrecken.
Man besah die Verwundeten, sie bluteten heftig, und dennoch keine Spur
von Wurfspieß, womit man doch allein gekämpft hatte. Dazu der donner-
ähnliche Knall, der Pulverblitz und Rauch. Alles floh heulend.nach den
Inseln, die Sieger aber waren in Benutzung ihres Sieges sehr bescheiden;
man raubte einige Kokosnüsse und fuhr mit den Verwundeten nach dem
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