Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
664 Drittes Kapitel.
die neue Lehre bald eine heftige Reaktion, geführt von den Bischöfen von
Metz, Tonl und Verdun. Hierdurch wurden die Protestanten zum Anschlüsse
an Frankreich bewogen, durch welchen die Gebiete Metz, Tonl und Verdun dem
Deutschen Reiche verloren gingen (bestätigt durch den Passauer Vertrag, 1552).
Nachdem dann durch den Dreißigjährigen Krieg die Besitzungen und Rechte des
Hauses Habsburg an Frankreich übergegangen waren, wußte sich Ludwig Xiv.
in der allerunredlichsten Weise in den Besitz der noch selbständigen Teile des
Elsasses (vor allem auch Straßburgs, 1681) zu setzen (durch deu Frieden von
Ryswijk 1697 bestätigt). Durch deu Polnischen Erbfolgekrieg gewann Frank-
reich dann auch Lothringen, welches durch den Herzog Franz Stephan, den
Gemahl Maria Theresias, an den Schwiegervater Ludwigs Xv., Stanislaus
Lesziusky von Polen, abgetreten und nach dessen Tode (1766) in Frankreich
einverleibt wurde. Die Bewohner hatten unter französischer Herrschast ziemlich
entschieden das deutsche Wesen und die deutsche Sprache festgehalten, doch war
in letzter Zeit das Franzosentnm in deutlicher Zunahme begriffen. Der Krieg
von 1870/71 befreite das Land von der französischen Gewaltherrschaft (Frank-
furter Friede, 10. Mai 1871); vom Elsaß blieb namentlich nur Belfort mit
Umgegend bei Frankreich. Das gewonnene Gebiet wurde unmittelbares Reichs-
land (Reichsgesetz vom 9. Juni 1871).
Das Christentum wurde im Elsaß durch den Herzog Etticho eingeführt; für
dasselbe war besonders auch dessen Tochter Ottilia, die Schutzheilige des Elsasses
und Begründerin des Klosters Hohenburg auf dem Ottilienberge, thätig. Der Name
Elsaß wird als „Land der seßhaften Alemannen" oder besser als das „Land der
Sassen am Jll" gedeutet. In Lothringen hatte sich wohl schon zu Anfang des
6. Jahrhunderts eine Sprachgrenze derartig vollzogen, daß der von Alemannen
nicht besetzte südliche Teil verwelschte, während der nördliche germanisch blieb. Der
lothringische Herzog Giselbert, welcher sich Frankreich angeschlossen hatte, wurde durch
König Heinrich I. gewonnen (dann Gemahl der Tochter des Königs Gerberga).
Später finden wir Lothringen in zwei Gebiete (Ober- und Unterlothringen) geteilt.
Kaiser Karl Iv. vereinigte 1354 die freien Städte des Elsasses (außer Straßburg
die Städte Weißenburg, Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Rosheim, Mül-
Hausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster) in den „Bund der zehen Städte." Die
Schirmherrschaft über dieselben sowie die Rechte von Landgrafen im Elsaß übten
schon früh die Habsburger aus. In den Besitz von Metz, Toul und Verdun gelangte
König Heinrich Ii. besonders durch das Bündnis mit Kurfürst Moritz von Sachsen;
er spielte sich übrigens als „Schützer der deutschen Freiheit" auf. Der letzte Herzog
von Lothringen, welcher später als Franz I. die deutsche Krone trug, gab sein Land
dem Erbfeinde Deutschlands preis, um für dasselbe das italienische Land Toscana
zu erhalten. Nach der Besitznahme des Landes durch Frankreich haben namentlich
die Landbewohner in Elsaß-Lothringen die deutschen Einrichtungen, Sitten und Ge-
bräuche festgehalten; daß sich in dem jetzigen Jahrhundert das Franzosentum, nament-
lich in den Städten, stark verbreitete, hatte besonders in der Zerrissenheit Deutsch-
lands seinen Grund; trotzdem hat sich die deutsche Sprache in Predigt und
Kinderlehre bis zum Jahre 1870 auf dem Lande fast überall erhalten.
Der östliche Teil vom Elsaß gehört zur oberrheinischen Tiefebene, der
westliche enthält die Ostabhänge des Wasgeuwaldes. Züge des letzteren bilden
die Grenze gegen Lothringen, welches seinerseits ein Hochland darstellt.
Im südlichsten Teile vom Elsaß finden sich Ausläufer des Schweizerischen Juras
bis zum Passe von Belsort hin. Jenseit desselben erhebt sich das Gebirge des Was-
genwaldes als eine Kette aneinander hängender Berge und Höhen. Dasselbe wird
durch das Markircher Thal in eine südliche und eine nördliche Abteilung geschieden.
Die erstere bildet größtenteils ein llrgebirge aus Granit, Gneis, Syenit, Porphyr
und Melaphyr, welchen nur bisweilen Grauwacke, Rotliegendes und Sandstein an-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Metz Ludwig_Xiv Ludwig Franz_Stephan Franz Maria_Theresias Maria Theresias Ludwigs_Xv. Ludwigs_Xv. Stanislaus
Lesziusky_von_Polen Ottilia Heinrich_I. Karl_Iv Karl Kolmar Metz Heinrich_Ii Heinrich Moritz_von_Sachsen Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Verdun Frankreich Frankreich Elsasses Lothringen Frankreich Frankreich Elsasses Hohenburg Lothringen Frankreich Lothringen Elsasses Weißenburg Hagenau Oberehnheim Rosheim Mül-
Hausen Kaysersberg Türkheim Lothringen Deutschlands Frankreich Elsaß-Lothringen Lothringen
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
96 Die Engländer in Ostindien.
einen passenden Artikel zur Erhebung neuer Steuern erblickte. Vor dem
Jahre 1660 hatte kaum ein aus der Themse ausgelaufenes Schiff das
Delta des Ganges besucht — 23 Jahre später erhob sich bereits der Wert
der jährlichen Einfuhr aus den östlichen, reichen und dicht bevölkerten Län-
dern von 8600 Pfd. Sterl. auf 300 000 Pfd. Sterl.
Diese außerordentliche Entwickeluug des indischen Verkehrs begann
gerade zu einer Zeit, welche dem englischen Großhandel in Europa höchst
ungünstig war; denn infolge der Begünstigung der nachbarlichen Moden unter
der üppigen Hofhaltung Karls Ii. überfluteten französische Jndustrie-Er-
zeugnisse alle Märkte des Königreichs. —
Und diese Zeit gelang es den Franzosen, auch in Ostindien, nachdem
nnter Beistand ihres großen Staatsmannes Colbert eine Französisch-
Ostindische Gesellschaft 1664 gegründet worden war, immer mehr
Boden zu gewinnen. Vermöge ihrer Geschmeidigkeit trugen sie bald das
entscheidende Übergewicht insbesondere im Süden der Halbinsel davon. In
dieser bevorzugten Stellung behaupteten sie sich bis in die ersten Jahrzehnte
des 18. Jahrhunderts. Außer den alten Nebenbuhlern im Osten machten
nun auch die Franzosen den Engländern in Indien das Leben sauer. Von
Pondichery, dem Mittelpunkte der französischen Kolonisation in Indien,
liefen fein gesponnene Fäden aus, wodurch die Gouverneure der sranzö-
sischen Kompanie sich mit allen Teilen des indischen Reiches in Verbindung
und ihren Einfluß im Gange erhielten.
Von Jakob Ii. war für gutes Geld jede Gunst, nur keine thatkräftige
.Willensäußerung zu erlangen. Dieser König fügte, um die Kompanie selbst
besser instandzusetzen, den Holländern und andern Gegnern zu widerstehen,
ihren Privilegien die Ermächtigung hinzu, in Indien Festungen zu erbauen,
Truppe» auszuheben und zu unterhalten, Münzen zu schlagen u. s. w. —
um so wertvollere Zugeständnisse, nachdem Karl Ii. bereits im Jahre 1630
die an der Westküste von Vorderindien südlich vom Meerbuseu von Cambay
gelegene Insel Bombay, eine Mitgabe seiner Gemahlin Katharina von
Portugal, dem Ostindiahanse gegen einen jährlichen Erbzins zu Lehen
gegeben. Weiterhin erwarb die Gesellschaft im Jahre 1689 Tegnapatam
südlich von Madras und befestigte die gewonnene nene Besitzung durch das
Fort St. David.
Auch während der ersten Jahre nach der Thronbesteigung Wilhelms Iii.
(1689) nahm der Einfluß und die Bedeutung der zu außerordentlicher
Blüte gelangten Gesellschaft fortwährend zu, jedoch auch die Mißgunst der-
jenigen, welche mit Verdruß bemerkten, wie der auf die Kompanie nieder-
strömende Reichtum sich mehrte. Damit hielten gleichen Schritt die Be-
sorgnisse langjähriger Freunde des Ostiudiahauses. Voll Bangen sahen sie
die längst befürchteten Folgen der intimen Verbindung herannahen, welche
die Leiter des Direktorenhofes während der ärgsten Stuartwirtschaft mit
dem Hose sowie mit den Parlamentsparteien unterhielten. Während dieser
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karls Colbert Jakob_Ii Karl_Ii Karl Meerbuseu_von_Cambay Katharina_von
Portugal David David Wilhelms Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Europa Karls Ostindien Indien Indien Indien Bombay Madras
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 175
Weiterentwickelung des Sparkassenwesens ist Deutschland hinter andern Ländern
zurückgeblieben, besonders hinter Großbritannien und Frankreich, wo (ebenso
wie in Italien und Belgien) die Spareinlagen unter Staatsgarantie gestellt,
ja gewissermaßen die Sparsamen unter den armen Leuten zu Staatsgläubigern
gemacht wurden.
Der Gedanke der Schulsparkasseu soll in Frankreich aufgetaucht sein,
doch ist er zuerst in Deutschland, und zwar in Sachsen-Kobnrg-Gotha und
Weimar (1844) dann in Württemberg und Bayern zu erfolgreicher Verwirk-
üchuug gekommen. Diese Sparkassen sind dann aber in Deutschland nicht in
demselben Maße durchgeführt worden wie in Belgien, Dänemark, Italien,
Großbritannien und besonders in Frankreich. Die Idee der Postsparkassen
ist in England (1881) aufgetaucht und daselbst bereits in hohem Maße der-
wirklicht worden; in Deutschland ist die Absicht der Regierung, dieselben durch-
zuführen, bisher noch nicht verwirklicht worden (Ablehnung der Regiernngs-
vorläge durch den Reichstag). Trotzdem fehlt es anch in Deutschland nicht an
Anregungen und Gelegenheiten, die kleinen Sparbeträge geeignet unterzubringen
Alle größeren und die meisten Mittelstädte, dazu sehr viele Kreise haben Spar-
lassen errichtet und neuerdings denselben eine solche Einrichtung gegeben, daß
selbst Pseuuigsammlungen recht leicht bewirkt werden können (Pfennigspar-
kassen mit dem Verkauf von Marken und Karten bei Geschäftsleuten).
Über den Stand im Jahre 1882 wird folgende Übersicht Aufschluß geben:
Betrag der Einlagen:
in Deutschland 2106 Mill. Mark oder pro Kopf 47 Mark
„ Österreich-Ungarn 1702 „ „ „ „ „ 46
„ Großbritannien 1646 „ „ „ „ „ 46
„ Frankreich 1224 „ „ „ „ „ 33
„ Italien 672 „ „ „ „ „ 24
„ der Schweiz. 244 „ „ „ „ „ 88
„ Skandinavien 546 „ „ „ „ „ 67
„ Belgien-Holland 146 „ „ „ „ „ 16
„ Rußland 64 „ „ „ „ „ 1
„ Spanien 48 „ „ „ „ „ 3
3) Das deutsche Genossenschaftswesen, 1850 von Schulze-Delitzsch
begründet, ist bemüht, die Kräfte des Einzelnen durch die Unterstützung andrer
entsprechend zu heben und dadurch die Erwerbsfähigkeit und die Existenz der
wirtschaftlich Schwachen zu bessern. So haben sich Vorschuß- und Kredit-
vereine (Volksbanken), Genossenschaften in einzelnen Gewerbszwei-
gen und Konsumvereine gebildet. Die Vorschußvereine, welche besonders
in den preußischen Provinzen Brandenburg, Schlesien und Sachsen, demnächst
in den Königreichen Sachsen und Württemberg Verbreitung gefunden haben,
entwickeln im ganzen eine höchst segensreiche Wirksamkeit. Die Konsumvereine,
welche die Erzieluug direkter Bezüge und die Vermeidung des die Waren ver-
tenernden Zwischen- und Kleinhandels anstreben, haben in Deutschland nicht
die nämliche Verbreitung gewonnen wie in Österreich. Gefährlich hat sich
im Genossenschaftswesen die Solidarhaft der Mitglieder erwiesen, daher die
Reichsregierung hierin eine Abänderung herbeigeführt hat. Zu dem Schulze-
Delitzfchfchengeuosseuschaftssysteme ist neuerdings das Reiffeifenfche getreten,
welches sich in landwirtschaftlichen Kreisen bewährt.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Italien Belgien Frankreich Deutschland Sachsen-Kobnrg-Gotha Weimar Württemberg Bayern Deutschland Belgien Dänemark Italien Frankreich England Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Italien Schweiz Skandinavien Spanien Brandenburg Sachsen Sachsen Württemberg Deutschland
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 295
halb soviel haben die Bezirke Breslau und Oppeln. Der Gesamtwert der Waren
hat die Höhe von 6—7 Millionen Mark. — Den Mittelpunkt der Töpfereien bildet
im Bezirke Liegnitz Bnnzlan. — Chemikalien werden in wenigen, aber um so
bedeutenderen Fabriken hergestellt. — Brennereien waren im Jahre 1886/87 944
vorhanden, von denen 29 auch Hefenfabrikation trieben, 612 Kartoffeln und 329
Getreide verwendeten. An Brauereien waren 1887/88 im ganzen 877 vorhanden,
welche aus 40622 Tonnen Getreide und 104 Tonnen Surrogaten 2417600 hl Bier
erzeugten (58 1 per Kopf).
Da die Provinz die natürliche Vermittlung zwischen den deutschen und
den slawischen Stämmen bildet, so ist sie seit alter Zeit auch der Sitz eines
regen Handels gewesen. Es hat sich dabei naturgemäß um den Austausch
der Rohprodukte des Ostens (Polens und Rußlands) gegen die Industrie-
erzeuguisse des Westens (Deutschlands und Frankreichs) gehandelt; auch zwischen
dem Süden (Österreich) und dem Norden (den Handelsstädten der Nord- und
Ostseeküste) war schon früh ein reger Verkehr. Neben selbständigem Handel
fand immer ein bedeutender Durchgangs- und Vermittelungsverkehr statt,
dessen Mittelpunkt Breslau war.
Zu Anfang des 14. Jahrhunderts gingen schlefifche Garne nach Holland,
fchlefische Leinwand über Hamburg nach Spanien, Portugal und England, schlesische
Tuche von Tschirnau und Guhrau nach Ungarn, von Steinau und Wohlan nach
Leipzig; Breslau aber war ein Meßort für den Tuchhandel nach Polen und Ruß-
land. In dieser frühen Zeit gingen vielbenutzte Handelsstraßen aus Schlesien nach
Krakau (über Oppeln, Groß-Strehlitz, Tarnowitz, Benthen und Siewierz oder über
Rosenberg und Woischnik), nach Ungarn (über Oppeln, Ratibor, Troppan und
Olmütz oder über Teschen, und dann durch den Jablunkapaß), sowie nach Wien
(über Ohlau, Grottkau, Neiße, Olmütz und Brünn). Nach der Bereinigung der
Provinz mit dem preußischen Staate wurde der bisherige Verkehr mit den Habs-
burgischen Ländern plötzlich unterbrochen und es trat ein starker Handel mit Polen
und Rußland ein, der durch die Teilung Polens und die Zollpolitik Rußlands
später wieder gemindert wurde. Nach den mit den napoleonischen Kriegen zusammen-
hängenden Handelsstörnngen gereichte die Einverleibung Krakaus in die österreichische
Monarchie dem Verkehre nach dem Osten zum Nachteile, ebenso die immer weiter
getriebene Abschließuug Rußlands; anderseits wurde durch den Aufschwung des
Bergwerks- und Hüttenbetriebes in Oberschlesien, sowie der Landwirtschaft in der
ganzen Provinz der innere Verkehr derselben erfreulich gesteigert, und auch nach dem
Auslande hin ist der Handel immerhin noch ziemlich rege..geblieben. Es werden
gegenwärtig ausgeführt: Kohlen, Kalk und Gewebe nach Österreich; Gewebe (be-
sonders Tuche und halbwollene Stoffe) nach Holland, Schweden, Norwegen, Italien
und dem Orient; Porzellan- und Glaswaren nach Dänemark, Holland, Rußland,
Spanien, Portugal und der Schweiz; Spiritus nach Italien. Kolonialwaren hin-
gegen wurden bisher vielfach aus England und Holland, Pelzwaren ans Rußland,
Schmuck- und Seidenwaren aus Frankreich, Eisen- und Stahlwaren aus England
bezogen, wobei die größeren Handlungshäuser in direktem Verkehr mit dem Aus-
lande standen. — Hinsichtlich des Viehhandels ist zu bemerken, daß Pferde in
größerer Menge ein-, Rinder, Schweine und Schafe in weit größerer Menge aus-
geführt zu werden pflegen, als umgekehrt.
Zur Förderung des Handels besteht eine größere Anzahl von Handels-
kammern, Filialen der Reichsbank, Privatbanken und Kreditinstituten.
Eine Reichsbankhanptstelle befindet sich in Breslau, Reichsbank- und Reichs-
banknebenstellen in den wichtigeren Provinzialstädten; in Breslau ist die städtische,
die Breslauer Diskonto-, die Breslauer Wechslerbank und der fchlefische Bankverein,
teilweise mit Zweigstellen in der Provinz, vorhanden. An Kreditanstalten sind das
königliche Kreditinstitut für Schlesien (errichtet 1769 durch Friedrich den Großen)
und die schlesische Generallandschaft (1848 errichtet) zu erwähnen; zu der letzteren
gehören die Fürstentumslandschaften zu Breslau, Frankenstein, Glogan, Görlitz,
Janer, Liegnitz, Neiße, Ols und Ratibor, sowie die schlesische landschaftliche Bank
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Rosenberg Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Oppeln Liegnitz_Bnnzlan Polens Deutschlands Frankreichs Breslau Holland Hamburg Spanien Portugal England Tschirnau Ungarn Leipzig Breslau Polen Krakau Oppeln Groß-Strehlitz Ungarn Oppeln Ratibor Teschen Jablunkapaß Wien Polens Krakaus Oberschlesien Holland Schweden Norwegen Italien Dänemark Holland Spanien Portugal Italien England Holland Frankreich England Breslau Breslau Breslau Frankenstein Liegnitz Ratibor
Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Aus den Zeiten der Hansa. 13
unbekümmert blieb. Sie hat es erreicht meist durch die Macht des Geldes bei den
stets geldbedürftigen Fürsten, durch die Klugheit ihrer Unterhandlungen, in
schlimmeren Fällen durch Absperrung und Versagung des Handels gegen aus-
wärtige Mächte, wie durch Verhansnng, d. i. Ausschließung aus dem Bunde
gegen ungehorsame Bundesglieder, auch wo es not that durch das Schwert.
Gertruden- Jakobi- Petrikirche. Nikolaikirche. Ellernlhor- Beerdigungsplatz
kapelle^ kirche. Dom. Katharinenkirche. brücke. (jetzt kl. Michaeliskirche).
Johanniskirche.
Hamburg ums Jahr 1587.
Die Not und Verwirrung der Zeit erheischte solche Hilfe, die, weil sie von
Fürsten nicht erlangt werden konnte, der Mut der Städtebewohner sich selbst
verschaffte und dadurch den Grund legte zu jener Selbständigkeit und freien
Würde, mit welcher von jetzt an besonders die Küstenstädte Niederdeutschlands,
unter ihnen Hamburg, sich erhoben. Namentlich war es der Norden Deutsch-
lands, welcher sich zu der Zeit, wo Kaiser und Reich im Westen und Süden
und durch unaufhörliche Fehden im Innern beschäftigt waren, so sehr seinem
Schicksale überlassen fand, daß ohne die kräftigen Bollwerke, welche diese in
Wohlstand blühenden Städte bildeten, die Grenzen gegen die Nachbarstaaten
nicht hätten geschützt werden können. Die Bewohner der Städte fühlten diese
Wichtigkeit ihrer Verhältnisse und brachten sie späterhin gern zur Sprache, um
so mehr, da sie nicht ohne Kraftanstrengung und ohne Klugheit alle anmaßenden
Zumutungen hätten zurückweisen können. Für die Ostseestädte und für Ham-
bürg war die dänische Macht die gefährlichste, und die Ansprüche, welche der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
122 Land Mecklenburg.
Eigenmächtigkeit des Rates zu neuen Unruhen führten, benutzte Herzog Johann
Albrecht, dessen Versuch, sich in die kirchlichen Angelegenheiten der Stadt ein-
zumischen, von dieser zurückgewiesen war. die innere Entzweiung derselben und
suchte sich bei nächtlicher Weile der Stadt zu bemächtigen; jedoch ohne Erfolg.
Später wurde er unter bestimmten Bedingungen freiwillig mit seinem Kriegs-
Volk eingelassen, worauf sein Bruder Ulrich ebenfalls mit geworbenen Truppen
in Rostock einrückte. Das der Stadt gegebene Versprechen, ihre Freiheiten nn-
angetastet zu lassen, wurde aber von den Herzögen nicht gehalten, sondern die
Bürgerschaft entwaffnet, und um sie für die Folge in Gehorsam zu erhalten,
wurde 1566 eine bis an den Zwinger reichende herzogliche Feste aus dem
Rosengarten angelegt, die erst 1575 nach Abschluß des Friedens gänzlich ab-
getragen wurde. Die Stadt klagte beim Kaiser, woraus die herzoglichen Truppen
die angelegte Zwingburg räumen mußten, die einstweilen drei Adligen als
Sequestern übergeben wurde. Die Streitigkeiten dauerten indes fort, und Rostock
wurde im Verlaufe derselben nochmals von beiden Herzögen und dem Könige
von Dänemark, Herzog Ulrichs Schwiegersohn, zu Lande und zu Wasser ein-
geschlossen, bis endlich durch Vermittelung der Landstände 1573 zu Güstrow
ein Vergleich zustande kam. Die Stadt zahlte 10 000 Gulden, wofür ihr die
herzogliche Zwingburg zum Abbruch überlassen wurde; sie stellte nun das
Steinthor und die Stadtmauer wieder her und führte einen sehr hohen Wall
an dieser Stelle auf. Übrigens bekannte sie sich ohne Vorbehalt als erbunter-
thänig und verpflichtet, den Herzögen und ihrem Kriegsvolk jederzeit ihre Thore
zu öffnen, die Reichssteuern für das Land mitzuzahlen und im Kriege ein ge-
rüstetes Fähnlein Knechte von 400 Mann nebst zwei Falkonettlein zu stellen.
Seitdem hat die Stadt nicht wieder kriegerisch den Landesherren widerstanden,
obgleich im folgenden Jahre der Kampf wieder auszubrechen drohte, als die
Herzöge mit 400 Reitern ihren feierlichen Einzug hielten und die zu dieser
Feierlichkeit aufgestellte Bürgerschaft, so großer Begleitung der Herzöge miß-
trauend, mit gesenkten Spießen die herzogliche Reiterei vom Marktplatze zurück-
drängte. Die Stadt, deren Schuldenlast auf 400 000 Gulden angewachsen
war, sank jetzt zusehends, da ihre Teilnahme am Welthandel seit den portu-
giesischen und spanischen Entdeckungen fast völlig aufgehört und Schweden unter
der Dynastie der Wasas sich eine eigne Kriegs- und Handelsflotte gegründet
und sich der Küstenländer des Finnischen und Rigaischen Busens bemächtigt hatte.
Im Dreißigjährigen Kriege kaufte Rostock zwar anfangs die Wallensteinsche
Einquartierung mit 150 000 Thalern ab, wurde aber 1629 von dem kaiser-
lichen Admiral der Ostsee mit 2800 Mann belegt und 1631 von den Schweden
besetzt, die sich während des Krieges sowohl als besonders nach dem Frieden,
der ihnen die Herrschast über die deutschen Strommündungen in die Hände
spielte, angelegen sein ließen, jedes Wiederaufleben der deutschen Schisfahrt und
des Handels der Hansa im Keime zu ersticken.
Am 11. August 1677 brach die furchtbare Feuersbrunst in Rostock aus,
die den größten und schönsten Teil der Alt- und Mittelstadt in Asche legte,
indem über 700 Wohnhäuser nebst einigen öffentlichen Gebäuden in 24 Stunden
niederbrannten. In dem Nordischen Kriege wurde Rostock abwechselnd von den
Dänen, Schweden und Russen stark mitgenommen. Seit 1713 lag die Stadt
mit dem gewaltthätigen Herzog-Karl Leopold in Streit, der die Jagd in der
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Johann
Albrecht Johann Albrecht Ulrich Ulrichs_Schwiegersohn August Leopold Leopold
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kassel und die Wilhelmshöhe. 27
Im Siebenjährigen Kriege fiel Kassel widerstandslos in. die Hände der
Franzosen (1757); danach wechselte es mehrmals den Besitzer und hielt zwölf
schwere Belagerungen aus. Unter Friedrich Ii. (1762) hob sich Kassel wieder:
die Befestigungen verschwanden und der geräumige Friedrichsplatz und der
Königsplatz wurden geschaffen. Unter den zahlreichen Neubauten verdient
besonders das Museum genannt zu werden. In der Mitte des Friedrichsplatzes
steht das Standbild Friedrichs Ii. Leider wird sein Name mit dem Vorwurf ge-
brandmarkt, daß er 1770—1784 für 22 Mill. Thaler 12 000 Landeskinder nach
Amerika an die Engländer verkauft und gewaltsame Werbungen, das sogen. Pressen,
nicht gescheut habe, wovon bekanntlich der Dichter Senme so Trauriges erzählt.
Der alte Friedhof zu Kassel.
Von diesem schweren Vorwurfe suchen einige neuere Spezialforschungen, wie
die v. Pfisters, den Landgrafen Friedrich Ii. zu reinigen. Nur mit Wider-
streben habe sich dieser einer Verpflichtung, die vertragsmäßig infolge eines
Schutz- und Trutzbündnisfes aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges zwischen
England und Niederhofen bestand, fügen müssen, hessische Truppen gegen den
nordamerikanischen Freiheitskampf zu stellen. Die englischen Subsidieu hierfür
kamen nur dem Lande zu gute, in des Landgrafen Schatulle floß kein Pfennig.
Auch das gewaltsame Pressen stellt v. Pfister für Heffen in Abrede; im
Gegenteil, es existirten strenge Verordnungen gegen etwaige Vergewaltigung.
Daß die Anlagen von Wilhelmshöhe aus solchem Sündengelde durch Menschen-
fchacher hergestellt seien, ist sicherlich unwahr; denn sie sind erwiesenermaßen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Kassel Friedrichs Amerika Kassel England Niederhofen
Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
22 Berliner Stadtgeschichten.
Die Bevölkerung zahlte im Jahre 1756 bereits 126,000 Seelen, ver-
minderte sich durch die Kriegslänfte und betrug 1763 nur erst 119,300 Seeleu;
1766 war die Ziffer von 1756 wieder erreicht und betrug beim Ableben des
Monarchen im Jahre 1786 rund 150,000 Seelen mit dem Militär. Daneben
waren damals etwa 6650 Vorder- und 4000 Hinterhäuser mit einem Ver-
sichernngswerth von 57,Millionen Mark vorhanden.
In die glorreiche Regierungszeit des Großen Friedrich fallen die ersten
feindlichen Heimsuchungen Berlins.
Als der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. sich entschloß, die Festnngs-
werke Berlins schleifen zu lassen, unternahm er damit wohl überlegt einen
Schritt, der auf die äußere Politik und Kriegführung Preußens von der
größten Bedeutung gewesen ist. Unermüdlich hatten seine Vorgänger an der
Vergrößerung des Staatsgebietes gearbeitet und demselben mit seltenem Glück
Stück für Stück mosaikartig angefügt, dennoch nahm sich der brandenburgisch-
preußische Staat wunderlich zerrissen auf der Laudkarte aus. Im äußersten
Westen auf dem linken Ufer des Rheins Gebiete, dann mehr central, als der
eigentliche Kern, die Marken, im äußersten Osten das Herzogthum Preußen,
von dem das neue Königreich den Namen führte; aber diese drei Hanpttheile,
zu deueu südöstlich das neu erworbene Schlesien kam, uuverbuudeu, und daneben
weit verstreut zahlreiche größere und kleinere Enklaven. Oesterreich, Frankreich.
Rußland, Schweden und Polen als Gegner und die deutschen Kleinstaaten zum
großen Theil nicht als Freunde Preußens, ließen die Hauptstadt bei j^dem mit Glück
geführten feindlichen Vorstoß verloren fein, falls sie nicht befestigt war; dennoch ent-
schied sichdasprenßischekabinetgegen einebesestigung Berlins. Die uugünstigelage
der Hauptstadt und die Verzettelung der Provinzen nöthigten den Regenten nicht
blos die historische gewordene Devise: „la Prasse cloit etre toujours en vedette",
sondern auch im Falle kriegerischer Verwicklungen die Notwendigkeit auf, rascheste
Initiative zu ergreifen und möglichst den Krieg in Feindesland zu verlegen.
So verfuhr Friedrich Ii., so König Wilhelm I. in den Kriegen von 1866 und
1870—1871; schwer hat es Friedrich Wilhelm Ih. büßen müssen, daß er an
die Stelle des mnthigen Darauflosgeheus die Politik des Zuwartens setzte.
Dieser frischen, raschen Kriegführung verdankt das kleine Preußen feine
beispiellosen Erfolge numerisch weit überlegenen Feinden gegenüber, verdankt
das unbefestigte Berlin die verhältnißmäßig seltene Ueberrumpeluug durch den
Feind. Als Festung im Mittelalter und in der Kurfürstenzeit ist Berlin jungfräulich
geblieben. Die Belagerung durch König Waldemar Ih. im Jahre 1349 und durch
den Tempelritterorden im Jahre 1435 endete ruhmvoll für Berlin. Ruhmvoll
ist auch die Verteidigung der nur mit einer zur Sicherung des Oktroi errichteten
schwachen Mauer, stellenweise sogar nur mit Palissadenstaket umgebenen Stadt
im Siebenjährigen Kriege gewesen, ruhmvoll, weun auch nicht glücklich.
Der erste Uebersall erfolgte am 16. Oktober 1757, als Friedrich mit
Oesterreich, dem Deutschen Reich, Rußland, Frankreich und Schweden zugleich
kämpfte, durch den Kroateugeueral Haddick, der mit 7000 Mann sich nach einem
blutigen Kampfe, in welchem die schwache Garnison fast aufgerieben wurde, des
schiefischen Thores bemächtigte, aber nicht in die Stadt selbst einzuziehen wagte,
sondern sich mit einer Kontribution von 600,000 Mark begnügte. Ein Ge-
schenk, bestehend aus einem Kästchen mit 24 Paar feinen Berliner Handschuhen,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich König_Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Waldemar_Ih Friedrich Friedrich Kroateugeueral_Haddick
Extrahierte Ortsnamen: Berlins Berlins Rheins Oesterreich Frankreich Schweden Berlins Berlin Berlin Berlin Oesterreich Frankreich Schweden