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1. Das Deutsche Reich - S. 664

1900 - Leipzig : Spamer
664 Drittes Kapitel. die neue Lehre bald eine heftige Reaktion, geführt von den Bischöfen von Metz, Tonl und Verdun. Hierdurch wurden die Protestanten zum Anschlüsse an Frankreich bewogen, durch welchen die Gebiete Metz, Tonl und Verdun dem Deutschen Reiche verloren gingen (bestätigt durch den Passauer Vertrag, 1552). Nachdem dann durch den Dreißigjährigen Krieg die Besitzungen und Rechte des Hauses Habsburg an Frankreich übergegangen waren, wußte sich Ludwig Xiv. in der allerunredlichsten Weise in den Besitz der noch selbständigen Teile des Elsasses (vor allem auch Straßburgs, 1681) zu setzen (durch deu Frieden von Ryswijk 1697 bestätigt). Durch deu Polnischen Erbfolgekrieg gewann Frank- reich dann auch Lothringen, welches durch den Herzog Franz Stephan, den Gemahl Maria Theresias, an den Schwiegervater Ludwigs Xv., Stanislaus Lesziusky von Polen, abgetreten und nach dessen Tode (1766) in Frankreich einverleibt wurde. Die Bewohner hatten unter französischer Herrschast ziemlich entschieden das deutsche Wesen und die deutsche Sprache festgehalten, doch war in letzter Zeit das Franzosentnm in deutlicher Zunahme begriffen. Der Krieg von 1870/71 befreite das Land von der französischen Gewaltherrschaft (Frank- furter Friede, 10. Mai 1871); vom Elsaß blieb namentlich nur Belfort mit Umgegend bei Frankreich. Das gewonnene Gebiet wurde unmittelbares Reichs- land (Reichsgesetz vom 9. Juni 1871). Das Christentum wurde im Elsaß durch den Herzog Etticho eingeführt; für dasselbe war besonders auch dessen Tochter Ottilia, die Schutzheilige des Elsasses und Begründerin des Klosters Hohenburg auf dem Ottilienberge, thätig. Der Name Elsaß wird als „Land der seßhaften Alemannen" oder besser als das „Land der Sassen am Jll" gedeutet. In Lothringen hatte sich wohl schon zu Anfang des 6. Jahrhunderts eine Sprachgrenze derartig vollzogen, daß der von Alemannen nicht besetzte südliche Teil verwelschte, während der nördliche germanisch blieb. Der lothringische Herzog Giselbert, welcher sich Frankreich angeschlossen hatte, wurde durch König Heinrich I. gewonnen (dann Gemahl der Tochter des Königs Gerberga). Später finden wir Lothringen in zwei Gebiete (Ober- und Unterlothringen) geteilt. Kaiser Karl Iv. vereinigte 1354 die freien Städte des Elsasses (außer Straßburg die Städte Weißenburg, Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Rosheim, Mül- Hausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster) in den „Bund der zehen Städte." Die Schirmherrschaft über dieselben sowie die Rechte von Landgrafen im Elsaß übten schon früh die Habsburger aus. In den Besitz von Metz, Toul und Verdun gelangte König Heinrich Ii. besonders durch das Bündnis mit Kurfürst Moritz von Sachsen; er spielte sich übrigens als „Schützer der deutschen Freiheit" auf. Der letzte Herzog von Lothringen, welcher später als Franz I. die deutsche Krone trug, gab sein Land dem Erbfeinde Deutschlands preis, um für dasselbe das italienische Land Toscana zu erhalten. Nach der Besitznahme des Landes durch Frankreich haben namentlich die Landbewohner in Elsaß-Lothringen die deutschen Einrichtungen, Sitten und Ge- bräuche festgehalten; daß sich in dem jetzigen Jahrhundert das Franzosentum, nament- lich in den Städten, stark verbreitete, hatte besonders in der Zerrissenheit Deutsch- lands seinen Grund; trotzdem hat sich die deutsche Sprache in Predigt und Kinderlehre bis zum Jahre 1870 auf dem Lande fast überall erhalten. Der östliche Teil vom Elsaß gehört zur oberrheinischen Tiefebene, der westliche enthält die Ostabhänge des Wasgeuwaldes. Züge des letzteren bilden die Grenze gegen Lothringen, welches seinerseits ein Hochland darstellt. Im südlichsten Teile vom Elsaß finden sich Ausläufer des Schweizerischen Juras bis zum Passe von Belsort hin. Jenseit desselben erhebt sich das Gebirge des Was- genwaldes als eine Kette aneinander hängender Berge und Höhen. Dasselbe wird durch das Markircher Thal in eine südliche und eine nördliche Abteilung geschieden. Die erstere bildet größtenteils ein llrgebirge aus Granit, Gneis, Syenit, Porphyr und Melaphyr, welchen nur bisweilen Grauwacke, Rotliegendes und Sandstein an-

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 96

1900 - Leipzig : Spamer
96 Die Engländer in Ostindien. einen passenden Artikel zur Erhebung neuer Steuern erblickte. Vor dem Jahre 1660 hatte kaum ein aus der Themse ausgelaufenes Schiff das Delta des Ganges besucht — 23 Jahre später erhob sich bereits der Wert der jährlichen Einfuhr aus den östlichen, reichen und dicht bevölkerten Län- dern von 8600 Pfd. Sterl. auf 300 000 Pfd. Sterl. Diese außerordentliche Entwickeluug des indischen Verkehrs begann gerade zu einer Zeit, welche dem englischen Großhandel in Europa höchst ungünstig war; denn infolge der Begünstigung der nachbarlichen Moden unter der üppigen Hofhaltung Karls Ii. überfluteten französische Jndustrie-Er- zeugnisse alle Märkte des Königreichs. — Und diese Zeit gelang es den Franzosen, auch in Ostindien, nachdem nnter Beistand ihres großen Staatsmannes Colbert eine Französisch- Ostindische Gesellschaft 1664 gegründet worden war, immer mehr Boden zu gewinnen. Vermöge ihrer Geschmeidigkeit trugen sie bald das entscheidende Übergewicht insbesondere im Süden der Halbinsel davon. In dieser bevorzugten Stellung behaupteten sie sich bis in die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts. Außer den alten Nebenbuhlern im Osten machten nun auch die Franzosen den Engländern in Indien das Leben sauer. Von Pondichery, dem Mittelpunkte der französischen Kolonisation in Indien, liefen fein gesponnene Fäden aus, wodurch die Gouverneure der sranzö- sischen Kompanie sich mit allen Teilen des indischen Reiches in Verbindung und ihren Einfluß im Gange erhielten. Von Jakob Ii. war für gutes Geld jede Gunst, nur keine thatkräftige .Willensäußerung zu erlangen. Dieser König fügte, um die Kompanie selbst besser instandzusetzen, den Holländern und andern Gegnern zu widerstehen, ihren Privilegien die Ermächtigung hinzu, in Indien Festungen zu erbauen, Truppe» auszuheben und zu unterhalten, Münzen zu schlagen u. s. w. — um so wertvollere Zugeständnisse, nachdem Karl Ii. bereits im Jahre 1630 die an der Westküste von Vorderindien südlich vom Meerbuseu von Cambay gelegene Insel Bombay, eine Mitgabe seiner Gemahlin Katharina von Portugal, dem Ostindiahanse gegen einen jährlichen Erbzins zu Lehen gegeben. Weiterhin erwarb die Gesellschaft im Jahre 1689 Tegnapatam südlich von Madras und befestigte die gewonnene nene Besitzung durch das Fort St. David. Auch während der ersten Jahre nach der Thronbesteigung Wilhelms Iii. (1689) nahm der Einfluß und die Bedeutung der zu außerordentlicher Blüte gelangten Gesellschaft fortwährend zu, jedoch auch die Mißgunst der- jenigen, welche mit Verdruß bemerkten, wie der auf die Kompanie nieder- strömende Reichtum sich mehrte. Damit hielten gleichen Schritt die Be- sorgnisse langjähriger Freunde des Ostiudiahauses. Voll Bangen sahen sie die längst befürchteten Folgen der intimen Verbindung herannahen, welche die Leiter des Direktorenhofes während der ärgsten Stuartwirtschaft mit dem Hose sowie mit den Parlamentsparteien unterhielten. Während dieser

3. Das Deutsche Reich - S. 175

1900 - Leipzig : Spamer
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 175 Weiterentwickelung des Sparkassenwesens ist Deutschland hinter andern Ländern zurückgeblieben, besonders hinter Großbritannien und Frankreich, wo (ebenso wie in Italien und Belgien) die Spareinlagen unter Staatsgarantie gestellt, ja gewissermaßen die Sparsamen unter den armen Leuten zu Staatsgläubigern gemacht wurden. Der Gedanke der Schulsparkasseu soll in Frankreich aufgetaucht sein, doch ist er zuerst in Deutschland, und zwar in Sachsen-Kobnrg-Gotha und Weimar (1844) dann in Württemberg und Bayern zu erfolgreicher Verwirk- üchuug gekommen. Diese Sparkassen sind dann aber in Deutschland nicht in demselben Maße durchgeführt worden wie in Belgien, Dänemark, Italien, Großbritannien und besonders in Frankreich. Die Idee der Postsparkassen ist in England (1881) aufgetaucht und daselbst bereits in hohem Maße der- wirklicht worden; in Deutschland ist die Absicht der Regierung, dieselben durch- zuführen, bisher noch nicht verwirklicht worden (Ablehnung der Regiernngs- vorläge durch den Reichstag). Trotzdem fehlt es anch in Deutschland nicht an Anregungen und Gelegenheiten, die kleinen Sparbeträge geeignet unterzubringen Alle größeren und die meisten Mittelstädte, dazu sehr viele Kreise haben Spar- lassen errichtet und neuerdings denselben eine solche Einrichtung gegeben, daß selbst Pseuuigsammlungen recht leicht bewirkt werden können (Pfennigspar- kassen mit dem Verkauf von Marken und Karten bei Geschäftsleuten). Über den Stand im Jahre 1882 wird folgende Übersicht Aufschluß geben: Betrag der Einlagen: in Deutschland 2106 Mill. Mark oder pro Kopf 47 Mark „ Österreich-Ungarn 1702 „ „ „ „ „ 46 „ Großbritannien 1646 „ „ „ „ „ 46 „ Frankreich 1224 „ „ „ „ „ 33 „ Italien 672 „ „ „ „ „ 24 „ der Schweiz. 244 „ „ „ „ „ 88 „ Skandinavien 546 „ „ „ „ „ 67 „ Belgien-Holland 146 „ „ „ „ „ 16 „ Rußland 64 „ „ „ „ „ 1 „ Spanien 48 „ „ „ „ „ 3 3) Das deutsche Genossenschaftswesen, 1850 von Schulze-Delitzsch begründet, ist bemüht, die Kräfte des Einzelnen durch die Unterstützung andrer entsprechend zu heben und dadurch die Erwerbsfähigkeit und die Existenz der wirtschaftlich Schwachen zu bessern. So haben sich Vorschuß- und Kredit- vereine (Volksbanken), Genossenschaften in einzelnen Gewerbszwei- gen und Konsumvereine gebildet. Die Vorschußvereine, welche besonders in den preußischen Provinzen Brandenburg, Schlesien und Sachsen, demnächst in den Königreichen Sachsen und Württemberg Verbreitung gefunden haben, entwickeln im ganzen eine höchst segensreiche Wirksamkeit. Die Konsumvereine, welche die Erzieluug direkter Bezüge und die Vermeidung des die Waren ver- tenernden Zwischen- und Kleinhandels anstreben, haben in Deutschland nicht die nämliche Verbreitung gewonnen wie in Österreich. Gefährlich hat sich im Genossenschaftswesen die Solidarhaft der Mitglieder erwiesen, daher die Reichsregierung hierin eine Abänderung herbeigeführt hat. Zu dem Schulze- Delitzfchfchengeuosseuschaftssysteme ist neuerdings das Reiffeifenfche getreten, welches sich in landwirtschaftlichen Kreisen bewährt.

4. Das Deutsche Reich - S. 295

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen. 295 halb soviel haben die Bezirke Breslau und Oppeln. Der Gesamtwert der Waren hat die Höhe von 6—7 Millionen Mark. — Den Mittelpunkt der Töpfereien bildet im Bezirke Liegnitz Bnnzlan. — Chemikalien werden in wenigen, aber um so bedeutenderen Fabriken hergestellt. — Brennereien waren im Jahre 1886/87 944 vorhanden, von denen 29 auch Hefenfabrikation trieben, 612 Kartoffeln und 329 Getreide verwendeten. An Brauereien waren 1887/88 im ganzen 877 vorhanden, welche aus 40622 Tonnen Getreide und 104 Tonnen Surrogaten 2417600 hl Bier erzeugten (58 1 per Kopf). Da die Provinz die natürliche Vermittlung zwischen den deutschen und den slawischen Stämmen bildet, so ist sie seit alter Zeit auch der Sitz eines regen Handels gewesen. Es hat sich dabei naturgemäß um den Austausch der Rohprodukte des Ostens (Polens und Rußlands) gegen die Industrie- erzeuguisse des Westens (Deutschlands und Frankreichs) gehandelt; auch zwischen dem Süden (Österreich) und dem Norden (den Handelsstädten der Nord- und Ostseeküste) war schon früh ein reger Verkehr. Neben selbständigem Handel fand immer ein bedeutender Durchgangs- und Vermittelungsverkehr statt, dessen Mittelpunkt Breslau war. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts gingen schlefifche Garne nach Holland, fchlefische Leinwand über Hamburg nach Spanien, Portugal und England, schlesische Tuche von Tschirnau und Guhrau nach Ungarn, von Steinau und Wohlan nach Leipzig; Breslau aber war ein Meßort für den Tuchhandel nach Polen und Ruß- land. In dieser frühen Zeit gingen vielbenutzte Handelsstraßen aus Schlesien nach Krakau (über Oppeln, Groß-Strehlitz, Tarnowitz, Benthen und Siewierz oder über Rosenberg und Woischnik), nach Ungarn (über Oppeln, Ratibor, Troppan und Olmütz oder über Teschen, und dann durch den Jablunkapaß), sowie nach Wien (über Ohlau, Grottkau, Neiße, Olmütz und Brünn). Nach der Bereinigung der Provinz mit dem preußischen Staate wurde der bisherige Verkehr mit den Habs- burgischen Ländern plötzlich unterbrochen und es trat ein starker Handel mit Polen und Rußland ein, der durch die Teilung Polens und die Zollpolitik Rußlands später wieder gemindert wurde. Nach den mit den napoleonischen Kriegen zusammen- hängenden Handelsstörnngen gereichte die Einverleibung Krakaus in die österreichische Monarchie dem Verkehre nach dem Osten zum Nachteile, ebenso die immer weiter getriebene Abschließuug Rußlands; anderseits wurde durch den Aufschwung des Bergwerks- und Hüttenbetriebes in Oberschlesien, sowie der Landwirtschaft in der ganzen Provinz der innere Verkehr derselben erfreulich gesteigert, und auch nach dem Auslande hin ist der Handel immerhin noch ziemlich rege..geblieben. Es werden gegenwärtig ausgeführt: Kohlen, Kalk und Gewebe nach Österreich; Gewebe (be- sonders Tuche und halbwollene Stoffe) nach Holland, Schweden, Norwegen, Italien und dem Orient; Porzellan- und Glaswaren nach Dänemark, Holland, Rußland, Spanien, Portugal und der Schweiz; Spiritus nach Italien. Kolonialwaren hin- gegen wurden bisher vielfach aus England und Holland, Pelzwaren ans Rußland, Schmuck- und Seidenwaren aus Frankreich, Eisen- und Stahlwaren aus England bezogen, wobei die größeren Handlungshäuser in direktem Verkehr mit dem Aus- lande standen. — Hinsichtlich des Viehhandels ist zu bemerken, daß Pferde in größerer Menge ein-, Rinder, Schweine und Schafe in weit größerer Menge aus- geführt zu werden pflegen, als umgekehrt. Zur Förderung des Handels besteht eine größere Anzahl von Handels- kammern, Filialen der Reichsbank, Privatbanken und Kreditinstituten. Eine Reichsbankhanptstelle befindet sich in Breslau, Reichsbank- und Reichs- banknebenstellen in den wichtigeren Provinzialstädten; in Breslau ist die städtische, die Breslauer Diskonto-, die Breslauer Wechslerbank und der fchlefische Bankverein, teilweise mit Zweigstellen in der Provinz, vorhanden. An Kreditanstalten sind das königliche Kreditinstitut für Schlesien (errichtet 1769 durch Friedrich den Großen) und die schlesische Generallandschaft (1848 errichtet) zu erwähnen; zu der letzteren gehören die Fürstentumslandschaften zu Breslau, Frankenstein, Glogan, Görlitz, Janer, Liegnitz, Neiße, Ols und Ratibor, sowie die schlesische landschaftliche Bank

5. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 13

1885 - Leipzig : Spamer
Aus den Zeiten der Hansa. 13 unbekümmert blieb. Sie hat es erreicht meist durch die Macht des Geldes bei den stets geldbedürftigen Fürsten, durch die Klugheit ihrer Unterhandlungen, in schlimmeren Fällen durch Absperrung und Versagung des Handels gegen aus- wärtige Mächte, wie durch Verhansnng, d. i. Ausschließung aus dem Bunde gegen ungehorsame Bundesglieder, auch wo es not that durch das Schwert. Gertruden- Jakobi- Petrikirche. Nikolaikirche. Ellernlhor- Beerdigungsplatz kapelle^ kirche. Dom. Katharinenkirche. brücke. (jetzt kl. Michaeliskirche). Johanniskirche. Hamburg ums Jahr 1587. Die Not und Verwirrung der Zeit erheischte solche Hilfe, die, weil sie von Fürsten nicht erlangt werden konnte, der Mut der Städtebewohner sich selbst verschaffte und dadurch den Grund legte zu jener Selbständigkeit und freien Würde, mit welcher von jetzt an besonders die Küstenstädte Niederdeutschlands, unter ihnen Hamburg, sich erhoben. Namentlich war es der Norden Deutsch- lands, welcher sich zu der Zeit, wo Kaiser und Reich im Westen und Süden und durch unaufhörliche Fehden im Innern beschäftigt waren, so sehr seinem Schicksale überlassen fand, daß ohne die kräftigen Bollwerke, welche diese in Wohlstand blühenden Städte bildeten, die Grenzen gegen die Nachbarstaaten nicht hätten geschützt werden können. Die Bewohner der Städte fühlten diese Wichtigkeit ihrer Verhältnisse und brachten sie späterhin gern zur Sprache, um so mehr, da sie nicht ohne Kraftanstrengung und ohne Klugheit alle anmaßenden Zumutungen hätten zurückweisen können. Für die Ostseestädte und für Ham- bürg war die dänische Macht die gefährlichste, und die Ansprüche, welche der

6. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 122

1886 - Leipzig : Spamer
122 Land Mecklenburg. Eigenmächtigkeit des Rates zu neuen Unruhen führten, benutzte Herzog Johann Albrecht, dessen Versuch, sich in die kirchlichen Angelegenheiten der Stadt ein- zumischen, von dieser zurückgewiesen war. die innere Entzweiung derselben und suchte sich bei nächtlicher Weile der Stadt zu bemächtigen; jedoch ohne Erfolg. Später wurde er unter bestimmten Bedingungen freiwillig mit seinem Kriegs- Volk eingelassen, worauf sein Bruder Ulrich ebenfalls mit geworbenen Truppen in Rostock einrückte. Das der Stadt gegebene Versprechen, ihre Freiheiten nn- angetastet zu lassen, wurde aber von den Herzögen nicht gehalten, sondern die Bürgerschaft entwaffnet, und um sie für die Folge in Gehorsam zu erhalten, wurde 1566 eine bis an den Zwinger reichende herzogliche Feste aus dem Rosengarten angelegt, die erst 1575 nach Abschluß des Friedens gänzlich ab- getragen wurde. Die Stadt klagte beim Kaiser, woraus die herzoglichen Truppen die angelegte Zwingburg räumen mußten, die einstweilen drei Adligen als Sequestern übergeben wurde. Die Streitigkeiten dauerten indes fort, und Rostock wurde im Verlaufe derselben nochmals von beiden Herzögen und dem Könige von Dänemark, Herzog Ulrichs Schwiegersohn, zu Lande und zu Wasser ein- geschlossen, bis endlich durch Vermittelung der Landstände 1573 zu Güstrow ein Vergleich zustande kam. Die Stadt zahlte 10 000 Gulden, wofür ihr die herzogliche Zwingburg zum Abbruch überlassen wurde; sie stellte nun das Steinthor und die Stadtmauer wieder her und führte einen sehr hohen Wall an dieser Stelle auf. Übrigens bekannte sie sich ohne Vorbehalt als erbunter- thänig und verpflichtet, den Herzögen und ihrem Kriegsvolk jederzeit ihre Thore zu öffnen, die Reichssteuern für das Land mitzuzahlen und im Kriege ein ge- rüstetes Fähnlein Knechte von 400 Mann nebst zwei Falkonettlein zu stellen. Seitdem hat die Stadt nicht wieder kriegerisch den Landesherren widerstanden, obgleich im folgenden Jahre der Kampf wieder auszubrechen drohte, als die Herzöge mit 400 Reitern ihren feierlichen Einzug hielten und die zu dieser Feierlichkeit aufgestellte Bürgerschaft, so großer Begleitung der Herzöge miß- trauend, mit gesenkten Spießen die herzogliche Reiterei vom Marktplatze zurück- drängte. Die Stadt, deren Schuldenlast auf 400 000 Gulden angewachsen war, sank jetzt zusehends, da ihre Teilnahme am Welthandel seit den portu- giesischen und spanischen Entdeckungen fast völlig aufgehört und Schweden unter der Dynastie der Wasas sich eine eigne Kriegs- und Handelsflotte gegründet und sich der Küstenländer des Finnischen und Rigaischen Busens bemächtigt hatte. Im Dreißigjährigen Kriege kaufte Rostock zwar anfangs die Wallensteinsche Einquartierung mit 150 000 Thalern ab, wurde aber 1629 von dem kaiser- lichen Admiral der Ostsee mit 2800 Mann belegt und 1631 von den Schweden besetzt, die sich während des Krieges sowohl als besonders nach dem Frieden, der ihnen die Herrschast über die deutschen Strommündungen in die Hände spielte, angelegen sein ließen, jedes Wiederaufleben der deutschen Schisfahrt und des Handels der Hansa im Keime zu ersticken. Am 11. August 1677 brach die furchtbare Feuersbrunst in Rostock aus, die den größten und schönsten Teil der Alt- und Mittelstadt in Asche legte, indem über 700 Wohnhäuser nebst einigen öffentlichen Gebäuden in 24 Stunden niederbrannten. In dem Nordischen Kriege wurde Rostock abwechselnd von den Dänen, Schweden und Russen stark mitgenommen. Seit 1713 lag die Stadt mit dem gewaltthätigen Herzog-Karl Leopold in Streit, der die Jagd in der

7. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 27

1883 - Leipzig : Spamer
Kassel und die Wilhelmshöhe. 27 Im Siebenjährigen Kriege fiel Kassel widerstandslos in. die Hände der Franzosen (1757); danach wechselte es mehrmals den Besitzer und hielt zwölf schwere Belagerungen aus. Unter Friedrich Ii. (1762) hob sich Kassel wieder: die Befestigungen verschwanden und der geräumige Friedrichsplatz und der Königsplatz wurden geschaffen. Unter den zahlreichen Neubauten verdient besonders das Museum genannt zu werden. In der Mitte des Friedrichsplatzes steht das Standbild Friedrichs Ii. Leider wird sein Name mit dem Vorwurf ge- brandmarkt, daß er 1770—1784 für 22 Mill. Thaler 12 000 Landeskinder nach Amerika an die Engländer verkauft und gewaltsame Werbungen, das sogen. Pressen, nicht gescheut habe, wovon bekanntlich der Dichter Senme so Trauriges erzählt. Der alte Friedhof zu Kassel. Von diesem schweren Vorwurfe suchen einige neuere Spezialforschungen, wie die v. Pfisters, den Landgrafen Friedrich Ii. zu reinigen. Nur mit Wider- streben habe sich dieser einer Verpflichtung, die vertragsmäßig infolge eines Schutz- und Trutzbündnisfes aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges zwischen England und Niederhofen bestand, fügen müssen, hessische Truppen gegen den nordamerikanischen Freiheitskampf zu stellen. Die englischen Subsidieu hierfür kamen nur dem Lande zu gute, in des Landgrafen Schatulle floß kein Pfennig. Auch das gewaltsame Pressen stellt v. Pfister für Heffen in Abrede; im Gegenteil, es existirten strenge Verordnungen gegen etwaige Vergewaltigung. Daß die Anlagen von Wilhelmshöhe aus solchem Sündengelde durch Menschen- fchacher hergestellt seien, ist sicherlich unwahr; denn sie sind erwiesenermaßen

8. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 22

1882 - Leipzig : Spamer
22 Berliner Stadtgeschichten. Die Bevölkerung zahlte im Jahre 1756 bereits 126,000 Seelen, ver- minderte sich durch die Kriegslänfte und betrug 1763 nur erst 119,300 Seeleu; 1766 war die Ziffer von 1756 wieder erreicht und betrug beim Ableben des Monarchen im Jahre 1786 rund 150,000 Seelen mit dem Militär. Daneben waren damals etwa 6650 Vorder- und 4000 Hinterhäuser mit einem Ver- sichernngswerth von 57,Millionen Mark vorhanden. In die glorreiche Regierungszeit des Großen Friedrich fallen die ersten feindlichen Heimsuchungen Berlins. Als der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. sich entschloß, die Festnngs- werke Berlins schleifen zu lassen, unternahm er damit wohl überlegt einen Schritt, der auf die äußere Politik und Kriegführung Preußens von der größten Bedeutung gewesen ist. Unermüdlich hatten seine Vorgänger an der Vergrößerung des Staatsgebietes gearbeitet und demselben mit seltenem Glück Stück für Stück mosaikartig angefügt, dennoch nahm sich der brandenburgisch- preußische Staat wunderlich zerrissen auf der Laudkarte aus. Im äußersten Westen auf dem linken Ufer des Rheins Gebiete, dann mehr central, als der eigentliche Kern, die Marken, im äußersten Osten das Herzogthum Preußen, von dem das neue Königreich den Namen führte; aber diese drei Hanpttheile, zu deueu südöstlich das neu erworbene Schlesien kam, uuverbuudeu, und daneben weit verstreut zahlreiche größere und kleinere Enklaven. Oesterreich, Frankreich. Rußland, Schweden und Polen als Gegner und die deutschen Kleinstaaten zum großen Theil nicht als Freunde Preußens, ließen die Hauptstadt bei j^dem mit Glück geführten feindlichen Vorstoß verloren fein, falls sie nicht befestigt war; dennoch ent- schied sichdasprenßischekabinetgegen einebesestigung Berlins. Die uugünstigelage der Hauptstadt und die Verzettelung der Provinzen nöthigten den Regenten nicht blos die historische gewordene Devise: „la Prasse cloit etre toujours en vedette", sondern auch im Falle kriegerischer Verwicklungen die Notwendigkeit auf, rascheste Initiative zu ergreifen und möglichst den Krieg in Feindesland zu verlegen. So verfuhr Friedrich Ii., so König Wilhelm I. in den Kriegen von 1866 und 1870—1871; schwer hat es Friedrich Wilhelm Ih. büßen müssen, daß er an die Stelle des mnthigen Darauflosgeheus die Politik des Zuwartens setzte. Dieser frischen, raschen Kriegführung verdankt das kleine Preußen feine beispiellosen Erfolge numerisch weit überlegenen Feinden gegenüber, verdankt das unbefestigte Berlin die verhältnißmäßig seltene Ueberrumpeluug durch den Feind. Als Festung im Mittelalter und in der Kurfürstenzeit ist Berlin jungfräulich geblieben. Die Belagerung durch König Waldemar Ih. im Jahre 1349 und durch den Tempelritterorden im Jahre 1435 endete ruhmvoll für Berlin. Ruhmvoll ist auch die Verteidigung der nur mit einer zur Sicherung des Oktroi errichteten schwachen Mauer, stellenweise sogar nur mit Palissadenstaket umgebenen Stadt im Siebenjährigen Kriege gewesen, ruhmvoll, weun auch nicht glücklich. Der erste Uebersall erfolgte am 16. Oktober 1757, als Friedrich mit Oesterreich, dem Deutschen Reich, Rußland, Frankreich und Schweden zugleich kämpfte, durch den Kroateugeueral Haddick, der mit 7000 Mann sich nach einem blutigen Kampfe, in welchem die schwache Garnison fast aufgerieben wurde, des schiefischen Thores bemächtigte, aber nicht in die Stadt selbst einzuziehen wagte, sondern sich mit einer Kontribution von 600,000 Mark begnügte. Ein Ge- schenk, bestehend aus einem Kästchen mit 24 Paar feinen Berliner Handschuhen,
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