Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 124

1884 - Leipzig : Spamer
124 Das Riesengebirge. die Leute saßen, sein tolles Wesen treibe. Man hörte gern zu, lächelte aber zu den erzählten Geschichten und glaubte ihnen nicht. Da vernahm man Plötz- lich in dem nahen Unterholz ein lautes Krachen und Prasseln, und sogleich stürzte ein großer Eber, der einen Pfeil in der Seite hatte, aus dem Dickicht hervor und eilte auf die Wiese, auf der die Spaziergänger saßen, die nun in große Gefahr gerieten. Alsbald aber erschien ein prächtig gerüsteter Ritter, der den Eber verfolgte, ihm den Dolch in die Seite stieß und so die munteren Leute von jeder Gefahr befreite. Der fremde Ritter wurde eingeladen, Platz zu nehmen und sich am Frühstück zu beteiligen. Zu ihrem Erstaunen sahen jetzt die jungen Männer, welche sich in der Gesellschaft befanden, daß die Waffen, die sie neben sich gelegt hatten, verschwunden waren und auf dem Gipfel eines Baumes hingen. „Das hat Rübezahl gethan", sagte Irmgard, und allmählich glaubte man an das Walten des Berggeistes im Gebirge; denn es wurde weiter erzählt, und der fremde Ritter, der sich für einen Lehnsmann des Markgrafen von Brandenburg ausgab, hörte aufmerksam zu. Noch war nicht viel Zeit verstrichen, da vernahm man aus der Ferne Klagelaute. Irmgard und der Ritter stürzten schnell dorthin, woher der Schmerzensschrei kam. Sie fanden einen Jäger, der erklärte, er sei durch einen angeschossenen Eber niedergestreckt und schwer verwundet worden. Irmgard riß ihren Schleier vom Kopfe herunter und legte ihn in Fetzen auf die Wunden des schwerkranken Mannes. Plötzlich sprang dieser völlig geheilt auf und behauptete, seine Heilung sei durch die Wunderkraft des Schleiers vor sich gegangen. „Es ist billig", fuhr er fort, „daß ich ihn durch einen andern, ebenso kräftigen ersetze." Sosort riß er aus dem Rücken des erlegten Ebers einige Borsten, warf sie der Irmgard über den Kopf, wo sie sich zu einem prächtigen, goldenen Schleier vereinigten. Dann verschwand der eben noch todkranke Mann unter einem furchtbaren Donner- schlage. Jetzt wußten alle, mit wem sie es zu thuu gehabt hatten; sie-fühlten sich unheimlich und brachen nach dem nächsten Dorfe auf, um dort zu über- nachten. Der Ritter wurde zwar von Irmgard eingeladen, mit auf den Kynast zu kommen und um die schöne Kunigunde zu werben; aber er zog es vor, mit seinem Knappen weiter zu reisen. Da er nun keinen Führer hatte, verirrte er sich bald in den engen Schluchten des Gebirges, und als plötzlich dichter Nebel eintrat, wollte das Roß nicht weiter gehen; er spornte es an, es bäumte sich und stürzte mit ihm in die Tiefe. Ms er aus seiner Betäubung erwachte, be- fand er sich auf einem weichen Mooslager in der niedrigen Hütte eines Ein- siedlers, der ihm erzählte, ein rüstiger Jäger habe ihn auf seiner Schulter zu ihm gebracht und gesagt, er habe ihn neben seinem toten Pferde in einer Schlucht gefunden. Bei dem Einsiedler blieb der Ritter mehrere Tage, bis er so ziemlich genesen war; der Knappe, der ihn nach langem Suchen fand, kaufte ihm ein Pferd in Hirschberg, und dann ritten beide weiter nach Wien, nachdem zwar der Ritter noch die schöne Kunigunde in einer Messe in Hirschberg gesehen, sich aber nicht hatte entschließen können, für sie den gefährlichen Ritt auf der Mauer um die Burg zu wagen. Zu Anfange des Frühlings im nächsten Jahre traf es sich, daß Irmgard ihrer Gewohnheit gemäß durch die Thäler und Wälder streifte und Blumen suchte. Plötzlich sah sie sich von den Leuten des nahen Hausberges, mit denen Kunigunde in Fehde lebte, umringt, ergriffen und in die Gefangenschaft

2. Bilder vom Niederrhein - S. 380

1882 - Leipzig : Spamer
380 Das obere Ruhrthal. Von den Höhen her schan'n die Gefährten des Königes Jagen: Freundlich ruft er hinauf: Glück deutet der. Faug uns für heute; D'rauf, denn, ihr Freunde. Heran! Heran zur fröhliche:: Arbeit! Sprach's und schnell von den Höh':: eilt zu ihm das treue Gefolge Voll von Jagdlust und stürmt in die tieferen Dunkel des Waldes. Karl an der Spitze entsendet mit sicherer Hand jetzt den Wurfspeer. Bald fiud Saueu und and'res Gewild zu Haufen getrieben Und die gewaltigen Leiber bedecken verendend den Boden Hier und dort, wo der Speer der Jäger die flücht'gen ereilte. Hörnerruf sammelt die Jagd; sie rühmen froh ihre Thaten. Nun vertheilet der König die Beute unter die Ritter Und beladet die Diener mit manchem trefflichen Stücke. Darauf kehret der Zug zurück zu der Wiese am Flusse, Wo in den Schatten des Waldrands liebliche Kühlung die Müden Stärkend umweht, da stehen weithin auf dem Plane verbreitet Gold'ne Gezelte der Fürsten und Führer, wetteifernd an Reichthum. Hier hat der gütige König das reiche Gastmahl bereitet; Freundlich ruft er herbei nach der Ordnung die würdigen Alten, Dann die Männer, zuletzt die Schar der fröhlichen Jugend; Unter sie reihet er ein die schönen züchtigen Mägdlein. Also ersreu'n sie sich Alle der Speis' und des trefflichen Weines, Bis der Abendstern glänzt und nach Ruhe sich sehnen die Glieder." — In dieser Beschreibung eines Augenzeugen, die wir in freier Uebersetzung gaben, haben wir ein Bild vor Augen von dem Weidwerk, wie es Fürsten und Herren das ganze Mittelalter hindurch betrieben, lieber verschiedene Einzel- heiten, die Jagd im Arnsberger Walde betreffend, finden sich kurze Angaben in Urkunden: Die Netze wurden im Schlosse aufbewahrt; einmal, als in Arns- berg die Pest grassirte, ließ der Kurfürst Netze von Cörtlinghansen, dem Gute des Oberjägermeisters von Weichs, holen, lieber die Hunde handeln viele Urkunden. In einer derselben vom Jahre 1368 erließ Graf Gottsried den im Arnsberger Walde wohnenden Hörigen des Klosters Oetinghausen die Verpflichtung, den Jagdhunden Futter zu geben und die gräflichen Jäger zu beherbergen. Eine besondere Art von Jagdvergnügen war die Falkenjagd. Diesiegel der Gräfinnen von Arnsberg und anderer Edelsrauen zeigen oft das Bild der Dame zu Fuß oder zu Pferde mit dem Falken auf der Hand. So allgemein also war diese noble Passion, daß man sich nicht scheute, sie selbst bei den für die ernstesten Angelegenheiten bestimmten Dingen zur Schau zu stellen. Die Zahl der auf dem Schlosse zu Arnsberg gehaltenen Jagdfalken muß sehr be- deutend gewesen sein. Nach einem im Jahre 1421 erneuten Lehnbriefe gehörten zu den Lasten des Hofes Ein Horst bei Meschede im Arnsberger Walde, außer der Beherbergung und Beköstigung der Jäger und Hunde, noch Folgendes: „Item unses Hern Yoegeler moegen in den Hoff tasten und nemen cliy, vyer, vyff off seyss Hoenre tot Behove der Haveke wanne yn des noet is" — also sechs Hühner konnten die gräflichen Falkeniere von dem Hofe weg- nehmen, wenn sie dieselben zur Fütterung ihrer Habichte bedursten.

3. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 219

1881 - Leipzig : Spamer
Ort und Ursprung der Genovefa-Sage. 219 finden. Wir verlassen jetzt das Thal der Nette, welche sich nach Südwesten wendet, um im Bogen an Mayen vorüber zu fließen, und fahren längs dem Hange des Kruster Baches, dessen Wasser vom Laacher See gespeist wird. Zur Linken liegt im Grunde die Frauenkirche, erbaut zu Ehren der „lieben Frauen Genovefa", die hier an der Stelle, wo der Pfalzgraf Siegmund die wunderbar Erhaltene wiederfand, begraben liegen soll. Noch soll sie, deren Gestaltung Simrock auf Frouwa, Freya, die Gemahlin Wdoan's, zurückführt, hinter dem Hochaltar sitzen und fpinnen; aber nur Sonntagskinder vernehmen das Schnurreu des Rädchens. Wir vernehmen nichts als den Nachklang altgermanischer Sage, welche auf halbhistorische Personen die Attribute des Mythus übertrug; die Göttersage ward hier zur Heiligenlegende; aus Sigfrid dem Drachentödter, dem nordischen Sigurd, wurde der Pfalzgraf Siegfried, den Genovefa, die Himmelsgöttin, unter Schmerzen gebar. Sieben Monate, die Zeit des Winters, verläßt sie ihr Gemahl, der Sonnengott; unterdessen sucht sie Golo, der Winterriese, in seine Gewalt zu bringen, bis durch die Rückkehr des Sonnengottes der Winter Vertrieben d. h. der Verräther entlarvt wird und die Erde neuen Segen hervorbringt. Es ist in anderem Gewände die alte Märe der Sonnenkinder Romulus und Cyrus, Herakles und Wolfdietrich, die hier im Gewand der Genovefa und des Siegfried auf dem Maienfelde fpielt. — Der Zug hält in Niedermendig. Nach Süd- Westen fährt die fchon vollendete Bahnlinie über Kottenheim nach Mayen. Eine vom Bimsstaube weiß gedeckte Straße bringt uns zu den Häuserreihen des bekannten Ortes, dessen Häuser wie alle die der Umgegend aus Lava und vulkanischem Tuff erbaut sind. Lange Wagenreihen begegnen uns mit mächtigen grauen Steinblöcken, dem nutzbaren Produkte der Lavabrüche, deren Terrain oberhalb des Ortes, in der Richtung auf den Laacher See liegt. Bei Jakob Hanck, einem biederen Bajuwaren und seinen beiden lustigen Töchtern, von denen die eine blond und rosig, die andere schwarzlockig und braun, die beiden Typen der Rheinländerinnen vortrefflich darstellen, erlaben wir uns am kühlen Trünke, hellfarbig und hochperlend, der seine eisige Temperatur den tiefen Kellern von Niedermendig verdankt. Bevor wir in eines solchen Tiefe hinab- steigen, wechseln wir noch muntere Worte mit des Wirthes Töchterlein, die uns redselig erzählt von dem Gesindetag, der hier am dritten Weihnachtsfeiertage stattfindet und an dem Hunderte von Mägden und Knechten aus der Pellenz zusammenströmen, um sich zu verdiugen. Wie manche Hausfrau zu München und Stuttgart, zu Köln und Hamburg wünschte sich auch einen solchen Gesindetag! — Hinter dem Hause steigt die Straße dem nahen Friedhofe zu. Vor demselben zur Linken der nach Nordosten in der Richtung auf Andernach führenden Chaussee liegen die alten Niedermendiger in Reihengräbern begraben. „Am Heidenstock" heißt das Gemäuer, wo vor tausend und mehr Jahren die chattischen Einwanderer mit Spatha und Scramasaxns, mit Lang- und Kurzschwert, mit Schild und Lanze, mit Perlen und Ringen, mit Flasche und Schüssel zur ewigen Ruhe bestattet wurden. Noch zeugen die silbernen Spangen und die stark ver- goldeten, mit glänzenden Steinen (Almadinen und Saphiren) besetzten Ziertheile, daß nicht ohne Glanz und Schimmer diese germanischen Krieger einherschritten. Ter fränkische Kirchhof schließt sich hier eng an die Begräbnißstätte der Römer- zeit an, von der rothglänzende Schüsseln und hellklingende, gelbe Urnen in

4. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 291

1881 - Leipzig : Spamer
Von Siegfried, dem Wölsung. 291 Wol mag auch hier wie in Worms den Anstoß zu den Mären von Un- gethümen die Thatsache Veranlassung gegeben haben, daß sich bei Bonn im Dilnvium die riesigen Reste ausgestorbener Thierarten vorfinden, die das bran- dende Meer hier einst aus den Höhlen herausschwemmte und im Schutte ablagerte. Vielleicht dankt der mons Draconis früher vorgefundenen Skeletttheilen unter- gegangener Exemplare von Mastodon angustidens und Anclrias Scheuchzeri oder des Archegosaurus Decheni schrecklichem Schädel den Drachennamen. Dietrich's Ausgang. Auch hier im rheinischen Bern wird man vor Zeiten diese Skelette be- wundert haben: Sonst war es anders! Schaut den Zahn Von unserm alten Riesenahn, und der fränkische Sigambrer wird gleich bereit gewesen sein, sie mit dem Riesenvernichter und Drachentödter Siegfried in Verbindung zu bringen. Dann aber kam die Märe von den Heldenthaten Theoderich's des Ostgothen-, man 19*

5. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 221

1883 - Leipzig : Spamer
Der Brocken und seine Umgebung. 221 rothaarigen Tochter Trute. Da kam einst der schöne Ritter Rolf des Weges daher; und als er in das Zauberrevier der Hexe gelangte, bat Trute, von hef- tiger Liebe zu ihm entflammt, ihre Mutter, daß sie ihn behexte und dadurch an sie fesselte. Das gelang auch wirklich, aber nach einiger Zeit verloren die Zauber- mittel ihre Kraft und der Jüngling riß sich los. um weiter aufwärts zu wandern. Der Jlsensteüi im Jlsethal. So kam er vor König Jlfungs Schloß und ward dort von heißer Liebe zur schönen Ilse ergriffen. Auch diese fühlte warm für Rolf, und König Jlsung Verlobte sie miteinander. Da ergrimmten die böse Zauberiu und ihre Tochter und sannen auf Rache. In der Walpurgisnacht bewirkten sie mit des Satans Beistand, daß eine ungeheure Wasserflut vom Brocken hernieder kam, welche den Felsenberg unterwühlte, auf welchem König Jlsungs Burg stand. Derselbe barst mitten entzwei und das Schloß versank mit Jlsung und dem Ritter Rolf in der Flut; nur Ilse vermochte sich auf den Gipfel zu retten, wo jetzt das Kreuz steht. Seitdem wandert die Prinzessin, von Liebesschmerz getrieben, umher, den ertrunkenen Geliebten zu suchen. Wer die rechten Blumen zum

6. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 330

1883 - Leipzig : Spamer
330 Eisenach und die Wartburg. und ein Schmiedefeuer blitzte durch das Walddunkel. Ludwig eilt hinzu, tritt in die Schmiede und bittet um ein Nachtlager. Der Schmied hält ihn für einen Junker vom Wartburger Hofe und weist ihm verdrießlich einen Stall oder Schuppen zur Nachtherberge an. Ludwig ist es zufrieden; aber Schlaf findet er nicht, denn die wuchtigen Hammerschläge des Meisters tönen zu ihm herüber, und zu jedem Schlage spricht der Mann: „Landgraf, werde hart!" Morgens fragt Ludwig dem Sinn dieser Worte nach und erfährt nun, was er bisher nicht geahnt und nicht verstanden, daß der Übermut seines Adels zugleich das Leid seines Volkes ist. Das trifft ihn tief, und er gelobt sich, das zu ändern. Nun aber zeigte der Adel auch ihm seinen Trotz, und Ludwig erkannte, daß er diesen brechen müsse. Aus Bürgern und Bauern sammelt er ein Heer, überzieht die Burgen der Herren und nimmt sie selbst gefangen. Dann führt er sie nach Freiburg (damals noch Neuenburg geheißen), läßt sie je vier vor einen Pflug spannen und so nach der Reihe das ganze Feld umackern. Wer sich sträubte oder lässig war, fühlte seine Schläge; denn er selbst führte den Pflugsterz und die Geißel. So lehrte Ludwig seine Edeln die Qualen kennen, mit denen ihr Über- mut das arme Volk heimgesucht hatte. Er selbst aber trug seitdem, um vor den Nachstellungen des Adels gesichert zu sein, einen eisernen Panzer und wurde daher der Eiserne genannt. Bürger und Bauern aber segneten ihn, denn er hatte ihnen geholfen. , Daß Ludwig eine entschiedene Fürstenmacht ausübte, beweist auch die Sage von der lebendigen Mauer, übrigens eine Sage, die auch anderswo vorkommt. Friedrich Barbaroffa besucht seinen Schwager auf der Neuenburg. Er findet dieselbe stattlich genug, vermißt aber die Mauer. Da macht sich Ludwig an- heischig, eine solche in einer Nacht zu bauen. Friedrich schüttelt den Kopf; aber am andern Morgen sieht er in festem Ringe die Burg von Gewappneten nm- geben, Rittern und Knechten, denn keiner hatte sich dem schleimigen Aufgebot zu entziehen gewagt. Der Kaiser aber staunte über die Menge der Ministe- rialen, Ritter und Edlen, die der Herrschaft seines Schwagers unterthänig waren. Und auch der tote Ludwig erfreute sich noch des bangen Gehorsams seiner Mannen. Denn als er von einem Feldzuge gegen Polen, den er mit Kaiser Friedrich unternommen, zurückkehrend im Jahre 1172 auf der Neuenburg ge- starben war, weigerten jene sich nicht, seiner Bestimmung gemäß feine Leiche von Neuenburg nach Reinhardsbrunn zu tragen. Sie fürchteten, fügt die Sage hinzu, er fei wohl gar nicht tot, fondern wolle nur den Gehorsam seines Adels auf die Probe stellen. Sein Sohn und Nachfolger Ludwig der Fromme behielt die politische Richtung seines Vaters bei. Er unterstützte seinen kaiserlichen Oheim mit einer Treue, die selbst fein freundliches Verhältnis zum Papste und zu Heinrich dem Löwen mir leicht und vorübergehend zu trüben vermochte. Ein Lohn für diese Treue war es, daß Friedrich nach dem Tode des Pfalzgrafen von Sachsen, Albrecht von Sommersenbnrg, nnsrem Ludwig diese pfalzgräfliche Würde verlieh. Auch auf dem berühmten Kreuzzuge vom Jahre 1189 war Ludwig bereit, seinen Oheim zu begleiten. Nur über den Weg zum heiligen Lande konnte er sich mit demselben nicht einigen; er zog die Fahrt zur See vor und landete bei Tyrus, wo er von Konrad von Montferrat ehrenvoll aufgenommen wurde. Auf dringende Mahnrufe, die von dem Belagerungsheere vor Ptolemais an ihn

7. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 16

1883 - Leipzig : Spamer
16 Das Hessenland. Ein alter Volksreim nennt noch sechs Dörfer zwischen Gudensberg und Kassel; er lautet: „Dissen, Deute, Haldorf, Ritte, Bnne, Besse, Das sind der Hessen Dörfer alle sesse." Im Dorfe Maden soll das alte Volksgericht seinen Sitz gehabt haben; „maden" soll soviel bedeuten wie „tagen", und der Ort Maden, sowie der Maderstein und die Maderheide sollen daher ihren Namen haben. Wie in so manchem andern Götterberge, sollten deutsche Helden und Fürsten im Odenberge, harrend auf den Tag ihrer Erlösung, schlafen. Einst nahte ihm auch Kaiser Karl mit einem großen Heere und litt großen Mangel an Wasser. Aus sein Flehen scharrte sein Roß mit dem Hufe, und siehe da! es floß reichlich Wasser aus einem Borne, den man noch heutzutage wegen seiner glänzenden Flut den „Gliß- dorn" nennt. Aber auch die Spuren der Blutbäche, die da in heißer Schlacht vom Odenberge rannen, sieht man noch immer, besonders wenn der Regen die alten Rinnen wieder aufwäscht. An die Walstätte sollen auch noch manche Namen in der Umgegend gemahnen, wie Karleskirchen und Karlesweide. Als nun der große Karl und sein Heer sich den Durst gelöscht, so erzählt man sich, da that sich der Odeuberg auf, und hinein zog der Fürst mit seinen Mannen. Nach anderer Version war es aber der mächtige Kaiser Karl der Quinte, d. h. der Y., und dieser soll alle sieben Jahre seinen Umzug halten. Manche meinen, der Quinte käme von einem alten Zeitwort quinen für „schwinden" und bedeute also nur der „Entschwundene". Mit dem Rufe: „Der Quinte kommt!" beschwichtigen heute noch ungeduldige Mütter ihre schreienden Kinder. Auch in dem benachbarten „Scharfenstein" soll verzaubertes Kriegsvolk sein Wesen treiben. Oft hört man da drinnen dnmpfen Trommelschlag und unter- irdisches Getöse; zuweilen erscheint der Heerfürst, und etliche wollen ihn gesehen haben. Mitunter war es auch einem Beglückten vergönnt, den Eingang zu finden und den verzauberten Kaiser, ähnlich wie den Rotbart im Kyffhäuser, zu schauen. Ein Schmied fand so den Weg und sah dort hünenhafte Recken mit eisernen Kugeln Kegel spielen. Er bat sich eine solche'aus, nahm sie mit heim und siehe da! sie verwandelte sich in lauteres Gold; doch den Eingang des Berges fand er niemals wieder. Ein Hirte aber, der ein verlorenes Schwein suchte, pflückte die Wunderblume, die ihm das Innere des Zauberberges erschloß; er sah viele Schätze, mit denen er sich die Taschen füllte; doch die Glücksblume ließ er trotz des warnenden Zurufs: „Vergiß das Beste nicht!" im Berge liegen.*) Im Scharfenstein hütet eine weiße Jungfrau große Schätze, in der man unschwer die gütige Göttin Holda erkennen wird. Ferner zeigt man bei Großen- Ritte die Spuren einer Riesenhand auf einem ins Feld geschleuderten Felsblock, den ein aus dem Odenberg gekommener Hüne vergebens nach der Kirche schleuderte. Am Mader Stein aber hatten unsere Vorfahren im Jahre 1247 den Sprößling eines alten chattischen Fürstengeschlechtes: Heinrich, das Kind von Brabant, auf den Schild gehoben. Von der germanischen Göttin Holda haben wir bei der Schilderung des Meisners schon manches erzählt; wenn es dort nebelt, so „hat Frau Holle ihr Feuer im Berge", wenn es schneit, „macht sie ihr Bett", und scheint die Sonne, so „kämmt sie ihr goldenes Haar". Und so erinnern noch viele Sagen und *) Daher soll das bekannte blaue Blümlein den Namen „Vergißmeinnicht" erhalten haben.

8. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 206

1883 - Leipzig : Spamer
206 Der Harz und seine Umgebung. derselben hat sich seit Eröffnung der Bahn um das ältere Eisenhüttenwerk „Blech- Hütte" eiu „Neu-Thale" gebildet; dasselbe besteht aus einer Anzahl guter Hotels — unter ihnen das großartige Hotel „Zehnpfund" mit Platz für 350 Fremde — einer großen Aktienbrauerei, einem Solbade, Logierhäusern und Villen, und durch diese neuen Ansiedelungen ist die Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde Thale auf beinahe 3500 gewachsen. Wenden wir uns vom Bahnhofe aus dem Ein- gange des Thales zu, so treten uns die schroffen Felsenwände des Hexentanz- Platzes und der Roßtrappe in ihrer ganzen Großartigkeit entgegen; sie sind aus Granit gebildet, an den sich vom Roßtrappefelsen an Grünstein in Verbindung mit Hornfels und (vom Bodekessel aufwärts) jaspisartiger Kieselschiefer an- schließt. — Wir passieren das Gasthaus „Waldkater", von dem aus sich bereits herrliche Blicke dem Auge eröffnen, und werden in dessen Nähe eingeladen, links aufwärts zum „Hexentauzplatze" zu steigen. Aber die sogenannte „Hexentreppe", welche hier mit etwa 1100 rohen Stufen, die diesen Namen kaum verdienen, jäh in die Höhe führt, hat schon manchen rüstigen Wanderer derartig mitgenommen, daß ihm die Lust zu ähnlichen Leistungen gründlich ver- ging. Besser auch, wenn wir zunächst im Thale weiter aufwärts wandern. Dasselbe gestaltet sich bei jedem Schritte großartiger. Über die Jungfernbrücke und an dem Gasthose „Zur Königsruhe" vorüber gelangt man zu der „Schurre", einem Wege, der in mehrfachen Windungen in einer halben Stunde bequem zu dem Felsen der Roßtrappe emporleitet. Derselbe stellt eine der großartigsten Felsenpartien unsres Vaterlandes dar. Einem riesigen Bollwerke gleich, springt dieser den Spiegel des Flusses um 150 m jäh überragende Granitpfeiler in das Thal vor. Auf einer der vordersten Platten des Pfeilers schaut man jene Spur eines riesigen Pferdefußes, uach welcher derselbe benannt ist. In der Urzeit '— so erzählt die Sage — als in dieser Gegend noch Zwerge und Riesen hausten, kam der wilde Böhmenfürst Bodo auf einem Kriegszuge hierher und verliebte sich in Brunhildis, des Riesenfürsten Tochter. Von dem Ungestümen bedrängt, entfloh diese auf raschem Rosse, aber jener folgte ihr nach, und plötzlich sah sie sich auf dem Tanzplatze der Hexen über dem furchtbaren Abgrunde. Zwar bäumte sich das Roß widerstrebend empor; doch Brunhildis drückte ihm, den Tod der Schande vorziehend, die Sporen kühn in die Seite. Der furcht- bare Sprung gelang; der Jungfrau entfiel zwar die Krone, um im Berg- ströme zu versinken, sie selbst aber kam glücklich auf dem gegenüberliegenden Felsen an, und dort drückte sich tief des Rosses Huf als Wahrzeichen ein. Auch Bodo wagte im Eifer der Verfolgung den Sprung, aber, herabstürzend in die Tiefe, bezahlte er seinen Frevel mit dem Leben; der Gebirgsstrom aber führt seitdem den Namen Bode. — Vielfach ist von Altertumsforschern nach andern Deutungen jeues eigentümlichen Males gesucht wordeu; man hat in ihm unter anderm das Zeicheu der Opfer finden wollen, welche einst von Druiden auf diesem ragenden Felsen dem heiligen weißen Rosse dargebracht sein sollen. Jedenfalls läßt sich aus dem Umstände, daß auf der Roßtrappe zahlreiche Urnen und Befestigungen entdeckt worden sind, von denen die letzteren sowohl die zu- gängliche Westseite als auch noch besonders den eigentlichen Felsvorsprung schützten, der Schluß ziehen, daß wir es hier mit einer bewehrten Wohnstätte germanischer Vorzeit zu thun haben. — Großartig ist der Blick von dem Roßtrappefelsen, namentlich hinab in den Ungeheuern Abgrund und aus die v
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 12
1 22
2 13
3 58
4 15
5 126
6 12
7 95
8 53
9 24
10 50
11 1
12 6
13 51
14 0
15 15
16 37
17 12
18 144
19 81
20 1
21 4
22 14
23 0
24 71
25 4
26 16
27 5
28 12
29 59
30 15
31 2
32 3
33 28
34 8
35 1
36 44
37 104
38 127
39 149
40 14
41 49
42 0
43 8
44 6
45 90
46 13
47 10
48 3
49 24

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 2
18 0
19 0
20 0
21 3
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 1
38 0
39 1
40 0
41 0
42 1
43 1
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 1
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 1
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 2
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 2
77 4
78 0
79 0
80 0
81 0
82 4
83 0
84 1
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 0
92 1
93 0
94 3
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 5
1 0
2 9
3 0
4 2
5 1
6 10
7 0
8 0
9 0
10 9
11 0
12 1
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 3
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 16
26 2
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 0
33 12
34 1
35 0
36 11
37 0
38 3
39 0
40 0
41 58
42 3
43 1
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 3
51 9
52 0
53 0
54 1
55 0
56 6
57 2
58 0
59 15
60 0
61 2
62 0
63 0
64 4
65 0
66 2
67 0
68 1
69 0
70 1
71 0
72 7
73 0
74 0
75 3
76 0
77 0
78 0
79 1
80 0
81 71
82 2
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 3
90 0
91 5
92 0
93 0
94 1
95 3
96 2
97 12
98 0
99 1
100 2
101 0
102 12
103 0
104 0
105 9
106 2
107 0
108 0
109 0
110 0
111 3
112 29
113 0
114 1
115 0
116 6
117 1
118 0
119 1
120 4
121 10
122 0
123 2
124 1
125 0
126 0
127 1
128 0
129 1
130 0
131 8
132 1
133 0
134 0
135 0
136 9
137 0
138 0
139 0
140 2
141 0
142 11
143 8
144 1
145 1
146 0
147 1
148 0
149 1
150 0
151 0
152 2
153 0
154 0
155 0
156 8
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 5
168 0
169 5
170 0
171 1
172 6
173 5
174 0
175 6
176 0
177 2
178 0
179 2
180 0
181 0
182 2
183 7
184 0
185 2
186 0
187 0
188 0
189 0
190 4
191 3
192 5
193 0
194 0
195 1
196 6
197 0
198 0
199 1