Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
124 Das Riesengebirge.
die Leute saßen, sein tolles Wesen treibe. Man hörte gern zu, lächelte aber
zu den erzählten Geschichten und glaubte ihnen nicht. Da vernahm man Plötz-
lich in dem nahen Unterholz ein lautes Krachen und Prasseln, und sogleich
stürzte ein großer Eber, der einen Pfeil in der Seite hatte, aus dem Dickicht
hervor und eilte auf die Wiese, auf der die Spaziergänger saßen, die nun in
große Gefahr gerieten. Alsbald aber erschien ein prächtig gerüsteter Ritter,
der den Eber verfolgte, ihm den Dolch in die Seite stieß und so die munteren
Leute von jeder Gefahr befreite. Der fremde Ritter wurde eingeladen, Platz
zu nehmen und sich am Frühstück zu beteiligen. Zu ihrem Erstaunen sahen
jetzt die jungen Männer, welche sich in der Gesellschaft befanden, daß die Waffen,
die sie neben sich gelegt hatten, verschwunden waren und auf dem Gipfel eines
Baumes hingen. „Das hat Rübezahl gethan", sagte Irmgard, und allmählich
glaubte man an das Walten des Berggeistes im Gebirge; denn es wurde weiter
erzählt, und der fremde Ritter, der sich für einen Lehnsmann des Markgrafen
von Brandenburg ausgab, hörte aufmerksam zu. Noch war nicht viel Zeit
verstrichen, da vernahm man aus der Ferne Klagelaute. Irmgard und der
Ritter stürzten schnell dorthin, woher der Schmerzensschrei kam. Sie fanden
einen Jäger, der erklärte, er sei durch einen angeschossenen Eber niedergestreckt
und schwer verwundet worden. Irmgard riß ihren Schleier vom Kopfe herunter
und legte ihn in Fetzen auf die Wunden des schwerkranken Mannes. Plötzlich
sprang dieser völlig geheilt auf und behauptete, seine Heilung sei durch die
Wunderkraft des Schleiers vor sich gegangen. „Es ist billig", fuhr er fort,
„daß ich ihn durch einen andern, ebenso kräftigen ersetze." Sosort riß er aus
dem Rücken des erlegten Ebers einige Borsten, warf sie der Irmgard über den
Kopf, wo sie sich zu einem prächtigen, goldenen Schleier vereinigten. Dann
verschwand der eben noch todkranke Mann unter einem furchtbaren Donner-
schlage. Jetzt wußten alle, mit wem sie es zu thuu gehabt hatten; sie-fühlten
sich unheimlich und brachen nach dem nächsten Dorfe auf, um dort zu über-
nachten. Der Ritter wurde zwar von Irmgard eingeladen, mit auf den Kynast
zu kommen und um die schöne Kunigunde zu werben; aber er zog es vor, mit
seinem Knappen weiter zu reisen. Da er nun keinen Führer hatte, verirrte er
sich bald in den engen Schluchten des Gebirges, und als plötzlich dichter Nebel
eintrat, wollte das Roß nicht weiter gehen; er spornte es an, es bäumte sich
und stürzte mit ihm in die Tiefe. Ms er aus seiner Betäubung erwachte, be-
fand er sich auf einem weichen Mooslager in der niedrigen Hütte eines Ein-
siedlers, der ihm erzählte, ein rüstiger Jäger habe ihn auf seiner Schulter zu
ihm gebracht und gesagt, er habe ihn neben seinem toten Pferde in einer Schlucht
gefunden. Bei dem Einsiedler blieb der Ritter mehrere Tage, bis er so ziemlich
genesen war; der Knappe, der ihn nach langem Suchen fand, kaufte ihm ein
Pferd in Hirschberg, und dann ritten beide weiter nach Wien, nachdem zwar
der Ritter noch die schöne Kunigunde in einer Messe in Hirschberg gesehen,
sich aber nicht hatte entschließen können, für sie den gefährlichen Ritt auf der
Mauer um die Burg zu wagen.
Zu Anfange des Frühlings im nächsten Jahre traf es sich, daß Irmgard
ihrer Gewohnheit gemäß durch die Thäler und Wälder streifte und Blumen
suchte. Plötzlich sah sie sich von den Leuten des nahen Hausberges, mit denen
Kunigunde in Fehde lebte, umringt, ergriffen und in die Gefangenschaft
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TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
380 Das obere Ruhrthal.
Von den Höhen her schan'n die Gefährten des Königes Jagen:
Freundlich ruft er hinauf: Glück deutet der. Faug uns für heute;
D'rauf, denn, ihr Freunde. Heran! Heran zur fröhliche:: Arbeit!
Sprach's und schnell von den Höh':: eilt zu ihm das treue Gefolge
Voll von Jagdlust und stürmt in die tieferen Dunkel des Waldes.
Karl an der Spitze entsendet mit sicherer Hand jetzt den Wurfspeer.
Bald fiud Saueu und and'res Gewild zu Haufen getrieben
Und die gewaltigen Leiber bedecken verendend den Boden
Hier und dort, wo der Speer der Jäger die flücht'gen ereilte.
Hörnerruf sammelt die Jagd; sie rühmen froh ihre Thaten.
Nun vertheilet der König die Beute unter die Ritter
Und beladet die Diener mit manchem trefflichen Stücke.
Darauf kehret der Zug zurück zu der Wiese am Flusse,
Wo in den Schatten des Waldrands liebliche Kühlung die Müden
Stärkend umweht, da stehen weithin auf dem Plane verbreitet
Gold'ne Gezelte der Fürsten und Führer, wetteifernd an Reichthum.
Hier hat der gütige König das reiche Gastmahl bereitet;
Freundlich ruft er herbei nach der Ordnung die würdigen Alten,
Dann die Männer, zuletzt die Schar der fröhlichen Jugend;
Unter sie reihet er ein die schönen züchtigen Mägdlein.
Also ersreu'n sie sich Alle der Speis' und des trefflichen Weines,
Bis der Abendstern glänzt und nach Ruhe sich sehnen die Glieder." —
In dieser Beschreibung eines Augenzeugen, die wir in freier Uebersetzung
gaben, haben wir ein Bild vor Augen von dem Weidwerk, wie es Fürsten und
Herren das ganze Mittelalter hindurch betrieben, lieber verschiedene Einzel-
heiten, die Jagd im Arnsberger Walde betreffend, finden sich kurze Angaben in
Urkunden: Die Netze wurden im Schlosse aufbewahrt; einmal, als in Arns-
berg die Pest grassirte, ließ der Kurfürst Netze von Cörtlinghansen, dem
Gute des Oberjägermeisters von Weichs, holen, lieber die Hunde handeln
viele Urkunden. In einer derselben vom Jahre 1368 erließ Graf Gottsried
den im Arnsberger Walde wohnenden Hörigen des Klosters Oetinghausen
die Verpflichtung, den Jagdhunden Futter zu geben und die gräflichen Jäger
zu beherbergen.
Eine besondere Art von Jagdvergnügen war die Falkenjagd. Diesiegel
der Gräfinnen von Arnsberg und anderer Edelsrauen zeigen oft das Bild der
Dame zu Fuß oder zu Pferde mit dem Falken auf der Hand. So allgemein
also war diese noble Passion, daß man sich nicht scheute, sie selbst bei den für
die ernstesten Angelegenheiten bestimmten Dingen zur Schau zu stellen. Die
Zahl der auf dem Schlosse zu Arnsberg gehaltenen Jagdfalken muß sehr be-
deutend gewesen sein. Nach einem im Jahre 1421 erneuten Lehnbriefe gehörten
zu den Lasten des Hofes Ein Horst bei Meschede im Arnsberger Walde, außer
der Beherbergung und Beköstigung der Jäger und Hunde, noch Folgendes:
„Item unses Hern Yoegeler moegen in den Hoff tasten und nemen cliy,
vyer, vyff off seyss Hoenre tot Behove der Haveke wanne yn des noet is"
— also sechs Hühner konnten die gräflichen Falkeniere von dem Hofe weg-
nehmen, wenn sie dieselben zur Fütterung ihrer Habichte bedursten.
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Extrahierte Personennamen: Karl Graf_Gottsried Yoegeler
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ort und Ursprung der Genovefa-Sage. 219
finden. Wir verlassen jetzt das Thal der Nette, welche sich nach Südwesten wendet,
um im Bogen an Mayen vorüber zu fließen, und fahren längs dem Hange des
Kruster Baches, dessen Wasser vom Laacher See gespeist wird. Zur Linken liegt
im Grunde die Frauenkirche, erbaut zu Ehren der „lieben Frauen Genovefa",
die hier an der Stelle, wo der Pfalzgraf Siegmund die wunderbar Erhaltene
wiederfand, begraben liegen soll. Noch soll sie, deren Gestaltung Simrock auf
Frouwa, Freya, die Gemahlin Wdoan's, zurückführt, hinter dem Hochaltar sitzen
und fpinnen; aber nur Sonntagskinder vernehmen das Schnurreu des Rädchens.
Wir vernehmen nichts als den Nachklang altgermanischer Sage, welche auf
halbhistorische Personen die Attribute des Mythus übertrug; die Göttersage
ward hier zur Heiligenlegende; aus Sigfrid dem Drachentödter, dem nordischen
Sigurd, wurde der Pfalzgraf Siegfried, den Genovefa, die Himmelsgöttin,
unter Schmerzen gebar.
Sieben Monate, die Zeit des Winters, verläßt sie ihr Gemahl, der
Sonnengott; unterdessen sucht sie Golo, der Winterriese, in seine Gewalt zu
bringen, bis durch die Rückkehr des Sonnengottes der Winter Vertrieben d. h.
der Verräther entlarvt wird und die Erde neuen Segen hervorbringt. Es ist in
anderem Gewände die alte Märe der Sonnenkinder Romulus und Cyrus,
Herakles und Wolfdietrich, die hier im Gewand der Genovefa und des Siegfried
auf dem Maienfelde fpielt. — Der Zug hält in Niedermendig. Nach Süd-
Westen fährt die fchon vollendete Bahnlinie über Kottenheim nach Mayen.
Eine vom Bimsstaube weiß gedeckte Straße bringt uns zu den Häuserreihen des
bekannten Ortes, dessen Häuser wie alle die der Umgegend aus Lava und
vulkanischem Tuff erbaut sind. Lange Wagenreihen begegnen uns mit mächtigen
grauen Steinblöcken, dem nutzbaren Produkte der Lavabrüche, deren Terrain
oberhalb des Ortes, in der Richtung auf den Laacher See liegt. Bei Jakob
Hanck, einem biederen Bajuwaren und seinen beiden lustigen Töchtern, von
denen die eine blond und rosig, die andere schwarzlockig und braun, die beiden
Typen der Rheinländerinnen vortrefflich darstellen, erlaben wir uns am kühlen
Trünke, hellfarbig und hochperlend, der seine eisige Temperatur den tiefen
Kellern von Niedermendig verdankt. Bevor wir in eines solchen Tiefe hinab-
steigen, wechseln wir noch muntere Worte mit des Wirthes Töchterlein, die uns
redselig erzählt von dem Gesindetag, der hier am dritten Weihnachtsfeiertage
stattfindet und an dem Hunderte von Mägden und Knechten aus der Pellenz
zusammenströmen, um sich zu verdiugen. Wie manche Hausfrau zu München und
Stuttgart, zu Köln und Hamburg wünschte sich auch einen solchen Gesindetag! —
Hinter dem Hause steigt die Straße dem nahen Friedhofe zu. Vor demselben
zur Linken der nach Nordosten in der Richtung auf Andernach führenden
Chaussee liegen die alten Niedermendiger in Reihengräbern begraben. „Am
Heidenstock" heißt das Gemäuer, wo vor tausend und mehr Jahren die chattischen
Einwanderer mit Spatha und Scramasaxns, mit Lang- und Kurzschwert, mit
Schild und Lanze, mit Perlen und Ringen, mit Flasche und Schüssel zur ewigen
Ruhe bestattet wurden. Noch zeugen die silbernen Spangen und die stark ver-
goldeten, mit glänzenden Steinen (Almadinen und Saphiren) besetzten Ziertheile,
daß nicht ohne Glanz und Schimmer diese germanischen Krieger einherschritten.
Ter fränkische Kirchhof schließt sich hier eng an die Begräbnißstätte der Römer-
zeit an, von der rothglänzende Schüsseln und hellklingende, gelbe Urnen in
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Extrahierte Personennamen: Siegmund Freya Sigfrid Sigurd Siegfried Siegfried Genovefa Cyrus Cyrus Siegfried Jakob
Hanck Kirchhof
Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Von Siegfried, dem Wölsung. 291
Wol mag auch hier wie in Worms den Anstoß zu den Mären von Un-
gethümen die Thatsache Veranlassung gegeben haben, daß sich bei Bonn im
Dilnvium die riesigen Reste ausgestorbener Thierarten vorfinden, die das bran-
dende Meer hier einst aus den Höhlen herausschwemmte und im Schutte ablagerte.
Vielleicht dankt der mons Draconis früher vorgefundenen Skeletttheilen unter-
gegangener Exemplare von Mastodon angustidens und Anclrias Scheuchzeri
oder des Archegosaurus Decheni schrecklichem Schädel den Drachennamen.
Dietrich's Ausgang.
Auch hier im rheinischen Bern wird man vor Zeiten diese Skelette be-
wundert haben:
Sonst war es anders! Schaut den Zahn
Von unserm alten Riesenahn,
und der fränkische Sigambrer wird gleich bereit gewesen sein, sie mit dem
Riesenvernichter und Drachentödter Siegfried in Verbindung zu bringen. Dann
aber kam die Märe von den Heldenthaten Theoderich's des Ostgothen-, man
19*
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Brocken und seine Umgebung. 221
rothaarigen Tochter Trute. Da kam einst der schöne Ritter Rolf des Weges
daher; und als er in das Zauberrevier der Hexe gelangte, bat Trute, von hef-
tiger Liebe zu ihm entflammt, ihre Mutter, daß sie ihn behexte und dadurch an
sie fesselte. Das gelang auch wirklich, aber nach einiger Zeit verloren die Zauber-
mittel ihre Kraft und der Jüngling riß sich los. um weiter aufwärts zu wandern.
Der Jlsensteüi im Jlsethal.
So kam er vor König Jlfungs Schloß und ward dort von heißer Liebe zur
schönen Ilse ergriffen. Auch diese fühlte warm für Rolf, und König Jlsung
Verlobte sie miteinander. Da ergrimmten die böse Zauberiu und ihre Tochter
und sannen auf Rache. In der Walpurgisnacht bewirkten sie mit des Satans
Beistand, daß eine ungeheure Wasserflut vom Brocken hernieder kam, welche
den Felsenberg unterwühlte, auf welchem König Jlsungs Burg stand. Derselbe
barst mitten entzwei und das Schloß versank mit Jlsung und dem Ritter Rolf
in der Flut; nur Ilse vermochte sich auf den Gipfel zu retten, wo jetzt das
Kreuz steht. Seitdem wandert die Prinzessin, von Liebesschmerz getrieben,
umher, den ertrunkenen Geliebten zu suchen. Wer die rechten Blumen zum
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
330 Eisenach und die Wartburg.
und ein Schmiedefeuer blitzte durch das Walddunkel. Ludwig eilt hinzu, tritt in
die Schmiede und bittet um ein Nachtlager. Der Schmied hält ihn für einen
Junker vom Wartburger Hofe und weist ihm verdrießlich einen Stall oder
Schuppen zur Nachtherberge an. Ludwig ist es zufrieden; aber Schlaf findet
er nicht, denn die wuchtigen Hammerschläge des Meisters tönen zu ihm herüber,
und zu jedem Schlage spricht der Mann: „Landgraf, werde hart!" Morgens
fragt Ludwig dem Sinn dieser Worte nach und erfährt nun, was er bisher nicht
geahnt und nicht verstanden, daß der Übermut seines Adels zugleich das Leid
seines Volkes ist. Das trifft ihn tief, und er gelobt sich, das zu ändern. Nun
aber zeigte der Adel auch ihm seinen Trotz, und Ludwig erkannte, daß er diesen
brechen müsse. Aus Bürgern und Bauern sammelt er ein Heer, überzieht die
Burgen der Herren und nimmt sie selbst gefangen. Dann führt er sie nach
Freiburg (damals noch Neuenburg geheißen), läßt sie je vier vor einen Pflug
spannen und so nach der Reihe das ganze Feld umackern. Wer sich sträubte oder
lässig war, fühlte seine Schläge; denn er selbst führte den Pflugsterz und die
Geißel. So lehrte Ludwig seine Edeln die Qualen kennen, mit denen ihr Über-
mut das arme Volk heimgesucht hatte. Er selbst aber trug seitdem, um vor
den Nachstellungen des Adels gesichert zu sein, einen eisernen Panzer und wurde
daher der Eiserne genannt. Bürger und Bauern aber segneten ihn, denn er
hatte ihnen geholfen.
, Daß Ludwig eine entschiedene Fürstenmacht ausübte, beweist auch die Sage
von der lebendigen Mauer, übrigens eine Sage, die auch anderswo vorkommt.
Friedrich Barbaroffa besucht seinen Schwager auf der Neuenburg. Er findet
dieselbe stattlich genug, vermißt aber die Mauer. Da macht sich Ludwig an-
heischig, eine solche in einer Nacht zu bauen. Friedrich schüttelt den Kopf; aber
am andern Morgen sieht er in festem Ringe die Burg von Gewappneten nm-
geben, Rittern und Knechten, denn keiner hatte sich dem schleimigen Aufgebot
zu entziehen gewagt. Der Kaiser aber staunte über die Menge der Ministe-
rialen, Ritter und Edlen, die der Herrschaft seines Schwagers unterthänig waren.
Und auch der tote Ludwig erfreute sich noch des bangen Gehorsams seiner
Mannen. Denn als er von einem Feldzuge gegen Polen, den er mit Kaiser
Friedrich unternommen, zurückkehrend im Jahre 1172 auf der Neuenburg ge-
starben war, weigerten jene sich nicht, seiner Bestimmung gemäß feine Leiche
von Neuenburg nach Reinhardsbrunn zu tragen. Sie fürchteten, fügt die Sage
hinzu, er fei wohl gar nicht tot, fondern wolle nur den Gehorsam seines Adels
auf die Probe stellen.
Sein Sohn und Nachfolger Ludwig der Fromme behielt die politische
Richtung seines Vaters bei. Er unterstützte seinen kaiserlichen Oheim mit einer
Treue, die selbst fein freundliches Verhältnis zum Papste und zu Heinrich dem
Löwen mir leicht und vorübergehend zu trüben vermochte. Ein Lohn für diese
Treue war es, daß Friedrich nach dem Tode des Pfalzgrafen von Sachsen,
Albrecht von Sommersenbnrg, nnsrem Ludwig diese pfalzgräfliche Würde verlieh.
Auch auf dem berühmten Kreuzzuge vom Jahre 1189 war Ludwig bereit,
seinen Oheim zu begleiten. Nur über den Weg zum heiligen Lande konnte er
sich mit demselben nicht einigen; er zog die Fahrt zur See vor und landete
bei Tyrus, wo er von Konrad von Montferrat ehrenvoll aufgenommen wurde.
Auf dringende Mahnrufe, die von dem Belagerungsheere vor Ptolemais an ihn
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich_Barbaroffa Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Heinrich Friedrich Friedrich Albrecht_von_Sommersenbnrg Albrecht Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Konrad_von_Montferrat Konrad
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
16 Das Hessenland.
Ein alter Volksreim nennt noch sechs Dörfer zwischen Gudensberg und Kassel;
er lautet: „Dissen, Deute, Haldorf, Ritte, Bnne, Besse,
Das sind der Hessen Dörfer alle sesse."
Im Dorfe Maden soll das alte Volksgericht seinen Sitz gehabt haben;
„maden" soll soviel bedeuten wie „tagen", und der Ort Maden, sowie der
Maderstein und die Maderheide sollen daher ihren Namen haben. Wie in so
manchem andern Götterberge, sollten deutsche Helden und Fürsten im Odenberge,
harrend auf den Tag ihrer Erlösung, schlafen. Einst nahte ihm auch Kaiser Karl
mit einem großen Heere und litt großen Mangel an Wasser. Aus sein Flehen
scharrte sein Roß mit dem Hufe, und siehe da! es floß reichlich Wasser aus
einem Borne, den man noch heutzutage wegen seiner glänzenden Flut den „Gliß-
dorn" nennt. Aber auch die Spuren der Blutbäche, die da in heißer Schlacht
vom Odenberge rannen, sieht man noch immer, besonders wenn der Regen die
alten Rinnen wieder aufwäscht. An die Walstätte sollen auch noch manche
Namen in der Umgegend gemahnen, wie Karleskirchen und Karlesweide. Als
nun der große Karl und sein Heer sich den Durst gelöscht, so erzählt man sich,
da that sich der Odeuberg auf, und hinein zog der Fürst mit seinen Mannen.
Nach anderer Version war es aber der mächtige Kaiser Karl der Quinte,
d. h. der Y., und dieser soll alle sieben Jahre seinen Umzug halten. Manche
meinen, der Quinte käme von einem alten Zeitwort quinen für „schwinden"
und bedeute also nur der „Entschwundene". Mit dem Rufe: „Der Quinte
kommt!" beschwichtigen heute noch ungeduldige Mütter ihre schreienden Kinder.
Auch in dem benachbarten „Scharfenstein" soll verzaubertes Kriegsvolk sein
Wesen treiben. Oft hört man da drinnen dnmpfen Trommelschlag und unter-
irdisches Getöse; zuweilen erscheint der Heerfürst, und etliche wollen ihn gesehen
haben. Mitunter war es auch einem Beglückten vergönnt, den Eingang zu
finden und den verzauberten Kaiser, ähnlich wie den Rotbart im Kyffhäuser,
zu schauen. Ein Schmied fand so den Weg und sah dort hünenhafte Recken
mit eisernen Kugeln Kegel spielen. Er bat sich eine solche'aus, nahm sie mit
heim und siehe da! sie verwandelte sich in lauteres Gold; doch den Eingang
des Berges fand er niemals wieder. Ein Hirte aber, der ein verlorenes Schwein
suchte, pflückte die Wunderblume, die ihm das Innere des Zauberberges erschloß;
er sah viele Schätze, mit denen er sich die Taschen füllte; doch die Glücksblume
ließ er trotz des warnenden Zurufs: „Vergiß das Beste nicht!" im Berge liegen.*)
Im Scharfenstein hütet eine weiße Jungfrau große Schätze, in der man
unschwer die gütige Göttin Holda erkennen wird. Ferner zeigt man bei Großen-
Ritte die Spuren einer Riesenhand auf einem ins Feld geschleuderten Felsblock,
den ein aus dem Odenberg gekommener Hüne vergebens nach der Kirche schleuderte.
Am Mader Stein aber hatten unsere Vorfahren im Jahre 1247 den
Sprößling eines alten chattischen Fürstengeschlechtes: Heinrich, das Kind von
Brabant, auf den Schild gehoben.
Von der germanischen Göttin Holda haben wir bei der Schilderung des
Meisners schon manches erzählt; wenn es dort nebelt, so „hat Frau Holle ihr
Feuer im Berge", wenn es schneit, „macht sie ihr Bett", und scheint die Sonne,
so „kämmt sie ihr goldenes Haar". Und so erinnern noch viele Sagen und
*) Daher soll das bekannte blaue Blümlein den Namen „Vergißmeinnicht"
erhalten haben.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Mader_Stein Heinrich Heinrich Holle
Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
206 Der Harz und seine Umgebung.
derselben hat sich seit Eröffnung der Bahn um das ältere Eisenhüttenwerk „Blech-
Hütte" eiu „Neu-Thale" gebildet; dasselbe besteht aus einer Anzahl guter Hotels
— unter ihnen das großartige Hotel „Zehnpfund" mit Platz für 350 Fremde —
einer großen Aktienbrauerei, einem Solbade, Logierhäusern und Villen, und
durch diese neuen Ansiedelungen ist die Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde Thale
auf beinahe 3500 gewachsen. Wenden wir uns vom Bahnhofe aus dem Ein-
gange des Thales zu, so treten uns die schroffen Felsenwände des Hexentanz-
Platzes und der Roßtrappe in ihrer ganzen Großartigkeit entgegen; sie sind aus
Granit gebildet, an den sich vom Roßtrappefelsen an Grünstein in Verbindung
mit Hornfels und (vom Bodekessel aufwärts) jaspisartiger Kieselschiefer an-
schließt. — Wir passieren das Gasthaus „Waldkater", von dem aus sich bereits
herrliche Blicke dem Auge eröffnen, und werden in dessen Nähe eingeladen,
links aufwärts zum „Hexentauzplatze" zu steigen. Aber die sogenannte
„Hexentreppe", welche hier mit etwa 1100 rohen Stufen, die diesen Namen
kaum verdienen, jäh in die Höhe führt, hat schon manchen rüstigen Wanderer
derartig mitgenommen, daß ihm die Lust zu ähnlichen Leistungen gründlich ver-
ging. Besser auch, wenn wir zunächst im Thale weiter aufwärts wandern.
Dasselbe gestaltet sich bei jedem Schritte großartiger. Über die Jungfernbrücke
und an dem Gasthose „Zur Königsruhe" vorüber gelangt man zu der „Schurre",
einem Wege, der in mehrfachen Windungen in einer halben Stunde bequem zu
dem Felsen der Roßtrappe emporleitet. Derselbe stellt eine der großartigsten
Felsenpartien unsres Vaterlandes dar. Einem riesigen Bollwerke gleich, springt
dieser den Spiegel des Flusses um 150 m jäh überragende Granitpfeiler in das
Thal vor. Auf einer der vordersten Platten des Pfeilers schaut man jene Spur
eines riesigen Pferdefußes, uach welcher derselbe benannt ist. In der Urzeit
'— so erzählt die Sage — als in dieser Gegend noch Zwerge und Riesen
hausten, kam der wilde Böhmenfürst Bodo auf einem Kriegszuge hierher und
verliebte sich in Brunhildis, des Riesenfürsten Tochter. Von dem Ungestümen
bedrängt, entfloh diese auf raschem Rosse, aber jener folgte ihr nach, und plötzlich
sah sie sich auf dem Tanzplatze der Hexen über dem furchtbaren Abgrunde.
Zwar bäumte sich das Roß widerstrebend empor; doch Brunhildis drückte ihm,
den Tod der Schande vorziehend, die Sporen kühn in die Seite. Der furcht-
bare Sprung gelang; der Jungfrau entfiel zwar die Krone, um im Berg-
ströme zu versinken, sie selbst aber kam glücklich auf dem gegenüberliegenden
Felsen an, und dort drückte sich tief des Rosses Huf als Wahrzeichen ein. Auch
Bodo wagte im Eifer der Verfolgung den Sprung, aber, herabstürzend in die
Tiefe, bezahlte er seinen Frevel mit dem Leben; der Gebirgsstrom aber führt
seitdem den Namen Bode. — Vielfach ist von Altertumsforschern nach andern
Deutungen jeues eigentümlichen Males gesucht wordeu; man hat in ihm unter
anderm das Zeicheu der Opfer finden wollen, welche einst von Druiden auf
diesem ragenden Felsen dem heiligen weißen Rosse dargebracht sein sollen.
Jedenfalls läßt sich aus dem Umstände, daß auf der Roßtrappe zahlreiche Urnen
und Befestigungen entdeckt worden sind, von denen die letzteren sowohl die zu-
gängliche Westseite als auch noch besonders den eigentlichen Felsvorsprung
schützten, der Schluß ziehen, daß wir es hier mit einer bewehrten Wohnstätte
germanischer Vorzeit zu thun haben. — Großartig ist der Blick von dem
Roßtrappefelsen, namentlich hinab in den Ungeheuern Abgrund und aus die
v
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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