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1. Das Deutsche Reich - S. 494

1900 - Leipzig : Spamer
491 Zweites Kapitel. doch trat nach dessen Tode eine neue Teilung ein (Altenburger Vertrag); durch dieselbe entstand auch eine altenbnrgische Linie. Nach Erlöschen derselben (1672) wurde dieses Gebiet mit Sachsen-Gotha verbunden und nach dem Aus- sterben der dortigen Fürsten (1825) übernahm Herzog Friedrich von Hildburg- hausen an Stelle seiner bisherigen Besitzungen das jetzige Gebiet des Herzogtums. Nachdem schon unter den Enkeln Johann Friedrichs sich eine altenbnrgische Linie gebildet hatte, aber wieder ausgestorben war, entstand durch den Vertrag von Altenburg (1610) aufs neue eine solche. Im Jahre 1672 erbte Ernst der Fromme, Sohn Johanns von Weimar, das Land, welches hinfort Gotha und Altenburg um- faßte und sich später durch Eisenberg, Ronneburg, Roda, Kamburg und Sulza ver- größerte. Der letzte Herzog von Gotha-Altenbnrg war Friedrich Iv. (gest. 1825). Die vorhandenen Erben (Weimar, Koburg, Meiningen und Hildburghausen) ver- ständigten, sich dahin, daß sür den bisherigen Herzog Friedrich von Hildburghausen die fünf Ämter Altenburg, Ronneburg, Eifenberg, Roda und Orlamünde zu einem Herzogtum zusammengelegt wurden, welches den Namen Herzogtum Sachsen-Alten- bürg erhielt, wofür derselbe auf sein bisheriges Land verzichtete. Dieser Fürst gab seinem Lande am 29. April 1831 eine Verfassung und trat am 1. Jan. 1834 dem Zollverein bei. Sein Nachfolger Joseph löste die Frondienste ab und begann die Regulierung des Grundsteuer- und Hypothekenwesens. Durch die revolutionäre Be- wegung von 1848 wurde er zur Abdankung gezwungen; ihm folgte sein Bruder Georg, dessen Sohn Georg (seit 1853) die Wohlfahrt des Landes vielfach gefördert hat und dem Norddeutschen Bunde, bez. Deutschen Reiche beigetreten ist. Seit 1871 gehören 2/s des Dominialvermögens dem Herzoge, 1/a dem Lande; dafür hat der Herzog auf eine Zivilliste verzichtet. Der Ostkreis besteht aus einem wellenförmigen, nach Westen etwas an- steigenden Gebiete, in welchem man die letzten Ausläufer des sächsischen Erz- gebirges erkennen kann; der Westkreis enthält einen Teil des Saalethales und das nördliche Stück des sogenannten Osterlandes, einer ziemlich bergigen Land- schast, welche sich gegen Nordwesten an das Elstergebirge anschließt. Der Untergrund des Ostkreises wird von Porphyr, Thonschiefer oder Bunt- sandstein, hin und wieder auch von Grauwacke und Grünstein gebildet, die nicht selten zu Tage treten. Auf dem Buntsandstein lagert im nördlichen Distrikt des Ostkreises Braunkohle von gewaltiger Mächtigkeit; in der Altenbnrger Gegend findet sich auch Zechstein, der vorzüglichen Ätzkulk liefert. Der bezeichnete Untergrund ist von mächtigen Lehmschichten bedeckt, die einen fruchtbaren Ackerboden bilden. Der höchste Punkt des Ostkrcises ist 372 in hoch (bei Ronneburg». In dem bergigen West- kreise findet sich gegen Osten Kies- und Sandboden, im Westen vorherrschend Gips- und Kalkstein, sowie roter, eisenschüssiger Sandstein. Im ganzen ist hier die Frucht- barkeit nicht bedeutend; der höchste Punkt ist nordwestlich von Orlamünde (beim Rittergute Spaal, 513 m). Bewässert wird das Land von der Saale und deren Zuflüssen. Im Ostkreise fließt die Pleiße mit der Wiera und Sprotta, sowie die Schnauder, ein Zufluß der Weißen Elster; im Westkreis findet sich die Saale, welche die Orla aufnimmt, die Roda und Wethau, auf ganz kurze Strecke (an der Grenze) auch die Weiße Elster. Größere Teiche sind im Oftkreise vorhanden; im Westkreise befindet sich ein See bei Hainspitz. Bereits ist angedeutet worden, daß der Boden des Ostkreises sehr fruchtbar, der des Westkreises dagegen weniger ergiebig ist; in jenem wird daher ein sehr erheblicher Ackerbau betrieben, während iu diesem ausgedehnte Wälder vor- handen sind. Im Jahre 1883 nahmen ein: Acker-, Garten- und Weinland 77361, Wiesen 11119, Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 3173, Forsten und Holzungen 36652, Haus- und Hofräume, Wege und Gewässer 1011 ha. Sehr bedeutend ist sonach das Ackerland (58,B Proz. gegen 18,7 des Reiches), auch der Waldstand ist etwas höher

2. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 287

1884 - Leipzig : Spamer
Georg Wilhelm, der letzte Sproß des Hauses der Piasten im Briege. 287 gute Ordnung in Essen, Trinken, Schlafen, Wachen, Ruhe, Bewegung, Liebe und Furcht des Schöpsers im ganzen Leben. Unter den Augen und der Obhut eines Lehrers, der sich bemühte, alle diese Tugenden seinem Zögling zu eigen zu machen, hatte Georg Wilhelm das vierzehnte Jahr, mit welchem er sür mündig erklärt wurde, erreicht. Als der Prinz 14^ Jahre alt war, ein Jüngling von blühender Gesichts- färbe, blondgelocktem Haar, das bis auf die Schultern herabfiel, großer, kräf- tiger Gestalt, reiste er auf Wunsch der Landstände zur Huldigung nach Wien. Sobald er dort am 19. Februar 1675 angekommen war, meldete er bei Hofe seine Absicht, und der Kaiser bestimmte den Tag der Audienz und Huldigung. Georg Wilhelm legte vor dem Throne mit eignem Munde den Huldigungseid ab und hielt mit größter Geistesgegenwart einen von ihm selbst verfaßten Vor- trag, über welchen der Kaiser und die anwesenden Staatsmänner sehr günstig urteilten. Der spanische Botschafter sagte damals von dem Brieger Fürsten, die Christenheit habe keinen Fürsten von so geringem Alter und so vieler Fähig- keit, und Lohenstein erzählt, die ganze Stadt Wien und der Hof habe von nichts als dem jungen Piasten gesprochen. Nach beendigter Huldigung kehrte der Fürst nach Brieg zurück. Die Land- stände, gegen 500 Mann zu Roß, kamen ihm entgegen und führten ihn ins Schloß unter Lösung der Kanonen, während Bürgerschaft und die Kompanien geworbener Soldaten mit fliegenden Fahnen im Gewehr standen. Dann leisteten die Stände den Eid der Treue. Die Freude in dem ganzen Fürstentum war groß. Auch die Stände von Wohlau und Liegnitz huldigten dem jugendlichen Fürsten mit großer Freude und erwarteten eine thaten- und segensreiche Regierung. Im September hielt Georg Wilhelm in Liegnitz einen Landtag ab, ging von dort nach Breslau und kehrte nach Brieg zurück, um eine Hirschjagd zu beginnen. Hier hatte er am 15. November bei rauher Witterung in den Wäl- dern der rechten Oderseite sich erkältet und trat, um sich zu erwärmen, in ein Bauernhaus, in welchem zu seinem Unglück die Kinder an den Blattern krank lagen. Der Fürst wurde in Fieberschauern zu Wagen nach Brieg gebracht. Die Ärzte waren sehr sorgfältig, aber kein Mittel besiegte das heftige Fieber. Die Kinderpocken zeigten sich bald auf dem ganzen Körper, verschwanden jedoch wieder und warfen sich aufs Innere. Der Kranke litt mit größter Sanftmut die brennendsten Schmerzen und zeigte festes Vertrauen auf Gott und die Hoff- rtuug auf ewiges Leben. Am 21. November war er eine Leiche. Mit ihm erlosch der piastische Stamm in Schlesien, wie ein Licht, das im Verlöschen noch einmal hell aufflackert. Aus dem Briefe, den der Fürst eigenhändig während seiner Krankheit an den Kaiser geschrieben hat, mögen nur wenige Worte hier Platz finden, damit sie uns einen Beweis geben, wie berechtigt die Erwartungen der Schlesier von den Talenten des letzten Piasten waren; er schrieb: „Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Ich bin zwar der Hoffnung und des Vorsatzes gewesen, Ew. Majestät und dero glorwürdigstem Erzhause noch durch langwierige treue Dienste mich wohlgefällig zu machen und dies, was ich bei meiner Jugend annoch nicht zu thuu vermocht, mit zunehmendem Alter in desto vollkommener Devotion derselben darzustellen. Es scheint aber, daß bei jetziger meiner Un- päßlichkeit der Allerhöchste seinem nnerforschlichen Gutbefinden nach dieses durch

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 185

1884 - Leipzig : Spamer
Die Burg Kynsberg am Schlesierthale. 185 des Königs von Böhmen Ferdinand I. (später deutscher Kaiser) im Jahre 1545 gegen Erlegung des Pfandschillings an Matthias von Log au überging. Diesem gemeinnützigen Manne spenden seine Zeitgenossen großes und wohlverdientes Lob; er hat zur Verschönerung der Kynsburg manches beigetragen. Der Kaiser ehrte diesen vortrefflichen Mann, trug ihm die ehrenvollsten Geschäfte auf, deren er sich jederzeit zur Zufriedenheit seines Fürsten erledigte. Logan vermehrte und verbesserte seine Güter, ohne daß ihm von irgend welcher Seite Habsucht oder schmutziger Geiz zum Vorwurfe gemacht worden wäre. Die Kynsburg. Nach Zeichnung von G. Täub er t. Noch während er lebte, ernannte er seinen zweiten Sohn Matthias zum Erben der Kynsburg. Dieser jüngere Matthias von Logau, ein Mann von bedeutendem Vermögen, reichlich ausgestattet mit körperlichen und geistigen Vor- zügen, befördert und empfohlen durch die Vorzüge seines Vaters, gelangte bald zu hohem Ruhme und Ansehen. Er wurde 1566 Landeshauptmann der Fürsten- tümer Schweidnitz und Jauer, 1570 Kammerpräsident und kaufte mit seinen Brüdern die Fürstentümer Frankenstein und Münsterberg sür 180 000 Gulden, eine Summe, die auf den damaligen Reichtum der Familien schließen läßt. Allein die Ritter der beiden Fürstentümer wollten sich nicht zum Vasallentum unter einem einfachen Edelmanns bequemen und bohrten so lange, bis endlich Kaiser Maximilian Ii. die Fürstentümer an sich kaufte. Aber Matthias von Logau war darum, daß ihn die Ritter nicht zum Herrn haben mochten, nicht weniger angesehen als srüher; ja, sein Einfluß und seine Bedeutung stieg so

4. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 289

1885 - Leipzig : Spamer
Tod des Kurfürsten Moritz in der Schlacht bei Sievershausen. 289 Absicht des Feindes, ihn zu umgehen, durch voraneilende Bauern aus Pattensen unterrichtet, hatte sein Heer in weithin sich streckende Linie gestellt. Feld- schlangen und Donnerbüchsen verschiedener Größe standen auf den Flügeln. Am sogenannten Vogelherde traf er mit dem Feinde zusammen, der den Wind und eine kleine Anhöhe für sich hatte, auch das Heer der Verbündeten an Fuß- Volk überwog, dagegen an Reiterei nachstand. ' Bald nachdem die Geschütze zu spielen angefangen, rückten die „Vorwarten" aufeinander, so nahe, „daß sie das Weiße in den Augen sehen konnten". Kurfürst Moritz fällt bei Elvershausen. Die ersten vier Heerhaufen markgräflicher Reiter führte Klaus Barner, Herzog Heinrichs geschworener Feind. Gegen diese sprengten die Prinzen Philipp Magnus und Karl Viktor mit ihren Reitern. „Die zwei jungen Fürsten von Braunschweig", sagt ein Augenzeuge, „sind vor ihre Reiter vorausgerückt und auch bald zu Boden gegangen, wo sie ihr Blut ritterlich verstürzt." Beide Brüder fielen schnell hintereinander. Als dem greisen Vater die Kunde kam, daß sein Philipp geblieben, sagte er, den Schmerz überwindend: „Gut, so muß man dem Jungen das Gelbe vom Schnabel wischen;" als er aber die Todes- Nachricht über Karl Viktor erhielt, brach auf kurze Zeit seine Kraft. Weinend rief er aus: „Das ist fast zu viel." Der durch die jungen Herzöge eingeleitete Kamps ward bald allgemein. Furchtbar wüteten die Scharen des Markgrafen, durch den donnernden Schlachtruf ihres kühnen Führers angefeuert, in den Reihen der Sachsen und Brauuschweiger, während von den Verbündeten, deren Schlachtordnung breiter als die des Deutsches Land und Volk. X. Ig

5. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 475

1886 - Leipzig : Spamer
Königsberg als Festung. 47 5 Tode des Großen Kurfürsten schliefen allerdings diese Versuche, für Preußen Kolonialbesitz zu erringen, sehr bald wieder ein — um erst seit kurzem, und zwar ziemlich in derselben Gegend, hoffen wir mit nachhaltigerem Erfolge, wieder aufgenommen zu werden. _ Königsberg als Festung- Schon zur Zeit des Großen Kurfürsten wurde am linken'pregelufer zum Schutze der Einfahrt in den Fluß, wohl auch in der Absicht, die widerspenstige Stadt im Zaume zu halten, die kleine Feste Friedrichsburg gegründet, die freilich jetzt gegenüber den so sehr gesteigerten Mitteln der Belagerungskunst wohl schwerlich widerstandsfähig sich zeigen würde. Die neue Börse. Auch die zur Zeit des Siebenjährigen Krieges mit großen Kosten ausgeführte Umwallung der ganzen weitläufigen Stadt war für eine Verteidigung derselben völlig wertlos, gewährte aber später, mit Baumpflanzungen eingefaßt, einen an- genehmen Spaziergang um die Stadt. Dagegen wurde seit 1843 auf Verord- nnng Friedrich Wilhelms Iv. durch Anlage von zwölf, nach den jetzigen Be- dürfniffen der Belagerungskunst erbauten Forts Königsberg zu einem Waffenplatz ersten Ranges erhoben und damit einem tiefgefühlten Bedürfnis abgeholfen, da Preußens Ostgrenze, wohl infolge des unbegrenzten Vertrauens, das Friedrich Wilhelm Iii. in die Freundschaft seines ihm durch alte Waffenbrüderschaft ver- bündeten Nachbars setzte, bis dahin fast gänzlich nnbeschützt war. Die Besatzung während des Friedens beträgt 6680 Mann.

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 44

1880 - Leipzig : Spamer
44: Der Bodensee und seine Ufer. Aber die Theilnng des Landes brachte nach dem Tode des Kaisers über die Marken neues Unheil. Es folgte Verpfändung auf Verpfändung; förmliche Anarchie riß ein. Von Tag zu Tag, sagt eine Urkunde des Havelberger Bischofs, wachsen die Fehden und Raubzüge, die Dörfer liegext niedergebrannt, die Felder verwüstet, die Menschen verlassen nackt und hülflos ihre Wohnungen; auf heimlichen Wegeu müssen die Geistlichen ihrem Berufe nachgehen^). So war der Zustand der Marken, als Sigis- mund den Gedanken faßte, die Marken den Hohenzollern zu übergebeu. Wegen Weuzel, welcher auch Ansprüche auf die Marken hatte, mnßte er behutsam vorgehen. Er ernannte daher den Burggrafen zuerst zum Laudesverweser und Laudeshauptmann. Dies geschah in der Ueberein- stimmung mit Wenzel in der denkwürdigen Urkunde vom 8. Jnli 1411. Er müsse, sagt der König, zu der Bürde seiner Königreiche und zu derjenigen eines Vorstandes des heiligen römischen Reiches sich Helfer und Mitträger sucheu, damit so seine Sorge und Bürde in etwas erleichtert würde und er sich mit seinem Fleiß desto nützlicher dem Reich und seineu anderen Ländern zuweudeu könne. Außerdem verschrieb er ihm 100,000 Goldgnlden ans die Markeu, um die vielen Verpfändungen von markgräflichen Schlössern wieder rückgängig zu macheu, und verlieh ihm außerdem die Erblichkeit der Hauptmauuschast. Friedrich stellte in kurzer Zeit, ebeu so sehr durch Klugheit und Mäßigung, als dnrch energisches Einschreiten gegen das trotzige Ranbritterthnm, die Ordnung und das kaiserliche Ansehen im Laude her. „So guten Frieden", sagt die Magdeburger Chronik, „hatte der Markgraf dem Lande verschafft, daß man es als eine besondere Schickung und Gunst des Allmächtigeu pries." Der Burggraf widmete sich bald uachher wieder deu Reichsgeschäfteu. Die Lösung der kirchlichen Frage drängte, das Konzil in Konstanz trat zusammen. Auch hier leistete der Markgraf, wie fchou berührt worden, Sigismund wesentliche Dienste. Hier war es denn, wo der Kaiser noch einen Schritt weiter ging und ihm „mit gntem Rath der Mehrzahl der Kurfürsten, auch viel anderer Fürsten, Grafen, Edlen und Getreueu, die Mark Brandenburg mit der Kur- und Erzkämmererwürde erblich mit dem Vorbehalt der Wiederlösung übertrug." Die Urkunde ist vom 30. April 1415 datirt und wurde vollzogen unmittelbar unter dem Eindruck der Bäudiguug des widerspenstigen Herzogs von Oesterreich. Unter den Motiven der Uebertraguug ist in der Urkunde angeführt: „es geschehe zum allgemeinen Nutzen, und um die Zahl der Kurstimmen nicht zu mindern, da er, Sigismund, zugleich König und Kurfürst von Brandenburg sei; der Burg- graf habe zugleich durch seine Vernunft und mit seiner Macht, Arbeit und Wagniß, mit Aufwand eigener Mittel die Marken so trefflich geordnet, so allen Frevel, Gewalt und Räuberei gezähmt, daß man das Beste von ihm hoffen könne." *) Droysen, Gesä >chte der preußischen Politik I. 2. Auflage. 1863.

7. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 314

1882 - Leipzig : Spamer
314 Die Havel und das Havelland. die „schöne Gießerin", eine der Geliebten Kurfürst Joachim's Ii. Als aber dessen strenger, sparsamer Sohn, Herr Hans George, zur Regierung kam, mußte sie das seidene Gewand ablegen und die düsteren Gewölbe des Jnliusthurmes beziehen. Sie hat dieselben bis zu ihrem Tode nicht mehr verlassen. In der Befestigung der Stadt Spandau haben wir noch einen andern Punkt von hervorragender historischer Wichtigkeit aufzusuchen. Das Brückenthor der Citadelle wird jetzt von einem mächtigen runden Thorbogen gebildet, über welchem sich das knrbrandenburgische Wappen in prächtiger Gestalt befindet. An- statt dieser Baulichkeit beschirmte im Jahre 1443 wahrscheinlich ein festes gothisches Thorhaus die Einfahrt, lieber der Spitzbogeupforte befand sich ein kleines Stüblein. Dort erschienen in den Septembertagen des genannten Jahres trauernd und zornig die aufrührerischen Bürger der Schwesterstädte Berlin und Kölln. Kurfürst Friedrich der Eiserne stand in dem Stüblein zu Haupt des eicheuen Tisches auf deu Schwertgrifs gelehnt; seine Räthe umgaben ihn, Herr Friedrich Sesselmann, der Bischos zu Lelms, Herr Ulrich Zeuschel, der Küchen- meister, Herr Peter von Knobelsdorf, der Vogt zu Spandau. Die Herren aber, die nach einander vortraten und Leib und Leben übergaben, waren die Patrizier der Spreestädte, die Blankenfelde, Achen, Wins, Schaum u. a. m. Düster erklaugen ihre Antworten auf die Fragen der kurfürstlichen Räthe, und ein Auflodern der Rachsucht begleitete wol jenen harten Spruch, der ihre Häupter, Herrn Bernd Ryke vor Allen, ins Elend verwies. Denn diesen im Rathsdienste ergrauten Häuptern war die Fremde „das Elend!" Der Eisenzahn aber hatte ein Verständniß für das Mannesbewußtsein, das sich im Besitze des ererbten Rechtes gegen ihn aufgelehnt hatte; und wie die Vernrtheilten jetzt aus seiner Hand das Leben als Gnadengeschenk erhielten, so nahmen sie gar bald aus derselben auch ihren altbürgerlichen Reichthum zurück. Nur einer fiel von Mörderhand im Auslände, Herr Bernhard Ryke, der Altbürgermeister von Berlin. Beinahe hundert Jahre wareu verflossen seit der Zeit. Da öffnete sich das Pförtlein neben dem Thore zu Spandau einer unglücklichen Fürstin, welche nach langen herben Leiden in ihr Eigenthum zurückkehrte: im August 1545 nahm die Kurfürstin Elisabeth, die Wittwe Joachims I., Besitz von ihrem Witthnme Spandau. Als damals der Zug über die Brücke ging, da fielen schmerzlich die Blicke der alternden Dame in der Sänfte auf die grauen Wellen der Spree, welche sich hier gerade mit den blauen Wassern der Havel mischen. Das Antlitz der Fürstin verdüsterte sich. Vielleicht dachte die hohe Frau an jenen unglücklichen Pa. März des Jahres 1528. Eine stürmische, regnerische Frühjahrsnacht war's gewesen; und als die Glocke aus dem Kloster der Domini- kaner die zwölfte Stuude schlug, waren zwei Frauen und ein Junker in dichter Vermummung aus der Wasserpforte des kurfürstlichen Schlosses zu Kölln an der Spree getreten: die Kurfürstin selbst, Ursula von Zedtwitz und Joachim von Götz. Sie flohen in die Fremde vor dem Zorne Joachim's I., der mit eiserner Hand die neue Lehre niederzwang. Lautlos glitt der Nachen über die dunkle Spree; drüben aber am andern Ufer warteten die Reiter Ehristierns von Dänemark, des Bruders der Kurfürstin, mit windschnellen Pferden, welche die Entwichenen gar bald auf sächsisches Gebiet brachten. Das war nun siebzehn Jahre her! Wie hätte da die Fürstin sich freuen müssen, daß sie wieder „zu Lande kam", daß sie die Stätten wiedersehen durfte,

8. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 22

1882 - Leipzig : Spamer
22 Berliner Stadtgeschichten. Die Bevölkerung zahlte im Jahre 1756 bereits 126,000 Seelen, ver- minderte sich durch die Kriegslänfte und betrug 1763 nur erst 119,300 Seeleu; 1766 war die Ziffer von 1756 wieder erreicht und betrug beim Ableben des Monarchen im Jahre 1786 rund 150,000 Seelen mit dem Militär. Daneben waren damals etwa 6650 Vorder- und 4000 Hinterhäuser mit einem Ver- sichernngswerth von 57,Millionen Mark vorhanden. In die glorreiche Regierungszeit des Großen Friedrich fallen die ersten feindlichen Heimsuchungen Berlins. Als der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. sich entschloß, die Festnngs- werke Berlins schleifen zu lassen, unternahm er damit wohl überlegt einen Schritt, der auf die äußere Politik und Kriegführung Preußens von der größten Bedeutung gewesen ist. Unermüdlich hatten seine Vorgänger an der Vergrößerung des Staatsgebietes gearbeitet und demselben mit seltenem Glück Stück für Stück mosaikartig angefügt, dennoch nahm sich der brandenburgisch- preußische Staat wunderlich zerrissen auf der Laudkarte aus. Im äußersten Westen auf dem linken Ufer des Rheins Gebiete, dann mehr central, als der eigentliche Kern, die Marken, im äußersten Osten das Herzogthum Preußen, von dem das neue Königreich den Namen führte; aber diese drei Hanpttheile, zu deueu südöstlich das neu erworbene Schlesien kam, uuverbuudeu, und daneben weit verstreut zahlreiche größere und kleinere Enklaven. Oesterreich, Frankreich. Rußland, Schweden und Polen als Gegner und die deutschen Kleinstaaten zum großen Theil nicht als Freunde Preußens, ließen die Hauptstadt bei j^dem mit Glück geführten feindlichen Vorstoß verloren fein, falls sie nicht befestigt war; dennoch ent- schied sichdasprenßischekabinetgegen einebesestigung Berlins. Die uugünstigelage der Hauptstadt und die Verzettelung der Provinzen nöthigten den Regenten nicht blos die historische gewordene Devise: „la Prasse cloit etre toujours en vedette", sondern auch im Falle kriegerischer Verwicklungen die Notwendigkeit auf, rascheste Initiative zu ergreifen und möglichst den Krieg in Feindesland zu verlegen. So verfuhr Friedrich Ii., so König Wilhelm I. in den Kriegen von 1866 und 1870—1871; schwer hat es Friedrich Wilhelm Ih. büßen müssen, daß er an die Stelle des mnthigen Darauflosgeheus die Politik des Zuwartens setzte. Dieser frischen, raschen Kriegführung verdankt das kleine Preußen feine beispiellosen Erfolge numerisch weit überlegenen Feinden gegenüber, verdankt das unbefestigte Berlin die verhältnißmäßig seltene Ueberrumpeluug durch den Feind. Als Festung im Mittelalter und in der Kurfürstenzeit ist Berlin jungfräulich geblieben. Die Belagerung durch König Waldemar Ih. im Jahre 1349 und durch den Tempelritterorden im Jahre 1435 endete ruhmvoll für Berlin. Ruhmvoll ist auch die Verteidigung der nur mit einer zur Sicherung des Oktroi errichteten schwachen Mauer, stellenweise sogar nur mit Palissadenstaket umgebenen Stadt im Siebenjährigen Kriege gewesen, ruhmvoll, weun auch nicht glücklich. Der erste Uebersall erfolgte am 16. Oktober 1757, als Friedrich mit Oesterreich, dem Deutschen Reich, Rußland, Frankreich und Schweden zugleich kämpfte, durch den Kroateugeueral Haddick, der mit 7000 Mann sich nach einem blutigen Kampfe, in welchem die schwache Garnison fast aufgerieben wurde, des schiefischen Thores bemächtigte, aber nicht in die Stadt selbst einzuziehen wagte, sondern sich mit einer Kontribution von 600,000 Mark begnügte. Ein Ge- schenk, bestehend aus einem Kästchen mit 24 Paar feinen Berliner Handschuhen,

9. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 239

1882 - Leipzig : Spamer
Friedrich Wilhelm's Iv. Lebensende. 23a auch hier nicht. Am 8. Oktober desselben Jahres umnachtete ein Gehirnschlag den Geist des Vielgeprüften bei vorübergehend lichten Perioden. In einer solchen, am 23. Oktober, übertrug er die Staatsgeschäfte seinem Bruder, dem Prinzen von Preußen, seitdem Prinz-Regenten. Als aber keine Besserung eintrat, wurde dieses Maudat am 7. Oktober 1853 auf fo lauge, bis der König des Amtes wieder würde selbst warten können, verlängert. Diese Wendung sollte nach des Höchsten Rathschluß nie wieder eintreten. Der sonst so beredte Mund, dessen rhetorische Leistungen zu dem Besten und Edelsten gehören, was jemals aus deutschem Fürstenmunde erklungen und die gedanklich wie sprachlich unter die Perlen deutscher Literatur gezählt werden, verstummte mehr und mehr. Am 12. Oktober verließ Friedrich Wilhelm auf Aurathen der Aerzte Berlin. Das neue Orangeriehaus. Der König stand, wie zum Segen die Hand ausstreckend, am Fenster des Salonwagens. Die versammelte Menge war zu Thränen gerührt; der gebrochene König empfand Alles, wie man ihm anmerkte, tief erschüttert; die Zunge vermochte aber seine Empfindungen nicht widerzuspiegeln. In der gebirgigen Frische von Tegernsee, in der sonnigen Herbstluft Italiens, dessen Kunstschätze der feingebildete Monarch so oft bewundert, hoffte die Gemahlin, hoffte die Umgebung desselben auf Linderung. Vergeblich; um ihn von jeder äußerlichen Aufregung abzuschneiden, ward ein stiller Aufenthalt in Sanssouci gewählt. Es war wiederum ganz umsonst, das dämouische Zerstörungswerk an den edelsten Geistesfunktionen schritt unaufhaltsam weiter. In einem lichten Augenblick ließ er das seinen Zustand so treffend bezeichnende Wort fallen: „In mir ist Alles klar, wie sonst; aber von der Außenwelt trennt mich eine Mauer, die immer dichter wird." Seine Gemahlin Elisabeth, Tochter des Kurfürsten, späteren Königs Maximilian I. von Bayern (geb. am 13. November

10. Bilder vom Niederrhein - S. 361

1882 - Leipzig : Spamer
Dortmund. 361 war Dr. Motzfeld damit beauftragt, als Dortmund sich in seiner Noth an den Kaiser Leopold wandte. Dieser ließ an den Kurfürsten eine ernste Drohung ergehen. So ging der Sturm mit einer Geldentschüdigung glimpflich vorüber. Die Eigenheit Friedrich Wilhelm's I., recht große Männer für seine Armee zu pressen, veraulaßte viele Märker, sich nach Holland zu flüchten und erst in gereiftem Alter wieder zurückzukehren. Die Auslieferung eines riesigen Kölners, der sich in Dortmund aufhielt, au den Kronprinzen von Preußen, den nachmaligen König Friedrich Ii., im Namen seines Vaters, rief einen wahren Sturm der Bürgerschaft hervor. Dortmund im 16. Jahrhundert. Durch den Reichsdeputationshauptschluß ward Dortmund 1892 „mit ihrem Gebiete und ihren Zubehörungeu" dem sürstlich Orauieu-Nassauischeu Hause zugesprochen. Nach einigen vergeblichen Remonstriruugeu zog 1804 die Bürgerschaft ihrem neuen Herrn Prinz Wilhelm Friedrich von Oranien ent- gegen und überreichte ihm „unter dem Schluchzen und Weinen der Menge" die Schlüssel der Stadt. Bald darauf fiel Dortmund an das Großherzogthum Berg und ward die Hauptstadt des Ruhrdepartements, bis es 1815 unter die preußische Krone kam. Von Baudenkmälern ist die St. Reinoldikirche wohl die beachtens- wertheste; sie war dem tapfersten der vier Haymonskinder geweiht, von dessen Riesenpferde die Kirche noch ein Hufeisen und einen Wirbelknochen aufbewahrt. Nach einer Chronik waren die Haymonskinder geborene Dortmunder, und Reinold liegt dort begraben. Nach einer Version der Sage, die wir schon im zweiten Kapitel dieses Werkes gelegentlich berührten, ward Reinold in Köln beim Kirchenbau von seinen mißgünstigen Mitarbeitern erschlagen, seine Leiche aber nach Dortmund gebracht.
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