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651. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 6

1858 - Leipzig : Spamer
6 Bilder aus Siebenbürgen. Wagen hergeht, ziehen von den Donaustädten nach den Bergstädten. Schnell legt der behende Ungar mit seinen kleinen 5—6 Pferden vor dem Frachtwagen die Strecken von Pesth nach Wien oder Arad zurück, da er stets in sausendem Ga- lopp daher stürmt, wenn er leer nach Hause zurückkehrt. Am originellsten ist aber das Fuhrwerk des Walachen, wie es v. Pronay so anschaulich geschildert hat. „Die walachischen Fuhrleute sind stämmige, breitschultrige Gestalten, deren Tracht aus einem langen schmutzigen Hemde besteht, welches bei der Abreise rein angezogen, aber auch bis zur Heimkehr nicht gewechselt wird, und über die grobe enge Tuchhose bis zum Knie reicht. Im Sommer tragen sie breitkrämpige Hüte, im Winter Pelzmützen, deren Form den persischen ähnlich ist; außerdem große Stiefeln, die ihnen einen schwerfälligen Gang verleihen. Im Ganzen sind die Walachen keine arbeitsamen Leute und lieben nebenbei die geistigen Getränke; daher es denn kommen mag, daß sie das Fuhrmannsgeschäft gern betreiben, indem ihnen dadurch Gelegenheit geboten wird, sowohl der häuslichen Arbeit auszuweichen, als auch ihrer Kehle zu genügen. Denn in einer walachischen Bauernfamilie ist ohnehin nur das Weib das Triebrad des Hauses; sie ist es, welche die ganze Haushaltung in Bewegung setzt; denn sie kocht, wäscht, spinnt, versorgt das Vieh im Stalle und spannt es ein, wogegen der Mann erst, wenn Alles fir und fertig ist, seine Beine in Bewegung setzt. „Die walachischen Fuhrleute pflegen jetzt (nach der Legung des Schienen- weges ) zwischen Szegedin, Arad und Siebenbürgen zu verkehren, indem sie von Arad meist Spiritus und Wolle, von Siebenbürgen Kotzen, Wolle, Un- schlitt, Potasche und rohe Häute nach Szegedin an die Bahn um den Fahrpreis von 3 — 4 Gulden Conventionsmünze für den Centner zuführen. In Szegedin angelangt, halten sie gewöhnlich zwei Tage Rasttag, wo sie sich während dieser Zeit bei den Speditions - und Großhandlungshäusern um die Rückfrachten für Arad, Siebenbürgen und das Fürstenthum Walachei, da ein großer Theil der Waaren auch nach der Walachei abgesetzt wird, umsehen. Dann laden sie mei- stens Manufaetur-, Specerei- und Colonialwaaren, bisweilen aber auch andere Gegenstände und erhalten dafür an Frachtgebühr je nach Beschaffenheit der Waa- ren und der Distanz, wohin sie dieselben führen sollen, per Centner 3 — 8 Gulden Conventionsmünze. „Die walachischen Fuhrleute fahren zu jeder Jahreszeit mit ihren Fuhr- werken und scheuen den Wechsel der Witterung durchaus nicht, nachdem sowohl sie als auch ihre Pferde derart abgehärtet sind, daß sie jedem ungünstigen Wetter trotzen können. Sie sind größtentheils im Besitze von 2 — 3 Wagen. Jener, der drei Wagen besitzt, hat beständig zwei Fuhrwerke unterwegs, und zwar wenn das eine in Szegedin verladet, verladet das andere in Arad oder Siebenbürgen, welche sich regelmäßig auf der Straße begegnen, wo sie sich gegenseitig Kunde ertheilen, und dann jedes seinem Bestimmungsorte zueilt. Sobald das von Szegedin zurück- kommende Fuhrwerk zu Hause anlangt, so ladet das bereits zu Hause rastende wieder Frachten für die Theißstadt, und so löst, um sich zu erholen, eins das andere ab.

652. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 10

1858 - Leipzig : Spamer
10 Bilder aus Siebenbürgen. Levkojen, Nelken, Rosen, Aftern, Syringa (hier Lorbeern genannt), Majoran und Rosmarin nicht fehlen, da die Sachsin mit dem Strauße in der Hand Sonn- tags zur Kirche zu gehen gewohnt ist. Obstgärten schlingen um die freundlichen Sachsendvrfer einen grünen Rahmen, aus dem heraus die weißen Dachgiebel oder Fenstereinfassungen heiter herausschauen. Ein frommer Spruch über der Hof- thür oder der Name des Erbauers und die Jahreszahl des Baues sind aus dem deutschen Nordwesten gleichfalls als volkstümliche Sitte mit eingewandert. Draußen auf dem Felde erkennt man beim Pflügen, Eggen, Säen und Mähen den unverdrossenen Deutschen, der gewissenhaft, bedächtig, aber auch ausdauernd arbeitet, wobei ihm die Hausfrau tüchtig beisteht. Hier lenkt sie, die Füße durch lange ungarische Stiefeln geschützt, den Dünger - oder Heuwagen kühn über Gräben und holprige Furchen, dort sitzt sie nach Männerart auf dem linken Hin- terpferde des Viergespanns, hier handiert sie mit der Mistgabel und dem Spaten, dort bindet sie behend Garben, sammelt abgefallenes Obst oder besorgt das har- rende Vieh. Sobald man aus dem oberen Alutathale und der Harom-Szek, welche Szekler bewohnen, nachdem angrenzenden sächsischen Burzenlande kommt, so erscheint das Aeußere der Dinge verändert, obschon man noch in derselben Ebene ist und nur eine Flußbrücke überschritten hat. Die Wiesen sind sorgfälti- ger gedüngt, die Aecker mit mehr Aufmerksamkeit gepflegt, die Menschen ruhiger und bedächtiger, die Dörfer freundlicher. Statt der malerischen Szeklertrachten sieht man altmodige Kleidungen, wie sie in alten Bilderbüchern etwa noch zu finden sind. Denn die Frauen tragen einen faltigen wollenen schwarzen, im - Sommer weißleinenen Rock ohne Leib, dagegen wird das weiß- oder rothgeftickte, langärmelige, bloße Hemd des Oberleibes von einer kurzen Jacke, und der Kopf mit einer Haube oder einem Tuche bedeckt, unter welchem oft geschlingte weiße Leinwandspitzen hervorstehen. Die unverheiratheten Mädchen, welche ihre (lachs- farbenen Flechten lang den Rücken hinabhängen lassen, tragen auf dem Kopfe einen Strohhut, der einen kleinen Kopfdeckel und einen breiten Rand hat. Eine kurze bequeme Jacke von Tuch ziert den Oberleib des stämmigen Sachsen, ein breitkrämpiger Filz oder eine Pelzmütze schützt seinen Kopf und enge, weiße oder blaue Tuchhosen stecken in den langen Stiefeln, doch ist der obere Theil und die Seitennaht der Hosen mit hellblauen oder rothen Bandschnüren besetzt und an der engen Weste reiht sich Metallknopf an Metallknopf. Will er sich noch etwas herausputzen, so steckt er an die Seite der Kopfbedeckung einen Blumenstrauß. Tritt man in eine der sächsischen Land - und Hauptstädte, so meint man in eine mittelalterliche Provinzialstadt gekommen zu sein. Denn die Straßen sind enge, oft winklig, die steinernen Häuser mit Erkern, Nischen, spitzen Giebeln, gothi- schen Thüren und engen Fenstern versehen, die Kirchen in gothischem Geschmack aufgebaut, das Rathhaus mit Treppen, Erkern und gothischen Zierrathen ge- schmückt, wie man es am Rheine hier und da straßenweise zu sehen bekommt. Das Räthsel, das mittelalterliche Niederrheinland in den abgeschiedenen Thälern der Donauzuflüsse wieder zu finden, wird gelost, wenn man sich erinnert, daß Niederdeutsche vor sangen Jahrhunderten hier einwanderten und neben ihren

653. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 14

1858 - Leipzig : Spamer
14 Bilder aus Siebenbürgen. beginnt südlich von der Fekete-Ügy, streicht südlich der Alt oder Aluta bis zur mittleren Maros und wird von dem Alt durchbrochen im sogenannten Rothen- thurmpaß , welcher in die Walachei führt. Aus diesem Höhenzug erheben sich im Burzenländergebirge der Tschukasch 6227, der Butschetsch 7952, der König- stein 7101, im Geisterwald der Zeidnerberg 4090, im Fogaraschergebirge die Wunatara Butianu 7961, der Negoi 8060, im Zibingebirge die schwarze Koppe 6783, die Fromoatsa 7168, der Schurian 6518, in der Paringulkette der Skläwoi 7670, im Strellgebirge endlich der Retsesatt 7854 Fuß hoch. * Der östliche Höhenzug, an Höhe und Natur dem westlichen ziemlich gleich, zeigt in der Regel einen langen, sanft aufsteigenden, oben stark abgerundeten Rücken mit kuppigen Gipfeln (dem Mezöhavas 5627 Fuß, im Gyergyoer Gebirge, dem Nagyhagymas 5681 , dem Budös 3578 im Csiker Gebirge, und dem La- kocza 5641, wie dem Oitoser Paß 2804 Fuß im Bereczker Gebirge). An der Maros - und Altquelle hat er seinen Mittelpunkt und folgt ihnen nach Norden und Süden. Im Norden der Quelle der großen Szamos bis zu deren Austritt in die Niederung dehnt sich ein Höhenzug aus, der hier und da Alpennatur zeigt, im Güttin auf dem Laposchgebirge 4500, im Ziblesch 5756, im Wurwu Omlui des Rodoner Gebirges 6192 und im Kuhhorn 7160 Fuß hoch steigt. Die Senkung des Hochlandes nach Westen zu bildet den vierten Hö- henzug, durch dessen Spalten 4>ie Theißzuflüsse rinnen, sein mittlerer Theil, das siebenbürgische Erzgebirge hat zahlreiche wilde Schönheiten in seinen Trachyt-, Kalk- und Basaltbergen; hier steigt Haito oder Halten 3392, Vulkan 3999, Bihar 5828, Piatra Tschaki 3835 und die Ruszka im Czernagebirge 4306 Fuß. Der steilere Abfall dieser Ränder geht meist nach Innen zu; die höheren Gebirge sind auch die steileren und schmaleren. Die Kämme liegen verhältniß- mäßig hoch und bieten wenige, aber tief eingeschnittene Sättel dar, die Gipfel steigen nicht bedeutend auf. Die Mitte des Landes erhebt sich um 1100 Fuß über die Theißcbene, um 1200 Fuß über die walachische und 1 300 Fuß über die der Moldau; dagegen reichen die Vorberge im Süden nur bis 1200 Fuß, im Norden bis 2500 Fuß und das Mittelgebirge bis 5400 Fuß. Im Innern des Hochlandes ziehen Landhöhen hin, welche bedeutend über die größeren Thäler emporragen; eine zwischen dem eisernen Thor und dem Querthale der Alt ist 17 Meilen lang, 6 — 8 Meilen breit und 1200 Fuß hoch; das Bergland innerhalb des Kranzes dieser Erhebungen besteht aus Molasse und neuerm Sandstein, erstreckt sich von Norden nach Süden 23 — 28 Meilen, von Westen nach Osten 15—20 Meilen und ist 2000—2500 Fuß hoch. Die Höhe der Bergzüge nimmt gegen den Ursprung der Gewässer hin zu, und es zeigen sich lange Rücken von sanft gerundeter Form und welligen Umrissen, die Gipfel bilden theils schön gerundete Kuppen, theils buchtige Glocken oder spitzige Kegel. Im Allgemeinen arm an Wasser und daher nur mit einigen unbedeutenden Seen geschmückt, trägt das Bergland doch einen dem Pflanzenwuchse ziemlich gedeihlichen Charakter. Der Annensee in der Nähe der Schwefelhöhle gehört zu den Naturschönheiten Sieben- bürgens. Tief im Schweigen des Urwaldes verborgen, dessen riesige.buchen

654. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 54

1858 - Leipzig : Spamer
54 Haiden und Ansiedeler. auf welcher jeder Laut erstirbt, selbst die Luft ermüdet und still zu stehen scheint, keine Bodenwelle den Horizont begrenzt, sondern die grüne Ebene mit dem grauen Rande des fernen Himmelsgewölbes verschwimmt. In meilenweiter Entfernung ragt der Schwengel eines Brunnens in den mattblauen Himmel empor und zeigt sich das graue Schilsdach einer Tscharda. Zahlreiche Gleise kreuzen und durchfurchen die Haide, denn jeder Fuhrmann sucht sich nach Gutdünken seinen Weg, und wenn ihn der Abend im Freien überrascht, spannt er aus, treibt seine Rosse mit gekoppelten Füßen auf die Weide, zündet ein Feuer an, hangt den Kessel mit einem Stück Schöpsenfleisch oder Speck dar- über und legt sich nach dem Mahle, in seinen Pelz gehüllt, unter dem Wagen zur Ruhe nieder. Viel mehr Beguemlichkeit als unter seinem Wagen würde der Fuhrmann in der Tscharda auch nicht finden, welche stets aus zwei Gebäuden besteht, von denen das eine den Menschen zum Aufenthalt dient, das andere als Stall benutzt wird. Zwischen ihnen liegt ein geräumiger Hof, in dessen Mitte das von Holzpfeilern getragene Dach eines offenen Schuppens die untergestellten Wagen gegen Thau und Regen schirmt, wogegen die beiden Thore der hohen Mauer, welche das Gehöfte umgiebt, vor Dieben schützen sollen, weshalb sic des Nachts sorgfältig geschlossen werden. Je einförmiger die Bodengestalt eines Theils des Banats ist, um so man- nichfaltiger erscheint die Bevölkerung, da dies Kronland außer einigen tausend Juden, Zigeunern und Ruthenen von Bulgaren, Walachen, Serben, Magyaren und Deutschen bewohnt wird, die sich entweder in besondern Dörfern abschließen, oder auch nicht selten in einem Dorfe vermischen. In letzterem Falle ist nicht sel- ten die eine Seite des Dorfes deutsch, die andere serbisch oder ungarisch ist. Nach dem Karlowitzer Frieden 1697 siedelten sich viele Serben unter Führung ihres grei- sen Bischofs Arsenius Czernowitz im südlichen Banat an und bildeten fortan eine streitbare Vormauer gegen die eindringenden Türken, nachdem Prinz Eugen durch neue Siege das Banat dem Kaiserthum gesichert hatte. Hierauf gab der Feldmarschall Gras Mcucy dem Banat nicht nur eine militärische Verfassung, sondern rief 1728 auch Deutsche, Italiener und Spanier als Kolonisten in das Land, mit denen Wei- zen- und Seidenbau an die Ufer dertheiß verpflanzt wurden. Die Italiener brachten Waid und Färberröthe, pflanzten Rüben, um Lugos und Versecz Wein, Dbstbäu- me und Maulbeerbäume, bauten Reis, Temesvar ward durch sie Fabrikort, weshalb eine seiner Vorstädte den Namen Fabrik behalten hat, der Begakanal ward gegra- den. Später wanderten von Neuem Serben ein, nach ihnen kamen auch Bulga- ren , geleitet von ihrem Bischof Stanislovits, mit großen Viehherden und grün- deten Viuza und Beschenova. Ihnen folgten später deutsche Einwanderer, die sich in Hatzfeld, Csatad und Nentrod niederließen. Die Serben sind ein kriegerisches, reich begabtes Volk, welches Jahrhunderte lang mit kühnem Heldenmuthe gegen Türken und Ungarn stritt. Vor Zeiten schien es fast, als ob sie südlich der Donau ein großes Reich gründen würden, aber wegen der inneren Parteiungen konnte sie nicht zu nachhaltiger Macht kommen. Doch feiern erblindete greise Sänger in weitverbreiteten Heldenliedern die Erin-

655. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 58

1858 - Leipzig : Spamer
58 Walachische Dörfer. Stiel. Eine dicke Saite aus schwarzen Pferdehaaren wird über dies Griffbrett und die Trommel gespannt, und mit einem Pferdehaarbogen von halbzirkelrun- der Gestalt gestrichen. Um den Klang zu verstärken, befestigt man lose kleine eiserne Ringe an dem Bogen, die bei lebhafter Bewegung klirren. Die Bulgaren beschäftigen sich mit der Viehzucht, weshalb es in ihren Dör- fern von Gänsen und Enten wimmelt, auf ihren Weiden große Herden von Ochsen, Schafen, Schweinen, seltener Pferden weiden, worauf von Zeit zu Zeit Viehhändler mit einer grunzenden oder brüllenden Herde ausziehen, um sie nach einem Viehmarkt zum Verkaufe zu treiben. Ganz anders pflegt ein walachisches Dorf beschaffen zu sein, welches, wie die meisten Dörfer im Banat, nach einem vorgeschriebenen Plane angelegt ist, weil der Gutsherr, welcher die Kolonie in's Land führte, den Bauern auch den Bauplan des Dorfes vorschrieb. Einige Dörfer sind zirkelrund mit der Kirche in der Mitte auf einem freien Platze, andere bestehen aus zwei parallelen Häuser- reihen , die meisten jedoch bilden ein längliches Viereck mit der Kirche auf dem freien Platze in der Mitte, wogegen die kleinen Häuser und Gehöfte in gleicher Entfernung von einander liegen und sehr breite Straßen das Dorf durchkreuzen, so daß ein Dorf oft %—1 Stunde lang ist. Gänse, Truthühner, Schweine und Ochsen treiben sich auf den Straßen umher. Hin und wieder erscheint eine Walachin. Ein wallendes weißes Oberhemd mit den blauen eingestickten Blumen an den Aermeln und der bunten Schürze, deren unteres Ende ausgefasert und mit Gw>- fäden durchzogen ist, die dunkeln Gluthaugen, die grell roth und weiß gefärbten Wangen, die frischen Blumen im Haar, welches in Haarflechten schief um den Kopf gewunden und von dicken silbernen Nadeln und Knöpfen zusammen gehal- ten wird, verleihen ihr leichte Anmuth. Nie sieht man eine Walachin müßig, beim Gehen und Stehen zupft sie weiße Wolle und dreht fleißig die Spindel. So armselig die aus Lehm aufgebauten und mit Schilf gedeckten Hütten aussehen, so lieblich sind die Kirchen mit Heiligenbildern und mit den hellen Far- den blau, weiß und golden ausgeschmückt. Neben dem Wohnhause liegt die luf- tige Scheune (leukururleorg) deren vier Pfähle ein Dach tragen. Sie mißt 5— 6 Fuß in die Breite, 30—200 Fuß in die Länge und wird von Flechtwerk ein- geschlossen, damit Luft und Wäriue Zugang haben und den Mais tüchtig aus- trocknen. Denn sobald der Mais geerntet ist, trocknet man die Kolben den Win- ter über aus, damit sie im Frühjahr können ausgestampft werden. Nicht minder- vorsichtig sind die walachischen Viehtreiber, deren wildes Aussehen und Bewaff- nung mkk Pistolen und Jatagan erschrecken könnte. Das Leitthier trägt eine Glocke; will die Heerde dennoch nicht vorwärts, so pfeift, singt, trillert, erzählt und ermahnt der Treiber dieselbe unermüdlich so lange, bis er sie an Ort und Stelle gebracht hat. Neben der Viehzucht und dem Maisbau besorgt der Walache gern noch seinen Weingarten, der sich oft im flachen Felde befindet. Da giebt es Jubel und Luft, wenn die Zeit der Weinlese kommt, die kleinen Ochsenwagen mit Fässern beladen zum Weinberg gehen, wo die Trauben entweder mit den Füßen sofort

656. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 59

1858 - Leipzig : Spamer
Ungarn und Deutsche. 59 ausgetreten, oder durch ein Brett ausgequetscht werden. Gegen Abend geht es jubelnd mit dem Erntewagen heim, über dessen gefüllte Fässer Ranken mit aus- gesuchten Trauben herabhängen. Munter treibt der Bursche mit langen Stecken die trägen Ochsen, hinter denen schwatzend und scherzend die ganze Familie daher wandelt und jedem Begegnenden vom Erntescgen mittheilt. Dann aber darf im Dorfe der Tanz nicht fehlen. Das junge Volk sammelt sich auf dem Kirchhofe unter einem Schuppen, Zigeuner spielen auf und viele Paare beginnen den Tanz, indem sie eine Zeit lang auf der Stelle trippeln, sich nähern, wieder entfernen, von Neuem auf der Stelle trippeln, die Burschen ihre Mädchen ergreifen, sie hin und herschwenken, sich in die Runde mit ihnen drehen, um wieder zu trippeln. Der Bursche brüstet sich mit den Silberknöpfen an der Weste, läßt vom Gürtel das schön gestickte Schnupftuch flattern, schnalzt, jauchzt, singt und stampft vor Lust zur Musik, wogegen die Tänzerin mit ihrer bunt bortirten Schürze und Haarschmuck eoguettirt. Hat sie dieser Tanz (cksekoku) unterhalten, so beginnen sie den nationalen Ringeltanz kolo, den sie zum klagenden Dudelsack oder zum Gesänge aufführen, in- dem sie sich anfassen und sich im Kreise um die Musik herumdrehen. Zuweilen führen Männer mit einem Hirtenstabe in der Hand den Kaloschärertanz auf, wobei sie sich um den Dudelsackspfeifer stellen, unter seltsamen Bewegungen sich ihm nähern, plötzlich wieder zurückweichen, im Kreise rechts und links herum gehen und diese Bewegungen so lange wiederholen, bis sie ermüdet sind. Das ungarische Dorf erkennt man an den Bündeln von Tabaksblättern, welche in Schnuren überall unter dem weinumrankten Dache hängen. Unter Kosen und Scherzen sitzen die Bauern in Gesellschaften zusammen vor den Häu- sern, um Tabaksblätter zu lesen und zu Bündeln zu schnüren. Neben dem Hause steht unter einem Vorbau das Bett des Hausherrn, durch Vorhänge von Netzen gegen die Mücken geschützt, und draußen im Hof melkt der dunkelbraune Hirt auf einem Holzbock sitzend die Schafe, indem er das Schaf beim Hinterbein faßt, ihm mit dem Ellbogen den Kopf niederduckt und mit der andern Hand das Euter aus- preßt. Ist dies geschehen, so giebt er dem Schaf einen Schlag, daß es blökend davon läuft, worauf ein Knabe dem Hirten ein andres Milchschaf zutreibt. Die deutschen Dörfer endlich sehen in grünen und weißen Farben freundlich unter Bäumen hervor, so daß man ihnen die Wohlhabenheit der Bewohner an- merkt, da der Pflug durch die fußdicke Ackererde kaum von 4—8 Ochsen kann ge- zogen werden. Die Deutschen heißen Hadbauern, weil sie die sogenannte Haide oder Had urbar machten. Um ihre Dörfer pflanzten sic gern Pappeln, Ahorne und Linden. Bei keinem Dorfe fehlt der Tanzplatz im grünen Busch, wo die blonden Mädchen mit flatternden Röcken und rückwärts gekämmtem Haar, nachdem sie den großen Strohhut abgelegt haben, mit ihren schnurbärtigen Burschen sich drehn, deren blauer Tuchspenser mit Schnuren besetzt ist und deren weite ungarische Lin- nenbeinkleider lustig wehen, wenn der Fiedler Walzer, Ländler oder Galopp ausspielt. Hier sieht man auch häufig die Pferdemühlen, in denen unter einem großen Dach ein Pferd das Rad umdreht, welches Pflöcke an der äußeren Seite hat.

657. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 64

1858 - Leipzig : Spamer
64 Schloß in Temesvar, von großartiger Front, langen Fensterreihen und gewaltigen Eckthürmen mit wehrhaften Zinnen. Siehe, da hat man mit Einem Blick die Gegenwart vor sich, und dieser Blick lehrt, daß man keine Ursache hat, jene alte Zeit mit ihren fin- stern, winkligen Schlossern und unschönen Verhältnissen zurückzuwünschen. Da- von zeugt die Inschrift am Hauptthore der von Joseph angelegten Josephsstadt: Caesareis vicit princeps Eugenius armis, Quae tibi nunc fulgent, Mercius arte tulit. Die letzten Jahre haben einen mächtigen Aufschwung auch in diesen Länder- gebieten des Kaiserreichs nicht verkennen lassen und ein lebenpigeres Etreben ist an die Stelle des früheren Stilllebens getreten. Eisenbahnen werden nach ver- schiedenen Richtungen hin die fruchtbaren Ebenen durchschneiden, in denen jetzt der Ochsenwagen zur Regenzeit bis an die Aren der riesenhaften Räder verstnkt. Der Geist höherer Civilisation wird dann in jene gesegneten Gauen einziehen und das Land, welches so reich an herrlichen Erzeugnissen ist, dessen Bewohner so eigenthümlich gemischt und mit ungeschwächter Thatenkraft begabt sind, — einer vielverheißenden Zukunft entgegenführen. Walachische Priesterwohnung.

658. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 35

1858 - Leipzig : Spamer
Steinsalzlager. 3o miaks u. s. w. Dem Bergmanne hat seine Gewinnung zu mancher Erfindung Anlaß gegeben, da es bald gebohrt, bald durch Senkwerke, bald durch Hauen und Sprengen erlangt wird. Das Steinsalz hat meistens krystallinische Gestalt und ist mit Gyps und Thon zu Lagern, Schichten und Bänken vermengt; nur in seltneren Fällen er- scheint es ganz rein. Dabei winden, drehen und verbiegen sich die Steinsalzlagen zu den seltsamsten Formen und liegen oft sehr tief unter Sandstein, Muschelkalk Der Basaltberg Detonata. und Keuper, durch welche hindurch man unter mühsamer, jahrelanger Arbeit Bohr- löcher treibt, um zu erfahren, ob ein Salzlager vorhanden und wie mächtig es ist. In Siebenbürgen ist die Salzgewinnung verhältnißmäßig leicht, da das Mine- ral entweder zu Tage steht oder bald unter der obersten Erdschicht in mächtigen La- gern von 50 bis 100 Fuß Tiefe, die aus purem, nur hin und wieder mit einigen Thon - oder Gppsrestern gemengtem Salze bestehen, vorkommt, und mit Keilhaue 3 *

659. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 36

1858 - Leipzig : Spamer
36 Steinsalz - und Goldgewinnung. und Brechstange wie ein weicher Bruchstein ausgehauen werden kann. Bei Salz- burg nächst Hermannstadt, Torda, Kolos u. ein. a. O. sollen schon die Römer Salzgruben bearbeitet haben, indem sich hier alte trichterförmige Pingen in den Salzstock eingehauen finden, welche jetzt mit Wasser gefüllt, eine meist gesättige zu heilkräftigen Bädern und für das Vieh benutzte Soole enthalten. Aus engen Treppen steigt man in die jetzt noch gangbaren Gruben hinein; weiter unten werden die Treppen breiter und bequemer und man tritt in eine domartige Aus- wölbung, in der das Steinsalz ausgehauen oder in Blöcken gesprengt wird. Das bedeutendste Salzbergwerk befindet sich bei Maros Ujvar und besteht aus drei großen unterirdischen Gemächern, zu denen man aufleitern hinabsteigt. Groß- artig ist der Eindruck, den die erste Halle macht/welche 270 Fuß lang, 180 Fuß breit und 480 Fuß hoch ist. Beim Dämmerschein der Grubenlichter steigen die Wände in finstrer Erhabenheit zu dem dunkeln Gewölbe empor, doch blitzen und blinken allerort die krystallinischen Flächen des massiven meist rein weißen Salzstok- kes, je nachdem der Lichtstrahl sie streift. Gegenüber aber wölbt sich ein ungeheures Portal, welches fast bis zur Decke steigt und den Eingang zur zweiten Halle bil- det. Sieh, jetzt flammt eine bengalische Flamme empor! Im Nu steht das Rie- sengewölbe in helles Licht gekleidet und wie Millionen Edelsteine blinkend da in mährchenhafter Wunderbarkeit, denn es scheint aus polirtem, grau geadertem, wei- ßem Marmor zu bestehen, auf dem sich dunklere Farben in breiten Linien hinschlän- geln. Ringsum aber tönt es dumpf wieder von den Hammerschlägen der zahl- reichen Arbeiter, welche mit scharfen Hämmern Blöcke von l Fuß Durchmesser und etwa 60 Pfund Schwere losbrechen. Nachdem ein Arbeiter einen solchen Block an den Seiten zugehauen hat, ruft er ein paar Kameraden herbei, die ihm beistehen, denselben aus der Unterseite zu lösen, indem sie nach dem Takte und mit großer Kraft mit schweren Hämmern aus die Oberfläche des Blockes schlagen. Hat man diesen Arbeiten zugesehn, so schaut man auch wohl durch ein Loch am Boden der Halle, durch welches hindurch man in die zweite Halle sieht, wo schwacher Hammerschlag herauftönt und dunkle Gestalten zwischen den zahllosen Lichtern der Arbeiter sich bewegen. Was beim Sprengen der Blöcke abfällt, das Staubsalz, wird weggeworfen, und doch gewinnt die Regierung jährlich gegen 800,000 Centner aus diesen Gruben. Der Goldminen und Goldwäschereien giebt cs viele in Siebenbürgen, die meisten im westlichen Theile des Landes. Bei Verespatak ist die Csetatie Mike wie eine-Honigscheibe durchlöchert, da lauter einzelne Gänge den Goldadern fol- gen, die das Gebirge in verschiedenen Richtungen durchziehen. Da aber das ganze Gestein goldhaltig ist, weil das Gold in Blättchen, Flittern oder Körnern, mit- unter auch in Klumpen, eingemengt erscheint, so bricht der Bergmann den ganzen Stein und schafft ihn auf die Pochmühle, wo er zerkleinert wird. Hier finden sich aus uralten Zeiten Gänge, in denen der Bergmann aus dem Bauche liegend arbei- ten mußte; aber auch prachtvolle geräumige Stollen aus den Römerzeiten. Gegen- wärtig bearbeiten meist arme Bauern die Gänge, indem sie das Gestein brechen, es der Pochmühle zutragen, um es zerstampfen zu lassen, sodann auf einem
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