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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 157

1900 - Leipzig : Spamer
Neuseeland. 157 noch in späteren Zeiten eine Erinnerung an ihre Thaten zu haben. Man hat einige Künstler, welche sich nur mit Tättowierung abgeben und eine vorzügliche Gewandtheit in der Herstellung regelmäßiger Formen besitzen. Sie bedienen sich hierzu vorzugsweise eines scharfen Knochens, der bisweilen noch mit einigen Zähnen versehen ist. Man setzt ihn auf die Haut und schlägt mit einem Stäbchen auf den Rücken desselben, damit er tief genug eindringe. Da hierbei Blutungen entstehen, so wartet man, bis dieselben gestillt sind, worauf man die Furchen mit einem in Farben getauchten Vorratshaus eines Nlaori. Pinsel bestreicht. Mit der Tättowierung hat es ungefähr dieselbe Be- wandtnis wie mit unsern Wappen. Bei Verträgen mit Häuptlingen ver- tritt die Abzeichnung ihrer Tättowierung, Moko genannt, die Stelle der Unterschrift. Frauen dürfen sich nur wenig tättowieren, Sklaven gar nicht. Diese Operation wird nicht auf einmal, sondern nach und nach gemacht. Der Charakter des Neuseeländers oder Maori ist ein Verein von guten und schlechten Eigenschaften, eine Mischung von Sanftmut und Grausamkeit, die ihn zum furchtbarsten Kannibalen macht. Ist er ruhig, so zeigt sein Gesicht Gutmütigkeit und Freundlichkeit, gerät er in Zorn und Wut, so ist jeder Zug, jede Gebärde völlig entstellt. Rachsucht ist

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 158

1900 - Leipzig : Spamer
158 Die ozeanische Inselwelt. seine erste Leidenschaft und bildet den Hauptzug des Charakters. Die kleinste Beleidigung — er kann sie nicht vergessen; vergilt er sie nicht, so geschieht's durch Kinder und Kindeskinder. Von Geschlecht zu Geschlecht erbt das Andenken daran fort und wird noch in späteren Zeiten als Vor- wand zu einem feindlichen Angriffe benutzt. Dem Tode trotzt er mit Kaltblütigkeit und Mut, doch ist er iu seinen Kämpfen weniger tapfer, namentlich den europäischen Waffen gegenüber, als verschlagen und gewandt. Menschenfleisch ist seine Lieblingsspeise. Ein Missionär sah einst nach einem hitzigen Tressen 60 Lsen errichten, und in allen lagen Menschen- leichname zum Schmause. Es gibt Beispiele, daß sich Krieger in der Wut des Kampfes über deu gefallenen Feind stürzten und das aus der klaffenden Wunde herausströmende Blut mit der Gier eines Raubtieres aufschlürften. Gefangene band man nicht selten an einen Baum, um das von den Gliedern abgeschnittene, noch zuckende, warme Fleisch zu essen und das in Bechern aufgefangene Blut dabei zu trinken. Die Köpfe erschlagener Feinde steckte man auf Stangen und trug sie als Siegeszeichen herum, der Hände be- diente man sich als Haken in den Hütten. Schon die Kinder werden gegen den Anblick menschlicher Glieder abgestumpft, und mau sah dieselben mit abgeschnittenen Gliedern spielen oder den Kopf eines Sklaven sich als Ball zuwerfen. So werden sie gefühllos gegen die eignen Freunde. Stirbt ein Mann, fo beraubt man die Weiber alles ihres Eigentums; daher nehmen sich viele das Leben oder sitzen an seinem Grabe und stoßen oder schneiden sich tiese Wunden in den Leib. Neugeborene Kinder, besonders Mädchen, werden häufig getötet, und vielleicht ist unter drei Weibern Neu- feelands stets eines, welches ein oder mehrere Kinder getötet hat. Der Mann hat das Recht über das Leben seiner Frau. Dasselbe Recht besitzt eine jede Herrschaft über das Leben der Sklaven, deren Los im übrigen leidlich ist. Aber wehe den unglücklichen Geschöpfen, wenn sie den Versuch macheu, sich durch Flucht zu befreien. Ein englischer Kaufmann war Zeuge eiuer solchen Szene. Ein löjähriges Sklavenmädchen war drei Tage ohne Erlaubnis weggeblieben. Da trat sie wieder in die Hütte, die Frau aber rief einen Knecht und befahl ihm, sie zu töten. Ein Keulenschlag auf die Stiru streckte sie nieder, ihr Leichnam aber ward an demselben Abende zur Mahlzeit gebraten. Alles menschliche Gefühl empört sich in uns, wenn wir derartige Vorfälle, welche zu den gewöhnlichen gehören, von den zuverlässigsten Personen erfahren. Leidenschaft. Haß, Verachtung von Menschenleben und Aberglaube fordern unzählige Opfer. Da ist der Sohn eines Häuptlings krank, kein Mittel fruchtet, die Krankheit will nicht weichen. Man rät zartes Menfchensleisch. Der Vater tötet einen 14jährigen Knaben und setzt das Fleisch dem kranken Sohne vor, und da es nicht hilft, so gedenkt man eben es noch mit Mädchenfleifch zu versuchen, als ein christlicher Missionär dazwischen tritt und das arme

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 187

1900 - Leipzig : Spamer
Die Sandwichinseln. 187 Beringsstraße, als er zuerst auf Tauai gelangte, wo man ihn und seine Leute wie Götter aufnahm. Man entdeckte noch zwei benachbarte Inseln und ging alsdann weiter gegen Norden, ohne jedoch lange zu verweilen, da die Mannschaft zu sehr durch Krankheiten litt. Schon am 26. November 1778 entdeckte Cook die Insel Maui und am 1. Dezember auch Hawai. Man warf an der Südseite im Angesicht der Ortschaft Kearakakna oder Kealakakua Anker und ward von den Bewohnern, wie einst Kolumbus von den West- indiern, empfangen. Überall kam man den noch nie gesehenen Weißen mit göttlicher Verehrung entgegen; Cook selbst aber ward für den Gott Rono gehalten, von welchem die Sage ging, daß er, nachdem er auf einem sonderbar gestalteten Schiffe die Insel verlassen hatte, einst dahin wieder zurückkehren werde. Da die Ortschaft Kearakakua gegen 1400 Häuser enthielt, so fehlte es nicht an Scharen Volkes, die beim Heransegeln der Schiffe ans Ufer eilten. Wohl 15 000 Menschen mochten versammelt sein; das Ufer, die Felsen, die angrenzenden Berge, die Dächer der Häuser, alle Bäume waren bedeckt, und das Geschrei der Freude und Verwunderung von volltönenden Stimmen der Männer vermischte sich mit den helleren Ausrufungen der tanzenden und mit den Händen klatschenden Frauen. Man setzte in Kanoes nach den Schiffen über und brachte Waren zum Verkauf oder Tausch. Als nun Cook vollends die Insel betrat, begrüßte man ihn mit außerordent- licher Feierlichkeit. Zwei Häuptlinge mit langen weißen Stäben machten einen Weg zwischen den Kanoes für sein Fahrzeug, und während Cook zwischen den Insulanern hindurchruderte, warf sich alles vor ihm aufs Gesicht; kaum aber war er vorbei, so erhob man sich und folgte ihm nach. Doch er brauchte sich nur einmal umzusehen, sofort warf man sich auf die Erde oder verhüllte das Gesicht, und endlich, um ja den Blicken des vermeinten Gottes nicht zu begegnen, krochen sie auf allen vieren hinter ihm her. Hierauf führte man Cook nach dem Morai, wohin das Volk nicht folgen durfte, und wo die von ihm ausgeteilten Geschenke mit der größten Ehrfurcht in Empfang genommen wurden. Auf sein Begehr wies man ihm einen Raum am Strande an, begrenzte denselben mit weißen Stäben und bestimmte, daß derselbe von keinem Insulaner betreten werden durfte, aber auch die Weißen sollten ihn nach Sonnenuntergang nicht verlassen. Das Tabu ward über ihn ausgesprochen, und dies hielt jeden Eingeborenen vom Betreten zurück; leider kehrten sich die Matrosen nicht daran, denn sie schlichen bald überall umher und suchten Verbindungen anzuknüpfen; dies mußte die hohe Meinung der Wilden herabstimmen. Auch Cook benahm sich nicht mit der nötigen Klugheit, sondern war gewaltthätig wie immer in seinem Verkehre mit den Eingeborenen der Südsee-Jnseln. Da einige Insulaner ihm Kleinigkeiten entwendet hatten, so ließ er mehrere Unschuldige durchpeitschen und. aus andre sogar schießen, wobei Tötungen erfolgten. Dies konnte sein Ansehen nur untergraben, und man war überzeugt, daß

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 73

1900 - Leipzig : Spamer
Der niederländische Handel in Ostindien. 73 Jetzt erst trat die niederländische Staatsregierung durch Übernahme der Verwaltung der indischen Besitzungen in ihre natürlichen Rechte, die sie viel zu lange einer Gesellschaft von Kaufleuten überlassen hatte. Die Finanzen Niederländisch-Jndiens waren zerrüttet, der Handel nach Abzug der großen administrativen Ausgaben nicht mehr einträglich, und es be- durfte eine Zeit der politischen Ruhe, verbunden mit einer weisen und ehrlichen Verwaltung, um die zerrütteten Zustände wieder zu heben. Hätte die Fruchtbarkeit des Bodens den Fleiß des Landmannes nicht stets Eigentümliche Segepellung hinlerindifcher Hüllen- und Fluftfahi zeuge. durch reichlichen Ertrag belohnt und den wenigen Bedürfnissen des be- scheidenen Bewohners überflüssig Genüge geleistet, so wäre das reiche Indien infolge der vielen Abgaben und Erpressungen in Not und Elend geraten. Aber die Armut der öffentlichen Kassen und der Mangel an Silber berührte den Inländer wenig, dem die gütige Natur alles zum Leben Notwendige lieferte. Fragt man nach der Ursache des Verfalls der im ersten Jahrhundert ihres Bestehens so blühenden Handelsgesellschaft, so müssen wir dieselbe ganz vorzüglich in der schon erwähnten unnatürlichen Stellung zum Staate suchen, ebenso in der außergewöhnlichen, einer Privatgesellschaft nicht zu-

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 99

1900 - Leipzig : Spamer
Sir Josua Child, 99 Bis nach diesem Hauptplatz der Kompanie in Indien hatte sich also der Kampf der doppelt erbitterten Parteien hinverpflanzt. Der Kommandant der Besatzung. Kapitän Keigwin. sagte sich in Übereinstimmung mit seinen Truppen von der Autorität der Kompanie los und proklamierte die des Königs (1683). Hierbei blieb es jedoch nicht, die Aufrührer schritten zur Gewalt vor und kerkerten den mißliebigen Stellvertreter des Gouverneurs ein. Nicht ohne Schwierigkeiten ward man des Aufruhrs Herr, und erst nach Hinrichtung mehrerer der Rädelsführer konnte die Gefahr als beseitigt angesehen werden. Die Regierung würde sonst wahrscheinlich das Ver- halten der Aufständischen gebilligt haben, und den Freibrief, auf welchem das Monopol beruhte, hätte ein gleiches Schicksal, wie es mehreren andern Gesellschaften widerfuhr, getroffen. Gerade noch in der rechten Stunde war aber eine vollständige Wandlung im Ostindiahaufe eingetreten. Sir Josua Child, der damalige Gouverneur, trennte sich plötzlich von seinen politischen Freunden, schloß sie von der Direktion aus und unterhandelte wegen eines engeren Anschlusses mit dem Hose. Wahr- scheinlich trug zum Wechsel seiner politischen Ansichten seine Verwandtschaft mit der angesehenen Toryfamilie der Beanforts bei. Papillon, Barnardi- stone und ihre Anhänger verkauften ihre Stammaktien, die Komiteestelleu wurden mit Anhängern Childs besetzt, und dieser war von nun an so wenig beschränkter Gebieter im Ostindiahaufe, daß ihm dessen Mittel zur freiesten Verfügung standen und die wichtigsten Papiere nicht in den Bureaus der Leadenhallstraße, sondern in seinen Wandschränken zu Wan- stead aufbewahrt wurden. Die Wichtigkeit, welche jene außerordentliche Stellung verlieh, erhob ihn bald zu einem Günstling im Königspalaste von Whitehall, wodurch wiederum feine Macht im Ostindiahaufe um so mehr befestigt wurde. Ein Geschenk von 10 000 Guiueen aus seiner Hand nahm König Karl huldvollst entgegen, weitere 10 000 Pfd. Sterl. dessen Bruder Jakob, welcher mit Freuden der Reihe der Aktieninhaber sich zugesellte. Alle, die am Hofe irgend welches Einflusses sich erfreuten, suchte man durch Geschenke von Shawls und Seidenzeugen, von indischen Vogelnestern, durch Diamanten und Säcke voll Gnineen in guter Laune zu erhalten. Die Bestechungssummen, welche der Direktor mit kluger Verschwendung verteilte und die er seinen Kollegen gegenüber nicht einmal zu verrechnen brauchte, hatten bald den gewünschten Erfolg in einem Um- fange, daß der Direktorenhof fast allmächtig im Staate, Child selbst es aber am Hofe wurde. Lord-Oberrichter Jeffreys gab eine Entfchei- dung zu gunsten des Monopols der Kompanie und der strengsten An~ Wendung der Gesetze zur Verteidigung desselben ab; König Jakob Ii. ließ auf den neuen Freibrief, welcher alle Privilegien der Kompanie bestätigte und erweiterte, sein Staatssiegel drücken; alle Kapitäne von Ostindien- fahrern erhielten ihre Bestalluug von der Krone und durften die königliche Flagge aufhiffen. John Child, Sir Jofuas Bruder, Gouverneur von

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 159

1900 - Leipzig : Spamer
Eingeborene von Neuseeland. 159 Opfer vom sicheren Tode rettet. Man glaubt, daß die Gesundheit des Getöteten auf den Kranken übergehe, und zwar besonders, wenn man Ge- Hirn und Augen desselben verzehre, in welchem Falle man auch von seinem Geiste in der andern Welt nicht gemartert werden kann. Der Handel mit tättowierten und geräucherten Menschenköpfen war bis vor etwa 30 Jahren gar nicht unbedeutend. Im Museum für Völker- künde zu Leipzig ist ein solcher geräucherter Kopf aufbewahrt. Die Gesichts- züge sind höchst wohl erhalten, Haare und Bart ganz unversehrt, nur die eingesetzten Glasaugen geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche. Eiiigeöorene von Neuseeland (2iuori), Aliim« und Frau. Ehemals beschränkte man sich eben daraus, die Köpfe, verstorbener Freunde auszuheben; als man aber merkte, daß Europäer danach als Merkwürdig- keiten begierig waren und man diese Familienheiligtümer nicht weggeben wollte, so bereitete man die Köpfe der Feinde oder der andern Erschlagenen aus ähnliche Weise und brachte sie öffentlich auf die von Europäern be- suchten Märkte, selbst nach Sydney. Die Köpfe der Häuptlinge hebt man besonders auf. Kommt ein Freund oder naher Verwandter des Toten in das Dorf, so holt man sie hervor, stellt sie hoch auf, z. B. auf Dachgiebel, über die Hausthür, auf Stangen und führt nun die Fremden an diese Stelle; diese weinen über den Toten, liebkosen den Kopf und brechen beim Gedanken an die ehemaligen Feinde und Beleidiger desselben in die furcht- barste Wut aus. Alle Sklaven suchen sich jetzt vor dem Fremdlinge zu verbergen; erblickte er einen, so könnte es leicht geschehen, daß er dem Haupte des erschlagenen Freundes einen oder den andern zum Sühnopfer brächte.

7. Das Deutsche Reich - S. VIII

1900 - Leipzig : Spamer
Viii Vorwort. entworfenen Karten sowie die 22 Äädtepläne werden unzweifelhaft den Zweck des Buches fördern helfen. Indern ich das Werk sonnt dem deutschen Volke übergebe, bitte ich zugleich, nur Winke und Bemerkungen für künftige Auflagen direkt übersenden zu wollen, gern bereit, dieselben zu dessen weiterer Vervoll- kommnung zu benutzen. Pros. Dr. I. W. Otto Richter.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 9

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Ringen zwischen d. Parlamentarismus it. d. absoluten Knigtum in England. 9 zu retten und ihm die erste Stellung unter beu protestantischen Mchten zu verschaffen; den inneren Frieden gab er ihm nicht, weil er die Gegen-stze nicht zu vershnen vermochte. Im Bewutsein, ein Werkzeug" Gottes gewesen zu sein, verschied er am Jahrestag seines Sieges bei Worcester (3. Sept. 1658). Sein Sohn Richard konnte der Anarchie nicht Herr werden und Rckkehr dankte ab. Als General Monk, der insgeheim schon mit Karl Ii. in ai66o.il Verhandlungen getreten war. mit seinen Truppen von Schottland nach London kam, wurde er vom Volke, das den Hader zwischen Heer und Par-lament grndlich satt hatte, als Retter aufgenommen. Das lange" Par-lament lste er endgltig auf und erreichte von einem neuen freigewhlten Parlamente mhelos die Zurckberufung Karls Ii., der schon am 29. Mai 1660 unter dem Jubel des Volkes seinen Einzug in die Hauptstadt hielt. Karl Ii. (16601685) und 3akob Ii. (16851688). Sturz des Baufes Stuart durch die glorreiche Revolution". 7. Karl Ii. Die Hoffnungen, mit denen die verschiedenen Parteien fiavl Il auer den Republikanern die Wiederherstellung des Knigtums begrt Hatten, schlugen rasch in bittere Enttuschung um. Karl Ii. verscherzte sich Ullltug"e durch seine Verschwendung, seinen lockeren Lebenswandel, noch mehr durch Politik, seine verkehrte Politik und seine Wortbrchigkeit das Vertrauen des Volkes. Straflosigkeit hatte er fr die Revolutionre verheien und nahm Rache selbst an toten Knigsmrdern; Toleranz hatte er zugesagt, trotzdem ent-hob er viele presbyterianische Prediger ihres Amtes; sichtlich zum Katho-lizismus neigend, zu dem spter sein Vrnder Jakob, Herzog von Jork, und er selbst aus dem Todesbette bertrat, besa er nicht den sittlichen Mut, gegen einen gewissenlosen Verleumder Unschuldiger, den falschen Anklger Titus Oates (1678), einzuschreiten und die von Lord Ashley, dem Grafen Shaftesbury, geleitete schmachvolle Katholikenversolgnng zu verhindern. Aus ugst um seine Krone bewies er sich schwach und lie sich vou Fanatikern und Rnkeschmieden beraten. Er besa weder Takt noch knigliche Gesinnung. Mit Dnkirchen verkaufte er die nationale Ehre an Frankreich. Mit Holland lie er sich erst in einen unntigen, erfolglosen Krieg eilt (16641667), dann in einen Bnnd, dem auch Schweden beitrat (Tripelallianz 1668), daraus wieder in einen erniedrigenden Geheimvertrag mit Frankreich, dem er gegen einen Jahrgehalt Vasallendienste wider Holland leistete (1672 1674). Diese Liebedienerei gegen Frankreich bestrkte den Verdacht, da er eine Verfassungsnderung und die Vernichtung des Protestantismus in England beabsichtige. Als er trotz des tiefgehenden Hasses gegen alles Katholische, der von Bos-haften unter dem Volke verbreitet war, durch die Jndnlgenzerklrung den Nicht-Auglikaueru wenigstens Befreiuug vou den gesetzlichen Strafen gewhren wollte, fetzte das Parlament die unduldsamen Testakte durch Testakte i6?3

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 45

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Emporsteigen Brandenburg-Preuens. 45 Kreis Schwiebus (jetzt zu der Provinz Brandenburg gehrig), den jedoch sein Sohn Friedrich Iii. auf Grund eines geheimen Abkommens 1695 zurckgab, sowie die Anwartschaft auf Ostfriesland. Bei der Erstrmung der Festung Ofen wirkten die Brandenburger wacker mit (1686). Friedrich Wilhelm legte den Grund zur Gre des brandenbur-gischen Hauses durch seine zielbewute uere Politik; er wies seinen Nachfolgern den Weg. den sie zu wandeln hatten, wenn sie den begon-neuen Bau eines mchtigen Staates der Vollendung entgegenshren wollten; er verlieh ihm auch die erforderliche innere Strke. 39. Innere Politik. Es war keineswegs ein zusammenhngen-des Gebiet, keiu einheitliches Staatsgebilde, welches der Kursrst und Landstnde Herzog unter seiner Herrschaft hatte, sondern ein kleines Abbild des viel- "Arsten" gliedrigen Krpers des hl. rmischen Reiches, eine sast nur durch die willen. Person des Fürsten zusammengehaltene knstliche Fguug einzelner, weit anseinanderliegender Territorien, deren jedes besondere Rechte und Gesetze besa. Mit scharfem Auge wachten die Landstnde der Einzelherrschaften darber, da ihre Gerechtsame ungeschmlert blieben, und bekmmerten sich nicht um das Wohl und Wehe der brigen Glieder des Staatskrpers, 'dessen Haupt von deren guten Willen abhngig war. sobald Geldmittel gefordert wurden, und dieser bedurfte der Landesherr fr die Kriege, fr das stehende Heer, fr feine im Geiste der Zeit prunkvolle Hofhaltung. die im Vergleich zu dem Auftreten anderer Fürsten und ihrer Gesandten noch bescheiden schien. Bevor eine wirkliche Staatseinheit begrndet werden konnte, mute die frstliche Autoritt das bergewicht der den stndischen Sondergeist gewinnen. Mit eiserner Willenskraft und selbst mit Gewalt brach der Landesherr den Widerstand zuerst in Cleve (1661), dann in der Mark, zuletzt in Preußen, wo die Stnde die Huldigung verweigerte, wenn nicht die drckenden Steuern aufgehoben wrden. Den Wortfhrer der auf ihr Recht pochenden Knigsberger. den Schppenmeister Hieronymus Roth (Rode), setzte er fest (1662) und hielt den Verteidiger der brgerlichen Rechte, der sich auch durch den Kerker nicht beugen lie, bis zu dessen Tod tu Haft. Als die der den Druck des Absolutismus- mivergngten Stnde sich bei dem frheren Lehensherrn beschwerten, lie Friedrich Wilhelm das Haupt der Unzu-friedenen. den schon einmal wegen seines gefhrlichen Auftretens ver-urteilten, dann begnadigten Obersten von Kalckstein. unter Verletzung des Vlkerrechts in Warschau entfhren und als Hochverrter hinrichten (1672). Der Akt absolutistischer Willkr schchterte die Widerspenstigen ein, die brigens der Form nach das Steuerbewilligungsrecht behielten.^""' Auer der Kontribution (der Grundsteuer) und der Kopssteuer erhob der Fürst zur Deckung der wachsenden Ausgaben, namentlich fr das Heer, die indirekte Verbrauchssteuer auf die wichtigsten Lebensmittel, die Akzise, und fhrte Monopole auf Salz und Mhlsteine ein. ja er schreckte in der

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 74

1894 - Münster : Aschendorff
— 74 — besteigen. Kaum hatten sie die Pferde gewechselt, als der treue Frobeu, von einer Kugel getroffeu, tot zur Erde fiel; feinem Herrn aber hatte er das Lebeu gerettet. Dieser drang mit seinen tapfern Reitern unaufhaltsam weiter vor, bis die Feinde — schon um 10 Uhr morgens — in voller Flucht das Schlachtfeld verließen. Nach diesem Siege vertrieb der Kurfürst die Schweden nicht nur in raschem Siegeszuge aus seinem Lande, sondern eroberte auch ganz Pommern, beider sollte er die Früchte seiner Siege nicht ernten. Denn der Kaiser, eifersüchtig auf die wachsende Macht Brandenburgs, schloß allein Frieden mit Frankreich und ließ seinen treuesten Bundesgenossen ini Stiche. (L-o stand Friedrich Wilhelm allein zwei mächtigen Staaten, Frankreich und Schweden, gegenüber und musste im Frieden zu -Lt. Germain alle seine Eroberungen den stets besiegten Schweden wieder abtreten. 23oll Schmerz und Erbitterung über das große Unrecht, das ihm geschehen, ließ er eine Denkmünze prägen mit der Jn-schrift: „Möge einst ein Rächer ans meiner Asche entstehen!" (Exori-are aliquis nostris ex ossibus ultor.) 21. Die Friedensthätigkeit des groszen Kurfürsten. Nach dem herrlichen Siege bei Fehrbellin würde Friedrich Wilhelm von seinem dankbaren Volke zum ersten Male im Liede als der „Große Kurfürst" gefeiert. Doch nicht allein durch seine Helden- thaten im Kriege, sondern ebensosehr durch seine Friedenswerke hat er sich den Ehrennamen „der Große" verdient. Wie traurig sah es bei seinem Regierungsantritte, in Brandenburg aus! Ganze Städte und Dörfer waren verwüstet und zerstört, die Hauptstadt Berlin zählte nur mehr 6000 Einwohner. Den Bauern waren von den rohen Söldnerscharen, die das Land durchzogen, die Früchte ihrer Felder geraubt, ihre Häuser waren ihnen in Brand gesteckt. Die Äcker wurden deshalb kaum mehr bestellt, Handel und Verkehr hatten in den unruhigen Kriegszeiten ganz aufgehört, das Volk lebte im größten Elende. Der Kurfürst sah ein, daß die Grundlage des Wohlstandes seines Landes der A ck e r ba n war. Deshalb suchte er diesen vor allem wieder zu heben. Aber die Bauern hatten kein Saatkorn, keine Ackergeräte, kein Vieh mehr. Dies lieferte ihnen ihr Landesherr bereitwillig. Um feine Unterthanen zu einer guten Bewirtschaftung ihres Besitztums anzuspornen, erteilte er keinem die Erlaubnis zum Heiraten,
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