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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 171

1900 - Leipzig : Spamer
Die Bewohner des Karolinenarchipels. 171 welches auf Aap, einer der Karolinen, im Kurs ist. Es besteht dies nämlich aus runden Steinen von der Gestalt und Größe eines Schweizer- käses bis zu der eines Mühlsteins. Durch ein in der Mitte befindliches rundes Loch kann ein Stab gesteckt werden, an welchem diese seltsame Münze getragen wird. Diese großen Geldstücke sind vor den Häusern zur Schau ausgestellt. Als Scheidemünze hat man Stücke von der Größe eines Thalers oder Perlmutterschalen. Setzt man bei Verfolgung der langen Reihe der Karolineninseln seine Reise noch weiter nach Osten fort, so gelangt man in den Lord Mulgrawe-Archipel, welcher wieder in eine nördliche Gruppe, die Marshalls-, und in eine südliche, die Gilberts- (Kingsmill-) Inseln, zerfällt. Die erste Entdeckung geschah schon 1529 durch den Spanier Saavedra, und zwar durch Zufall, bis die englischen Seefahrer Gilbert und Mars hall sie wieder auffanden. Vorzüglich bekannt sind sie uns durch den russischen Kapitän Kotzebue und seinen Begleiter, den Dichter Chamisso, geworden, welche beide eine äußerst anziehende Schilderung von den liebenswürdigen Bewohnern, besonders denen von Ratack, machten. Das Volk zeigte sich den Seefahrern freundlich und harmlos, munter, für Frohsinn und Geselligkeit gestimmt, gescheit und sinnreich. Man kam den Russen nach Überwindung der ersten Besorgnis vor ihrer Überlegenheit freundschaftlich entgegen, war nie zudringlich und überlästig; das Eigentum war geehrt, von Diebstahl keine Spur. Als Kotzebue 1817 mehrere Wochen auf den Ralickinseln, namentlich Otdia, verweilte, schlössen sich der Häuptling Rarick und ein andrer Einwohner, Lagediak, ihm be- sonders an. Letzterer, welcher den Namen Kadu führte, hatte Kotzebue so lieb gewonnen, daß er sich von ihm nicht wieder trennen wollte. Er führte seinen Entschluß wirklich aus, betrug sich auf dem russischen Schiffe so ge- sittet und bescheiden, als ob er mit gebildeten Menschen schon lange Um- gang gehabt hätte und gewann die Liebe aller. Kadu machte mit Kotzebue die Fahrt bis Unalaschka und bis an die Beringsstraße; als aber die Schiffe wieder südlich fuhren, die Sandwichinseln berührten und der Tropenbewohner nach der Kälte des Nordens und seinen verkrüppelten Bäumen hier die heimatliche Palme aufs neue erblickte, da war er über ihren Anblick so erfreut, daß das Heimweh mit seiner ganzen Gewalt er- wachte und er gegen Ende des Jahres 1817 wieder nach Otdia zurück- kehrte. Er ward von Kotzebue noch reichlich beschenkt, allein beim Ab^ schiede schien Kadu erst recht zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von seinen russischen Freunden werde. Er weinte wie ein Kind und bat sie flehentlich, wiederzukommen. Mit Innigkeit schloß er sich an Kotzebue an und fragte oft, ob er denn auch wirklich wiederkäme; Männer, Weiber und Kinder begleiteten die Abreisenden bis zur Schaluppe, und nachdem sie vom Lande abgestoßen waren, setzten sich die Insulaner ans User und stimmten ein Lied an, in welchem die Namen der Freunde oft vorkamen.

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 158

1900 - Leipzig : Spamer
158 Die ozeanische Inselwelt. seine erste Leidenschaft und bildet den Hauptzug des Charakters. Die kleinste Beleidigung — er kann sie nicht vergessen; vergilt er sie nicht, so geschieht's durch Kinder und Kindeskinder. Von Geschlecht zu Geschlecht erbt das Andenken daran fort und wird noch in späteren Zeiten als Vor- wand zu einem feindlichen Angriffe benutzt. Dem Tode trotzt er mit Kaltblütigkeit und Mut, doch ist er iu seinen Kämpfen weniger tapfer, namentlich den europäischen Waffen gegenüber, als verschlagen und gewandt. Menschenfleisch ist seine Lieblingsspeise. Ein Missionär sah einst nach einem hitzigen Tressen 60 Lsen errichten, und in allen lagen Menschen- leichname zum Schmause. Es gibt Beispiele, daß sich Krieger in der Wut des Kampfes über deu gefallenen Feind stürzten und das aus der klaffenden Wunde herausströmende Blut mit der Gier eines Raubtieres aufschlürften. Gefangene band man nicht selten an einen Baum, um das von den Gliedern abgeschnittene, noch zuckende, warme Fleisch zu essen und das in Bechern aufgefangene Blut dabei zu trinken. Die Köpfe erschlagener Feinde steckte man auf Stangen und trug sie als Siegeszeichen herum, der Hände be- diente man sich als Haken in den Hütten. Schon die Kinder werden gegen den Anblick menschlicher Glieder abgestumpft, und mau sah dieselben mit abgeschnittenen Gliedern spielen oder den Kopf eines Sklaven sich als Ball zuwerfen. So werden sie gefühllos gegen die eignen Freunde. Stirbt ein Mann, fo beraubt man die Weiber alles ihres Eigentums; daher nehmen sich viele das Leben oder sitzen an seinem Grabe und stoßen oder schneiden sich tiese Wunden in den Leib. Neugeborene Kinder, besonders Mädchen, werden häufig getötet, und vielleicht ist unter drei Weibern Neu- feelands stets eines, welches ein oder mehrere Kinder getötet hat. Der Mann hat das Recht über das Leben seiner Frau. Dasselbe Recht besitzt eine jede Herrschaft über das Leben der Sklaven, deren Los im übrigen leidlich ist. Aber wehe den unglücklichen Geschöpfen, wenn sie den Versuch macheu, sich durch Flucht zu befreien. Ein englischer Kaufmann war Zeuge eiuer solchen Szene. Ein löjähriges Sklavenmädchen war drei Tage ohne Erlaubnis weggeblieben. Da trat sie wieder in die Hütte, die Frau aber rief einen Knecht und befahl ihm, sie zu töten. Ein Keulenschlag auf die Stiru streckte sie nieder, ihr Leichnam aber ward an demselben Abende zur Mahlzeit gebraten. Alles menschliche Gefühl empört sich in uns, wenn wir derartige Vorfälle, welche zu den gewöhnlichen gehören, von den zuverlässigsten Personen erfahren. Leidenschaft. Haß, Verachtung von Menschenleben und Aberglaube fordern unzählige Opfer. Da ist der Sohn eines Häuptlings krank, kein Mittel fruchtet, die Krankheit will nicht weichen. Man rät zartes Menfchensleisch. Der Vater tötet einen 14jährigen Knaben und setzt das Fleisch dem kranken Sohne vor, und da es nicht hilft, so gedenkt man eben es noch mit Mädchenfleifch zu versuchen, als ein christlicher Missionär dazwischen tritt und das arme

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 162

1900 - Leipzig : Spamer
162 Die ozeanische Inselwelt. Seitdem habeil die blutigen Streitigkeiten sich gemindert, ja in vielen Distrikten fast gänzlich ausgehört, und die Beispiele von Mordlust und Verräterei werden selbst bei denen seltener, die sich noch nicht zum Christen- tum bekehrt haben. Der Jude Palack, welcher lange mit den Neusee- läudern in Handelsangelegenheiten verkehrt hatte, erklärte sich über das Werk der Missionäre also: „Die Mission hat für die bürgerliche Gesittung der Insel mehr geleistet, als alle europäischen Kaufleute zusammen; ja ohne sie wäre es für die Kaufleute zu unsicher gewesen, im Lande zu wohnen." Mit dem Christentum werden alle nnsre Künste und bürgerlichen Einrichtungen in die neubekehrten Länder verpflanzt. Alle Naturvölker finden bald Gefallen an den Einrichtungen der kultivierten christlichen Na- tionen und bringen dieselben mit dem Christentnme in unauflöslichen Zu- sammenhang. Dies zeigt uns Waimate auf das unwiderleglichste. Ein Reisender schildert diesen Ort mit folgenden Worten: „Es gibt hier drei große Häuser, in denen die Missionäre wohnen, und nahe dabei sind die Hütten der eingeborenen Arbeiter. Anf einem benachbarten Abhänge standen schon Gerste und Weizen in voller Ähre, an einem andern sah man Felder mit Kartoffeln und Klee. Auch hatte man Gärten mit jeder Frucht und jedem Küchengewächs, das England hervorbringt; andre ge- hören schon einem wärmeren Klima an. Ich nenne Spargel, Bohnen, Gurken, Rhabarber. Äpfel, Birnen, Feigen, Aprikosen, Wein, Oliven, Stachel- und Johannisbeeren, Hopfen und selbst mehrere Arten Blumen. Um den Hof standen Ställe, eine Scheune zum Dreschen sowie eine Ma- schine zum Reinigen des Getreides und eine Schmiede. Auf dem Boden lagen Pflüge und andre Ackerwerkzeuge, in der Mitte sah man jene länd- liche Mischuug von Schweinen und Geflügel, wie man sie auf jedem euro- päischen Hofe so gemächlich beisammen sieht. Einige hundert Schritte davon hatte man das Wasser zu einem Teiche eingedämmt und eine große dauerhafte Wassermühle errichtet, und dies alles an einer Stelle, an welcher vor fünf Jahren nichts als Farnkraut wuchs. Die Arbeit der Eingeborenen, von den Missionären gelehrt, hat die Umwandlung hervorgebracht. Der Neuseeländer hat das Haus gebaut, den Fensterrahmen gemacht, die Felder gepflügt, die Bäume gepfropft. In der Mühle sieht man einen mit Mehl gepuderten Eingeborenen als Knappen. Man hat auf diese Weise die Künste der gebildeten Menschheit mit der Erziehung zum Christentnme verbunden. Einige junge Leute, die auf dem Gute beschäftigt und erzogen wurden, waren von Missionaren aus der Sklaverei erkauft worden. Sie trugen Hemd, Jacke und Beinkleid und hatten ein ordentliches Aussehen. Ein junger Arbeiter brachte während nnsrer Anwesenheit ein Messer und einen Bohrer, beides auf der Straße gefunden, da er von ihnen nicht wußte, wem sie gehörten. Alles war fröhlich und wohlgemut, und am Abend sah ich mehrere mit Ballschlagen beschäftigt, während die Knaben

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 259

1900 - Leipzig : Spamer
Die Jeannette-Expedition. 259 wurde, kehrte Nordenskjöld, seinen Weg um Asien und Europa durch den Suezkanal uehmend, 1880 wieder heim. Einen höchst traurigen Ausgang hatte die amerikanische Expedition der „Jeannette" unter Kapitän Delong in den Jahren 1879—81, welche der Eigentümer des New Aorker Weltblattes „Herald", Bennett, aus- rüstete, derselbe, der schon Stanley nach Afrika zur Aufsuchung Livingstones gesendet hatte. Delong drang durch die Beringsstraße nach Norden vor, wurde aber vom Eise eingeschlossen und mit diesem hin und her, in der Hauptsache aber nach Nordwesten getrieben. Am 13. Juni 1881 zwischen 77 und 78" nördl. Breite und 155" östl. Länge wurde aber das Schisf „Jeannette" vom Eise zerdrückt, während sich die Mannschaft auf drei Boote rettete und diese nach der Lenamündung steuerte. Zwei kamen auch dort an, in welchem sich Delong mit befand, das dritte aber blieb verschollen. Im Winter 1881 erreichten die zwei Boote einzeln die sibirische Küste, und die Mannschaft zog im traurigsten Zustand am Lenaufer hinaus. Ober- ingenienr Melville hatte das Kommando der Mannschaft des zuerst gelan- deten Kutters übernommen; er traf bald auf Eingeborene, welche ihm Hilfe leisteten und ihn auf eiue russische Station brachten. Sofort nach seiner Ankunft daselbst rüstete Melville eine Hilfsexpedition, bestehend aus Ein- geborenen mit Hundeschlitten aus und zog wieder die Lena hinab, seine andern Kameraden zu suchen. Obgleich er viele Spuren von Delongs Abteilung fand, traf er doch nicht auf die Gesuchten und mußte, ohne seinen Zweck erreicht zu haben, wieder umkehren. Im Frühjahr des Jahres 1882 zog eine zweite Hilfsexpedition aus und fand am 23. März die Leichen und die Tagebücher von der Abteilung Delong. Es ist schrecklich, das Tagebuch Delongs zu lesen, wie einer nach dem andern der Unglücklichen ins Grab sank, wie Delong selbst sich immer schwächer fühlte und die täglichen Notizen immer kürzer werden. Zuletzt bestanden die Notizeu nur aus Sterbeberichten, bis das Tagebuch plötzlich mit den Worten „Collins liegt im Sterben" abbrach. Die Hauptresultate dieser Expedition sind die Entdeckung der Jeannette-, Henriette- und Bennettinsel, welche zu der neusibirischen Inselgruppe gehören. Da man zwei Jahre nichts von dem Schicksal der „Jeannette" erfuhr, wurden einige Schiffe zum Suchen abgesandt, doch ohne Erfolg. Dabei landeten Hooper und Berry auf der Heraldinsel und aus Wrangelland, welche diese noch unbekannten Inseln aufnahmen und erforschten. Der Däne Hoovaard drang 1882 in das Karische Meer ein, wo er einfror, und Bunge und Toll fuhren von der Lena aus nach den sibirischen Inseln. Auf der internationalen Polarkonferenz zu Petersburg im August 1881 trat Weyprecht auf und empfahl Beobachtungsstationen in den Polar- gegenden, welcher Vorschlag auch angenommen wurde. Fast alle seefahren- 17*

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 168

1900 - Leipzig : Spamer
168 Die ozeanische Inselwelt. heimatlichen Gestade zurück. Unterdes hatte Wilson ein neues Schiff ge- baut, und mit Zurücklassung eines einzigen Europäers verließ er die Insel, nachdem er auf Bitten des Häuptlings noch dessen Sohn mitgenommen hatte, damit er in England die Künste der Weißen lernen möge. Der junge Mann starb in London an den Blattern, als er bereits einige recht hübsche Anfänge im Lernen gemacht hatte. Die günstige Schilderung, welche Wilson von den Insulanern entwarf, stand jedoch im grellen Widerspruche mit den Beschreibungen, welche uns von den diese Insel später besuchenden Spaniern, Briten und Nordamerikanern gemacht wurden. In neuester Zeit siud uns eingehendere Mitteilungen über diese Inselgruppe von einem deutschen Gelehrten, Professor Dr. Karl Semper in Würzburg, gemacht worden, der sich längere Zeit auf den Palan-Jnseln aufgehalten hat. Er bestätigt im allgemeinen das Urteil Wilsons und schildert die Eingeborenen als gutartige, dankbare, gastfreundliche und sehr friedfertige Menschen. Wer sich über sie zu beklagen gehabt hat, wird wohl durch sein Auftreten selbst daran schuld gewesen sein, daß sich die Insulaner anders benahmen. Gegenwärtig sind die Palan-Jnseln mit circa 10 000 malaiischen Bewohnern bevölkert. Segelt man von den Palan-Jnseln westlich, so gelangt man zu den eigentlichen Karolinen oder neuen Philippinen, einem fast 3000 km langen Archipel von ebenso vielen und uur kleinen Inseln, welche wiederum vier besondere Gruppen bilden. Obschon bereits 1686 von dem spanischen Kapitän Lazeano zu einem geringen Teile entdeckt, sind sie doch erst durch Seefahrer unsres Jahrhunderts, durch Duperrey und Dumout d'ur- ville, besonders aber durch den russischen Kapitän Lütke, welcher sich während seiner Reise um die Welt in den Jahren 1826—29 ein halbes Jahr mit der genauen Untersuchung dieser Inseln beschäftigte, bekannt ge- - worden. Seine Arbeit ist so vorzüglich, daß wir kein Jnselgebiet der Südsee besitzen, welches mit der Ausführlichkeit und Genauigkeit erforscht worden ist, wie die Karolinen, und der russischen Marine gebührt der Ruhm, dieses Gebiet der Thätigkeit zuerst betreten zu haben. Die Inseln sind teils höhere, teils niedrigere. Die ersteren sind meist durch Vulkane oder Erdbeben entstanden und zeichnen sich durch hohe Berge aus, welche mit dichten Waldungen besetzt sind, so daß die Bewohner mehr am Strande leben und nur selten in das geheimnisvolle Duukel der Wälder tiefer ein- dringen. Merkwürdig dagegen ist die Bildung der Niedrigen Inseln, und ich kann nicht umhiu, einiges davon mitzuteilen, bevor ich noch von den Bewohnern spreche. Die Niedrigen Inseln sind Korallengebilde und bestehen aus lauter Juselkreisen und Inselketten, welche als Berge und Bergketten, zum Teil selbst als ehemalige feuerspeiende Berge bis fast an den Rand des Wassers emporragten. Aus diesen Wänden setzen sich die Polypen fest, und ob- wohl dieselben nur klein und unbedeutend sind, so sind sie doch so zahlreich,

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 200

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
200 Gaußberg und Inlandeis. gen, und es überkam uns ein Gefühl freudiger Spannung bei dem Gedanken, dem ersehnten Marschziel so nahe zu sein. Seit 116 Tagen lebten wir auf offener Landstraße, stetig wechselten die Bilder und Eindrücke. Natur und Menschen hatten viel des Interessanten geboten, und wir hatten manche Erfahrung sammeln können, aber anch Strapazen und Entbehrungen waren nicht ausgeblieben. Die verzehrenden Strahlen der Sonne, die beschwerlichen Märsche und Flußübergänge, die lästigen Insekten und auch Hunger und Durst traten oft niederdrückend und ermattend den Genüssen und Freuden der so vielseitigen und anregenden Reise entgegen, doch half das Interesse zur Sache und die Freude an der Arbeit hierüber hinweg. Jetzt, in der Nähe der Residenz des großen Balubafürsten Kalamba, winkten uns die Tage der Ruhe und der Vor- bereitung für die Fahrt auf dem Kassai. - Unter dem Jubel der Eingeborenen, die am Eingang und in den Straßen Spalier bildeten, hielten wir am 8. November den Einzug in Mukenge und begrüßten Kalamba, der sich mit den vornehmsten seiner Leute auf der Kiota eingefunden hatte. 12. Gaußberg und Inlandeis. Erich von Drygalski: Zum Kontinent des eisigen Südens. Deutsche Südpolarexpedition. Fahrten und Forschungen des „Gauß" 1901—1903. Berlin 1904, Druck und Verlag von Dietr. Reimer. S. 295—304. (Unbedeutend gekürzt.) Schönes, fonniges Wetter strahlte über dem Eis, als wir das Schiff verließen. Unter endlosem Gehenl wurden die Hunde zusammengekoppelt und dann zunächst lose mitgeführt, da die Schlitten schon vorher an das ebene Eisfeld südlich vom „Gauß" gebracht waren. Wir hatten zur Reise Windkleidung angelegt, aus leichtem, aber festen! Baumwollenzeug bestehend, das man über die wollenen Unterkleider zog, weil Pelze zum Gehen und

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 39

1854 - Münster : Aschendorff
39 Und riss der Wind am Haselreis, Dann sprach das Mägdlein still und leis: „Ich bin nicht auf der Welt allein, Im Himmel wohnt der Vater mein.“ Und wenn der Sturm die Eiche brach, Dann hell und laut zum Sturm es sprach: „Ich bin nicht auf der Welt allein, Im Himmel wohnt der Vater mein.“ 51. Das Vögelein. Ist die Noth am größten, so ist Gott am nächsten. An dem frühen Morgen eines nebeligen Herbsttages stand ein armer Mann an der Thüre seines kleinen Hauses. Auf die untere Hälfte derselben hatte er seine Arme gestützt und hielt mit beiden Händen sein bekümmertes Haupt. In den Augen standen ihm Thränen, und sein Herz seufzte zum Himmel. Denn es war der Tag, an welchem er einer kleinen Schuld wegen, die er trotz aller Sorge und Mühe nicht hatte bezahlen können, gepfändet werden sollte. Kein Schlaf hatte ihn während der langen Nacht erquickt, und schon beim ersten Ergrauen des Tages hatte er die Ankunft der Gerichtsboten befürchtet. Mit trüben Blicken sah er in die feuchte Luft und über die leeren Straßen hinaus, und rieb sich bisweilen die hohe, offene Stirn, welche auch jetzt noch den heiteren Wie- derschein seiner edlen Seele trug. Da kam plötzlich aus einer nahen Straße ein Vöglein geflogen. Aengstlich flatterte es eine Zeitlang hin und wieder, gleich als wäre auch ihm die Ruhe und heimathliche Sicherheit genommen; dann aber kam es schnell und schnurstracks auf den armen Mann zu, flog über seinen Kopf in die Hütte hinein und setzte sich auf einen Heerdschrank, der für die Pfändung schon ausgeleert worden war. Der Bekümmerte vergaß für einen Augenblick seine bangen Gedanken. Eilends schloß er die Thür, fing das Vögelchen ein und setzte es in ein altes Bauer, das er noch aus früher Jugendzeit besaß. Ein wenig klares Wasser reichte hin, um dem Thierchen wieder Muth und Heiterkeit einzuflößen. Lieb- lich fing es zu singen an, und es däuchfe dem Manne, als

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 17

1854 - Münster : Aschendorff
17 den Papieren des Gestorbenen hatte sich die Nachricht von dem Ankäufe jener Edelsteine vorgefunden. Weil sie sich nun nicht fanden, so fiel der Verdacht der Entwendung auf den Bedien- ten, der um den Herrn gewesen war. Derselbe wurde einge- zogen, entsprang aber bald; desto größer ward der Verdacht, der jetzt aber glücklich gehoben war. Der Herr bot nun dem ehrlichen Schreiner eine große Be- lohnung an; dieser aber erklärte: „Dafür, daß ich nicht stehle, nehme ich kein Geld! Gerathe ich einst in Noth, und wollen Sie mich dann unterstützen, so will ich Ihnen für Ihre Güte danken." Bis zu Thränen gerührt drückte der Herr dem Schrei- ner die Hand und sprach: „Edler Mann, der Himmel segne Sie!" 27. Die zwei Wanderer. Zwei Wanderer zogen einsam über Land. Als sie unterwegs ausruheien in einer Herberge, erscholl plötz- lich ein Geschrei, dass im Dorfe eine Feuersbrimst sei. Da sprang der eine Wanderer auf, warf Stab und Bündel von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn zurück und sprach: „Wesshalb sollen wir liier verzögern? Sind nicht Hände genug zum Helfen? Was k&mmern uns die Fremden?“ Aber jener hörte nicht auf diese Reden, sondern lief hinaus zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam nach, und stand und sah zu von Ferne. Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter wie erstarrt und rief: „Meine Kinder! meine Kinder!“ Als der Fremdling solches hörte, sprang er in das bren- nende Haus zwischen die krachenden Balken, und die Flamme schlug um ihn her und über ihm zusammen. Das Volk aber rief: „Der ist verloren!“ Als man aber harrete, siehe, da trat er hervor mit versengtem Haar, trug zwei Kindlein auf den Armen, und brachte sie der Mut- ter. Da umarmte sie die Kinder, und fiel dem Fremdling zu biissen; dieser aber hob sie auf und tröstete sie, und unterdessen stürzte das ganze Haus zusammen. Als nun sein Gefährte sagte: „Wer hiess dich doch, ein so küh- nes Wagstück zu beginnen?“ da gab er zur Antwort: 2

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 23

1854 - Münster : Aschendorff
23 Was willst du damit machen? fragte Franziska den Uhr- macher. Eine Uhr sott das werden, liebes Kind, erwiederte der Mann sehr freundlich. Ei, meinte Franziska, daran kannst du lange arbeiten. Wie willst du nun damit fertig werden, alle diese Schrauben und Räderchen zusammen zu fügen? Ge- duld überwindet alle Schwierigkeiten, sagte der Uhrmacher, und wenn du ein Stündchen bei mir bleiben willst, so sollst du sehen, wie die Uhr fertig wird. Franziska blieb, und sah der Arbeit des fleißigen Mannes zu. Er ergriff mit seinen Werkzeugen ein Rädchen nach dem andern, eine Schraube nach der andern, und fügte Alles mit Geduld und Ruhe zusammen. Paßte dies oder jenes nicht, so feilte und versuchte er geduldig so lange, bis jedes Ding in Ordnung kam. Nichts übereilte er, sondern arbeitete sorgfäl- tig und genau, und siehe da! ehe eine Stunde vorüber war, wurde die Uhr aufgezogen, und ging tik! tak! tik! tak! wie am Schnürchen. Siehst du wohl, liebes Kind, sprach der Uhrmacher, daß man mit Geduld und Fleiß Alles wohl zu Ende bringt. Gut Ding will Weile haben. Franziska schwieg, aber sie vergaß die Lehre nicht, die sie erhalten hatte. Als sie mit der Mutter wieder nach Hause zurückgekehrt war, arbeitete sie fleißig an ihrem Teppiche und bemerkte mit Freude, daß er jeden Tag weiter vorrückte. Ehe des Vaters Namenstag kam, war er vollendet. Wie vergnügt war Franziska, als sie sah, wie sehr der Vater sich über das Geschenk freute. 33. Das Wundevkästcbcit. Eine Hausfrau hatte in ihrer Haushaltung allerlei Un- glücksfälle , und ihr Vermögen nahm jährlich ab. Da ging sie in den Wald zu einem alten Einsiedler, erzählte ihm ihre be- trübten Umstände und sagte: „Es geht in meinem Hause ein- mal nicht mit rechten Dingen her. Wißt ihr kein Mittel, dem Uebel abzuhelfen?" Der Einsiedler, ein fröhlicher Greis, hieß sie ein wenig warten, brachte über ein Weilchen ein kleines, versiegeltes Kästchen und sprach: „Dieses Kästchen müßt ihr ein Jahr lang,

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 65

1854 - Münster : Aschendorff
Wenn wir auf dem Pfad der Tugend straucheln, Vater, dann vergib die Missethat! Sieh, auch wir, wir wollen gern verzeihen. Wenn der Bruder uns gekränket hat. Leite uns in jeder Prüfungsstunde, Wo die Tugend mit dem Laster ringt; Laß uns auf die Himmelskrone blicken. Wenn die Erde unser Herz umschlingt! So erlöse uns von allem Bösen, Das den Geist, das unser Herz bedroht; Bessernd seien für uns herbe Leiden, Und als Freund erscheine uns der Tod! 55 Die Bürde. Einen steilen Waldweg hinauf trug keuchend ein armer, alter Mann ein schweres Gepäck. Gott! ach, Gott! seufzte er, ist denn weit und breit keine mitleidige Seele, die mir meine Last tragen hilft! — Hier ist sie! rief hinter seinem Rücken eine ihm unbekannte, freundliche Stimme. Betroffen sah der Alte sich um, und erblickte einen schönen, blondlockigen Jüngling, dessen freundliches Aussehen ihm sogleich Vertrauen einflößte. O freundlicher junger Mann, sagte der Alte, du kommst mir wie ein Engel Gottes vom Himmel. Meinen armen Enkel- chen, die ich ernähren muß, weil Vater und Mutter todt sind, ein Stückchen Brod zu verdienen, habe ich dieses Gepäck in die nächste Stadt zu tragen übernommen, das, wie ich zu spät merke, meine Kräfte übersteigt. Dürfte ich dich bitten, einen Theil davon auf deine jungen, kräftigen Schultern zu über- nehmen? Vor Allem laß uns ausruhen, lieber Alter! versetzte der Jüngling, und dann noch einmal versuchen, was deine eignen Schultern vermögen. Und hiemit hob er die Bürde von dem Rücken des Alten, ließ sich mit ihm im Schatten einer bejahrten Eiche nieder und zog ein Stück nahrhaften Brodes nebst einer Flasche stärkenden Getränkes hervor. Iß nun und trink, Väterchen! sprach er und reichte ihm beides hin. Mit zitternder Begierde griff der Alte darnach und verzehrte es mit Heißhunger, während der Jüngling sich mit ihm in freundlichen Gesprächen unterhielt. — Auf nun, daß wir die Stadt erreichen, ehe die Sonne sich neigt! sprach endlich der 5
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