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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 156

1900 - Leipzig : Spamer
156 Die ozeanische Inselwelt. giftiges Gewürm oder ein den Menschen gefährliches Raubtier. Die Luft ist gesund, feucht und mild. Der fruchtbare Boden trägt nicht allein eine Menge inländischer Gewächse, unter denen nur der bei uns in Menge verbrauchte neuseeländische Flachs genannt werden soll, sondern auch fast alle europäischen Getreidearten und Früchte. Die Wälder Neuseelands sind wahrhaft prachtvoll und von denen in Australien gänzlich verschieden. Merkwürdig ist die außerordentliche Menge von Farnkräutern, welche den Boden beider Inseln überwuchern, und die oft 3 bis 3 1/2 m hoch werden; ja, es gibt sogar einen schönen Farnbaum, welcher die Höhe von 7 bis 10 «i erreicht. Beide Inseln haben mit Hinzurechnung der benachbarten kleinen Inseln einen Flächenraum von 258 800 qkm. Die nördliche (Te-Ika-a Maui) ist am bekanntesten und macht deu schönsten Teil Neuseelands aus. Die südliche (Te-Wahi-Punamu), eigentlich mittlere, da eine kleine Insel die Gruppe schließt, bildet gegen die erstere einen auffallenden Gegensatz. Sobald man den Fuß über die Cooksstraße gesetzt hat, welche beide von- einander scheidet, verändert sich das Panorama. Ungeheure Gebirgsmassen, deren nackte Gipfel hoch in die Wolken reichen und meist unter ewigem Schnee vergraben sind, decken die Oberfläche. Die Abhänge schmückt ein herrlicher Pflanzenwuchs, aber jäh und drohend ist der Sturz der Ge- Wässer in das Meer hinab. Kein Fluß vermag auf diesen schroffen Ab- hängen ein Bett zu ziehen, das zusammengelaufene Quell- und Schneewasser stürzt als Wildbach von Kaskade zu Kaskade zum Meer. Man muß Augenzeuge eines so furchtbaren Anblicks gewesen sein, um die Szenen von Unordnung und Wildheit, die wahrscheinlich durch unter- irdische Feuer und Erdbeben hervorgebracht worden sind, zu begreifen. Die Westküste der Südinsel bietet das traurigste Bild dar. Sie zeigt sich nur als öde Strecke, über ihr ein trauriger Himmel, stete Stürme um- brausen sie, und fürchterliche Brandungen peitschen ihre Gestade. Wie könnten die Bewohner dieses furchtbaren und in seinem nördlichen Teile doch so schönen und reichen Landes wohl anders als die Natur ihres Landes sein, rauh und wild? Ihr Sinn ist fest und starr wie das Gestein ihrer Felsen, ihre Leidenschaften schäumen jach und unbändig wie ihre Wasserfälle. Es ist ein großer, wohlgebildeter, kraftvoller Menschenschlag, das Auge schwarz und lebhaft, die Zähne weiß und schön wie Elfenbein, die Gesichtszüge regelmäßig und angenehm. Das schwarze Haar fällt in reicher Lockenfülle herab, die Hautfarbe ist hellbraun, fast wie bei den Bewohnern des südlichen Europas. Der Neuseeländer ist tättowiert, und zwar besonders schön und reich, sobald er ein vornehmer Mann ist. Gleichwohl ist diese Tättowierung eine ziemlich schmerzhafte Operation, da sie nicht nur durch Stiche, sondern auch durch Schnitte ausgesührt wird. Gesicht und Brust sind die vorzüglichsten Stellen, und große Krieger lassen sich nach jedem Feldzuge neue Tättowierungen am Körper anbringen, um

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 132

1900 - Leipzig : Spamer
132 Das Festland Australien. Vorkommen imposanter Nadelbäume. Australien besitzt deren auf seiuem Kontinente zwei: den Buuya-Buuya-Baum (Araucaria Bidwiliii) und die Moretonbai-Tanne (A. Luuuiugliami), beide in den östlichen Teilen (Neu- südwales), beide eßbare Nüsse liefernd, die sür die Eingeborenen von großer Bedeutung sind. Ganz eigentümlich stehen die Grasbäume (Xanthorrhoea) da, die ganz an die verwandten Aneeaarten der mexikanisch-texanischen Steppenländer erinnern. Einen niedrigen Stamm bildend entfalten sie an dessen Gipsel einen dichten Schopf grasartiger, niederfallender Blätter, aus deren Mitte sich ein langer Blnmenschast erhebt. Wie die Farn- bänme, so vertreten sie, wo sie erscheinen, die Palmensorm. Es gibt nur ein paar Arten: unter ihnen die schlanke Bangalapalme (Ptychosperma elegans) und die stattliche Kohlpalme (Livistonia australis). An saftigen Nahrungsmitteln dagegen steht Australien, im Verhältnis zu seiuem Um- fange und der Mannigfaltigkeit seiner Gewächse, Sudafrika vielleicht aus- genommen, allen Weltteilen nach. Kaum daß ein Gras, die Coola (Pani- cum laevinode), und auch dieses nur" auf beschränktem Räume des Nord- osteus, eiue Art Getreide liefert. Doch hat es keinen Ackerbau erzeugt. Kein Wunder, daß der Australier alles genießt, was eßbar ist, von den widerlichsten Insekten und ihren Larven bis zum delikaten Känguruh, von der erbärmlichsten Nardn-Frucht (Marsilea hirsuta E. Br.) bis zu den Wurzeln der Teichrosen (Nymphaea) 2c. Es spricht schon deutlich geuug, daß manche Stämme der Eingeborenen kein andres Wasser kennen oder ge- nießen als das, was ihnen aus dem Begleiter des schrecklichen Skrnb, aus den Zweigen des Malley-(Malli-)Busches (Eucalyptus dumosa), heraus- fließt, sobald sie dieselben zerbrechen. Wären die Europäer auf die ein- heimischen Beeren und Früchte angewiesen, so würden sie nichts andres zu thuu haben, als den ganzen Tag, gleich den Schwarzen, nach Nahrung aus- zuspähen. Dies verhindern die vielen Nahrungsmittel, die der Kolonist teils der gemäßigten, teils der warmen Zone entnahm und nach Australien überführte. Im Süden prangen daher die Gewächse Mitteleuropas, uusre Getreidearten, unser Wein ?e., neben den Zeugen einer warmen Zone, neben Pisang, Orangen, Ananas :e. Nach den Tropen hin nimmt in Queens- laud mit der Baumwolle auch der tropische Charakter der Früchte zu. Alles aber beschränkt sich auf den äußersten Küstensaum; das Innere ist auch in botanischer und volkswirtschaftlicher Beziehung noch vielfach ein Buch mit sieben Siegeln. Doch werfen wir noch einen Blick auf die Bevölkeruug. Sie ist äußerst schwach, deuu die Zahl der Ureinwohner Australiens beläuft sich gegenwärtig wohl schwerlich aus mehr als 30 000. Die eingeborenen Australier stehen unstreitig aus einer sehr niedrigen Stufe der Zivili- sation. Ihre Farbe ist mehr ein schmutziges Schwarzbraun und nicht mit dem Schwarz der afrikanischen Neger zu vergleichen. Sie haben eine hohe Stirn und wildes, langes, aber nicht wolliges Haar, eine flach-

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 138

1900 - Leipzig : Spamer
138 Das Festland Australien. höheren gebirgigen Steilen, in denen, wie z. B. Mouut Kosciuszko, der Schnee während des größten Teiles des Jahres liegen bleibt. In Sydney hat man, solange es bekannt ist, nur einmal (im Jahre 1836) Schnee be- obachtet. Im allgemeinen ist das Klima der Gesundheit sehr zuträglich, so daß epidemische Krankheiten fast unbekannt sind. Augenkrankheiten sind davon ausgeschlossen, sie erscheinen häufig und sind Folge der staubführenden nordwestlichen Winde. Brustkranken ist das Klima, namentlich in den Breiten von Sydney, sehr zuträglich. Die Kolonisten klagen nicht selten über Rheumatismus, doch dürfte dies mehr ihrem unregelmäßigen Leben als dem Klima zuzuschreiben sein. Es liegt in der Beschaffenheit des Landes und ist bei solchen klima- tischen Verhältnissen erklärlich, daß Australien eigentliche Kulturlandschaften vorzugsweise nur in den Küstenregionen haben kann; das Innere wird, soweit es sich zur Ernährung von Herden eignet, den Viehzüchtern vor- behalten bleiben. In den für den Ackerbau geeigneten Distrikten baut man mit Erfolg alle europäischen Getreidearten, ebenso gedeihen auch Südfrüchte, Baumwolle und Tabak vortrefflich, namentlich aber verdient der Weinbau alle Beachtung; bereits wird seit Jahren ein vortrefflicher einheimischer Rebensaft in den Kolonien getrunken, der auch nach Europa und Amerika seinen Weg findet. An Gesteinen finden sich in Australien hauptsächlich und werden nutzbar gemacht: Granit, Sandstein, Basalte, Kalkstein, Quarz. Man hat bereits angefangen, letzteren zur Glasfabrikation zu verwenden, während Granit und Basalt zu Baumaterialien dienen. An vielen, leider fast unzugäng- lichen Gegenden ist schöner Marmor, Porzellanerde und Töpferthon ge- fnnden worden. Aus der Ostküste, oberhalb Sydney, werden bei Newcastle reiche, mächtige Steinkohlenflöze bearbeitet. Braunkohle (Lignit) findet sich ebenfalls in größeren Lagern vor, und man sängt an, solche aus- zubeuten. Besonders reich aber ist Australien an edlen Metallen und vor- nehmlich wieder an Gold. Die Goldwäscher beschränken sich bis jetzt Haupt- sächlich auf die Kolonien Viktoria und Neusüdwales, doch hat man auch in Queensland und Südaustralien Gold gefunden, ja vom Golf von Car- pentaria aus hat auch fchon hin und wieder Gold seinen Weg nach Sydney gefunden. Es ist über allen Zweifel erhaben, daß sowohl im Norden als im Innern noch mehr bedeutende Goldfelder entdeckt werden. Seit der Entdeckung der Goldfelder im Jahre 1851 bis zum Ende des Jahres 1879 hat man von Australien 60 990 855 Unzen im ungefähren Werte von 240 349 413 Pfd. Sterl. oder über 5 000 000 000 Mark Gold aus- geführt. Doch nicht bloß an Gold, sondern auch an andern Metallen ist Australien reich, und namentlich an Kupfer, welches hauptsächlich in Süd- australien und Queensland ausgebeutet wird. In letztgenannter Kolonie findet sich dasselbe in besonders reichen Erzen. Gediegenes Silber wird ebenfalls hin und wieder gesunden und namentlich in St. Arnand in

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 252

1900 - Leipzig : Spamer
252 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer. verschlossen gewesen war, wieder eisfrei, und kam am 3. September, eine Stunde vor Payer, wieder in Hammerfest an. Die englische Regierung schickte 1875 eine Expedition unter Nares und Markham in die Eis- regiouen, um so weit wie möglich gegen den Nordpol vorzudringen, nud Nordenskjöld unternahm in demselben Jahre eine Reise in das Karische Meer und den Jenisseibuseu, von wo er zu Lande zurückkehrte. Um Nach- richten von der englischen Expedition zu suchen, machte sich Aoung 1876 auf nach dem Smithsunde. Die Expedition unter Nares kam am 28. Sept. uach siebzehnmouatlicher Abwesenheit wieder in Irland an, sie war mit Schlitten vom Smithsunde aus bis 83° 21' 27" am 12. Mai 1875 gelangt. Es gibt nur drei Eingänge zur nördlichen Polarregion, den Raum zwischen Grönland und Europa, jenen zwischen Grönland und Amerika, endlich die Beringsstraße zwischen Amerika und Asien. Im Innern dieses Raumes befiudet sich fein zusammenhängender Kontinent, sondern einzelne, oft von weiten Meeren durchsetzte und getrennte Landmassen, die man als die Überreste eines einstigen großen Festlandes, Aretis, ansehen will. Das ansehnlichste Brnchstück dieser Arctis ist Grönland, das wir uns seiner heutigen Gestaltung nach einmal betrachten wollen. Der Flächeninhalt Grönlands berechnet sich auf rund 2 200 000 qkm. Indessen ist uur die Westküste nordwärts bis gegen 83 0 nördl. Br. be- kannt, davon die südliche bewohnte Hälfte bis zu 150 km landeinwärts stellenweise erforscht und die Ostküste mit mehreren Unterbrechungen bis zum 77." nördl. Br., und zwar meist nur in den Hauptumrissen; alles übrige von Grönland ist terra incognita. Die Ostküste von Grönland führt in ihrem südlichen Teile den Namen König Friedrich Vi.-Küste; bei 70" nördl. Br. beginnt mit dem Seoresbysuud eine fjordenreiche, durch zahlreiche vorgelagerte Inseln verzierte Küste bis 77 0 nördl. Br., welche der Schauplatz der zweiten deutschen Nordpolfahrt 1869 —1870 unter Führung des Kapitäns Karl Koldewey gewesen ist. Hier bezeichnet Kap Bismarck im ver- gletscherten Kaiser Wilhelmsland die nördlichste sichere Landmarke; großartig ist aber der etwas südlichere gewaltige Kaiserfranz Josephs- Fjord, welcher, tief in das Land hineinreichend, den großen Walters- hausen-Gletscher aufnimmt und durch die an seinen Ufern aufragenden Payer- und Petermann-Spitzen, 4500 m hoch, geschmückt wird. Die Westküste Grönlands badet sich anfangs in der breiten Davis- straße, welche in die noch breitere Basfinsbai übergeht, deren West- gestade von dem arktischen Archipel Nordamerikas gebildet werden. Die Baffinsbai verengt sich gegen Norden in den schmalen Smithsund, durch welchen man bislang vergeblich versucht hat, den Nordpol zu erreichen. Hier am Smithsund liegtauf grönländischer Seite Jtaplik, die nördlichste Ansiedelung der Eskimos, weiter nördlich der Rensselaer-Hafen. Die

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 253

1900 - Leipzig : Spamer
Grönland. 253 Grönland gegenüberliegenden Landmassen des amerikanischen Archipels sind Northlincoln und jenseit des Vereinigten Staatensundes Grinnellland. In die Peabodybai des Smithsundes stürzt der ge- waltige grönländische Hnmboldtgletscher (79° nördl. Br.) ab. Aus diesem Sunde führt der Kennedykanal zwischen Grönland und Grinnells- land in das Hallbecken, aus welchem der Petermannfjord, einem langen Arme gleich, in das grönländische Festland einschneidet. Dieses Hallbecken besitzt abermals eine nördliche Fortsetzung in dem Robeson- kanal, und dieser öffnet sich in das Polarmeer, welches jedoch kein offenes, wie man gehofft hatte, sondern mit Eis von ganz ungewöhnlicher Dicke und hohem Alter, schwimmenden Eisbergen ähnlich, besetzt ist. Die Ostküste Grönlands ist 1869—1870 durch die zweite deutsche Polarexpedition erforscht worden und zwar zwischen 73 und 77" nördl. Br., welch letztere bis jetzt höchste erreichte Breite iu Ostgröulaud durch I. Payers Schlittenreise am 15. April 1870 gewonnen wurde. Im Jahre 1870 unternahmen Nordenskjöld, Berggren und Nordström am 19. Juli vom Auleitsivik-Fjord (68" 20' uördl. Br.) an der Westküste einer Binneneiswanderung, auf welcher sie in drei Tagen 56 km landeinwärts und bis 610 m hoch ansteigend vordrangen, dann aber zur Umkehr gezwungen waren. Im Jahre 1871 begann der Geolog K. V. S. Steenstrnp eine geologische Aufnahme des Küstengebiets am Waigatfund, die er im folgenden Jahre mit dem Topographen H. G. Roh de fortsetzte. In demselben Jahre 1872 war auch Ed. Whymper am Waigat thätig, nachdem er vorher im Umanakdistrikte einen über 2000 m hohen Berg des Küstengebirges bestiegen hatte. Im Jahre 1875 besuchte der norwegische Geolog Amand Helland Nordgrönland, wo er unter anderm Untersuchungen über die Gletscher- bewegnngen anstellte. Zur Erforschung des bisher wenig bekannt gewesenen südlichsten Teiles von Grönland begaben sich 1876 der oben genannte Steenstrup, der auch 1874 mit Johnstrnp eine Reise in Südgrönland gemacht hatte, ferner Leutnant G. F. Holm und der Student A. Komerup von Kopenhagen nach Jnlianehaab, von wo sie, nach einer Aufnahme des Küstengebiets, die unter dem Namen Niviarsiat oder Jomsrnerne (Jungfrauen) bekannte Gruppe vou Nunatak (etwa 61" nördl. Breite) vergeblich zu erreichen suchten. Im Jahre 1877 erforschten Steenstrup und der Marineleutuaut Jensen die Fjorde im Distrikt Frederikshaab, worauf sich im folgenden Jahre ersterer nach Nordgrönland, letzterer nach Südgrönland begab. Steenstrup blieb, zweimal überwinternd, bis zum Herbst 1880 in den beiden nördlichsten Bezirken Upernivik und Umanak und brachte wichtige Beiträge zur Kenntnis des Landes.

6. Das Deutsche Reich - S. 9

1900 - Leipzig : Spamer
Die Oberflächenform und die Bewässerung. 9 ergeben sich für das ganze Gebiet drei Höhenstufen, nämlich a) das Alpen- land, b) die deutsche Mittelgebirgslandschaft und c) das deutsche Tiefland. Während das erstere ein einheitliches Ganzes bildet, enthält das deutsche Mittelgebirge eine große Anzahl voneinander getrennter und sich durchkreu- zeuder Gebirgszüge, und zwischen diesen Hochebenen Stnsenländer und Ein- senknngen; knrz, eine reiche Mannigfaltigkeit, und doch wiederum eine harmo- nische Ordnung, in welche sich die großen Flußgebiete hinzufügen. Das deutsche Tiefland wird nur durch Hügelreiheu, Höhenzüge und niedrige Bergrücken durchbrochen, durch die Strom- und Flußläuse gegliedert und zerfällt, indem das Mittelgebirge in der Wesergegend weiter gegen Norden vorgeschoben ist, als in der Oder- und Weichselgegend. in eine größere östliche und eine kleinere westliche Hälfte. § 2. Das Alpeulaud in seiner Gesamtheit. Was nun zunächst das Hochgebirge der Alpen anlangt, so läßt es sich, obwohl, wie früher bereits augedeutet, nur ein kleiner Teil desselben für das Deutsche Reich in Betracht kommt, doch nicht vermeiden, demselben eine allge- meine Charakteristik zu widmeu, an welche sich auch die Gruppierung seiner Abteilungen zu schließen hat. — Von dem südwestlichen Frankreich zieht sich das Alpengebirge durch die Schweiz, Süddeutschland, Norditalien und Öfter- reich hindurch, um selbst noch die südwestlichen Gebiete Ungarns und die nord- westlichen der Balkanländer zu berühren; es breitet sich zwischen 43—48° nördl. Br. und 5—161/2 östl. L. von Greenwich aus. Sein Gebiet steht zwar an Umfang dem skandinavischen Gebirgskunde nach, aber es übertrifft das letztere an Höhe der Gipfel und Kämme und au Eutwickeluug und Reichtum feiuer Formen außerordentlich. Nur mit den Apenninen, dem schweizerischen Jura und deu nach der Balkanhalbinsel ziehenden Kalkplateaus steht es in unmittelbarem Zusammeuhauge, währeud es soust ringsum aus der Ebene gewaltig emporsteigt; im Süden fast unmittelbar aus der lombardischen Tief- ebene, im Norden hingegen aus einer Zone von Vorbergen, an die sich weiter- hin Hochebenen anschließen. Aus den letzteren Verhältnissen erklärt es sich, daß sich alle läugereu Thäler uach Norden und Osten hin öffnen, während sich nach Süden hin nur kurze und steile Thäler erschließen, und daß Deutsche und Slaweu (von Norden und Nordosten her) eiueu größeren Teil des Alpenlandes besetzen konnten als die Romanen (von Süden her). Was das Entstehen des Gebirges anlangt, so läßt sich dasselbe zunächst als das Ergebnis langdauernder Kristallisationen und Niederschläge aus einstigen Ur- meeren bezeichnen^). Hierauf erfolgten in verschiedenen Perioden Hebungen und Senkungen, dann abermalige Überflutungen und neue Ablagerungen, bis endlich scucrslüssige Massen aus dem Erdinnern diese übereinander gelagerten Schichten durchbrachen. Von besonders tiefgreifendem Einflüsse war es für die Gestaltung des Hochgebirges, als die Granite, Gneise und kristallinischen Schiefer, welche den eigent- lichen Kern desselben ausmachen, aus den Tiefen hervorgedrängt, von den strahlend aufschießenden Massen der hornblendenartigen Gesteine durchbohrt und fächerartig aufgerichtet wurden. Auf ungeheure Strecken hin wurde die Decke, besonders die *) Vergl. E. Desor, „Der Gebirgsbau der Alpen" (deutsch von G. Theobald, Wiesbaden 1865).

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 227

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Fjordbildungen. sie in der historischen Zeit fehlen, begegnen wir ihnen in der nächsten geologischen Vergangenheit, '^o ist Grön- land ein vergletschertes Hochland, und seine Fjorde sind Gefäße, durch die sich die Metscher ergießen, deren End- stücke alljährlich abbrechen, um dann als Eisberge zunächst in der Baffinssee und der Davisstraße zu schwärmen und zuletzt ins Atlantische Meer hinabgetragen zu werden, wo sie, am westlichen Gestade des Golfstromes aufgehalten, in der Nähe der Neufundlandbänke zusammenschmelzen. Dieselbe Erscheinung haben wir in Norwegen, das allein Gletscher erzeugt, während sie in dem an Niederschlägen armen Schweden fehlen. Wir finden Gletscher auf Spitz- bergen und Island tätig. Sie fehlen nicht auf der Süd- insel Neuseelands, und sie reichen in der Magalhaesstraße bis in das Meer hinab. Wo sie aber heutigen Tages fehlen wie in Schottland, hat man doch ihre ehemalige Anwesenheit in Felsenschliffen und Steinritzungen ent- deckt. Wenn wir sie an der Küste von Britisch-Colunibien und im russischen Amerika noch vermissen, so treffen wir doch am Ostabhange der Felsengebirge sowohl lebendige Gletscher als Spuren einer frühern sogenannten Eis- „zeit samt großen Geröll- und Geschiebebildungen. Sind die Fjorde aber die leeren Gehäuse ehemaliger Eis- ströme, so helfen sie uns eine Erfcheinung erklären, die zu enträtseln bisher dem geologischen Scharfsinn nicht völlig gelang. Seit mehreren Jahren ist in England wie in Deutsch- land und der Schweiz über nichts so eisrig nachgedacht und geschrieben worden, als über die Entstehung der engen Gebirgsseen und namentlich der italienischen. Eine frühere Gegenwart von Gletschern ließ sich bei ihnen mit Leichtigkeit nachweisen. Eine Ausweitung der Täler durch Gletschermassen durste nicht geleugnet werden; aber sowie man zur Betrachtung der plastischen Verhältnisse der Seebecken überging, sah man sich in Schwierigkeiten verwickelt. Der Boden einiger dieser Seen reicht noch unter den heutigen Meeresspiegel hinab, und, was das 15*

8. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 205

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
205 sie sahen, ein hinreichendes Ziel, auf den sie loseilten. Hatten wir es noch anfangs versucht, ihnen wie gewöhn- lich voranzugehen, so mußten wir uns doch bald beeilen, auf die Schlitten zu kommen, um sie nicht zu verlieren. Und so ging es in wilder Fahrt und treibendem Schnee, der ins Gesicht peitschte und alle bis ins innerste Mark durchfühlte, auf den Berg zu, Paul Björvig voran. Diefe Strecke sind wir wirklich gefahren und mußten dabei aufpassen, daß die Hunde uns nicht mit dem Schlitten davonjagten. Ich schätzte die Geschwindigkeit, mit der wir nun fuhren, aus 12 km pro Stunde, was sich aber später als zu viel erwies. Immerhin ging es so schnell, daß man zu Fuß nicht mitkommen konnte, und immer in den unberechenbaren Zickzackwegen, in denen es den Hunden ihre Kurse zu nehmen beliebt. In dem Schneetreiben hatte ich den Eindruck, als ob wir gegen das Land hinabführen und die Eisfläche sich nach dorthin senkte. Es war natürlich eine Täuschung, wohl durch die flachen, runden Berge veranlaßt, an denen wir vorbeikamen, und die für den 'Blick ans der Ferne unsere Bahn fortzusetzen schienen, während das tiefer gelegene Meereis dazwischen sich scheinbar dagegen senkte. Es war eine unendliche Öde, durch die wir hier fuhren. Westlich hatten wir runde, blaue Berge und bald auch einzelne davon östlich vom Wege, jene Form, die von mir schon als B l a n e i s erwähnt wurde. Sie entsteht dadurch, daß Eisberge lange Zeit an derselben Stelle in der Landnähe liegen bleiben und durch die dort herrschen- den Oststürme mit ihrem treibenden Schnee allmählich abgeschliffen und abgerundet werden, so daß alle Ecken und Kanten der ursprünglichen Tafelform verloren gehen. D i e s e s B l a n e i s i st eine typische und ch a r a k t e r i st i s ch e Form der Antarktis, es ist dieselbe Form, die wir schon bei der Fahrt durch das Scholleneis bisweilen gesehen, und die bei uns wie bei unsern Vorgängern im Südpolargebiet Land und Inseln vorgetäuscht hatte, indem sie häusig ganz gewaltige

9. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 223

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Fjordbildungen. aus Straßen, Meerengen, Sunden und Fjorden. Auch Labrador fehlen an der Nordküste die Fjorde nicht, wenn es auch, verglichen mit dein gegenüberliegenden Grön- land, sehr arm daran ist. An den atlantischen Umrissen Nordamerikas treffen wir scharf gezeichnete Zerklüftungen in Neufundland, schwächer angedeutet bei Neuschottland, bis die letzten Bildnngeu an der Küste des Staates Maine endigen. Weit reicher an gleichartigen Erscheinungen sind ain Westrande Nordamerikas die britischen und vor- mals russischen Küsten. Von der Vancouver-Jnsel gegen Süden bespült dagegen das Stille Meer sowohl in Nord- als in Südamerika festgeschlossene und nnbenagte Küsten, bis wir uns Patagonien nähern, wo die Verwitterung des Festlandes wieder anhebt, um zuletzt an der Ma- galhaesstraße und im Feuerlande durch das Gemälde einer durch Spalten, Klüfte und Risse in zahllose Straßen. Engen, Sunde, Schluchten, in Inseln, Felsenzungen, Hörner, Klippen und Scheeren zertrümmerten Planeten- stelle uns zu überraschen. . . . Schwerlich wird es jemand bei unserer Musterung der Fjordgebiete entgangen sein, daßwirihnennnr uuter hohen Breiten begegnen. In Europa erstrecken sie sich von dem äußersten bekannten Norden bis zur Südwestspitze Irlands oder bis höchstens lat. 51 0 1/4. An der Ostküste Amerikas sind sie noch scharf ausgeprägt unter gleicher Breite in Neufundland, der- wischter an der Südspitze von Neu-Schottland und bei- nahe unkenntlich am gegenüberliegenden Festlande im Staate Maine, wo sie bei lat. 44 0 ihre Äquatorialgrenze erreichen. An der Westküste von Nordamerika endigen sie schars am Eingange der De Fuca-Straße unter lat. 48°, erstrecken sich aber binnenwärts, wenn man den Pnget- Sund ihnen beizählt, bis lat. 47 0 N. In Südamerika dagegen treffen wir sie schon an der Nordspitze von Chiloe, also bei lat. 410 % S. An beiden Stellen der Westküste Amerikas, im Norden wie im Süden, ist die Fjordenzone oder ihre Äquatorialgrenze scharf geschieden.

10. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 53

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Ein deutsches Vulkangebiet. ^ die Täler sind durch Chausseen ausgeebnet, und in aller- neuester Zeit haben sich Eisenbahnen in diese Talein- schnitte hineingesenkt. Alle diese künstlichen Verkehrsanstalten, die nur den Andeutungen der Natur folgten und als Vervollkomm- nungen der natürlichen Anlagen anzusehen sind, haben nun die Stadt in ihrer alten geographischen Stellung sozusagen von neuem befestigt und halten die kom- merzielle Bedeutung derselben aufrecht, nachdem eine Reihe stürmischer Ereignisse ihr eine Konsequenz ihrer zentralen Lage, nämlich die Aufgabe, ein politisches Herz Deutschlands zu sein, entzogen hat. Als Vermittlerin des Verkehrs zwischen dem Norden und Süden und zwischen dem Osten und Westen des geeinigten Deutschland ist Frankfurt während der letzten Jahrzehnte in frischem Aufschwünge und Fortschritte begriffen. 9. Ein deutsches Vulkangebiet. Di-. H. Haas: Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde. Iii. Band. Berlin, Verlagsbuchhandlung Alfred Schall. S. 183—195. (Gekürzt.) Die Vulkane Deutschlands? Hat denn Deutschland überhaupt Vulkane? Ja, wenn man unter dem Begriff eines Vulkans nur solche Feuerberge verstehen will, die jetzt noch tätig sind, d. h. die in der Gegenwart noch Ausbrüche erleiden, dann kann man von deutschen Vulkanen überhaupt nicht reden. Aber in der geologischen Wissenschaft ist dieser Begriff eines Vulkans nicht so enge begrenzt und hat nicht allein nur Geltung für die tätigen Feuerberge, sondern auch für folche, deren ganzer Aufbau und deren ganze Natur klar und deutlich erkennen lassen, daß dieselben tatsächlich vor Zeiten Eruptionsstellen vulkanischer Pro- dukte als Aschen, Bomben, Laven u. dergl. mehr gewesen sind, wenngleich ihre Geschichte seit Menschengedenken
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