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Geschlecht (WdK): koedukativ
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Puy de Dömc.
viii. Jriutlitcid).
1. Das zentrale Plateau.
tläenn man das zentrale Plateau Frankreichs auch dessen negativen Pol
genannt hat, so braucht man sich unter demselben doch keine abschreckende Gebirgs-
wüste, kein durchaus steriles Hochland vorzustellen, auf welchem der Fluch der
Natur liegt. Es ist ein großes, breites Territorium, ein merkwürdiges Land
der Gegensätze, wie diese durch die vertikale Erhebung bei südlicher Lage sich
von selbst ergeben, ein Land, so recht geschaffen, um zur Erforschung seiner
Naturwunder und der Reste der Völkergeschichte aus galloromanischer und
mittelalterlicher Vorzeit anzuregen. Steigen wir auf den höchsten Gipfel dieses
Gebietes, auf den 1890 m hohen Puy de Saucy, die Spitze des Moni
Dore, von dessen trachytischen Abhängen der westliche Quellbach der Dordogne
herabfließt, so überschauen wir jene ungeheure Brandstätte der Natur, die jetzt
zwar im großen und ganzen erloschen ist, aber doch an manchen Stellen noch
das Wirken plutouischer Kräfte in den Solfataren und Mofetten erkennen läßt.
Das ist die Hochburg der alten Arverner, an welcher fast das Kriegsglück Cäsars
zerschellt wäre, mit der langen Reihe von 7 0 dom- oder glockenförmigen Vulkanen,
der „Monis Domes", die sich östlich von Clermont hinzieht, mit der Masse
des Cantal im Süden, mit den schwarzen Städten, aus Lava gebaut, wie
Clermout, St. Flour u. a.; ein eigenartiges Land, jetzt größtenteils von
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Das zentrale Plateau. 191
dem 130 Schritte im Umfange haltenden Gipfel blühen gelbe Ranunkeln,
roter Klee und blaue Veilchen. Er gewahrt eine umfassende Aussicht, besonders
gegen Süden. — Die mittlere und Hauptgruppe des Gebirges wird durch die
bereits geschilderte Masse des Mout Dore mit der Puy de Sancy gebildet,
und im Süden endlich ragt isoliert die stolze Masse des Cantal auf.
Derselbe stellt einen ganz regelmäßigen Kegel mit breitem Fuße dar, einen
wahren Erhebungskrater, aus dessen Abhängen steile Wände nach der Mitte
zu laufen, wo in einer Aushöhlung die hebenden Massen zu finden sind.
Puy im Velay.
Seine Felsmasse ist vom Mittelpunkte aus wie in einzelne Strahlen zerborsten;
in tiefen Klüften rinnen die Gewässer nach allen Weltgegenden; zum Allier
gegen Nordosten, zur Dordogue gegen Norden, Westen und Südwesten und
zur Truyere gegen Norden. Der aus Basalt bestehende Gipsel, le Plomb
de Cantal genannt, erscheint aus der Hochebene wie ein Hügel und läßt sich
bequem ersteigen. Ein kleinerer Komplex vulkanischer Gesteine sind die südlich
von Eantal gelegenen Berge von Anb-rae, an deren Südrand der Lot vor-
beizieht. Zu gleicher Höhe steigen die Montagnes de la Margueride auf,
welche im Osten der znletztgenannten Gruppen den Allier von seiner Quelle
an 7 5 km weit begleiten. Nach M, Ruith.
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190 Frankreich.
wucherndem Heide- und Farnkraut überwachsen, doch auf verwitterteu Basalt-
lagern auch von Nußbäumen und Edelkastanien waldartig sowie von wogenden
Saatfeldern aus bröckligem Bimssteingrunde überdeckt. Die Auvergne im weiteren
Sinne ist das Thal des Allier, dessen Quelle in der Nachbarschaft der Loire-
quelle liegt und welches sich iu der hochgesegueten Limagne fortsetzt, einem alten
Seebecken. Dasselbe bildet jetzt eine der größten Kornkammern Frankreichs
und gleicht, vom Puy de Dome herabgesehen, einem kolossalen Schachbrette
bebauter und brachliegender Felder; von ihm aus gelaugt man weiter nord-
wärts in das wellenförmige Korulaud von Bonrbonnais.
Auch nicht menschenarm ist dieser „negative Pol" Frankreichs. Das Volk
der Arverner ist noch immer zahlreich, wenn gleich seine Wohnorte vielfach auf
dürren Höhen oder zwischen Schlackenströmen versteckt liegen, wo ihm nur ein
strauchartiges, als Brennmaterial verwendbares Heidekraut und Steine zum
Austausch geboten werden. Solche Verhältnisse veranlassen es freilich, daß die
Auverguats für die bessere Jahreszeit zahlreich iu erwerbsreichere Gegenden
auswandern. Dieselben sind namentlich als Wasserträger, Kastanienbrater,
Maurer und Steinarbeiter in Paris zahlreich zu finden.
östlich vom Allier ist das zentrale Platean mehr zerklüftet und in Berg-
und Wasserzüge zerrissen. Einer der hohen Karpathenketten gleichend, stellenweise
von wirklich alpinem Charakter, streckt sich das granitisch-porphyrische Forez-
Gebirge von Süden nach Norden; aber das reizendste Gebiet ist wohl Velay,
das Bergland der alten Velanni, mit der wunderbaren Hauptstadt, die ihren
Namen von den bizarren, znckerhutsörmigen Erhebungen ihres vulkanischen
Bodens erhalten hat — Le Puy. Von der Höhe des Mont Corneille, aus
welchem das aus russischen Kanonen gegossene Kolossalstandbild von „Notre
Dame de Frame", ein Gegenstück der Münchener „Bavaria", aufgerichtet ist,
Hai man eine Rundschau über eine der entzückendsten Landschaften nnsres Erd-
teils. Nur schwer läßt sich eine Schilderung von dem unvergleichlichen Formen-
reichtum, von dem reizenden Wirrsal von Weinhügeln mit hundert blinkenden
Landhäusern, basaltischen Kegeln mit Kirchen oder gebrochenen Schlössern geben.
Vor allem ist das malerische Polignac zu ueunen, ein charakteristisches Muster
der vielen Reste ans der auverguatischen Fendalzeit, dazu die mannigfachen
Kulturen, die sich überhöhenden Bergzüge mit Schluchten und Breschen da-
zwischen, die verschwindenden und wiederausglitzernden Wasserläuse, die Bahn-
linien und Straßen mit ihren hochgewölbten Viadukten; und das alles über-
spannt von einem hesperischen Himmel, zu dem im Süden die höheren Gipfel
der Cevennen aufragen, unter ihnen der Gerbier de Jone, an welchem die Loire
entspringt.
Das zentrale Plateau ist auch bemerkenswert durch seine engen, schauer-
licheu Felseuthäler, die durch tobende Bergströme durchbraust werden, sowie
durch den Reichtum an kalten und warmen Heilquellen; aus den gruppenweise
zusammengestellten Basalt- und Trachytkegeln zeigen sich neben den eingestürzten
Kratern mehrfach ringförmige, von Felsen umsetzte Seeeu. Der Puy de Dome
ist der Mittelpunkt einer nördlichen Gruppe des vulkanischen Plateaus, welchen
man von dem kleinen Dorfe La Barraqne aus iu einer Stunde ersteigt. Er besteht
aus Lava und vulkanischem Sande und ist meistens mit Gras bewachsen. Aus
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Extrahierte Personennamen: Le_Puy
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Bonrbonnais Frankreichs Paris La_Barraqne
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192 Frankreich.
2. Die Loire.
Die Loire hat ihre Wiege im vulkanischen Gebiete des Vivarais, südlich
von dem betrachteten Plateau von Auvergue; sie wird bis zum Beginne ihres
Mittellaufes von dem Allier begleitet. Gerade in dein wildesten Gewirr der
über und neben einander geschobenen Massen, in der Nachbarschaft des gewal-
tigen, jetzt erloschenen Feuerherdes Mezeuc, kommen die beiden Quellbäche von
den trachytischen Hängen des 1551 m hohen Gerbier de Jone herab. Diese
Gegend hat derartige Lavaströme über sich ergehen lassen müssen, wie sie selbst
bei dem Ätna nicht vorkommen. In diesem vulkanisch-granitischen Oberlause
nimmt die Loire, wie ihr Nebenfluß Allier, anfänglich eine südliche Richtung
an, als wollte sie dem Rhone sich zuwenden, aber die fast 1500 in hohen Ge-
birge, welche sich dem jungen Bergstrome entgegenstellen, weisen ihn westwärts
und sodann gegen Norden, so daß er zwischen den Lavaströmen des Mezenc
und Velay seinen Durchbruch erzwingen muß. Etwas weiter abwärts bildet
ein zweites Gebirgsdesilc den Abzugsgraben für ein geräumiges ehemaliges
Wafferbeckeu, das von Emblavez; hier find die Phonolithenmassen des Ger-
bifon und des Miauue von der Loire in einer 500 in tiefen Kluft durchsägt
worden. Die Eisenbahnfahrt durch diese Felsenschluchten der oberen Loire ge-
hört zu einer der schönsten Partien Europas. Aus düstern Schluchten, aus
der Nacht der Tunnels in rebengeschmückte Thäler, dann wieder an hohen Berg-
Halden vorüber, die, mit magerem Gestrüpp bekleidet, malerische Bergnester und
zerbröckelnde Burgeu aus schwarzem vulkanischen Gestein tragen, Gitterbrücken,
Viaducte, Einblicke in wilde Seitenthäler mit rauchenden Fabriken, der Berg-
ström bald uuter, bald neben der Bahn, so durcheilt der Reisende das hoch-
romantische Departement der oberen Loire. Der Allier durchzieht beim Ans-
tritte aus dem Gebirge eiue ehemalige Seevertiefung, die berühmte, saatenwogende
Limagne, während die Loire, nachdem sie die letzte Gebirgsenge überwunden
hat, hinaus in die freieren Seebecken des Forez und von Roanne tritt. Das
erstere ist noch jetzt mit einer Menge von Teichen und Seeen bedeckt, welche
die Überreste eiues alten Binnenmeeres bilden. Unterhalb Roanne wird die
Loire noch von Berghöhen zu beiden Seiten begleitet, sodann aber tritt sie
unterhalb Revers im Departement der Nietire völlig aus der Höhenregion
heraus und beginnt, mit dem Allier vereinigt, ihren Mittellauf. Auf dem-
selben durchströmt sie zunächst die Zone der Juragebilde, sodann die der Ter-
tiär- und Kreideformation, welche sich durch die Landschaften Nivernais, Berry,
Orleanais, Blaisois, Touraiue und Anjou hindurchziehen. Hier befinden wir
uns in dem großen Fruchtgarten Frankreichs, der sich von den Jurahügelu von
Saucerre prächtig überschauen läßt. Da sieht man im Umkreise großer ge-
schichtlicher Städte die herrlichsten Landschaften; die üppigen Weinberge von
Pouilly, der Cöte de Grouets, von Jone und Vouvray u. a. Nameut-
lich in, der hochgesegneten Touraiue athmet zur Seite des Stromes alles
Anmut und Weichheit und an die Lustschlösser von Menars, Chambord,
Amboise und Chenonceaux, Langeais und Chinon schließen sich jene
wunderbaren Gärteu an, die in der Zeit der letzten Ludwige die Stätten der
üppigsten und glänzendsten Feste gebildet haben. Gerade dieser herrliche Land-
strich ist es, welcher unzählig oft von den Fluten der Loire verheert wird; wie
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