Sieg des Despotismus in Frankreich, politisches Ubergewicht k.
19
Colberts Hauptaufgabe und darum auch Hauptziel seiner Finanzverwaltung.
die bei allen unleugbaren Vorteilen doch ebenso groe Schattenseiten auf-wies und den Steuerdruck auerordentlich erhhte. Da die Erhebung Steuerdruck, der indirekten Steuern (z. B. Salz) verpachtet wurde, gestaltete sie sich zu einer erbarmungslosen Erpressung seitens der Steuerpchter und ihrer Beamten. An dem Mehr, welches Colbert dem kniglichen Schatze jhr-lich zufhrte, klebte das Blut des Volkes, dessen verzweifeltes Aufbumen gegen die himmelschreiende Aussaugung mit den hrtesten Strafen, Plnderung. Tod und massenhafter Verurteilung zu den entsetzlichen Ga-leeren niedergeschmettert ward.
14. Kunft, hiterntur. Mit dem jmmerlichen Zustande, unter Li|cr1aeild welchem die rmere Bevlkerung, besonders die buerliche, seufzte, stand das glnzende, verschwenderische Hofleben, das den Adel zu feinem eignen Nachteil in feinen Zauber lockte, im schroffsten Gegensatze. Gerade als ob der Sonnenknig zeigen wollte, da sein bloer Wink in der de Paradies oder Olymp hervorzubringen vermge, schuf er mit Vorliebe in naturarmer Gegend seine Lustschlsser mit Galerien, Parkanlagen, Wasser-knsten, den Alleen von Bildsulen seines Ich und der von seiner Gunst Bestrahlten in klassischem Aufputz. Die Prunkbauten Marli), Fontaineblean. Baukunst. Chambord, Trianon und vor allem das Hauptschlo zu Versailles, ver-schlangen Millionen. Versailles allein rund 64 Millionen Livres, nach anderen, aber bertriebenen Berechnungen 150 Millionen. Beim Versuch, den Eureflu nach Versailles zu leiten, fanden 30 000 Soldaten durch Krankheiten den Tod.
Dem Hang nach Pracht gengte die einfache Form der Renaissance ^arockst^ nicht. Aus ihr entwickelte sich der groartigere, prunkvolle Barockstil, tunft. dessen bedeutendster franzsischer Meister der Erbauer von Versailles war.
Hardonin Mansart. Auch in der Malerei kam nach der edlen Ruhe Malerei, eines Nicolas Poussin und Claude Gelee genannt Lorrain die Sucht nach Pomp, nach berbieten des Natrlichen, besonders im Portrt zum Ausdruck. Es wetteifern gleichsam die Knste miteinander, den Geist des Heroischen und Souvernen, der in dem Herrscher verkrpert ist, ber-all in der Form zur Darstellung zu bringen und zu verherrlichen. Dem Schiefrund" der Bauten, der steifen Galatracht entsprechen die geknstelten Gartenanlagen, die tu ihrer Regelmigkeit und unnatrlichen Ver-einigung des Fremdartigen den Eindruck des Zwanges machen. Ludwigs Gartenknstler Lentre stellte die Plastik in seinen Dienst, wie der Despot der Malerei. Lebrnn, das Kunsthandwerk zur Rolle eines schmei-chelnden und geschmeidigen Hoflakaien herabwrdigte. Wie der Bildhauer dem toten Marmor nicht das Leben des von ihnen nachgeahmten klassischen Altertums einzuhauchen vermgen, so ghnt ans den lobhudelnden Versen Dichtkunst, des Nicolas Boileau Despreanx tdliche Langweile, mag er auch den Wissenschaft
2*
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Erläuterungen.
239
Atmosphärilien = Luftkreis der Erde mit den darin enthaltenen
Bestandteilen.
Augsburg, früher Augstburg, ist entstanden aus röm. Augusta
Vindelicorum (Vindelicum) = vmdelizische Kaiserstadt, zu Ehren
des Kaisers Augustus so benannt.
Auen nennen wir die dem Hochwasser ausgesetzten, an der Mittlern
Donau auftretenden Flachufer, die eine typische Vegetation entfalten.
„Mitunter findet sich alles vereinigt: Sumpf, Schilfdickicht, Auwald
und Weideboden, von schleichenden Wasseradern durchzogen; ein
grünes Meer von Erlen, Weiden und Pappeln wird von Waldreben
und Efeu durchrankt."
Aventiure — Abenteuer; in der höfischen Epik außergewöhnliche
Tat, merkwürdiges Ereignis. Frau Aventiure, die Perfonifikation
von Abenteuer, beobachtet auf ihrem Zuge durch die Welt alles
Geschehene, um es dem Dichter zu melden.
Bajä — Halbinsel, Bucht und altrömischer Badeort in der Nähe von
Neapel. Letzterer, von dem nur noch Trümmer erhalten sind, war
wegen seiner herrlichen Lage und heilkräftigen Schwefelquellen zur
römischen Kaiserzeit ein beliebter Aufenthalt der römischen Großen
und ein Mittelpunkt von Luxus und Üppigkeit.
Bakete — afrikanischer Negerstamm am untern Lulua, einem rechten
Nebenflusse des Kassai.
Baluba — volkreicher Stamm der Bantuneger zwischen dem Mittlern
Kassai und Lulua.
Barren sind Sandbänke in oder vor der Mündung eines Flusses,
die in geringer Tiefe unter dem Meeresspiegel liegen.
Basar (Bazar). Der orientalische Basar bildet „in räumlicher Be-
ziehung einen besondern Stadtteil, aus einem Gewirre von Gassen
und Gäßchen zusammengesetzt, in denen sich aber keine Wohnungen,
sondern nur Läden und Arbeitsräume befinden. Die Ladeninhaber
sind meist Handwerker, die ihre eigenen Erzeugnisse ausstellen; aber
es kommen auch Händler mit fremden Fabrikaten vor. — Der
Große Basar in Konstantinopel umfaßt ein ganzes Stadtviertel
zwischen dem Goldenen Horn und dem Marmarameer und hat
mehrere Zugänge. Alle Straßen des Großen Basars sind über-
wölbt, und das Licht fällt durch eine Anzahl kleiner Kuppeln, welche
dem flachen Dach aufgesetzt sind, in das Innere, so daß ein dem
Auge angenehmes Halbdunkel herrscht. Geöffnet ist der Basar nach
abendländischer Zeit von morgens 9 Uhr bis eine Stunde vor
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
200
Gaußberg und Inlandeis.
gen, und es überkam uns ein Gefühl freudiger Spannung
bei dem Gedanken, dem ersehnten Marschziel so nahe zu
sein. Seit 116 Tagen lebten wir auf offener Landstraße,
stetig wechselten die Bilder und Eindrücke. Natur und
Menschen hatten viel des Interessanten geboten, und
wir hatten manche Erfahrung sammeln können, aber anch
Strapazen und Entbehrungen waren nicht ausgeblieben.
Die verzehrenden Strahlen der Sonne, die beschwerlichen
Märsche und Flußübergänge, die lästigen Insekten und
auch Hunger und Durst traten oft niederdrückend und
ermattend den Genüssen und Freuden der so vielseitigen
und anregenden Reise entgegen, doch half das Interesse
zur Sache und die Freude an der Arbeit hierüber hinweg.
Jetzt, in der Nähe der Residenz des großen Balubafürsten
Kalamba, winkten uns die Tage der Ruhe und der Vor-
bereitung für die Fahrt auf dem Kassai. - Unter dem
Jubel der Eingeborenen, die am Eingang und in den
Straßen Spalier bildeten, hielten wir am 8. November
den Einzug in Mukenge und begrüßten Kalamba, der
sich mit den vornehmsten seiner Leute auf der Kiota
eingefunden hatte.
12. Gaußberg und Inlandeis.
Erich von Drygalski: Zum Kontinent des eisigen Südens.
Deutsche Südpolarexpedition. Fahrten und Forschungen des
„Gauß" 1901—1903. Berlin 1904, Druck und Verlag von
Dietr. Reimer. S. 295—304. (Unbedeutend gekürzt.)
Schönes, fonniges Wetter strahlte über dem Eis,
als wir das Schiff verließen. Unter endlosem Gehenl
wurden die Hunde zusammengekoppelt und dann zunächst
lose mitgeführt, da die Schlitten schon vorher an das
ebene Eisfeld südlich vom „Gauß" gebracht waren. Wir
hatten zur Reise Windkleidung angelegt, aus leichtem,
aber festen! Baumwollenzeug bestehend, das man über die
wollenen Unterkleider zog, weil Pelze zum Gehen und
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
248
Erläuterungen.
I st ros (Ister) — untere Donau.
Jason s. Argonautenzug.
Jensen Wilheln?, Dichter, geb. 15. Sept. 1837 zu Heiligenhafen in
Holstein, lebt in München. Hervorragendes Formtalent. Seine
Lyrik ist reich an Stimmung und Phantasie; unter seinen zahl-
reichen Romanen und Novellen findet sich manche Perle der Erzäh-
lungskunst. Jensens Begabung für kraftvolle und doch gemütsinnige
Schilderung offenbart auch das Prachtwerk „Der Schwarzwald",
das in herrlichen Bildern Land und Leute dieses Gebirges darstellt.
Jentzsch Karl Alfred, geb. 1850 zu Dresden, bekannter Geologe,
Professor und Landesgeologe an der Geolog. Landesanstalt und an
der Bergakademie zu Berlin. Hat sich namentlich um die geologische
Durchforschung der Norddeutschen Tiefebene verdient gemacht.
I ö k u l l — Gletscher.
Iuthungen — ältere Bezeichnung für einen Volksstamm der
Alemannen.
K a l a i s und Z e t e s, die geflügelten Söhne des Boreas, der bei
den Griechen den Nordwind personifizierte, daher Boreaden ge-
nannt; nahmen am Argonautenzuge teil.
K a l a m b a - M u k e n g e, Oberhäuptling, gewissermaßen Negerkönig
der Baluba; Residenz Mukenge.
K a n u — selbstgefertigtes Boot, häufig aus einem einzigen ausge-
höhlten Baumstamme hergestellt.
Kaolin — Porzellanerde.
Karbonische Formation — Steinkohlenformation.
Karwanserei — Warenverkaufshalle.
Kassai, ein l. Nebenfluß des Kongo, 2000 lang, stellenweise
6000 m breit, entwässert das s. Kongobecken. Wassersälle (Wiß-
mann-, Poggefälle) zwischen 5. und 7. Grad s. B. beeinträchtigen
die Schiffahrt; bedeutende Nebenflüsse, r. Lulua und Sankuru, l.
Luango und Kuango.
Keppler Paul von, Bischof von Rottenbnrg, geb. 28. Sept. 1852
zu Schw.-Gmünd. Verfasser von theologischen Werken und von
Schriften zur Kunst und Kunstgeschichte. Von letztern ist besonders
sein neuestes Werk „Aus Kunst und Leben" zu erwähnen, an dem
die Kritik den kultivierten Stil, die reiche Sachkenntnis und den
reinen Geschmack des Autors rühmend hervorhebt. Tie „Wander-
und Wallfahrten im Orient" bieten meisterhafte Bilder aus denr
Hl. Lande und dem Orient.
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Extrahierte Personennamen: Jason Jensen Jentzsch_Karl_Alfred Karl Karbonische Lulua Keppler_Paul Bischof_von_Rottenbnrg
Extrahierte Ortsnamen: Donau Heiligenhafen Holstein München Dresden Berlin Oberhäuptling Orient
— 517 —
Lehrer, eine nach pennsylvanischem System eingerichtete Straf-
anstalt und eine Irrenanstalt. Unter den zahlreichen Kirchen
der Stadt zeichnen sich der Dom, die Liebfrauenkirche, die
Ludgerikirche und die Lambertikirche durch ihre Schönheit
aus. Das Rathaus mit seinem schlanken gotischen Giebel
liegt am Markte, dem von hohen binden beschatteten Dom-
platze gegenüber, und hat in seinem Innern einen Saal, den
sogenannten Friedenssaal, in welchem am 24. Oktober
1648 der westfälische Friede geschlossen wurde. In dem
Saale, welcher in seiner altertümlichen Gestalt erhalten wird
und in jüngster Zeit restauriert ist, hangen die Bildnisse des
römischen Kaisers, der Könige von Frankreich und Spanien
und der beim Friedensschlüsse anwesenden Gesandten. Zu
beiden Seiten des Marktes befinden sich hübsche, mit alter-
tümlichen Giebeln geschmückte Häuser, unter denen ein Säulen-
gang hinläuft, der die Bezeichnung „unter dem Bogen"
führt. Die früheren Festungswälle sind in Spaziergänge
umgewandelt, und an der Stelle der ehemaligen Citadelle be-
findet sich jetzt ein Schloß, worin der Oberpräsident und der
kommandierende General ihre Wohnungen haben. Vor dem
Schlosse erhebt sich das stattliche Kaiser-Wilhelm-Denkmal;
hinter demselben ist der Schloßgarten, welcher auch einen
botanischen Garten enthält, und davor der Schloßplatz, der
schönste und größte freie Platz der Stadt. In der Nähe liegt
der sehenswerte zoologische Garten. Weithin bekannt ist
auch die ausgedehnte Krankenanstalt unter Leitung der barm-
herzigen Schwestern. Zu derselben gehört eine hübsche Kirche,
die nach dem Muster der Peterskirche zu Nom erbaut ist und
auch eine Loretio-Kapelle einschließt. Ein zweites, noch grö-
ßeres Krankenhaus liegt bei der St. Mauritzkirche.
Zu den sonst noch bemerkenswerten Städten des Regie-
rungsbezirks gehört Telgte ander Ems, im Landkreise Mün-
ster, ein berühmter Wallfahrtsort. In demselben Kreise liegt
auch das ehemalige Stift Nottuln mit einer schönen Kirche.
Zn der Nähe von Nottuln befinden sich die Baum berge,
bemerkenswert nicht wegen ihrer Höhe, sondern wegen oes
Vortrefflichen Kalksteins, den sie liefern, und der nicht bloß zu
gewöhnlichen Bauten, sondern auch zu Bildhauerei-Arbeiten
vorzüglich geeignet ist. Zu merken ist ferner die Kreisstadt
Warendorf an der Ems mit einem Gymnasium, Schul-
lehrerseminar und Fabrikanlagen. Beckum liefert vorzüg-
lichen Kalk und Cement, Ahlen fabriziert emaillierte Eisen-
waren. Nicht weit von Ölde, an dem die Köln-Miudener
Eisenbahn vorbeiführt, liegt Stromberg, gleich Telgte ein
vielbesuchter Wallfahrtsort. Lüdinghausen ander Steuer
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Extrahierte Personennamen: Stromberg
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Mün- Nottuln Warendorf Beckum Ahlen
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
78 Das Jsergebirge mit seiner Umgegend.
Die jetzige evangelische Pfarrkirche in Lauban ist erst im Anfang des
18. Jahrhunderts (1703 hatte man mit dem Bau begonnen) erbaut; 1760
bei dem großen Brande, der ganz Lauban einäscherte, mit abgebrannt, wurde
sie erst nach ihrer Wiederherstellung zur Pfarrkirche gemacht an Stelle der 1760
ebenfalls abgebrannten Trinitatiskirche, die überhaupt nicht wieder erbaut wurde
und bis vor zwei Jahren hier als Ruine bestand; jetzt existiert nur noch der
Turm, der das Geläute der evangelischen.gemeinde trägt. In dieser bis zum
Jahre 1760 bestandenen Pfarrkirche spielte sich der beschriebene Vorfall aus
dem Hussitenkriege ab. Die katholische Kirche ist ein vollständig nener, in den
Jahren 1858—1861 aufgeführter Bau.
An dem Eckhause beim Eingange in die Kirchgasse sieht man in Stein ge-
hauen die Figur eines Mannes, welchem Arme und Beine fehlen. Dies soll das
Bildnis des heldenmütigen Pfarrers sein, welcher am 16. Mai 1427, als die
Hussiten Lauban erstürmten, auf den Kirchturm gestiegen war und von dort
aus die Bürger zum Widerstande ermahnt hatte; er wurde dafür von den
siegreichen Hussiten an vier Pferde gebunden und zerrissen. Andre aber sagen,
das Bild stelle den damaligen Besitzer des Hauses, Konrad von Zeidler, vor,
welcher an diesem unglücklichen Tage die Laubaner führte und im Schldfgruude,
in Stücke gehauen wurde.
Aus dem Dreißigjährigen Kriege fand sich bis vor kurzem als Andenken
an dem hölzernen Giebel eines jetzt abgerissenen Hauses vor dem Nikolaithor
ein halbes Hufeisen angenagelt, welches das Pferd des von den Feinden ver-
folgten schwedischen Königs Karls Xii. verloren haben soll, der auf seinem
berühmten Ritt von Bender nach Schweden so schnell durch Lauban sprengte,
daß das Hufeisen bis dort hinauf geschleudert wurde.
Auch am Queiß gelegen ist Greifenberg und mit der Bahn zu erreichen.
Diese Stadt liegt dem Jsergebirge um 15 km näher. Ein guter Fußgänger
kann von hier aus das Bad Fliusberg in drei Stunden erreichen. Greifenberg
hat noch nicht 3000 Einwohner; unter den Gewerben der Stadt nimmt die
Leinenfabrikation, die seit 400 Jahren getrieben wird, die erste Stelle ein.
Die Weberei erhielt größeren Aufschwung, als sich ihres Glaubens wegen aus
Jauer und Neiße vertriebene Weber hier ansiedelten; noch mehr hob sich die
Stadt nach der Besitznahme Schlesiens durch Preußen infolge der weisen Maß-
regeln Friedrichs des Großen zum Schutze der schleichen Industrie. Im Jahre
1609 gab es sechs Handelshäuser für Leinen, nach 1640 mehrten sich dieselben
auf sechsundzwanzig. Im Jahre 1755 wurde die Kaufmannsfocietät, eine Art
Handelskammer, gebildet. In der Leinwandordnung vom 26. April 1788 er-
scheint Greifenberg als eine der fünf Kommerzialstädte des fchlesischen Gebirges.
Jetzt beschäftigen zehn Fabrikanten die meistens auf dem Lande zerstreut woh-
nenden Weber hauptsächlich in der Erzeugung von leinenen Taschentüchern,
Leinwand und Creas, Damast, Handtüchern, Drell, Inlett- und Züchenleinen.
In zwei Leinendruckereien und Färbereien werden bedruckte Schürzen und
Kleiderstoffe hergestellt. Eine mechanische Weberei arbeitet mit 86 Stühlen;
Bleichanstalten gibt es vier. Greifenberg ist eine alte Stadt, über die wir aus
dem Anfang des elften Jahrhunderts sichere Nachrichten haben. In der katho-
tischen Kirche befindet sich eine 1545 angelegte gräflich Schafsgotschische Familen-
grust. Auf einem 3/4 Stunden von der Stadt entfernt liegenden, 420 in hohen
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Zeidler Konrad Karls Greifenberg Greifenberg Friedrichs Greifenberg Weber Greifenberg
Extrahierte Ortsnamen: Lauban Karls Schweden Bad_Fliusberg Schlesiens
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
270 Die Oder und ihre Umgegend von der Quelle bis Brieg.
landete, wo ein Chor niedlicher Bauernmädchen die Aussteigenden empfing und
bei Musik und Gesang bewirtete. Viele Fremde fanden in der Bibliothek und
den Kunstsammlungen des Grafen Unterhaltung; andre ergötzten sich bei den
Ausführungen deutscher Komödien, italienischer komischer Opern, französischer
Trauerspiele, von Pantomimen und Balletten.
Friedrich der Große besuchte im Jahre 1770 den Grafen in Roßwalde
und war durch die Großartigkeit der arrangierten Feste, in denen Schlag auf
Schlag Wunder auf Wunder folgte, überrascht. Hoditz hatte alles aufgeboten,
um den Helden würdig zu empfangen, und alles gelang nach Wunsch. Der
König schenkte dem Grafen zum Danke eine prächtige, mit Diamanten und seinem
Bildnisse verzierte Dose, in der eine Anweisung auf 10 000 Thaler lag. Diese
Einlage mußte dem Besitzer von Roßwalde sehr angenehm sein; denn obgleich
er sehr reich war, lebte er doch in einer solchen Sorglosigkeit, daß seine Aus-
gaben größer wurden als seine reichlichen Einnahmen. Seine Güter ließ er
durch Pächter verwalten, die ihm kaum die Hälfte von dem gaben, was er
hätte fordern können. Er geriet in eine immer bedrängtere Lage und sah
endlich keinen andern Ausweg, als das Anerbieten des Königs von Preußen,
in Potsdam zu wohnen, anzunehmen. Friedrich Ii. bot alles aus, um dem
armen Greise den schweren Schritt zu erleichtern; er räumte ihm und den treuen
Dienern ein geräumiges Haus ein, unterhielt ihm eine gute Tafel und setzte
ihn durch ein beträchtliches Jahrgeld in den Stand, eine Kapelle zu besolden
und selbst noch zuweilen kleine Feste zu geben. Die Musik erfreute den Grafen;
bei süßen Tönen vergaß er die düsteren Vorstellungen, die seinen Geist be-
unruhigten. So verlebte er noch einige Jahre, bis er endlich, da seine Kräfte
erschöpft waren, am 18. März 1778 in feinem 72. Jahre aus dem Leben fchied.
Ratibor. Nur einige Meilen unterhalb der Stelle, an welcher die Zinna
in die Odev geht, liegt in einem anmutigen Teile des Oderthales, rings um-
geben von Hügelland, das nach Norden hin den Charakter der Ebene annimmt,
die von fast 13 400 Einwohnern bewohnte Stadt Ratibor. Ursprünglich war
die Bevölkerung der Stadt slawisch; im 13. Jahrhundert wurde der Ort ger-
mauisiert; unter Karl Iv. und Wenzel erhielt das slawische Element wieder den
Vorzug: man schrieb alles mährisch, sprach polnisch und kleidete sich deutsch.
Im Jahre 1741 wurde das österreichische Herzogtum Ratibor von preußischen
Truppen besetzt und 1745 durch den Dresdener Frieden dauernd mit Preußen
vereinigt. In einer Entfernung von 15—20 km von Ratibor werden Stein-
kohlen gefördert.
Der Boden um die Stadt erzeugt alle Arten von Getreide, Zucker-
rübeu, Raps und Holz; Ackerwirtschaft wird von der Stadtbevölkerung wenig
getrieben, dagegen bedeutender Gartenbau und lebhafter Gemüsehandel, welcher
einen großen Teil Oberschlesiens versorgt. Heute wird in der Stadt Vorherr-
schend deutsch gesprochen, aber in der ländlichen Umgebung slawisch, und zwar
auf dem linken Oderufer böhmisch oder mährisch, auf dem rechten ein mit
vielen deutschen Wörtern untermischtes Polnisch.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Hoditz Friedrich_Ii Friedrich Karl_Iv Karl
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
420 Stadt und Festung Posen.
einer Provinz. Die Straßen sind breit, prächtige Häuser mit eleganten Läden
und großen Spiegelscheiben reihen sich dort aneinander. Elegante Kutschen
rollen an uns vorüber, schwerfällige Landwagen sehen wir ankommen und zu den
Thoren hiuaussahren, stolze Reiter auf geschniegelten Pferden blicken nach dem
bunten Getriebe der lustwandelnden Spaziergänger, unter denen sich der rastlose
Geschäftsmann seinen Weg sucht. Des Abends finden wir Vergnügen an Kon-
zerteu, Theatervorstellungen, Vorträgen; an Nachmittagen finden sich Gelegen-
heiten zu schönen Ausflügen in die Umgegend mit der Bahn (z. B. nach Moschin)
oder mit Wagen; in den besuchtesten Konditoreien liegen viele Zeitungen aus,
in vielen Weinstuben und Restaurationen wird viel gegessen und getrunken;
Droschken, die seit 1345 eingeführt sind, bringen den müden Wanderer nach
Hanse und erleichtern dem eilenden Arzte und Kausmanne den Verkehr.
Das Rathaus. Auf dem Alten Markte in der Stadt zieht das Rathaus
unsre Aufmerksamkeit auf sich. Vor demselben steht eine steinerne Säule aus
alter Zeit, die wir, obgleich sie stark beschädigt ist, noch als einen Pranger er-
kennen. Oben auf der Säule befindet sich eine Figur, welche den Scharfrichter
mit dem zum Hiebe erhobenen Schwert darstellt. Die Jahreszahl 1535 weist
ans die Errichtung des Prangers hin, die übrigen in die Säule eingetragenen
Zahlen auf das Jahr der betreffenden Todesstrafen.
Das Rathaus wurde wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert, bald nach-
dem die Altstadt Posen gegründet war, angelegt. Im Jahre 1508 wurde es
abgebrochen und ein neues Gebäude aufgeführt, das 1535 abbrannte. Durch
einen italienischen Baumeister aus Lucca wurde das Rathaus wieder hergestellt
und durch einen Turm geschmückt, der 1675, vom Blitze getroffen, niederbrannte;
aber schon 1698 war ein neuer Turm vollendet, der zwei Glocken im Gewicht
von 157 und 100 Zentnern trug. Ein Orkan warf 1725 die Spitze des Turmes
mit den Glocken um; erst unter der Regierung des Stanislaus August erhielt
der Turm die neue Spitze, die er noch heute trägt; am 19. Juni 1793 wurde
der große kupferne Adler mit dem Wappen des Königs und der Republik auf
der Brust auf die äußerste Spitze des Turmes gebracht.
Unter den vielen Zimmern und Sälen des Rathauses befindet sich auch
eins, die frühere Folterkammer, in der noch vor hundert Jahren an verdächtigen
Menschen, die nicht eingestehen wollten, glühende Eisen zur Auwendung kamen.
Heute dient die Folterkammer friedlicheren Zwecken; es ruhen dort viele Tausende
von Wertpapieren der Sparkasse und aller städtischen Fonds hinter Schloß und
Riegel. Alle halbe Jahre erscheinen auch noch jetzt in diesem Räume Männer
mit großen eisernen Instrumenten, sie treiben indes ein weniger grausames
Geschäft — es ist die Kassendeputation, welche die Konpons abschneidet.
Schloß. Das Schloß wurde schon 1253 von den Fürsten Przemyslaw
und Boleslaw auf dem Schloßberge angelegt. In demselben residierten die
Fürsten. Später wohnten daselbst die großpolnischen Generale. Als das Schloß
1536 abgebrannt war, baute es der General Gorka wieder aus; im Jahre 1655
nahm der schwedische Kommandant dort seinen Sitz. Da es durch die Schweden-
kriege sehr gelitten hatte, baute es 1783 der General Raczynski wieder aus.
Hier wohnten die polnischen Könige, wenn sie Posen besuchten; hier fanden die
t
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Extrahierte Personennamen: Stanislaus_August August Boleslaw Gorka Raczynski
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
176
Das Waldenburger Bergland.
Kersbach und Weckelödorf. Die Umgegend von Waldenburg dürfen wir
nicht verlassen, ohne noch eine kurze Wanderung nach Süden unternommen zu
haben. Dort müssen wir noch Felsen betrachten, welche äußerst interessant sind,
aber vielleicht doch in höherem Rufe stehen, als sie verdienen. Weil sie mit der
Sudetenkette zusammenhängen und von den meisten Besuchern des Riesengebirges
bewundert werden, müssen wir sie hier in nnsre Betrachtung ziehen, obgleich
die Leute, welche dort wohnen, kaiserlich österreichische Untertanen sind. Wir
wandern nach den Felsen von Adersbach und Weckelsdorf. Diese Felsen hätten
wir schon vonlandeshut erreichen können.
Gehen wir nämlich von dieser Stadt nach
Süden, so erreichen wir bald das am
Bober gelegene kleine Liebau; von dort
gehen wir in südlicher Richtung, indem
wir das Überschaargebirge zur rechten
Hand (südlich) haben, nach dem nnbeden-
tenden Städtchen Schömberg, in welches
wir auch auf angenehmem Wege vom
Kloster Grüssau gelangen können. Von
Schömberg führt uns die Straße in der
Richtung, in der wir von Liebau ge-
kommen sind, weiter nach Merkelsdorf.
Dieses Dorf liegt von Waldenburg aus
südwestlich. Kommen wir von dieser
Stadt, so machen wir unterwegs einen
kleinen Abstecher nach dem berühmten
Kurort Görbersdorf, der kein Mine-
ralbad, sondern eine Heilanstalt für ver-
schiedene Krankheitsformen der Schwind-
sucht ist. Der Ort dehnt sich in einem
schönen Thale aus, dessen Seiten von
hohen, mit Nadel- und Laubholz be-
wachsenen Bergen umschlossen sind. Die
Anstalten daselbst sind großartig einge-
richtet; die eine umfaßt 110 Fremden-
zimmer, zwei Wintergärten, Speise- und
Lesesaal und ist von Parkanlagen um-
geben, die sich weit ausdehnen und uu-
mittelbar an den Wald anschließen. Von
Görbersdorf wendet sich die Straße nach Südwesten; wir stoßen auf einen
von den vielen Orten, die Friedland heißen, und verfolgen die Straße bis
Merkelsdorf. Die deutsche Grenze haben wir bereits überschritten, wir befinden
uns im ersten österreichischen Dorfe und treffen es hier, wie an so vielen
schlesisch-böhmischen Grenzübergängen. Daß wir von vielen Bettelkindern an-
gegangen werden, überrascht uns nicht; aber wir bewundern die Größe, das
Aussehen und die Einrichtung des Weinhanses, das uns durchaus nicht dorf-
mäßig, sondern fast großstädtisch erscheint. Der Wirt findet seine Rechnung;
denn hier herrscht nicht nur im Sommer reger Verkehr, sondern auch im Winter
Eingang in die Felsenstadt.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
I
136 Das Riesengebirge.
auf der Feldmark Erdmannsdorf zu allgemeiner Zufriedenheit als beendet an-
gesehen werden. Schnell wurden die einzelnen Strecken abgesteckt, die Grenz-
steine verteilt, die Wege verzeichnet, die Gemeindewiese bestimmt. So hatte denn
jeder eine kleine Scholle Landes, die er sein eigen, seine engere Heimat nennen
konnte. Alsbald ging es an den Häuserbau; um den Bau von 64 Häusern wurde
petitioniert. Baumeister und Techniker entwarfen Pläne, die geprüft und be-
gutachtet wurden. Nachdem dieselben genehmigt waren, wurde die Arbeit
begonnen. Fleidl mußte die Wünsche seiner Genossen erforschen, wie sie ihre
Stuben und Kammern und Stallungen nach Länge, Breite und Höhe eingerichtet
zu haben wünschten. Das war nun ein Fahren und Graben und Klopfen und
Hämmern bei Tag und bei Nacht. 421 Zimmerleute, 187 Maurer arbeiteten
täglich, und unter diesen Arbeitern waren viele Tiroler. Der festgesetzte Termin
— am 1. Oktober sollten die Häuser fertig sein — konnte trotz allen Fleißes
nicht inne gehalten werden; am 6. November 1838 wurde das erste Gebäude
bezogen; bis zum letzten November standen wenigstens 45 Häuser beziehbar da.
Es mußte noch den ganzen Winter gearbeitet werden, da die anfangs festgesetzte
Zahl der Häuser nicht genügte. Den neuen Besitzern wurde die Pflicht auf-
erlegt, während der ersten zwanzig Jahre nur wieder an Tiroler zu verkaufen.
Es waren im ganzen ungefähr 141500 Thaler Verpslegungs- und Baugelder
von der Regierung gezahlt worden.
So entstand um Erdmannsdorf eine neue Kolonie, die aus drei einzelnen
Teilen besteht und den gemeinsamen Namen Zillerthal führt. Das Zentrum der
Kolonie heißt Mittel-Zillerthal (1374: 32 Häuser mit 436 Bewohnern), zu
Erdmannsdorf gehört Nieder-Zillerthal (11 Häuser mit 63 Bewohnern), zu
Seidorf Hohen-Zillerthal (7 Häuser mit 51 Bewohnern). Die Tirolerhäuser
liegen mitten im Besitze, sind umgeben von den zugehörigen Feldereien und
Gärten. Wohnung, Stallung und Scheune sind zu einem großen Gebäude ver-
einigt. Das erste Haus am Eingange des Dorfes trägt die Inschrift an der
Galerie: „Gott segne den König Friedrich Wilhelm Iii." In ihrem hübschen
Heim begannen die Zillerthaler, sobald sie sich eingelebt hatten, frisch und rührig zu
schaffen und zu arbeiten. Es fehlte ihnen hierzu weder an Lust, noch an Geschick,
noch auch an den nötigen Mitteln; einige befaßten sich mit der Gärtnerei, andre
legten sich auf die Milchwirtschaft, die bald eine gewisse Berühmtheit erlangte.
Viele Sitten aus Tirol haben die schleichen Zillerthaler beibehalten. Tracht,
Sitten und Spracheigentümlichkeiten haben sich auch auf die in Preußen geborene
Generation fortgeerbt. Die großen Filzhüte mit den goldenen Troddeln werden
noch immer direkt aus Tirol bezogen. Die Männer haben die graue Jacke mit
grüner Paspelschnur, die roten breiten Hosenträger und den breiten Leibgürtel
behalten; die kurzen Beinkleider gaben sie in dem kälteren Norden bald auf.
Die Frauen haben schon meist die heimatliche Tracht abgelegt und sie mit der
ihrer Nachbarinnen vertauscht; nur bei besonderen Gelegenheiten werden noch
die kurzen Kleider mit dem schwarzen Samtmieder wieder hervorgeholt. Noch
laden zu Hochzeiten die Hochzeitbitter in nationaler Tirolertracht die Gäste zu-
sammen; zahlreich, oft mit Musik, lenkt der festliche Zug in die Kirche. Dann
läßt sich wohl auch noch das allbekannte Jodeln hören. Die Toten werden,
ganz gegen die Sitte uusrer Landleute, mit möglichst geringem Aufwand be-
stattet. Am Sonntag wird mit Rücksicht auf die Hausfrau und das Gesinde,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm